WORTE
DES LEBENS
Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG, Zürich
Der bürgerliche Name von Bô Yin Râ war
Joseph Anton Schneiderfranken
2. Auflage
Die erste Auflage erschien im Verlag
Greiner & Pfeiffer, Stuttgart, 1923
©
Copyright 1959 by
Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG, Zürich 48
Alle Rechte vorbehalten
Printed in Switzerland by
Schellenberg-Druck Pfäffikon ZH
Nach mir zu suchen bist du ausgezogen und
klagend fragst du, wo man mich finde! ‒
Ich aber frage dich, warum du bis zum heutigen
Tage mich noch nicht gefunden hast? ‒
Siehe mein Sehen und mein Hören habe ich
dir gegeben und meine Sprache liegt in deinem
Munde!
Warum verstummst du vor mir, da ich dich
reden heisse, während du doch zu reden weisst,
wo Schweigen dir allein die Offenbarung brin‐
gen könnte? ‒ ‒
Du redest vor tauben Ohren hohle Worte und
bist berauscht durch deiner Sinne täuschendes
Erkennen, so dass dir meine Sprache fremd,
und dunkel mein Wort erscheint.
Dennoch wirst du mir einstens Antwort formen
müssen in meiner Sprache, so wie ich sie gab
deinem Munde als ich dich aus mir entliess...
Noch suchst du in kunstreicher Rede Versteck
vor mir, aber wisse, dass ich dir nahe bin wie
das Licht der Leuchte, und dass du dich nie‐
mals vor mir verbergen kannst, obwohl dein
Auge mich nicht sieht, solange du dich blenden
lässt durch deine eigene Torheit! ‒ ‒
Was will ich anderes von dir, als dass du mich
findest, und wahrlich: leicht lasse ich mich
finden! ‒ ‒ ‒
Ich weiss, dass du mich suchst, auch wenn du
irre Wege wandelst und vorgibst Anderes zu
suchen...
Der Tor sucht nach mir, wie der Weise, und
des Toren Suchen ist nur deshalb töricht, weil
er sich selbst den Weg zu mir erschwert,
während der Weise kein anderes Bemühen
kennt, als sich seinen Weg zu erleichtern. ‒ ‒
Alle Last wirft er von sich, Kleid und Wander‐
stab, damit er mich nackt, wie ihn seiner Mut‐
ter Schoss gebar, erreiche...
Du aber schmückst dich mit brokatenen Ge‐
wändern, legst Perlengeschmeide, goldene
Schmuckstücke an und bindest um deine Füsse
schwere, goldene Sandalen. ‒
Dann sinnst du lange nach und forschest nach
dem weitesten Wege, da nur der weiteste Weg
dir der rechte scheint um zu mir zu finden.
Bedrückt durch alles was dich nur beschweren
kann, wanderst du endlose Strecken, um dann
ermattet liegen zu bleiben bis dein hoher Mut
sich in Verzweiflung kehrt. ‒ ‒ ‒
Siehe, du wirst mich auf solche Weise niemals
finden!
Du suchst die Ferne, während ich dir näher
bin als dein eigener Leib, den du mit
Schmuck beladen mir entgegenzuführen trach‐
test, da ich doch deines Schmuckes wahrlich
nicht achten kann und deiner Gewänder Blend‐
werk mich dir nur verbirgt! ‒ ‒
Lass ruhen alle erborgte Rede, damit in Deinem
Munde meine Sprache sei!
Bleibe, wo du dich heute finden magst und löse
alle Last von dir!
Nackt und ohne Geschmeide gehe in dein Aller‐
innerstes ein und lerne schweigen bis dir
meine Sprache wiederkommt um mich dir zu
künden! ‒ ‒ ‒
Ich liebte dich in mir selber, da du bei mir
warst von Ewigkeit her und ich liebe dich,
auch wenn du mich verlassen hast!
Nicht ich bin es, der sich vor dir verbirgt, son‐
dern du selber suchst, dich vor mir zu ver‐
stecken!
Du lässt deinen Blick ins
Leere schweifen,
wähnend, mich dort etwa zu finden, und brauch‐
test dich nur zu
dir selbst zu kehren um
bei
mir zu sein! ‒ ‒ ‒
Du
weisst noch nicht, dass du dich vor
mir
versteckst, wenn du vor
dir selber dich zu
verbergen suchst in schweren Prunkgewändern,
um mir zu nahen!
Du weisst nicht, dass
ich selbst mich dir ge‐
geben habe und dass du alles nur in
dir selber
findest, was du noch aussen suchst!
Siehe,
die Schätze aller Welten sind wie
Staub
vor dem
Kleinod, das du
in dir selber
birgst! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
In allen Atomen deines Körpers leuchte Ich! ‒
... Dieser Körper aus festem und halbfestem
Stoffe ist mir wie eine alabasterne Lampe, in
der ich, das Licht, alles durchleuchte. ‒ ‒
Mich hält er nicht!
Mich kann nichts halten!
Alles ausser mir ist mir Bild, und ich bin
Licht allem Gebilde das ich durchleuchte! ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Ich bin fluidische Kraft und doch über allen
fluidischen Kräften! ‒ ‒
Ich klinge in allen Lauten, Harfen und Flöten
des unendlichen Raumes! ‒
Ich bin der Meister unendlicher Symphonien,
von denen die Sphären der Ewigkeit wider‐
hallen!
Wer mich erkennen und aus der Kraft des
Lichtes in mir leben will in Ewigkeit, der
muss zu einem meiner Instrumente werden...
Im leuchtenden Tone einer meiner Sym‐
phonien muss er ewigen Sphären erklingen. ‒ ‒
Ich binde die Klänge und ich löse sie auf
nach meinem eigenen Gesetz, das mir von Ewig‐
keit her innewohnt.
Ich habe als Meister meiner Symphonien gute
Spielleute unter mir.
Sie alle gehorchen meinem Winke, und keiner
wird jemals meinen Instrumenten falsche
Töne entlocken...
Ich selbst gebe nur die Zeichen.
Meine Spielleute aber bringen die Instrumente
alsdann zum Tönen, und ich bin hinwieder der
Ton, der ihnen entquillt. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Manche der Instrumente werden sich dessen be‐
wusst, manche aber auch nicht, dass sie nur
durch mein Gesetz geleitet zum Ertönen ge‐
langen, und dass ich der Ton bin, der in ihnen
klingt. ‒
...Dieser Leichnam, den du siehst, wenn du
dich von aussen her betrachtest, bin wahrlich
nicht Ich! ‒ ‒ ‒
In ihm aber habe ich hier meiner Kraft einen
Stützpunkt gegeben, damit ich auf dieser
Erde alles zum Erklingen bringe, und selbst
mich in allem als Klang gebären könne...
Unnennbar ist die Zahl der Symphonien die in
mir verborgen ruhen und offenbar werden
wollen. ‒ ‒
Zu
leuchtendem Klang will ich mich formen
in allem was durch mich erklingen
will!
Auch
dich werden meine Spielleute nicht ver‐
gessen, wenn du zu einem meiner Instrumente
werden
willst. ‒
Auch
du sollst ewig leuchtend tönen in einer
meiner unendlichen Symphonien!
Ich bin es, der dich erlösen kann, denn nur
wenn
ich selbst in Dir erklinge wirst du
ewig
beseligt sein! ‒ ‒ ‒
Siehe, all deine Sehnsucht will nichts anderes,
als dich mir in leuchtendem Klange
vereinen!
Du fühlst zwar deines Herzens Sehnsucht, aber
du weisst sie noch nicht zu deuten. ‒
Verhalten, wie in einer unberührten Saite, birgt
sich in dir
dein eigener Klang; aber nur
wenn
mir du dich einen willst, wirst du
dich
selbst zum Erklingen bringen können. ‒
Ein
neuer Ton wird dann dem
All erklingen
und
du wirst
dich in Allgewalt vernehmen ‒
mir geeint ‒ in deinem eigenen
Ich! ‒ ‒ ‒
Dich selbst musst du vernehmen lernen, wenn
du einst selbst vernommen werden willst!
Noch hörst du auf mancherlei Stimmen und
gibst bald dieser, bald jener den Namen deiner
selbst...
Wisse, dass du ein anderes bist als alle Stimme
der Sichtbarkeit und ein anderes als alles
Unsichtbaren Stimme um dich her!
Noch gilt dir das Angenommene, das ein‐
stens du verlassen musst, als eigenstes Eigen,
so dass es dir dich selbst verbergen muss. ‒ ‒
Noch hörst du auf lautes Rufen um dich her,
so dass du dein eigenes Wort nicht mehr
verstehen kannst! ‒
Noch suchst du auch mich in diesem lauten
Rufen, das dir von allen Seiten in die Ohren
gellt, und mühst dich in krampfhaftem Hor‐
chen, meine Stimme in solchem Lärm zu hören.
Mich aber kannst du nur in dir selbst ver‐
nehmen, und nur nachdem du dich selbst zu
vernehmen weisst! ‒ ‒ ‒
Nicht
neben dir, sondern
in dir selbst bin
ich
in dir verborgen! ‒ ‒ ‒
Suche mich darum nicht als ein anderes
ausser
dir, wenn du mich wahrhaft finden willst!
Solches wäre arge
Torheit und würde dich nur
zur Beute der
Gespenster machen, die du
selbst dir schaffst, sobald du dich verneigend
niederbeugst vor einer Macht, die nicht
in dir
selbst allein sich finden lässt!
Siehe ich bin in allen Weltenräumen, und wenn
du gleich
mir in allen Weltenräumen wärest, so
würdest du auch
dort mich finden...
So aber bist du an
deinem kosmischen Ort
allein! ‒ ‒
Kein Anderer kann dort
bei sich selber sein,
wo
du allein im unermesslichen All
bei dir
selber bist! ‒ ‒ ‒
Dort aber nur, wo du
bei dir selber bist,
kannst du
dich vernehmen, und nur wenn du
dich vernimmst, kann ich
mich dir offen‐
baren. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Schwer wird es dir,
mich also zu fassen, solange
du noch
dich selbst nicht erfasstest! ‒
Es will dir scheinen, als könnte ich dir nicht
unterscheidbar bleiben von dir selbst, wenn
du mich
in dir vernehmen würdest...
Du bist zu sehr gewohnt, nur etwas
neben dir
zu vernehmen, als dass du noch erfühlen könn‐
test was es heisst:
in deinem eigenen «
Ich»
etwas zu erkennen. ‒ ‒
Wahrlich, du hast dich weit von
dir entfernt!!
