NACHLESE I
Gesammelte Prosa und Gedichte aus
Zeitschriften
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL
Copyright by
Kober'sche Verlagsbuchhandlung Basel 1953 u. 1990
Druck: Conzett & Huber, Zürich
Anmerkung: Die 2. Auflage der „Nachlese” (1990) ist in zwei
Bänden erschienen, wobei der erste Band der „alten” Nachlese
entspricht, in welcher die Kapitel „Jedem Antwort” und „Selbstverständliches”
etwas verändert und vier neue Kapitel eingefügt wurden, während
das Kapitel „Dank” in den zweiten Band wechselte.
Die Seitennummern im Inh.Vz. unten entsprechen keiner Auflage,
sondern beziehen sich auf die hier gegebene Seitenanordnung und Scans der Buchseiten
von der „alten” Nachlese wurden übernommen.
Die geringfügigen Veränderungen:
nicht farblich unterlegter Text ist in beiden Auflagen gleich,
hell unterlegter Text entspricht der 2.Auflage, dunkel unterlegter
Text ist nur in der 1.Auflage zu finden und wurde in der
2.Auflage weggelassen. Diese Unterscheidung findet sich im
Kapitel „Jedem Antwort” und „Selbstverständliches”, sowie
dem „Inhaltsverzeichnis”, welches in seiner ANORDNUNG
bereits der zweiten Auflage entspricht (zwei Farben bei der
Kapitelanzeige im Inh.Vz. bedeutet eine Titelverschiedenheit
zwischen den beiden Auflagen bei gleichem Inhalt).
INHALT
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Seite
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NACHLESE I
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Vorwort zur 2.Auflage
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4
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Vorwort zur 1.Auflage
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5
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Über meine Schriften
(Flugschrift d. Koberverlags, 1930)
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Hauptverz.
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Warum ich meinen Namen führe
(Flugschrift d. Koberverlags, 1927)
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Hauptverz.
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Wer ist Bô Yin Râ? (Magische Blätter, 1924)
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150
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Das Haus der Seele (Magische Blätter, 1920)
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6
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Vorbemerkung zu den «Funken»
Deutsche Mantra (Mag.Blätter, 1920)
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7
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Optimistisches Denken (Magische Blätter, 1922)
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11
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Politik als Kunst (Der Türmer, 1922)
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17
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Magie der Zeichen (Magische Blätter, 1924)
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21
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Feilspäne (Magische Blätter, 1925)
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29
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Pro Domo! (Magische Blätter, 1925)
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30
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Dank (Die Säule, 1927)
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42
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Zanoni (Magische Blätter, 1925)
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154
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«Wie sie ihn sahen» (Die Säule, 1930)
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165
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Optimismus (Die Säule, 1932)
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46
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Résumé
Antwort auf eine Anfrage
(Die Säule, 1932)
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55
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«Im Spiegel» Eine notwendige Aufklärung
(Die Säule, 1933)
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172
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Der oppositionelle Mensch (Die Säule, 1933)
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58
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Jedem Antwort erw. Fassung (Die Säule, 1933)
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68
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Selbstverständliches erw. Fassung (Die Säule, 1933)
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86
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Buchstäbliches Denen, die es angeht
(Die Säule, 1934)
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88
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Brief an meine geistigen Schüler (Die Säule, 1934)
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90
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Brief an meine geistigen Schüler (Die Säule, 1934)
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102
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Brief an meine geistigen Schüler (Die Säule, 1934)
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113
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Gefahr der Nacht (Die Säule, 1934)
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122
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Selbsterziehung (Die Säule, 1935)
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125
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IN GEBUNDENER REDE
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127
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Rat (Magische Blätter, 1921)
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128
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Heimkehr (Magische Blätter, 1922)
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129
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Unsterblichkeit (Magische Blätter, 1923)
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130
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Stimmen aus dem Geisterreich
Die uns verlassen mußten (Der Türmer, 1924)
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131
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Wille zur Wahrheit (Die Säule, 1931)
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132
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Das Bleibende (Die Säule, 1933)
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134
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Ewigkeitsbestimmtes Finden (Die Säule, 1933)
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135
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Besorgter Freundesliebe zugeeignet (Die Säule, 1933)
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136
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Irdische Behinderung (Die Säule, 1933)
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138
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Geistige Verbundenheit (Die Säule, 1933)
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139
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Orient und Okzident (Die Säule, 1933)
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140
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Erkennungszeichen (Die Säule, 1933)
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141
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Steine (Die Säule, 1934)
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142
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Verborgener Quell (Die Säule, 1934)
|
143
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Höchste Herkunft (Die Säule, 1935)
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144
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Notwendiges Irrenkönnen (Die Säule, 1935)
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145
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Trost ist nicht draußen (Die Säule, 1935)
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146
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Friede (Die Säule, 1935)
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147
|
Augenwanderungen (Die Säule, 1936)
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148
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An die Säulen des Parthenon (Die Säule, 1936)
|
149
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|
|
.Der Verlag freut sich, den Lesern des Werkes
OO
von Bô Yin Râ die Textsammlung der «Nachlese»
OO
neu und stark erweitert in zwei Bänden vorzule‐
OO
gen.
.Dem Wunsch von Bô Yin Râ entsprechend be‐
OO
rücksichtigen beide Bücher nur Texte, die in ir‐
OO
gendeiner Form schon einmal im Druck erschie‐
OO
nen sind. Dieser erste neue Band unterscheidet
OO
sich von der bisherigen Ausgabe vor allem durch
OO
vier hinzugefügte Kapitel. Auch werden die Ab‐
OO
handlungen «Jedem Antwort» und «Selbstver‐
OO
ständliches» nun in erweiterten Fassungen publi‐
OO
ziert, während der «Dank» zum 50. Geburtstag in
OO
einer Sammlung von drei Dankesadressen im
OO
zweiten Band seinen Platz gefunden hat. Im
OO
selbstverfassten Text «Wer ist Bô Yin Râ?» stellt
OO
der Autor Missverständnisse und Fehlbeurteilun‐
OO
gen über seine Person richtig.
.Der zweite Band der somit neuen «Nachlese»
OO
enthält neben einer Anzahl von Texten über
OO
Kunst aus den Jahren 1913 bis 1920 zahlreiche
OO
zeit- und situationsbedingte Aufsätze sowie einige
OO
Buchbesprechungen und persönliche Erinne‐
OO
rungen.
.Bern,
.1990 Der
.Verlag
OO
.In dieser «Nachlese» wurden neben den bei‐
OO
den einleitenden Flugschriften* (Kober'sche Ver‐
OO
lagsbuchhandlung Basel) Aufsätze und Gedichte
OO
Bô Yin Râs vereinigt, die von 1920 bis 1936 in
OO
den Zeitschriften «Der Türmer» (Verlag Greiner
OO
& Pfeiffer, Stuttgart) und «Magische Blätter» (ab
OO
1937 die «Säule», Richard Hummel Verlag, Leip‐
OO
zig) erschienen sind. Bô Yin Râ hat alle diese
OO
Arbeiten nicht in das geschlossene Werk seiner
OO
Lehre, den «Hortus Conclusus», eingefügt, aber
OO
in jedem Wort und in jedem Satz ist die innigste
OO
Verbindung mit dem Lehrwerk fühlbar. In aller
OO
Welt werden die alten Freunde und Schüler von
OO
Bô Yin Râ, denen die wirren Zeitläufte die lang
OO
bewahrten Hefte zerworfen haben, diese Sammlung
OO
der Aufsätze und Gedichte als lang Erwünschtes
OO
begrüßen, die Jungen und neu Herzutretenden
OO
aber, denen ihr Geschick das Buch in die Hände
OO
bringt, werden manchen heiligen Pfad darin ent‐
OO
decken, der sie sicher nach Innen leitet.
.Basel
.1953. Der
.Verlag
OO
* Anmerkung: diese beiden Flugschriften, „Warum ich meinen OO
Namen führe” u. „Über meine Schriften”, sind im Haupt- OO
inhaltsverzeichnis (Nr.42/43) gelistet.
SIEHE, o Suchender, das Land der ewigen Ge‐
OO
staltung steht Dir jederzeit offen!
.Du mußt nur wählen,
wo Du in ihm Dein Haus
OO
erbauen willst. ‒ Wohl Dir, wenn Du zu wählen
OO
weißt mit weiser Wahl!
.In Deinem Hause wirst Du dann ruhig werden,
OO
denn Du wohnst allda in guter Sicherheit. ‒
.In Deinem Hause, wenn Du recht zu wählen
OO
wußtest, ist
Gott kein Fremder mehr. ‒
.Wie einen machtvollen Freund wirst Du ihn
OO
bei Dir haben. ‒ Viele haben
Gott gesucht
OO
und fanden
Götzen, denn sie wußten nicht, daß
OO
Gott nur
dann erscheint, wenn ihm im Lande
OO
der Seele ein Haus errichtet wurde. ‒
SEIT ältester Zeit im alten Indien
bekannt,
OO
dem modernen Europäer aber
fremd gewor‐
OO
den, obwohl
auch hier einst
Runen und
OO
«
Zaubersprüche» von solcher Weisheit wuß‐
OO
ten, ist die
magische Einwirkung gewisser
OO
Laut-
und Wortfolgen auf die Seele.
.In jeder, besonders in jeder
vokalreichen
OO
Sprache, lassen sich solche
Mantra schaffen, und
OO
wenn sie wirklich nach okkulten Lautgesetzen ge‐
OO
formt wurden, sind sie
unübersetzbar, da die
OO
okkulte Wirkung lediglich der, wenn auch nur
OO
innerlich «gehörten»
Lautfolge entspringt,
OO
während der
Sinn der Worte, erst in
sekun‐
OO
därem Betracht, auch als
Meditations-Stoff
OO
in Wirkung treten kann, gleichsam als
Stim‐
OO
mungsmittel der Seele.
.Die altgermanische Literatur ist erfüllt mit an‐
OO
gewandter
Laut-
Magie, und die Liturgie der
OO
griechischen und römischen Kirche stellt zum
OO
größten Teil nichts anderes als
Mantra‐
OO
Sammlungen dar, geschaffen von weisen Ken‐
OO
nern der
okkulten Lautgesetze. ‒
.Wenn heute die Kirche Roms sich weigert, ihre
OO
liturgischen Formeln aus dem Lateinischen in
OO
lebende Sprachen zu übersetzen, so motiviert sie
OO
zwar diese Weigerung mit der durch Uebersetzun‐
OO
gen gegebenen Gefahr einer zwiespältigen Aus‐
OO
legung, allein in Wirklichkeit folgt man hier ‒
OO
bewußt oder nur dunkel ahnend ‒
rein okkul‐
OO
ten Gesetzen, weil alle
okkulte Wirkung
OO
der in lateinischer Sprache geformten Mantra bei
OO
solcher Übersetzung
verloren gehen müßte. ‒
OO
.Es ist aber für die
okkulte Wirkung solcher
OO
Lautfolgen auf den geistigen Organismus des Men‐
OO
schen völlig gleichgültig, ob er den
Sinn der
OO
gegebenen Worte «versteht», den «Sinn», der ja
OO
auch, in gänzlich
anderer Lautfolge ausgedrückt
OO
werden könnte. ‒ Die okkulte Wirkung solcher
OO
Lautfolgen tritt erst ein, bei kontinuierlich fort‐
OO
gesetzter
Wiederholung, was manchem ein
OO
Fingerzeig sein mag, der das «tägliche Ableiern» (!)
OO
gewisser liturgischer Formeln, wie er es vielleicht
OO
beim Chorgebet der Mönche irgendwo zu beob‐
OO
achten Gelegenheit fand, nur als «unsinnige» und
OO
«geisttötende» Übung aufzufassen vermag....
.Hier ist
mehr Weisheit in einer traditio‐
OO
nell erhaltenen Gepflogenheit als die Anhänger
OO
der hier in Rede stehenden Religionsform heute
OO
selber noch ahnen. ‒ ‒ ‒
.Nach diesen kurzen Hinweisen wird man viel‐
OO
leicht verstehen, was in den «Funken» gegeben
OO
ist. ‒
.Möge sich jeder einzelne prüfen,
welche der
OO
hier gegebenen Lautfolgen in deutscher Sprache
OO
‒ auch abgesehen von ihrem «Sinn» ‒ am stärk‐
OO
sten zu seiner Seele spricht. Eine
okkulte Ein‐
OO
wirkung auf seinen geistigen Organismus darf
OO
er allerdings
erst dann erwarten, wenn er län‐
OO
gere Zeit hindurch,
Tag für Tag, sich unter
OO
die innere Einwirkung der
innerlich gefühl‐
OO
ten Lautfolgen stellt. Die gleichzeitige
Meditation
OO
über den zu erfühlenden «Sinn» der Worte mag
OO
ihm deren stete
Wiederholung dabei erleich‐
OO
tern.
.Es kann noch gesagt werden, daß bereits viele,
OO
und darunter sehr urteilsfähige und in kritischer
OO
Selbstbeobachtung geschulte Menschen durch OO
direkte handschriftliche Weitergabe des Autors OO
diese «deutsche Mantra» kennen und seit eini‐ OO
gen Jahren hinlänglich ihre okkulten Wirkungen OO
zu erproben vermochten. (Auch von anderer Seite OO
erfolgte, mit ausdrücklicher Erlaubnis, handschrift‐ OO
liche Weiterverbreitung, nur ist die hier gegebene OO
endgültige Form noch an manchen Stellen weiter OO
bearbeitet.)
ES gibt heute besonders viel Menschen, die ihre
OO
geistige Überlegenheit nicht besser beweisen zu
OO
können glauben, als dadurch, daß sie allen Scharf‐
OO
sinn aufbieten, um nur ja in jeder Sache irgend
OO
etwas «Bedenkliches» zu entdecken: Menschen,
OO
die aus innerstem Bedürfen heraus jeden har‐
OO
monischen Zusammenklang durch ihre Unkenrufe
OO
stören.
.Was auch immer geschehen mag, ist ihnen An‐
OO
laß,
Unglück zu prophezeien; und ist wirklich
OO
ein Unglück hereingebrochen, dann können sie
OO
sich nicht genug tun, um ihren Nebenmenschen
OO
auch «recht klar» zu machen, wie entsetzlich das
OO
Unheil sei, das sie betroffen hat. Richtig wütend
OO
aber werden solche Unglücksmenschen, wenn sie
OO
einem begegnen, der gar im Unglück noch der
OO
Hoffnung das Wort spricht, einem, der Gutes aus
OO
Bösem keimen sieht, wie die Lotosblüte aus dem
OO
Schlamme uralter Teiche; und wenn sie dem Spre‐
OO
cher dann ihre volle Verachtung entgegenschleu‐
OO
dern, lautet ihr letztes Wort unfehlbar dahin aus:
OO
er sei ein «
Optimist» und nicht «ernst» zu
OO
nehmen.
.Ach, daß wir doch nur recht viel solcher «Opti‐
OO
misten» hätten! Sie fehlen unter uns, gerade in
OO
einer Zeit, in der wir sie so bitter nötig brauchen
OO
könnten.
.Die traurigen «ernsten» Leute, die nicht trübe
OO
genug in die Zukunft blicken können, ahnen ja
OO
nicht im Traume, daß gerade sie es sind, die immer
OO
aufs neue Sand in das Räderwerk der Maschine
OO
streuen, dorthin, wo wir nichts anderes brauchen
OO
können, als das wohltuend glättende Öl
optimi‐
OO
stischen Denkens.
.Es liegt eine seltsame Kraft in dem geheimnis‐
OO
vollen Vorgang, den wir «Denken» nennen; und
OO
nur die allerwenigsten Menschen sind geneigt, auch
OO
nur das Vorhandensein dieser Kraft als möglich
OO
anzunehmen. Die Natur läßt aber ihrer nicht spot‐
OO
ten; und ihre Kräfte wissen zu wirken, einerlei,
OO
ob der Mensch in stolzer Selbstgefälligkeit dieses
OO
Wirken als «naturgesetzlich» begründet anerkennt,
OO
oder ob er es mit gleicher Selbstgefälligkeit noch
OO
leugnet, bis er einmal dran glauben muß. Schon
OO
daß aller Tat das «Denken» als Vorspann dient,
OO
sollte ‒ «zu denken» geben. Aber hier ist nicht
OO
nur vom Denken als Voraussetzung für jedes Tun
OO
die Rede, sondern ‒ ich möchte hier das
Den‐
OO
ken selbst als Tat gewertet sehen.
.Der Mensch ist mehr als er ahnt: ein Produkt
OO
dieser Tat, ein Produkt seines eigenen Denkens.
OO
Mehr als er ahnt, ist er aber auch im Banne der
OO
Gedanken seiner Nebenmenschen, mag er nun
OO
willig oder wider seinen Willen diesem unsicht‐
OO
baren Antrieb folgen.
.Wer hat es noch nicht erlebt, daß er in nieder‐
OO
gedrückter Stimmung plötzlich in die Gesellschaft
OO
heiterer, hoffnungsfroher Menschen geriet und von
OO
ihnen derart mitgerissen wurde, daß er schließlich
OO
allen eigenen Kummer vergaß?
.Wer ist noch niemals in heiterster Stimmung in
OO
einen Kreis Bedrückter und Hoffnungsloser ge‐
OO
raten und ging von ihnen schließlich weg mit be‐
OO
drücktem Mut, und aller seiner vorherigen Spann‐
OO
kraft wenigstens für Stunden hin verlustig?
.Es ist aber gar nicht nötig, daß Menschen ihre
OO
Gedanken
aussprechen. Es genügt, besonders
OO
für sensible Naturen, längere Zeit in der Gesell‐
OO
schaft irgendwelcher Menschen zu sein, um von
OO
ihren Gedanken beeinflußt zu werden. Unmerklich
OO
stecken Gedanken an, und man bringt die «An‐
OO
steckung» mit nach Hause wie einen Schnupfen
OO
aus der Straßenbahn.
.In neuerer Zeit gibt es eine bereits gewaltig an‐
OO
gewachsene Literatur amerikanischer «Erfolgs‐
OO
Mystiker», die mit mehr oder weniger Moralität,
OO
mit mehr oder weniger ethischem Pathos, ihre
OO
Lehren vorträgt, deren oberstes Axiom heißt:
OO
«Gedanken sind Dinge!» Nein, Gedanken sind un‐
OO
endlich viel wichtiger als «Dinge», sind
leben‐
OO
dige Kräfte und wirken dem Impuls gemäß,
OO
der sie formte; denn all unser Denken ist ja nichts
OO
anderes als ein Formen. Wir schaffen keine Ge‐
OO
danken aus dem Nichts, sondern wir
formen
OO
nur, mittels des Gehirns, gewisse fluidische und von
OO
einem Menschen auf den
andern übertragbare
OO
Kräfte des spirituellen Ozeans, in dem wir leben
OO
und eingeschlossen sind, wie die Fische im Meer.
OO
.Aller geheimnisvolle «Einfluß», den gewisse
OO
Menschen auf ihre Umgebung auszuüben fähig
OO
sind, erklärt sich daraus, daß diese Menschen be‐
OO
sonders begabte
Former der Gedanken‐
OO
kraft sind, daß sie ihre Gedankenformen mit
OO
einem weit stärkeren Impuls zu laden vermögen,
OO
als die übrigen Menschen um sie her. Gerate in
OO
die Nähe eines solchen Gedanken-Formers: und
OO
du wirst, wenn er ein Mensch des geruhigen Lebens
OO
ist, unwillkürlich selbst ruhig werden, wie groß
OO
auch die Unruhe war, die dich vorher bewegte.
OO
Umgekehrt, wirst du, ohne es zu wollen, in eine
OO
nervöse Hast und Unruhe geraten, wenn dieser
OO
Former, dem du begegnest, ein Mensch der Hast
OO
und steten Unrast ist. ‒
.Wie können wir nun diese Kräfte, die uns Ur‐
OO
natur in unsere Hand gegeben hat, für uns und
OO
unsere Umwelt nutzbar machen?
.Die Frage fand schon ihre Antwort in dem, was
OO
ich vorher sagte.
.Indem wir mutig und vertrauensvoll zu ‒
OO
denken suchen. Indem wir bestrebt sind, uns
OO
zu hoffnungssicherer Heiterkeit in unserem Den‐
OO
ken ‒ wenn es sein muß ‒ zu
zwingen. In‐
OO
dem wir jeden Gedanken von uns scheuchen, der
OO
uns sagen will, unsere Hoffnung sei eitel Torheit,
OO
sei durch reale Gegebenheiten schon als Hirn‐
OO
gespinst gebrandmarkt und verdammt. «Es ist der
OO
Geist, der sich den Körper baut» ‒ und es ist
OO
der
Gedanke, der unser Wollen und Vollbrin‐
OO
gen schafft!
.Wollte ich dies «erklären», dann müßte ich
OO
tiefste Weisheit der Veden sorgsam zu enthüllen
OO
suchen, doch hier ist dazu nicht der Raum ge‐
OO
geben. Es ist auch nicht nötig: denn die heiligen
OO
Bücher der Christenheit wissen in
anderer
OO
Form auf jeder Seite von der
gleichen Wahr‐
OO
heit zu erzählen; und wer in ihnen suchen
will,
OO
der wird für meine Worte hundertfache Belege
OO
finden.
.In einer Zeit, die alle Früchte
irren Denkens
OO
reifen läßt, mag man mir wohl verstatten, auch die
OO
Heilungskraft des
rechten Denkens aufzu‐
OO
zeigen. Es wird nichts gewonnen mit Trübsalblasen
OO
und öder Hoffnungslosigkeit! Wer nur die Nacht
OO
betrachtet, die über uns hereingebrochen ist, ver‐
OO
sinkt in Schlaf und Traum... Wir müssen alles tun,
OO
uns
wach und wacher zu erhalten, wenn wir
OO
einen neuen
Tag erleben wollen.
WER den politischen Tageskampf betrachtet, OO
der vermißt am allermeisten die Rhythmik OO
dieses Kampfes. Statt dem Willen zur Einordnung OO
in das allgemeine Ganze, statt dem Willen zur OO
Selbstbehauptung innerhalb der gegebenen Gren‐ OO
zen, findet er allenthalben nur den Willen, den OO
Gegner aus dem Wege zu räumen. Betrachtet man OO
aber Politik als die Kunst der Gestaltung eines OO
lebendigen Gesellschaftsorganismus, dann ist jeder OO
«Gegner» eigentlich nur ein Gegenspieler, der OO
ebenso wie sein Partner daran beteiligt ist, das OO
Kräftegewoge des Ganzen lebendig zu erhalten. OO
Ich glaube, von allen Parteien und in allen Staats‐ OO
gebilden sind in dieser Hinsicht stets die folgen‐ OO
schwersten Fehler begangen worden, am wenigsten OO
noch vielleicht in England, dessen parlamentari‐ OO
sches Gefüge stets vor Katastrophen gesicherter OO
war, weil es ‒ weniger «Kitsch» ist als ander‐ OO
wärts: weil es künstlerischer organisiert ist.
.Wenn «politisch Lied» wirklich so ein «garstig
OO
Lied» geworden ist, dann dürfte das nicht zum
OO
kleinsten Teil daran seine Ursache haben, daß man
OO
in der Kunst der Politik unfruchtbare, mecha‐
OO
nisch wirkende Gepflogenheiten an Stelle des
OO
Gehorsams gegen die ewigen Gesetze alles harmo‐
OO
nischen Gestaltens setzte.
.Ursprünglichkeit ist erstes Erfordernis in jeder
OO
Kunst, und auch die Kunst, die aus der unge‐
OO
ordneten «Masse» die «Gesellschaft» bilden will,
OO
kann ihrer nicht entraten. Wo aber findet man im
OO
Leben der Parteien noch Ursprünglichkeit?? All‐
OO
überall trat an ihre Stelle das «
Parteiprogramm»
OO
als künstlich kombinierter
Ersatz. Man weiß im
OO
voraus, was man sagen
wird, was man sagen
darf
OO
und was man sagen
kann, bevor der Gegenspieler
OO
noch das erste Wort gesprochen hat. Und regt sich
OO
wirklich einmal, gegen alle harte Zucht parteiischer
OO
Gebundenheit, in der Debatte doch der unter‐
OO
drückte Trieb der Urnatur, dann darf der Mann
OO
der Politik gewärtig sein, daß er aus eigener
OO
Gefolgschaft ätzende Kritik erhält. Wie aber soll
OO
bei einer solchen
Mechanisierung der gestaltenden
OO
Kräfte jemals
Leben in die Gestaltung über‐
OO
strömen?! Wie soll man jemals zum Gefüge kom‐
OO
men, wenn sich die Teile stets in sich allein zu
OO
runden streben und niemals willens sind, die Gren‐
OO
zen flüssig zu erhalten, so daß sie bei gegebener
OO
Gelegenheit sich ineinanderfügen könnten?! Wie
OO
soll das Ganze in organischer Gestaltung keimen,
OO
wachsen, blühen und zum Früchtetragen kommen,
OO
wenn die Kanäle seiner Lebenskraft sich niemals
OO
aneinanderschließen?!
.Die menschliche «Gesellschaft» ist nur möglich
OO
als ein
Organismus gleich dem Körper eines Men‐
OO
schen. Gleich wie der Menschenkörper nur ge‐
OO
deihen kann, wenn stetig Blut zum Herzen fließt
OO
und sich von ihm entfernt, so kann auch der Gesell‐
OO
schaftsorganismus nur gedeihen, wenn zentripetale
OO
und zentrifugale Kräfte sich in einem Kreislauf
OO
zu erneuern streben. Kein Punkt dieses Kreislaufs
OO
ist zu missen. Sobald man einen Teil daraus ent‐
OO
fernen will, muß das organische Leben des Ganzen
OO
der Vernichtung entgegengehen. In diesem Sinne
OO
betrachtet, sind alle politischen Parteien einer Zeit
OO
stets aufeinander angewiesen. Wer sie immer wei‐
OO
ter zu trennen sucht, weiter als es sein müßte, treibt
OO
frevelhaftes Spiel.
.Wir sind zu sehr gewohnt, den analytischen Pro‐
OO
zeß des Denkens auch im Leben anzuwenden, und
OO
so zersplittern wir das Leben, statt es zu erweitern.
OO
Ich bin aber der felsenfesten Überzeugung, daß
OO
wir niemals zur «Gesundung» kommen können,
OO
bevor nicht das Bestreben zur
Synthese an die
OO
Stelle analytischer Praxis tritt, im Leben der Par‐
OO
teien. Es ist durchaus nicht nötig, daß deshalb die
OO
einzelne Partei ihren klar umrissenen Charakter
OO
etwa verliert!
.Nur so kann Politik zur
Kunst der Gesellschafts‐
OO
bildung werden; und nur als Kunst betrachtet, die
OO
das edelste Gebilde zu gestalten hat, kann sie die
OO
Menschen derart ineinanderfügen, daß alle sich
OO
zu einem krafterfüllten Ganzen «formen».
WIE ist doch der heutigen Welt so gar vieles
OO
wieder dicht verschleiert worden, was einst
OO
den Menschen früherer Tage offenbar war! ‒
.Wie vieles gilt heute nur noch als «
leerer For‐
OO
melkram», was ehedem hehres
Mittel magischen
OO
Wirkens bildete!
.Wahrlich, die wenigen sind zu zählen, die da
OO
heute auch nur ahnen, welche magische Macht dem
OO
Menschen gegeben ist! ‒ ‒ In mancherlei Weise
OO
wußten die Alten solche Macht zu nützen.
.Wohl waren auch sie gewiß nicht von allem
OO
Aberglauben frei, allein ihr Aberglaube rankte
OO
sich nur um ein
Wissen, das der Nachwelt wie‐
OO
der verloren ging und das die Späteren nun allzu‐
OO
klug als «Aberglaube» entwerten möchten.
.Hier gilt es sorglichst zu sondern, will man der
OO
Wahrheit nahekommen!
ES sei hier die Rede von der
Magie der Zei‐
OO
chen, deren die Alten ebenso kundig waren, wie
OO
die Menschen dieser Tage die Kraft des Blitzes zu
OO
nützen wissen.
.So sehr ist jenes Wissen der Alten gelästert wor‐
OO
den, daß man Gefahr läuft, in den Verdacht der
OO
kritiklosen Schwärmerei zu geraten, redet man von
OO
diesen Dingen, ohne sie dem Aberglauben zuzu‐
OO
rechnen! ‒
.Und doch ist hier vieles verborgen, das einst wie‐
OO
der offenbar werden wird, so sehr man auch heute
OO
derlei mißachten mag! Vergessenes Wissen wurde
OO
noch immer verlacht!...
