DAS
GESPENST
DER
FREIHEIT
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KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1930
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL 1930
BUCHDRUCKEREI WERNER-RIEHM IN BASEL
INHALT Seite
Fatamorgana 5
Notwendigkeit 17
Gemeinsamkeit 29
Autorität 43
Parteisucht 55
Fehlwirtschaft 69
Konkurrenz 95
Schlagwortwahn 109
Selbstdarstellung 123
Religion 137
Wissenschaft 161
Wirklichkeitsbewußtsein 177
Originalscan
FATAMORGANA
.Nicht von der wirklichen Freiheit, OO
so wie sie Dichter und Helden fand, soll OO
hier vornehmlich jetzt die Rede sein, ‒ OO
mögen auch Dichter und Helden oft, wenn OO
auch unwissentlich, gerade für das ge‐ OO
stritten und gelitten haben, wovon wir hier OO
zumeist nun reden müssen um der Wahr‐ OO
heit willen!
.Nicht das erstrebenswerte Ziel des Seh‐ OO
nens aller, die sich unfrei fühlen, soll hier OO
nun etwa der Entwertung dargeboten werden, OO
‒ sondern das Spottbild will ich uner‐ OO
bittlich aufzulösen suchen, das, mehr als OO
je, die Freiheitsdurstigen in unseren Tagen OO
narrt. ‒
.Hier ist nur zu helfen durch ErhelOO
lung, und nur lebendigem Lichte kann OO
7 Das Gespenst der Freiheit
es noch gelingen, einen Trug tagwacher OO
Träume zu zerstören, der, ‒ getragen von OO
den schwülen Dünsten allzuerdenhaften Hof‐ OO
fens und Verlangens, ‒ tagtäglich unzählige OO
Opfer in die hoffnungslose Öde grauen‐ OO
voller Wüsten lockt.
.Aber auch weiterhin wird die Wahrheit OO
gelten, daß nur denen zu helfen ist, die sich OO
raten lassen, und so wird denn gewiß mein OO
Wort nur dort allein zu helfen wissen, wo OO
der Wille bereit ist: ‒ mir zuzuhören ... OO
.Weltwende wirkt das Wort, wo es wachen OO
Willens erworben wird, aber wenig ver‐ OO
mag es der Seele zu vermitteln, wo WiderOO
stand weisen Erwerb verwirkt!
.Nicht immer zeugt es von Klugheit, OO
wenn sich das Ohr warnendem Worte verOO
schließt, und es ist gewiß kein Zeichen OO
tieferer Einsicht, sich von Unerwartetem OO
wegzuwenden.
8 Das Gespenst der Freiheit
.Manches werde ich sagen müssen, was OO
manchen wenig genehm zu Ohren klingt, OO
und von Dingen werde ich zu reden haben, OO
die heute den Allermeisten undinglichOO
wurden.
.Aber nicht alles, was den Einen unerOO
faßlich ist, muß darum den Anderen unOO
begreiflich bleiben, und es ist wahrhaftig OO
kein Wahrmal der Wirklichkeit, daß sie OO
auch denen gefallen müsse, die lieber träuOO
men, wo sie denken sollten, so daß sie OO
erkenntnisblind werden für alles, was die OO
Höhe ihrer Träume überragt.
.Nur solche Wüstenwanderer, die selbst OO
den Weg zur Oase kennen, werden das OO
Blendwerk der Luft in den heißen Dünsten OO
rieselnden Sandes von der vertrauten WirkOO
lichkeit zu unterscheiden wissen.
.Mag auch die Reisekarawane, die ein OO
Wüstenkundiger führen soll, schier unab‐ OO
9 Das Gespenst der Freiheit
sehbar sein, so fällt doch aller Neulinge OO
Meinung nicht ins Gewicht gegenüber dem OO
Wissen aus Erfahrung, das den Sicheren OO
zwingt, das Frohlocken zu dämpfen, und OO
als Trugbild zu erklären, was nur Trug‐ OO
bild ist ...
.Ich weiß hier Bescheid und weiß zu OO
raten und zu helfen, denen, die sich noch OO
raten und helfen lassen wollen!
.Wem meine Worte etwa „überheblich” OO
klingen mögen, der kennt mich noch nicht! OO
.Ihm bin ich zu sagen gezwungen, daß OO
ich aus Ländern der Seele komme, in denen OO
keiner der daselbst bewußt Lebendigen, geOO
sonderter Erkenntnis sich vor Anderen OO
rühmen könnte.
.Im gleichen Lichte lebend und bewußt, OO
wäre uns jegliches Streben nach VorrangOO
voreinander arge Torheit!
10 Das Gespenst der Freiheit
.Um wieviel mehr aber müßte es mir OO
als ärgerliche Torheit gelten, wollte ich mich OO
vor denen brüsten, die noch nicht in den OO
Ländern des Lichtes lebendig sind!
.Ich würde aber zum Lügner, wollte ich zu OO
verbergen suchen, daß mir noch AnderesOO
allzeit gegenwärtig ist, als all das, was mir OO
hier auf Erden nicht näher und nicht ferner OO
steht, wie allen meinen Nebenmenschen. ‒ OO
.Millionen sind in diesen Tagen des OO
Glaubens, daß ihnen nichts anderes zu OO
ihrem Glücke, als nur „die Freiheit” fehle. OO
.So denkt nicht nur der Sträfling in seiner OO
Zelle, ‒ so denkt auch der Fürst, der sich OO
mancher Freiheit begeben mußte, die seine OO
Vorahnen voreinst genossen. ‒
.Aber fast alle sehen nur ein GespenstOO
der Wüste locken, das jeden zur Beute OO
„wilder Tiere” werden läßt, der ihm guten OO
Glaubens folgt ...
11 Das Gespenst der Freiheit
.Wo leider so Viele eines Glaubens, eines OO
Hoffens und einer Liebe sind, dort wird OO
es dem Einzelnen schwer, die Täuschung OO
zu durchschauen, und nur zu willig läßt, OO
er sich verleiten durch die Allgewalt des OO
Massenwahns.
.Des Un-Heils wahrlich genugsam kundig, OO
trachtet der Mensch danach, den Ausweg zu OO
seinem „Heil” zu finden, und „heiligOO
wird ihm auch jedes Truggebilde, das ihm OO
gleißend verheißt, ihn zu seinem Heil zu OO
führen.
.So kam das Gespenst der Freiheit in OO
der Menschenwelt zur Macht, und droht OO
schon fast alle in die Irre zu führen, die OO
nach wirklicher Freiheit streben.
.Gar unbestimmt, und nach Weise der OO
Wolken nebelhaft zerfließend, ist das Schein‐ OO
gebilde, das heute den Meisten als „die OO
Freiheit” gilt.
12 Das Gespenst der Freiheit
.Wirkliche Freiheit aber tritt nur klarOO
und bestimmt in Erscheinung, denn sie OO
bedarf gefestigter Form!
.Nur in solcher Selbstfassung vermag es OO
echte Freiheit, zu bestehen und befreiend OO
zu wirken!
.Nicht in Form gefaßt, würde sie sichOO
selbst aufzehren.
.Grenzenlose” Freiheit wäre identisch OO
mit Selbstvernichtung des Freien. ‒
.Freiheit, die nur Begriff bleibt und OO
nicht erfühlt werden kann, ist wertlosOO
für den Menschen!
.Erfühlen läßt sich aber nur BeOO
grenztes. ‒
.Nur Grenze verleiht Form, und nur OO
vor wohlbegrenzter Form bleibt Fühlen be‐ OO
hütet vor dem Zerfließen.
.Form ist Ausgleich zwischen allem OO
Zuviel” und allem „Zuwenig”.
13 Das Gespenst der Freiheit
.Wo wirkliche Freiheit herrscht, dort OO
kann nicht die Rede sein von „zuvielOO
oder „zuwenig Freiheit”, denn „zuwenig” OO
würde ihr Dasein ebenso verneinen, wie OO
„zuviel” ...
.Wo solches Messen noch möglich ist, OO
dort herrscht nur das Gespenst, dem der OO
Mensch die Macht „zumessen” kann nach OO
seiner Willkür. ‒
.Wirkliche Freiheit ist niemals Selbst‐ OO
zweck!
.Wirkliche Freiheit empfängt allen Wert OO
von den Zwecken, denen sie dient!
.Wirkliche Freiheit ist die Frucht erfüllter OO
Notwendigkeit und soll dazu dienen, OO
Höheres als Freiheit zu erreichen!
.Niemals wirft sich Freiheit zur Herrin OO
des Willens auf, denn Freiheit ist DienstOO
am Willen!
14 Das Gespenst der Freiheit
.Das Gespenst der Freiheit aber sucht OO
des Willens Unterjochung, strebt allen OO
Willen aufzusaugen, um selbst in der OO
Macht zu bleiben ...
.Das Gespenst der Freiheit zeugt in allen OO
die ihm folgen: tolle Sucht ins GrenzenOO
lose!
.Das Gespenst der Freiheit zersetzt alle OO
Fähigkeit, Form zu empfinden!
.So zerstört es alle Sicherheit des ErOO
kennens, denn nur wo Form empfunden OO
wird, ist Erkenntnis möglich ...
.Nicht umsonst aber sprachen die alten OO
Weisen von der „Nichterkenntnis” als von OO
einer „Schuld”, ‒ auf welches Wort ich OO
auch an anderer Stelle schon zu achten OO
lehrte ...
.Schuld entsteht, wo gegebene KraftOO
dem Eigner oder seinen Mitgeschöpfen OO
Schaden schafft, sei es durch Mißbrauch, OO
15 Das Gespenst der Freiheit
oder aber Unterlassung rechter AnOO
wendung!
.Wer somit dem Trugbild, dem er sich OO
versklavte, weiterfolgt, obwohl ihn meine OO
Worte weckten, selbst sich die GewißOO
heit zu verschaffen, daß ihn nur ein „GeOO
spenst” zum Narren hält, der wird sich OO
schwerlich ledigsprechen können von eigener OO
Schuld ...
.Da alle Schuld jedoch stets ihre FolgeOO
fordert und mit aller Sicherheit erzwingt, OO
so wird er sich nicht wundern dürfen, wenn OO
sich ihm die durch ihn selbst gerufene Folge OO
an die Fersen heftet, und ihn vielleicht OO
gerade dann erreicht, wenn er zu greifenOO
glaubt, was nur die Spiegelung der Dünste OO
dürren Denkens in leerer Luft: ‒ spekuOO
latives Traumbild, ‒ „FatamorOO
gana” war. ‒
16 Das Gespenst der Freiheit
NOTWENDIGKEIT
.So hoch den alten Griechen ihre Götter OO
stehen mochten, so kannten die Weisen jener OO
Tage doch noch ein höheres, geheimnis‐ OO
volles Prinzip, dem sie auch die Götter OO
unterordnet dachten: ‒ „Ananke”, = die OO
Notwendigkeit.
.Wer sich abkehren will von der „Fata‐ OO
morgana” allerwärts wechselnden, wesen‐ OO
losen Scheines der Freiheit, ‒ wer dem OO
Gespenst der Freiheit endlich die Gefolg‐ OO
schaft aufsagt, ‒ der mag hier verweilen. OO
.Die Weisheit der Alten dürfte auch OO
seiner Seele noch erfühlbar sein ...
.Sicherlich suchte er ja die wirklicheOO
Freiheit, als er vormals ihrem GespenstOO
begegnet war, dem er nur deshalb seinen OO
19 Das Gespenst der Freiheit
Glauben dargab, weil er es für die heiß‐ OO
erstrebte, wirklichkeitsgezeugte Freiheit OO
hielt.
.Will er nun endlich das Kennmal wirk‐ OO
licher Freiheit erfahren, dann wird es ihm OO
aufleuchten hier in ungeahnter Helle, sieht OO
er die Menschen der Vorzeit ihre Götter: OO
die Freiesten der Freien, ‒ unter‐ OO
ordnen der Notwendigkeit. ‒ ‒
.Eilfertig weiß das hirngeborene GeOO
spenst stets das Kennmal der wirklichenOO
Freiheit zu beschatten, und mit blenden‐ OO
den Bildern die wahnwirre Hoffnung zu OO
wecken, daß Freiheit auch frei zu machen OO
vermöge von aller Forderung des Gebotes OO
der Notwendigkeit ...
.Wirkliche Freiheit aber erwächst nur OO
aus dieses Gebotes vollkommenster ErOO
füllung!
.Es ist noch keiner wirklich frei ge‐ OO
20 Das Gespenst der Freiheit
worden, den die Notwendigkeit nicht OO
„freigesprochen” hätte! ‒
.Wem aber das Trugbild als gleichenOO
Wertes wie die wirkliche Freiheit gilt, OO
der ist wahrlich der Freiheit nicht wert!
.Frei sein, heißt denken, reden und OO
handeln, wie Notwendigkeit es will, ‒ OO
und seine Not zu wenden, weiß, wer solcher‐ OO
weise Freiheit sich erwirkt! ‒
.Wahrhaftig! ‒ keine Macht wird ihm OO
die so erwirkte Freiheit jemals wieder rauben OO
können!
.Wenig aber ahnen die Gespenstgeblen‐ OO
deten von dem, was solche Freiheit einem, OO
der sie zu erlangen wußte, dann er‐ OO
schließt. ‒ ‒
.Notwendigkeit ist nicht „Zwang”, ‒ OO
sonst könnte ja wahrlich Keiner ihr ent‐ OO
gegenwirken!
21 Das Gespenst der Freiheit
.Notwendigkeit ist das höchste, geistige OO
Ordnende im Menschen, wie in allem OO
Leben, und das eben wollten die Alten OO
bekennen, wenn sie „Ananke” noch überOO
die Götter stellten! ‒ ‒
.Zwang ist nur irdisch bedingte Gewalt: OO
‒ das wahre Zerrbild der Notwendigkeit! OO
.Zu gar manchem kann man dich, und OO
kannst du Andere zwingen, was gewiß OO
nicht der Notwendigkeit entspricht. ‒ ‒ OO
.Notwendigkeit ist die gesetzte OrdOO
nung des Allgefüges, dem der EinzelneOO
einbezogen ist.
.Keiner kann diesem Gefüge und seiner OO
Ordnung sich auch nur für Augenblicke OO
entwinden, mag er auch alles für seine Vor‐ OO
stellung zu negieren suchen, außer sich selbst! OO
.Stets bleibt er in Wirklichkeit mit dem OO
unermeßlichen Ganzen vereint, ‒ schädigt OO
sich selbst, wenn er diesem Ganzen nicht OO
22 Das Gespenst der Freiheit
entspricht, und schädigt das Ganze, wenn OO
er sich selbst nicht aus innerer Ordnung OO
zu entfalten weiß. ‒
.Nur das wirkliche Geschehen aber OO
ist hier entscheidend!
.Der Träumer, der in seiner Höhle sitzt OO
und seine Phantasie erhitzt bis sie ihm OO
jedes Geisterreich nach Wahl in seiner Vor‐ OO
stellung erstehen läßt, ‒ der vornehme OO
Aesthet, der sich von allem äußeren Ge‐ OO
triebe sondert, um nur „in Schönheit” zu OO
leben und alltagsferne seine Wortewelt zu OO
gebären, ‒ sie gelten dem unermeßlichen OO
Ganzen gleichviel wie der brutale Genüß‐ OO
ling, der nur seinen stets erregten Tier‐ OO
sinnen dient. ‒ ‒
.Der solchermaßen Wahnbetörten „WirkOO
lichkeit” ist nur ein armer Mensch, der OO
seiner Eigensucht erliegt, und nicht er‐ OO
füllt, was „Ananke”: die über allen Göttern OO
alles Leben ordnende Notwendigkeit, von OO
ihm verlangt. ‒
23 Das Gespenst der Freiheit
.Wesenlos bleibt, was immer er sich schuf OO
als seine Eigenwelt, mag es ihm auch ge‐ OO
lingen, ihr in tausenden von anderen Men‐ OO
schenhirnen Wiederspiegelung zu schaffen! OO
.Es ist nichts Wirkliches damit erreicht! OO
.Willst du zu wirklicher FreiheitOO
kommen, so mußt du erfüllen, was NotOO
wendigkeit jeweilens dich erfüllen heißt! OO
.Das Gespenst der Freiheit wird dich OO
erregen, so daß deine Phantasie alles Den‐ OO
ken überspannt!
.An dich und Andere wirst du Forderung OO
stellen, die nicht in Notwendigkeit be‐ OO
gründet ist, sondern im Zwang deines OO
„überspannten” Denkens ...
.Weil du zu viel „verlangst”, kannst du OO
nichts, oder allzuwenig nur „erlangen”, OO
und was du dir, giertriefend, dann etwa OO
zu rauben suchst, wird dir alsbald von OO
24 Das Gespenst der Freiheit
denen wieder abgenommen, die vordem OO
deine Gefährten waren ...
.Der Maßstab, der allein für alles Leben OO
gilt, geht Allen verloren, die in wilder OO
Hast dem Gespenst der Freiheit folgen!
.Berechtigt” nennst du deine Kritik, OO
‒ aber wo in dir willst du ein RechtOO
zur Verwüstung finden? ‒ ‒
.Kritik ist wie eine Sturzflut, die herab OO
von eisigen Gletschern fällt.
.Man muß ihr Dämme bauen, wenn sie OO
Segen bringen soll! ‒
.Es ist begreiflich, daß du alles um dich OO
her nach deinem Wunsch geordnet sehen OO
möchtest, ‒ aber bist du denn selbstOO
bereits in dir geordnet?!?
.Wie kannst du erwarten, daß das Ganze, OO
dessen winzige Zelle du darstellst, sich allein OO
nach deinen Wünschen richten könne?!? OO
25 Das Gespenst der Freiheit
.Du wirst erst dann erkennen lernen, OO
was dir zum Heile dient, wenn du der NotOO
wendigkeit vertrauen lernst!
.Sie nur kann dich lehren, was dir OO
dauernd erhalten bleibt, wenn du es ein‐ OO
mal erlangtest!
.Erfüllung des Gebotes der NotwenOO
digkeit kann dir allein die wirklicheOO
Freiheit bringen, nach der du dich sehnst, OO
auch wenn du noch befangen bist im Wahn, OO
daß Freiheit sich als Willkür dir zu eigen OO
geben müsse. ‒ ‒
.Grau und düster wurde das Leben noch OO
allenthalben, wo man Freiheit verlangte, OO
ohne Erfüllung des Gebotes der NotwenOO
digkeit!
.Grinsend erhebt sich sodann der Frei‐ OO
heit wesenloses Gespenst über weite Lande OO
und vergiftet mit seinem lebenertötenden OO
26 Das Gespenst der Freiheit
Hauch alle Keime wirklichen FreiheitsOO
willens. ‒
.Alle Tragkraft der Seele übersteigt die OO
Verantwortung derer, die es, ‒ wenn OO
auch guten Glaubens, ‒ auf sich nehmen, OO
Andere einem Trugbild zuzuführen, das OO
in solche Verzweiflung lockt! ‒ ‒
.Untragbar aber ist auch schon des OO
Verlockten Verantwortung, der nicht zu OO
widerstehen wußte, wenn ihm Unmögliches OO
verheißen wurde, obwohl er wahrlich wis‐ OO
sen konnte, daß doch alles, was sich je‐ OO
mals hier auf Erden nicht der Fügung ein‐ OO
zufügen strebte, die Notwendigkeit ihm OO
darzubieten hatte, unweigerlich zugrunde‐ OO
gehen mußte, mochte auch irdischer Zwang OO
der Zersetzung oft noch eine Weile wehren ... OO
.Notwendigkeit rechnet mit anderenOO
Zeitwirklichkeiten als jenen, die einem OO
Erdenmenschenleben überblickbar werden OO
können! ‒
27 Das Gespenst der Freiheit
.Niemals kann sie sich „verrechnen”, OO
denn sie ist Wert und Inhalt aller Zahl! OO
.Alle Wirklichkeit im irdischen und OO
übererdenhaften Dasein ist in ihr begründet! OO
.Sie trägt das Firmament der Sonnen‐ OO
schwärme, und ihre ordnenden Gewalten OO
geben jedem Sandkorn in der Wüste Maß OO
und Form!
.Vergeblich sucht der Mensch nach einer OO
Quelle erdenhaften Heils, die ohne „Fassung” OO
solcher festen Fügung, dauernd fließen OO
könnte! ‒
.Vergeblich strebt nach Freiheit, wer OO
sie anders sucht, als in Erfüllung aller OO
Forderungen der Notwendigkeit!
.Nicht nur die Götter müssen sich OO
Ananke” beugen, sondern auch ‒ der OO
Erdenmensch ...
28 Das Gespenst der Freiheit
GEMEINSAMKEIT
.Der Mensch bedarf auf dieser ErdeOO
der Gemeinsamkeit, so wie er auch imOO
Geiste gleicherweise sich nur in GemeinOO
samkeit erleben kann!
.Gemeinsamkeit im äußeren Leben OO
heißt: ‒ was dir zu eigen ist als „MeiOO
nung”, auch anderer „Meinung” so zu OO
einen, daß aus Aller Meinen ein gemein‐ OO
samer Besitz erwächst.
.Jeder Einzelne ist eines anderen „Mei‐ OO
nens” in dem er das, was bei so manchem OO
Fischzug seines Denkens sein geworden OO
ist, sich faßbar macht.
.Aber jedes Einzelnen „Meinen” läßt sich OO
mit dem des Anderen ver-einen, und so OO
entsteht Gemeinsamkeit.
31 Das Gespenst der Freiheit
.Jeder nimmt dann an des Anderen OO
„Meinen” seinen An-Teil, und es gestaltet OO
sich, als All-„Gemeintes”: das GemeinOO
same.
.Notwendigkeit aber läßt den Menschen OO
das Gemeinsame auch dort noch suchen, OO
wo sonst verbindsame „Meinung” fehlt, OO
‒ besonders, wenn es Not zu wenden gilt, OO
die aller „Meinung” nach, sehr schwer er‐ OO
tragbar ist ...
.So besteht in unseren Tagen die umOO
fassendste Gemeinsamkeit durch allge‐ OO
meine Unzufriedenheit.
.Wenige nur werden hier auszuschließen OO
sein.
