DAS BUCH
DER
LIEBE
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1931
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHANDLUNG
BASLE 1931
BUCHDRUCKEREI WERNER-RIEHM IN BASEL
Dieses Buch erschien in seiner ersten Ausgabe
bereits im Jahre 1922.
.In einer Zeit, in der des
Hasses schlamm‐
durchwühlende Wellen aller Menschheit Flu‐
ren schänden, soll dieses Buch dir von der
Liebe reden!
.Du,
der
sich selbst erleben will, sollst
hier die höchste
Freiheit finden!
.Die
Freiheit, die deine Seele braucht,
wie deine Lungen
Luft zum Atmen brau‐
chen, kann dir nur die
Liebe geben, und
ohne Liebe stirbt in dir der
Lebenskeim,
aus dem du dir erstehen sollst zu einem
Wachstum, das in sich kein Ende kennt. ‒
.Hier wird die Rede sein von einer
Kraft, die geistig alle Kräfte dieser Erde
meistert, ‒ von einer Kraft, die nur die
wenigsten in sich erleben, da sie zwar vieles
kennen, was sie „Liebe”
nennen, jedoch,
zu leicht befriedigt, sich damit begnügen,
ohne ihre eigene tiefste Tiefe zu ergründen,
in der sich erst die Kraft der Liebe ihnen
offenbaren könnte.
.Nur
der aber, der
in sich selbst seine
tiefste Tiefe ergründet, wird dort auch die
Be-
gründung jener weisen Liebeslehren
finden, die ihm der heiligen Bücher alte
Texte aufbewahren, ‒ wie sie wohl jeder
„kennt”, soweit die Worte dieser Bücher
ihn erreichten, doch die nur selten einer
im
Geiste erfaßt, da keiner ahnt, daß ein
Gesetz in diesen Lehren Offenbarung wird,
dem auch der Mächtigste sich beugen muß,
will er trotz aller Macht, nicht früher oder
später ‒ an sich selbst ‒ zerschellen. ‒
.Wüßte man, was die
Liebe in Wahrheit
ist, dann hätte
längst das Antlitz dieser
Erde sich
gewandelt, und alles Leben
hätte längst sich stets erneuter Qual ent‐
wunden. ‒ ‒ ‒
.Die Worte
göttlicher Weisheit, die
von dieser
Liebe handeln, sind heute noch,
wie ehedem,
verhüllt in dichte Schleier,
und selten nur gelang es einem Seltenen,
für sein Erkennen diese Hüllen aufzuheben.
.Was er erkannte, war dann nicht mehr
jene „Liebe”, die er
vordem zu erkennen
glaubte, denn er gewahrte eine
Urgewalt,
die ihre Schauer ihm durch Mark und Kno‐
chen sandte, ‒ die ihn erbeben ließ in
innerstem Erleben und ihn zum
Herrscher
machte, wo er vordem
Sklave war! ‒
.Von
solcher Liebe soll dieses Buch dir
Kunde bringen!
.Zu
dieser Liebe soll es deine Seele
leiten!
.Aus
dieser Liebe
lebt, der hier zu dir
von dieser Liebe spricht!
.Nur wer aus
dieser Liebe
lebt, der
Liebe
kundig aus
Erleben und
Erfah‐
rung, sollte von der Liebe Zeugnis geben
dürfen...
.Nur er
kann wirklich von der unerfaß‐
lich hohen Kraft, um die es sich hier han‐
delt, reden.
.Es gab so manchen, der sich in der
Liebe glaubte, weil er nicht
hassen konnte.
.Doch dieses
Unvermögen ist noch lange
nicht Gewähr dafür, daß man die
Liebe
kennt!
.Haß ist der
Gegenpol der Liebe, ist
die
gleiche Kraft in ihrer
Umkehr, ‒
und wer nicht
fähig ist, zu hassen, obwohl
er längst erkannte, daß nur
Torheit sich
dem Haß
ergibt, der wird auch niemals
diese Liebe in sich finden, von der
Paulus,
wahrhaftig ein Liebender, zu sagen wußte:
.„
Wenn ich mit Menschen-
und
Engelszungen redete,
und hätte die
Liebe nicht,
so wäre ich gleich einem
tönenden Erz oder einer klingenden
Schelle.” ‒ ‒ ‒
.Er wird auch gewiß den Sinn jener Sage
nicht begreifen, die von dem
Shakya‐
Muni, dem indischen Buddha, zu erzählen
weiß, daß einst ein Feind des Weisen einen
wutentbrannten Elefanten seinem Weg ent‐
gegenjagte, worauf der Erleuchtete, zu aller
Staunen, jenes Tier bezwang, so daß es zit‐
ternd vor ihm niederkniete, da er der
Liebe
Kräfte ihm entgegensandte, die er in sich
trug...