.Wer aber ‒ außer den wenigen, die hier kaum
OO
zählen ‒ weiß heute noch davon, daß gewisse
OO
geschriebene, graphisch gestaltete oder auch pla‐
OO
stische
Zeichen magische Kräfte in Wirksam‐
OO
keit setzen können, sobald sie «geladen» wurden
OO
mit
Impulsen, die solche Kräfte zu
ent‐
OO
fesseln vermögen!? ‒
.Doch nicht nur Zeichen, die
aus irgend‐
OO
einem Material der Kundige zu formen weiß,
OO
üben solche Wirkung aus.
.Der eigene
Körper des Menschen kann durch
OO
bewußte, entsprechende Haltung zu einem magi‐
OO
schen Zeichen werden: ‒ die
Gebärde kann
OO
solcher Zeichen Formung sein. ‒ ‒
.Während jedoch das aus fremdem Stoffe ge‐
OO
formte magische Zeichen stets in seiner Starre bei
OO
einmal gegebener Wirkung verharrt, verbindet sich
OO
den Zeichen, die der menschliche Körper formt,
OO
zugleich die
Bewegung, ja es ist möglich, ein
OO
Zeichen in ein anderes kontinuierlich überzuleiten
OO
und so die Wirkungsweise mannigfach zu vari‐
OO
ieren. ‒
.Zugleich aber wird alle Wirkung ganz erheblich
OO
gesteigert durch des Wirkenden
Konzen‐
OO
tration auf die geforderte Haltung.
.Nicht
unwillkürlich darf sich Bewegung
OO
an Bewegung, Zeichen an Zeichen reihen!
.Nicht
Neigung persönlicher Gefühle
OO
darf die Gebärde bestimmen!
.In wohlgeordnetem
Rhythmus, bedingt durch
OO
eherne Gesetze jener Sphäre, von der aus die Wir‐
OO
kung erfolgen soll, muß alle Darstellung magischer
OO
Zeichen durch den Körper, wie ihre Überleitung
OO
erfolgen, sollen die unsichtbaren Kräfte tatsäch‐
OO
lichen Anstoß erhalten.
.So wie ein chemisches Präparat nur dann in ge‐
OO
wünschter Weise herzustellen ist, wenn jede Be‐
OO
dingung, die gefordert wird, durch physikalische
OO
Gesetze peinlichste Erfüllung findet, so kommt
OO
auch
magische Wirkung nur zustande, wenn
OO
der Wirkende sich streng an die Erfordernisse
OO
seines Wirkens hält, möge er nun die magischen
OO
Zeichen aus starren Stoffen, oder durch seines
OO
eigenen Körpers Gebärde und Bewegung for‐
OO
men. ‒
Die Weisen der alten Religionen kannten sehr
OO
genau die Gesetze magischen Wirkens.
.Sie wußten, weshalb sie ihre Liturgien an be‐
OO
stimmte Formen knüpften, die strenge eingehalten
OO
werden mußten.
.Hier ist die Kraft verborgen, die selbst
Reste
OO
jener alten Kulte
heute noch im Dasein hält. ‒
OO
.Alle Kultgebärde, alle hieratische Haltung bei
OO
der Ausübung der Riten ist nichts anderes als
OO
Zeichenmagie! ‒
.Die Wirkung erfolgt auch
dann noch, wenn
OO
die Wirkenden längst
nicht mehr wissen,
OO
was sie tun, solange sie durch alte Vorschrift sich
OO
davor bewahren lassen, die Gesetze zu mißachten,
OO
die allhier in Frage kommen. ‒
.Die
Deutung, die man solchem Tun zu geben
OO
sucht, mag sich im Lauf der Zeiten oft genug ge‐
OO
wandelt haben, allein die Wirkung
bleibt und
OO
ist von jeder Deutung unabhängig. ‒
.Gar manche kultische Gebärde, die man heute
OO
nur
symbolisch deuten möchte, stellt ein
OO
magisches Zeichen dar von wohlerprobter
OO
Wirksamkeit. ‒
.So ist es denn auch töricht, Liturgien neu zu
OO
formen, die durch
symbolische Geste die
OO
Magie der Zeichen ersetzen möchten.
.Die alten Liturgien hatten sehr erheblich
an‐
OO
deres zu geben, und es wird
noch jetzt ver‐
OO
mittelt, soweit sie in Fragmenten noch erhalten
OO
sind. ‒ ‒
Weit mehr, als alles ausmacht, was sich heute noch
OO
erhalten hat an magischen Zeichen, die der Wir‐
OO
kende durch die Gebärde formt, ist aus der Vor‐
OO
zeit überkommen in Gestalt der starren Zeichen,
OO
die man
graphisch, in der
Farbe oder
OO
plastisch formte.
.Auch hier zeigt sich gar deutlich jenes Wissen,
OO
das die Weisen alter Religionen einst ihr eigen
OO
nannten.
.Die
Deutung, die den Zeichen dieser Art je‐
OO
weils aus
Glaubenslehren wurde, führt hier
OO
freilich in die Irre. ‒
.Nicht was sie «bedeuten» sollten, ist hier zu er‐
OO
fragen, sondern was sie ‒
wirkten...
.Nur
eigenes Erfühlen dieser Wirkung
OO
kann hier zur Erkenntnis führen, denn noch ist
OO
diese Wirkung nicht erloschen.
.Soweit die Darstellung der
menschlichen
OO
Gestalt im Kunstwerk hier beachtet werden
OO
muß, kommt auch die Zeichenbildung durch
OO
Gebärde sehr wichtig in Betracht.
.Die religiöse Kunst des Altertums
OO
bleibt ohne diesen Schlüssel uner‐
OO
schlossen.
.Was aber,
außer solcher Darstellung des Men‐
OO
schen, noch an Formen, die einst alten Liturgien
OO
dienten, uns erhalten ist, wird wiederum so man‐
OO
ches Werk sakraler Kunst entschleiern helfen, das
OO
der
Magie der Zeichen einst sein Dasein
OO
dankte. ‒
Es sollen diese Darlegungen nur den Blick auf die
OO
erwähnten Dinge lenken und
Ehrfurcht lehren
OO
vor der
Weisheit jener Alten, die weit weniger
OO
dem Aberglauben ausgeliefert waren, als das heu‐
OO
tige Geschlecht vermuten möchte.
.Die Zeichen magischen Charakters, die sich heute
OO
noch in alten Tempeln, Kirchen und Museen fin‐
OO
den, sollen hier wahrlich nicht etwa «gedeutet»
OO
werden!
.Wer sie
gedeutet wissen möchte, zeigt da‐
OO
mit, daß er sie für
Symbole hält, und weiß noch
OO
nicht, daß sie nur im
Erleben sich enthüllen,
OO
durch die
Wirkung auf die Seele, die auch
OO
heute noch von ihnen ausgeht, gibt man sich
OO
dieser Wirkung willig hin und läßt die Glaubens‐
OO
lehren ruhig
unbeachtet, die sich seit alter
OO
Zeit schon um ihr Dasein ranken.
.Wer nur ein weniges von dem
erlebt, was
OO
hier erlebbar ist, der wird durch die
Erfahrung
OO
in sich selbst verlernen, lächelnd nur und
OO
überheblich auf das Wissen jener Alten tief herab‐
OO
zusehen, das sie
Magie benannten. ‒
IST dir eine Pforte verschlossen, so darfst du noch
OO
lange nicht glauben, es sei niemand im Hause!
OO
Durch Brillen muß man
sehen, auf Stühle sich
OO
setzen, wenn man ihre Güte prüfen will, ‒ aber
OO
man darf es nicht
umgekehrt machen wollen...
OO
Wenn Rauch aus dem Schornstein steigt, so
OO
schließe nicht immer daraus, daß man im Hause
OO
Kuchen backe!
Aus mancher Tasche klingt es wie Klang harter
OO
Taler; dreht man sie aber um, so fallen nur
OO
Schlüssel heraus...
Bäume, die sich im Sturme
biegen, können sehr
OO
gerade gewachsen sein.
DROHENDE Wetterwolken umragen hochauf‐
OO
geschichtet allenthalben das Leben der Völker
OO
in diesen Tagen.
.Erhebliche Fragen harren der Antwort, die be‐
OO
stimmend sein wird, weit über unsere Zeit hinaus,
OO
lebenformend für kommende Generationen.
.Wahrlich: das äußere Leben scheint nicht mehr
OO
Zeit zu lassen zu stiller Einkehr und Versenkung!
OO
.Allzusehr lasten die Nöte des Tages auf diesem
OO
Geschlecht. Und dennoch reichen die Lasten des
OO
materiellen Lebens keineswegs aus, die Seelen die
OO
innere Not vergessen zu lassen, die weit herbere
OO
Qual verursacht als alle irdische Daseinssorge. ‒
OO
.Oft scheint man zu fühlen, daß hier
Wechsel‐
OO
wirkung besteht, so daß die
äußere Not
OO
längst
behoben wäre, wüßte man sich der
OO
inneren endlich zu erwehren... Wohl denen,
OO
die noch in alten, engen Gehegen sich geborgen
OO
fühlen, ausreichend getröstet durch ihrer Seelen‐
OO
hirten tröstendes Wort!
.Unzählige aber sind Pferch und Hirtenhut ent‐
OO
ronnen.
.Es trieb sie hinaus auf freie Weide und jeder
OO
suchte eine Tränke die ihm kein anderer trüben
OO
könne.
.Wie sehr sie alle noch der Hürde bedurften,
OO
wußten sie nicht. ‒
.Man sucht in tollem Taumel zu vergessen, was
OO
man nicht vergessen kann, um stets aufs neue,
OO
wenn auch nur für Augenblicke aus dem Rausch
OO
erwacht, zu fühlen, daß die Sehnsucht nach Er‐
OO
lösung aus der Seele irrer Angst sich nicht ersticken
OO
läßt.
.Daß man sich
selber helfen könne, ahnt man
OO
nicht. ‒
.So sucht man, einstmals seiner wilden Freiheit
OO
allzufroh, nun allenthalben wieder nach einer
OO
sicheren Hut, nach Führung und Geleit.
.Weit mächtiger, als sich so mancher Prediger
OO
vor leeren Bänken träumen läßt, ist heute ein
OO
heißes Verlangen nach dem
Seel-
Sorger in
OO
den Seelen! ‒
.Wenn irgend einem Menschen unserer Tage sich
OO
die Not der Seelen bis in ihre dichteste Verborgen‐
OO
heit enthüllte, so wurde dies mir durch mein
OO
Schicksal bestimmt, die Lehre verkünden zu müs‐
OO
sen, die allein solche Not aus dieser Welt schaffen
OO
kann!
.Unsagbares seelisches Elend wurde
OO
mir vertraut und ich lernte wahrhaftig durch die
OO
Erfahrung, daß es kein größeres Glück auf Erden
OO
gibt, als anderen
helfen zu können...
.Nichts anderes möchte ich lieber tun, als Tag
OO
und Nacht allen denen
persönlich Hilfe brin‐
OO
gen, die ihrer bedürfen!
.Kein irdischer Lebensberuf erscheint mir be‐
OO
neidenswerter, als der des Sorgers um das Heil der
OO
Seelen; und wie der Seelensorger
denen fehlt,
OO
die ihn nicht mehr
in einer Religions‐
OO
gemeinde suchen können, da ihre Seele Zwang
OO
und Nötigung in Glaubensdingen nicht erträgt, das
OO
wurde mir in jahrelanger Hilfsbereitschaft Tag für
OO
Tag bestätigt.
.Aber jeglichem menschlichen Wirken sind
be‐
OO
stimmte Grenzen gezogen, soll es sich nicht
OO
im Uferlosen verlieren, und so sah auch ich mich
OO
denn
gezwungen, von aller
persönlichen
OO
Hilfeleistung
abzustehen, um weiter auf
jene
OO
Weise helfen zu können, die mir
allein obliegt.
OO
.Mehr als alle, deren
Briefe ich nicht mehr
OO
beantworten, deren
Besuche ich nicht mehr an‐
OO
nehmen kann, leide ich
selbst darunter, daß ich
OO
durch Pflicht und selbstauferlegten Gehorsam gei‐
OO
stig hoher Weisung gegenüber, in harter
Zwangs‐
OO
lage bin, mich auf
Anderes konzentrieren zu
OO
müssen und den Wünschen nicht willfahren
OO
darf, die mein persönliches Eingehen auf die
OO
Not des
Einzelnen noch täglich von mir for‐
OO
dern. ‒ ‒ ‒
.Was mir zu geben obliegt, ist freilich
trotz‐
OO
dem jedem Einzelnen gegeben, ‒ nur möge er
OO
sich genügen lassen an der
Form in der ich es
OO
geben muß, ‒ durch den Buchdruck allen zu‐
OO
gänglich, ‒ nicht anders als wenn es
für einen
OO
Einzelnen allein geschrieben wäre!
.Mit gutem Willen und einiger Selbstversenkung
OO
ist es wahrlich jedem Einzelnen möglich, aus dem
OO
was ich der Welt gegeben habe,
die Folgerungen
OO
zu ziehen, die
seinen Einzelfall jeweils klären,
OO
und ihn zur
Selbsthilfe leiten.
.Und bleibt er nicht nur «
Leser» dieser Bü‐
OO
cher, sondern sucht sein ganzes
Leben den in
OO
ihnen aufgestellten Maximen anzupassen, dann
OO
wird er
erst recht persönlicher Nachhilfe nicht
OO
mehr bedürfen. ‒ ‒
.Es wird in unseren Tagen viel zu viel Wert auf
OO
«
persönlichen Einfluß» gelegt und das
OO
«
gesprochene Wort» wird weit überwertet.
OO
.Man übersieht geflissentlich, daß durch das Ohr
OO
vernommene Rede und der persönliche Einfluß
OO
zugleich
Verführungsmittel sind, die ihrer‐
OO
seits gar oft
auch dann bestimmen können,
OO
wenn das Mitgeteilte
allein keineswegs genügt
OO
haben würde, Zustimmung zu erwirken. ‒
.Weder meine eigene Neigung noch irgend eine
OO
verstandesmäßige Erwägung haben mich veran‐
OO
laßt, den
Buchdruck als das Verbreitungs‐
OO
mittel der Lehre zu wählen, die ich zu verkünden
OO
habe.
.Ich gehorche auch hier nur einer geistigen Wei‐
OO
sung die für mich
verpflichtend ist und weiß
OO
die hohe
Weisheit voll Ehrfurcht zu würdigen,
OO
die mir in dieser Weisung kund ward...
.Sollen wahre
Seel-
Sorger kommen um
OO
das, was mir zu geben obliegt,
persönlich und
OO
durch das
gesprochene Wort gleichsam in
OO
kleiner Münze weiterzugeben, so werden sie er‐
OO
stehen
ohne mein Zutun.
.Noch aber sehe ich im Ratschluß der geistigen
OO
Welt solchen Plan
nicht erwogen, und
warne
OO
jeden, etwa einer Stimme zu vertrauen, die ihm
OO
zuraunen möchte, er sei für solches Seelsorgeramt
OO
berufen!
.Die
wirklich Berufenen,
wenn sie einst
OO
gesandt werden
sollten, werden
weise, im
OO
ganzen Ausmaß des Wissens ihrer Zeit
OO
erfahrene Männer und Frauen sein, die selbst
OO
das Leben in allen Verflechtungen
OO
kennenlernten, und denen
kein Irrweg un‐
OO
bekannt sein wird, dem jemals die Seele bei
OO
ihrem Suchen nach dem höchsten Lebensziele Ver‐
OO
trauen schenkte um an seinem Ende sich enttäuscht
OO
in einer Wüste zu finden. ‒
.Es werden Menschen sein, die
selbst die
OO
letzte Gewißheit erlangten, an Hand der
OO
Lehre die ich zu verkünden habe, und ihre Wei‐
OO
sung werden sie von
gleicher Stelle empfangen,
OO
von der die durch mich nur
verkündete Lehre
OO
ihren Ausgang nimmt! ‒ ‒
.Doch, wenn ich auch wahrlich mit aller Be‐
OO
stimmtheit solcher «Seel-Sorger»
Art bezeichnen
OO
kann, so ist es mir dennoch versagt, zu bestimmen,
OO
daß sie erscheinen möchten.
.Ich kann zur Zeit nur auf die
Bücher verwei‐
OO
sen, in denen ich alles niederlegte, was gegeben
OO
werden soll, und deren Zahl ich noch vermehren
OO
muß, ‒ nicht um etwas
Unerwähntes noch
OO
zu sagen, sondern um die Lehre so vollkommen
OO
wie nur irgend möglich,
von allen Seiten
OO
her zu beleuchten.
.Es ist zwar gesagt worden: «
Wer dem Altare
OO
dient,
soll auch vom Altare essen», aber
OO
wer etwa wähnen sollte, ich hätte meinen Lebens‐
OO
unterhalt aus diesen Büchern, der wäre wahrlich
OO
übel beraten und meine Verleger könnten ihn eines
OO
Besseren belehren!
.Nur zu gerne möchte ich es ermöglichen können,
OO
daß jeder, dem es schwer fällt, auch nur das
OO
Wenige aufzubringen, was zum Erwerb der Bücher
OO
nötig ist, sie
umsonst erhalten würde.
.Da ich aber selbst der Sorge um des Lebens Not‐
OO
durft keineswegs enthoben bin, kann ich mir eben‐
OO
sowenig diesen Wunsch erfüllen, wie den, alle an‐
OO
deren Menschen solcher Sorge zu entheben.
.Man hat in früheren Zeiten wahrlich oft
mehr
OO
geopfert um seiner Seele willen! ‒
.Hier aber handelt es sich um eine Lehre, die
OO
wahrhaft Erlösung bringt, und jedes dieser
OO
Bücher wurde einzig und allein aus der Pflicht her‐
OO
aus niedergeschrieben, die
Lehre des Lich‐
OO
tes, die Kunde von der geistigen
Wirklich‐
OO
keit, allen Suchenden nahezubringen.
.Darüber hinaus aber lasten wahrlich noch
an‐
OO
dere Pflichten auf mir, ‒ solche
geistiger,
OO
und solche
irdischer Art, ‒ deren jede genü‐
OO
gen könnte, die Kraft eines Menschen
allein zu
OO
absorbieren. ‒
.Die mir im äußeren Leben nahestehen, wissen
OO
darum und sind bemüht, soweit es ihnen möglich
OO
ist, mir meine Bürde zu erleichtern.
.Ich darf aber wohl auch erwarten, daß die Leser
OO
meiner Schriften, denen ich nur
geistig nahe‐
OO
kommen kann, einiges Verständnis dafür haben
OO
werden, daß alle Menschenkraft ihre Grenzen fin‐
OO
det, und daß ein Mensch der ihnen alles was er zu
OO
geben hat,
durch das gedruckte Wort er‐
OO
reichbar macht, nicht überdies noch jedem
OO
Einzelnen
persönlich zur Verfügung stehen
OO
kann! ‒
.Daß ich aber
Mensch bin, und in allen Din‐
OO
gen
irdischen Lebens
anderen Menschen
OO
gleich, könnte aus allen meinen Schriften wahr‐
OO
haftig auch
jenen klar geworden sein, die da,
OO
verwirrt durch phantastische okkultistische Bücher,
OO
nur allzu geneigt sind, in einem Menschen meiner
OO
Art einen
mysteriösen Zauberer zu sehen,
OO
dem es ein Leichtes sein müsse, alles Geschehen
OO
nach seinem Wohlgefallen zu lenken.
.Wer da von mir erwartet, daß ich, als ein rech‐
OO
ter Wundermann, im Handumdrehen alle Folgen
OO
seines törichten, verkehrten Strebens aus der Welt
OO
zu schaffen wüßte, ‒ der erwartet
zu viel von
OO
mir und darf sich nicht wundern, wenn die Wirk‐
OO
lichkeit ihn ernüchtern muß. ‒
.In etwas
abgeschwächter Form hegen aber
Alle
OO
solche Erwartung, die sich in ihren besonderen
OO
Seelennöten an mich wenden, oder gar erhoffen,
OO
eine persönliche Begegnung mit mir müsse alle
OO
Nebel ihres Inneren zerreißen und sie mit einem
OO
Schlage zu «Wissenden» werden lassen. ‒
.Wer immer mir persönlich begegnet ist, der wird
OO
bezeugen können, daß keiner derer, die geheimnis‐
OO
volle Schauer um mich her erwarten, auf seine
OO
Rechnung käme...
.Ich halte es vielmehr für meine Pflicht, auch
OO
den leisesten
Anschein zu vermeiden, der so
OO
gedeutet werden könnte, als benötige
wirkliche
OO
geistige Würde irgend einer irdischen Drapierung.
OO
.So mag sich denn mancher getrösten, der meine
OO
persönliche Nähe nur suchte, weil er in mir einen
OO
Menschen zu finden glaubte, der verlernt hätte:
OO
‒
Mensch zu sein!
.Ich würde unwahr, wollte ich nicht verstehen,
OO
daß man
die Menschen beneidet, die mir auch in
OO
meinem
äußeren Leben nahestehen, ‒ die mir
OO
als
persönliche Freunde teuer sind.
.Aber mag auch alles Schicksal das mein Erden‐
OO
leben formt, die Elemente irdischen, alltäglichsten
OO
Geschehens in sich bergen, so wird man doch dem,
OO
was man «
Zufall» nennt, in meinem ganzen
OO
Dasein, von Geburt an bis zu meinem Tode hier
OO
auf Erden
nicht begegnen.
.Nichts war hier
Willkür überlassen,
OO
nichts wird jemals nur durch meine
Wünsche
OO
zu bestimmen sein. ‒
.So aber konnte ich auch nicht bestimmen, wer
OO
mir Freund werden sollte und wer nicht, und wo
OO
ich es in früheren Tagen, meiner Menschenliebe
OO
nicht genugsam Herr, doch zu bestimmen
suchte,
OO
dort ward mir in der Folge nur zu klar gezeigt, daß
OO
ich vermessentlich in den Bereich der Regionen
OO
die mich
geistig tragen, eingegriffen hatte...
OO
.Wie weit aber auch der Kreis derer, die mir
OO
persönlich nahestehen, sich
erweitern las‐
OO
sen möchte: ‒
niemals könnte er alle um‐
OO
fassen,
die meine Bücher lesen und durch
OO
sie erfahren von der Lehre die ich zu künden kam.
OO
.Sie
alle aber ‒ soweit sie wirklich nach der
OO
Lehre
leben ‒ bilden eine geschlossene Kette,
OO
deren sämtliche Glieder mir in gleicher Weise nahe‐
OO
stehen, mögen sie mir nun
persönlich bekannt
OO
sein oder nicht. ‒ ‒
.Jeder, der neu hinzukommt, schmiedet
sich
OO
selbst dieser Kette ein und wird von dem
OO
Kraftstrom durchdrungen, der durch die ge‐
OO
schlossene Kette fließt...
.Diesen
allen aber gehört das Werk meines
OO
Erdenwirkens, und nicht nur ihnen
allein, son‐
OO
dern in gleicher Weise
allen, die
nach ihnen
OO
kommen! ‒ ‒
ES sind mir zu meinem fünfzigsten Geburtstag
OO
(25. Nov. 1926)
fast unzählige Glück‐
OO
wunschbriefe und Telegramme ins Haus geflogen,
OO
so daß meine anfängliche Absicht, jedem einzelnen
OO
Gratulanten persönlich zu danken, sich leider als
OO
unausführbar erweist, und ich mich in der
OO
Zwangslage sehe, wenigstens von den Lesern dieser
OO
Zeitschrift («Die Säule») die Erleichterung erbit‐
OO
ten zu müssen, daß sie mir gütig erlauben, ihnen
OO
auf
diese Weise von Herzen Dank zu sagen. ‒
OO
.Wenn auch der so überreich gefeierte, mit Blu‐
OO
mengrüßen und Geschenken bedachte Tag für mich
OO
nur insofern von besonderer Bedeutung war, als
OO
noch vor kurzer Zeit nicht allzu sicher stand, daß
OO
ich ihn in dieser Sichtbarkeit erleben würde, so
OO
waren mir doch diese unerwartet zahlreichen Zei‐
OO
chen der Liebe und Verehrung, die mir aus aller
OO
Welt zugesandt wurden, Anlaß gerührter Freude
OO
und Dankbarkeit genug, um ihn in frohem Fest‐
OO
empfinden und mit heißen Segenswünschen für
OO
Alle, die mich liebend zu ehren suchten, als rech‐
OO
ten «Feiertag» zu begehen. ‒ ‒
.Freilich nehme ich die mir entgegengebrachte
OO
Liebe und Ehrung auch gewiß nicht
für mich
OO
persönlich in Anspruch, sondern sehe in dem
OO
allen nur die freudige Dankbarkeit der Seelen, die
OO
an Hand der durch meine Bücher der Welt wieder‐
OO
geschenkten Lehren, beglückt zu sich selber fan‐
OO
den, und in sich selbst zu ihrem
lebendigen
OO
Gott.
.Daß ich noch weiterhin allen zum Lichte Stre‐
OO
benden auf den Weg helfen darf, ist für mich das
OO
schönste Geschenk des Himmels, denn ich weiß
OO
nur zu gut, welche Aufgaben noch darauf warten
OO
von mir getan zu werden...
.In Zeiten hoher religiöser Kultur ist es verhält‐
OO
nismäßig ein Leichtes, den Weg zum Lichte zu
OO
zeigen, da im Vorstellungsleben Aller die grund‐
OO
legenden Voraussetzungen gegeben sind, die zu‐
OO
nächst einmal da sein müssen, soll einige Hoffnung
OO
bestehen daß es gelinge, die Augen der ernstlich
OO
Suchenden zu öffnen.
.Heute aber gilt es vor allem, erst einmal diese
OO
Voraussetzungen
wieder zu schaffen und
OO
der Weg der gezeigt werden soll, ist überdies der‐
OO
art von dürrem und grünem Gestrüpp überwuchert,
OO
daß es vonnöten ist, ihn erst wieder zu
bahnen
OO
und allenthalben neue Wegmarken zu setzen, da‐
OO
mit der Suchende vor den verderblichsten Irr‐
OO
gängen bewahrt werde. ‒
.So sehe ich denn bis heute
noch kaum das
OO
Allernötigste getan, wenn meine Lebensauf‐
OO
gabe wirklich erfüllt werden soll, und mehr denn
OO
je bin ich mir heute der Tatsache bewußt, daß mein
OO
Wirken durchaus nicht außerhalb der Gesetze
OO
steht, die jegliches menschliche Schaffen bestim‐
OO
men, so daß auch in meinem Verkündigungswerke
OO
ohne Zweifel die Linie einer allmählichen Entfal‐
OO
tung einst feststellbar sein wird, sei es auch nur im
OO
Hinblick auf die Fähigkeit, das oft fast Unsagbare
OO
in Worten menschlicher Sprache zum Ausdruck zu
OO
bringen...
.Aus innerster Gewißheit kann ich sagen, daß
OO
ich wohl auch nach weiteren fünfzig Jahren, wenn
OO
solches im Bereich der mir bestimmten irdischen
OO
Lebensbahn gegeben wäre, mich noch in gleicher
OO
Weise erst am Beginn meines Wirkens fühlen
OO
würde, denn keine Kunst der Sprache ist jemals
OO
vollendet genug, um dessen wahrhaft würdig zu
OO
werden, was ich meinen Mitmenschen hier auf
OO
Erden zu Bewußtsein bringen soll! ‒ ‒
.In solcher Erkenntnis weiterwirkend, danke ich
OO
allen die den «Weg» betreten haben, daß sie nicht
OO
Anstoß nahmen an dem was etwa Mangel mensch‐
OO
lichen Ausdrucksvermögens nicht zu faßlichster
OO
Verständlichkeit kommen ließ, und sich an das
OO
unmißdeutbar Gegebene hielten, das in
OO
ihrem eigenen Herzen Widerhall fand, um so zur
OO
Gewißheit auch dessen zu gelangen, was meine
OO
Worte noch im Dunkel lassen mußten!