Du
sagst noch: «
Ich», aber was sich so nennt,
hat
nichts mit
dir selbst zu schaffen.
Bald ist es dein
Leib und seine Triebe, ‒ bald
ist es
unsichtbares Irdisches in dir, das mit
diesem Worte sich bezeichnet, während du
selbst darauf
verzichtest, dich zu ‒ «
äus‐
sern»...
Im
Äusseren aber
musst du
dich behaupten
lernen, soll das Äussere dir nicht zur
Fessel
werden!
Binde
du selbst alles Äussere um dich her mit
den starken Schnüren deines
Willens, damit
es nicht über dich herfalle, wie eine Horde
Wegelagerer den arglosen Wanderer überfällt,
ihn bindet und seines Besitzes beraubt!
Ich habe
mich dir gegeben als meinen kost‐
barsten
Besitz, denn wahrlich:
ich besitze
mich selbst! ‒ ‒ aber du weisst noch nicht,
dass du Grösseres in dir birgst, als selbst das
Grösste deiner Vorstellung, denn noch bist du
nicht
zu dir selbst gekommen. ‒ ‒ ‒
Alles,
was du
über dir wähnst, trägst du
in dir
selbst!
Ach, dass du deine aufwärts gekehrten Augen
in dich selbst hinein zu blicken lehren woll‐
test!! ‒
Dich selbst lerne finden in deines Innern
Innerstem, damit du
in dir selber
mir be‐
gegnen kannst! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Wahrlich, ich liebe mich selbst und du sollst
mir gleichen und dich über alles lieben!
Nicht deinen Leib, noch was sonst «Ich»
sagen mag an dir, sollst du so «über alles» zu
lieben wissen, auch wenn du deinem Leibe und
deinen unsichtbaren Kräften stets in Liebe
dich verbinden wirst!
«Über alles» sollst du nur dich selber lieben
im Innersten deines Innern, ‒ dich selber,
der mich in sich birgt! ‒ ‒ ‒
«Über alles» zu lieben soll dir heissen: mehr
als alles was ausser dir ist, dich selbst zu
lieben; und liebst du auf solche Weise dich
selbst, so wirst du erst in dir selber deine
höchste Liebe finden in mir! ‒ ‒‒ ‒ ‒
Du bist gar irrig belehrt, wenn du etwa glauben
solltest, du müsstest alles lieben! ‒
Deine höchste Liebe, die du in mir erst finden
kannst, nachdem du dich selber lieben lern‐
test, ist frei von jedem Gegenstand der Liebe,
und Einige, die nur zur Hälfte erkannten, was
sich erkennen lässt, haben daraus gefolgert,
dass sie alles umfassen müsse. ‒ ‒
Meine Liebe aber folgt nur dem mir innewoh‐
nenden Gesetz und ist in mir selbst be‐
schlossen. ‒ ‒ ‒
Alles was sie umfassen will, muss sie in mich
selber ziehen. ‒ ‒
In mir aber ist nichts, das nicht mich selber
will! ‒ ‒ ‒
So lenke auch du deine Liebe, wenn du nach
aussen liebst, mit weiser Wahl!
Nicht lieben soll dir gewiss nicht etwa: hassen
heissen!
Du wirst Vieles ausser deiner Liebe lassen
müssen, was du durchaus nicht «hassen»
sollst! ‒ ‒
Frei von Liebe und Hass wirst du dem
Allermeisten, was du nicht selber bist, be‐
gegnen müssen...
Lieben sollst du, was dich zu dir selber
bringt, und damit zu mir!
Alles Andere stehe allezeit ausser deiner
Liebe! ‒ ‒ ‒
Wie aber könntest du zu lieben wissen, was
du lieben sollst, wenn du dich selbst nicht
liebst, ‒ dich selbst, in dem sich dir deine
höchste Liebe allein enthüllen kann?! ‒
Bevor du
dich selbst ergründet hast und
dich selber «
über alles» liebst, wird all deine
Liebe nach aussen nur ein
Schein und ein
Blendwerk sein. ‒ ‒
Du wirst dich
selbst betrügen, wenn du vor‐
dem zu «lieben»
meinst, und was du zu «lie‐
ben»
vorgibst, wird von dir
betrogen sein...
Erst dann wirst du ein wahrhaft
Liebender,
wenn du
dich selbst zu lieben weisst! ‒ ‒ ‒
Alle grossen Liebenden waren stets in der Liebe
ihrer selbst, umfingen
sich selbst in allen
Gluten der
Liebe! ‒ ‒
Wisse aber, dass du auch dort, wo du keines‐
wegs
lieben sollst, dich noch viel weniger dem
Hass überantworten darfst, wenn du
mich in
deiner
höchsten Liebe erreichen willst!
Dass du dich des Hassens
fähig fühlst, sei dir
ein Beweis deiner Kraft zu
lieben, ‒ aber
nicht alles, dazu du dich fähig fühlst, dient dir,
dich selber zu erreichen! ‒ ‒
Lieben ist die grosse
Bejahung dessen, das
du liebst, ‒
Nichtlieben die
Verneinung, ‒ ‒
Hass aber das Eingeständnis der
Ohnmacht,
das Verneinte dir aus dem Wege räumen zu
können!
Alles Verneinte aber soll dir gelten als sei es
dir nicht vorhanden!
Du sollst es nicht mehr sehen wollen und ihm
die Kräfte nicht mehr senden, die es durch
deine Beachtung stetig neu erlangt. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Lässt du den Hass aber in dir wirksam werden,
so nährst du das Gehasste immerfort mit
deinen Kräften, und du wirst Sorge tragen
müssen, dass es nicht zum Ungeheuer wird, das
dich verschlingt...
Die wahrhaft Liebenden, die mich in ihrer
höchsten Liebe fanden, waren wahrlich
keine lahmen Ja- und Amensager zu allem
was ihnen begegnen mochte, und sie wussten
kraftvoll zu verneinen wo es nötig war,
aber keiner aus ihnen übergab sich jemals dem
Hass! ‒
So sollst auch du des Hasses Herr zu werden
suchen, und wenn es dir heute noch nicht ge‐
lingen mag, so wirst du morgen den Hass
überwunden haben, sofern du nur wachsam
bleibst, und bestrebt, dich über den Hass zu
erheben. ‒ ‒ ‒
Je mehr du
erkennst, dass all dein
Hassen
nur das Gehasste
nährt, desto eher wirst du
dich dem Hasse
entwinden!
So manche
Quelle des Übels auf dieser Erde
wäre längst
vertrocknet, würde nicht immer
der
Hass aufs neue sie zum Überströmen
bringen! ‒
Wenn du wirklich willst, dass ein Verderbliches
sich in sich selbst verzehre, dann brauchst du
ihm nur deine Liebe völlig zu
entziehen! ‒ ‒
Solange du noch
aktiv bleibst in deiner ver‐
meintlichen «Verneinung», hast du nicht wahr‐
haft
verneint! ‒
Was dir der
Verneinung wert erscheint muss
völlig deiner Beachtung
entschwinden und
darf in keiner Weise mehr von dir deiner Auf‐
merksamkeit gewürdigt werden. ‒ ‒
So wirst du das Verneinte
wirklich entkräften
und deine
Liebe wird, von aller Fessel frei,
bejahen können was sie liebt! ‒ ‒ ‒
In deiner
höchsten Liebe wirst du dann in
mir auch die
höchste Bejahung finden, die
in sich selber ewig nur
sich selber liebt! ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Sehnend durchwachst du die Nächte und rufst
nach mir, dass ich dich erhöre...
Wohl weiss ich um dein Rufen und will dir zu
Hilfe eilen; allein du verschmähst noch meine
Hand und harrest anderer Hilfe!
Wohl suchst du mich, aber du kennst mich
nicht und erwartest statt meiner einen Ande‐
ren zu finden, der dem entspricht, was du aus
mir dir machtest in deiner Schöpferallgewalt
der Phantasie...
Ach, dass ich in deiner Träume Gestalt mich
wandeln könnte, damit du erkennen würdest,
wer dir naht! ‒ ‒
Ich aber bin ewig unwandelbar, mein eigenes
Gesetz und meines Gesetzes Folge, so dass
ich stetig bleibe der ich bin und kein wallen‐
der Wunsch der Wandlung mich je erreicht. ‒ ‒ ‒
Du selbst wirst das Bild dir wandeln müssen,
nach dem du mich dir geschaffen hast, dort
wo du Schöpfer bist! ‒
Du wirst mich sonst niemals erkennen und ich
würde dir wie ein Fremder bleiben müssen,
‒ ‒ ich, der ich dir der Allernächste bin, da
du in dir mich verbirgst. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Dir selbst verbirgst du mich, um dir einen
Götzen zu schaffen, in dem du mich zu finden
wähnst!
Torheit hält dich in Banden, da alle Weis‐
heit dir innewohnt! ‒ ‒ ‒
Wohl mag es die Torheit Anderer sein, die
dich also gefesselt hält, allein nur du selbst
vermagst es, deine Fesseln wieder zu lösen!
Ehe du mich nicht so erkennen willst wie ich
von Ewigkeit her in mir selber bin, wirst du
mich suchen in allen Weltensphären und den‐
noch mich nicht finden! ‒ ‒
All dein sehnendes Verlangen wird dir zu nichts
nütze sein, denn auch wenn ich mich deiner
Sehnsucht neige, bleibe ich dir fremd, wie einer,
an dem du achtlos vorübergehst...
Du wirst erst das Bild, das du dir geschaffen
hast, gar gründlich wandeln müssen, soll es
in Wahrheit meine Züge zeigen! ‒ ‒
Du wirst dein Auge wahrlich anders sehen
lehren müssen, willst du mich erkennen, wie
ich bin von Ewigkeit zu Ewigkeit! ‒ ‒
Siehe, ich selbst bin meines Gesetzes Kraft
und kann mir selber nicht entspringen, selbst
wenn meine Liebe zu dir mich bewegen könnte,
aus meinem eigenen Sein mich zu lösen um dir
Erlösung zu werden! ‒ ‒ ‒
Doch, da ich dich liebe, will es nicht mein
Wille, dass dein Suchen fürder irre Wege gehe,
und darum hörst du heute meine Stimme als
die Stimme dessen, den du noch nicht kennst...
