KODIZILL
ZU MEINEM
GEISTIGEN LEHRWERK
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
UM DEN BEDINGUNGEN DES URHEBERRECHTES
ZU ENTSPRECHEN, SEI HIER VERMERKT, DASS
ICH IM BÜRGERLICHEN LEBEN DEN NAMEN
JOSEPH ANTON SCHNEIDERFRANKEN FÜHRE,
IN MEINEM EWIGEN SEIN HINGEGEN IMMER DER
WAR UND BLEIBE, DER DIESE BÜCHER ZEICHNET
BÔ YIN RÂ
2. Auflage
Unveränderter Nachdruck
der 1937 erschienenen Ausgabe
© 1969 Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG, Bern
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung
in fremde Sprachen und der Verbreitung in Rundfunk und
Fernsehen
Druck: Graphische Anstalt Schüler AG, Biel
.Dieses „Kodizill” zu meinem geistigen Lehr‐
werk ist mein letztes Wort, das ich
über mein
Werk zu sagen hatte. Die Vielfältigkeit des In‐
halts der einzelnen Abschnitte verhindert, ihnen
hinweisende Titel zu geben.
.Anfangs Mai 1937.
.Wenn ich auch weiß, daß ich in nicht
gar ferner Zeit vielen als Mitlebender feh‐
len werde, da sie erst dann, wenn ich aus
ihrer Mitwelt abgeschieden bin, entdecken
werden, daß ich mitten unter ihnen war und
auch dann für sie lebte, wenn sie mir nie‐
mals im Äußeren begegneten, so ist es mir
dennoch unmöglich, in Parallele zu den Mär‐
chenmeistern, die sich ungebändigte Phan‐
tastik schuf, mein Erdenhaftes ungezählte
Tage ‒ sei es auch in meinem Falle nur
für andere ‒ zu erhalten. Wie lange wird
es dauern, und ich werde nicht mehr Gast
in diesem greifbaren Körper sein, der mir
bis heute noch dient, obwohl er schon über
ein Jahrzehnt hin von Tag zu Tag erneutes
Wunder braucht, um sich mir willig immer
wieder zum Dienste darzubieten. Hätte ich
also aus purem Sagedrang, aus bloßem Willen,
zu helfen, aus Trieb zur Sprachformung oder
gar aus Lehrsucht das gewiß Außergewöhn‐
liche und Überzeitliche bekundet, was in mei‐
nem geistgegebenen Lehrwerk durch mich
aus Pflichtgehorsam dargeboten ist, so wäre
wahrhaftig der irdische Preis der hier von
mir zu fordern war, für diesen vergänglichen
Körper zu hoch gewesen. Nur aus dem Unver‐
gänglichen her läßt sich verstehen, daß sol‐
cher hohe Preis gefordert werden mußte und
darum denn auch von mir im Irdischen ent‐
richtet wurde! Auch nach meiner Erdenzeit
werde ich ihn, so wie ich ihm zustimmte,
auf der anderen Seite des Lebens zu ent‐
richten haben, und niemals wird er mir
lästig sein!
.Daß mein geistiges Lehrwerk schon in
recht nahen Generationen als unzerstörbare,
für alle irdische Zukunft außerordentlich
nötige, man könnte in heutiger Sprache sagen:
„stählerne” Armierung eines
jeglichen
Gottesglaubens erkannt werden wird ‒ wie
eminent „ketzerisch” konfessionell Satten,
ahnungslos stumpf Befriedigten und engher‐
zig traditionell Gebundenen meine Schriften
heute auch noch erscheinen mögen ‒, ist mir
ohne jedes Verlangen nach solcher Voraus‐
sicht zukünftigen irdischen Geschehens in
tiefster Ergriffenheit unbezweifelbar bewußt.
Allerdings weiß ich auch von Wurzeln des
Gottesglaubens zu künden, die
tiefer im
Leben des ewigen Geistes gesichert und unbe‐
rechenbar
älter sind als alle alten „heiligen”
Schriften aller Menschheit auf Erden, ja
älter als diese Erde selbst!
.Aber auch ohne die unaufhaltsame, geistig
gelenkte und gesicherte kommende Erkennt‐
nis Unzähliger aus vielen Rassen und Völ‐
kern der Erde, nicht etwa ausschließlich
innerhalb Europas und des europäisierten
kirchlichen „Christentums” in betracht zu
ziehen, würde es vergebliches Bemühen sein,
an den Bezeugungen der ewigen Wirklich‐
keit, die mein offenbarendes Lehrwerk ent‐
hält, rütteln zu wollen. Seiner Notwendigkeit
entsprechend, ist es auch längst schon tief ins
Leben aufgenommen, wo immer Menschen
leben, die sich die deutsche Sprache, falls sie
nicht ohnehin die ihrer abstammungsmäßi‐
gen Heimat ist, zu eigen gemacht haben, und
auch anderen Sprachbezirken durch Über‐
setzungen nicht mehr ganz fremd, wenn auch
keine, noch so vorzügliche Übertragung seine
Kenntnis
in der Ursprache jemals ersetzen
kann. Man wird eines Tages
Deutsch ler‐
nen, wie man ehedem
Lateinisch und
Grie‐
chisch lernte, weil man die alten Autoren
in ihrer Sprache verstehen wollte. Das ist
keine „Prophezeiung”, sondern unabänder‐
liches Blickbild geistig gesicherter Einsicht,
das sich allerdings nur auf mein Werk und
ausschließlich auf seine
Sprache ‒ um
ihrer selbst willen ‒ bezieht!
.Menschen, die nach den Ratschlägen mei‐
nes geistigen Lehrwerkes zu
leben wissen
oder wenigstens zu leben
streben, gibt es
ja schon in fast allen Teilen der Erde und
unter allen Ständen, Glaubens-, Weltanschau‐
ungs- und Lebenskreisen dieser Zeit.
.Menschen aber, die solche Bücher und
Schriften, wie sie in meinem, die Struktur
ewigen Geistes offenbarenden Lehrwerk ent‐
halten sind, wirklich nach allen Seiten sicher
zu „wägen” und ihr Gewicht zu bestimmen
wüßten, bin ich bis heute ‒ wenn ich von
wenigen, mir menschlich nächsten, allem
Wesenhaften nüchtern zugewandten Freun‐
den allenfalls absehen will, gewiß
noch
nicht begegnet! ‒ Es wäre auch unbilliges
Verlangen, wollte ich die dazu nötige, jedes
Einzelgebiet, das hier in Betracht käme, ein‐
dringlich beherrschende, unbeirrbar sichere
geistige
Tatsachenkenntnis von Menschen
erwarten, denen mein Lehrwerk ja gerade
erst unumstößliche Urteils-
Sicherheit und
nicht mehr zu zerstörende
Gewißheit durch
seine Ratschläge
bringen kann, falls das
Erwachenwollen der Seele schon empfunden
wird, und der zu Erweckende die dazu nötige
innere Reife aufweist.
.Mein geistiges Lehrwerk wird sich über‐
all dort als unentbehrliche, aus dem Ewigen
kommende
Lebensförderung selbst bestä‐
tigen und beglückend auswirken, wo man
seine Offenbarungen
begrüßt, weil sie be‐
reits
innerlich ersehnt und herbei‐
gewünscht worden sind.
.Wo man aber durch die jedes lichte Er‐
kennen abschnürende Meinung gefesselt ist,
man
habe schon längst alles, was man
brauche, oder man habe am Ende gar
kein
Bedürfnis mehr nach dem, was
ich der heutigen Welt aus dem ewigen
Geiste zum Aufnehmen heranzubringen
wußte, dort wird man
unvermeidlicher‐
weise eines Tages erfahren, daß man doch
einer Torheit erlegen war, die man sich
alsdann kaum noch zu verzeihen wissen
wird und nur sehr ungern von anderen er‐
kannt sehen dürfte.
.Man wird sie nur leider dann erkannt
sehen
müssen, da es auch Menschen gibt,
die ihr
nicht erliegen!
.Ich bin zwar der Bezeuger dessen, in
dem ich lebe, und weiß daher nur zu gut
von so mancher folgefordernden Notwendig‐
keit, um die sonst keiner wissen kann, aber
ich vermag wahrhaftig nicht, ewigkeitsbe‐
stimmte Gesetze an ihrer unerbittlichen
Auswirkung
zu hindern. Mir ist es unter
bestimmten Umständen möglich, Geschehens‐
abläufe, die nicht von aller Ewigkeit her
ihre
Notwendigkeit in sich tragen, sondern
ausschließlich durch zeitlich entstandene Im‐
pulse die Anregung zu ihrem Ablauf emp‐
fangen,
vom ewigen Geiste her, fördernd,
leitend und segnend,
zu ihren Gunsten zu
beeinflussen, welcher „Einfluß” allerdings
nur aus dem Geiste der Ewigkeit her seine
Direktiven empfängt. Ihnen allein sind die
von mir ausgehenden geistigen Kräfte unter‐
stellt.
.Wollte man mir auch ‒ im Stile früherer
Zeiten gesprochen ‒ „alle Königreiche der
Erde” anbieten, so wäre ich doch nicht in
der Lage, einen Wunsch zu erfüllen, der
meinen geistigen unausweichlichen Anwei‐
sungen zuwider ginge, die gänzlich unberührt
bleiben von allen Wünschen, Sympathien
oder Antipathien meines erdkörperlichen
Daseins!
.Das alles sind meinetwegen „merkwür‐
dige”, keinesfalls aber leicht verstehbare
Dinge, ‒ doch bin ich weder in der Lage,
sie abzuändern, noch etwa, sie leichter ver‐
stehbar zu machen. Es handelt sich hier um
Unabänderliches! Seher, Philosophen und
Dichter haben sich wahrlich nach Kräften
abgemüht, hinter die Geheimnisse der Wirk‐
lichkeit zu kommen, aber diese Geheimnisse
liegen für die sehende Seele, strahlend aus
sich selber, im Geistigen
ganz offen vor
aller Augen, nur ‒ sind leider die geisti‐
gen Augen des Erdenmenschen unvermeid‐
licherweise „blindgeboren”!
.Um sie
sehend zu machen, mußte mein
geistiges Lehrwerk erwachsen, dem ich zwar
pflichtgemäß kundiger Former wurde, das
ich aber in keiner Hinsicht meinem Ver‐
gänglichen zurechne oder etwa für mich als
Bewertungsfaktor
meiner irdischen Per‐
sönlichkeit in Anspruch nehme, obwohl
diese nun auch im Bewußtsein untrennbar
meinem Ewigen zugehört. Aber
Ewiges will
nicht in irdische,
konventionell gültige
Münze umgewechselt werden!
.Ich „nenne” mich ja auch nicht aus Will‐
kür ‒ wie ein Pseudonymus ‒ Bô Yin
Râ, sondern
bin aus ewigem Sein, was
diese sieben Buchstaben oder drei Silben
im Diagramm geistig darstellen,
substan‐
tiell im Ewigen! Ob man sich allerdings
das, was hier gemeint ist, wirklich und
als
Wirklichkeit vorstellen kann, erscheint mir
recht ungewiss. Eine Vorstellungshilfe bietet
allenfalls die Tonkunst in der Unterschei‐
dung zwischen dem in Notenzeichen
ge‐
schriebenen und dem schwingenden, als
Klang zum
Tönen gebrachten Akkord, ‒
wenn auch dieser Vergleich nur sehr vor‐
sichtig gebraucht werden darf. Dem wenigst
entwickelten Sprachgefühl schon sollten aber
diese drei Silben wahrlich mehr sagen, als
alle „Erklärung” je sagen könnte, denn hier
sind Laute: ‒
Lebensträger!
.Wem das alles etwa „zu phantastisch” er‐
scheint, den bitte ich inständig, sich von
den Schriften meines Lehrwerkes
fernhalten
zu wollen! Er würde ihm sicher ‒ und viel‐
leicht in aller guten Meinung ‒ Inhalte zu‐
schreiben, die ihm so fern wie nur möglich
sind. Ich habe Entsetzliches in dieser Hin‐
sicht erlebt und kann es durch deutungs‐
lüsterne Vielbelesene immer noch erleben,
aber ich vermag dennoch dort nicht zu
ver‐
urteilen, wo nur wirkliche
Unkenntnis
der vorausgesetzten unerläßlichen geistigen
Einsichten den Ahnungslosen, der sich viel‐
leicht gerade für besonders unterrichtet hielt,
zu grotesker Ausdeutung meiner Worte ver‐
führte.
.Wohl aber
muß ich mich zu schärfster
Verurteilung entscheiden, wo meine
War‐
nungen, trotz aller Fähigkeit, sie zu ver‐
stehen, einfach nicht
beachtet wurden. ‒
Wer sich um diese so nötigen Warnungen
nicht kümmert, der
verdient nichts anderes,
als von jedem, die psychologische Urteils‐
losigkeit seiner Mitmenschen ausnützenden,
pfiffig „frommen”, zielbewußten Schläuling
oder von gleichwertigen spiritistischen „Le‐
muren” gefoppt zu werden! Auch das, was
so viele bewußte oder unfreiwillige „Spiri‐
tisten” ihren „Schutzgeist” oder „Führer”
nennen, ist Ausgeburt übler Täuschungslust
aus der unsichtbaren
physischen Welt, ‒
soweit es nicht selbsterzeugter Schemen phan‐
tastischer Selbsttäuschung ist.
.Wer aber gar nach allem, was er in meinen
Schriften lesen darf, noch glaubt, er könne
etwa schon zu meinen Lebzeiten oder doch
bald nachher
außer dem, der
in mir sich
selbst zum Bekenntnis wurde, einem „Leuch‐
tenden des Urlichtes”, ‒ oder
außerhalb
strengstens zurückgezogen lebender, ver‐
borgener Kreise asiatischer Religionen, auch
nur dem
niedersten wirklichen „
Ein‐
geweihten” in die auch heute noch leben‐
digen „Mysterien” begegnen, den muß man
allerdings weder bedauern noch stören. Möge
er durch den
Verbrauch des Trüben zur
Klarheit gelangen! Die meisten, ihrer Ur‐
teilskraft niemals mißtrauenden Menschen
machen sich keine Vorstellung davon, welche
platt niedrigen und geradezu „satanischen”
Willenskräfte am Werke sind, nur um vor
allem die so Selbstsicheren und daher weit‐
aus mehr, als sie ahnen, ‒
Ahnungslosen
‒ durch Befriedigung ihres naiven Selbst‐
bestätigungsverlangens schonungslos aus dem
Unsichtbaren her zu hintergehen, oder in
der Sichtbarkeit, um finanzieller Ausbeu‐
tung willen, wie auch zu manchen anderen
Zwecken, sich hörig zu machen!
.Wer mein geistiges ‒ in einem anderen
Sinne genommen: ‒ „geistliches” ‒ Lehr‐
werk „verstehen” lernen will, der wird ihm
von innen her nahekommen müssen und
keinesfalls glauben dürfen, daß er von
außen
her sich ein Urteil darüber zu bilden ver‐
möge. ‒
.Sein Gehirnverstand vermag ihn jedoch
sehr sicher aufzuklären, sobald ihm einer
der tausenderlei unverantwortlichen Seelen‐
fänger aus der sichtbaren oder auch unsicht‐
baren Welt auf seinem Lebenswege unver‐
mutet gegenübersteht, und bei ihm probiert,
aus menschlichem seelischen Suchen „Kapital
zu schlagen”, mag es sich auch vielleicht zu‐
weilen nicht einmal um klingende Münze,
sondern um die Befriedigung des „Geltungs‐
bedürfnisses” eines Menschen handeln, der
anders seine „Minderwertigkeitsgefühle”
nicht loszuwerden vermag, oder um die bloße
Jagdlust eines
unsichtbaren Seelenjägers,
wie sie mein Lehrwerk ja genügend charak‐
terisiert. Die weitaus meisten Opfer aller
dieser Verderber hätten sich selber bewahren
können, wären sie nicht zuvor ihrem eigenen,
gerne gehegten Aberglauben anheimgefallen,
wodurch sie alles Unterscheidungsvermögen
bereits verloren hatten.
.In den zweiunddreißig Einzelstücken
meines geistigen Lehrwerkes finden sich:
Lehre,
Bericht und
Ratschlag in leben‐
diger Vereinigung. Von den ersten Worten
an, die ich im Druck erscheinen ließ, habe
ich offen bekannt, daß es mir um anderes
geht als etwa um die Darbietung irgend‐
welcher ‒ vielleicht durch Nachdenken oder
geistige Erleuchtung ‒ gewonnener „Über‐
zeugungen”, die, als nur private Meinung,
mich gewiß nicht zur Mitteilung veranlaßt
hätten. Ich habe niemals verhehlt, daß die
Lehre, die durch mich in meiner Mutter‐
sprache Gestaltung fand, viele Jahrtausende
altes Erbgut einiger weniger, ihrem ewigen
Sein bewußt geeinter Erdenmenschen ist,
die jeweils zu ihrer Zeit, verhüllt, in Ver‐
borgenheit, als Leuchtende des ewigen Ur‐
lichtes ihre ihnen zubestimmten Erdentage
erleben. Ich habe immer wieder bekannt,
daß aller Bericht über die Struktur des
ewigen geistigen Lebens, den ich zu geben
vermag, aus meinem eigenen, mir irdisch
bewußt gewordenen urewigen Leben im
Lichte des sich selbst erlebenden ewigen
Geistes hervorgeht, und daß die von mir
erteilten Ratschläge oder Weisungen nicht
primär
von mir ‒ dem irdischen Verkünder
‒ stammen, sondern in ganz bestimmten
Forderungen begründet sind, die sich un‐
abänderlich aus der Struktur geistig sub‐
stantiellen Lebens ergeben, das nur in sich
aufnehmen kann, was aus ihm hervorging,
und
nur dann, wenn das voreinst von seinem
Lebensgrunde Hinwegstrebende wieder mit
allen Kräften ihm
zustrebt.
.Bei denen, für die mein geistiges Lehr‐
werk
bestimmt ist, wird die möglicherweise
vorhandene anfängliche „Fremdheit” in glei‐
chem Grade von innerster Vertrautheit ab‐
gelöst, in dem das Empfindungsvermögen
sich öffnet für mein geistiges
Leben in meinen
Schriften.
