DAS HOHE ZIEL
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
BÔ YIN RÂ
Autorenname von J. A. Schneiderfranken
3. Auflage
Unveränderter Nachdruck der 1961 in der Kober'schen
Verlagsbuchhandlung erschienenen zweiten Auflage
Erste Auflage Verlag Magische Blätter Leipzig, 1925
© 1972, Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG Bern
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung in
fremde Sprachen und der Verbreitung in Rundfunk und
Fernsehen. Druck: Graphische Anstalt Schüler AG, Biel
.Höher als alle Erdenziele ist das
hohe
OO
Ziel, das dieses Buches Worte dir zeigen
OO
wollen.
Vergeblich aber wirst du dieses Ziel zu er‐
OO
reichen suchen, wenn du es etwa in
weiter
OO
Ferne wähnst!
Der
Weg, der dich zu deinem hohen Ziele
OO
führt, ist
in dir selbst, und
in dir selber
OO
nur wirst du dereinst das hohe Ziel
errei‐
OO
chen!
Auch alle
Hilfe deren du bedarfst auf dei‐
OO
nem Wege, wird dir nur
in dir selbst zuteil!
OO
Nur
in dir selber kannst du die helfenden
OO
Hände ergreifen, die sich dir entgegen‐
OO
strecken!
Verwechsle nicht die
Lehre, die dir das
OO
Ziel zu
zeigen sucht und dich auf den
OO
Weg zum Ziele
leiten will, mit dem
Be‐
OO
treten des Weges
in dir selbst!
Erst dann kann dir die
Lehre Segen
OO
bringen, wenn du nach ihrer Weisung
in dir
OO
selber suchst. ‒
Dann erst wirst du auch
Hilfe in dir sel‐
OO
ber finden!
Sollen darum dieses Buches Worte dich zu OO
deinem hohen Ziele bringen, so wirst du OO
sie in dir selber wiederklingen lassen OO
müssen.
In deinem Inneren wirst du alsdann den OO
steilen Weg entdecken, und wenn du ihn OO
mutig zu erklimmen suchst, so wird er auch OO
dich das hohe Ziel einst in dir selber OO
finden lassen! ‒ ‒
.Es war nicht klügliches Ersinnen, was die
OO
alten Weisen immer wieder zu der Mahnung
OO
drängte, den Geist in der
Stille zu suchen,
OO
bei «verschlossenen Türen» des Geistes Ruf
OO
zu erwarten. ‒
Was dann im
Inneren vernommen werden
OO
kann, wird nur der
Seele hörbar sein, und
OO
fühlend nur wird sie vernehmen können,
OO
was niemals sich in Worte einer Menschen‐
OO
sprache fassen läßt...
Wohl dem, der solcherart
fühlend zu
hören
OO
weiß!
.Nicht allen wird es gegeben sein, den Ruf
OO
des Geistes sogleich zu
vernehmen.
Sie werden oft lange im «
Gebete» verharren
OO
müssen, ehe ihr
Inneres also
aufgetan
OO
wird, daß sie
in sich selbst den Ruf
er‐
OO
fassen...
.Wie fernes Saitenspiel nur das
ge‐
OO
schärfte,
kundige Ohr die
Melodie er‐
OO
kennen läßt, indessen es anderen Ohren nur
OO
undeutbares Klingen bleibt, so wird der
OO
sanfte Ruf des Geistes nur von denen ver‐
OO
nommen, die ihr
inneres Gehör zu schär‐
OO
fen wußten und die Seele geistiger Dinge
OO
also kundig werden ließen, daß sie auch
OO
deuten kann, was ihrem Hören klingt. ‒ ‒ ‒
OO
.Im Lärm des überlauten Tages taub ge‐
OO
worden, irrt so mancher durch die Wüste, ‒
OO
harrend des Rufes, der ihn erreichen könne,
OO
und seiner Taubheit nicht bewußt.
Vergeblich wird der Ruf des Geistes ihn zu
OO
bewegen suchen...
Erst muß der Lärmbetörte seiner Taubheit
OO
inne werden, um dann in der Stille wieder
OO
sein Gehör zu erlangen.
Erreicht dann wieder Geistiges sein Ohr,
OO
dann wird er lernen müssen, sich dem Lärm
OO
der Außenwelt beharrlich zu
verschließen
OO
und dennoch
nicht vor ihm zu fliehen. ‒
OO
Was immer ihn umgeben mag, ‒ stets muß
OO
er
sich selbst in der
Stille erhalten!
Der Lärm des Tages darf nicht in sein
In‐
OO
neres dringen, auch wenn er sein
Äußeres
OO
mit aller Macht umtost. ‒
Wer den Ruf des Geistes hören will, muß
OO
sein Gehör allein nach
Innen kehren.
Nur in seinem
Inneren wird er vernehmen
OO
lernen können, was nie zu Worte ward...
Lärm und Getöse wird ihn nicht betäuben,
OO
wenn er im Inneren zu hören weiß!
Inmitten der Außenwelt, die ihn um‐
OO
brandet, wird er sich selbst eine
Insel der
OO
Stille sein.
Der Wogen Toben und des Sturmes Heulen
OO
wird er überhören lernen, und
aus der
OO
Stille in ihm selbst wird ihm des Geistes
OO
hoher Ruf erklingen! ‒
.Durch
Tat und
Wirken wird die Stille
OO
nicht gestört, die hier vonnöten ist!
Nicht dort, wo nur des
Todes Stille herrscht,
OO
kann je der Ruf vernommen werden!
Nur wo das
Leben seine Wogen wirft, wird
OO
auch die innere
Stille noch voll des Lebens
OO
sein, aus dem der Geist das
Geistige im
OO
Menschen zeugen kann.
Nur solche
Geisteszeugung hört den
Ruf
OO
des Geistes! Durch sie nur kann dem Men‐
OO
schen
Wissen werden ‒ um
sich selbst!
OO
‒ ‒ ‒
Wer anders je
sich selbst bei «Namen»
OO
nennen hören will, wird stets vergeblich war‐
OO
ten können...
Der Ruf, den er ersehnt, kann nur von
OO
Innen kommen, wenn das
Innerste be‐
OO
reits erwachte durch des Geistes zeugende
OO
Gewalt, die in der Stille nur zur Wirkung
OO
kommt. Nur aus dem
Innersten des In‐
OO
nern läßt sich Geistiges vernehmen!
.Die
Lehre, die von
außen her gegeben
OO
wird, soll dir nur zur Vorbereitung dienen.
Sie soll dein
Inneres des Geistes
kundig
OO
werden lassen, damit dereinst der Ruf aus
OO
deinem
Allerinnersten dir faßbar werden
OO
kann.
Die
Lehre wird dir immer nur vom Geiste
OO
zu
sagen wissen, was sich sagen
läßt. Des
OO
Geistes
Wirklichkeit kann dir jedoch nur
OO
nahen im
Erleben!
Du kannst des Geistes Leben anders nicht er‐
OO
fassen, als durch
Innewerden. ‒ ‒ ‒
So kehre dich denn mit aller Kraft deinem
OO
Inneren zu und
bitte den Geist
in dir
OO
selbst, daß er dein
Allerinnerstes er‐
OO
wecken möge!
Verharre in solchem «Gebete», bis du Er‐
OO
hörung findest!
Erhalte dich in der
Stille und in sicherer
OO
Zuversicht!
Selbst dein «
Gebet» darf nicht die
Stille
OO
stören! ‒
Noch weniger aber darfst du
heischen und
OO
fordern, was sich dir
von selbst ergibt,
OO
sobald dein Inneres durch die Stille
bereitet
OO
ist. ‒
Erwarte in
heiterer Ruhe deinen Tag! Sei
OO
tätig mit all deinen äußeren Kräften in der
OO
Außenwelt, doch lasse das Tabernakel dei‐
OO
nes
Innern niemals durch die Sorgen dieser
OO
Außenwelt entweihen! In deinem
Innern
OO
mußt du, unbeirrt durch die äußeren Stürme,
OO
stets die
Stille bewahren!
Kein Geräusch der Außenwelt darf dieses
OO
Innere in dir erreichen!
So wirst du dereinst ‒ an
deinem Tage ‒
OO
deine
tiefste Tiefe ergründen und zu dei‐
OO
ner
höchsten Höhe erhoben werden!
So wirst du dereinst den
Ruf des Geistes
OO
in dir selbst vernehmen und
dich selbst
OO
im Geiste
erkennen! ‒
Im
Leben des Geistes wirst du dann
OO
selbst dich im
ewigen Leben finden!
*
.Mehr als jemals ist es in heutigen Tagen
OO
an der Zeit, stets erneut darauf hinzuweisen,
OO
daß nicht alles «Geheimnisvolle», von dem
OO
wir umgeben sind, zu jenem letzten und hei‐
OO
ligsten Geheimnis führt, das allein der Seele
OO
Erlösung bringen kann.
Ja, es mag vielleicht nötig sein, auch Ver‐
OO
wahrung einzulegen gegen ein allzu leicht
OO
«fertiges» Lesen solcher
Warnung, denn
OO
die Verwirrung mancher Gehirne ist derart
OO
ins Groteske ausgeartet, daß sie die schärfste
OO
Ablehnung ihres Wahns in exaltierter Ver‐
OO
blendung nicht mehr erkennen und das
OO
Wort des Warners vor sich selbst in eitel Zu‐
OO
stimmung fälschen.
.Seit gar vielen Jahren schon, ‒ jahr‐
OO
zehntelang bereits, und längst vor dem Aus‐
OO
bruch des Völkermordens, dessen fluchgesät‐
OO
tigte Atmosphäre noch immer wie eine bran‐
OO
stige Wolke der Blutschuld über allem Erd‐
OO
geschehen lastet ‒ ward eine ihres Wissens
OO
und ihrer Aufklärung stolze Menschheit die
OO
Beute verderblichster Durchseuchung ihres
OO
geistigen Erkennens, so daß heute jede ver‐
OO
borgene Wahrheit ihr Satyrspiel findet.
Es ist wahrlich nicht zum Verwundern, wenn
OO
die Suchenden auf irre Wege gelangten!
.Zu allen Zeiten übte das phosphoreszie‐
OO
rende Flimmerlicht der geheimnisumwitter‐
OO
ten Grenzgebiete menschlichen Erkennens
OO
seinen Zauber aus auf empfängliche Gemüter,
OO
aber gar selten nur sah die Erde einen solchen
OO
Mangel an Sicherheit des Fühlens. ‒
Wie die Motte zur Flamme, so drängt es den
OO
Unerfahrenen, der ohne Warnung bleibt, die‐
OO
sem erregenden Aufflackern aus unbekannten
OO
Regionen entgegenzueilen, aber ‒ es droht
OO
ihm dabei auch die gleiche Gefahr und der
OO
gleiche Untergang...
Aus allen modrigen Kellerwinkeln und Ge‐
OO
rümpelkammern flattert die Verführung auf!
