MARGINALIEN
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1938
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASLE 1938 BUCHDRUCKEREI KARL WERNER IN BASEL
.Daß der Abschluß des in meinem über‐
persönlichen Namen Bô Yin Râ gegebenen
metaphysischen Lehrwerkes keinesfalls
eine Verpflichtung für mich schaffe, den wei‐
teren Konnex mit den mich Liebenden, soweit
er durch meine eigenen Niederschriften noch
während meines äußeren Erdendaseins mög‐
lich werde, zu vermeiden, habe ich bereits
in dem Abschlußband „Hortus conclusus”
betont. Was ich dann noch als letztes Wort
zum Ganzen des Lehrwerkes erläuternd sagen
konnte, wurde in dem ihm zugegebenen „Ko‐
dizill” gesagt. Überdies umfaßt ja auch die
Schriftenreihe selbst schon das Buch „Der
Weg meiner Schüler”, dessen Inhalt wie ein
roter Faden dem ganzen Leitseil der Lehre
eingesponnen ist, und nicht aus ihm gelöst
werden kann, ohne die Fäden dieses Führer‐
seiles mutwillig oder achtlos zu lockern.
.Es ist also wahrhaftig nicht meine Absicht,
hier noch irgend etwas zu dem abgeschlos‐
senen Inhalt des Lehrwerkes als Einschub hin‐
zuzutun oder weitere Anweisungen zu geben,
wie dieser Inhalt zu gebrauchen sei. Was hier
vorliegt, sind wirklich „Marginalien”, ‒
Randnotizen und Lesemarken, wie sie bei
und nach der schriftlichen Formulierung des
Werkes, das ich formen mußte, oder auch
bei gelegentlichem Wiedererblicken entstan‐
den, und ihre rhythmisch skandierte Rede‐
form aus der Art ihres Entstehens allein
empfingen. Wenn dabei dann und wann auch
ein „Reim” sich ergab, so war er gewiß nicht
formhaft gesucht. Es sollten ja nicht Dich‐
tungen vorgelegt, sondern Wahrheiten aus‐
gesprochen werden. Ohne weitere Absicht
suchte ich daher jedesmal nur dem von mir
Empfundenen und mir für mich Erfahrungs‐
gewissen den behaltsamsten Ausdruck zu
schaffen, sobald ich im voraus Fragen in
ihrer Entstehung vernahm, als würden sie
mir schon in irdischer Rede vorgelegt. In‐
sofern ergibt sich allerdings eine Ähnlichkeit
mit dem aus ewigem Geiste gesprochenen
Lehrwerk, das ja auf weite Strecken hin tat‐
sächlich im äußeren Leben an mich ergan‐
gene Fragen zu Ausgangspunkten seiner Er‐
läuterungen machte. Besonders wird man sich
an die drei Stücke des Lehrwerkes „Über
dem Alltag” ‒ „Ewige Wirklichkeit” ‒ und
„Leben im Licht” ‒ mit Recht erinnert füh‐
len. Aber es liegt hier doch außer allem Ver‐
gleichbaren noch ein wesentlich Anderes
vor. Kaum „Lehre” ‒ selten Anleitung ‒,
sondern vor allem ein Teilnehmenlassen an
dem, was mir de facto wahrlich „wirklicher”
ist, als alles nur erden wirkliche Leben, dem
ich mich zeitlich fügen muß um in seine Be‐
reiche einfügen zu können, was mir an un‐
antastbarem Ewigen urhaft eingeboren un‐
verlierbar eignet. Das aber ist weit mehr als
mir jemals in meinem irdischen Dasein mög‐
lich wäre, zu bekunden, auch wenn dieses
Erdendasein tausend Jahre währen könnte! ‒
.Was ich jedoch in den mir irdisch zu‐
gemessenen Tagen aus meinem ewigen gei‐
stigen Sein heraus zu geben
vermag, soll
wahrhaftig nicht zurückbehalten werden,
einerlei, ob man es jetzt schon in sich anzu‐
nehmen willens ist, oder erst in kommenden
Generationen so zu erkennen trachtet, wie
es von allen, die ehrlichen, reinen Willens
sind und von allen
Vor-Urteilen frei, auch
heute schon erkannt werden
kann, und
tatsächlich auch von vielen tausenden gleich‐
zeitig mit mir auf Erden Lebenden, als Hilfe,
Rettung und Befreiung aus aller seelischer
Lebensnot empfunden
wird. Ihnen vor
allen, sei das Folgende anvertraut!
Joseph Schneiderfranken.