Nicht Bericht und Weisung sind
die höchsten Werte dieses Lehrwerkes! Über
alledem steht sein übertragbarer Inhalt an
wirklichem ewigen geistigen Leben, das
ich meinen Worten mitgegeben habe, damit
es der Empfindungsfähige erlangen könne.
Nicht durch Denkarbeit, sondern durch Ein‐
fühlung und
Aufnahme in sein eigenes
Leben!
.Das, von dem ich als von uraltem „Erb‐
gute” spreche, ist irdische
Tradition der
Offenbarungsform, gründet aber letztlich
im Erlebenkönnen substantiellen geistigen
Lebens. Es handelt sich da um das irdisch
bewußt gewordene, in ewiger Dauer sich un‐
ausgesetzt erlebende
Leben des ewigen
lebengebenden Geistes, von dem keiner
künden
kann, der nicht unermeßliche Zeiten
vor seiner irdischen Inkarnation in ihm be‐
reits
seiner selbst bewußt gewesen war!
Alle Erkenntnis der bewunderungswürdig‐
sten irdischen Gehirne war und ist nur
ein
Spiel mit Spielmarken, gegenüber der
vollwertig reinstes Gold greifbar dar‐
bietenden Einsicht, die
wirkliches Erleben
ewigen Lebens den Wenigen aller Zeiten
eröffnet, die aus ihm künden
können!
.Ich vermag es nicht zu ändern, daß ich
für diese Zeit und auf recht zahlreiche Jahr‐
hunderte hin der einzige der hier Gemeinten
auf dieser Erde bin, dem Offenbarung seines
geistigen Wissens aus eigenem ewigen geisti‐
gen Erleben, nicht nur vom ewigen Geiste
her „erlaubt”, sondern zur heiligsten Auf‐
gabe des Erdenlebens zubestimmt ist.
Täu‐
schern freilich wird man gewiß immer, und
so auch in Zukunft begegnen, denn sie fehlen
zu keiner Zeit auf Erden und finden immer
wieder ihre Hörigen.
.Um keinerlei Irrtum irgendwo irgend‐
welchen Raum zu lassen, muß ich hier noch
eindeutig sagen, daß
sämtliche in dem
meinem geistigen Lehrwerke zugehörigen
Buche: „Welten”, sowie in der im Buch‐
verlag der Kunstanstalt Franz Hanfstaengl,
München, erschienenen Monographie: „Der
Maler Bô Yin Râ” teilweise zu
farbiger Re‐
produktion gelangten oder auch in Schwarz‐
druck wiedergegebenen „
geistlichen Bil‐
der”, ‒ die in künstlerischem Ringen um
das gegebene Problem, aus dem wachen Er‐
leben der Struktur innerster,
alle Kräfte
der Seele erschütternder Gestaltungs‐
welten im ewigen Geiste Gottes hervor‐
gingen, ‒ ohne Ausnahme, untrennbar
meinem geistigen Lehrwerke einver‐
woben sind. Das gilt natürlich auch von
den
nicht reproduzierten Originalen, soweit
die privaten Besitzer die geistigen Kräfte
verlangen, die in diesen Bildern leben.
.Für die
Vorstellungswandlungen, die
zur Aufnahme des konkreten geistigen
Le‐
bens in meinen Lehrschriften unerläßlich
sind,
können diese Darstellungen geistiger
Welten mit den Mitteln der Farbe und Linie
den Aufnahmefähigen sogar
sehr Erheb‐
liches gerade dort bedeuten, wo das Wort
der Sprache seine Grenzen gezogen sieht,
auch wenn nicht nötig ist, jede Darstellung
zu kennen. Ich fand das durch Menschen
aller Bildungsgrade, ‒ die aus meinen
Worten geistig „
leben” lernten, ‒ deutlich
bestätigt.
.Die „Wurzeln” unseres geistigen und ‒
irdischen ‒
Lebens sind nun einmal ganz
anders gestaltet, als das nach
allen religiösen
und philosophischen, zu Gemeingut gewor‐
denen Lehren
angenommen wird! ‒ Hier
ist die dringlichste
Umformung der bis‐
herigen Vorstellungsinhalte nötig, wenn der
irdische Mensch sich ein auch nur halbwegs
der Wirklichkeit nahekommendes Wahr‐
bild schaffen will, an dem sein ohnehin vor‐
erst bestenfalls nur „ahnendes” Erkennen
sich erfaßbaren, gesicherten Halt zu erwirken
vermag. Hier muß die Haftung am „Her‐
gebrachten” wahrlich überwunden werden,
will man die
wirklichen Werte heben, die
das Überkommene in sich verbirgt! ‒
.Ich muß aber ernstlich daran erinnern,
daß ich niemals um „Gläubige” geworben
habe oder gar „Anhänger” zu gewinnen
suchte! Wenn der in den Schriften meines
geistigen Lehrwerkes Lesende meinen Worten
glaubt, so wird das
für ihn selbst gewiß
bedeutsam sein, aber ‒ er soll seinen
Glauben nicht wie ein „Geschenk” bewerten,
das er mir darbringen zu können meint!
Die authentische Wirklichkeitsentsprechung
meiner Lehrworte über die Struktur des
ewigen Geistes kann weder durch den in‐
brünstigsten Glauben
verherrlicht, noch
durch Unglaube, Behinderung, Kritik oder
Bekämpfung
herabgemindert werden! Ich
habe zu keiner Zeit nach menschlicher „Zu‐
stimmung” gestrebt, weil ich nichts lehrte,
was ihrer hätte bedürfen können, und noch
unermeßlich weit ferner lag und liegt mir
jedes Erstreben irgendwelcher eigenen irdi‐
schen „
Macht” ‒ sei es auch nur der so
zeitbedingten und ganz im Vergänglichen
wurzelnden Macht, Menschen von der Wahr‐
heit eigener Worte zu überzeugen! Ich will
nicht, daß man mir „glaube”, sondern lehre,
wie man
sich selbst geistige Gewißheit
schaffen kann. ‒ Das ist alles, was ich zu
geben habe!
.Denen, die in einer irrigen Beurteilung
meines Erdenwerkes befangen, sich von einer
persönlichen Begegnung noch mehr verspre‐
chen, als was sie von mir in meinem Lehr‐
werk erhalten haben, muß ich leider sagen,
daß ich ihnen im Gespräch
keinesfalls auch
nur entfernt das zu geben haben würde,
was ich in meinen Büchern aus dem Geiste
Gottes gab, ‒ in ihm allein bewußt und
durch ihn allein bestimmt! Man muß hier
resolut eine sehr scharfe Trennungslinie
ziehen zwischen allen Menschen, die sich
des Buchdrucks bedienen, um ihre Gedan‐
ken darzulegen oder über ihre Gefühle zu
reflektieren, ‒ und mir, der
aus dem
Ewigen spricht und seine Worte zu Trägern
seines eigenen ewigen
Lebens werden ließ.
Man muß in heller Nüchternheit sich klar
darüber sein, daß ich in das Leben dieser
Erde mein urewiges Erbe mitgebracht
habe, ‒ nicht erst das Geistige in mir durch
irdisches Suchen erlangte. Wer den Worten
meiner Bücher begegnet, der empfängt alles
Geistige und alles Persönliche, was in
mir auf dieser Erde lebt! Meine leibhafte
Gegenwart hätte ihm das niemals vermitteln
können. Überdies bin ich kaum in der Lage,
auch nur die mir allervertrautesten Menschen
dann und wann bei mir sehen zu können,
aber außerstande, statt dessen etwa mir un‐
bekannte Besucher zu empfangen. Ebenso‐
wenig ist es mir möglich, durch Briefe
privaten Rat zu erteilen, oder gar private
Kommentare meines Lehrwerkes zu formu‐
lieren, so erwünscht das auch Einzelnen er‐
scheinen mag, und für wie „wichtig” sie
auch ihre Fälle ‒ von ihrem Blickpunkte
her gesehen ‒ nehmen mögen. Anderes
und weitaus Nötigeres braucht nunmehr Tag
um Tag, aus dem Geiste gefordert, bis zum
letzten Atemzug meine erdhaften Kräfte, so‐
lange ich noch körperlich in diesem Erden‐
leben bin. Dieses „Andere” aber läßt
nichts
anderes zu!
.Was diese Worte in ihrer Gesamtheit
besagen, vermag nur ich selbst zu ermessen,
obwohl der Abschlußband meines geistigen
Lehrwerkes, „Hortus conclusus”, wahrhaftig
alles darüber berichtet, was in irdischer
Sprache sich zur Not berichten läßt. Dort‐
hin, wohin ich täglich gehen muß, mein
Werk zu wirken, das mir nunmehr noch
während des irdischen Leibeslebens geist‐
gewollt zu tun obliegt, dorthin kann ich
niemand mit mir nehmen. So kann ich denn
auch keinem zeigen, was meine Kräfte ferner
geistig, wie im irdisch Dinglichen braucht,
denn keiner kennt Beispielhaftes, das ich
ihm nennen könnte, um daran meine Worte
anzuknüpfen.
.Mein geistiges Lehrwerk ist eine nach Mög‐
lichkeit objektive Darstellung der Struktur
des ewigen Geistes, von seiner ihm fernsten,
dem Erdmenschen aber nächsten erdgemäßen
Bekundung bis zu seinem allerinnersten,
höchsten und heiligsten Sein in sich selbst.
„Nach Möglichkeit” objektiv will besagen,
daß absolute Objektivität nur im ewigen
Geiste selbst besteht, aber in sprachlicher
Darstellung unerbittlich und gegen alles
Wollen des Darstellenden, durch die unter
allen Umständen subjektiv bestimmte Art
seines Darstellungsvermögens zu einer re‐
lativen wird, was sich auch durch keine
Kraft des ewigen Geistes gänzlich verhüten
läßt. So gebe ich also das, was ich als einer,
der des Geistes ist, zu geben habe, in der
Darstellungsform, die mir in meinem Erd‐
menschlichen dargeboten ist, aber stets kor‐
rigierender bewußter Kräfte des ewigen
Geistes in mir selber bewußt. Der Vorgang
ist nicht ganz so einfach, wie er hier be‐
schrieben steht, und dennoch, in anderer
Hinsicht, zugleich von unmitteilbarer Ein‐
fachheit! Das Allereinfachste im substan‐
tiellen ewigen Geiste ist nicht mehr mit‐
teilbar, weil es
nichts anderes außer sich
bewußt bleiben läßt, von dem es bei der
Mitteilung zu unterscheiden wäre.
.Wie immer aber auch die sprachliche
Darstellung des Ewigen sich der
absoluten
Objektivität naturgedrängt enthalten muß,
so könnte doch niemals ein wirklicher Irrtum
sich dabei ereignen, denn was aus Ewigem
vernehmbar wird, bleibt ewiger Erkenntnis
eingefügt und ungeschieden von ewiger Wirk‐
lichkeit. Eben darum ist alle Rede über ewige
Dinge erfüllt mit Trug, wenn sie nicht aus
dem Munde eines Menschen kommt, der
selber vollbewußter geistiger Mensch ist in
dieser Wirklichkeit des einzigen Unver‐
gänglichen! Auch Religionen sind nicht
vor solchem Trug gesichert! Soweit sie aus
Irdischem Anstoß schaffen, schlafende Seelen
zu Zellen ewiger Liebe zu erwecken und als‐
dann in Glut und Inbrunst erwacht zu halten,
wie Kult und Gebet das vermag, sind Reli‐
gionen geistgewollte erdenhafte Bünde, die
nicht zu entbehren wären. Wo aber ihre
Diener das, was sie empfangen haben aus
der Wahrheit eines Wirklichkeitsbewußten,
unter andere und eigene Rede mengen um
ein Wissen darzustellen, das nur ein Worte‐
wissen bleibt, dort können die gleichen Re‐
ligionen zu allerärgsten Hemmnissen auf den
Wegen der Seelen werden! Es gibt keine
Religion auf Erden, die hier nicht der Selbst‐
reinigung bedürftig wäre, und am dringlich‐
sten ist diese Reinigung dort, wo man sich
derart vermessen konnte, daß man sich nicht
scheute, aus religiösem Urgut den Stoff zu
einer scheinbaren Wissenschaft zu machen,
statt ehrerbietig
hinzunehmen, was allein
Menschen „verstehbar” ist, die selbst als
Ewigkeitsbewußte leben in ewiger Wirklich‐
keit. Daß wahrhaftig solche Menschen jeder‐
zeit auf dieser Erde erstanden sind und er‐
stehen werden, kann freilich nur ein Mensch
bezeugen, der selber zu ihnen gehört! Als
solcher habe ich diese bis zur Identität ge‐
hende Vereinung Gleicher, aus dem Geiste
her aller Menschheit bewußtseinsnahe zu
bringen gesucht durch das Wort!
.Ich habe die mir untrennbar Geeinten
gleichnishaft als im Geistigen geborene
„Brüder” bezeichnet, in Analogie mit dem
irdischen Begriff, der männliche Menschen
aus gleichem Elternblute meint. Kein Ver‐
gleich, den die Erde bietet, wäre jedoch
hin‐
reichend, um die vollkommene Einung in‐
dividueller Geister begreifbar zu machen,
die real vollzogen ist in des Urlichtes Leuch‐
tenden. Am allerwenigsten darf man den
von mir schließlich gewählten auf die „Men‐
talität” irdischer Brüder aus dem gleichen
Elternhause beziehen, denn ausschließlich
nur auf
das gleiche Blut bezogen, wird er
von mir gebraucht! Irdischer Leibesursprung
aus gleichen Wurzelstämmen, soll
zum Bilde
dienen für eine ewige
geistige Herkunft in
der
geistigen Welt. Seinem Inhalt nach ihr
inkommensurabel und darum aufs schärfste
von ihr geschieden, bleibt mein Vergleich von
aller Gepflogenheit, nach welcher Menschen,
die gleiche Ziele erstreben, sich auf Grund
gedanklicher Zustimmung oder gleicher Ver‐
pflichtung „Brüder” nennen!
Jeder der Leuch‐
tenden des Urlichtes ist nicht nur Formung
gleichen ewigen Willens im substantiellen
göttlichen Geiste, sondern als solche Formung,
unbeschadet aller geistgewollten Unterschei‐
dungsmöglichkeit, dem Sein im Geiste nach
mit allen ihm Gleichgeformten substantiell
identisch.
.Genugsam habe ich wahrhaftig betont,
daß aus geistig gegebenen Gründen niemals
ein Mensch, in dem ein Leuchtender des Ur‐
lichtes sich darlebt, zugleich Diener oder
Leiter irgend einer irdischen Religion sein
kann. Auch der Meister von Nazareth war
wahrlich keines von beiden, was immer für
Worte sie ihm auch späterhin zugeschoben
haben, um sich selbst in dem neuen Glaubens‐
kreise nicht als überaltert zu empfinden. Es
ist törichtes Beginnen, nachdem man kaum
von denen erfahren hat, aus deren Mitte
ich spreche, alle Religionsbezirke der Welt
zu durchstöbern um innerhalb ihrer Gefilde
etwa Leuchtenden des Urlichtes zu begegnen,
denn die Leuchtenden des Urlichtes waren
weder Mysterienpriester noch Hierophanten,
und sind weder Verpflichtende noch im Ge‐
wissen Verpflichtete irgend einer Religion.
Nicht etwa, weil sie, ‒ die geistigen Er‐
wecker aller echten Religiosität, ‒ „Reli‐
gionsgegner” wären, sondern weil sie als im
ewigen Geiste Lebende, ewiger Ordnung
eingefügt sind, und Gesetze
überzeitlicher
Art befolgen! So mußte ich denn auch zur
Einsicht mahnen, wo ich die Meinung Ah‐
nungsloser Verwirrung stiften sah, die Leuch‐
tende des Urlichtes unter Brahmanen, Pun‐
dits, Sâdhus, Sannyâsins und Bikshus, unter
Lamas und ihren „Wiedergeborenen”, unter
Derwischen und Fakiren oder auch wirkli‐
chen „Yogis” verborgen glaubte. Auch jene
gehen nicht minder fehl, die vermeinen, sie
könnten sich aus den Tempeln östlicher Reli‐
gionen Begriffsbilder borgen, in deren Nim‐
bus etwa ein Leuchtender des Urlichtes ein‐
zubeziehen wäre. Alles das ist verwirrende
Sucht nach Bestätigungen der unkontrol‐
lierten Wunschträume einer phantastischen
Romantik! Man muß von alledem absehen
lernen, wenn man auch nur ahnungsweise
sich den lauteren, kristallklaren, firnen‐
frischen Regionen geistig nähern will, die
uns geistiger Seinsodem sind.
.Alle Einwirkung ewigen Geistes auf die
physische Gestaltung der Erde, ‒ alle Be‐
nützung dieser Gestaltung durch geistige
Kräfte der Ewigkeit, ‒ schafft Situationen,
die als Symbole sprechen. Es ist kein „Zu‐
fall”, daß die für die Aufnahme ewiger
Wellenströme und Schwingungen in ihrer
höchsten Potenz einzig vorhandene Stelle
auf diesem Planeten, hoch in der Region
seiner höchsten Berge liegt, mitten in Schnee
und Eis! Erdenmenschlichen Träumen läge
es weit näher, diese Kontaktstelle, die es
den lichten Kräften ewigen Geistes möglich
macht, die zähe düstere Erdaura zu durch‐
dringen, um durch das Innere der Erde die
Seelen der aus ihr lebenden Erdmenschen
zu erreichen, auf einer paradiesischen Insel,
mitten in lichtübergossenen südlichen Meeren
zu suchen, oder zum mindesten doch dort,
wo der physische Körper die seinem Leben
und Gedeihen gemäße Förderung findet.
