GEIST UND FORM
Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG, Zürich
Der bürgerliche Name von Bô Yin Râ war
Joseph Anton Schneiderfranken
2. Auflage
Die erste Auflage erschien im Verlag
Greiner & Pfeiffer, Stuttgart, 1924
©
Copyright 1958 by
Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG, Zürich 48
Alle Rechte vorbehalten
Printed in Switzerland by
Schellenberg-Druck Pfäffikon ZH
Dem neuen Menschen!
.Du willst in den Geist gelangen und hast den OO
Weg zum Geiste nach langem Irren gefunden! OO
.Und nun fragst du:
.«Was soll mir fürder alle Form, da ich den OO
Weg zum Inhalt weiß? ‒ »
.Belanglos und allen Wertes bar erscheint dir OO
die Form; ‒ du glaubst nicht nur, dass formlos OO
dir das Innerste sich offenbare: ‒ du siehst OO
bereits in aller Form nur Hinderung!
.Verächtlich erscheint es dir, der Form OO
noch zu achten; ‒ verächtlich erscheinen dir OO
alle, die nach Form-Vollendung streben!
.Du selbst glaubst aller Form nun entraten OO
zu können!
.Du willst dich, auch formlos, dennoch ge‐ OO
wertet sehen als einen der nach höchsten OO
Werten strebt!
.Als arge Toren erscheinen dir alle, die daran OO
Anstoss nehmen, dass du die Form
miss‐
OO
achtest!
.Du fühlst dich
hoch erhaben über dieser
OO
Anderen Torheit, und lächelnd fragst du: «
Was
OO
soll mir auf dem Wege zum Geiste noch
OO
solche äusserliche Bindung? ‒
Was soll
OO
mir die Form!? ‒ ‒»
*
.Siehe mein Freund: ‒ ich zweifle nicht daran,
OO
dass du den Weg zum Geiste gefunden hast!
.Ich zweifle aber, dass dir gute
Führung wer‐
OO
den wird, die du doch nötig brauchst, wenn du
OO
dabei verharren willst, der
Form zu
spotten!..
OO
.Du glaubst, man müsse deine
Lauterkeit
OO
erkennen, müsse deines Strebens
Inbrunst
OO
achten, und deines Willens
reines Wollen
OO
müsse für dich zeugen...
.Du bist auch gewiss durch solchen Glauben
OO
keineswegs irrig beraten und dennoch wirst du
OO
erkennen lernen müssen, dass du die
Form
OO
nicht missachten darfst, ja, dass all dein
OO
Tun erst letzte
Wertung erhält durch die ihm
OO
gemässe
Form!
.So wie man köstlichen Wein nicht darbieten
OO
wird in geringen irdenen Gefässen, da es den OO
Wert des Weines missachten heissen würde, OO
wollte man also ihn kredenzen, so erheischt OO
schon die Ehrfurcht vor dem Geiste, dass dir OO
nur vollendetste Form Genüge leiste, sobald OO
du selbst zum «Tempel des Geistes» werden OO
willst! ‒ ‒
.All deine Selbstbekundung in der äusseren OO
Welt wird stetig solcher Ehrfurcht Zeugnis wer‐ OO
den müssen!
.Sobald du den Weg zum Geiste einmal OO
betreten hast, steht es dir nicht mehr frei, OO
dich zu gehaben nach deiner Bequemlichkeit OO
und augenblicklichen Laune! ‒ ‒
.Du hast Verpflichtung, dich selbst nun OO
umzuschaffen und Ausdruck zu werden dem OO
Geiste!
.Dich selbst sollst du zu höchster Form OO
vollenden, und alles was immer durch dein Tun OO
für andere erfassbar werden mag, soll deine OO
Formvollendung sichtbarlich bekunden!... OO
.Nicht durch Verachtung der Form wirst du OO
Erhabenheit beweisen! ‒
.Ein Tor nur kann sich «erhaben» glauben OO
über alle Form! ‒ ‒
Der wirklich
Erhabene wird stets die Form
OO
beherrschen! ‒
.Es äussert sich solche
Beherrschung schon
OO
in
alltäglichstem Tun...
.Der
Zyniker, der sich in Lumpen hüllt um
OO
seine
Bedürfnislosigkeit zu zeigen, ist wahr‐
OO
lich ein kläglicher
Geck, solange seiner Arme
OO
Kraft ihm noch ermöglicht, sich durch irgend‐
OO
eine
Arbeit soviel zu erwerben, um sich ein
OO
achtbares Gewand zu kaufen!
.Wer sich hingegen selbst zum
Tempel des
OO
Geistes wandeln will, der wird alle Mühe auf
OO
sich nehmen, damit er auch in seiner
äusseren
OO
Erscheinung schon die
Achtung vor sich
OO
selbst beweise...
.Erlaubt es sein Besitz, so wird man ihn
OO
zu jeder Zeit in der
gewähltesten und
besten
OO
Kleidung seines Landes sehen, und ist er
arm,
OO
so wird er dennoch alles aufzubieten suchen,
OO
damit auch seiner Armut
dürftiges Gewand
OO
noch allerorten
Achtung finde...
.Gewiss läuft mancher durch die Welt, der
OO
alles, was sein Erdendasein ihn erträumen lässt,
OO
nur in den Nähten seiner modisch-schnittgerech‐
OO
ten
Kleidung offenbart; ‒ allein die würdige
OO
Gewandung innerlicher Vornehmheit wird sich
OO
noch immer
unterscheiden lassen von blossen
OO
Draperien, die ein eitles Nichts umhüllen. ‒
.So aber, wie die Art, den Körper zu
beklei‐
OO
den schon die
Achtung eines Menschen vor
OO
sich selbst und vor dem
Geistigen, dem er
OO
zum
Tempel werden will, beweist, so wird man
OO
auch in allem seinem
Tun erkennen können, ob
OO
er zu
ehren weiss, was in ihm lebt. ‒ ‒
.Dass «
gute Lebensart» auch vielen Men‐
OO
schen wichtig wurde, die durch sie
verbergen
OO
lernten, was sie wirklich
sind, beweist nur, dass
OO
man
ursprünglich ihr nur begegnen konnte
OO
bei solchen, die auch wirklich
waren, was sie
OO
schienen! ‒
.Schöpfung der
Menschen inneren Wertes,
OO
wird sie auch nicht entwertet, wo sie nur
OO
Maske bleibt, wie
Gold nicht seinen Wert ver‐
OO
lieren kann, auch wenn es die feile Dirne als
OO
Schmuckstück trägt...
.Zahlreich sind die selbstgewissen
Verächter
OO
solcher «guten Lebensart», die nicht bemerken,
OO
dass in ihr
Form geworden ist, was sie selbst
OO
erst mit grosser Gebärde als
ethische Forde‐
OO
rung erstreben! ‒ ‒ ‒
.Sie sehen nicht, dass selbst noch dort wo
OO
solche Lebensform zur «
leeren» Form gewor‐
OO
den ist, weil ihr die
geistige Durchdringung
OO
fehlt, weit
Besseres durch sie bewirkt wird,
OO
als ihre eigene
Störrigkeit, die alle schöne
OO
Form als «
Lebenslüge» wertet, je bewirken
OO
kann. ‒ ‒ ‒
.Wahrlich,
gar oft sind «
die Kinder dieser
OO
Welt» nicht nur «
klüger», sondern auch
bes‐
OO
ser, als jene, die sich allein bevorrechtet glau‐
OO
ben «
Kinder des Lichtes» zu werden!!