.Sowohl die indische Sage, wie das Wort
des den Christus Jesus predigenden „Völker‐
lehrers”
Paulus läßt den Tieferschürfenden
erahnen, daß wahrlich hier doch nicht nur
von
Gefühlstrunkenheit die Kunde geht,
‒ daß hier vielmehr die hohe
Kraft allein
verherrlicht werden soll, die, wie ich ein‐
gangs sagte: ‒ aller Erdenkräfte geistige
Herrin ist! ‒
.Verschieden ist die
Form der Offen‐
barung dieser Kraft im Erdenleben.
.Du findest sie in jeder Pflanze, jedem
Tier, und aller Gattungstrieb ist ihrer All‐
gewalt Bezeugung...
.Doch findest du sie so erst auf der
tief‐
sten Stufe ihres Wirkens und du wirst
hier gewiß nicht auch zugleich ihre
höchste
Wirkungsart erkennen, obwohl auch hier
schon weitaus
mehr zutage tritt, als du bis‐
her vielleicht erspähen konntest. ‒ ‒ ‒
.Hä
ttest du jemals, obwohl es dir wahr‐
lich nahe liegen müßte, ‒ in dieser
tief‐
sten Form der Liebe schon die
Schöpfungs‐
schauer entflammter Gattungstriebe dir zum
Zeugnis dienen lassen, dann wärest du längst
schon zu der Erkenntnis gelangt, daß solche
Urgewalt gewiß auch
mehr vermag, als
aus dem Irdischen das Irdische zu zeugen! ‒
.Du hättest längst zugleich erkannt, daß
diese
Schöpfungsschauer auch der
höch‐
sten Form der Liebe eignen müssen, und
wärest wohl gewiß dem holden Irrtum nicht
erlegen, der da bewirkt, daß dir ein sänftig‐
lich
Gefühl der Zuneigung und
from‐
mer Weichheit schon zu genügen scheint,
um, nach dem Worte jenes Liebenden, keine
„klingende Schelle” und kein „tönendes
Erz” zu sein. ‒
.All das, was der hier bezeichnete wahre
Liebende noch weiter von der Liebe
Be‐
kundungsweise sagt, sind nur
die Zei‐
chen, die der Liebe
folgen werden, dort,
wo sie in
höchster Form sich offenbart. ‒
.Du aber hast diese
Zeichen für die
Liebe selbst gehalten und mühst dich nun,
die
Zeichen hervorzubringen, die dir
von
selbst zu eigen werden würden, hättest du
die
Liebe! ‒ ‒ ‒
.Ich werde dich von manchem
Irrtum
heilen müssen, will ich dich der Liebe
fähig
machen...
.Noch bist du verstrickt, von früher Ju‐
gend an, in tausendjährigen Wahn!
.Die dich einst
lehren sollten, hatten
selbst es nicht anders gehört als sie es dir
weitergaben.
.Es wäre arge Torheit, wolltest du ihnen
zürnen!
.Sie gaben
dir, was man
ihnen gegeben
hatte, so wie nun
ich dir gebe, was man
mir einst gab, bevor ich selbst zu schöpfen
wußte mit mir zugehörigem Gefäß.
.Vielleicht wirst du erkennen, daß es aber
doch
nicht gleichen Wertes ist, aus
wel‐
chen Brunnen die Becher der Lehrenden
schöpfen! ‒
.Wenn du die Lehren, denen ich in mei‐
nen
anderen Büchern
Formung schaffen
durfte, bereits kennst, dann wirst du wis‐
sen, daß mir
tiefste Felsenquellen
fließen, aus denen noch alle geistige Weis‐
heit quoll, die jemals diese Erde befruchtet
hat.
.Wohl dir, wenn die „
lebendigen”
Wasser
dieser Quellen dich erquicken
werden!
.Wohl dir, wenn du nicht „Ärgernis”
nimmst an meinen Worten, obwohl ich ge‐
zwungen sein werde, dir zu zeigen, daß
wahrhafte Geistes-Offenbarung
ewig währt,
und sich zu jeder Zeit den Offenbarenden
zu schaffen weiß!
.Ich wäre gewiß nicht, der ich bin, wollte
ich zu entwerten suchen, was in den reli‐
giösen Lehren der Vorzeit von Meines‐
gleichen stammt.
.Und alles in
allen diesen Lehren der
ferneren und näheren östlichen Welt, was
wirklich das Kennmal des
Geistes der
Ewigkeit aufweist, ward voreinst gegeben
durch die Offenbarung Derer, von deren
Art ich bin.