Aber gerade die für ein Leben im physischen
Erdenkörper nötigen Voraussetzungen sind
in der meilenweiten Hochzone des inner‐
halb der ganzen Erdaura einmaligen Kraft‐
feldes, das hier gemeint ist, wahrhaftig nicht
gegeben. Menschlicher Impuls vermag hier
nur dann sich auszuwirken und die ihm
einmalig hier gebotenen Möglichkeiten zu
nützen, wenn er sich einem anderen Bewußt‐
seinsträger als dem physischen Körper an‐
zuvertrauen imstande ist: ‒ einem Bewußt‐
seinsträger, den die in diesem gemeinten
Erdraum gegebenen physikalischen Verhält‐
nisse meteorologischer Art in keiner Weise
behindern. Es ist aber beileibe nicht etwa
die Rede von der sogenannten „Aussendung
des Astralkörpers”, der hier noch rascher
aufgelöst würde als der alpinistisch genügend
ausgerüstete Außenmensch zum Erliegen
käme, der immerhin mit geeigneten Hilfs‐
geräten ähnliche Bereiche zu durchqueren
vermag! Der Vorgang, von dem ich rede,
erfolgt bei völlig klarem gehirnlichen Be‐
wußtsein durch einen im eigenen ewigen
Geiste geschehenden, unendlich sublimen
Auslösungsakt, und ist allein den Leuchten‐
den des Urlichtes möglich, gleichgültig, wo
sich der physische Körper befindet. Er darf
nur nicht vor einer Narkose oder irgend
einer sonstwie drohenden Betäubung und
Bewußtseinsverengung stehen, weil er dann
nicht mehr erwachen würde, sondern der
Seele verlorenginge durch sofortigen Tod.
Daher käme auch jeder „Trancezustand”
hier einem Selbstmord gleich! Leben im
Geiste kennt keinerlei „abgeblendete” Be‐
wußtseinszustände, sondern bewirkt viel‐
mehr
erweitertes Wachsein in
allen
Bewußtseinsreichen, zu gleicher Zeit!
.Die geistige Gestaltung des „Tempels der
Ewigkeit”, von dem ich in meinem Lehr‐
werk spreche, konnte nur an dieser einzigen
Stelle des Planeten erfolgen, die ich hier
nun nochmals charakterisierte. Von dieser,
durch ein feinstmaterielles Kraftfeld, das nur
ihr eigen ist, auch im Physischen überaus
bedeutungsvoll separierten Stätte allein, die
sich allerdings über einen gewaltigen Erd‐
raum hin erstreckt, vermag es ewiger Geist,
wieder mit den in die physische Erschei‐
nungswelt gefallenen Geistesfunken, die im
Menschen dieser Erde ihre Erlösung suchen,
in Vereinung zu gelangen. An dieser Stätte
ist auch die
absolute „Unio mystika” der
Erdenmenschen, in denen sich die Leuch‐
tenden des Urlichtes darleben, allein auf die‐
ser Erde erreichbar. Es versteht sich von
selbst, daß die geographische Bestimmung
dieser Stätte selbst den Menschen, in denen
sich die Leuchtenden des Urlichtes erleben,
versagt bleiben muß, da
das bloße Wissen
um die genaue erdräumliche Lage des Ortes
in menschlichen Gehirnen schon genügen
würde, um Schwingungen zu erzeugen, die
alle rein geistigen Impulse empfindlichst
stören, wenn nicht gänzlich an ihrer Auswir‐
kung hindern würden. Daß
die Impulse aus
dem ewigen Geiste ihren Weg durch
das
Innere der Erde nehmen, weil die Erdaura
durch den Menschen, infolge des Mißbrauchs
der in seiner Tiernatur ‒ im weitesten
Sinne ‒ gegebenen Möglichkeiten, grauen‐
haft verunreinigt ist, ‒ wurde ebenso Ur‐
sache der Symbolbildung: ‒ heilige Grotten
und Höhlen! ‒ wie das geistige Geschehen
selbst, ‒ das von hohen Bergen her erfolgt!
Die Erdaura, die wie eine über und über
beschriebene Schriftrolle angefüllt ist mit
den dunklen Zeichen des Erdenmenschen,
ist der tötende „Buchstabe”, während Geist
der Ewigkeit „lebendig macht” aus dem
Innern der Erde her, ‒ in die Erde ein‐
gedrungen an einer Stelle, an der die Erd‐
aura nicht durch den Menschen entheiligt
ist, und wie nirgends fähig, geistige Strah‐
lung einzulassen. Durch geistig gelenktes Ge‐
schehen war mir dieser im höchsten Sinne
heiligste Ort der Erde schon in meiner frü‐
hen Jugendzeit innerlich zugänglich gewor‐
den. Ich habe damals nicht geahnt, daß er
mir so sehr viel später dann jederzeit zu‐
gänglich werden würde, und ich verstand
noch weniges von dem, was ich heute weiß.
Ich fand mich nur, wenn man mich „holte”,
ohne jede Bewußtseinstrübung für meine
gewohnte Umgebung,
zugleich an dem so
fernen geheimnisvollen Erdort bewußt, aber
dort in einer unnennbaren erschütternd feier‐
lichen Glückseligkeit, und weinte nach der
„Rückkehr” heiße Tränen, wenn ich zur Be‐
fürchtung kam, daß ich vielleicht zum letz‐
tenmal „hingeholt” worden sei. Es folgten
dann auch tatsächlich viele Jahre, in denen
ich nicht im Traume mehr geglaubt hätte,
die gleiche Stätte könne mir jemals wieder
erreichbar werden. Das war bedingt durch
Entwicklungen mannigfacher Art, die ich erst
übersehen lernte, nachdem sie durchlaufen
waren.
.Gewiß ist es nicht das äußere Erleben‐
können unvergleichlicher hochalpiner Land‐
schaft, das uns hierherzieht, ‒ so gewaltig
auch der Eindruck dieser unzähligen Gipfel‐
pyramiden, Eisnadeln und Felswandschrof‐
fen, die hier aus einem Meere von unermeß‐
lichen Schneefeldern und Gletschern hervor‐
ragen, die Seele erregt. Es erfolgt ja eine
Übertragung dessen, was dem physischen
Auge wahrnehmbar wäre, fände es sich an Ort
und Stelle, in die fernen Gehirnregionen des
physischen Körpers, die normalerweise Au‐
geneindrücke zu Bewußtsein bringen! Wer
in seinen jungen Jahren, wie es mir geschah,
Äquivalente zu allen diesen Eindrücken,
wenn auch nur in alpinen Gebieten erfahren
hat, die sich hier als Vergleichsobjekte nicht‐
einmal nennen lassen, dem ist es freilich wie
ein unbegreifliches Wunder, wenn er hier mit‐
ten im Toben der Elemente auch zu einem
Erleben kommt, das ihn vernichtet hätte,
wäre es körperlich zu erleben gewesen.
Aber das alles ist ja wahrhaftig nicht Grund
unseres gemeinsamen Erlebens in dieser Re‐
gion! Die geistigen Träger unseres Bewußt‐
seins sind vielmehr nur darum hierher diri‐
giert, weil wir nur von hier aus bewirken
können, was uns aufgetragen ist. Um was
es sich da handelt, ist in meinem Lehrwerk
oftmals beschrieben. Ich möchte nur in dieser
Eisregion gar zu gerne zuweilen einen der
Philosophen neben mir haben, ‒ von denen
der Antike bis zu denen neuester Zeit, ‒
aus deren gedanklichen Spekulationen sich
alle Vorstellung vom ewigen Geiste bis auf
diese Tage nährt. Wie würden diese wahr‐
haftig zu verehrenden Männer, deren Namen
jedem Gehirnanbeter als geheiligt gelten,
bestätigt durch die Unfehlbarkeit ihrer Ge‐
dankenschlüsse, vor der Wirklichkeit des
Geistes erbeben und in sich zusammensinken,
gerade weil ihre Ehrlichkeit es nicht ertragen
könnte, nunmehr noch aufrechtzuerhalten,
was sie vor solchem Erleben stets besten
Glaubens für die gedanklich gesichertste
Erkenntnis hielten! Es ist wahrhaftig etwas
anderes, ob man sich mit einem „ewigen
Geiste” zufrieden gibt, der nur Produkt
der körperlichen Gehirnzellen und ihrer
ihnen gemäßen Erregung ist, oder ob man
den unvorstellbar gewaltigen wirklichen
ewigen Geist in seiner Allgewalt am Werke
sieht, wie er sich selbst wieder seinem Ge‐
bilde mitteilt, das gleichsam im „Leerlauf”
sich unvermeidlich zugrunde richten würde,
könnte es nicht neuer Einung mit seinem
Ursprung, aus einer nun aufs neue geistkraft‐
erfüllten fluidischen Substanz des Erdpla‐
neten her, teilhaftig werden.
.Die Allgewalt der Wirklichkeit ewigen
Geistes bleibt allen erdmenschlichen Defini‐
tionen unerreichbar.
Der „Geist”, der sich
erdenken und durch Gedanken bestimmen
läßt, existiert nur in den Gehirnen die ihn
erdacht haben und in denen, die das Er‐
dachte nachzudenken trachten.
Wenn auch
alles Irdische ‒ einschließlich des „Fürsten
der Finsternis”, von dem Jesus sprach ‒
nur
geistfernste physikalische
Projektion
von Reflexwirkungen
wirklicher Geistes‐
kraftstrahlungen ist, so finden sich dennoch
in der physischen Welt Fährten zu der
Wirklichkeit ewigen Geistes. Man findet
sie überall, wo unsichtbare aber urgewaltige
bloße Naturkräfte schon die erstaunlichsten
Vorgänge und Veränderungen innerhalb der
physikalisch faßbaren Formenwelt hervor‐
bringen durch ihre bloße Manifestation.
Solcher Manifestation
ähnlich ‒ wenn
auch keineswegs gleich ‒ muß man sich
die Einströmung des
wirklichen ewigen,
substantiellen göttlichen Geistes vorstellen,
wenn man als Erdmensch endlich aus jahr‐
tausendealtem gedanklichen Irren wieder zu
einem fühlenden Vorahnen des
Wirkli‐
chen gelangen will, das in menschlich er‐
faßbare, fühlbare Form gewandelt, im Men‐
schen dieser Erde erlebbar werden kann!
Wandlung in solche menschenfaßbare Form
zu bewirken, ist Trachten und Tun der im
ewigen Urlichte Leuchtenden.
.Wo immer auf der ganzen Erde echte
Religiosität nach dem ewigen Ziele des Men‐
schen strebt, dort wird der suchenden oder
gläubig verehrenden Seele Hilfe, Trost, Er‐
leuchtung und Führung durch die dazu be‐
stimmten Leuchtenden des Urlichtes aus dem
Geiste Gottes zuteil, von dieser heiligsten
Stätte der Erde her. Darum sagte ich bereits
im Buch vom lebendigen Gott, daß „die ver‐
borgenen geistigen Helfer weiter führen als
nur zu jenen Himmeln, die jede Zeit sich
erschuf als Auswirkung ihres frommen Seh‐
nens.” Freilich ist der Leuchtenden Hilfe und
innere Lenkung gänzlich unabhängig davon,
ob der Mensch, der sie empfängt, von dieser
Instanz innerhalb der Struktur des ewigen
Geistes etwas vernommen hat oder nicht. Da
es jedoch für zahlreiche Menschen Zeit dazu
geworden war, daß sie Authentisches darüber
erfahren sollten, mußte ich, als der einzige
dazu Befähigte unter den mir Geeinten, der
Wirklichkeit die ihr gemäßen Worte sprechen
und mein geistiges Lehrwerk bringen. Nicht
ohne Bedeutung war hierbei, daß ich zugleich
der einzige Mensch des Abendlandes unter
ihnen bin. Sollte die Offenbarung wirkliche
Hilfe bringen, so mußte einer sie formen,
der europäisches Denken und seine Schwierig‐
keiten geistigen Dingen gegenüber aus ei‐
gener Erfahrung von Jugend auf kennt. Wie
ich aber das im Johannesevangelium verkün‐
dete Wort Jesu, ‒ allerdings weitab von aller
kirchlichen Lehrmeinung, ‒ nunmehr auf
meine Erscheinung in der Welt bezogen,
auf Grund der Struktur des Lebens im ewigen
Geiste,
wiederholen darf: „Wer mich sieht,
der sieht auch den Vater!” ‒ den ewigen
geistigen Vater in dem ich lebe, ‒ so muß
ich zugleich sagen:
Wer meine Worte ver‐
nimmt, der empfängt auch die Worte der
mir im Ewigen Geeinten!
.Die auf dieser Erde dem Bewußtwerden
geistiger Erleuchtung zustrebenden Men‐
schen bilden sehr verschiedenartige und ver‐
schiedenwertige Kategorien. Mit
keiner
dieser, der Mehrzahl nach schon
unterein‐
ander inkommensurablen Kategorien see‐
lisch Suchender, die gewiß vom Geiste her
„gefunden” werden können, wenn sie so zu
suchen wußten, wie es der ewige Geist aus
seinem eigenen Leben heraus erheischt, dür‐
fen etwa die Leuchtenden des Urlichtes ver‐
wechselt werden, die eben das von aller
Ewigkeit her sind, was ihre zum ewigen
Geiste strebenden Mitmenschen in einer für
sie erfaßbaren Form zu erreichen suchen.
Die „Schulung”, die auch der vergänglichen
erdgeborenen Erscheinung eines im Urlichte
Leuchtenden nicht erspart werden kann, ist
nicht auf das Finden eines gesuchten Zieles
gerichtet, sondern auf das irdische Aufneh‐
men dessen, was aus dem Ewigen „mitge‐
bracht” wurde und ‒ vorerst sich dem Ver‐
stande durchaus versagend ‒ in dieses ir‐
dische, vergängliche Dasein Eingang fand.
Auch ich mußte lange genug solche Schulung
erleiden!
.Das im ewigen Geiste mir zur Formung
vertraute Lehrwerk, dem ich jahrzehntelang
diente, will die aus seinen geheiligten Schätzen
Schöpfenden nicht etwa ‒ wie manche aus
ihnen zu meinen scheinen ‒ zu einer ab‐
sonderlichen oder gar überheblichen Haltung
dem irdischen Leben gegenüber führen, son‐
dern vielmehr zu wahrer Liebe dieses, nur
dort, wo es die Liebe nicht trägt, der Seele
oft allzuschweren Lebens! Um es tragen und
ertragen zu können, bedarf der Mensch dieser
Hilfe der Liebe, und um solche Hilfe zu er‐
langen, muß er der Liebe aus sich selber
Nahrung bieten, Tag um Tag. Er muß sich
selbst zum seelischen Entbrennen bringen,
damit die Liebe in ihm nicht friert und in
Frost erstarrt. Sehr ungleich dem, was in
der tierhaften Natur tierhafte Form der
Liebe ist und wahrlich keine Entfachung
des Glutbegehrens verlangt, bleibt die hohe
Liebe der ewigen Seele scheu und verhalten,
solange der Mensch in sich nicht den Willen
erweckt, ihr Nahrung und Erwärmung zu
schaffen. Das triviale Allerweltswort, daß
man sich zur Liebe „nicht zwingen” könne,
mag gerne gelten in allen Lebensbereichen,
die letztlich aus Trieben der Tiernatur ihre
Bewegung erhalten. Für die hohe
seelische
Form der Liebe gilt es
nicht! Hier ist der
Mensch vielmehr fähig, selbst da noch Liebe
empfinden zu können, wo alles tierhaft Be‐
dingte in ihm sich auflehnt und widersetzt.
Wo der
Wille die hohe seelische Form der
Liebe
will, dort hält ihm
kein körperlich
erzeugter
Widerwille stand!
.Der Wille
will aber noch nicht die
hohe, seelische Form der Liebe, solange ein
Mensch noch meint, es bedürfe erst außer‐
ordentlicher Ereignisse, damit er Liebe
wol‐
len könne. Nur im gewöhnlichen Lebens‐
ablauf des nicht übersteigerten Alltags gedeiht
der Wille, der den Menschen in seiner Seele
Liebe
wollen lehrt! Keine menschliche Be‐
ziehung im Alltag ist zu unbedeutend, als
daß sie nicht den Willen zur Liebe wecken
könnte, ‒ zur Liebe in ihrer rein
seeli‐
schen Form, die sich selbst die Möglich‐
keiten schafft im Tun und Lassen, durch die
sie zur Auswirkung kommt.
.Mit sich selbst muß der Mensch anfangen,
denn an sich selber kann er am besten die
Anfangsgründe des nicht instinktgefesselten
seelischen Liebenkönnens lernen! An sich
selber wird er am ehesten entdecken, wo ihm
der seelische Liebeswille mangelt, und was
zu tun ist, um diesen Mangel auszugleichen.
Ist die Einsicht bis dahin gelangt, dann weiß
sie schon leichter den seelischen Willen zur
Liebe für die Menschen des leiblich und
seelisch
nächsten Kreises zu erwecken,
und ist sie hier erst
seiner sicher geworden,
dann wird sie weiter und weiter wirken, so
daß der Liebe Wollende zu einem Helfer
aller wird, die seine Lebenswege im weite‐
sten Alltag kreuzen.
.Wer das Lehrwerk, dem ich die Form
gab, nur wie eine Fundgrube sonst nicht
erreichbarer Erkenntnisse auswühlt, der
hat noch nicht entdeckt, daß es nur Men‐
schen gegeben ist, die durch ihren Willen
mit allen Kräften zu Liebenden ewiger Liebe
geworden sind. Ihnen erst kann es sich ganz
erschließen. Auch denen wird es nicht dauernd
unerschlossen bleiben, die, von irgend einer
seiner Darstellungen ausgehend, sich selbst
davon überzeugen, daß es für die Seele
notwendig ist, ewige Liebe empfinden zu
wollen, wenn sie jemals in dieser Liebe
selbst ihre Erlösung finden soll, zu der
ihr jedes Einzelstück meines geistigen Lehr‐
werkes den Weg zeigt. Es handelt sich also
darum, zu begreifen, daß alle Beschäftigung
mit meinen Lehrworten, alles Durchforschen
der in ihnen gegebenen Offenbarung und
alle Zustimmung ganz gleichgültig ist, wenn
die hier Suchenden nicht vor allen Dingen
danach trachten, Ausübende ewiger Liebe
zu werden und als Liebende der Tat sich
dem ewigen Geiste zu eigen zu geben in
ihrem Willen! Ich muß aber sehr vor einer
Art Bekundung vermeintlicher „ewiger
Liebe” warnen, die nichts anderes ist als
eine Ausdrucksweise der Selbstgefälligkeit,
oder aber gar der scheelsüchtigen Furcht,
man könne am Ende die ewige Glückselig‐
keit anderen überlassen müssen, ohne selbst
daran teilzunehmen, wenn man solche schein‐
heiligen Liebesäußerungen unterlassen hätte.