.Vor allem gilt die Unzufriedenheit den OO
Formen, die das menschliche GemeinOO
schaftsleben sich zu eigener Sicherung OO
erfand, mag solche Sicherung zuweilen auch OO
den Untergang bedeuten für den Einzelnen. OO
32 Das Gespenst der Freiheit
.Und hier ist Unzufriedenheit gar oft imOO
Recht!
.Es ist Torheit, das Gemeinschaftsleben OO
aufzubauen, unbekümmert um das Wohl OO
des Einzelnen der doch des Ganzen BauOO
stein darstellt, und der Gemeinschaft dannOO
nur freudig dienen kann, wenn sie ihm da‐ OO
zu dient, sich selber zu erhalten.
.Es ist jedoch die gleiche Torheit, wenn OO
der Einzelne sich selber so verkennt, daß OO
er um seines bloßen Daseins willenOO
schon ein Recht zu haben glaubt, Gemein‐ OO
schaftsdienst für sich zu fordern, sei es in OO
hoher Sonderstellung, oder um der Not‐ OO
durft seines Lebens zu begegnen ...
.Ich meine nicht das Gleiche, wenn ich OO
von „Gemeinschaft” spreche, oder von OO
Gemeinsamkeit”!
.Was der Gemeinschaft angehört, ge‐ OO
33 Das Gespenst der Freiheit
hört nicht mir, ‒ wohl aber das, was ich OO
mit Anderen gemeinsam habe.
.Vor allem aber ist für mich „GemeinOO
schaft”: ‒ äußere Zusammenfassung, wäh‐ OO
rend „Gemeinsamkeit” die Seele an‐ OO
geht. ‒
.So kann der Einzelne denn auch nicht OO
Anspruch stellen, daß die Gemeinschaft, OO
nur um seines Daseins willen mit ihm OO
teile, was an Werten ihr gehört!
.Er selbst muß erst durch seine eigeneOO
Leistung „Mitbesitzer” werden am geOO
meinschaftlich verbundenen Besitz, ‒ OO
und seinen „Anspruch” wird der Wert be‐ OO
stimmen, den die Gemeinschaft seiner OO
Leistung zuerkennt.
.Unsinnig ist es, will man hier ein anOO
deres Wertmaß fordern!
.Stets wird die Gemeinschaft hoch zu OO
werten wissen, was sie entbehren würde, OO
bliebe es ihr versagt.
34 Das Gespenst der Freiheit
.Wie könnte man jedoch erwarten, daß OO
sie tausendfältig dargebotenes Talent soOO
hoch bewerten solle, wie irgend eine SonOO
derleistung, deren sie bedarf!? ‒
.In keiner Gemeinschaftsform kann das OO
anders sein!
.So mag der Einzelne zur Unzufrieden‐ OO
heit ein Recht besitzen gegenüber der Ge‐ OO
meinschaft, ‒ doch die Gemeinschaft bleibt OO
nicht minder auch bei ihrem Recht.
.Suchst du zu leisten, was sonst die Ge‐ OO
meinschaft, ohne dich, entbehrt, dann wird OO
sie dir in gleichem Maße „Mitbesitz” an OO
ihrem Eigentum gewähren, wie sie durch OO
deine Leistung sich „bereichert” fühlt. ‒ OO
.Die Zahl, nach der man deine Leistung OO
wertet, bestimmt deine „Bezahlung”! ‒ OO
.Sagst du jedoch, du könntest das, was OO
die Gemeinschaft braucht, nicht leisten, so OO
gibst du selbst dein Unvermögen zu, und OO
darfst dich nicht beklagen, wenn man dir OO
35 Das Gespenst der Freiheit
keinen An-Teil bietet, wo du nichts mitOO
zuteilen, oder darzubieten hast, was man OO
zu werten weiß! ‒
.Es wird dir wenig nützen, klagst du OO
über die „geringe Einsicht” der Ge‐ OO
meinschaft, die deine Leistung nicht nach OO
dem von dir bestimmten Werte schätzen OO
könne. ‒ ‒
.Anders bezeugt sich Gemeinsamkeit! OO
.Hier wird man das, was du zu bringen OO
hast, als Zeugnis deiner Fähigkeiten achten, OO
auch wenn man es gewiß niemals entbehren OO
würde, und zugleich wird man von dir OO
erwarten, daß du auch die Leistung jedes OO
Anderen zu achten weißt, sofern sie nicht OO
zurückbleibt hinter dem Vermögen seiner OO
Kraft.
.Man wird dir zu helfen suchen, soweit OO
man kann, wird aber auch auf deine Hilfe OO
bauen, wo du helfen kannst.
36 Das Gespenst der Freiheit
.Aber vor allem wird man danach fragen: OO
wer du bist?! ‒
.Gemeinschaft fragt nur nach der LeiOO
stung, ‒ Gemeinsamkeit fragt nach dem OO
ganzen Menschen!
.Erst dort, wo sich Gemeinschaft nichtOO
in ihrer Form bescheidet, sondern sich OO
zu seelischer Gemeinsamkeit erhebt, OO
wird alle Unzufriedenheit verschwinden, ‒ OO
obwohl die Ungleichheit bestehen bleiben OO
muß, da sie natur- und geistbedingt ist OO
in Notwendigkeit! ‒ ‒
.Unser Gemeinschaftsleben krankt an OO
der Verhärtung der Arterien, die ihm Blut OO
zuführen sollen zur Erhaltung ...
.Es wird nur gesunden können, wenn OO
es mehr und mehr sich wandeln läßt zu OO
wahrer Gemeinsamkeit!
.Auch jetzt schon glaubt man ja so OO
manches „in Gemeinsamkeit” zu tragen, OO
37 Das Gespenst der Freiheit
oder zu besitzen, ‒ aber das Wort Ge‐ OO
meinsamkeit ist da nur bloße Scheidemünze, OO
und was es rechtens bezeichnet, fehlt noch OO
allzusehr. ‒
.Noch ist man weit davon entfernt, die OO
„Meinung” eines Anderen zu achten, weil sie OO
das „Seinige”: ‒ weil sie sein EigentumOO
darstellt!
.Noch wird die Leistung allenthalben OO
nur nach ihrer materiellen, momentanen OO
Wertvermehrungsfähigkeit gewertet, und der OO
Mensch bleibt ohne jegliche Beachtung, OO
wenn er nicht etwa mitbenötigt wird, um OO
seine Leistung darzubieten vor der, ihn OO
für die Darbietung entlohnenden, Gemein‐ OO
schaft.
.Es fehlt noch gar viel, soll aus der Ge‐ OO
meinschaft die Gemeinsamkeit erstehen! ‒ ‒ OO
.Der Mensch in der GemeinsamkeitOO
ist seines eigenen Wertes wohlbewußt und OO
38 Das Gespenst der Freiheit
schöpft aus diesem SelbstbewußtseinOO
alle Achtung, die er auch dem AndernOO
zugesteht.
.Er weiß, daß er nur in dem gleichen OO
Maße seiner eigenen Entfaltung nahe kom‐ OO
men kann, wie er auch Anderen zu helfen OO
sucht, zu ihrer Selbstentfaltung zu ge‐ OO
langen.
.„Gemeinsamkeit” bedingt wahrhafte OO
Freiheit im Gefüge der Notwendigkeit, OO
während „Gemeinschaft” keinesfalls davor OO
bewahrt, die Beute des Gespenstes der OO
Freiheit zu werden!
.Gemeinsamkeit gleicht alle GegenOO
sätze aus, da sie nicht minder das GeOO
ringe eingefügt weiß der Notwendigkeit, OO
wie das die Menge Ueberragende!
.In der Familie findet seelische Gemein‐ OO
samkeit ihr erstes Wirkungsfeld.
.Gesegnet sind die Glieder der Familie, OO
die es zu benützen wissen!
39 Das Gespenst der Freiheit
.Weiter dehnt sich dieses Wirkungsfeld OO
dann über Gemeinde, Land und LänderOO
aus ...
.Allem Menschenleben bietet es Raum OO
und Gedeihen!
.Allen vermag es wirkliche FreiheitOO
zu sichern, in der Fügung der NotwenOO
digkeit!
.Ist Freiheit aber allen gemeinsam, so OO
wird sie wahrlich keiner dem anderen mehr OO
entziehen wollen.
.Sie ist gesichert, als eines jeden Einzelnen OO
unbedrohtes „Eigentum”!
.Sie ist Besitz geworden, ‒ ist nun OO
nicht mehr Traum der Sehnsucht!
.So kann auch keiner mehr verleitet wer‐ OO
den, dem Gespenst der Freiheit nachzu‐ OO
jagen, und wo es ihm begegnet, wird er OO
nur verlachend ihm den Rücken kehren.
40 Das Gespenst der Freiheit
.Dann wird auch Keiner seine Freiheit OO
je geschmälert glauben, lehrt ihn NotOO
wendigkeit, mit vielen Anderen sich einem OO
Willen unterordnen, in dem Gemeinsamkeit OO
die vielen Willen eint! ‒ ‒
.Urbeginn der Vielheit ist die EinOO
heit, ‒ aber auch der Vielheit höchsteOO
Krönung!
.Nur unter einer Einheit kann in OO
Vielheit wahre Freiheit sich erhalten!
.Einheit aber bleibt starr und steril, OO
ragt sie nicht über einer ihr vereinten VielOO
heit auf! ‒
.Aus Vielheit erhebt sich Einheit, um OO
Vielheit in sich zu einen!
.So vollendet sich Gemeinsamkeit! ‒ OO
.So baut Gemeinsamkeit sich selbst OO
zur Pyramide auf, und krönt sich selbst OO
in ihrer höchsten Einheit! ‒ ‒
41 Das Gespenst der Freiheit
.Nicht Wahl und Willkür aber darf OO
bestimmen, was hier nur wahre FreiheitOO
aufzurichten weiß!
.Und nur nach Ordnung eingefügt dem OO
Ganzen, wird der Einzelne zum TrägerOO
jener Einheit, zu der GemeinsamkeitOO
sich aus sich selbst erhebt, ist sie in sich OO
vollendet! ‒
42 Das Gespenst der Freiheit
AUTORITÄT
.Menschen sah ich am Werke, die Un‐ OO
erhörtes forderten von allen Anderen, ‒ OO
aber nicht vermochten, auch nur die ge‐ OO
ringste Forderung an sich selbst zu stellen. OO
.Andere sah ich, die fast Übermensch‐ OO
liches von sich verlangten, das Gleiche aber OO
auch von Anderen erwarteten.
.Beides ist unmöglich, wo wirklicheOO
Freiheit herrscht!
.Beides kann keine Rechtfertigung finden OO
vor den Geboten der Notwendigkeit!
.Einer mag dem Anderen also gleichen, OO
daß man beide fast verwechseln könnte, OO
und doch ist Keiner irgend eines Anderen OO
seelisches Ebenbild!
45 Das Gespenst der Freiheit
.Daß du ein Maß dir selbst geschaffen OO
hast, für das, was du von dir verlangst, OO
gibt dir kein Recht, das gleiche Maß auch OO
anzuwenden, wenn es sich um deinen OO
Nebenmenschen handelt!
.Eines jeden Menschen Maß wird nur OO
bestimmt durch die ihm eingeboreneOO
„Maßgerechtigkeit”!
.Viel wird verdorben in der besten Ab‐ OO
sicht, weil man sich „Rechte” zugesteht OO
auf Grund erfüllter Pflichten, ohne sich zu OO
fragen, wo denn das „Recht” begründet sei, OO
die freie Forderung, die man an sich zu OO
stellen und auch zu erfüllen weiß, auf AnOO
dere zu übertragen?? ‒
.Mit Recht sträubt sich vielmehr das Kind OO
schon gegen solche aufgedrungene Belastung, OO
‒ mit Recht verwehrt sich ihr der jugend‐ OO
liche Mensch, soweit er nicht durch Zwang OO
dazu bewogen wird, sich grollend ihr zu OO
fügen ...
46 Das Gespenst der Freiheit
.Es ist gewiß hier nicht die Rede von der OO
Beispiels-Einwirkung, die dem, auf den OO
sie wirkt, noch alle Freiheit läßt, sondern OO
von jener argen Art, die das, was sie an OO
sich als wertvoll achtet, auch mit Ingrimm OO
Anderen beizubringen sucht, ‒ ganz ohne OO
Ahnung, daß die wahren Werte dieser OO
Anderen vielleicht ihr selber ewig artfremdOO
und daher ganz unerkennbar sind. ‒
.Wie der von seinem Werte Überzeugte OO
aber tausendmal das Blatt gewendet hat, OO
so soll es nunmehr auch der Andere wenden, OO
über den ihm Macht gegeben wurde ...
.Zahllos sind die Beispiele des alltäg‐ OO
lichen Lebens, die Lust am Zwang in solcher OO
Art am Werke zeigen, aber zahlreich auch OO
die halbzerstörten Leben, die kaum noch OO
zur Entfaltung kommen können, weil ihnen OO
voreinst allzuviel Besorgnis, oder einge‐ OO
steifter Eigensinn, die Freiheit „auszutreiOO
ben” wußte ...
47 Das Gespenst der Freiheit
.Wo aber Freiheit „ausgetrieben” wird OO
durch Zwang, dort wird alsbald der Zwang OO
zum üblen Führer: ‒ zum VerführerOO
werden, der dem Gespenst der Freiheit OO
Folge leisten lehrt. ‒
.Autorität läßt sich mit Freiheit derer, OO
die sich selbst ihr unterordnen, unbedingt OO
vereinen, und unvereinbar bleibt ihr nur OO
das Trugbild, das nur eine Freiheit vorOO
täuscht, die der ewigen NotwendigkeitOO
entrückt erscheint! ‒
.Zwang aber ist ein wühlender VerOO
nichter jeglicher Autorität, denn seine OO
starre Form der Forderung ist Einbruch in OO
des Anderen Selbstbestimmungsrecht!
.Selbst dort soll man den Zwang nach OO
aller Möglichkeit zu meiden suchen, wo des OO
zu Zwingenden Wohl ihn streng zu fordern OO
scheint!
48 Das Gespenst der Freiheit
.Zwang bleibt stets ein schlimmer NotOO
behelf, ‒ auch dort, wo seine Anwendung OO
zu Zeiten nicht umgangen werden kann! OO
.In ungezählten Fällen wäre Zwang je‐ OO
doch vermeidbar, bestünde wirklicheOO
Autorität, als selbstgewollter Ausdruck in OO
Notwendigkeitserfüllung ihrer selbst gewisser OO
Freiheit. ‒ ‒
.Wo noch der Zwang vonnöten ist, „AuOO
torität” zu stützen, dort ist zu fragen: ‒ OO
ob denn wirklich noch Autorität bestehe, OO
oder nur ihr Spottbild, das sich zwänglich OO
zu erhalten strebt?!
.Autorität ist nur zu gründen auf in OO
Freiheit dargebotenes Vertrauen!
.Wo die Gewißheit fehlt, sein eigenesOO
Wohl gewahrt zu sehen, dort ist für jeden OO
freien Menschen schon zerstört, was wirk‐ OO
liche Autorität als Unterbau benötigt.
49 Das Gespenst der Freiheit
.Wie alles, was in Sicherheit gefestigt OO
stehen soll, bedingt ist durch den Boden, OO
der es trägt, und durch die in den Boden OO
eingesenkten Fundamente, so auch Autorität, OO
‒ und dann nur wird sie unbedroht be‐ OO
stehen bleiben, wenn keine Flut sie unter‐ OO
spülen, kein Nachtgetier sie unterwühlen OO
kann ...
.Nicht was sich selbst berechtigt: ‒ An‐ OO
deren „Autorität”, zu heißen, ist dadurch OO
Autorität, jedoch wird man vergeblich die OO
Entfaltung irgend einer menschlichen Be‐ OO
fähigung erwarten, wo nicht Autorität das OO
Recht der Lenkung übt! ‒ ‒
.Auch alle, die berechtigte Autorität zu OO
stürzen suchen, unterstellen sich bewuß‐ OO
ten Willens einer eigenen Autorität, die OO
strengste Folgeleistung fordert. ‒
.Es muß sich dann zuletzt erweisen, wo OO
die wirkliche Autorität besteht, und wo OO
nur Zwang und Überredung Rechte zu OO
50 Das Gespenst der Freiheit
erhalten suchen, die das Vertrauen voreinst OO
zwar gegeben hatte, aber fürder nicht mehr OO
zuerkennen kann ...
.Lange mag Entscheidung sich in solchem OO
Fall verzögern, ‒ zuletzt jedoch siegt die OO
Notwendigkeit, die dort allein Autorität OO
bestehen lassen kann, wo Freiheit und OO
Vertrauen sie begründen.
.Wo das Gespenst der Freiheit Folge OO
fand, dort wütet alsbald auch die fressende OO
Sucht, bestehende Autorität zu stürzen, um OO
eigene mit Zwangsgewalt an gleicher Stelle OO
aufzurichten.
.Es kann recht lange währen, bis die OO
fürchterliche Folge solcher Seuche die Be‐ OO
törten endlich zu der Einsicht zwingt, daß OO
sie zerstörten, was sie hätten nützenOO
sollen ...
.Noch niemals aber ist der Tag der Ein‐ OO
sicht ausgeblieben, und wehe denen, die als‐ OO
51 Das Gespenst der Freiheit
dann der Trümmerhagel trifft, wenn ihre ei‐ OO
gene Autorität in sich zusammenstürzt! ‒ ‒ OO
.Jedoch noch immer wußte die NotOO
wendigkeit auch wieder wirkliche Auto‐ OO
rität, in wahrer Freiheit fest gegründet durch OO
Vertrauen, aufzurichten, wenn sie auch OO
nicht die Opfer rückerstatten konnte, die OO
irrendes Verlangen vordem forderte.
.Das Leben weiß die unumgänglichen Ge‐ OO
setze seiner Selbsterhaltung immer wieder OO
zu behaupten, auch wenn sich Willkür an‐ OO
maßt, ihre eigenen Gesetzestafeln aufzu‐ OO
stellen ...
.Auch reinste Absicht muß zuletzt zu‐ OO
schanden werden, will sie Änderung an OO
dem bewirken, was Notwendigkeit ver‐ OO
langt, soll Leben nicht sich selbst zer‐ OO
setzen. ‒ ‒
.Da sich Erkenntnis aber nicht erhandeln OO
läßt, und allzuoft auch bloßer GeltungsOO
trieb sich durchzusetzen sucht, im Wahne, OO
52 Das Gespenst der Freiheit
Wandlung zu bewirken nach der Weise, die OO
er sich erträumte, so fordert schon die OO
bloße Klugheit, niemals blind AutoriOO
tätsberechtigung zu geben, wo Sturz beOO
stehender Autorität als Mittel angeraten OO
wird, zur Freiheit zu gelangen. ‒
.Stets darf man sicher sein, daß denen, OO
die mit solchem Rat Gefolgschaft werben, OO
nur das Gespenst der Freiheit „vorschwebt”, OO
dem sie, selbstgeblendet, folgen, nicht das OO
Unheil ahnend, dem sie sich und Andere OO
entgegenführen!
.Wo aber wirkliche Autorität besteht, OO
gegründet im Vertrauen derer, die in ihr OO
sich selber Leitung setzen, dort wird die OO
ihrer selbst gewisse Einsicht keineswegs OO
die selbstbestimmte Unterordnung als VerOO
minderung der Freiheit fühlen.
.Auch ist die wirkliche Autorität stets OO
in sich selbst gesichert vor Erstarrung, weil OO
53 Das Gespenst der Freiheit
sie bewegt bleibt durch die Einzelwillen OO
aller, die sich ihr in freier Anerkennung OO
einen.
.Gesetzt in der Erkenntnis des Gebotes OO
der Notwendigkeit, schafft sie den ihr OO
Vertrauenden die Hilfe, deren sie bedürfen OO
zur Erfüllung des Gebotes, aus der die OO
wahre Freiheit sich allein ergeben kann. ‒ OO
.Fast unsühnbare Schuld ist darum OO
jeder Mißbrauch aufgetragener Autorität, OO
‒ doch richtet solcher Mißbrauch stets sich OO
selbst, indem er das Vertrauen unterwühlt, OO
in dem allein Autorität Begründung fin‐ OO
den kann, so daß, wo Mißbrauch sich er‐ OO
eignet, früher oder später in sich selbst OO
zusammensinken muß, was seinen Fortbe‐ OO
stand verwirkte.
54 Das Gespenst der Freiheit
PARTEISUCHT
.Urtief begründet in der menschlichen OO
Natur ist das Zusammenstreben derer, die OO
nach gleichem Ziele trachten, zur VerOO
einigung.
.Was Einzelwille nie bewirken könnte, OO
wird durch die Sammlung vieler Willen OO
oftmals doch noch Wirklichkeit, und eigene OO
Überzeugung findet Selbstgenuß, wenn sie OO
der gleichen Überzeugung auch in Anderen OO
begegnet.
.Vielfältige Betrachtungsweise aber kann OO
dem gleichen Gegenstande gelten, und recht OO
verschiedentlicher Sehnsucht Ziele er‐ OO
scheinen Menschen als erstrebenswert.
.So ist es denn gewiß nicht widersinnig, OO
wenn mancherlei Vereinigung sich bildet, OO
57 Das Gespenst der Freiheit
um jeweils anderem Ziele zuzustreben, und OO
reiches Leben kann aus solcher Vielheit OO
sich erheben, trachtet sie danach, die Einzel‐ OO
körperschaften wieder in Vereinigung zu OO
fassen: einem Ziele zugewandt, das aller OO
einzelnen Parteiung sonderliche Ziele überOO
ragt.
.Es ist nicht schwer, ein solches Ziel zu OO
finden, wird es nur dort gesucht, wo allerOO
Wohl es finden lehrt, als solches das vorOO
allen Sonderzielen erst erreicht sein muß, OO
und nach ihrer Erreichung dann auch das OO
Erreichte sichert.
.So, wie dem Einzelnen gar vieles un‐ OO
erlangbar bleibt, was die Vereinigung der OO
Vielen noch erlangt, so bleibt auch jeglicher OO
Vereinigung noch vieles unerfüllt, dem eine OO
überragende „Vereinung der VereiniOO
gungen” zur Erfüllung helfen kann.