.Siehe, ich rate dir:
missachte nicht die
OO
Form, ‒ sei es in
grossen, sei es in
kleinen
OO
Dingen!
.Du sollst gewiss nicht nach Aneignung
OO
«
leerer» Formen streben, aber
dein ganzes
OO
Leben sollst du
formen lernen und nichts soll
OO
dir zu geringfügig sein um all dein Streben dar‐
OO
auf zu richten, es in seiner schönsten und voll‐
OO
kommensten
Form zu offenbaren! ‒ ‒ ‒
* *
*
.Der du auf dem Wege zum
Geiste bist,
OO
wisse, dass dir nichts
Ungeformtes sich jemals
OO
offenbaren kann!
.Auch der
Geist bedarf der
Form, soll er dir
OO
innewerden! ‒ ‒
.Wie nichts in dieser
Aussenwelt der
For‐
OO
mung entbehrt, so wird auch in der
inneren
OO
Welt nichts wahrgenommen, es sei denn
Form
OO
geworden...
.Du sprichst von «
leerer» Form!
.Bedenke aber, dass auch die
leere Form noch
OO
Offenbarung eines
Willens ist, der sich in
OO
ihr einst
Ausdruck schuf, so wie das leere
OO
Haus der Schnecke dir noch von dem Tiere sagt,
OO
das in ihm lebte! ‒ ‒
.Was
Form geworden ist in dieser
Aussen‐
OO
welt, ist Ausdruck eines
Inneren der Aussen‐
OO
welt, das anders dir sich niemals offenbaren
OO
könnte...
.So aber ist auch jede Form der inneren OO
Welt stets wieder Ausdruck eines Allerinner‐ OO
sten, das niemals dir vorhanden wäre, würdest OO
du es nicht als Form in dir erkennen...
.Suche hier in der Aussenwelt in jeglicher OO
Form das ihr Innere zu erfassen, dessen Aus‐ OO
druck sie ist!
.So wirst du am besten dich vorbereiten, einst OO
auch in der Welt des Geistes, in jeglicher OO
Form die dir allda begegnen mag, das Aller‐ OO
innerste, dem sie Ausdruck ist, aus ihr OO
leuchten zu sehen! ‒ ‒ ‒
.Auch alles, was der Mensch an Lebensform OO
geschaffen hat in dieser Aussenwelt, damit er OO
leichter in Gemeinsamkeit mit seinesgleichen OO
dieses Erdenlebens Bürde trage, kann dir zu OO
hoher Lehre dienen...
.Auch hier entspricht dem «Aussen» stets ein OO
«Innen», selbst wenn das «Innen» längst OO
nicht mehr gefühlt wird. ‒
.Suche nach diesem «Innen», und wenn du OO
es gefunden hast, dann wird dir manche schöne OO
Lebensform, die dir nur als der Ausdruck OO
einer Lüge galt, gewiss zu einem anderen OO
Werte sich erheben! ‒ ‒ ‒
.Auch manches was dir heute töricht noch er‐
OO
scheint in
Sitte und
Gepflogenheit der Men‐
OO
schen, wird sich dann als
Form dir zeigen der
OO
ein weiser
Inhalt innewohnt!
.Es wird nicht nötig sein, hierzu erst Studien
OO
zu betreiben, die dich in
ferne Zeiten oder
OO
gar zu
fernen Völkern führen!
.Du kannst, wo du auch stehen magst, im
OO
Alltag beginnen und in
deiner nächsten
OO
Umgebung!
.Hier ist dein
sicherster Boden, und
Tor‐
OO
heit nur verachtet ihn um sich in alten Zeiten
OO
und bei fernen Völkern
einzuträumen und
OO
dort heimischer zu fühlen! ‒ ‒
.So fand ich Suchende, die hin zum
Geiste
OO
strebten, und, ihrer Torheit kaum bewusst,
OO
durch die ‒
Gewandung ihrer Zeit und ihres
OO
Landes sich behindert glaubten...
.Sie fassten es nicht, dass da ein Mensch zum
OO
Geiste finden könne, der in festlicher Gesell‐
OO
schaft sich den
Formen der Gesellschaft fügt,
OO
ja der nur dann Behagen fühlt, wenn seine
OO
Kleidung dieser Formen Vorschrift bis ins
OO
Kleinste angepasst erscheint...
.Entsetzen packte sie, wenn einer der in hoher
OO
Bergnatur bei steiler Wanderung vom Geist zu OO
reden wusste, des Abends dann im Rasthaus an‐ OO
gelangt noch Sorge trug, dass er beim abend‐ OO
lichen Mahle unter festlich Frohgestimmten OO
auch in einem Kleide sei, das nach der allgemei‐ OO
nen Sitte dort gefordert war. ‒ ‒
.So sah man denn in wildverwegenen Gewän‐ OO
dern sie sich selbst gefallen, und sie gefielen OO
sich nicht wenig, im Bewusstsein, anderen zu OO
zeigen, dass sie der Form ‒ nach ihres Eigen‐ OO
dünkels Meinung ‒ längst «entwachsen» OO
seien. ‒
.Andere kleideten sich in biblische Gewänder OO
und liefen am hellichten Tage in solcher Mum‐ OO
merei einher, ‒ ein jeder ein «Christus», oder OO
zum mindesten einer der Apostel, ‒ und keiner OO
schien zu ahnen, wie wohl jene, deren Maske OO
sie für sich erkoren hatten, sie verlachen wür‐ OO
den, lebten sie heutigen Tages inmitten OO
der westlichen Welt. ‒
.Und dennoch waren es auch mitunter sehr ehr‐ OO
liche Suchende, die wirklich zum Geiste OO
strebten, trotz all ihrem törichten Tun! ‒
.So geht der Mensch in die Irre, der sich der OO
Form « entwachsen» wähnt!
.Vermeintlich «frei» von jeder Form, schafft OO
er sich Formen einer wunderlichen Art, die sich OO
der Form des allgemeinen Ganzen, wie sie OO
in jedem Lande in der Zeiten Lauf erwachsen OO
ist, nicht einen, und dünkt sich selbst ein OO
weitaus «Besserer» zu sein, als jene, die nicht OO
seinem eitlen Beispiel folgen. ‒ ‒
.Was hier geschildert wurde, ist vielleicht die OO
sonderbarste Art des törichten Versuches, OO
sich aus der Form der Zeit und seines Landes OO
selbst zu lösen...
.Weit zahlreicher sind jene Sonderlichkei‐ OO
ten, die im Verborgenen blühen. ‒
.Allen gemeinsam aber ist der Wahn, dass OO
sich der Suchende, der sich dem Geiste nahen OO
will, mit allem Rechte über alle Form «er‐ OO
haben» fühlen dürfe, besonders aber über jede OO
Form, die sich in allgemeiner Sitte und Ge‐ OO
pflogenheit des menschlichen Zusammenlebens OO
offenbart.