Ich will dir gewisslich Heiland und Erlöser
sein, allein du selbst musst wollen, dass dir
nach diesem, meinem Wort geschieht. ‒ ‒
Du selbst musst alles Bild vergessen um wir‐
kender Wirklichkeit zu nahen, und alles,
was dir deine Phantasie gebar, musst du als
Gaukelspiel bewerten. ‒ ‒
Du musst endlich lernen, dir zu sagen, dass
mich Jene nicht erkannten, die dich lehrten,
und die der krausen Dinge viel von mir zu sagen
wussten, da sie mich sahen, wie der ihren einer,
nur mächtiger und grösser, wie in Heilig‐
keit so aber auch in Schuld, ‒ denn wäre
ich, was Jene aus mir machten, dann müsste
solche Ausgeburt betörten Wähnens als Wider‐
sacher seiner selbst mit sich in ewiglichem
Kampfe liegen.......
Ich aber bin ewig einig, in mir selbst gegründet,
und nichts in mir kann mir selber widerstreben!
Siehe, ich bin höchste Tat! ‒ ‒ ‒
Ich selbst bin mir Wirkung und Ziel!
Ich selbst bin mir Ursprung und Folge!
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Nicht dein suchendes Sehnen kann mich er‐
reichen, sonst hättest du mich längst schon in
dir gefunden! ‒
Nur in der Tat wirst du mich in dir finden
können, und keine Qual der Sehnsucht banger
Nächte wird mich dir so wesenhaft erkennbar
machen, wie eine wache Tat in der dein Suchen
wahrhaft mir entgegenstrebt! ‒ ‒ ‒
Wähne aber nicht, dass es deine Tat an sich
selber sei, die mich dir erkennbar werden
lässt!
Wohl musst du erwägen, was deine Tat be‐
wirkt, und ob sie wahr und unbezweifelbar
auch in der Richtung deines Suchens, das
nach mir verlangt, zur Folge führen kann. ‒ ‒
Wird dir alsdann Gewissheit, dass dein Wille
rechte Wege wandelt, so zögere nicht länger
und versäume nicht die gute Stunde, die dich
tatbereit und frischen Mutes findet!
In wacher Tat wirst du mir alsdann in dir
selbst begegnen und mit mir in dir ver‐
einigt sein! ‒
In wacher Tat will ich selbst mich in dir,
den ich liebe, erleben! ‒
In wacher Tat sollst du mir Zeichen und
Zeugnis werden! ‒
So will ich dich in dir vollenden: ‒ du, der nur
in mir sich vollenden kann! ‒
Aus mir gezeugt, soll Tat sich aus dir gebä‐
ren, auf dass sie weiterzeugend wirke nach
meines ewigen Willens Geheiss! ‒
Du selbst sollst mir in heiliger Geburt geboren
werden, durch deine wache, selbstgewollte, freie
und des Freien wahrhaft würdig getane Tat! ‒ ‒
Siehe, ich, der Einige in sich selber, werde
dennoch zur Ursache ewigen Kampfes!
Alles was mich erreichen will, kann nur durch
Kampf zu mir gelangen. ‒ ‒
Nur als Kampfpreis wirst du mich erringen!
Ich selbst werde niemals von solchem Kampfe
berührt, denn, in mir hat keine Zwietracht
Raum!
Wer noch kämpfen muss, ist noch nicht bei
mir...
Wie aber sollst du mich in dir finden, wenn du
nicht alles in dir niederzukämpfen weisst,
das mich dir verbirgt?! ‒
Ohne Kampf wirst du keines der Hinder‐
nisse die dir den Weg verlegen, jemals besei‐
tigen können!
Du musst Sieger werden in diesem Kampfe,
wenn ich nicht ewig dir unerreichbar bleiben
soll! ‒ ‒
Es wird ein Kämpfen sein, das wahrlich alle
deine Spannkraft braucht!
Es wird ein Kämpfen sein, das alle Ausdauer
verlangt!
Es wird ein Kämpfen sein, das dich nicht
müde sehen darf, bevor der Sieg dir wurde...
Du kannst den Sieg nicht erlangen, wenn du
nicht willens bist, all deine Kräfte aufzubieten
um jedes Hindernis das dir im Wege liegt in
deinen Dienst zu zwingen! ‒
Du sollst wahrlich in diesem Kampfe nicht
töten wollen, denn was du ertöten würdest,
trägt Kräfte in sich, die dir den endlichen Sieg
erstreiten helfen, wenn du sie deinem Wil‐
len beugst. ‒ ‒
Viele sind schon ausgezogen, diesen Kampf zu
kämpfen, aber nach kurzer Zeit schon verliess
sie der Mut und sie paktierten mit allem was
ihnen entgegenstand...
So überwältigt kehrten sie zurück und riefen
allen die da kämpfen wollten zu: «Es ist
unmöglich in diesem Kampfe Sieger zu blei‐
ben!»
Einige aber zu allen Zeiten wussten dennoch
den Sieg zu erkämpfen, und mit dem ewig
grünen Lorbeer des Siegers geschmückt, kehr‐
ten sie zurück. ‒
Auch dich will ich als Sieger sehen!
Siehe, ich rate dir: vergiss niemals, solange
du im Kampfe liegst, dass alles was dir entgegen
steht, nur darauf lauert, dass dich dein
Wille zum Siege verlässt!
Noch niemals wurde ein Streiter besiegt, den
dieser Wille nicht vorher verlassen hätte...
Du magst des öfteren unterliegen, und doch
wird der Sieg dir gewisslich nicht verloren
sein, solange dir der Wille zum Siege, der da
ein Glaube ist an deinen Sieg, nicht unwieder‐
bringlich verloren geht! ‒ ‒ ‒
Aller Kampf aber, der den Willen zum
Töten züchtet, ruft neue Kämpfe wach, auch
wenn er dich vorerst als Sieger sieht. ‒ ‒
Darum sollst du nicht töten wollen in diesem
Kampfe!
Deine treuesten Diener werden dir gerade
jene sein, die du im Kampfe durch hohen Mut
besiegtest!
Sie kennen dann in dir ihren Herrn und wer‐
den dir in allen Fährnissen gehorsam sein.
Mit ihrer Hilfe wird der Kampf dir zum Spiele
werden und nichts mehr kann dir den Sieg ver‐
wehren! ‒ ‒ ‒
Aber vergiss nicht, dass alle diese Feinde, die
du dir zu Dienstleuten machen sollst, dass
Kampf und Sieg und Walstatt des Kampfes
nur in dir selbst zu finden sind!
Auch wenn du nach aussen kämpfen zu müs‐
sen glaubst, wird doch der wahre entschei‐
dende Kampf nur in dir selbst allein zu
durchkämpfen sein. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Du erliegst noch der Täuschung und bist in
tausend Sorgen, wie du der Aussenwelt be‐
gegnen könntest!
Was hier dich bedrängt und vielleicht dem
Scheine nach besiegt, wird von dir noch immer
viel zu hoch gewertet!
Noch immer verlierst du den Glauben an
dich selbst, wenn man dich von aussen her
überrennt!
Ach, dass du endlich sehend würdest um zu er‐
kennen, dass aller äussere Sieg wie alle Nieder‐
lage in der Aussenwelt, nur törichte Täu‐
schung bergen!
Nur was du im Innern dir zu Diensten zwingst,
wird wahrhaft bezwungen sein!
Nur wenn du im Innern endlich den Sieg er‐
ringst, wirst du mir Sieger heissen!
Nur
dieser Sieg
in dir selbst wird dir
mich
zum Kampfpreis werden lassen! ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Ich gebe wahrhaftig mich keinem, der nicht als
Kampfpreis mich erringt!
Billig,
wertlos und eitler Tand für‐
wahr ist alles,
das ohne Kampf er‐
reichbar sich zeigt!
Aller wirkliche
Wert kann dir nur im
Kampf
zu eigen werden! ‒
Nur als ein
Kämpfender kannst du den Sieg
erringen!
Als
Sieger aber musst du mir entgegentreten,
wenn ich deiner
achten soll, und nur dem Sie‐
ger, der auch den
Kampf nicht scheute, kann
ich mich ewiglich verbinden! ‒ ‒
So sei denn tapfer und fliehe nicht den
Kampf,
der dir so hohen Kampfpreis als Gewinn ver‐
heisst! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Nach
Frieden verlangt deine Seele, ‒ nach
jenem Frieden, den die Welt nicht geben kann!
Aber nur nach furchtlos bestandenem
Kampfe
wird dir dieser
Friede werden, nach dem du
vergeblich verlangst, solange du Scheu trägst,
dich vorher in den
Kampf zu wagen. ‒ ‒ ‒
Doch kehrst du als
Sieger zu dir selbst zurück,
so wird wahrlich
nichts mehr deinen
Frieden
stören! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Viele wähnen, wenn ihr Kampf
beendet sei, so
hätten sie den
Frieden erlangt.
Töricht ist solches Wähnen, denn des Kampfes
Ende kann dir zum
Verderben werden, so‐
lange du noch nicht erkanntest, dass
kein
Kampf
beendet werden darf
um der Erlan‐
gung des Friedens willen! ‒ ‒
Noch keiner hat jemals den wahrhaften
Frie‐
den sich erkämpft, der nicht den Willen in sich
trug, den Kampf nur als
Sieger zu been‐
den!
Sehnsucht nach Friede ist eine grosse
Ver‐
führung, und wehe dem, der solcher Verfüh‐
rung erliegt!
Sie macht ihn zu wehrloser Beute seiner un‐
sichtbaren Feinde und lässt ihn schutzlos zum
Opfer ihrer Willkür werden, dort, wo selbst
siegloser Widerstand ihm noch der Feinde
Waffen in eigenen Dienst gezwungen hätte...
Darum, wenn du den Frieden willst, lass' dir
den Mut zum Kampfe nicht rauben, und höre
nicht eher zu kämpfen auf, als bis dir deine
inneren Feinde selbst den Frieden bieten! ‒ ‒ ‒
Erst dann wirst du dich wirklich deines
Friedens freuen! ‒
Vorher wird dich deine Kampfesmüdigkeit nur
zu scheinbarem Frieden verleiten, und was
du dann so erlangt zu haben glaubst, wird dir
nur die Wahl noch offen lassen: entweder dau‐
ernd deiner Feinde Höriger zu werden,
oder den neuen Kampf zu suchen, in dem du
dann vielleicht also zu kämpfen weisst,
dass dir der Lorbeer des Siegers werden
mag...