.Selten aber ist solche Sammlung, obwohl OO
sie die Regel bilden sollte!
58 Das Gespenst der Freiheit
.Allzuselten sind noch die Einzelnen, in OO
denen jene blinde Gier des Tieres überOO
wunden ist, das sich auf seines Artgenossen OO
Futter stürzt, auch wenn es die ihm selber OO
dargebotene Nahrung dabei wild zertram‐ OO
pelt ...
.Zu selten ist noch Achtung fremderOO
Meinung, ‒ zu selten die Erkenntnis, OO
daß dem etwa Irrenden nur dann geholfen OO
werden kann, wenn er schon seines Irrtums OO
in sich selber kundig wurde. ‒
.Jeder glaubt sich selbst allein des bestenOO
Wissens sicher, und sieht in jedem Anderen, OO
der sich auf gleiche Weise gut beraten OO
glaubt, nur noch den Feind. ‒
.So wird Zersetzung und ZersplitteOO
rung bewirkt, wo nur die stete SammlungOO
dereinst aller Einzelmeinung wahren WertOO
zutagefördern könnte. ‒ ‒
.Man hat sich mit den Gleichgesinnten OO
vielfach nur vereinigt, um die eigene Einzel‐ OO
59 Das Gespenst der Freiheit
stimme, wie ein Echo, tausendfältig zu ver‐ OO
nehmen, ‒ da man durchaus nicht so ge‐ OO
wissen Wissens ist, wie man zuweilen meint, OO
und allzubald an seiner Sicherheit den OO
Zweifel nagen hören würde, übertönte ihn OO
nicht immerfort der Chor der Vielen, die OO
auf gleiche Weise ihre Selbstgewißheit zu OO
erhalten suchen ...
.Es wird dann jede andere Vereinigung OO
verachtet und befehdet, da die ihr Ange‐ OO
hörigen zur jeweils gleichen „MelodieOO
sich anderen Text ersonnen haben, der OO
ihnen als nicht minder inhaltsreich, und OO
gut begründet gilt.
.Da aber jeder Mensch sein eigenesOO
Meinen hat, das sich auch immer noch in OO
mancher Art von dem des scheinbar gänz‐ OO
lich Gleichgesinnten unterscheidet, so OO
läßt sich jegliche Vereinigung, soweit nicht OO
Zwang sie künstlich noch zusammenhält, OO
in immer kleinere Splitter spalten, bis zu‐ OO
60 Das Gespenst der Freiheit
letzt der Einzelne nur noch für sich alleinOO
„Partei” zu nehmen fähig ist.
.Nur durch das Walten der NotwenOO
digkeit, der kein Bezirk des Lebens sich OO
entziehen kann, wird solche letzte Spaltung OO
doch verhütet.
.Es ist jedoch nicht zu verhindern, daß OO
der Trieb zur Sonderung inmitten der OO
bereits gesonderten Vereinigungen argen OO
Schaden schafft, indem er die Vereinigten OO
derart verblendet, daß sie selbst nicht mehr OO
erkennen, was Vereinigung bewirken kann, OO
bleibt sie getreu gegebener Naturbegründung, OO
die Zusammenfassung fordert. ‒ ‒
.Was immer auch der Glaubenssatz be‐ OO
sagen mag, der die Vereinigten verbündet, OO
‒ wie immer sich die Gleichgesinnten lös‐ OO
bar denken, was nach Lösung schreit, ‒ OO
so bleibt doch aller Wert vereinten Wirkens OO
stets bedingt durch lebenskräftigen Beweis, OO
daß die gewählten Wirkungsmittel DauerOO
61 Das Gespenst der Freiheit
bares zu gestalten mächtig sind, und nur OO
die stete Überprüfung vorgefaßter Mei‐ OO
nung kann aus ihr den Weizen sondern OO
von der Spreu. ‒
.Gerade aber diese stete ÜberprüfungOO
vorbestimmten Meinens wird unmöglich, wo OO
Splittertrieb in immer neuen Thesen sich OO
Befriedigung zu schaffen sucht!
.Wo man nur flüstern sollte, wird als‐ OO
dann geschrien, und wo man sorglichst OO
sieben sollte, häuft man Schutt auf die in je‐ OO
der denkgerecht durchpflügten Menschenmei‐ OO
nung auffindbaren keimkräftigen Körner!
.Vergessen ist, daß alle menschliche VerOO
einigung nur dort ein Lebensrecht in sich OO
besitzt, wo sie zu sammeln sucht. ‒ ‒ OO
.Soll jemals wirkliche GemeinsamkeitOO
erstehen, so wird sie nur der geistgeborene OO
Sinn für Sammlung zu erzeugen wissen, in OO
notwendigkeitsbedingter wahrer Freiheit! OO
62 Das Gespenst der Freiheit
.Altgeheiligte Kunde läßt den göttlichsten OO
der Erdenmenschen sagen:
.„Wer nicht mit mir sammelt, der zerOO
streut!” OO
.Wenn je ein Menschenwort: „WortOO
Gottes” war, so ist es hier gesprochen OO
worden! ‒ ‒
.Nicht sammeln, ‒ nicht zu sammeln OO
suchen, ‒ ist schon an sich selbst: zerOO
streuen! ‒
.Alle Einwirkung des übererdenhaften OO
Geistes, die dem Menschen hier auf Erden OO
seelisch faßbar werden kann, sucht stets „zu OO
sammeln, was verloren war”, ‒ und wenn OO
du das, was andere als übererdenhaftOO
erkennen, da es ihnen so erlebnisnahe OO
kam wie eigenes Selbsterleben, ‒ beeng‐ OO
ten Blickes, nur in Irdischem begründet OO
glaubst, so wirst du doch auch dann noch OO
zugestehen, daß der Sinn für SammlungOO
wahrlich einer höheren Artung ist, als jener OO
63 Das Gespenst der Freiheit
dunkle Trieb, der das organisch in sich OO
selbst Gesammelte stets wieder zu zerstreuen, OO
zu zersetzen strebt. ‒
.Wahnsinn würdest du am Werke wissen, OO
wollte einer eines jener hehren Marmor‐ OO
bilder, die in alter Zeit ein großer Bildner OO
schuf, in scharfen Säuren aufzulösen suchen, OO
mit der Begründung, daß alsdann aus dem OO
zersetzten Stein gewiß ein neues Werk ent‐ OO
stehen werde, das den Verlust des solcherart OO
vernichteten alsbald verschmerzen ließe ...
.So ist auch wahrlich viel zu wertvoll, OO
was im Geistigen gereifte Bildnerkraft OO
voreinst zu formen wußte, auf daß der OO
Erdenmenschheit Bestes sich in ihm erhalte, OO
‒ um es nunmehr schnellfertiger ZerOO
störung auszuliefern! ‒ ‒
.Zu wertvoll ist, was hohe Menschen‐ OO
geister in Jahrtausenden zu sammeln wußten, OO
als daß es, ohne schauerliche Schuld an OO
64 Das Gespenst der Freiheit
allen kommenden Geschlechtern, der ZerOO
streuung dargeboten werden dürfte! ‒ ‒ OO
.Wie deine Finger in der Hand verbunden OO
sind, obwohl sie einzeln sich bewegen können, OO
so sind wir Erdenmenschen einer Zeit, auf OO
unsichtbare Weise in Verbindung.
.Auch wenn du in die Wüste fliehen magst, OO
oder in Meeresfernen eine öde Insel findest, OO
die noch nie ein Mensch bewohnte, wirst OO
du dich dieser unsichtbaren Lebens-Allver‐ OO
bindung nicht entziehen können!
.Zerstörst du um dich her auch alles OO
Zeugnis gleichzeitigen anderen Menschen‐ OO
lebens, so wird doch dieses allgemeine Leben, OO
durch den Rhythmus feinster Vibrationen, OO
die es selber mitbedingen, dich stets zu OO
erreichen wissen, und was du denken oder OO
fühlen magst, wird nie das Signum deiner OO
Zeit verlieren!
65 Das Gespenst der Freiheit
.Du kannst deiner Zeit heute nicht ent‐ OO
fliehen, auch wenn du dich im Fühlen und OO
im Denken tief in längst vergangene Zeit OO
„versenkst”, ‒ und wirst kein „Steinzeit‐ OO
leben” führen können, auch wenn du allen OO
Formen der Kultur dich zu entziehen OO
suchst! ‒
.Wohl aber kannst du wählen zwischen OO
Wert und Wahn, denn jede Zeit läßt OO
Menschheitsförderndes zugleich erkeimen OO
mit Verderblichem.
.Du mußt nicht zur Beute kosmischer OO
Dissonanzen werden, auch wenn zu deiner OO
Zeit solches Geschehen hier auf Erden nun OO
in Menschenhirnen seinen fernsten Aus‐ OO
klang findet ...
.Nicht zum ersten Male ereignet sich Ähn‐ OO
liches hier auf Erden, aber immer fanden OO
sich auch Einzelne, die sich zu sichernOO
wußten vor den tollen Süchten, die das OO
Kreisen der Materie im Weltenraum zu‐ OO
66 Das Gespenst der Freiheit
weilen wecken kann im Blut des Erden‐ OO
menschen ...
.Sei diesen Einsichtigen gleich, und OO
wahre dir vor der Parteisucht, die dich OO
rings umgibt, ‒ dein SelbstbestimmungsOO
recht! ‒ ‒
.Nur du wirst dermaleinst dir vor dirOO
selber Rechenschaft zu geben haben über OO
all' dein Tun im Ablauf dieses Erdenlebens, OO
‒ und zu nichts wird dir dann nützen, daß OO
du endlich einsiehst, wie es arge Torheit OO
war, um einer „Zukunft” willen, die mit OO
jedem Tage weiter flieht, die eigene GegenOO
wart dahinzugeben! ‒
.Willst du dich selber nicht verneinen, OO
so mußt du, selbstbestimmt, auch AndererOO
Dasein in dir fremden Formen, ebenso OO
entschieden wie dein eigenes Dasein „wolOO
len”, denn jeder Einzelne ist durch die OO
Anderen, ‒ erscheinen sie ihm auch ganz OO
67 Das Gespenst der Freiheit
unerfaßlich „fremd”, ‒ zu seiner Zeit beOO
dingt und ihnen stets verbunden. ‒
.Haßt” du jedoch, was anders ist, als OO
du, dann bist du unbewußt dein eigenerOO
Feind, denn nur aus dem, was nicht du OO
selber bist, kannst du dich selbst in Zeit, OO
wie Ewigkeit erhalten ...
68 Das Gespenst der Freiheit
FEHLWIRTSCHAFT
.Im Grunde wird es durch das nämlicheOO
Gesetz bestimmt, ob der wohl winzigste, OO
wirtschaftlicher Verbände: ‒ der kleine OO
Haushalt eines jungen Paares, ‒ erfreulich OO
prosperiert, oder der größte VolksverOO
band: ‒ ein menschenreicher Staat!
.Soll Sorge fernebleiben, so wird hier OO
wie dort gerechnet werden müssen mit den OO
Mitteln, die verausgabt werden dürfen, OO
weil sie in gleicher Zeit aufs neue zu erOO
werben sind, ‒ und hier wie dort wird OO
man auch für die Tage außerordentlicherOO
Forderungen, denen der gleichzeitige Erwerb OO
nicht Ausgleich schaffen kann, im voraus OO
Zuschuß sichern müssen ...
.Das alles läßt sich im kleinsten Verbande OO
kaum leichter bewirken, wie im größten, OO
71 Das Gespenst der Freiheit
wenn auch mit der Größe eines jeglichen Ver‐ OO
bandes parallel die Kompliziertheit in OO
der Form des, durch Notwendigkeit be‐ OO
dingten, Ausgleichs wächst.
.Hier wie dort ist wahre Freiheit nur OO
erreichbar, wo mit größter Sorgfalt aller OO
Abgang an zeitweiligem Besitz durch neuen OO
Zugang ausgeglichen wird, ‒ und hier wie OO
dort lockt ständig das Gespenst der Frei‐ OO
heit zur Verausgabung von Mitteln, denen OO
kein Ersatz im Haushalt folgen kann, durch OO
den gegebenen regelmäßigen Erwerb!
.Während aber in den engbegrenztenOO
menschlichen Verbänden meist nur WenigeOO
zu Schaden kommen, wenn die hier Ver‐ OO
antwortlichen sich verlocken lassen, dem OO
Gespenst der Freiheit nachzulaufen, muß OO
der Staatshaushalt in gleichem Falle TauOO
sende und Millionen schädigen, die äußere OO
Lebenssicherheit im Staat behütet glaubten. OO
.Verhängnisvoll wird solche Täuschung OO
72 Das Gespenst der Freiheit
des Vertrauens, die zugleich dem Einzelnen OO
sein wirtschaftliches Selbstvertrauen raubt, OO
weil ihre Auswirkung kein Ende findet OO
und die Tatkraft aller derer lähmt, aus OO
deren Arbeitsleistung doch allein noch Aus‐ OO
gleich kommen könnte. ‒
.Daneben aber zeugt sie noch den Wahn, OO
als ob „der Staat” nur jenes unpersön‐ OO
liche Gebilde wäre, das stümperhaft geübte OO
Staatskunst wahrlich, seiner Außenform OO
nach, aus ihm machen kann, ‒ und läßt OO
vergessen, daß „der Staat” ‒ als Wirk‐ OO
lichkeit ‒ nichts anderes ist, als nur dieOO
Summe aller Staatsgenossen, die in ihm OO
verbunden sind ...
.So kommt es denn dazu, daß viele OO
Menschen, die im kleinen Umkreis ihres OO
Alltagswirkens über allen Zweifel sicher OO
stehen als gewissenhaft und rechtlichOO
Handelnde, doch plötzlich sich von anderenOO
Maximen leiten lassen, sowie „der StaatOO
73 Das Gespenst der Freiheit
‒ statt eines Staatsgenossen, ‒ ihnen OO
gegenübersteht!
.Menschen, die gewiß nicht fähig wären, OO
sich zu unrechtmäßigem Gewinn zu drängen, OO
käme er auf Kosten eines Einzelnen, sind OO
da zuweilen allsogleich bereit, zu nehmen, OO
was sich nur erreichen läßt, erscheint „derOO
Staat” als Contrahent, oder ist Möglich‐ OO
keit gegeben, sich aus StaatsvermögenOO
irgendwelchen, rechtlich ungemäßen Vor‐ OO
teil zu verschaffen.
.Gut entschuldigt glaubt man dann die OO
eigene Handlungsweise durch den Hinweis, OO
daß der unrechtmäßige Gewinn ja nur „aufOO
Staatskosten” erfolge, und man hält es OO
nicht für nötig, auch zu fragen: ‒ woher OO
denn nun „der Staat” die Mittel in VerOO
waltung habe, die man so leichthin ihm OO
entzieht?? ‒
.Unbedacht, und ohne das Gewissen son‐ OO
derlich beschwert zu fühlen, läßt man sich OO
74 Das Gespenst der Freiheit
so ‒ und zwar durch die kompakte Majestät OO
des Staatsbegriffes selbst ‒ dazu verleiten, OO
sich allein auf Kosten seiner StaatsOO
genossen unrechtmäßig zu bereichern ...
.Man weiß nicht, oder will nicht wissen, OO
daß man doch nur alle Einzelnen beraubt, OO
wenn man vom Staate nimmt, was nicht OO
erworben ist durch eigene GegenleistungOO
an die Anderen! ‒
.Schnell aber weiß man, daß da UnrechtOO
vorgeht, sieht man Andere auf gleiche OO
Weise handeln, weil man doch instinktiv OO
erfühlt, daß man als Staatsgenosse mitgeOO
schädigt wird durch jeden Schaden, den OO
der Staat” erleidet.
.Freilich glaubt auch mancher, „Unrecht” OO
solcher Art am Werk zu sehen, den nur OO
der Neid plagt, daß vielleicht ein AndererOO
das Staatsschaf scheren könne, dem die OO
Wolle auch gewachsen wäre für den Übel‐ OO
75 Das Gespenst der Freiheit
tatenspäher, hätte er nur selbst an sie her‐ OO
angekonnt ...
.Allzuviele Formen unachtsamer Schädi‐ OO
gung der Staatsgenossen durch ein unbe‐ OO
denkliches Verhalten gegen alles, was „derOO
Staat” verwaltet, ließen sich bezeugen, als OO
daß es praktisch wertvoll wäre, alle hier OO
nun aufzuzählen.
.Ich will ja meinen Lesern auch in meinen OO
Büchern stets nur neuen Hinweis geben OO
auf die Dinge, deren sie mit Nutzen achten OO
sollten, und denke nicht daran, den Ruhm OO
zu suchen, daß ich allerwärts „erschöpfe”, OO
was das jeweils aufgenommene Thema in OO
der Seele und im Denken allbereits schon OO
angesammelt findet!
.Nur schlecht wird lesen, was ich nieder‐ OO
schreibe, wer nicht mitliest, was in jeder OO
Satzwendung mit Willen „eingeschlossenOO
ist, damit es jene Leser selber finden mögen, OO
76 Das Gespenst der Freiheit
die noch nicht im Drang der Alltagshast OO
verlernten, mitzudenken, wenn sie lesen ... OO
.So wird auch jeder, der mit wachen OO
Sinnen liest, was ich hier vorzubringen habe, OO
keiner Beispielansammlung bedürfen, um OO
zu wissen, wovon hier die Rede ist.
.Jeder Tag bringt da des üblen Beispiels OO
wahrlich schon zuviel, und man wird nicht OO
erst suchen müssen, was allerwege unerOO
wünschterweise uns begegnet ...
.Wo aber nicht beachtet, und vielleicht OO
noch nicht einmal begriffen wird, daß OO
alles, was „der Staat” verwaltet und ver‐ OO
geben kann, nur dargeboten ist von denen, OO
die ihn selber formen, dort wird bald eine OO
arge Wirrnis der Begriffe alle Seelen‐ OO
klarheit überwuchern.
.Als „staatserhaltend” gilt dann alles, OO
was die durch den Staat allein ErhaltenenOO
betreiben, um das stete Fließen ihrer NahOO
rungsquelle sich zu sichern, ohne Rück‐ OO
77 Das Gespenst der Freiheit
sicht auf die Staatsgenossen, die doch erst OO
zusammenströmen lassen, was den Staat OO
erhält. ‒ ‒
.Als „Anspruch” an den Staat wird dann OO
von Anderen wieder jede Forderung be‐ OO
zeichnet, die Keiner, der noch sein Ge‐ OO
wissen hört, an alle Einzelnen zu stellen OO
wagen würde, die mit ihm zusammen erst OO
den „Staat” ergeben. ‒ ‒
.Als „Staatspflicht” wird erklärt, wo‐ OO
zu kein aus vernunftgezeugtem Denken OO
aufgebautes irdisches, und noch viel weni‐ OO
ger ein geistiges Gesetz, je eine Korporation OO
von Einzelnen verpflichten könnte. ‒ ‒
.Und alles das nur, weil das „Staatsver‐ OO
mögen” losgelöst empfunden wird von allen OO
Einzelnen, die es zu jeder Zeit erst bilOO
den durch den Einzelbeitrag, den sie sich OO
als Staatsgenossen, um des Ganzen willen, auf‐ OO
erlegen lassen!
78 Das Gespenst der Freiheit
.Wahnwitziges Verkennen sieht dabei OO
die Staatsgenossen, die des Staates Gut verOO
walten, als die unumschränkten HerrenOO
dieses Gutes an, und wendet ihnen irre OO
Wut entgegen, wenn sie außerstande sind, OO
nach Willkür jedes Maß zu füllen, das nur OO
Erfüllung finden könnte, wäre diese Erde: OO
‒ ein „Schlaraffenland”, und nicht mehr OO
einbezogen dem Gefüge der NotwendigOO
keit ...
.So muß es denn auch aus NotwendigOO
keit zu Fehlwirtschaft verführen, wagen OO
die Staatsgenossen, denen zur VerwaltungOO
anvertraut ist, was aus ihrer und der anderen OO
Staatsvereinten ‒ vielfach schwer entOO
behrtem ‒ Beitrag: „StaatsvermögenOO
wurde, dieses Staatsgut allem heischenOO
den Verlangen darzubieten, obgleich sich OO
eine neue Bei-Steuer, die das Vergebene OO
ersetzen könnte nur erlangen läßt, durch OO
zweckwidriges Abgraben der ZuflußOO
adern, die allein die Quelle aller BeiOO
79 Das Gespenst der Freiheit
Steuer bewahren vor endgültigem VerOO
siegen. ‒ ‒
.In gleicher Weise muß es FehlwirtOO
schaft ergeben, wenn der Staatshaushalt OO
Unzählige, als Helfer der Verwaltung, einer OO
produktiven Tätigkeit entzieht, der sie OO
sehr wohl gewachsen wären.
.Zugleich auch schafft es schwere DemoOO
ralisierung, wird dem Einzelnen der OO
Glaube anerzogen, als besitze er, durch Staats‐ OO
verbundenheit, vor anderen ein Recht auf OO
staatliche Ernährung, ‒ sei es nun im OO
Amte eines leicht entbehrlichen Verwal‐ OO
tungshelfers, oder nur, weil er den Staat OO
zu zwingen weiß, sich loszukaufen von verant‐ OO
wortungsentäußertem Zerstörungswillen ...
.Es ist entwürdigend, ein Amt nur um OO
Erwerbes willen weiter zu verlangen, wenn OO
man nur allzuleicht erkennen kann, daß OO
intensive Arbeit einer weit geringerenOO
Verwalterzahl den Staatshaushalt bereits in OO
80 Das Gespenst der Freiheit
bester Ordnung halten könnte, ‒ und es OO
entwürdigt Jeden vor sich selbst, ver‐ OO
läßt er sich auf seine Macht, das Staats‐ OO
gedeihen zu verhindern, um seine Staats‐ OO
genossen so zu zwingen, jeweils den NichtOO
gebrauch der nur durch MassenübermaßOO
erlangten Über-Macht ihm abzukaufen, OO
um den Preis der immer weiter um sich OO
fressenden Verwüstung aller ArbeitsOO
möglichkeiten, die dem in seinem Macht‐ OO
rausch arg Betörten wieder Brot und aus‐ OO
kömmlichen Wohlstand durch Bewertung OO
seiner eigenen Leistung darzubieten hätten, OO
würden sie nicht solcherweise durch ihn OO
selbst zerstört ...
