NACHLESE I
Gesammelte Prosa und Gedichte aus
Zeitschriften
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL
Copyright by
Kober'sche Verlagsbuchhandlung Basel 1953 u. 1990
Druck: Conzett & Huber, Zürich
 
Anmerkung: Die 2. Auflage der „Nachlese” (1990) ist in zwei
Bänden erschienen, wobei der erste Band der „alten” Nachlese
entspricht, in welcher die Kapitel „Jedem Antwort” und „Selbstverständliches”
etwas verändert und vier neue Kapitel eingefügt wurden, während
das Kapitel „Dank” in den zweiten Band wechselte.
Die Seitennummern im Inh.Vz. unten entsprechen keiner Auflage,
sondern beziehen sich auf die hier gegebene Seitenanordnung und Scans der Buchseiten
von der  „alten” Nachlese wurden übernommen.
Die geringfügigen Veränderungen:
nicht farblich unterlegter Text ist in beiden Auflagen gleich,
hell unterlegter Text entspricht der 2.Auflage, dunkel unterlegter
Text ist nur in der 1.Auflage zu finden und wurde in der
2.Auflage weggelassen. Diese Unterscheidung findet sich im
Kapitel „Jedem Antwort” und „Selbstverständliches”, sowie
dem „Inhaltsverzeichnis”, welches in seiner ANORDNUNG
bereits der zweiten Auflage entspricht (zwei Farben bei der
Kapitelanzeige im Inh.Vz. bedeutet eine Titelverschiedenheit
zwischen den beiden Auflagen bei gleichem Inhalt).
 
| INHALT
 | 
Seite
 | 
| 
 
 
NACHLESE I
 
 | 
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| 
Vorwort zur 2.Auflage
 | 
4
 | 
| 
Vorwort zur 1.Auflage
 | 
5
 | 
Über meine Schriften 
    (Flugschrift d. Koberverlags, 1930)
 | 
Hauptverz.
 | 
Warum ich meinen Namen führe 
    (Flugschrift d. Koberverlags, 1927)
 | 
Hauptverz.
 | 
| 
Wer ist Bô Yin Râ? (Magische Blätter, 1924)
 | 
150
 | 
| 
Das Haus der Seele (Magische Blätter, 1920)
 | 
6
 | 
Vorbemerkung zu den «Funken» 
    Deutsche Mantra (Mag.Blätter, 1920)
 | 
7
 | 
| 
Optimistisches Denken (Magische Blätter, 1922)
 | 
11
 | 
| 
Politik als Kunst (Der Türmer, 1922)
 | 
17
 | 
| 
Magie der Zeichen (Magische Blätter, 1924)
 | 
21
 | 
| 
Feilspäne (Magische Blätter, 1925)
 | 
29
 | 
| 
Pro Domo! (Magische Blätter, 1925)
 | 
30
 | 
| 
Dank (Die Säule, 1927)
 | 
42
 | 
| 
Zanoni (Magische Blätter, 1925)
 | 
154
 | 
| 
«Wie sie ihn sahen» (Die Säule, 1930)
 | 
165
 | 
| 
Optimismus (Die Säule, 1932)
 | 
46
 | 
Résumé
Antwort auf eine Anfrage 
    (Die Säule, 1932)
 | 
55
 | 
«Im Spiegel» Eine notwendige Aufklärung 
    (Die Säule, 1933)
 | 
172
 | 
| 
Der oppositionelle Mensch (Die Säule, 1933)
 | 
58
 | 
| 
Jedem Antwort erw. Fassung (Die Säule, 1933)
 | 
68
 | 
| 
Selbstverständliches erw. Fassung (Die Säule, 1933)
 | 
86
 | 
Buchstäbliches Denen, die es angeht 
    (Die Säule, 1934)
 | 
88
 | 
| 
Brief an meine geistigen Schüler (Die Säule, 1934)
 | 
90
 | 
| 
Brief an meine geistigen Schüler (Die Säule, 1934)
 | 
102
 | 
| 
Brief an meine geistigen Schüler (Die Säule, 1934)
 | 
113
 | 
| 
Gefahr der Nacht (Die Säule, 1934)
 | 
122
 | 
| 
Selbsterziehung (Die Säule, 1935)
 | 
125
 | 
| 
IN GEBUNDENER REDE
 | 
127
 | 
| 
Rat (Magische Blätter, 1921)
 | 
128
 | 
| 
Heimkehr (Magische Blätter, 1922)
 | 
129
 | 
| 
Unsterblichkeit (Magische Blätter, 1923)
 | 
130
 | 
Stimmen aus dem Geisterreich 
 Die uns verlassen mußten (Der Türmer, 1924)
 | 
131
 | 
| 
Wille zur Wahrheit (Die Säule, 1931)
 | 
132
 | 
| 
Das Bleibende (Die Säule, 1933)
 | 
134
 | 
| 
Ewigkeitsbestimmtes Finden (Die Säule, 1933)
 | 
135
 | 
| 
Besorgter Freundesliebe zugeeignet (Die Säule, 1933)
 | 
136
 | 
| 
Irdische Behinderung (Die Säule, 1933)
 | 
138
 | 
| 
Geistige Verbundenheit (Die Säule, 1933)
 | 
139
 | 
| 
Orient und Okzident (Die Säule, 1933)
 | 
140
 | 
| 
Erkennungszeichen (Die Säule, 1933)
 | 
141
 | 
| 
Steine (Die Säule, 1934)
 | 
142
 | 
| 
Verborgener Quell (Die Säule, 1934)
 | 
143
 | 
| 
Höchste Herkunft (Die Säule, 1935)
 | 
144
 | 
| 
Notwendiges Irrenkönnen (Die Säule, 1935)
 | 
145
 | 
| 
Trost ist nicht draußen (Die Säule, 1935)
 | 
146
 | 
| 
Friede (Die Säule, 1935)
 | 
147
 | 
| 
Augenwanderungen (Die Säule, 1936)
 | 
148
 | 
| 
An die Säulen des Parthenon (Die Säule, 1936)
 | 
149
 | 
| 
 | 
 | 
| 
 | 
 | 
.Der Verlag freut sich, den Lesern des Werkes 
OO
von Bô Yin Râ die Textsammlung der «Nachlese» 
OO
neu und stark erweitert in zwei Bänden vorzule‐ 
OO
gen.
.Dem Wunsch von Bô Yin Râ entsprechend be‐ 
OO
rücksichtigen beide Bücher nur Texte, die in ir‐ 
OO
gendeiner Form schon einmal im Druck erschie‐ 
OO
nen sind. Dieser erste neue Band unterscheidet 
OO
sich von der bisherigen Ausgabe vor allem durch 
OO
vier hinzugefügte Kapitel. Auch werden die Ab‐ 
OO
handlungen «Jedem Antwort» und «Selbstver‐ 
OO
ständliches» nun in erweiterten Fassungen publi‐ 
OO
ziert, während der «Dank» zum 50. Geburtstag in 
OO
einer Sammlung von drei Dankesadressen im 
OO
zweiten Band seinen Platz gefunden hat. Im 
OO
selbstverfassten Text «Wer ist Bô Yin Râ?» stellt 
OO
der Autor Missverständnisse und Fehlbeurteilun‐ 
OO
gen über seine Person richtig.
.Der zweite Band der somit neuen «Nachlese» 
OO
enthält neben einer Anzahl von Texten über 
OO
 
Kunst aus den Jahren 1913 bis 1920 zahlreiche 
OO
zeit- und situationsbedingte Aufsätze sowie einige 
OO
Buchbesprechungen und persönliche Erinne‐ 
OO
rungen.
.Bern,
.1990                                  Der
.Verlag 
OO
 
.In dieser «Nachlese» wurden neben den bei‐ 
OO
den einleitenden Flugschriften* (Kober'sche Ver‐ 
OO
lagsbuchhandlung Basel) Aufsätze und Gedichte 
OO
Bô Yin Râs vereinigt, die von 1920 bis 1936 in 
OO
den Zeitschriften «Der Türmer» (Verlag Greiner 
OO
& Pfeiffer, Stuttgart) und «Magische Blätter» (ab 
OO
1937 die «Säule», Richard Hummel Verlag, Leip‐ 
OO
zig) erschienen sind. Bô Yin Râ hat alle diese 
OO
Arbeiten nicht in das geschlossene Werk seiner 
OO
Lehre, den «Hortus Conclusus», eingefügt, aber 
OO
in jedem Wort und in jedem Satz ist die innigste 
OO
Verbindung mit dem Lehrwerk fühlbar. In aller 
OO
Welt werden die alten Freunde und Schüler von 
OO
Bô Yin Râ, denen die wirren Zeitläufte die lang 
OO
bewahrten Hefte zerworfen haben, diese Sammlung 
OO
der Aufsätze und Gedichte als lang Erwünschtes 
OO
begrüßen, die Jungen und neu Herzutretenden 
OO
aber, denen ihr Geschick das Buch in die Hände 
OO
bringt, werden manchen heiligen Pfad darin ent‐ 
OO
decken, der sie sicher nach Innen leitet.
.Basel
.1953.                Der
.Verlag 
OO
* Anmerkung: diese beiden Flugschriften, „Warum ich meinen OO
Namen führe” u. „Über meine Schriften”, sind im Haupt- OO
inhaltsverzeichnis (Nr.42/43) gelistet.
 
SIEHE, o Suchender, das Land der ewigen Ge‐ 
OO
staltung steht Dir jederzeit offen!
.Du mußt nur wählen, 
wo Du in ihm Dein Haus 
OO
erbauen willst. ‒ Wohl Dir, wenn Du zu wählen 
OO
weißt mit weiser Wahl!
.In Deinem Hause wirst Du dann ruhig werden, 
OO
denn Du wohnst allda in guter Sicherheit. ‒
.In Deinem Hause, wenn Du recht zu wählen 
OO
wußtest, ist 
Gott kein Fremder mehr. ‒
.Wie einen machtvollen Freund wirst Du ihn 
OO
bei Dir haben. ‒ Viele haben 
Gott gesucht 
OO
und fanden 
Götzen, denn sie wußten nicht, daß 
OO
Gott nur 
dann erscheint, wenn ihm im Lande 
OO
der Seele ein Haus errichtet wurde. ‒
 
SEIT ältester Zeit im alten Indien 
bekannt, 
OO
dem modernen Europäer aber 
fremd gewor‐ 
OO
den, obwohl 
auch hier einst 
Runen und 
OO
«
Zaubersprüche» von solcher Weisheit wuß‐ 
OO
ten, ist die 
magische Einwirkung gewisser 
OO
Laut- 
und Wortfolgen auf die Seele.
.In jeder, besonders in jeder 
vokalreichen 
OO
Sprache, lassen sich solche 
Mantra schaffen, und 
OO
wenn sie wirklich nach okkulten Lautgesetzen ge‐ 
OO
formt wurden, sind sie 
unübersetzbar, da die 
OO
okkulte Wirkung lediglich der, wenn auch nur 
OO
innerlich «gehörten» 
Lautfolge entspringt, 
OO
während der 
Sinn der Worte, erst in 
sekun‐ 
OO
därem Betracht, auch als 
Meditations-Stoff 
OO
in Wirkung treten kann, gleichsam als 
Stim‐ 
OO
mungsmittel der Seele.
.Die altgermanische Literatur ist erfüllt mit an‐ 
OO
gewandter 
Laut-
Magie, und die Liturgie der 
OO
 
griechischen und römischen Kirche stellt zum 
OO
größten Teil nichts anderes als 
Mantra‐ 
OO
Sammlungen dar, geschaffen von weisen Ken‐ 
OO
nern der 
okkulten Lautgesetze. ‒
.Wenn heute die Kirche Roms sich weigert, ihre 
OO
liturgischen Formeln aus dem Lateinischen in 
OO
lebende Sprachen zu übersetzen, so motiviert sie 
OO
zwar diese Weigerung mit der durch Uebersetzun‐ 
OO
gen gegebenen Gefahr einer zwiespältigen Aus‐ 
OO
legung, allein in Wirklichkeit folgt man hier ‒ 
OO
bewußt oder nur dunkel ahnend ‒ 
rein okkul‐ 
OO
ten Gesetzen, weil alle 
okkulte Wirkung 
OO
der in lateinischer Sprache geformten Mantra bei 
OO
solcher Übersetzung 
verloren gehen müßte. ‒ 
OO
.Es ist aber für die 
okkulte Wirkung solcher 
OO
Lautfolgen auf den geistigen Organismus des Men‐ 
OO
schen völlig gleichgültig, ob er den 
Sinn der 
OO
gegebenen Worte «versteht», den «Sinn», der ja 
OO
auch in gänzlich 
anderer Lautfolge ausgedrückt 
OO
werden könnte. ‒ Die okkulte Wirkung solcher 
OO
Lautfolgen tritt erst ein, bei kontinuierlich fort‐ 
OO
gesetzter 
Wiederholung, was manchem ein 
OO
Fingerzeig sein mag, der das «tägliche Ableiern» (!) 
OO
gewisser liturgischer Formeln, wie er es vielleicht 
OO
beim Chorgebet der Mönche irgendwo zu beob‐ 
OO
 
achten Gelegenheit fand, nur als «unsinnige» und 
OO
«geisttötende» Übung aufzufassen vermag....
.Hier ist 
mehr Weisheit in einer traditio‐ 
OO
nell erhaltenen Gepflogenheit als die Anhänger 
OO
der hier in Rede stehenden Religionsform heute 
OO
selber noch ahnen. ‒ ‒ ‒
.Nach diesen kurzen Hinweisen wird man viel‐ 
OO
leicht verstehen, was in den «Funken» gegeben 
OO
ist. ‒
.Möge sich jeder einzelne prüfen, 
welche der 
OO
hier gegebenen Lautfolgen in deutscher Sprache 
OO
‒ auch abgesehen von ihrem «Sinn» ‒ am stärk‐ 
OO
sten zu seiner Seele spricht. Eine 
okkulte Ein‐ 
OO
wirkung auf seinen geistigen Organismus darf 
OO
er allerdings 
erst dann erwarten, wenn er län‐ 
OO
gere Zeit hindurch, 
Tag für Tag, sich unter 
OO
die innere Einwirkung der 
innerlich gefühl‐ 
OO
ten Lautfolgen stellt. Die gleichzeitige 
Meditation 
OO
über den zu erfühlenden «Sinn» der Worte mag 
OO
ihm deren stete 
Wiederholung dabei erleich‐ 
OO
tern.
.Es kann noch gesagt werden, daß bereits viele, 
OO
und darunter sehr urteilsfähige und in kritischer 
OO
 
Selbstbeobachtung geschulte Menschen durch OO
direkte handschriftliche Weitergabe des Autors OO
diese «deutsche Mantra» kennen und seit eini‐ OO
gen Jahren hinlänglich ihre okkulten Wirkungen OO
zu erproben vermochten. (Auch von anderer Seite OO
erfolgte, mit ausdrücklicher Erlaubnis, handschrift‐ OO
liche Weiterverbreitung, nur ist die hier gegebene OO
endgültige Form noch an manchen Stellen weiter OO
bearbeitet.)
ES gibt heute besonders viel Menschen,  die ihre 
OO
geistige Überlegenheit nicht besser beweisen zu 
OO
können glauben, als dadurch, daß sie allen Scharf‐ 
OO
sinn aufbieten, um nur ja in jeder Sache irgend 
OO
etwas «Bedenkliches» zu entdecken: Menschen, 
OO
die aus innerstem Bedürfen heraus jeden har‐ 
OO
monischen Zusammenklang durch ihre Unkenrufe 
OO
stören.
.Was auch immer geschehen mag, ist ihnen An‐ 
OO
laß, 
Unglück zu prophezeien; und ist wirklich 
OO
ein Unglück hereingebrochen, dann können sie 
OO
sich nicht genug tun, um ihren Nebenmenschen 
OO
auch «recht klar» zu machen, wie entsetzlich das 
OO
Unheil sei, das sie betroffen hat. Richtig wütend 
OO
aber werden solche Unglücksmenschen, wenn sie 
OO
einem begegnen, der gar im Unglück noch der 
OO
Hoffnung das Wort spricht, einem, der Gutes aus 
OO
Bösem keimen sieht, wie die Lotosblüte aus dem 
OO
 
Schlamme uralter Teiche; und wenn sie dem Spre‐ 
OO
cher dann ihre volle Verachtung entgegenschleu‐ 
OO
dern, lautet ihr letztes Wort unfehlbar dahin aus: 
OO
er sei ein «
Optimist» und nicht «ernst» zu 
OO
nehmen.
.Ach, daß wir doch nur recht viel solcher «Opti‐ 
OO
misten» hätten! Sie fehlen unter uns, gerade in 
OO
einer Zeit, in der wir sie so bitter nötig brauchen 
OO
könnten.
.Die traurigen «ernsten» Leute, die nicht trübe 
OO
genug in die Zukunft blicken können, ahnen ja 
OO
nicht im Traume, daß gerade sie es sind, die immer 
OO
aufs neue Sand in das Räderwerk der Maschine 
OO
streuen, dorthin, wo wir nichts anderes brauchen 
OO
können, als das wohltuend glättende Öl 
optimi‐ 
OO
stischen Denkens.
.Es liegt eine seltsame Kraft in dem geheimnis‐ 
OO
vollen Vorgang, den wir «Denken» nennen; und 
OO
nur die allerwenigsten Menschen sind geneigt, auch 
OO
nur das Vorhandensein dieser Kraft als möglich 
OO
anzunehmen. Die Natur läßt aber ihrer nicht spot‐ 
OO
ten; und ihre Kräfte wissen zu wirken, einerlei, 
OO
ob der Mensch in stolzer Selbstgefälligkeit dieses 
OO
 
Wirken als «naturgesetzlich» begründet anerkennt, 
OO
oder ob er es mit gleicher Selbstgefälligkeit noch 
OO
leugnet, bis er einmal dran glauben muß. Schon 
OO
daß aller Tat das «Denken» als Vorspann dient, 
OO
sollte ‒ «zu denken» geben. Aber hier ist nicht 
OO
nur vom Denken als Voraussetzung für jedes Tun 
OO
die Rede, sondern ‒ ich möchte hier das 
Den‐ 
OO
ken selbst als Tat gewertet sehen.
.Der Mensch ist mehr als er ahnt: ein Produkt 
OO
dieser Tat, ein Produkt seines eigenen Denkens. 
OO
Mehr als er ahnt, ist er aber auch im Banne der 
OO
Gedanken seiner Nebenmenschen, mag er nun 
OO
willig oder wider seinen Willen diesem unsicht‐ 
OO
baren Antrieb folgen.
.Wer hat es noch nicht erlebt, daß er in nieder‐ 
OO
gedrückter Stimmung plötzlich in die Gesellschaft 
OO
heiterer, hoffnungsfroher Menschen geriet und von 
OO
ihnen derart mitgerissen wurde, daß er schließlich 
OO
allen eigenen Kummer vergaß?
.Wer ist noch niemals in heiterster Stimmung in 
OO
einen Kreis Bedrückter und Hoffnungsloser ge‐ 
OO
raten und ging von ihnen schließlich weg mit be‐ 
OO
drücktem Mut, und aller seiner vorherigen Spann‐ 
OO
kraft wenigstens für Stunden hin verlustig?
 
.Es ist aber gar nicht nötig, daß Menschen ihre 
OO
Gedanken 
aussprechen. Es genügt, besonders 
OO
für sensible Naturen, längere Zeit in der Gesell‐ 
OO
schaft irgendwelcher Menschen zu sein, um von 
OO
ihren Gedanken beeinflußt zu werden. Unmerklich 
OO
stecken Gedanken an, und man bringt die «An‐ 
OO
steckung» mit nach Hause wie einen Schnupfen 
OO
aus der Straßenbahn.
.In neuerer Zeit gibt es eine bereits gewaltig an‐ 
OO
gewachsene Literatur amerikanischer «Erfolgs‐ 
OO
Mystiker», die mit mehr oder weniger Moralität, 
OO
mit mehr oder weniger ethischem Pathos, ihre 
OO
Lehren vorträgt, deren oberstes Axiom heißt: 
OO
«Gedanken sind Dinge!» Nein, Gedanken sind un‐ 
OO
endlich viel wichtiger als «Dinge», sind 
leben‐ 
OO
dige Kräfte und wirken dem Impuls gemäß, 
OO
der sie formte; denn all unser Denken ist ja nichts 
OO
anderes als ein Formen. Wir schaffen keine Ge‐ 
OO
danken aus dem Nichts, sondern wir 
formen 
OO
nur, mittels des Gehirns, gewisse fluidische und von 
OO
einem Menschen auf den 
andern übertragbare 
OO
Kräfte des spirituellen Ozeans, in dem wir leben 
OO
und eingeschlossen sind, wie die Fische im Meer. 
OO
.Aller geheimnisvolle «Einfluß», den gewisse 
OO
Menschen auf ihre Umgebung auszuüben fähig 
OO
 
sind, erklärt sich daraus, daß diese Menschen be‐ 
OO
sonders begabte 
Former der Gedanken‐ 
OO
kraft sind, daß sie ihre Gedankenformen mit 
OO
einem weit stärkeren Impuls zu laden vermögen, 
OO
als die übrigen Menschen um sie her. Gerate in 
OO
die Nähe eines solchen Gedanken-Formers: und 
OO
du wirst, wenn er ein Mensch des geruhigen Lebens 
OO
ist, unwillkürlich selbst ruhig werden, wie groß 
OO
auch die Unruhe war, die dich vorher bewegte. 
OO
Umgekehrt wirst du, ohne es zu wollen, in eine 
OO
nervöse Hast und Unruhe geraten, wenn dieser 
OO
Former, dem du begegnest, ein Mensch der Hast 
OO
und steten Unrast ist. ‒
.Wie können wir nun diese Kräfte, die uns Ur‐ 
OO
natur in unsere Hand gegeben hat, für uns und 
OO
unsere Umwelt nutzbar machen?
.Die Frage fand schon ihre Antwort in dem, was 
OO
ich vorher sagte.
.Indem wir mutig und vertrauensvoll zu ‒ 
OO
denken suchen. Indem wir bestrebt sind, uns 
OO
zu hoffnungssicherer Heiterkeit in unserem Den‐ 
OO
ken ‒ wenn es sein muß ‒ zu 
zwingen. In‐ 
OO
dem wir jeden Gedanken von uns scheuchen, der 
OO
 
uns sagen will, unsere Hoffnung sei eitel Torheit, 
OO
sei durch reale Gegebenheiten schon als Hirn‐ 
OO
gespinst gebrandmarkt und verdammt. «Es ist der 
OO
Geist, der sich den Körper baut» ‒ und es ist 
OO
der 
Gedanke, der unser Wollen und Vollbrin‐ 
OO
gen schafft!
.Wollte ich dies «erklären», dann müßte ich 
OO
tiefste Weisheit der Veden sorgsam zu enthüllen 
OO
suchen, doch hier ist dazu nicht der Raum ge‐ 
OO
geben. Es ist auch nicht nötig: denn die heiligen 
OO
Bücher der Christenheit wissen in 
anderer 
OO
Form auf jeder Seite von der 
gleichen Wahr‐ 
OO
heit zu erzählen; und wer in ihnen suchen 
will, 
OO
der wird für meine Worte hundertfache Belege 
OO
finden.
.In einer Zeit, die alle Früchte 
irren Denkens 
OO
reifen läßt, mag man mir wohl verstatten, auch die 
OO
Heilungskraft des 
rechten Denkens aufzu‐ 
OO
zeigen. Es wird nichts gewonnen mit Trübsalblasen 
OO
und öder Hoffnungslosigkeit! Wer nur die Nacht 
OO
betrachtet, die über uns hereingebrochen ist, ver‐ 
OO
sinkt in Schlaf und Traum... Wir müssen alles tun, 
OO
uns 
wach und wacher zu erhalten, wenn wir 
OO
einen neuen 
Tag erleben wollen.
 
WER den politischen Tageskampf betrachtet, OO
der vermißt am allermeisten die Rhythmik OO
dieses Kampfes. Statt dem Willen zur Einordnung OO
in das allgemeine Ganze, statt dem Willen zur OO
Selbstbehauptung innerhalb der gegebenen Gren‐ OO
zen, findet er allenthalben nur den Willen, den OO
Gegner aus dem Wege zu räumen. Betrachtet man OO
aber Politik als die Kunst der Gestaltung eines OO
lebendigen Gesellschaftsorganismus, dann ist jeder OO
«Gegner» eigentlich nur ein Gegenspieler, der OO
ebenso wie sein Partner daran beteiligt ist, das OO
Kräftegewoge des Ganzen lebendig zu erhalten. OO
Ich glaube, von allen Parteien und in allen Staats‐ OO
gebilden sind in dieser Hinsicht stets die folgen‐ OO
schwersten Fehler begangen worden, am wenigsten OO
noch vielleicht in England, dessen parlamentari‐ OO
sches Gefüge stets vor Katastrophen gesicherter OO
war, weil es ‒ weniger «Kitsch» ist als ander‐ OO
wärts: weil es künstlerischer organisiert ist.
.Wenn «politisch Lied» wirklich so ein «garstig 
OO
Lied» geworden ist, dann dürfte das nicht zum 
OO
kleinsten Teil daran seine Ursache haben, daß man 
OO
in der Kunst der Politik unfruchtbare, mecha‐ 
OO
nisch wirkende Gepflogenheiten an Stelle des 
OO
Gehorsams gegen die ewigen Gesetze alles harmo‐ 
OO
nischen Gestaltens setzte.
.Ursprünglichkeit ist erstes Erfordernis in jeder 
OO
Kunst, und auch die Kunst, die aus der unge‐ 
OO
ordneten «Masse» die «Gesellschaft» bilden will, 
OO
kann ihrer nicht entraten. Wo aber findet man im 
OO
Leben der Parteien noch Ursprünglichkeit?? All‐ 
OO
überall trat an ihre Stelle das «
Parteiprogramm» 
OO
als künstlich kombinierter 
Ersatz. Man weiß im 
OO
voraus, was man sagen 
wird, was man sagen 
darf 
OO
und was man sagen 
kann, bevor der Gegenspieler 
OO
noch das erste Wort gesprochen hat. Und regt sich 
OO
wirklich einmal, gegen alle harte Zucht parteiischer 
OO
Gebundenheit, in der Debatte doch der unter‐ 
OO
drückte Trieb der Urnatur, dann darf der Mann 
OO
der Politik gewärtig sein, daß er aus eigener 
OO
Gefolgschaft ätzende Kritik erhält. Wie aber soll 
OO
bei einer solchen 
Mechanisierung der gestaltenden 
OO
Kräfte jemals 
Leben in die Gestaltung über‐ 
OO
strömen?! Wie soll man jemals zum Gefüge kom‐ 
OO
 
men, wenn sich die Teile stets in sich allein zu 
OO
runden streben und niemals willens sind, die Gren‐ 
OO
zen flüssig zu erhalten, so daß sie bei gegebener 
OO
Gelegenheit sich ineinanderfügen könnten?! Wie 
OO
soll das Ganze in organischer Gestaltung keimen, 
OO
wachsen, blühen und zum Früchtetragen kommen, 
OO
wenn die Kanäle seiner Lebenskraft sich niemals 
OO
aneinanderschließen?!
.Die menschliche «Gesellschaft» ist nur möglich 
OO
als ein 
Organismus gleich dem Körper eines Men‐ 
OO
schen. Gleich wie der Menschenkörper nur ge‐ 
OO
deihen kann, wenn stetig Blut zum Herzen fließt 
OO
und sich von ihm entfernt, so kann auch der Gesell‐ 
OO
schaftsorganismus nur gedeihen, wenn zentripetale 
OO
und zentrifugale Kräfte sich in einem Kreislauf 
OO
zu erneuern streben. Kein Punkt dieses Kreislaufs 
OO
ist zu missen. Sobald man einen Teil daraus ent‐ 
OO
fernen will, muß das organische Leben des Ganzen 
OO
der Vernichtung entgegengehen. In diesem Sinne 
OO
betrachtet, sind alle politischen Parteien einer Zeit 
OO
stets aufeinander angewiesen. Wer sie immer wei‐ 
OO
ter zu trennen sucht, weiter als es sein müßte, treibt 
OO
frevelhaftes Spiel.
.Wir sind zu sehr gewohnt, den analytischen Pro‐ 
OO
zeß des Denkens auch im Leben anzuwenden, und 
OO
 
so zersplittern wir das Leben, statt es zu erweitern. 
OO
Ich bin aber der felsenfesten Überzeugung, daß 
OO
wir niemals zur «Gesundung» kommen können, 
OO
bevor nicht das Bestreben zur 
Synthese an die 
OO
Stelle analytischer Praxis tritt, im Leben der Par‐ 
OO
teien. Es ist durchaus nicht nötig, daß deshalb die 
OO
einzelne Partei ihren klar umrissenen Charakter 
OO
etwa verliert!
.Nur so kann Politik zur 
Kunst der Gesellschafts‐ 
OO
bildung werden; und nur als Kunst betrachtet, die 
OO
das edelste Gebilde zu gestalten hat, kann sie die 
OO
Menschen derart ineinanderfügen, daß alle sich 
OO
zu einem krafterfüllten Ganzen «formen».
 
WIE ist doch der heutigen Welt so gar vieles 
OO
wieder dicht verschleiert worden, was einst 
OO
den Menschen früherer Tage offenbar war! ‒
.Wie vieles gilt heute nur noch als «
leerer For‐ 
OO
melkram», was ehedem hehres 
Mittel magischen 
OO
Wirkens bildete!
.Wahrlich, die wenigen sind zu zählen, die da 
OO
heute auch nur ahnen, welche magische Macht dem 
OO
Menschen gegeben ist! ‒ ‒ In mancherlei Weise 
OO
wußten die Alten solche Macht zu nützen.
.Wohl waren auch sie gewiß nicht von allem 
OO
Aberglauben frei, allein ihr Aberglaube rankte 
OO
sich nur um ein 
Wissen, das der Nachwelt wie‐ 
OO
der verloren ging und das die Späteren nun allzu‐ 
OO
klug als «Aberglaube» entwerten möchten.
.Hier gilt es sorglichst zu sondern, will man der 
OO
Wahrheit nahekommen!
 