Ihr, die ihr
nahe mich meintet
Voreinst wohl eueren Zeichen,
Ihr bleibt mir unvergessen
Und lieb als die Gleichen,
Die ihr gewesen und heute
Noch sein mögt in euren Bereichen!
Müßten wir heute jedoch uns
Nochmals begegnen,
Wäre gewiß die Begegnung
Mitnichten zu segnen.
Wahrlich, uns trennt nicht
Die Weite der weitfernsten Sterne!
Nur, wo ihr
nahe euch meinet,
Scheidet uns schaurige
Ferne!
Ich kann es nicht vermeiden,
Daß alles mir entschwindet,
Was nicht in Lieb und Leiden
Sich gänzlich mir verbindet.
Ich kann mir nicht vereinen,
Was mir nicht selbst sich gibt,
lm Willen eins dem meinen,
Und mich in Wahrheit liebt.
Ewigem Offenbarungswillen
Bin ich Offenbarungsform.
Nichts anderes bin ich mir,
Als was ich
solcherart bin: ‒
„Wort” im Urschoß des „Wortes” ‒
Lichtlohe im Licht!
Nichts blieb mir
Um ein Anderes darin
Mir zu erhalten!
Ich lernte wahrlich
Vor mir selber mich verleugnen,
Und weiß kaum noch, daß „ich” es bin,
Wenn mich die Qualen dieser Erde quälen...
Der Irdische,
Der mir willkommene
Verhüllung ist,
Hat längst verlernt,
Sich selbst zu dienen!
Es spricht das „Wort”: ‒
„Ich bin Jeder und bin Keiner,
Ich bin Viele und bin Einer,
Ich bin Erster und bin Letzter:
Wundenschläger und Verletzter!”
„
Ich bin,
Was vor allem Werden ich war: ‒
Meiner Sendeschar „Herr”
Und zugleich meine Schar! ‒
Urewig
ur-
einsam,
In mir allein,
Schließt dennoch mein Sein
Alle „Leuchtenden” ein!”
Wie ich gekommen bin,
So bin ich auch geblieben.
Ich bin nicht erst „geworden”,
Was ich war und bin!
Was mich aus Ewigem
Zeithaft hierhergetrieben
War wahrlich keine Sucht
Nach eigenem Gewinn!
Ich weiß nicht, wen du meinst,
Der du mich deinhaft nennst?
Ich weiß nur, daß du mich
In dir noch nicht erkennst!
Nicht
im Tode erst,
Hätte mein Werk ich vollbringen können,
Denn dieses Werk,
Das mir zu tun oblag,
Und nun getan ist,
Sollte
Leben lösen
Aus dem Leben
dieser Erde:
Gestaltung aus dem Überfluß
Urirdischen Lebenswillens! ‒
Nicht
Lehre allein
Wollte Formung finden...
Höhere Formkraft galt einer
Saat,
Die nur aus
erdenhaften Kräften
Keimen kann
In geistigen Gefilden. ‒
Zu ihren Zeiten wird die
Ernte
Neuen Menschen
reifen!
Noch
anders, als das Erdenwort es wagte,
Das mir treulich Träger meiner Offenbarung
.wurde,
Hätte ich mich wahrlich offenbaren können,
Wäre unerschütterlich gewiß,
Daß ihr auch
aufzunehmen wüßtet,
Was nicht blutgefesselt engen Denkens
Alter Angewohnheit angeglichen ist!
So aber mußte ich
Das euch
Gewohnte achten,
Und anzuknüpfen suchen das euch Fremde
An das euch Vertraute.
Noch seid ihr ja Gefesselte
Euch fesselnder „Begriffe”, ‒
Noch jeder Glaubensmeinung
Sklaven,
.der ihr flucht, ‒
So kann ich euch nur auf
gewohntem
.Schiffe
Zum Hafen hingeleiten, den verstört ihr
.sucht?!
Ich bin das
Meer, ‒
Und tausendfach millionenmal
Bin ich die
Welle, ‒
Ich bin bewegt in mir durch mich,
Und dennoch rühre ich mich nicht
Von meiner Stelle.
Ihr seht mich,
Doch ihr seht nur,
Was euch euer
Horizont umzieht,
Der immer wieder ‒
Wollt ihr ihn erreichen ‒
Vor euch weiter flieht.
Wohin auch Ruderschlag und Segel
Eure Schiffe treiben:
Ihr werdet, wenn ich euch auch
trage,
Doch ‒ in allen meinen Weiten
Stets in
euren Horizonten bleiben!