.Allüberall verwirrt das gleißende GeOO
spenst der Freiheit die Gehirne, und man OO
glaubt leicht die ‒ wahrlich nicht geringe OO
Not zu wenden, weil man ja die Ge‐ OO
bote der Notwendigkeit straflos umgehbarOO
glaubt, die auch im Wirtschaftsleben nieOO
mals sich umgehen lassen, ohne in der Folge OO
weitaus drückendere Not zu zeugen! ‒ ‒ OO
81 Das Gespenst der Freiheit
.Die gleiche Lockung trugerfüllter Spiege‐ OO
lung verirrten Hoffens und Verlangens hat OO
auch längst in allen Landen alles WirtOO
schaftsleben schwer durchseucht.
.Die wirtschaftliche Not ist allenthalben OO
derart angewachsen, daß die in ihr schon fast OO
Erstickenden nur allzusehr bereit sind, jedem OO
hirnverkrampft gezeugten Fehlschluß zu OO
vertrauen, und die letzte Fähigkeit zu ei‐ OO
genem vernunftbedingten Denken eiligst OO
aufzugeben, scheint die heiß ersehnte Ret‐ OO
tung nahe ...
.In fieberhafter Angst vor immer weiterer OO
Bedrückung durch die Sorgenlast des Da‐ OO
seins, wird verkannt, daß nur „FatamorOO
gana” ist, was allzu selbstgewisse Führung OO
als die längst erstrebte, alle Nöte stillende OO
Oase anzupreisen weiß ...
.Längst hat die wirtschaftliche Not, die OO
alles ringsumher verdunkelt, alle UnterOO
scheidungskraft gelähmt, so daß man gerne OO
82 Das Gespenst der Freiheit
sich betören läßt, auch wenn noch letzte OO
Regung richtiger Instinkte, immer wieder OO
an der Seele Pforte pocht, um schlafgebannte OO
Einsicht aufzuwecken, daß sie verhüte, OO
was sich noch verhüten läßt!
.Daß man auch selber wahrlich mitverOO
schuldet ist an solcher Not, wird nur denOO
Wenigsten bewußt ...
.Zu sehr entspricht es künstlich hochge‐ OO
züchteter Kritiksucht, alle Schuld am selbst‐ OO
gezeugten Übel nur bei Anderen zu suchen! OO
.Ist es nun dort der unpersönlich auf‐ OO
gefaßte „Staat”, dem man die Folge eigener OO
Torheit überbürden möchte, so sind es im OO
internen Wirtschaftsleben kleinere, aus OO
Einzelmenschen sich gestaltende Gebilde, OO
die in gleicher Weise als der Wurzelboden OO
allen Unheils gelten, und, ‒ da der Fehl‐ OO
schluß sich im Kreis zu drehen liebt, ‒ OO
glaubt man der Nöte Wende schnell er‐ OO
reichbar, würde nur der StaatsverwaltungOO
83 Das Gespenst der Freiheit
unterstellt, was zwar die Sicherheit be‐ OO
nötigt, die ihm zweifellos der Staat ge‐ OO
währen kann, doch, aller Eigenart undOO
Proportion nach, nur zu früchtetraOO
gendem Gedeihen kommt, wenn es, ‒ OO
im Außenrahmen staatlicher Gesetze, ‒ sich OO
nach eigenem, notwendigkeitsbegründeten OO
Gesetz entfaltet ...
.So aber auch, wie man das „Staatsver‐ OO
mögen” als ein Niemandsgut betrachtet, OO
läßt man sich hier verleiten, das im wirt‐ OO
schaftlichen Leben produktiv gemachte Gut OO
der Einzelnen, von menschlicher Bezieh‐ OO
ung losgelöst zu denken.
.Wie man sich gut entschuldigt glaubt, OO
vermag man, ohne wertgleich angesetzte OO
Gegenleistung, sich „auf StaatskostenOO
Bereicherung und unrechtmäßige Bevortei‐ OO
lung zu sichern, ‒ so glaubt man sich zu OO
jeder Aus‐„Beutung” des Gutes AndererOO
berechtigt, sobald der Einzelne zurücktritt OO
84 Das Gespenst der Freiheit
hinter einen Wirtschaftsorganismus, dem OO
er freiwillig zur Verwaltung anvertraut, was OO
nur steril und ohne Produktionskraft bleiben OO
müßte, wollte es der Einzelne bei sich ver‐ OO
wahren.
.Es gibt gar viele, die nur solchem proOO
duktiv gemachten Gut aus dem Besitze OO
Einzelner Ernährung und ErhaltungOO
danken, und gewiß auch niemals fähig wären, OO
widerrechtlich das bestimmte Gut des EinOO
zelnen sich anzueignen, ‒ die aber kaum OO
noch ihr Gewissen hören wollen, gilt es, OO
Gut der Anderen zu schmälern, das in OO
einem wirtschaftlichen Organismus ArbeitsOO
werkzeug wurde, um mit seinem Eigen‐ OO
tümer, auch zugleich noch manche seiner OO
Nebenmenschen zu erhalten ...
.Die „Firma”, die „Gesellschaft” wird OO
als etwas Unpersönliches betrachtet, und OO
was persönliches Besitztum EinzelnerOO
allein aus freien Stücken auferbaute, er‐ OO
scheint so manchem, der in solchem Aufbau OO
85 Das Gespenst der Freiheit
seine Stellung fand, als Freigut, das er OO
unbedenklich eigener Nützung dargeboten OO
glaubt, soweit nur staatliches Gesetz ihn OO
nicht zu hindern weiß.
.Engstirniges Verkennen eigener Lei‐ OO
stungswerte läßt dabei den Fehlenden noch OO
vor sich selbst Beschwichtigung des eigenen OO
Gewissens finden, in der Scheinbegründung OO
eines „Rechtes”, sich „bezahlt zu machen”, OO
wo vereinbarte Entlohnung der verlang‐ OO
ten Tätigkeit, dem Arbeitleistenden nichtOO
auszureichen scheint als Gegenwert.
.Ob seine Arbeit aber auch dem wirtOO
schaftlichen Organismus, der allein sie OO
erst zu einem produktiven Faktor macht, OO
die Werte einbringt, die vonnöten sind, OO
um sich auf solcher Höhe zu erhalten, daß OO
er selbst die ehedem vereinbarte EntOO
lohnung auf die Dauer darzubieten hat, OO
‒ danach wird selten einer fragen, obwohl OO
von der Beantwortung, die diese Frage findet, OO
alle Zukunft abhängt für die Unterneh‐ OO
86 Das Gespenst der Freiheit
mung selbst, wie den, dem sie Erwerb ver‐ OO
schafft ...
.Auch das private Wirtschaftsleben wird OO
zur Fehlwirtschaft, wenn nicht zum AusOO
gleich kommt, was „aus-gegeben” und OO
was „ein-genommen” werden kann!
.Auch hier ist es entwürdigend für OO
jeden Einzelnen, sucht er die Stellung, die OO
er innehat, sich zu erhalten, nur um des OO
Erwerbes willen, obwohl er sieht, daß er OO
nicht nötig ist, und daß der wirtschaft‐ OO
liche Organismus, der ihn nährt, zu SchaOO
den kommt, weil die vorhandenen Arbeits‐ OO
kräfte überzählig sind, im Hinblick auf OO
die Arbeit, die zu leisten ist.
.Das bleibt gewiß im Einzelfall für den OO
Betroffenen schwer einzusehen, besonders, OO
wenn er Weib und Kind ernähren und den OO
eigenen Hausstand wirtschaftlich erhalten OO
soll, obgleich ihm anderer Erwerb nicht OO
dargeboten scheint.
87 Das Gespenst der Freiheit
.Jedoch: wo unbezweifelbarer Arbeits‐ OO
Wille ist, dort findet sich zu jeder Zeit OO
auch bald ein Weg, um sich auf neue, OO
würdigere Art Erwerb zu sichern, auch OO
wenn die Form der Tätigkeit gewechseltOO
werden muß.
.Wenn früher viele nur in fernem, OO
fremden Lande über weitem Meere, sich OO
Erwerb zu schaffen wußten, weil sie lernten, OO
Arbeit, die man brauchte, auszuführen, OO
obwohl sie nicht der altgewohnten Tätig‐ OO
keit entsprach, so ist die Zeit nun nicht OO
mehr ferne jetzt, in der man sich des glei‐ OO
chen Strebens auch in seinem HeimatOO
lande keineswegs zu „schämen” haben wird! OO
.Wirklicher Arbeits-Wille schafft in OO
diesen Tagen schon an allen Orten auch OO
die neue Arbeits-Möglichkeit!
.Arbeit gebührt ihr Lohn, und auch OO
in dieser schweren Zeit wird echter Arbeits‐ OO
Wille sich gebührende EntlohnungOO
88 Das Gespenst der Freiheit
sichern, versteht er nur sich freizumachen OO
von dem überlebten Zwang der Konvention, OO
der in der „alten” Welt Europas noch so OO
viele bindet, und sie festzubannen sucht OO
in ausgefahrenen Geleisen! ‒ ‒
.Wird Arbeit „schlecht bezahlt” so ist OO
das immer nur ein Zeichen, daß gerade OO
dieser Arbeit ein zu großes Angebot von OO
Arbeitswilligen verfügbar bleibt, und jeder, OO
der sich weiterhin darauf versteift, nur eben OO
diese Art der Arbeit weiterhin zu leisten, OO
obwohl sie längst genug der Köpfe oder OO
Hände fand, wird nur zum SchädlingOO
für die hier bereits Beschäftigten, obgleich OO
er selbst dabei auch nicht das mindeste OO
gewinnt und sich nur selber seinen Weg OO
verbaut! ‒
.Es gilt, die Arbeit dort zu suchen, wo OO
sie sich finden läßt!
.Auch wenn es eine Arbeitsart ist, die OO
dir wenig „angepaßt” sein mag, und die OO
89 Das Gespenst der Freiheit
du ehedem ver-achtet hast, kann sie dich OO
doch zuletzt zu einem Ziele bringen, das dir OO
keineswegs zu unbedeutend wäre, könntest OO
du es heute, ‒ ohne Übergang, ‒ soOO
gleich erreichen! ‒
.Es fehlt auf dieser Erde nie an Arbeits‐ OO
Möglichkeit, ‒ hingegen aber fehlt es OO
allzusehr an Menschen, die sich jeder Ar‐ OO
beitsmöglichkeit bequemen wollen! ‒ ‒ OO
.Gesunden” aber kann das Wirtschafts‐ OO
leben nur, wenn alle ScheinbetätigungOO
fortan unmöglich wird, ‒ und auch der OO
Staatshaushalt in allen Landen wird nur OO
auf die gleiche Weise zur Gesundung OO
kommen!
.Wo heute noch mit abgebrauchtem Pa‐ OO
thos von dem „Recht auf Arbeit” phra‐ OO
senrauscherfüllt gesprochen wird, dort ist OO
zu fragen: ‒ ob man wirklich auch dieOO
Arbeit meint, und nicht etwa nur die ver‐ OO
meintliche Berechtigung, auf Grund der OO
90 Das Gespenst der Freiheit
Geste scheinbar dargebrachter Arbeitswillig‐ OO
keit, Versorgung zu erhalten, die doch OO
nur durch Ertrag der Arbeit Anderer be‐ OO
wirkbar werden könnte ...
.Das Recht auf Arbeit muß nicht erst OO
zu einer „Forderung” erniedrigt werden, OO
da die Pflicht zur Arbeit keinem Erd‐ OO
geborenen erlassen werden kann! ‒ ‒ OO
.Nur glauben Allzuviele dieser Pflicht OO
schon zu genügen, wenn sie nur dem bloßen OO
Schein zur Not genügeleisten ...
.Wahrer Arbeitswille aber sieht aus OO
gutem Recht nur mit Bedauern auf den OO
Scheinbeschäftigten hinab, der äußer‐ OO
liche Geste darzubieten sucht, statt geistbe‐ OO
dingter Selbstverwirklichung der Seele, OO
wie sie in jeder, auch der gröbsten Ar‐ OO
beit sich zum Ausdruck bringt!
.Daß Arbeit auch ein Mittel ist, ErwerbOO
zu schaffen, ist nicht anders in der GeistOO
natur des Erdenmenschen eingegründet, OO
91 Das Gespenst der Freiheit
wie der tierischen Natur die WollustOO
eingeboren ist, um aller Tiergestaltung FortOO
pflanzung zu sichern. ‒ ‒
.Wer arbeits-fähig ist, und nicht die ArOO
beit, als die Selbstdarstellungsweise seiner OO
Seele, liebt, der ist noch weit davon ent‐ OO
fernt, sein übererdenhaft bedingtes Sein OO
in sich zu ahnen, ‒ auch wenn er eines OO
anerzogenen Seelenglaubens eifrigster Ver‐ OO
fechter sein mag! ‒ ‒
.Auch das Wirtschaftsleben dieses OO
Erdendaseins ist in allen seinen Äußer‐ OO
ungen streng bedingt durch die NotwenOO
digkeit!
.Was sich der Ordnung des Gefüges der OO
Notwendigkeit nicht einzuformen weiß, OO
das muß zugrundegehen, mag auch OO
Wissenschaft und kühnste Technik ihm zu OO
anderem Unterbau verhelfen wollen! ‒
.Alles Leben ist ein stetes Nehmen und OO
ein stetes Geben!
92 Das Gespenst der Freiheit
.Ewiggültiges Gesetz allein kann hier OO
bestimmen, ob der rechte Ausgleich sich OO
ergibt.
.Was Menschenwahnwitz aber sich erOO
klügelt, um sich dem Bereiche des Ge‐ OO
setzes zu entwinden, schafft nur ScheinOO
gebilde, so vergänglich, wie der Wolken OO
stets verwandlungsunterworfene Gestaltung. OO
.Bleibendes, das erst, nachdem esOO
Generationen Wohlfahrt kennen lehrte, OO
mählich und der Menschheit kaum verOO
merkbar, neue Form aus sich erzeugt, ‒ OO
kann nur erstehen, wo sich ewigkeitsgemäßer OO
Ausgleich einstellt, dem sich jeder Ein‐ OO
zelne miteinbezogen weiß.
.Nur wenn der Einzelne erkennt, daß OO
er sich selber Schaden zufügt, wo er AnOO
deren um seines Vorteils willen NachOO
teil schafft, wird alle Fehlwirtschaft, die OO
heute ganze Völker zu entkräften droht, OO
verschwinden!
93 Das Gespenst der Freiheit
.Hier helfen aber keine wohlerdachten OO
Theorien, mögen sie auch in sich selber OO
gut gegründet scheinen!
.Hier kann nur praktisches ErprobenOO
zur Erkenntnis führen, und ErfahrungOO
lehrt im Großen wie im Kleinen dann am OO
sichersten, wie zu vermeiden ist, was OO
Fehlwirtschaft ergeben müßte ...
94 Das Gespenst der Freiheit
KONKURRENZ
.Wo der Form nach gleiche Leistung OO
von verschiedenen Menschen dargeboten OO
wird, dort ist es keinem Menschen, der auf OO
solche Leistung Wert legt, zu verargen, OO
wenn er auch auf die Qualität der Leistung OO
achtet, und der besseren den Vorzug gibt. OO
.Es ist dabei ganz einerlei, ob es sich OO
nur um Arbeitsleistung handelt, oder OO
das Erzeugnis einer Arbeit, ‒ ob es um OO
niedere Dienste und geringen KleinOO
kram geht, oder um hohe FähigkeitenOO
und erhaben großes Werk.
.Aller Zuwachs menschlichen Vermögens: OO
‒ geschickten Könnens, weisen Ordnens, OO
bis zu höchster, künstlerisch begründeter OO
Gestaltungsfähigkeit, ‒ ist stets in OO
hohem Maße mitbedingt durch den zu allen OO
97 Das Gespenst der Freiheit
Zeiten dem Vollkommenen gewährten Vor‐ OO
rang vor dem Unvollkommenen.
.Dient Leistung, oder ihr Erzeugnis, OO
dem alltäglichen Gebrauch, so zwingt OO
schon eigener Schutz vor Schaden zur OO
Bevorzugung des Besten, und soll die Lei‐ OO
stung höherem Bedürfen gelten, so wird OO
Kenntnis dessen, was schon Andere zu OO
leisten wußten, sich nicht mit GeringemOO
begnügen.
.Die Folge solcher steten Auswahl ist OO
der Wettbewerb der Leistung BietendenOO
um Gunst und Wahl der Leistung BrauOO
chenden.
.Soweit ist Konkurrenz begründet in OO
Notwendigkeit, und Ausdruck wirklich‐ OO
keitsgezeugter Freiheit!
.Es steht dir frei, zu wählen, was dir OO
dienen soll, und was du dir erwerbenOO
willst durch Darbietung bestimmten GegenOO
wertes, ‒ doch ebenso bleibt es dir frei‐ OO
98 Das Gespenst der Freiheit
gestellt, die Leistung, die du selbst zum OO
Markte bringen willst, den Forderungen OO
anzupassen, die man dort an sie zu stel‐ OO
len weiß.
.Du wirst kein Unrecht leiden, geht der OO
Wählende an deiner „Leistung”, ‒ deinem OO
Werk”, vorüber, weil er BesseresOO
finden kann!
.Auch du hast ja die Wahl, ob du be‐ OO
quem bei minderer Leistung dich be‐ OO
scheiden, oder dein Bestes bieten willst!
.Entscheidest du dich aber auch, aus OO
freien Stücken, oder durch Notwendigkeit OO
bestimmt, dein Bestes darzubieten, so wird OO
sich doch erst zeigen müssen, ob du auch OO
den Umfang deiner Leistungs-Fähigkeit er‐ OO
kennst, ‒ ob du auch an dich selbst den OO
rechten Maßstab anzulegen weißt ...
.Du klagst mir über „Mißerfolg”, und OO
findest bittere Worte für das „Unrecht”, OO
99 Das Gespenst der Freiheit
das man, deiner Meinung nach, an dir OO
begeht, ‒ jedoch: du fragst dich nicht, ob OO
du dich selber nicht an dir vermessenOO
hast, und eine Leistung darzubieten suchst, OO
der du gewiß niemals „gewachsen” sein OO
wirst! ‒
.Vielleicht kannst du in kleinem Rah‐ OO
men Allerbestes leisten, während du ver‐ OO
geblich dich bemühst, im Wettbewerb mit OO
denen zu obsiegen, die von Natur ausOO
schon zu weitaus Größerem befähigt sind! ‒ OO
.So glauben Ungezählte sich „vom Miß‐ OO
geschick verfolgt”, und schielen neidvoll OO
auf die Anderen, die ihnen vorgezogen OO
werden, weil sie besser wußten, welcherOO
Forderungshöhe ihre höchste Leistung noch OO
entsprechen könne. ‒ ‒
.Unzählige erleiden Schiffbruch, weil sie OO
zwar ein gutes, aber allzukleines Boot OO
besitzen, um damit den Ozean zu über‐ OO
queren, und doch dem Ehrgeiz nicht ge‐ OO
100 Das Gespenst der Freiheit
bieten können, der sie verleitet, sich aufs OO
hohe Meer zu wagen. ‒
.Wer sich in einen Wettbewerb begeben OO
will, der muß vor allem seine MitbeOO
werber kennen! Er darf sich nicht mit OO
denen messen wollen, die nach gänzlich OO
anderem Maß als er zu messen sind!
.Er darf nicht in den Mitbewerbern seine OO
Feinde” sehen, nur weil sie ihn zu überOO
flügeln fähig sind!
.Er darf nur dort für sich den Sieg er‐ OO
hoffen, wo seine Kräfte wahrhaft den VerOO
gleich ertragen, mit denen, die mit ihm OO
zugleich den Sieg erstreben.
.Besser ist es gewiß, im allerkleinstenOO
Rahmen das Vollkommene zu leisten, als OO
mit Unzulänglichem zu konkurrieren, wo OO
nur größtes Ausmaß eigener Kraft auf Sieg OO
ein Anrecht geben kann! ‒
101 Das Gespenst der Freiheit
.Jeder trägt in sich die Macht, auf irgend OO
einem Tätigkeitsgebiet, das ihm wahrhaft OO
entspricht, Vollkommenes zu leisten!
.Jeder kann erleben, daß sich seine OO
Kräfte steigern, wenn er sie sorglichst zu OO
entfalten strebt!
.Aber nur mit dem, was dir zu eigenem OO
„Besitz” gegeben ist, wirst du zu rechnen OO
haben!
.Du kannst zwar in beschränktem Maße OO
Anderes dazu erwerben, aber immer wer‐ OO
den Art und Spannung deiner eingeOO
borenen Kräfte streng bestimmen, was OO
dir zukommt, und was dir sicher uner‐ OO
reichbar bleiben muß!
.So wirst du auch im Wettbewerb nur OO
dann zum Siege kommen, wenn du deineOO
Grenzen kennst, und fern dem Wahne OO
bleibst, als ließen sie sich je nach Willkür OO
weitern, nur weil du siegen möchtest!
102 Das Gespenst der Freiheit
.Bewerb um Vorrang vor den Mitbe‐ OO
werbern muß aber keineswegs zum „Kampf” OO
erniedrigt werden!
.(Ich rede freilich nicht von jener Art OO
des Wettbewerbes, die nur in Kämpfen OO
ausgetragen werden kann, weil „KämpferOO
ihre Kräfte messen wollen.)
.Hier soll allein die Forderung der OO
Leistung uns bewegen, die der Alltag aller‐ OO
wärts von allen heischt!
.Da aber ist der „Kampf” der Kon‐ OO
kurrenz gewiß vermeidbar!
.Ich weiß zwar, daß ein solches Wort OO
bei Allen, die in eben diesem Kampfe stehen, OO
nur ein müdes Lächeln lösen wird, ‒ aber OO
ich weiß auch, daß sich vieles rascher OO
wandeln läßt, als viele glauben, wenn nur OO
der Wille sich zu wandeln weiß ...