.Möge es mir beschieden sein, den Pfad immer
OO
mehr erhellen zu dürfen, zum Besten derer, die ihn
OO
bereits betreten haben, wie nicht minder aller
OO
jener, die ihn, durch meine Worte bewegt, zu‐
OO
künftig in sich suchen wollen! ‒
WER diese Überschrift liest, der wird kaum ver‐
OO
muten, daß ich hier in allererster Linie vor
OO
allzu überschwenglichem Optimismus
warnen
OO
will.
.Die Zeit scheint eher zu fordern, daß man un‐
OO
bedingten Optimismus dringlichst anempfehle, da
OO
die gegenteilige: also
pessimistische Auf‐
OO
fassung des Lebens beinahe zur Norm geworden
OO
ist.
.Aber ich will ja auch ganz gewiß nicht als
OO
Anwalt des
Pessimismus sprechen, obwohl ich
OO
gut begreife, daß er nicht nur den
ängstlichen
OO
Leuten, sondern sogar recht resoluten Naturen
OO
heute beinahe als die einzige, durch den Gesamt‐
OO
zustand einer ermüdeten und verquälten Welt auf‐
OO
gedrungene, mögliche Gemütshaltung erscheint.
.Ich will vielmehr vor den vielen Äußerungsfor‐
OO
men
unberechtigten optimistischen Hoffens
OO
warnen, die immer
dann ihre weiteste Verbrei‐
OO
tung erreichen, wenn sich die Bedingungen des
OO
äußeren Lebens nicht mehr im Einklang finden
OO
mit den persönlichen Anforderungen der Lebens‐
OO
Erhaltung und der
Freude am Dasein. ‒ ‒
.Die
zuversichtliche Auffassung aller Ge‐
OO
schehnisse, aus dem Vertrauen heraus, daß zu guter
OO
Letzt alles Wirre sich entwirren, alles Unharmo‐
OO
nische harmonisch ausklingen müsse, und alles
OO
Ungute nur die Vorstufe für ein kommendes Gute
OO
darstelle, ‒ ist gewiß von großer Bedeutung, und
OO
ihre fördernde, steigernde Wirkung auf das Leben
OO
läßt sich kaum hoch genug werten.
.Es darf aber nicht vergessen werden, daß ein
OO
solcher Lebenswert
nur dann vorliegt, wenn
OO
die optimistische Auffassung des Geschehens in
OO
sich
begründet ist.
.Der Optimismus
um jeden Preis, ‒ auch
OO
wenn ein vernünftiges Abwägen der gegebenen
OO
Umstände klar zeigt, daß die
Vorbedingungen
OO
zu einem guten Ausgang des Geschehens fehlen, ‒
OO
ist entweder Folge bequemen Leichtsinns, oder
OO
eines Denkfehlers.
.Manchen Menschen fehlt einfach «das Talent»
OO
zum Optimismus, und wenn sie sich dann einmal
OO
aufraffen, um es mit dem optimistischen Denken zu
OO
versuchen, machen sie die Sache sicher so unge‐
OO
schickt wie möglich und versuchen
gerade dort
OO
Zuversicht in sich zu erkrampfen, wo der geborene
OO
Optimist ‒ recht
pessimistisch urteilen würde.
OO
.Es ist, ‒ nebenbei gesagt, ‒ ja auch zweifel‐
OO
los
viel leichter, eine pessimistische Lebens‐
OO
auffassung zu pflegen, weil es eben leichter ist,
OO
vorsichtig und ängstlich zu sein, als
zuver‐
OO
sichtlich,
wagemutig und
lebensver‐
OO
trauend! ‒ ‒
.Richtiger Optimismus ist eine durchaus
aktive
OO
Haltung, und selbst der «geborene» Optimist (der
OO
übrigens viel seltener ist, als gemeinhin angenom‐
OO
men wird) kann seinen Optimismus nur erhalten
OO
durch bestimmte, aktive Willensrichtung. Der in
OO
sich gesunde,
verantwortbare Optimismus
OO
beruht nicht auf einer angeborenen
Neigung,
OO
oder erstrebten
Hinwendung zum optimisti‐
OO
schen Denken, sondern ruht zutiefst begründet in
OO
erdenmenschlicher
Lebenserfahrung, ‒ sei
OO
es die
eigene, die durch Andere
vermittelte,
OO
oder die an Anderen
wahrnehmend erwor‐
OO
bene Erfahrung.
.Es ist
Erfahrungstatsache, daß die opti‐
OO
mistische Einstellung dem uns angehenden Ge‐
OO
schehen gegenüber, nicht nur das
eigene Leben
OO
froher und tatkräftiger erhält, sondern auch in
OO
gutem Sinne «ansteckend» auf
unsere Mit‐
OO
menschen einwirkt, so daß durch vereinte, er‐
OO
höhte Tatfreudigkeit Umwandlungen des Ge‐
OO
schehens zu unseren Gunsten eintreten können,
OO
die bei einer weniger vertrauenserfüllten Haltung
OO
unmöglich gewesen wären.
.Es ist auch durchaus keine bloße Behauptung,
OO
daß wir durch unser
Denken, ‒ auch wenn es
OO
niemals durch gesprochene oder geschriebene Mit‐
OO
teilung weitergegeben wird, ‒ in einem verhält‐
OO
nismäßig recht bedeutsamen Grade
äußeres
OO
Geschehen beeinflussen können, was sich
OO
dann solcherart auswirkt, daß der
pessimi‐
OO
stisch Denkende ebenso das Eintreffen des von
OO
ihm Erwarteten durch die Kraft seiner Gedanken
OO
begünstigt, wie der
Optimistische das Ein‐
OO
treffen
seiner Erwartungen.
.So gibt es zum Beispiel nur zu viele Menschen,
OO
die sich «vom Unglück verfolgt» glauben, und
OO
nicht ahnen, daß sie
sich selbst mit Unglück
OO
aller Art verfolgen, indem sie sich alles nur er‐
OO
denkliche Unheil in einem fort
zu-
denken,
OO
nur weil ihnen ehedem wirklich einmal ein Un‐
OO
glück zugestoßen war, dem noch ein zweites und
OO
drittes folgte.
.Man wird aber auch Menschen begegnen, die
OO
durch ein paar Glücksfälle derartig
glücks‐
OO
gläubig wurden, daß sie sich fortan nur noch
OO
Glückliches zu-zudenken wissen, und daher,
OO
bestaunenswerterweise, einen «Glücksfall» nach
OO
dem andern erleben. ‒ ‒
.Das ist alles durchaus nichts Mysteriöses, auch
OO
wenn die Zusammenhänge solchen Geschehens
OO
nicht für Jeden offen zu Tage liegen.
.Nur muß man sich, wenn man solche Dinge ver‐
OO
stehen lernen will, von der landläufigen Betrach‐
OO
tungsart freimachen, als sei dabei irgendwo
Will‐
OO
kür im Spiel!
.Wenn ein reifer Apfel vom Baum fällt, so sieht
OO
das ja auch recht «willkürlich» aus, und doch hat
OO
es seine genauen Gründe, warum sich der Stiel
OO
gerade zu dieser Sekunde vom Zweig lösen mußte.
OO
.Ebenso braucht das, was als Wirkung unserer
OO
Gedanken sich ereignet, die vorherige Erfüllung
OO
bestimmter Voraussetzungen.
.So ist denn auch
optimistisches Denken
OO
nur dann
sinngerecht, wenn
Vorausset‐
OO
zungen gegeben sind, die zum guten Ausgang
OO
eines Geschehens
berechtigen.
.Vernünftiger Optimismus ist immer das Ergebnis
OO
sachlich richtiger Beurteilung der je‐
OO
weiligen
Gegebenheiten und erwartet nur das
OO
Beste, was sich auf Grund der wirklich
efüll‐
OO
ten Voraussetzungen ereignen kann.
.So ist der wahre Optimist zu Zeiten geradezu
OO
gezwungen, die Dinge «
pessimistisch»
OO
beurteilen zu müssen, ‒ dann nämlich, wenn keine
OO
erfüllten Voraussetzungen für das Zustandekom‐
OO
men des Erfreulichen vorliegen. ‒ ‒
.Es ist eine ganz unverantwortliche Kräftever‐
OO
geudung, seine Glaubenskräfte für die Erreichung
OO
eines erwünschten Guten anzuschirren, zu dessen
OO
Erlangung die Voraussetzungen
fehlen.
.Optimismus, der nicht
enttäuscht werden will,
OO
muß nüchterner, unvoreingenommener
Prüfung
OO
standhalten!
.Die bloße Illusionsfähigkeit, sich jeden er‐
OO
wünschten Zustand, jedes gute Ergebnis, jede Ziel‐
OO
Erreichung lebhaft
vorstellen zu können, be‐
OO
rechtigt gewiß noch nicht zum Optimismus!
.Es genügt auch durchaus nicht, daß wir ein uns
OO
wünschbares Geschehen für
gut halten.
.Immer bleibt die Art der
wirklich erfüll‐
OO
ten Voraussetzungen dafür bestimmend,
was in
OO
gesunder optimistischer Denkweise «herangedacht»
OO
werden
darf.
.Alles Andere darf vorerst
noch nicht er‐
OO
wartet werden, und wäre es auch nicht nur ein
OO
«
wünschenswertes», sondern selbst ein
OO
dringlich
nötiges: ‒ ein heiß herbeigesehntes
OO
notbehebendes Gutes.
.Hier muß sich aller Wille vielmehr darauf rich‐
OO
ten, zuerst die
Voraussetzungen zu schaffen,
OO
die vernünftigem Optimismus Begründung bieten
OO
können, das erwarten zu
dürfen, was er als so
OO
überaus
not-
wendig erkennt. ‒ ‒
.Man wird aber niemals erkennen lernen,
wel‐
OO
cher Art diese Voraussetzungen sind, solange
OO
man immer wieder seine Kräfte an Illusionen ver‐
OO
zettelt, die jedes, noch unermeßlich weit entfernte,
OO
erwünschte Geschehen schon in nächster Erreich‐
OO
barkeit zeigen.
.Ein solcher
Fernrohroptimismus, wie
OO
ich diese verfehlte optimistische Denkweise nennen
OO
möchte, betört nur durch ein Erwarten, das sich
OO
immer aufs neue enttäuscht finden muß, und bringt
OO
das erwartete Gute um nichts näher. Das alles
OO
gilt sowohl für den
Einzelnen, wie auch für
OO
Gruppen von Einzelnen, und für
ganze
OO
Völker.
.Es ist ‒ trotz allem bitterem Pessimismus ‒
OO
keineswegs zu wenig Optimismus in der Welt, aber
OO
leider
viel zu viel falscher, weil
unbe‐
OO
rechtigter Optimismus, vor dem man gar nicht
OO
eindringlich genug warnen kann!
.Dieses sehend-besorgte Warnen ist besonders am
OO
Platz in einer Zeit, die ihre Kräfte selbst
über‐
OO
bürdet hat, so daß es wahrhaftig dringlichste
OO
Pflicht ist, nicht an einer der
lebensföder‐
OO
lichsten Kräfte
Raubbau zu treiben.
.Und eine solche Kraft ist der nüchtern-sachliche,
OO
durch tatsächlich Gegebenes berechtigte
OO
Optimismus!
OO
RÉSUMÉ
(Antwort auf eine Anfrage)
ALLES, was ich je geschrieben habe, ist künst‐
OO
lerisch getragene Gestaltung meiner lebendigen
OO
Erfahrung. Zum größeren Teil verdanke ich
OO
diese Erfahrung Lebensgebieten, die in Europa
OO
keinem meiner Mitmenschen offenstehen. Aber das
OO
ist nur als «Quellenangabe» in Betracht zu ziehen,
OO
um den Impuls zu kennen, der mich antreibt, mich
OO
in meinen Büchern mitzuteilen.
.«Résumé» meiner Erfahrung? ‒ Daß alles Er‐
OO
kennen, Glauben und Hypothesensetzen wertlos
OO
bleibt, solange es die
Lebensführung nicht
OO
bis ins kleinste bestimmt! Was nicht zur
Tat,
OO
zum
Handeln und
Gestalten führt, ist nur
OO
fruchtloses Spiel mit Gedanken und Gemütsan‐
OO
wandlungen. Alles Verschwommene, nur «Unge‐
OO
fähre» muß man auf sich beruhen lassen, und darf
OO
nichts mehr in sich dulden, was nicht
lebens‐
OO
bestimmend werden will.
.Nur in dem, was als Lebens-
Äußerung von
OO
uns Zeugnis gibt: ‒ nur in unserem
Verhalten
OO
uns selbst und der Mitwelt gegenüber ‒ können
OO
wir uns selbst erkennen! Alles andere ist Selbst‐
OO
betrug!
.So gewiß es in aller Ewigkeit keinen «Himmel
OO
auf Erden» geben wird, so gewiß kann aber das
OO
meiste Unheil, das heute noch die Menschen quält,
OO
aus der Welt geschafft werden.
.Voraussetzung dafür ist: die immer mehr Men‐
OO
schen erhellende Einsicht, daß
nicht die zu
OO
allem willige
Vorstellungsfähigkeit die
OO
Gemeinsamkeit, und damit uns selbst, bestimmt,
OO
sondern nur die
Tatwertigkeit eines jeden
OO
einzelnen.
.Die Welt, die man sich selber schafft, fügt sich
OO
nur zu gerne allen Launen ihres Schöpfers.
.Aber nur selten und nur in Seltenen entspricht
OO
die
selbstgeschaffene Welt auch wirklich
OO
der
Tatsachenwelt, die uns draußen umgibt
OO
und unseren
Wünschen ihren
Willen ent‐
OO
gegensetzt.
.Hier alle Ideologien durchschauen lernen ‒ OO
hier seiner inneren Welt die äußere Aufgabe OO
setzen ‒ hier den Mitmenschen lieben lernen, OO
wie sich selbst: ‒ das allein führt zur Er‐ OO
lösung! OO
DIE Zeiten der Glaubenseinheit in Europa haben
OO
den starrköpfig oppositionellen Menschen nur
OO
als zeitweilige
Ausnahme gekannt, die wohl da
OO
und dort gelegentlich allerhand Unruhe verbrei‐
OO
tete, aber dann immer nach kurz bemessener Aktion
OO
wieder im Gleichklang allgemeiner Meinung ver‐
OO
schwinden mußte.
Seit der im Herzen Europas die früheren Bin‐
OO
dungen allgemach lockernden und lösenden Zeit
OO
der konfessionalen Reformationen des Gemein‐
OO
schaftsglaubens aber, ist der triebhaft in sich selbst
OO
zu irgendwelcher Opposition gedrängte Störer sei‐
OO
ner Zeitgemeinsamkeit zu einer sich dauernd und
OO
zähe am Leben haltenden
Spezies vervielfältigt
OO
worden. Man kann ihr in allen Lebensgebieten be‐
OO
gegnen. Durchaus nicht nur im religiösen, im poli‐
OO
tischen, im wissenschaftlichen und künstlerischen,
OO
sondern ebenso auch im rein privaten Leben.
.Und diese Spezies hat sich auch keineswegs auf
OO
die Länder der Reformation beschränkt, sondern
OO
sich allmählich geradezu über die ganze, in irgend
OO
einem Grade zivilisierte Menschheit verbreitet.
.Die letzten Jahrhunderte boten solcher Ver‐
OO
breitung allen Vorschub.
.An wie vielem Elend die Allgemeinverbreitung
OO
dieser Spezies im Kampfe dieser Jahrhunderte
OO
schuldig oder mitschuldig wurde, läßt sich kaum
OO
beschreiben.
.Aber es ist charakteristisch für die der Spe‐
OO
zies Zugehörigen, daß ihnen jegliches Schuld‐
OO
Bewußtsein fehlt, und jede
Erkenntnis
OO
der Gefahr, sich mit Schuld zu behaften.
.Der oppositionelle Mensch glaubt durchaus nicht
OO
verantwortungslos zu handeln. Er fühlt sich stets
OO
nur in Ausübung seines «guten Rechtes».
.Dieser allzusicheren Haltung gegenüber ist aber
OO
nur leider folgendes zu sagen: ‒
.Der Oppositionstrieb ist einer der
gefäh‐
OO
lichsten aller
eigensüchtigen Triebe des
OO
irdischen Menschen!
.Nichts unterhöhlt den Boden, auf dem die
OO
Menschen sich selber zur Gemeinsamkeit aufer‐
OO
bauen sollen, tiefer, weitverzweigter und verhäng‐
OO
nisvoller, als diese Lust am steten «
Nein»-sagen
OO
um des Neinsagens willen!
.Man muß sich ganz klar darüber werden, daß
OO
in diesem
unter-tierischen, aber die höchsten
OO
über-tierischen Kräfte lustgierig zerfressenden,
OO
wuchersüchtigen Triebe, allem nicht selbstgesetz‐
OO
ten Bestreben
primär opponierend zu be‐
OO
gegnen, das reale satanische Prinzip des Chaos:
OO
‒ der
Selbstzerstörungsdrang, das zu‐
OO
Nichts-werden-wollen, sich auswirkt. ‒
.Der oppositionslüsterne Mensch wütet unbewußt
OO
gegen sich selbst, indem er sich ins Äußere
OO
projiziert ‒ in die Willensäußerung der Anderen,
OO
gegen die er opponiert! Er würde sich selbst zu‐
OO
grundeopponieren: ‒ seinem eigenen Dasein bis
OO
zur Auflösung Widerpart halten, wenn ihm der
OO
Selbsterhaltungstrieb seines irdischen Körpers
OO
nicht doch noch gewachsen wäre.
.Jede andere Deutung ist Beschönigung und
OO
bringt den Deutenden in Gefahr, sein eigenes, und
OO
das Menschentum seines Mitmenschen unerahnt
OO
schwer zu schädigen.
.Um diese, alles Erdenmenschliche aus dumpfen
OO
Chaostiefen heraus bedrängende Bedrohung wuß‐
OO
ten zu allen Zeiten die im ewigen Geiste Wissen‐
OO
den, und darum suchten sie Schutz zu schaffen
OO
durch priesterliche und despotische Satzung, so‐
OO
lange ihnen äußerer Einfluß auf irdischmensch‐
OO
liche Lebensordnung offengehalten war.
.Sehr vieles, was eine jüngere, vermeintlich
OO
erreichbarer «grenzenloser» Freiheit süchtig ent‐
OO
gegenfiebernde Menschheit für Ausgeburten will‐
OO
kürlicher Herrscherlaunen hielt, war nur
Schutz‐
OO
verbauung gegen den Wühldrang menschheits‐
OO
zerstörenden Verneinungstriebes, ‒ war
geistig
OO
geforderte Freiheits-Begrenzung, um
dessen wil‐
OO
len, was voreinst zur Entwicklung kommen
sollte
OO
und infolge solchen Schutzes dann auch zur Ent‐
OO
wicklung
kam.
.Auch Gegenwart und Zukunft werden auf
OO
keinem Gebiet die geistige Gestaltung dessen,
OO
was heutiger oder zukünftiger Zeit obliegt, er‐
OO
stehen sehen, ohne wirklich sichernde
Bändi‐
OO
gung des zerstörungslüsternen Triebes zur Oppo‐
OO
sition um des Opponierens willen, der alles Wer‐
OO
dende unterwühlt und schon an den Wurzeln zer‐
OO
nagt, um dem ihm hörigen Menschen die manisch
OO
gesuchte, gehirnliche Wollust unbewußter, nach
OO
außen gedrängter Selbstvernichtung zu verschaffen,
OO
ohne ihn doch an Leib und Seele zu bedrohen.
.Dieser «Geist des Widerspruchs» darf aller‐
OO
dings nicht in argwohngezüchteter Urteils-Leicht‐
OO
fertigkeit gleich überall vermutet werden, wo viel‐
OO
leicht nichts anderes vorliegt, als eine gewisse
OO
Schwerblütigkeit, die nicht weiß, wie sie aus dem
OO
Banne langgehegter Vorstellungen herauskommen
OO
soll, und die um so heftiger sich im Widerspruch
OO
austobt, je mehr sie sich ihrer Behinderung bewußt
OO
ist.
.Fast jeder Mensch kennt diese Schwierigkeit des
OO
Aufgebenmüssens liebgewordener Vorstellungen
OO
von seiner eigenen Kinderzeit her. Es brauchte da
OO
zuweilen unendliche Geduld von seiten der Er‐
OO
zieher, bis der dann schon selbst fast Erwachsene
OO
durch Selbsterziehung doch zum Herrn wurde
OO
über die ihm angeborene scheinbare Unfähigkeit,
OO
sich, wenn es sein müsse, einer liebgewordenen
OO
Vorstellung entwinden zu können.
.In den jüngsten Lebensjahren tritt diese Unfähig‐
OO
keit schon zutage im Kinde, dem die Mutter ein
OO
gefährliches Spielzeug oder das unreife Obst fort‐
OO
nehmen muß, wonach dann die bekannten Äuße‐
OO
rungen kindlichen Unmuts einsetzen, die gar oft
OO
auch die langmütigste Geduld der Erwachsenen auf
OO
sehr harte Proben stellen.
.Später werden dann
andere Bekundungen
OO
des Unmuts laut, ‒ oft nur
allzulaut in des
OO
Wortes wörtlichster Bedeutung, ‒ wenn etwa ein
OO
Ausflug auf den sich das Kind schon seit langem
OO
freute, nicht ausgeführt werden kann, oder wenn
OO
elterliches Verbot einer Freundschaft im Wege
OO
steht, die dem Kinde glühend erwünscht erscheint,
OO
weil es ja die ihm schädlichen daraus erwachsen‐
OO
den Folgen noch nicht einsehen kann, ‒ und
OO
schwerste seelische Konflikte entstehen endlich,
OO
sobald Regungen der
Liebe aufgegeben werden
OO
sollen, weil ihr Erstarken zu nichts Gutem führen
OO
würde.
.Alle diese Äußerungen innerer Schwierigkeit,
OO
ein bereits die eigene Person bestimmendes Vor‐
OO
stellungsbild plötzlich mit einem noch fremden
OO
anderen zu vertauschen, haben nichts zu tun mit
OO
jener Hypertrophie des Eigensinns, die den von
OO
ihr Befallenen nicht mehr seiner selbst froh wer‐
OO
den läßt, wenn er in der Außenwelt nichts findet,
OO
dem er
widersprechen könnte.
Erst hier
OO
haben wir den Typus des
oppositionellen
OO
Menschen vor uns: des Menschen, der sich gleich‐
OO
sam automatisch dazu gedrängt fühlt, jeder Er‐
OO
scheinung des Lebens, die seine Beharrungsliebe
OO
und die Bequemlichkeit ausgeleierten Denkens
OO
stört, ein «
Nein» und seinen lauten
Wider‐
OO
spruch entgegenzusetzen.
.Wer kennt ihn nicht, oder wem wäre er noch
OO
nicht begegnet?
.Wo immer individuelle Meinung anderer indi‐
OO
viduellen Meinung sich
verbinden will zu
OO
wahrer
Einung, dort tritt er bald schleichend,
OO
bald polternd als Widersacher auf. Im Grunde
OO
fehlt ihm
jede eigene Überzeugung, auch wenn
OO
er andere scheinbar zu überzeugen sucht. Nicht,
OO
daß sie die von ihm jeweils verfochtene Darstel‐
OO
lung der Dinge zu bejahen vermögen, ist ihm wich‐
OO
tig, sondern daß sein Widerspruch
Gefolg‐
OO
schaft findet. Wahrheit und Trug sind ihm in
OO
gleicher Weise willkommen, wenn sie ihm nur
OO
Argumente gewähren für seine unermüdliche
OO
Opposition gegen alles, was Andere
schaffen.
.Er selbst aber ist der
Unschöpferische:
OO
der seelisch
Sterile, mit der hämischen Freude
OO
an Allem, was wahrhaftem Schöpferischen die Ge‐
OO
staltung erschwert. In seiner reinsten, unbeherrsch‐
OO
testen Darstellung ist er der Schrecken aller Pro‐
OO
duktiven innerhalb jeglicher menschlichen Gemein‐
OO
samkeit.
.Aber weiß sich nun jeder, dem diese
ausge‐
OO
prägteste Form des ewigen Krittlers und Nein‐
OO
sagers «auf die Nerven» geht, ganz frei von
eige‐
OO
ner, gelegentlicher Neigung zu zersetzender Oppo‐
OO
sition? Ist nicht gar oft vielmehr schon ein auf‐
OO
reizendes Wort, ja ein bloßes Mißverstehen, ge‐
OO
nügend, um aufzustacheln zu eigensinnigem Wider‐
OO
spruch, obwohl besonnene Überlegung keineswegs
OO
die Gründe gelten lassen könnte, auf die sich solche
OO
versteifte Opposition zu stützen sucht?!
.Jeder Einzelne hat einige Ursache, sich zu fra‐
OO
gen, ob er nicht seinen Oppositionstrieb zuweilen
OO
aus der ihm angemessenen
Beherrschung ent‐
OO
läßt und dadurch Einigungen verhindert, deren das
OO
irdische Leben auf
allen Gebieten
dringend
OO
bedarf, soll das Wertvollste am Menschen in
OO
Erscheinung treten.
.Selbst dort, wo Opposition
gerechtfertigt
OO
erscheinen könnte, wirkt sie sich nur
schädi‐
OO
gend aus und bringt das
mögliche Gute zur
OO
Verkümmerung, während positives, ehrliches
OO
Mitwirken früher oder später
ohne Störung
OO
zu
korrigieren vermag, was anfänglich wohl‐
OO
berechtigten Grund zur Opposition zu bieten
OO
schien.
.An Tausenden von Beispielen läßt sich das Un‐
OO
heil aufzeigen, das der
unbeherrschte Oppo‐
OO
sitionstrieb in unser irdisches Dasein brachte. Laßt
OO
uns endlich auch dafür sorgen, daß am Beispiel
OO
zu sehen sein wird, was geeinigter menschlicher
OO
Wille bei straffer
Beherrschung dieses un‐
OO
glückseligen Triebes vermag!
.Jeder einzelne Mensch wird diese Beherrschung
OO
in sich «
erlernen» müssen, denn viel zu sehr wurde
OO
die vermeintliche
Berechtigung, allem und
OO
jedem
eigene Opposition entgegensetzen zu
OO
dürfen, im Lauf der letzten Jahrhunderte
ver‐
OO
herrlicht, als daß es äußerem Zwange noch OO
gelingen könnte, die zehrende Lust zu bändigen, OO
deren durch alle Sophismen der Beschönigung OO
gefesselter Sklave der oppositionelle Mensch dieser OO
Tage geworden ist.
Anm.: Unter Berücksichtigung der 2.Auflage von 1990.
Normaler Text ist in beiden Auflagen gleich, hell
unterlegter Text entspricht der erweiterten Fas‐
sung der 2.Auflage, dunkel unterlegter Text wurde
in der 2.Auflage weggelassen.
NICHTS wäre mir erwünschter, als die Möglich‐
OO
keit, jedem Einzelnen, ‒ auch jedem mir bis
OO
dahin äußerlich noch «wildfremden» Menschen, ‒
OO
briefliche Antwort zukommen lassen zu können
OO
auf seinen ganz persönlichen Brief, den gerade
OO
er mir zu schreiben hatte, angeregt durch das in
OO
der vorigen Nummer der «Säule» erschienene
OO
Gedicht: «
Geistige Verbundenheit».
.Aber nichts ist auch ferner dem Möglichen!
.Ich gestehe jedoch, daß ich mich lieber heute als
OO
morgen in Lebenszuständen finden möchte, die mir
OO
ein solches persönliches Eingehen auf die inneren
OO
Nöte des Einzelnen erlauben würden, wobei dann
OO
allerdings ein auserwähltes und mit nichts anderem
OO
beschäftigtes Kollegium vertrautester und erprob‐
OO
tester Schüler mir zur Seite stehen müßte.
.Eines einzelnen Menschen irdische Kräfte kön‐
OO
nen allenfalls dazu ausreichen, die Einzelberichte
OO
mit allen Waagen und Gewichten
abzuwägen,
OO
um dann die rein
geistige Verantwortung für
OO
Antwort und Ratschlag zu übernehmen, ‒ unmög‐
OO
lich aber könnte ich zugleich der
Formulier‐
OO
rung des zu Sagenden mich widmen, die ja doch
OO
nicht zu umgehen ist, auch wenn selbst alle Hilfs‐
OO
mittel zur Verfügung stehen würden, mit denen
OO
heutigentags, beispielsweise, etwa die Direktoren
OO
großer wirtschaftlicher Unternehmen zu arbeiten
OO
gewohnt sind.