Man hat dich gar oft schon falsch beraten und
dir gesagt, dass jeder, der zu mir gelangen
wolle, nur den Frieden suchen müsse. ‒ ‒
Ich aber will wache
Kämpfer und ein Friede,
der nicht als
reife Frucht des Kampfes vom
Baume des Schicksals fällt, ist mir
verächt‐
lich, und wahrlich vor mir nur
Torheit, denn
eher könnte ich dich noch erretten, wenn du im
Kampfe
unterlegen wärest, als so, wo dein
Mangel an Mut dich das Feld des Kampfes
verlassen liess. ‒ ‒ ‒
Die
Helden des grossen Kampfes, denen
ich
zum ewigen Frieden wurde, wussten zu kämp‐
fen
bis zum letzten Tropfen Blut, der
noch in ihren Adern war, und wahrlich:
sie
haben den
Sieg erfochten, auch wenn es oftmals
scheinen mochte, als seien sie nur ihrer
Kämpfe
Opfer. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Nicht anders aber will ich auch
dich einst
siegen sehen!
Nicht anders sollst du in mir den
ewigen Frie‐
den finden! ‒ ‒ ‒
Friede heisst mir die
Sicherheit dessen, der
sich die Sicherheit erkämpfte, dass
nichts mehr
ihn zum
Kampfe laden könne!
Friede ist nur jene
Ruhe in sich selbst,
die aller inneren Kämpfe Preis und entflam‐
mendes Kampfziel bildet!
Friede ist Freiheit vor jeder Not des Zwan‐
ges zu neuen Kämpfen!
Friede ist mir die errungene Macht über alles,
was ehedem Feind und Gegner hiess!
Wer solchen Frieden in sich selber fand,
der nur allein kann in mir seinen ewigen
Frieden finden! ‒ ‒ ‒
Ihm will ich der Hort seines Friedens sein!
‒ ‒ ‒ ‒
Ihm wird in mir der Friede werden, den «die
Welt» nicht geben kann, ‒ der Friede, der
nur jenen wird, die in sich selber siegend,
endlich mich zu erkämpfen wissen! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Vergeblich suchst du noch immer die Kraft,
die dir zum Siege im Kampfe verhelfen könnte,
und zu ewigem Frieden, weit ausserhalb
deiner selbst.
Auch hier gehst du noch irre Wege und ver‐
schwendest dich an flackernden Trug!
In allen Weltenräumen könntest du durch alle
Ewigkeiten so vergeblich suchen, wenn du nicht
heute noch dich besinnlich zu dir selber keh‐
ren willst! ‒
Nur in dir selber wirst du mir begegnen; ich
aber bin es allein, der sich dir als die Kraft
zum Siege gibt! ‒ ‒ ‒
Ich bin die Kraft, die alle Kräfte meistert,
denn nur aus mir stammt aller Kräfte wirkende
Gewalt!
Täusche dich nicht und werde nicht irre an mir,
wenn du sehen musst, dass diese Kräfte sich als
Widerpart gegenüberstehen!
In unendlichfältiger Formung sende ich aus mir
selbst unendlichfältige Kräfte in alle Erschei‐
nungswelten und nur infolge ihrer Gegen‐
sätze vermögen sie zu wirken...
Ewig tot und kalt und starr wären die Welten
die ich ewig meinem Sein entgegen setze als
äussersten Gegen-Satz, würden die Kräfte, die
aus mir durch diese Welten strömen, nicht in
ewigen Gegensätzen verharren! ‒ ‒ ‒
Ich aber bin in mir selbst aller dieser sich selbst
entgegengesetzten Kräfte Kraft und Leben,
und in mir finden sie ihre Einigung, so sehr
sie auch in der Erscheinung auseinander‐
streben müssen...
Ist es nicht töricht zu nennen, wenn du dich
mühst, dir einzelne Kräfte in harter Frohn zu
Freunden zu machen, oder wenn du versuchst,
durch List und Gegenwehr über andere Herr‐
scherkraft zu erlangen, da du doch aller
Kräfte Herr und Meister werden könntest,
wenn du nur in mir dich selber finden woll‐
test! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Wahrlich, du würdest jeden verlachen, den du
im täglichen Treiben der Aussenwelt, die dich
umgibt, so handeln sehen könntest, wie du in
unsichtbaren Reichen handelnd angetroffen
wirst! ‒
Nichts aber bindet dich, und du kannst
heute noch dich solcher Torheit entwinden,
sobald du den Willen in dir schaffen magst,
der nichts anderes mehr will, als dich in mir,
in deinem Allerinnersten, zu deiner Vollendung
führen! ‒ ‒ ‒
In dir selbst wirst du dann alle Kraft be‐
sitzen um über alle Kräfte aller Welten als
Sieger zu triumphieren!
In dir selbst wirst du alle Gegensätze dann
vereinigt finden!
Du selbst wirst alles Widerstrebende in dir in
steter Wechselwirkung also bannen, dass wohl
die Kräfte in ihren Gegensätzen verharren, und
dennoch eine heilige Einheit formen...
Nur wenn du in mir dich selber gefunden hast,
kann dir dieses hohe Wunder gelingen!
Du bist dann nicht mehr auf dieser oder jener
Seite, sondern im Innersten der Kraft, die
aus sich selber aller Kräfte Wirkung schafft!
In mir nur kann dir die Sicherheit werden,
die dem Willen zum Siege auch gewisslich den
Sieg verleiht! ‒
Wenn du in mir, in deinem Innersten, in Ich‐
Vereinigung dich einst gefunden haben wirst,
wird keine Kraft in allen Welten dich noch fer‐
ner schrecken können. ‒ ‒
Die Krone des Siegers wird dir keine Macht der
Hölle mehr entreissen, denn was du also nennst,
ist nur ein Gegenspiel der Kräfte, die du dann
beherrschen wirst! ‒ ‒ ‒
Geheimnisreich bist du dir selber, und wahr‐
lich: dieses mit Recht!
Du findest dich im Dasein gegründet und trägst
in dir selbst deines Daseins Urgrund; aber
noch suchst du in allem was dir ewig «aussen»
bleibt und «fremd», deines Lebens Begründung
und äussere Ur-Sache zu erspähen, während
dein Suchen dich nur dann zum Finden füh‐
ren könnte, wolltest du dich versenken in dich
selbst und in deine eigene tiefste Tiefe! ‒ ‒ ‒
Ich selbst bin dort deines Daseins Grund und
in mir nur kannst du die Ursache deines Da‐
seins finden! ‒
Du bist gewohnt, von deinem «Leben» zu
sprechen, als sei dein Leben eine sich selbst er‐
schöpfende Kraft aus der dein Dasein spriesse;
aber allzusehr vertraust du in solcher Weise nur
dem Augen-Schein, der dich betört, weil deines
Körpers äussere Erscheinung aus der Nacht
des Nichtseins aufzutauchen scheint um einst
in Nichts und Nacht sich wieder aufzulösen.
Was diese Erscheinung kurze Zeit im Dasein
erhält, das hast du in irriger Verstrickung dein
Leben genannt!
Wahrlich, wenn du in Torheit hier dein Leben
fassbar wähnst, so bist du argem Wahn er‐
legen! ‒ ‒
Tiefer wirst du in dir schürfen müssen, willst du
in dir dein wirkliches Leben je ergründen!
Lerne vor allem erkennen, dass dein Leben
nichts ausser dir ist, ‒ dass all dein Wissen um
dich selbst nur ein Wissen um die Auswirkun‐
gen dessen darstellt, was sich in dir als eigen‐
gründiges Leben selbst erlebt...
Ich aber bin, was sich so als dein Leben
offenbart, und nur wenn du mich in dir gefun‐
den hast, bist du wissend deinem Leben ver‐
einigt!
Vorher nimmst du noch die Wirkung für die
Ursache und was du als dich selbst empfindest,
ist nur der Widerschein des Lebens in dem
dein ewiges Bewusstsein um dich selbst dir in
mir gegeben ist; denn siehe: mich selbst habe
ich dir geschenkt, auf dass du aus meiner Kraft
dich ewiglich in mir begründet finden mö‐
gest! ‒ ‒ ‒
Versuche es, dich selbst zur Erkenntnis zu be‐
wegen, und zu erfassen, dass ich dir näher bin
als alles andere, das du als von dir verschieden
empfindest; ‒ ‒ ich, den du vergeblich in der
weitesten Weite suchst, um dann, wenn du dort
mich nicht findest, dem Wahn zu verfallen, dass
ich für dich und deinesgleichen unauffindbar
sei! ‒
Viele haben so in der äussersten Ferne gesucht,
was ihnen zu nah war, als dass ihr stets nach
aussen gerichteter Blick es hätte fassen kön‐
nen.
Ich aber bin mir ewiges In-mir-selber-sein
und nichts ist ausser mir für mein Umfassen; ‒
wie sollte ich da für dich, der du in mir beschlos‐
sen bist, irgendwie anders fassbar sein, als in
dir selbst?! ‒
Auch dein Alleräusserstes ist mir allerinner‐
stes Sein und Eigen, und wahrlich, du würdest
Irrtum zu Irrtum häufen, wolltest du vermuten,
dass ich in jenen Fernen, die dein Blick durch‐
späht um mich zu finden, für das nicht findbar
sei, was dort aus mir lebt! ‒ ‒ ‒
So aber, wie du deinen Erdenkörper nur erhal‐
ten kannst, wenn deine Lungen in dir selber
Luft zum Atmen finden und wie er alsobald aus
seiner Lebensform sich lösen müsste, sobald er
nicht mehr in sich selbst die Luft zu nützen
wüsste, die das Erdgestirn auch in den fernsten
Fernen, weit von jener Stätte, die dich atmend
findet, noch umflutet, ‒ ‒ so auch kann dir mein
Sein sich nimmer einen, wenn du mich ausser
dir zu suchen unternimmst! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Nur als dein eigenes Leben werde ich dir
offenbar! ‒ ‒ ‒
Vergeblich würdest du alle Welten suchend
nach mir durchwandern!
Nur in dir selber bin ich deine Welt! ‒ ‒ ‒
Was du «Bewusstsein» nennst, ist nur das
seiner selbst gewisse Spiegelbild aufleuch‐
tender Seelenatome, vergleichbar jenem
Bilde deines Körperinnern, das der Arzt auf
einem Schirm von chemischer Substanz erhält,
wenn er mit jenen Strahlen deinen Leib durch‐
leuchtet, die dichte, dunkle Körper zu durch‐
dringen fähig sind...
Wie aber der Schirm, der jene Strahlen sichtbar
machen soll, bereitet sein muss nach Gesetz
und Regel, soll er deines Körperinnern untrüg‐
liches Bild in leuchtender Erscheinung zeigen,
so musst auch du selbst dich bereiten,
willst du dir selbst zum Spiegel deines Aller‐
innersten werden! ‒ ‒
Nicht eher wirst du mich in dir als dein inner‐
stes Sein und Leben erkunden, als bis du selbst
dich mit wachem Willen bereitet hast, so dass
deine Seelenatome leuchtend dir das Bild deines
Lebens wiederspiegeln!