.Kaum dürfte es gewagt sein, zu be‐ OO
haupten, daß heute schon die Meisten, OO
103 Das Gespenst der Freiheit
die im „Konkurrenzkampf” bluten, widerOO
Willen kämpfen, weil sie längst erkannten, OO
daß die Kräfte, die der Kampf sie kostet, OO
besser anzuwenden wären. ‒
.Noch aber gilt auch hier das gleißende OO
Gespenst der Freiheit für die Freiheit OO
selbst, und lockt Unzählige in Zahlen‐ OO
wüsten, allwo sie, seelisch ausgedörrt, zu OO
Mumien erstarren, denen aller Goldsand, OO
der sie überhäuft, der Seele freies Leben OO
nicht mehr rückerstatten kann ...
.Machtlos aber wird das Gespenst, so‐ OO
bald erneut erkannt wird, daß nur dort, OO
wo man der Seele ihre Rechte läßt, wirkOO
liche Freiheit sich entfalten kann!
.Es ist erbärmlich, und gewiß nicht OO
eines Menschen würdig, läßt sich der Wer‐ OO
ber um die Gunst des Käufers derart von OO
der Gier des Tieres in sich packen, daß OO
er den Mitbewerber wirtschaftlich zugrunde OO
104 Das Gespenst der Freiheit
richtet, oder doch nach solchem Endziel OO
schamlos strebt!
.Es ist erbärmlich, wird der Wettbe‐ OO
werb in einer Art betrieben, die auch die OO
Lüge nicht mehr scheut, läßt sich ein OO
Strick aus ihren eklen Fäden drehen, um OO
den Mitbewerber zu erdrosseln!
.Unwürdig und zugleich auch törichtOO
ist es, eigenen Erfolg zu suchen, der nur OO
erlangbar wird, nachdem in TrümmerOO
fiel, was andere auferbauten!
.Man wird mir sagen wollen, daß doch OO
sehr erhebliche Erfolge sich durch solche OO
Handlungsweise möglich machen ließen, OO
und daß das so Bewirkte heute „fest ge‐ OO
gründet” stehe.
.Auch das ist mir gewiß nicht fremd, OO
allein ich rechne hier mit anderen Zeit‐ OO
begriffen, und weiß um sichere Gesetze, OO
deren Auswirkung es selten eilt ...
105 Das Gespenst der Freiheit
.Nicht nur der Einzelne, der sich um OO
solchen Preis Erfolg ergatterte, für sich und OO
seine Sippe, die ihn nutzt, kann dieser OO
Auswirkung sich nicht entziehen, sondern OO
auch den Wohlstand ganzer Länder, OO
ganzer Kontinente, bringt sein Handeln OO
in Gefahr! ‒ ‒
.Es ist noch lange nicht das Schlimmste, OO
wenn ein dunkler Börsentag zusammen‐ OO
schlägt, was seelenlose Gier auf Trümmern OO
ehrsam auferbauter Speicher zu errichten OO
wußte! ‒
.Wo menschliche Gemeinschaft nicht zu OO
hemmen weiß, was Menschenseele schänOO
det, dort werden noch die Enkel und der OO
Enkel Söhne, teuer zu „bezahlen” haben, OO
was ein Einzelner, auch wenn er nichtOO
der so Betroffenen Ahne war, voreinst OO
verschuldet hat!
.Der aber, der sich solcher grauenvollen OO
Schuld nicht scheute, wird, auch wenn OO
106 Das Gespenst der Freiheit
er auf dem Totenbett sich noch als Sieger OO
fühlte, keinen finden in der Ewigkeit, der OO
seiner sich erbarmen dürfte, ehe alle AusOO
wirkung der Schuld, auf Erden hier, erOO
loschen ist ...
.Gottgezeugte Liebe darf nur dort VerOO
gebung schaffen, wo auch die Schuld, OO
der Liebe Folge war!
.Auch dort, wo tierbedingte „Liebe” OO
einen Menschen „schuldig” werden ließ, OO
wird „Gottesliebe” ihn ent-schulden, OO
sobald der Selbstbeschuldete entlastetOO
wurde durch den Mitverschuldeten der OO
gleichen Schuld! ‒
.Wo aber Eigennutz zur Schuld ver‐ OO
führte, dort kann auch nur die eigeneOO
Entlastung Schuld-Befreiung bringen!
.Nicht eher aber kann der, seiner OO
Selbstsucht Wahnverhaftete, sich seiner OO
Taten Folge frei entwinden, als bis erOO
107 Das Gespenst der Freiheit
schöpft ist, was er selbst erzeugte, um auf OO
Erden seinem Trieb zu dienen! ‒ ‒
.Es läßt sich nie und nimmer eineOO
Scheidewand errichten, zwischen den ImOO
pulsen, die der Erdenmensch in seinemOO
Alltag schafft, und ihren Folgen, die erst OO
Auswirkung erlangen, wenn er längst OO
schon aus dem Erdendasein ausgeschie‐ OO
den ist! ‒
108 Das Gespenst der Freiheit
SCHLAGWORTWAHN
.Weniges hat noch im menschlichen OO
Gemeinschaftsleben so viel Schaden ange‐ OO
richtet, wie das „Schlagwort”: ‒ diese OO
Mißgeburt aus Denkträgheit und Über‐ OO
redungswillen!
.Opfer über Opfer fordert es in allen OO
Lebens- und Erlebnisreichen dieses Erden‐ OO
daseins!
.Vor allem aber hindert jedes Schlag‐ OO
wort die ihm Hörigen, zu eigener DenkOO
selbständigkeit zu kommen.
.Willig läßt sich jeder Denkbequeme OO
fangen, wird nur das rechte Schlagwort‐ OO
lasso über seinen Hals geworfen, und ist OO
er einmal dieser Schlinge Beute, dann wird OO
frühere Freiheit schnell vergessen ...
111 Das Gespenst der Freiheit
.Es wandelt aller Widerstand sich schnell OO
zu ausgeprägt perverser Unterwürfigkeit, OO
und schließlich wird es wahre Wollust, stets OO
der Leine Zug zu folgen, bis ein Pferch OO
erreicht ist, den die Schlagwortmatadore OO
ihrem Fange vorbereitet halten. ‒
.Aus solchem Pferche gibt es selten ein OO
Entrinnen, und selten kommt auch nur OO
der Wunsch zur Flucht in den dort Ein‐ OO
gepferchten zum Erwachen.
.Die Meisten fühlen sich in schöner OO
„Sicherheit”, und alle Denkselbständigkeit OO
kam ihnen längst abhanden.
.So werden sie auch denen, die noch OO
außerhalb des Pferches sind, zu ständiger OO
Gefahr, in gleicher Weise, wie gezähmte OO
Elefanten sich gebrauchen lassen, um die OO
noch freien Tiere ihrer Gattung einzu‐ OO
fangen ...
.Vieles kann ein Schlagwort zu umfassen OO
scheinen, was keineswegs in seinem Sinn OO
112 Das Gespenst der Freiheit
enthalten ist, ‒ und was als „Schlag” emp‐ OO
funden wird, dem man sich, innerlich ge‐ OO
troffen, beugt, ist meist nur ÜbertölpeOO
lung der Denkbequemlichkeit. ‒
.So zweifellos gewiß das Denken auch OO
zum ärgsten Feind des Menschen werden OO
kann, so nötig ist es ihm als Waffe, überall, OO
wo Worte wehrlos machen wollen.
.Das Schlagwort aber ist nichts anderes, OO
als ein Wort, das wehrlos machen will durch OO
Lähmung sinngerechten Denkens!
.Es kann nur siegen, wo kein WiderOO
stand sich gegen seine „schlagende Gewalt” OO
zu wehren wagt!
.Weiß einer aber ihm mit wachen Sinnen OO
zu begegnen, und die Waffe konsequenten OO
Denkens wehrhaft zu gebrauchen, dann OO
ist dem Schlagwort schnell die Macht entOO
wunden, und als wunderlicher Wechsel‐ OO
balg fällt es in sich zusammen ...
113 Das Gespenst der Freiheit
.Was es bewirken wollte, zeigt sich dann OO
als leerer Wahn, ‒ und nur die Willig‐ OO
keit, dem Wahn zu folgen, war wirklich OO
vordem drohende Gefahr ...
.Sie sind kaum alle aufzuzählen, die OO
solchem Wahn, der sich in mannigfacheOO
Form zu wandeln weiß, getreu Gefolg‐ OO
schaft leisten müssen, weil sie versäumten, OO
sich zu wehren, als ein Schlagwort sie zu OO
überrumpeln suchte! ‒
.Männer und Frauen, Weise und Un‐ OO
weise, Alte und Junge, Dumme und ge‐ OO
waltiglich Gescheite sind in diesem uner‐ OO
meßlich langen Zuge der durch Schlagwort‐ OO
wahn Genarrten aufzufinden, und immer OO
neuer Zustrom wendet sich dem Zuge zu, OO
weil nur die Allerwenigsten sich noch des OO
freien Denkens zu bedienen wagen, sobald OO
das rechte Schlagwort sie geschickt zu über‐ OO
fallen weiß ...
114 Das Gespenst der Freiheit
.Unüberschätzbare Gefahr bringt diese OO
Willigkeit zur Folgeleistung, wo ein Schlag‐ OO
wort einbricht, über alles Menschenleben!
.Es ist in vielen Fällen niemals wieder OO
gutzumachen, was solcherart in großen und OO
auch kleineren Verbänden, die sich mensch‐ OO
liches Zusammenleben schuf, an Schaden OO
angerichtet wird!
.Und selbst im kleinsten der Verbände, OO
‒ der Verbindung zweier Menschen in der OO
Ehe, ‒ richtet oft genug der Schlagwort‐ OO
wahn sein arges Unheil an. ‒ ‒
.In die Familie bringt der kleinste Knirps OO
schon, als Geschenk der Schulgenossen, OO
sein, ihm selbst noch unfaßbares Schlag‐ OO
wort mit, ‒ Kinder und Eltern lassen OO
sich betören und zu kämpfenden Parteien OO
machen, deren jede einem anderen Schlag‐ OO
wort folgt.
.Am schauerlichsten wird dann aber die OO
Gefahr, dort, wo das ganze öffentlicheOO
115 Das Gespenst der Freiheit
Leben sich widerstandslos durch ein Schlag‐ OO
wort gängeln läßt! ‒
.Durch alle Spalten dringt das Schlag‐ OO
wort dann in jedes Haus, und hindert, OO
daß sich wache Gegenwehr zum Wider‐ OO
stande rüste.
.Hilflos können ganze Völker solchem OO
Schlagwortwahn verfallen, zum Triumphe OO
derer, die ihr Denken nicht zuschanden OO
werden ließen, und keine Mühe, keinen OO
Hirnzwang scheuten, um zur Meisterschaft OO
als Schlagwortwerfer zu gelangen ...
.Was hilft es dann den schwer GeOO
schädigten, wenn sie zuletzt sich doch noch OO
ihrer Knechtschaft zu erwehren suchen?!
.Allzulange hatten selbst sie sich der OO
Schlagworte bedient, um Andere zu gängeln, OO
bis sie nunmehr ihre Meister fanden, die OO
besser noch verstanden, Schlagworte zu OO
werfen ...
116 Das Gespenst der Freiheit
.Nur die bewußte, strengste AbkehrOO
von der Täuschungswelt des Schlagwort‐ OO
wesens, kann hier Rettung bringen! ‒ ‒ OO
.Es ist wahrhaftig an der Zeit!
.Zu lange war man dem Gespenst der OO
Freiheit nachgefolgt, ‒ zu lange war man OO
selbst in seinem Bann, und suchte Andere OO
durch manches Schlagwort zu betören, um OO
Gefolgschaft zu erhalten.
.Jetzt muß man endlich doch erkennen, OO
daß Schlagwortwahn niemals zu wahrerOO
Freiheit führen kann.
.Noch aber ist man seiner alten Schlag‐ OO
wortweisheit so verhaftet, daß man unwill‐ OO
kürlich, auch um anderem Schlagwort‐ OO
wahn zu wehren, erneut den Schlagworten OO
verfällt, die man voreinst zu prägen wußte, OO
um sie Anderen zuzuschleudern ...
.Zu selbstgewisse Überheblichkeit ist noch OO
dabei der sehr naiven Meinung, daß der OO
117 Das Gespenst der Freiheit
Gegner es „nicht merken” würde, wenn OO
man seinem Schlagwort nur das eigeneOO
entgegenwirft, weil man nicht anders sich OO
des Angriffs zu erwehren weiß.
.Die aber Meister ihrer Schlagwort‐ OO
Kampfesweise wurden, weil sie Meister‐ OO
schaft erlangen wollten, ‒ erkennen sehr OO
genau, daß ihnen nur mit SchlagwortenOO
begegnet wird, die weniger schlagkräftig, OO
als die ihren wirken ...
.So sind sie ihres Sieges schon im vor‐ OO
aus sicher, ‒ es sei denn, ihre Gegner OO
könnten sich doch noch entschließen, endOO
lich auf das Kampfesmittel zu verzichten, OO
das sie ja doch nur halb beherrschen, weil OO
sie ihr ‒ Gewissen nicht zu sehr be‐ OO
schweren wollen, um der Schlagkraft ihres OO
Schlagworts willen. ‒ ‒
.Gewissen-los muß der sein, der das OO
Schlagwort meistern will, denn wer noch OO
ein Gewissen in sich trägt, der ist nicht OO
118 Das Gespenst der Freiheit
fähig, die Belastung zu ertragen, um deren OO
Preis allein im Schlagwortkampf der Sieg OO
erreichbar wird! ‒
.Denen, die erkannten, daß das Schlag‐ OO
wort nie zur Freiheit führen kann, ist OO
heute nur zu helfen, wenn sie konsequent OO
das Schlagwort meiden!
.Andere Waffen müssen ihrer Abwehr OO
Wirkung sichern!
.Ihre Worte müssen fortan wohl „erOO
wogen” sein, und dürfen nur durch WahrOO
heit wirken wollen!
.Nicht jede Wahrheit aber ist zur AbOO
wehr wirksam, denn nicht jede Wahrheit OO
läßt sich von dem ungeübten Blick sofort OO
erkennen. ‒
.Nur dort, wo Wahrheit augenblickOO
lich sich empfinden läßt, kann sie dem OO
Irrwahn wirklich wehren, den das Schlag‐ OO
wort zu verbreiten sucht!
119 Das Gespenst der Freiheit
.Wer endlich sich zu der Erkenntnis OO
durchgerungen hat, daß hinter allem Schlag‐ OO
wortwahn sich nur die Wüste weitet, ‒ OO
wer das Gespenst der Freiheit hier in OO
einer seiner fürchterlichsten Formen wüten OO
weiß, ‒ der wird wahrhaftig sich auch OO
gleicher Mühe, gleicher Anspannung zu OO
unterziehen wissen, um der WahrheitOO
zweckgerechte Form zu finden, wie jene, OO
die das Schlagwort schleifen bis zur OO
schärfsten Schärfe, sie sich auferlegen ohne OO
Unterlaß. ‒ ‒
.Sein Wort darf nicht nur SelbstbeOO
rauschung wirken, ‒ darf nicht billige OO
Bestätigung der eigenen Meinung sein! OO
.Niemals darf er vergessen, daß er noch OO
zu „Feinden” spricht, die ihm erst durch OO
Erkenntnis Freunde werden sollen!
.Er wird vermeiden müssen, anzugreiOO
fen, und nur durch Abwehr wirken dürfen, OO
‒ durch eine Abwehr, die der Gegner OO
120 Das Gespenst der Freiheit
achten muß, selbst wenn er Gegner bleiOO
ben sollte. ‒
.Man kann von denen, die in einem OO
Schlagwortwahn sich wohlgefallen, nicht OO
etwa erwarten, daß sie allsogleich der WirkOO
lichkeit zurückgewinnbar wären!
.Gleichwie ein Arzt, der das umnachtete OO
Gehirn des Irren wieder heilen will, vor‐ OO
erst gezwungen ist, dem Wahn des Kranken OO
sich zu fügen, soll der noch Gesundungs‐ OO
fähige sich wiederfinden in der Wirklich‐ OO
keit, ‒ so wird auch jeder, der die Seele OO
seines Nebenmenschen einem SchlagwortOO
wahn entreißen will, bedenken müssen, OO
daß dem Wahnbetörten noch als „WahrOO
heitgilt, was er verlassen soll, um wieder OO
zu sich selbst zu kommen! ‒ ‒
.Noch ist der Arme, durch die SuggeOO
stionsgewalt des Schlagworts Eingefangene, OO
nicht fähig, sich aus den, ihn engum‐ OO
schnürenden Gedankenfesseln, zu befreien! OO
121 Das Gespenst der Freiheit
.Noch wagt er nicht, nach eigener Er‐ OO
kenntnisfähigkeit sich einzustellen!
.Das Schlagwort hält ihn allzufest im OO
Bann, und wenn er auch sich zu befreienOO
sucht, so fehlt ihm doch der Mut, der OO
Freiheit dort zu folgen, wo sie allzuweit von OO
dem geliebten Schlagwort sich entfernt. ‒ ‒ OO
.Man wird den so Verirrten nicht mehr OO
anders retten können, als durch ein gütiges OO
Beachten seiner Torheit, und nur wenn OO
man ihm zeigt, daß man ihn gelten läßt, OO
wird er zuletzt doch auch die Kraft in OO
sich erwecken, die ihm Einsicht bringt, OO
daß nur ein Schlagwort ihn am Gängel‐ OO
bande hielt, wo er vermeinte, wohlbe‐ OO
gründeter Erkenntnis frei zu folgen.
122 Das Gespenst der Freiheit
SELBSTDARSTELLUNG
.Nicht die Schlechtesten sind es, die gerne OO
mehr” sein möchten, als sie vor ihren und OO
anderen Augen gelten.
.Dennoch aber schwebt den meisten dieser OO
Unzufriedenen mit sich selbst, eine „Fata‐ OO
morgana” vor, ‒ dennoch läßt sich auch OO
hier so mancher von dem Gespenst der OO
Freiheit gerade dorthin verlocken, wo es OO
keine echte Freiheit für ihn gibt, so daß OO
er seine Erdentage in Verbitterung be‐ OO
endet, weil seine Mitmenschheit ‒ nach OO
seiner Meinung ‒ ihm nicht zugestand, OO
was ihm gebührte ...
.Der eine haßt die Stellung, die er aus‐ OO
füllt, um sich seinen Lebensunterhalt zu OO
sichern, weil er sein Wissen und sein KönOO
nen höher einschätzt als die Forderung, OO
125 Das Gespenst der Freiheit
die seine Stellung an ihn stellt, ‒ der An‐ OO
dere geht nur voll Überdruß an seine Ar‐ OO
beit, weil sie ihm nicht entlohnt erscheint, OO
wie er sie selbst bewertet sehen möchte.
.Einer hadert Tag für Tag mit seinem OO
Schicksal, weil es ihm die Vorbildung ver‐ OO
sagte, deren Ausweis er besitzen müßte, OO
wollte er den Wirkungskreis erobern, der OO
allein ihm angemessen scheint, ‒ ein an‐ OO
derer flucht aller Menschheit, weil ihm nicht OO
die Erdengüter von Geburt an mitgegeben OO
wurden, die er sich selber zuzusprechen OO
wissen würde, hätte er die Macht dazu.
.Jeder glaubt ein anderes Ziel für sich OO
verloren, ‒ einig aber fühlen alle sich in OO
ihrer starken Überzeugung, daß sie „mehrOO
sein könnten, als sie sind, ‒ und diese Über‐ OO
zeugung ist gewiß begründet, wenn auch in OO
anderer Weise als die Überzeugten meinen! OO
.Du willst „mehr” sein, als du bist?! OO
.Demnach „bist” du zu wenig! ‒
126 Das Gespenst der Freiheit
.Zu wenig an dir „ist”! ‒ ‒
.Du fühlst, daß du „mehr”, aber wohl OO
auch „weniger” sein kannst, als die Geltung OO
ausmacht, die du vor dir selbst und anderen OO
zu erlangen wußtest.
.Du fühlst, daß eine Vielheit sich in OO
dir empfindet, ‒ daß diese Vielheit „größer” OO
oder auch „geringer” werden kann. ‒
.Willst du also „mehr” sein, als du bist, OO
so werde mehr!
.Lass' es nicht dabei, so „wenig” zu sein, OO
wie du heute bist!
.Begnüge dich nicht mit Wünschen, son‐ OO
dern werde „mehr”, weil du „mehr” sein OO
willst!
.Es ist noch viel mehr in dir als du auch OO
nur zu ahnen wagen würdest!
.Gar vieles ist aus Urzeittagen her auch OO
heute noch in dir, was du gewiß nicht mehr OO
127 Das Gespenst der Freiheit
zu sein verlangst, und du wirst ihm dein OO
Sein sogar mit aller Macht entziehenOO
müssen, willst du dich selbst nicht zer‐ OO
stören, indem du Andere zerstörst ...
.Unnennbar vieles aber ist zugleich in OO
dir, was du bis heute noch nicht zu er‐ OO
langen wußtest, und Vieles ist dabei, um OO
das du auch in deinen kühnsten Träumen OO
noch nicht weißt! ‒ ‒
.Zwischen dem, was du nun nicht mehrOO
sein sollst, und diesem anderen, das du nochOO
nicht bist, liegt jenes Wenige, das heute dir OO
mit Recht als „viel zu wenig” gilt, um OO
deine Selbstdarstellung zu bestimmen ...
.Es ist der Geistesfunke Gottes, der OO
sich in deinem eigenen „Ich” erlebt, und OO
wahrlich weiß, daß du viel „mehr” sein OO
könntest, als du bisher bist!
128 Das Gespenst der Freiheit
.Du nimmst nur in dein irdisches Bewußt‐ OO
sein auf, was in den innersten Bereichen OO
deines Seins empfunden wird.