ES sei hier die Rede von der 
Magie der Zei‐ 
OO
chen, deren die Alten ebenso kundig waren, wie 
OO
die Menschen dieser Tage die Kraft des Blitzes zu 
OO
nützen wissen.
.So sehr ist jenes Wissen der Alten gelästert wor‐ 
OO
den, daß man Gefahr läuft, in den Verdacht der 
OO
kritiklosen Schwärmerei zu geraten, redet man von 
OO
diesen Dingen, ohne sie dem Aberglauben zuzu‐ 
OO
rechnen! ‒
.Und doch ist hier vieles verborgen, das einst wie‐ 
OO
der offenbar werden wird, so sehr man auch heute 
OO
derlei mißachten mag! Vergessenes Wissen wurde 
OO
noch immer verlacht!...
.Wer aber ‒ außer den wenigen, die hier kaum 
OO
zählen ‒ weiß heute noch davon, daß gewisse 
OO
geschriebene, graphisch gestaltete oder auch pla‐ 
OO
stische 
Zeichen magische Kräfte in Wirksam‐ 
OO
keit setzen können, sobald sie «geladen» wurden 
OO
mit 
Impulsen, die solche Kräfte zu 
ent‐ 
OO
fesseln vermögen!? ‒
.Doch nicht nur Zeichen, die 
aus irgend‐ 
OO
einem Material der Kundige zu formen weiß, 
OO
üben solche Wirkung aus.
 
.Der eigene 
Körper des Menschen kann durch 
OO
bewußte, entsprechende Haltung zu einem magi‐ 
OO
schen Zeichen werden: ‒ die 
Gebärde kann 
OO
solcher Zeichen Formung sein. ‒ ‒
.Während jedoch das aus fremdem Stoffe ge‐ 
OO
formte magische Zeichen stets in seiner Starre bei 
OO
einmal gegebener Wirkung verharrt, verbindet sich 
OO
den Zeichen, die der menschliche Körper formt, 
OO
zugleich die 
Bewegung, ja es ist möglich, ein 
OO
Zeichen in ein anderes kontinuierlich überzuleiten 
OO
und so die Wirkungsweise mannigfach zu vari‐ 
OO
ieren. ‒
.Zugleich aber wird alle Wirkung ganz erheblich 
OO
gesteigert durch des Wirkenden 
Konzen‐ 
OO
tration auf die geforderte Haltung.
.Nicht 
unwillkürlich darf sich Bewegung 
OO
an Bewegung, Zeichen an Zeichen reihen!
.Nicht 
Neigung persönlicher Gefühle 
OO
darf die Gebärde bestimmen!
.In wohlgeordnetem 
Rhythmus, bedingt durch 
OO
eherne Gesetze jener Sphäre, von der aus die Wir‐ 
OO
 
kung erfolgen soll, muß alle Darstellung magischer 
OO
Zeichen durch den Körper, wie ihre Überleitung 
OO
erfolgen, sollen die unsichtbaren Kräfte tatsäch‐ 
OO
lichen Anstoß erhalten.
.So wie ein chemisches Präparat nur dann in ge‐ 
OO
wünschter Weise herzustellen ist, wenn jede Be‐ 
OO
dingung, die gefordert wird, durch physikalische 
OO
Gesetze peinlichste Erfüllung findet, so kommt 
OO
auch 
magische Wirkung nur zustande, wenn 
OO
der Wirkende sich streng an die Erfordernisse 
OO
seines Wirkens hält, möge er nun die magischen 
OO
Zeichen aus starren Stoffen, oder durch seines 
OO
eigenen Körpers Gebärde und Bewegung for‐ 
OO
men. ‒
Die Weisen der alten Religionen kannten sehr 
OO
genau die Gesetze magischen Wirkens.
.Sie wußten, weshalb sie ihre Liturgien an be‐ 
OO
stimmte Formen knüpften, die strenge eingehalten 
OO
werden mußten.
.Hier ist die Kraft verborgen, die selbst 
Reste 
OO
jener alten Kulte 
heute noch im Dasein hält. ‒ 
OO
 
.Alle Kultgebärde, alle hieratische Haltung bei 
OO
der Ausübung der Riten ist nichts anderes als 
OO
Zeichenmagie! ‒
.Die Wirkung erfolgt auch 
dann noch, wenn 
OO
die Wirkenden längst 
nicht mehr wissen, 
OO
was sie tun, solange sie durch alte Vorschrift sich 
OO
davor bewahren lassen, die Gesetze zu mißachten, 
OO
die allhier in Frage kommen. ‒
.Die 
Deutung, die man solchem Tun zu geben 
OO
sucht, mag sich im Lauf der Zeiten oft genug ge‐ 
OO
wandelt haben, allein die Wirkung 
bleibt und 
OO
ist von jeder Deutung unabhängig. ‒
.Gar manche kultische Gebärde, die man heute 
OO
nur 
symbolisch deuten möchte, stellt ein 
OO
magisches Zeichen dar von wohlerprobter 
OO
Wirksamkeit. ‒
.So ist es denn auch töricht, Liturgien neu zu 
OO
formen, die durch 
symbolische Geste die 
OO
Magie der Zeichen ersetzen möchten.
.Die alten Liturgien hatten sehr erheblich 
an‐ 
OO
deres zu geben, und es wird 
noch jetzt ver‐ 
OO
mittelt, soweit sie in Fragmenten noch erhalten 
OO
sind. ‒ ‒
 
Weit mehr, als alles ausmacht, was sich heute noch 
OO
erhalten hat an magischen Zeichen, die der Wir‐ 
OO
kende durch die Gebärde formt, ist aus der Vor‐ 
OO
zeit überkommen in Gestalt der starren Zeichen, 
OO
die man 
graphisch, in der 
Farbe oder 
OO
plastisch formte.
.Auch hier zeigt sich gar deutlich jenes Wissen, 
OO
das die Weisen alter Religionen einst ihr eigen 
OO
nannten.
.Die 
Deutung, die den Zeichen dieser Art je‐ 
OO
weils aus 
Glaubenslehren wurde, führt hier 
OO
freilich in die Irre. ‒
.Nicht was sie «bedeuten» sollten, ist hier zu er‐ 
OO
fragen, sondern was sie ‒ 
wirkten...
.Nur 
eigenes Erfühlen dieser Wirkung 
OO
kann hier zur Erkenntnis führen, denn noch ist 
OO
diese Wirkung nicht erloschen.
.Soweit die Darstellung der 
menschlichen 
OO
Gestalt im Kunstwerk hier beachtet werden 
OO
muß, kommt auch die Zeichenbildung durch 
OO
Gebärde sehr wichtig in Betracht.
 
.Die religiöse Kunst des Altertums 
OO
bleibt ohne diesen Schlüssel uner‐ 
OO
schlossen.
.Was aber, 
außer solcher Darstellung des Men‐ 
OO
schen, noch an Formen, die einst alten Liturgien 
OO
dienten, uns erhalten ist, wird wiederum so man‐ 
OO
ches Werk sakraler Kunst entschleiern helfen, das 
OO
der 
Magie der Zeichen einst sein Dasein 
OO
dankte. ‒
Es sollen diese Darlegungen nur den Blick auf die 
OO
erwähnten Dinge lenken und 
Ehrfurcht lehren 
OO
vor der 
Weisheit jener Alten, die weit weniger 
OO
dem Aberglauben ausgeliefert waren, als das heu‐ 
OO
tige Geschlecht vermuten möchte.
.Die Zeichen magischen Charakters, die sich heute 
OO
noch in alten Tempeln, Kirchen und Museen fin‐ 
OO
den, sollen hier wahrlich nicht etwa «gedeutet» 
OO
werden!
.Wer sie 
gedeutet wissen möchte, zeigt da‐ 
OO
mit, daß er sie für 
Symbole hält, und weiß noch 
OO
nicht, daß sie nur im 
Erleben sich enthüllen, 
OO
 
durch die 
Wirkung auf die Seele, die auch 
OO
heute noch von ihnen ausgeht, gibt man sich 
OO
dieser Wirkung willig hin und läßt die Glaubens‐ 
OO
lehren ruhig 
unbeachtet, die sich seit alter 
OO
Zeit schon um ihr Dasein ranken.
.Wer nur ein weniges von dem 
erlebt, was 
OO
hier erlebbar ist, der wird durch die 
Erfahrung 
OO
in sich selbst verlernen, lächelnd nur und 
OO
überheblich auf das Wissen jener Alten tief herab‐ 
OO
zusehen, das sie 
Magie benannten. ‒
 
IST dir eine Pforte verschlossen, so darfst du noch 
OO
lange nicht glauben, es sei niemand im Hause! 
OO
Durch Brillen muß man 
sehen, auf Stühle sich 
OO
setzen, wenn man ihre Güte prüfen will, ‒ aber 
OO
man darf es nicht 
umgekehrt machen wollen... 
OO
Wenn Rauch aus dem Schornstein steigt, so 
OO
schließe nicht immer daraus, daß man im Hause 
OO
Kuchen backe!
Aus mancher Tasche klingt es wie Klang harter 
OO
Taler; dreht man sie aber um, so fallen nur 
OO
Schlüssel heraus...
Bäume, die sich im Sturme 
biegen, können sehr 
OO
gerade gewachsen sein.
 
DROHENDE Wetterwolken umragen hochauf‐ 
OO
geschichtet allenthalben das Leben der Völker 
OO
in diesen Tagen.
.Erhebliche Fragen harren der Antwort, die be‐ 
OO
stimmend sein wird, weit über unsere Zeit hinaus, 
OO
lebenformend für kommende Generationen.
.Wahrlich: das äußere Leben scheint nicht mehr 
OO
Zeit zu lassen zu stiller Einkehr und Versenkung! 
OO
.Allzusehr lasten die Nöte des Tages auf diesem 
OO
Geschlecht. Und dennoch reichen die Lasten des 
OO
materiellen Lebens keineswegs aus, die Seelen die 
OO
innere Not vergessen zu lassen, die weit herbere 
OO
Qual verursacht als alle irdische Daseinssorge. ‒ 
OO
.Oft scheint man zu fühlen, daß hier 
Wechsel‐ 
OO
wirkung besteht, so daß die 
äußere Not 
OO
 
längst 
behoben wäre, wüßte man sich der 
OO
inneren endlich zu erwehren... Wohl denen, 
OO
die noch in alten, engen Gehegen sich geborgen 
OO
fühlen, ausreichend getröstet durch ihrer Seelen‐ 
OO
hirten tröstendes Wort!
.Unzählige aber sind Pferch und Hirtenhut ent‐ 
OO
ronnen.
.Es trieb sie hinaus auf freie Weide und jeder 
OO
suchte eine Tränke die ihm kein anderer trüben 
OO
könne.
.Wie sehr sie alle noch der Hürde bedurften, 
OO
wußten sie nicht. ‒
.Man sucht in tollem Taumel zu vergessen, was 
OO
man nicht vergessen kann, um stets aufs neue, 
OO
wenn auch nur für Augenblicke aus dem Rausch 
OO
erwacht, zu fühlen, daß die Sehnsucht nach Er‐ 
OO
lösung aus der Seele irrer Angst sich nicht ersticken 
OO
läßt.
.Daß man sich 
selber helfen könne, ahnt man 
OO
nicht. ‒
 
.So sucht man, einstmals seiner wilden Freiheit 
OO
allzufroh, nun allenthalben wieder nach einer 
OO
sicheren Hut, nach Führung und Geleit.
.Weit mächtiger, als sich so mancher Prediger 
OO
vor leeren Bänken träumen läßt, ist heute ein 
OO
heißes Verlangen nach dem 
Seel-
Sorger in 
OO
den Seelen! ‒
.Wenn irgend einem Menschen unserer Tage sich 
OO
die Not der Seelen bis in ihre dichteste Verborgen‐ 
OO
heit enthüllte, so wurde dies mir durch mein 
OO
Schicksal bestimmt, die Lehre verkünden zu müs‐ 
OO
sen, die allein solche Not aus dieser Welt schaffen 
OO
kann!
.Unsagbares seelisches Elend wurde 
OO
mir vertraut und ich lernte wahrhaftig durch die 
OO
Erfahrung, daß es kein größeres Glück auf Erden 
OO
gibt, als anderen 
helfen zu können...
.Nichts anderes möchte ich lieber tun, als Tag 
OO
und Nacht allen denen 
persönlich Hilfe brin‐ 
OO
gen, die ihrer bedürfen!
.Kein irdischer Lebensberuf erscheint mir be‐ 
OO
neidenswerter, als der des Sorgers um das Heil der 
OO
Seelen; und wie der Seelensorger 
denen fehlt, 
OO
 
die ihn nicht mehr 
in einer Religions‐ 
OO
gemeinde suchen können, da ihre Seele Zwang 
OO
und Nötigung in Glaubensdingen nicht erträgt, das 
OO
wurde mir in jahrelanger Hilfsbereitschaft Tag für 
OO
Tag bestätigt.
.Aber jeglichem menschlichen Wirken sind 
be‐ 
OO
stimmte Grenzen gezogen, soll es sich nicht 
OO
im Uferlosen verlieren, und so sah auch ich mich 
OO
denn 
gezwungen, von aller 
persönlichen 
OO
Hilfeleistung 
abzustehen, um weiter auf 
jene 
OO
Weise helfen zu können, die mir 
allein obliegt. 
OO
.Mehr als alle, deren 
Briefe ich nicht mehr 
OO
beantworten, deren 
Besuche ich nicht mehr an‐ 
OO
nehmen kann, leide ich 
selbst darunter, daß ich 
OO
durch Pflicht und selbstauferlegten Gehorsam gei‐ 
OO
stig hoher Weisung gegenüber, in harter 
Zwangs‐ 
OO
lage bin, mich auf 
Anderes konzentrieren zu 
OO
müssen und den Wünschen nicht willfahren 
OO
darf, die mein persönliches Eingehen auf die 
OO
Not des 
Einzelnen noch täglich von mir for‐ 
OO
dern. ‒  ‒ ‒
.Was mir zu geben obliegt, ist freilich 
trotz‐ 
OO
dem jedem Einzelnen gegeben, ‒ nur möge er 
OO
 
sich genügen lassen an der 
Form in der ich es 
OO
geben muß, ‒ durch den Buchdruck allen zu‐ 
OO
gänglich, ‒ nicht anders als wenn es 
für einen 
OO
Einzelnen allein geschrieben wäre!
.Mit gutem Willen und einiger Selbstversenkung 
OO
ist es wahrlich jedem Einzelnen möglich, aus dem 
OO
was ich der Welt gegeben habe, 
die Folgerungen 
OO
zu ziehen, die 
seinen Einzelfall jeweils klären, 
OO
und ihn zur 
Selbsthilfe leiten.
.Und bleibt er nicht nur «
Leser» dieser Bü‐ 
OO
cher, sondern sucht sein ganzes 
Leben den in 
OO
ihnen aufgestellten Maximen anzupassen, dann 
OO
wird er 
erst recht persönlicher Nachhilfe nicht 
OO
mehr bedürfen. ‒ ‒
.Es wird in unseren Tagen viel zu viel Wert auf 
OO
«
persönlichen Einfluß» gelegt und das 
OO
«
gesprochene Wort» wird weit überwertet. 
OO
.Man übersieht geflissentlich, daß durch das Ohr 
OO
vernommene Rede und der persönliche Einfluß 
OO
zugleich 
Verführungsmittel sind, die ihrer‐ 
OO
seits gar oft 
auch dann bestimmen können, 
OO
wenn das Mitgeteilte 
allein keineswegs genügt 
OO
haben würde, Zustimmung zu erwirken. ‒
 
.Weder meine eigene Neigung noch irgend eine 
OO
verstandesmäßige Erwägung haben mich veran‐ 
OO
laßt, den 
Buchdruck als das Verbreitungs‐ 
OO
mittel der Lehre zu wählen, die ich zu verkünden 
OO
habe.
.Ich gehorche auch hier nur einer geistigen Wei‐ 
OO
sung die für mich 
verpflichtend ist und weiß 
OO
die hohe 
Weisheit voll Ehrfurcht zu würdigen, 
OO
die mir in dieser Weisung kund ward...
.Sollen wahre 
Seel-
Sorger kommen um 
OO
das, was mir zu geben obliegt, 
persönlich und 
OO
durch das 
gesprochene Wort gleichsam in 
OO
kleiner Münze weiterzugeben, so werden sie er‐ 
OO
stehen 
ohne mein Zutun.
.Noch aber sehe ich im Ratschluß der geistigen 
OO
Welt solchen Plan 
nicht erwogen, und 
warne 
OO
jeden, etwa einer Stimme zu vertrauen, die ihm 
OO
zuraunen möchte, er sei für solches Seelsorgeramt 
OO
berufen!
.Die 
wirklich Berufenen, 
wenn sie einst 
OO
gesandt werden 
sollten, werden 
weise, im 
OO
ganzen Ausmaß des Wissens ihrer Zeit 
OO
erfahrene Männer und Frauen sein, die selbst 
OO
 
das Leben in allen Verflechtungen 
OO
kennenlernten, und denen 
kein Irrweg un‐ 
OO
bekannt sein wird, dem jemals die Seele bei 
OO
ihrem Suchen nach dem höchsten Lebensziele Ver‐ 
OO
trauen schenkte um an seinem Ende sich enttäuscht 
OO
in einer Wüste zu finden. ‒
.Es werden Menschen sein, die 
selbst die 
OO
letzte Gewißheit erlangten, an Hand der 
OO
Lehre die ich zu verkünden habe, und ihre Wei‐ 
OO
sung werden sie von 
gleicher Stelle empfangen, 
OO
von der die durch mich nur 
verkündete Lehre 
OO
ihren Ausgang nimmt! ‒ ‒
.Doch, wenn ich auch wahrlich mit aller Be‐ 
OO
stimmtheit solcher «Seel-Sorger» 
Art bezeichnen 
OO
kann, so ist es mir dennoch versagt, zu bestimmen, 
OO
daß sie erscheinen möchten.
.Ich kann zur Zeit nur auf die 
Bücher verwei‐ 
OO
sen, in denen ich alles niederlegte, was gegeben 
OO
werden soll, und deren Zahl ich noch vermehren 
OO
muß, ‒ nicht um etwas 
Unerwähntes noch 
OO
zu sagen, sondern um die Lehre so vollkommen 
OO
wie nur irgend möglich, 
von allen Seiten 
OO
her zu beleuchten.
 
.Es ist zwar gesagt worden: «
Wer dem Altare 
OO
dient, 
soll auch vom Altare essen», aber 
OO
wer etwa wähnen sollte, ich hätte meinen Lebens‐ 
OO
unterhalt aus diesen Büchern, der wäre wahrlich 
OO
übel beraten und meine Verleger könnten ihn eines 
OO
Besseren belehren!
.Nur zu gerne möchte ich es ermöglichen können, 
OO
daß jeder, dem es schwer fällt, auch nur das 
OO
Wenige aufzubringen, was zum Erwerb der Bücher 
OO
nötig ist, sie 
umsonst erhalten würde.
.Da ich aber selbst der Sorge um des Lebens Not‐ 
OO
durft keineswegs enthoben bin, kann ich mir eben‐ 
OO
sowenig diesen Wunsch erfüllen, wie den, alle an‐ 
OO
deren Menschen solcher Sorge zu entheben.
.Man hat in früheren Zeiten wahrlich oft 
mehr 
OO
geopfert um seiner Seele willen! ‒
.Hier aber handelt es sich um eine Lehre, die 
OO
wahrhaft Erlösung bringt, und jedes dieser 
OO
Bücher wurde einzig und allein aus der Pflicht her‐ 
OO
aus niedergeschrieben, die 
Lehre des Lich‐ 
OO
tes, die Kunde von der geistigen 
Wirklich‐ 
OO
keit, allen Suchenden nahezubringen.
 
.Darüber hinaus aber lasten wahrlich noch 
an‐ 
OO
dere Pflichten auf mir, ‒ solche 
geistiger, 
OO
und solche 
irdischer Art, ‒ deren jede genü‐ 
OO
gen könnte, die Kraft eines Menschen 
allein zu 
OO
absorbieren. ‒
.Die mir im äußeren Leben nahestehen, wissen 
OO
darum und sind bemüht, soweit es ihnen möglich 
OO
ist, mir meine Bürde zu erleichtern.
.Ich darf aber wohl auch erwarten, daß die Leser 
OO
meiner Schriften, denen ich nur 
geistig nahe‐ 
OO
kommen kann, einiges Verständnis dafür haben 
OO
werden, daß alle Menschenkraft ihre Grenzen fin‐ 
OO
det, und daß ein Mensch der ihnen alles was er zu 
OO
geben hat, 
durch das gedruckte Wort er‐ 
OO
reichbar macht, nicht überdies noch jedem 
OO
Einzelnen 
persönlich zur Verfügung stehen 
OO
kann! ‒
.Daß ich aber 
Mensch bin, und in allen Din‐ 
OO
gen 
irdischen Lebens 
anderen Menschen 
OO
gleich, könnte aus allen meinen Schriften wahr‐ 
OO
haftig auch 
jenen klar geworden sein, die da, 
OO
verwirrt durch phantastische okkultistische Bücher, 
OO
nur allzu geneigt sind, in einem Menschen meiner 
OO
 
Art einen 
mysteriösen Zauberer zu sehen, 
OO
dem es ein Leichtes sein müsse, alles Geschehen 
OO
nach seinem Wohlgefallen zu lenken.
.Wer da von mir erwartet, daß ich, als ein rech‐ 
OO
ter Wundermann, im Handumdrehen alle Folgen 
OO
seines törichten, verkehrten Strebens aus der Welt 
OO
zu schaffen wüßte, ‒ der erwartet 
zu viel von 
OO
mir und darf sich nicht wundern, wenn die Wirk‐ 
OO
lichkeit ihn ernüchtern muß. ‒
.In etwas 
abgeschwächter Form hegen aber 
Alle 
OO
solche Erwartung, die sich in ihren besonderen 
OO
Seelennöten an mich wenden, oder gar erhoffen, 
OO
eine persönliche Begegnung mit mir müsse alle 
OO
Nebel ihres Inneren zerreißen und sie mit einem 
OO
Schlage zu «Wissenden» werden lassen. ‒
.Wer immer mir persönlich begegnet ist, der wird 
OO
bezeugen können, daß keiner derer, die geheimnis‐ 
OO
volle Schauer um mich her erwarten, auf seine 
OO
Rechnung käme...
.Ich halte es vielmehr für meine Pflicht, auch 
OO
den leisesten 
Anschein zu vermeiden, der so 
OO
gedeutet werden könnte, als benötige 
wirkliche 
OO
geistige Würde irgend einer irdischen Drapierung. 
OO
 
.So mag sich denn mancher getrösten, der meine 
OO
persönliche Nähe nur suchte, weil er in mir einen 
OO
Menschen zu finden glaubte, der verlernt hätte: 
OO
‒ 
Mensch zu sein!
.Ich würde unwahr, wollte ich nicht verstehen, 
OO
daß man 
die Menschen beneidet, die mir auch in 
OO
meinem 
äußeren Leben nahestehen, ‒ die mir 
OO
als 
persönliche Freunde teuer sind.
.Aber mag auch alles Schicksal das mein Erden‐ 
OO
leben formt, die Elemente irdischen, alltäglichsten 
OO
Geschehens in sich bergen, so wird man doch dem, 
OO
was man «
Zufall» nennt, in meinem ganzen 
OO
Dasein, von Geburt an bis zu meinem Tode hier 
OO
auf Erden 
nicht begegnen.
.Nichts war hier 
Willkür überlassen, 
OO
nichts wird jemals nur durch meine 
Wünsche 
OO
zu bestimmen sein. ‒
.So aber konnte ich auch nicht bestimmen, wer 
OO
mir Freund werden sollte und wer nicht, und wo 
OO
ich es in früheren Tagen, meiner Menschenliebe 
OO
nicht genugsam Herr, doch zu bestimmen 
suchte, 
OO
dort ward mir in der Folge nur zu klar gezeigt, daß 
OO
 
ich vermessentlich in den Bereich der Regionen 
OO
die mich 
geistig tragen, eingegriffen hatte... 
OO
.Wie weit aber auch der Kreis derer, die mir 
OO
persönlich nahestehen, sich 
erweitern las‐ 
OO
sen möchte: ‒ 
niemals könnte er alle um‐ 
OO
fassen, 
die meine Bücher lesen und durch 
OO
sie erfahren von der Lehre die ich zu künden kam. 
OO
.Sie 
alle aber ‒ soweit sie wirklich nach der 
OO
Lehre 
leben ‒ bilden eine geschlossene Kette, 
OO
deren sämtliche Glieder mir in gleicher Weise nahe‐ 
OO
stehen, mögen sie mir nun 
persönlich bekannt 
OO
sein oder nicht. ‒ ‒
.Jeder, der neu hinzukommt, schmiedet 
sich 
OO
selbst dieser Kette ein und wird von dem 
OO
Kraftstrom durchdrungen, der durch die ge‐ 
OO
schlossene Kette fließt...
.Diesen 
allen aber gehört das Werk meines 
OO
Erdenwirkens, und nicht nur ihnen 
allein, son‐ 
OO
dern in gleicher Weise 
allen, die 
nach ihnen 
OO
kommen! ‒ ‒
 
ES sind mir zu meinem fünfzigsten Geburtstag 
OO
(25. Nov. 1926) 
fast unzählige Glück‐ 
OO
wunschbriefe und Telegramme ins Haus geflogen, 
OO
so daß meine anfängliche Absicht, jedem einzelnen 
OO
Gratulanten persönlich zu danken, sich leider als 
OO
unausführbar erweist, und ich mich in der 
OO
Zwangslage sehe, wenigstens von den Lesern dieser 
OO
Zeitschrift («Die Säule») die Erleichterung erbit‐ 
OO
ten zu müssen, daß sie mir gütig erlauben, ihnen 
OO
auf 
diese Weise von Herzen Dank zu sagen. ‒ 
OO
.Wenn auch der so überreich gefeierte, mit Blu‐ 
OO
mengrüßen und Geschenken bedachte Tag für mich 
OO
nur insofern von besonderer Bedeutung war, als 
OO
noch vor kurzer Zeit nicht allzu sicher stand, daß 
OO
ich ihn in dieser Sichtbarkeit erleben würde, so 
OO
waren mir doch diese unerwartet zahlreichen Zei‐ 
OO
chen der Liebe und Verehrung, die mir aus aller 
OO
Welt zugesandt wurden, Anlaß gerührter Freude 
OO
 
und Dankbarkeit genug, um ihn in frohem Fest‐ 
OO
empfinden und mit heißen Segenswünschen für 
OO
Alle, die mich liebend zu ehren suchten, als rech‐ 
OO
ten «Feiertag» zu begehen. ‒ ‒
.Freilich nehme ich die mir entgegengebrachte 
OO
Liebe und Ehrung auch gewiß nicht 
für mich 
OO
persönlich in Anspruch, sondern sehe in dem 
OO
allen nur die freudige Dankbarkeit der Seelen, die 
OO
an Hand der durch meine Bücher der Welt wieder‐ 
OO
geschenkten Lehren, beglückt zu sich selber fan‐ 
OO
den, und in sich selbst zu ihrem 
lebendigen 
OO
Gott.
.Daß ich noch weiterhin allen zum Lichte Stre‐ 
OO
benden auf den Weg helfen darf, ist für mich das 
OO
schönste Geschenk des Himmels, denn ich weiß 
OO
nur zu gut, welche Aufgaben noch darauf warten 
OO
von mir getan zu werden...
.In Zeiten hoher religiöser Kultur ist es verhält‐ 
OO
nismäßig ein Leichtes, den Weg zum Lichte zu 
OO
zeigen, da im Vorstellungsleben Aller die grund‐ 
OO
legenden Voraussetzungen gegeben sind, die zu‐ 
OO
nächst einmal da sein müssen, soll einige Hoffnung 
OO
bestehen daß es gelinge, die Augen der ernstlich 
OO
Suchenden zu öffnen.
 