Dann aber wirst du in diesem Bilde dich mit
mir vereinigt finden, denn was auf solche
Weise zum Aufleuchten kommt, bin in Wahr‐
heit ich selbst, so wie in dir ich mich er‐
lebe. ‒ ‒
Dunkel bleibt dir, trotzdem ich es durch‐
strahle, alles, was nicht du selber bist! ‒
Dunkel bleibt alles, was nicht mit wachem
Willen bereitet ist! ‒
Jenen irdisch-geheimnisvollen Strahlen gleich,
von denen ich vordem zu dir sprach, bleibe ich
unwahrnehmbar der unbereiteten Seele...
So aber du selbst dich in dir bereitet hast,
wirst du in meinem Eigenlichte erstrahlen, und
als dein eigenes Leben will ich dir mich
enthüllen in dir selbst! ‒ ‒ ‒
Unzählige Arten des Lichtes kannst du auf die‐
ser Erde kennenlernen und doch wird jede Art
des Lichtes die dein Auge je erblicken mag,
weithin überstrahlt von jenem einzigartigen
Lichte, das dem Erdball jenes ferne Sonnen‐
feuer schickt, aus dessen Strahlungskraft das
Kleinste, wie das Grösste dieses Wandelsternes
seine Formung findet. ‒
Aber auch dieses gewaltigste Licht das irdi‐
schem Auge noch erfassbar ist, bleibt trüber
Schimmer, willst du es etwa jenem Lichte ver‐
gleichen, das dich aus Geisteshöhen erreichen
kann, sobald du fähig wirst, es aufzunehmen...
Es ist kein leeres Spiel mit bildhaften Verglei‐
chen, wenn dir von geistigem «Lichte» ge‐
sprochen wird! ‒
Was dir aus geistigem Reiche zukommt, ist
wahrlich «Licht», und alles irdisch wahrnehm‐
bare äussere Leuchten, ist nur insofern «Licht»
zu nennen, als es mit ähnlicher Empfin‐
dung deine Seele erfüllt, wie jene Urkraft die
aus hohen Geistes-Sphären dich erreichend,
sich als «Licht» dir offenbart...
Von diesem Lichte, das «in der Finsternis»
leuchtet und das die Finsternis niemals begrei‐
fen kann, sprach einer der Meinen dir als von
dem «Leben», ‒ und wahrlich: Wahrheit
künden seine Worte! ‒ ‒ ‒
Nur wer mich in sich selbst als sein eigenes Le‐
ben fand, kann auch von dem Lichte Zeugnis
geben!
In seiner urgezeugten Allgewalt soll ewig dieses
Licht des Geistes all dein Innerstes erhellen!
Du selbst sollst in dieses Lichtes Leuchten im‐
merdar erstrahlen und deines Leuchtens soll
kein Ende sein! ‒ ‒ ‒
Wie ein kunstreich geschliffener Diamant nicht
eher sein inneres Feuer wiederstrahlen kann, als
bis er von einem irdischen Lichte durchflutet
wird, so kannst auch du nicht aus deinem Inner‐
sten strahlen, solange du noch das Dunkel liebst
und dich vor mir verbirgst, ‒ vor mir: dem
ewig aus sich selber leuchtenden Lichte,
das Leben allem Dasein ist, in strahlender
Fülle und ohne Unterlass! ‒
Wahrlich, alles Dunkel sollst du dir selbst er‐
hellen, wenn du in mir dich leuchtend finden
wirst!
Alle Wunder deiner selbst sollen dir offenbar
werden und alles was dich umgibt soll im Wie‐
derstrahlen des Lichtes leuchten das dich als‐
dann erfüllt! ‒ ‒
Noch aber genügt es dir, im Dunkel zu liegen
und dich nach dem Lichte nur zu sehnen, wohl
ahnend, dass du in seinen Strahlen aufzuleuch‐
ten vermöchtest, wie ein Kristall, den plötz‐
lich das Licht der Erdensonne trifft.
Oder, wenn du schon hin und wieder deiner
Trägheit dich entwinden magst, so bist du zu‐
frieden, wenn dich nur irgend ein Strahl aus
trüber Leuchte erreicht, der dann ein düsteres
Glühen deinem Innersten entlockt, ‒ ein müdes
Glimmen, das dich selbst nicht zu erhellen
vermag und noch viel weniger deiner Umwelt
Dunkel lichtet! ‒
All deine Fähigkeit zu leuchten glaubst du ge‐
nügsam so vor dir selbst bestätigt, um alsbald
dich wieder im Dunkel zu finden, sobald jene
trübe Leuchte sich von dir entfernt...
Du magst die wundersamsten Facetten zeigen
und dich mit allem Rechte, deines Wertes wohl-
bewusst, deiner kostbaren Formung erfreuen,
aber niemals wirst du dich so aus deinem Inner‐
sten erleben, und als ein Fremder wirst du dir
selbst nichts zu sagen haben, solange du in sol‐
cher Schwere und starrer Trägheit verharrst! ‒ ‒
Die Jahre deines Erdenlebens fliehen dahin und
jede Sonnenwende wird dich am gleichen Fleck,
in gleiche Dunkelheit gebannt, erreichen, bis
einst dein irdisches Auge sich ermüdet für im‐
mer vor dem dir letzten Lichtstrahl der Erden‐
sonne schliesst und du, in gleicher Dunkelheit
verharrend, selbst das äussere Abbild we‐
senhaften Lichtes nicht mehr wahrzunehmen
vermagst, das deiner dichten Finsternis im
Innern immerhin noch wie ein Trost erschienen
war...
Vergeblich wirst du dann in dir eine auch nur
ähnliche Empfindung zu wecken suchen, wie
sie dein äusseres Menschendasein vorher wenig‐
stens im Lichte deines Erdentages finden
konnte...
Alles in dir und alles was dich umgibt, wird, bei
aller Greifbarkeit, in tiefster Verfinsterung sich
bergen, und dennoch wird dein Sehnen nach
Licht-Empfindung unstillbar sein...
Aeonenlang wirst du so in qualvoller Nacht
vielleicht ein ungenütztes Erdenleben bereuen,
stets wirren Erlebens dunkler Regionen Beute,
bis dir dereinst in fernen Weltperioden wieder
der erste Schimmer des Lichtes werden mag...
Darum sagte dir einer, in dem meines Lichtes
Fülle war, einst das tiefbedeutsame Wort:
«Wirket solange es Tag ist, denn es
kommt» ‒ für jeden der hier nicht wirkte ‒
«die Nacht, da Niemand wirken kann»,
weil er alsdann für unberechenbare Zeiten die
Beute jener Dunkelheit ist, der er während sei‐
nes Erdenlebens nicht entronnen war, aus trä‐
gem Sich-bescheiden und in dem Wahn, seines
eigenen Wertes bewusstes Erleben sei des Reich‐
tums genug, so dass er meiner: ‒ des wesen‐
haften Lichtes, nicht bedürfe. ‒ ‒
Siehe, ich komme zu dir an diesem deinem Er‐
dentage, da ich dich liebe, damit du dich
heute, da es in deine Macht noch gegeben
ist, solchem Schicksal entreissen mögest! ‒ ‒ ‒
Bist du erst dem hier waltenden Gesetze ver‐
fallen, so vermag auch ich es nicht, dich aus
seiner weiterwirkenden Gewalt zu erlösen,
denn alles Gesetz ist in mir selbst ge‐
gründet, so dass ich mich selbst verneinen
würde, wollte ich dich vor deiner Zeit zu be‐
freien suchen! ‒ ‒ ‒
Auch wenn du dich heute, da mein Wort dir
naht, den Banden des Dunkels mutvoll ent‐
reissen wirst, folgst du nicht minder in mir ge‐
gründetem Gesetz!
An dir allein ist es, zu entscheiden, ob du
dem Gesetze der Freiheit, oder dem der Bin‐
dung Folge leisten willst! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Du selbst bist Herr deines Schicksals gewor‐
den von dem unvordenklichen Augenblicke an,
da ich dich nach deinem Willen aus mir, der
ich ewig im Augenblick verharre, zu dei‐
ner selbstgewollten Wanderung entliess! ‒ ‒ ‒
Vorher erlebtest du dich selbst in mir, im ste‐
tigen Erleben des Augenblicks, gleich‐
sam den steten Querschnitt alles Daseins fas‐
send; ‒ nach deinem Ausgang aber konn‐
test und kannst du, wenn ich im Bilde mich dir
offenbaren soll, nur noch gleichsam den Längs‐
schnitt alles dessen was ist, erleben, bis du der‐
einst ‒ sei es nach dem Gesetz der Freiheit oder
der Bindung in deinen Ausgangspunkt zu‐
rückgefunden hast, der ich selber bin! ‒ ‒ ‒
Tiefstes Geheimnis wird dir in diesen Wor‐
ten kund, und wohl dir, wenn du es erfassen
magst! ‒ ‒ ‒
Öffne dein Innerstes, damit dir dort wieder‐
klinge, was dir mein Wort verkündet!
In deinem Innersten wirst du so erfahren, wes‐
halb dir die Weisen zu sagen wussten, dass du
wahrhaftig tief «gefallen» bist, als du aus
deiner höchsten Höhe in mir, hinab und hinaus‐
begehrtest in diese Dunkelheit, die dich nun‐
mehr umgibt...
Noch aber trägst du auch hier in deiner Ver‐
finsterung die Kraft in dir, dich wieder zu mir
und zu deiner ersten Höhe zu erheben! ‒
Noch bist du in gleicher Gestalt und wirst sie
dir ewiglich erhalten können, in der ich dich in
mir fand, als ich dich entlassen musste, da dein
Wille nicht mehr Höhe sondern Tiefe suchte!
‒ ‒ ‒
Noch vermagst du aufs neue, hell in mir ‒ im
Lichte allen Lichtes ‒ aufzustrahlen! ‒ ‒ ‒
Du selbst aber musst deinen Willen zur Über‐
kehr bewegen, damit du endlich ‒ da du bereits
Aeonen vor deiner Geburt im Tiere der Erde,
durch dunkle Umnachtung irrtest, ‒ in den Be‐
reich des ewigen
Lichtes findest, das
ich sel‐
ber bin, um in mir für alle Ewigkeit erneut zu
leben!
Siehe, ich
leide in dir, da ich in mir selbst nicht
leiden
kann und alles Leid vor meinem Lichte
Lüge wird!