Wenn mich, ‒ wie oft jetzt schon! ‒
Der Tod berührte,
So galt mein letztes Denken
Immer nur der Gabe,
Die ich, ‒
Bestimmt, mich zeitlich zu verschenken, ‒
Der Erde, die mich trug,
Zurückgelassen habe.
In dieser Gabe nur
Bin ich gegeben!
In ihr nur bleibe ich
Euch zugeeint!
Verwahrt in unvergangbar
Lichtem Leben
Bleibt euch im Zeitlichen
Mein
Ewiges vereint!
Vielfache
Lasten muß ich tragen!
Mancher Art
Wagnisse muß ich wagen!
Wildfremde
Lande muß ich durcheilen, ‒
Seltsame
Leben mit anderen teilen!
Und keiner weiß, was mich tagtäglich
.bedrängt,
Dieweil es an meinerlei Leben sich hängt. ‒
Ich könnte es wahrlich auch keinem
.schildern,
Und keiner vermöchte hier zu
verstehen,
Denn, spräche ich auch
In den deutlichsten Bildern,
So würde sie doch schon
Sein Atem verwehen! ‒
Es würde auch keinem gar
Nutzen
.bringen,
Könnte er jetzt schon hier Einsicht erringen,
Weil keiner dann wüßte, den Weg zu er‐
.fragen,
Zurück zu ihm heute noch nötigen Tagen.
Glaubt nicht, geliebte Freunde,
Nur
auf euch allein bezogen,
Was ich heute Heutigen
Und Menschen ferner Zukunft sage!
So, wie das Meer
Den fernen Küsten seine Wogen,
So sende ich mein Lehrwort
Auch in fernste Tage!
Was ich hier und heute
Gab und gebe,
Gilt für
alle Zeiten!
Was ich hier und heute
Heimlich lebe,
Lebt
geoffenbart schon
Seelen fernster Weltenweiten!
O seid gebeten, Beste:
Laßt mich ‒ ohne
Mit-Leid ‒ leiden,
Und wollet jede Geste
Trösten wollenden Bedauerns meiden!
Viel eher dürfte jeder
Mich gewiß: ‒
beneiden,
Weiß er den Erdenleib
Der hier mir dient, ‒
In Leiden!
Die Kräfte dieser Erde
Die ich „lösen” muß in meinem „Tage”,
Sind lösbar dem nur,
Der
als Dankender der Erde
Körperleid erträgt: ‒
Als Löser körperhafter Bindung ‒
Losgelöst von Angst und Klage!
Wähnt aber nicht, ihr Freunde,
Daß ich „gerne” leide,
Und leidesgierig Leidbefreiung meide!
Ich bin kein Tor, der hier nach Qualen
.sucht,
Damit sein arger „Gott”
Ihn nicht zuletzt „verflucht”!
Mir zeigt sich jedes Körperleid
Als Notruf eines „Lebens”,
Das um sein Schwinden weiß,
Verhallt sein Schrei vergebens. ‒ ‒
So ist es nötig, ihm Gehör zu schenken
Will man das körperhafte Leben lenken! ‒
Im Leid die „Lüge” sehen,
Heißt: sein Leid „verzehren”! ‒
Wer es vermag,
Der kennt kein Leid-Begehren!
Gewiß, ich weiß wohl:
Muß ich heute euch verlassen,
Und aus den Ätherwellen schwinden,
Die euch hier umfassen,
So seid ihr mitleidslos
In düstertrüben Gassen
Euch selbst
Und denen, die dort hausen
Überlassen...
Und weil ich
weiß
Was jene schon erkennen,
Die allbereits aus meinem Geist
Entbrennen,
Darum
erbitte ich mir Tag um Tage
Erneute Körperpein und Erdenplage,
Denn wollte ich kein Leid mehr
Hier ertragen,
So müßte heute noch
Ich eurer Welt ‒
entsagen!
Ihr sagt mir:
„Welches
Glück magst du empfinden,
Und welche
Würde weißt du Dir zu eigen!”
Doch, ‒ Ihr dürft sicher sein:
Weiß ich mich auch zu finden
Wo Ewige nur Ewigen sich zeigen,
So trage ich doch wahrlich kein Verlangen,
Mich selbst in Hochgefühlen zu umfangen...
Ich kann mich jederzeit
Aus weiter Ferne sehen,
Und weiß mich stets bereit,
Wie „fremd” vor mir zu stehen!
„
Und bist du nicht beglückt,
Hörst du sie alle danken,
Die du der Nacht entrückt
Und nächtigen Gedanken!?”
Ach nein, ihr Lieben: ‒ Nein!
Ich war ja nur in Pflichten,
Und wußte nur allein
Das Dunkel aufzulichten.