.Zuweilen aber wird solche Formverach‐ OO
tung zum Verbrechen an der menschli‐ OO
chen Gemeinschaft.
.So: wenn sie die Ehe als abgelebter Zeiten OO
behindernde Bindung um ihrer Irrtumsmöglich‐ OO
keiten willen verachtet; ‒ so, wenn sie alles zu
OO
entwurzeln sucht, was sich die Menschheit selbst
OO
als Schutzwehr pflanzte, um nicht dem Sturm
OO
misslenkter Triebe und der ungehemmten Lei‐
OO
denschaften zu erliegen. ‒ ‒ ‒
.Weislich hatte man einst die
Gefahr erkannt,
OO
die aller
Formverachtung innewohnt! ‒
.Gar hurtig lässt sich jetzt fällen, was
Jahr‐
OO
hunderte brauchte und
Jahrtausende, um
OO
so zu verwachsen, dass es wahrlich
Schutz ge‐
OO
währen konnte! ‒ ‒
.Lange aber wird die Zeit der steten
Stürme
OO
währen, auch wenn man schliesslich
neu den
OO
Wald zu pflanzen sucht, der ihnen vordem
OO
wehrte...
.So rächt sich
jede Missachtung der
Form!
OO
Man sieht nur das
Äussere und vergisst, dass
OO
es eines
Inneren Offenbarung ist! ‒ ‒
* *
*
.Des Menschen
Wohnstatt ist gleichsam sein
OO
äusserstes Kleid in dieser Aussenwelt, und
OO
wie seines Körpers
Gewandung ihn offen‐
OO
baren kann, so auch die
Wohnstatt, die er
OO
sich schuf. ‒
.Ist es in deine Macht gegeben, dir dein eige‐
OO
nes Haus zu bauen, auch wenn ein Anderer,
OO
der in der Kunst des Bauens wohlerfahren
OO
ist, für dich die Form gestaltet, so wird dein
OO
Haus wohl schon von
aussen zeigen wer du
OO
bist...
.Aber auch wenn du in Räumen wohnst, auf
OO
deren Gestaltung dir aller Einfluss fehlte, wird
OO
doch die Art
wie du die fremden Räume dir
zu
OO
eigen machst, dem Kundigen gar viel von dir
OO
zu sagen haben...
.Du wirst ihn nicht täuschen, auch wenn du
OO
die ersten Künstler deines Landes aufgerufen
OO
hast, dir herrliches Wohngerät zu schaffen und
OO
ihre Kunst in deiner Räume Ausgestaltung zu OO
bekunden...
.Es wird alsbald zu sehen sein, ob nur die OO
Künstler hier sich offenbaren, denen Auftrag OO
wurde, schöne Räume zu gestalten, oder ob sie OO
deines eigenen Wesens Spur zur Richtschnur OO
nehmen konnten und ihm, als Berufene, Aus‐ OO
druck schufen. ‒
.Vielleicht ist deine Wohnstatt aber vorge‐ OO
formt von Früheren die in den gleichen Räu‐ OO
men oder mit dem gleichen Hausgerät einst OO
lebten? ‒
.Vielleicht erzählt dir jedes Stück des Haus‐ OO
rats von den Menschen die einst vor dir waren OO
und deren Blut du in dir fühlst? ‒
.Vielleicht sind so die Formen aller Zeiten nun OO
in deinen Räumen eng vereinigt und manches OO
schöne Erbstück wurde einst aus fernen Zonen OO
heimgebracht? ‒
.Auch dann wird deine Wohnstatt immer OO
deiner Artung Zeugnis sein, denn was sie auch OO
enthalten mag an alten Dingen und wie sehr die OO
Patina der Stimmung alter Zeiten noch auf OO
ihren Formen fühlbar wird: ‒ stets wird die Art, OO
wie du das Alte nun zu deines Lebens äusserer OO
Umkleidung machst, den Dingen
neue Wertung
OO
geben, die von
dir allein nur herzuleiten
OO
ist. ‒ ‒
.Doch glaube nicht, dass schöne Dinge dich
OO
umgeben müssen und mannigfache Kostbarkeit!
OO
.Auch wenn du in
Armut lebst und kaum das
OO
Allernötigste dein eigen nennst, wird dennoch
OO
deine Wohnstatt von der
Harmonie noch zeu‐
OO
gen die in dir zu finden ist, wie sie desgleichen
OO
auch die innere
Verwirrung und die wilde
OO
Unrast widerspiegeln wird, wenn du noch
OO
nicht zur Harmonie gefunden hast...
.Was immer du besitzen magst, stets wird dein
OO
innerer Besitz sich in dem äusseren
offen‐
OO
baren!
.Dein Heim, und sei es noch so eng und arm,
OO
trägt stets die
Prägung deiner Seele, zeigt
OO
stets die Form in der du selbst die Aussenwelt
OO
dir zu
gestalten weisst! ‒ ‒
.Es wäre arger
Irrtum, wenn du glauben soll‐
OO
test, für einen der zum
Geiste strebt, sei es ein
OO
eitles Tun, darauf zu achten, dass alles was ihn
OO
hier in dieser Aussenwelt umgeben mag, auch
OO
seiner
Liebe teilhaft werde!
.Auch hier ist durch die
Ehrfurcht vor dem
OO
Geiste schon geboten, dass deine Heimstatt rein
OO
und schön trotz aller Armut sei; und ward dir
OO
Wohlstand zugeteilt, dass du nichts um dich
OO
duldest, das nicht eines Menschen würdig wäre,
OO
der dem Geiste selbst zum
Tempel werden
OO
will. ‒ ‒ ‒
.Du wirst gar sehr darauf zu achten haben,
OO
dass du der Dinge auch
bewusst bist, die in
OO
deinen Räumen dich umgeben!
.Nichts ist hier jemals bedeutungslos, und
OO
auch das Geringste darf deiner Aufmerksamkeit
OO
nicht entgehen! ‒
.Die Form die dich umgibt wirkt auf
dich
OO
selbst zurück, ‒ auch dann, wenn du sie kaum
OO
bewusst gewahrst. ‒ ‒
.Nie kannst du
Sorgfalt genug an deine
OO
Heimstatt wenden!
.Die Arbeit deines
Berufes mag es dir
un‐
OO
möglich machen, gleiche Sorgfalt auch dem
OO
Raum der Arbeit zu widmen.
.Dort wird vielleicht dir jede Möglichkeit ent‐
OO
zogen sein, den Raum nach
deiner Art zu
OO
formen, und manche harte Arbeit ist an einen
OO
Ort gebunden, der kaum noch «Raum» zu
OO
nennen ist. ‒
.Vielleicht auch ist die Tätigkeit, der du ob‐ OO
liegst, an sich durch Räume nicht umhegt.
.In deiner Heimstatt aber bist du frei und OO
kannst nach deiner Art sie formen!