Ich aber bin ewige
Wahrheit und was nicht in
mir sich
erfüllt, ist Trug und Schein!
Darum rufe ich dich, den ich liebe, damit du die
Lüge
verlassen mögest, die sich als Leid dir
bekundet! ‒ ‒
Darum zeige ich dir den Weg aus deiner Ver‐
finsterung, auf dass du in mir ‒ in
ewigem
Lichte ‒ in
Freude erstrahlen mögest, ehe die
Dunkelheit dich aufs neue binden kann! ‒ ‒ ‒
In
mir sollst du selbst zu
Freude dich wan‐
deln und alles,
was Leid war an dir, soll, wie der
Schorf vernarbter Wunden,
abfallen von dir
und nicht mehr dich entstellen! ‒
Du sollst dir selber als
Freude zu Bewusstsein
kommen, denn nicht eher kann ich als
Licht
in dir mich offenbaren, als bis du selber zu
Freude in dir selbst gewandelt dich mir nahen
wirst! ‒
So allein, o Teurer, wirst du mich in dir selber
finden, als Licht, um in den Strahlen dieses
Lichtes ewiglich zu leuchten! ‒
So sollst du selbst in Freude in mir zu lau‐
terem Lichte werden! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Alles wirst du erreichen, was du erreichen
willst, wenn meinem Worte du vertraust!
Du hast vieles schon erreichen wollen und hast
es nicht erreicht, weil dein Vertrauen allzu‐
seicht gegründet war. ‒ ‒
In den tiefsten Tiefen deines Bewusstseins muss
dein Vertrauen Grund gefunden haben, so dass
kein Geschehen das dir widerfährt, es zu ent‐
wurzeln vermag! ‒
Wie einen Baum, der dir kostbare Früchte brin‐
gen soll, musst du es umhegen, damit die Tiere
der Wildnis den jungen Stamm nicht benagen
können und so sein Wachstum behindern!
Alle wuchernden Schösslinge musst du zeitig
entfernen, damit der Stamm sich aus aller Kraft
des Grundes nähren kann und nichts ihm ent‐
zogen wird, von dem, was er zu seiner Erstar‐
kung bedarf. ‒
Aber auch wenn der Baum deines Vertrauens
bereits auf hohem, kräftigem Stamme Äste und
Zweige zeigt ‒ wenn seine Krone sich voll ent‐
falten will ‒ wirst stets du als guter Gärtner
darauf zu achten haben, dass alle allzuüppigen
Zweige sorglichst beschnitten werden, auf dass
die Kräfte des Baumes nicht seinen nährenden
Früchten sich entziehen, so dass er auch in Bälde
schon reichliche Ernte bringen
kann. ‒ ‒
Wenn du bisher gar oft schon glaubtest, dein
Vertrauen sei
zuschanden geworden, so sage
ich dir, dass du nur allzuwenig Sorge darauf ver‐
wendet hast,
dass erst dein Vertrauen
machtvoll erstarke, ehe du
Früchte von
ihm verlangst! ‒
Bist du ehrlich gegen dich selbst, so wirst du dir
gestehen müssen, dass du gewissermassen «
ver‐
suchsweise» vertrautest, und dass ein gewoll‐
tes, künstlich genährtes Gefühl fast eigensinni‐
ger Sicherheit, dir als das unbeschränkte
Ver‐
trauen erschien, von dem dir zu Ohren ge‐
kommen war, dass es mit magischer Macht dich
begaben könne...
Auf
solche Art zu «vertrauen» aber ist
ver‐
messentliches Tun und kann dir wahrlich kei‐
nen Segen bringen! ‒
Willst du in Wahrheit das grosse
Vertrauen
von dem ich hier künde, in dir Wurzel fassen
und sich entfalten sehen, dann wirst du dich vor
aller Torheit des Wähnens und Wünschens hüten
müssen, denn hier soll Wirkliches zur Wirkung
kommen, und dieses Wirkliche kann seine Wir‐
kung nicht erweisen, solange ihm in dir noch ein
Gebilde deiner Ein-Bildung den Raum beengt! ‒
Siehe, das Vertrauen, das ich in dir finden
will, folgt unbeirrbarem Gesetz und keine Will‐
kür wird es also beugen können, dass es in Wir‐
kung sich bekunde, solange seine einverwobene
Gesetzlichkeit ‒ magst du nun deines Tuns be‐
wusst sein oder nicht ‒ missachtet wird! ‒
Du wirst auch gewiss nicht von heute auf
morgen dieses grosse Vertrauen in deinem
Innern wurzelhaft gefestigt und entfaltet sehen
können!
Es wird, wie alles was du in deiner zeitlichen
Form ins Werden rufen willst, seine Zeit des
Werdens brauchen, und du wirst in Ruhe alle
voreiligen Wünsche bannen müssen, die ihm
nur Hindernisse bereiten würden! ‒ ‒
Beginne damit, in dir alle Kräfte des Erfüh‐
lens wachzurufen, um auf solche Weise ahnend
zu erfassen, was in dir erstehen soll!
Hast du es auch nur ahnend bereits erfasst,
dann halte fest, was dir wurde, und stelle alle
deine Gedanken in den Dienst deines hohen
Strebens, den so erfassten Keim vor Schaden zu
bewahren!
Lasse keinen Tag vergehen, ohne dir aufs neue
dessen bewusst zu werden, was du bereits zu
erahnen vermagst, und wehre dich gegen alle
Gedanken des Zweifels, die wie flatternde Vö‐
gel versuchen werden, den zarten Keim zu ver‐
nichten, bevor er in tiefsten Gründen Wurzel
schlagen konnte!
Setze solcher Verwurzelung keinen Wider‐
stand entgegen, sondern lockere selbst das
geistige Erdreich in dir und überlasse es dem
Tau der Gnade, damit es von jenen feinen Wur‐
zeln durchdrungen werden kann, die dein Ver‐
trauen nähren sollen! ‒ ‒
So wirst du es langsam stärker und immer stär‐
ker heranwachsen sehen; wirst, wie ich eingangs
sagte, darauf achten müssen, dass ihm die Tiere
der Wildnis nicht schaden, und dass wuchernde
Triebe ihm nicht seine Kräfte entziehen...
Ist solcherweise dann aber dein Vertrauen erst
mächtig entfaltet, dann wirst du erproben
müssen, ob du auch wirklich das Edelgewächs
gezogen hast, nach dessen Früchten du ver‐
langst. ‒ ‒
Nicht anders wird dir nun Gewissheit werden,
als dadurch, dass du dein Allerinnerstes zur
Antwort aufzurufen unternimmst, und aus dei‐
nem Allerinnersten wird dir dann die Sicher‐
heit kommen, dass du wahrlich Edelfrüchte er‐
warten darfst, ‒ es sei denn, du habest von
allem Anfang an nur deiner wilden Wünsche
Trieb in dein inneres Erdreich versenkt. ‒ ‒ ‒
Bevor dir nicht aus deinem allerinnersten In‐
nern die Bestätigung wird, dass dein Ver‐
trauen edle Ernte verheisst, sollst du in weisem
Bescheiden dir versagen, Früchte zu erwar‐
ten! ‒ ‒ ‒
Bisher habe ich dir nun hier zwar in Bildern
gesprochen, aber auch ohne Bild und Gleichnis
soll dir verstehbar werden, was hier zu ver‐
stehen ist...
So höre denn und erwäge in deinem Herzen:
Urewige Kraft ist es, die in dir zur Wirkung
kommen soll!
Du kannst diese Kraft nur erwecken durch
jene innere Haltung, die in der Sprache des
Menschenmundes als «
Vertrauen» bezeichnet
wird. ‒ ‒
Keineswegs sollst du nun blindlings vertrauen,
dass irgendwelche
Wünsche stets
Erfüllung
fänden, wenn nur das
Vertrauen in ihre Er‐
füllung in dir vorhanden sei!
Grösseres wird von dir
verlangt und
Grös‐
seres sollst du
erlangen! ‒
Ich will, dass du
mir ohne Vorbehalt vertraust
und solches absolute Vertrauen schliesst in sich,
dass du auch
mir allein deiner Wünsche Erfül‐
lung überlassen magst. ‒ ‒
Nur wenn du
mir allein die Erfüllung deiner
Wünsche überträgst, darfst du mit aller Zu‐
versicht erwarten, dass ich sie zu
erfüllen
trachte! ‒ ‒ ‒
Glaube nicht, du müsstest mir Anweisung ge‐
ben,
wie sie zu erfüllen wären!
Ich weiss allein, wie sie zu erfüllen sind und ob
ihre Erfüllung dir zum
Segen wird! ‒
Ich aber weiss auch nur allein,
auf welche
Weise deinen Wünschen, so sie
höherem Ge‐
setz in mir nicht widerstreiten, die Erfüllung
werden kann! ‒ ‒
Ich nur allein weiss in gewissem Wissen, wann
die Zeit erreicht ist, um dir deine Wünsche, so
sie auch vor mir als wünschbar gelten können,
zu erfüllen! ‒ ‒ ‒
Würdest du auf andere Art dir die Erfüllung
erschleichen und erlisten können, so sei si‐
cher, dass die Erfüllung dir zuletzt nur Unheil
bringen würde, und dass du alsdann den Tag
der Erfüllung verfluchen müsstest! ‒
Vertraue mir, wie du vertrauen sollst: ‒ in ab‐
solutem Vertrauen, und du darfst sicher sein,
dass ich alles dir gewähre, was dir und Anderen
zum Heil gereicht!
Hadere nicht mit mir, wenn ich anders erfülle,
als du dir die Erfüllung dachtest!
Hadere nicht mit mir, wenn ich nicht erfülle,
was dir so leicht erfüllbar schien, ja wenn ich
das Gegenteil von dem was du «Erfüllung»
nennen würdest, deinen Wünschen widerfahren
lasse! ‒ ‒
Warte geduldig die Folge des Geschehens ab,
und dann erst fälle dein Urteil, ob ich dein Heil
versah, oder aber um deines Heiles willen An‐
deres bewirkte, um auf solche Weise deiner
Wünsche letztes Sehnsuchtsziel zu erreichen!