.Dort aber dürstet dein Sein nach Er‐ OO
füllung mit allem, was es noch nicht ist! OO
.Darum willst du „mehr” sein in den OO
Formen der Vergänglichkeit, ‒ darum OO
strebst du „mehr” zu werden in deinem OO
Alltagsleben, allwo Notwendigkeit al‐ OO
lein bestimmt, was dir erlangbar wird! ‒ OO
.Hier aber wirst du nur „mehr” werden OO
können als du heute bist, wenn du in dir OO
„mehr” aufzunehmen weißt in deinem OO
Sein!
.Du mußt mehr von dir verlangen, OO
wenn du mehr erhalten willst!
.Klaren, selbstsicheren Willens mußt du OO
in dir selber das als Anspruch fordern, OO
was du „sein” willst, ‒ mit jenem Willen, OO
den jeder Sportsmann kennt, wenn er von OO
129 Das Gespenst der Freiheit
sich weiß, daß ihm sein Training ein ge‐ OO
wisses Recht gibt, seine „Klasse” zu be‐ OO
haupten!
.So, wie der Sportsmann, aber wirst du OO
auch alles aufbieten müssen, um stets „bei OO
Form” zu bleiben, ‒ was dir, wie ihm, nur OO
möglich ist, durch Verzicht auf so Manches, OO
das zwar Anderen erlaubt sein kann, nicht OO
aber dem, der „mehr” zu werden strebt, OO
‒ selbst wenn er schon vieles ist! ‒ ‒
.Hinter dem Wunsche, „mehr” zu sein OO
als „Andere”, versteckt sich nur der An‐ OO
trieb, mehr zu sein, als du selber bist, OO
denn noch bist du, gleichwie die Anderen: OO
‒ nur zum geringsten Teil, was du zu OO
sein vermagst! ‒
.Es handelt sich um den Gebrauch von OO
Kräften, die allen Menschen dieser Erde, OO
ausnahmslos, in Freiheit stets erlangbar sind. OO
130 Das Gespenst der Freiheit
.Diese „Seelenkräfte” aber kann kein OO
Mensch „gebrauchen”, solange er noch nicht: OO
sie seinem eigenen Sein zu einen wußte. OO
.Man muß selbst zu der Seelenkraft OO
werden, die man gebrauchen, und durch OO
die man seine Selbstdarstellung bestimmt OO
sein lassen will!
.Auch über niedere Kräfte in dir kannst OO
du nur dann verfügen, wenn sie dein SeinOO
erfüllen und dadurch mit dir identisch OO
wurden.
.Nur was du selber „bist”, ist dir hörig: OO
‒ es „gehört” zu dir und „hört” auf OO
deinen Willen!
.So wenig du zu Gott gelangen kannst, OO
es sei denn, Er habe sich selbst deinem OO
eigenen Sein geeint, ‒ so wenig kannst OO
du auch aus einer Seelenkraft wirken, OO
die du aus dir selbst nicht geeinigt hast OO
in deinem Sein! ‒ ‒
131 Das Gespenst der Freiheit
.Doch darfst du hier gewiß nicht etwa OO
schematisch verfahren wollen, indem du OO
die Seelenkräfte gleichsam einzeln aufzu‐ OO
rufen beginnst, die fortan dein Sein er‐ OO
füllen sollen!
.Du darfst die auslösende Macht nicht OO
unterschätzen, die stets in dir zur Aus‐ OO
wirkung erwacht, wenn du vor einem bloß OO
Erahnten stehst! ‒ ‒
.Achte in dir auch das, was sich dir OO
noch verhüllt! ‒
.Es ist nichts anderes dir vonnöten, willst OO
du hohe Seelenkräfte, die noch nicht in OO
deinem Sein lebendig wurden: ‒ die du OO
demnach noch nicht „bist” ‒ dir dereinst OO
einen, als daß du deine allgemeine ZielOO
richtung zu wahren weißt!
.Auch unter Verbrechern gibt es solche, OO
die „mehr” als andere sind, ‒ aber ihr OO
Zielen geht nach der Abgrundstiefe tier‐ OO
haften Vormenschentums auf dieser Erde, OO
132 Das Gespenst der Freiheit
während dein hohes Ziel der ewigeOO
Geistmensch ist, in dem du dich dereinst, OO
nach dieses Erdenlebens stetem Ringen OO
mit dir selbst, geeinigt allen Geistgeborenen, OO
wiederfinden willst! ‒
.Hältst du dein Ziel stets im Auge, dann OO
kannst du sicher vorwärts schreiten, ohne OO
Besorgnis und ohne Ängstlichkeit!
.Du wirst dir während deines Erden‐ OO
lebens dann immer mehr der Seelenkräfte OO
einen, deren du zu deinem höchsten Auf‐ OO
stieg einst bedarfst!
.Je mehr du aber selbst in deinem Sein OO
dich zu erfüllen weißt mit hohen Seelen‐ OO
kräften, desto leichter wird es dir gelingen, OO
zu erkennen, daß du dich in allen Gel‐ OO
tungsstufen dieses Erdenlebens frei zur OO
Selbstdarstellung bringen kannst!
.Kein menschlicher Beruf ist so gering, OO
als daß er eines Menschen, der sich viel OO
133 Das Gespenst der Freiheit
zu einen wußte, wirkungsweite SelbstOO
darstellung nicht ertragen würde!
.In jeglichem Beruf, ‒ in jeder Stel‐ OO
lung, die Notwendigkeit zur Zeit dir dar‐ OO
zubieten hat, ‒ kannst du weit „mehr” OO
sein, als du scheinen magst!
.Du wirst dich aber auch nicht wundern OO
dürfen, wenn du bald bemerkst, daß auch OO
die Anderen dein reiches Sein erkennen, OO
und dich dann allein nach seiner Fülle OO
Strahlgewalt bewerten, wie immer auch OO
der Geltungswert der Stellung, die du hier OO
auf Erden einnimmst, sich bemessen las‐ OO
sen mag! ‒ ‒
.Du bist dann wirklich „mehr” ge‐ OO
worden als die Andern, und wirst Anderen OO
zum Antrieb dienen, „mehr” zu werden, OO
als sie vorerst sind, ‒ so wie ein Mensch, OO
der auszog, Gold zu graben, und reich zu‐ OO
rückkam, Anderen den Willen wecken wird, OO
ein Gleiches zu beginnen.
134 Das Gespenst der Freiheit
.Irrend, weil du deine Unzufriedenheit OO
allein im Äußeren begründet glaubtest, OO
hast du bisher nur stets Vergebliches ver‐ OO
sucht, um deinem Triebe, „mehr” zu sein OO
als was du bist, Befriedigung zu schaffen. OO
.Sie bleibt dir aber keinesfalls versagt, OO
wenn du nunmehr dein Streben in deinOO
Inneres verlegst!
.Hier, wo du selber eine Vielheit dar‐ OO
stellst, die sich mehren oder mindernOO
kann, ‒ hier wird dir keine äußere Macht OO
die Freiheit schmälern, ‒ und bist du OO
wirklich „mehr” geworden, als du bis zu OO
diesem Tage werden konntest, dann wird OO
auch deine Selbstdarstellung in der OO
Außenwelt dich nur mit GlücksgefühlOO
und innerer Zufriedenheit erfüllen!
.Erst wenn du alles darzustellen weißt, OO
was du verborgen in dir trägst, damit es OO
sich in dir vollende, ‒ erst dann hast OO
du dich selbst erreicht und bist wahr‐ OO
haftig nun zu dir gekommen! ‒
135 Das Gespenst der Freiheit
.In deiner Selbstdarstellung schaffst OO
du dir die ewig währende Bewußtseins‐ OO
form, die du in deinen heimlichsten und OO
innerlichsten Bitten an dein Schicksal dir OO
ersehnst ...
.Nur du allein jedoch bist BildnerOO
deines Schicksals, ‒ und wie du hier auf OO
Erden auszukosten hast, was du dir vorOO
dem Fall ins irdische Bewußtsein zube‐ OO
stimmtest, so wirst du auch nach deinemOO
letzten Atemzuge dich nur in der vonOO
dir selbst gewirkten Form des Selbstbe‐ OO
wußtseins: ‒ deiner Selbstdarstellung, ‒ OO
dereinst wiederfinden. ‒ ‒
136 Das Gespenst der Freiheit
RELIGION
.In Asien, dem Mutterschoß Europas, und OO
dem Urquellgrunde aller großen Religionen, OO
fließt verborgen eine stille Quelle, die allesOO
speist, was in der Erdenmenschheit je an OO
echtem religiösen Fühlen keimte und OO
erwuchs, wie alles, was in diesen Tagen OO
noch die Kruste materiell gebundenen Den‐ OO
kens zu durchstoßen weiß.
.Auch in der fernsten Zukunft wird aus OO
gleicher Quelle gleiches Fühlen Nahrung OO
nehmen!
.Wie nirgends wahrnehmbar wird, was OO
dem Leben seine Keimkraft gibt, und OO
Keimkraft dennoch sich bezeugt durch das, OO
was ihr entsprießt, so ist auch diese Quelle OO
allen echten religiösen Fühlens nur in OO
ihrer Auswirkung bezeugbar, und selten OO
nur wird Seltenen sie selber kund.
139 Das Gespenst der Freiheit
.Bis in die neuesten Tage zwar geht OO
lächerlichste Zaubermär durchs Land und OO
findet Gläubige, die ihrer wahrlich „wert” OO
sein müssen, allein die Wundermeister all‐ OO
zukenntlichen Gewandes, die in solchen OO
Märchenbüchern für die AllzuvielenOO
sich ergehen, leben nur in den geschäfts‐ OO
gewandten Köpfen ihrer, mit dem Zubehör OO
des Zaubers niemals geizenden, Erzeuger.
.Wirkliche Meisterschaft berufenen Er‐ OO
kennens ist romanhaften Gebilden solcher OO
Spekulanten auf die Lesegier der Wunder‐ OO
süchtigen so wenig ähnlich, daß jeder Maß‐ OO
stab der Vergleichung fehlt, auch wenn die OO
rührigen Erfinder wundersamer Meister‐ OO
mären sich aus allenthalben zugänglichen OO
fremden Schriften Material zu „borgen” OO
wußten, wo es galt, den allenfalls erregten OO
Argwohn harmlos gläubiger Gemüter zu OO
betäuben.
.Es ist wahrhaftig kein erfreulicher Ge‐ OO
danke, daß sich zu dieser Zeit noch, ‒ OO
140 Das Gespenst der Freiheit
mitten im Getriebe der modernen Welt, OO
‒ nicht wenig Menschen finden, deren OO
Hirne ohne jeden Widerstand die würde‐ OO
lose Vorstellung ertragen, das Licht derOO
Ewigkeit bekunde sich in Fakirwundern OO
und geheimen Künsten, wie man sie allen‐ OO
falls dem Magus einer alten Zauberoper OO
zugestehen kann! ‒
.Ich bin genötigt, diese peinlich wunder‐ OO
lichen Blüten jahrmarktsmäßiger Romantik OO
zu zerpflücken, damit man das, was ich OO
nunmehr zu sagen haben werde, nicht mißOO
brauchen kann, indem man sich aus OO
meinen Worten Eideshelfer macht für irgend‐ OO
welchen Wahn!
.Wir Menschen hier auf dieser Erde OO
leben keineswegs nur unser individuelles OO
Eigenleben, sondern sind mit allem denk‐ OO
bewußten Dasein, ‒ nicht nur dem, was OO
dieser Erdball trägt, ‒ tiefinnerlich verOO
bunden!
141 Das Gespenst der Freiheit
.Wirkt diese Allverbundenheit sich OO
schon bedeutsam in uns aus, so wird, was OO
sie bewirken kann, doch weitaus überOO
troffen durch die Wirkungskraft des erdOO
begrenzten Lebens denkbewußter Wesen, OO
dem wir hier irdisch einverwoben sind!
.Weit folgenreicher noch als All- und OO
Erdverbundenheit an sich ist für den OO
Einzelnen jedoch die durch ImpulsverOO
wandtschaft scharf umgrenzte Gruppe, OO
der er seelisch zugehört! ‒
.Ihren unsichtbaren Einwirkungen ist er OO
ohne Unterbrechung ausgesetzt, wie alle, OO
die der gleichen Gruppe zugehören, ständig OO
auch durch seine Einwirkung beeinflußt OO
werden! ‒ ‒
.Zu solcher „Gruppe” können Menschen OO
eng verbunden sein, die nie in diesem OO
Erdendasein sich begegnen werden, nichts OO
hier im Außenleben voneinander wissen, OO
keine Sprachgemeinschaft haben, und in OO
142 Das Gespenst der Freiheit
gänzlich fremden Vorstellungsbereichen auf‐ OO
gewachsen sind. ‒ ‒
.Alle Weiten werden in den Gruppen OO
der Impulsverwandten überbrückt!
.Entfernung bildet für die gegenseitige Be‐ OO
eindruckung der Gruppenzugehörigen kein OO
Hindernis ...
.Wie elektrische Wellen heute den ganzen OO
Erdkreis umspannen, und doch nur von OO
Antennen aufgenommen werden können, OO
die für gleiche „Wellenlänge” eingerichtet OO
sind, so strahlen unsichtbare Kräfte auch OO
von jedem Erdenmenschen aus und bringen OO
jede Menschheitsgruppe der jeweils Impuls‐ OO
verwandten in die sicherste Verbindung, OO
ohne anderen Gruppen wahrnehmbar zu OO
werden.
.Es ist ganz einerlei, an welchem Ort OO
der Erde du zu finden bist: ‒ du wirst OO
auf alle Fälle dort erreicht von allen Ein‐ OO
wirkungen deiner Gruppe, mögen die dir OO
143 Das Gespenst der Freiheit
so Verbundenen in deinem, oder irgend OO
einem anderen Erdteil leben!
.Es liegt auch keineswegs in deiner Macht, OO
die so geschaffene Verbindung aufzuheOO
ben, ‒ es sei denn, daß du die Impulse, OO
denen du zu folgen pflegst, zu wechselnOO
weißt, so daß du „automatisch” einer anderen OO
Gruppe dich verbindest. ‒
.Dem Umfang und der Art nach sehrOO
verschieden, durchsetzen viele Tausende OO
von solchen unsichtbar vereinten Seelen‐ OO
gruppen alles Menschendasein auf der Erde, OO
verbinden räumlich weit Getrennte, OO
wie sie auch recht oft die räumlich NächstenOO
voneinander scheiden ...
.An allem nimmst du, ohne es zu ahnen, OO
Anteil, was in jeder Seele vorgeht, die in OO
deiner Gruppe der Impulsverwandten sich OO
erlebt! ‒ ‒
.Du glaubst in dir nur eigene Seelen‐ OO
regung zu vernehmen, und bist doch, mehr OO
144 Das Gespenst der Freiheit
als du vermuten könntest, bewegt durch OO
seelisches Geschehen, das in einem, deinerOO
Gruppe Zugehörigen zur Zeit erfahren OO
wird, so wie auch dein Erleben allen dir OO
Impulsverwandten fühlbar wird zu jeder OO
Zeit! ‒ ‒
.Was ich dir hier begreiflich nahe bringen OO
will, kann dir gar viel erklären, das oft, OO
und bis zu diesem Tage dir so manches OO
„Rätsel” aufzugeben hatte ...
.Du hast nun Einsicht in die innereOO
Struktur der Formen seelischer Verbun‐ OO
denheit, und weißt zugleich, daß du beOO
stimmen kannst, was dich am stärksten OO
mitbestimmen soll in deinem seelischen Er‐ OO
leben, ‒ denn: läßt du selber die Impulse OO
fahren, die dir unerwünscht erscheinen, OO
kommen sie zu dir als Einwirkung ImOO
pulsverwandter, so entschwindest du OO
der Gruppe, der du eben noch verbunden OO
warst, und findest allsogleich dich einer OO
145 Das Gespenst der Freiheit
anderen geeinigt, die dem entspricht, was OO
du in dir nun hegst. ‒ ‒
.Verantwortung für all dein Denken, OO
Reden, oder Handeln trägst nur du allein, OO
auch wenn die dich bestimmenden Impulse OO
dir von anderer Seite unsichtbar und un‐ OO
vermerkt vermittelt wurden!
.Auch die Impulsverwandten deiner See‐ OO
lengruppe, die von dir beeindruckt werden OO
ohne es zu ahnen, tragen in der gleichen OO
Weise die Verantwortung für ihr Ver‐ OO
halten.
.Leicht kannst du dir nun aber sagen, OO
daß die tausendfältig unterschiedenen Seelen‐ OO
gruppen sich in Tausenden verschiedener OO
Erlebnisstufen „übereinander” schichten, OO
und daß du nur zu einem höheren Er‐ OO
leben deiner Seele kommen kannst, wenn OO
du dich unermüdlich selbst dazu bestimmst, OO
die niederen Impulse aufzugeben, und OO
stets höhere in dir zur Auswirkung zu OO
bringen! ‒
146 Das Gespenst der Freiheit
.Vielleicht wirst du auch jetzt verstehen, OO
was ich von der stillen „Quelle” sagte, OO
die heute noch, wie vor Jahrtausenden, OO
vom Urquellgrunde aller geistbelebten Reli‐ OO
gionen her das echte religiöse FühlenOO
in der Erdenmenschheit speist, ‒ aus OO
welcher Form der Vorstellung auch solches OO
Fühlen keimen mag! ‒ ‒
.Vielleicht wirst du nunmehr begreifen, OO
daß ich deutlichst warnen mußte vor den OO
Ausgeburten aberglaubenübersättigter Phan‐ OO
tasterei! ‒
.Vielleicht erkennst du jetzt auch schon, OO
daß ich von einer „Quelle” spreche, deren OO
Wasser aus dem Innersten des LebensOO
quellen, und daß hier von nichts anderem OO
die Rede ist, als von der höchsten und OO
zugleich auch kleinsten Seelengruppe irdi‐ OO
scher Impulsverwandter, die hineinreicht OO
in den Lichtkreis urgewissen Seins, ‒ OO
weil sie in ihm schon im Bewußtsein war, OO
147 Das Gespenst der Freiheit
längst ehe irdisches Bewußtsein sie er‐ OO
reichte! ‒ ‒
.Du wirst wohl auch begreifen, daß ihr OO
Einfluß denen nur zustatten kommen kann, OO
die sich zum Lichte sehnen, ‒ auf welcherOO
Stufe auch die Gruppe der Impulsver‐ OO
wandten stehen mag, der sie verbunden OO
sind. ‒
.Nicht durch die engere Impulsverwandt‐ OO
schaft, die die Wenigen der Lichtvereinten OO
unter sich verbindet, können sie den OO
anderen Gruppen sich vernehmlich machen, OO
sondern nur allein kraft jener allgemeinenOO
inneren Verbindung, in die alle Erden‐ OO
menschen einverwoben sind, ‒ und wohl‐ OO
verstehbar wird es dir erscheinen, daß sie OO
auch da nur Seelen nahekommen können, OO
die bereits ihr ganzes Streben aufwärtsOO
führt!
.Hier handelt es sich nur um AllerOO
innerstes, und keine Neugier, keine Art OO
148 Das Gespenst der Freiheit
des Wissenstriebes, keine Macht der Erde, OO
kann hier mehr erspähen, als was der OO
Seele zuströmt, die sich selbst bereitet, um OO
die geistgezeugten „Sendewellen” zu emp‐ OO
fangen, die aus dieser Gruppe Lichtver‐ OO
einter ohne Unterlaß zu allen ihren Mit‐ OO
menschen auf Erden strömen! ‒
.Unzählige sind diesem Lichtkreis längst OO
verbunden, mögen sie auch das, was sie OO
erreicht, nach Weise ihrer angestammten OO
Glaubenslehren deuten!
.Die „Quelle”, die hier fließt, kann jedeOO
Form erfüllen, die sich ein geistbelebter OO
Glaube schuf, ‒ und jedes würdige Ge‐ OO
fäß wird wertgeachtet, aufzunehmen, was OO
es „fassen” kann ...
.Unfähig zu empfangen, sind nur die OO
mit Erdenschlamm gefüllten „Becher”, und OO
die „Siebe”, die nichts in sich selbst beOO
wahren können!
149 Das Gespenst der Freiheit
.Es werden deine Glaubenslehren aber OO
dich gewiß nicht hindern, und dein BeOO
kenntnis kann dir nur die FassungsOO
fähigkeit erweitern für das Lebendige, OO
das es hier aufzunehmen gilt ...
.Nur wirst du mit dem Herzen zu be‐ OO
kennen wissen müssen, und dein Glaube OO
darf nicht nur gehirnbegründetes VerOO
messen sein!
.Gehe deinem Glauben auf den GrundOO
und prüfe, ob er auch in deiner SeeleOO
Wurzel faßte!
.Siehst du ihn so begründet und im Leben OO
stehen, dann werden ihm gewiß die licht‐ OO
durchströmten Wasser wachen Wissens nie‐ OO
mals schaden, sondern ihn vielmehr erst OO
zum Erblühen bringen und alsdann zur OO
Frucht! ‒ ‒
.Allen Aberglauben wirst du freilich OO
sorgsam roden müssen, denn er raubt, um OO
150 Das Gespenst der Freiheit
sich zu nähren, deinem Glauben nur die OO
Kraft, aus der er sich entfalten soll! ‒
.Doch darfst du hier gewiß nicht bloßenOO
Scherz und alter Vätersitte harmlosenOO
Gebrauch mit wüstem Wahn verwechseln, OO
der die Seele überwuchern will! ‒
.Noch weniger sollst du die Formen OO
alten Glaubens zu vernichten suchen, die OO
dir nur „fremd” geworden sind, weil sie OO
Symbole in sich bergen, die du nicht mehr OO
deuten kannst!
.Torheit allein reißt alles, was sie nicht OO
erkennt, gleich aus dem Boden, und zer‐ OO
trampelt wild, was sie nicht nützen kann! OO
.Auch Religion kann nur in wahrer OO
Freiheit sich entfalten, obgleich zumeist OO
die Bahnen vorgezeichnet sind seit alter OO
Zeit, in denen sich die unterschiedlichen OO
Gebilde religiöser Formgestaltungsfreudig‐ OO
151 Das Gespenst der Freiheit
keit allein beweglich und als LebensOO
überformer zu erweisen wissen.