OO
Genarrtes Halbwissen,
halbgebildete
OO
Narrheit und
bewußter Betrug suchen
OO
allenthalben neue Scharen heranzulocken und
OO
wissen gar manchen zu umgaukeln, den man
OO
wahrlich nicht in solcher Gefolgschaft ver‐
OO
muten möchte. ‒ ‒
Aber alledem liegt ein tiefes
Sehnen zu‐
OO
grunde, das durch alles Wissen dieser Zeit
OO
nicht zu stillen ist und so abwegig wird, da
OO
ihm versagt bleibt,
selbst den rechten Weg
OO
zu finden, den ein erkenntnisstolzer Übereifer
OO
derart zu verbauen wußte, daß nur nacht‐
OO
schwarze Wände dort noch entgegengähnen,
OO
wo einst in früher Vorzeit die Freiheit er‐
OO
reichbar war.
.Tief im Menschen verankert ist die Er‐
OO
ahnung einer Überwelt, in der er die Lösung
OO
seines Daseinsrätsels zu finden hofft. Es ist
OO
dies Erahnen nichts anderes, als die schwache
OO
Rückerinnerung an seines Geistes Zustand
OO
vor dem «Fall» in erdenhafte Bindung!
Nun sucht er zurückzuerlangen, was er einst
OO
verlor, und wird in solchem Suchen allzu‐
OO
leicht nur ein Opfer dunkler Gewalten, die er
OO
nicht sieht, auch wenn sie ihn schon längst
OO
gezwungen haben ihrem Ruf zu folgen, bis er
OO
dann
zu spät erst bemerkt, daß ihm die
OO
schwälende Glut abgründiger Tiefen der Ver‐
OO
nichtung für den irdischen Widerschein des
OO
wahren, lebenspendenden
Lichtes galt, dem
OO
er ureigentlich entgegenstreben wollte...
.Wer immer in sich dieses Drängen nach
OO
der Lösung aller Daseinsrätsel erlebt, der
OO
bleibe sich darum wohlbewußt, daß es für
OO
ihn ‒
zwei Wege gibt und daß es allein von
OO
seiner
Besonnenheit abhängt, ob er den
OO
rechten einschlagen wird, der ihn zu seinem
OO
wahren Ziele führt, oder ob er in trunkenem
OO
Taumel der gleißenden Straße der Betörung
OO
sich vertraut. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
OO
Der
eine dieser beiden Wege, die sich vor
OO
ihm zeigen, wird ihn zu
Licht und
Er‐
OO
leuchtung und schließlich in das Reich des
OO
reinen
Geistes führen, während der
an‐
OO
dere, auf den ihn verlockend schillernde
OO
Gespenster zerren, die ihm Geistesmacht und
OO
Zauberkraft verheißen, unfehlbar ins Ver‐
OO
derben leitet, ‒ wenn nicht noch aus hoher
OO
Gnade Rettung kommt, und er zu rechter
OO
Zeit erkennt, daß er einem
Truglicht
OO
traute, das nichts anderes mit dem reinen,
OO
goldweißen Lichte der Gottheit gemeinsam
OO
hat, als den Reiz der Verborgenheit vor
OO
Erdensinnen. Aber wahrlich: nicht
alles
OO
Verborgene ist wert, daß man danach for‐
OO
sche! ‒
Obwohl die Sterne sich auch in
Tümpeln
OO
spiegeln, wird man doch nicht den Morast
OO
durchwühlen, um ihr Geheimnis zu ergrün‐
OO
den! ‒
.So wird es den ernstlich Strebenden, der
OO
nach dem wesenhaften Lichte des reinen
OO
Geistes hohes Verlangen trägt, gewiß auch
OO
nicht gelüsten, äußeres Erdenschicksal vor‐
OO
aus zu erkunden, auch wenn er mit Vorteil
OO
sich einer Berechnung bedienen kann und
OO
mag, die ihm, gleich anderer, irdischer Be‐
OO
rechnung, die Strömungen aufzeigt, durch
OO
die sein Tun und Lassen beeinflußt wird, so‐
OO
lange er in den Banden erdenhaft kosmischer
OO
Kräfte lebt und wirkt.
Hier mag er weise fördern lernen, was
ihn
OO
selber fördert, und dem wehren, was ihn
OO
hindern kann!
Er wird aber schwerlich dabei dem Irrwahn
OO
erliegen, als ob ihm ein Schicksal vorge‐
OO
zeichnet sei, dem er nicht entrinnen könne,
OO
sondern den
Ablaufsrhythmus seines
OO
Schicksals sich nur zu
enträtseln suchen,
OO
um dann an Hand seines Wissens ihn also
OO
auszunützen, daß vermieden wird, was zu
OO
vermeiden ist, und herbeigeführt, was
OO
wünschbar scheint. ‒
Sagt doch schon der wunderlich verschnör‐
OO
kelter Weisheit frohe
Paracelsus ‒ als
OO
einer, der es wirklich wissen konnte ‒ das
OO
vielbedeutsame, großes Erkennen wahrlich
OO
bezeugende Wort:
«Die Gestirne gewaltigen gar OO
nichts; sie sind frei für sich OO
selbst, wie wir frei für uns selber OO
sind. ‒»
Und weiter:
«Das Kind bedarf keines Gestirns OO
und keines Planeten; seine Mut‐ OO
ter ist sein Planet und sein OO
Stern!» ‒
.Das soll nun gewiß nicht so verstanden
OO
werden, als sei all jener Einfluß irdisch-kos‐
OO
mischer Kräfte, den man «Sternen» zu‐
OO
schrieb, da man nur an
ihrem scheinbaren
OO
Laufe ihn zu bestimmen wußte,
überhaupt
OO
nicht vorhanden, sondern will nur hei‐
OO
ßen, daß trotz allem die Freiheit, diesen Ein‐
OO
fluß folgerichtig zu
gebrauchen, ganz
in
OO
uns selber, in der eigenen
Willenszucht
OO
begründet liegt, so daß auch hier die Berech‐
OO
nung der
Möglichkeiten nur dann zum
OO
Segen gereicht, wenn sie der
Selbsterzie‐
OO
hung dient und uns veranlaßt, alle Kräfte
OO
aufzubieten, unser Dasein
frei zu machen
OO
von der Furcht vor wechselnden Gezeiten
OO
unsichtbarer Ströme, die zwar alles Erden‐
OO
hafte stets durchfluten, jedoch gebrochen
OO
werden an den diamantenen Dämmen, die
OO
des
Geistes unbesiegbare Macht um den
OO
Vertrauenden erbaut, der durch die
Tat
OO
darum zu bitten weiß...
Ein solcher wird auch niemals sich
Orakel‐
OO
sprüchen beugen, die ihm der Zukunft
OO
wandelbares Bild als
unabänderliches
OO
Fatum zeigen wollen; ja er wird sicherlich
OO
nach solcher Kunde kein Verlangen tragen.
OO
Noch weniger aber wird er es dulden, daß
OO
man, um der Erkenntnis willen, Menschen zu
OO
Werkzeugen abgründiger Kräfte werden läßt
OO
und sie so allmählich dann der Macht be‐
OO
raubt, ihrem Erdenkörper zu gebieten.
Niemals wird er andere aus
ihres Willens
OO
Herrschaft
lösen wollen, um ihnen
seinen
OO
Willen
aufzuzwingen. ‒
In allem seinem Tun und Lassen dient er nur
OO
der Freiheit, die allein des
Geistes Kinder
OO
kennen!
.Jedwede Erscheinung äußerer Natur, jed‐
OO
wedes Geschehnis dieses Erdenlebens läßt
OO
sich zum Guten wie zum Schlechten beugen,
OO
und daß man diese Fähigkeit in
rechter
OO
Weise stets zu nützen wisse: dazu dient alle
OO
Lehre der Berufenen. ‒
«Nicht wer zu mir sagt: Herr, Herr, wird in
OO
das Reich der Himmel finden, sondern wer
OO
dessen Willen in seinem
eigenen Wollen
OO
wirken läßt, der mich, als mein „Vater”, aus
OO
sich zeugte!»
So sprach etwa vor Zeiten einer, der da lehren
OO
durfte, weil er in
geistigem Erleben wußte,
OO
wovon er sprach, und der wahrlich von sich
OO
sagen konnte:
«Nicht aus mir selber lehre ich, son‐ OO
dern wie mir der „Vater” gebot, also OO
lehre ich euch!»
Die Weisheit dieses «großen Liebenden» aber
OO
wurde irdisch-allzuirdisch umgeformt, ehe sie
OO
das heutige Geschlecht erreichte, dem sie in
OO
ihrer Reinheit kaum mehr erkennbar ist.
Seine Lehre wollte nichts anderes bewirken,
OO
als daß der Mensch der Erde sein Leben
OO
nützen lerne: zum
Heile durch die
Tat. ‒ ‒
OO
.Alles bloße
Wissen aber um die so sehr
OO
verschiedenwertigen Dinge, die da jenseits
OO
der Erdensinne liegen, schafft nur sterile
OO
Schein-Erkenntnis, ‒ macht keinen
frei von
OO
irdischer Gebundenheit! ‒ Einzig die tat‐
OO
gebärende, nüchterne
Folgerung, die aus
OO
wahrer
Ein-
Sicht sprießt, kann das
Er‐
OO
lösungswunder wirken, wenn sie in
Tat
OO
und
Wirken umzusetzen weiß, was sich der
OO
Seele offenbarte; und was man je in Worten
OO
lehren mag, wird immer nur dann erst Wert
OO
gewinnen, wenn solche Lehre zum
Erleb‐
OO
nis führt. ‒
Wohl denen, die auf solche Weise zum Er‐
OO
leben ihres
Inneren gelangen und dann im
OO
Innersten des Innern
in sich selbst des
OO
rechten Weges
Ziel erreichen!
*
.Es ist wahrlich viel leichter, mit der Ge‐ OO
bärde des Suchenden die Außenwelt zu OO
durchforschen und selbst die geheimsten OO
ihrer Schächte aufzudecken, des Entdecker‐ OO
ruhmes gewiß, ‒ als in sich selbst sein OO
Allerinnerstes zu finden, das auch noch OO
denen wohlverborgen bleibt, die längst der OO
Seele Kräfte so erkundet glauben, daß ihrem OO
Blick die Seele selbst in schemenhaftes OO
Nichts sich löste. ‒ ‒
Laßt allen Hochmut darum schweigen, und OO
wäre euch auch wohl vertraut, was selbst den OO
Weisesten der Vorzeit dunkles Rätsel schien! OO
Es mag euch ohnehin gar manches Rätsel OO
nur «gelöst» erscheinen, weil ihr mit OO
einer Lösung euch zufrieden geben konntet, OO
die nichts von jener Tiefe in sich faßt, aus OO
der einst jenen Alten das Geheimnis seine OO
Frage raunte...
Auch unter den Suchenden der Vorzeit gab OO
es solche, die zu finden wußten, und wollt OO
ihr, ihnen gleich, zu Findern werden, so OO
müßt ihr euch bereiten, dort zu suchen, wo OO
sie gefunden haben!