Vorbehaltloses Vertrauen zu mir bedingt, dass
du auch dann mir dein Vertrauen nicht ent‐
ziehen wirst, wenn meine Art dir zu entspre‐
chen, in ihrer Weisheit dem nicht entspricht,
was du erwartet hattest! ‒
Vertraue auch dann und du wirst zuletzt er‐
kennen, dass wahrlich deine Wünsche Erfül‐
lung finden, auch wenn der Weg zu ihrer Er‐
füllung dir zuerst wie ein böser Umweg erschien,
oder gar dein Vertrauen auf harte Proben
stellte! ‒ ‒ ‒
Zumeist aber wirst du sehen, dass deine Wün‐
sche alsbald Erfüllung finden, soweit sie nur
die Grenzen achten, die alles Geschehens Ablauf
bestimmen, und soweit du selbst dafür zu sorgen
wusstest, dass die Erfüllung alle Vorbedin‐
gung antrifft, deren sie bedarf. ‒
Ich werde gewiss nicht auf andere Weise zur
Erfüllung schreiten als du es erwartest,
wenn du nicht durch deiner Wünsche Art mich
dazu zwingst!
Wisse aber, dass du erst dann dich deinem Ver‐
trauen zu mir übergeben darfst, wenn ich selbst
dich zu diesem Vertrauen durch die von mir ge‐
gebene innere Gewissheit berechtigt habe! ‒ ‒
Du wirst diese innere Gewissheit mit aller
Si‐
cherheit in dir zu erfühlen vermögen, sobald
du nur in dir selbst jene innere
Haltung genü‐
gend
gefestigt hast, die dich aller Torheit des
Wähnens entrückt, und wirkliche
Kraftbe‐
zeugung genug bekundet, um
meiner Kraft
zu einem festen Hebelpunkt zu dienen...
Vorher aber musst du dich selbst zu der Er‐
kenntnis durchgerungen haben, dass du stets
meiner Kraft
bedarfst, ‒ dass du nur der
Stützpunkt werden kannst, an dem meine
Kraft, die stetig
in dir selber ruht, sich
er‐
weisen kann. ‒ ‒ ‒
Du selbst musst
fest in dir werden und
dir
selbst vertrauen können, bevor du auf
mich
dein Vertrauen setzen darfst! ‒
In gleichem Grade, in dem ich
dir vertrauen
kann, weil
du dir selbst vertraust, wirst
du
auf mich vertrauen dürfen! ‒ ‒ ‒
Siehe, zu
solchem Vertrauen soll mein Wort
deine Seele leiten!
Solches Vertrauen soll in dir Grund und Nah‐
rung finden!
In solchem Vertrauen wirst du wahrlich alles
erreichen, was nur immer du erreichen willst! ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Mit Licht will ich deine Seele erfüllen, ‒ ich,
der ich in dir mich erlebe, und allen Lichtes
ewiges Leuchten bin!
Aus mir nur kann dir deine Erleuchtung
werden, und es ist kein Licht zu finden, so du
ausser dir suchst, das jemals dich erleuchten
könnte! ‒
Alles Licht, das du aussen wahrnimmst,
stammt aus mir; ‒ ich aber bin in deinem Al‐
lerinnersten verborgen und nur von deinem
Allerinnersten her kann ich dich mit mei‐
nem Lichte erfüllen! ‒
Ich selbst, o du, der sich im Dunkel verbirgt,
bin alles Licht, ‒ ich selbst bin allen Lichtes
Leuchten, ‒ ich selbst bin Erleuchtung
allen, die nach mir Verlangen tragen! ‒ ‒
Ich habe Dir mannigfache Wege gezeigt, die du
zu Ende gehen musst, willst du mich erlangen.
Nicht so, als ob alle die gleichen Wege gehen
müssten; aber jeder wird einige dieser Wege die
ich dir zeigte, in seinen Wegen wiedererkennen
und dann nicht mehr zweifeln können, ob er
zu
mir auf dem Wege ist oder nur Luftgebilden
Vertrauen schenkt, die ihn stets weiter in die
endlose Wüste des Irrtums locken...
Hast du aber mit innerer Stetigkeit jene Wege
durchschritten, die du als die
deinen erkann‐
test, so wirst du mit aller Sicherheit am Ende
eines dieser Wege endlich
mir begegnen und
dann wird der Tag erschienen sein, an dem ich
dich
erleuchten kann, so, dass alles, was vor‐
dem finster war in dir, nun zu
strahlender
Helle sich wandeln muss in
meinem Licht! ‒ ‒
«
Erleuchtung» heisst:
Sichtbarmachen alles
dessen, was vorher im Dunkel lag und nicht zur
Erkenntnis kam!
«
Erleuchtung» heisst: alle Winkel im Hause
deiner Seele erhellen, so dass kein Versteck mehr
bleiben kann, in dem Giftkröten und Vipern dir
begegnen könnten!
«
Erleuchtung» heisst endlich: das Haus dei‐
ner Seele so mit
Licht erfüllen, dass weit hin‐
aus in die Täler der Finsternis, des Lichtes reine
Strahlen sich ergiessen, und alles Nachtgetier
sich furchterfüllt zu seinen Höhlen wendet!
Du glaubtest oftmals schon klar zu sehen im
trüben Lichte das dir die Erde gab, der du dich
aus eigenem Willen verhaftet hast!
Hell schien dir alsdann das Licht des
Verstan‐
des zu erstrahlen, und was es auch beleuchten
mochte, schien dir also erkennbar geworden zu
sein, dass du kaum mehr nach hellerem Lichte
verlangen mochtest. ‒ ‒
Du wirst einst erfahren, dass alles, was dein
Verstand dir bisher vermeintlich erhellen
konnte, in Wahrheit noch in tiefem
Dunkel
lag; ‒ dass du wohl die Umrisse erkanntest,
aber nichts von dem erahnen konntest, was
durch sie Begrenzung fand! ‒
Es schien dir Gewissheit, dass alles dir fassbare
Licht die Dinge nur von aussen her
be-
leuch‐
ten könne; ‒ nun aber soll es dir offenbar wer‐
den, dass du in
meinem Lichte
sehend wer‐
den kannst, so dass dir die Dinge ihr
Innerstes
enthüllen müssen! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Wahrlich, es ist kein Kleines, das dir werden
soll, sobald du durch
Liebe,
Tat und
Kampf,
den
Frieden, die
Kraft und das
Leben in
mir fandest: ‒ in mir, der ich das
Licht in dir
bin, das dich ewig
erleuchten wird!! ‒ ‒ ‒
Es gab so manchen schon, der nach Erleuch‐
tung strebte, bevor er die Wege durchschritten
hatte, die ihn allein zum Lichte hätten führen
können...
Tausend Truglichter aber lauerten auf sei‐
nem Wege und so verfiel er dann dem, das ihn
am besten zu trügen wusste, und wähnte sich
in der «Erleuchtung», während er tiefer noch
in Nacht versunken war als alle, die zwar plan‐
los suchten, weil sie den Trug als Trug er‐
kannten, aber den Weg nicht zu finden wussten,
den sie durchschreiten sollten. ‒
Dem gar nun vor den Wegen graut, die er erst
durchmessen muss, will er mir begegnen und in
meinem Lichte erleuchtet sein, der ist
wahrlich der Erleuchtung nicht wert und ver‐
dient, dass er in öder Nacht die Dinge tastend
nur wie ein Träumender be-greift, statt dass
er sie in mir erkennt wie man in mir allein er‐
kennen kann: ‒ durchschauend was da ist;
da alles Seiende in mir nur werden konnte, und
ich sein Dasein in mir trage wie die Mutter ihres
Leibes Frucht! ‒ ‒ ‒
Wer die Erleuchtung sucht, bevor er selbst
sich ihrer würdig machte, verdient, dass ihn
der Trug zu äffen weiss; denn er verwechselt
Wirklichkeit mit seinem Wahn, so dass es
wohlbegründet ist, wenn Wahn sich ihm als
Wirkliches erbietet. ‒ ‒ ‒
O, wie erfüllt ist diese Erdenwelt mit
den Betrogenen ihres eigenen Wäh‐
nens, und wie hoch haben sie sich doch
alle Wege verbaut, auf denen sie einer
erreichen könnte, der sie ihrem Wahn
noch zu entreissen vermöchte!!!
Ich will dich wahrlich nicht unter der Schar
dieser Betrogenen sehen, darum rate ich dir,
den ich liebe, da ich in dir mein Tabernakel
habe: ‒ entfliehe den Wegen nicht, die zu mir
dich leiten wollen, auch wenn sie dir dunkel oft
und trostlos erscheinen mögen; denn siehe: ich
bin wie die Sonne und erstrahle dann am leuch‐
tendsten, wenn vorher dunkles Gewölke mich
dem Auge des Menschen verbarg! ‒ ‒
Auch jenen, die sich so im Dunkel bergen, bin
ich in gleicher Weise innerstes Licht und habe
in ihnen meinen heiligen Schrein, ‒ allein sie
umhüllen ihn mit dichter Hülle und suchen
draussen, was sie nur im Allerinnersten
erreichen könnte...
In stolzem Dünkel glauben sie sich selbst be‐
fähigt, das Licht, das sie erleuchten könnte, in
sich aufzufinden ohne jene Helfer, die ich mir
aus ihrer Mitte schuf, damit mein Leuchten
durch sie die Formung fände, die den Tief‐
umnachteten noch fassbar bleibt, will ich nicht
durch die Strahlen meines sonnenüberhellten
Lichtes ihre Augen also blenden, dass sie aller
Fähigkeit des Sehens ewiglich entraten müss‐
ten. ‒ ‒
Der Sonne kann niemand nahen, aber ihres
Lichtes kann jeder teilhaft werden, und wenn
auch Millionen in ihrem Lichte wandeln, so
wird doch jeder alles Licht empfangen und
keinem würde etwa mehr zuteil, wenn er nur
allein beschienen würde. ‒
Der Strahl der Sonne aber muss erst durch gar
mancherlei Schichten des Weltenraumes hin‐
durch, um endlich in irdischer Atmosphäre
so gewandelt zu werden, dass du ihn ertragen
kannst.
Würdest du ihm zu nahen vermögen, dort wo
er aus der Sonne seinen Ausgang nimmt, so
müsstest du gewisslich im selben Augenblick in
seinem Feuer vernichtet werden. ‒
Es würde dir auch sicher jeder als Ausbund der
Torheit erscheinen, der etwa glauben wollte, das
Licht der Sonne könne ihn erreichen, auch
wenn zwischen ihm und dem leuchtenden Ge‐
stirn keinerlei Substanz vorhanden wäre, in
der sich des Lichtes Wellenschwingung bewe‐
gen kann. ‒ ‒
Ähnliches aber erwarten alle, die mich in sich
finden wollen, ohne vorher sich selbst dem
Stromkreis zu öffnen, den ich durch ihresglei‐
chen mir schuf, als transformierende Substanz
für meines Lichtes Strahlen. ‒ ‒ ‒
Wohl trägst du mich in dir und ich bin dir
näher als dein eigener Leib; ‒ aber nur dein Be‐
wusstsein kann mich dir offenbaren!