Was ich aus mir empfing,
Das gab ich mir zurück: ‒
Wie wäre doch gering
Dagegen alles Glück!
Nicht durch die Arbeit des
Verstandes,
Den
mein Hirn erzeugt und lenkt,
Wird mir die Geisteseinsicht
In mein Ewiges geschenkt.
Und wäre alle Kraft der tiefsten Denker
Aller Zeiten mir
vereint zu eigen, ‒
Sie könnte dennoch mir
mein Ewiges
Nicht „
denkbar” zeigen!
Im Geiste geistig „wissen”,
Heißt: ‒
selbst das Gewußte „
sein”! ‒
Nie dringt das
hirngezeugte Denken
Ein in dieses
geistgezeugte Sein!
Dort, wo ich „bete” in mir selbst ‒
Im allertiefsten Schweigen ‒
Dort ist
mir dieses Sein
Und ich bin
ihm zu eigen!
„
Du sprichst, als solltest
heute gar
Du von der Erde scheiden,
Und dennoch bringst du weiter dar
Dich allen Körperleiden...
Wie ist dein Wissen
Um das
geistige Geschehen,
Hast du kein Wissen
Um dein
irdisches Ergehen?! ‒ ”
Ihr
irret, liebe Freunde,
Glaubt ihr euch auch irrtumsferne,
Denn wüßte ich auch hier im Licht der Sterne
Jedwedes Schicksal
jedem zeitlich zu
.erkunden,
So bliebe dennoch ich noch erdgebunden,
Und hätte keineswegs mich „heimgefunden”!
Mir ist das Wissenwollen
Künftigen Geschehens hier auf Erden:
Zeiterzeugter Wahn: ‒
Nur unerwünschte
Störung
Meiner ewigkeitsbestimmten Bahn! ‒
„
Du lebst in Worten,
Doch du weißt nicht zu verhüten,
Die Höllenbrände
Die auf Erden wüten!”
„
Begreift: ‒ wer dieses Weltalls Weh
Unmöglich werden lassen wollte,
Würde
alles mit dem Leid
zugleich
.vernichten,
Und was Erscheinung ist aus Geistgewalten,
Wüßte nimmermehr sich selbst zu sichten!
Kein
Gott vermöchte solche Torheit zu
.erhören: ‒
Er müßte
alles Sein, so, wie allein es
.sein kann, ‒
Und
sich selbst zerstören...
Wo Leben aus sich selbst Erscheinungsform
.will zeugen,
Muß das Erscheinende sich erst dem Leide
.beugen!
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Wer aber sagt euch,
Daß ich Leid, das nicht mehr nötig ist,
Nicht wisse zu verhindern,
Und das noch nötige
Vom Geiste her zu lindern?!...
Was ich
vermag in geistigen Bezirken,
Vermag ich nur
im Lichte zu erwirken ‒
Aus dem ich komme und aus dem ich lebe ‒
Indem mein Wollen
ihm nur ich ergebe.
Und das allein nur ist dabei mein
.„Rituale”: ‒
Aus meiner Seele bilde ich die reine Schale
Und auch den „Weihrauch”, der sich selbst
.verzehrt,
Wo meine Liebe
Heil für andere begehrt!
Was in der ewigen verborgen lichten Stille
Sich noch im Werden
wandelbar erweist,
Das wandelt wahrlich nicht allein mein
.Wille,
Hier hilft ihm
ewigkeitsgezeugter lichter
.Geist!
Es muß nicht schwarz sein,
Was nicht weiß ist, ‒
Es muß nicht Glut sein,
Was nicht Eis ist, ‒
Es muß nicht Herr sein,
Was nicht Knecht ist, ‒
Es muß nicht gut sein,
Was nicht schlecht ist!
Wo Torheit oder Dünkel
Euch getrost betrügen,
Dort ist viel schlimmer
Als ihr dreistes Lügen,
Wenn sie auch
Wahres
Ihrem Wahn vermischen,
Weil sie durch Wahrheit
Ihren Trug
verwischen!
Laßt euch nicht zum besten halten ‒
Ihr, die Jungen, wie die Alten! ‒
Will man „Wunder” euch bescheren
Und Natur vor euch
verkehren!
Wunder sind allein ‒ die Leben,
Die sich zu
Bewußtsein heben:
Aus dem dunklen Trug der Träume
In die ewig lichten Räume!
Mächte die
im Finstern thronen,
Finden sich zu Millionen,
Dort, wo Dunkelheit am Licht
Sich zu grauem Dämmer bricht.
Und die Fürsten der Dämonen,
Die in solchem Dämmer wohnen,
Wissen manches zu gewähren
Aus geheimnisvollen Sphären.