.So, wie die Dinge liegen, muß ich wohl oder übel
OO
mit meiner eigenen Kraft
allein auszukommen
OO
suchen.
.In Anbetracht dessen, daß ich
außer aller,
OO
meinen Büchern anvertrauten
Lehre, ganz un‐
OO
umgänglichen, rein
geistigen Verpflichtungen
OO
nachzukommen habe, die alle psychophysischen
OO
Kräfte bis zur Erschöpfung in Anspruch nehmen,
OO
dürfte es leicht verständlich sein, daß mir weder
OO
Kraft noch Zeit zu
brieflicher Unterweisung
OO
bleibt.
.Das sollte selbst denen klar werden, die immer
OO
wieder meinen, bei ihnen handle es sich um einen
OO
«Sonderfall»
und die mitgeschickten Briefmarken
OO
gäben ein Anrecht auf persönliche Antwort.
.(Vor zwölf Jahren schon habe ich an
OO
gleicher Stelle bekanntgegeben, daß eingesandte
OO
Briefmarken oder Anteilscheine von mir nur mehr
OO
den Armen zugewandt werden... )
.Bedingungslos freuen könnte man sich an der
OO
treuherzigen Hilfsbereitschaft, die aus allen den
OO
Ratschlägen spricht, die irgendein
Heilverfah‐
OO
ren aus dem weiten, aber durchaus nicht gleich‐
OO
wertigen Gebiet der «Lebensreformer»-Praxis an‐
OO
preisen. Wenn man nur nicht in allen diesen Brie‐
OO
fen der doch etwas gar zu naiven Ansicht begeg‐
OO
nen müßte, mir seien diese Heilmethoden sicherlich
OO
noch unbekannt.
.Ich weiß gewiß, daß die so rettungslos überzeugten
OO
Berater und Beraterinnen, deren Briefe ich vor mir
OO
habe, mir nur Hilfe bringen wollen, und mir das
OO
Allerbeste, dessen sie habhaft wurden, darzubieten
OO
glauben. Darum sei Allen von Herzen gedankt.
.Aber zeugt es nicht auch von einer doch gar zu
OO
engen Begrenzung der Kenntnis irdisch-leiblichen
OO
Lebens, wenn in sonst recht vernünftigen Briefen
OO
anpreisen und in denen immer wieder als
OO
ganz selbstverständlich vorausgesetzt wird, daß
OO
es sich bei den mich so sehr in der Hilfelei‐
OO
stung für Andere behindernden, und darum allein
OO
erwähnten Leiden, doch wohl nur um Störungen
OO
handeln könne, wie sie die täglichen Annoncen
OO
irgendwelcher Heilmittel in das Blickfeld der Be‐
OO
obachtung zu rücken suchen?! ‒ Weiß wirklich
OO
die Mehrzahl der Menschen offenbar nichts von
OO
körperlichen Qualen, die fernab von allen Funk‐
OO
tionsstörungen ihre Ursache haben??! Hier darf
OO
ich ruhig verraten, daß noch niemals ein Sterb‐
OO
licher bei klarem Bewußtsein in das Erleben des
OO
reinen,
ewigen Geistes gelangte, ohne dem, was
OO
am Erdenmenschen vergänglicher
Tiernatur
OO
ist, kaum ertragbares
Leid zuzufügen... Die
OO
Alten sagten sogar: «Wer Gott sieht, muß sterben!»
OO
Darum ist es auch keineswegs eines jeden Men‐
OO
schen Aufgabe,
hier, während des erdentieri‐
OO
schen Daseins, schon
im ewigen Geiste be‐
OO
wußt zu werden.
.Den Allermeisten wird es zum höchsten Segen
OO
gereichen, wenn sie, auch nur
ahnend, ihrer
OO
Fähigkeit,
dereinst in den ewigen Geist zu ge‐
OO
langen, zuzeiten innewerden.
.Nun aber will ich hier auch antworten auf die
OO
zahlreichen und zum Teil tief ergreifenden Briefe
OO
aus denen mir die Sorge um das nachirdische
OO
Schicksal der Seelen geliebter, oder doch ehedem
OO
im Außenleben nahe verbundener, nun von der
OO
Erde geschiedener Menschen entgegenhallt.
.Es ist für mich wahrhaftig befreiend und be‐
OO
glückend, jedem Einzelnen, den es angeht, sagen
OO
zu können, daß ihm jeglicher Grund fehlt, um das
OO
Schicksal des von ihm bezeichneten,
vor ihm
OO
Heimgegangenen besorgt zu sein. Auch nicht aus
OO
einem einzigen der hierher gehörigen Briefe blickte
OO
mir ein nachirdisches Schicksal entgegen, das in
OO
irgend einer Weise zu beklagen wäre!
.Das Leben im Zustande «jenseits» der erden‐
OO
körperlichen Wahrnehmungsfähigkeit ist ja nun
OO
freilich nicht so ganz dem übersichtlichen Bilde
OO
des Hauptplatzes einer Kleinstadt am Markttage
OO
zu vergleichen, allwo man dann nur ein paarmal
OO
den Platz zu kreuzen braucht, um lieben alten
OO
Bekannten, oder gesuchten Besuchern des Marktes
OO
zu begegnen.
.Es ist vielmehr auch den überaus wenigen, der
OO
«jenseitig»
Wahrnehmbaren und dortselbst
OO
klar
Bewußten nur in den
allerseltensten
OO
Fällen möglich, eine von der Erde abgeschiedene
OO
geistige Seele zu identifizieren, auch wenn auf
OO
Erden der denkbar präziseste Konnex geschaffen
OO
werden konnte, der ja zu solcher Identifikation
OO
unerläßlich bleibt.
.Und selbst in solchen, überaus seltenen Fällen
OO
fragt es sich sehr, ob der noch dem irdischen
OO
Körper verhaftete Jenseitsbewußte von dem ge‐
OO
suchten und endlich gesichert erkannten Erd‐
OO
befreiten «gesehen» und erkannt zu werden ver‐
OO
mag? ‒ Selbst dann, wenn das sehr nahe zu liegen
OO
scheint, weil der Erdentrückte den ihn Aufsuchen‐
OO
den auf Erden dem Aussehen nach genau kannte,
OO
oder gar in engsten Herzensbeziehungen mit ihm
OO
vereinigt war, bleibt solches Erkennen
sehr er‐
OO
schwert, weil es nicht nur davon abhängt, ob der
OO
Gesuchte bereits in der Region «sehfähig» wurde,
OO
in der sich der ihn Suchende geistig bewegt, son‐
OO
dern auch davon, ob die «angesprochene» Seele
OO
die rein geistige Gestaltung
des sie Anspre‐
OO
chenden zu identifizieren vermag, die kaum je‐
OO
mals dem in der geistigen Seele verbliebenen, zu‐
OO
erst noch sehr einseitig aufgefaßten Erinnerungs‐
OO
bilde entspricht.
.Erst sehr viel später stellt sich die Fähigkeit
OO
ein, von der ich in meinem «Buch vom Jenseits»
OO
spreche, die dann jederzeit die erwünschte Identi‐
OO
fikation mit aller Gewißheit gewährt. ‒
.Ich kann also den vielen ‒ mir nur allzuver‐
OO
ständlichen ‒ Bitten, Beziehungen zwischen Ab‐
OO
geschiedenen und ihren auf Erden in der äußeren
OO
Sinnenwelt Zurückgebliebenen herzustellen, in
OO
keinem Falle irgendwie nachkommen.
.Da überdies fast jeder, nicht bis zum Bersten
OO
irdisch «verkrustete» Mensch in den Zeiten des
OO
Schlafens für kürzere oder längere Spannen
OO
jenseitsbewußt wird, kann jeder, noch im
OO
Tierkörper Lebende
durch seine liebende
OO
Einstellung dem irdisch Entzogenen gegen‐
OO
über,
ohne jede menschlich-irdische Beihilfe in
OO
solche Beziehung gelangen...
.Mir aber ist es nur ‒ bis auf
verschwin‐
OO
dende, und
nicht von
meinem Wollen
OO
allein abhängige Ausnahmen ‒ möglich, nach
OO
hergestelltem irdischen Konnex, den jede, nach
OO
menschlich reiner Absicht wahrheitsgetreue brief‐
OO
liche Schilderung des Heimgekehrten herbeizu‐
OO
führen vermag, mit der Gewißheit der durch jen‐
OO
seitiges Bewußtsein bedingten Intuition zu sagen,
OO
ob ein jenseits angelangter Schicksalsablauf zu
OO
Besorgnissen Anlaß geben kann oder nicht.
.In
jeglichem Falle kann ich aber das wun‐
OO
dervolle, aus tiefster Erkenntnis geborene Wort
OO
der Bibel kaum eindringlich genug der Beachtung
OO
empfehlen:
.«Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke,
OO
für die Verstorbenen
zu beten!» ‒ Das heißt
OO
aber, ‒
richtig verstanden: ‒
an ihrer
OO
Stelle zu beten, da sie es ja nicht mehr ver‐
OO
mögen...
.Eindringlich warnen muß ich nun jedoch vor
OO
der unsagbar törichten Annahme, als könne der
OO
irdische Tod geliebter Menschen gleichsam wie
OO
eine «Strafe» von Gott über die Zurückbleibenden
OO
verhängt werden.
.Glücklicherweise ahnen die solches Vermuten‐
OO
den nicht, welche Gotteslästerung sie aussprechen,
OO
und wie sie sich selbst überheben, indem sie sich
OO
für derart bedeutsame Faktoren im Bereich des
OO
seelischen Schicksals eines ihrer Mitmenschen
OO
halten! ‒
.Da ist nichts anderes zu raten, als daß jeder von
OO
solchen Gedanken Bedrängte, noch
irdisch
OO
Lebenden die herzensreine Liebe zugutekommen
OO
lasse, die er den ihm nun äußerlich Entrückten
OO
nicht angedeihen ließ, solange sie für ihn noch
OO
sichtbar waren!
.Es handelte sich wahrhaftig nicht nur um
OO
Geldgier der Priester, wenn sie zu allen Zeiten
OO
und in allen Religionen darauf hinzuwirken streb‐
OO
ten, daß durch fromme Vergabungen zugunsten
OO
noch irdisch Lebender ausgeglichen werde, was
OO
bereits Heimgegangenen
nicht gewährt worden
OO
war. ‒
.«
Machet euch Freunde mittels des
OO
ungerechten Mammons,
damit sie,
OO
wenn es mit euch zu Ende geht,
euch
OO
in die ewigen Heimstätten aufzuneh‐
OO
men vermögen!»
.Wenn
irgend ein Wort des Evangelisten als
OO
wahres Wort des hohen, liebenden Meisters von
OO
Nazareth,
aus sich selbst heraus ge‐
OO
sichert ist, so dieses!
.Seit den ältesten Zeiten erscheint es dem Men‐
OO
schen als ein Vorzug der Götter oder ihrer Gesalb‐
OO
ten, über zukünftiges Geschehen zum voraus Be‐
OO
scheid zu wissen, und unerhörtester Schwindel
OO
fand in der Menschheit festen Glauben, weil es
OO
als gesicherte Gegebenheit galt, daß die Unsterb‐
OO
lichen alles irdische Schicksal sicher vorauswissen
OO
müßten, ‒ wobei die naive Annahme miteinbe‐
OO
schlossen war, daß sie ihr Wissen auch den von
OO
ihnen Bevorzugten unter den Sterblichen groß‐
OO
mütig mitzuteilen pflegten.
.Eine noch so fromme Gottesvorstellung,
ohne
OO
das Attribut der «Allwissenheit», ‒ also auch des
OO
genauen Vorauswissens kommender irdischer Er‐
OO
eignisse ‒ erscheint selbst heute noch auch «auf‐
OO
geklärtester» Theologie, gleichviel welcher Reli‐
OO
gion, als abgeschmackte Blasphemie, ja schlechthin
OO
als Absurdität, und aller Diskussion unwürdig.
.Tausend Künste hat sich der Mensch ersonnen
OO
um seine Götter ein wenig zu überlisten, und trotz
OO
aller immer wiederholten Verbote solchen «gott‐
OO
versucherischen» Tuns, blüht es heute wie ehedem
OO
unter den gottgefälligen Gläubigen, ‒ ja leider
OO
auch in manchen heimlichen Gärtlein ihrer wohl‐
OO
meinenden Seelenhirten.
.Sie alle wollen, bald in ernster Seelennot, bald
OO
in recht läppischer Neugier, «
ein Zeichen» erhal‐
OO
ten und versuchen nach ihrer Art es ihrem Gott
OO
möglichst bequem zu machen, ein solches «Zei‐
OO
chen» zu
geben.
.Darf man es heute den Menschen nun übel‐
OO
nehmen, wenn sie so scharf darauf aus sind, über
OO
ihre und anderer Zukunft etwas vorauszuwissen?
OO
‒ Auch Männer der Macht haben es ja nicht ver‐
OO
schmäht, sich in Zeiten der Ungewißheit von recht
OO
fragwürdigen Sibyllen die Zukunft verkünden zu
OO
lassen. Warum sollten nicht «die Kleinen und Un‐
OO
mündigen» gleichartige Regung verspüren, über
OO
ihre Aussichten in der Zukunft ein Orakel zu ver‐
OO
nehmen?! ‒
.So verstehe ich es denn auch nur zu gut, daß so
OO
viele Leute glauben,
wenn irgend einer, so
OO
müsse doch
ich haarklein wissen, wie sich die
OO
Zukunft in engeren oder auch weiteren Bezirken
OO
dieses kleinen Planeten gestalte.
.Ich muß aber diese armen Übergläubigen arg
OO
enttäuschen, denn sie suchen
nicht mich, son‐
OO
dern irgend einen Scharlatan, der ihnen mit großer
OO
Gebärde Dinge erzählt, von denen noch keiner
OO
wirklich wußte oder wissen konnte, auch wenn er
OO
der ihm vertrauenden Menge für einen todsicheren
OO
Propheten galt.
.Himmelhoch über der hier angedeuteten Bauern‐
OO
fängerei stehen natürlich die geschickten
Arti‐
OO
sten, die sich
die Rolle des Hellsehers aus‐
OO
erlesen haben, weil sie in ihr am wirkungsvollsten
OO
die gewagtesten Stücklein ihrer Kunst zum besten
OO
geben können.
.Als ich eines Abends mit einem der bewunde‐
OO
rungswürdigsten und geschicktesten Künstler die‐
OO
ser Art nach seiner von mir mit wahrhaft kind‐
OO
licher Begeisterung und Freude genossenen Vor‐
OO
stellung beisammen saß, wollte mir der Gute nun
OO
alle seine «Tricks» aufs deutlichste erklären, und
OO
war sehr verwundert, weil ich ihn schon zu Anfang
OO
bat, mich in Unkenntnis zu lassen, da ich die
OO
Freude am Unerklärlichen höher schätze, als das
OO
Wissen darum, «wie es gemacht wird».
.Ich habe allerdings Produktionen indischer,
OO
arabischer, kalmückischer, kirgisischer und india‐
OO
nischer
religiöser Zauberer gesehen, die sie
OO
nur für mich allein, und unter allen, von mir ge‐
OO
wünschten, strengen Kontrollen ausführten, wo‐
OO
nach ich sehr ernst geworden war, so daß mir alle
OO
Begeisterung, die ich für artistische Kunststücke
OO
immer übrig habe, in der Kehle stecken blieb...
OO
Alles das war mir zuzeiten unverlangt über den
OO
Weg gelaufen. Ich weiß aber dadurch einiger‐
OO
maßen zu
unterscheiden!
.Was nun die Voraussicht zukünftigen Ge‐
OO
schehens anlangt, so ist der Erdenmensch aus seiner
OO
rein
tierischen Organisation heraus derart ver‐
OO
anlagt, daß wir allesamt ein sehr weitreichendes,
OO
sicheres Vorgefühl der Zukunft haben könnten,
OO
hätten unsere noch ganz aus der Tierheit leben‐
OO
den, körperlichen Vorahnen vor Hunderttausen‐
OO
den von Jahren, die nötige Übung ihrer Fähig‐
OO
keiten nicht aufgegeben, als sie die ihnen um so
OO
viel gesicherter erscheinende Möglichkeit an sich
OO
entdeckten, das Zukünftige
durch gedank‐
OO
liche Folgerungen zu erschließen.
.Hierher gehört der Mythos vom «Paradiese», den
OO
alle frühgeschichtliche Menschheit kennt!
.In einzelnen Menschennaturen, die noch bis zu
OO
hohem Grade unter der Herrschaft der
Tier‐
OO
seele stehen, finden sich aber unter allen Rassen
OO
zuweilen
Rudimente ‒ Überbleibsel ‒ der
OO
Organe erhalten, die vormals den Urzeitmenschen
OO
«voraussichtig» gemacht hatten, und so
kann es
OO
wohl geschehen, daß irgendeine Großstadtpythia
OO
ebenso gelegentlich Dinge vorausahnen kann, wie
OO
ein weissagender Priester irgendeines exotischen
OO
Kultes, oder auch nur ein gerissener Gaukler, der
OO
seine ‒ keineswegs beherrschte! ‒ Fähigkeit da‐
OO
zu nützt, das Geld Anderer in seine eigene Tasche
OO
überzuleiten.
.Die
Eitelkeit, die der Erdenmensch ja be‐
OO
kanntlich mit seinen irdischen Mit-
Tieren teilt,
OO
sorgt dafür, daß jede solche Weissagung zu einer
OO
mehr oder minder geschickten Kombination wird,
OO
in der sich das bestenfalls dunkel Erahnte durch‐
OO
flochten findet von allerlei Mutmaßungen, wie sie
OO
das Gehirn des Wahrsagers im gegebenen Fall
OO
spontan produziert, und von recht simplen ver‐
OO
standesmäßigen Schlüssen, die ihm von den auf
OO
ihre Zukunft Neugierigen geradezu aufgedrängt
OO
werden.
.Wer sich zum Wahrsager begibt, begibt sich
OO
immer in Gefahr!
.Ich muß raten,
diese Gefahr zu
meiden,
OO
denn aus ihr geht weder eine Festigung des Cha‐
OO
rakters hervor, noch ist sie Bedingnis menschen‐
OO
fördernder Tat! Wer in jedem Augenblick so han‐
OO
delt, wie es ihm sein von jeder Fremdsuggestion
OO
sorglich gereinigtes
Gewissen empfiehlt, der
OO
kann wahrhaftig
jeglicher Zukunft
unbe‐
OO
sorgt entgegensehen.
.Zum Schluß will ich aber denn doch auch noch
OO
Denen danken, die weder zu fragen kamen, noch
OO
ihren Sorgen Ausdruck schaffen wollten, sondern
OO
sich nur veranlaßt sahen, mir ein paar herzliche,
OO
liebeerfüllte Worte zu sagen, weil ihnen längst das
OO
Leben in der ewigen
geistigen Seele, wie es
OO
meine Schriften lehren, zur klaren Bestätigung der
OO
Lehre Jesu wurde: ‒ daß der Mensch nicht lebt
OO
«vom Brot allein», sondern «von jedem Wort, das
OO
aus dem Munde Gottes kommt».
.Der «Mund Gottes» auf dieser Erde aber war
OO
noch immer
eines Menschen Mund, so, wie
OO
auch der «Satan», dem der tief symbolische Bericht
OO
das hier herangezogene Weisheitswort durch den
OO
jungen Meister zu hören gibt, zu Erdenmenschen
OO
noch niemals anders zu sprechen wußte, als durch
OO
Menschenmund, ‒ es sei denn, er habe den
OO
Menschen, zu dem er sprechen wollte, bereits
OO
«besessen»...
.Es ist mir natürlich beglückend zu wissen, daß
OO
es in allen Teilen der Welt so viele Menschen gibt,
OO
die meine, in andere Sprachen nur recht schwer
OO
zu übersetzenden Bücher, in der deutschen Ur‐
OO
sprache zu lesen vermögen, auch wenn diese, vielen
OO
Lesern von Hause aus recht fernliegende Sprache
OO
mitunter, ‒ und besonders in meiner Gestaltungs‐
OO
form, ‒ respektable Schwierigkeiten macht.
.Es ist jedoch eine rein verlagstechnische Angele‐ OO
genheit, und ganz von mir unabhängig, ob sich alle OO
die Wünsche der in fernen Erdteilen lebenden, OO
durch die gemeinsame Muttersprache mir ver‐ OO
bundenen geistigen Schüler erfüllen lassen wer‐ OO
den, daß ‒ wenigstens bestmögliche ‒ Übersetzun‐ OO
gen meiner geistigen Lehrbücher in zum Teil sehr OO
entlegene Sprachen erfolgen möchten, weil die OO
erwähnten Schüler bei den der deutschen Spra‐ OO
che nicht mächtigen Freunden in ihren Gastlän‐ OO
dern Interesse für die von mir dargebotenen Leh‐ OO
ren vermuten, oder bei gesprächsweiser Erörte‐ OO
rung wahrgenommen haben.
.Ich muß der Lenkung
ewigen Geistes, der alle
OO
Auswirkung der durch mich geprägten Wortfor‐
OO
mulierungen anvertraut ist, auch darin vertrauen,
OO
daß sie jede nötige Übersetzung herbeiführen wird,
OO
wenn sie den psychologischen Moment dafür ge‐
OO
kommen weiß. Immer wieder aber muß ich dabei
OO
in Erinnerung rufen, daß ein
erschöpfendes
OO
Eindringen in den Inhalt meiner, den Weg zum
OO
ewigen Geiste weisenden Bücher nur dem möglich
OO
wird, der sie
in der Ursprache lesen kann,
OO
auch wenn er das Deutsche dazu erst erlernen
OO
müßte.
.Übersetzungen können nur Behelfe sein, um all‐
OO
mählich auch aus dem Geist einer andern Sprache
OO
heraus verstehen zu lernen, was ich in meiner
OO
Muttersprache geformt habe!
.Allerletzt auch noch ein Wort über «
geistige
OO
Hilfe»! ‒
.Es scheinen mir da reichlich phantastische
OO
Begriffe umzugehen, ‒ genährt durch allerlei vor
OO
fünfzig und mehr Jahren in Amerika modern
OO
gewesene okkultistische Vulgärliteratur, die nun
OO
endlich auch im alten Europa
(durchaus nicht nur
OO
in Deutschland) sich eingenistet hat.
.Was
da alles «geistige Hilfe» genannt wird, hat
OO
allerdings mit der aus dem
ewigen Geiste ge‐
OO
sandten
über-«irdischen» Stärkung und Be‐
OO
freiung der
geistewigen Seele
nicht das
OO
allergeringste zu tun, von der
allein die
OO
Rede ist, wo immer ich über geistiges Hilfeleisten
OO
zu sprechen habe.
.Wirkliche «geistige» Hilfe ist keine zuge‐
OO
sandte «Gedankenkraft», keine mysteriöse Wir‐
OO
kung irgend eines Gebetsmechanismus, keine Fern‐
OO
hypnose, und keine Teufelsvertreibung durch kräf‐
OO
tiglichen Höllenzwang, sondern ein Geschehen
in
OO
den Welten der Ursachen: ‒ ein Vor‐
OO
gang, der nur dem verständlich ist, der ihn selber
OO
herbeizuführen vermag.
.Alles was da geschieht, erfolgt ohne jedes äußere
OO
Zutun, ‒ ja selbst ohne jegliche Mithilfe des
OO
Denkens, ‒ in den Regionen des reinen
ewigen,
OO
von jeder Gehirnbetätigung absolut unabhängigen
OO
göttlichen Geistes, ‒ verlangt aber von jedem noch
OO
irdisch-tiermenschlicher Erscheinung Eingebore‐
OO
nen, der das hier Nötige zu bewirken vermag, in
OO
jedem Einzelfall äußerst heftige Erschütterungen
OO
der irdischen Lebenskräfte, die zuweilen nur sehr
OO
schwer zu regenerieren sind.
.Das
Wissen um die erdverhaftete, geistige
OO
Seele, der solche Hilfe gerade besonders
nötig
OO
ist, übt nur die Aufgabe eines Richtungsweisers
OO
aus. Mit einem Vergleichsbild aus einem heute fast
OO
aller Welt vertrauten Spezialgebiet der Elektro‐
OO
technik könnte man auch sagen: ‒ das Wissen
OO
um die hilfsbedürfende Seele dient nur dazu, die
OO
richtige, ‒ hier
geistige, ‒ «Welle» einzu‐
OO
schalten.
.Der tierhafte Erdenkörper des Helfenden hat
OO
hingegen etwa die Aufgabe einer mit unvorstell‐
OO
baren «Hochspannungen» arbeitenden «Sendesta‐
OO
tion».
.Symbol eines solchen nie versagenden und sich
OO
stets wieder regenerierenden «Senders» ist der
OO
starkbeleibte Buddha
Chinas und
Japans,
OO
während die
indischen Buddha-Darstellungen
OO
fast ausnahmslos nur den auf seine Selbsterlösung
OO
und geistige Erfreuung bedachten Erleuchteten
OO
zeigen. ‒ ‒
.Damit möge nun meine zusammenfassende Ant‐ OO
wort auf die mir zugekommenen Briefe beendet OO
sein. Ich glaube, daß jede Urheberin und jeder OO
Urheber den eigenen Brief in der ihm zugedach‐ OO
ten Antwort wiedererkennen dürfte, finde mich OO
aber daneben zu der Annahme veranlaßt, daß OO
das, was ich zu antworten habe, auch für manchen OO
Leser Bedeutung gewinnen kann, der nicht an OO
mich geschrieben hat.
Anm.: Entspricht der 2.Auflage. "+" kennzeichnet e. Link zum Originalscan
WAS ich hier sagen werde, will in gleichem
OO
Sinne verstanden sein, wie der an dieser
OO
Stelle durchgeführte Versuch «Allen Antwort» zu‐
OO
kommen zu lassen, die auf Grund einer vorherge‐
OO
henden Nummer dieser Zeitschrift an mich ge‐
OO
schrieben haben.
.Selbstverständliches sollte man ja nicht erst sa‐
OO
gen müssen, aber die Briefe auf die ich mich hier
OO
beziehen muß, zeigen mir mit bemühender Deut‐
OO
lichkeit, daß doch recht vielen Leuten das
an sich
OO
Selbstverständliche leider noch wenig zu Bewußt‐
OO
sein kam, was mir allerdings schon die Erfahrung
OO
von über zwei Jahrzehnten öffentlichen Wirkens
OO
reichlich bestätigt hat.
.Da sind vielleicht in erster Linie jene Allzunai‐
OO
ven zu nennen, die es
ihrerseits ohneweiteres für
OO
ganz selbstverständlich halten, daß mir eine Art
OO
«biblischer» Anrede gebühre, wie sie z. B. die eng‐
OO
lische Sprache nur
Gott gegenüber kennt, wie sie
OO
aber daneben auch im Deutschen nur
unter näch-
+
OO
sten Verwandten und Freunden üblich ist, wenn wir
OO
hier von ihrem Gebrauch in bäuerlichen Gegen‐
OO
den oder in Kaserne und Schützengraben abse‐
OO
hen wollen, weil dort
örtliche Verbundenheit die
OO
Anrede in der zweiten Person fast zwangsläufig
OO
herbeiführt.
.Gewiß weiß ich,
was bei manchen, die mich nicht
OO
auf die bürgerlich allgemein gebräuchliche Weise
OO
anreden zu können glauben, letzte Ursache ihrer
OO
Unsicherheit ist.
.Aber ich sehe gar keinen Grund gegeben, Sitte
OO
und allgemein überkommenen guten Verkehrs‐
OO
ton beiseite zu lassen, nur, weil man mit einem
OO
Menschen spricht, der seiner selbst
im lebendigen
OO
ewigen Geiste bewußt ist, und aus seinem ihm zu‐
OO
teilgewordenen
Ur-
Teil heraus das seinen Mit‐
OO
menschen Heilsame aufzuzeigen sucht. Zur Be‐
OO
ruhigung mancher Überempfindsamen und
OO
leicht Verletzlichen will ich hier die Tatsache er‐
OO
wähnen, daß selbst zwischen den mir auf die gei‐
OO
stig geheimnisvollste Weise vereinten Männern
OO
gleichen geistigen Lebens und mir, niemals eine
OO
Anredeform, die unserem deutschen «Du» ent‐
OO
spräche, angängig wäre. Auch habe ich diese An‐
OO
redeform gerade den mir am allernächsten ste‐
OO
henden Freunden gegenüber ‒ von wenigen frü‐
OO
heren Ausnahmen abgesehen ‒ bis auf den heuti‐
OO
gen Tag vermieden, obwohl es sich da zum Teil
OO
um Jugendfreunde handelt.