.So kann auch Religion in ihrer Aus‐ OO
wirkung gewiß zu wahrer Freiheit führen, OO
und dir deine Freiheit sichern! ‒
.Tief in Notwendigkeit begründet ist OO
die vielfache Verschiedenheit der Lehren OO
und der Kulte!
.Es ist nur Selbsttäuschung, glaubt OO
man Verschiedenheit des religiösen FühOO
lens dadurch ausgetilgt, daß man die Formen OO
einer einzigen Lehre und die Formen OO
ihres Kultes über manches Land ver‐ OO
breitet hat! ‒
.Worte können wohl an allen Orten OO
ihre „Diener” finden, und nur begriffOO
liches Erfassen heischende Symbole lassen OO
sich gewiß von allen Völkern in der OO
gleichen Weise deuten.
.Das religiöse Fühlen aber wird sich OO
immer ‒ trotz erzielter äußerlicher Gleich‐ OO
152 Das Gespenst der Freiheit
heit in Bekenntnisform und Kult ‒ aus OO
Seelensicherheit heraus die eigenen Wege OO
bahnen, die seiner Sonderart entsprechen OO
in Notwendigkeit.
.Äußerlich scheint ja in vielerlei Lan‐ OO
den gleiche Religion zu herrschen, weil OO
gleicher Kult sich auswirkt, und die OO
gleichen Worte überall erklingen, ‒ OO
innerlich aber bleibt bestehen, was schon OO
vor Jahrtausenden bestand und niemalsOO
auszutilgen ist, da es in tieferen Tiefen OO
wurzelfest gegründet steht, als die viel‐ OO
leicht ihm „seelenfremde” Lehre und ihr OO
Kult. ‒ ‒
.Es war nicht, wie die Heutigen meinen, OO
törichter „Götzendienst”, wenn alte Völker OO
ihre Landesgötter zu ehren wußten! ‒ OO
.Wirkliches wußten sie so erreichbar, OO
und dieses gleiche Wirkliche wird auch OO
in vielen Landen und an vielen Orten dieser OO
Erde heute noch erreicht, wenn auch die OO
153 Das Gespenst der Freiheit
Vorstellung sich andere Bilder schuf, um OO
es zu fassen, und das äußere Bekenntnis OO
neue Namen für die ihm verhüllten Mächte OO
fand! ‒ ‒
.Gar wenig kommt es darauf an, was von OO
dem sagenhaften „Helden” eines Volkes auf‐ OO
gezeichnet steht, und was die Heiligenlegende OO
von dem „Heiligen des Ortes” weiß!
.Held, wie Heiliger sind „WahrheitOO
nur: als Bild der Vorstellung, und hinOO
ter solchem Bilde steht die geistgezeugte OO
Wirklichkeit, für die es ganz belanglos OO
ist, ob sie den Irdischen in diesem oder OO
jenem Bilde faßbar wird, ‒ ob man dem OO
Göttlichen in ihr Altäre baut, oder den OO
Geistes-Menschen in ihr ehrt und ihm OO
als „Schutzpatron” des Landes Kirchen OO
weiht. ‒ ‒
.Es ist darum nicht immer richtig, Re‐ OO
ligion von alledem zu „reinigen”, was OO
noch in ihr an Formgebilden lebt, die einer OO
Vorzeitreligion ihr Dasein danken! ‒
154 Das Gespenst der Freiheit
.So wie ein altes Bild, das unter Kerzen‐ OO
ruß und Kirchenstaub kaum noch erkenn‐ OO
bar ist, nur durch die Hand des KundigenOO
gereinigt werden darf, soll es in seiner OO
alten Pracht erneut erkennbar werden, ‒ OO
so ist auch mehr, als nur der Drang nach OO
rationeller Klarheit nötig, soll Religion OO
gereinigt” werden von der Trübnis, die OO
ihr klares Antlitz zu zerstören droht ...
.Zu teuer ist der Preis, um den die Lehre OO
Reinigung” erreicht, wenn allzugleich OO
dabei in törichter Verkennung „ZeichenOO
ausgewaschen werden, die man in späteren OO
Tagen dereinst wieder mühevoll dem Bild OO
der Lehre einzufügen haben wird, soll OO
sie auch noch zu denen sprechen, die als‐ OO
dann erneut zu deuten wissen werden, was OO
einer Zwischenzeit nicht deutbar war! ‒ ‒ OO
.Höher aber als die Lehre, steht das OO
Leben!
155 Das Gespenst der Freiheit
.In deinem Alltagsdasein kann sich erst OO
erweisen, ob die Lehre, der dein Herz er‐ OO
geben ist, wirklicher Freiheit dich ent‐ OO
gegenführt, oder ob du einer Lehre Knecht OO
bist, die dich blendet, damit du nicht OO
gewahrst, daß nur Gespenst ist, was sie OO
dir als „Freiheit” zeigt! ‒ ‒
.„Nicht um des Sabbaths willen lebt der OO
Mensch auf Erden, sondern der Sabbath OO
ist nur um des Menschen willen ein‐ OO
gesetzt!”
.Erst wenn die Lehre eingeht in das OO
Leben, kann sie sich bewähren!
.Bekenntnis, das nur im GehirnverOO
stande ankert, ist nicht viel mehr als OO
jedes „auswendige” Wissen, das nur Wert OO
besitzt, ‒ wenn man ihm Wert „verOO
leiht”. ‒ ‒
.Solange noch dein Leben nicht „durchOO
drungen” ist mit Religion, solange weißt OO
du dein Bekenntnis nicht zu nützen! ‒
156 Das Gespenst der Freiheit
.Nur dann „lebt” Religion in dir, wenn OO
sie vom ersten Augenblicke deines Wieder‐ OO
findens im Erwachen, bis zum letzten kla‐ OO
ren Selbstempfinden, das der Schlaf als‐ OO
dann verhüllt, dir ständig gegenwärtigOO
ist! ‒
.Nur dann, wenn jegliches Geschehen OO
deines Tages überstrahlt wird durch dein OO
religiöses Fühlen, ‒ gleichviel in wel‐ OO
cher Form du es zu fassen suchst, ‒ darfst OO
du gewiß sein, daß du dem, was „ewigOO
ist in dir, entsprichst! ‒ ‒
.Vorher bist du nur selbst ein HemmOO
schuh deiner Seele, weil du sie hinderst, OO
sich in diesem Erdenleben auszu‐ OO
wirken! ‒
.Vorher bist du nur tierhaft deiner OO
selbst bewußt, auch wenn du glaubst, im OO
Geistigen dich zu erkennen! ‒
.Auch wenn dich alle Welt als einen OO
ihrer Großen ehren mag, so bist du doch OO
157 Das Gespenst der Freiheit
im Geiste dem Geringsten unterordnet, der OO
sein Tagewerk in krafterfüllte Strahlen echOO
ten religiösen Fühlens einzutauchen weiß, OO
um so mit allem, was er tun mag, seiner OO
Seele neue Nahrung darzubieten! ‒ ‒ OO
.Aus solcher innerer DurchdringungOO
allen Tagewerks mit Religion, ist hier auf OO
Erden jede der Kulturen vormaleinst ge‐ OO
boren worden, die du heute hoch bewun‐ OO
derst und kaum mehr erreichbar glaubst ... OO
.Auch unsere Zeit verlangt nach neuer OO
Weltkultur, ‒ doch sucht sie nur Kultur OO
zu „konstruieren”, wie man eine Eisen‐ OO
brücke konstruiert ...
.Erst dann jedoch wird diese Zeit KulOO
tur aus sich „gebären” können, wenn sie OO
wieder sich mit echtem religiösen FühOO
len zu durchdringen weiß! ‒ ‒
.Du aber, der du selbst, als „Kind derOO
Zeit”, heute auf Erden hier im Dasein OO
stehst, ‒ beginne bei dir selbst! ‒
158 Das Gespenst der Freiheit
.Hast du erst selbst dein Dasein einOO
getaucht in Religion, dann wirst du bald OO
auf Schritt und Tritt auch Anderen be‐ OO
gegnen, die aus bloßen Erdentieren wieder OO
geistgeeinte Menschen werden wollen ... OO
.Ihnen wird alsdann dein Leben beste OO
Lehre sein, ‒ und wenig Worte wird OO
man brauchen, diese Lehre zu bekräfOO
tigen! ‒
.Wenn man auch deinen Worten Glauben OO
schenken mag, so glaubt man doch viel mehr OO
noch deinem Tun!
.So, wie du vorzuleben weißt, was dich OO
im Innersten erfüllt, so werden es die An‐ OO
deren nacherleben können!
.Du sollst jedoch gewiß kein „Spielver‐ OO
derber” sein, wo andere die kargen FreuOO
den ihres Erdenlebens irdisch auszukosten OO
suchen, ‒ und nicht als „Frömmler” sollst OO
du dich mit himmelwärts verdrehten Au‐ OO
159 Das Gespenst der Freiheit
gen über jede harmlos-tolle Torheit Fröh‐ OO
licher „entrüsten”!
.Ist all dein Alltagsdasein wirklich durch OO
die dir gemäße Religion bestimmt, dann OO
wirst du wahrlich auch zu lachen wissen, OO
wo sich sündlos lachen läßt!
.Bald wirst du dann entdecken, daß ein OO
heiteres Wort denn doch noch Besseres OO
vermag, als alle sauertöpfisch-überernste OO
Mahnung und Belehrung.
.Wahre Religion ist frohgemute Freiheit!
.Mißtraue darum allem, was als „religiöses” OO
Fühlen gelten möchte, ohne in der HeiterOO
keit des Herzens sich bestätigt zu er‐ OO
weisen! ‒ ‒
160 Das Gespenst der Freiheit
WISSENSCHAFT
.Aller Erkenntnis weltweise MutterOO
ist die Sprache!
.Weit aber wurde der Weg von dem OO
lallenden Lautegebell, das unseren tierhaften OO
Vorahnen voreinst VerständigungsmittelOO
kümmerlichsten Verstandes war, bis zum OO
ersten geistgezeugten Wort!
.Nicht eher konnte bloßer Stimmklang OO
Sprache” werden, als bis die Urmensch‐ OO
tiergehirne sich soweit beeindruckbar ge‐ OO
staltet hatten, um den Splitterregen körperOO
lichen Lichtes, der sie allenthalben über‐ OO
sprühte, in sich umzuformen zu ErfasOO
sungskräften, die auch Ungreifbares zu OO
umschließen wissen.
.Es ist nicht etwa nur ein sprachlicher OO
Vergleich allein, wenn man vom „LichteOO
163 Das Gespenst der Freiheit
des Verstandes, der Vernunft, des DenOO
kens, und vom „Licht” des GeistesOO
spricht! ‒
.Was uns als körperliches Licht der OO
Sonne und der Sterne durch das körper‐ OO
liche Auge wahrnehmbar wird, ‒ was der OO
Mond an abgeschwächter Sonnenstrahlung OO
wiederspiegelt, ‒ das alles ist zugleichOO
auch geistige Substanz, die zwar dem un‐ OO
erschlossenen Gehirn der anderen Tiere OO
unwahrnehmbar bleibt, jedoch im längst OO
dafür empfindlichen Gehirn des Erden‐ OO
menschentieres aufgenommen und verOO
wandelt wird zu einer Kraft, aus der die OO
Seele sich ihr inneres Erkenntnis-Reich OO
gestaltet. ‒ ‒
.Wir würden selbst im AußendaseinOO
kaum viel mehr erfassen können als den OO
höchstentwickelten der bloßen Tiere dieser OO
Erde faßbar wird, wenn sich die SeeleOO
nicht aus reiner, umgeformter LichtkraftOO
denkfaßbare Bilder aller Außendinge schaf‐ OO
fen könnte. ‒
164 Das Gespenst der Freiheit
.Mit Hilfe dieser „Bilder” äußerer Ge‐ OO
staltung können wir uns erst „begreiflichOO
machen, was unsere Nebentiere, ‒ seien OO
sie auch auf der höchsten Stufe tierhafter OO
Entwicklung angelangt, ‒ niemals, den OO
sinnlich unerkennbaren Zusammenhängen OO
nach, begreifen.
.Denken” aber, dessen Gegenstände OO
nicht mehr Wiederspiegelungen außenOO
weltlicher Gestaltung, sondern unsere eiOO
gene innere Schöpfung sind, wäre erst OO
recht unmöglich, hätten wir die umgewandelte OO
Substanz des körperlichen Lichtes nicht in OO
unserem Gehirn in reicher Fülle zur Ver‐ OO
fügung.
.Jegliche „Vorstellung”, die sich im OO
Innenleben eines Erdenmenschen bildet, ‒ OO
jeglicher Gedanke, den ein Mensch erfassen OO
kann, ‒ ist nur ein Bild aus umgeformterOO
körperlicher Lichtsubstanz, und nur OO
in solcherart erzeugtem „Niederschlag” kann OO
seelische und geistsubstantielle WirklichOO
keit uns hier auf Erden faßbar werden.
165 Das Gespenst der Freiheit
.Die lautgemäße Wiedergabe dieser OO
inneren Bilder aber ist die Sprache, deren OO
Sonderart bestimmt wird, durch den, jeder OO
Einzelvolksgestaltung eingeprägten Lebens‐ OO
rhythmus.
.Nun lassen sich aus dieser in Gehirnen OO
umgeformten Lichtsubstanz, ‒ die immer‐ OO
fort in Wellenwogen unerfaßlich kleinerOO
körperlicher Lichtkraftsplitter alles OO
Erdenkörperliche zu durchdringen weiß, OO
‒ die mannigfaltigsten Gebilde formen, OO
die keineswegs auch irgend einem WirkOO
lichen entsprechen müssen, sei es ein nur OO
allgemeinem Sprachgebrauch nach „Wirk‐ OO
liches” der Außenwelt, oder das absoOO
lute Wirkliche, das nur in seelischen und OO
geistsubstantiellen Formen seinsgewal‐ OO
tig ist. ‒
.Erfahrung ließ daher den denkbewußten OO
Erdenmenschen schon in alter Zeit gewahren, OO
daß die innere Bildnerkraft in strengerOO
166 Das Gespenst der Freiheit
Zucht gehalten werden müsse, damit sie wahr‐ OO
haft Wirkliches erkenntnisnahe bringe.
.Fehlschluß, oder falsches Urteil, OO
waren jederzeit die Folge unbesorgter Art OO
des inneren Gestaltens.
.Es bedurfte aber einer Selbstkontrolle un‐ OO
gezählter Einzelner in langen Generationen‐ OO
reihen, um endlich die Gewißheit zu er‐ OO
langen, welche innerlichen Formbildungs‐ OO
methoden dauernd auszuscheiden seien, OO
wenn das Resultat des Denkens und Er‐ OO
schließens zum gesicherten Erkennen des OO
Geschehens im Bereiche einer WirklichOO
keitsbezeugung führen solle.
.So erst entstand, was man zu Recht als OO
Wissenschaft” bezeichnen darf.
.Da aber solche strenge Selbstzucht, OO
wie man hier sie in Notwendigkeit be‐ OO
gründet fand, gar manche liebgewordene OO
Illusion zerstörte, konnte es auch nicht OO
an Selbstbetörten fehlen, die nicht ge‐ OO
167 Das Gespenst der Freiheit
sonnen waren, ihre Art des hemmungsOO
losen Bildgestaltens aufzugeben, und aller‐ OO
orten kann man darum hohlem Wahn be‐ OO
gegnen, der sich aller strengbedingten Wissen‐ OO
schaftlichkeit enthoben glaubt ...
.Man fühlt die „Freiheit” seines Den‐ OO
kens durch die Wissenschaft bedroht, und OO
merkt nicht, daß man dem Gespenst der OO
Freiheit folgt, weil man sich der NotwenOO
digkeit entwinden möchte, die auch alles OO
innere Gestalten ordnen muß, soll es ein OO
Bild der Wirklichkeit ergeben ...
.Gewiß sind manche Diener der „exakten” OO
Wissenschaft nur arme „Kärrner”, die OO
nicht über ihres kleinen Karrens Last hinOO
auszublicken wissen!
.Gewiß muß vorgebliche „Wissenschaft” OO
auch manchen Dünkel decken!
.Wenn aber auch ein Werkzeug schlechtOO
gehandhabt wird, so ist damit noch keines‐ OO
168 Das Gespenst der Freiheit
wegs erwiesen, daß es nicht zu rechtem OO
Werke taugt!
.Es ist nur Torheit, glaubt man echtes OO
religiöses Fühlen durch die Denkgesetz‐ OO
lichkeit der Wissenschaft bedroht, ‒ und OO
Torheit nur wähnt wahrer Wissenschaft OO
den Weg verbaut zu höchstem geistigenOO
Erkennen, nur weil die Vorsicht heute OO
noch den wissenschaftlich Denkenden ver‐ OO
hindert, sich auch in Bereiche vorzuwagen, OO
die man „wissenschaftlich” erst durch‐ OO
dringen kann, wenn man sie im ErlebnisOO
sich eröffnet hat. ‒ ‒
.Unwissenschaftlich wäre es, zu fol‐ OO
gern, daß sich niemals wissenschaftlich OO
Wirkende dazu entschließen könnten, geistige OO
Erlebnismöglichkeiten in sich aufzu‐ OO
suchen, nur weil heute noch den Meisten OO
alles, was sich nicht erdenken läßt, da OO
es erlebt sein will, im Anruch alten AberOO
glaubens steht ...
169 Das Gespenst der Freiheit
.Wer freilich Wissenschaft in einer Weise OO
treibt, die ihn dem wachen Leben fremd OO
macht, dem allein das Denken dienenOO
sollte, der ist in gleicher Weise seinerOO
Träume Narr, wie irgend ein Besessener OO
der Ausgeburten wirrer Wahnideen!
.Alles menschliche Beginnen muß dem OO
Leben dienen, muß das Erdendasein zu OO
bereichern trachten, soll der Mensch nicht OO
selbst zum Sklaven werden, wo er HerrOO
schaft aufzurichten sucht!
.Da alle Wissenschaft sich aus der SpracheOO
nährt, die wiederum nur lautgerechte DarOO
stellung der inneren Gestaltung umgeform‐ OO
ter körperhafter Lichtkraft ist, so hängt OO
auch wissenschaftliche Entfaltung in OO
erheblich hohem Grade von der ihr gemäßen OO
Ausfragung der Sprache ab. ‒
.Viel zu wenig wird solche „Ausfragung” OO
betrieben, wo sie als zuverlässigstes Mittel, OO
170 Das Gespenst der Freiheit
neue Intuitionen zu erlangen, längst be‐ OO
kannt sein sollte ...
.Nicht alle Erkenntnis ergibt sich aus OO
dem Verhalten der zu erprüfenden Stoffe OO
in Retorten und Gläsern, oder erschließt OO
sich allein nur der steten Beobachtung!
.Wichtigstes wurde entdeckt, weil einOO
Wort den Gedanken weckte, der darum OO
wußte, wo die von Vielen gesuchte Er‐ OO
kenntnis sich verborgen hielt. ‒
.So wird auch vieles noch zu finden sein, OO
zu dem die Sprache dem die Wege weisen OO
wird, der sie in rechter Weise „auszufraOO
gen” weiß!
.Es gibt in diesem Erdenleben schlecht‐ OO
hin keinerlei Erkenntnis, deren rechter Zu‐ OO
gangsweg nicht aus der Sprache zu er‐ OO
fahren wäre!
.Auch wenn wir glauben, mit denOO
Dingen selbst zu tun zu haben, sind es OO
doch nur die aus umgeformter Lichtkraft OO
171 Das Gespenst der Freiheit
nachgeschaffenen Innenbilder, die uns als OO
Beobachtungsobjekte zur Verfügung stehen, OO
und ihre lautgerechte Darstellung besitzen OO
wir dann in der Sprache.
.Du meinst, dein äußerliches Auge säheOO
doch die Dinge und gewahre noch die OO
feinsten Formenteilchen ihrer Oberfläche?! ‒ OO
.Jedoch, dein „Sehen” ist nur eine konOO
zentrierte Umwandlung der Lichtkraft‐ OO
splitter in die Formsubstanz, aus der sich OO
deine ganze „Innenwelt” erbaut, ‒ in OO
der allein du wirklich lebst, auch wenn OO
du glaubst, nur in der Außenwelt zu leben. OO
.Die „Linse” deines Auges sammelt aus OO
der dich umgebenden Lichtsplitterstrahlen‐ OO
masse stets ein unbezeichenbar VielfachesOO
von dem ein, was stets auch ohne sie die OO
Aufnahmemembranen deines Hirnes er‐ OO
reichen würde, ‒ sendet aber dieses Einge‐ OO
sammelte dann konzentriert, sogleich der OO
„Netzhaut” zu, die ein System von „RasternOO
172 Das Gespenst der Freiheit
ist, und gleichsam automatisch, jeden körper‐ OO
lichen Lichtkraftsplitter, augenblicklich zu OO
gestaltungsbildender Substanz gewan‐ OO
delt, dorthin weiterleitet, wo das innere OO
Bild der Außenform seiner bedarf. ‒ ‒ OO
.So lebst du nur in einer unbegreiflich OO
reichen, wechselvollen Welt von inneren OO
Bildern”, und nur als Folge dieser stets OO
belebten Innenwelt empfängst du all dein OO
Fühlen, Denken und Empfinden! ‒ ‒ OO
.Wissenschaft” ist nun nichts anderes, OO
als Aufnahmebereitsein für die aus NotOO
wendigkeit bestimmte Ordnung innerer OO
Bildgestaltung, bei gleichzeitiger Enthaltung OO
von der Aufnahme willkürlichkeitserOO
zeugter Bilder.
.Jeder, dem das Streben nach Erkenntnis OO
nicht nur Spiel bedeutet, treibt schon für OO
sich selber „Wissenschaft”, auch wenn OO
sein anerlerntes Wissen nur gering, und OO
nicht etwa die Frucht der hohen Schulen ist.
173 Das Gespenst der Freiheit
.Sich von wissenschaftlich strenggefügtem OO
Denken abzuwenden, wo es sich um das OO
Erkennen außenweltlicher Zusammen‐ OO
hänge handelt, bedeutet selbstgewollteOO
Täuschung, selbstbereiteten Betrug des OO
eigenen Erkenntniswillens!