Ich will euch suchen helfen in euch selbst, OO
denn da nur bleibt euch Hoffnung, allezeit OO
Gesuchtes für euch selbst zu finden. ‒
Kein Denken und kein klügliches Erschließen OO
kann euch je belehren, so ihr zu letzter Lö‐ OO
sung aller jener Fragen finden wollt, die stets OO
vor eurer Seele sich aufs neue antwort‐ OO
heischend aus dem Dunkel erdgebundener OO
Erkenntnis heben! ‒ ‒ ‒
Verwehret darum hinfort jedem lauten Ge‐ OO
danken in euch die Rede, bis jene große OO
Stille allein in euch zu finden ist, in der OO
nichts mehr spricht, was jemals euch von OO
außen kam! ‒ ‒
Dann aber lernt die hohe Kunst vertrauens‐ OO
vollen Wartens!
Sie wird wahrlich nicht leicht erlernt; aber OO
jeder, der nachmals fand, was er ersehnte, OO
mußte sie erlernen, und keinem bleibt diese OO
Lehrzeit erspart, der in sich selbst zum Fin‐ OO
der werden will...
Hütet euch, so ihr finden wollt, vor der OO
Versuchung, die Zeit des Wartens kürzen OO
zu wollen!
Ihr würdet nur desto
länger warten müssen,
OO
wolltet ihr solcher Versuchung in Torheit er‐
OO
liegen! ‒ ‒
.Ja, wahrlich: wer immer diesen Weg des
OO
Suchens auch betreten haben mag und auf
OO
ihm
nicht fand, was er zu finden hoffte,
OO
der darf wohl sicher sein, daß er
nur des‐
OO
halb nicht gefunden hat, weil er vermessen
OO
sich berufen glaubte, die Zeit des stillen War‐
OO
tens
kürzen zu können! ‒ ‒ ‒
Solange noch solches Streben in einem Su‐
OO
chenden ist, hat er die große
Ruhe nicht er‐
OO
langt, die erste
Vorbedingung ist für jedes
OO
Finden!
Wie darf er dann klagen, wenn
vergeblich
OO
all sein Mühen war?! ‒
Auch wer Verborgenes in dieser
Außen‐
OO
welt zu finden strebt, wird stets vergeblich
OO
suchen, so er nicht die
Ruhe in sich selbst
OO
zu schaffen weiß, die ihm
auch hier von‐
OO
nöten ist, will er zum
Finder des Gesuchten
OO
werden! ‒
Alle aber,
die jemals im
Allerinnersten
OO
das Letzte suchten und hier
gefunden ha‐
OO
ben, wonach ihr Sehnen stand, hatten vor‐
OO
dem die
Kunst des Wartens geübt und
OO
waren so zur Kultur der
Ruhe gelangt! ‒
Nur in
stillster Versenkung gab sich
OO
ihnen zu eigen, was Tausende
vergeblich
OO
suchten, die der
Ruhe ermangelten...
«
Das Himmelreich leidet Gewalt, und nur die
OO
Gewalt brauchen, reißen es an sich!» Es ist
OO
aber diese «Gewalt» nichts anderes, als die
OO
Gewalt der
Selbstbezähmung, die alle
OO
Unrast aus der Seele zu verbannen weiß! ‒
Erst wenn du in dir eine solche
Stille ge‐
OO
schaffen hast, daß es dir töricht erscheint,
OO
danach zu fragen:
wann dir die Erleuchtung
OO
werden wird, bist du wahrhaftig der Erfül‐
OO
lung nahe und kannst getrosten Mutes ver‐
OO
trauen, daß du
finden wirst, was dir ver‐
OO
hüllt blieb, als du, noch in Ungeduld gebun‐
OO
den, dich vergeblich mühtest! ‒ ‒ ‒
Es muß dir völlig nebensächlich werden,
OO
wann du auf dieser Erde die höchste Er‐
OO
kenntnis erlangen wirst! Du mußt suchen
OO
wie einer, dem keine zeitliche Grenze jemals
OO
gezogen ist!
Du mußt suchen wie einer, der da
weiß, daß
OO
er finden
wird, weil das, wonach er sucht,
OO
vorhanden ist und sich ihm nicht verber‐
OO
gen
kann, sobald er selbst des Findens
OO
würdig ist!
Je mehr deine Sicherheit wächst und dein
OO
Vertrauen zu dir selbst, desto näher
OO
wird dir auch
hohe Hilfe sein! ‒
.Pflege in dir selbst das gläubige
Ver‐
OO
trauen und meide die zersetzenden Ge‐
OO
danken, die dich immer wieder in
Furcht
OO
bannen wollen, so als ob das Finden dir nicht
OO
beschieden sei! ‒
Lerne erkennen, daß es
Lästerung ist,
OO
wenn solcher Furcht du dich ergibst! ‒ ‒
Du trägst
in dir selbst die Erlösung von
OO
allem Zweifel, ‒ und nur
in dir selbst
OO
kann dir letzte Gewißheit werden!
Schleudere von dir, was immer dich an
OO
solchem Glauben an dich selbst
beirren
OO
will, und sei es auch bis zum heutigen Tage OO
dir als «heilige Wahrheit» erschienen!
Dort, wo dir letzte Erkenntnis werden OO
soll, muß alles Denken der Gehirne schwei‐ OO
gen, und sei es auch bereits Jahrtausende OO
hindurch in höchsten Ehren! ‒
Du bist dort mit dir selbst allein, und OO
keine Macht der Erde kann dich hindern oder OO
dir zu Hilfe kommen!
In deinem Allerinnersten allein darfst du OO
zu finden hoffen, was du suchst, und alle OO
Wunder ferner Sternenweiten werden dir in OO
Nichts zerstäuben vor dem, was dir hier OO
vorbehalten ist! ‒
In deinem Allerinnersten wirst du in OO
Wahrheit erst dich selber finden, und dann OO
erst wird dir das Erkennen werden, daß all OO
dein Suchen nur ‒ dir selber galt.
.Dunkel ward es in den Hütten, und
OO
düstere Sorge liegt über den Palästen.
Man sucht die Öllampen hervor, um der Dun‐
OO
kelheit zu wehren, ‒ man zündet Kerzen auf
OO
den Kandelabern an, ‒ aber die Düsternis
OO
will nicht weichen.
.Ach, es ist
anderes Licht vonnöten,
OO
wenn euch die
Freude wieder werden soll!
OO
Doch, Freunde, so ihr nur
Vertrauen
OO
traget, wird
dieses Licht gewiß die Nacht,
OO
die euch umgibt,
besiegen!
Ihr wisset nicht, daß ihr
euch selbst der
OO
Finsternis verhaftet!
Laßt euch
nicht schrecken durch die
OO
Dunkelheit, die ihr auf allen euren Wegen
OO
ausgebreitet seht!
Ihr selbst habt euch dem
Dunkel zuge‐
OO
kehrt, so daß
Finsternis euch umgeben
OO
muß, bis ihre Zeit zu Ende ist und ihr euch
OO
wieder zum
Lichte wendet!
Doch auch
Finsternis birgt
Verheißung
OO
des Lichtes!
Sie wirket Kräfte, die das Licht
ersehnen
OO
lassen und so zur
Umkehr euch bewegen...
OO
Übet
Geduld und verharret in stillem
Ver‐
OO
trauen!
Über ein kleines werdet ihr sicher wieder im
OO
Lichte der Sonne schreiten!
.Auch in der tiefsten Dunkelheit ist euch
OO
das Licht nicht ferner als in der strahlend‐
OO
sten Helle, so ihr nur
selbst euch dem Lichte
OO
zukehren wollt!
Wendet
euch selbst der Sonne zu, und
OO
alle
Dunkelheit wird
hinter euch liegen!
OO
.So schritten die
Urväter stark und freu‐
OO
dig ins
Licht und ließen hinter sich was
OO
dunkel war...
Doch ihre Enkel lockte mehr und mehr die
OO
Finsternis. ‒
Was
hinter ihnen lag, ward ihnen wich‐
OO
tiger, als was sie noch
durchschreiten
OO
sollten...
Sie lernten das Rückwärtsblicken und OO
das Rückwärtswandern. ‒
Im Dunkel hofften sie zu finden, was sich OO
nur im Lichte zeigt.
Ihr aber: jener Enkel späte Enkelkinder, OO
dürft wahrlich euch nicht wundern, wenn OO
heute euch, die ihr nach jener Früheren OO
Ver-führung euch dem Dunklen zukehrt, OO
‒ dichte Finsternis umgibt!
Ihr werdet umkehren müssen wollt ihr OO
auch euch dereinst, so wie jene Alten, OO
im Lichte der Sonne finden!
Es bedarf des Mutes zu solcher Umkehr und OO
des entschlossenen Willens...
Entwöhnt sind eure Augen längst des Lich‐ OO
tes, das da allein euch einst der Freude OO
wiedergeben kann!
Nun muß zuerst das Sonnenlicht euch OO
schmerzen, bevor das Auge Kraft ge‐ OO
winnt, es zu ertragen und alsdann es OO
lieben lernt...
.Doch sind schon viele bei der Umkehr OO
angelangt und manche sind schon um‐ OO
gekehrt!
Keiner bleibt hier ohne Führung, so er OO
nur selbst die Umkehr wagt!
O, so verweilet nicht, ihr Suchenden, die OO
ihr noch rückwärtsschreitend sucht, auf OO
euren Irrtumswegen, die euch nur immer OO
tiefer in das Dunkel führen!
Und ihr, die ihr des Suchens längst schon OO
müde wurdet, begnügt euch nicht damit, in OO
euren Hütten und Palästen kümmerliche OO
Leuchte anzuzünden!
Kehret euch mutig dem ewigen Lichte OO
zu, und lasset hinter euch die Dunkelheit! OO
Sehet: ‒ Licht und Finsternis sind stetig OO
an ihrem Ort. ‒
Nur auf euch selber kommt es an, ob ihr OO
dem steten Dunkel euch verhaften, oder OO
euren Blick zum Lichte kehren wollt!
Wahrlich: ‒ euch allen leuchtet ewiges OO
Licht!
.Der ewigen Sonne
Licht birgt in sich
OO
mancherlei
Farben, und wenigen nur zu
OO
allen Zeiten wird es in seiner
goldweißen
OO
Fülle kund. ‒
Fast allen aber, außer diesen wenigen, zeigt
OO
es nur
eine seiner vielen Farben.
Hier kann nicht
Willkür ändern, was
Ge‐
OO
setz erheischt!
Dein Auge allein bestimmt,
in wel‐
OO
cher Farbe du das Licht erkennen
OO
sollst!
Du kannst mitten im Lichte stehen und den‐
OO
noch nicht das Licht erkennen, solange du
OO
dein Auge
zwingen willst, dir eine
Farbe
OO
des Lichtes zu zeigen, die
nicht die deine
OO
ist! ‒ ‒
So kannst du dich selbst zu jeder
Täuschung
OO
überreden und dich vom Lichte gar weit
OO
entfernen, indem du ihm zu nahen glaubst!