.Jenen merkwürdigen Zeitgenossen aber, die
OO
sichtlich ihr «gutes Recht» darin sehen, jede weise
OO
Konvention beiseite zu schieben, wenn sie nicht in
OO
ihre überspannten Vorstellungsreihen paßt, muß
OO
ich zu bedenken geben, daß ich unmöglich
im ewi‐
OO
gen Geiste zu leben vermöchte, wenn mir sein ge‐
OO
setzgebundener Ausdruck in irdischer
Form je‐
OO
mals gleichgültig sein könnte.
.Wer die
Form geringschätzen zu dürfen glaubt,
OO
ist noch himmelweit von dem Wege entfernt, auf
OO
dem er dereinst ‒ sei es im nachirdischen oder gar
OO
schon im gegenwärtigen Leben ‒ in den
Geist ge‐
OO
langen könnte! Auch wenn der vermeintlich über
OO
die Form Erhabene alle meine Schriften Satz für
OO
Satz auswendig weiß und sich gerne meiner
OO
Sprachweise zu bedienen pflegt.
Eine andere Selbstverständlichkeit, die ich nun
OO
nachdrücklichst betonen muß, betrifft mein Ver‐
OO
hältnis zu der hier vorliegenden Zeitschrift.
.Obwohl Herausgeber und Schriftleiter in jeder
OO
Nummer genannt sind, scheint es doch nicht gar
OO
wenige Leser zu geben, die
mir eine Verantwor-
+
OO
tung für den Inhalt der Hefte aufbürden möch‐
OO
ten.
.Hier habe ich ein für allemal zu sagen, daß mir
OO
nicht der geringste Einfluß auf den Inhalt der
OO
«Säule»
zusteht und daß ich weit davon entfernt
OO
bin, solchen Einfluß zu
erstreben!
.Was in dieser Zeitschrift je zu lesen war, gegen‐
OO
wärtig zu lesen ist, oder in Zukunft zu lesen sein
OO
wird, ist strengstens abgegrenzt,
nur insoweit meine
OO
Meinung, als es sich um
von mir mit Namen gezeich‐
OO
nete Erörterungen handelt.
Alles Übrige ‒ auch
OO
wenn mein Name darin genannt werden mag,
OO
auch wenn man sich ausdrücklich auf mich beru‐
OO
fen zu dürfen glaubt oder Stellen aus meinen Bü‐
OO
chern zitiert und sonstwie mitverwendet ‒ er‐
OO
scheint lediglich unter persönlicher Verantwort‐
OO
lichkeit der Verfasser und stellt
deren eigene per‐
OO
sönliche Meinung oder Auffassung dar.
.Ich kann da unmöglich das Amt eines Zensors
OO
übernehmen, das mir von manchen Seiten so
OO
dringlich nahegelegt wird, die sich besser und
OO
richtiger an
Verlag und
Schriftleitung wenden soll‐
OO
ten, wenn sie da und dort mit Beiträgen, die mei‐
OO
ner Berichtigung keinesfalls unterliegen, nicht
OO
einverstanden sind. Weder ist es meine Aufgabe,
OO
noch meine Absicht, die mir zugemutete öffent‐
OO
liche Kritik an den Ausführungen der einzelnen
OO
Verfasser aufzunehmen. Ich bitte vielmehr die
OO
Leser der «Säule», überzeugt zu sein, daß jeder
OO
Mitarbeiter, der hier zu Worte kommt, nur
aus
OO
lauterster Gesinnung und
ehrlichem Helferwillen
OO
spricht, auch wenn zuweilen einer selbst nicht be‐
OO
merken mag, daß seine Auffassung Folgerungen
OO
zuläßt, die den von mir vertretenen Lehren fremd
OO
sind und fremd bleiben müssen. Man sollte in
OO
solchen Fällen zum mindesten doch die Ehrlich‐
OO
keit in der Meinungsäußerung
achten, auch wenn
OO
man glaubt, daß ich
nicht alles zu billigen ver‐
OO
möge!
.Es wäre aber auch durchaus irrig, ein etwaiges
OO
längeres Ausbleiben von Beiträgen aus meiner Fe‐
OO
der im Sinne einer abfälligen Kritik auszudeuten.
OO
.Was
ich in diesen Heften darlege, ist immer
OO
durch besondere, mir in direkter Linie berüh‐
OO
rungsnahe gekommene Anlässe bedingt, und ge‐
OO
langt hier zur Aussprache, weil das, was ich auf
OO
solche Art jeweils zu sagen habe, von vielen hier
OO
gesucht wird. Spreche ich mich über irgendwelche
OO
Dinge, über die man vielleicht gerne meine Mei‐
OO
nung hören möchte, aber
nicht aus, so darf man
OO
überzeugt sein, daß ich meine guten Gründe da‐
OO
für habe. Es gibt Dinge über die so viel gespro‐
OO
chen wird, daß es diesen Dingen wohltut, wenn
+
OO
auch einmal, von längst genau präzisierter Stelle
OO
her, darüber
geschwiegen wird. Es gibt weiterhin
OO
Dinge für die mir heute noch lange nicht die Zeit
OO
gekommen ist, darüber zu reden. Und schließlich
OO
gibt es auch Dinge über die zu sprechen ich mich
OO
in keiner Weise berechtigt sehe, da sie weit außer‐
OO
halb meiner, mir Gewißheit bietenden Erlebnis‐
OO
bezirke liegen und mit dem, was ich dem Erden‐
OO
menschen als
ewiges Erleben vorbehalten weiß,
OO
nicht in der mindesten Beziehung stehen.
.Ebenso kann ich aber auch nicht jede
Mißdeu‐
OO
tung meiner Lehrworte aufklären, sondern muß
OO
es denen, die ihre eigene Meinung in meine Texte
OO
hineininterpretieren, in aller Geduld überlassen,
OO
selbst ihrer Irrtümer gewahr zu werden.
.Jeder muß
für sich selber einstehen!
.Ich kann keinem seine eigene Verantwortung
OO
abnehmen, und diese Verantwortung wächst ins
OO
Unermeßliche durch jedes Wort, was
vor der Öf‐
OO
fentlichkeit ausgesprochen wird, ‒ mag diese Öf‐
OO
fentlichkeit auch engste Grenzen aufweisen.
.Jedes öffentlich ausgesprochene Wort ist ein
OO
Saatkorn aus dem eine mehr oder minder reiche
OO
Ernte gleicher Art heranreift, und für diese Ernte
OO
hat allein
der Mensch vor der Ewigkeit einzuste‐
OO
hen, der das
Saatkorn ausgeworfen hatte.
Nachdem ich nunmehr über volle zwanzig Jahre
OO
durch das geschriebene Wort Seelen zum Lichte
OO
der Ewigkeit zu leiten trachte, weiß ich leider
OO
auch aus vieler Erfahrung, wie
wenig selbstver‐
OO
ständlich es den meisten Menschen ist, das
an sich
OO
Selbstverständliche zu erfassen und danach zu
OO
handeln.
.Was den Einzelnen in meinen Büchern
wirklich
OO
angeht, nimmt sich nur recht selten einer zu Her‐
OO
zen. Wohl aber bezieht dieser und jener nur allzu‐
OO
gerne auf
sich, was ihm
gänzlich unzugänglich ist
OO
und bleiben wird, und was nur durch mich be‐
OO
schrieben werden wollte, damit auch der Außen‐
OO
stehende, dem die Voraussetzungen zu solchem
OO
Erleben fehlen, dennoch begreifen lerne, wie das
OO
ihn selbst zu Tat und Wirken Aufrufende,
im ewigen
OO
Geiste verankert ist.
.Und selbst in dem, sie wirklich aufs dringlichste
OO
und nächste
Angehenden suchen sich die Wenigen,
OO
die danach fragen, noch immer lieber nur das ih‐
OO
nen besonders Zusagende und Genehme aus,
OO
während sie alles, was ihrer lieben Eitelkeit kleine
OO
Beschwerden macht, nur für «Andere» niederge‐
OO
schrieben glauben.
.Es gibt auch zu denken, daß ich auf meine Auf‐
OO
forderung hin, außer den mir wirklich erwünsch-
+
OO
ten Briefen geliebter, mir bekannter Schüler, fast
OO
nur von einer Anzahl schlichter Leute aus dem
OO
Handwerk und der Landwirtschaft verbundenen
OO
Berufen Briefe erhielt, an denen ich mich wirk‐
OO
lich
freuen konnte. ‒ Auch fand ich bei einigen die‐
OO
ser sich mir Anvertrauenden bereits ein echtes
OO
geistiges Erleben, wie man es vergeblich bei jenen
OO
suchen würde, die sich möglichst deutlich als gei‐
OO
stig besonders Begnadete einzuführen trachten
OO
und nicht ahnen, daß sie sich mit jeder Silbe selbst
OO
richten, da ihnen jegliches
Zeichen des ewigen Gei‐
OO
stes fehlt, der die Seinen allerdings
wesentlich an‐
OO
ders bestätigt, als jene phantastischen, von geist‐
OO
licher Großmannssucht Überwältigten meinen. ‒
OO
.Als durchaus
nicht selbstverständlich empfinde
OO
ich jedoch eine gewisse
Wehleidigkeit und
Selbst‐
OO
bemitleidung, die manchen der an mich gelangten
OO
Zuschriften ein kurioses Gespräge gibt. Men‐
OO
schen, die meine Lehren kennen, sollten denn
OO
doch wahrhaftig wissen, daß eine wirkliche
geistige
OO
Erneuerung ‒ wo immer in der Welt sie erstrebt
OO
werden mag ‒ nur dann erreichbar ist, wenn
OO
vordem das, was im Menschen rein
tierisch bedingt
OO
ist,
sich selber beherrschen lernte! Das ist
Vorausset‐
OO
zung!
.Ohne
diese Selbstverständlichkeit erfüllt zu ha‐
OO
ben, ist noch
kein einziger Erdenmensch in Wahr‐
OO
heit seiner
ewigen Geistesnatur bewußt geworden,
OO
auch wenn er um alles wußte, was
wirklich im ewi‐
OO
gen Gottesgeist Lebendige aus dem geistigen Sein
OO
zu künden hatten!
ES kann einem, der etwas von den geheimnis‐
OO
vollen Schwingungen der Lautzeichen im Welt‐
OO
äther weiß, nicht gleichgültig sein, ob in seinem
OO
Namen ein «F» oder ein «Ph» vorkommt, auch
OO
wenn das Doppelzeichen nicht anders ausgespro‐
OO
chen wird, wie das einfache.
.Einiges von diesen Dingen wußte der in den
OO
fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ver‐
OO
storbene Stuttgarter Opernregisseur Krebs, weshalb
OO
er sich denn auch «Kerning» nannte. Allerdings
OO
tritt hier schon zutage, wie verschleiert sein dies‐
OO
bezügliches Wissen war. Andernfalls hätte er nicht,
OO
der Neigung seiner Zeit erliegend, sich den «spre‐
OO
chenden» Namen «Kerning» gegeben, der zwar
OO
eine Lautzeichenverbesserung gegenüber «KR»
OO
und «BS» darstellt, aber zugleich doch besagen
OO
wollte, daß der mystische Autor nicht den «Krebs‐
OO
gang» gehe, sondern zum
Kern der Dinge vor‐
OO
dringe.
.Kernings leidige Neigung zu einer schrulligen
OO
mystischen Romantik hat schon ihn selbst dazu
OO
verleitet, seine wenigen Ahnungen in bezug auf
OO
den Schwingungswert der Buchstaben zu wirren
OO
Scheinerkenntnissen aufzubauschen.
.Seine freimaurerischen Schüler aber haben aus
OO
dem, was er ihnen hinterlassen hatte, vollends eine
OO
rein phantastische, jeder Wirklichkeitsbegründung
OO
bare Lehre gemacht, deren Behauptungen und
OO
gegebenenfalls zu erzielenden Folgen schon in das
OO
Gebiet der Psychiatrie gehören, weshalb man nicht
OO
genug vor der Lektüre solchen Schrifttums warnen
OO
kann.
BRIEF
AN MEINE GEISTIGEN SCHÜLER
IHR hegt, wie aus so mancher, mir teuren Äuße‐
OO
rung hervorgeht, voll Vertrauen den Wunsch,
OO
daß ich noch möglichst lange bei Euch bleiben
OO
möge ‒ hier in dieser uns alle umschließenden
OO
Sichtbarkeit?
.Es ist Euch nicht einerlei, ob ich vollbringe, was
OO
mir nur zu dieser Zeit meines
erdenkörper‐
OO
lichen Lebens geistig zu vollbringen möglich
OO
wird, und Ihr wollt auch noch vernehmen, was ich
OO
Euch in
Zukunft noch zu
sagen habe?
.Wenn dem so ist, dann muß ich Euch aber auch
OO
darum bitten, mir die Vorbedingung schaffen zu
OO
helfen, die zu alledem für mich unumgänglich
OO
nötig ist.
Wären wir noch
Urasiaten, und nicht die von
OO
unserem Ursprungslande weit abgewanderten Be‐
OO
wohner der kleinen, dem Kontinent Asien vor‐
OO
geschobenen Halbinsel Europa, dann würde eine
OO
jahrtausendealte und stets heiliggehaltene Tradi‐
OO
tion Euch sagen, wie ein dem ewigen, substantiellen
OO
Geistigen (
nicht etwa dem bloß
Gedank‐
OO
lichen!) zugewandter Mann, ‒ als was immer
OO
er örtlich bezeichnet werden mag, ‒ vor äußeren
OO
Störungen geschützt werden
muß, um seinen,
OO
allem Irdischen
übergeordneten Verpflich‐
OO
tungen leidlich nachkommen zu können.
.Und dabei handelt es sich innerhalb solcher Tra‐
OO
dition nur um quasi «
subalterne» Zugelassene
OO
in geistige Lebensbereiche, wenn nicht gar um
OO
bloße Okkultisten, da die
wirklich im ewigen
OO
Geiste
souveränen Menschen, soweit sie auch
OO
gegenwärtig noch in asiatischen Bezirken leben,
OO
weder
persönlich, oder dem
Namen nach,
OO
noch
indirekt durch ihre
Lehre an die Öffent‐
OO
lichkeit treten, weil sie das als
abgrundtief
OO
unter ihrer Würde liegend empfinden. Der
OO
europäische Mensch ist ‒ in
dieser Hin‐
OO
sicht wenigstens ‒ weitaus bescheidener.
.Ich mache trotzdem keinen Hehl daraus, wie
OO
meine Situation
innerhalb des substan‐
OO
tiellen,
ewigkeitsbewußten Geistes
OO
Gottes gelagert ist, aber meiner europäischen
OO
menschlichen Erdenhaftigkeit entsprechend wider‐
OO
strebt es mir, eine Rangstufe, wie sie mir zukommt,
OO
zu
betonen, weil mir jeder «Anspruch», der
OO
erst «angemeldet» werden muß, von vornherein
OO
lächerlich erscheint.
.Es ist auch nicht zu leugnen, daß in heutigen
OO
Tagen innerhalb Europas weder Gefühl noch In‐
OO
stinkt für die Distanz vorhanden sind, die einem,
OO
dem
Geistigen zugeteilten Menschen gegen‐
OO
über in Betracht kommt.
.Der Europäer unserer Zeit ist allzusehr auf
OO
geist-
ferne Gesichtspunkte eingestellt, und sein
OO
Suchen vermittelt ihm bestenfalls nur
solche
OO
Einsichten, wie sie der Spannweite seines allzu‐
OO
sicheren Blickes gerade noch zur Not sich er‐
OO
öffnen können. Wie dürfte man von ihm
mehr
OO
erwarten, als
er selbst von sich zu erwarten
OO
vermag!
.Und dennoch weiß ich, daß auch der Europäer
OO
zu der selbstverständlichen
Höhe und
Weit‐
OO
räumigkeit asiatischer geistiger Einsicht ‒ wie
OO
sie dort ist, wo sie wirklich
besteht ‒ empor‐
OO
wachsen kann, wenn er
sich selbst nicht
OO
versäumt, was allerdings die meisten Europäer
OO
leider
tun, und für die höchste Aufgabe ihres
OO
Lebens zu halten scheinen.
.Man braucht aber
niemals sich selbst zu
OO
versäumen, ‒ nicht im denkbar aktivsten Leben,
OO
noch im Ringen zwischen Leben und Tod, noch
OO
im rauschendsten Lebensgenuß!
Es handelt sich also bei mir
nicht um das Fern‐
OO
halten äußerer Störungen, wie sie gewiß jeder
OO
Gehirnarbeiter gerne von seiner Arbeitsstätte fern‐
OO
gehalten sieht, damit er unbehindert in seinen
OO
Gedankengängen sich ergehen kann.
.Solche Befreiung von äußerer Störung habe
OO
ich noch
niemals gebraucht!
.Auch inmitten einer tumultuösen Menschen‐
OO
menge bin ich bei mir in der vollkommensten Ein‐
OO
samkeit, und ich würde nichts verbessern, wollte
OO
ich mich in eine weltabgeschiedene Einsiedelei
OO
zurückziehen.
.Unerläßliche Vorbedingung für das wirksame
OO
Einsetzen substantiell-geistiger Hilfe zugunsten
OO
seiner Mitmenschen ist für den im ewigen Geiste
OO
Lebendigen vielmehr, daß er unbedingt befreit
OO
bleibt
von Ansprüchen der äußeren
OO
Konvention seiner Umwelt und seiner
OO
Zeit, soweit diese Ansprüche das gleichzeitige
OO
Verharren in der ununterbrochenen Bewegtheit
OO
innerhalb des substantiellen ewigen Geistes un‐
OO
möglich machen.
.Hierher gehört aller Äußerungszwang, dem nicht
OO
anders entsprochen werden kann als durch zeit‐
OO
weiliges
Unterbrechen des dem Geistgeeinten
OO
im ewigen substantiellen Geiste zugeteilten tätigen
OO
Verhaltens.
.Religiöse Bildersprache weiß zu sagen, daß be‐
OO
wußt im Geiste Lebendige ‒ mit welchen Namen
OO
sie auch benannt, und wie immer sie vorgestellt
OO
werden mögen ‒ unablässig «vor Gottes Thron»
OO
ihr «Heilig, Heilig, Heilig» ertönen lassen, was
OO
einigermaßen ästhetisch gerichteten Skeptikern
OO
eher als Höllenstrafe erscheinen wollte, statt als
OO
Bekundung ewiger Seligkeit. Aber in solcher bild‐
OO
haften Lehre steckt nur die Wahrheit, daß das
OO
bewußte Leben im ewigen Geiste ein unablässiges,
OO
rhythmisch akzentuiertes
Tun ist, und daß dieses
OO
Tun die höchste Verherrlichung des ewigen Seins
OO
darstellt, aber mit Hilfe irdischer Vergleiche nicht
OO
zu umschreiben ist. Daß man dieses Tun als ein
OO
Singen darzustellen suchte, ‒ wohl auch zu‐
OO
weilen als
Musizieren, ‒ zeigt immerhin deut‐
OO
lich, daß solche gleichnishafte Rede von Menschen
OO
stammt, die wahrhaftig aus dem ewigen Geiste
OO
sprachen...
.Nun darf man nicht außeracht lassen, daß bei
OO
einem im ewigen, substantiellen Geiste bewußt
OO
Lebendigen der gleichzeitig noch als Mensch der
OO
Erde lebt, eine den Marconi-Wellen vergleichbare
OO
Verbindung beider Lebensbezirke besteht, deren
OO
Aufnahmeapparatur im irdischen Körper der
ge‐
OO
samte Nervenkomplex dieses Körpers ist.
.Infolgedessen ist eine
Störung dieser Verbin‐
OO
dung auch dem
ganzen irdischen Körper auf das
OO
empfindlichste
fühlbar, ja ein
unvermute‐
OO
tes plötzliches Losreißen kann auf der Stelle den
OO
Tod des Körpers bewirken.
Während nun aber selbst der intensivste Gebrauch
OO
aller körperlichen Sinnesorgane
keinerlei Stö‐
OO
rung der aufgezeigten schwingungsartigen Verbin‐
OO
dung zu bewirken braucht (unter gewissen Um‐
OO
ständen
kann er sie jedoch bewirken ‒) wird
OO
diese Verbindung sofort auf das empfindlichste
OO
gestört, wenn sich das Gehirn gezwungen findet,
OO
sprachliche Formulierungen für Ge‐
OO
danken zu gestalten, die nur
dem irdischen
OO
Dasein zugehören. Das tritt im
stärksten
OO
Maße ein, wenn der im substantiellen Geiste voll‐
OO
bewußt Lebende die irdische Aufgabe übernommen
OO
hat, seinen Mitmenschen
Lehre aus dem Leben
OO
des ewigen Geistes zu vermitteln, wozu er sein
OO
Gehirn in strenger Zügelung erziehen mußte, auf
OO
direkte Ansprache aus dem ewigen Geiste sofort
OO
und präzis zu reagieren. ‒ Meine Schüler werden
OO
verstehen, daß ein solcherart auf eine ganz einzig‐
OO
artige Reaktionsweise hin geschultes und abge‐
OO
stimmtes Gehirn anderen Gefahren ausgesetzt ist,
OO
als das Gehirn des Normalmenschen, der nichts
OO
von den Möglichkeiten auch nur
ahnt, die hier
OO
in Betracht kommen und stets aktuell sind.
.Wenn in orientalischen Religionen der wirklich
OO
oder auch nur vermeintlich aus dem Geiste Leh‐
OO
rende stets von einem hierarchisch abgestuften
OO
Hofstaat, wie von einem System hintereinander
OO
aufgestellter Palisadenzäune umgeben war, damit
OO
ihm nur ja nichts nahen konnte, was für seine
OO
Verbindung mit seinem gleichzeitig bestehenden
OO
wirklichen, ‒ oder auch nur gläubig zugeschrie‐
OO
benen ‒ Leben im ewigen Geiste
Störung
OO
hätte bedeuten müssen, so war das nur folgerich‐
OO
tige Auswirkung des allgemeinen Wissens um die
OO
oben geschilderten Zusammenhänge des Geistigen
OO
und Irdischen innerhalb einer entsprechend ge‐
OO
arteten menschlichen Individualität. Was heute
OO
noch an Spuren solcher Umzäunungen eines mit
OO
mystischem Nimbus umglaubten Menschen da und
OO
dort übrigblieb und weiter erhalten wird, ist es
OO
nicht minder.
Nach alledem wird man nun vielleicht doch zu
OO
einigem Verständnis dafür kommen, daß mir, der
OO
ich niemals «ein fauler Briefschreiber» war, heute
OO
jede Nötigung, einen Brief zu schreiben, zur Qual
OO
geworden ist. Mag auch der Adressat mir überaus
OO
nahestehen! Mag auch das, was brieflich zu be‐
OO
handeln ist, mich im Tiefsten ergreifen!
.Das ist für einen verbundenheitsfreudigen Men‐
OO
schen, dem jeder, der ihm jemals seelisch wirklich
OO
nahe kam, nun auch immerdar gegenwärtig bleibt,
OO
recht schwer erträglich, und es fehlt ja auch wahr‐
OO
haftig nicht an immer aufs neue wiederholten Ver‐
OO
suchen meinerseits, «wider den Stachel zu löcken»,
OO
und trotz aller geistnaturgegebenen Verbote, oft
OO
lang schon versäumte Korrespondenz wieder auf‐
OO
zunehmen. Zum Teil auch aus ganz egoistischen
OO
Gründen, denn es gibt recht viele, mir geistig
OO
nahestehende Menschen, nach deren Briefen ich
OO
mich geradezu «sehne», so daß mir im irdischen
OO
Leben vieles fehlt, wenn Nachricht von ihnen zu
OO
lange ausbleibt. Ich kann aber niemand zumuten,
OO
mir in kontinuierlicher Aufeinanderfolge zu
OO
schreiben, wenn meine Antwortbriefe, die viel‐
OO
leicht nicht minder erwartet werden, immerfort
OO
ausbleiben, ‒ mögen die Gründe dafür auch gegen
OO
jede Verdächtigung in Hinsicht auf «Schreibfaul‐
OO
heit» vor allen Einsichtigen geschützt sein.
.Ernsthaft beunruhigend aber kann mich das
OO
Ausbleiben von brieflicher Nachricht berühren,
OO
wenn ich aus irgend einem Grunde zu der An‐
OO
nahme berechtigt bin, daß ich vielleicht geistig zu
OO
helfen vermöchte, wäre mir nur die derzeitige
OO
Situation des Freundes offenbar.
.Aus solchen Empfindungen heraus spricht mein
OO
im Heft 4, 1933 der «Säule» dargebrachtes Ge‐
OO
dicht: «Geistige Verbundenheit». Es war an die
OO
Allernächsten, der mir persönlich oder auf eine
OO
außergewöhnliche Weise auch nur brieflich be‐ OO
kannten Freunde und geistigen Schüler gerichtet, OO
weil mir nur deren persönliche seelische und OO
äußere Verhältnisse vorläufig hinreichend vertraut OO
sind, daß ich sie, um des Einsatzes geistiger Hilfe OO
willen, genügend zu beurteilen vermag. Fataler‐ OO
weise hat mir zwar dieses Gedicht eine Flut von OO
Zuschriften gebracht, die nur in Bewegung gesetzt OO
wurde durch die irrige Meinung, es mangele mir OO
an Gelegenheit zur Korrespondenz. ‒ Aber von OO
diesen wenig erfreulichen Bekundungen anmaß‐ OO
licher, zum Teil schon kaum noch erträglicher, für OO
alles mögliche, Zauberhilfe heischenden Überheb‐ OO
lichkeit weit abgesehen, haben auch andere bis da‐ OO
hin mir noch nicht bekannte Menschen sich auf‐ OO
gefordert gefühlt, mir zu schreiben, deren brief‐ OO
liche Bekanntschaft gemacht zu haben, ich gewiß OO
niemals unterschätzen werde. Hochgebildete, gei‐ OO
stig Schaffende, aber auch ganz einfache Leute OO
sind dabei, und manche wissen mir Wundersames OO
aus ihrem inneren Leben zu berichten, ohne viel OO
daraus zu machen, obwohl sie nicht verbergen OO
können, daß der Atem ewigen Geistes sie berührte, OO
ohne daß sie es, im kirchlich anerzogenen «Bewußt‐ OO
sein» ihrer vermeintlichen Sündhaftigkeit, für OO
wahr halten wollten.
.Jedem einzelnen, dieser mir mit dem Siegel des
OO
Geistes neu Nahegetretenen möchte ich eine recht
OO
persönliche Antwort schreiben, und sie wurde in
OO
Gedanken schon geschrieben, als ich seinen Brief
OO
las.
.Wenn aber die hier gemeinten ‒ Frauen wie
OO
Männer ‒ mit der ihnen sichtlich gegebenen Ein‐
OO
fühlungsfähigkeit nun die mir wirklich nicht leicht
OO
gefallenen Darstellungen der mein Erdenleben um‐
OO
fangenden Sonderbedingnisse empfindend sich klar
OO
gemacht haben werden, dürften sie gewiß auch ver‐
OO
stehen, daß ihre vertrauend gegebenen Worte gut
OO
bei mir verwahrt bleiben, auch wenn ich nicht
OO
darauf brieflich zu antworten vermag.
.Ich werde auch weiterhin versuchen, auf die mir
OO
zukommenden Briefe auf ähnliche Weise wie hier,
OO
in der «
Säule» zu antworten, bedacht darauf,
OO
daß möglichst
vielen Lesern, mit solcher Ge‐
OO
meinsamkeitsantwort Aufschluß und Klärung zu‐
OO
kommt.
.In
dieser Weise vermag ich zu antworten,
OO
ohne mein Wirken im ewigen Geiste unterbrechen
OO
zu müssen, was bei
persönlichen Briefen an
OO
Einzelne
ganz unvermeidlich wäre, und zu‐
OO
letzt fraglos zur Zerstörung meines irdisch gege‐
OO
benen Daseins führen müßte, das Ihr alle, geliebte
OO
Freunde, noch so lange als erdbedingt möglich, er‐
OO
halten sehen wollt, ‒ zugleich aber dem Wider‐
OO
sprechendes von mir erwartend...