Wer nicht
flieht vor ihren Garnen
Zwischen Nachtgeblüt und Farnen,
Sinkt hinab in ihre Reiche,
Daß er schaurig ihnen gleiche...
Die sich als Gottes „
Diener” fühlen,
Meinen sich durch ihren „Herrn”
Allein schon über sich
erhoben,
Und mancher ist hier gut und gern
In seinem Glauben, ‒ „glaubt” er ihn, ‒
Zu loben,
Der ihm den
Auftrieb bringt,
Sich selbst zu übersteigen
Durch seinen „Herrn”
erhöht im „Dienste”,
Doch sich selbst zu eigen...
Wer aber in Gott
aufzugehen trachtet,
Will sich selbst
entschwinden,
Weil er aus Innerstem verachtet,
Sich
an sich zu
binden. ‒
Weiß er dann endlich
Nur in
Gott zu leben,
Wird er gewiß nicht
Nach „Erhöhung” streben...
Keiner hörte je mich klagen,
Trage ich auch reiche Leiden!
Mußt' ich dennoch davon sagen,
Ließ es nicht mehr sich vermeiden.
Ach, ich dächt' an Körperpeinen
Nicht, die mich am ärgsten quälen,
Hört' ich meiner Tage einen
Nicht von anderer Leid erzählen!
Selbst die allerderbsten Schmerzen,
Die der Körper hier erduldet,
Finden mich bereit zum Scherzen,
Und ich weiß sie nicht verschuldet.
Wo mich aber meine Tage
An der Erde Unrecht binden,
Da kann niemals feige Frage
Mich des Menschen Schuld entwinden.
Hier erst muß ich Leid durchroden,
Dem ich nie gewachsen wäre,
Wäre mir das Korn im Boden
Nicht schon Hoffnung neuer Ähre!
Hätte mein Körper nicht früh schon
.erfahren
Harte Bedrohung dämonischer Scharen,
Die ihn als Reis schon zu fällen versuchten,
Da sie dem Baum vor dem Stamme schon
.fluchten, ‒
Wäre er längst in der Wurzel verdorben
Längst seinem Dasein auf Erden erstorben!
Kraftvoll als Kind diesem Leben erstiegen,
Sollte ich bald schon die Mächte besiegen,
Die in mir erdhaft im Dasein nun wußten,
Einen, den
bald sie vernichten mußten,
Wenn sie ihn
leicht noch vernichten sollten
Und sich ihm später nicht beugen wollten...
Als sie so erstmals geschlagen waren,
Suchten aufs neue in kommenden Jahren
Immer sie wieder den Sieg zu erringen,
Fehlte auch jederzeit jedes Gelingen.
Wenn sie auch
heute zu Boden liegen,
Wollen sie immer noch „
morgen” obsiegen!
Die feindlichen Dämonen, die ich meine,
Waren niemals Menschen dieser Erde, ‒
Und keiner ist, der danach strebte,
Daß er dereinst vielleicht zum Menschen
.werde.
Sie sind „
Lemuren”, die der Mensch
Nach seinem Bilde
umzuformen wußte ‒
So, wie die Gärtner Pflanzen züchten ‒
Und was wurde, muß dann fortan
Nur noch seines Formers „Werkzeug” sein:
Ihm hörig, ‒ dienend
seinem Willen
.nur allein.
Doch,
viele Willen waren immer hier
.verbunden,
Die sich, bestrebt, ihn zu verderben,
Noch bei
jedem meiner Artung
.eingefunden, ‒
Hat sie auch jeder immer wieder über‐
.wunden.
Wer noch nicht glüht
In Gottes Glut,
Der kennt noch nicht
Das höchste Gut! ‒
Will er es erkennen,
Muß er verbrennen
In diesem Glühen
All sein Bemühen
Um eigenes Glänzen
Und Selbst-sich-ergänzen:
Muß sich erheben
Zu ewigem Leben ‒
Aus tötender Dichte
Zu lebendem Lichte! ‒
Doch keine Berückung
Im Rausch der Verzückung
Gibt euch der Wahrheit
Klingende Klarheit,
Die nur in den Feuern,
Die selbst sich erneuern,
Geglüht und gereinigt,
Der Seele sich einigt!
Ich bin wirklich, was ich weiß,
Denn ich weiß nur, was ich bin,
Weiß mein ewiges Geheiß,
Und um meiner Sendung Sinn!
Und ich suche nicht hinieden
Ziele, die nur
zeitlich gelten,
Denn ich bringe euch den Frieden,
Aus
unwandelbaren Welten!