Im Geistigen ist es auch dem raffiniertesten
Charlatan unmöglich gemacht, zu betrügen,
und keine „fromme” Gebärde kann hier die
Täuschung bewirken, die ihr im irdischen
Außenleben doch allzuleicht gelingt! Man
darf aber auch anderseits nicht glauben, das
irdische Leben sei von den dieses Lebens
Müden verleumdet worden und die Abfin‐
dung mit diesem Leben sei für alle, die an
ein
ewiges Leben glauben, nur ein Kinder‐
spiel! Das zeitliche Leben ist dem irdischen
Menschen wahrhaftig nicht leicht gemacht!
Er stammt aus einer dem Irdischen durchaus
inkommensurablen Region und findet sich
nun in eine Welt der tierhaften Instinkte
und Triebe verhaftet, die seiner geistigen Art
in jeglicher Weise unangemessen ist. Kein
Wunder, wenn Irrtümer, Fehler und trieb‐
haft bestimmte irrige Entscheidungen für
den Erdenmenschen unvermeidlich sind!
.Man hat das alles wohl „Sünde” genannt,
aber: ‒ Sü
nde ist nur dort vollzogen, wo
der Mensch im vollen Bewußtsein der gei‐
stigen Verwerfung seines Tuns, dennoch un‐
bekümmert tut, was ihm gefällt. Dieser Tat‐
bestand aber ist nur in den allerseltensten
Fällen unentschuldbar gegeben, und weitaus
häufiger glaubt sich der Erdenmensch der
Sünde schuldig, wo er nur die Kraft nicht
in sich zu fassen vermochte, die ihm ge‐
holfen hätte, allem tierhaft bedingten Trieb
entgegen, nach seiner höchsten seelischen
Entscheidung zu handeln. Ja, ich kannte
eine bejahrte christlich-fromme Frau bäuer‐
licher Herkunft, die sehr gerne lachte, aber
jeden Ausdruck spontaner Fröhlichkeit gleich‐
sam „rückgängig” zu machen suchte durch
den Ausruf: „Gott verzeih' mir mein' Sünd'!”
‒ Soweit kann die Sündfurcht auch die
prachtvollsten Gestalten dieses Erdenlebens
bringen, denn diese Frau war meine leib‐
liche Mutter und sie hätte keinen geringen
Platz eingenommen unter den einfachen
bäuerlich bestimmten Frauengestalten Gott‐
helfs, wäre er ihr in seinem Leben begeg‐
net. Es ist noch lange nicht alles Sünde,
was man „Sünde” heißt, und vieles ist wirk‐
liche Sünde, was kein Mensch als solche
bezeichnen würde! ‒ Unbezweifelbare und
nicht leichte Sünde ist es, wenn einer eine ge‐
ringe Anstrengung aus Bequemlichkeit unter‐
läßt, durch die er einem Mitmenschen eine
Freude bereitet haben würde, ‒ aber sehr
fraglich bleibt es, ob überall Sünde zu suchen
ist, wo klares Unrecht geschah, weil etwa Affekt
dazu trieb. So ist es auch keinerlei Sünde,
mein geistiges Lehrwerk, obwohl man es
kennt, zu mißachten, ‒ wohl aber ist es
Sünde, dieses Lehrwerk oder auch nur ein‐
zelne Lehren, Menschen aufdrängen zu wollen,
die nicht danach begehren! Ein Tier zu töten,
das Menschennahrung werden darf, ist nie‐
mals eine Sünde! Ebensowenig die Tötung
eines Tieres, das menschliches Leben auf die‐
ser Erde behindern will. Wohl aber ist es
Sünde, ein solches Tier ohne Zwang mehr
als unbedingt nötig, leiden zu machen,
oder auch nur das kleinste Insekt zu
quälen, weil es Unbehagen zu erzeugen
wußte durch seinen Stich! Es ist Pflicht
aller Menschen, die Herr über ihre Grau‐
samkeitstriebe geworden sind, ihren noch
nicht soweit gelangten Nebenmenschen die
Befriedigung roher Triebe an Mensch und
Tier unmöglich zu machen oder zum aller‐
wenigsten wirksam zu verleiden, aber das
darf nicht zu der Empfindungsverwirrung
führen, die dem Tiere Gutes zu erweisen
meint, wenn sie es in der Vorstellung zu
vermenschlichen sucht. Man muß sich
klar darüber sein, daß durch solche Ver‐
wirrung des menschlichen Empfindens, im
Tiere nicht das Geringste zu des Tieres
Gunsten geändert wird, während im Men‐
schen ‒ das Bewußtsein, daß außer seiner
vergänglichen Tierseele, eine andauernde
Entelechie: eine unzerstörbare, allem phy‐
sischen Leben überordnete Seele Trägerin
seiner ewigen Seinsmöglichkeit ist, durch
die Aufhebung der klaren Scheidungsgrenze
zwischen beiden Emanationen, mehr und
mehr verkümmert. ‒ Es ist eine ganz folge‐
richtige Erscheinung, daß Menschen, denen
sich diese Grenze gänzlich verwischt hat,
zu so perversem Empfinden kommen, daß
ihnen das Tier unverletzlich wird, aber
jede Hemmung fortfällt, wo es sich um die
Achtung des Leibeslebens ihrer Mitmen‐
schen handelt, sobald diese den eigenen
Strebungen im Wege stehen.
Tierliebe, die
das Tier
vermenschlichen will, führt zu
Menschenhaß! Dem gleichen Gegnertrieb
gegen den Menschen, der in jedem wider‐
standsfähigen waffenbewehrten wilden Tiere
brennt.
.Während aber die, durch verhängnisvolle
Schemen überspitzten Denkens geförderte
Projektion des Empfindens der ewigen Seele
in die niedere und wie alles Irdische vergäng‐
liche Seele des Tieres dazu führen kann, daß
der Mensch jeglichen wachen Bewußtseins‐
kontakt mit seiner
ewigen Seele
verliert,
schafft der Wille zur Liebe
gegenüber dem
Nebenmenschen wachsendes Bewußt‐
werden in der eigenen ewigen Seele, und
immer klarere Bestimmung der wirklichen
Grenzen zwischen eigener vergänglicher Tier‐
seele und der den Menschen so unermeßlich
hoch über seine eigene wie jede Tierheit
erhebenden „Menschenseele”. Hier ist Ein‐
fühlung Pflicht! Hier ist Einfühlung
kein gemeinschaftvortäuschendes Projizieren
eines Empfindens in eine Wesenheit, die
von solchem Empfinden nichts weiß, wie
das beim Tiere der Fall ist, dem nur unser
tierseelehaftes Empfinden korrespondiert,
sondern ein Beiseitelassen der Tierseele‐
situation, um in der eigenen ewigen Seele
erfühlen zu können, was in der ewigen Seele
des Nebenmenschen ersehnt, erhofft und er‐
wartet wird. Es ist oft nur so weniges nötig,
damit solches Ersehnen, Erhoffen oder Er‐
warten Erfüllung findet, und es handelt sich
zumeist keineswegs um große oder schwer
erlangbare Dinge, die da in der exilierten
ewigen Seele des anderen um ein wenig
Widerhall bitten. Nicht große Anstrengungen
kommen in Betracht, sondern nur ein recht
unbedeutender Willensimpuls, der die Träg‐
heit und Eigenliebe überwindet um der
Freude des andern willen! Das ist die
Liebe, zu der man sich wahrhaftig „zwingen”
kann, und weniges wirkt so wohltätig auf
die eigene Seele zurück, als dieser „Zwang”!
.Aber das will durchaus nicht etwa heißen,
daß man nun wahllos jedem Menschen seine
Liebe entgegenbringen müsse! Die vielver‐
langte „allgemeine Menschenliebe” ist wahr‐
haftig ein allzuungenügendes und allzubilli‐
ges Surrogat für die wirkliche Liebe, von der
dieser Abschnitt handelt, denn was bei sol‐
chem Selbstbetrug: „Liebe” genannt wird,
hat mit echter Liebe auch nicht das Mindeste
zu tun.
Wirklicher
Liebe allererstes Kenn‐
zeichen ist
die Auswahl! ‒ Wo das ver‐
langte Gefühlsgeträume
allen und jedem
gelten soll, dort kann von Liebe, wie sie wirk‐
lich ist, nicht die Rede sein! Sorge sich keiner,
daß dann viele Menschen ungeliebt bleiben
müßten! Die hohe seelische Liebe kann viel‐
mehr erst dann diese Erdenmenschheit einen,
wenn jeder Einzelne seine Liebe
nach sei‐
ner Auswahl lenkt. Infolge der Verschie‐
denheit der Sympathien, die den Willen be‐
stimmen, müßte jeder Mensch die Liebe
derer finden, die sich zu ihm hingezogen
fühlen, wenn einmal wahre seelische Liebe
allen Menschen Willensbedürfen würde!
Aber auch innerhalb selbstgezogener Kreise
der Auswahl bleibt die Notwendigkeit be‐
stehen, sorglichst zu differenzieren, damit
jeder in solcher Auswahl das empfange, was
ihm als persönliches Liebeszeichen gilt,
denn ‒ jeder wird hier anderes erwarten,
ersehnen und erhoffen. Nicht anders als im
Bereiche der im weitesten Umfang durch
die Tierseele bestimmten Liebe zwischen
Weib und Mann, wäre es auch in der Region
rein seelischer Liebe verächtlich, erbärm‐
lich und unwürdig, wollte ein Mensch seine
Auswahl mit Seitenblicken auf das, was ihm
erdenhaft nützlich werden könne, treffen.
Selbst eine Auswahl im Hinblick auf jen‐
seitigen, postmortalen Vorteil wäre nicht we‐
niger zu verachten und bliebe außerdem gänz‐
lich zwecklos. Noch bedenklicher aber muß
sich jede fehlgreifende
Abstufung inner‐
halb des eigenen Auswahlkreises auswirken
‒ und man darf wohl, ohne daß da ein Rächer
wäre, sagen: „rächen” ‒ denn wenn man
die allgemeine Auswahl mit der Wägung
durch eine Marktwage vergleichen will, wird
hier nun auf einer Goldwage gewogen! Hier
ist auch nichts rückgängig zu machen oder
zu revidieren, und wer sich hier „geirrt”
hat, wird seinen Irrtum noch im irdischen
Leben bitter büßen müssen. Es ist darum
sehr zu erwägen, wie man in seinem Willen
zur Liebe seine Sympathien verteilen will!
Hier wird das angeblich oder vermeintlich
so ernste Erdenleben
wirklich ernst, denn
überall sonst läßt sich der Fehler, der Irrtum,
die irrige Handlung noch korrigieren, ‒
hier aber nicht!
.Zuletzt aber kommt auch hier alles darauf
an, daß der Mensch in seinem Innersten voller
uneigennütziger
Güte sei. Wirkliche „Güte”
ist seelische Hingabe, ohne Frage, Bedin‐
gung und Einschränkung, zum Wohle de‐
rer, die solche Hingabe anderer benötigen,
wenn sie nicht durch ihr eigenes Unvermögen
zugrunde gehen sollen. Etwas von solcher
Hingabe muß jeder Mensch in sich haben,
wenn er nicht seine dereinstige Erlösung
aus erdentierhaft bedingter Fessel ernstlich
in Frage gestellt sehen will! Und was hier
vom einzelnen Menschen gilt, das gilt auch
von den einzelnen Völkern! Der Bund, in
dem sich die Völker der Erde zu einigen
suchen, wird zu einem Trennpunkt wer‐
den, wenn nicht hingebungsbereite Güte
und Wille zur Liebe, dieses Bundes Ver‐
bindungsbänder weben! Noch ist die Kata‐
strophe keineswegs unvermeidlich, jedoch
wird sie ganz ohne Frage unvermeidlich
werden, ‒ trotz aller herrlichen Gebäude
und des ganzen von ihnen umschlossenen
Apparats, ‒ wenn nicht in letzter Minute
die Erkenntnis durchdringt, daß von neuem
begonnen werden muß, auf neuen Fundamen‐
ten! Wille zur Liebe kann auch hier noch
wahrhafte Güte erwecken! So töricht mein
Wort auch politischen Weisen klingen mag,
so sicher dürfen sie alle sein, daß jede bisher
geleistete Arbeit im Interesse eines Bundes
der Völker, in den Schüttstein geworfen wer‐
den darf, wenn nicht zuletzt noch, an Stelle
eines Scheinbundes gegenseitig sich mißtrau‐
ender Politiker, ein in menschlicher Güte
wurzelnder Bund leibhaftiger, einander in
seelischer Liebe verstehen wollender Völ‐
ker tritt! Solche Wandlung ist selbst heute
noch möglich! Ich rede hier allerdings nicht
als ein Mensch mit politischen Ambitionen,
denn alles, was mit Politik auch nur im ent‐
ferntesten zusammenhängt, war mir jeder‐
zeit fremder als fremd. Ich spreche hier
nur aus, was die Zukunft so oder so be‐
stätigt finden wird. Ich habe nicht von po‐
litischen Dingen, sondern von der ewigen
Liebe zu sprechen! Ich wüßte nicht, wie sie
mit Politik in dem verhängnisreichen
Sinne dieses Wortes, zu vereinigen wäre!
Wohl aber weiß ich, daß Wille zur Liebe
politisches Streben dorthin zu bringen ver‐
möchte, wohin es im Grunde ja doch ver‐
langt und zu Zeiten sogar notgetrieben
drängt, ohne sein selbstgestecktes Ziel je‐
mals allein von sich aus ohne praktisch
geübte Liebe erreichen zu können.
.Ich will hier nicht nochmals begründen,
weshalb die Dinge so liegen, deren ich in
diesem Abschnitt gedachte, denn die in Frage
kommenden Begründungen sind bis zu den
letzten Einzelheiten ausführlichst in meinem
geistigen Lehrwerk gegeben, das
der Struk‐
tur des ewigen Geistes ja nur deshalb Dar‐
stellung schuf, weil der Erdmensch außer‐
stande ist, die Begründung geistiger Forde‐
rung zu verstehen, solange ihm
die Struktur
des ewigen Geistes nicht
vorstellungsge‐
genwärtig ist. Daß die Vorstellungsbilder,
die im Umlauf sind, sich nur an sehr weni‐
gen Stellen mit den Konturen der Wirk‐
lichkeit decken, braucht nicht erst bewiesen
zu werden. Die drastische Folge ist, daß es
Einzelmenschen wie Völkern mehr und
mehr als ein vergebliches Bemühen er‐
scheint, nach gegenseitigem Verstehen zu
streben. Jeder Einzelne und jedes Volk
hängt an Vorstellungen, die viel zu ver‐
härtet sind, als daß sie noch gemeinsam
sich der ewigen Wirklichkeit angleichen
lassen könnten, ohne zu zerbrechen. Es gibt
aber kein dauerndes gütliches Miteinander‐
leben der Menschen auf Erden ohne ge‐
meinsame nachgiebige Bezogenheit auf das
für alle Ewig-Wirkliche!
.Jede sprachliche Formulierung ist für
mich eine rechte Qual. Die zweiunddreißig
einzelnen Schriften, in denen mein gesamtes
geistiges Lehrwerk umschlossen vorliegt, sind
überdies zumeist trotz vielen und schwer
überwindbaren äußeren Hinderungen
entstanden. Die einzelnen Lehrstücke und
Hilfstexte mußten in immer neuer Weise
die Offenbarung ewigen Geistes zur Darstel‐
lung bringen, die fordernde Ursache der Ver‐
kündung war, aber zugleich sollten sie der
Seele in solcher Weise dienen, daß jedem
Seelenzustand und jeder individuellen Sehn‐
sucht der Einzelseelen Genüge geleistet
würde. Es handelte sich nicht darum, ein
Lehrgebäude zu errichten, bei dem jedes neue
Stockwerk aus dem vorher erbauten erwächst,
oder das, was ich zu bringen hatte, durch
möglichst schlüssige „Beweise” gedanklicher
Art der Annahme zu empfehlen, sondern
darum: ‒ das, was sich offenbaren wollte,
in Reihen lebendiger Sprachdarstel‐
lungen aufzuzeigen. Was nicht sagbar war,
mußte durch Bild und Gleichnis gegeben
werden, und was auch Bild und Gleichnis
nicht umfassen konnte, in der weiteren
Spannung einzelner Abhandlungen oder er‐
zählender Stücke Ausdruck finden. Die Seele
des Lesers sollte nicht durch die Dar‐
legungen „überzeugt” sondern wiederer‐
weckt werden, durch Aufruf ihrer eigenen,
bis dahin noch schlafenden Erinnerung.
Das Geistmenschliche in mir hat wahrhaftig
nicht durch meine Verkündung zu einem
Glauben im Sinne eines Fürwahrhaltens
überreden und „bekehren” wollen, was mir
gleichzeitig auch in meiner allerirdisches‐
ten Menschlichkeit gegen allen Geschmack
gegangen wäre. Ich habe nie ein Wort nieder‐
geschrieben in der Absicht, „überzeugen” zu
wollen. Es muß der freien Entscheidung
jeder einzelnen Seele überlassen bleiben,
mein Lehrwerk anzunehmen oder abzuleh‐
nen. Sie allein kann auch entscheiden, was
von den einzelnen Lehrstücken speziell ihrer
Eigenart entspricht, und was offenbar an‐
derer Seelenart zubestimmt ist. Nur darf
das nicht zu der Meinung führen, man
könne sich das Lehrwerk auch dann noch
zu eigen geben, wenn man nach Gutdünken
sondere, was man annehmen und was man
ablehnen wolle!