.Hier darf dein Auge nichts erblicken, das dir OO
die Harmonie der Seele stören könnte. ‒
.Die Heimstatt soll dir Zuflucht sein und OO
dich durch alles was sie bergen mag, zur Freude OO
stimmen: ‒ zu warmer, reiner seelischer Heiter‐ OO
keit!
.Auch wenn dich Düsteres vordem umgab OO
und böse Dinge schwer noch auf dir lasten mö‐ OO
gen, sollst du bei dem Betreten deiner Wohn‐ OO
statt alles von dir schütteln, was dich nie‐ OO
derdrücken will! ‒
.Hier sollst du wieder zu dir selber kommen OO
und zu deiner höchsten Höhe! ‒ ‒ ‒
.Hast du die Sorgfalt aufgewendet, die von‐ OO
nöten ist, damit dein Heim in allen Stücken OO
deiner würdig sei, dann wird der ärmste Haus‐ OO
rat so zu deiner Seele sprechen, dass sie alsbald OO
sich wiederfinden wird, auch wenn sie in dem OO
wilden Lärm des Alltags draussen sich gar weit OO
verloren hatte. ‒ ‒
.Was immer dich in deiner Wohnstatt dann OO
umgeben mag, wird dich erinnern an dein
OO
bestes Fühlen, wird zu dir sprechen als
OO
deine Welt, und wird dir
Ruhe und heiteren
OO
Frieden geben! ‒
*
.Ein jedes Stück, das deine Heimstatt auf‐
OO
erbaut, ist des Menschen
Werk.
.Achte darauf, dass auch jedes Stück die edle
OO
Prägung der
Menschenwürde trage! ‒
.Der du des
ewigen Geistes Stimme in dir
OO
selbst vernehmen willst: ‒ wie dürftest du in
OO
deiner Heimstatt Dinge um dich dulden, die
OO
scheinen wollen, was sie nicht sind, ‒ die das
OO
Gesetz der Form gleichsam
verhöhnen! ‒ ‒
.Die Gegenwart ist leider angefüllt mit Dingen,
OO
die man am besten ins Meer versenken würde,
OO
dort wo es am tiefsten ist! ‒
.Fühllos wird jede
echte Form, die Aus‐
OO
druck eines inneren Empfindens ist, von ge‐
OO
schäftigen Händen
nachgeahmt; aber das
OO
Leben der Form
entweicht bei solchem Tun
OO
und was übrig bleibt ist
Leiche...
.Man hat vergessen oder nie geahnt, dass jede
OO
Form ein
lebendiges Zeichen einer
Sprache
OO
ist und etwas zu
sagen hat. ‒ ‒
.So häuft man «Leichenteile» zu «Leichen‐ OO
teilen» ohne sich dessen auch nur bewusst zu OO
sein. ‒
.Die Völker des Ostens wissen es anders, OO
soweit sie noch nicht durch die Menschen des OO
Westens verdorben sind. ‒
.Es sei mir erlaubt, hier eine Begebenheit zu OO
erwähnen um des Beispiels willen.
.Ein grosses Handelshaus Europas sandte OO
Ware nach dem Orient, die dort auf reichlichen OO
Absatz stets rechnen konnte.
.Um die Verpackung schöner zu gestalten, OO
liess man eines Tages neue Entwürfe einer far‐ OO
benfrohen Ornamentik in den Formen östli‐ OO
cher Kunst verfertigen und glaubte dadurch OO
gewiss der Ware noch grössere Abnehmerkreise OO
zu sichern.
.Aber der Kaufherr musste erleben, dass seine OO
ganze Sendung wiederkam. ‒
.Die Händler des Ostens, die sie vordem stets OO
begehrten, hatten es abgelehnt, sie in der OO
neuen Packung anzunehmen.
.Und dies war die Begründung ihrer Weige‐ OO
rung:
.Sie sagten, dass sie ihres Lebens nicht mehr OO
sicher seien, wollten sie diese neue Packung
OO
auch nur in ihren Läden dulden, denn alle For‐
OO
men die auf ihr zu sehen seien, bedeuteten für
OO
den frommen Hindu ‒ ‒ gröbliche
Gottes‐
OO
lästerungen...
.Würde der Mensch des Westens noch in glei‐
OO
cher Weise Formen zu
empfinden fähig sein,
OO
dann wäre wohl
vieles in seiner Umwelt, das er
OO
aus seinem Empfinden heraus mit
gleichem
OO
Abscheu von sich weisen müsste. ‒ ‒
.So aber weiss er die
Sprache der Form nicht
OO
mehr zu deuten, und leidlicher Geschmack der
OO
Anordnung und Farbengebung tut seiner For‐
OO
derung Genüge.
.Doch glaube man nicht, dass ich hier nur von
OO
Dingen rede, die als
Schmuck und
Zierde be‐
OO
trachtet werden!...
.Der einfachste
Tisch oder
Stuhl kann das
OO
Leben der Form in sich tragen, so wie auch das
OO
prunkvollste Möbel gleicher Art nur
totes
OO
Gerüste sein kann, «verziert» mit «Leichen‐
OO
teilen»...
.Das Gleiche gilt von allem
Gefäss und
Ge‐
OO
rät, die auch das einfachste Leben verlangt. ‒ ‒
OO
.Darum
sorge dafür, dass dich nur Dinge um‐
OO
geben, die du vor dem
Geiste, den du in dir
OO
finden willst, so du ihn einst
findest, auch
OO
verantworten kannst!
.Du trägst
wahrhaftig dafür
Verantwor‐
OO
tung, dass
nichts in deinem Hause sei an
OO
Hausrat oder Zier, das mit der Würde eines
OO
Menschen, der zum «
Tempel des Geistes»
OO
werden will, sich nicht vereinen liesse! ‒ ‒ ‒
.Es ist dazu nicht nötig, dass du Bescheid
OO
weisst über Kunst und künstlerische Dinge.
.Gar vieles kann dem Künstler wertvoll sein,
OO
und vieles findest du als alter Zeiten Werk in
OO
den Museen, das dennoch
nicht der
Menschen‐
OO
würde Prägung trägt, auch wenn es kündet von
OO
eines Menschen grossem
Können. ‒ ‒
.Was
dir als Massstab dienen soll, ist
anderer
OO
Art!
.Du, der sich dem
Geiste einen will, der
Har‐
OO
monie und
Klarheit,
Licht und
Wahrheit
OO
in sich selber ist, wirst
nichts um dich dulden
OO
dürfen, das in seinen Formen
Disharmonie
OO
verrät, das
Unklarheit erzeugt und dich in
OO
einen Schlaf des dumpfen
Dunkels lullt!
.Was dich umgibt, muss Formen zeigen die du
OO
selbst als
wahr und
rein empfindest!
.Verbanne aus deinem Bereiche alles, was
Un‐
OO
wahrheit offenbart in seiner Form, oder was
OO
dadurch unwahr
wird, weil es mit deinem eige‐
OO
nen Empfinden nicht zu vereinen ist! ‒
.Vergiss niemals, dass alles was dich umgibt,
OO
auf dich
zurückwirkt und
dich selber
OO
formt! ‒ ‒
.Du nimmst gewiss nicht jeden Menschen
OO
wahllos auf in dein Heim...