.Mir selbst, der ich mich
niemals in meinem
OO
Erdenleben zu «
schonen» suchte, vielmehr von
OO
den Tagen meiner Kindheit an die Gefahr verwege‐
OO
nerweise aufsuchte, wo sie am größten war, ist
OO
irgendwelche Besorgnis in bezug auf Erhaltung
OO
meines irdischen Lebens wirklich von Hause aus
OO
fremd, und mein bewußtes, taterfülltes Leben im
OO
ewigen substantiellen Geiste rückte jeden derarti‐
OO
gen Gedanken womöglich noch ferner. Wenn ich
OO
dennoch Euren mir zugedachten Wünschen meine
OO
Mitwirkung zusagen muß, so geschieht dies, weil
OO
ich vom Geiste her weiß, was noch auf Erden für
OO
mich zu tun ist, da es nach meinem Tode in vielen
OO
Jahrhunderten keinen Menschen innerhalb der
OO
Westwelt geben wird, der Eignung in sich zu tragen
OO
vermöchte, es vollbringen zu können, aus den
OO
Kulturkreisen des Morgenlandes aber
niemals
OO
mehr einer dem Abendlande erfahrbar werden
OO
wird.
BRIEF
AN MEINE GEISTIGEN SCHÜLER
WENN ich die beiden Jahrzehnte meines Leh‐
OO
rens aus der Wirklichkeit ewigen göttlichen
OO
Geistes überblicke, sehe ich eine Auswirkung der
OO
durch mich verkündeten Lehren vor mir, die vom
OO
Blickpunkt des lichten heiligen Geistes Gottes her
OO
als ein leuchtendes Feuer unvergänglicher Freude
OO
erscheint, ‒ in erdenmenschlichem Erfühlen er‐
OO
lebt aber zur umfassendsten Dankbarkeit gegenüber
OO
Denen nötigt, die mir echte geistige Schüler ge‐
OO
worden sind.
.Niemals hätte ich vordem erwartet, daß mein
OO
helfendes Lehren so viel Entgegenstreben aus dem
OO
Innersten, so viel warme, fühlende, wollende Auf‐
OO
nahme bei meinen Mitmenschen vorfinden: ‒ daß
OO
es so vielem lebendig durchglühten seelischen
OO
Suchen begegnen würde.
.Ich kann nur immer wieder
danken für die
OO
Bereitwilligkeit, den durch mich empfangenen
OO
Anweisungen nachzuleben, und wollend dem ge‐
OO
zeigten Ziele zuzustreben!
.Dennoch aber begegne ich neben allem seelisch
OO
wurzelstarken Wollen immer wieder auch einer
OO
Art Sehnsucht
nach zauberhaftem Ge‐
OO
schehen, die durch mich endlich ihrer Erfül‐
OO
lung gewiß zu werden vermeint, ‒ die ich aber
OO
nur herbster
Ent-
Täuschung zuführen muß.
OO
Wer dieses Herausreißen aus einer wohligen Täu‐
OO
schung nicht verträgt, der hat in meiner geistigen
OO
Nähe nichts zu suchen!
.Was ich im Nachfolgenden sage, setzt daher eine
OO
wesentlich
andere Seelenhaltung voraus. Ich
OO
rede hier nur zu Menschen, die ein inneres
Recht
OO
haben, sich als meine geistigen Schüler zu fühlen,
OO
auch wenn sie noch zuweilen erdmenschlichen Nei‐
OO
gungen zu weit nachgeben, oder in Gefahr geraten
OO
können, Irrtümern nachzuhängen, die ganz gewiß
OO
nicht durch mich genährt werden, aber seit alter
OO
Zeit durch törichten Aberglauben heftig in Kraft
OO
sind.
.Allem anderen voraus denke ich hier an die bei‐
OO
nahe nicht auszurottende Sucht, die ewige Wirk‐
OO
lichkeit, wie sie
im göttlichen substantiel‐
OO
len Geiste allein durch Vermittlung der
OO
Seele zu empfinden ist, auf irdisch-physische ‒ ja
OO
physikalische ‒ Weise erleben zu wollen.
.Selbst dort, wo man einiger Einsicht wahrlich
OO
gewiß sein sollte, spukt der Wahn, es müsse mög‐
OO
lich sein, das polar Entgegengesetzte in
gleichem
OO
Polstand erfahren zu können: ‒ also das absolut
OO
Positive als ein ausgeprägt Negatives wahrzu‐
OO
nehmen.
.Ursache dieser Ahnungslosigkeit gegenüber dem
OO
allein Möglichen ist die Überwucherung des
OO
Vorstellungsbereiches durch Vorstellungen die
OO
lediglich Produkte der physischen Sinne darstellen,
OO
‒ und die solcherweise verlorene Fähigkeit, sub‐
OO
stantiell Göttlich-Geistiges ‒ das
niemals phy‐
OO
sisch-sinnlich zu erreichen ist, wenn es auch im
OO
Physisch-Sinnlichen sich darzustellen vermag ‒
OO
als Vorstellung dem bewußten Erleben nahezu‐
OO
bringen.
.Wir können aber weder in der physisch-sinn‐
OO
lichen noch in der substantiellen göttlich geistigen
OO
Welt irgend eine Erfahrung richtig deuten, wenn
OO
wir nicht fähig sind, dem zu Erfahrenden das ihm
OO
gemäße Bild
vor-zustellen. ‒
.All unser Erkennen ist ein
Vergleichen des
OO
schon
Erfahrenen, oder noch als Erfahrung
OO
Gesuchten, mit dem von uns
vor der Erfah‐
OO
rung vorgestellten
Bilde. Nur in diesem
Ver‐
OO
gleich erfahren wir, was an unserer Vorstellung
OO
der Wirklichkeit entsprach und was nicht. Nur
OO
durch
solches Erfahren werden wir der Wirk‐
OO
lichkeit endlich
gewiß!
.Ist aber unser Vermögen, auch substantielles
OO
Göttlich-Geistiges vorstellen zu können, durch die
OO
Gewohnheit, nur
physisch-
sinnlich Erweisbares
OO
vorzustellen, allmählich
kraftlos geworden, so
OO
werden wir des substantiellen Göttlich-Geistigen,
OO
das uns erlebensnahe kommt, nicht einmal
ge‐
OO
wahr, und unmöglich wird uns seine Erfahrung
OO
und Deutung werden.
.Es handelt sich also darum, die Fähigkeit: das
OO
ewige substantielle Göttlich-Geistige vorstellen zu
OO
können, aus aller Ueberwucherung herauszuholen
OO
und zu neuem Leben zu erwecken. Fast in jedem
OO
meiner Verkündungsbücher nimmt diese Befreiung
OO
und Erweckung darum beinahe mehr Wortgestal‐
OO
tung für sich in Anspruch als die Verkündung der
OO
Wirklichkeit substantiellen ewigen Lebens selbst,
OO
und ich hätte mir mein Werk wesentlich verein‐
OO
fachen können, wenn der ewige göttliche Geist
OO
auch
ohne vorgängige Vorstellung: ‒ etwa durch
OO
bloße Selbstversenkung oder durch Anbetung des
OO
Unerkennbaren, ‒ der Erfahrung zugänglich wer‐
OO
den könnte. ‒
.Nicht von ungefähr findet der Schüler in meinen
OO
Büchern jede nur mögliche
Sonderart der Vor‐
OO
stellungsfähigkeit aufgerufen, denn diese Fähigkeit
OO
gelangt nur dann erneut zum Leben, wenn das ihr
OO
am ehesten Vernehmbare sie erweckt.
.Dieses am ehesten Vernehmbare wird aber für
OO
jede einzelne Seele
ein Anderes sein, und man
OO
darf das Erwecken der Fähigkeit, ewiges Göttlich‐
OO
Geistiges wieder
vorstellen zu können, wahr‐
OO
haftig nicht mit dem Gebaren sogenannter «Geistes‐
OO
lehrer» verwechseln, die ihre Schüler mit allen
OO
okkultistischen Zwangseinflüssen dahin bringen
OO
wollen, Gesichte zu «schauen», die lediglich das
OO
Produkt verstandesmäßiger Spekulationen des
OO
durch Geltungsbedürfnis und persönliche Selbst‐
OO
übersteigerung vom ewigen Geiste Gottes herme‐
OO
tisch isolierten, ahnungslosen «Geheimlehrers»
OO
sind.
.Anderseits aber ist die Erklärung dafür, warum
OO
in den Völkern der Länder des Sonnenaufgangs weit
OO
mehr echte Erfahrungsfähigkeit für das ewige Gei‐
OO
stige gefunden wird als innerhalb der westlichen
OO
Welt, durchaus nur in der traditionsmäßig lebendig
OO
erhaltenen Fähigkeit, Geistig-Göttliches
vorstel‐
OO
len zu können gegeben, und keineswegs etwa in
OO
einer, für das Erfahren des Geistigen besser ge‐
OO
eigneten Veranlagung oder gar in einer besonderen
OO
Eignung der von diesen Völkern bewohnten Land‐
OO
striche zu suchen.
.Man scheut sich zuerst, eine solche Binsenwahr‐
OO
heit niederzuschreiben, ‒ aber leider ist es bitter
OO
notwendig, will man die phantastischen Meinungen
OO
aus der Welt geschafft sehen, die immer noch durch
OO
allzu romantisch-schwärmerische Menschen des
OO
Westens in den ihnen zugänglichen Kreisen ver‐
OO
breitet werden.
.Für die
christlichen Mystiker des Mit‐
OO
telalters ‒ und zwar für
alle, ohne
jede Aus‐
OO
nahme! ‒ trifft die oben auf die Völker des Ostens
OO
bezogene Erklärung jedoch
nur zum Teil zu,
OO
denn die noch vorhanden gewesene Fähigkeit, sub‐
OO
stantielles Göttlich-Geistiges
vorstellen zu kön‐
OO
neu, erfährt in der Mystik (einerlei welcher reli‐
OO
giösen Färbung!) einen ahnungslos getriebenen
OO
Mißbrauch, ‒ und außerdem wurde gerade
OO
in der mittelalterlichen
christlichen Mystik
OO
nur zu oft das urwesentlich im ewigen substantiel‐
OO
len Geiste Erfahrene bloß Ausgangspunkt rein ge‐
OO
danklicher «Spekulation», so daß man in vielen
OO
Fällen ‒ besonders bei
Meister Eckehard ‒
OO
eher von christlich mystischer
Philosophie zu
OO
reden hätte.
.Wer nun aber nach den von mir so reichlich ge‐
OO
gebenen Anweisungen handelt, um auf die für ihn
OO
mögliche Art, die Fähigkeit zum Vorstellen des
OO
ewigen, substantiellen Göttlich-Geistigen wiederzu‐
OO
erlangen, der darf gewiß nicht erwarten, daß sein
OO
erster Erfolg ihm sofort die Bildung von Vorstel‐
OO
lungen ermöglichen würde, wie sie für das Erfah‐
OO
ren
höchster, substantiell-geistig gezeugter le‐
OO
bendiger Wirklichkeit unerläßlich sind.
.Ich spreche von dem «
Wiedererlangen» der hier
OO
erwähnten Fähigkeit, weil jeder mit gesundem irdi‐
OO
schem Organismus geborene Erdenmensch sie in
OO
den Zeiten seiner frühen, zum Bewußtsein erwach‐
OO
ten Kindheit in mehr oder weniger ausgebildetem
OO
Maße
besaß, bis sie ihm dann infolge des immer
OO
stärker auf ihn einstürmenden Zwanges, sich durch
OO
die physisch-sinnlich wahrgenommene
Außen‐
OO
welt bedingte Vorstellungen zu bilden, allmählich
OO
abhanden kam.
.Hier ist der
tiefste Sinn des geheimnisvollen
OO
Wortes gegeben:
.«
So ihr nicht werdet wie die Kinder,
OO
könnt ihr nicht in das Reich Gottes
OO
eingehen!»
.Den
Kindern ist noch das Himmelreich
of‐
OO
fen, und sie erfassen davon, was ihrer Fassungs‐
OO
kraft erlangbar ist, weil sie noch die Fähigkeit be‐
OO
sitzen, von der Außenwelt unbehelligte Vorstel‐
OO
lungen des substantiellen ewigen Geistigen bilden
OO
zu können, frei nach ihrer Art!
.Wer diese Fähigkeit aber wiedererlangen will
OO
und darum die ihm von mir erteilten Anweisungen
OO
nach seiner Eigenart zu befolgen sucht, der wird
OO
sich darüber klar werden müssen, daß dem
freien
OO
und dem
Willen unterstellten Bilden von Vor‐
OO
stellungen ewiger göttlich-geistiger substantieller
OO
Wirklichkeit, das
nicht willkürliche Erwachen
OO
der benötigten Kräfte vorausgeht.
.Er wird sich also auf dem besten Wege zu seinem
OO
Ziele sehen dürfen, wenn sich ihm, ‒ sei es etwa
OO
morgens vor dem ersten Augenaufschlag, oder im
OO
Halbschlaf, oder auch in offener Tageswachheit, ‒
OO
Vorstellungen ohne sein bewußtes Zutun bilden,
OO
die von einem Gefühlsinhalt erfüllt sind, wie ihn
OO
keine der bewußt selbstgewollten
physisch‐
OO
sinnlich bedingten Vorstellungen aufweist.
.Jeder, der es erfährt, weiß sofort, daß es sich
OO
um etwas dem irdischen gewohnten Vorstellungs‐
OO
bereich
hoch Entrücktes handelt, ‒ auch
OO
wenn er sich selbst, aus Angst vor Selbsttäuschung,
OO
nicht glauben mag.
.Diese Angst, am Ende sehen zu müssen, daß man
OO
einer Selbsttäuschung erlegen sei, wird in vielen
OO
Fällen auch noch genährt durch ein Verstandes‐
OO
bewußtsein, das immer erneut Anstoß nimmt an der
OO
formalen Simplizität der bewußt gewor‐
OO
denen Vorstellung.
.Aber
gerade diese Naivität der Form‐
OO
bildung weist aufs deutlichste der plötzlich und
OO
vom Willen unabhängig entstandenen Vorstellung
OO
ihren hohen Rang zu!
.Die
ersten, solcherart spontan gebildeten Vor‐
OO
stellungen substantieller geistiger Wirklichkeit kön‐
OO
nen der Form nach unmöglich bedeutsamer und
OO
vielfältiger sein, als es die
letzten, längst ver‐
OO
gessenen aus früher Kinderzeit waren!
.So unbedeutend aber auch die
formale Ge‐
OO
staltung der Vorstellung sein mag, so reich erfüllt
OO
kann sie sein mit Beziehungen zur ewigen geistigen
OO
Wirklichkeit, und so bedeutungsvoll kann für den
OO
Wahrnehmenden die göttlich-geistige Bekundung
OO
werden, die er vorerst auf so seltsam primitive Art
OO
erhält...
.Aus solcher ersten Vorstellungsform, die unse‐
OO
rem überreizten und an die Kompliziertheit irdisch‐
OO
sinnlicher Vorstellungen gewöhnten Gehirn gar
OO
leicht als allzu simpel erscheinen will, werden dann
OO
später freilich auch überaus
reiche Vorstellungs‐
OO
bilder erstehen. Niemals aber werden die Elemente,
OO
aus denen sie sich in all ihrem Formenreichtum
OO
organisch entfalten,
gehirnlich-
verstandes‐
OO
mäßig deutbar sein, denn sie entstammen dem
OO
ewigen «Reiche der
einfachsten Zeichen»:
OO
‒ dem «Lande der
Wirklichkeit».
.Ewig unerfüllbar muß aber auch das törichte OO
Verlangen bleiben, Göttlich-Geistiges gar OO
in der gleichen, physikalisch bestimmten Art OO
erfahren zu wollen, in der wir die Dinge der uns OO
von Geburt an zur verstandesmäßigen Deu‐ OO
tung gegebenen, physischen Sinnen zugänglichen OO
und physikalisch zerlegbaren, körperlichen Au‐ OO
ßenwelt erfahren!
BRIEF
AN MEINE GEISTIGEN SCHÜLER
IN den letzten Monaten mehren sich wieder recht
OO
auffällig allerlei aus meinem Schülerkreis stam‐
OO
mende Vorschläge: «was zu tun
wäre, was man
OO
selbst tun möchte, falls ich die Zustimmung gäbe,
OO
und was
von mir getan werden «
könnte», um
OO
meine Schriften auch Menschen nahezuhringen, die
OO
sie noch nicht kennen, oder von denen man wenig‐
OO
stens
annimmt, daß ihnen diese Lehrbücher gei‐
OO
stigen Lebens noch nicht nahe gekommen seien.
.Daß alle diese Anregungen vom denkbar besten
OO
Wollen getragen werden, bedarf kaum noch der Er‐
OO
wähnung.
.Man weiß, welchen segensreichen Einfluß man
OO
selbst der Begegnung mit den durch mich verkün‐
OO
deten Lehren dankt, und möchte sie darum auch
OO
anderen Menschen zugänglich sehen, von denen
OO
man annimmt, sie müßten diesen Lehren ‒ wenn
OO
sie nur Kenntnis davon erhalten würden ‒ mit
OO
glühender Bereitschaft entgegenkommen.
.Es scheint da gegenwärtig ein von vielen meiner
OO
Schüler heiß gefühlter Wunsch sich zu einem al‐
OO
lenthalben durch die Gehirne schweifenden Vor‐
OO
stellungsbild verdichtet zu haben, von dem nun die
OO
schon geradezu beängstigend zahlreichen Impulse
OO
ausgehen, die jeder Einzelne als nur
in sich al‐
OO
lein entstanden empfindet, wodurch er sich als‐
OO
dann verpflichtet fühlt, mich auf die ihm so be‐
OO
deutungsvoll erscheinenden Möglichkeiten drin‐
OO
gend aufmerksam zu machen.
.Mich aber stimmt diese lebhafte und geradezu
OO
freudige Unruhe meiner Schüler recht traurig,
OO
denn ich muß aus ihr ersehen, in wie geringem
OO
Grade so manches haften bleibt, was ich längst ein
OO
für allemal in allen verankert glaubte, die meine
OO
Bücher kennen.
.Nicht nur die zahlreichen Hinweise darauf, daß
OO
ich
im Ewigen lebe, und dem Zeitatom, das die
OO
Dauer meines leiblichen Daseins ausmacht, nur die
OO
Beachtung schenken kann, die seiner Einzelbedeu‐
OO
tung in dem mir geistig offenbaren Ganzen zu‐
OO
kommt, scheinen den freudig, aber inkonsequent
OO
auf «Unverhofftes» Hoffenden nicht mehr recht
OO
gegenwärtig zu sein, ‒ sondern auch die ausdrück‐
OO
lich ihren Fehlhoffnungen
wehrenden Sätze,
OO
die in dem Buche «
Der Weg meiner Schü‐
OO
ler», Seite 19 bis 25, zu finden sind, allwo doch
OO
unter anderem deutlich gesagt ist: «
Wer also in
OO
diesen Dingen richtig handeln will,
OO
der überlasse es den geistigen Mäch‐
OO
ten,
in deren Obhut meine Bücher ste‐
OO
hen,
wem sie zugeleitet werden sollen.»
OO
.Es ist, als hätte ich alles dort Erörterte niemals
OO
niedergeschrieben!
.Aber wenn ich nicht das bereits so ausführlich
OO
Gesagte hier Wort für Wort wiederholen will, so
OO
bleibt mir nichts anderes übrig, als alle so wohl‐
OO
meinenden Schüler und Freunde zu bitten, doch
OO
die eben bezeichnete Stelle des Buches noch ein‐
OO
mal anzusehen.
.Dort steht deutlich zu lesen,
warum ich von
OO
ihren, in jeder Hinsicht doch Gutes bezweckenden
OO
Anregungen
keinen Gebrauch machen darf,
OO
wenn ich nicht das von mir in der Arbeit eines
OO
Lebensalters Geförderte selbst aus törichter Eil‐
OO
sucht unnötig hemmen will, was mir doch niemand
OO
zumuten wollen wird.
.Zu Eile oder Beschleunigung ist aber auch nicht
OO
der mindeste Grund gegeben.
.Was ich in meinen Schriften niedergeschrieben
OO
habe,
kann zwar gewiß
auch heute von dafür
OO
geeigneten Menschen aufgenommen werden, ‒
OO
wird aber von diesen
keinesfalls so erfaßt, wie
OO
von der Menschheit einer zukünftigen Zeit, die
OO
den psychologischen Moment zeitigen
OO
wird, der das Verlangen nach den verkündeten
OO
Lehren allenthalben dann in jedes Bewußtsein
OO
bringt, das sie braucht.
.Was ich bereits geschrieben habe, und noch ge‐
OO
schrieben haben werde, oder hinterlasse, wenn es
OO
mit meinem leiblichen Erdensein zur Rüste geht,
OO
ist ja nicht «für den Tag» sondern
für alle
OO
kommenden Zeiten geschrieben.
.Es kann ganz unmöglich seinen,
ihm gemäßen
OO
psychologischen Moment mit Dingen
zugleich
OO
haben, für die dieser bereits
in der Gegenwart
OO
gekommen ist, ‒ und was
jetzt von Menschen
OO
der Zeit durchlebt wird, muß ebenso wie alles an‐
OO
dere bereits Vergangene, Vergangenheit geworden
OO
sein, bevor das
Kommende zu seiner Zeit er‐
OO
scheint.
.Hier ist jede Besorgnis, daß etwas versäumt wer‐
OO
den, oder gar verlorengehen könnte, ganz über‐
OO
flüssig!
.Aber auch jeder Versuch, das Kommende
eher
OO
herbeizuziehen, ist überflüssig und wird das geist‐
OO
gesetzte Geschehen um keinen Augenblick zu be‐
OO
schleunigen vermögen.
.Wer heute bereits erfassen
kann, was in den von
OO
mir dargebotenen Lehren gegeben ist, den werden
OO
sie mit aller Bestimmtheit an dem für ihn bestimm‐
OO
ten Tage erreichen, ‒
ohne jede absichtliche
OO
Nachhilfe.
.Die Bücher dieser Lehren sind öffentlich erschie‐
OO
nen, allgemein zugänglich, und daher auf die gleiche
OO
Weise erreichbar wie irgend ein Handwerkszeug
OO
des alltäglichen Lebens. Wer sie bereits brauchen
OO
kann, der findet sie. Man braucht wirklich keine
OO
Angst zu haben, daß sie heute noch irgend einem
OO
Menschen, der die Sprache spricht, in der sie ge‐
OO
schrieben sind, entgehen könnten!
.Es sind ja daneben auch bereits zahlreiche geistig
OO
Suchende
anderer Muttersprache in allen Welt‐
OO
teilen beim Studium meiner Schriften und der Be‐
OO
folgung ihrer Lehren anzutreffen. Einzelne dieser
OO
räumlich so fernen Schüler wußten mir von wahr‐
OO
haft seltsamen «Zu-fällen» zu berichten, denen sie
OO
es zu verdanken hatten, daß die Bücher ihnen zu‐
OO
gefallen waren, ‒ zum Teil in der deutschen Ori‐
OO
ginalausgabe, zum Teil in den bis heute vorliegen‐
OO
den Uebersetzungen.
.Wer reif ist
gefunden zu werden, der
wird
OO
gefunden, wo immer er zu finden ist.
.Darum bitte ich meine Schüler und Freunde in‐
OO
ständigst, ganz ohne Sorge sein zu wollen hinsicht‐
OO
lich jener Menschen, denen sie das eine oder andere
OO
meiner Bücher, oder gar gleich alle, lieber heute
OO
als morgen nahegebracht sehen möchten! Und ich
OO
bitte in gleicher Weise darum, alle etwa in der Seele
OO
auftauchenden, mir zugedachten Vorschläge zu ir‐
OO
gend einer über die normale, verlagsmäßig usuelle
OO
Ankündigung hinausgehenden Propagierung mei‐
OO
ner Schriften, ‒ wieder ins Unbewußte sinken zu
OO
lassen! Dort sind sie zweifellos am besten aufge‐
OO
hoben.
.Es hat mich überdies auch noch
kein einzi‐
OO
ger Vorschlag erreicht, der nicht
lange vorher
OO
schon befolgt gewesen
wäre, hätte ich ihn befol‐
OO
gen können. Alles was mir da ziemlich spät «nahe‐
OO
gelegt» werden soll, ist ja wahrhaftig ohnehin schon
OO
‒ recht naheliegend...
.Darum ist es aber noch durchaus nicht auch den
OO
geistigen Gesetzen entsprechend, aus denen ich
OO
lebe, und die
allein für alle Auswirkung der in
OO
meinen Schriften durch mich formulierten welt‐
OO
zeitalten Lehren das Maß geben.
.Einen
anderen Maßstab zur Beurteilung des‐
OO
sen, was mit dem Meinen geschehen darf oder nicht,
OO
kann ich aber unter keinen Umständen gelten las‐
OO
sen, und noch viel weniger gar selbst gebrauchen!
.Ich bin nicht in der bequemen Lage, alles gut‐
OO
heißen zu können, was von Anderen für gut gehal‐
OO
ten wird, weil es ihnen, von
ihrem Einsichts‐
OO
punkte her, als «gut»
erscheint.
.Es gibt gar manches, was ich gerne gutheißen
OO
würde, wenn mir das aus geistiger Einsicht her nicht
OO
versagt wäre.
.Ich bin und bleibe bestimmt durch meine eigene
OO
geistgegebene Einsicht, und darf nichts «gel‐
OO
ten» lassen, was im Reiche des ewigen Geistes die
OO
Gültigkeit, die es sich selber zumißt, ‒ leider ent‐
OO
behrt.
.Man wird also, wenn man Menschen oder Men‐
OO
schengruppen innerhalb des mir geistig zugehören‐
OO
den Bereiches finden möchte, zuerst sich fragen
OO
müssen, ob ich ihnen den Zugang zu diesen Berei‐
OO
chen offen halten kann?
.Man wird sich klar darüber werden müssen, daß
OO
hier nichts von einer erdbedingten Sympathie oder
OO
Antipathie abhängig ist, sondern nur von der ver‐
OO
pflichtenden Gewalt geistiger Gesetze.
.Hat man aber einmal die hier in Betracht kom‐
OO
menden Faktoren von einem, auch nur einiger‐
OO
maßen unverzerrte Perspektive gewährenden Ein‐
OO
sichtspunkte her erfaßt, dann wird man kaum mehr
OO
Unmögliches von dem Einsatz meiner Kräfte er‐
OO
warten.
.Dann wird man aber auch die Hoffnung zu Grabe
OO
getragen haben, als könne sich jemals das von Natur
OO
aus Inkommensurable zusammenfinden, so sehr
OO
man auch solches Begegnen als wünschbar betrach‐
OO
ten und herbeisehnen mag.
.Die Menschen eines jeden Zeitalters sind in
OO
ihrem Wollen, Denken, Fühlen und Empfinden zu‐
OO
gleich
Erfüller und
Vorbereiter.
.Beide Funktionen sind gesetzmäßig naturbe‐
OO
dingt, und es wäre keine geringe Torheit, von einer
OO
Generation die Erfüllung
dessen zu erwarten,
OO
was sie
vorzubereiten berufen ist, während
OO
sie das erfüllen muß, wozu frühere Zeitphasen die
OO
Vorbereitung hinterlassen hatten!
ALLES irdisch Erlebbare erreicht
dort seinen
OO
höchsten Wert, wo es Symbol wird: Formbild
OO
innerer Lebenszustände.
.Nicht nur
außen erlebbar gibt es somit
Nacht
OO
und
Tag!
.«Nacht» und «Tag» sind in jedem Erdenmen‐
OO
schen, und jeder trägt in sich Entscheidungsgewalt
OO
über die Verteilung ihrer Macht.
.Weh' ihm, wenn er dieser Gewalt
entsagt, und
OO
es kommen läßt, wie es kommen mag: ‒ wie Nacht
OO
und Tag sich in ihm bekämpfen wollen, ohne
sei‐
OO
nem Willen sich zu fügen!
.«Fügen» meint hier: ‒ der durch den Willen
OO
des Menschen gewählten Ordnung sich einbeziehen
OO
und die Form erfüllen, die durch solche innere
OO
Ordnung dargeboten ist.
.Die Nacht muß im Menschen ihren
Gebieter
OO
erkennen, wenn sie ihn nicht verwüsten, und zum
OO
Kampfplatz ihrer eigenen, dem Tage entgegen‐
OO
strebenden Willensauswirkungen werden lassen
OO
soll.