.Meine „Abstammungsreihe” reicht frei‐
lich beträchtlich weiter als die biologische
Ahnentafel des Erdenmenschen, der mir als
Instrument: ‒ als irdisch nötiges Vehikel
dient...
.Und ich rufe dich nur auf, hinfort zu
sondern, was
Geistesgut ist, wie es die
Geistgeeinten, die nur zu seltenen Zeiten
dieser Welt sich offenbaren,
allein zu geben
wissen, ‒ und was steriler, hirngeblähter
Menschenmeinung zugehört in jenen
alten Schriften alter Völker, deren Worte
dir in Bausch und Bogen als geheimnisvoll
verehrungswürdig gelten.
.Wie du die alten Worte
unterscheiden
lernen kannst, sollst du durch mich erfahren!
.Ich lehre dich hier als der einzige aller
mir Gleichgearteten, der heute in der Öffent‐
lichkeit wirkt, ‒ und als der einzige Erden‐
mensch, der heute von sich sagen darf, daß
er nur ewigkeitsgezeugtem
Geistesgut das
Behältnis des Wortes formt.
.Wenn hier der
Liebe Lichtkraft deinem
Schauen sich enthüllen soll, so ziemt es sich
mit Fug und Recht, daß wir zuerst des
größten Liebenden gedenken, unter allen,
die auf Erden jemals Menschenantlitz trugen.
.Du magst dich selber zu ihm
bekennen,
oder jenen Glaubensformen
fernestehen,
die auf seiner Lehre Grund im Laufe der
Jahrhunderte erwachsen sind und Spuren
seiner Lehre oft nur noch in
widerspruchs‐
erfüllten Lehrgebilden aus den Trüm‐
mern alter Tempel bergen; ‒ doch wirst
du schwerlich teilnahmslos an ihm vorüber‐
gehen können, wo immer seines
Lebens
Bild dir seine Lehre offenbaren mag.
.Gewiß, ‒ die Kunde seines Lebens ist
gar mannigfach
verschüttet und du wirst
wenige Worte heute noch
in ihrer Rein‐
heit dort zu finden hoffen dürfen, so, wie
sie einst der hohe Meister zu den Seinen
sprach.
.Doch, selbst
in der Verschüttung
leuchtet noch genug des
Echten auf, und
wenn du innerlich dich selbst bereitet hast
zur Fähigkeit,
das Echte auszusondern,
wird der Schutt der alten heidnischen
Kulte, wird das Meinungswerk der alten
Schreiber der Berichte, gewiß nicht mehr
das
wahre Bild des Meisters dir verfälschen
können.
.Du mußt nur unbefangen
prüfen lernen,
was man dir darzubieten pflegt als schein‐
bar „gleichzeitliche” Bezeugung eines Men‐
schenlebens, das seiner Mit- und Nach‐
menschheit ein Rätsel blieb bis auf den
heutigen Tag...
.Da man nicht wagte, die alte Kunde
anzutasten, in der die Lehre, die des Meisters
Mund einst gab, schon in den allerersten
Zeiten
fremde Formung fand, war allem
Glaubenswahn, der diese Lehre sich in
sei‐
ner Weise
deuten wollte, freie Bahn ge‐
geben, so daß es heute ein vergeblich Mühen
ist, die Glaubensmeinungen, die so ent‐
standen, um dieser Lehre letzte
Wahrheit
zu befragen.
.Du wirst hier
tiefer schürfen müssen,
wenn du
finden willst, und wenn du dann
gefunden haben wirst, kannst du auch
wirklich der vertrauten Glaubensmeinung,
die von früher Jugend an dich führte,
erst
jene Tiefe geben, die
Be-
gründung
bietet.
.Es sei mir ferne, dir zu raten, deinem
Glaubenskreise zu entfliehen, und irrig
würdest du die Lehre deuten, die ich künde,
wenn du etwa vermeinen solltest, daß ich
einen
neuen Glaubenskreis zu stiften wil‐
lens sei!
.Es mangelt uns wahrlich nicht an guten
Glaubensformen, so sehr es auch an
wahrhaft „
Gläubigen der Tat” in den
heutigen Tagen mangeln mag!
.Nichts liegt mir ferner, als der töricht‐
eitle Wunsch, die alten Glaubensformen
nun um eine neue noch zu mehren!
.Ich will, und
muß jedoch nach binden‐
der urgeistiger Verpflichtung,
allem Glau‐
ben die
Ver-
tiefung bringen, deren er be‐
darf, mag er des eigenen Wertes noch so
sicher, sich auch den „
einzig wahren”
Glauben nennen...
.Was die durch mich geformte Lehre dir
zu geben hat, wirst du im Grunde
aller
Religionen wiederfinden, wenn du
einmal
es
erkanntest, ‒ ‒
dort, wo
deines
religiösen Glaubens Formen dir
altver‐
traute Helfer sind!