.So lasse auch alles
Werk aus deiner Wohn‐
OO
statt draussen, von dem du nicht willst, dass es
OO
von
Einfluss auf
deiner Seele Formung
OO
sei! ‒ ‒ ‒
* *
*
.Auch deine Freude muss edle Formung OO
finden, soll sie deiner würdig sein. ‒
.Du liebst es vielleicht, dich in deiner Freude OO
«gehen zu lassen» und magst nicht gerne OO
dich dazu verstehen, auch in der Freude auf OO
Form zu achten? ‒
.Das Beste deiner Freude scheint dir dahin zu OO
sein, wenn du dich ihr nicht schrankenlos OO
überlassen darfst...
.Noch kannst du dir keine so recht beglücken‐ OO
de Erdenfreude zur Vorstellung bringen, sobald OO
dir gesagt wird, dass du auch deine Freude OO
formen sollst in edelster Form. ‒
.Hier aber bist du in einem Irrtum befangen, OO
den gar viele mit dir teilen! ‒ ‒
.Glaube nicht, mir sei er wohl immer fremd OO
geblieben!
.Siehe mein Freund, auch ich habe ehemals OO
manchen Irrtums lockende Strasse durchschrit‐ OO
ten, die hier auf diesem Planeten Menschen‐
OO
geister ver-führt...
.Wie wäre ich sonst wohl dazu bereitet worden,
OO
denen, die mein Wort erreicht, zu helfen?! ‒
.Wenn ich dir nun rate, auch deine ausgelas‐
OO
senste
Freude noch zu
formen, so weiss ich,
OO
was das besagen will, und weiss zugleich, dass
OO
ich nur deine Freude
mehre, so du mir folgen
OO
magst. ‒ ‒
.Niemals betrügt sich der Mensch so sehr, als
OO
wenn er da vermeint, die rechte
Freude müsse
OO
hemmungslos sich wie ein Wildbach ergiessen
OO
können! ‒
.Der Wildbach gibt mir hier ein wohlgeeigne‐
OO
tes
Bild, und wenn ich in diesem Bilde bleiben
OO
darf, dann sei daran erinnert, dass auch der
OO
Wildbach nur
gefahrlos wird, wenn man ihn
OO
einzudämmen, wenn man seine Strasse zu
OO
formen weiss. ‒
.Wehe aber den Fluren, ‒ wehe der jungen
OO
Saat, wenn er in seiner Frühlingsvollkraft über‐
OO
schäumt und seines naturgebundenen Laufes
OO
Steinbett verlässt!! ‒
.So auch wird deine Freude dir zur
Gefahr,
OO
solange sie nicht deine Formung trägt, und OO
‒ glaube mir ‒ auch ich habe vordem solche OO
Gefahr gar oft erfahren, so dass ich wahrlich OO
vor ihr warnen darf!...
.Wie der Lotse die Klippen sehr wohl kennen OO
muss, bevor er das Schiff gefahrlos durch die OO
Brandung in den Hafen leiten kann, so ward OO
auch mir gar wohl bekannt durch die Erfahrung OO
eines Menschenlebens, was es zu vermeiden OO
gilt, soll eines Menschen geistiges Ziel ihm end‐ OO
lich erreichbar werden, trotz aller hohen See OO
der Leidenschaft und allem Sturm der Triebe... OO
.So gerne du auch in deiner Freude dich «ver‐ OO
gessen» möchtest, ‒ «dich» vergessen, den du OO
selber aufgerichtet hast in deiner Vorstellung, OO
und dem du den Namen gegeben hast, als sei OO
er wirklich du selbst, ‒ sei wachsam und achte OO
der Gefahr, der du nur begegnen kannst, OO
wenn du auch deine Freude zu formen OO
weisst! ‒ ‒ ‒
.Du wirst zwar bedauern, dass du nicht völlig OO
dich deiner Freude überlassen kannst, ‒ aber OO
bedenke wohl, dass alles, dem du dich völlig OO
überlässt, dich nur zu seinem Sklaven OO
macht! ‒
.Hier aber sollst du zum
Herrn deiner Freude
OO
werden und sie soll deiner Formkraft völlig
OO
unterordnet sein!
.Ich rede hier nicht von den stillen dauernden
OO
Freuden die dein wohlgeformtes Leben dir er‐
OO
spriessen lässt wie allgemach in einem wohl‐
OO
gepflegten Garten Blumen spriessen durch des
OO
ganzen Jahres Lauf. ‒
.Kaum wird es dir entgangen sein bisher, dass
OO
ich vielmehr von deiner
Freude rede, soweit sie
OO
zu besonderem
Anlass ihr besonderes
Recht
OO
erheischt. ‒ ‒
.Gar vielfältig kann solcher Anlass sein und
OO
gar vielfach kann er dir begegnen...
.Bist du dir bereits bewusst geworden, dass
OO
dein ganzes Leben durch dich
Formung
OO
finden soll, so wird es dir leicht sein, auch deine
OO
Freude zu formen, sobald du nicht dem
OO
Wahne lebst, dich in der Freude endlich
ver‐
OO
gessen zu dürfen. ‒
.Es sind wahrhaftig nicht die Schlechtesten,
OO
die da zuweilen glauben, dass die Freude ihnen
OO
nur gegeben sei, um sich «vergessen» zu kön‐
OO
nen!
.Wer aber ist es, der so vergessen wird?!?
.Du selbst bist es wahrlich
nicht, auch
OO
wenn du im fröhlichen Maskenspiel die dir
OO
fremdeste Maske wähltest!
.Stets wirst
du selber es sein, der sich als das
OO
«
Ich» dieser Maske fühlt. ‒ ‒
.Was du
vergessen willst, wäre wert, dass du
OO
es auch in deinem
Alltagsleben vergässest! ‒ ‒
OO
.Du selbst hast es dir zum
Tyrannen ge‐
OO
schaffen, und
deiner Schöpfung Werk wird dir
OO
so
lästig, dass du es gerne wieder
vergessen
OO
möchtest, wozu denn deine
Freude dich
auf‐
OO
zufordern scheint! ‒ ‒ ‒
*
.Du hast in dieser Erdenwelt dein
Erden‐
OO
kleid gefunden.
.Schon als du ein
Kind noch warst, hat man
OO
dir dieses und jenes davon zu sagen gewusst,
OO
was
du selber seiest...
.Dich selber glaubtest du genau bestimmt
OO
durch Lob und Tadel, ‒ durch der Erwach‐
OO
senen
Wertung deiner kindlichen Daseins‐
OO
äusserung...
.Herangewachsen «wusstest» du, dass du das
OO
Kind einer sehr genau bestimmten
Familie
OO
seiest, und all dein Tun ward mitbestimmt OO
durch solches «Wissen». ‒ ‒
.Dann aber machtest du dich «frei» von aller OO
Familienbande, «wusstest» dich als Kind deines OO
Volkes, und aller Wert, den du dir selber OO
gabst, entstammte deiner Tüchtigkeit, oder OO
deinem mangelhaften Erfolge in irgend einem OO
menschlichen «Beruf»...