.Die Nacht vernichtet Jeden, der sie nicht
be‐
OO
zwingt.
.Des Menschen
geistbestimmter, tages‐
OO
wacher Wille aber wirkt in ihm das Wunder der
OO
Wandlung des nächtigen
Tieres zum lichtklaren
OO
Gottesgleichnisbild.
.Wen darf es wundern, daß sich das Tier, das den
OO
Menschen dieser Erde ohnehin als Fronvogt emp‐
OO
findet, gegen solche Wandlung
wehrt!?
.Wen darf es wundern, wenn die Nacht, als des
OO
Tieres Genossin, erst alle ihre Schrecken zeigt, be‐
OO
vor sie dem Tage sich endlich ergeben muß!
.Wem das
Licht zum Formbild ewiger eigener
OO
Seins-Sicherheit geworden ist, der kann die Nacht
OO
nur noch als
dienende Macht in sich dulden.
.Ich kenne die Nacht, wie sie wenige kennen! ‒
OO
Wie nur sehr wenige sie kennen lernen, ward sie
OO
mir lebendige Erfahrung.
.Ich weiß alle ihre jemals von Menschen erlebten
OO
heiligen Schauder und überwältigenden Beglük‐
OO
kungen, ihre weltenweite Größe und Höhe, ihre
OO
fromm verzehrende Inbrunst und göttlich bacchan‐
OO
tische Brunst, ‒ ich weiß aber auch um ihre Tük‐
OO
ken und Fallen, um ihre gierende Gemeinheit und
OO
niedrige Geducktheit, ihre Besudelungssucht ge‐
OO
genüber allem, was hell und heiter ist, um ihre gif‐
OO
tigen Dünste und ihre schwirrenden schwarzen
OO
Strahlungen, die allem Verderben wollen, was nur
OO
in lichter Klarheit zu sich selber kommen kann.
.Es muß vieles in harter Selbstzucht aus der un‐
OO
geordneten, triebhaften Sehnsucht des irdisch füh‐
OO
lenden, leicht zu verführenden Herzens für die
OO
Dauer ausgerottet werden, wenn das Böse, das Be‐
OO
lügende, das Zersetzende und Zerfressende, ‒
OO
kurz: das Lebensfeindliche der Nacht, bezwungen
OO
werden soll.
.Aber die Nacht bleibt dennoch
Bedingnis des
OO
Tages, wie der Tag Bedingnis der Nacht, und das
OO
darf Vielen zu wahrem Troste gereichen, die sich
OO
bedrückt fühlen durch noch währende Nacht...
OO
.Auch die
längste Nacht muß dem
Tage wei‐
OO
chen, der aus ihr hervorgeht um sie einst zu über‐
OO
lichten!
GUTE Erziehung» ist in vielen Fällen nichts
OO
anderes als eine eingelernte Technik des Ver‐
OO
haltens zu seinen Nebenmenschen.
.Man sollte Kinder nicht «erziehen» wollen, son‐
OO
dern sie anleiten, sich
selbst zu erziehen.
.Erziehung faßt die Aufgabe der Menschenfor‐
OO
mung von
außen an. Selbsterziehung formt von
OO
innen heraus.
.Erziehung erreicht nur dann ihr Ziel, wenn sie
OO
zu Selbsterziehung führt.
.Das ganze irdische Menschenleben ist ein un‐
OO
unterbrochener Aufruf zur Selbsterziehung. Wer
OO
diesem Appell nicht entspricht, dem muß der Sinn
OO
seines Lebens notwendigerweise zum Unsinn wer‐
OO
den.
.Aeußerungen mangelnder Selbsterziehung sind OO
ebenso wenig zu «verzeihen», wie Mücken- und OO
Wespenstiche, die man zwar gewiß als Belästigung OO
empfindet, aber nicht als Objekte einer möglichen OO
Verzeihung. OO
Anm.: Zwischen den beiden Auflagen gibt es hinsichtlich Hervorvorhebung und Zeilenende
manchmal geringe Unterschiede, also zwischen Text (zweite Auflage) und Scan der Buchseite (erste Auflage).
Durch Anmerkungen wird darauf hingewiesen.
Laß eitle Toren sich um Götter zanken
Und um die Wahrheit, die sie ihnen geben! ‒
Wenn aller Götterlehren Götter längst versanken,
Wirst Du in Dir noch aus der Gottheit leben!
Einst war auch ich vom Dunkel noch
umgeben,
Da kam zu mir das Licht,
Und ‒ ich ward Licht...
So fand ich in mir selbst der Gottheit Leben.
Vorher ‒ erkannte ich mich selbst
noch nicht. ‒ ‒ ‒
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Im Sternenlicht
Und im Staube der Erde
Regt sich die gleiche
Lebendige Kraft,
Die auch in Dir
Und mir
Und allen,
Sich selber sich
Zum Bilde schafft. ‒
Du bist in Dir
Aus ihr geboren;
Du lebst,
Weil Du sie selber bist!
Dir ist das Leben
Nie verloren,
Weil sie in Dir
Das Leben ist. ‒ ‒
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Die uns verlassen mußten
Sind uns nicht verloren:
Sie wurden nur zu einem neuen Leben
Neu geboren.
Wir finden sie dereinst,
So wie wir hier sie fanden;
Ihr «Tod» war nur die Lösung
Aus des Leibes Banden.
Das enge Haus der Sinne
Faßt «den Menschen» nicht:
Er ist ein König ‒
Und sein Reich ist Licht!
«Begreifen»
Heißt: mit jenen
unsichtbaren
Urorganen
Die sich
Amoebengleich
Das Menschenhirn
Zu
schaffen weiß
Bisher noch Unfaßliches
Nunmehr
erfassen:
Greifen
Wie man mit Fingern greift, ‒
Umschließend
fühlen, ‒
Durch Betasten
Kennenlernen!
Es ist «begreiflich»,
Daß ihr
ungern nur
Begreifen werdet,
Was euch,
Wenn es begriffen wäre,
Eure Tagesträume
Stören müßte...
Und dennoch
Werdet ihr begreifen lernen
Müssen,
Wollt ihr nicht immerfort
Zu dem, was
ist,
Im Zwiespalt stehen, ‒
Immerfort
Nur Traumgespenstern glauben,
Die euch den Blick verstellen
Auf die Wirklichkeit!
Es liegt
an euch allein
Ob ihr begreifen
könnt,
Denn jene unsichtbaren
Greiforgane der Gehirne
Bilden sich nur dann
Dem zu Begreifenden entgegen
Um es zu erfassen,
Wenn euer Wille
Wahrheit wissen
Will!
Was du warst,
Bist du ‒ gewesen;
Was du bist,
Das bleibst du nicht...
Erst, wenn du von dir genesen,
Blickst du dir ins Angesicht!
Glaubt nicht, geliebte Freunde,
Daß mein Wort die Vielen meine,
Von denen zwölf ein Dutzend sind
Und tausend eine Schar!
Auch wenn ich Euch
Aus allen Völkern eine,
So kommt doch keiner zu mir,
Der nicht ewig bei mir war!
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Schwer wird es Euch, geliebte Freunde,
Zu ertragen, was ich leiden muß!
Schwer wird es Euch auch, zu verstehen,
Daß mir hohe Geisteshilfe,
Ohne die mein Erdenkörper,
Längst nicht mehr im Leben wäre,
Doch nicht dienen kann zur Leidbefreiung,
Weil
solche Hilfe Hemmung meiner
Selbstkraft würde.
Ihr wißt jedoch, daß ich zu sagen kam:
«
Alles Leid ist Lüge!»
Darum, geliebte Freunde,
Muß das Leid von mir «
entwertet» werden!
Wohl kenne ich Wege, um geistgesichert
Allem Leide «aus dem Wege» zu gehen, ‒
Aber
diese Wege sind
die meinen nicht!
Ich muß
erfahren,
Was an körperlichem Leid
Für mich erfahrbar ist,
Sonst könnte ich niemals
Im Leid die
Lüge bannen,
Die ich
niederringen muß,
Will ich für Euch und Andere
Das Leid «entwerten»...
Freut Euch, geliebte Freunde!
Freut Euch mit jedem Tage,
Den ich in körperlichen Leiden
Euch gegenwärtig bleibe: ‒
Erdgebunden im Erdenleibe
Wie Ihr!
Aerger als alle leibliche Plage
Ist mir die Häufung hellklarer Tage,
Die meinem Leben verlorengehen,
Weil sie mich ohne die Kräfte sehen,
Das, was der Geist mir gibt, zu gestalten,
Und das Verschwebende festzuhalten,
Das alle geistigen Räume erfüllt
Und sich nur blitzhellem Schauen enthüllt...
Strahlender Wanderer, walle ich weiter, ‒
Ewige sind meine steten Begleiter, ‒
Ewiges ist meines Alltags Erleben, ‒
Doch es läßt sich nicht weitergeben!
Schmerzmüde wehrt sich irdisches Denken,
Mir die Gedankenformen zu schenken,
Denen ich anvertrauen müßte,
Was ich dem Denken zu geben wüßte.
Gönnt mir Ruhe der Gedanken,
Liebe Freunde,
Aber ‒ laßt mich nicht zu selten
Von Euch hören!
Ruhe, wie ich sie vonnöten habe,
Gibt mir nur die Nachricht,
Die mich stetig unterrichtet,
Wie es Euch ergeht! ‒
Im Seelischen und Leiblichen! ‒
Was mir mein eigenes Erschauen sagt,
Bleibt streng in jenen Grenzen,
Die der ewigkeitsgezeugte Geist sich zog.
Wenn Ihr mir nichts von Euch berichtet,
Weiß ich Anderes nicht von Euch!
Ich aber möchte alles von Euch wissen,
Was Ihr um Euch selber wißt!
Wahrhaftig nicht aus Gier nach Neuigkeiten,
Sondern nur allein, damit ich weiß,
Wo jeweils Geisteshilfe nötig ist!
Die aber werdet Ihr empfangen,
Auch wenn Ihr ‒ notgedrungen ‒
Keine Zeile meiner Hand,
Und nichts, was ich in Worte formte,
Von mir empfangen werdet!
Wenn ich im Morgenlande leben würde,
Wüsste man,
Daß ich zwar alles aufzunehmen willig bin,
Was meine Freunde mir zu senden trachten,
Daß ich jedoch bei aller Anteilnahme
Bleiben muß in dem, was «meines Vaters» ist...
Abendländische Lebensweise
Weiß solches «Bleiben» sehr zu behindern.
Der Mensch des Abendlandes ahnt nicht,
Wo die Grenzen liegen,
Die Irdisches von Ewiglichem scheiden...
Doch auch im Abendlande
Läßt sich nicht umgehen,
Was ewiges Gesetz gebietet,
Wo immer einer derer lebt,
Die Ewiges dem Irdischen vereinen!
Der Mann, der von «Wundern»
.wirklich was weiß,
Geht nur über's Wasser ‒
.auf
Brücken und
Eis.
Auch auf
Schiffsplanken
.mag er sich heiter ergehn,
Doch
nie wird er sich
.ein Mirakel erflehn!
Nicht um einen Schatz zu heben,
Den man könnte kunstvoll schleifen,
Wagt' ich oft genug das Leben
Irgend einen Stein zu greifen,
Wenn in südlichem Gefilde
An der Wege Felsenrinnen
Mir sich zeigte Steingebilde,
Nur beschwerlich zu gewinnen.
Liebe ich auch Edelsteine,
Goldgefaßt und wohlgeschliffen,
Hat mich doch auch oft die Reine
Eines Kieselsteins ergriffen.
Gingen Tausende die Straße,
Die den armen Stein verlachten,
Hob ich doch ihn aus dem Grase
Ihn voll Ehrfurcht zu betrachten.
Steine soll man nie verachten!
Liegen sie auch jetzt im Kote
Bleibt doch jeder Gottes Bote:
Hingestreut auf allen Wegen
Bergen sie noch Kraft und Segen.
Lasse, o Sucher,
Dem Hindu All-Brahma, ‒
Buddha und Padmasambhâva
dem Lama, ‒
Glaube dem Moslim:
«Allah il Allah», ‒
Ehre das Kreuz
Und das heilige Buch!
Achte bei Allen
Das gläubige Suchen!
Was aber alle
Nicht finden, ‒
Das such'!
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Du, Mensch der Erde,
Bist
nicht «Gott»!
Doch, magst du auch
Der ärgste Frevler sein,
So bist du doch aus Gottes
Art: ‒
Aus Gottes Mutterschoß und Samen, ‒
Und birgst in dir verborgen
Gottes
Namen.
Wirst du einst dieses Namens wahrhaft inne,
So öffnen sich dir ungeahnte Sinne: ‒
Du lernst dich selbst in Gottes «Namen»
nennen.
Und in dir selber deinen
erkennen. ‒
Dann bist du allem Nichtigen entwunden,
Und deine Seele hat sich heimgefunden. ‒
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Verachtet euer
Irren nicht,
Ihr Wanderer zum Licht!
Ihr würdet niemals euer irdisches Erkennen
In der
Wahrheit wissen,
Wäre vordem nicht durch euer Irren
Euch das
Maß gewiß geworden,
An dem Wahrheit zu
ermessen ist!
Vornehmlich aber darf euch allen
Euer Irrenkönnen
gut gegründet gelten,
Weil es aus
Gott: ‒
Der
un-bedingten
Wahrheit ‒ stammt,
Die sich in ihren
zeit-bedingten Welten
Selbst die
Möglichkeit des Irrens
schuf,
Um Irrendes auf wunderbaren Wegen
Immer wieder in sich zu
erreichen, ‒
Folgend eigenem myriadenfachen Ruf. ‒ ‒
Suche der Seele Tröstung
.nicht bei Andern, ‒
Im Wahn befangen:
.Trost sei zu «erwandern»!
Trost ist nicht nahe,
.Trost nicht fern zu finden,
Solang noch Grimm und Groll
.die Seele binden!
Will sie nicht aus sich selbst
.getröstet werden,
Wird ihr gewiß kein Trost
.zuteil auf Erden! ‒ ‒
Das, was die Dichter ‒ müde matter Streite....
.unter sich wohl «Friede» nennen,
Das ist der Friede,
.so wie
ich ihn bringe,
.wahrlich
nicht!
Wollt ihr auf Erden schon
.zu
meinem Frieden kommen,
So suchet
in euch selber
.mich ‒ in lauterklarstem Licht ‒ !
Selbst dort, wo wahntoll
.blutbefleckte Leiber
.und verstörte Erdenseelen kämpfen,
Spricht noch
mein Friede
frei
.vor ewigem Gericht!
Ihr heiterfrohen Berge
Wein- und Baum-begrünt,
Die ihr in herben Bogen bald,
Und bald wie Felsenburgen
Meinen See umsiedelt, ‒
Ihr kennt ihn lange schon,
Den Wanderer, der schauend
Euch umschreitet,
Und seines Auges lichte Blicke
Weit im Schauen weitet,
Wenn er euch wiederum und wieder
Ueberwandert,
Damit er eure Gipfel, eure Schrunden
Zärtlich zart betaste,
Nachdem er ‒ fern auf seiner Lagerstatt
Mit seinem Auge euch berührend ‒
Sehnend euch umfaßte!
Anm.: Entsprechend der 2.Auflage
Lange sah ich euch nicht mehr:
Lichte aus Lichtem gewonnen!
Reine aus Reinstem geronnen!
Ihr Säulen des Parthenon! ‒
Lichthelle bergend im Innern,
Von außen her honig-gelb
Patina übersponnen.
Lange schon sah ich nicht nächtlich
Das Mondlicht euch übergießen,
Und euer eigenes Leuchten
In seine Helle zerfließen! ‒
Wann aber wollte wohl einer
Euch, Lichte, jemals vergessen,
Der, euren Klängen ergeben,
Zu euren Füßen gesessen?!
OBWOHL alles, was nötig sein kann, um ei‐
OO
nen Menschen zu rubrizieren, längst dort
OO
verzeichnet steht, wo man nach derlei Dingen, so‐
OO
weit sie Bücherautoren betreffen, zu suchen
OO
pflegt, dürfte ich doch selbst am besten über mich
OO
Bescheid wissen. Das wäre mir aber noch lange
OO
kein Grund dafür, von mir selbst hier zu reden,
OO
wenn nicht Schweigen zu allem, was als Legende
OO
umläuft, als Billigung ausgelegt werden könnte.
.Daß ich nicht ein «chinesischer Dichter» bin, als
OO
den man mich allen Ernstes in einer Wiener Zei‐
OO
tung feierte ‒ und Gustav Meyrink, der einst ein
OO
Vorwort zu meinem «Buch vom lebendigen Gott»
OO
geschrieben hat, daneben als «Entdecker» dieses
OO
Zeitgenossen aus dem Reiche der Mitte ‒, hätte
OO
dem freundlichen Rezensenten ein Blick in den
OO
«Kürschner»* allerdings sagen können.
* Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Berlin und Leipzig
.Bedenklicher wird schon die Lesart, ich sei von
OO
«buddhistischen Mönchen» erzogen und «von Fa‐
OO
kiren ausgebildet» worden.
.Dagegen läßt es sich immerhin verstehen, wenn
OO
Buchrezensenten mit wichtiger Betonung ver‐
OO
künden, daß ihr Wissen um meinen deutschen
OO
Familiennamen: Schneiderfranken ihr günstiges
OO
Urteil weiter nicht behindern könne.
.Dem allem gegenüber glaube ich doch die
OO
Pflicht zu haben, einmal auszusprechen, daß ich
OO
meinen Namen Bô Yin Râ mit mindestens der
OO
gleichen Berechtigung trage, wie ein anderer
OO
etwa sein Adelsprädikat. Es handelt sich hier nicht
OO
um ein frei gewähltes «Pseudonym», sondern um
OO
den Namen, der mir einst von Menschen gegeben
OO
wurde, denen ich enger als allen anderen ‒ ja en‐
OO
ger selbst als meiner Familie ‒ verbunden bin, so
OO
daß er denn auch ohne jeden weiteren Zusatz in
OO
meinen wichtigsten behördlichen Papieren ganz
OO
in gleicher Weise wie der Familienname er‐
OO
scheint.
.Wie jene Menschen in mein Leben traten, habe
OO
ich selbst in meinem Buch der Gespräche mit aller
OO
hier erlaubten Deutlichkeit erzählt. Ich spreche
OO
dort gewiss von asiatischen Ariern und Mongolen,
OO
aber weder von «Fakiren» noch von «buddhisti‐
OO
schen Mönchen»!
.Ich sprach in meinen Büchern so oft von der
OO
Art dieser geistigen Vereinigung, daß ich hier
OO
wohl mich damit begnügen darf, zu sagen: ‒ es
OO
handelt sich keineswegs um die Vertreter irgend‐
OO
einer östlichen Religion, Theo- oder Philosophie,
OO
sondern um nichts Geringeres als den seit der Ur‐
OO
zeit stets verborgenen und streng gehüteten gei‐
OO
stigen Tempel, der, von Weisen aller Zeiten stets
OO
vermutet, aber nur von Seltenen gekannt, in Ver‐
OO
bindung mit allen geistigen Strömungen in der
OO
Menschheitsgeschichte stand, soweit sie, über die‐
OO
ses Erdenleben hinaus, die Rätsel der Ewigkeit zu
OO
erforschen suchten.
.Daß ich ein Glied dieses geistigen Kreises
OO
wurde, ist wahrlich nicht mein Verdienst. Ich
OO
hatte nie den sonderbaren Ehrgeiz, ein «Heiliger»
OO
zu sein und wäre auch als ein solcher keinesfalls
OO
diesem Kreise nahegekommen. Mit ihm verbun‐
OO
den aber ward mir die Pflicht, in diesen Tagen al‐
OO
len Suchenden zu künden von dem, was sich mir
OO
auf eine Art enthüllte, die jenseits von allem intel‐
OO
lektuellen Erschließen ist. So entstanden die Bü‐
OO
cher, die meinen Namen tragen und die ich nur
OO
unter
diesem Namen geben durfte, da wahrlich
OO
meine bürgerliche Herkunft nichts damit zu tun
OO
hat, daß ich sichere Kunde von den Dingen brin‐
OO
gen kann, die in diesen Schriften behandelt wer‐
OO
den.
.Literarischer Ehrgeiz lag mir von Anfang an
OO
fern, und Broterwerb brachte mir seit Jahrzehn‐
OO
ten eine andere Tätigkeit, die sich genugsam auch
OO
heute warmer Anteilnahme erfreut.
.Wenn ich auch dort, wo es
nicht unerläßlich ge‐
OO
boten ist, mit dem mir gewordenen Namen
OO
zeichne, so drückt dies nichts anderes aus, als daß
OO
ich mich ihm weit enger als meinem Familienna‐
OO
men verbunden weiß, was wieder Folge innerer
OO
Einheit ist, die in dem nur eigene Geistesart nach
OO
uralten Lautwertgesetzen bezeichnenden Namen
OO
allein sich selbst erkennt.
.Denen, die auch um meine äußere Herkunft
OO
wissen wollen, aber sei gesagt, daß ich vom Vater
OO
wie von der Mutter her aus alter, christlicher Bau‐
OO
ernfamilie Mitteldeutschlands stamme.
.Ich wünschte aber, daß die Tausende, die
OO
meine Bücher lesen, mehr nach dem Inhalt als
OO
nach dem Autor fragten.
IM «Talisverlag» (Verlag Magische Blätter) ist
OO
jetzt ein sehr schöner Neudruck des Bulwer‐
OO
schen Romans «
Zanoni» herausgekommen, einge‐
OO
leitet und mit einem aufschlußreichen Nachwort
OO
versehen durch den Münchner Dichter
Hans
OO
Christoph Ade*, den man wohl heute als besten
OO
Kenner und Deuter des seltsamen Bulwerschen
OO
Romans ansprechen muß.
.Man erwarte nun hier keine Buchrezension!
.Ich wiederhole, was ich vielen Einzelnen, ‒ Ver‐
OO
legern und Autoren, ‒ stets wieder sagen mußte:
OO
daß es im Rahmen der mir gebotenen Zeit völlig
OO
unmöglich ist, Bücher zu
lesen und noch weniger,
OO
sie zu
rezensieren, daß ich aber auch keineswegs
OO
meine Aufgabe darin sehe, dies zu tun.
So muß ich auch hier nun die Rezension einer
an‐
OO
deren Feder überlassen, so sehr es mich
reizen
OO
* szt. Redaktor der «Magischen Blätter», Leipzig.
könnte, sie zu schreiben, denn es ist durchaus nur
OO
sehr Erfreuliches über diese Neuausgabe und ihre
OO
Bearbeitung zu sagen; besonders aber muß ich
OO
der
Deutung, am Schluß meine freudigste Aner‐
OO
kennung zollen.
.Das Buch war eine äußerst angenehme Überra‐
OO
schung für mich, obwohl ich aus Ankündungen
OO
von seiner Vorbereitung wußte, und wenn ich
OO
nun sein Erscheinen zum Anlaß nehme, einiges
OO
zu sagen, so handelt es sich mir darum,
unzählige
OO
Briefe, die ich
sicher jetzt wieder
erhalten würde,
OO
aber dem Einzelnen
nicht beantworten könnte,
im
OO
voraus von mir
abzuhalten, wobei mich hoffentlich
OO
die
Post der verschiedensten Länder nun nicht für
OO
den so entstehenden Ausfall haftbar machen
OO
wird.
Ich gestehe also gleich zum Anfang, daß ich dem
OO
«Schlüssel» den Hans Christoph Ade dem «Za‐
OO
noni» mitgibt, an keiner Stelle etwas zuzufügen
OO
hätte.
.Ich kann auch nur dem Bearbeiter Zustim‐
OO
mung geben, wenn er deutlich darauf hinweist,
OO
daß dieser Roman kein
Lehrbuch der Magie und
OO
noch viel weniger etwa die ‒ wenn auch verhüllte
OO
Darstellung einer außerhalb der Phantasie des
OO
Dichters von ihm erlebten
Wirklichkeit ist, ganz ge‐
OO
wiß auch keine
Lehre darbieten will, die
zur Erlan‐
OO
gung geistiger Erkenntnis führen könnte.
Es ist nötig, das ausdrücklich zu betonen, wie es
OO
auch immer wieder nötig ist, daraufhinzuweisen,
OO
daß
Bulwer selbst weder ein «
Rosenkreuzer» war,
OO
noch zu solchen in Beziehung stand, wie es denn
OO
überhaupt keinen mißbrauchteren Namen gibt
OO
als den der «Rosenkreuzer», die einstmals eine
OO
sehr harmlose Aufklärergesellschaft waren, durch die
OO
Zeitverhältnisse gezwungen, sich im
Geheimen nur
OO
zu etablieren, und die da doch gar sehr bedenk‐
OO
lich ihre Häupter schütteln würden, könnten sie
OO
heute hören, was
Phantastik und
Wundersucht, mit
OO
kategorischer Bestimmtheit, ihnen alles nachzu‐
OO
sagen weiß. ‒ ‒
.So wie aber heute nun sich alle möglichen Ver‐
OO
einigungen «
Rosenkreuzer» nennen, oder gar be‐
OO
haupten, deren «
Schriften» zu besitzen, wenn sie
OO
im Antiquariatsbuchhandel ein paar wunderlich
OO
okkulte Schmöker, angefüllt mit krausen Wortge‐
OO
bilden und absonderlich gebildeten Emblemen
OO
aufgestöbert haben, ‒ so war es auch ganz im Stile
OO
der Zeit, wenn sich
Lord Lytton Bulwer eine
Fiction
OO
für seinen Roman erfand, in der die armen «Ro‐
OO
senkreuzer» etwas
etikettieren mußten, was
ohne
OO
solches Namensschild
Erklärungen erfordert
OO
hätte, die der Autor niemals geben konnte.
Wie
Ade, in klarer Erkenntnis der Zusammen‐
OO
hänge, es sehr deutlich darlegt, war
Bulwer zwar
OO
in
vielen Dingen
gut unterrichtet, von denen freilich
OO
die «Rosenkreuzer» wenig wußten, und die auch
OO
gar zu weit von ihren, heute längst in allgemeiner
OO
Übung stehenden Methoden, die Natur in ihre
OO
Elemente aufzulösen, abgelegen waren, ‒ aber
OO
Bulwers Wissen war ihm erst aus
dritter Hand ge‐
OO
worden, und Allzuvieles blieb ihm noch ver‐
OO
schleiert, so daß ihm schließlich all sein Wissen
OO
und Erleben nur noch abrundbar erschien
in
OO
künstlerischer Darstellung.
Es verbirgt sich hinter dem so wenig romanhaf‐
OO
ten Roman «
Zanoni», wie hinter der «
seltsamen Ge‐
OO
schichte» des «schwarzen Magiers» Margrave, weit
OO
mehr an wahrlich überaus bitterer
Resignation, als
OO
der nichtunterrichtete Leser dieser Werke ahnen
OO
mag! ‒ ‒
.Auch
Lord Lytton Bulwer hatte, wie so mancher
OO
andere,
gesucht, und das Gesuchte
nicht gefunden,
OO
da er sich nicht
genügen hatte lassen an
dem, was
OO
ihm
gegeben worden war, und so auf
falsche Fährte
OO
geriet, auf der ihn seine
erste Führung dann
verlas‐
OO
sen mußte...
.Die
Tragik eines Menschenlebens erhebt sich ‒ nur
OO
leicht verhüllt ‒ hinter Bulwers zwei so sehr
ge‐
OO
heimnisvollen Dichterwerken, die aus der
überrei‐
OO
chen Produktion dieses genialen Schriftstellers
OO
und Staatsmannes, der übrigens auch des
Deut‐
OO
schen vollendet mächtig war und nie seine Sympa‐
OO
thie für Deutschland verleugnet hat, recht son‐
OO
derbar herausragen. ‒
.Die Originalausgabe seines «
Zanoni» zitiert auf
OO
dem Blatt vor der Einleitung ein heute unbe‐
OO
kanntes Wort: «
Kurz,
ich konnte weder Kopf noch
OO
Schwanz daran anbringen». (Der Graf von Gabalis)
OO
als Motto.