.Heute aber gilt es vor allem, erst einmal diese 
OO
Voraussetzungen 
wieder zu schaffen, und 
OO
der Weg der gezeigt werden soll, ist überdies der‐ 
OO
art von dürrem und grünem Gestrüpp überwuchert, 
OO
daß es vonnöten ist, ihn erst wieder zu 
bahnen 
OO
und allenthalben neue Wegmarken zu setzen, da‐ 
OO
mit der Suchende vor den verderblichsten Irr‐ 
OO
gängen bewahrt werde. ‒
.So sehe ich denn bis heute 
noch kaum das 
OO
Allernötigste getan, wenn meine Lebensauf‐ 
OO
gabe wirklich erfüllt werden soll, und mehr denn 
OO
je bin ich mir heute der Tatsache bewußt, daß mein 
OO
Wirken durchaus nicht außerhalb der Gesetze 
OO
steht, die jegliches menschliche Schaffen bestim‐ 
OO
men, so daß auch in meinem Verkündigungswerke 
OO
ohne Zweifel die Linie einer allmählichen Entfal‐ 
OO
tung einst feststellbar sein wird, sei es auch nur im 
OO
Hinblick auf die Fähigkeit, das oft fast Unsagbare 
OO
in Worten menschlicher Sprache zum Ausdruck zu 
OO
bringen...
.Aus innerster Gewißheit kann ich sagen, daß 
OO
ich wohl auch nach weiteren fünfzig Jahren, wenn 
OO
solches im Bereich der mir bestimmten irdischen 
OO
Lebensbahn gegeben wäre, mich noch in gleicher 
OO
 
Weise erst am Beginn meines Wirkens fühlen 
OO
würde, denn keine Kunst der Sprache ist jemals 
OO
vollendet genug, um dessen wahrhaft würdig zu 
OO
werden, was ich meinen Mitmenschen hier auf 
OO
Erden zu Bewußtsein bringen soll! ‒ ‒
.In solcher Erkenntnis weiterwirkend, danke ich 
OO
allen die den «Weg» betreten haben, daß sie nicht 
OO
Anstoß nahmen an dem was etwa Mangel mensch‐ 
OO
lichen Ausdrucksvermögens nicht zu faßlichster 
OO
Verständlichkeit kommen ließ, und sich an das 
OO
unmißdeutbar Gegebene hielten, das in 
OO
ihrem eigenen Herzen Widerhall fand, um so zur 
OO
Gewißheit auch dessen zu gelangen, was meine 
OO
Worte noch im Dunkel lassen mußten!
.Möge es mir beschieden sein, den Pfad immer 
OO
mehr erhellen zu dürfen, zum Besten derer, die ihn 
OO
bereits betreten haben, wie nicht minder aller 
OO
jener, die ihn, durch meine Worte bewegt, zu‐ 
OO
künftig in sich suchen wollen! ‒
 
WER diese Überschrift liest, der wird kaum ver‐ 
OO
muten, daß ich hier in allererster Linie vor 
OO
allzu überschwenglichem Optimismus 
warnen 
OO
will.
.Die Zeit scheint eher zu fordern, daß man un‐ 
OO
bedingten Optimismus dringlichst anempfehle, da 
OO
die gegenteilige: also 
pessimistische Auf‐ 
OO
fassung des Lebens beinahe zur Norm geworden 
OO
ist.
.Aber ich will ja auch ganz gewiß nicht als 
OO
Anwalt des 
Pessimismus sprechen, obwohl ich 
OO
gut begreife, daß er nicht nur den 
ängstlichen 
OO
Leuten, sondern sogar recht resoluten Naturen 
OO
heute beinahe als die einzige, durch den Gesamt‐ 
OO
zustand einer ermüdeten und verquälten Welt auf‐ 
OO
gedrungene, mögliche Gemütshaltung erscheint.
.Ich will vielmehr vor den vielen Äußerungsfor‐ 
OO
men 
unberechtigten optimistischen Hoffens 
OO
warnen, die immer 
dann ihre weiteste Verbrei‐ 
OO
 
tung erreichen, wenn sich die Bedingungen des 
OO
äußeren Lebens nicht mehr im Einklang finden 
OO
mit den persönlichen Anforderungen der Lebens‐ 
OO
Erhaltung und der 
Freude am Dasein. ‒ ‒
.Die 
zuversichtliche Auffassung aller Ge‐ 
OO
schehnisse, aus dem Vertrauen heraus, daß zu guter 
OO
Letzt alles Wirre sich entwirren, alles Unharmo‐ 
OO
nische harmonisch ausklingen müsse, und alles 
OO
Ungute nur die Vorstufe für ein kommendes Gute 
OO
darstelle, ‒ ist gewiß von großer Bedeutung, und 
OO
ihre fördernde, steigernde Wirkung auf das Leben 
OO
läßt sich kaum hoch genug werten.
.Es darf aber nicht vergessen werden, daß ein 
OO
solcher Lebenswert 
nur dann vorliegt, wenn 
OO
die optimistische Auffassung des Geschehens in 
OO
sich 
begründet ist.
.Der Optimismus 
um jeden Preis, ‒ auch 
OO
wenn ein vernünftiges Abwägen der gegebenen 
OO
Umstände klar zeigt, daß die 
Vorbedingungen 
OO
zu einem guten Ausgang des Geschehens fehlen, ‒ 
OO
ist entweder Folge bequemen Leichtsinns, oder 
OO
eines Denkfehlers.
.Manchen Menschen fehlt einfach «das Talent» 
OO
zum Optimismus, und wenn sie sich dann einmal 
OO
 
aufraffen, um es mit dem optimistischen Denken zu 
OO
versuchen, machen sie die Sache sicher so unge‐ 
OO
schickt wie möglich und versuchen 
gerade dort 
OO
Zuversicht in sich zu erkrampfen, wo der geborene 
OO
Optimist ‒ recht 
pessimistisch urteilen würde. 
OO
.Es ist, ‒ nebenbei gesagt, ‒ ja auch zweifel‐ 
OO
los 
viel leichter, eine pessimistische Lebens‐ 
OO
auffassung zu pflegen, weil es eben leichter ist, 
OO
vorsichtig und ängstlich zu sein, als 
zuver‐ 
OO
sichtlich, 
wagemutig und 
lebensver‐ 
OO
trauend! ‒ ‒
.Richtiger Optimismus ist eine durchaus 
aktive 
OO
Haltung, und selbst der «geborene» Optimist (der 
OO
übrigens viel seltener ist, als gemeinhin angenom‐ 
OO
men wird) kann seinen Optimismus nur erhalten 
OO
durch bestimmte, aktive Willensrichtung. Der in 
OO
sich gesunde, 
verantwortbare Optimismus 
OO
beruht nicht auf einer angeborenen 
Neigung, 
OO
oder erstrebten 
Hinwendung zum optimisti‐ 
OO
schen Denken, sondern ruht zutiefst begründet in 
OO
erdenmenschlicher 
Lebenserfahrung, ‒ sei 
OO
es die 
eigene, die durch Andere 
vermittelte, 
OO
oder die an Anderen 
wahrnehmend erwor‐ 
OO
bene Erfahrung.
 
.Es ist 
Erfahrungstatsache, daß die opti‐ 
OO
mistische Einstellung dem uns angehenden Ge‐ 
OO
schehen gegenüber, nicht nur das 
eigene Leben 
OO
froher und tatkräftiger erhält, sondern auch in 
OO
gutem Sinne «ansteckend» auf 
unsere Mit‐ 
OO
menschen einwirkt, so daß durch vereinte, er‐ 
OO
höhte Tatfreudigkeit Umwandlungen des Ge‐ 
OO
schehens zu unseren Gunsten eintreten können, 
OO
die bei einer weniger vertrauenserfüllten Haltung 
OO
unmöglich gewesen wären.
.Es ist auch durchaus keine bloße Behauptung, 
OO
daß wir durch unser 
Denken, ‒ auch wenn es 
OO
niemals durch gesprochene oder geschriebene Mit‐ 
OO
teilung weitergegeben wird, ‒ in einem verhält‐ 
OO
nismäßig recht bedeutsamen Grade 
äußeres 
OO
Geschehen beeinflussen können, was sich 
OO
dann solcherart auswirkt, daß der 
pessimi‐ 
OO
stisch Denkende ebenso das Eintreffen des von 
OO
ihm Erwarteten durch die Kraft seiner Gedanken 
OO
begünstigt, wie der 
Optimistische das Ein‐ 
OO
treffen 
seiner Erwartungen.
.So gibt es zum Beispiel nur zu viele Menschen, 
OO
die sich «vom Unglück verfolgt» glauben, und 
OO
nicht ahnen, daß sie 
sich selbst mit Unglück 
OO
 
aller Art verfolgen, indem sie sich alles nur er‐ 
OO
denkliche Unheil in einem fort 
zu-
denken, 
OO
nur weil ihnen ehedem wirklich einmal ein Un‐ 
OO
glück zugestoßen war, dem noch ein zweites und 
OO
drittes folgte.
.Man wird aber auch Menschen begegnen, die 
OO
durch ein paar Glücksfälle derartig 
glücks‐ 
OO
gläubig wurden, daß sie sich fortan nur noch 
OO
Glückliches zu-zudenken wissen, und daher, 
OO
bestaunenswerterweise, einen «Glücksfall» nach 
OO
dem andern erleben. ‒ ‒
.Das ist alles durchaus nichts Mysteriöses, auch 
OO
wenn die Zusammenhänge solchen Geschehens 
OO
nicht für Jeden offen zu Tage liegen.
.Nur muß man sich, wenn man solche Dinge ver‐ 
OO
stehen lernen will, von der landläufigen Betrach‐ 
OO
tungsart freimachen, als sei dabei irgendwo 
Will‐ 
OO
kür im Spiel!
.Wenn ein reifer Apfel vom Baum fällt, so sieht 
OO
das ja auch recht «willkürlich» aus, und doch hat 
OO
es seine genauen Gründe, warum sich der Stiel 
OO
gerade zu dieser Sekunde vom Zweig lösen mußte. 
OO
 
.Ebenso braucht das, was als Wirkung unserer 
OO
Gedanken sich ereignet, die vorherige Erfüllung 
OO
bestimmter Voraussetzungen.
.So ist denn auch 
optimistisches Denken 
OO
nur dann 
sinngerecht, wenn 
Vorausset‐ 
OO
zungen gegeben sind, die zum guten Ausgang 
OO
eines Geschehens 
berechtigen.
.Vernünftiger Optimismus ist immer das Ergebnis 
OO
sachlich richtiger Beurteilung der je‐ 
OO
weiligen 
Gegebenheiten und erwartet nur das 
OO
Beste, was sich auf Grund der wirklich 
erfüll‐ 
OO
ten Voraussetzungen ereignen kann.
.So ist der wahre Optimist zu Zeiten geradezu 
OO
gezwungen, die Dinge «
pessimistisch» 
OO
beurteilen zu müssen, ‒ dann nämlich, wenn keine 
OO
erfüllten Voraussetzungen für das Zustandekom‐ 
OO
men des Erfreulichen vorliegen. ‒ ‒
.Es ist eine ganz unverantwortliche Kräftever‐ 
OO
geudung, seine Glaubenskräfte für die Erreichung 
OO
eines erwünschten Guten anzuschirren, zu dessen 
OO
Erlangung die Voraussetzungen 
fehlen.
 
.Optimismus, der nicht 
enttäuscht werden will, 
OO
muß nüchterner, unvoreingenommener 
Prüfung 
OO
standhalten!
.Die bloße Illusionsfähigkeit, sich jeden er‐ 
OO
wünschten Zustand, jedes gute Ergebnis, jede Ziel‐ 
OO
Erreichung lebhaft 
vorstellen zu können, be‐ 
OO
rechtigt gewiß noch nicht zum Optimismus!
.Es genügt auch durchaus nicht, daß wir ein uns 
OO
wünschbares Geschehen für 
gut halten.
.Immer bleibt die Art der 
wirklich erfüll‐ 
OO
ten Voraussetzungen dafür bestimmend, 
was in 
OO
gesunder optimistischer Denkweise «herangedacht» 
OO
werden 
darf.
.Alles Andere darf vorerst 
noch nicht er‐ 
OO
wartet werden, und wäre es auch nicht nur ein 
OO
«
wünschenswertes», sondern selbst ein 
OO
dringlich 
nötiges: ‒ ein heiß herbeigesehntes 
OO
notbehebendes Gutes.
.Hier muß sich aller Wille vielmehr darauf rich‐ 
OO
ten, zuerst die 
Voraussetzungen zu schaffen, 
OO
die vernünftigem Optimismus Begründung bieten 
OO
 
können, das erwarten zu 
dürfen, was er als so 
OO
überaus 
not-
wendig erkennt. ‒ ‒
.Man wird aber niemals erkennen lernen, 
wel‐ 
OO
cher Art diese Voraussetzungen sind, solange 
OO
man immer wieder seine Kräfte an Illusionen ver‐ 
OO
zettelt, die jedes, noch unermeßlich weit entfernte, 
OO
erwünschte Geschehen schon in nächster Erreich‐ 
OO
barkeit zeigen.
.Ein solcher 
Fernrohroptimismus, wie 
OO
ich diese verfehlte optimistische Denkweise nennen 
OO
möchte, betört nur durch ein Erwarten, das sich 
OO
immer aufs neue enttäuscht finden muß, und bringt 
OO
das erwartete Gute um nichts näher. Das alles 
OO
gilt sowohl für den 
Einzelnen, wie auch für 
OO
Gruppen von Einzelnen, und für 
ganze 
OO
Völker.
.Es ist ‒ trotz allem bitterem Pessimismus ‒ 
OO
keineswegs zu wenig Optimismus in der Welt, aber 
OO
leider 
viel zu viel falscher, weil 
unbe‐ 
OO
rechtigter Optimismus, vor dem man gar nicht 
OO
eindringlich genug warnen kann!
.Dieses sehend-besorgte Warnen ist besonders am 
OO
Platz in einer Zeit, die ihre Kräfte selbst 
über‐ 
OO
 
bürdet hat, so daß es wahrhaftig dringlichste 
OO
Pflicht ist, nicht an einer der 
lebenförder‐ 
OO
lichsten Kräfte 
Raubbau zu treiben.
.Und eine solche Kraft ist der nüchtern-sachliche, 
OO
durch tatsächlich Gegebenes berechtigte 
OO
Optimismus!
 OO
 
RÉSUMÉ
(Antwort auf eine Anfrage)
 
ALLES, was  ich je  geschrieben habe, ist künst‐ 
OO
lerisch getragene Gestaltung meiner lebendigen 
OO
Erfahrung. Zum größeren Teil verdanke ich 
OO
diese Erfahrung Lebensgebieten, die in Europa 
OO
keinem meiner Mitmenschen offenstehen. Aber das 
OO
ist nur als «Quellenangabe» in Betracht zu ziehen, 
OO
um den Impuls zu kennen, der mich antreibt, mich 
OO
in meinen Büchern mitzuteilen.
.«Résumé» meiner Erfahrung? ‒ Daß alles Er‐ 
OO
kennen, Glauben und Hypothesensetzen wertlos 
OO
bleibt, solange es die 
Lebensführung nicht 
OO
bis ins kleinste bestimmt! Was nicht zur 
Tat, 
OO
zum 
Handeln und 
Gestalten führt, ist nur 
OO
fruchtloses Spiel mit Gedanken und Gemütsan‐ 
OO
wandlungen. Alles Verschwommene, nur «Unge‐ 
OO
fähre» muß man auf sich beruhen lassen, und darf 
OO
nichts mehr in sich dulden, was nicht 
lebens‐ 
OO
bestimmend werden will.
 
.Nur in dem, was als Lebens-
Äußerung von 
OO
uns Zeugnis gibt: ‒ nur in unserem 
Verhalten 
OO
uns selbst und der Mitwelt gegenüber ‒ können 
OO
wir uns selbst erkennen! Alles andere ist Selbst‐ 
OO
betrug!
.So gewiß es in aller Ewigkeit keinen «Himmel 
OO
auf Erden» geben wird, so gewiß kann aber das 
OO
meiste Unheil, das heute noch die Menschen quält, 
OO
aus der Welt geschafft werden.
.Voraussetzung dafür ist: die immer mehr Men‐ 
OO
schen erhellende Einsicht, daß 
nicht die zu 
OO
allem willige 
Vorstellungsfähigkeit die 
OO
Gemeinsamkeit, und damit uns selbst, bestimmt, 
OO
sondern nur die 
Tatwertigkeit eines jeden 
OO
einzelnen.
.Die Welt, die man sich selber schafft, fügt sich 
OO
nur zu gerne allen Launen ihres Schöpfers.
.Aber nur selten und nur in Seltenen entspricht 
OO
die 
selbstgeschaffene Welt auch wirklich 
OO
der 
Tatsachenwelt, die uns draußen umgibt 
OO
und unseren 
Wünschen ihren 
Willen ent‐ 
OO
gegensetzt.
 
.Hier alle Ideologien durchschauen lernen ‒ OO
hier seiner inneren Welt die äußere Aufgabe OO
setzen ‒ hier den Mitmenschen lieben lernen, OO
wie sich selbst: ‒ das allein führt zur Er‐ OO
lösung! OO
DIE Zeiten der Glaubenseinheit in Europa haben 
OO
den starrköpfig oppositionellen Menschen nur 
OO
als zeitweilige 
Ausnahme gekannt, die wohl da 
OO
und dort gelegentlich allerhand Unruhe verbrei‐ 
OO
tete, aber dann immer nach kurz bemessener Aktion 
OO
wieder im Gleichklang allgemeiner Meinung ver‐ 
OO
schwinden mußte.
Seit der im Herzen Europas die früheren Bin‐ 
OO
dungen allgemach lockernden und lösenden Zeit 
OO
der konfessionalen Reformationen des Gemein‐ 
OO
schaftsglaubens aber, ist der triebhaft in sich selbst 
OO
zu irgendwelcher Opposition gedrängte Störer sei‐ 
OO
ner Zeitgemeinsamkeit zu einer sich dauernd und 
OO
zähe am Leben haltenden 
Spezies vervielfältigt 
OO
worden. Man kann ihr in allen Lebensgebieten be‐ 
OO
gegnen. Durchaus nicht nur im religiösen, im poli‐ 
OO
tischen, im wissenschaftlichen und künstlerischen, 
OO
sondern ebenso auch im rein privaten Leben.
 
.Und diese Spezies hat sich auch keineswegs auf 
OO
die Länder der Reformation beschränkt, sondern 
OO
sich allmählich geradezu über die ganze, in irgend 
OO
einem Grade zivilisierte Menschheit verbreitet.
.Die letzten Jahrhunderte boten solcher Ver‐ 
OO
breitung allen Vorschub.
.An wie vielem Elend die Allgemeinverbreitung 
OO
dieser Spezies im Kampfe dieser Jahrhunderte 
OO
schuldig oder mitschuldig wurde, läßt sich kaum 
OO
beschreiben.
.Aber es ist charakteristisch für die der Spe‐ 
OO
zies Zugehörigen, daß ihnen jegliches Schuld‐ 
OO
Bewußtsein fehlt, und jede 
Erkenntnis 
OO
der Gefahr, sich mit Schuld zu behaften.
.Der oppositionelle Mensch glaubt durchaus nicht 
OO
verantwortungslos zu handeln. Er fühlt sich stets 
OO
nur in Ausübung seines «guten Rechtes».
.Dieser allzusicheren Haltung gegenüber ist aber 
OO
nur leider folgendes zu sagen: ‒
.Der Oppositionstrieb ist einer der 
gefähr‐ 
OO
lichsten aller 
eigensüchtigen Triebe des 
OO
irdischen Menschen!
 
.Nichts unterhöhlt den Boden, auf dem die 
OO
Menschen sich selber zur Gemeinsamkeit aufer‐ 
OO
bauen sollen, tiefer, weitverzweigter und verhäng‐ 
OO
nisvoller, als diese Lust am steten «
Nein»-sagen 
OO
um des Neinsagens willen!
.Man muß sich ganz klar darüber werden, daß 
OO
in diesem 
unter-tierischen, aber die höchsten 
OO
über-tierischen Kräfte lustgierig zerfressenden, 
OO
wuchersüchtigen Triebe, allem nicht selbstgesetz‐ 
OO
ten Bestreben 
primär opponierend zu be‐ 
OO
gegnen, das reale satanische Prinzip des Chaos: 
OO
‒ der 
Selbstzerstörungsdrang, das zu‐ 
OO
Nichts-werden-wollen, sich auswirkt. ‒
.Der oppositionslüsterne Mensch wütet unbewußt 
OO
gegen sich selbst, indem er sich ins Äußere 
OO
projiziert ‒ in die Willensäußerung der Anderen, 
OO
gegen die er opponiert! Er würde sich selbst zu‐ 
OO
grundeopponieren: ‒ seinem eigenen Dasein bis 
OO
zur Auflösung Widerpart halten, wenn ihm der 
OO
Selbsterhaltungstrieb seines irdischen Körpers 
OO
nicht doch noch gewachsen wäre.
.Jede andere Deutung ist Beschönigung und 
OO
bringt den Deutenden in Gefahr, sein eigenes, und 
OO
 
das Menschentum seines Mitmenschen unerahnt 
OO
schwer zu schädigen.
.Um diese, alles Erdenmenschliche aus dumpfen 
OO
Chaostiefen heraus bedrängende Bedrohung wuß‐ 
OO
ten zu allen Zeiten die im ewigen Geiste Wissen‐ 
OO
den, und darum suchten sie Schutz zu schaffen 
OO
durch priesterliche und despotische Satzung, so‐ 
OO
lange ihnen äußerer Einfluß auf irdischmensch‐ 
OO
liche Lebensordnung offengehalten war.
.Sehr vieles, was eine jüngere, vermeintlich 
OO
erreichbarer «grenzenloser» Freiheit süchtig ent‐ 
OO
gegenfiebernde Menschheit für Ausgeburten will‐ 
OO
kürlicher Herrscherlaunen hielt, war nur 
Schutz‐ 
OO
verbauung gegen den Wühldrang menschheits‐ 
OO
zerstörenden Verneinungstriebes, ‒ war 
geistig 
OO
geforderte Freiheits-Begrenzung, um 
dessen wil‐ 
OO
len, was voreinst zur Entwicklung kommen 
sollte 
OO
und infolge solchen Schutzes dann auch zur Ent‐ 
OO
wicklung 
kam.
.Auch Gegenwart und Zukunft werden auf 
OO
keinem Gebiet die geistige Gestaltung dessen, 
OO
was heutiger oder zukünftiger Zeit obliegt, er‐ 
OO
stehen sehen, ohne wirklich sichernde 
Bändi‐ 
OO
gung des zerstörungslüsternen Triebes zur Oppo‐ 
OO
 
sition um des Opponierens willen, der alles Wer‐ 
OO
dende unterwühlt und schon an den Wurzeln zer‐ 
OO
nagt, um dem ihm hörigen Menschen die manisch 
OO
gesuchte, gehirnliche Wollust unbewußter, nach 
OO
außen gedrängter Selbstvernichtung zu verschaffen, 
OO
ohne ihn doch an Leib und Seele zu bedrohen.
.Dieser «Geist des Widerspruchs» darf aller‐ 
OO
dings nicht in argwohngezüchteter Urteils-Leicht‐ 
OO
fertigkeit gleich überall vermutet werden, wo viel‐ 
OO
leicht nichts anderes vorliegt, als eine gewisse 
OO
Schwerblütigkeit, die nicht weiß, wie sie aus dem 
OO
Banne langgehegter Vorstellungen herauskommen 
OO
soll, und die um so heftiger sich im Widerspruch 
OO
austobt, je mehr sie sich ihrer Behinderung bewußt 
OO
ist.
.Fast jeder Mensch kennt diese Schwierigkeit des 
OO
Aufgebenmüssens liebgewordener Vorstellungen 
OO
von seiner eigenen Kinderzeit her. Es brauchte da 
OO
zuweilen unendliche Geduld von seiten der Er‐ 
OO
zieher, bis der dann schon selbst fast Erwachsene 
OO
durch Selbsterziehung doch zum Herrn wurde 
OO
über die ihm angeborene scheinbare Unfähigkeit, 
OO
sich, wenn es sein müsse, einer liebgewordenen 
OO
Vorstellung entwinden zu können.
 
.In den jüngsten Lebensjahren tritt diese Unfähig‐ 
OO
keit schon zutage im Kinde, dem die Mutter ein 
OO
gefährliches Spielzeug oder das unreife Obst fort‐ 
OO
nehmen muß, wonach dann die bekannten Äuße‐ 
OO
rungen kindlichen Unmuts einsetzen, die gar oft 
OO
auch die langmütigste Geduld der Erwachsenen auf 
OO
sehr harte Proben stellen.
.Später werden dann 
andere Bekundungen 
OO
des Unmuts laut, ‒ oft nur 
allzulaut in des 
OO
Wortes wörtlichster Bedeutung, ‒ wenn etwa ein 
OO
Ausflug auf den sich das Kind schon seit langem 
OO
freute, nicht ausgeführt werden kann, oder wenn 
OO
elterliches Verbot einer Freundschaft im Wege 
OO
steht, die dem Kinde glühend erwünscht erscheint, 
OO
weil es ja die ihm schädlichen daraus erwachsen‐ 
OO
den Folgen noch nicht einsehen kann, ‒ und 
OO
schwerste seelische Konflikte entstehen endlich, 
OO
sobald Regungen der 
Liebe aufgegeben werden 
OO
sollen, weil ihr Erstarken zu nichts Gutem führen 
OO
würde.
.Alle diese Äußerungen innerer Schwierigkeit, 
OO
ein bereits die eigene Person bestimmendes Vor‐ 
OO
stellungsbild plötzlich mit einem noch fremden 
OO
anderen zu vertauschen, haben nichts zu tun mit 
OO
 
jener Hypertrophie des Eigensinns, die den von 
OO
ihr Befallenen nicht mehr seiner selbst froh wer‐ 
OO
den läßt, wenn er in der Außenwelt nichts findet, 
OO
dem er 
widersprechen könnte. 
Erst hier 
OO
haben wir den Typus des 
oppositionellen 
OO
Menschen vor uns: des Menschen, der sich gleich‐ 
OO
sam automatisch dazu gedrängt fühlt, jeder Er‐ 
OO
scheinung des Lebens, die seine Beharrungsliebe 
OO
und die Bequemlichkeit ausgeleierten Denkens 
OO
stört, ein «
Nein» und seinen lauten 
Wider‐ 
OO
spruch entgegenzusetzen.
.Wer kennt ihn nicht, oder wem wäre er noch 
OO
nicht begegnet?
.Wo immer individuelle Meinung anderer indi‐ 
OO
viduellen Meinung sich 
verbinden will zu 
OO
wahrer 
Einung, dort tritt er bald schleichend, 
OO
bald polternd als Widersacher auf. Im Grunde 
OO
fehlt ihm 
jede eigene Überzeugung, auch wenn 
OO
er andere scheinbar zu überzeugen sucht. Nicht, 
OO
daß sie die von ihm jeweils verfochtene Darstel‐ 
OO
lung der Dinge zu bejahen vermögen, ist ihm wich‐ 
OO
tig, sondern daß sein Widerspruch 
Gefolg‐ 
OO
schaft findet. Wahrheit und Trug sind ihm in 
OO
gleicher Weise willkommen, wenn sie ihm nur 
OO
 
Argumente gewähren für seine unermüdliche 
OO
Opposition gegen alles, was Andere 
schaffen.
.Er selbst aber ist der 
Unschöpferische: 
OO
der seelisch 
Sterile, mit der hämischen Freude 
OO
an Allem, was wahrhaftem Schöpferischen die Ge‐ 
OO
staltung erschwert. In seiner reinsten, unbeherrsch‐ 
OO
testen Darstellung ist er der Schrecken aller Pro‐ 
OO
duktiven innerhalb jeglicher menschlichen Gemein‐ 
OO
samkeit.
.Aber weiß sich nun jeder, dem diese 
ausge‐ 
OO
prägteste Form des ewigen Krittlers und Nein‐ 
OO
sagers «auf die Nerven» geht, ganz frei von 
eige‐ 
OO
ner, gelegentlicher Neigung zu zersetzender Oppo‐ 
OO
sition? Ist nicht gar oft vielmehr schon ein auf‐ 
OO
reizendes Wort, ja ein bloßes Mißverstehen, ge‐ 
OO
nügend, um aufzustacheln zu eigensinnigem Wider‐ 
OO
spruch, obwohl besonnene Überlegung keineswegs 
OO
die Gründe gelten lassen könnte, auf die sich solche 
OO
versteifte Opposition zu stützen sucht?!
.Jeder Einzelne hat einige Ursache, sich zu fra‐ 
OO
gen, ob er nicht seinen Oppositionstrieb zuweilen 
OO
aus der ihm angemessenen 
Beherrschung ent‐ 
OO
läßt und dadurch Einigungen verhindert, deren das 
OO
 
irdische Leben auf 
allen Gebieten 
dringend 
OO
bedarf, soll das Wertvollste am Menschen in 
OO
Erscheinung treten.
.Selbst dort, wo Opposition 
gerechtfertigt 
OO
erscheinen könnte, wirkt sie sich nur 
schädi‐ 
OO
gend aus und bringt das 
mögliche Gute zur 
OO
Verkümmerung, während positives, ehrliches 
OO
Mitwirken früher oder später 
ohne Störung 
OO
zu 
korrigieren vermag, was anfänglich wohl‐ 
OO
berechtigten Grund zur Opposition zu bieten 
OO
schien.
.An Tausenden von Beispielen läßt sich das Un‐ 
OO
heil aufzeigen, das der 
unbeherrschte Oppo‐ 
OO
sitionstrieb in unser irdisches Dasein brachte. Laßt 
OO
uns endlich auch dafür sorgen, daß am Beispiel 
OO
zu sehen sein wird, was geeinigter menschlicher 
OO
Wille bei straffer 
Beherrschung dieses un‐ 
OO
glückseligen Triebes vermag!
.Jeder einzelne Mensch wird diese Beherrschung 
OO
in sich «
erlernen» müssen, denn viel zu sehr wurde 
OO
die vermeintliche 
Berechtigung, allem und 
OO
jedem 
eigene Opposition entgegensetzen zu 
OO
dürfen, im Lauf der letzten Jahrhunderte 
ver‐ 
OO
 
herrlicht, als daß es äußerem Zwange noch OO
gelingen könnte, die zehrende Lust zu bändigen, OO
deren durch alle Sophismen der Beschönigung OO
gefesselter Sklave der oppositionelle Mensch dieser OO
Tage geworden ist.
Anm.: Unter Berücksichtigung der 2.Auflage von 1990.
Normaler Text ist in beiden Auflagen gleich, hell
unterlegter Text entspricht der erweiterten Fassung
der 2.Auflage, dunkel unterlegter Text wurde
in der 2.Auflage weggelassen.
NICHTS wäre mir erwünschter, als die Möglich‐ 
OO
keit, jedem Einzelnen, ‒ auch jedem mir bis 
OO
dahin äußerlich noch «wildfremden» Menschen, ‒ 
OO
briefliche Antwort zukommen lassen zu können 
OO
auf seinen ganz persönlichen Brief, den gerade 
OO
er mir zu schreiben hatte, angeregt durch das in 
OO
der vorigen Nummer der «Säule» erschienene 
OO
Gedicht: «
Geistige Verbundenheit».
.Aber nichts ist auch ferner dem Möglichen!
.Ich gestehe jedoch, daß ich mich lieber heute als 
OO
morgen in Lebenszuständen finden möchte, die mir 
OO
ein solches persönliches Eingehen auf die inneren 
OO
Nöte des Einzelnen erlauben würden, wobei dann 
OO
allerdings ein auserwähltes und mit nichts anderem 
OO
beschäftigtes Kollegium vertrautester und erprob‐ 
OO
tester Schüler mir zur Seite stehen müßte.
 