.Ob du dazu berufen warst, ihn auszuüben, OO
wusstest du am Ende selber kaum. ‒
.Du bist in ihn «hineingewachsen» und deine OO
«Aufgabe» siehst du nun darin, ihn so zu «er‐ OO
füllen», dass alle die dir «vor-gesetzt» sind, OO
oder ein «Urteil» haben, dich nicht «ver‐ OO
urteilen» und dich keinem «nach-setzen.» ‒ ‒ OO
.Was du so in anderer Augen warst, ‒ als was OO
du Anderen erscheinen mochtest, ‒ das war OO
dir und ist dir vielleicht noch heute genaue Be‐ OO
stimmung dessen, was du bist! ‒
.Der Anderen «Wertschätzung» bestimmt OO
dir deinen eigenen Wert. ‒
.Der Anderen «Bewunderung» lässt dich dir OO
selbst als wundersam erscheinen. ‒
.Der Anderen «An-erkennung» lehrte dich OO
allein dich selbst vermeintlich erkennen. ‒
.Der
Anderen «Ver-achtung» schien dir so
OO
begründet, dass du selbst dich nur in aller
OO
Heimlichkeit noch
achten konntest, und vor
OO
dir selber fürchtest, du seiest nur ein Sklave
OO
deiner
Eitelkeit, wenn dennoch sich in dir
OO
etwas «
erhob», das gegen die «Ver-achtung»
OO
Anderer sich wild «empörte», weil es aus der
OO
Niedrigkeit, die du dir selber gabst,
empor ge‐
OO
langen wollte! ‒ ‒ ‒
.So hast du
alles, als was du
dich selber
OO
fühlst, von
Anderen empfangen, und keines‐
OO
wegs weisst du aus
dir selber, wer du
bist!
OO
.Es ist wahrlich kein Wunder, wenn du «
ver‐
OO
gessen» möchtest, was nur in den Augen
An‐
OO
derer für dich selber gilt!
.Es ist wahrlich kein Wunder, wenn du zu
OO
vergessen strebst, was
Andere ‒ aus dir
OO
machten! ‒
.Dich selbst aber willst du
gewiss nicht
OO
vergessen!
.Du gibst nur einer
Vorstellung, die
Andere
OO
dir
eingegeben haben, das Recht, für dich
OO
selber zu
gelten. ‒ ‒ ‒
.Siehe, darum rate ich dir: vergiss
dich sel‐
OO
ber nicht in deiner Freude!
.Der, den du
vergessen möchtest, da er dich
OO
peinigt, als deine eigene Schöpfung nach
An‐
OO
derer Mass, ‒ den
darfst du gewiss verges‐
OO
sen, und du tust
gut daran, wenn du ihn
als‐
OO
bald vergessen wirst! ‒ ‒ ‒
.Aber
dich selbst sollst du gar hoch
er‐
OO
hoben fühlen in deiner Freude!
.Was immer dir
Freude bringt, soll dir ein
OO
Anlass sein,
deine formende Kraft zu er‐
OO
proben!
.Du wirst deine Freude
verhundertfältigen
OO
können, wenn du es verstehst, sie zu
formen
OO
nach
deiner Artung
Massgerechtigkeit! ‒ ‒
OO
.Du selbst musst das
Mass für die
For‐
OO
mung deiner
Freude sein, ‒ nicht jenes
Ge‐
OO
spenst, das
Andere für dich selber
hal‐
OO
ten! ‒ ‒ ‒
.Der
Anderen Form der Freude sollst du
OO
achten, so immer sie irgendwie
Achtung noch
OO
verdient, allein sie darf nicht «Vor-Bild»
dei‐
OO
ner Form der Freude werden, es sei denn, dass
OO
sie völlig
deiner Artung wäre! ‒ ‒
.Forme, mein Freund, deine
Freude nach
OO
deiner
eigenen Form, und sei meiner Worte
OO
eingedenk, dass
dann nur deine Freude niemals
OO
dich gereuen wird, wenn du sie in Form zu
OO
binden weisst! ‒ ‒ ‒
.Du selbst musst Mass deiner Freude geben,
OO
wenn sie dich nicht
täuschen soll! ‒ ‒
.Du selbst bist deiner Freude
Folge aller‐
OO
sicherste
Gewähr, so du nur alle deine Freude
OO
formen willst nach deiner,
dir von
Ewigkeit
OO
bestimmten
Form! ‒ ‒ ‒
* *
*
.Auf deinem Leidenslager liegst du in arger OO
körperlicher Not, und allzuschwer erscheint es OO
dir, in solchem Leide noch danach zu streben, OO
auch dein Leid zu formen...
.Angstvoll spähst du vielmehr nach äusserer OO
Hilfe aus, und jedes Tränklein dem du dein OO
Vertrauen schenkst, erscheint dir weitaus wich‐ OO
tiger als solches Tun...
.In guten Tagen meintest du vielleicht, du OO
seiest längst schon «über alles Irdische er‐ OO
haben». ‒
.Nun musst du sehen, wie gar sehr du noch OO
der Erde verhaftet bist. ‒ ‒
.Aber du willst es nicht fassen, dass deine OO
geistige Kraft dich aus der Verhaftung lösen OO
könnte, auch wenn sie vielleicht nicht völlig OO
dich befreit. ‒
.Gewiss, dein armer Leib ist so geplagt, dass OO
er seiner Sinne kaum noch mächtig ist...
.Du kennst nur noch das eine Flehen: ‒ dass OO
deinem Leide ein Ende werde...
.Wie Hohn erscheint es dir da, von einer For‐ OO
mung auch des Leides zu reden. ‒
.Ach siehe: ich weiss dein Leid wahrhaftig zu OO
empfinden, denn selten nur war ich völlig vom OO
Leide verschont. ‒ ‒
.So darf ich wahrlich auch vom Leide reden OO
und von des Leides Überwindung durch die OO
Form in der man es zu ertragen weiss...
.Ich selbst weiss nur zu gut, wie sehr des Kör‐ OO
pers Leid auf einem Menschen lasten kann und OO
wie es dennoch durch Formung zu bändigen OO
ist. ‒
.Es übersteigt fast alle Vorstellung, was durch OO
geistige Formung bewirkt werden kann, und OO
wie durch geistige Einstellung das Körper‐ OO
liche, wie quälend es auch sei, stets noch zu OO
bezwingen ist. ‒ ‒ ‒
.Was du kaum noch ertragen zu können OO
glaubst, solange du zeterst mit dir selbst und OO
haderst mit deinem Schicksal, das wirst du als‐ OO
bald überwinden, so du es willig erträgst, OO
als sei es mit der dir gemässesten Form deines OO
Lebens ganz selbstverständlich ver‐ OO
knüpft, ‒ als
könne es gar nicht
anders
OO
sein. ‒ ‒
.Wohl dir, wenn du körperliches Leid so
ent‐
OO
werten lernst, dass du es
nicht mehr achten
OO
musst!