OO
.Siehe, ich rate dir gut, und es ist meines
OO
Erdendaseins
Erfüllung: allen, die mich
OO
hören wollen, guten Rat zu geben! Siehe, ich
OO
rate dir: ‒
verfälsche nicht deine Farbe
OO
und begehre nicht zu schauen, was
anderer
OO
Färbung ist als das, was
dir einst werden
OO
soll! ‒ ‒
Alles
wahrhafte Erkennen kann dir nur in
OO
deiner Farbe werden.
.Nur wenn du
dich selbst aufs sorglich‐
OO
ste betrachtest, wirst du auch deine
Eigen‐
OO
farbe erkennen...
Doch ist es wahrlich
nicht vonnöten, daß
OO
du sie
vorher erkennst, sobald du dich nur
OO
willig deiner
Führung anvertraust und
OO
nicht mehr
selbst die Führung zu
bestim‐
OO
men trachten wirst, in der das Licht der
OO
Ewigkeit dir nahen soll! ‒
Es ist
in dir selbst beschlossen von aller
OO
Ewigkeit her, in
welcher Färbung das
OO
Licht dir
Segen bringen kann!
Es ist
in dir selbst beschlossen, was dein
OO
Auge
erschauen soll! ‒
Dir selbst sollst du vertrauen und deinem
OO
Innersten sollst du
glauben lernen! ‒ ‒
Beachte immerhin, was
andere erschauen
OO
durften und erkenne so in allem, was sie dir
OO
zu sagen haben, des Lichtes
Mannigfaltig‐
OO
keit; doch bleibe stets dir wohl bewußt, daß
OO
dir ‒ wer du auch sein magst ‒
anderes zu
OO
schauen vorbehalten ist, obwohl das
gleiche
OO
Licht in
aller Färbung sich bekundet! ‒ ‒
OO
Dir wird es nur nach
deiner Art sich geben
OO
können, und eines jeden Art ist anders! ‒ ‒
OO
Solange du noch nach der Art der
anderen
OO
in dir das Licht erlangen möchtest,
wehrst
OO
du nur dem Lichte, dich in deiner Art und
OO
Färbung zu erreichen und darfst dich dann
OO
nicht wundern, wenn du andere in ihrem
OO
Lichte, ‒ dich jedoch im steten
Dunkel
OO
findest!
.Man gab dir Lehre und sagte dir, daß
OO
allen, die auf dieser Erde nach dem Lichte
OO
streben, das
gleiche Licht einst leuchte, ‒
OO
und wahrlich: solche Lehre wurzelte in der
OO
Wahrheit tiefem Nährgrund!
Es ist
gut, solcher Lehre zu vertrauen; aber
OO
not ist auch zu wissen, daß das
gleiche
OO
Licht
unendlichfältig sich ergießt, ‒ so
OO
daß es Tausende und Abertausende erreichen
OO
kann und dennoch jedem einzelnen sich
an‐
OO
ders gibt als allen andern! ‒
Einmalig und
einzigartig ist des Lichtes
OO
Selbstoffenbarung in
jedem aus uns, und
OO
jedem wird Erleuchtung nur nach
seiner
OO
Weise! ‒ ‒ ‒
Wer aber das Licht in sich
empfing, weiß
OO
dennoch, daß ihm des
gleichen Lichtes
OO
Strahlen leuchten, die auch in allen seinen
OO
Brüdern, die gleich ihm das Licht empfingen,
OO
wirksam wurden! ‒ ‒
Keinem ward
anderes Licht, aber jeder er‐
OO
schaut in sich das
gleiche Licht in einer
OO
anderen
Farbe! ‒ ‒ ‒
Unendlicher Reichtum liegt so im
OO
Lichte der Ewigkeit beschlossen!
.O, daß ich euch allen, die ihr nach dem
OO
Lichte strebt ‒ gleich Pflanzen, die man wäh‐
OO
rend des Winters in Kellerräume barg ‒ des
OO
Lichtes
Mannigfaltigkeit begreiflich ma‐
OO
chen könnte!
O, daß ich euch allen eures ewigen Erbes
OO
Unerschöpflichkeit in Erdenworten kün‐
OO
den könnte!
Aber gar wohl bewußt ist mir, daß alles Men‐
OO
schenwort nur ein armes Stammeln bleibt,
OO
soll Ewiges in ihm sich offenbaren. ‒ ‒
Ich kann nur, einem Menschen gleich, der
OO
ferne Wunder dieser Erde sah auf weiter
OO
Reise, allhier versuchen,
Vorstellung des
OO
Niegeschauten wachzurufen; doch, wollt
OO
ihr
selbst in euch erschauen, was ich euch
OO
zu künden habe, so müßt ihr
selbst den
OO
Weg beschreiten wollen, der euch an seinem
OO
Ziele, all der Herrlichkeit gewiß, die ich euch
OO
hier verheiße,
in eurem eignen Inner‐
OO
sten zu eigner Schauung führt!
.Magst du als
Weiser dieser Erde gelten,
OO
oder mag man in dir nur einen sehen, dem
OO
wenig kund ward von der Weisheit dieser
OO
Welt, ‒ wisse: daß dir das Licht der Ewigkeit
OO
gewißlich werden kann, so du nur willens OO
bist, es in dir selbst zu suchen!
Erwehre dich verführerischer Stimmen, die OO
dich verleiten wollen, mit den Augen ande‐ OO
rer das Licht zu suchen!
Suche es vielmehr in dir auf deine Weise OO
und wisse: daß es nur in deiner Eigenfarbe OO
dir einst werden kann, magst du es hier in OO
diesem Erdenleben schon erreichen, oder erst, OO
nachdem du hier das Kleid der Erde der Ver‐ OO
wesung überlassen mußtest!
Beschreite geruhigen Mutes deinen dir ge‐ OO
mäßen Weg, und was du nach deiner Art OO
auch immer erhoffen magst, wird wahrlich OO
weit übertroffen werden von dem, was dir OO
einst zu eigen werden soll! ‒ ‒ ‒
.Wahrlich, der Weg ist weit und steil und
OO
rauh, der dich zu deinem
hohen Ziele
OO
führen wird, aber
erkennst du erst, was
OO
deiner wartet an des Weges Ende, so wird
OO
dich gewiß
kein Wegziel, das dir diese Erde
OO
bieten kann, auch nur entfernt so hohen
OO
Wertes dünken!
Ein Kleinod wartet deiner am erreichten
OO
hohen Ziele, das
keiner außer
dir jemals
OO
besitzen kann!
Zwar wird hier
Unzähligen der
gleiche
OO
Siegespreis, und dennoch ist für
jeden, der
OO
das hohe Ziel erreichte, ein Schatz verwahrt,
OO
den
er allein nur heben kann!
Kein anderer kann hier erlangen, was
dir
OO
vorbehalten ist! ‒ ‒
Du selbst mußt kommen, diesen Schatz zu
OO
heben! ‒
Unterlassung ist
Preisgabe hier, denn
OO
in aller Ewigkeit wird kein anderer außer dir
OO
dieses Schatzes Eigner werden können! ‒ ‒ ‒
OO
Erfasse, was dies besagen will! ‒
Werde dir wohl bewußt des Wertes, den du
OO
in dir selber trägst! ‒
.Wisse, o Suchender, daß
Geistiges dir
OO
nur erreichbar werden kann, wenn du Gewiß‐
OO
heit in dir selbst erlangtest, daß du
Weg und
OO
Wegziel in
dir selber birgst!
In deinem
Allerinnersten allein ist jenes
OO
hohe Ziel zu finden, davon dir diese Worte
OO
Kunde geben wollen!
In deinem Allerinnersten trägst du verborgen
OO
einen Schatz, den dir wahrhaftig niemand
OO
rauben kann!
Du selbst nur kannst dich hier durch deine
OO
eigene Torheit um dein Eigenstes betrügen!
OO
.Ich sehe dich zittern hier und der
Furcht
OO
verfallen: allein du würdest wahrlich töricht
OO
meine Worte deuten, wolltest du fürchten,
OO
den Hindernissen zu erliegen, die zwischen
OO
dir und deinem Ziele sich erheben:
Nur furchtloser
Mut wird dich das Ziel
er‐
OO
reichen lassen! ‒ Das Ziel, das in
dir
OO
selber sich verborgen hält! ‒ ‒
.Siehe, mein Freund, es ist Kinderspiel, OO
auch das höchste irdischer Außenziele OO
zu erringen, aber Heldenwerk, das hohe Ziel OO
zu erreichen, das man in sich selber trägt! ‒ ‒ OO
Im äußeren Leben können dich andere OO
hindern, ein Ziel zu erreichen, das du errei‐ OO
chen möchtest; ‒ hier aber gibt es nur Hin‐ OO
dernisse, die du selber in dir selber schaffst! OO
Du selbst kannst jedes Hindernis in dir OO
zur Seite räumen, so du ernstlich willst, OO
und hohe Hilfe wird alsdann dir Kraft ver‐ OO
leihen!
Aber so sehr du auch nach geistiger Hilfe ver‐ OO
langen magst, so wird sie doch nicht eher OO
dich erreichen können, als bis dein Wille in OO
der gleichen Richtung wirkt, in der dich OO
hoher Hilfe Wirken fördern soll!
Du mußt gleichsam magnetisch werden OO
für solche Hilfe, soll sie von dir angezogen OO
werden! ‒
Hier ist keine Willkür der helfenden Mächte OO
möglich, denn alle Möglichkeit, dir Hilfe zu OO
gewähren, ist an organisch wirkendes Gesetz OO
gebunden! ‒
So wie gar mancherlei
Botschaft in Wellen
OO
elektrischer Kraft den Raum durcheilt
OO
und dennoch dich nicht erreichen kann, bevor
OO
sie einem Apparat begegnet, der geeignet ist,
OO
die Wellen aufzufangen, so ist dir auch
hohe
OO
Hilfe allezeit nahe und du bemerkst sie
OO
nicht ‒ es sei denn: du wandelst
dich selbst
OO
zu einem geistigen Empfänger ihrer
geisti‐
OO
gen Wellenströme um! ‒
Einmal an solche hohe Hilfe organisch ange‐
OO
schlossen, wirst aller Sorge du hinfort ent‐
OO
raten können und mit aller Sicherheit dein
OO
hohes Ziel erreichen, ‒ sei es schon hier in
OO
diesem Erdenleben, oder erst, nachdem du
OO
deinen Erdenleib der Erde wiedergeben durf‐
OO
test! ‒ ‒
.Dein hohes Ziel ist die Vollen‐
OO
dung deiner selbst in deiner geist‐
OO
geborenen Erscheinungsform!
Kein
anderer kann sich in aller Ewigkeit
OO
in
deiner Geistesform vollenden!
Du findest in den niederen Bereichen phy‐
OO
sisch-sinnlicher Natur zwar Individuen der OO
gleichen Gattung oft in solcher Ähnlichkeit, OO
daß aller Unterschied zu schwinden scheint; OO
aber schon hier wird die Betrachtung höhe‐ OO
rer Arten dich alsbald belehren, daß jede OO
höhere Stufe auch in ihren individuellen OO
Darstellungen eine Mannigfaltigkeit er‐ OO
zeugt, die selbst das ungeübte Auge nicht OO
mehr übersehen kann.