.Eines einzelnen Menschen irdische Kräfte kön‐ 
OO
nen allenfalls dazu ausreichen, die Einzelberichte 
OO
mit allen Waagen und Gewichten 
abzuwägen, 
OO
um dann die rein 
geistige Verantwortung für 
OO
Antwort und Ratschlag zu übernehmen, ‒ unmög‐ 
OO
lich aber könnte ich zugleich der 
Formulier‐ 
OO
rung des zu Sagenden mich widmen, die ja doch 
OO
nicht zu umgehen ist, auch wenn selbst alle Hilfs‐ 
OO
mittel zur Verfügung stehen würden, mit denen 
OO
heutigentags, beispielsweise, etwa die Direktoren 
OO
großer wirtschaftlicher Unternehmen zu arbeiten 
OO
gewohnt sind.
.So, wie die Dinge liegen, muß ich wohl oder übel 
OO
mit meiner eigenen Kraft 
allein auszukommen 
OO
suchen.
.In Anbetracht dessen, daß ich 
außer aller, 
OO
meinen Büchern anvertrauten 
Lehre, ganz un‐ 
OO
umgänglichen, rein 
geistigen Verpflichtungen 
OO
nachzukommen habe, die alle psychophysischen 
OO
Kräfte bis zur Erschöpfung in Anspruch nehmen, 
OO
dürfte es leicht verständlich sein, daß mir weder 
OO
Kraft noch Zeit zu 
brieflicher Unterweisung 
OO
bleibt.
.Das sollte selbst denen klar werden, die immer 
OO
wieder meinen, bei ihnen handle es sich um einen 
OO
 
«Sonderfall» 
und die mitgeschickten Briefmarken 
OO
gäben ein Anrecht auf persönliche Antwort.
.(Vor zwölf Jahren schon habe ich an 
OO
gleicher Stelle bekanntgegeben, daß eingesandte 
OO
Briefmarken oder Anteilscheine von mir nur mehr 
OO
den Armen zugewandt werden... )
.Bedingungslos freuen könnte man sich an der 
OO
treuherzigen Hilfsbereitschaft, die aus allen den 
OO
Ratschlägen spricht, die irgendein 
Heilverfah‐ 
OO
ren aus dem weiten, aber durchaus nicht gleich‐ 
OO
wertigen Gebiet der «Lebensreformer»-Praxis an‐ 
OO
preisen. Wenn man nur nicht in allen diesen Brie‐ 
OO
fen der doch etwas gar zu naiven Ansicht begeg‐ 
OO
nen müßte, mir seien diese Heilmethoden sicherlich 
OO
noch unbekannt.
.Ich weiß gewiß, daß die so rettungslos überzeugten 
OO
Berater und Beraterinnen, deren Briefe ich vor mir 
OO
habe, mir nur Hilfe bringen wollen, und mir das 
OO
Allerbeste, dessen sie habhaft wurden, darzubieten 
OO
glauben. Darum sei Allen von Herzen gedankt.
.Aber zeugt es nicht auch von einer doch gar zu 
OO
engen Begrenzung der Kenntnis irdisch-leiblichen 
OO
Lebens, wenn in sonst recht vernünftigen Briefen 
OO
anpreisen und in denen immer wieder als 
OO
ganz selbstverständlich vorausgesetzt wird, daß 
OO
es sich bei den mich so sehr in der Hilfelei‐ 
OO
stung für Andere behindernden, und darum allein 
OO
erwähnten Leiden, doch wohl nur um Störungen 
OO
handeln könne, wie sie die täglichen Annoncen 
OO
irgendwelcher Heilmittel in das Blickfeld der Be‐ 
OO
obachtung zu rücken suchen?! ‒ Weiß wirklich 
OO
die Mehrzahl der Menschen offenbar nichts von 
OO
körperlichen Qualen, die fernab von allen Funk‐ 
OO
tionsstörungen ihre Ursache haben??! Hier darf 
OO
ich ruhig verraten, daß noch niemals ein Sterb‐ 
OO
licher bei klarem Bewußtsein in das Erleben des 
OO
reinen, 
ewigen Geistes gelangte, ohne dem, was 
OO
am Erdenmenschen vergänglicher 
Tiernatur 
OO
 
ist, kaum ertragbares 
Leid zuzufügen... Die 
OO
Alten sagten sogar: «Wer Gott sieht, muß sterben!» 
OO
Darum ist es auch keineswegs eines jeden Men‐ 
OO
schen Aufgabe, 
hier, während des erdentieri‐ 
OO
schen Daseins, schon 
im ewigen Geiste be‐ 
OO
wußt zu werden.
.Den Allermeisten wird es zum höchsten Segen 
OO
gereichen, wenn sie, auch nur 
ahnend, ihrer 
OO
Fähigkeit, 
dereinst in den ewigen Geist zu ge‐ 
OO
langen, zuzeiten innewerden.
.Nun aber will ich hier auch antworten auf die 
OO
zahlreichen und zum Teil tief ergreifenden Briefe 
OO
aus denen mir die Sorge um das nachirdische 
OO
Schicksal der Seelen geliebter, oder doch ehedem 
OO
im Außenleben nahe verbundener, nun von der 
OO
Erde geschiedener Menschen entgegenhallt.
.Es ist für mich wahrhaftig befreiend und be‐ 
OO
glückend, jedem Einzelnen, den es angeht, sagen 
OO
zu können, daß ihm jeglicher Grund fehlt, um das 
OO
Schicksal des von ihm bezeichneten, 
vor ihm 
OO
Heimgegangenen besorgt zu sein. Auch nicht aus 
OO
einem einzigen der hierher gehörigen Briefe blickte 
OO
mir ein nachirdisches Schicksal entgegen, das in 
OO
irgend einer Weise zu beklagen wäre!
 
.Das Leben im Zustande «jenseits» der erden‐ 
OO
körperlichen Wahrnehmungsfähigkeit ist ja nun 
OO
freilich nicht so ganz dem übersichtlichen Bilde 
OO
des Hauptplatzes einer Kleinstadt am Markttage 
OO
zu vergleichen, allwo man dann nur ein paarmal 
OO
den Platz zu kreuzen braucht, um lieben alten 
OO
Bekannten, oder gesuchten Besuchern des Marktes 
OO
zu begegnen.
.Es ist vielmehr auch den überaus wenigen, der 
OO
«jenseitig» 
Wahrnehmbaren und dortselbst 
OO
klar 
Bewußten nur in den 
allerseltensten 
OO
Fällen möglich, eine von der Erde abgeschiedene 
OO
geistige Seele zu identifizieren, auch wenn auf 
OO
Erden der denkbar präziseste Konnex geschaffen 
OO
werden konnte, der ja zu solcher Identifikation 
OO
unerläßlich bleibt.
.Und selbst in solchen, überaus seltenen Fällen 
OO
fragt es sich sehr, ob der noch dem irdischen 
OO
Körper verhaftete Jenseitsbewußte von dem ge‐ 
OO
suchten und endlich gesichert erkannten Erd‐ 
OO
befreiten «gesehen» und erkannt zu werden ver‐ 
OO
mag? ‒ Selbst dann, wenn das sehr nahe zu liegen 
OO
scheint, weil der Erdentrückte den ihn Aufsuchen‐ 
OO
den auf Erden dem Aussehen nach genau kannte, 
OO
oder gar in engsten Herzensbeziehungen mit ihm 
OO
 
vereinigt war, bleibt solches Erkennen 
sehr er‐ 
OO
schwert, weil es nicht nur davon abhängt, ob der 
OO
Gesuchte bereits in der Region «sehfähig» wurde, 
OO
in der sich der ihn Suchende geistig bewegt, son‐ 
OO
dern auch davon, ob die «angesprochene» Seele 
OO
die rein geistige Gestaltung 
des sie Anspre‐ 
OO
chenden zu identifizieren vermag, die kaum je‐ 
OO
mals dem in der geistigen Seele verbliebenen, zu‐ 
OO
erst noch sehr einseitig aufgefaßten Erinnerungs‐ 
OO
bilde entspricht.
.Erst sehr viel später stellt sich die Fähigkeit 
OO
ein, von der ich in meinem «Buch vom Jenseits» 
OO
spreche, die dann jederzeit die erwünschte Identi‐ 
OO
fikation mit aller Gewißheit gewährt. ‒
.Ich kann also den vielen ‒ mir nur allzuver‐ 
OO
ständlichen ‒ Bitten, Beziehungen zwischen Ab‐ 
OO
geschiedenen und ihren auf Erden in der äußeren 
OO
Sinnenwelt Zurückgebliebenen herzustellen, in 
OO
keinem Falle irgendwie nachkommen.
.Da überdies fast jeder, nicht bis zum Bersten 
OO
irdisch «verkrustete» Mensch in den Zeiten des 
OO
Schlafens für kürzere oder längere Spannen 
OO
jenseitsbewußt wird, kann jeder, noch im 
OO
Tierkörper Lebende 
durch seine liebende 
OO
 
Einstellung dem irdisch Entzogenen gegen‐ 
OO
über, 
ohne jede menschlich-irdische Beihilfe in 
OO
solche Beziehung gelangen...
.Mir aber ist es nur ‒ bis auf 
verschwin‐ 
OO
dende, und 
nicht von 
meinem Wollen 
OO
allein abhängige Ausnahmen ‒ möglich, nach 
OO
hergestelltem irdischen Konnex, den jede, nach 
OO
menschlich reiner Absicht wahrheitsgetreue brief‐ 
OO
liche Schilderung des Heimgekehrten herbeizu‐ 
OO
führen vermag, mit der Gewißheit der durch jen‐ 
OO
seitiges Bewußtsein bedingten Intuition zu sagen, 
OO
ob ein jenseits angelangter Schicksalsablauf zu 
OO
Besorgnissen Anlaß geben kann oder nicht.
.In 
jeglichem Falle kann ich aber das wun‐ 
OO
dervolle, aus tiefster Erkenntnis geborene Wort 
OO
der Bibel kaum eindringlich genug der Beachtung 
OO
empfehlen:
.«Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, 
OO
für die Verstorbenen 
zu beten!» ‒ Das heißt 
OO
aber, ‒ 
richtig verstanden: ‒ 
an ihrer 
OO
Stelle zu beten, da sie es ja nicht mehr ver‐ 
OO
mögen...
.Eindringlich warnen muß ich nun jedoch vor 
OO
der unsagbar törichten Annahme, als könne der 
OO
 
irdische Tod geliebter Menschen gleichsam wie 
OO
eine «Strafe» von Gott über die Zurückbleibenden 
OO
verhängt werden.
.Glücklicherweise ahnen die solches Vermuten‐ 
OO
den nicht, welche Gotteslästerung sie aussprechen, 
OO
und wie sie sich selbst überheben, indem sie sich 
OO
für derart bedeutsame Faktoren im Bereich des 
OO
seelischen Schicksals eines ihrer Mitmenschen 
OO
halten! ‒
.Da ist nichts anderes zu raten, als daß jeder von 
OO
solchen Gedanken Bedrängte, noch 
irdisch 
OO
Lebenden die herzensreine Liebe zugutekommen 
OO
lasse, die er den ihm nun äußerlich Entrückten 
OO
nicht angedeihen ließ, solange sie für ihn noch 
OO
sichtbar waren!
.Es handelte sich wahrhaftig nicht nur um 
OO
Geldgier der Priester, wenn sie zu allen Zeiten 
OO
und in allen Religionen darauf hinzuwirken streb‐ 
OO
ten, daß durch fromme Vergabungen zugunsten 
OO
noch irdisch Lebender ausgeglichen werde, was 
OO
bereits Heimgegangenen 
nicht gewährt worden 
OO
war. ‒
.«
Machet euch Freunde mittels des 
OO
ungerechten Mammons, 
damit sie, 
OO
 
wenn es mit euch zu Ende geht, 
euch 
OO
in die ewigen Heimstätten aufzuneh‐ 
OO
men vermögen!»
.Wenn 
irgend ein Wort des Evangelisten als 
OO
wahres Wort des hohen, liebenden Meisters von 
OO
Nazareth, 
aus sich selbst heraus ge‐ 
OO
sichert ist, so dieses!
.Seit den ältesten Zeiten erscheint es dem Men‐ 
OO
schen als ein Vorzug der Götter oder ihrer Gesalb‐ 
OO
ten, über zukünftiges Geschehen zum voraus Be‐ 
OO
scheid zu wissen, und unerhörtester Schwindel 
OO
fand in der Menschheit festen Glauben, weil es 
OO
als gesicherte Gegebenheit galt, daß die Unsterb‐ 
OO
lichen alles irdische Schicksal sicher vorauswissen 
OO
müßten, ‒ wobei die naive Annahme miteinbe‐ 
OO
schlossen war, daß sie ihr Wissen auch den von 
OO
ihnen Bevorzugten unter den Sterblichen groß‐ 
OO
mütig mitzuteilen pflegten.
.Eine noch so fromme Gottesvorstellung, 
ohne 
OO
das Attribut der «Allwissenheit», ‒ also auch des 
OO
genauen Vorauswissens kommender irdischer Er‐ 
OO
eignisse ‒ erscheint selbst heute noch auch «auf‐ 
OO
geklärtester» Theologie, gleichviel welcher Reli‐ 
OO
 
gion, als abgeschmackte Blasphemie, ja schlechthin 
OO
als Absurdität, und aller Diskussion unwürdig.
.Tausend Künste hat sich der Mensch ersonnen 
OO
um seine Götter ein wenig zu überlisten, und trotz 
OO
aller immer wiederholten Verbote solchen «gott‐ 
OO
versucherischen» Tuns, blüht es heute wie ehedem 
OO
unter den gottgefälligen Gläubigen, ‒ ja leider 
OO
auch in manchen heimlichen Gärtlein ihrer wohl‐ 
OO
meinenden Seelenhirten.
.Sie alle wollen, bald in ernster Seelennot, bald 
OO
in recht läppischer Neugier, «
ein Zeichen» erhal‐ 
OO
ten und versuchen nach ihrer Art es ihrem Gott 
OO
möglichst bequem zu machen, ein solches «Zei‐ 
OO
chen» zu 
geben.
.Darf man es heute den Menschen nun übel‐ 
OO
nehmen, wenn sie so scharf darauf aus sind, über 
OO
ihre und anderer Zukunft etwas vorauszuwissen? 
OO
‒ Auch Männer der Macht haben es ja nicht ver‐ 
OO
schmäht, sich in Zeiten der Ungewißheit von recht 
OO
fragwürdigen Sibyllen die Zukunft verkünden zu 
OO
lassen. Warum sollten nicht «die Kleinen und Un‐ 
OO
mündigen» gleichartige Regung verspüren, über 
OO
ihre Aussichten in der Zukunft ein Orakel zu ver‐ 
OO
nehmen?! ‒
 
.So verstehe ich es denn auch nur zu gut, daß so 
OO
viele Leute glauben, 
wenn irgend einer, so 
OO
müsse doch 
ich haarklein wissen, wie sich die 
OO
Zukunft in engeren oder auch weiteren Bezirken 
OO
dieses kleinen Planeten gestalte.
.Ich muß aber diese armen Übergläubigen arg 
OO
enttäuschen, denn sie suchen 
nicht mich, son‐ 
OO
dern irgend einen Scharlatan, der ihnen mit großer 
OO
Gebärde Dinge erzählt, von denen noch keiner 
OO
wirklich wußte oder wissen konnte, auch wenn er 
OO
der ihm vertrauenden Menge für einen todsicheren 
OO
Propheten galt.
.Himmelhoch über der hier angedeuteten Bauern‐ 
OO
fängerei stehen natürlich die geschickten 
Arti‐ 
OO
sten, die sich 
die Rolle des Hellsehers aus‐ 
OO
erlesen haben, weil sie in ihr am wirkungsvollsten 
OO
die gewagtesten Stücklein ihrer Kunst zum besten 
OO
geben können.
.Als ich eines Abends mit einem der bewunde‐ 
OO
rungswürdigsten und geschicktesten Künstler die‐ 
OO
ser Art nach seiner von mir mit wahrhaft kind‐ 
OO
licher Begeisterung und Freude genossenen Vor‐ 
OO
stellung beisammen saß, wollte mir der Gute nun 
OO
alle seine «Tricks» aufs deutlichste erklären, und 
OO
 
war sehr verwundert, weil ich ihn schon zu Anfang 
OO
bat, mich in Unkenntnis zu lassen, da ich die 
OO
Freude am Unerklärlichen höher schätze, als das 
OO
Wissen darum, «wie es gemacht wird».
.Ich habe allerdings Produktionen indischer, 
OO
arabischer, kalmückischer, kirgisischer und india‐ 
OO
nischer 
religiöser Zauberer gesehen, die sie 
OO
nur für mich allein, und unter allen, von mir ge‐ 
OO
wünschten, strengen Kontrollen ausführten, wo‐ 
OO
nach ich sehr ernst geworden war, so daß mir alle 
OO
Begeisterung, die ich für artistische Kunststücke 
OO
immer übrig habe, in der Kehle stecken blieb... 
OO
Alles das war mir zuzeiten unverlangt über den 
OO
Weg gelaufen. Ich weiß aber dadurch einiger‐ 
OO
maßen zu 
unterscheiden!
.Was nun die Voraussicht zukünftigen Ge‐ 
OO
schehens anlangt, so ist der Erdenmensch aus seiner 
OO
rein 
tierischen Organisation heraus derart ver‐ 
OO
anlagt, daß wir allesamt ein sehr weitreichendes, 
OO
sicheres Vorgefühl der Zukunft haben könnten, 
OO
hätten unsere noch ganz aus der Tierheit leben‐ 
OO
den, körperlichen Vorahnen vor Hunderttausen‐ 
OO
den von Jahren, die nötige Übung ihrer Fähig‐ 
OO
keiten nicht aufgegeben, als sie die ihnen um so 
OO
viel gesicherter erscheinende Möglichkeit an sich 
OO
 
entdeckten, das Zukünftige 
durch gedank‐ 
OO
liche Folgerungen zu erschließen.
.Hierher gehört der Mythos vom «Paradiese», den 
OO
alle frühgeschichtliche Menschheit kennt!
.In einzelnen Menschennaturen, die noch bis zu 
OO
hohem Grade unter der Herrschaft der 
Tier‐ 
OO
seele stehen, finden sich aber unter allen Rassen 
OO
zuweilen 
Rudimente ‒ Überbleibsel ‒ der 
OO
Organe erhalten, die vormals den Urzeitmenschen 
OO
«voraussichtig» gemacht hatten, und so 
kann es 
OO
wohl geschehen, daß irgendeine Großstadtpythia 
OO
ebenso gelegentlich Dinge vorausahnen kann, wie 
OO
ein weissagender Priester irgendeines exotischen 
OO
Kultes, oder auch nur ein gerissener Gaukler, der 
OO
seine ‒ keineswegs beherrschte! ‒ Fähigkeit da‐ 
OO
zu nützt, das Geld Anderer in seine eigene Tasche 
OO
überzuleiten.
.Die 
Eitelkeit, die der Erdenmensch ja be‐ 
OO
kanntlich mit seinen irdischen Mit-
Tieren teilt, 
OO
sorgt dafür, daß jede solche Weissagung zu einer 
OO
mehr oder minder geschickten Kombination wird, 
OO
in der sich das bestenfalls dunkel Erahnte durch‐ 
OO
flochten findet von allerlei Mutmaßungen, wie sie 
OO
das Gehirn des Wahrsagers im gegebenen Fall 
OO
 
spontan produziert, und von recht simplen ver‐ 
OO
standesmäßigen Schlüssen, die ihm von den auf 
OO
ihre Zukunft Neugierigen geradezu aufgedrängt 
OO
werden.
.Wer sich zum Wahrsager begibt, begibt sich 
OO
immer in Gefahr!
.Ich muß raten, 
diese Gefahr zu 
meiden, 
OO
denn aus ihr geht weder eine Festigung des Cha‐ 
OO
rakters hervor, noch ist sie Bedingnis menschen‐ 
OO
fördernder Tat! Wer in jedem Augenblick so han‐ 
OO
delt, wie es ihm sein von jeder Fremdsuggestion 
OO
sorglich gereinigtes 
Gewissen empfiehlt, der 
OO
kann wahrhaftig 
jeglicher Zukunft 
unbe‐ 
OO
sorgt entgegensehen.
.Zum Schluß will ich aber denn doch auch noch 
OO
Denen danken, die weder zu fragen kamen, noch 
OO
ihren Sorgen Ausdruck schaffen wollten, sondern 
OO
sich nur veranlaßt sahen, mir ein paar herzliche, 
OO
liebeerfüllte Worte zu sagen, weil ihnen längst das 
OO
Leben in der ewigen 
geistigen Seele, wie es 
OO
meine Schriften lehren, zur klaren Bestätigung der 
OO
Lehre Jesu wurde: ‒ daß der Mensch nicht lebt 
OO
«vom Brot allein», sondern «von jedem Wort, das 
OO
aus dem Munde Gottes kommt».
 
.Der «Mund Gottes» auf dieser Erde aber war 
OO
noch immer 
eines Menschen Mund, so, wie 
OO
auch der «Satan», dem der tief symbolische Bericht 
OO
das hier herangezogene Weisheitswort durch den 
OO
jungen Meister zu hören gibt, zu Erdenmenschen 
OO
noch niemals anders zu sprechen wußte, als durch 
OO
Menschenmund, ‒ es sei denn, er habe den 
OO
Menschen, zu dem er sprechen wollte, bereits 
OO
«besessen»...
.Es ist mir natürlich beglückend zu wissen, daß 
OO
es in allen Teilen der Welt so viele Menschen gibt, 
OO
die meine, in andere Sprachen nur recht schwer 
OO
zu übersetzenden Bücher, in der deutschen Ur‐ 
OO
sprache zu lesen vermögen, auch wenn diese, vielen 
OO
Lesern von Hause aus recht fernliegende Sprache 
OO
mitunter, ‒ und besonders in meiner Gestaltungs‐ 
OO
form, ‒ respektable Schwierigkeiten macht.
.Es ist jedoch eine rein verlagstechnische Angele‐ OO
genheit, und ganz von mir unabhängig, ob sich alle  OO
die Wünsche der in fernen Erdteilen lebenden, OO
durch die gemeinsame Muttersprache mir ver‐ OO
bundenen geistigen Schüler erfüllen lassen wer‐ OO
den, daß ‒ wenigstens bestmögliche ‒ Übersetzun‐ OO
gen meiner geistigen Lehrbücher in zum Teil sehr OO
entlegene Sprachen erfolgen möchten, weil die OO
erwähnten Schüler bei den der deutschen Spra‐ OO
che nicht mächtigen Freunden in ihren Gastlän‐ OO
dern Interesse für die von mir dargebotenen Leh‐ OO
ren vermuten, oder bei gesprächsweiser Erörte‐ OO
rung wahrgenommen haben.
.Ich muß der Lenkung 
ewigen Geistes, der alle 
OO
Auswirkung der durch mich geprägten Wortfor‐ 
OO
mulierungen anvertraut ist, auch darin vertrauen, 
OO
daß sie jede nötige Übersetzung herbeiführen wird, 
OO
wenn sie den psychologischen Moment dafür ge‐ 
OO
kommen weiß. Immer wieder aber muß ich dabei 
OO
in Erinnerung rufen, daß ein 
erschöpfendes 
OO
 
Eindringen in den Inhalt meiner, den Weg zum 
OO
ewigen Geiste weisenden Bücher nur dem möglich 
OO
wird, der sie 
in der Ursprache lesen kann, 
OO
auch wenn er das Deutsche dazu erst erlernen 
OO
müßte.
.Übersetzungen können nur Behelfe sein, um all‐ 
OO
mählich auch aus dem Geist einer andern Sprache 
OO
heraus verstehen zu lernen, was ich in meiner 
OO
Muttersprache geformt habe!
.Allerletzt auch noch ein Wort über «
geistige 
OO
Hilfe»! ‒
.Es scheinen mir da reichlich phantastische 
OO
Begriffe umzugehen, ‒ genährt durch allerlei vor 
OO
fünfzig und mehr Jahren in Amerika modern 
OO
gewesene okkultistische Vulgärliteratur, die nun 
OO
endlich auch im alten Europa 
(durchaus nicht nur 
OO
in Deutschland) sich eingenistet hat.
.Was 
da alles «geistige Hilfe» genannt wird, hat 
OO
allerdings mit der aus dem 
ewigen Geiste ge‐ 
OO
sandten 
über-«irdischen» Stärkung und Be‐ 
OO
freiung der 
geistewigen Seele 
nicht das 
OO
allergeringste zu tun, von der 
allein die 
OO
Rede ist, wo immer ich über geistiges Hilfeleisten 
OO
zu sprechen habe.
 
.Wirkliche «geistige» Hilfe ist keine zuge‐ 
OO
sandte «Gedankenkraft», keine mysteriöse Wir‐ 
OO
kung irgend eines Gebetsmechanismus, keine Fern‐ 
OO
hypnose, und keine Teufelsvertreibung durch kräf‐ 
OO
tiglichen Höllenzwang, sondern ein Geschehen 
in 
OO
den Welten der Ursachen: ‒ ein Vor‐ 
OO
gang, der nur dem verständlich ist, der ihn selber 
OO
herbeizuführen vermag.
.Alles was da geschieht, erfolgt ohne jedes äußere 
OO
Zutun, ‒ ja selbst ohne jegliche Mithilfe des 
OO
Denkens, ‒ in den Regionen des reinen 
ewigen, 
OO
von jeder Gehirnbetätigung absolut unabhängigen 
OO
göttlichen Geistes, ‒ verlangt aber von jedem noch 
OO
irdisch-tiermenschlicher Erscheinung Eingebore‐ 
OO
nen, der das hier Nötige zu bewirken vermag, in 
OO
jedem Einzelfall äußerst heftige Erschütterungen 
OO
der irdischen Lebenskräfte, die zuweilen nur sehr 
OO
schwer zu regenerieren sind.
.Das 
Wissen um die erdverhaftete, geistige 
OO
Seele, der solche Hilfe gerade besonders 
nötig 
OO
ist, übt nur die Aufgabe eines Richtungsweisers 
OO
aus. Mit einem Vergleichsbild aus einem heute fast 
OO
aller Welt vertrauten Spezialgebiet der Elektro‐ 
OO
technik könnte man auch sagen: ‒ das Wissen 
OO
um die hilfsbedürfende Seele dient nur dazu, die 
OO
 
richtige, ‒ hier 
geistige, ‒ «Welle» einzu‐ 
OO
schalten.
.Der tierhafte Erdenkörper des Helfenden hat 
OO
hingegen etwa die Aufgabe einer mit unvorstell‐ 
OO
baren «Hochspannungen» arbeitenden «Sendesta‐ 
OO
tion».
.Symbol eines solchen nie versagenden und sich 
OO
stets wieder regenerierenden «Senders» ist der 
OO
starkbeleibte Buddha 
Chinas und 
Japans, 
OO
während die 
indischen Buddha-Darstellungen 
OO
fast ausnahmslos nur den auf seine Selbsterlösung 
OO
und geistige Erfreuung bedachten Erleuchteten 
OO
zeigen. ‒ ‒
.Damit möge nun meine zusammenfassende Ant‐ OO
wort auf die mir zugekommenen Briefe beendet OO
sein. Ich glaube, daß jede Urheberin und jeder OO
Urheber den eigenen Brief in der ihm zugedach‐ OO
ten Antwort wiedererkennen dürfte, finde mich OO
aber daneben zu der Annahme veranlaßt, daß OO
das, was ich zu antworten habe, auch für manchen OO
Leser Bedeutung gewinnen kann, der nicht an OO
mich geschrieben hat.
 
Anm.: Entspricht der 2.Auflage. "+" kennzeichnet e. Link zum Originalscan
WAS ich hier sagen werde, will in gleichem 
OO
Sinne verstanden sein, wie der an dieser 
OO
Stelle durchgeführte Versuch «Allen Antwort» zu‐ 
OO
kommen zu lassen, die auf Grund einer vorherge‐ 
OO
henden Nummer dieser Zeitschrift an mich ge‐ 
OO
schrieben haben.
.Selbstverständliches sollte man ja nicht erst sa‐ 
OO
gen müssen, aber die Briefe auf die ich mich hier 
OO
beziehen muß, zeigen mir mit bemühender Deut‐ 
OO
lichkeit, daß doch recht vielen Leuten das 
an sich 
OO
Selbstverständliche leider noch wenig zu Bewußt‐ 
OO
sein kam, was mir allerdings schon die Erfahrung 
OO
von über zwei Jahrzehnten öffentlichen Wirkens 
OO
reichlich bestätigt hat.
.Da sind vielleicht in erster Linie jene Allzunai‐ 
OO
ven zu nennen, die es 
ihrerseits ohneweiteres für 
OO
ganz selbstverständlich halten, daß mir eine Art 
OO
«biblischer» Anrede gebühre, wie sie z. B. die eng‐ 
OO
lische Sprache nur 
Gott gegenüber kennt, wie sie 
OO
aber daneben auch im Deutschen nur 
unter näch- 
+ 
OO
sten Verwandten und Freunden üblich ist, wenn wir 
OO
hier von ihrem Gebrauch in bäuerlichen Gegen‐ 
OO
den oder in Kaserne und Schützengraben abse‐ 
OO
hen wollen, weil dort 
örtliche Verbundenheit die 
OO
Anrede in der zweiten Person fast zwangsläufig 
OO
herbeiführt.
.Gewiß weiß ich, 
was bei manchen, die mich nicht 
OO
auf die bürgerlich allgemein gebräuchliche Weise 
OO
anreden zu können glauben, letzte Ursache ihrer 
OO
Unsicherheit ist.
.Aber ich sehe gar keinen Grund gegeben, Sitte 
OO
und allgemein überkommenen guten Verkehrs‐ 
OO
ton beiseite zu lassen, nur, weil man mit einem 
OO
Menschen spricht, der seiner selbst 
im lebendigen 
OO
ewigen Geiste bewußt ist, und aus seinem ihm zu‐ 
OO
teilgewordenen 
Ur-
Teil heraus das seinen Mit‐ 
OO
menschen Heilsame aufzuzeigen sucht. Zur Be‐ 
OO
ruhigung mancher Überempfindsamen und 
OO
leicht Verletzlichen will ich hier die Tatsache er‐ 
OO
wähnen, daß selbst zwischen den mir auf die gei‐ 
OO
stig geheimnisvollste Weise vereinten Männern 
OO
gleichen geistigen Lebens und mir, niemals eine 
OO
Anredeform, die unserem deutschen «Du» ent‐ 
OO
spräche, angängig wäre. Auch habe ich diese An‐ 
OO
redeform gerade den mir am allernächsten ste‐ 
OO
henden Freunden gegenüber ‒ von wenigen frü‐ 
OO
heren Ausnahmen abgesehen ‒ bis auf den heuti‐ 
OO
gen Tag vermieden, obwohl es sich da zum Teil 
OO
um Jugendfreunde handelt.
.Jenen merkwürdigen Zeitgenossen aber, die 
OO
sichtlich ihr «gutes Recht» darin sehen, jede weise 
OO
Konvention beiseite zu schieben, wenn sie nicht in 
OO
ihre überspannten Vorstellungsreihen paßt, muß 
OO
ich zu bedenken geben, daß ich unmöglich 
im ewi‐ 
OO
gen Geiste zu leben vermöchte, wenn mir sein ge‐ 
OO
setzgebundener Ausdruck in irdischer 
Form je‐ 
OO
mals gleichgültig sein könnte.
 