.Solange du noch deinem Leide
dich über‐
OO
gibst wie ein Sklave seinem grausamen Herrn,
OO
von dem er zitternd der Peitsche Hieb erwartet,
OO
hast du deinem Leide noch nicht die
Formung
OO
gegeben, die deiner würdig ist! ‒
.Nur mit «Ver-Achtung» sollst du deinem
OO
Leide begegnen, und nur als sein
Verächter
OO
wirst
du seiner
Herr!! ‒
*
.In gleicher Weise musst du nach
Herrschaft
OO
streben, auch bei allem
anderen Leide, das dir
OO
begegnen mag!
.Auch
seelisches Leid will dich
erniedrigt
OO
sehen und über dich herrschen! ‒
.Auch davon weiss ich genugsam zu sagen und
OO
rede auch hier gewiss nicht als einer, der von
OO
ihm fremden Dingen spricht! ‒ ‒
.Ich fand aber viele die ihr seelisches Leid so
OO
sehr
liebten, dass sie es kaum von sich lassen
OO
wollten, als es sie von selbst verliess...
.Dieses ist wahrlich
nicht die rechte Art, dem
OO
Leide zu begegnen, das die Seele
niederdrük‐
OO
ken will!
.Auch dein
seelisches Leid sollst du
beherr‐
OO
schen lernen und in eine
Form zu zwingen
OO
wissen, die deiner
würdig ist! ‒ ‒
.Solange du noch «grübelst» in dir selbst, um
OO
etwa
deines Leides letzten
Sinn zu «ergründen»,
OO
gräbst du nur deiner
Kraft des Widerstan‐
OO
des eine Grube!...
.Der «Sinn» deines Leides ist nicht zu ergra‐
OO
ben, denn wahrlich: ‒ nicht eher hat dein Leid
OO
einen «Sinn», als bis
du selbst ihm einen
gibst,
OO
und nur in
diesem Sinne kann es «
sinnvoll»
OO
für dich werden! ‒ ‒
.Dein Leid mag
bitter zu verkosten sein,
OO
doch sollst
du selbst dich nicht durch dein
OO
Leid
verbittern lassen! ‒
.Dein Leid mag dir «
gross» erscheinen über
OO
alles Mass, doch sollst
du selbst deine Grösse
OO
nicht von deinem
Leide erborgen! ‒ ‒
.Du sollst deinem Leide keinen Altar errichten
OO
in dir selbst, und sollst es nicht in erhobenen
OO
Händen vor dir einhertragen wie ein Heiligtum!
OO
.So wie du körperliches Leid
ver-
achten
OO
lernen musst, so wirst du das Leid deiner Seele
OO
verarbeiten lernen müssen: ‒ verarbeiten zu
OO
einer
Form die dir
dienen muss,
dich selber
OO
zu formen! ‒ ‒ ‒
.Auch deinem
Leide darfst du
dich selbst
OO
nicht
überlassen!
.Du musst dich selber
über dein Leid
er‐
OO
heben und ihm
gebieten lernen!
.Du selbst bist das
Bleibende, ‒ dein Leid
OO
aber ist
vergänglich, und es ist
Lüge, wenn
OO
es dich betören will, an seine
Dauer zu glau‐
OO
ben! ‒ ‒
.Lerne dem Leide
Schranken setzen, die es
OO
formen müssen nach deinem
Willen! ‒ ‒
.Des
Unheils Wirkung wird dein Leid nur zei‐
OO
gen, wenn du es nicht zu
bändigen weisst! ‒ ‒
OO
.Nur als
Überwinder deines Leides aber
OO
kannst du in den
Geist gelangen!
.Dich selbst musst du wahrlich
höher
OO
werten als dein Leid, denn
in dir selber will
OO
sich des
Geistes Funkenstrahlenlicht dir
OO
offenbaren! ‒ ‒ ‒
* *
*
.Willst du den Weg durchschreiten, den ich OO
in so mancher Rede dir in anderen Büchern OO
schon zu beschreiben wusste, als einer, der ihn OO
kennt, ‒ den Weg, der zum Lichte in dir selber OO
führt, dann wirst du manchem Wahn ent‐ OO
sagen müssen! ‒ ‒
.Vor allem aber dem Wahne, dass dein Erden‐ OO
leben nun einmal «Bestimmung» sei und so OO
durchlebt werden müsse, wie es gerade kommen OO
mag! ‒ ‒
.Wer so sein Erdenleben durchlebt, ist einem OO
Baumeister gleich, der ohne jeden Plan und OO
Grundriss Erde ausheben lassen würde um dann OO
zu bauen, wie immer es werden möge, bis ihn OO
der letzte Stein am Weiterbauen hinderte. ‒
.Wohl möglich, dass ihm sein wilder Bau ge‐ OO
länge und ein abstruses Gebilde so zustande OO
käme.
.Weit eher aber dürfte die Voraussicht Recht OO
behalten, dass eines Tages über seinem Kopf
OO
zusammenstürzen müsse, was er in planlos
OO
törichtem Tun aufeinandertürmte. ‒ ‒
.Sei du nicht einem solchen Toren gleich!
.Was du dein Erdenleben nennst, ist
rohes
OO
Material, das allerdings, so wie du es auf
OO
Erden fandest, dir
gegeben ist und an dem du
OO
fast
nichts oder
wenig nur ändern kannst.
.In
deine Hand jedoch ist es
allein gegeben,
OO
was du in
geistiger Form aus ihm
erbauen
OO
wirst, und keine Macht der Erde wird dich hin‐
OO
dern können
so zu bauen, wie es der «
Grund‐
OO
riss», den deine
Seele sieht, von dir verlangt. ‒
OO
.Du wirst mir entgegnen wollen, dass doch
OO
vieles
nicht in deine Hand gegeben sei: ‒ dass
OO
dich in vielen Dingen
Andere behindern könn‐
OO
ten, ‒ ja, dass die Aussenwelt dir deinen ganzen
OO
Bau in Stücke schlagen könne.
.Ach, lieber Freund, solange du noch
solche
OO
Rede führst, hast du noch
nicht erkannt, wo‐
OO
von ich zu dir spreche!...
.Dein
äusseres Bauen ist wahrhaftig
nicht
OO
durch
dich allein bestimmt, und deine schön‐
OO
sten Aussenmauern kann man
stürzen ehedenn
OO
du die Kuppel wölben konntest über deinen
OO
stolzen Bau! ‒ ‒ ‒
.Dein
geistiges Bauen aber kannst nur
du
OO
selber stören oder durch Andere stören
lassen,
OO
denen du solche Störung
erlaubst! ‒ ‒ ‒
.Es ist die Rede hier von dem
Kunstwerk,
OO
zu dem dein
geistiges Leben werden soll!
.Dein Erdendasein schafft dir täglich neues
OO
Material aus dem du dein
geistiges Leben
OO
kunstvoll auferbauen kannst!
.Nie wird es dir an «Steinen» und «Bauholz»
OO
fehlen!
.An
dir aber wird es sein, das rohe Material in
OO
solcher Weise zu
bearbeiten, dass es sich dem
OO
erhabenen Grundriss anpasst, den deine Seele
OO
in sich selber findet, in ihrem innersten
OO
Schrein! ‒
.An
dir wird es sein, den rechten «Mörtel» zu
OO
bereiten, der Baustein an Baustein bindet!