Was vergeht, hat
andere Hüter,
Die
in ihm allein erscheinen,
Und ich dürfte
ihre Güter
Nie den
meinigen vereinen! ‒
Ich bin wahrlich, was ich
weiß,
Und ich weiß wohl, was ich
bin,
Folgend
ewigem Geheiß
Und gelenkter Sendung Sinn!
Was ich hier niederschreibe, soll auch
.Fernste finden,
Die es erfragen werden, wenn ich
nicht
.mehr schreibe,
Weil keine Bande mich mehr an den
.Körper binden,
Obgleich ich liebend hier
im Leben bleibe.
Sie sollen diesen Worten noch begegnen,
Wenn auch kein Auge mehr mir hier
.begegnet,
Und was sie lesen werden, wird sie segnen,
So, wie mein Segen heute schon sie segnet!
Was da erkennt, ‒
In Wahrheit
wahr erkennt: ‒
„Es
ist kein
Ich!” ‒
Das einzig ist urewig
selbst
Das wahre
Ich
In jedem, der sich selbst
Benennt als „Ich”!
Nur das danach
Benannte
Ist
nicht Ich,
Denn Ich ist
ewig: ‒
War stets, was es
ist
Und
bleibt im Sein, ‒
Doch die
Benennung „Ich”
Beginnt zu ihrer Zeit
Und
endet, wenn zu Ende ist,
Was sich als „Ich” benannte,
Für den Augenschein!
Um überkluge Gleichnisbilder nie verlegen,
Lehrt überzüchteter Gehirne alte Lehre,
Daß kein ewig Zeitverbindendes euch trage,
Weil nur einzig wechselweise Wandlung
Wirke eures Erdendaseins immer neue
.Tage.
Die sich in solcher Lehre
Aller Täuschung „überhoben” wähnen,
Wissen wahrlich nicht, daß sie versunken
.sind
Im Wahn, der
Wechsel sei an sich die Zeit,
Und ahnen nicht, daß sie als „Zeit” erleben,
Im Vergänglichen:
die Ewigkeit! ‒
Das eine
Leben
Aus dem
alles lebt und ist,
Bleibt ewig
ungestaltet,
Obwohl es ewig aus sich selbst
Gestaltung
schafft
Und lebend in ihr
waltet,
Als Ursein, Urlicht, Urwort,
Gott und göttliche Enthüllung: ‒
Sich selbst in Formgewalt
Lebendige Erfüllung!
Im Irdischen jedoch
In
keine Form gebunden,
Wird es von Irdischen
Nur dann gefunden,
Wenn es
sich selbst der Seele offenbart,
Die es
gelöst von Erdenwahn gewahrt!
Gott kann als „
Vater” sich empfinden: ‒
.nur als „Sohn”,
Und „Sohn” ist Gott sich einzig nur: ‒
.als „Vater”!
Und beide Selbstempfindungsformen
Sind rein
geistgegeben: ‒
Sind nur erweckt
Aus ewig
geistgezeugtem „Leben”! ‒
Wer hier „Dreieinigkeit” erahnt,
Darf nicht vermeinen,
Erst aus des „Vaters” und des „Sohnes”
.Leben
Lasse sich der „
Geist” vereinen!
Hier ist im „
Geist” der ewigliche
.„Raum” gemeint,
In dem der „Vater” und der „Sohn”
Sich selbst empfinden,
Und der im Geistigen sie beide eint,
Um beide
in sich selber
Zu verbinden! ‒
Ihr müßt nicht wähnen,
Daß ich nicht um eure Nöte wüßte,
Auch wenn ich wahrlich niemals mich
Mit solchem Wissen brüste!
Ich
will nicht wissen,
Was euch
vorzugeben glückt,
Wenn andere, euch ehrend, euch
.umgeben: ‒
Ich weiß nur, was euch ständig plagt
.und drückt,
In eurem nächtig tiefgeheimsten Leben!
Und
dieses Wissen
Ist auch nicht vernichtet,
Wenn sich im Äußeren mein Erdenleben
.endet!
Ihr selber seid durch
euch allein
.gerichtet,
Wenn sich nicht wahrhaft
Euer
Streben wendet!
Glaubt nicht den wundrigen Phantasten,
Die sich „hellgesichtig” nennen,
Und die ihr eigenes Erträumen
Selber nicht erkennen,
Wenn sie euch sagen:
So und
so sei, was die Zukunft künde,
Dieweil sie anders nicht
Sich eurem „Jetzt” verbünde!