So gibt es auch im Geistigen gleichsam Ver‐ OO
schiedenheit der Artung. ‒
Es gibt hier gleichsam «niedere» Arten, die OO
von ungefähr gesehen sich in ihren Individuen OO
zu gleichen scheinen, und es gibt höhere OO
und höchste Arten, deren Individuen stets OO
mehr und mehr sich voneinander unter‐ OO
schieden zeigen. ‒ ‒
Zu welcher dieser Arten du aber auch gehören OO
magst, so wisse: daß du von Ewigkeit her un‐ OO
abänderlich in dir bestimmt und indivi‐ OO
duell gesondert bist von allen anderen, OO
die etwa gleicher Artung angehören!
Dir ist ‒ im allgemeinen Sinn gesprochen ‒ OO
gewiß das gleiche hohe Ziel gesteckt, das OO
allen leuchtet, die im Schoß der Ewigkeit
OO
aus Geist geboren werden, und dennoch ist
OO
die
Form, in der dir dieses hohe Ziel er‐
OO
reichbar wird, von
jeder Form verschieden,
OO
in der es
andere erreichen können! ‒
Von Ewigkeit her trägst du in dir selbst die
OO
einmal nur aus Geist erzeugte Form, die
OO
da die
deine ist, und die nur DU allein in
OO
aller Ewigkeit erreichen kannst, auch wenn
OO
sie in Äonen erst für dich erreichbar würde.
‒ ‒ ‒ ‒ ‒
.Vielleicht bist du gar lange schon auf dem
OO
Wege zu deinem hohen Ziele und hast es
OO
dennoch bis heute noch nicht erspäht, weil
OO
du das hohe Ziel eines
anderen zu dem
OO
deinen machen wolltest!? ‒
Du hast
dir selbst zu sehr
mißtraut und
OO
glaubtest nur durch
andere zu finden, was
OO
des Suchens Mühe lohnen könnte! Du wuß‐
OO
test nicht, daß du auf solche Weise dich dir
OO
selbst zum
Feinde machtest! ‒
Du wußtest nicht, daß du dich an dir selbst
OO
versündigt hattest, als du das Ziel des an‐ OO
deren zu deinem hohen Ziele machen OO
wolltest! ‒
Entsühne dich heute, da du diese Worte lesen OO
wirst, vor dir selbst und suche fortan nur in OO
dir selbst das hohe Ziel, das keinem ande‐ OO
ren außer dir erreichbar ist! ‒ ‒
Mag dir dein hohes Ziel auch noch in weiten OO
Fernen sich verbergen, und magst du es auch OO
vorerst kaum erahnen können, da es heute OO
deinem Auge noch in dichten Nebelschleiern OO
sich verhüllt, so hast du dennoch unver‐ OO
gleichlich Größeres gewonnen, als wenn dir OO
alle hohen Ziele anderer mit Händen greif‐ OO
bar würden! ‒
Nur in der Erreichung deines eigenen hohen OO
Zieles winkt dir die Vollendung! ‒
Nur wenn du dein eigenes hohes Ziel zu OO
finden weißt, hast du für dich das hohe Ziel OO
erreicht! ‒ ‒
Du selbst bist Pfeil und Bogen hier und hohes OO
Ziel! ‒ ‒ ‒
Dich selbst sollst du erreichen in deiner OO
höchsten Geistesform!
Kein Gott kann dich erlösen, solange du
OO
nicht
in dir selbst das hohe Ziel vor Augen
OO
siehst, das nur DU SELBER bist, geeint mit
OO
deinem Gott! ‒ ‒ ‒
*
.Töricht wäre es, o Suchender, wolltest du OO
den Weg zum Lichte, der da der Weg zu OO
dir selber ist, nur nach der Alten Weise OO
gangbar wähnen!
Töricht und vermessen aber wäre es desglei‐ OO
chen, wolltest du der fernen Alten Wege in OO
deinen Tagen verlachen!
Auch jene, die vor dir über dieser Erde OO
Fluren schritten, wußten wahrlich zu su‐ OO
chen und zu finden, ‒ und gar manches OO
hatten sie gefunden, was denen, die nach OO
ihnen kamen, wieder verloren ging. ‒ ‒
Du kannst nur gewinnen, wenn du der OO
Alten Wege wachen Sinnes und ohne Vor‐ OO
Urteil betrachten lernst!
Sie hatten tief Verborgenes erkannt, um OO
dessen Erkenntnis sich die Späteren ver‐ OO
geblich mühten, und das auch denen, die OO
da heute mit dir leben, als ewiges Rätsel OO
gilt. ‒
Lerne Ehrfurcht empfinden vor den Al‐ OO
ten, wenn du in deinen Erdentagen zur OO
Erkenntnis gelangen willst! ‒ ‒
.Noch ward keiner auf dieser Erde gebo‐
OO
ren, der zur Erkenntnis gekommen wäre,
OO
ohne auf seiner Vorfahren starken Schultern
OO
zu stehen! ‒
Wohl sucht der
Törichte zu jeder Zeit
OO
nach dem «
unerhörten Neuen», und
OO
doch war Zeugen und Gebären noch zu
aller
OO
Zeit an gleiche Voraussetzung gebunden...
OO
So wirst du auch niemals zu wahrer geistiger
OO
Erkenntnis deiner selbst gelangen, es sei
OO
denn auf wesentlich
gleiche Art wie jene
OO
Alten, auch wenn die
Form des Suchens
OO
mit den Zeiten
wechselt! ‒
Eine jede Zeit hat ihre
eigene Form des
OO
Suchens und Findens; aber wenn du das
OO
Wesentliche in allen Formen zu ergründen
OO
suchst, so wirst du gar leicht erkennen, daß
OO
es stets das
Gleiche bleibt in allen For‐
OO
men. ‒
Suche auch
du nur in der Form
deiner Zeit
OO
und lasse dich nicht verleiten, in alten er‐
OO
borgten
Kostümen suchen zu wollen!
Du würdest nur Mummenschanz treiben und
OO
als Theaterheld wuchtige Tat zu vollführen
OO
glauben, wolltest du jener
Alten Form dir
OO
zu eigen machen, um in ihr dich zu bewähren.
OO
Du
kannst nur
finden, wenn du in
dei‐
OO
ner Form, die stets die Form
deiner Zeit
OO
sein wird, zu suchen dich bemühst!
Wer dir
anderes rät, wird dich dem Irrtum
OO
übergeben, auch wenn er selbst nicht ahnt,
OO
daß er dich also hindert! ‒ ‒
.Die
Weisen einer
jeden Zeit suchten
OO
in ihrer
eigenen Art und in der Form des
OO
Suchens
ihrer Zeit!
So wurden sie zu
Findern! ‒ ‒
Aber sie wußten auch gar wohl das Suchen
OO
und Finden
Früherer zu schätzen und wa‐
OO
ren weit davon entfernt, ihre Vorfahren
OO
«töricht» zu schelten. ‒ ‒ ‒
Es mag an alten Berichten dir vieles wunder‐
OO
lich erscheinen, nur weil du ihre Sprache
OO
nicht mehr zu
deuten weißt!
Anderes wird dich sehr beirren, da es mit dir
OO
bekannten Worten von Dingen spricht, für
OO
die man heute sicher
nicht die
gleichen
OO
Worte wählen würde. ‒
Und wieder anderes ward einst mit weiser
OO
Absicht dunkler Redeweise anvertraut, so
OO
daß der wahre
Sinn der Worte kaum noch
OO
zu erfassen ist, da er nur
denen sich einst
OO
offenbaren sollte, die im sicheren Besitz der
OO
Schlüssel solcher Redeweisen waren. ‒
So sind dir die wahren Wege der Alten heute
OO
auf gar mannigfache Art verschüttet, und
OO
ahnend nur vermagst du zu erkennen, daß
OO
es wahrlich Wege waren, die zum
Ziele
OO
führten, ‒ zum
gleichen Ziele, das auch
du
OO
erreichen willst. ‒
.Gefährliches Unterfangen ist es, die so
OO
verschütteten Wege wieder gangbar machen
OO
zu wollen!
Den wenigsten gelingt es, die Verschüttung
OO
restlos wegzuräumen, und ist dies selbst ge‐
OO
lungen, so zeigt sich plötzlich alle Wegspur
OO
so verwischt, daß jedes Weiterschreiten un‐
OO
gewisser Willkür überlassen bleiben muß...
OO
Willst du in Wahrheit als ein Schüler jener OO
weisen Alten dich bewähren, so wirst du, OO
ihnen gleich, stets nur den Weg beschreiten OO
dürfen, den deine Zeit für dich dir geebnet OO
zeigt! ‒
Auch jene weisen Alten waren Kinder ihrer OO
Zeit, und wenn sie auch die Wege ihrer Väter OO
ehrten, so blieb es ihnen dennoch wohlbe‐ OO
wußt, daß sie auf eigenen Wegen nur, den OO
Vätern gleich, das Ziel erreichen konnten. OO
Ehre auch du die Wege der Alten, aber OO
mühe dich nicht, sie unter der Verschüttung OO
aufzusuchen, denn was auch immer dir zu OO
finden vorbehalten bliebe: ‒ es wäre nur die OO
Kunde von den Wegen anderer, und OO
wahrlich: niemals ist dein Weg auf solche OO
Art zu finden! ‒ ‒
.Es gibt in den heutigen Tagen unzählige OO
Menschen, die nach geistiger Entfaltung OO
streben, und wenn auch viele zu finden sind, OO
die jede Kunde von hohen geistigen Dingen OO
nur verschlingen, um ihrer nimmersatten OO
Neugier ersehnte Befriedigung zu schaffen, OO
so sind doch weit mehrere als ernste Sucher OO
nach der Wahrheit anzusprechen.
Zu allen Quellen pilgern sie und alle Orte, die OO
im Rufe wundersamer Begebnisse stehen, OO
sind ihnen heilig!
Aus aller Zeiten schriftlichem Vermächtnis OO
werden alte Bücher aufgestöbert, in denen OO
man genaue Anweisung zu finden hofft, wie OO
man das Wunder an den Alltag fesseln OO
könnte, denn längst hat man gehört von OO
hohen Kräften, die denen sich erreichbar zei‐ OO
gen sollen, die des Geistes ewiges Gesetz OO
erkennen.
Zwar kann man über jener Torheit lächeln, OO
die das Zaubern lernen möchten, allein OO
auch viele, die mit aller Inbrunst hin zum OO
Geiste streben, sind keineswegs von Torheit OO
frei, und ach so mancher ist des Glaubens, OO
daß ihm Geistiges erst dann erreichbar sei, OO
wenn er sich einer äußerlichen Schulung un‐ OO
terziehe, die möglichst wunderliche Übun‐ OO
gen von ihm verlange.