.An
dir wird es sein, die «Balken» so zu fügen,
OO
dass sie
tragen können!
.Du wirst
nichts von dem
verachten dürfen,
OO
was dir dein Erdendasein alltäglich zuführen
OO
mag!
.Es ist alles zu deinem geistigen Bau auf OO
irgend eine Weise vonnöten und wird gute OO
Dienste tun, so es nur erst durch dich die bau‐ OO
gerechte Formung fand! ‒ ‒ ‒
.Jedoch kann nichts deinem geistigen Bau OO
sich einen, das nicht zuvor bearbeitet ist und OO
in geistiger Weise vorgestaltet! ‒
.Was immer der Alltag dir bringen mag: ‒ OO
stets frage dich selbst, wie es alsbald zu formen OO
ist um deinem geistigen Tempelbau zu OO
dienen!
.Alsdann aber gehe sogleich ans Werk und OO
raste nicht eher, als bis das Rohe seine rechte OO
Form erhielt! ‒
.Je mehr du in solchem weisen Werk dich üben OO
wirst, desto leichter wird es dir werden!
.Was dir noch heute kaum möglich erscheint, OO
wird dir gar bald schon mit geringer Mühe ge‐ OO
lingen!
.Nur musst du Ausdauer zeigen bei solchem OO
Werk!
.Du darfst nicht etwa heute begeistert be‐ OO
ginnen und dann nach wenigen Tagen schon das OO
Meiste liegen lassen! ‒
.Was du nicht verarbeitet hast, wird dir OO
dann
im Wege liegen, und so wirst
du selbst
OO
dich sehr
behindern, auch wenn du zu späte‐
OO
rer Zeit aufs neue beginnen willst! ‒ ‒
.Noch heute, da du meine Worte vernimmst,
OO
suche in deiner Seele innerem Schrein den Bau‐
OO
plan hervor!
.Er ist dort wohlverwahrt und du wirst ihn
OO
finden, wenn du mit aller
Ruhe sicherer Ge‐
OO
wissheit suchst!
.Kein hastiges Stöbern wird ihn zutage för‐
OO
dern!
.Hast du ihn aber gefunden, dann gehe als‐
OO
bald ans Werk und bleibe deinem Werke treu!
.Du wirst den Bauplan erst
beim Bauen
OO
selbst verstehen lernen, und so es dann nötig
OO
wird, wirst du auch die
Einzelpläne finden,
OO
die dir heute noch nichts nützen könnten!
.Allmählich wird deine formende Kraft
er‐
OO
starken und du wirst zum
Künstler werden
OO
an deinem
Werk!
.Dir kann keine «Schulung» ersetzen, was
OO
dich das
Werk allein zu lehren weiss! ‒ ‒ ‒
.Noch bist du nicht entfaltet und weisst selbst
OO
noch nicht, was in dir sich verbirgt!
.Du hast zu dir selbst noch kein Vertrauen OO
und möchtest Plan und Arbeitslehre lieber von OO
Anderen empfangen!
.Doch, dein Vertrauen wird dir werden, OO
wenn du erst sehen wirst, was du in dir trägst! ‒ OO
.An deiner eigenen Arbeit nur nach dem in OO
dir verborgenen Plan wird es mählich wachsen, OO
und dann wirst du erkennen, dass dir geholfen OO
wurde weil du dir selbst vertrautest, auch OO
wenn du nur die Hilfe und noch nicht die OO
Helfer gewahrst! ‒ ‒ ‒
.Nur solche geistige Hilfe kann dir von OO
Nutzen sein! ‒
.Alles was man dir von aussen her sagt, OO
kann dich nur aus deinem Schlafe zur Arbeit OO
wecken, ‒ kann dir Anstoss werden, mit OO
deinem besten Tun zu beginnen! ‒ ‒
.Die Hilfe aber, die du dann bei deinem OO
Werke brauchst, darf dir nur auf geistige OO
Weise in deinem Innern werden, so sie dir OO
wirklich Beistand leisten soll! ‒ ‒ ‒
.Auch wenn du in der Aussenwelt aller Kunst OO
sehr ferne stehst, ist doch in deinem Innersten OO
ein Künstlertum in dir beschlossen, das nur an OO
deinem Werke geistig sich entfalten kann!
.Hier
in deinem Innersten, wird man dich
OO
zu hoher Kunst zu leiten wissen: ‒ zur Kunst,
OO
dein
geistiges Leben zu gestalten nach des
OO
ewigen Geistes innewohnendem Gesetz! ‒ ‒ ‒
.Von dir wird nur
erwartet und
verlangt,
OO
dass du alles Rohe, was dir dein Erdendasein
OO
zuführt Tag für Tag, aus eigener formender
OO
Kraft
bearbeiten lernen willst um es zur
OO
Form zu gestalten! ‒
.Darum sprach ich dir in diesem Buche in so
OO
mannigfacher Weise von der Notwendigkeit der
OO
Form! ‒
.Behauptest du mit Recht, dass dich im äusse‐
OO
ren Leben vieles hindern kann, dein Leben so zu
OO
formen wie du es gestaltet sehen möchtest, so
OO
muss ich dir dennoch sagen, dass du auch dort
OO
weit mächtiger bist als du vermeinst! ‒ ‒
.Nur wirst du vom
Inneren her das Äussere
OO
bestimmen müssen! ‒
.Suche alles, was dir dein äusseres Leben
OO
bringen mag, in
geistiger Weise zu verwerten,
OO
indem du es geistig zu
formen strebst, und du
OO
wirst manches Hindernis, das dir im
äusseren
OO
Leben unüberwindlich erschien, dir gar bald
OO
durch dein weises
geistiges Tun aus dem
OO
Wege räumen! ‒ ‒ ‒
.Dein ganzes
äusseres Leben wird sich nach
OO
dem Bilde deines
geistigen Lebens wandeln,
OO
so du nur alles Äussere dir geistig zu
formen
OO
weisst! ‒ ‒
.Gar manche nannte man «Künstler des Le‐
OO
bens» weil sie geschickt und sicher sich den
OO
Fährnissen entwandten, die das äussere Leben
OO
unerfreulich machen können.
.Die
Kunst des Lebens aber von der ich dir
OO
rede, wird dir
auch dann nicht verloren sein,
OO
wenn du das äussere Leben auf dieser Erde einst
OO
verlassen musst!
.Sie wird dich ihre edlen Früchte hier in die‐
OO
sem
Erdendasein schon geniessen lassen und
OO
sie alsdann in reichster Fülle einst in jener
OO
neuen Daseinsart dir bieten, die auf dieses
OO
Erdenleben
folgt! ‒ ‒ ‒
.Wahrlich, es ist wert aller Mühen, diese
OO
Kunst zu erlernen, und keinem versagt sie sich,
OO
der ernsten
Willens ist,
sich selbst und
alles
OO
was er erleben mag, in
geistiger Art zu
OO
formen! ‒ ‒
.Ihm wird auch alle
irdische Form erst ihren
OO
tiefsten
Wert offenbaren! ‒
.In
aller Form wird er den
Geist am Werke
OO
finden! ‒ ‒ ‒
* *
*
ENDE