.Dieses Wort aber ist hier
mehr als seine scherz‐
OO
haft klingende Form vermuten läßt! ‒
.Hier ist ein
Selbstbekenntnis Bulwers ausgespro‐
OO
chen, ‒ das Selbstbekenntnis eines Menschen, der
OO
berechtigt war, die
ersten Weihen zu empfangen
OO
und sich dann
selbst um dieses Recht
betrogen
OO
hatte, so daß ihm von allem, was man ihm bereits
OO
gegeben haben mochte, nur ein
Torso übrig blieb,
OO
aus dessen Anblick immer neue
Qual erwuchs,
OO
weil er
nicht zu vollenden war! ‒ ‒ ‒
In kurzen, dürren Worten gesagt: ‒ Bulwer war
OO
indirekt einst, und
durch einen Mittelsmann, in den
OO
Führungsbereich der «
Leuchtenden des Urlichtes»
OO
gelangt, hatte sich aber später durch
andere Ein‐
OO
flüsse
irreführen und von Menschen, denen
seine
OO
erste Führung
fremd war, zur
Ausübung experimen‐
OO
teller,
niederer Magie verleiten lassen, so daß seine
OO
erste Führung ihn fallen lassen
mußte. ‒
.Wahrlich,
kein Einzelfall, ‒ aber dennoch hier
be‐
OO
sonders bedeutungsvoll, da der
künstlerische Nieder‐
OO
schlag dieses Erlebens vorliegt!
.Bedeutungsvoll vor allem, weil hier ein
Dichter
OO
nicht nur einen Stoff behandelt, den er von
Ande‐
OO
ren hat, sondern seinem
eigenen Erleben künstleri‐
OO
sche Form zu geben sucht, und weil
unendlich viel
OO
aus seiner Darstellung
zu lernen ist, wenn man sie
OO
recht verstehen will! ‒ ‒
.Und darum ist die durch
Ade besorgte und von
OO
manchem allzubehindernden,
zeitbedingten Bal‐
OO
last in kluger Weise befreite, leicht lesbare Neu‐
OO
ausgabe des «
Zanoni» so sehr zu begrüßen, ganz
OO
abgesehen von der
durchaus auf sicherer Fährte
OO
schreitenden Deutung, die Bulwers Werk zum er‐
OO
stenmale
so sehen lehrt wie es gesehen werden
OO
muß, soll es nicht zum «Steinbruch» für die wil‐
OO
den
Groteskbauten irrer
Phantasterei erniedrigt wer‐
OO
den! ‒ ‒ ‒
.Allen aber, die nach der Lektüre dieses immer
OO
wieder neuen Buches, das man
des öfteren lesen
OO
muß, um seine Winke zu verstehen, nun an mich
OO
schreiben möchten, um Gewißheit zu erhalten, ob
OO
sie auch «
die Symbolik recht verstanden» hätten, muß
OO
ich hier sagen, daß mir
Anderes zu tun obliegt, als
OO
ihnen einen
Kommentar zu geben, so daß sie Ant‐
OO
wort
nicht erwarten dürfen.
.Wie
Ades Nachwort sie so richtig belehrt,
OO
kommt es bei diesem Buche
keineswegs auf die
Ent‐
OO
hüllung der Symbole an!
.Bulwer gebrauchte die Symbolwelt die er sich
OO
geschaffen hatte, viel zu
souverain, als daß es nicht
OO
sofort den
ärgsten Irrtum fördern würde, wollte
OO
man sie einheitlich zu «
deuten» suchen. ‒
.Sie ist ihm auch nicht dazu da, «Bedeutungen»
OO
zu schaffen!
.Als wahrhaft großer Mensch bewahrte er auch
OO
nach der Abirrung von seinem Wege,
dem, was er
OO
einst
erlebend zu empfinden sich gewürdigt sah, die
OO
höchste
Ehrfurcht, so daß es seine stete Sorge blieb,
OO
Erlebtes zu
gestalten und dennoch zu
verhüten, daß
OO
etwa ein Symbol in klarer Weise
deutbar werden
OO
könnte, da er aus
eigener Erfahrung wußte, daß
OO
nicht jeder für den Weg zur Wahrheit schon
berei‐
OO
tet ist, und außerdem die
Grenzen respektierte, die
OO
ihm von früherher gezogen waren. ‒
.So schafft er sich Symbole, die das
Sensations‐
OO
bedürfnis derer zu befriedigen vermögen, die
OO
doch
nicht fähig wären,
jenen Weg zu gehen, den er
OO
selbst im Irrtumswahn dereinst
verlassen hatte...
.Und in der Einleitung läßt er den seltsamen Ge‐
OO
währsmann, den er sich erfand um die
Fiktion zu
OO
stützen, daß er nur
fremde Handschrift übersetze,
OO
von dem Werke sagen:
«Es ist eine Wahrheit
für die, welche es
verstehen
OO
können, und ein
Unsinn für
solche, die es
nicht kön‐
OO
nen.» ‒ ‒ ‒
Also hat es auch
gar keinen Zweck, bei mir anzufra‐
OO
gen, ob man sich in der «
Deutung» der Symbolik
OO
Bulwers irre, oder nicht!
.Entweder, man
gehört zu jenen, die aus diesem
OO
Buche
Wahrheit schöpfen, oder man wird nur
Un‐
OO
sinn fördern, indem man durch versuchte «
Deu‐
OO
tung» der Symbolik
das zu finden hofft, was nur
OO
durch Verstehen der
Gestaltung des Erlebens fühl‐
OO
bar werden kann. ‒ ‒ ‒
Sehr oft ist überdies im Buche reichlich von Din‐
OO
gen die Rede, die sehr geheimnisvoll
erscheinen,
OO
und doch nur
um des künstlerischen Spieles willen
OO
eingeflochten wurden, während an
anderen Stel‐
OO
len
scheinbar völlig unbedeutendes Geschehen
tiefe
OO
Weisheit in sich birgt. ‒
.Wer hier belehrt sein will, der lasse sich nicht
OO
von der
Neugier plagen, ob dies und jenes sich auf
OO
wirkliches Geschehen gründe, oder was es als
Symbol
OO
bedeute!
Er halte fest, daß ‒ wie auch
Ade klar erkannte
OO
und in seinem Nachwort darlegt ‒ «
Zanoni» und
OO
«
Mejnour» zwei
Typen, ‒ oder wenn man will, zwei
OO
Auswirkungsformen, ‒ im Symbol, als
Handelnde zu
OO
zeigen suchen, die
jederzeit und
stetig eng verbun‐
OO
den, in der Vereinung aller «
Leuchtenden des Ur‐
OO
lichts» wirken.
.«
Zanoni» repräsentiert den mehr zur
Milde nei‐
OO
genden, alles
miterfühlenden Pol, «
Mejnour» dage‐
OO
gen den Pol des strengen
Gesetzes, der sich vom
OO
Erdenmenschlichen isolieren
muß, und nur durch
OO
den anderen wirkenden Pol
der Milde und des Er‐
OO
barmens noch mit der Menschheit in Verbindung
OO
bleibt.
OO
.Gewiss sind
beide Pole im Buche
nicht immer ganz
OO
richtig gezeichnet, aber im
Wesentlichen bleiben sie
OO
stets gut bestimmt und erkennbar.
.In
Glyndon aber ist der
Suchende dargestellt, der
OO
sich
zuviel vertraut und sich aus eigenem Willen
OO
aus der schützenden Nähe des Poles der
Milde in
OO
den überstrengen Bereich des Poles harter
Gesetz‐
OO
lichkeit begibt, allwo er die Probe nicht besteht,
OO
sich vom niederen Magischen anlocken läßt und
OO
schließlich dadurch alle weitere Führung
verliert.
OO
Da Bulwer über die wahre Natur Zanonis und
OO
Mejnours, ‒ auch als
Einzelgestalten ihrer Art be‐
OO
trachtet, ‒ nicht sprechen
durfte, ohne
Eidbruch zu
OO
begehen, so sucht er ihre Sonderstellung
auf eine
OO
phantastische Weise darzustellen um sie dem Leser
OO
empfindbar zu machen.
.Sehr vieles bleibt daher
reine Allegorie, oder
OO
deckt sich
nur dann noch, wenn man es quasi «
rück‐
OO
übersetzt», in gewisser
veränderter Form mit der
OO
Wirklichkeit.
.Wirklich
wichtig aber bleibt dem Autor stets nur
OO
das
Erleben, zu dem er seinen Leser durch Er‐
OO
weckung des Mitempfindens zwingt! ‒
.Er will nur als
Gestalter wirken,
nicht als
Lehren‐
OO
der.
.Alles, was er etwa
lehrend sagen zu müssen
OO
glaubt, faßt er in kurze Zitate, die er jeweils den
OO
Kapiteln mit auf den Weg zum Leser gibt.
Ich wünschte, daß
recht viele dieser Leser
nicht eher
OO
ruhen möchten, als bis sie das Buch sich restlos
zu
OO
eigen machen konnten!
.Es glaube aber keiner, daß ich die Verpflich‐
OO
tung hätte, oder auch nur gesonnen sei, ihn, über
OO
das hier Gesagte hinaus, noch in Einzelheiten zu
OO
belehren!
.Der Roman «
Zanoni» ist ein Buch, das
aufrütteln
OO
und
erwecken kann, und, wenn es recht verstanden
OO
wird, auch die
Gefahren meiden lehrt.
.An
Hand des Buches aber
letzte Wahrheit aufzu‐
OO
zeigen, hieße
die Wahrheit wie das Buch mißbrauchen,
OO
und wäre ein Versuch am untauglichen Objekt! ‒
.Und nun: ‒
.Nimm und lies!
ES geht hier um ein
Buch, aber
nicht in der Ab‐
OO
sicht, dieses Buch zu
rezensieren, denn dazu
OO
müßte ich selbst Religionshistoriker sein, wie sein
OO
Verfasser.
.Es geht um ein Buch, das ich allen Lesern mei‐
OO
ner eigenen Bücher in die Hände wünsche!
.Besonders aber denen, die am «Schriftwort»
lei‐
OO
den, seitdem sie nicht mehr
jene Form der «Wahr‐
OO
heit» in den Evangelien gesichert finden, die ih‐
OO
nen heute stenographisch aufgenommene Parla‐
OO
mentsberichte und Gerichtsverhandlungsakten
OO
etwa darzubieten haben...
.Das Buch, dem ich hier Zeugnis geben muß,
OO
weil ich als
Schuld empfinden würde, nicht von sei‐
OO
ner Existenz zu sprechen, ist mir selbst vor wenig
OO
Wochen erst bekannt geworden.
.«
Jesus,
wie sie ihn sahen» nennt
Carl Albrecht Ber‐
OO
noulli, als Autor, dieses lebendige lebenwirkende
OO
Werk!
OO
.Als ich zum erstenmal den Titel las, war mir
OO
zwar wohlbewußt, daß eine religionshistorische
OO
Forscherarbeit vorliegen müsse, deren Daten
OO
man
vertrauen könne, wie man nur dort vertraut,
OO
wo man bereits Bestätigung empfing.
.Vor vielen Jahren hatte ich solche Bestätigung
OO
bereits erhalten, als eben Bernoullis Darstellung
OO
der Freundschaft zwischen dem ihm selbst nah
OO
befreundeten
Franz Overbeck und
Friedrich Nietz‐
OO
sche erschienen war, und mein Vertrauen konnte
OO
sich nur vertiefen durch den Einblick in das drei‐
OO
bändige Werk über
J.
J.
Bachofen, dem vor einigen
OO
Jahren Bernoulli, als genialer Plastiker des Wor‐
OO
tes, ein Denkmal schuf unter dem Titel «
Urreligion
OO
und antike Symbole».
.Wer diese Dinge dergestalt zu deuten wußte,
OO
wie
Carl Albrecht Bernoulli, der hatte auch gewiß
OO
außerordentliches zu sagen, wenn er über die
OO
drei ersten Evangelien und den Jesus ihrer Schil‐
OO
derung schrieb.
.Jedwede Erwartung aber wurde weit übertrof‐
OO
fen, als mir das neue Werk dann endlich
vor Augen
OO
kam...
.Ich wiederhole, daß ich mich nicht berufen
OO
fühle, dieses Buch über «Jesus, wie sie ihn sahen»
OO
vom
religionshistorischen Standpunkt aus zu würdi‐
OO
gen, auch wenn ich nicht leugnen darf, doch im‐
OO
merhin ziemlich ausreichend beraten zu sein
OO
über den Stand der Textklarstellung des «Neuen
OO
Testamentes» durch unvoreingenommene For‐
OO
scherarbeit.
.Mir ist das Buch des großen Basler Gelehrten
OO
als Werk der
Darstellung so überaus bedeutungs‐
OO
voll, daß ich Verpflichtung fühle, eindringlichst
OO
darauf hinzuweisen.
.Ich kenne kein literarisches Bildnis des «größ‐
OO
ten Liebenden», das ihm
auch nur entfernt so «
ähn‐
OO
lich» wäre wie die plastische Gestaltung, die Ber‐
OO
noulli aus dem sorglichst gereinigten Bildhauer‐
OO
ton der Synoptikertexte erwachsen ließ!
.Da ich ja hier zu Menschen rede, die bereits aus
OO
meinen Schriften wissen können, welche Weise
OO
des Vergleichens mir eröffnet ist, so brauche ich
OO
wohl nicht aufs neue darzulegen, was mein Urteil
OO
sichert, gilt es ein
Bild des Meisters von Nazareth
OO
an der
Wirklichkeit zu messen...
.Wohl aber muß ich vor dem Irrtum warnen, als
OO
könne Forscherarbeit und geniale Intuition aus
OO
dem in Evangelientexten eingestreuten, leidlich
OO
sicher auf Bericht Mitlebender hinweisenden Le‐
OO
gendenschatz jemals ein Jesusbild gestalten, das
OO
in
allen seinen Zügen sich mit der Gestalt des Man‐
OO
nes decken würde, der vormaleinst im alten Palä‐
OO
stina lehrte, litt und als Gemarterter am Kreuze
OO
starb, wonach man ihm dann selber seine Tempel
OO
baute.
.Es ist schon
Unschätzbares aufgestellt, vermag
OO
hier Forschung und Gestaltungskraft ein Bild zu
OO
schaffen, das in gewissen psychologisch wichtigen
OO
Zügen
Ähnlichkeit erreicht!
.«
In die Sphäre des Geheimnisses kann die Forschung
OO
nicht vordringen...» sind Bernoullis eigene, Gren‐
OO
zenklarheit schaffende Worte.
.Es liegen uns nur alte «
Lehr»-Kunden, aber kei‐
OO
neswegs wirkliche «Ur»-Kunden vor, so daß es zu‐
OO
erst unsäglicher, mühereicher Kleinarbeit vieler
OO
Forschender bedurfte, um nur das Wenige zu si‐
OO
chern, was vielleicht Anspruch erheben kann, als
OO
Nachhall
ursprünglicher Kunde zu gelten.
.Bernoulli prüft nun mit äußerster Vorsicht das
OO
schon von Anderen gesichtete Wortmaterial aufs
OO
neue, immer sorgsam untersuchend, ob nicht da
OO
oder dort ein Satz die ‒ wenn auch reichlich aus‐
OO
gebleichte ‒
Ursprungsfarbe trage.
.So sichert er nicht nur seinem Bildnerstoff die
OO
Dauer, sondern gibt auch dem Leser, der stets sol‐
OO
cher Nachprüfung beiwohnt, selbst gewisse Ur‐
OO
teilsmöglichkeiten an die Hand.
.Zudem sind die Stellen der alten Texte stets in
OO
der gesichertsten Übersetzung deutlich im Druck
OO
hervorgehoben und immer zugleich auch die
OO
minder wichtigen Verse vermerkt, für den, der
OO
sie selbst vergleichen will.
.«
Jesus,
wie sie ihn sahen», ist durchaus das Buch
OO
eines an
strengste Wissenschaftlichkeit gewöhnten
OO
Geistes, obwohl es etwas völlig anderes ist als
OO
«trockene Wissenschaft».
.Auch der keineswegs «wissenschaftlich» Gebil‐
OO
dete wird von den Seiten dieses Buches kaum los‐
OO
kommen können, so krafterfüllt und lebenerre‐
OO
gend wird auf ihn eingesprochen, und wenn ihm
OO
schon wirklich da und dort ein Fachwort der Ge‐
OO
lehrsamkeit noch unbekannt ist, dann braucht er
OO
nur weiterzulesen, um es durch den gegebenen
OO
Zusammenhang verstehen zu lernen.
.Aber kein Leser darf vergessen, daß sich der
OO
Forscher nur
an das im Schriftwort Gegebene zu hal‐
OO
ten hat, so daß denn auch hier nur gezeigt werden
OO
kann, was der Wissenschaft
zugänglich ist und je‐
OO
derzeit
nachprüfbar.
.Aus diesem Material allein darf der
Künstler im
OO
Gelehrten dann das Bild vergangenen Lebens ge‐
OO
stalten, so wie es sich seiner Gestaltungskraft er‐
OO
gibt.
.Carl Albrecht Bernoulli ist nicht nur
Historiker
OO
und
souveräner Wortgestalter, sondern auch siche‐
OO
rer
Psychologe, der in allen Sondergebieten dieser
OO
Spezialwissenschaft die benötigten Schächte und
OO
Stollen genauestens kennt, und so begibt es sich
OO
denn hier, daß der Historiker gleichsam mit der
OO
Wünschelrute sucht, bis er die Goldverstecke auf‐
OO
gefunden hat, die dann der Psychologe sorgsam
OO
auszuwerten weiß, um endlich dem
Künstler, der
OO
er gleicherweise ist, vorzulegen, was Material zu
OO
plastischer, rekonstruierender Gestaltung wer‐
OO
den kann.
.Es ist allen notwendig, dieses überaus bedeut‐
OO
same Buch zu lesen, denen bisher noch die
OO
Brücke fehlen mag zwischen dem in der Kindheit
OO
schon vernommenen «Wort der Schrift» und den
OO
Mitteilungen über Jesu Leben, Wirken und Tod,
OO
die ich in meiner Aufhellung des vierten Evange‐
OO
liums («Die Weisheit des Johannes») seinerzeit ge‐
OO
geben habe.
.Carl Albrecht Bernoulli hält sich allein an die
OO
drei ersten Evangelien und an das, was er in den
OO
dort als möglichst gesichert geltenden
Textworten
OO
intuitiv erkennt.
.Bei mir ist vom
vierten Evangelium die Rede,
OO
und ich gebe Mitteilung von dem, was die
Schau‐
OO
ungskraft der Seele mir enthüllt, ohne dafür nach ir‐
OO
gendeinem wissenschaftlich überprüfbaren Beleg
OO
zu suchen, da solcher Nachweis hier naturbedingt
OO
unmöglich ist.
.Dennoch wird der Leser beider Bücher leicht
OO
entdecken, wie nahe das aus der Gelehrten
For‐
OO
scherarbeit genial gestaltete, urtümlich lebensvolle
OO
Jesusbild
Bernoullis, dem aller Menschenmeinung
OO
überhobenen Bestand der
Wirklichkeit sich an‐
OO
gleicht, der nun einmal der Wissenschaft leider
OO
entzogen bleibt und nur dem schauenden Erle‐
OO
ben Weniger sich offenbart.
.Ich weiß gewiß, daß man mir allerorten danken
OO
wird für diesen Hinweis auf ein Buch, das keiner
OO
wieder missen möchte, dem es Besitz und inneres
OO
Erleben wurde.
ALS Ende 1917 Gustav Meyrinks phantasti‐
OO
scher Roman «
Walpurgisnacht» erschienen
OO
war, wurde ich von allen Seiten mit Briefen be‐
OO
stürmt, in denen man großer Befremdung dar‐
OO
über Ausdruck gab, daß in einem Kapitel des Ro‐
OO
mans, in stark betonter Weise, Äußerungen zu fin‐
OO
den seien, die doch, trotz dem phantastischen
OO
Rahmen, allzudeutlich ihr Herkommen aus mei‐
OO
nen,
einige Jahre vorher veröffentlichten Einzel‐
OO
bändchen: «
Das Licht vom Himavat» und «
Der Wille
OO
zur Freude» verrieten.
.Ähnlicher Unmut scheint sich auch jetzt wieder
OO
einzustellen, nachdem in einem Nachruf für Gu‐
OO
stav Meyrink, im letzten Heft der «Säule», gerade
OO
die hier in Betracht kommenden Textstellen des
OO
erwähnten Romans besonders hervorgehoben
OO
worden waren.
.Da ich aber unmöglich zulassen kann, daß üble
OO
Mutmaßungen, die ich zu entkräften vermag,
OO
dem Namen Gustav Meyrinks zu nahe treten,
OO
während ich andererseits mich nicht in der Lage
OO
sehe,
in privater Korrespondenz die unberechtigten
OO
Meinungen zu berichtigen, so bleibt mir nichts
OO
anderes übrig, als hier vor den gleichen Lesern,
OO
die durch die Zitate des Nachrufs zu irrtümlichen
OO
Annahmen gelangten, die Zusammenhänge auf‐
OO
zuklären.
Veranlaßt durch die Lektüre meiner oben ge‐
OO
nannten Schriften hatte mich Meyrink im Früh‐
OO
jahr 1917 an meinem damaligen Wohnort, der
OO
etwa zehn Stunden Schnellzugsfahrt von dem sei‐
OO
nen entfernt lag, aufgesucht, und wir waren uns
OO
in mehrtägigen intensiven Gesprächen über den
OO
Inhalt meiner Schriften menschlich freundschaft‐
OO
lich nahegekommen.
.Die Folge war, daß ich ihm,
auf seinen Wunsch
OO
hin, gerne das Recht einräumte, alles, was ihm aus
OO
diesen Gesprächen in der Erinnerung haften
OO
bleibe, sowie auch alles, was in meinen Schriften
OO
niedergelegt sei, unbedenklich
als literarisches
OO
«
Material» zu verwerten, wenn es ihm in seinen da‐
OO
mals beabsichtigten und nur zum Teil später aus‐
OO
geführten neuen Romangestaltungen, von denen
OO
er mir viel erzählte, gerade besonders gelegen
OO
käme.
OO
.Sein erster, seit unserem Bekanntwerden, noch
OO
zu Ende des gleichen Jahres, erschienener Ro‐
OO
man war «
Walpurgisnacht».
.In dem Kapitel «
Im Spiegel» läßt er den unheim‐
OO
lichen Somnambulen «Zrcadlo» auftreten, aus
OO
dem zuerst «
das innerste Ich» des Kaiserlichen Leib‐
OO
arztes Flugbeil, diesem, während der Befragung
OO
des in Trance Befangenen, entgegenspricht, und
OO
die in dem kürzlich erschienenen Nachruf zitier‐
OO
ten Gedanken über die
Freude äußert, die ja deut‐
OO
lich genug meine Abhandlung «
Der Wille zur
OO
Freude» als Anregungsquelle verraten.
.Später spricht dann aus dem Somnambulen
OO
eine
andere Stimme, die sich als die eines gleich‐
OO
zeitig lebenden Weisen, eines «
Mandschu» zu er‐
OO
kennen gibt, und allerlei Dinge über das «
Ich»
OO
sagt, die ebenso deutlich auf meine Schrift: «
Das
OO
Licht vom Himavat» bezogen sind, weit mehr noch
OO
aber Reminiszenzen an das im damaligen Früh‐
OO
jahr zwischen Meyrink und mir
Gesprochene dar‐
OO
stellen.
.Meyrink war durchaus zur
Verwendung des
OO
«Stoffes», um den es sich künstlerisch für ihn han‐
OO
delte,
berechtigt, aber
die Art der künstlerischen
OO
Verwendung gerade des von mir zu ihm
Gespro‐
OO
chenen erschien mir nachgerade
etwas zu sehr «freie
OO
Interpretation», so daß ich ihn alsbald bat, doch
OO
lieber zukünftig auf mich als «literarische Stoff‐
OO
quelle»
verzichten zu wollen.
.Meines Wissens ist dann auch keine Zeile mehr
OO
in Meyrinks weiterem Schaffen entstanden, deren
OO
Anregung irgendwie auf mich zurückgeführt
OO
werden dürfte, wie ja auch andererseits die Ro‐
OO
mane «
Der Golem» und «
Das grüne Gesicht» längst
OO
erschienen waren, bevor ich Meyrink zum ersten‐
OO
mal sah.
In späteren Jahren hat sich übrigens Meyrink
OO
mir gegenüber mehrfach sehr entschieden dahin
OO
ausgesprochen, daß er «nicht im Traum» daran
OO
denke, die in seinen okkulten Romanen behan‐
OO
delten Lehren und Erlebnisse selbst als richtig
OO
oder als erlebensmöglich anzusehen, obwohl er
OO
für alles in seiner Bibliothek literarische Belege,
OO
zum Teil sehr seltener Art, besitze. «Als Roman‐
OO
schriftsteller» behalte er sich jedoch vor,
das Mate‐
OO
rial zu verarbeiten, das ihn «besonders reize», wo‐
OO
bei er jede
eigene Verantwortung für die aus litera‐
OO
rischen Quellen entnommenen und von ihm
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künstlerisch dargestellten Lehren
ablehne. Seiner
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Auffassung nach sei es jedoch «
einfach künstlerische
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Forderung», daß der Autor eines Romans oder
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einer Erzählung den Eindruck erwecken müsse,
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als sei er selber überzeugt von den Dingen, die
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sein Stoffgebiet ausmachen. Ihm falle es leicht,
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diese Forderung zu erfüllen, da er ja tatsächlich
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von der
Existenz einer, dem Menschen normaler‐
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weise unzugänglichen, okkulten Welt überzeugt
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sei, deren Einflüsse er oft sogar beim Schreiben
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seiner Sätze spüre.
.Man wird dem Gesamtwerk des dahingegange‐
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nen Dichters nur dann gerecht, wenn man die in
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seinen Romanen und Erzählungen stofflich mit‐
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verwendeten
Lehren nur auf die Gestalten bezieht,
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denen er diese Lehren in den Mund legt. Er selbst
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aber wollte sich niemals etwa als Lehrer okkulter
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oder mystischer Anschauungen, sondern als
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freier
Künstler beurteilt sehen, dem jede Stoff‐
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benützung erlaubt ist, durch die er in künstleri‐
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scher Gestaltung sein Werk bereichern kann.
.Die in seinem künstlerischen Schaffen deutlich
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erkennbare
Tendenz ist bei Meyrink in seinem
gan‐
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zen dichterischen Werk
die gleiche: ‒ Aufstochern
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der Gedankenwelt des «Spießers» aller Schichten,
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Klassen und Kasten, den er in den früheren Er‐
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zählungen ingrimmig
verhöhnt, während in den
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okkult-phantastischen Romanen der ganze frag‐
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würdige
Unterbau einer allzuselbstgewissen dün‐
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kelbeladenen Weltanschauung in grellen Blink‐
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lichtern bespiegelt wird.
.Allen, die Meyrinks dichterische Stärke so we‐
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nig erfaßt haben, daß sie ihm, ‒ dem phantasie‐
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reichsten Menschen der mir je begegnet ist, ‒ zu‐
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trauen können, er sei zu heimlichen Anleihen bei
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Anderen genötigt gewesen, kann ich mit jeder
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Gewißheit sagen, daß seine stets übererregte
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Phantasie wahrlich um Erfindungen niemals ver‐
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legen war. Wenn er dennoch immer Ausschau
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hielt nach ungewöhnlichem Tatsachenmaterial
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und nach Bestätigung seiner Ahnungen im Zeug‐
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nis solcher Menschen, bei denen er ein unge‐
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wöhnliches Erleben vermuten durfte, so waren es
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rein
künstlerische Gründe, die ihn dazu bestimm‐
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ten, und nur
künstlerische Empfindung konnte für
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ihn maßgebend sein, wenn er Berichte über nicht
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alltägliches Erleben auf seine Art in sein Schaffen
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verwob.
.Daß die Beziehungen zwischen Meyrink und
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mir, wie bekannt, allmählich in eine gewisse Ent‐
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fremdung übergingen, war gleichsam automa‐
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tisch eintretende Folge der übergroßen Verschie‐
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denheit in der beiderseitigen Auffassung geistiger
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Dinge, die ihm nur Gegenstand künstlerischer
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Bearbeitung blieben, während ich ihnen nie an‐
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ders als unter höchster Ehrfurcht nahen kann, da
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sie mir ja
erfahrungsgewiß sind.
Auszüge aus dem Briefverkehr um 1920
->hier
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(nicht i.d. Nachlese enthalten - nicht verifizierbar!)
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ENDE