So nehmen sie bald diese und bald jene Wei‐ OO
sung an, die sie in alten oder neuen Schriften OO
finden, wo da ein abenteuerlicher Mystagoge OO
mit geheimnisvoller Geste raunend seine OO
wirre Weisheit, dunkler Worte froh, zum OO
besten gibt.
Wann immer man ihnen begegnen mag: ‒ OO
stets haben sie endlich nun das rechte OO
Rezept entdeckt, den Stein der Weisen in OO
ihrem Tiegel aufzufinden.
Bewundernswert ist nur an ihnen, wie sie von OO
Enttäuschung zu Enttäuschung schrei‐ OO
ten und nie den sonderbaren Mut verlieren, OO
jeder neuen Rute auf den Leim zu gehen. ‒ ‒ OO
Es braucht oft lange Zeit, bis sie entdecken, OO
daß in solcher Weise das erstrebte hohe Ziel OO
für sie stets unerreichbar bleiben muß. ‒ OO
Nur schwer erst lernen sie verstehen, daß es OO
doch sträflich engen Urteils Zeugnis war, so OO
gar gering vom Höchsten und Erhaben‐ OO
sten zu denken, daß man durch «Atem‐
OO
übungen» in halbverrenkten Posituren oder
OO
noch weit üblere Betätigung nach wirrer
OO
Köpfe wirrer Anweisung erreichbar wähnte,
OO
was den Weisen aller Zeiten heilig war als
OO
höchstes Gut. ‒ ‒ ‒
Aber gar sehr ist der Mensch geneigt, sich
OO
vor dem
Seltsamen zu beugen...
Weit lieber geht er kuriose Winkelwege, die
OO
sein Auge nicht verfolgen kann, und läßt sich
OO
wahnberauscht ins
Dunkel führen, als
OO
daß er den geraden Weg zum
Lichte sucht,
OO
um ihn in morgenfrischer
Nüchternheit
OO
und festen Schrittes zu durchwandern wie
OO
ein Wanderer, der stets des Weges Lauf
be‐
OO
achtet, damit er auch das
Ziel des Weges
OO
einst erreiche. ‒ ‒
.Gewiß muß man bei Kräften sein, will
OO
man einen weiten Weg durchmessen, und wer
OO
nicht in Ermattung vor erreichtem Ziele nie‐
OO
dersinken will, der wird auch Sorge tragen,
OO
daß er auf dem Wege selbst noch Stärkung OO
finde.
So verlangt auch der Weg zum Geiste OO
Kräftigung und Stärkung von jedem, der ihn OO
gehen will.
Aber man braucht hier nicht weit zu suchen OO
und keine bedenklichen Seitenwege einzu‐ OO
schlagen, um solche Stärkung zu finden.
Das Leben des Alltags wird sie reichlich OO
spenden, wenn man es recht zu leben weiß. OO
Hier aber wissen wieder wenige, wie hoch die OO
Kräftigung und Kraft-Erneuerung zu OO
werten ist, die da aus recht getaner Arbeit OO
fließt! ‒ ‒ ‒
Viel lieber wiegt man sich in hohen Träumen OO
und sieht die Arbeit nur als Hindernis auf OO
seinem Wege, ‒ als Störung seines Schreitens, OO
der man möglichst aus dem Wege geht...
Wer aber solcherart das hohe Ziel erreich‐ OO
bar wähnt, der wird es sicher nicht errei‐ OO
chen, auch wenn er aller Weisen Weisheit aus OO
den Worten dieser Weisen kennt und jeder‐ OO
zeit sich hohen, weihevollen Stimmungen OO
ergibt. ‒ ‒
Es ist viel leichter, seines Alltags Pflichten
OO
zu
verachten, als sie zu
erfüllen!
Viel leichter ist es, sich in weihevollen Stim‐
OO
mungen dem Geiste Gottes «nahe», ja «ver‐
OO
eint» zu fühlen, als seine
Arbeit so zu tun,
OO
daß sie zur Kräftigung des eigenen Geistes
OO
wird und ihn durch solche Kraft ertüchtigt,
OO
einst die Weihe
wirklich zu empfangen! ‒
OO
Hier sind wahrlich Werte verborgen,
OO
die ihre Erlangung lohnen!
.Gewiß hast du schon Zirkusspiele ge‐
OO
sehen und fandest dich in bewunderndem Er‐
OO
staunen, wenn dort Menschen wie du ihre
OO
Körperkräfte derart entfaltet und in ihres
OO
Willens Macht gebändigt hatten, daß sie
OO
Dinge vollbringen konnten, die dir völlig un‐
OO
möglich wären...
Von ihnen kannst du lernen!
So wie sie durch unablässige
Tätigkeit nur
OO
ihre
Körperkraft erlangten,
so kannst du
OO
heute ungeahnte
geistige Kraft aus
jeder
OO
Arbeit schöpfen, die du so zu tun weißt, daß
OO
kein anderer sie besser leisten könnte! ‒ ‒ ‒ OO
So wie jene Zirkusleute in angespannte‐ OO
ster Aufmerksamkeit auf jeden Hand‐ OO
griff, jede Bewegung achten müssen, soll ihr OO
Werk gelingen und ihr Leben nicht in äußer‐ OO
ste Gefahr geraten, so wirst freilich auch du, OO
soll deine Arbeit dir geistig fruchtbar wer‐ OO
den, stets alles, was sie von dir verlangt, mit OO
solcher Konzentration vollbringen müs‐ OO
sen, als hinge dein Leben von jedem ge‐ OO
wohnheitsmäßigen «Handgriff» ab! ‒ ‒ ‒
Ob deine Gedanken oder deine Hände OO
zumeist bei deiner Arbeit beteiligt sind, stets OO
wird es eine Menge solcher «Handgriffe» ge‐ OO
ben, die du fast ohne Bewußtsein «rein OO
mechanisch» und gewohnheitsmäßig machst OO
und so selbst erniedrigst...
So werden sie dir freilich öde und eintönig er‐ OO
scheinen!
Wie aber jene kühnen Akrobaten, deren Ar‐ OO
beit dir wie ein fröhliches Spiel erscheint, an OO
jedem Abend, der sie zu gleicher Arbeit vor OO
eine zum Schauen bereite Menge ruft, aufs OO
neue stets auf jede leiseste Muskelbewegung OO
zu achten haben, da die
gleiche Darbietung
OO
ihrer Künste am
heutigen Abend doch
OO
mißlingen könnte, auch wenn sie
gestern
OO
gelang, so wirst auch du dir klar zu machen
OO
haben, daß auch der
gleiche «Handgriff»
OO
immer ein
Neues darstellt, so oft du ihn
OO
auch geübt haben magst? ‒
.So «einförmig» auch, so «geisttötend»
OO
dir deine Arbeit erscheinen mag: ‒
beachte
OO
sie in solchem Sinne und werte sie nicht vor
OO
dir selbst noch mehr herab, ‒ dann wirst du
OO
entweder entdecken, wie du sie aus ihrer Ein‐
OO
tönigkeit
erlösen kannst, oder du wirst den
OO
gleichen «Handgriff», das allezeit gleiche
OO
Tun, das sie Tag für Tag von dir verlangt,
OO
stets mit
neuem Bewußtsein tun, so daß
OO
dein Geist der
gleichen Sache tausend neue
OO
Seiten abgewinnen wird! ‒ ‒ ‒
Erziehe dich selbst dazu, an deiner
OO
Arbeit
Freude zu empfinden, auch wenn sie
OO
keineswegs geeignet scheint, dir Freude zu
OO
bereiten! ‒ ‒ ‒
Bezwinge deine
Abneigung, und du
OO
wirst auch der ödesten Arbeit
überlegen
OO
sein; ‒ sie wird dir
Freude bringen
durch
OO
die Art ihr zu begegnen!
Steht deiner Arbeit Aufeinanderfolge in dei‐
OO
ner freien
Wahl, dann wähle zuerst, was dir
OO
am meisten
widerstrebt und suche es zu
OO
lieben!
Hast du dein stärkstes Widerstreben besiegt
OO
und dich als
stärker erwiesen, so wird dir
OO
schon
daraus allein eine
Freude werden,
OO
die dir auch alle weitere Arbeit in Freude
OO
verwandeln wird! ‒ ‒
.Du darfst deine Arbeit niemals nur als
OO
Mittel betrachten, das eben gebraucht wer‐
OO
den muß, um
das zu erlangen, was deines
OO
Lebens
Notdurft erheischt! ‒
Hier irren die allermeisten!
Gewiß ist jede
Arbeit ihres Lohnes
OO
wert, und du selbst machst dich schuldig,
OO
wenn du einem Ungerechten dienst, der etwa
OO
dir
vorenthalten möchte, was er dir
OO
schuldig wurde als dein Schuldner für dei‐
OO
ner Arbeit
Wert! ‒ ‒ ‒
Allein was so dir als Frucht deiner Arbeit
OO
gehört, ist geistig genau bestimmt! Du
OO
machst dich nicht minder schuldig, wenn du
OO
etwa
mehr für deiner Arbeit Wert dir geben
OO
läßt, als sie dem anderen, für den du sie lei‐
OO
stest, Wertzuwachs schafft, ‒ wobei du nie
OO
vergessen darfst, inwieweit auch der andere
OO
irgendwie durch
seine Arbeit an der deinen
OO
indirekt beteiligt ist! ‒ ‒ ‒
Doch aller Arbeit äußerliche Entlohnung
OO
bleibt nur ein Geringes gegenüber dem, was
OO
dir deine Arbeit an
geistigen Werten ver‐
OO
mitteln kann, so du sie zu schätzen weißt, als
OO
Arbeit um der Arbeit willen!