.Wo es sich aber um Erkenntnisresultate OO
handelt, die nur im Erlebnis zu gewinnen OO
sind, dort wird der wissenschaftlich streng OO
geregelte Prozeß des denkgerechten Prüfens OO
dem, der ihn auch als Erlebender des OO
Übererdenhaften zu beherrschen weiß, OO
nur stets willkommene Kontrolle eigener OO
Erlebens-Sicherheit verschaffen.
.Was nicht zuletzt auch noch dem folge‐ OO
recht geschulten Denken standzuhalten weiß, OO
so wie es Wissenschaft von ihren Dienern OO
streng verlangt, das ist gewiß auch im ErOO
lebnis nicht begründet, und vermag nur OO
für begrenzte Zeit ein Scheinbild wirk‐ OO
licher Erkenntnis denen vorzutäuschen, die OO
sich lieber täuschen lassen wollen, als der OO
174 Das Gespenst der Freiheit
ihnen un-heimlichen „Wissenschaft” die OO
hohe Stelle im Erkenntnisstreben dieser OO
Erdenmenschheit zuzubilligen, die solcher OO
schwer erzielten Zucht des Denkens hier OO
unweigerlich gebührt.
.Es ist nicht sehr erfreulich, daß man OO
diese Binsenwahrheit erst noch feierlich OO
bezeugen muß, wenn es auch leider bitter OO
nötig ist um jener Vielen willen, die am OO
Gängelbande wirrer Schwärmer laufen, OO
denen alle „Schulweisheit” gar sehr ver‐ OO
dächtig scheint, weil sie auf Denkprämissen OO
fußt, die keine Selbsttäuschungen dulden.
.Kann man gewiß auch nicht behaupten, OO
daß sich Wissenschaft zu jeder Zeit von OO
allem Irrtum freigehalten habe, so wurde OO
doch noch jeder Trugschluß, dem sich wissen‐ OO
schaftlich Forschende ergeben hatten, früher OO
oder später durch die gleiche Wissenschaft OO
als unzulässig aufgezeigt.
175 Das Gespenst der Freiheit
.Wie alles erdenmenschliche Erkennen, OO
ist auch Wissenschaft der Möglichkeit des OO
Irrens unterworfen.
.Aber dort, wo wirklich reine WissenOO
schaft betrieben wird, ‒ und nicht nur OO
Götzendienst vor ihren Dienern, ‒ dort OO
ist noch immer weitaus mehr Gewähr für OO
sichere Erkenntnis dargeboten, als jemals OO
jene wilden Wüsten darzubieten haben wer‐ OO
den, in die sich urteilslose Eigenbrötelei OO
durch das Gespenst der Freiheit allzuleicht OO
verlocken läßt.
176 Das Gespenst der Freiheit
WIRKLICHKEITSBEWUSSTSEIN
.Jeder, seines Denkvermögens und der OO
Sinne mächtige der Erdenmenschen, glaubt OO
auf seine Art sich seiner selbst bewußt, OO
da er um seinen Körper weiß, und um die OO
durch Organe dieses Körpers wahrnehm‐ OO
baren Reaktionen aus der Außenwelt, die OO
ihn umgibt.
.Des weiteren weiß jeder um den Namen, OO
den ihm voreinst Andere gegeben haben, OO
und kennt bis zu bestimmten Graden die OO
Familienzweige, denen er, als Frucht der OO
Einigung, sein körperliches Dasein zu ver‐ OO
danken hat, selbst wenn er eher denen OO
fluchen möchte, die es ihm gegeben haben ... OO
.Er weiß um seine Stellung in der Welt, OO
‒ weiß, was er tätig zu erwerben wußte, OO
179 Das Gespenst der Freiheit
und was noch an Erwünschtem ihm verOO
sagt zu bleiben scheint.
.Ganz sicher weiß er auch um seine TitelOO
und Bevorrechtungen, falls ihm solche von OO
Geburt an, oder im Verlaufe seines Erden‐ OO
wandels dargeboten wurden ...
.Mit alledem jedoch weiß er noch keines‐ OO
wegs um seine Wirklichkeit, denn alles, OO
was er an sich kennt, ist nur zeitweilig AnOO
genommenes, das mit ganz unbezweifel‐ OO
barer Sicherheit dereinst ihm wieder abOO
genommen werden wird. ‒ ‒
.Es gibt jedoch etwas, das keiner anOO
zunehmen, oder abzulegen braucht, da er OO
es ewig war und ist und sein wird, selbst OO
wenn er die Macht verwirkt, sich ewig mit OO
dem so Bestimmten als identisch zu emp‐ OO
finden ...
.Es gibt etwas in uns, das nicht von OO
dieser Erde ist, auch wenn es sich in unserem OO
180 Das Gespenst der Freiheit
Erdendasein nur in erdenhaft bestimmter OO
Form erfassen läßt. ‒ ‒
.Dieses gilt es zu ergründen!
.Dieses, vor allem, gilt es an sichOO
wahrzunehmen!
.Wer dieses Eine nicht in sich ergründet OO
hat, der ist gleich einem Bettler, der durch OO
dunkle Gassen zwischen wohlverschlossenen OO
Häusern irrt, und in Verzweiflung aufspäht OO
zu den hellen Fenstern, die ihm zeigen, daß OO
die Anderen ihr Fest begehen, ‒ während OO
er zu seinem Feste längst noch nicht „ge‐ OO
laden” ist ...
.Es gibt so viele, die gleich einem solchen OO
Bettler noch in „dunklen Gassen” irren, OO
und sich in jeder „Kellerkneipe” seelischer OO
Betäubungsgifte zu berauschen suchen, um OO
ihr Elend zu vergessen, während andere OO
sich seiner kaum noch schämen, und es brüsk OO
zur Schau zu tragen trachten. ‒
181 Das Gespenst der Freiheit
.Wenn Egoismus, guten Rechtes, als verOO
werflich gilt, soweit er Selbstbetonung ist, OO
die neben sich nichts gelten lassen will, OO
so ist man doch versucht, nach ihm zu fragen, OO
sieht man, wie so viele Tausende sich selbst OO
vergessen”, und wahrlich nicht, um An‐ OO
deren dadurch zu nützen ...
.Eingekeilt in eine Masse, deren Einzel‐ OO
glieder, bis auf Wenige, die leicht zu zählen OO
wären, längst schon sichvergaßen”, und OO
statt dessen sich genannt zu haben glauben, OO
wenn sie ihre äußerlichen „Namen” sagen, OO
gewahrt der Mitgerissene nur selten, daß er OO
um sich selbst nicht weiß, und nur die OO
zeitlich zugefügten bunten Fetzen kennt, die OO
ihn „bezeichnen”. ‒
.Es liegt wahrhaftig allzuviel Genüg‐ OO
samkeit in dieser Selbstaufgabe, nur um OO
jener Anderen willen, die in gleicher Weise OO
auch nicht um sich selber wissen!
.Hier könnte Egoismus „Tugend” heißen, OO
sofern der Einzelne, durch Sorge um sich OO
182 Das Gespenst der Freiheit
selbst zum Anlaß würde, daß auch AndereOO
Ermutigung empfingen, nach sich selbst zu OO
suchen ...
.Fast bleibt es unbegreiflich für den Nüch‐ OO
ternen, daß sich in diesem Erdendasein OO
Millionen an dem Maskenkram berauschen, OO
den sie sich ersonnen haben, weil sie nicht OO
mehr wissen, wer sie sind!
.Wo aber Wirkliches dem bloßen AnOO
schein weichen muß, dort triumphiert in OO
Sicherheit der Trug, ‒ und selbst betrügt OO
sich jeder, der nicht mehr weiß, werOO
er von Ewigkeit her ist!
.Die höchste Ehrung, die das äußere Ge‐ OO
meinschaftsleben zu vergeben hat, kann OO
immer nur wie eine Mantelhülle, oder wie OO
ein Schmuck getragen werden.
.Als was der Träger dann erscheint, OO
das „gilt” er denen, die auf seine Ehrung OO
Wert” zu „legen” trachten, doch was er OO
ist, wird keineswegs durch solchen Wert OO
verändert. ‒
183 Das Gespenst der Freiheit
.Fühlt er in dem ihm zugestandenen Ge‐ OO
wande sich etwa erhabener, als in der OO
Nacktheit seiner Menschentiergestaltung, OO
dann lebt er nur in einer Traumwelt, als OO
das arme Opfer der Hypnose seiner Eitel‐ OO
keit, und ist noch himmelweit davon ent‐ OO
fernt, auch nur zu „ahnen”, wer er ist! ‒ OO
.Aus längst vergessenem Bewußtsein seiner OO
selbst erreicht den Erdenmenschen noch die OO
leise Ahnung, daß alles, was ihn heute unOO
frei macht, ihm ungemäß, und nicht inOO
seinem wahren Sein beschlossen ist.
.So wird ein unbewußtes Streben zu sichOO
selbst, verwandelt in den wohlbewußten OO
Drang nach Freiheit.
.Durch diesen Drang jedoch weiß hier, OO
wie überall im Erdendasein, das GespenstOO
der Freiheit alsobald sich aufgerufen, um OO
die Klarheit wachen Denkens zu umnebeln OO
durch die Truggebilde gleißender Verheis‐ OO
sungen, die nie Erfüllung finden können.
184 Das Gespenst der Freiheit
.Nun sucht der Mensch auch hier nach OO
einer „Freiheit”, die nicht in NotwendigOO
keit begründet ist, ‒ und als die „WirkOO
lichkeit” gilt ihm das Scheingebilde irgend‐ OO
einer irren Theorie, das ihn von Tag zu OO
Tag nur immer weiter von der Wirklich‐ OO
keit hinwegverlockt.
.Wenn nicht zuletzt noch schreckerfüllte OO
Einsicht doch zur Umkehr zu bewegen OO
weiß, dann ist das Ende eines solchen armen OO
Wüstenwanderers ein elendes VerschmachOO
ten seiner Seele, oder ihr Ersticken in OO
den sturmgepeitschten Glutsandschwaden OO
auferweckten Urzeitwahns ...
.Solchem Ende gilt es aber wahrlich doch OO
zuvorzukommen durch die aus vernunftge‐ OO
mäßem Denken schon erschließbare Er‐ OO
kenntnis, daß sich wirklichkeitsgezeugteOO
Freiheit nur erreichen läßt bei wacher OO
Nüchternheit, die alle unbegründete Ver‐ OO
heißung, mag sie auch die farbenprächtigste OO
185 Das Gespenst der Freiheit
Gestaltung zeigen, allsogleich als leeren TrugOO
durchschaut.
.Wie sollte Freiheit eines Menschen OO
Fundgut werden, der sich selbst in Fesseln OO
legt, um seinen instinktiven Widerstand zu OO
überwinden, sobald ein wahngezeugter Spuk OO
erregten Eigendünkel zu betören sucht!? OO
.Wie sollte Freiheit zu erlangen sein für OO
einen Menschen, der sich selbst die Ketten OO
emsig schmiedet, denen er entfliehen OO
möchte!? ‒
.Alles Streben nach erahnter FreiheitOO
aber gilt ja hier doch nur dem WiederOO
findenwollen seiner selbst! ‒
.Man wagt sich selbst nicht zu gestehen, OO
daß man sich „verloren” hat, und so verOO
steckt man seine Not denn hinter bitter‐ OO
licher Klage um die Freiheit, die nur in OO
Verlust geraten konnte, weil man in dem OO
Maskenwogen äußerlichsten Geltungstriebes OO
auch sich selbst verlor ...
186 Das Gespenst der Freiheit
.Zwar kennt man seine Maske noch, doch OO
weiß man nicht mehr, in dem WirklichenOO
bewußt zu werden, dem diese Maske nur als OO
irdische Verhüllung dient! ‒
.Und längst hat man sich so in seine OO
Maske „eingelebt”, daß man sich selbst OO
mit ihr identisch fühlt.
.Man weiß nicht mehr, und will es nicht OO
mehr wissen, daß man doch noch AnOO
deres als seine Maske „ist”. ‒ ‒
.Zuweilen freilich kommen doch die OO
Zweifel, ‒ aber ist man nur erst wieder OO
mitten in dem langgewohnten Mummen‐ OO
schanz, dann ist auch jede Frage bald ver‐ OO
flogen, jeder Zweifel bald zerteilt!
.Von Jugend auf daran gewohnt, sich OO
immerfort in seiner Maske zu bewegen, OO
fürchtet man, sie abzulegen.
.In allen Spiegeln sah man sich bisher, OO
wie man sich sehen wollte, und argwöhnt OO
187 Das Gespenst der Freiheit
nun, sich selbst nicht mehr zu kennen, OO
legte man die wohlvertraute Maske ab.
.Es ist jedoch auch ganz unsagbar schwer, OO
sich heute wieder unter seiner Maske zu OO
entdecken!
.Von allen Seiten stürmen auf den Suchen‐ OO
den, der seiner Urnatur sich vergewissern OO
will, die wunderlichsten Lehren, ‒ meist OO
aus unberufener Lehrer Munde, ‒ ein, OO
und alle treten mit dem Anspruch auf, als OO
unbestreitbare, gewisse „Wahrheit” Aner‐ OO
kennung zu verdienen.
.In allen diesen Lehren, ob sie nun die OO
Weisheit alter Zeiten neu beleben wollen, OO
oder den Gehirnen Heutiger erwachsen OO
sind, ‒ kann man gewiß auch manchen OO
Niederschlag bedingter Wahrheit finden. OO
.So manche Weisheitsworte sind da auf‐ OO
gezeichnet ‒ neugestaltet, oder aus dem OO
Schatze alter Völker übernommen, ‒ die OO
von jedem ehrlich Suchenden gewiß „erOO
wogen” werden wollen.
188 Das Gespenst der Freiheit
.Wie wenig aber hat das alles dennoch OO
mit der Wirklichkeit zu tun, in der des OO
Erdenmenschen stärkste, tiefstreichendeOO
Wurzeln gründen!? ‒
.Wir müssen dieser Wirklichkeit in uns OO
bewußt zu werden trachten, wollen wir OO
nach den Jahrtausenden der steten RaubOO
tierbalgereien um den Fraß, zuletzt denn OO
doch noch Lebensformen Ausdruck schaffen, OO
die uns zum wenigsten soweit erheben, daß OO
des Menschen Nebentiere dieser Erde, ‒ OO
hätten sie des Menschen Urteils-Fähigkeit, OO
‒ sich seiner nicht für alle Zeit zu OO
schämen brauchten. ‒ ‒
.Um solches WirklichkeitsbewußtOO
sein zu erlangen, bedarf es weder einer OO
Glaubenslehre, noch der philosophiOO
schen Systeme!
.Noch keine Glaubenslehre wußte zu OO
verhüten, daß die Menschen sich erOO
schlugen, oder noch viel grausamer zer‐ OO
189 Das Gespenst der Freiheit
fetzten vor der endlichen Erlösung durch OO
den Tod, als je ein Tiger seine Nahrungs‐ OO
beute hungergierberauscht zerriß! ‒
.Kein Denkergebnis aus der hochgemuten OO
Hirnarbeit der großen Philosophen war OO
imstande, Völker von der gegenseitigen Zer‐ OO
fleischung abzuhalten, sobald durch HaßOO
und Neid und Herrschsucht in Drei‐ OO
einigkeit, die Tierinstinkte überreizt, und OO
die Gedanken dem VernichtungstriebOO
verflochten wurden! ‒
.Wir müssen tiefer graben, wollen wir OO
die nährungsfrohe Erde in uns finden, in OO
der wir Alle allverwachsen sind!
.Wir müssen endlich tiefer denken, OO
wollen wir auch die Bewußtheit in den OO
Wurzeln unseres Seins erreichen, die erst OO
erkennen lehrt, wie wir uns selbst die OO
Lebensadern unterbinden, schnüren wir, im OO
Trieb uns hochzuranken, Anderen den OO
Lebenszustrom ab ...
190 Das Gespenst der Freiheit
.Voll Ehrfurcht müssen wir das WirkOO
liche in uns ergründen, um den „Grund” OO
zu einer Willenswandlung zu erfühlen, OO
die aller Erdenmenschheit unerläßlichOO
bleibt, will sie nicht in rapider Rückbildung OO
zu einem Schuttgezücht des Tiergestaltungs‐ OO
willens dieser Erde werden. ‒ ‒
.Der blutbesudelte, vom Schlammschleim OO
der Verwesung überspülte Weg zu solcher OO
Rückbildung in eine Tierart, der die Ur‐ OO
waldaffen dermaleinst als hohe „Götter” OO
gelten müßten, ist leider heute schon von OO
Scharen selbstbetörter Erdenmenschen längst OO
beschritten, so daß es wahrlich an der OO
Zeit ist, laut vor der Gefahr zu warnen, die OO
durch kein Verlachen aus dem Munde tollen OO
Irrmuts aufzuhalten ist! ‒ ‒
.Willst du, der diese Worte liest, zu OO
Wirklichkeitsbewußtsein kommen, dann OO
mußt du jegliche Vermutung fahren lassen, OO
als sei das hier dem Streben deines Wil‐ OO
191 Das Gespenst der Freiheit
lens dargezeigte Ziel etwa erreichbar durch OO
absonderliche Hirnverrenkung, oder irgend‐ OO
welche Akrobatenkünste der Gedanken, bei OO
denen meistens der vermeintliche „BeOO
herrscher” des Gedankenlebens zum BeOO
herrschten wird: ‒ besessen von dem OO
Wunschgedanken nach geheimer Macht!
.Du mußt auch keineswegs ein Wissen OO
dir erwerben, wie es Wissenschaft verlangt! OO
.Wer das Bewußtsein seiner WirklichOO
keit in sich zu suchen unternimmt, der OO
kann nur dann zu dem von ihm erstrebten OO
Ziele kommen, wenn er vom Anfang an OO
den Weg verfolgt, den ihm die Wirklichkeit OO
in seinem Erdendasein dargeboten hat. OO
.Hier gilt es nicht, in Parallele zu der OO
Frage des Pilatus, nun die Frage aufzu‐ OO
werfen: „Was ist Wirklichkeit?” ‒
.Wir wollen das getrost den „NeunmalOO
weisen” überlassen, die beim zehntenOO
male stets zu Toren werden!
192 Das Gespenst der Freiheit
.Hier soll dir vorerst das als „wirklich” OO
gelten, was auch ein Kind als seine Wirk‐ OO
lichkeit empfindet!
.Benenne ruhig diese „Wirklichkeit” mit OO
Worten, die dir deine Schulung an die Hand OO
gab um der Unterscheidung der im Denken OO
nötigen „Begriffe” willen!
.Auch wenn du solcher Unterscheidung OO
denkgeübter Meister bist, wirst du dein OO
intellektuelles Wissen wahrlich nicht zu OO
opfern brauchen, denn auch die AusOO
wirkung der Wirklichkeit darf um des OO
hier erstrebten Zieles willen einmal hin‐ OO
genommen werden als das erdensinnlichOO
faßbar „Wirkliche” ...
.Auch wenn du nicht mehr „wirklich” OO
nennen magst, was deine Körpersinne dich OO
erkennen lassen, so bleibt doch dieses körper‐ OO
sinnenhaft Erkannte Ausgangspunkt für den OO
Begriff der Wirklichkeit, wie hoch du ihn OO
auch denkend überhöhen mochtest. ‒
193 Das Gespenst der Freiheit
.In gleicher Weise muß dir jetzt das OO
erdensinnlichWirkliche” zum AusOO
gangspunkte deines Weges werden!
.Das allernächste erdensinnlich „Wirk‐ OO
liche” ist dir dein eigener Erdenleib, OO
und nur von ihm aus wirst du sicheren, OO
geraden Weges weiterkommen, willst du OO
schließlich auch das absolute Wirkliche OO
erreichen. ‒ ‒
.Es ist ein ziemlich langer Weg, den du OO
bedachtsam und gemessenen SchrittesOO
nun erwandern mußt!
.Das Ziel jedoch, dem du auf solche Weise OO
immer näher kommst, wird dir auch Kraft OO
verleihen, auf dem Wege auszuharren. ‒ OO
.Beginne mit der Sicherheit, die jedes OO
menschliche Bestreben fordert, wenn man OO
es erfolgreich einstens enden will!
.Auch hier gilt jene alte Sprichwort‐ OO
weisheit, daß nichts schwerer, als der AnOO
fang ist.
194 Das Gespenst der Freiheit
.Es steht dir aber frei, die Weise des OO
Beginnens selber zu bestimmen.
.Verlangt wird nichts von dir, als daß OO
du deinen ganzen Körper von den Füßen OO
bis zum Scheitel in dein SelbstbewußtOO
sein aufzunehmen suchst!
.Du wirst zwar meinen, das sei längst OO
geschehen und bedürfe keiner Mühe mehr, OO
‒ allein, du darfst mir dennoch glauben, OO
daß du sicherlich dich irrst!
.Wenn du den Weg der hier beschritten OO
werden soll, noch nicht betreten hast, dann OO
weißt du noch nicht, was er von dir fordert. OO
.Es ist ein Anderes, ob deine KörperOO
zellen dir gehirnbewußt sind, oder ob OO
dein ganzer Erdenleib durchströmt vonOO
deinem Selbstbewußtsein ist!
.Was hier Notwendigkeit verlangt, er‐ OO
fordert vieles Mühen, äußerste BeständigOO
keit und unermüdbare Geduld!
195 Das Gespenst der Freiheit
.Dann aber wirst du auch dein Ziel mit OO
aller Sicherheit erreichen, und endlich an‐ OO
gelangt, wird all dein Mühen dir nur als OO
ein gar geringer Preis erscheinen für den un‐ OO
verlierbaren Gewinn, den du errungen hast! OO
.Die höchste Form der Freiheit hast OO
du im gesicherten Bewußtsein deinerOO
ewigkeitsgezeugten Wirklichkeit er‐ OO
reicht, und schaudernd nur wirst du der OO
Tage noch gedenken, die auch dich vor‐ OO
einst inmitten der Betörten sahen, denen OO
ein Gespenst aus Grüften irrenden Ver‐ OO
langens für die heißersehnte Freiheit galt ... OO
196 Das Gespenst der Freiheit
ENDE