Wer auch nur ein einziges
wesentliches Wort dieser Lehrschriften seiner
eigenmächtigen Entscheidung zur Ausson‐
derung anheimgestellt glaubt, der erbringt
sich nur den Beweis, daß er dem Ganzen
noch nicht gewachsen ist, und würde viel
besser tun,
das Ganze abzulehnen. Nur,
wenn man nichts davon fortnimmt und
nichts dazutut, kann ich für den Einzelnen,
dem es dienen soll,
die ewige Verant‐
wortung für mein geistiges Lehrwerk tra‐
gen. Wo aber der Einzelne sich selber be‐
rufen meint, fröhlich aussondern zu dürfen
was ihm nicht gefällt, oder einzufügen, was
irgendwo in seinem Kopfe als Lesefrucht
von andern Lesegelegenheiten her verwahrt
ist, dort muß ich strikte meine Verantwor‐
tung entziehen! Da ich um jeden Erden‐
menschen bitter leide, der sein ewiges Ziel
versäumt, welcher Farbe, Rasse und Stufe
der Zivilisation er auch zuzuzählen sein mag,
so liegt mir gewiß der Wunsch nicht allzufern,
es möge jedem Menschen während seines
irdischen Daseins die Einsicht in sein Ewiges
werden, die jedem durch Aufnahme und Be‐
folgung der Schriften meines Lehrwerkes
allmählich erreichbar werden kann. Aber
dieser Wunsch ist nicht nur unerfüllbar,
sondern auch aller Eigensucht entrückt,
denn was ich geschrieben habe, wurde nicht
geschrieben, um den Schriften „Erfolge” zu
erringen, sondern damit es da sei für die,
denen zubestimmt ist, sich das Gegebene zu
eigen zu machen. In deutlichen Worten muß
ich immer wieder einzelnen Lesern meiner
Schriften sagen, daß sie mir keinerlei Ge‐
fallen tun, wenn sie mir den Glauben an
mein Lehrwerk und damit an mich, wie
eine liebe Freundlichkeit, die man mir sagen
will, bekennen, und daß sie mich ebenso‐
wenig „kränken” könnten, wenn sie mir mit‐
teilen wollten, sie hielten alles, was ich
geschrieben habe, für leere Worte und
wesenloses Hirngespinst. Aus rein
sprach‐
lichen Gründen verwahre ich mich jedoch
gegen die unleidliche Redensart: man „stehe
in der Lehre”. Diese muffig konventikel‐
mäßige Phrase sollte wahrhaftig jedem Men‐
schen, der etwas von dem kennt, was ich
lehrte, wider den guten Geschmack gehen
und unaussprechbar sein!
.Daß nicht alles, was zu erörtern oder
zu beschreiben nötig war, von den Lesern
so aufgenommen werden darf, als ob es
wahllos jedem, der meine Anweisungen
befolgt, erreichbar wäre, liegt auf der Hand.
Diese Anweisungen sind jedem für ihre Be‐
folgung reifen Leser dargeboten. Wenn er
sie nicht eulenspiegelartig scheinwörtlich
nimmt, sondern sich von ihrem wirklichen
Sinn durchdringen läßt, ohne sie mit Vor‐
schriften zu vermengen, die ihm etwa von
anderer Seite her bekannt sind und für
deren Wert oder Unwert ich nicht bürgen
kann, dann wird er geistig erlangen was
ihm nötig und was seiner Art gemäß ist!
Um aber Einsicht in die geistigen Zusammen‐
hänge zu vermitteln, wie sie zu einer wirk‐
lichen Befolgung der gegebenen Weisungen
nötig ist, durfte ich nicht nur beschreiben,
was der Suchende für sich selber zu er‐
warten hat! Diese Einsicht ist ohne gerei‐
nigte und nach jeder Richtung hin richtig
bestimmte Vorstellungen von der Struktur
ewigen substantiellen Geistes unmöglich zu
erlangen, was mir, wenn ich wirksame Hilfe
bieten will, die Pflicht auferlegt, den Leser
in weitreichendem Maß an meiner eigenen
geistigen Erfahrung aus vorgeburtlicher wie
postnataler Existenz her teilnehmen zu las‐
sen. Es ist schon unstrittig
schuldhafte
Torheit, wenn der Leser sich nun kurzer‐
hand mit dem ihm nur zur Förderung seiner
Erkenntnis Nahegebrachten einfach identi‐
fiziert, ja frischweg aus den ihm dargebotenen
Mitteilungen her Forderungen für sich selber
ableitbar glaubt. Abgesehen davon, daß es
auch im Außenleben töricht ist, nach Dingen
zu verlangen, die man nicht erlangen kann,
führt im Geistigen ein Fordern des Uner‐
füllbaren ‒ zum Sturz! Wenn es gut geht,
zum mindesten in ein Labyrinth von Selbst‐
täuschungen, aus denen erst nach vielen
Jahren ‒ vielleicht erst lange nach der Ab‐
kehr vom Dasein auf der Erde ‒ ein mühe‐
bringender Ausweg im Dämmerlicht später
Selbsterkenntnis entdeckt werden kann.
.Aber eine so „mechanische” Sache, wie
manche das Lehrwerk Begrüßende glauben,
ist das Befolgen seiner Anweisungen wahr‐
haftig nicht! Und dann ist auch diese Be‐
folgung ganz unmöglich, wo ein Mensch sich
vermißt, ihr „nur so nebenbei” gerecht‐
werden zu wollen. Wer nicht mit seinem
ganzen Menschtum ‒ mit Leib und Seele
‒ dem Bewußtwerden im Ewigen zustrebt,
der darf sich nicht wundern, wenn in ihm
alles bei zeitweilig aufleuchtenden Ahnungen
bleibt, die in Kürze wieder vom Dunkel ver‐
drängt werden und nicht mehr wiederkehren,
wie sehr auch nach ihnen gerufen wird. Wer
sein Suchen sachlich kühl wie eine Labora‐
toriumsarbeit betreibt und meinen Weisun‐
gen zu folgen glaubt, wenn er sie wie Rezepte
ausprobiert, der macht seine Sache ebenso
verkehrt wie einer, der sich in schwärme‐
rische Verzückungen treibt und nicht merkt,
daß er sich selber immer weiter entgleitet,
im Wahn, sich selber „begegnet” zu sein und
im Ewigen zu atmen! Wer aber noch siche‐
rer sein will, daß er sich Selbsttäuschungen
schafft, der braucht nur an meine Anweisun‐
gen heranzugehen ohne den Willen zur Liebe,
von dem ich im vorigen Abschnitt sprach!
Es ist schade um jede Mühe, wenn man
glaubt, man könne dem, was vom ewigen
Geiste erwartet wird, entsprechen, auch wenn
man den Kontakt, den allein geistige Liebe
zu erwählten Mitmenschen schafft, vom Rost
der Herzensträgheit zerstören läßt! Uner‐
bittlich wird im Geiste jeder Selbstbetrug
offenbar, durch den ein Mensch sein Ver‐
halten gegenüber anderen Menschen vor sich
selbst zu beschönigen sucht. Der Weg zur
Erkenntnis verläuft in gleicher Richtung
wie der Weg zur Liebe. Man kann nicht zur
Erkenntnis kommen, wenn man auf dem
Wege zur Liebe die umgekehrte Richtung
einschlägt, auch wenn man sich gut gerecht‐
fertigt glaubt! Jede ungenützte Gelegenheit,
einem Mitmenschen Freude zu bereiten, wirft
den Suchenden wieder und wieder zurück,
auch wenn er sich einreden mag, auf seinem
Wege zum Geiste erhebliche Strecken er‐
wandert zu haben! Die geistverlangte Hal‐
tung ist aber durchaus nicht schwer zu finden,
wenn man seinen Nebenmenschen ‒ liebt
„wie sich selbst”!
.Man darf aber auch nicht glauben, daß
man den Weisungen, die ich anzuraten habe,
nachkommen könne, wenn man ihre Befol‐
gung zu einem Scheingrund dafür werden
läßt, dem Alltag, vermeintlich mit Recht, zu
entziehen, was er zu verlangen hat. Mit
anderen Worten: ‒ es ist nicht nötig und
es geht nicht an, sein Tagewerk leiden zu
lassen, wenn man befolgen will, was nötig
ist, um dieses Tagewerk im Ewigen zu ver‐
ankern! Wer nicht sein äußeres Leben so
liebt, daß er ihm gewährt, was es von ihm
verlangt, der hat auch hier noch nicht die
Liebe in sich erweckt, die in ihm brennen
muß, wenn er sein ewiges Ziel dereinst er‐
reichen will. Was meine Lehrschriften raten,
will nicht als lebensgelöstes abseitiges Tun
betrachtet, sondern muß dem Weltleben ein‐
gewoben werden Tag um Tag und Stunde
um Stunde! Nicht neben und nach der
Arbeit des Tages soll man sich einer neuen
„Arbeit” im Sinne der durch mich vermit‐
telten Ratschläge widmen, sondern mitten
im regen Werktagsleben muß man an sich
geistig „arbeiten” lernen, und jede Tätigkeit
um des leiblichen Lebens willen wird dann
zu einer Quelle geistiger Erkenntnis werden!
Was ich zugleich für Stunden der Stille an‐
geraten habe, wird dem, der sein Werktags‐
tun vom Geiste durchdringen ließ und es
aus dem Geiste lieben lernte, wahrlich dann
Schätze zu geben haben, die keinem erlang‐
bar wären, der nur in ständiger Ruhe ver‐
harren wollte. Ruhe und Tat sind im Zu‐
stande ewiger Dauer ewig vereinigt. Die nur
der Ruhe ergebenen Träumer, die sich in
ewiges Bewußtsein einzuruhen glauben, sind
Gefesselte eines argen Wahns, der sie zwar
immer ungeheuerlichere Schemen ihrer un‐
gezähmten Phantasie gewahren läßt, aber un‐
fähig macht, das Göttliche noch jemals wahr‐
zunehmen. Der mitten im lauten Getriebe
einer heutigen Großstadt mit allen seinen
Kräften Tätige, der sein Tun dem Geiste dar‐
zubieten strebt, ist Göttlichem wahrhaftig
näher als ein Mensch, der sich vor allem
Zwang zum Tun versteckt!
.Wer dem zu entsprechen sucht, was meine
Ratschläge meinen, der wird bald gewahren,
daß auch seinem Werktagsleben ein Zustrom
an geistigen Energien kommt, von dessen Da‐
sein er vordem nichts ahnte. Der Ertrag jeder
irdischen Arbeit, die im Bewußtsein getan
wird, in ihr, ‒ mag sie noch so „geisttötend”
erscheinen, ‒ dem ewigen Geiste in sich zu
entsprechen und sich ihm durch sie zu einen,
erhöht sich deutlich sichtbar oder indirekt
und in der Folge für den so Handelnden,
wie die Menge des Saatgutes sich durch die
Aussaat in einem überreichen Erntejahr er‐
höht!
.Daß jeder derer, die Licht in die Dunkel‐
heit dieser Erde brachten, auf irgend eine
Weise auch leiblichen Tribut an die nächtige
Macht des „Fürsten der Finsternis” zu ent‐
richten hatte, ist nur durch die Weite des
Wirkens der Tat dieser wenigen Einzelnen
provoziert, und hatte immer nur wenig mit
ihrem Dasein als Erdenmensch zu tun, das
gänzlich unbehelligt geblieben wäre, hätte
das zeitliche Fernsehen, das in der bezeichne‐
ten Naturmacht seine zentrale Stätte besitzt,
keine wesentlich über die Zeit des Erden‐
lebens der Wirkenden hinausreichende
Auswirkung gewahrt. Es scheint fast, als ob
man sich durch mich bestätigt sähe, wenn
man die Ursache unerfreulichen irdisch leib‐
lichen Schicksals in der Rache des Fürsten
der Finsternis gefunden sehen will, die dem
Streben nach dem Lichte gelte. Aber in meiner
Abhandlung „Der große Kampf”, die von
dieser Wesenheit handelt, steht kein Wort
von einer rächenden Einwirkung auf ir‐
disch leibliches Schicksal! Es ist aus‐
schließlich von innerem Kampfe und seeli‐
scher Gefahr die Rede, und auch hier wird
gezeigt, daß beide überwindbar sind. „Der
große Kampf” findet seinen Austrag aus‐
schließlich nur in der Seele, obwohl er
auch „von außen her”, sinnlich unwahr‐
nehmbar in die Seele hineingetragen wird.
Auf mich darf man sich wahrhaftig nicht
berufen, wenn man widriges Erdenschicksal
oder irgendwelche Leibespein gar zu billig
und abergläubisch als von dem geistfeind‐
lichen Herrn der Erde verhängte „Strafe”
deuten will! Nur ist solche bequeme Deu‐
tung sehr verhängnisvoll, weil der mit ihr
leicht-fertig Zufriedene sich selbst verhin‐
dert, nach den wahren Ursachen seines Un‐
gemachs zu suchen. ‒ Es ist die gleiche
Geschichte wie mit den „okkulten Angriffen”,
die manche erfahren zu haben meinen, seit
dem sie sich auf dem Pfade zum ewigen
Geiste fühlten. ‒ Man darf ganz sicher
sein, daß einer, der in solchem Zusammen‐
hang leichthin von „okkulten Angriffen”
redet, ‒ wobei er sich selbst sehr interes‐
sant vorkommt und es gar zu gerne auch
für andere wäre, ‒ keine Ahnung davon
hat, wie sich wirkliche okkulte Angriffe
vollziehen, und nicht ein einziges Mal in
seinem Leben einen erduldete, denn auch
der leichteste okkulte Angriff drängt den
von ihm Betroffenen einer Grenze des im
physischen Körper Ertragbaren zu, hinter
der nur noch Irrsinn lauert und Tod! Ich
bin noch keinem Menschen des Erdteils,
in dem mir mein Leib geboren wurde, be‐
gegnet, der fähig gewesen wäre, einen wirk‐
lichen okkulten Angriff abzuwehren. An
Opfern okkulter Angriffe fehlt es allerdings
in den Irrenhäusern und in den Leichen‐
hallen wahrhaftig nicht. Möchten sie eines
Tages seltener werden! Die rechte Befol‐
gung der von mir dargebotenen geistigen
Anweisungen, wie man zu seinem auch schon
hier erreichbaren geistigen Bewußtsein ge‐
langen könne, ist das wirksamste Mittel, um
die Zahl solcher Opfer zu verringern. So
sollte denn auch der „gesunde Menschen‐
verstand”, auf den man sich weitherum gar
zu gerne bezieht, wahrhaftig genügen, um
zu begreifen, daß dem Menschen, der sich
aus all seinen Kräften in Übereinstimmung
mit den Forderungen ewigen Geistes setzt,
die Aufgaben des irdischen Lebens in jeg‐
licher Hinsicht unvergleichlich leichter
lösbar werden als jedem seiner Neben‐
menschen! Voraussetzung bleibt freilich
immer, daß der Mensch nicht sich selber
betrügt. ‒ Wer da glaubt, er handle nach
meinen Anweisungen, während er nur nach
seinem eigenen Gutdünken handelt, für das
er bei mir sich Stützen und Krücken leiht,
der wird sich gewiß nicht zu denen rechnen
dürfen, auf die ein alter Wissender seine
Worte bezogen sehen wollte, als er verkün‐
dete: „Und wenn Tausende fallen zu deiner
Rechten und Zehntausende zu deiner Linken,
so wird es doch dich nicht treffen”,...
„der unter dem Schutze des Höchsten
wohnt!” Es wohnt durchaus nicht, wie so
manche selbstgerechten Frommen meinen,
‒ jeder unter diesem Schutz, sondern nur,
wer auf Leben und Tod sich der ewigen
Liebe anvertraut!
.Ich habe meinem gesamten geistigen
Lehrwerk den Namen seines letzten Bandes:
„Hortus conclusus” vorbehalten und das
Ganze zum Abschluß in diesem Namen zu‐
sammengefaßt, denn es ist wahrhaftig ein
„Hortus conclusus”, ‒ ein verschlossener
Garten, in den kein Mensch gelangt, wenn
ihn seine eigene geistige Führung nicht hin‐
einführt. Ich habe wohl diesen „Garten” an‐
gelegt und mit Liebe, Sorgsamkeit und Hin‐
gabe gepflegt, bis er herangewachsen war,
aber ich bin nur der Gärtner, nicht der Herr
des Gartens, und kann ihn keinem öffnen,
wenn er nicht von dem Herrn des Gartens,
‒ der mein ewiger Vater ist, ‒ erwartet
wird als Freund. Ich kenne die Freunde
meines Vaters in dem ich lebe, und meines
Vaters echte Freunde kennen auch mich und
wissen, wo ich zu finden bin, damit ich ihnen
öffnen könne. Wer aber kein Recht hat, in
diesen verschlossenen Garten zu gelangen,
weil er von meinem Vater
nicht erwartet
wird, dem könnte ich nicht öffnen, auch
wenn ich gegen das Gebot verstoßen wollte,
das mir auferlegt ist!
.Mit anderen Worten gesagt: ‒ wenn
auch alle Schriften, die zusammen mein gei‐
stiges Lehrwerk ausmachen, öffentlich er‐
schienen und dort, wo man Werke des Geistes
sucht, zu kaufen sind, so wird doch keiner,
der diese Bücher erwirbt, ihre verborgenen
Werte erlangen, der dazu nicht bereits be‐
rufen ist! Er kann wohl die Worte lesen und
ihren Sinn sich deuten, aber dennoch wird
er nicht fassen, was er hier fassen lernen
könnte, wenn er bereits dazu berufen wäre.
.Nun ist aber in meinen Schriften zugleich
alle Anleitung enthalten, wie ein Mensch zu
der hier gemeinten Berufung
gelangen
kann, und was hier in Betracht kommt ist
jedem Leser verständlich, wie auch Bäume
und Gebäude eines verschlossenen Gartens
denen sichtbar sein können, die noch keinen
Einlaß haben, um sich auf den Wegen des
Gartens in seine Tiefen zu verlieren. So ist
dennoch die
Möglichkeit gegeben, daß man
mein geistiges Lehrwerk deuten lerne, noch
in dieser Erdenzeit. Nur muß solche Deu‐
tung
von innen her erfolgen und ist nicht
durch Bitten oder Fragen zu erhalten. Ich
kann wahrhaftig keinen in mein geistiges
Lehrwerk einführen, mag er auch alle meine
Schriften besitzen und kennen, wenn er
nicht selbst sich dazu bereitet, daß man ihm
innerlich zu eröffnen vermag, was ihm
derzeit noch verschlossen ist.