In der gutgetanen Arbeit selbst liegt
OO
ihr
höchster Wert beschlossen, den dir
OO
keiner vorenthalten, den dir keiner
rauben
OO
kann. ‒ ‒ ‒
.Auch in der
allergeringsten Arbeit
OO
läßt sich
höchste Vollendung erstreben,
OO
und wird sie erreicht, wie sie nur
intensiv‐
OO
ste Hingebung an die Arbeit erreichen
OO
kann, dann ist stets ein unermeßlicher
Zu‐
OO
wachs geistiger Kraft die naturgegebene
OO
Folge. ‒
Der Arbeiter an der Maschine, der Tag um
OO
Tag nichts anderes da zu tun hat als etwa
OO
Schrauben zu drehen, kann auf solche Weise
OO
hohe geistige Kräfte in sich zutage för‐
OO
dern, während ein anderer, der seiner Mei‐
OO
nung nach nur in hohen geistigen Dingen
OO
lebt, aber weit mehr auf seine geheimnis‐
OO
vollen Schauer achtet, als auf die
Güte der
OO
Arbeit, die ihm in irgendeiner Weise aufge‐
OO
tragen ist,
völlig leer ausgeht und sich nur
OO
selbst betrügt, wenn er seine geistigen
OO
Kräfte im Wachsen glaubt. ‒ ‒ ‒
.Zur Erlangung der geistigen Kräfte, die
OO
durch intensive und auf die höchste Arbeits‐
OO
Leistung eingestellte Arbeit zu erhalten
OO
sind, ist es nicht nötig, daß die
Art der Ar‐
OO
beit selbst schon Geistigem diene! ‒
Doch, wenn auch die
dauerwertige Frucht
OO
der Arbeit auf solche Weise in einem steten
OO
Zuwachs
geistiger Kraft besteht, so wäre
OO
es dennoch töricht, wollte man hier der
an‐
OO
deren Früchte nicht achten, die solche
OO
disziplinierte Arbeit auch dem
Alltag
OO
bringt. ‒ ‒
Noch wissen die meisten nicht, was
solche
OO
Arbeit auch im
Alltag bedeutet, obwohl sie
OO
es wahrlich aus manchem Beispiel ersehen
OO
könnten! ‒
Nur
Arbeit um der Arbeit willen: ‒
OO
Arbeit, die das
höchste Resultat erstrebt,
OO
kann jenen ersehnten allgemeinen
Wohl‐
OO
stand schaffen, der niemals zu erreichen ist,
OO
solange Arbeit noch wie ein
lästig Not‐
OO
wendiges nur
erduldet wird! ‒ ‒ ‒
Der weiß noch nichts vom
Segen der Ar‐
OO
beit, der seine Arbeit nicht
lieben lernte! ‒
OO
Der wird den
Segen der Arbeit niemals ge‐
OO
nießen, der sich ein
Glück erträumt, dem
OO
die
Arbeit fehlt! ‒ ‒
*
.Wahrlich, des Menschen Macht ist ohne
OO
Grenzen, so er in der
Liebe lebt!
Wahrlich, die
Liebe ist des Erdenmenschen
OO
höchste Kraft! ‒
Sie haben gar hohe Kräfte als des Menschen
OO
höchsten Wert gepriesen und auf hoher Zinne
OO
sich des Menschen höchste Herrlichkeit er‐
OO
träumt; allein,
weit höher, als des Erden‐
OO
menschen eigenes Ersinnen es erahnen konnte,
OO
ward ihm Ruhm bereitet, und weiter als sein
OO
kühnstes Denken es erspähen konnte, ward
OO
ihm Macht gegeben! ‒ ‒ ‒
Die Himmel fassen nicht, was
Liebes‐
OO
feuerkräfte in den Herzen Erdgeborener
OO
zu wirken wissen, und in allen Abgrunds‐
OO
tiefen ist nicht zu ergründen wo die Weihe
OO
ankert, die da aus
Menschentieren gött‐
OO
lich überformte
Geistesmenschen schafft!
OO
‒ ‒ ‒
Sonnen vergehen in kosmischen Gezeiten
OO
und reißen
Welten in den Abgrund unerfaß‐
OO
lichen Vergehens mit hinab; jedoch des
OO
Menschen Macht bleibt ihm
für alle
OO
Ewigkeit gegeben, mag auch der Boden, da
OO
er zeitlich seine Hütte baute, unter seinen
OO
Füßen wanken und zerbersten! ‒
Er, der aus hohem Leuchten fiel dereinst,
OO
trägt dennoch Macht in sich, hoch über alle
OO
Sterne sich empor zu heben!
.Du fragst, was solche hohe Macht dem
OO
einst Gefallenen verleiht?!
Du fragst, was über alle unsichtbaren Fürsten
OO
kosmischer Gestaltung ihn erhebt?!
Wisse: der Sprache Wort ist nicht vermö‐
OO
gend, letzte Antwort hier zu formen und
OO
tiefstem
Ahnen nur bleibt vorbehalten hier
OO
zu
fühlen, was erfühlbar, aber kaum erfaß‐
OO
bar ist! ‒ ‒
Wie könnte jemals eines Menschen Zunge
OO
künden, was über allem menschlichen Er‐
OO
denken bleibt?
Selbst jenen hohen Sterngewaltigen, die
OO
ihrem Wesen nach nur reinstes «
Denken»
OO
sind, ‒ nur über alles erdenhafte Denken
OO
hoch erhaben, ‒ jenen unsichtbaren «Göt‐
OO
tern» dieser Sichtbarkeit, ‒ bleibt ewiglich
OO
verhüllt, was nur des Menschen
Seelen‐
OO
Innerstes im tiefsten Schauen in sich selbst
OO
erleben kann. ‒ ‒
Höher als dieser Sternengötter höchste All‐
OO
gewalt in kosmischem Geschehen, erhebt sich
OO
Menschenmacht, die in der
Liebe grün‐
OO
det!
.Es ward gesagt:
«
Gott ist die Liebe,
und wer in der
OO
Liebe bleibet,
der bleibet in Gott
OO
und Gott in ihm!»
Doch euch ward die «
Liebe» allzunah der
OO
Lust verwandt; ward euch zu holdem Füh‐
OO
len lustgeschwängerter Gefühle; und statt
OO
in «
Gott» zu
leben, habt
ihr selbst den
OO
Götzen aufgerichtet, vor dem ihr
kniet
OO
und der euch wahrlich nicht zu helfen weiß,
OO
so daß die Klugen, denen solches Blendwerk
OO
nicht verborgen blieb, sich von ihm wandten
OO
und für euch nun «Gottesleugner» heißen,
OO
da sie eures
Götzen «Gottheit» kühn in
OO
Frage stellen und verneinen!...
Ich aber sage euch, daß mancher, der auf
OO
solche Weise sich von Götzen und von Göt‐
OO
tern wandte, der Gottheit
näher stehen mag
OO
als jene die ihn schmähen! ‒ ‒ ‒
Ich sage euch, daß viele derer, die ihr Gottes‐
OO
leugner nennt, wahrhaft in
Gott geborgen
OO
sind und in der
Liebe Gott
erleben, auch
OO
wenn sie nicht in
eurer Weise reden und
OO
selbst nicht wissen mögen, daß sie in der
OO
Liebe sind und
Gott in ihnen sich be‐
OO
kundet! ‒ ‒ ‒
Denn:
OO
«
Gott ist Geist, und die ihn anbeten,
OO
müssen im
Geiste die
Wahrheit anbeten!»
OO
Wer nicht den
Geist in sich zu suchen unter‐
OO
nimmt, wird
Gott in Ewigkeit nicht finden!
OO
.Der
Geist, der
Gott und der die
Liebe
OO
ist, darf freilich nicht dem «Geiste» des
OO
Gedankens gleichgeachtet werden, der in
OO
den Hirnen Staubgeborner im Denken sich
OO
erzeugen läßt!
Von
anderem Geiste ist wahrlich hier die
OO
Rede, und wer nicht in der
Liebe ihn er‐
OO
fühlt, der wird, mag er auch noch so viel von
OO
Gott zu sagen wissen, dennoch
gottlos
OO
bleiben! ‒ ‒
Nur in der Geistesform der
Liebe kann der
OO
Erdenmensch zu
Gott und damit in den
OO
Geist gelangen, von dem er ausging durch das
OO
Wort des Lebens, das sich in Gottheit
OO
selber spricht von Ewigkeit zu Ewigkeit! ‒
OO
Vorher ist all sein Psalmodieren über «Gott»
OO
und «Göttliches» nur törichtes Gerede, und
OO
all sein «Beten», so es nicht in
dieser Liebe
OO
gründet, wird vergeblich sein! ‒
.Der euch einst «beten» lehrte, wie man
OO
beten soll, und nicht, den Gottesfernen gleich,
OO
zu «plappern», der wollte euch in
dieser
OO
Liebe sehen!
Sein ganzes
Leben war ja seine Lehre dieser
OO
Liebe!
Wie wollt ihr ihn verstehen können, solange
OO
ihr noch zögert, euch in gleichem Liebes‐
OO
feuer aufzulösen und euch selbst dahinzu‐
OO
geben, um euch in dieser Liebe dann aufs
OO
neue zu gewinnen?!
.Es ist diese
Liebe, von der ich hier
OO
künde, niemals ganz zu erreichen, solange du
OO
noch einen
Gegenstand der Liebe brauchst,
OO
den du
außer dir suchen mußt!
Du selbst mußt dir Gegenstand dieser
OO
Liebe werden, bis du zuletzt
auch dich in
OO
ihr verlierst und so dann
selbst zu
Liebe
OO
wirst, die keines Gegenstandes mehr bedarf,
OO
da alles, was je wurde oder werden kann, in
OO
ihr beschlossen ruht! ‒ ‒ ‒ ‒
Wenn dir geraten wird mit weisem Rat:
OO
selbst
deiner Seele zu entsagen, so sollst
OO
du nur daraus entnehmen, daß du auch deine
OO
Seele nicht zum
Gegenstande deiner Liebe
OO
machen darfst, wenn du
die Liebe in dir selbst
OO
erfahren willst, als welche
Gott in dir sich
OO
offenbart!
Willst du noch
anderes, als was in deinem
OO
tiefsten «Ich» sich selbst erfassen will, durch
OO
«Liebe» dir
zu eigen machen, so «liebst»
OO
du noch nach irdisch-enger Weise und bleibst
OO
so ferne jener
wesenhaften Liebe, die eine
OO
Geistesform der Gottheit ist!
Du aber sollst in dir die
Liebe finden, die da
OO
Gott ist, und sollst in der
Liebe sein, auf
OO
daß
Gott in dir
sei, und
du in
Gott! ‒ ‒ ‒
OO
.Noch «
bist»
du nicht, denn was du dein
OO
«
Dasein» nennst, ist nicht wahres, seiner
OO
selbst bewußtes
Sein!
Was du dein «Dasein» nennst, ist ebenso nur
OO
übertragenen Sinnes «Sein» zu nennen, wie
OO
das, was dir als «Liebe» gilt, nur in «über‐
OO
tragenem» Sinne:
Liebe heißen kann! ‒
Was du dein «Dasein» nennst, ist tausend‐
OO
fach
bedingt, wie gleicherweise alle Liebe,
OO
die sich an den
Gegenstand der Liebe bin‐
OO
det, stets
bedingt bleibt durch ein
Äußeres,
OO
wie hoch du es auch vor dir selbst erheben
OO
magst! ‒
Über alles dieses
hinaus,
hinauf und
OO
empor muß ich dich führen, will ich dich zu
OO
jener
Liebe leiten, in der dein
Gott sich
OO
dir gebären kann und
du dich in
ihm...
Empor gelangt nur, wer sich in sich selbst
OO
«empört» und
gegen alles Niedere zu stem‐
OO
men weiß, das ihn in seiner Niederung zu
OO
fesseln sucht!
Es ist ja wahrlich schon Empörung gegen
OO
alles Niedere, wenn du nach einem «Gegen‐
OO
Stand» der Liebe suchst, denn ahnend
OO
fühlst du hier, daß du
entgegen stehen
OO
mußt dem Niederen, wenn du es überwinden
OO
willst!