.Wer die 
Form geringschätzen zu dürfen glaubt, 
OO
ist noch himmelweit von dem Wege entfernt, auf 
OO
dem er dereinst ‒ sei es im nachirdischen oder gar 
OO
schon im gegenwärtigen Leben ‒ in den 
Geist ge‐ 
OO
langen könnte! Auch wenn der vermeintlich über 
OO
die Form Erhabene alle meine Schriften Satz für 
OO
Satz auswendig weiß und sich gerne meiner 
OO
Sprachweise zu bedienen pflegt.
Eine andere Selbstverständlichkeit, die ich nun 
OO
nachdrücklichst betonen muß, betrifft mein Ver‐ 
OO
hältnis zu der hier vorliegenden Zeitschrift.
.Obwohl Herausgeber und Schriftleiter in jeder 
OO
Nummer genannt sind, scheint es doch nicht gar 
OO
wenige Leser zu geben, die 
mir eine Verantwor- 
+ 
OO
tung für den Inhalt der Hefte aufbürden möch‐ 
OO
ten.
.Hier habe ich ein für allemal zu sagen, daß mir 
OO
nicht der geringste Einfluß auf den Inhalt der 
OO
«Säule» 
zusteht und daß ich weit davon entfernt 
OO
bin, solchen Einfluß zu 
erstreben!
.Was in dieser Zeitschrift je zu lesen war, gegen‐ 
OO
wärtig zu lesen ist, oder in Zukunft zu lesen sein 
OO
wird, ist strengstens abgegrenzt, 
nur insoweit meine 
OO
Meinung, als es sich um 
von mir mit Namen gezeich‐ 
OO
nete Erörterungen handelt. 
Alles Übrige ‒ auch 
OO
wenn mein Name darin genannt werden mag, 
OO
auch wenn man sich ausdrücklich auf mich beru‐ 
OO
fen zu dürfen glaubt oder Stellen aus meinen Bü‐ 
OO
chern zitiert und sonstwie mitverwendet ‒ er‐ 
OO
scheint lediglich unter persönlicher Verantwort‐ 
OO
lichkeit der Verfasser und stellt 
deren eigene per‐ 
OO
sönliche Meinung oder Auffassung dar.
.Ich kann da unmöglich das Amt eines Zensors 
OO
übernehmen, das mir von manchen Seiten so 
OO
dringlich nahegelegt wird, die sich besser und 
OO
richtiger an 
Verlag und 
Schriftleitung wenden soll‐ 
OO
ten, wenn sie da und dort mit Beiträgen, die mei‐ 
OO
ner Berichtigung keinesfalls unterliegen, nicht 
OO
einverstanden sind. Weder ist es meine Aufgabe, 
OO
noch meine Absicht, die mir zugemutete öffent‐ 
OO
liche Kritik an den Ausführungen der einzelnen 
OO
Verfasser aufzunehmen. Ich bitte vielmehr die 
OO
Leser der «Säule», überzeugt zu sein, daß jeder 
OO
Mitarbeiter, der hier zu Worte kommt, nur 
aus 
OO
lauterster Gesinnung und 
ehrlichem Helferwillen 
OO
 
 
spricht, auch wenn zuweilen einer selbst nicht be‐ 
OO
merken mag, daß seine Auffassung Folgerungen 
OO
zuläßt, die den von mir vertretenen Lehren fremd 
OO
sind und fremd bleiben müssen. Man sollte in 
OO
solchen Fällen zum mindesten doch die Ehrlich‐ 
OO
keit in der Meinungsäußerung 
achten, auch wenn 
OO
man glaubt, daß ich 
nicht alles zu billigen ver‐ 
OO
möge!
.Es wäre aber auch durchaus irrig, ein etwaiges 
OO
längeres Ausbleiben von Beiträgen aus meiner Fe‐ 
OO
der im Sinne einer abfälligen Kritik auszudeuten. 
OO
.Was 
ich in diesen Heften darlege, ist immer 
OO
durch besondere, mir in direkter Linie berüh‐ 
OO
rungsnahe gekommene Anlässe bedingt, und ge‐ 
OO
langt hier zur Aussprache, weil das, was ich auf 
OO
solche Art jeweils zu sagen habe, von vielen hier 
OO
gesucht wird. Spreche ich mich über irgendwelche 
OO
Dinge, über die man vielleicht gerne meine Mei‐ 
OO
nung hören möchte, aber 
nicht aus, so darf man 
OO
überzeugt sein, daß ich meine guten Gründe da‐ 
OO
für habe. Es gibt Dinge über die so viel gespro‐ 
OO
chen wird, daß es diesen Dingen wohltut, wenn
+ 
OO
auch einmal, von längst genau präzisierter Stelle 
OO
her, darüber 
geschwiegen wird. Es gibt weiterhin 
OO
Dinge für die mir heute noch lange nicht die Zeit 
OO
gekommen ist, darüber zu reden. Und schließlich 
OO
gibt es auch Dinge über die zu sprechen ich mich 
OO
in keiner Weise berechtigt sehe, da sie weit außer‐ 
OO
halb meiner, mir Gewißheit bietenden Erlebnis‐ 
OO
bezirke liegen und mit dem, was ich dem Erden‐ 
OO
menschen als 
ewiges Erleben vorbehalten weiß, 
OO
nicht in der mindesten Beziehung stehen.
.Ebenso kann ich aber auch nicht jede 
Mißdeu‐ 
OO
tung meiner Lehrworte aufklären, sondern muß 
OO
es denen, die ihre eigene Meinung in meine Texte 
OO
hineininterpretieren, in aller Geduld überlassen, 
OO
selbst ihrer Irrtümer gewahr zu werden.
.Jeder muß 
für sich selber einstehen!
.Ich kann keinem seine eigene Verantwortung 
OO
abnehmen, und diese Verantwortung wächst ins 
OO
Unermeßliche durch jedes Wort, was 
vor der Öf‐ 
OO
fentlichkeit ausgesprochen wird, ‒ mag diese Öf‐ 
OO
fentlichkeit auch engste Grenzen aufweisen.
 
.Jedes öffentlich ausgesprochene Wort ist ein 
OO
Saatkorn aus dem eine mehr oder minder reiche 
OO
Ernte gleicher Art heranreift, und für diese Ernte 
OO
hat allein 
der Mensch vor der Ewigkeit einzuste‐ 
OO
hen, der das 
Saatkorn ausgeworfen hatte.
Nachdem ich nunmehr über volle zwanzig Jahre 
OO
durch das geschriebene Wort Seelen zum Lichte 
OO
der Ewigkeit zu leiten trachte, weiß ich leider 
OO
auch aus vieler Erfahrung, wie 
wenig selbstver‐ 
OO
ständlich es den meisten Menschen ist, das 
an sich 
OO
Selbstverständliche zu erfassen und danach zu 
OO
handeln.
.Was den Einzelnen in meinen Büchern 
wirklich 
OO
angeht, nimmt sich nur recht selten einer zu Her‐ 
OO
zen. Wohl aber bezieht dieser und jener nur allzu‐ 
OO
gerne auf 
sich, was ihm 
gänzlich unzugänglich ist 
OO
und bleiben wird, und was nur durch mich be‐ 
OO
schrieben werden wollte, damit auch der Außen‐ 
OO
stehende, dem die Voraussetzungen zu solchem 
OO
Erleben fehlen, dennoch begreifen lerne, wie das 
OO
ihn selbst zu Tat und Wirken Aufrufende, 
im ewigen 
OO
Geiste verankert ist.
.Und selbst in dem, sie wirklich aufs dringlichste 
OO
und nächste 
Angehenden suchen sich die Wenigen, 
OO
die danach fragen, noch immer lieber nur das ih‐ 
OO
nen besonders Zusagende und Genehme aus, 
OO
während sie alles, was ihrer lieben Eitelkeit kleine 
OO
Beschwerden macht, nur für «Andere» niederge‐ 
OO
schrieben glauben.
.Es gibt auch zu denken, daß ich auf meine Auf‐ 
OO
forderung hin, außer den mir wirklich erwünsch- 
+ 
OO
ten Briefen geliebter, mir bekannter Schüler, fast 
OO
nur von einer Anzahl schlichter Leute aus dem 
OO
Handwerk und der Landwirtschaft verbundenen 
OO
Berufen Briefe erhielt, an denen ich mich wirk‐ 
OO
lich 
freuen konnte. ‒ Auch fand ich bei einigen die‐ 
OO
ser sich mir Anvertrauenden bereits ein echtes 
OO
geistiges Erleben, wie man es vergeblich bei jenen 
OO
suchen würde, die sich möglichst deutlich als gei‐ 
OO
stig besonders Begnadete einzuführen trachten 
OO
und nicht ahnen, daß sie sich mit jeder Silbe selbst 
OO
richten, da ihnen jegliches 
Zeichen des ewigen Gei‐ 
OO
stes fehlt, der die Seinen allerdings 
wesentlich an‐ 
OO
ders bestätigt, als jene phantastischen, von geist‐ 
OO
licher Großmannssucht Überwältigten meinen. ‒ 
OO
 
.Als durchaus 
nicht selbstverständlich empfinde 
OO
ich jedoch eine gewisse 
Wehleidigkeit und 
Selbst‐ 
OO
bemitleidung, die manchen der an mich gelangten 
OO
Zuschriften ein kurioses Gespräge gibt. Men‐ 
OO
schen, die meine Lehren kennen, sollten denn 
OO
doch wahrhaftig wissen, daß eine wirkliche 
geistige 
OO
Erneuerung ‒ wo immer in der Welt sie erstrebt 
OO
werden mag ‒ nur dann erreichbar ist, wenn 
OO
vordem das, was im Menschen rein 
tierisch bedingt 
OO
ist, 
sich selber beherrschen lernte! Das ist 
Vorausset‐ 
OO
zung!
.Ohne 
diese Selbstverständlichkeit erfüllt zu ha‐ 
OO
ben, ist noch 
kein einziger Erdenmensch in Wahr‐ 
OO
heit seiner 
ewigen Geistesnatur bewußt geworden, 
OO
auch wenn er um alles wußte, was 
wirklich im ewi‐ 
OO
gen Gottesgeist Lebendige aus dem geistigen Sein 
OO
zu künden hatten!
 
ES kann einem, der etwas von den geheimnis‐ 
OO
vollen Schwingungen der Lautzeichen im Welt‐ 
OO
äther weiß, nicht gleichgültig sein, ob in seinem 
OO
Namen ein «F» oder ein «Ph» vorkommt, auch 
OO
wenn das Doppelzeichen nicht anders ausgespro‐ 
OO
chen wird, wie das einfache.
.Einiges von diesen Dingen wußte der in den 
OO
fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ver‐ 
OO
storbene Stuttgarter Opernregisseur Krebs, weshalb 
OO
er sich denn auch «Kerning» nannte. Allerdings 
OO
tritt hier schon zutage, wie verschleiert sein dies‐ 
OO
bezügliches Wissen war. Andernfalls hätte er nicht, 
OO
der Neigung seiner Zeit erliegend, sich den «spre‐ 
OO
chenden» Namen «Kerning» gegeben, der zwar 
OO
eine Lautzeichenverbesserung gegenüber «KR» 
OO
und «BS» darstellt, aber zugleich doch besagen 
OO
wollte, daß der mystische Autor nicht den «Krebs‐ 
OO
 
gang» gehe, sondern zum 
Kern der Dinge vor‐ 
OO
dringe.
.Kernings leidige Neigung zu einer schrulligen 
OO
mystischen Romantik hat schon ihn selbst dazu 
OO
verleitet, seine wenigen Ahnungen in bezug auf 
OO
den Schwingungswert der Buchstaben zu wirren 
OO
Scheinerkenntnissen aufzubauschen.
.Seine freimaurerischen Schüler aber haben aus 
OO
dem, was er ihnen hinterlassen hatte, vollends eine 
OO
rein phantastische, jeder Wirklichkeitsbegründung 
OO
bare Lehre gemacht, deren Behauptungen und 
OO
gegebenenfalls zu erzielenden Folgen schon in das 
OO
Gebiet der Psychiatrie gehören, weshalb man nicht 
OO
genug vor der Lektüre solchen Schrifttums warnen 
OO
kann.
 
BRIEF
AN MEINE GEISTIGEN SCHÜLER
 
IHR hegt, wie aus so mancher, mir teuren Äuße‐ 
OO
rung hervorgeht, voll Vertrauen den Wunsch, 
OO
daß ich noch möglichst lange bei Euch bleiben 
OO
möge ‒ hier in dieser uns alle umschließenden 
OO
Sichtbarkeit?
.Es ist Euch nicht einerlei, ob ich vollbringe, was 
OO
mir nur zu dieser Zeit meines 
erdenkörper‐ 
OO
lichen Lebens geistig zu vollbringen möglich 
OO
wird, und Ihr wollt auch noch vernehmen, was ich 
OO
Euch in 
Zukunft noch zu 
sagen habe?
.Wenn dem so ist, dann muß ich Euch aber auch 
OO
darum bitten, mir die Vorbedingung schaffen zu 
OO
helfen, die zu alledem für mich unumgänglich 
OO
nötig ist.
Wären wir noch 
Urasiaten, und nicht die von 
OO
unserem Ursprungslande weit abgewanderten Be‐ 
OO
wohner der kleinen, dem Kontinent Asien vor‐ 
OO
 
geschobenen Halbinsel Europa, dann würde eine 
OO
jahrtausendealte und stets heiliggehaltene Tradi‐ 
OO
tion Euch sagen, wie ein dem ewigen, substantiellen 
OO
Geistigen (
nicht etwa dem bloß 
Gedank‐ 
OO
lichen!) zugewandter Mann, ‒ als was immer 
OO
er örtlich bezeichnet werden mag, ‒ vor äußeren 
OO
Störungen geschützt werden 
muß, um seinen, 
OO
allem Irdischen 
übergeordneten Verpflich‐ 
OO
tungen leidlich nachkommen zu können.
.Und dabei handelt es sich innerhalb solcher Tra‐ 
OO
dition nur um quasi «
subalterne» Zugelassene 
OO
in geistige Lebensbereiche, wenn nicht gar um 
OO
bloße Okkultisten, da die 
wirklich im ewigen 
OO
Geiste 
souveränen Menschen, soweit sie auch 
OO
gegenwärtig noch in asiatischen Bezirken leben, 
OO
weder 
persönlich, oder dem 
Namen nach, 
OO
noch 
indirekt durch ihre 
Lehre an die Öffent‐ 
OO
lichkeit treten, weil sie das als 
abgrundtief 
OO
unter ihrer Würde liegend empfinden. Der 
OO
europäische Mensch ist ‒ in 
dieser Hin‐ 
OO
sicht wenigstens ‒ weitaus bescheidener.
.Ich mache trotzdem keinen Hehl daraus, wie 
OO
meine Situation 
innerhalb des substan‐ 
OO
tiellen, 
ewigkeitsbewußten Geistes 
OO
Gottes gelagert ist, aber meiner europäischen 
OO
 
menschlichen Erdenhaftigkeit entsprechend wider‐ 
OO
strebt es mir, eine Rangstufe, wie sie mir zukommt, 
OO
zu 
betonen, weil mir jeder «Anspruch», der 
OO
erst «angemeldet» werden muß, von vornherein 
OO
lächerlich erscheint.
.Es ist auch nicht zu leugnen, daß in heutigen 
OO
Tagen innerhalb Europas weder Gefühl noch In‐ 
OO
stinkt für die Distanz vorhanden sind, die einem, 
OO
dem 
Geistigen zugeteilten Menschen gegen‐ 
OO
über in Betracht kommt.
.Der Europäer unserer Zeit ist allzusehr auf 
OO
geist-
ferne Gesichtspunkte eingestellt, und sein 
OO
Suchen vermittelt ihm bestenfalls nur 
solche 
OO
Einsichten, wie sie der Spannweite seines allzu‐ 
OO
sicheren Blickes gerade noch zur Not sich er‐ 
OO
öffnen können. Wie dürfte man von ihm 
mehr 
OO
erwarten, als 
er selbst von sich zu erwarten 
OO
vermag!
.Und dennoch weiß ich, daß auch der Europäer 
OO
zu der selbstverständlichen 
Höhe und 
Weit‐ 
OO
räumigkeit asiatischer geistiger Einsicht ‒ wie 
OO
sie dort ist, wo sie wirklich 
besteht ‒ empor‐ 
OO
wachsen kann, wenn er 
sich selbst nicht 
OO
versäumt, was allerdings die meisten Europäer 
OO
 
leider 
tun, und für die höchste Aufgabe ihres 
OO
Lebens zu halten scheinen.
.Man braucht aber 
niemals sich selbst zu 
OO
versäumen, ‒ nicht im denkbar aktivsten Leben, 
OO
noch im Ringen zwischen Leben und Tod, noch 
OO
im rauschendsten Lebensgenuß!
Es handelt sich also bei mir 
nicht um das Fern‐ 
OO
halten äußerer Störungen, wie sie gewiß jeder 
OO
Gehirnarbeiter gerne von seiner Arbeitsstätte fern‐ 
OO
gehalten sieht, damit er unbehindert in seinen 
OO
Gedankengängen sich ergehen kann.
.Solche Befreiung von äußerer Störung habe 
OO
ich noch 
niemals gebraucht!
.Auch inmitten einer tumultuösen Menschen‐ 
OO
menge bin ich bei mir in der vollkommensten Ein‐ 
OO
samkeit, und ich würde nichts verbessern, wollte 
OO
ich mich in eine weltabgeschiedene Einsiedelei 
OO
zurückziehen.
.Unerläßliche Vorbedingung für das wirksame 
OO
Einsetzen substantiell-geistiger Hilfe zugunsten 
OO
seiner Mitmenschen ist für den im ewigen Geiste 
OO
 
Lebendigen vielmehr, daß er unbedingt befreit 
OO
bleibt 
von Ansprüchen der äußeren 
OO
Konvention seiner Umwelt und seiner 
OO
Zeit, soweit diese Ansprüche das gleichzeitige 
OO
Verharren in der ununterbrochenen Bewegtheit 
OO
innerhalb des substantiellen ewigen Geistes un‐ 
OO
möglich machen.
.Hierher gehört aller Äußerungszwang, dem nicht 
OO
anders entsprochen werden kann als durch zeit‐ 
OO
weiliges 
Unterbrechen des dem Geistgeeinten 
OO
im ewigen substantiellen Geiste zugeteilten tätigen 
OO
Verhaltens.
.Religiöse Bildersprache weiß zu sagen, daß be‐ 
OO
wußt im Geiste Lebendige ‒ mit welchen Namen 
OO
sie auch benannt, und wie immer sie vorgestellt 
OO
werden mögen ‒ unablässig «vor Gottes Thron» 
OO
ihr «Heilig, Heilig, Heilig» ertönen lassen, was 
OO
einigermaßen ästhetisch gerichteten Skeptikern 
OO
eher als Höllenstrafe erscheinen wollte, statt als 
OO
Bekundung ewiger Seligkeit. Aber in solcher bild‐ 
OO
haften Lehre steckt nur die Wahrheit, daß das 
OO
bewußte Leben im ewigen Geiste ein unablässiges, 
OO
rhythmisch akzentuiertes 
Tun ist, und daß dieses 
OO
Tun die höchste Verherrlichung des ewigen Seins 
OO
darstellt, aber mit Hilfe irdischer Vergleiche nicht 
OO
 
zu umschreiben ist. Daß man dieses Tun als ein 
OO
Singen darzustellen suchte, ‒ wohl auch zu‐ 
OO
weilen als 
Musizieren, ‒ zeigt immerhin deut‐ 
OO
lich, daß solche gleichnishafte Rede von Menschen 
OO
stammt, die wahrhaftig aus dem ewigen Geiste 
OO
sprachen...
.Nun darf man nicht außeracht lassen, daß bei 
OO
einem im ewigen, substantiellen Geiste bewußt 
OO
Lebendigen der gleichzeitig noch als Mensch der 
OO
Erde lebt, eine den Marconi-Wellen vergleichbare 
OO
Verbindung beider Lebensbezirke besteht, deren 
OO
Aufnahmeapparatur im irdischen Körper der 
ge‐ 
OO
samte Nervenkomplex dieses Körpers ist.
.Infolgedessen ist eine 
Störung dieser Verbin‐ 
OO
dung auch dem 
ganzen irdischen Körper auf das 
OO
empfindlichste 
fühlbar, ja ein 
unvermute‐ 
OO
tes plötzliches Losreißen kann auf der Stelle den 
OO
Tod des Körpers bewirken.
Während nun aber selbst der intensivste Gebrauch 
OO
aller körperlichen Sinnesorgane 
keinerlei Stö‐ 
OO
rung der aufgezeigten schwingungsartigen Verbin‐ 
OO
dung zu bewirken braucht (unter gewissen Um‐ 
OO
 
ständen 
kann er sie jedoch bewirken ‒) wird 
OO
diese Verbindung sofort auf das empfindlichste 
OO
gestört, wenn sich das Gehirn gezwungen findet, 
OO
sprachliche Formulierungen für Ge‐ 
OO
danken zu gestalten, die nur 
dem irdischen 
OO
Dasein zugehören. Das tritt im 
stärksten 
OO
Maße ein, wenn der im substantiellen Geiste voll‐ 
OO
bewußt Lebende die irdische Aufgabe übernommen 
OO
hat, seinen Mitmenschen 
Lehre aus dem Leben 
OO
des ewigen Geistes zu vermitteln, wozu er sein 
OO
Gehirn in strenger Zügelung erziehen mußte, auf 
OO
direkte Ansprache aus dem ewigen Geiste sofort 
OO
und präzis zu reagieren. ‒ Meine Schüler werden 
OO
verstehen, daß ein solcherart auf eine ganz einzig‐ 
OO
artige Reaktionsweise hin geschultes und abge‐ 
OO
stimmtes Gehirn anderen Gefahren ausgesetzt ist, 
OO
als das Gehirn des Normalmenschen, der nichts 
OO
von den Möglichkeiten auch nur 
ahnt, die hier 
OO
in Betracht kommen und stets aktuell sind.
.Wenn in orientalischen Religionen der wirklich 
OO
oder auch nur vermeintlich aus dem Geiste Leh‐ 
OO
rende stets von einem hierarchisch abgestuften 
OO
Hofstaat, wie von einem System hintereinander 
OO
aufgestellter Palisadenzäune umgeben war, damit 
OO
ihm nur ja nichts nahen konnte, was für seine 
OO
 
Verbindung mit seinem gleichzeitig bestehenden 
OO
wirklichen, ‒ oder auch nur gläubig zugeschrie‐ 
OO
benen ‒ Leben im ewigen Geiste 
Störung 
OO
hätte bedeuten müssen, so war das nur folgerich‐ 
OO
tige Auswirkung des allgemeinen Wissens um die 
OO
oben geschilderten Zusammenhänge des Geistigen 
OO
und Irdischen innerhalb einer entsprechend ge‐ 
OO
arteten menschlichen Individualität. Was heute 
OO
noch an Spuren solcher Umzäunungen eines mit 
OO
mystischem Nimbus umglaubten Menschen da und 
OO
dort übrigblieb und weiter erhalten wird, ist es 
OO
nicht minder.
Nach alledem wird man nun vielleicht doch zu 
OO
einigem Verständnis dafür kommen, daß mir, der 
OO
ich niemals «ein fauler Briefschreiber» war, heute 
OO
jede Nötigung, einen Brief zu schreiben, zur Qual 
OO
geworden ist. Mag auch der Adressat mir überaus 
OO
nahestehen! Mag auch das, was brieflich zu be‐ 
OO
handeln ist, mich im Tiefsten ergreifen!
.Das ist für einen verbundenheitsfreudigen Men‐ 
OO
schen, dem jeder, der ihm jemals seelisch wirklich 
OO
nahe kam, nun auch immerdar gegenwärtig bleibt, 
OO
recht schwer erträglich, und es fehlt ja auch wahr‐ 
OO
haftig nicht an immer aufs neue wiederholten Ver‐ 
OO
 
suchen meinerseits, «wider den Stachel zu löcken», 
OO
und trotz aller geistnaturgegebenen Verbote, oft 
OO
lang schon versäumte Korrespondenz wieder auf‐ 
OO
zunehmen. Zum Teil auch aus ganz egoistischen 
OO
Gründen, denn es gibt recht viele, mir geistig 
OO
nahestehende Menschen, nach deren Briefen ich 
OO
mich geradezu «sehne», so daß mir im irdischen 
OO
Leben vieles fehlt, wenn Nachricht von ihnen zu 
OO
lange ausbleibt. Ich kann aber niemand zumuten, 
OO
mir in kontinuierlicher Aufeinanderfolge zu 
OO
schreiben, wenn meine Antwortbriefe, die viel‐ 
OO
leicht nicht minder erwartet werden, immerfort 
OO
ausbleiben, ‒ mögen die Gründe dafür auch gegen 
OO
jede Verdächtigung in Hinsicht auf «Schreibfaul‐ 
OO
heit» vor allen Einsichtigen geschützt sein.
.Ernsthaft beunruhigend aber kann mich das 
OO
Ausbleiben von brieflicher Nachricht berühren, 
OO
wenn ich aus irgend einem Grunde zu der An‐ 
OO
nahme berechtigt bin, daß ich vielleicht geistig zu 
OO
helfen vermöchte, wäre mir nur die derzeitige 
OO
Situation des Freundes offenbar.
.Aus solchen Empfindungen heraus spricht mein 
OO
im Heft 4, 1933 der «Säule» dargebrachtes Ge‐ 
OO
dicht: «Geistige Verbundenheit». Es war an die 
OO
Allernächsten, der mir persönlich oder auf eine 
OO
 
außergewöhnliche Weise auch nur brieflich be‐ OO
kannten Freunde und geistigen Schüler gerichtet, OO
weil mir nur deren persönliche seelische und OO
äußere Verhältnisse vorläufig hinreichend vertraut OO
sind, daß ich sie, um des Einsatzes geistiger Hilfe OO
willen, genügend zu beurteilen vermag. Fataler‐ OO
weise hat mir zwar dieses Gedicht eine Flut von OO
Zuschriften gebracht, die nur in Bewegung gesetzt OO
wurde durch die irrige Meinung, es mangele mir OO
an Gelegenheit zur Korrespondenz. ‒ Aber von OO
diesen wenig erfreulichen Bekundungen anmaß‐ OO
licher, zum Teil schon kaum noch erträglicher, für OO
alles mögliche, Zauberhilfe heischenden Überheb‐ OO
lichkeit weit abgesehen, haben auch andere bis da‐ OO
hin mir noch nicht bekannte Menschen sich auf‐ OO
gefordert gefühlt, mir zu schreiben, deren brief‐ OO
liche Bekanntschaft gemacht zu haben, ich gewiß OO
niemals unterschätzen werde. Hochgebildete, gei‐ OO
stig Schaffende, aber auch ganz einfache Leute OO
sind dabei, und manche wissen mir Wundersames OO
aus ihrem inneren Leben zu berichten, ohne viel OO
daraus zu machen, obwohl sie nicht verbergen OO
können, daß der Atem ewigen Geistes sie berührte, OO
ohne daß sie es, im kirchlich anerzogenen «Bewußt‐ OO
sein» ihrer vermeintlichen Sündhaftigkeit, für OO
wahr halten wollten.
.Jedem einzelnen, dieser mir mit dem Siegel des 
OO
Geistes neu Nahegetretenen möchte ich eine recht 
OO
persönliche Antwort schreiben, und sie wurde in 
OO
Gedanken schon geschrieben, als ich seinen Brief 
OO
las.
.Wenn aber die hier gemeinten ‒ Frauen wie 
OO
Männer ‒ mit der ihnen sichtlich gegebenen Ein‐ 
OO
fühlungsfähigkeit nun die mir wirklich nicht leicht 
OO
gefallenen Darstellungen der mein Erdenleben um‐ 
OO
fangenden Sonderbedingnisse empfindend sich klar 
OO
gemacht haben werden, dürften sie gewiß auch ver‐ 
OO
stehen, daß ihre vertrauend gegebenen Worte gut 
OO
bei mir verwahrt bleiben, auch wenn ich nicht 
OO
darauf brieflich zu antworten vermag.
.Ich werde auch weiterhin versuchen, auf die mir 
OO
zukommenden Briefe auf ähnliche Weise wie hier, 
OO
in der «
Säule» zu antworten, bedacht darauf, 
OO
daß möglichst 
vielen Lesern, mit solcher Ge‐ 
OO
meinsamkeitsantwort Aufschluß und Klärung zu‐ 
OO
kommt.
.In 
dieser Weise vermag ich zu antworten, 
OO
ohne mein Wirken im ewigen Geiste unterbrechen 
OO
zu müssen, was bei 
persönlichen Briefen an 
OO
Einzelne 
ganz unvermeidlich wäre, und zu‐ 
OO
 
letzt fraglos zur Zerstörung meines irdisch gege‐ 
OO
benen Daseins führen müßte, das Ihr alle, geliebte 
OO
Freunde, noch so lange als erdbedingt möglich, er‐ 
OO
halten sehen wollt, ‒ zugleich aber dem Wider‐ 
OO
sprechendes von mir erwartend...
.Mir selbst, der ich mich 
niemals in meinem 
OO
Erdenleben zu «
schonen» suchte, vielmehr von 
OO
den Tagen meiner Kindheit an die Gefahr verwege‐ 
OO
nerweise aufsuchte, wo sie am größten war, ist 
OO
irgendwelche Besorgnis in bezug auf Erhaltung 
OO
meines irdischen Lebens wirklich von Hause aus 
OO
fremd, und mein bewußtes, taterfülltes Leben im 
OO
ewigen substantiellen Geiste rückte jeden derarti‐ 
OO
gen Gedanken womöglich noch ferner. Wenn ich 
OO
dennoch Euren mir zugedachten Wünschen meine 
OO
Mitwirkung zusagen muß, so geschieht dies, weil 
OO
ich vom Geiste her weiß, was noch auf Erden für 
OO
mich zu tun ist, da es nach meinem Tode in vielen 
OO
Jahrhunderten keinen Menschen innerhalb der 
OO
Westwelt geben wird, der Eignung in sich zu tragen 
OO
vermöchte, es vollbringen zu können, aus den 
OO
Kulturkreisen des Morgenlandes aber 
niemals 
OO
mehr einer dem Abendlande erfahrbar werden 
OO
wird.
 