Gar mancher Wahnsinn hat gewiß
.„Methode”, ‒
Und Glauben findet jeder finstre Wahn, ‒
Kräht nach der Wahrheit,
Die dem Wahn
verwehrt bleibt,
Auch kein Hahn!
Die Reihe schließt sich selbst
Indem ich wieder künde,
Daß ich nur denen mich
Im Geist verbünde,
Die mir sich selbst
In Liebe
selber geben
Und starken Willens
Mich in sich erstreben.
Will ich auch
Mensch allein
Im Menschen sein,
So schließt mein Menschsein
Doch noch
anderes Menschtum,
Als das Menschsein dieser Erde ein. ‒
Und dieses
Geistesmenschtum
.spricht allein,
Wo ich mich
lieben lehre. ‒
Ich weiß in mir
Um keine andere Ehre!
Ich höre die Frage, wie sich nun das,
was ich als
gesondert von dem Werk der
Lehre erkläre, bei seiner Einwirkung in
die Seele von dem Wort der Lehre
unter‐
scheide? ‒ und ich antworte: „Nur durch
seine anderen Worte”, ‒ geliebte Freunde,
Schüler und Leser meiner Schriften! ‒
Denn was immer ich auch
außer dem Lehr‐
werk geschrieben habe oder noch schreiben
könnte, so konnte und würde doch nichts
von mir ausgehen, was zu ihm in irgend
einem geistigen Gegensatz stünde.
.Das bei seinem Abschluß deutlich um‐
grenzte Lehrwerk ist jedoch die
Erfüllung
der mir im Irdischen aus meinem Ewigen
auferlegten
Pflicht, während alles andere,
was
daneben von mir ausging oder noch
ausgehen wird, meiner freien Entscheidung
allein unterstellt war und ist, und nur mei‐
nem verpflichtungsfreien Ermessen seine Ge‐
staltung verdankt. Es ist
freiwillige Zu‐
gabe zu dem, was ich geben
mußte, ob ich
wollte oder nicht!
.Man mag diese Beigabe ruhig
neben das
Lehrwerk stellen und sich durchaus nicht
scheuen, zu sagen, daß sie ihm aufs engste
verbunden ist. Wie könnte das auch anders
sein, da alles, was ich darzustellen habe, doch
Ergebnis gleicher Einsicht in die Struktur
unvergänglichen Geistes ist?! ‒
.Daß der aus geistig verpflichtendem Ge‐
bot von mir, dem „Gärtner”, angelegte
„
Hortus conclusus” ‒ als aller dreisten
Neugier verschlossener Garten der ewigen
Seele ‒ seine Sämlinge auch über die ihn um‐
schließenden Mauern hinausschickt, dürfte
nicht verwundern. Es kann manches zu
Wurzelfassen, Wachsen und Erblühen kom‐
men, was an seinem schon überreich be‐
wachsenen Ursprungsort dazu kaum noch
unbepflanzten Boden gefunden hätte! So
ist denn alles, was ich geflissentlich bisher
gesondert von dem mir rein geistig auf‐
erlegten Lehrwerk schrieb, jeweils geschrie‐
ben worden, weil ich wußte, daß es sicher‐
lich Menschen finden werde, die seiner be‐
dürften.
.Ich weiß auch, daß
diese, hier von mir
nun ausgeschickte Sammlung rhythmisch ge‐
fügter Bekundungen von vielen Menschen
ersehnt wird, die kaum um mein Dasein, und
noch weniger um meine Schriften wissen.
Möge sie
alle erreichen, die in diesen und
in kommenden Tagen ihrer bedürfen!
.Ich will
helfen, wo ich helfen kann!
.Das kann ich aber nur dort, wo
Liebe
zu den Worten in denen ich mich selbst ver‐
ströme um zu helfen, den Hilfesuchenden
erfüllt. Er darf auch nicht trennen wollen
was ich
geschrieben habe, und was ich
bin, so wie man mit Recht gewohnt ist, die
zeitweiligen Meinungen eines Menschen, die
er in Schriftwerken niederlegt, von ihm selbst
zu trennen. Ich schreibe nicht um ein Schrift‐
werk zu formen, darin „
Meinungen” zum
Ausdruck gelangen, die wandelbarer Einsicht
ihr Entstehen danken und morgen anders
sein können als heute. In meinen Worten
gebe ich auf wahrhaft magische Weise
mich
selbst, aber man kann mich nur dann auf‐
nehmen, wenn man mich in meinen Worten
liebt! Nicht, wenn man das, was sie be‐
sagen, denkerisch zu analysieren sucht! ‒
.Alles hier Dargelegte aber wäre ganz
unwesentlich, wenn ich in meinen Worten
nicht vermöchte, eine Umwandlung in dem
sie Aufnehmenden herbeizuführen, durch
die er sich selbst, sein ganzes irdisches Leben
und seine gesamte Umwelt erst in der je‐
weiligen Relation zur
unvergänglichen
Welt seiner geistig
ewigen Seele zu er‐
kennen vermag, was dann sein ganzes Welt‐
bild klärt und eine beglückende Lebenser‐
neuerung für jeden herbeiführt, der nun
konsequent nach der ihm gewordenen Ein‐
sicht
zu leben bereit ist.