Doch dein Bewusstsein ist begrenzt in mannig‐
facher Weise und könnte niemals mich in sich
empfinden, hätte ich mir nicht in Einigen, die
so wie du als Menschen hier auf eurer Erde le‐
ben, eine verwandelnde Kraft erzeugt, die
überquellend ihnen nun entströmt und allem
Menschenbewusstsein dadurch erreichbar
ist, sofern es nur durch Tat und Leben die‐
sem Kraftstrom sich entgegenregt! ‒
Seit vielen Jahrtausenden schon werde ich sol‐
cherart dem Bewusstsein des Erdenmenschen
kund, und solange Menschen auf dieser Erde
leben, werden immer Einige unter ihnen sein,
deren Geistnatur mir dazu dienen wird, diese
Wandlungskraft zu erzeugen. ‒ ‒ ‒
Wenn aber jeweils auch nur Einer unter den
Menschen wäre, in dem ich sie zu erzeugen ver‐
möchte, da er in seiner Geistnatur aus freien
Stücken sich dazu erbot, noch ehe er der Erde
Leib empfing, so würde doch auch aus diesem
Einen schon alles Menschenbewusstsein diese
Wandlungskraft erhalten; denn was ich so in
einem dieser Menschen zeuge, ist keineswegs
in ihm allein beschlossen, sondern
wirkt in Schwingungen sich aus, die
über diesen ganzen Erdball sich ver‐
breiten und jedes Bewusstsein in die
gleiche Schwingung setzen, das, wis‐
send oder auch nur gläubig seinem
Fühlen folgend, mit allen Seelenkräf‐
ten nach mir verlangt! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Die so seit unvordenklichen Zeiten schon, fort‐
zeugend zu Leuchtenden ich mir schuf, waren
fast stets gehalten, unerkannt, in ferner Abge‐
schiedenheit von menschlichem Treiben zu ver‐
harren, und äusserst selten nur ward einem der
Ruf, auch in seinem eigenen Tun unter anderen
Menschen zu wirken.
Nur wenn der Zeiten Fülle es erheischte, neuen
Samen auszusäen, der in meinem Lichte keimen
sollte, liess ich solchen Ruf ergehen.
Doch ist ein Anderes die Wandlungskraft,
die ich in denen, die mir zu Leuchtenden wur‐
den, immerfort erzeuge, und wieder ein Anderes
das Wirken im Bereich der Sichtbar‐
keit, das ich zu Zeiten einem aus ihnen ge‐
bot! ‒ ‒
Kein Anderer aber als einer dieser Leuchten‐
den könnte jemals solchen Wirkens Vollbrin‐
ger sein! ‒ ‒ ‒
Was dir durch einen dieser Wirkenden gegeben
wird, betrachte als Lehre, die dich zur Berei‐
tung deiner selbst zu leiten vermag; ‒ aber
was dir die Fähigkeit verleiht, mich in dir zu
finden, sollst du allein in jener Wandlungs‐
kraft erkennen, die ich in jedem meiner Leuch‐
tenden immerdar erzeuge, mag er im Weltge‐
triebe wirken aus Geheiss und Pflicht, ‒ mag er
in tiefster Einsamkeit und keinem Menschenruf
erreichbar, nur die Kraft zu lenken haben, die
in seiner Geistnatur durch mich erzeugt, ihr nun
entquillt, und so dann die Bewusstseins-Sphäre
aller Menschen dieser Erde zu erreichen weiss! ‒
Suche hier nicht durch des Verstandes trübe
Leuchte dir zu erhellen, was dir erst wahrhaft
licht und klar werden kann, wenn es in deinem
eigenen
Erleben sich erfüllt!
Wisse aber, dass viele Tausende mich suchten
und
nicht zu Findern wurden, da sie sich allzu‐
sehr, in irdischem Bewusstsein träumend, in die
Fesseln ihres Eigenwahns verstrickten, bis der
Gedanke, dass sie um Erleuchtung
bitten
könnten ihnen fremd geworden war, und sie
nicht mehr vermochten,
anzuklopfen, dort
wo jedem, der da anzuklopfen weiss, alsbald
geöffnet wird!
Suchst du
Erleuchtung, so
öffne weit dein
Herz und schaffe in dir den Zustand dessen,
der sich
geben lassen
will, was er noch nicht
besitzt!
Sei wie einer, der an die Türe eines Schatzhauses
pocht, und sich
berechtigt weiss, dass man
ihm öffne!
Suche aber nicht, gleich einem Diebe,
mit fal‐
schen Schlüsseln die Pforte zu öffnen und
nicht einem Kriegsknecht gleich, sie
einzu‐
rennen!
Beides würde dir doch nicht gelingen, und er‐
müdet würdest du vor der Pforte in Schlaf ver‐
sinken, um dann in äffenden Träumen zu wäh‐
nen, du seiest eingedrungen. ‒ ‒
Ebenso hü
te dich sehr, etwa
nehmen zu wol‐
len, bevor dir
gegeben wird!
Auch da würdest du niemals ergreifen können,
was du vor dir zu sehen glaubst, und jedes Lan‐
gen nach dem Begehrten würde dich ins Leere
fassen lassen! ‒ ‒ ‒
So du aber handeln willst nach meinem Wort,
wird dein vergebliches Suchen alsbald beendet
sein!
Das Gesetz
erfüllend, das hier erfüllt sein
will, wirst du zu
finden wissen!
Dein Herz der
Gnade öffnend, die keine Will‐
kür kennt, wirst du
Erleuchtung erlangen,
die
ewig dich erleuchten soll! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
O Du,
Unfassbarer,
Urgewaltiger, der
Du in meine Nacht der Nichterkenntnis Deines
Wortes hellende Sterne sendest, lass meinen
Dank vor Dir wie Weihrauchwolken sich erhe‐
ben und Deines Tempels Unermesslichkeit er‐
füllen!
Wahrlich, ich weiss nicht, wie ich Dich
nennen
soll, es sei denn, Dein «
Name» wäre ‒ geheiligt
durch Dein
Sein ‒ der gleiche, in dem
ich
selbst mich vor mir benennen lernte, indem
ich zu mir selber komme und sage:
Ich!
Du
Ur-
Ich,
Ur-
Licht,
Ur-
Wort bist
Ur‐
Grund meines Seins!
Als Deines «
Namens» Abglanz und Bild, lehr‐
test Du selbst meine Seele, ‒ mich benennen! ‒ ‒
Verdunkelt durch alle selbstgeschaffenen Zwi‐
schenwände, die mich Dir verbergen sollten,
strömte dennoch Dein Licht zu mir!
Als «Luzifer», als
Träger Deines Lichtes, war
ich einst Dir nahe, ehe ich mich selbst in grauen‐
hafte Finsternis versinken liess, da ich ver‐
meinte, selbst das
zu sein! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Nun zeugst Du selbst in meinesgleichen, um
mich zu erlösen, Deiner Liebe unbegreiflich hohe
Wandlungskraft, auf dass in mir ‒ der Seele
jungfräulichem Schoss entsprossen ‒ «
Chri‐
stos» der Herr: Dein
Wort
geboren werden könne, mich aus Höllenqual
und lichtesfernstem Dunkel zu Dir zurückzu‐
führen! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Du, meines Daseins
Urgrund gibst
Dich
selbst mir kund, ‒ lehrst mich in Menschen‐
wort: zu
Dir zu finden, und zeigst mir, dass in
Dir die
Gnade wohnt, die, aller Willkür hoch
entrückt,
Gesetz ist und Erfüllung heischt, soll
meine Seele sie erreichen können...
O wie ferne waren doch Jene von Dir, die mir
von «Gnade» sprachen, so als ob Du, wandel‐
baren Erdgeborenen gleich, nach Laune Schuld
erlassen oder auf mir lasten lassen könntest! ‒ ‒
Nun kamst Du selbst zu mir, mich zu belehren,
und ich erkenne Dich, auch wenn mein Auge
noch geblendet ist von Deines Lichtes überheller
Klarheit!
Nun weiss ich, dass ich selbst nur
Abbild
Deines Lebens bin, und dass alles, was ich
selbst mir zuschrieb, einzig und allein nur
Dei‐
ner Allkraft Wirkung war! ‒ ‒ ‒
Zu
Dir, Du mein innerstes
Sein, soll sich hin‐
fort nun meine Seele kehren!
In
Dir nur kann sie geborgen ruhen!
Von
Dir nur darf sie das Heil erwarten!
Aus
Dir nur kann ihr die Rettung kommen!
Ach, dass ich nicht eher schon erkannte, wie
mir
Erlösung werden könne, und immerfort
Ausschau hielt nach kommenden Erlösern, wäh‐
rend ich
in mir selbst, Dich, den Erlösenden
trug! ‒ ‒
Doch will ich wahrlich jetzt nicht murren und
will mein Schicksal nicht beklagen.
Heute,
an diesem Tage,
ward mir das
Heil!
Gepriesen sei ewig Tag und Stunde, da Du, mein
Innerstes, zu mir Dich wenden wolltest!
Nicht könnte ich jemals Dir entrinnen, auch
wenn ich niemals zu Dir mich kehrte!
In Nacht versunken, mich selbst verlierend,
bliebe ich dennoch, auch wissenlos, der Abglanz
des Wunders aller Wunder, das da in Ewigkeit
Du selber bist! ‒ ‒ ‒
Nun aber, da Du selbst mir gerufen hast, will
ich wahrlich den Ruf nicht überhören!
Ach, ich wartete ja so manche Jahre mit aller
Inbrunst auf Deinen Ruf! ‒ ‒
O Du, der meine Seele in sich selber trägt, leite
mich fortan durch jene
Wandlungskraft, die
Du in Menschengeistesformen zeugst, damit er‐
kennend ich zum Schauen komme, jenen gleich,
die Du zu meinem Heile Dir zu Helfern schufst!
Siehe,
ich bin Dein Eigen und nichts
mehr ist an mir,
das da Anrecht er‐
heben könnte an mich!
Ich gehöre nur
Dir und habe nichts mehr, das
nicht von Dir
ergriffen werden wollte!
In
Dir allein will ich mein Heil und meine Selig‐
keit finden!
Dir allein soll hinfort all mein Atmen ein Lob‐
preis sein!
Zu
Dir allein soll sich all mein Denken kehren!
Durch
Dich allein will ich ewig dereinst im
Leben sein! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Du, ‒
der:
«Ich Bin!»
ENDE