BRIEF
AN MEINE GEISTIGEN SCHÜLER
 
WENN ich die beiden Jahrzehnte meines Leh‐ 
OO
rens aus der Wirklichkeit ewigen göttlichen 
OO
Geistes überblicke, sehe ich eine Auswirkung der 
OO
durch mich verkündeten Lehren vor mir, die vom 
OO
Blickpunkt des lichten heiligen Geistes Gottes her 
OO
als ein leuchtendes Feuer unvergänglicher Freude 
OO
erscheint, ‒ in erdenmenschlichem Erfühlen er‐ 
OO
lebt aber zur umfassendsten Dankbarkeit gegenüber 
OO
Denen nötigt, die mir echte geistige Schüler ge‐ 
OO
worden sind.
.Niemals hätte ich vordem erwartet, daß mein 
OO
helfendes Lehren so viel Entgegenstreben aus dem 
OO
Innersten, so viel warme, fühlende, wollende Auf‐ 
OO
nahme bei meinen Mitmenschen vorfinden: ‒ daß 
OO
es so vielem lebendig durchglühten seelischen 
OO
Suchen begegnen würde.
.Ich kann nur immer wieder 
danken für die 
OO
Bereitwilligkeit, den durch mich empfangenen 
OO
 
Anweisungen nachzuleben, und wollend dem ge‐ 
OO
zeigten Ziele zuzustreben!
.Dennoch aber begegne ich neben allem seelisch 
OO
wurzelstarken Wollen immer wieder auch einer 
OO
Art Sehnsucht 
nach zauberhaftem Ge‐ 
OO
schehen, die durch mich endlich ihrer Erfül‐ 
OO
lung gewiß zu werden vermeint, ‒ die ich aber 
OO
nur herbster 
Ent-
Täuschung zuführen muß. 
OO
Wer dieses Herausreißen aus einer wohligen Täu‐ 
OO
schung nicht verträgt, der hat in meiner geistigen 
OO
Nähe nichts zu suchen!
.Was ich im Nachfolgenden sage, setzt daher eine 
OO
wesentlich 
andere Seelenhaltung voraus. Ich 
OO
rede hier nur zu Menschen, die ein inneres 
Recht 
OO
haben, sich als meine geistigen Schüler zu fühlen, 
OO
auch wenn sie noch zuweilen erdmenschlichen Nei‐ 
OO
gungen zu weit nachgeben, oder in Gefahr geraten 
OO
können, Irrtümern nachzuhängen, die ganz gewiß 
OO
nicht durch mich genährt werden, aber seit alter 
OO
Zeit durch törichten Aberglauben heftig in Kraft 
OO
sind.
.Allem anderen voraus denke ich hier an die bei‐ 
OO
nahe nicht auszurottende Sucht, die ewige Wirk‐ 
OO
lichkeit, wie sie 
im göttlichen substantiel‐ 
OO
 
len Geiste allein durch Vermittlung der 
OO
Seele zu empfinden ist, auf irdisch-physische ‒ ja 
OO
physikalische ‒ Weise erleben zu wollen.
.Selbst dort, wo man einiger Einsicht wahrlich 
OO
gewiß sein sollte, spukt der Wahn, es müsse mög‐ 
OO
lich sein, das polar Entgegengesetzte in 
gleichem 
OO
Polstand erfahren zu können: ‒ also das absolut 
OO
Positive als ein ausgeprägt Negatives wahrzu‐ 
OO
nehmen.
.Ursache dieser Ahnungslosigkeit gegenüber dem 
OO
allein Möglichen ist die Überwucherung des 
OO
Vorstellungsbereiches durch Vorstellungen die 
OO
lediglich Produkte der physischen Sinne darstellen, 
OO
‒ und die solcherweise verlorene Fähigkeit, sub‐ 
OO
stantiell Göttlich-Geistiges ‒ das 
niemals phy‐ 
OO
sisch-sinnlich zu erreichen ist, wenn es auch im 
OO
Physisch-Sinnlichen sich darzustellen vermag ‒ 
OO
als Vorstellung dem bewußten Erleben nahezu‐ 
OO
bringen.
.Wir können aber weder in der physisch-sinn‐ 
OO
lichen noch in der substantiellen göttlich geistigen 
OO
Welt irgend eine Erfahrung richtig deuten, wenn 
OO
wir nicht fähig sind, dem zu Erfahrenden das ihm 
OO
gemäße Bild 
vor-zustellen. ‒
 
.All unser Erkennen ist ein 
Vergleichen des 
OO
schon 
Erfahrenen, oder noch als Erfahrung 
OO
Gesuchten, mit dem von uns 
vor der Erfah‐ 
OO
rung vorgestellten 
Bilde. Nur in diesem 
Ver‐ 
OO
gleich erfahren wir, was an unserer Vorstellung 
OO
der Wirklichkeit entsprach und was nicht. Nur 
OO
durch 
solches Erfahren werden wir der Wirk‐ 
OO
lichkeit endlich 
gewiß!
.Ist aber unser Vermögen, auch substantielles 
OO
Göttlich-Geistiges vorstellen zu können, durch die 
OO
Gewohnheit, nur 
physisch-
sinnlich Erweisbares 
OO
vorzustellen, allmählich 
kraftlos geworden, so 
OO
werden wir des substantiellen Göttlich-Geistigen, 
OO
das uns erlebensnahe kommt, nicht einmal 
ge‐ 
OO
wahr, und unmöglich wird uns seine Erfahrung 
OO
und Deutung werden.
.Es handelt sich also darum, die Fähigkeit: das 
OO
ewige substantielle Göttlich-Geistige vorstellen zu 
OO
können, aus aller Ueberwucherung herauszuholen 
OO
und zu neuem Leben zu erwecken. Fast in jedem 
OO
meiner Verkündungsbücher nimmt diese Befreiung 
OO
und Erweckung darum beinahe mehr Wortgestal‐ 
OO
tung für sich in Anspruch als die Verkündung der 
OO
Wirklichkeit substantiellen ewigen Lebens selbst, 
OO
und ich hätte mir mein Werk wesentlich verein‐ 
OO
 
fachen können, wenn der ewige göttliche Geist 
OO
auch 
ohne vorgängige Vorstellung: ‒ etwa durch 
OO
bloße Selbstversenkung oder durch Anbetung des 
OO
Unerkennbaren, ‒ der Erfahrung zugänglich wer‐ 
OO
den könnte. ‒
.Nicht von ungefähr findet der Schüler in meinen 
OO
Büchern jede nur mögliche 
Sonderart der Vor‐ 
OO
stellungsfähigkeit aufgerufen, denn diese Fähigkeit 
OO
gelangt nur dann erneut zum Leben, wenn das ihr 
OO
am ehesten Vernehmbare sie erweckt.
.Dieses am ehesten Vernehmbare wird aber für 
OO
jede einzelne Seele 
ein Anderes sein, und man 
OO
darf das Erwecken der Fähigkeit, ewiges Göttlich‐ 
OO
Geistiges wieder 
vorstellen zu können, wahr‐ 
OO
haftig nicht mit dem Gebaren sogenannter «Geistes‐ 
OO
lehrer» verwechseln, die ihre Schüler mit allen 
OO
okkultistischen Zwangseinflüssen dahin bringen 
OO
wollen, Gesichte zu «schauen», die lediglich das 
OO
Produkt verstandesmäßiger Spekulationen des 
OO
durch Geltungsbedürfnis und persönliche Selbst‐ 
OO
übersteigerung vom ewigen Geiste Gottes herme‐ 
OO
tisch isolierten, ahnungslosen «Geheimlehrers» 
OO
sind.
 
.Anderseits aber ist die Erklärung dafür, warum 
OO
in den Völkern der Länder des Sonnenaufgangs weit 
OO
mehr echte Erfahrungsfähigkeit für das ewige Gei‐ 
OO
stige gefunden wird als innerhalb der westlichen 
OO
Welt, durchaus nur in der traditionsmäßig lebendig 
OO
erhaltenen Fähigkeit, Geistig-Göttliches 
vorstel‐ 
OO
len zu können gegeben, und keineswegs etwa in 
OO
einer, für das Erfahren des Geistigen besser ge‐ 
OO
eigneten Veranlagung oder gar in einer besonderen 
OO
Eignung der von diesen Völkern bewohnten Land‐ 
OO
striche zu suchen.
.Man scheut sich zuerst, eine solche Binsenwahr‐ 
OO
heit niederzuschreiben, ‒ aber leider ist es bitter 
OO
notwendig, will man die phantastischen Meinungen 
OO
aus der Welt geschafft sehen, die immer noch durch 
OO
allzu romantisch-schwärmerische Menschen des 
OO
Westens in den ihnen zugänglichen Kreisen ver‐ 
OO
breitet werden.
.Für die 
christlichen Mystiker des Mit‐ 
OO
telalters ‒ und zwar für 
alle, ohne 
jede Aus‐ 
OO
nahme! ‒ trifft die oben auf die Völker des Ostens 
OO
bezogene Erklärung jedoch 
nur zum Teil zu, 
OO
denn die noch vorhanden gewesene Fähigkeit, sub‐ 
OO
stantielles Göttlich-Geistiges 
vorstellen zu kön‐ 
OO
 
neu, erfährt in der Mystik (einerlei welcher reli‐ 
OO
giösen Färbung!) einen ahnungslos getriebenen 
OO
Mißbrauch, ‒ und außerdem wurde gerade 
OO
in der mittelalterlichen 
christlichen Mystik 
OO
nur zu oft das urwesentlich im ewigen substantiel‐ 
OO
len Geiste Erfahrene bloß Ausgangspunkt rein ge‐ 
OO
danklicher «Spekulation», so daß man in vielen 
OO
Fällen ‒ besonders bei 
Meister Eckehard ‒ 
OO
eher von christlich mystischer 
Philosophie zu 
OO
reden hätte.
.Wer nun aber nach den von mir so reichlich ge‐ 
OO
gebenen Anweisungen handelt, um auf die für ihn 
OO
mögliche Art, die Fähigkeit zum Vorstellen des 
OO
ewigen, substantiellen Göttlich-Geistigen wiederzu‐ 
OO
erlangen, der darf gewiß nicht erwarten, daß sein 
OO
erster Erfolg ihm sofort die Bildung von Vorstel‐ 
OO
lungen ermöglichen würde, wie sie für das Erfah‐ 
OO
ren 
höchster, substantiell-geistig gezeugter le‐ 
OO
bendiger Wirklichkeit unerläßlich sind.
.Ich spreche von dem «
Wiedererlangen» der hier 
OO
erwähnten Fähigkeit, weil jeder mit gesundem irdi‐ 
OO
schem Organismus geborene Erdenmensch sie in 
OO
den Zeiten seiner frühen, zum Bewußtsein erwach‐ 
OO
ten Kindheit in mehr oder weniger ausgebildetem 
OO
Maße 
besaß, bis sie ihm dann infolge des immer 
OO
 
stärker auf ihn einstürmenden Zwanges, sich durch 
OO
die physisch-sinnlich wahrgenommene 
Außen‐ 
OO
welt bedingte Vorstellungen zu bilden, allmählich 
OO
abhanden kam.
.Hier ist der 
tiefste Sinn des geheimnisvollen 
OO
Wortes gegeben:
.«
So ihr nicht werdet wie die Kinder, 
OO
könnt ihr nicht in das Reich Gottes 
OO
eingehen!»
.Den 
Kindern ist noch das Himmelreich 
of‐ 
OO
fen, und sie erfassen davon, was ihrer Fassungs‐ 
OO
kraft erlangbar ist, weil sie noch die Fähigkeit be‐ 
OO
sitzen, von der Außenwelt unbehelligte Vorstel‐ 
OO
lungen des substantiellen ewigen Geistigen bilden 
OO
zu können, frei nach ihrer Art!
.Wer diese Fähigkeit aber wiedererlangen will 
OO
und darum die ihm von mir erteilten Anweisungen 
OO
nach seiner Eigenart zu befolgen sucht, der wird 
OO
sich darüber klar werden müssen, daß dem 
freien 
OO
und dem 
Willen unterstellten Bilden von Vor‐ 
OO
stellungen ewiger göttlich-geistiger substantieller 
OO
Wirklichkeit, das 
nicht willkürliche Erwachen 
OO
der benötigten Kräfte vorausgeht.
 
.Er wird sich also auf dem besten Wege zu seinem 
OO
Ziele sehen dürfen, wenn sich ihm, ‒ sei es etwa 
OO
morgens vor dem ersten Augenaufschlag, oder im 
OO
Halbschlaf, oder auch in offener Tageswachheit, ‒ 
OO
Vorstellungen ohne sein bewußtes Zutun bilden, 
OO
die von einem Gefühlsinhalt erfüllt sind, wie ihn 
OO
keine der bewußt selbstgewollten 
physisch‐ 
OO
sinnlich bedingten Vorstellungen aufweist.
.Jeder, der es erfährt, weiß sofort, daß es sich 
OO
um etwas dem irdischen gewohnten Vorstellungs‐ 
OO
bereich 
hoch Entrücktes handelt, ‒ auch 
OO
wenn er sich selbst, aus Angst vor Selbsttäuschung, 
OO
nicht glauben mag.
.Diese Angst, am Ende sehen zu müssen, daß man 
OO
einer Selbsttäuschung erlegen sei, wird in vielen 
OO
Fällen auch noch genährt durch ein Verstandes‐ 
OO
bewußtsein, das immer erneut Anstoß nimmt an der 
OO
formalen Simplizität der bewußt gewor‐ 
OO
denen Vorstellung.
.Aber 
gerade diese Naivität der Form‐ 
OO
bildung weist aufs deutlichste der plötzlich und 
OO
vom Willen unabhängig entstandenen Vorstellung 
OO
ihren hohen Rang zu!
 
.Die 
ersten, solcherart spontan gebildeten Vor‐ 
OO
stellungen substantieller geistiger Wirklichkeit kön‐ 
OO
nen der Form nach unmöglich bedeutsamer und 
OO
vielfältiger sein, als es die 
letzten, längst ver‐ 
OO
gessenen aus früher Kinderzeit waren!
.So unbedeutend aber auch die 
formale Ge‐ 
OO
staltung der Vorstellung sein mag, so reich erfüllt 
OO
kann sie sein mit Beziehungen zur ewigen geistigen 
OO
Wirklichkeit, und so bedeutungsvoll kann für den 
OO
Wahrnehmenden die göttlich-geistige Bekundung 
OO
werden, die er vorerst auf so seltsam primitive Art 
OO
erhält...
.Aus solcher ersten Vorstellungsform, die unse‐ 
OO
rem überreizten und an die Kompliziertheit irdisch‐ 
OO
sinnlicher Vorstellungen gewöhnten Gehirn gar 
OO
leicht als allzu simpel erscheinen will, werden dann 
OO
später freilich auch überaus 
reiche Vorstellungs‐ 
OO
bilder erstehen. Niemals aber werden die Elemente, 
OO
aus denen sie sich in all ihrem Formenreichtum 
OO
organisch entfalten, 
gehirnlich-
verstandes‐ 
OO
mäßig deutbar sein, denn sie entstammen dem 
OO
ewigen «Reiche der 
einfachsten Zeichen»: 
OO
‒ dem «Lande der 
Wirklichkeit».
 
.Ewig unerfüllbar muß aber auch das törichte OO
Verlangen bleiben, Göttlich-Geistiges gar OO
in der gleichen, physikalisch bestimmten Art OO
erfahren zu wollen, in der wir die Dinge der uns OO
von Geburt an zur verstandesmäßigen Deu‐ OO
tung gegebenen, physischen Sinnen zugänglichen OO
und physikalisch zerlegbaren, körperlichen Au‐ OO
ßenwelt erfahren!
BRIEF
AN MEINE GEISTIGEN SCHÜLER
 
IN den letzten Monaten mehren sich wieder recht 
OO
auffällig allerlei aus meinem Schülerkreis stam‐ 
OO
mende Vorschläge: «was zu tun 
wäre, was man 
OO
selbst tun möchte, falls ich die Zustimmung gäbe, 
OO
und was 
von mir getan werden «
könnte», um 
OO
meine Schriften auch Menschen nahezuhringen, die 
OO
sie noch nicht kennen, oder von denen man wenig‐ 
OO
stens 
annimmt, daß ihnen diese Lehrbücher gei‐ 
OO
stigen Lebens noch nicht nahe gekommen seien.
.Daß alle diese Anregungen vom denkbar besten 
OO
Wollen getragen werden, bedarf kaum noch der Er‐ 
OO
wähnung.
.Man weiß, welchen segensreichen Einfluß man 
OO
selbst der Begegnung mit den durch mich verkün‐ 
OO
deten Lehren dankt, und möchte sie darum auch 
OO
anderen Menschen zugänglich sehen, von denen 
OO
man annimmt, sie müßten diesen Lehren ‒ wenn 
OO
 
sie nur Kenntnis davon erhalten würden ‒ mit 
OO
glühender Bereitschaft entgegenkommen.
.Es scheint da gegenwärtig ein von vielen meiner 
OO
Schüler heiß gefühlter Wunsch sich zu einem al‐ 
OO
lenthalben durch die Gehirne schweifenden Vor‐ 
OO
stellungsbild verdichtet zu haben, von dem nun die 
OO
schon geradezu beängstigend zahlreichen Impulse 
OO
ausgehen, die jeder Einzelne als nur 
in sich al‐ 
OO
lein entstanden empfindet, wodurch er sich als‐ 
OO
dann verpflichtet fühlt, mich auf die ihm so be‐ 
OO
deutungsvoll erscheinenden Möglichkeiten drin‐ 
OO
gend aufmerksam zu machen.
.Mich aber stimmt diese lebhafte und geradezu 
OO
freudige Unruhe meiner Schüler recht traurig, 
OO
denn ich muß aus ihr ersehen, in wie geringem 
OO
Grade so manches haften bleibt, was ich längst ein 
OO
für allemal in allen verankert glaubte, die meine 
OO
Bücher kennen.
.Nicht nur die zahlreichen Hinweise darauf, daß 
OO
ich 
im Ewigen lebe, und dem Zeitatom, das die 
OO
Dauer meines leiblichen Daseins ausmacht, nur die 
OO
Beachtung schenken kann, die seiner Einzelbedeu‐ 
OO
tung in dem mir geistig offenbaren Ganzen zu‐ 
OO
kommt, scheinen den freudig, aber inkonsequent 
OO
 
auf «Unverhofftes» Hoffenden nicht mehr recht 
OO
gegenwärtig zu sein, ‒ sondern auch die ausdrück‐ 
OO
lich ihren Fehlhoffnungen 
wehrenden Sätze, 
OO
die in dem Buche «
Der Weg meiner Schü‐ 
OO
ler», Seite 19 bis 25, zu finden sind, allwo doch 
OO
unter anderem deutlich gesagt ist: «
Wer also in 
OO
diesen Dingen richtig handeln will, 
OO
der überlasse es den geistigen Mäch‐ 
OO
ten, 
in deren Obhut meine Bücher ste‐ 
OO
hen, 
wem sie zugeleitet werden sollen.» 
OO
.Es ist, als hätte ich alles dort Erörterte niemals 
OO
niedergeschrieben!
.Aber wenn ich nicht das bereits so ausführlich 
OO
Gesagte hier Wort für Wort wiederholen will, so 
OO
bleibt mir nichts anderes übrig, als alle so wohl‐ 
OO
meinenden Schüler und Freunde zu bitten, doch 
OO
die eben bezeichnete Stelle des Buches noch ein‐ 
OO
mal anzusehen.
.Dort steht deutlich zu lesen, 
warum ich von 
OO
ihren, in jeder Hinsicht doch Gutes bezweckenden 
OO
Anregungen 
keinen Gebrauch machen darf, 
OO
wenn ich nicht das von mir in der Arbeit eines 
OO
Lebensalters Geförderte selbst aus törichter Eil‐ 
OO
 
sucht unnötig hemmen will, was mir doch niemand 
OO
zumuten wollen wird.
.Zu Eile oder Beschleunigung ist aber auch nicht 
OO
der mindeste Grund gegeben.
.Was ich in meinen Schriften niedergeschrieben 
OO
habe, 
kann zwar gewiß 
auch heute von dafür 
OO
geeigneten Menschen aufgenommen werden, ‒ 
OO
wird aber von diesen 
keinesfalls so erfaßt, wie 
OO
von der Menschheit einer zukünftigen Zeit, die 
OO
den psychologischen Moment zeitigen 
OO
wird, der das Verlangen nach den verkündeten 
OO
Lehren allenthalben dann in jedes Bewußtsein 
OO
bringt, das sie braucht.
.Was ich bereits geschrieben habe, und noch ge‐ 
OO
schrieben haben werde, oder hinterlasse, wenn es 
OO
mit meinem leiblichen Erdensein zur Rüste geht, 
OO
ist ja nicht «für den Tag» sondern 
für alle 
OO
kommenden Zeiten geschrieben.
.Es kann ganz unmöglich seinen, 
ihm gemäßen 
OO
psychologischen Moment mit Dingen 
zugleich 
OO
haben, für die dieser bereits 
in der Gegenwart 
OO
gekommen ist, ‒ und was 
jetzt von Menschen 
OO
der Zeit durchlebt wird, muß ebenso wie alles an‐ 
OO
 
dere bereits Vergangene, Vergangenheit geworden 
OO
sein, bevor das 
Kommende zu seiner Zeit er‐ 
OO
scheint.
.Hier ist jede Besorgnis, daß etwas versäumt wer‐ 
OO
den, oder gar verlorengehen könnte, ganz über‐ 
OO
flüssig!
.Aber auch jeder Versuch, das Kommende 
eher 
OO
herbeizuziehen, ist überflüssig und wird das geist‐ 
OO
gesetzte Geschehen um keinen Augenblick zu be‐ 
OO
schleunigen vermögen.
.Wer heute bereits erfassen 
kann, was in den von 
OO
mir dargebotenen Lehren gegeben ist, den werden 
OO
sie mit aller Bestimmtheit an dem für ihn bestimm‐ 
OO
ten Tage erreichen, ‒ 
ohne jede absichtliche 
OO
Nachhilfe.
.Die Bücher dieser Lehren sind öffentlich erschie‐ 
OO
nen, allgemein zugänglich, und daher auf die gleiche 
OO
Weise erreichbar wie irgend ein Handwerkszeug 
OO
des alltäglichen Lebens. Wer sie bereits brauchen 
OO
kann, der findet sie. Man braucht wirklich keine 
OO
Angst zu haben, daß sie heute noch irgend einem 
OO
Menschen, der die Sprache spricht, in der sie ge‐ 
OO
schrieben sind, entgehen könnten!
 
.Es sind ja daneben auch bereits zahlreiche geistig 
OO
Suchende 
anderer Muttersprache in allen Welt‐ 
OO
teilen beim Studium meiner Schriften und der Be‐ 
OO
folgung ihrer Lehren anzutreffen. Einzelne dieser 
OO
räumlich so fernen Schüler wußten mir von wahr‐ 
OO
haft seltsamen «Zu-fällen» zu berichten, denen sie 
OO
es zu verdanken hatten, daß die Bücher ihnen zu‐ 
OO
gefallen waren, ‒ zum Teil in der deutschen Ori‐ 
OO
ginalausgabe, zum Teil in den bis heute vorliegen‐ 
OO
den Uebersetzungen.
.Wer reif ist 
gefunden zu werden, der 
wird 
OO
gefunden, wo immer er zu finden ist.
.Darum bitte ich meine Schüler und Freunde in‐ 
OO
ständigst, ganz ohne Sorge sein zu wollen hinsicht‐ 
OO
lich jener Menschen, denen sie das eine oder andere 
OO
meiner Bücher, oder gar gleich alle, lieber heute 
OO
als morgen nahegebracht sehen möchten! Und ich 
OO
bitte in gleicher Weise darum, alle etwa in der Seele 
OO
auftauchenden, mir zugedachten Vorschläge zu ir‐ 
OO
gend einer über die normale, verlagsmäßig usuelle 
OO
Ankündigung hinausgehenden Propagierung mei‐ 
OO
ner Schriften, ‒ wieder ins Unbewußte sinken zu 
OO
lassen! Dort sind sie zweifellos am besten aufge‐ 
OO
hoben.
 
.Es hat mich überdies auch noch 
kein einzi‐ 
OO
ger Vorschlag erreicht, der nicht 
lange vorher 
OO
schon befolgt gewesen 
wäre, hätte ich ihn befol‐ 
OO
gen können. Alles was mir da ziemlich spät «nahe‐ 
OO
gelegt» werden soll, ist ja wahrhaftig ohnehin schon 
OO
‒ recht naheliegend...
.Darum ist es aber noch durchaus nicht auch den 
OO
geistigen Gesetzen entsprechend, aus denen ich 
OO
lebe, und die 
allein für alle Auswirkung der in 
OO
meinen Schriften durch mich formulierten welt‐ 
OO
zeitalten Lehren das Maß geben.
.Einen 
anderen Maßstab zur Beurteilung des‐ 
OO
sen, was mit dem Meinen geschehen darf oder nicht, 
OO
kann ich aber unter keinen Umständen gelten las‐ 
OO
sen, und noch viel weniger gar selbst gebrauchen!
.Ich bin nicht in der bequemen Lage, alles gut‐ 
OO
heißen zu können, was von Anderen für gut gehal‐ 
OO
ten wird, weil es ihnen, von 
ihrem Einsichts‐ 
OO
punkte her, als «gut» 
erscheint.
.Es gibt gar manches, was ich gerne gutheißen 
OO
würde, wenn mir das aus geistiger Einsicht her nicht 
OO
versagt wäre.
 
.Ich bin und bleibe bestimmt durch meine eigene 
OO
geistgegebene Einsicht, und darf nichts «gel‐ 
OO
ten» lassen, was im Reiche des ewigen Geistes die 
OO
Gültigkeit, die es sich selber zumißt, ‒ leider ent‐ 
OO
behrt.
.Man wird also, wenn man Menschen oder Men‐ 
OO
schengruppen innerhalb des mir geistig zugehören‐ 
OO
den Bereiches finden möchte, zuerst sich fragen 
OO
müssen, ob ich ihnen den Zugang zu diesen Berei‐ 
OO
chen offen halten kann?
.Man wird sich klar darüber werden müssen, daß 
OO
hier nichts von einer erdbedingten Sympathie oder 
OO
Antipathie abhängig ist, sondern nur von der ver‐ 
OO
pflichtenden Gewalt geistiger Gesetze.
.Hat man aber einmal die hier in Betracht kom‐ 
OO
menden Faktoren von einem, auch nur einiger‐ 
OO
maßen unverzerrte Perspektive gewährenden Ein‐ 
OO
sichtspunkte her erfaßt, dann wird man kaum mehr 
OO
Unmögliches von dem Einsatz meiner Kräfte er‐ 
OO
warten.
.Dann wird man aber auch die Hoffnung zu Grabe 
OO
getragen haben, als könne sich jemals das von Natur 
OO
aus Inkommensurable zusammenfinden, so sehr 
OO
 
man auch solches Begegnen als wünschbar betrach‐ 
OO
ten und herbeisehnen mag.
.Die Menschen eines jeden Zeitalters sind in 
OO
ihrem Wollen, Denken, Fühlen und Empfinden zu‐ 
OO
gleich 
Erfüller und 
Vorbereiter.
.Beide Funktionen sind gesetzmäßig naturbe‐ 
OO
dingt, und es wäre keine geringe Torheit, von einer 
OO
Generation die Erfüllung 
dessen zu erwarten, 
OO
was sie 
vorzubereiten berufen ist, während 
OO
sie das erfüllen muß, wozu frühere Zeitphasen die 
OO
Vorbereitung hinterlassen hatten!
 
ALLES irdisch Erlebbare erreicht 
dort seinen 
OO
höchsten Wert, wo es Symbol wird: Formbild 
OO
innerer Lebenszustände.
.Nicht nur 
außen erlebbar gibt es somit 
Nacht 
OO
und 
Tag!
.«Nacht» und «Tag» sind in jedem Erdenmen‐ 
OO
schen, und jeder trägt in sich Entscheidungsgewalt 
OO
über die Verteilung ihrer Macht.
.Weh' ihm, wenn er dieser Gewalt 
entsagt, und 
OO
es kommen läßt, wie es kommen mag: ‒ wie Nacht 
OO
und Tag sich in ihm bekämpfen wollen, ohne 
sei‐ 
OO
nem Willen sich zu fügen!
.«Fügen» meint hier: ‒ der durch den Willen 
OO
des Menschen gewählten Ordnung sich einbeziehen 
OO
und die Form erfüllen, die durch solche innere 
OO
Ordnung dargeboten ist.
 