.Obgleich dieses geistige Lehrwerk voll
Ehrfurcht im Dienste ewigen Offenbarungs‐
willens erwachsen ist, blieb dennoch viel
mehr Inhalt in Verborgenheit, als offenbar
werden konnte. In den Schlußrhythmen des
„Buches der Königlichen Kunst”, ‒ das in
hohen symbolischen Bildern vom Wege zum
Geiste spricht und bereits alles im Lichte
aufleuchten läßt, was dann in den anderen
Schriften der Seele im Einzelnen von allen
Seiten her erkennbar wird, ‒ habe ich
darauf hingewiesen, daß die mir im Geiste
Vereinten, ja im Geiste mit mir bis zur
Identität Verschmolzenen doch in ihrem
Irdischen zuerst den Gedanken nur schwer
ertrugen, daß da nun im Westen durch den
Buchdruck jedem der lesen könne, ohne
jede Erprüfung dargeboten werden solle,
was sie selbst gewohnt waren, erst nach
härtesten Prüfungen den dafür Vorberei‐
teten mitzuteilen. An gleicher Stelle ist je‐
doch sodann ausgesprochen, wie diese mir
wahrhaftig auch aus dem Fühlen meines
Blutes wohlverständliche Besorgnis entkräf‐
tet wurde durch die Erwägung, daß man
mit Namen nennen kann, was verborgen
ist, ohne es denen offenbart zu haben, denen
es noch nicht offenbar werden kann. ‒ Es
ist im Grunde die ewige Erkenntnis selbst,
die alle Offenbarung bewirkt, und nicht etwa
der Bildner der Texte in denen sie beschlos‐
sen bleibt für alle, denen sie nicht selbst
sich offenbaren will.
.Dahinter steckt keinerlei Geheimnis‐
krämerei, und nichts liegt mir ferner, als
das Bestreben, den von mir verfaßten Schrif‐
ten einen mysteriösen Nimbus anzudichten!
Sie haben das auch wahrhaftig nicht nötig,
denn sie sind selbst Mysterium und leuchten
aus ihrer eigenen Lichtesfülle. Ich kann nur
immer wieder vor der Torheit warnen, die
da vermeint, den „Inhalt” dieser Schriften
erfaßt zu haben, weil die Worte dieser
Schriften
gelesen wurden. ‒ Man kann
sie
hundertmal „lesen”, ohne ihren Inhalt
auch nur zu
ahnen, weil der erst dann
sich mitteilt, wenn der Lesende sich vor‐
her selbst zu seiner Aufnahme bereitet hat.
Ein volles Gefäß kann nichts anderes in sich
aufnehmen, als was es bereits in sich umfaßt.
Erst muß darum der Leser zur Leere kom‐
men, bevor er die
Lehre meiner Schriften
in sich aufnehmen kann! Erst muß er sich
selber gereinigt haben, ehe die reinste
Erkenntnis, die in den Schriften meines
geistigen Lehrwerkes sich verbirgt, ihn zu
erfüllen vermag! ‒ Das ist kein Spiel mit
Worten, sondern nüchterne Feststellung.
.Man kann auch nicht durch „Hinter‐
türen” in den „verschlossenen Garten” ge‐
langen! Es nutzt nichts, daß man alte und
neuere mystische Schriften, alte und neuere
Philosophen, oder gar noch okkultistische
Bücher befragt um seinen Blick zu schärfen
für die Dinge, die in meinen Schriften
stehen, ohne daß sie einer finden könnte,
der nicht dazu berufen ist. Wer solcher Be‐
rufung teilhaft werden will, der muß nicht
nur leben, wie ich ihn leben lehre, und tun,
was ich ihm zu raten habe, sondern auch
tagtäglich wieder und wieder ohne Ungeduld
die Seiten meiner Lehrschriften abfragen,
die ihm noch so vieles verbergen, daß er
später kaum fassen kann, wie ihm vormals
verborgen sein konnte, was ihm dann son‐
nenklar entgegenleuchtet, wenn er die glei‐
chen Sätze liest. Das ist eine Erfahrung, die
jeder macht, der sich zu den Schriften meines
Lehrwerkes hingezogen fühlt, auch wenn sie
ihm längst mehr zu geben haben, als was
er von ihnen zu erhalten erwartet hatte. Und
es gibt kein Gebiet des irdischen mensch‐
lichen Lebens, für das nicht Rat und Hilfe
aus diesen Büchern zu holen wäre. Weit
mehr, als nach Buch- und Kapitelbezeich‐
nung jemals erhofft werden dürfte! Ich sage
das nicht nur ohne die leiseste Regung zu
Ruhmredigkeit, sondern auch fast ohne
Wissen um meine Autorschaft, wie wenn
ein Fremder das geschrieben hätte, dem ich
Formung geben durfte. Freilich kann ich
nicht verhüten, daß ich darum weiß, was
dieses geistige Lehrwerk umschließt, und
was daher in ihm zu finden ist. So wäre
unnatürlich, wollte ich nicht, daß es mög‐
lichst viele meiner Mitmenschen schon in
ihren Erdentagen fänden. Ich habe wahr‐
haftig dieses Findenkönnen, soweit es an
mir lag, so leicht gemacht wie ich konnte,
und ich suche es ja auch hier durch dieses
Kodizill zu meinem geistigen Nachlaß noch
zu erleichtern. Das ist wahrhaftig der einzige
Grund, der mich veranlaßt hat, das was hier
zugefügt wird, noch aufzuzeichnen, und ich
wüßte keinen anderen, der mich noch zu
dieser Niederschrift nach dem Abschluß des
Lehrwerkes hätte bestimmen können. Das
Wesentliche muß aber
der Leser tun, und
wie er es tun kann, habe ich ihm hier noch‐
mals gezeigt.
.Nur in äußerem Zusammenhang sei hier
der Zuschriften gedacht, die mir entweder
in recht wenig erfreulichem Gönnerton mit‐
zuteilen pflegen, man habe sich die Sache
etwas kosten lassen und sich für „die teurere
Halblederausgabe” der Bücher entschieden,
oder aber ‒ unverblümt ihrem Befremden
Ausdruck geben, daß ich mir meine Unter‐
schrift „so hoch bezahlen” ließe. Allen diesen
guten Leuten sei hier zu ihrer besseren
Orientierung gesagt, daß mein Honoraran‐
teil an den Büchern, den ich im Erdenda‐
sein nicht entbehren kann, so gern ich auch
auf ihn verzichten möchte, und so wenig er
gesammelt ergibt, lediglich nach dem Laden‐
preis errechnet wird, den eine broschierte
Ausgabe kosten würde, wenn es eine solche
gäbe, und daß sich dieser Anteil weder bei
Leinen- noch bei Halbledereinband erhöht,
da diese dem Verlag ja nur Mehrkosten berei‐
ten. Meine Unterschrift aber erfolgt selbstver‐
ständlich ohne jegliche Honorierung und
verursacht mir nur die zusätzliche Mühe
neuer Verpackung wie die Kosten und Um‐
stände der Rücksendung. Damit dürften die
wunderbaren Errechnungen, die nach den
Preisverzeichnissen meiner Bücher ‒ offen‐
bar an vielen Orten! ‒ vollzogen wurden,
wohl endlich richtiggestellt sein. Ich muß
diese Dinge für alle Zukunft ausgesprochen
haben, denn ich bin es dem Offenbarungs‐
willen im ewigen Geiste, der alleinige Ursache
meines Lehrwerkes ist, in meinen Erdenta‐
gen schuldig, dafür zu sorgen, daß dieses
geistige Lehrwerk nicht in den Ruf kommt,
es sei
um des Geldes willen entstanden.
Zugleich aber muß ich zu bedenken geben,
daß doch
die Anzahl signierter Sonder‐
exemplare in jedem Einzelfall mit Absicht
so klein gehalten wird, daß aus diesen Vor‐
zugsausgaben für bibliophil interessierte
Leser unmöglich nennenswerte Gewinne für
Autor und Verleger erwachsen
könnten!
.Ich besitze keine Erdkrume des Bodens,
auf dem ich mietweise wohne, und die Kon‐
zentration auf die Niederschrift meines Lehr‐
werkes ließ wahrhaftig keinen Erwerb irdi‐
scher Güter zu. Damit aber dieser kleinen
Abschweifung auch der Humor nicht fehle,
sei sie abgeschlossen mit dem Bericht, daß
mir auch zuweilen in aller Unschuld Briefe
geschrieben wurden mit Bitten, dies oder
jenes in meinen Büchern doch ein wenig
abzuändern, da ich „bei nochmaligem Über‐
legen” sicher zu Resultaten käme, die der
Meinung des Lesers „Recht geben” müßten...
.Daß Leser, die sich zu solchen Äuße‐
rungen gedrängt sehen, noch keinen Hauch
des Geistes verspüren, der das Lehrwerk ver‐
anlaßt hat, dem ich die sprachliche Form
geben mußte, wird allen, dem Gegebenen
etwas näher gekommenen Freunden des
Werkes gegenüber nicht erst „zu beweisen”
sein. Wer in solcher schiefen Einstellung
seines Denkurteils an die Bücher heran‐
kommt, der wird recht lange Zeit brauchen,
um zu entdecken, daß er hier nicht vor will‐
kürlichen Mitteilungen steht, und daß er den
Autor allein aus dem durch ihn Gestalteten
erspüren könnte. ‒ Es wäre für solche Leute
besser, sie würden nicht eine einzige von mir
niedergeschriebene Zeile lesen, weil sie dann
wenigstens ohne Verantwortung vor ihrem
Ewigen blieben! Wer das geistige Lehrwerk,
das hier in Rede steht, einmal kennt, auf
dem liegt Verpflichtung, die Erfüllung er‐
wartet. Verpflichtung gegenüber sich selbst!
Es war kein „Zufall”, daß er diesen Bü‐
chern im Bereich seiner Sprache begegnen
mußte, so zufällig ihm auch vielleicht die
Begegnung erschien, da ihm ja in Wahrheit
etwas zu-gefallen war, von dem er vordem
nichts wußte, und dessen Wert für ihn er
vorerst noch nicht abschätzen konnte. Die
hier gemeinte Verantwortung wird niemals
als eine Last zu empfinden sein. Darum muß
ich die Leser dieser Bücher bitten, ihre Ver‐
antwortung sich selbst gegenüber nicht zu
vergessen, auch wenn sie auf ihren Schul‐
tern kaum zu spüren ist, denn sie ist nicht
minder bedeutsam, als wenn ihre Schwere
den Träger keuchen lassen würde! Leider
kommt diese Verpflichtung gegen sich selbst
den wenigsten Lesern von sich aus in den
Sinn, obgleich fast jede Seite, die ich ge‐
schrieben habe, dazu Anlaß geben sollte,
sich zu fragen, ob man weiterhin nicht vor
sich verpflichtet sei, aus dem Gelesenen auch
Konsequenzen für sich abzuleiten. Viel
lieber nimmt man meine Ratschläge hin wie
die Aufgaben eines Schulungskurses, in dem
man „Fortschritte” zu machen sucht, oder
sich quält, wenn sie zuweilen auf sich warten
lassen. Aber diese Art, meine Weisungen
zu verwenden, ist leider ‒ ihr Mißbrauch,
und kann nicht dahin führen, wohin ich
den Weg durch mein Werk neu bereitet
habe! Diese unerfreuliche, gleichsam alt‐
kluge Art, vermeintlich „in der Lehre zu
stehen” ‒ wie man das immer wieder in
seltsamer Geschmacksbescheidenheit nennt,
ist ein Erlebenwollen neben dem Leben,
während mein Lehrwerk gegeben ist, um
das Leben leben zu lernen! Alles, was ich
anrate, soll das Leben bereichern! Es darf
nicht ein Faden
vermeintlichen Erlebens
neben dem Leben gesponnen und auf se‐
parater Spindel aufgewickelt werden, in der
irrigen Meinung, so würden meine Wei‐
sungen befolgt!
.Alles, was ich in meinem geistigen Lehr‐
werk gegeben habe, lehrt die Liebe zum Leben.
Man wird einst auf der
anderen Seite wenig
Anlaß haben, sein Weiterleben zu
lieben,
wenn man sein Leben ‒ wie es auch sein
mag ‒ hier auf
dieser Seite nicht liebt!
Selbst einer, der weiß, daß er in wenigen
Minuten diesen Erdenkörper verlassen muß,
wird noch gut tun, in diesen letzten Augen‐
blicken dem Leben
Liebe zu erzeigen. Dem
gleichen Leben, das er vorher vielleicht hun‐
dertmal verfluchte, trotz aller Angst, es wirk‐
lich zu verlieren! Wer so sehr das Leben
zu verlieren
fürchtet der „braucht” zwar
das Leben, auch wenn er es nur zum
Miß‐
brauch braucht, aber ‒ er hat das Leben
niemals geliebt! Wie sollte er auf der an‐
deren Seite des Lebens urplötzlich das Leben
lieben lernen?! Wie sollte er in derer Be‐
wußtseinsreich gelangen, die dort das Leben
lieben in lichter Glut!? Wie sollte sein eigenes
Leben nunmehr in der Liebe leuchten, da
es nie in ihm Liebe fand!? Er wird auch
auf der anderen Seite das Leben nur „brau‐
chen” und dann kaum ertragen, daß es sich
nicht durch ihn verbrauchen läßt... So
ist aber auch hier auf Erden kein geistiges
Licht zu erlangen ohne glühende Liebe
zum Leben! Es ist ein schrecklicher Irrtum,
dem jene erliegen, die meinen, sie müßten
die Liebe zum Leben ertöten, um „in den
Geist” zu kommen! Unsagbares ist durch
solchen Wahn an Erdenmenschen gesündigt
worden! Freilich hervorgerufen durch den
anderen Wahn, als ob Liebe zum Leben
gleichbedeutend sei mit Versinken in tier‐
menschlichen Gelüsten und Affekten. Davon
aber kann keine Rede sein! Auch wer in
den Lüsten des Tiermenschlichen versinkt,
der
liebt das Leben nicht, das ihm in seinem
tierhaften Leibe anvertraut ist, sondern läßt
sich vielmehr nur von dem, was er lenken
und leiten sollte, dorthin treiben, wohin er
im Grunde nicht einmal wirklich will, ‒
und darum
kann er das Leben nicht wahr‐
haft lieben, das ihm erst liebenswert er‐
scheinen würde, hätte er es für alle Dauer
in seiner Gewalt.
.Mein geistiges Lehrwerk lehrt weder
Askese, noch begünstigt es ungebändigten
Sinnenrausch, wobei hier durchaus nicht
nur an
Sexualität zu denken ist, ‒ weder
im Sinne der Verneinung, noch dem unge‐
bändigter Triebhaftigkeit.
Alle Erlebens‐
möglichkeit auf Erden, die dem Menschen
Kraftquelle werden kann zur Erkräftigung
seines
Seelenlebens, kann leider ebenso‐
wohl in einer anderen Weise ausgenützt
werden, die zu seelischer Not, ja zum Be‐
täuben und Ersticken der Seele führt. Wenn
ich von der Liebe zum Leben spreche, so
will ich den Willen im Leser wecken, seiner
Seele Nahrung zu schaffen aus dem Leben
hier auf dieser Erde. Darum lehre ich den
Willen zur Freude! Darum zeige ich, wie
alles Geschehen im irdischen Leben das
rechte Beten lehren kann! Darum ist allem,
was ich lehre, alles
Leben dieser Erde ein‐
bezogen, wie immer es dem Menschen in
seinen Bereichen hier erlebbar werden mag!
Man lese selber im „Buch vom Jenseits”
nach, was ich aus geistiger Urerfahrung über
die Identität des Lebens, ‒ werde es nun
als „Diesseits” oder als „Jenseits” in der An‐
schauung erlebt, ‒ zu sagen habe! Was
dort gesagt ist, will Aberglaube und Irrtum
aus dem Wege schaffen, damit die Seele
sich auch hier auf dieser Erde dem gleichen
Leben anvertraut wisse, das ihr ewig er‐
halten bleiben soll. In dieser Identität des
Lebens hier im Irdischen wie in allen nach‐
irdischen Bewußtseinsreichen ist alles, was
ich zu lehren kam, gegründet!
Der Mensch
dieser Erde ist nur eine untergeordnete, tier‐
gebundene Art des ewigen geistigen Men‐
schen, aber unausgesetzt, wenn auch un‐
bewußt, mit jedem, auch dem höchsten
Menschtum in innerster geistiger Verbindung,
mag er sich ihrer würdig erweisen oder nicht.
Soweit er ahnend erfühlt, daß sein Erden‐
leben nur ein kleines Teilstück des Le‐
bens ist, nennt er das ihm noch unbekannte
andere Leben „jenseitig”, aber sehr wenigen
nur kommt zu Bewußtsein, daß alles irdi‐
sche Erleben nur ein physisch-sinnliches
Gewahren des gleichen Lebens ist, das
als „Jenseits” geahnt, geglaubt oder emp‐
funden wird, und zugleich jeglicher erd‐
menschlicher Willenswirkung letzte Folge
in sich verwahrt.
.Ich weiß um eine Zeit, da es mir wahr‐
haftig noch überaus unbehaglich war, meinen
Mitmenschen bekennen zu müssen, daß mir
im ewigen Geiste wohlvertrauter Besitz ist,
was ihnen unmöglich während der irdischen
Lebenszeit bereits zugänglich werden könnte.
Dieses Unbehagen war um so heftiger, weil
meine irdisch ererbte, Wald und Feld ent‐
sprossene Natur allem sich selbst Voran- und
Hinausstellen geradezu grimmig entgegen‐
gerichtet ist, und sich mit allen Kräften
wehrt, wo immer ihr abgezwungen werden
soll, aus ihrer Reserve herauszutreten. Ich
habe es wahrlich niemals irgendwo erstrebt!