Aber solange du noch den «Gegen-Stand»
OO
deiner Liebe
draußen suchst, kannst du
OO
dich in
dir selbst nicht gründen, und dar‐
OO
um werde vorerst
selbst dir «Gegenstand»
OO
deiner Liebe! ‒
Hast du in solcher Art dich
in dir selbst
OO
gegründet, dann mag es wohl dir leichter
OO
werden, auch diese letzte Stütze dahinzu‐
OO
geben und gegen dich selbst dich zu «em‐
OO
pören», bis du
dorthin emporgelangst, wo
OO
weder Höhe noch Tiefe ist, da alles räum‐
OO
liche Gleichnis
zunichte wird, weil
Unver‐
OO
gleichliches hier zum
Ereignis sich ge‐
OO
staltet! ‒
.Siehe: die Himmel vermögen nicht zu
OO
fassen, was dem Menschen vorbehalten ist,
OO
der seines
Anrechts sich nicht entäußern
OO
mag!
Zwar werden nach Äonen
alle einst zur
OO
«Seligkeit» gelangen; doch jene «Seligkeit»,
OO
die
allen so erreichbar wird, ist keineswegs
OO
dem
hohen Ziele je vergleichbar, das du
OO
erreichen kannst, wenn du in deiner erdge‐
OO
bundenen Erscheinungsform schon dich em‐
OO
porzuringen trachtest und aus den Banden
OO
der Gewaltigen des Kosmos dich zu lösen
OO
weißt, die dich umschlungen halten können
OO
durch Jahrtausende und durch Äonen!
Davon aber ist gesagt, daß keiner Befreiung
OO
finden kann, «
bis er den letzten Heller
OO
bezahlt»! ‒ ‒ ‒
Heute jedoch hast du noch die Möglichkeit,
OO
solcher Fessel zu entrinnen!
Heute noch kannst du wahrlich deines
OO
Schicksals Meister werden, und solche deiner OO
Erdenbrüder, die es längst geworden sind, OO
kennen kein höheres Glück, als daß sie dir OO
helfen dürfen...
.«Und wenn ich mit Menschen- und OO
mit Engelszungen redete und hätte OO
der Liebe nicht, so wäre ich gleich OO
einem tönenden Erz oder einer klin‐ OO
genden Schelle!»
So redete einer, der um die Liebe wußte! ‒ ‒ OO
Doch ein anderer war, der hatte vordem OO
diese Liebe dargelebt in seines Lebens OO
unvergänglich hoher Lehre...
Er, den wir den größten aller Liebenden OO
nennen, war zwar von vielen seiner Brüder OO
vorgeahnt, doch hatte keiner seiner Liebe OO
Glut erreicht!
Und viele sind nach ihm gekommen und OO
werden viele noch erscheinen, die wahrlich OO
«Liebende» zu nennen sind; jedoch trotz OO
aller ihrer Liebeskraft war keiner und kann OO
keiner je erstehen, der ihm vergleichbar OO
wäre, ‒ obwohl ich hier von seinen geist‐ OO
geeinten «Brüdern» rede!
Doch, was in jedem dieser seiner Brüder OO
einst zur Offenbarung kam, war stets das OO
Gleiche, was in ihm in seiner ganzen OO
Fülle sich zu offenbaren wußte.
Und was noch in der Zeiten Lauf zu Offen‐ OO
barung werden kann, wird nur das Glei‐ OO
che in stets neugeformter Offenbarung, OO
sein! ‒ ‒
Es ist nur hirnverbrannter Wahn, der da OO
vermeint, daß die Gestalt des Zimmermanns OO
aus Nazareth der frommen Mythe ange‐ OO
höre; doch der, den nun die Nachwelt nur in OO
einer Zeichnung kennt, die erst Jahrhunderte OO
nach seinem Erdendasein seine Züge formen OO
wollte, sah freilich anders aus als jener OO
fakirhafte Wundertäter, den man aus ihm OO
gebildet hat in einer Zeit, da längst der Aber‐ OO
glaube östlicher und westlicher Gehirne um OO
sein Bildnis rang...
Wer wirklich hier der Wahrheit Spur er‐ OO
kunden will, der muß die Zutat wundersüch‐ OO
tig erdgebundener Geschlechter aus jenem OO
Bilde tilgen lernen, das ihm von früher Ju‐ OO
gend an als unantastbar galt.
Alsdann erst wird ihm des hohen Meisters OO
Auge entgegenleuchten und er wird eines OO
Menschen Antlitz schauen, der ‒ Gott‐ OO
geeint, im tiefsten Sinne solchen Wortes OO
‒ dennoch als
Mensch dem Menschen dieser
OO
Erde «
frohe Botschaft» brachte von je‐
OO
nem Reiche wesenhaften
Geistes, das er
OO
«
das Reich der Himmel» nannte. ‒ ‒ ‒
OO
.Wenn ich von
anderen ‒ wie von mir
OO
selbst ‒ als seinen «Brüdern» künde, so
OO
würde jeder meine Worte irrig deuten, wenn
OO
er etwa vermeinen wollte, es sei hier ausge‐
OO
sprochen, daß wir anderen dem erdenfernen
OO
Zauberbilde gleichen wollten, das mit dem
OO
Namen dieses Zimmermanns aus Nazareth,
OO
in später Zeit, die ihn dem «Logos» gleichzu‐
OO
stellen suchte, unterzeichnet wurde. ‒
Fern liegt uns solche Torheit!
Die ihn durch ihre zweifelhafte Kunst auf
OO
solche Weise in den höchsten Himmeln si‐
OO
chern wollten, haben ihn nur allem
Erden‐
OO
menschlichen entfremdet, so daß er denen
OO
nicht mehr faßbar ist, die er empor zu
höch‐
OO
sten Geisteshöhen führen wollte!
Was Wunder, wenn er ihnen schließlich dann
OO
zur
Mythe wurde!
.Seht, Freunde, ich weiß gar wohl, wovon OO
ich rede, wenn ich den größten aller Lie‐ OO
benden den hohen «Bruder» nenne!
Kein einziger aus uns, so hoch ihn auch der OO
Geist erhoben haben mag, wird je dem Irr‐ OO
sinn huldigen, er ‒ der Sprecher ‒ sei das OO
«Urwort» selbst, das aus ihm spricht, ‒ OO
und also dünkt es uns: es sei verbrecherische OO
Schmähung, von jenem Größten aller OO
Liebenden zu glauben, daß er in solchem Irr‐ OO
sinn sich gefallen habe...
Wir wollen ihn euch zeigen, so, wie er wirk‐ OO
lich war, als er, gleich uns, der Erde Mühsal OO
trug, ‒ so, wie er heute noch, ‒ der geist‐ OO
geeinte Bruder seiner Brüder, ‒ in Geist‐ OO
gestaltung uns erkennbar und vereinigt, sich OO
uns Tag für Tag bezeugt!
Wenn wir, die ihn so hoch verehren, uns OO
seine «Brüder» nennen, so soll dies nur be‐ OO
sagen, daß er als Erdenmensch der Unseren OO
einer war und daß er auch in geistiger OO
Gestalt der Unseren einer bleibt, mag OO
man auch aus dem Sohn des Menschen, der OO
alles Menschliche in sich erfahren hatte, OO
als er auf der Erde lebte, in einer heute fer‐
OO
nen, wunderargen Zeit den «Gott» gestaltet
OO
haben, der da aus seiner Gottesherrlichkeit
OO
herniedersteigen mußte, weil eines kleinen
OO
alten Volkes Rachegötze vorgeblich seine
OO
Wut nicht zügeln konnte, bevor der eigene
OO
«Sohn» sich ihm als Opfer dargeboten hatte.
OO
‒ ‒
.Wir reden nicht von einem, den wir nur
OO
aus alter, dunkler Kunde kennen! ‒
Wir sind mit dem, von dem wir künden, so
OO
vereinigt, wie keine irdische Vereinigung
OO
jemals den Menschen mit dem Menschen
OO
einen kann! ‒ ‒ ‒
Wir
wissen, wüßten wir es
anders nicht,
OO
durch den, um den es hier sich handelt, daß
OO
er einst als
Mensch, in allen Stücken
OO
menschlich uns vergleichbar, über diese Erde
OO
schritt und daß er nur an
Liebesfeuer‐
OO
kraft uns also überlegen war, daß er das
OO
überirdisch-hohe Wunder wirken konnte, die
OO
Geistesaura dieser Erde so zu wandeln, daß
OO
jeder, der da «guten Willens» ist, nunmehr OO
den Weg zurück zum Geiste, in der Liebe OO
finden kann, ‒ gleichsam «gebahnt», so wie OO
ein Wanderer durch hohen Schnee den Weg OO
nicht fehlen wird, den einer bahnte, der des OO
rechten Weges kundig war...
Auf solche Weise ist es wahrlich seine ei‐ OO
gene Kunde, die euch durch unser Wort er‐ OO
reicht!
Seht ihr an uns des Menschen Mal, obwohl OO
wir uns als seine «Brüder» euch bezeugen OO
müssen, so wisset, daß auch er, gleich uns, OO
ein wahrer Mensch war, dem nichts OO
Menschliches erlebnisferne blieb! ‒
Nichts Menschliches schien ihm zu niedrig, OO
als daß er es nicht einstmals in sich selbst, in OO
eigenem Erleben, mitempfunden hätte! ‒
Er wäre nicht gewesen, der er war, wenn OO
nicht die ganze Weite alles Menschlichen in OO
ihm sich auszuwirken Raum gefunden hätte!
Doch war ihm auch wahrlich keine Macht ge‐ OO
geben, seinem Menschentum sich zu ent‐ OO
winden, hätte er sich jemals ihm entwinden OO
wollen!
Nur, daß er letzten Endes
Sieger blieb,
OO
macht seine Größe aus, so wie ein jeder, der
OO
ihm folgen will, sich nur als «auserwählt»
OO
bezeugt, wenn er der Erde Torheit, der er
OO
niemals ganz entrinnen kann, solange er
OO
auf dieser Erde lebt, für «Nichts» zu achten
OO
weiß und aller «Sündenschuld» sich zu ent‐
OO
winden lernt, um im
Erlösungslicht sich
OO
zu erheben, sich selbst verzehrend in den
OO
Feuergluten jener
Liebe, die in dem Meister,
OO
dem er nur in
Liebe sich
vereinen kann,
OO
das hohe Wunder seines Lebens wirkte...
.Wer da den «
Großen Liebenden» im
OO
Innersten des Innern
in sich selbst zu
OO
finden hofft ‒ denn er ist wahrhaft allen Erd‐
OO
geborenen so nahe, daß er leicht sich finden
OO
läßt ‒ der muß vor allem jenem Wahn ent‐
OO
sagen lernen, der aus dem reinsten
Men‐
OO
schen, den die Erde trug, den «Gott» zu bil‐
OO
den wußte, der seinem Vatergott sich als Ver‐
OO
söhnungsopfer irren Rachedurstes, mensch‐
OO
lich allzumenschlicher Erfindung, bot! ‒
Dann erst kann er den hohen Meister in sich OO
vernehmen: ‒ den weisen Zimmermann aus OO
Nazareth!
ENDE