.Die Nacht muß im Menschen ihren 
Gebieter 
OO
erkennen, wenn sie ihn nicht verwüsten, und zum 
OO
Kampfplatz ihrer eigenen, dem Tage entgegen‐ 
OO
strebenden Willensauswirkungen werden lassen 
OO
soll.
.Die Nacht vernichtet Jeden, der sie nicht 
be‐ 
OO
zwingt.
.Des Menschen 
geistbestimmter, tages‐ 
OO
wacher Wille aber wirkt in ihm das Wunder der 
OO
Wandlung des nächtigen 
Tieres zum lichtklaren 
OO
Gottesgleichnisbild.
.Wen darf es wundern, daß sich das Tier, das den 
OO
Menschen dieser Erde ohnehin als Fronvogt emp‐ 
OO
findet, gegen solche Wandlung 
wehrt!?
.Wen darf es wundern, wenn die Nacht, als des 
OO
Tieres Genossin, erst alle ihre Schrecken zeigt, be‐ 
OO
vor sie dem Tage sich endlich ergeben muß!
.Wem das 
Licht zum Formbild ewiger eigener 
OO
Seins-Sicherheit geworden ist, der kann die Nacht 
OO
nur noch als 
dienende Macht in sich dulden.
.Ich kenne die Nacht, wie sie wenige kennen! ‒ 
OO
Wie nur sehr wenige sie kennen lernen, ward sie 
OO
mir lebendige Erfahrung.
 
.Ich weiß alle ihre jemals von Menschen erlebten 
OO
heiligen Schauder und überwältigenden Beglük‐ 
OO
kungen, ihre weltenweite Größe und Höhe, ihre 
OO
fromm verzehrende Inbrunst und göttlich bacchan‐ 
OO
tische Brunst, ‒ ich weiß aber auch um ihre Tük‐ 
OO
ken und Fallen, um ihre gierende Gemeinheit und 
OO
niedrige Geducktheit, ihre Besudelungssucht ge‐ 
OO
genüber allem, was hell und heiter ist, um ihre gif‐ 
OO
tigen Dünste und ihre schwirrenden schwarzen 
OO
Strahlungen, die allem Verderben wollen, was nur 
OO
in lichter Klarheit zu sich selber kommen kann.
.Es muß vieles in harter Selbstzucht aus der un‐ 
OO
geordneten, triebhaften Sehnsucht des irdisch füh‐ 
OO
lenden, leicht zu verführenden Herzens für die 
OO
Dauer ausgerottet werden, wenn das Böse, das Be‐ 
OO
lügende, das Zersetzende und Zerfressende, ‒ 
OO
kurz: das Lebensfeindliche der Nacht, bezwungen 
OO
werden soll.
.Aber die Nacht bleibt dennoch 
Bedingnis des 
OO
Tages, wie der Tag Bedingnis der Nacht, und das 
OO
darf Vielen zu wahrem Troste gereichen, die sich 
OO
bedrückt fühlen durch noch währende Nacht... 
OO
.Auch die 
längste Nacht muß dem 
Tage wei‐ 
OO
chen, der aus ihr hervorgeht um sie einst zu über‐ 
OO
lichten!
 
GUTE Erziehung» ist in vielen Fällen nichts 
OO
anderes als eine eingelernte Technik des Ver‐ 
OO
haltens zu seinen Nebenmenschen.
.Man sollte Kinder nicht «erziehen» wollen, son‐ 
OO
dern sie anleiten, sich 
selbst zu erziehen.
.Erziehung faßt die Aufgabe der Menschenfor‐ 
OO
mung von 
außen an. Selbsterziehung formt von 
OO
innen heraus.
.Erziehung erreicht nur dann ihr Ziel, wenn sie 
OO
zu Selbsterziehung führt.
.Das ganze irdische Menschenleben ist ein un‐ 
OO
unterbrochener Aufruf zur Selbsterziehung. Wer 
OO
diesem Appell nicht entspricht, dem muß der Sinn 
OO
seines Lebens notwendigerweise zum Unsinn wer‐ 
OO
den.
 
.Aeußerungen mangelnder Selbsterziehung sind OO
ebenso wenig zu «verzeihen», wie Mücken- und OO
Wespenstiche, die man zwar gewiß als Belästigung OO
empfindet, aber nicht als Objekte einer möglichen OO
Verzeihung. OO
Anm.: Zwischen den beiden Auflagen gibt es hinsichtlich Hervorvorhebung und Zeilenende
manchmal geringe Unterschiede, also zwischen Text (zweite Auflage) und Scan der Buchseite (erste Auflage).
Durch Anmerkungen wird darauf hingewiesen.
Laß eitle Toren sich um Götter zanken
Und um die Wahrheit, die sie ihnen geben! ‒
Wenn aller Götterlehren Götter längst versanken,
Wirst Du in Dir noch aus der Gottheit leben!
 
Einst war auch ich vom Dunkel noch
                  umgeben,
Da kam zu mir das Licht,
Und ‒ ich ward Licht...
So fand ich in mir selbst der Gottheit Leben.
Vorher ‒ erkannte ich mich selbst
                  noch nicht. ‒ ‒ ‒
 
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Im Sternenlicht
Und im Staube der Erde
Regt sich die gleiche
Lebendige Kraft,
Die auch in Dir
Und mir
Und allen,
Sich selber sich
Zum Bilde schafft. ‒
Du bist in Dir
Aus ihr geboren;
Du lebst,
Weil Du sie selber bist!
Dir ist das Leben
Nie verloren,
Weil sie in Dir
Das Leben ist. ‒ ‒
 
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Die uns verlassen mußten
        Sind uns nicht verloren:
Sie wurden nur zu einem neuen Leben
        Neu geboren.
Wir finden sie dereinst,
        So wie wir hier sie fanden;
Ihr «Tod» war nur die Lösung
        Aus des Leibes Banden.
Das enge Haus der Sinne
        Faßt «den Menschen» nicht:
Er ist ein König ‒
        Und sein Reich ist Licht!
 
«Begreifen»
Heißt: mit jenen 
unsichtbaren
Urorganen
Die sich
Amoebengleich
Das Menschenhirn
Zu 
schaffen weiß
Bisher noch Unfaßliches
Nunmehr 
erfassen:
Greifen
Wie man mit Fingern greift, ‒
Umschließend 
fühlen, ‒
Durch Betasten
Kennenlernen!
Es ist «begreiflich»,
Daß ihr 
ungern nur
Begreifen werdet,
Was euch,
Wenn es begriffen wäre,
Eure Tagesträume
Stören müßte...
Und dennoch
Werdet ihr begreifen lernen
 
 
Müssen,
Wollt ihr nicht immerfort
Zu dem, was 
ist,
Im Zwiespalt stehen, ‒
Immerfort
Nur Traumgespenstern glauben,
Die euch den Blick verstellen
Auf die Wirklichkeit!
Es liegt 
an euch allein
Ob ihr begreifen 
könnt,
Denn jene unsichtbaren
Greiforgane der Gehirne
Bilden sich nur dann
Dem zu Begreifenden entgegen
Um es zu erfassen,
Wenn euer Wille 
Wahrheit wissen
Will!
 
 
Was du warst,
Bist du ‒ gewesen;
Was du bist,
Das bleibst du nicht...
Erst, wenn du von dir genesen,
Blickst du dir ins Angesicht!
 
Glaubt nicht, geliebte Freunde,
Daß mein Wort die Vielen meine,
Von denen zwölf ein Dutzend sind
Und tausend eine Schar!
Auch wenn ich Euch
Aus allen Völkern eine,
So kommt doch keiner zu mir,
Der nicht ewig bei mir war!
 
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Schwer wird es Euch, geliebte Freunde,
Zu ertragen, was ich leiden muß!
Schwer wird es Euch auch, zu verstehen,
Daß mir hohe Geisteshilfe,
Ohne die mein Erdenkörper,
Längst nicht mehr im Leben wäre,
Doch nicht dienen kann zur Leidbefreiung,
Weil 
solche Hilfe Hemmung meiner
                  
Selbstkraft würde.
Ihr wißt jedoch, daß ich zu sagen kam:
«
Alles Leid ist Lüge!»
Darum, geliebte Freunde,
Muß das Leid von mir «
entwertet» werden!
Wohl kenne ich Wege, um geistgesichert
Allem Leide «aus dem Wege» zu gehen, ‒
Aber 
diese Wege sind 
die meinen nicht!
Ich muß 
erfahren,
Was an körperlichem Leid
Für mich erfahrbar ist,
Sonst könnte ich niemals
Im Leid die 
Lüge bannen,
Die ich 
niederringen muß,
 
 
Will ich für Euch und Andere
Das Leid «entwerten»...
Freut Euch, geliebte Freunde!
Freut Euch mit jedem Tage,
Den ich in körperlichen Leiden
Euch gegenwärtig bleibe: ‒
Erdgebunden im Erdenleibe
Wie Ihr!
 
 
Aerger als alle leibliche Plage
Ist mir die Häufung hellklarer Tage,
Die meinem Leben verlorengehen,
Weil sie mich ohne die Kräfte sehen,
Das, was der Geist mir gibt, zu gestalten,
Und das Verschwebende festzuhalten,
Das alle geistigen Räume erfüllt
Und sich nur blitzhellem Schauen enthüllt...
Strahlender Wanderer, walle ich weiter, ‒
Ewige sind meine steten Begleiter, ‒
Ewiges ist meines Alltags Erleben, ‒
Doch es läßt sich nicht weitergeben!
Schmerzmüde wehrt sich irdisches Denken,
Mir die Gedankenformen zu schenken,
Denen ich anvertrauen müßte,
Was ich dem Denken zu geben wüßte.
 
Gönnt mir Ruhe der Gedanken,
Liebe Freunde,
Aber ‒ laßt mich nicht zu selten
Von Euch hören!
Ruhe, wie ich sie vonnöten habe,
Gibt mir nur die Nachricht,
Die mich stetig unterrichtet,
Wie es Euch ergeht! ‒
Im Seelischen und Leiblichen! ‒
Was mir mein eigenes Erschauen sagt,
Bleibt streng in jenen Grenzen,
Die der ewigkeitsgezeugte Geist sich zog.
Wenn Ihr mir nichts von Euch berichtet,
Weiß ich Anderes nicht von Euch!
Ich aber möchte alles von Euch wissen,
Was Ihr um Euch selber wißt!
Wahrhaftig nicht aus Gier nach Neuigkeiten,
Sondern nur allein, damit ich weiß,
Wo jeweils Geisteshilfe nötig ist!
Die aber werdet Ihr empfangen,
Auch wenn Ihr ‒ notgedrungen ‒
Keine Zeile meiner Hand,
Und nichts, was ich in Worte formte,
Von mir empfangen werdet!
 
Wenn ich im Morgenlande leben würde,
Wüsste man,
Daß ich zwar alles aufzunehmen willig bin,
Was meine Freunde mir zu senden trachten,
Daß ich jedoch bei aller Anteilnahme
Bleiben muß in dem, was «meines Vaters» ist...
Abendländische Lebensweise
Weiß solches «Bleiben» sehr zu behindern.
Der Mensch des Abendlandes ahnt nicht,
Wo die Grenzen liegen,
Die Irdisches von Ewiglichem scheiden...
Doch auch im Abendlande
Läßt sich nicht umgehen,
Was ewiges Gesetz gebietet,
Wo immer einer derer lebt,
Die Ewiges dem Irdischen vereinen!
 
Der Mann, der von «Wundern»
.wirklich was weiß,
Geht nur über's Wasser ‒
.auf 
Brücken und 
Eis.
Auch auf 
Schiffsplanken
.mag er sich heiter ergehn,
Doch 
nie wird er sich
.ein Mirakel erflehn!
 
 
Nicht um einen Schatz zu heben,
Den man könnte kunstvoll schleifen,
Wagt' ich oft genug das Leben
Irgend einen Stein zu greifen,
Wenn in südlichem Gefilde
An der Wege Felsenrinnen
Mir sich zeigte Steingebilde,
Nur beschwerlich zu gewinnen.
Liebe ich auch Edelsteine,
Goldgefaßt und wohlgeschliffen,
Hat mich doch auch oft die Reine
Eines Kieselsteins ergriffen.
Gingen Tausende die Straße,
Die den armen Stein verlachten,
Hob ich doch ihn aus dem Grase
Ihn voll Ehrfurcht zu betrachten.
Steine soll man nie verachten!
Liegen sie auch jetzt im Kote
Bleibt doch jeder Gottes Bote:
Hingestreut auf allen Wegen
Bergen sie noch Kraft und Segen.
 
 
Lasse, o Sucher,
Dem Hindu All-Brahma, ‒
Buddha und Padmasambhâva
dem Lama, ‒
Glaube dem Moslim:
«Allah il Allah», ‒
Ehre das Kreuz
Und das heilige Buch!
Achte bei Allen
Das gläubige Suchen!
Was aber alle
Nicht finden, ‒
Das such'!
 
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Du, Mensch der Erde,
Bist 
nicht «Gott»!
Doch, magst du auch
Der ärgste Frevler sein,
So bist du doch aus Gottes 
Art: ‒
Aus Gottes Mutterschoß und Samen, ‒
Und birgst in dir verborgen
Gottes 
Namen.
Wirst du einst dieses Namens wahrhaft inne,
So öffnen sich dir ungeahnte Sinne: ‒
Du lernst dich selbst in Gottes «Namen» 
nennen.
Und in dir selber deinen  
erkennen. ‒
Dann bist du allem Nichtigen entwunden,
Und deine Seele hat sich heimgefunden. ‒
 
 
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Verachtet euer 
Irren nicht,
Ihr Wanderer zum Licht!
Ihr würdet niemals euer irdisches Erkennen
In der 
Wahrheit wissen,
Wäre vordem nicht durch euer Irren
Euch das 
Maß gewiß geworden,
An dem Wahrheit zu 
ermessen ist!
Vornehmlich aber darf euch allen
Euer Irrenkönnen 
gut gegründet gelten,
Weil es aus 
Gott: ‒
Der 
un-bedingten 
Wahrheit ‒ stammt,
Die sich in ihren 
zeit-bedingten Welten
Selbst die 
Möglichkeit des Irrens 
schuf,
Um Irrendes auf wunderbaren Wegen
Immer wieder in sich zu 
erreichen, ‒
Folgend eigenem myriadenfachen Ruf. ‒ ‒
 
 
Suche der Seele Tröstung
.nicht bei Andern, ‒
Im Wahn befangen:
.Trost sei zu «erwandern»!
Trost ist nicht nahe,
.Trost nicht fern zu finden,
Solang noch Grimm und Groll
.die Seele binden!
Will sie nicht aus sich selbst
.getröstet werden,
Wird ihr gewiß kein Trost
.zuteil auf Erden! ‒ ‒
 
Das, was die Dichter ‒ müde matter Streite....
.unter sich wohl «Friede» nennen,
Das ist der Friede,
.so wie 
ich ihn bringe,
.wahrlich 
nicht!
Wollt ihr auf Erden schon
.zu 
meinem Frieden kommen,
So suchet 
in euch selber
.mich ‒ in lauterklarstem Licht ‒ !
Selbst dort, wo wahntoll
.blutbefleckte Leiber
.und verstörte Erdenseelen kämpfen,
Spricht noch 
mein Friede 
frei
.vor ewigem Gericht!
 
 
Ihr heiterfrohen Berge
Wein- und Baum-begrünt,
Die ihr in herben Bogen bald,
Und bald wie Felsenburgen
Meinen See umsiedelt, ‒
Ihr kennt ihn lange schon,
Den Wanderer, der schauend
Euch umschreitet,
Und seines Auges lichte Blicke
Weit im Schauen weitet,
Wenn er euch wiederum und wieder
Ueberwandert,
Damit er eure Gipfel, eure Schrunden
Zärtlich zart betaste,
Nachdem er ‒ fern auf seiner Lagerstatt
Mit seinem Auge euch berührend ‒
Sehnend euch umfaßte!
 
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Lange sah ich euch nicht mehr:
Lichte aus Lichtem gewonnen!
Reine aus Reinstem geronnen!
Ihr Säulen des Parthenon! ‒
Lichthelle bergend im Innern,
Von außen her honig-gelb
Patina übersponnen.
Lange schon sah ich nicht nächtlich
Das Mondlicht euch übergießen,
Und euer eigenes Leuchten
In seine Helle zerfließen! ‒
Wann aber wollte wohl einer
Euch, Lichte, jemals vergessen,
Der, euren Klängen ergeben,
Zu euren Füßen gesessen?!
 
 
OBWOHL alles, was nötig sein kann, um ei‐ 
OO
nen Menschen zu rubrizieren, längst dort 
OO
verzeichnet steht, wo man nach derlei Dingen, so‐ 
OO
weit sie Bücherautoren betreffen, zu suchen 
OO
pflegt, dürfte ich doch selbst am besten über mich 
OO
Bescheid wissen. Das wäre mir aber noch lange 
OO
kein Grund dafür, von mir selbst hier zu reden, 
OO
wenn nicht Schweigen zu allem, was als Legende 
OO
umläuft, als Billigung ausgelegt werden könnte.
.Daß ich nicht ein «chinesischer Dichter» bin, als 
OO
den man mich allen Ernstes in einer Wiener Zei‐ 
OO
tung feierte ‒ und Gustav Meyrink, der einst ein 
OO
Vorwort zu meinem «Buch vom lebendigen Gott» 
OO
geschrieben hat, daneben als «Entdecker» dieses 
OO
Zeitgenossen aus dem Reiche der Mitte ‒, hätte 
OO
dem freundlichen Rezensenten ein Blick in den 
OO
«Kürschner»* allerdings sagen können.
* Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Berlin und Leipzig
 
.Bedenklicher wird schon die Lesart, ich sei von 
OO
«buddhistischen Mönchen» erzogen und «von Fa‐ 
OO
kiren ausgebildet» worden.
.Dagegen läßt es sich immerhin verstehen, wenn 
OO
Buchrezensenten mit wichtiger Betonung ver‐ 
OO
künden, daß ihr Wissen um meinen deutschen 
OO
Familiennamen: Schneiderfranken ihr günstiges 
OO
Urteil weiter nicht behindern könne.
.Dem allem gegenüber glaube ich doch die 
OO
Pflicht zu haben, einmal auszusprechen, daß ich 
OO
meinen Namen Bô Yin Râ mit mindestens der 
OO
gleichen Berechtigung trage, wie ein anderer 
OO
etwa sein Adelsprädikat. Es handelt sich hier nicht 
OO
um ein frei gewähltes «Pseudonym», sondern um 
OO
den Namen, der mir einst von Menschen gegeben 
OO
wurde, denen ich enger als allen anderen ‒ ja en‐ 
OO
ger selbst als meiner Familie ‒ verbunden bin, so 
OO
daß er denn auch ohne jeden weiteren Zusatz in 
OO
meinen wichtigsten behördlichen Papieren ganz 
OO
in gleicher Weise wie der Familienname er‐ 
OO
scheint.
.Wie jene Menschen in mein Leben traten, habe 
OO
ich selbst in meinem Buch der Gespräche mit aller 
OO
hier erlaubten Deutlichkeit erzählt. Ich spreche 
OO
dort gewiss von asiatischen Ariern und Mongolen, 
OO
 
aber weder von «Fakiren» noch von «buddhisti‐ 
OO
schen Mönchen»!
.Ich sprach in meinen Büchern so oft von der 
OO
Art dieser geistigen Vereinigung, daß ich hier 
OO
wohl mich damit begnügen darf, zu sagen: ‒ es 
OO
handelt sich keineswegs um die Vertreter irgend‐ 
OO
einer östlichen Religion, Theo- oder Philosophie, 
OO
sondern um nichts Geringeres als den seit der Ur‐ 
OO
zeit stets verborgenen und streng gehüteten gei‐ 
OO
stigen Tempel, der, von Weisen aller Zeiten stets 
OO
vermutet, aber nur von Seltenen gekannt, in Ver‐ 
OO
bindung mit allen geistigen Strömungen in der 
OO
Menschheitsgeschichte stand, soweit sie, über die‐ 
OO
ses Erdenleben hinaus, die Rätsel der Ewigkeit zu 
OO
erforschen suchten.
.Daß ich ein Glied dieses geistigen Kreises 
OO
wurde, ist wahrlich nicht mein Verdienst. Ich 
OO
hatte nie den sonderbaren Ehrgeiz, ein «Heiliger» 
OO
zu sein und wäre auch als ein solcher keinesfalls 
OO
diesem Kreise nahegekommen. Mit ihm verbun‐ 
OO
den aber ward mir die Pflicht, in diesen Tagen al‐ 
OO
len Suchenden zu künden von dem, was sich mir 
OO
auf eine Art enthüllte, die jenseits von allem intel‐ 
OO
lektuellen Erschließen ist. So entstanden die Bü‐ 
OO
cher, die meinen Namen tragen und die ich nur 
OO
unter 
diesem Namen geben durfte, da wahrlich 
OO
meine bürgerliche Herkunft nichts damit zu tun 
OO
 
hat, daß ich sichere Kunde von den Dingen brin‐ 
OO
gen kann, die in diesen Schriften behandelt wer‐ 
OO
den.
.Literarischer Ehrgeiz lag mir von Anfang an 
OO
fern, und Broterwerb brachte mir seit Jahrzehn‐ 
OO
ten eine andere Tätigkeit, die sich genugsam auch 
OO
heute warmer Anteilnahme erfreut.
.Wenn ich auch dort, wo es 
nicht unerläßlich ge‐ 
OO
boten ist, mit dem mir gewordenen Namen 
OO
zeichne, so drückt dies nichts anderes aus, als daß 
OO
ich mich ihm weit enger als meinem Familienna‐ 
OO
men verbunden weiß, was wieder Folge innerer 
OO
Einheit ist, die in dem nur eigene Geistesart nach 
OO
uralten Lautwertgesetzen bezeichnenden Namen 
OO
allein sich selbst erkennt.
.Denen, die auch um meine äußere Herkunft 
OO
wissen wollen, aber sei gesagt, daß ich vom Vater 
OO
wie von der Mutter her aus alter, christlicher Bau‐ 
OO
ernfamilie Mitteldeutschlands stamme.
.Ich wünschte aber, daß die Tausende, die 
OO
meine Bücher lesen, mehr nach dem Inhalt als 
OO
nach dem Autor fragten.
 
IM «Talisverlag» (Verlag Magische Blätter) ist 
OO
jetzt ein sehr schöner Neudruck des Bulwer‐ 
OO
schen Romans «
Zanoni» herausgekommen, einge‐ 
OO
leitet und mit einem aufschlußreichen Nachwort 
OO
versehen durch den Münchner Dichter 
Hans 
OO
Christoph Ade*, den man wohl heute als besten 
OO
Kenner und Deuter des seltsamen Bulwerschen 
OO
Romans ansprechen muß.
.Man erwarte nun hier keine Buchrezension!
.Ich wiederhole, was ich vielen Einzelnen, ‒ Ver‐ 
OO
legern und Autoren, ‒ stets wieder sagen mußte: 
OO
daß es im Rahmen der mir gebotenen Zeit völlig 
OO
unmöglich ist, Bücher zu 
lesen und noch weniger, 
OO
sie zu 
rezensieren, daß ich aber auch keineswegs 
OO
meine Aufgabe darin sehe, dies zu tun.
So muß ich auch hier nun die Rezension einer 
an‐ 
OO
deren Feder überlassen, so sehr es mich 
reizen 
OO
* szt. Redaktor der «Magischen Blätter», Leipzig.
 
könnte, sie zu schreiben, denn es ist durchaus nur 
OO
sehr Erfreuliches über diese Neuausgabe und ihre 
OO
Bearbeitung zu sagen; besonders aber muß ich 
OO
der 
Deutung, am Schluß meine freudigste Aner‐ 
OO
kennung zollen.
.Das Buch war eine äußerst angenehme Überra‐ 
OO
schung für mich, obwohl ich aus Ankündungen 
OO
von seiner Vorbereitung wußte, und wenn ich 
OO
nun sein Erscheinen zum Anlaß nehme, einiges 
OO
zu sagen, so handelt es sich mir darum, 
unzählige 
OO
Briefe, die ich 
sicher jetzt wieder 
erhalten würde, 
OO
aber dem Einzelnen 
nicht beantworten könnte, 
im 
OO
voraus von mir 
abzuhalten, wobei mich hoffentlich 
OO
die 
Post der verschiedensten Länder nun nicht für 
OO
den so entstehenden Ausfall haftbar machen 
OO
wird.
Ich gestehe also gleich zum Anfang, daß ich dem 
OO
«Schlüssel» den Hans Christoph Ade dem «Za‐ 
OO
noni» mitgibt, an keiner Stelle etwas zuzufügen 
OO
hätte.
.Ich kann auch nur dem Bearbeiter Zustim‐ 
OO
mung geben, wenn er deutlich darauf hinweist, 
OO
daß dieser Roman kein 
Lehrbuch der Magie und 
OO
noch viel weniger etwa die ‒ wenn auch verhüllte 
OO
Darstellung einer außerhalb der Phantasie des 
OO
 
Dichters von ihm erlebten 
Wirklichkeit ist, ganz ge‐ 
OO
wiß auch keine 
Lehre darbieten will, die 
zur Erlan‐ 
OO
gung geistiger Erkenntnis führen könnte.
Es ist nötig, das ausdrücklich zu betonen, wie es 
OO
auch immer wieder nötig ist, daraufhinzuweisen, 
OO
daß 
Bulwer selbst weder ein «
Rosenkreuzer» war, 
OO
noch zu solchen in Beziehung stand, wie es denn 
OO
überhaupt keinen mißbrauchteren Namen gibt 
OO
als den der «Rosenkreuzer», die einstmals eine 
OO
sehr harmlose Aufklärergesellschaft waren, durch die 
OO
Zeitverhältnisse gezwungen, sich im 
Geheimen nur 
OO
zu etablieren, und die da doch gar sehr bedenk‐ 
OO
lich ihre Häupter schütteln würden, könnten sie 
OO
heute hören, was 
Phantastik und 
Wundersucht, mit 
OO
kategorischer Bestimmtheit, ihnen alles nachzu‐ 
OO
sagen weiß. ‒ ‒
.So wie aber heute nun sich alle möglichen Ver‐ 
OO
einigungen «
Rosenkreuzer» nennen, oder gar be‐ 
OO
haupten, deren «
Schriften» zu besitzen, wenn sie 
OO
im Antiquariatsbuchhandel ein paar wunderlich 
OO
okkulte Schmöker, angefüllt mit krausen Wortge‐ 
OO
bilden und absonderlich gebildeten Emblemen 
OO
aufgestöbert haben, ‒ so war es auch ganz im Stile 
OO
der Zeit, wenn sich 
Lord Lytton Bulwer eine 
Fiction 
OO
für seinen Roman erfand, in der die armen «Ro‐ 
OO
 
senkreuzer» etwas 
etikettieren mußten, was 
ohne 
OO
solches Namensschild 
Erklärungen erfordert 
OO
hätte, die der Autor niemals geben konnte.
Wie 
Ade, in klarer Erkenntnis der Zusammen‐ 
OO
hänge, es sehr deutlich darlegt, war 
Bulwer zwar 
OO
in 
vielen Dingen 
gut unterrichtet, von denen freilich 
OO
die «Rosenkreuzer» wenig wußten, und die auch 
OO
gar zu weit von ihren, heute längst in allgemeiner 
OO
Übung stehenden Methoden, die Natur in ihre 
OO
Elemente aufzulösen, abgelegen waren, ‒ aber 
OO
Bulwers Wissen war ihm erst aus 
dritter Hand ge‐ 
OO
worden, und Allzuvieles blieb ihm noch ver‐ 
OO
schleiert, so daß ihm schließlich all sein Wissen 
OO
und Erleben nur noch abrundbar erschien 
in 
OO
künstlerischer Darstellung.
Es verbirgt sich hinter dem so wenig romanhaf‐ 
OO
ten Roman «
Zanoni», wie hinter der «
seltsamen Ge‐ 
OO
schichte» des «schwarzen Magiers» Margrave, weit 
OO
mehr an wahrlich überaus bitterer 
Resignation, als 
OO
der nichtunterrichtete Leser dieser Werke ahnen 
OO
mag! ‒ ‒
.Auch 
Lord Lytton Bulwer hatte, wie so mancher 
OO
andere, 
gesucht, und das Gesuchte 
nicht gefunden, 
OO
 
da er sich nicht 
genügen hatte lassen an 
dem, was 
OO
ihm 
gegeben worden war, und so auf 
falsche Fährte 
OO
geriet, auf der ihn seine 
erste Führung dann 
verlas‐ 
OO
sen mußte...
.Die 
Tragik eines Menschenlebens erhebt sich ‒ nur 
OO
leicht verhüllt ‒ hinter Bulwers zwei so sehr 
ge‐ 
OO
heimnisvollen Dichterwerken, die aus der 
überrei‐ 
OO
chen Produktion dieses genialen Schriftstellers 
OO
und Staatsmannes, der übrigens auch des 
Deut‐ 
OO
schen vollendet mächtig war und nie seine Sympa‐ 
OO
thie für Deutschland verleugnet hat, recht son‐ 
OO
derbar herausragen. ‒
.Die Originalausgabe seines «
Zanoni» zitiert auf 
OO
dem Blatt vor der Einleitung ein heute unbe‐ 
OO
kanntes Wort: «
Kurz, 
ich konnte weder Kopf noch 
OO
Schwanz daran anbringen». (Der Graf von Gabalis) 
OO
als Motto.
.Dieses Wort aber ist hier 
mehr als seine scherz‐ 
OO
haft klingende Form vermuten läßt! ‒
.Hier ist ein 
Selbstbekenntnis Bulwers ausgespro‐ 
OO
chen, ‒ das Selbstbekenntnis eines Menschen, der 
OO
berechtigt war, die 
ersten Weihen zu empfangen 
OO
und sich dann 
selbst um dieses Recht 
betrogen 
OO
hatte, so daß ihm von allem, was man ihm bereits 
OO
gegeben haben mochte, nur ein 
Torso übrig blieb, 
OO
aus dessen Anblick immer neue 
Qual erwuchs, 
OO
weil er 
nicht zu vollenden war! ‒ ‒ ‒
 