So war es mir aber auch lange Zeit hin kaum
erträglich, daß mir verwehrt sein sollte, mei‐
ner irdischen Neigung entsprechend, alle mit
mir im ewigen Geiste Identischen, ‒ alle
„eingeborenen” Söhne des Vaters, ‒ soweit
sie noch im sichtbaren Erdenkörper lebten
und leben, mit ihren irdischen Namen nen‐
nen zu dürfen und ihre irdischen Wohn‐
stätten postgenau bezeichnen zu können, denn
dazumal fehlte es mir sehr empfindlich, daß
ich vor meinen anderen Mitmenschen nicht
wenigstens meine Person durch eine all‐
gemein nachprüfbare äußere Bestätigung aus
aller Diskussion gezogen sehen durfte. Es
hat recht lange gedauert, bis ich fassen konnte,
daß ich mich selbst allein bestätigen müsse
vor den Menschen, und durch mein eigenes
Wort für mich Zeugnis abzulegen gezwungen
sei. ‒ Selbst das Evangelienwort: „Wenn ich
für mich selber Zeugnis gebe, so ist mein
Zeugnis wahr, weil ich weiß, woher ich ge‐
kommen bin, und wohin ich gehe; ihr aber
wißt nicht, woher ich komme, oder wohin ich
gehe.” Joh.8,14, konnte mir die irdische
Tröstung nicht bringen, die mir im Äußeren
vonnöten gewesen wäre, ‒ und wenn ich
mir auch selbst sagte, daß einer, der meinen
Worten nicht zu vertrauen vermöge, auch
keinem Worte derer Vertrauen schenken
würde, die in meinen Worten mit mir ver‐
eint, durch mich bereits zu ihm sprechen,
so blieb mir das doch nur ein im irdischen
Alltag allzu wenig befriedigender Trost.
Wenn es mir aber seinerzeit hart und grau‐
sam erschienen war, daß man mir so sorglich
jede Möglichkeit verwehrte, im Außenleben
Daten zu sammeln, auf die ich notfalls mich
hätte berufen können, so bin ich heute nur
dankbar für solche Bewahrung vor nicht
mehr zu tilgender Schuld, wie sie durch
Preisgabe der Verborgenen, die sich selbst
im Äußeren nicht der Welt offenbaren kön‐
nen, entstanden wäre, mich niedergeworfen
und zertrümmert haben würde, ohne an‐
deren das Geringste zu helfen. Es blieben
mir Momente nicht erspart, die einen Wider‐
stand gegenüber guten Verstandesgründen
erfordert hätten, den der äußere Mensch am
Ende doch in seiner ihn quälenden Bedrän‐
gung nicht mehr aufgebracht haben würde,
so daß mir heute das ehedem nicht Gewährte
so wenig verlangenswert erscheint, daß ich
darum bitten müßte, mich um des Himmels
Willen nicht damit zu belasten, falls man
nunmehr die Besorgnis nicht mehr für nötig
halten wollte... Glücklicherweise ist solche
Entscheidung nun
mir allein überlassen!
.In ähnlicher Weise, wenn auch durch we‐
sentlich andere Notwendigkeiten bestimmt,
bin ich gezwungen, dem
Leser der Bücher
meines geistigen Lehrwerkes um seinetwillen
manches verborgen zu halten und auf manche
„Erklärung” des Dargebotenen zu verzichten.
Ich bin allerdings der mir ja von meinen
früheren Tagen her nur zu gut bekannten
Sucht des Verstandes, alles „erklärt” zu sehen,
dennoch bis zur alleräußersten Grenze des
noch Verantwortbaren entgegengekommen,
was freilich keiner bemerkt, der diese Grenze
nicht kennt. Man sollte aber dessen dennoch
bei der Aufnahme meines Lehrwerkes ein‐
gedenk bleiben, auch wenn man das Mit‐
geteilte nicht selbst überprüfen kann! Es
läßt sich so manches nicht vorher überprüfen,
was nachmals recht spürbar zu werden ver‐
mag. Es ist zwar nichts gegen das Suchen
nach Erklärung für die Dinge, die dem Erd‐
menschen nicht durchsichtig und verstehbar
sind, zu sagen, aber dieses Bedürfnis nach
„Erklärung” ist lediglich in der tiermensch‐
lichen Natur begründet und hat mit der
ewigen geistsubstantiellen Seele nicht
das mindeste zu tun. Es entspricht vielmehr
durchaus der Neugier der Tiere, wenn auch
auf einem dem Menschen vorbehaltenen
höheren ‒ oder genauer gesagt: ‒ durch
seine Fähigkeit, auch abstrakt denken zu
können, bestimmten Niveau. Erklärungsbe‐
dürfnis ist ein niederes, lediglich gehirn‐
liches Verlangen, und darf nicht mit Sehn‐
sucht nach geistiger Erkenntnis verwechselt
werden! Jede „Erklärung” weckt neue „Fra‐
gen”, es sei denn, das Gehirn beruhige sich
freiwillig, oder seiner Unzulänglichkeit für
wirklich geistige Einsichten bewußt, bei
Axiomen.
In der Struktur des ewigen Geistes
gibt es das nicht, was man im gehirnlichen
Bereich „Erklärung” nennt! Hier wird
er‐
kannt, aber nicht „erklärt”! Erkenntnis
weiß sich fraglos begründet im
L e b e n
ewigen Geistes, unabhängig von
erdach‐
ter Begründung. Wo Erkenntnis erreicht
ist, hört jedes Bedürfnis nach „Erklärung”
auf. Die Klarheit wirklicher Erkenntnis
be‐
darf keiner weiteren Er-klärung und steht
hoch über allem, was sich „erklären” lassen
könnte. Mein geistiges Lehrwerk aber ist
gegeben um zur
Erkenntnis zu führen,
‒ nicht um die Dinge geistigen Lebens
zu ‒ „erklären”! ‒
.Man sage sich los von dem verhängnis‐
vollen Drängen nach „Erklärung”, wenn man
den hohen Kräften des Erkennens erreich‐
bar werden will! Erkenntnis wird nur dort
erlangt, wo das Verlangen nach „Erklärung”
im Menschen
überwunden ist. Die Frage
„Warum?” ist ein Überbleibsel aus chthoni‐
scher, erdgefesselt nächtiger Vorzeit, und ist
nur dort noch angebracht, wo der Mensch sich
um Aufdeckung mechanistischer Zusammen‐
hänge müht! ‒ Im Vokabular der suchen‐
den Seele, die nach dem Bewußtwerden im
ewigen substantiellen Geiste strebt, ‒ nach
dem Leben in Gott, ‒ darf dieses Wort
nicht mehr gefunden werden! Wer anderes
lehrt, ist ein Täuscher der Seelen, auch wenn
er fest an seine Weisheit glaubt und ehrlichen
Herzens helfen will! ‒ Nie könnte ein Erden‐
mensch zur Erkenntnis kommen, wenn es
vonnöten wäre, erst allem „Warum?” eine
Antwort zu finden, denn auch hinter der
letzten Antwort erhebt sich neue Frage.
Hier ist die Ur-Schuld zu finden, die jeder
Mythos von einem ersten Fall in die Sünde,
das ist: ‒ in ein geist-widriges, gott-ab‐
gewandtes Verhalten, ‒ aufzeigen will!
Längst glaubt der Mensch der jüngeren Zeit,
wenn nicht Religionsbekenntnis ihn noch
bindet, solchen Mythen hoch sich überhoben,
und es ahnen nur wenige, was diese Ge‐
staltungen weit höherer Einsicht als sie selbst
heute besitzen, für alle Zeiten der Seele zu
verwahren suchen. „
Gott sprach” ‒ will
besagen: Gott ließ den Menschen
erkennen
und sprach aus eines Leuchtenden sprechen‐
dem Mund. Wo aber der Mensch das „Gebot”
übertrat, dort handelte er entgegen der ihm
gewordenen
Erkenntnis. Es ist die im wört‐
lichsten Sinne des Wortes „un-schuldige”
Tierseele, die im Kinde tausende Male
„Warum?” fragt und jedesmal ein „Weil!”
erwartet. Unzählige Menschen bleiben ihr
ganzes Erdenleben lang ihrer Tierseele hörig,
und nur verhältnismäßig wenige lernen all‐
mählich ihre
ewige, geistsubstantiell im lau‐
teren Lichte lebendige Seele kennen. Diese
ewige Seele aber kennt kein „Warum?” und
„Weil!” aus eigenem Bedürfen, wohl aber
weiß sie den Drang der Tierseele
mitzufüh‐
len und in deren Unvermögen zur Erkenntnis
begründet. So sucht sie selbst diesem Drang
zu geben, was ihm gegeben werden kann,
um ‒ ihn
zurückzudrängen, damit
sie der Tierseele Vertrauen finde und willige
Einordnung in die Planung ewigen Geistes‐
willens im Menschen dieses Planeten, dem
niemals durch „Erklärung” die Befreiung
aus der Hörigkeit unter der Tiernatur kom‐
men kann, sondern nur durch Erkenntnis.
.Erkenntnis
im ewigen Geiste ent‐
stammt aber wahrlich anderen und uner‐
meßlich höheren Regionen als das, was
man in den Bezirken irdischen
Denkens
und gehirnlichen
Forschens wohl auch ge‐
wohnterweise als „Erkenntnis” bezeichnet.
Erkenntnis im ewigen Geiste ist eine leben‐
dige, ihrer selbst, auch außer dem Bewußt‐
sein des Erdenmenschen, bewußte Kraft, die
ewigem Geiste entstrahlt, und wie das Ur‐
gute selbst, alles Gute, alle Liebe und alles
Lichte in sich umfaßt. ‒ Was hier gemeint
ist, hat nichts zu tun mit den Denktriumphen,
die das manische Grübeln überzüchteter öst‐
licher Gehirne schon vor Jahrtausenden als
„Erkenntnis” pries! Erkenntnis im ewigen
Geiste ist ein Ewiges, das sich im Zeitlichen
menschlichem Bewußtsein zu eigen gibt.
Nichts, was durch Folgerungen aus Gedanken
entstanden ist! Nichts, was durch Denken
etwa zu „beweisen” wäre oder solchen Be‐
weises bedürfte! Aber nach dieser Erkennt‐
nis verlangt alles Sehnen im Menschen, auch
dann, wenn sein Denken alle Reiche der
äußeren Natur und gedanklicher Spekulation
durchwandert, oder die Meere der Gedanken,
die jemals von Menschen gedacht worden
sind, mit geschwellten Segeln durchfährt.
Was immer auch an „Erkenntnissen” auf
diesen Fahrten und Wanderungen erlangt
werden mag, ‒ stets ist solche „Erkennt‐
nis” nur Feststellung. Aller Freude dieses
„Erkennens” folgt die Resignation und das
Bedauern, daß man am Ende ist, wo man
seinem Streben noch lange kein Ende setzen
würde. Nicht in der Weise solchen Forschens
und Denkens wird man meinem geistigen
Lehrwerk begegnen dürfen, wenn man er‐
langen will, was es darzubieten hat! Darum
warnte ich auf so manchen Seiten dieser
Bücher ebenso vor dem unfruchtbaren ge‐
danklichen Zerspalten wie vor dem bloßen
Einsammeln dessen, was in ihnen zu finden
ist. Wenn nicht ohne Grübeln und Speku‐
lieren aufgenommen wird, was bei dem Leser
Aufnahme erwartet, dann kann es sein Bestes
nicht bei ihm lassen. Er liest und merkt nicht,
daß er nicht das, was ich niedergeschrieben
habe, sondern ‒ seine eigenen Gedanken
liest, so wie sie eben meine Worte in ihm
erregten. Eine Anregung zu Abwandlungen
eigener Gedanken kann freilich aus jedem
Satz eines jeden Autors kommen, aber es
ist nicht der Zweck meiner Schriften, den
Leser zum Weiterdenken zu überreden, auch
wenn sie gewiß genügend dazu Anlaß geben
können. Wie der Sand, den die Gold‐
wäscher sieben, gewiß noch zur Mischung
guten Mörtels gebraucht werden könnte, in‐
dessen man ihn beiseite läßt und nur das
gefundene Gold verwahrt, so handelt es sich
auch in meinen geistigen Lehrschriften wahr‐
haftig um anderes, als um Anregungen des
Denkens! Dieses Andere ist in erster Linie,
‒ da es das Nötige, Unerläßliche ist, aus
dem alles Weitere erwächst, ‒ die Erwirkung
der Erkenntnis im ewigen Geiste, die mit
Sicherheit erfolgt, wo die Lehre das
Leben
durchdringt und nicht nur das Gehirn!
.Ist es einmal dem Leser gelungen, die
rechte Weise des Lesens zu finden, in der die
Bücher dieses geistigen Lehrwerkes gelesen
sein wollen, so wird er sehr bald entdecken, daß
sie ihm die Schätze ihrer Texte nur dann zu
eigen geben können, wenn er auch dort, wo
Notwendigkeit verlangt, daß er sein Fragen
zügle, sich zu meistern weiß. Er wird dann bald
nichts mehr zu fragen haben, da er Erkennt‐
nis erlangte, die keine Frage mehr in der
Seele findet! Es handelt sich, wie ich oft genug
betont haben dürfte, um ein
Werden, nicht
um ein Wissen! Inhalt und Form meiner
Bücher, die das Lehrwerk bilden, schließen
sich zusammen, um den Leser das werden
zu lassen, was er sein muß, wenn er zur Er‐
kenntnis im Ewigen kommen soll. Anders
ist das nun einmal hier auf Erden unerreich‐
bar, und der Leser schädigt sich selbst, wenn
er meine Worte mit seinen schweifenden Ge‐
danken mengt, die allzumeist nicht einmal
die seinen sind, auch wenn er längst ver‐
gessen hat, aus welcher obskuren Küche sie
ihre Nahrung empfingen, bevor er ihnen
Obdach und Nahrung bot. ‒ Lernt lesen,
wie man meine Bücher lesen muß. Ihr
werdet es nicht bereuen! Es ist unmöglich,
das, was diese Bücher vermitteln können,
zu empfangen, wenn man sie wie die Zei‐
tung liest, oder wie Eisenbahnromane! Vor
allem muß man ihnen Zeit geben, in die
Seele einzudringen, um die der Staub so
mancher Nichtigkeit eine dicke Hülle legte.
Je ruhiger der Leser während dieser Zeit
seine Gedanken hält, desto eindringlicher
wird ihm bewußt, was zu ihm gekommen
ist. Das alles ist von vielen lange schon und
oft erprobt, doch dürfte es vielen anderen
immer noch anzuempfehlen sein.
.Ich sehe auch viele, die sich mir zu‐
gehörig und bei mir geborgen glauben, aber
nur
sich selber meinen, wenn sie den Namen
nennen, der mich im Geiste bezeichnet. Sie
glauben in vermessenem Glauben, daß ihnen
alles zu eigen sei, was sie hier auf Erden
sich zu eigen geben, und ahnen nicht, daß
sie dereinst vor der Frage stehen werden,
‒ mit welchem
Rechte sie sich dessen be‐
dienten, was ihnen nicht zugehörte... Ich
muß sie warnen, solange Warnung sie noch
vor Selbstverurteilung bewahren kann, und
wahrlich wollte ich, daß meine Warnung
sie bewahren würde! Aber ich kann nicht
verhüten, daß sie am Ende dennoch zu
Schaden kommen, wenn sie zu rechter Zeit
nicht noch erkennen, daß die Gesetze ewigen
Geistes keine Phantasiegebilde sind, die sich
der Erdmensch nach seiner Neigung zurecht‐
zubiegen vermag. Wenn Wahl und Willkür
gestaltet hätten, was ich in meinem geistigen
Lehrwerk dargeboten habe, dann wäre gewiß
auch der Wahl und der Willkür anheimgestellt,
was sie davon sich zueignen wollten. Da ich
aber nicht aus irdischem Ermessen irdische
Meinung formte, sondern Worte des Vaters
in dem ich lebe, darbot wie ich sie durch
mein eigenes Wort gestalten konnte, so steht
alles, was dieses Lehrwerk umfaßt, nicht mehr
in meiner, des Formers Hand, sondern unter
geistigem Gesetz! Ich hätte gewiß auch, wenn
mich nur Schaffensdrang bestimmt haben
würde und Wille zu helfen, nach freier
irdischer Neigung viel lieber ein systema‐
tisches Werk aus meinem inneren Wissen
heraus gestaltet, das in einem wohldurch‐
dachten Lehrgang den Leser Stufe um Stufe
emporgeführt haben würde. So aber war ich
gehalten, jeweils zu formen, was ich im Vater
empfing, und alles in so freier Folge zu geben,
wie sich Natur gibt, wo sie der Mensch der
Erde nicht in seine Regeln zwängen kann.
.Zu gutem Ende sei hier nun noch ein
Hinweis wiederholt, auch wenn er längst in
meinem Lehrwerk gegeben wurde, dort, wo
ich vom „Wert des Lachens” sprach. Es war
wie eine Probe aufs Exempel, daß ehedem
gerade das Buch, in dem diese Abhandlung
zu finden ist, ein Bild von mir beigeheftet
erhielt, das wohl auch vorher mir wenig ent‐
sprach, das ich aber so, wie es die Kunst‐
anstalt für den Druck bereitet hat, nicht mehr
ausstehen konnte, so daß mir nur übrig
blieb, herzhaft ‒ zu lachen. Wer es fertig
bringen würde, die Worte des Buches mit
dem Bild zu vereinen, der sollte es ruhig
beigeheftet lassen, und wer fühlte, daß da
„ein Riß” durch das Buch ging, der konnte
ja wählen, was ihm lieber war: ‒ Bild oder
Buch, und das, was ihm nicht gefiel, entfer‐
nen. Hier aber will ich darum bitten, doch
öfters nachzulesen, was dort über den Wert
des Lachens zu lesen steht. Es ist für die
rechte Aufnahme meines geistigen Lehr‐
werkes wesentlich! ‒ Ich meine freilich ge‐
wiß nicht, daß man über ernste Dinge lachen‐
den Mundes dahinlesen soll, aber ich möchte
den Leser befreit sehen von der leidigen Ge‐
pflogenheit, sogleich eine Leichenbittermiene
aufzusetzen, wenn von ewigen Dingen und
von Gott die Rede ist! Ein merkwürdiger
„Gott” malt sich da in den Gehirnen, wenn
man ruhig von ihm glauben kann, er erwarte,
daß die Seinen ihm nur trist und mit hän‐
genden Ohren begegnen sollten, weil sie, um
ihre Sünden wissend, voll Trauer sein müß‐
ten! Daß diese traurig enge Gottesvorstel‐
lung der Wirklichkeit gegenüber einer Got‐
teslästerung gleichkommen würde, wenn Gott
wirklich zu „lästern” wäre, was ja ebenfalls
eine solche schauerliche Vorstellungsverir‐
rung ist, wird den armen Hirngefesselten,
die ihrem erträumten Gott nur in der „Zer‐
knirschung des Herzens” vor Augen kommen
zu dürfen glauben, natürlich nicht bewußt,
so daß sie schuldlos bleiben in ihrem Wahn.