.Diese Umwandlung in Mitmenschen einer
sich selbst zum Problem gewordenen Um‐
welt zu bewirken, wo immer meine Worte
hingelangen, ist Zweck und Sinn meines
geistig dirigierten, aus eigener ewiger Gei‐
stigkeit inspirierten irdischen Daseins. Es
mußte inmitten dieser europäischen Um‐
welt mit ihrem aufgequollenen Überfluß an
Lehren und Meinungen über die vermeint‐
liche oder geleugnete ewige ‒ aller Tier‐
seele überordnete ‒
Menschenseele, ein
geeigneter Mensch in dieses Erdenleben ge‐
langen, der aus
vorgeburtlicher Erfah‐
rung im substantiellen ewigen Geiste heran‐
zuholen vermochte, was die hier bespro‐
chene Umwandlung vom Erdenmenschen als
Voraussetzung fordert. Um der wahrlich re‐
lativ vielen willen, die sich nach Lösung aus
ihrer Tiergebundenheit sehnen, und einer
aeonenlang währenden Nacht allertrübster
Nichterkenntnis nach dem erfolgten körper‐
lichen Absterben von der äußern Erde ent‐
rinnen wollen!
.Es kann aber nichts
ewig-Wirkliches
jemals
erden-wirklich werden, wenn es ihm
nicht möglich wird, sich in der
ewigen
Seele eines vergänglich-erdenwirklichen
Menschen zeitliche Darstellung zu schaffen.
Die ewige Wirklichkeit des substantiellen
Geistes kann sich dem Menschen
nur im
Menschen, ‒ dem Erdenmenschen nur im
Erdenmenschen offenbaren, und zwar nur
in des Menschen
ewiger Seele! Keineswegs
in seiner Tierseele oder in irgend einem ihm
nahen oder fernen Bereich der unsichtbaren,
wie der sichtbaren Natur! Darum ist Ver‐
mittlung der Einsicht in die Struktur des
ewigen substantiellen Geistes jeweils nur
durch einen
Erdenmenschen möglich,
dessen ewiger Seele sich der urgezeugte Geis‐
tesmensch, ‒ ewig leuchtend im Urlicht, ‒
unvorstellbare Zeiten vor der Offenbarung
im Irdischen,
individuell vereinigt hat.
Daß solche Dinge nur erlesenen Seelen emp‐
findbar, ‒ nur erlesenen Gehirnen ertast‐
bar werden können, liegt auf der Hand.
.Gesegnet dürfen sich wahrhaftig alle
wissen, für die meine Worte allein geschrie‐
ben sind!
Gesegnet seien sie auch
mir
mit dem mir
ewig-
eigenen unerschöpf‐
baren Segen!
.Wie weit sich die allgemeine Vorstel‐
lungsfähigkeit der westlichen Erdenmen‐
schen von der unabänderlichen Wirklich‐
keit der „anderseitigen” göttlich-geistigen
ewigen Seinswelt entfernt hat, ist heute
selbst den vor jedem Zweifel sicheren Gott‐
gläubigen auch nicht ahnungsweise bewußt.
.Ich weiß daher sehr wohl die Schwierig‐
keiten zu würdigen, die der heutige Mensch
der europäischen und europäisierten Zivili‐
sationsbezirke in sich zu überwinden hat,
wenn er sich selbst wieder zum gesicherten
Empfinden dessen, was in ihm wahrhaftig
ewig ist, durchringen will. Aber es handelt
sich hier um eine unumgängliche Notwen‐
digkeit für jeden Erdenmenschen, der sich
seiner Scheinexistenz im vergänglichen Irdi‐
schen bewußt wird. Statt gegen eine Welt‐
ordnung, die er nicht kennt, zu protestieren,
weil sie ihn vermeintlich allein läßt in seiner
inneren Not, muß er sich selber wieder
vor‐
stellungsfähig für das
Ewig-Wirkliche
machen, wozu ich ihm alles an die Hand
gegeben habe, dessen er bedarf!
B. Y. R.
ENDE