In kurzen, dürren Worten gesagt: ‒ Bulwer war 
OO
indirekt einst, und 
durch einen Mittelsmann, in den 
OO
Führungsbereich der «
Leuchtenden des Urlichtes» 
OO
gelangt, hatte sich aber später durch 
andere Ein‐ 
OO
flüsse 
irreführen und von Menschen, denen 
seine 
OO
erste Führung 
fremd war, zur 
Ausübung experimen‐ 
OO
teller, 
niederer Magie verleiten lassen, so daß seine 
OO
erste Führung ihn fallen lassen 
mußte. ‒
.Wahrlich, 
kein Einzelfall, ‒ aber dennoch hier 
be‐ 
OO
sonders bedeutungsvoll, da der 
künstlerische Nieder‐ 
OO
schlag dieses Erlebens vorliegt!
.Bedeutungsvoll vor allem, weil hier ein 
Dichter 
OO
nicht nur einen Stoff behandelt, den er von 
Ande‐ 
OO
ren hat, sondern seinem 
eigenen Erleben künstleri‐ 
OO
sche Form zu geben sucht, und weil 
unendlich viel 
OO
aus seiner Darstellung 
zu lernen ist, wenn man sie 
OO
recht verstehen will! ‒ ‒
.Und darum ist die durch 
Ade besorgte und von 
OO
manchem allzubehindernden, 
zeitbedingten Bal‐ 
OO
last in kluger Weise befreite, leicht lesbare Neu‐ 
OO
ausgabe des «
Zanoni» so sehr zu begrüßen, ganz 
OO
abgesehen von der 
durchaus auf sicherer Fährte 
OO
schreitenden Deutung, die Bulwers Werk zum er‐ 
OO
stenmale 
so sehen lehrt wie es gesehen werden 
OO
muß, soll es nicht zum «Steinbruch» für die wil‐ 
OO
 
den 
Groteskbauten irrer 
Phantasterei erniedrigt wer‐ 
OO
den! ‒ ‒ ‒
.Allen aber, die nach der Lektüre dieses immer 
OO
wieder neuen Buches, das man 
des öfteren lesen 
OO
muß, um seine Winke zu verstehen, nun an mich 
OO
schreiben möchten, um Gewißheit zu erhalten, ob 
OO
sie auch «
die Symbolik recht verstanden» hätten, muß 
OO
ich hier sagen, daß mir 
Anderes zu tun obliegt, als 
OO
ihnen einen 
Kommentar zu geben, so daß sie Ant‐ 
OO
wort 
nicht erwarten dürfen.
.Wie 
Ades Nachwort sie so richtig belehrt, 
OO
kommt es bei diesem Buche 
keineswegs auf die 
Ent‐ 
OO
hüllung der Symbole an!
.Bulwer gebrauchte die Symbolwelt die er sich 
OO
geschaffen hatte, viel zu 
souverain, als daß es nicht 
OO
sofort den 
ärgsten Irrtum fördern würde, wollte 
OO
man sie einheitlich zu «
deuten» suchen. ‒
.Sie ist ihm auch nicht dazu da, «Bedeutungen» 
OO
zu schaffen!
.Als wahrhaft großer Mensch bewahrte er auch 
OO
nach der Abirrung von seinem Wege, 
dem, was er 
OO
einst 
erlebend zu empfinden sich gewürdigt sah, die 
OO
höchste 
Ehrfurcht, so daß es seine stete Sorge blieb, 
OO
Erlebtes zu 
gestalten und dennoch zu 
verhüten, daß 
OO
etwa ein Symbol in klarer Weise 
deutbar werden 
OO
 
könnte, da er aus 
eigener Erfahrung wußte, daß 
OO
nicht jeder für den Weg zur Wahrheit schon 
berei‐ 
OO
tet ist, und außerdem die 
Grenzen respektierte, die 
OO
ihm von früherher gezogen waren. ‒
.So schafft er sich Symbole, die das 
Sensations‐ 
OO
bedürfnis derer zu befriedigen vermögen, die 
OO
doch 
nicht fähig wären, 
jenen Weg zu gehen, den er 
OO
selbst im Irrtumswahn dereinst 
verlassen hatte...
.Und in der Einleitung läßt er den seltsamen Ge‐ 
OO
währsmann, den er sich erfand um die 
Fiktion zu 
OO
stützen, daß er nur 
fremde Handschrift übersetze, 
OO
von dem Werke sagen: 
«Es ist eine Wahrheit 
für die, welche es 
verstehen 
OO
können, und ein 
Unsinn für 
solche, die es 
nicht kön‐ 
OO
nen.» ‒ ‒ ‒
Also hat es auch 
gar keinen Zweck, bei mir anzufra‐ 
OO
gen, ob man sich in der «
Deutung» der Symbolik 
OO
Bulwers irre, oder nicht!
.Entweder, man 
gehört zu jenen, die aus diesem 
OO
Buche 
Wahrheit schöpfen, oder man wird nur 
Un‐ 
OO
sinn fördern, indem man durch versuchte «
Deu‐ 
OO
tung» der Symbolik 
das zu finden hofft, was nur 
OO
durch Verstehen der 
Gestaltung des Erlebens fühl‐ 
OO
bar werden kann. ‒ ‒ ‒
 
Sehr oft ist überdies im Buche reichlich von Din‐ 
OO
gen die Rede, die sehr geheimnisvoll 
erscheinen, 
OO
und doch nur 
um des künstlerischen Spieles willen 
OO
eingeflochten wurden, während an 
anderen Stel‐ 
OO
len 
scheinbar völlig unbedeutendes Geschehen 
tiefe 
OO
Weisheit in sich birgt. ‒
.Wer hier belehrt sein will, der lasse sich nicht 
OO
von der 
Neugier plagen, ob dies und jenes sich auf 
OO
wirkliches Geschehen gründe, oder was es als 
Symbol 
OO
bedeute!
Er halte fest, daß ‒ wie auch 
Ade klar erkannte 
OO
und in seinem Nachwort darlegt ‒ «
Zanoni» und 
OO
«
Mejnour» zwei 
Typen, ‒ oder wenn man will, zwei 
OO
Auswirkungsformen, ‒ im Symbol, als 
Handelnde zu 
OO
zeigen suchen, die 
jederzeit und 
stetig eng verbun‐ 
OO
den, in der Vereinung aller «
Leuchtenden des Ur‐ 
OO
lichts» wirken.
.«
Zanoni» repräsentiert den mehr zur 
Milde nei‐ 
OO
genden, alles 
miterfühlenden Pol, «
Mejnour» dage‐ 
OO
gen den Pol des strengen 
Gesetzes, der sich vom 
OO
Erdenmenschlichen isolieren 
muß, und nur durch 
OO
den anderen wirkenden Pol 
der Milde und des Er‐ 
OO
barmens noch mit der Menschheit in Verbindung 
OO
bleibt. 
OO
 
.Gewiss sind 
beide Pole im Buche 
nicht immer ganz 
OO
richtig gezeichnet, aber im 
Wesentlichen bleiben sie 
OO
stets gut bestimmt und erkennbar.
.In 
Glyndon aber ist der 
Suchende dargestellt, der 
OO
sich 
zuviel vertraut und sich aus eigenem Willen 
OO
aus der schützenden Nähe des Poles der 
Milde in 
OO
den überstrengen Bereich des Poles harter 
Gesetz‐ 
OO
lichkeit begibt, allwo er die Probe nicht besteht, 
OO
sich vom niederen Magischen anlocken läßt und 
OO
schließlich dadurch alle weitere Führung 
verliert. 
OO
Da Bulwer über die wahre Natur Zanonis und 
OO
Mejnours, ‒ auch als 
Einzelgestalten ihrer Art be‐ 
OO
trachtet, ‒ nicht sprechen 
durfte, ohne 
Eidbruch zu 
OO
begehen, so sucht er ihre Sonderstellung 
auf eine 
OO
phantastische Weise darzustellen um sie dem Leser 
OO
empfindbar zu machen.
.Sehr vieles bleibt daher 
reine Allegorie, oder 
OO
deckt sich 
nur dann noch, wenn man es quasi «
rück‐ 
OO
übersetzt», in gewisser 
veränderter Form mit der 
OO
Wirklichkeit.
.Wirklich 
wichtig aber bleibt dem Autor stets nur 
OO
das 
Erleben, zu dem er seinen Leser durch Er‐ 
OO
weckung des Mitempfindens zwingt! ‒
 
.Er will nur als 
Gestalter wirken, 
nicht als 
Lehren‐ 
OO
der.
.Alles, was er etwa 
lehrend sagen zu müssen 
OO
glaubt, faßt er in kurze Zitate, die er jeweils den 
OO
Kapiteln mit auf den Weg zum Leser gibt.
Ich wünschte, daß 
recht viele dieser Leser 
nicht eher 
OO
ruhen möchten, als bis sie das Buch sich restlos 
zu 
OO
eigen machen konnten!
.Es glaube aber keiner, daß ich die Verpflich‐ 
OO
tung hätte, oder auch nur gesonnen sei, ihn, über 
OO
das hier Gesagte hinaus, noch in Einzelheiten zu 
OO
belehren!
.Der Roman «
Zanoni» ist ein Buch, das 
aufrütteln 
OO
und 
erwecken kann, und, wenn es recht verstanden 
OO
wird, auch die 
Gefahren meiden lehrt.
.An 
Hand des Buches aber 
letzte Wahrheit aufzu‐ 
OO
zeigen, hieße 
die Wahrheit wie das Buch mißbrauchen, 
OO
und wäre ein Versuch am untauglichen Objekt! ‒
.Und nun: ‒
.Nimm und lies!
 
ES geht hier um ein 
Buch, aber 
nicht in der Ab‐ 
OO
sicht, dieses Buch zu 
rezensieren, denn dazu 
OO
müßte ich selbst Religionshistoriker sein, wie sein 
OO
Verfasser.
.Es geht um ein Buch, das ich allen Lesern mei‐ 
OO
ner eigenen Bücher in die Hände wünsche!
.Besonders aber denen, die am «Schriftwort» 
lei‐ 
OO
den, seitdem sie nicht mehr 
jene Form der «Wahr‐ 
OO
heit» in den Evangelien gesichert finden, die ih‐ 
OO
nen heute stenographisch aufgenommene Parla‐ 
OO
mentsberichte und Gerichtsverhandlungsakten 
OO
etwa darzubieten haben...
.Das Buch, dem ich hier Zeugnis geben muß, 
OO
weil ich als 
Schuld empfinden würde, nicht von sei‐ 
OO
ner Existenz zu sprechen, ist mir selbst vor wenig 
OO
Wochen erst bekannt geworden.
.«
Jesus, 
wie sie ihn sahen» nennt 
Carl Albrecht Ber‐ 
OO
noulli, als Autor, dieses lebendige lebenwirkende 
OO
Werk! 
OO
 
.Als ich zum erstenmal den Titel las, war mir 
OO
zwar wohlbewußt, daß eine religionshistorische 
OO
Forscherarbeit vorliegen müsse, deren Daten 
OO
man 
vertrauen könne, wie man nur dort vertraut, 
OO
wo man bereits Bestätigung empfing.
.Vor vielen Jahren hatte ich solche Bestätigung 
OO
bereits erhalten, als eben Bernoullis Darstellung 
OO
der Freundschaft zwischen dem ihm selbst nah 
OO
befreundeten 
Franz Overbeck und 
Friedrich Nietz‐ 
OO
sche erschienen war, und mein Vertrauen konnte 
OO
sich nur vertiefen durch den Einblick in das drei‐ 
OO
bändige Werk über 
J.
J. 
Bachofen, dem vor einigen 
OO
Jahren Bernoulli, als genialer Plastiker des Wor‐ 
OO
tes, ein Denkmal schuf unter dem Titel «
Urreligion 
OO
und antike Symbole».
.Wer diese Dinge dergestalt zu deuten wußte, 
OO
wie 
Carl Albrecht Bernoulli, der hatte auch gewiß 
OO
außerordentliches zu sagen, wenn er über die 
OO
drei ersten Evangelien und den Jesus ihrer Schil‐ 
OO
derung schrieb.
.Jedwede Erwartung aber wurde weit übertrof‐ 
OO
fen, als mir das neue Werk dann endlich 
vor Augen 
OO
kam...
.Ich wiederhole, daß ich mich nicht berufen 
OO
fühle, dieses Buch über «Jesus, wie sie ihn sahen» 
OO
vom 
religionshistorischen Standpunkt aus zu würdi‐ 
OO
 
gen, auch wenn ich nicht leugnen darf, doch im‐ 
OO
merhin ziemlich ausreichend beraten zu sein 
OO
über den Stand der Textklarstellung des «Neuen 
OO
Testamentes» durch unvoreingenommene For‐ 
OO
scherarbeit.
.Mir ist das Buch des großen Basler Gelehrten 
OO
als Werk der 
Darstellung so überaus bedeutungs‐ 
OO
voll, daß ich Verpflichtung fühle, eindringlichst 
OO
darauf hinzuweisen.
.Ich kenne kein literarisches Bildnis des «größ‐ 
OO
ten Liebenden», das ihm 
auch nur entfernt so «
ähn‐ 
OO
lich» wäre wie die plastische Gestaltung, die Ber‐ 
OO
noulli aus dem sorglichst gereinigten Bildhauer‐ 
OO
ton der Synoptikertexte erwachsen ließ!
.Da ich ja hier zu Menschen rede, die bereits aus 
OO
meinen Schriften wissen können, welche Weise 
OO
des Vergleichens mir eröffnet ist, so brauche ich 
OO
wohl nicht aufs neue darzulegen, was mein Urteil 
OO
sichert, gilt es ein 
Bild des Meisters von Nazareth 
OO
an der 
Wirklichkeit zu messen...
.Wohl aber muß ich vor dem Irrtum warnen, als 
OO
könne Forscherarbeit und geniale Intuition aus 
OO
dem in Evangelientexten eingestreuten, leidlich 
OO
sicher auf Bericht Mitlebender hinweisenden Le‐ 
OO
gendenschatz jemals ein Jesusbild gestalten, das 
OO
in 
allen seinen Zügen sich mit der Gestalt des Man‐ 
OO
 
nes decken würde, der vormaleinst im alten Palä‐ 
OO
stina lehrte, litt und als Gemarterter am Kreuze 
OO
starb, wonach man ihm dann selber seine Tempel 
OO
baute.
.Es ist schon 
Unschätzbares aufgestellt, vermag 
OO
hier Forschung und Gestaltungskraft ein Bild zu 
OO
schaffen, das in gewissen psychologisch wichtigen 
OO
Zügen 
Ähnlichkeit erreicht!
.«
In die Sphäre des Geheimnisses kann die Forschung 
OO
nicht vordringen...» sind Bernoullis eigene, Gren‐ 
OO
zenklarheit schaffende Worte.
.Es liegen uns nur alte «
Lehr»-Kunden, aber kei‐ 
OO
neswegs wirkliche «Ur»-Kunden vor, so daß es zu‐ 
OO
erst unsäglicher, mühereicher Kleinarbeit vieler 
OO
Forschender bedurfte, um nur das Wenige zu si‐ 
OO
chern, was vielleicht Anspruch erheben kann, als 
OO
Nachhall 
ursprünglicher Kunde zu gelten.
.Bernoulli prüft nun mit äußerster Vorsicht das 
OO
schon von Anderen gesichtete Wortmaterial aufs 
OO
neue, immer sorgsam untersuchend, ob nicht da 
OO
oder dort ein Satz die ‒ wenn auch reichlich aus‐ 
OO
gebleichte ‒ 
Ursprungsfarbe trage.
.So sichert er nicht nur seinem Bildnerstoff die 
OO
Dauer, sondern gibt auch dem Leser, der stets sol‐ 
OO
 
cher Nachprüfung beiwohnt, selbst gewisse Ur‐ 
OO
teilsmöglichkeiten an die Hand.
.Zudem sind die Stellen der alten Texte stets in 
OO
der gesichertsten Übersetzung deutlich im Druck 
OO
hervorgehoben und immer zugleich auch die 
OO
minder wichtigen Verse vermerkt, für den, der 
OO
sie selbst vergleichen will.
.«
Jesus, 
wie sie ihn sahen», ist durchaus das Buch 
OO
eines an 
strengste Wissenschaftlichkeit gewöhnten 
OO
Geistes, obwohl es etwas völlig anderes ist als 
OO
«trockene Wissenschaft».
.Auch der keineswegs «wissenschaftlich» Gebil‐ 
OO
dete wird von den Seiten dieses Buches kaum los‐ 
OO
kommen können, so krafterfüllt und lebenerre‐ 
OO
gend wird auf ihn eingesprochen, und wenn ihm 
OO
schon wirklich da und dort ein Fachwort der Ge‐ 
OO
lehrsamkeit noch unbekannt ist, dann braucht er 
OO
nur weiterzulesen, um es durch den gegebenen 
OO
Zusammenhang verstehen zu lernen.
.Aber kein Leser darf vergessen, daß sich der 
OO
Forscher nur 
an das im Schriftwort Gegebene zu hal‐ 
OO
ten hat, so daß denn auch hier nur gezeigt werden 
OO
kann, was der Wissenschaft 
zugänglich ist und je‐ 
OO
derzeit 
nachprüfbar.
 
.Aus diesem Material allein darf der 
Künstler im 
OO
Gelehrten dann das Bild vergangenen Lebens ge‐ 
OO
stalten, so wie es sich seiner Gestaltungskraft er‐ 
OO
gibt.
.Carl Albrecht Bernoulli ist nicht nur 
Historiker 
OO
und 
souveräner Wortgestalter, sondern auch siche‐ 
OO
rer 
Psychologe, der in allen Sondergebieten dieser 
OO
Spezialwissenschaft die benötigten Schächte und 
OO
Stollen genauestens kennt, und so begibt es sich 
OO
denn hier, daß der Historiker gleichsam mit der 
OO
Wünschelrute sucht, bis er die Goldverstecke auf‐ 
OO
gefunden hat, die dann der Psychologe sorgsam 
OO
auszuwerten weiß, um endlich dem 
Künstler, der 
OO
er gleicherweise ist, vorzulegen, was Material zu 
OO
plastischer, rekonstruierender Gestaltung wer‐ 
OO
den kann.
.Es ist allen notwendig, dieses überaus bedeut‐ 
OO
same Buch zu lesen, denen bisher noch die 
OO
Brücke fehlen mag zwischen dem in der Kindheit 
OO
schon vernommenen «Wort der Schrift» und den 
OO
Mitteilungen über Jesu Leben, Wirken und Tod, 
OO
die ich in meiner Aufhellung des vierten Evange‐ 
OO
liums («Die Weisheit des Johannes») seinerzeit ge‐ 
OO
geben habe.
.Carl Albrecht Bernoulli hält sich allein an die 
OO
drei ersten Evangelien und an das, was er in den 
OO
 
dort als möglichst gesichert geltenden 
Textworten 
OO
intuitiv erkennt.
.Bei mir ist vom 
vierten Evangelium die Rede, 
OO
und ich gebe Mitteilung von dem, was die 
Schau‐ 
OO
ungskraft der Seele mir enthüllt, ohne dafür nach ir‐ 
OO
gendeinem wissenschaftlich überprüfbaren Beleg 
OO
zu suchen, da solcher Nachweis hier naturbedingt 
OO
unmöglich ist.
.Dennoch wird der Leser beider Bücher leicht 
OO
entdecken, wie nahe das aus der Gelehrten 
For‐ 
OO
scherarbeit genial gestaltete, urtümlich lebensvolle 
OO
Jesusbild 
Bernoullis, dem aller Menschenmeinung 
OO
überhobenen Bestand der 
Wirklichkeit sich an‐ 
OO
gleicht, der nun einmal der Wissenschaft leider 
OO
entzogen bleibt und nur dem schauenden Erle‐ 
OO
ben Weniger sich offenbart.
.Ich weiß gewiß, daß man mir allerorten danken 
OO
wird für diesen Hinweis auf ein Buch, das keiner 
OO
wieder missen möchte, dem es Besitz und inneres 
OO
Erleben wurde.
 
ALS Ende 1917 Gustav Meyrinks phantasti‐ 
OO
scher Roman «
Walpurgisnacht» erschienen 
OO
war, wurde ich von allen Seiten mit Briefen be‐ 
OO
stürmt, in denen man großer Befremdung dar‐ 
OO
über Ausdruck gab, daß in einem Kapitel des Ro‐ 
OO
mans, in stark betonter Weise, Äußerungen zu fin‐ 
OO
den seien, die doch, trotz dem phantastischen 
OO
Rahmen, allzudeutlich ihr Herkommen aus mei‐ 
OO
nen, 
einige Jahre vorher veröffentlichten Einzel‐ 
OO
bändchen: «
Das Licht vom Himavat» und «
Der Wille 
OO
zur Freude» verrieten.
.Ähnlicher Unmut scheint sich auch jetzt wieder 
OO
einzustellen, nachdem in einem Nachruf für Gu‐ 
OO
stav Meyrink, im letzten Heft der «Säule», gerade 
OO
die hier in Betracht kommenden Textstellen des 
OO
erwähnten Romans besonders hervorgehoben 
OO
worden waren.
.Da ich aber unmöglich zulassen kann, daß üble 
OO
Mutmaßungen, die ich zu entkräften vermag, 
OO
dem Namen Gustav Meyrinks zu nahe treten, 
OO
 
während ich andererseits mich nicht in der Lage 
OO
sehe, 
in privater Korrespondenz die unberechtigten 
OO
Meinungen zu berichtigen, so bleibt mir nichts 
OO
anderes übrig, als hier vor den gleichen Lesern, 
OO
die durch die Zitate des Nachrufs zu irrtümlichen 
OO
Annahmen gelangten, die Zusammenhänge auf‐ 
OO
zuklären.
Veranlaßt durch die Lektüre meiner oben ge‐ 
OO
nannten Schriften hatte mich Meyrink im Früh‐ 
OO
jahr 1917 an meinem damaligen Wohnort, der 
OO
etwa zehn Stunden Schnellzugsfahrt von dem sei‐ 
OO
nen entfernt lag, aufgesucht, und wir waren uns 
OO
in mehrtägigen intensiven Gesprächen über den 
OO
Inhalt meiner Schriften menschlich freundschaft‐ 
OO
lich nahegekommen.
.Die Folge war, daß ich ihm, 
auf seinen Wunsch 
OO
hin, gerne das Recht einräumte, alles, was ihm aus 
OO
diesen Gesprächen in der Erinnerung haften 
OO
bleibe, sowie auch alles, was in meinen Schriften 
OO
niedergelegt sei, unbedenklich 
als literarisches 
OO
«
Material» zu verwerten, wenn es ihm in seinen da‐ 
OO
mals beabsichtigten und nur zum Teil später aus‐ 
OO
geführten neuen Romangestaltungen, von denen 
OO
er mir viel erzählte, gerade besonders gelegen 
OO
käme. 
OO
 
.Sein erster, seit unserem Bekanntwerden, noch 
OO
zu Ende des gleichen Jahres, erschienener Ro‐ 
OO
man war «
Walpurgisnacht».
.In dem Kapitel «
Im Spiegel» läßt er den unheim‐ 
OO
lichen Somnambulen «Zrcadlo» auftreten, aus 
OO
dem zuerst «
das innerste Ich» des Kaiserlichen Leib‐ 
OO
arztes Flugbeil, diesem, während der Befragung 
OO
des in Trance Befangenen, entgegenspricht, und 
OO
die in dem kürzlich erschienenen Nachruf zitier‐ 
OO
ten Gedanken über die 
Freude äußert, die ja deut‐ 
OO
lich genug meine Abhandlung «
Der Wille zur 
OO
Freude» als Anregungsquelle verraten.
.Später spricht dann aus dem Somnambulen 
OO
eine 
andere Stimme, die sich als die eines gleich‐ 
OO
zeitig lebenden Weisen, eines «
Mandschu» zu er‐ 
OO
kennen gibt, und allerlei Dinge über das «
Ich» 
OO
sagt, die ebenso deutlich auf meine Schrift: «
Das 
OO
Licht vom Himavat» bezogen sind, weit mehr noch 
OO
aber Reminiszenzen an das im damaligen Früh‐ 
OO
jahr zwischen Meyrink und mir 
Gesprochene dar‐ 
OO
stellen.
.Meyrink war durchaus zur 
Verwendung des 
OO
«Stoffes», um den es sich künstlerisch für ihn han‐ 
OO
delte, 
berechtigt, aber 
die Art der künstlerischen 
OO
Verwendung gerade des von mir zu ihm 
Gespro‐ 
OO
chenen erschien mir nachgerade 
etwas zu sehr «freie 
OO
 
Interpretation», so daß ich ihn alsbald bat, doch 
OO
lieber zukünftig auf mich als «literarische Stoff‐ 
OO
quelle» 
verzichten zu wollen.
.Meines Wissens ist dann auch keine Zeile mehr 
OO
in Meyrinks weiterem Schaffen entstanden, deren 
OO
Anregung irgendwie auf mich zurückgeführt 
OO
werden dürfte, wie ja auch andererseits die Ro‐ 
OO
mane «
Der Golem» und «
Das grüne Gesicht» längst 
OO
erschienen waren, bevor ich Meyrink zum ersten‐ 
OO
mal sah.
In späteren Jahren hat sich übrigens Meyrink 
OO
mir gegenüber mehrfach sehr entschieden dahin 
OO
ausgesprochen, daß er «nicht im Traum» daran 
OO
denke, die in seinen okkulten Romanen behan‐ 
OO
delten Lehren und Erlebnisse selbst als richtig 
OO
oder als erlebensmöglich anzusehen, obwohl er 
OO
für alles in seiner Bibliothek literarische Belege, 
OO
zum Teil sehr seltener Art, besitze. «Als Roman‐ 
OO
schriftsteller» behalte er sich jedoch vor, 
das Mate‐ 
OO
rial zu verarbeiten, das ihn «besonders reize», wo‐ 
OO
bei er jede 
eigene Verantwortung für die aus litera‐ 
OO
rischen Quellen entnommenen und von ihm 
OO
künstlerisch dargestellten Lehren 
ablehne. Seiner 
OO
Auffassung nach sei es jedoch «
einfach künstlerische 
OO
Forderung», daß der Autor eines Romans oder 
OO
einer Erzählung den Eindruck erwecken müsse, 
OO
 
als sei er selber überzeugt von den Dingen, die 
OO
sein Stoffgebiet ausmachen. Ihm falle es leicht, 
OO
diese Forderung zu erfüllen, da er ja tatsächlich 
OO
von der 
Existenz einer, dem Menschen normaler‐ 
OO
weise unzugänglichen, okkulten Welt überzeugt 
OO
sei, deren Einflüsse er oft sogar beim Schreiben 
OO
seiner Sätze spüre.
.Man wird dem Gesamtwerk des dahingegange‐ 
OO
nen Dichters nur dann gerecht, wenn man die in 
OO
seinen Romanen und Erzählungen stofflich mit‐ 
OO
verwendeten 
Lehren nur auf die Gestalten bezieht, 
OO
denen er diese Lehren in den Mund legt. Er selbst 
OO
aber wollte sich niemals etwa als Lehrer okkulter 
OO
oder mystischer Anschauungen, sondern als 
OO
freier 
Künstler beurteilt sehen, dem jede Stoff‐ 
OO
benützung erlaubt ist, durch die er in künstleri‐ 
OO
scher Gestaltung sein Werk bereichern kann.
.Die in seinem künstlerischen Schaffen deutlich 
OO
erkennbare 
Tendenz ist bei Meyrink in seinem 
gan‐ 
OO
zen dichterischen Werk 
die gleiche: ‒ Aufstochern 
OO
der Gedankenwelt des «Spießers» aller Schichten, 
OO
Klassen und Kasten, den er in den früheren Er‐ 
OO
zählungen ingrimmig 
verhöhnt, während in den 
OO
okkult-phantastischen Romanen der ganze frag‐ 
OO
würdige 
Unterbau einer allzuselbstgewissen dün‐ 
OO
kelbeladenen Weltanschauung in grellen Blink‐ 
OO
lichtern bespiegelt wird.
 
.Allen, die Meyrinks dichterische Stärke so we‐ 
OO
nig erfaßt haben, daß sie ihm, ‒ dem phantasie‐ 
OO
reichsten Menschen der mir je begegnet ist, ‒ zu‐ 
OO
trauen können, er sei zu heimlichen Anleihen bei 
OO
Anderen genötigt gewesen, kann ich mit jeder 
OO
Gewißheit sagen, daß seine stets übererregte 
OO
Phantasie wahrlich um Erfindungen niemals ver‐ 
OO
legen war. Wenn er dennoch immer Ausschau 
OO
hielt nach ungewöhnlichem Tatsachenmaterial 
OO
und nach Bestätigung seiner Ahnungen im Zeug‐ 
OO
nis solcher Menschen, bei denen er ein unge‐ 
OO
wöhnliches Erleben vermuten durfte, so waren es 
OO
rein 
künstlerische Gründe, die ihn dazu bestimm‐ 
OO
ten, und nur 
künstlerische Empfindung konnte für 
OO
ihn maßgebend sein, wenn er Berichte über nicht 
OO
alltägliches Erleben auf seine Art in sein Schaffen 
OO
verwob.
.Daß die Beziehungen zwischen Meyrink und 
OO
mir, wie bekannt, allmählich in eine gewisse Ent‐ 
OO
fremdung übergingen, war gleichsam automa‐ 
OO
tisch eintretende Folge der übergroßen Verschie‐ 
OO
denheit in der beiderseitigen Auffassung geistiger 
OO
Dinge, die ihm nur Gegenstand künstlerischer 
OO
Bearbeitung blieben, während ich ihnen nie an‐ 
OO
ders als unter höchster Ehrfurcht nahen kann, da 
OO
sie mir ja 
erfahrungsgewiß sind.
 
Auszüge aus dem Briefverkehr um 1920 
->hier 
OO
(nicht i.d. Nachlese enthalten - nicht verifizierbar!) 
OO
 
ENDE