Sie, wie ihre glaubensstarken Lehrer solchen
Glaubens, möge er christlichen oder anderen
Lehren zugetan sein! Wer aber klarsehen
will, dem muß ich mit aller Unbedingtheit
sagen, daß jede vermeintliche „Gottesnähe”
eitel Täuschung ist, wenn der Mensch ‒
sei‐
nen Humor dabei verliert! Ich bitte auch
nachzulesen, was ich in den Lehrworten
rhythmischer Fügung: „
Ewige Wirklich‐
keit” über „Göttliches Lachen” und unter
„Selbstüberlegenheit” zu sagen hatte!
.Da nun mein geistiges Lehrwerk nicht
dazu da ist, den Trieb nach Wissen verbor‐
gener Dinge zu stillen, sondern ins
Leben
eingehen soll, so ist es notwendig, sich vor
Augen zu halten, daß nur ein Leben, dem
das Lachen nicht fehlt, das rechte Leben im
Willen meines Lehrwerkes ist. Bei sauer‐
töpfigem Brüten kommt man damit nicht
weiter! Und es behaupte keiner, daß die Er‐
denmenschen heute weniger als je einen
Anlaß zum Frohsein fänden! Hier ist im
Gegenteil zu sagen, daß alles weit besser wäre
auf dieser Welt, wenn die Menschen sich
dazu verschwören würden, vor allem
froh
sein zu wollen und einen bewußten star‐
ken Willen in sich zu wecken, allem Trüben,
Gräßlichen und Schauerlichen, das sie um‐
gibt, ihr Streben nach
Lebensliebe entgegen
zu setzen. Man kann das Böse, das immer
noch da ist, auch wenn einer meinte, in ein
„Jenseits” von Gut und Böse führen zu können,
nicht dadurch aus der Welt schaffen, daß man
darüber „böse” ist. Man kann es nur eindäm‐
men durch eigene
Güte. Freilich wirkt Güte
nicht so plötzlich wie Kanonenschüsse, denn
Güte will ‒ helfen, ‒ nicht zerstören!
.Wer meine Bücher liest und nicht von
Tag zu Tag mehr der Herzensgüte, voll froher
Lebensliebe, Zuwachs in seinem Dasein schafft,
so daß er mehr und mehr für seine Nächsten
und Fernsten zu einer lichten Sonne der Güte
und des frohen Lebens wird, ‒ erst recht,
wenn aller Anlaß vorliegt, tief traurig zu sein,
‒ der lernt vielleicht diese Bücher: „
aus‐
wendig” und könnte sie aufsagen wie das
Kind sein erlerntes Gedicht, aber er ist
dem
wirklichen Inhalt meines Lehrwerkes noch
unendlich fern! Mir sind Leser lieber, die
nichts „im Kopf” behalten, weil alles
in ihr
tägliches Leben eingeht, sobald sie es ge‐
lesen haben!
.Was ich hinterlasse, ist weder eine neue
„Religion” noch schließt es Verpflichtung zu
einem bestehenden „Glauben” ein. Es ist viel
mehr im ewigen Geiste lebendige, mit mir
selbst identische Lehre, wie der Mensch auf
Erden, wo er auch stehe, sein
Leben glück‐
lich und der heiteren Sicherheit des Erken‐
nenden froh,
leben lernen kann, um dann
in heller, freudvoller Zuversicht dem Über‐
gang zu begegnen, wenn dieser Erdenkörper
eines Tages die ihm zu Dank verpflichtete
Seele freigeben wird, die in ihm und durch
ihn sich zeitbestimmt in dieser äußeren Erden‐
welt erlebt. Möchten sich aber nur jene um
meinen Nachlaß bemühen, die hier wahrhaft
„erbberechtigt” sind!
.Wesentlich, und für den wahrhaft in
sich zu Gott Wollenden wichtig wie die
ewige Liebe von ihrer zartesten bis zu ihrer
urmächtigen Äußerungsform ist die Dank‐
barkeit! Das Empfinden seiner selbst als
eines Dankenden muß die Grundhaltung
jedes Erdmenschen sein, der danach ver‐
langt, daß sein lebendiger Gott sich in
ihm „gebäre” und ihn mit seinem ewigen
Lichte erfülle! Alles, was mein Lehrwerk
umfaßt, setzt unausgesprochen den innerlich
Dankenden voraus: ‒ den Menschen,
der nicht nur für sein Dasein voll Dank
ist, möge es ihm auch nur irdische Marter
bringen, sondern auch für das Kleinste
Dank empfindet, was jemals an Freundlich‐
keit, allerbescheidenster Schönheit, Gütig‐
keit, Mitgefühl und sorgender Liebe in sein
Leben trat. Wer sich Rechenschaft gibt, der
sieht zu seinem Erstaunen, daß all sein Erden‐
leben erfüllt ist mit Tausenden von kleinen
und kleinsten Dingen, die noch Dank von
ihm erhoffen, so wenig er sie auch bis heute
beachtet hat. Hier sind die allermeisten
Menschen
unbewußt undankbar, auch
wenn sie tief dankbar sind aus Natur, für
jegliche Förderung, jegliche Hilfe und jede
Wohltat, die sie als solche
empfinden.
.Alle Freude gedeiht erst zu bleibender
Kraft, wo
Dank für genossene Freude ihr
den Boden bereitet. Daß man seinem Beten
die innerste Kraft entzieht, wenn nicht der
Dank auch das
Bittgebet erfüllt, ist deut‐
lich in meinen Worten vom Gebet gesagt. Es
darf aber nie dazu kommen, daß man erst dort,
wo Dank „unumgänglich” ist, ein Dankgefühl
mühsälig*) und unter Zwängen in sich er‐
zeugt, sondern die Dankbarkeit muß
Lebens‐
bedürfnis werden, ‒ muß im Tiefsten Nah‐
rung finden und alles Erdenleben durch‐
dringen. Vor allen Lebensempfindungen muß
sie bevorzugt sein, und ihr muß das wärmste
* Ich weiß, daß man sonst „mühselig” schreibt!
Strahlen
der Liebe gehören! Dankbarkeit
ist keine bloße „schöne Eigenschaft”, keine
„Tugend” und keine „Pflicht” vererbter Kon‐
vention, sondern eine Grundkraft der ewigen
Seele des Menschen. Unzählige andere Kräfte
werden aus dieser Grundkraft genährt. Da
auch die vergängliche Tierseele seines Körpers
sich im Erdmenschen erlebt, so ist es kein
Wunder, daß er auch das Sympathiegefühl
in sich verspürt, das zuweilen Tiere, wo Er‐
innerung an Wohltat in ihnen haftet, so stark
zum Ausdruck bringen, daß man von einer
„Dankbarkeit der Tiere” spricht, ‒ aber von
dieser Art „Dankbarkeit” ist hier nicht die
Rede. Wenn auch das Tier aus seinem Sym‐
pathiegefühl heraus imstande ist, sich selbst
zu opfern, sobald es Gefahr für den Menschen
erkennt, dem seine Zuneigung gehört, die
vielleicht durch eine empfangene besondere
Wohltat vormals ausgelöst worden war, so
ist doch bei alledem nichts von jener Dank‐
barkeit im Spiele, die als Voraussetzung jedes
Menschenleben durchdringen muß, in dem
zu irdischer Zeit sein lebendiger Gott zum
Bewußtsein der ewigen Seele gelangen soll.
Man darf nicht sagen, ich hätte davon zu
selten gesprochen. Fast jede Seite meiner
ersten Schriften schon zeigt deutlich, was
vorausgesetzt wird! Wenn ich nicht wört‐
lich und im besonderen von „Dankbarkeit”
sprach, so hielt mich Besorgnis zurück, daß
man solchen Worten die Deutung unterlegen
könne, es sei auf
persönliche Dankbezei‐
gung für
mich selber hingezielt. Heute aber
hoffe ich, solcher Besorgnis mich entziehen
zu dürfen, so daß ich dieses „Letzte Wort” zu
meinem geistigen Lehrwerk nicht abschließen
will, ohne des hohen Lebenswertes der Dank‐
barkeit noch ausdrücklich zu gedenken.
.Da ich aber wohl annehmen darf, daß
man weithin jetzt weiß, wie ferne mir jeg‐
liches Dankesbegehren liegt und wie wenig
sich meine Art dazu eignet, auch nur im
Gebiet des
äußeren Lebens Dankesworte
anzuhören, so läßt sich wohl auch erwarten,
daß man es nicht mißdeutet, wenn ich mir
dennoch, dort wo es unausweichlich geboten
ist, danken lasse für die irdische Mühe der
Übermittlung dessen, was mir im ewigen
Geiste vertrautes Besitztum ist. ‒ Ich würde
die geistige Kraft der Dankbarkeit
an ihrer
Entfaltung in der ewigen Seele des Dan‐
kenden hindern, wollte ich dort, wo wirk‐
lich Dank
empfunden wird, mich einer
hemmenden irdisch ererbten Idiosynkrasie
überlassen und mich dem Ausdruck des
Dankes entgegensperren. Ich muß hier
Hel‐
fer sein, indem ich zum Empfänger des
Dankesausdruckes werde!
.Dankbarkeit, wie sie vonnöten ist um
in
Ewiges Eingang zu finden, bedarf aber
kaum des Wortes. Von den ersten Tagen an,
als sie begonnen hatten, den Sinn meiner
Rede zu verstehen, hörten meine Kinder
von mir, daß zwar die selbstverständliche
Höflichkeit verlange: „Danke!” zu
sagen,
daß aber das schönste Dankeswort so gut wie
gar nichts bedeute, gegenüber dem Dankes‐
Empfinden und dem daraus folgenden
Dank-Tun! Sie können heute selbst be‐
zeugen, wie reich an innerem Glück das
„Danktun” machen kann. Dank-Tun läßt
nicht ruhen in dem an sich schon beglücken‐
den Suchen nach im Bereiche des Rechten
und Guten zu findenden Möglichkeiten,
gleichfalls Dankeswürdiges zu tun, werde es
nun dem Menschen, dem gegenüber Dank
empfunden wird, bekannt oder nicht. Solches
Bestreben aber kann die besten Kräfte der
Seele zur Entfaltung bringen, den Willen
bei einem bestimmten Ziele halten und den
Verstand ermuntern, alles zur Erreichung
dieses Zieles aufzubieten. Der höchste
Gewinn aber bleibt für die Dauer erhalten,
als Durchdringung des ganzen Lebens
mit jenem Danken-Können, das Vorbedin‐
gung eines jeden echten Aufstiegs zu ewig
geistiger Erkenntnis ist. Niemals darf man
ein Kind zum Danken zwingen! Man hat
als Erwachsener hingegen die seelisch ge‐
forderte Pflicht, ihm zu helfen ‒ wie es
sich
freiwillig helfen läßt ‒ das Glück
des Danken-
Dürfens empfinden zu lernen!
Von dem, der zum innersten
Ursprung
seines Lebens, ‒ zur Bürgschaft der
ewigen
Dauer dieses Lebens in
Gottgemeinsam‐
keit strebt, wird aber im ewigen Geiste ver‐
langt, daß er auch für das Danken-
Dürfen
schon dankbar ist, damit er innewerde, was
ihm in diesem „Dürfen” an Glückesmöglich‐
keit gegeben wurde...
.Das Danken-
Können muß allmählich
so entwickelt werden, daß es auf den leise‐
sten Anlaß reagiert, der Dankesempfinden
hervorrufen könnte. Es ist nichts leichter
als diese Entwicklung, wenn man sie wirk‐
lich
will! Man muß sich nur daran ge‐
wöhnen, Tag für Tag und auf jedem Schritt,
nach Anlaß zu Dankesempfindungen in sich
selbst und in der Außenwelt bewußt zu ‒
suchen. Hier läßt sich schwerlich des Guten
zuviel tun, aber was sich finden läßt, kann
alles Erwarten hoch übersteigen. Freilich
nutzt hier die bloße Selbsteinrede oder gar
die leere Geste nichts! Man darf sich auch
nicht
zwingen wollen zu einem Gefühl,
dem alles im Innern widerstrebt und das nur
Vortäuschung bleibt, auch wenn man es
schlecht und recht zu empfinden glaubt!
Der Himmel aber halte diese Worte des Rates
allen denen fern, die ohnehin schon der
Schrecken ihrer Umgebung sind, weil sie von
morgens bis abends keine Gelegenheit ver‐
säumen, die Ohren zu langweilen mit ihrer
ständig wiederholten Predigt über all das, wo‐
für ‒ die anderen ‒ dankbar sein müßten!
.Soll die große seelische Kraft der echten
Dankbarkeit zur Auslösung kommen, so ist es
am besten,
möglichst wenig von Dank und
Dankesempfinden
zu reden. Ist sie aber ein‐
mal entfaltet worden, so daß jeder Grashalm,
jedes Blütenreis, jeder Sonnenstrahl, jedes
leidlich gute Wort eines fremden Menschen,
den man nach dem Wege fragte, oder schließ‐
lich schon das eigene Wohlbefinden bei guter
Gesundheit, wie die geringste Erleichterung,
wenn der Körper Schmerz oder Krankheit
bewältigen muß, voll Dank im Bewußtsein
begrüßt wird, dann ist auch der Weg nicht
mehr weit zu jener steten Dankes-
Bereit‐
schaft, die fast ein
Vorher-
Darbieten des
Dankes ist, und die kraftvollste Hilfe eines
jeden Menschen, der den Weg beschreitet,
den mein Lehrwerk finden lehrt! Von solcher
Dankes-
Bereitschaft bis zu dem Seelen‐
frieden, „den die Welt nicht geben kann”,
weil er nur in der selbst herbeigeführten
eigenen inneren Ruhe erlangbar wird, ist
dann nur noch ein Schritt!
.Aber auch diese innere Ruhe muß Tag
um Tag gepflegt, geübt, und bei ihrem Kön‐
nen erhalten werden. Sie wird nur äußerst
selten als eine Folge angeborener Neigung
gefunden, sondern muß fast in jedem Falle
durch den Willen
erworben werden und
durch Übung zum „Können” kommen. Mit
dem bloßen Empfinden innerer Ruhe, solange
auch außen alles ruhig bleibt, ist noch wenig
getan. Erst wenn jede äußere Unruhe nur
die Nerven und die Gehirngedanken zu
erregen vermag, während im seelischen Innern
alles ruhig bleibt und den ganzen Sturm be‐
trachtet, als trage er sich zu auf einer fernen,
fremden Welt, obwohl man sich sehr genau
daran beteiligt weiß und seine Stöße heftig
empfindet, ‒ erst dann darf man sagen, man
habe seine innere Ruhe erlangt. Viele Men‐
schen aber kommen niemals zu dieser Ruhe,
weil sie zuviel von sich verlangen. Statt nach
der Erregung ihrer Nerven und Gehirngedan‐
ken nun nach innen zu gehen, wo die Ruhe er‐
halten blieb, meinen sie, es könne in ihnen
erst wieder Ruhe geben, wenn Nerven, Affekte
und Gedanken sich im Äußeren beruhigt ha‐
ben würden. Das ist nur ungeheuerliche Kraft‐
vergeudung, denn die innere Ruhe ist sofort
in der Seele, wo sie erhalten blieb, auch wieder
zu erlangen, und die verstörten Nerven finden
alsbald danach wieder ihr Gleichgewicht.
.Alles aber, was dieser letzte Abschnitt
bisher noch beschrieben hat, ist gleichnis‐
weise nur „Vorland” vor dem „Hortus con‐
clusus”, der mein geistiges Lehrwerk in sich
umschließt, und muß längst bekanntes Ge‐
lände geworden sein, wenn man mit einigem
Recht nun Einlaß zu finden hoffen will.
Aber das Dorngestrüpp dieses Vorlandes
wurde immer wieder von mir gerodet, und
Pfade wurden getreten, die nicht zu ver‐
fehlen sind. Gehen muß man sie freilich
selbst! Ich fürchte, daß noch viele weit
draußen vor dem „Vorland” sind, die sich
behaglich wohl in der Täuschung fühlen,
mir recht nahe zu sein... Ich kann nur
warnen vor solchen allzuwillfährigen Träu‐
men, aber ich kann nicht ändern, was nur
der Suchende selbst allein zu ändern
vermag. Wie oft soll ich noch sagen, daß
hier die Entscheidung nicht in meinen Hän‐
den liegt, da jeder Schritt auf dem Wege
zum Geiste
aus freier Entschließung er‐
folgen muß! Nur Charlatane und durch sich
selbst schon betrogene Betrüger suchen nach
Hörigen, und halten sie unter einem er‐
probten wirksamen Willenszwang!
.Ich müßte den Inhalt vieler meiner
Schriften hier wiederholen, wollte ich allen
Fragen nochmals Antwort bringen, die mich
trotz aller Abwehr immer noch gelegentlich
erreichen. Noch immer begreift man nicht,
daß mir nicht das Mindeste daran gelegen
ist, ob ein Mensch sich Fragen zu machen
versteht. Mein ganzes Werk ist geworden,
damit der Suchende
sich selbst seine Ant‐
wort finden lerne! Ich will jeden, dem meine
Worte gelten,
auf eigenen Füßen stehen
und sich frei bewegen sehen. Nicht an
Krücken humpelnd und nicht auf Stelzen
stolpernd! Auch seine innere Führung findet
nur, wer ihr gemessenen Schrittes auf eigenen
festen Füßen zu folgen weiß! ‒
Joseph Schneiderfranken.
ENDE