.Uralte Weisheit gibt sich so dir kund,
und aller „Glaubensgründe” tiefster
Ur‐
grund wird dir offenbar. ‒
.In ihm ist
jede Glaubensform verwur‐
zelt, aus welchem alten oder neueren Mythos
sie sich auch ihre Symbole formen mag!
.Sei nicht vorschnell zufrieden in einem
Urteil, das dir von anderen
ein-
gegeben
ward, so daß es dir nun als
aus dir selbst
erstanden erscheint!
.Vertraue dir selbst, wenn du hier zur
Urteils-
Fähigkeit erwachen willst! ‒
.Nicht was andere sagten, darf dich irren,
wenn
du selbst der Wahrheit nahen
möchtest!
.Nur in deiner
eigenen Wahrheit kannst
du das Licht der
Wahrheit unterscheiden
von
Truglicht und
Täuschungswahn! ‒
.So laß uns denn nach dem Bilde des
Meisters suchen, soweit es jene Kunde noch
enthüllen kann, die, „menschlich-allzu‐
menschlich”, Heiligstes mit eigener Meinung
mischte!
.Jehoschuah, der Meister von Nazareth,
will sich selbst hier durch mein Wort dir
offenbaren...
.Suche, unbeirrt durch Vorurteile oder
fremde Meinung, zu erfühlen, was ich dar‐
zustellen habe!
.Der weise Lehrer, der da sein Land
durchzieht, ist
Jude und will zuerst nur
von
Juden verstanden sein. An dieser Wahr‐
heit kann auch manisch-irrer Rassenhaß in
aller Ewigkeit nichts ändern, wie immer
man versuchen mag, den größten Sohn des
Judenvolkes seinem Stamme abzusprechen!
.Er
muß, als Jude, aus dem Geistes‐
schatze
seines Volkes schöpfen, soll das
Gut
uralter Weisheit faßbar werden für
die Menschen, denen
er zum Lehrer wer‐
den wollte. „Den Kindern Israels” fühlt er
sich ursprünglich
allein gesandt, und in den
Synagogen sucht er seiner Lehre Wahrheit
zu erweisen „durch die Schrift”: ‒ die alten
religiösen Bücher orthodoxen Judentums.
.So aber war schon, ‒ notgedrungen, ‒
eines ersten Irrtums Keim gelegt, indem
die Hörer ihn
als Lehrer ihres Glaubens
zu verstehen suchten und jedes Wort, das
aufrecht und
gerade sie erreichte, sich
nach den eigenen verschlungenen Auffassun‐
gen ihres Väterglaubens
bogen.
.In stetem Mühen sucht er solchem Irr‐
tum zu
begegnen, doch ist er selbst in
seinem geistigen Erleben viel
zu fern
schon ihrer
Enge, als daß er noch den Grad
der „Taubheit” seiner Hörer fassen könnte.
.Die Klage, daß dieses Volk ihn nicht zu
„hören” wisse, ist gar oft in seiner Rede.
.Er
flucht dem Volke, das nur „Ohren
hat um
nicht zu hören”, damit es selbst
in sein Verderben renne.
.Und als das Ende seines Lebens, ‒ lang
schon vorgeahnt, ‒ ihm wirklich naht, bricht
all sein hoher Mut zusammen in bitterer
Klage, und er ‒
beweint Jerusalem, da es
in seinen Tagen
nicht erkannte, was er
seinem Volke bringen wollte...
.Die Wenigen, die er sich dennoch aus‐
erlesen hat, müssen oftmals harte Worte
hören um ihrer Herzensenge willen, und
selten nur vertraut er ihrer Fassungskraft.
.Mitunter möchte er sich selbst bereden,
als ob die äußerlich so treu Ergebenen ihn
doch nun wahrlich recht verstanden haben
müßten, um dann, erfüllt von Schmerz und
Mitleid, wiederum zu sehen, wie
weit
entfernt von seiner Lehre diese Herzen
waren. ‒
.So zieht er durch die Gaue Palästinas,
‒ redet in den „Schulen”, ‒ den ländlichen
Synagogen, ‒ um die Spur der Weisheit in
den alten
Schriften aufzuzeigen, ‒ redet
vor dem
Volke in des
Volkes Sprache, um
die
Herzen zu erwecken, vertraut den
Freunden das
Geheimnis seiner Sendung
an, das sie nicht deuten können, weil sie
viel zu sehr befangen sind in völkischen
Messiasträumen ‒ und wird von
allen,
außer jenem, „den er liebte” ‒
nicht ver‐
standen.
.Er spricht von seinem „
Vater”, und sie
glauben, daß er von
ihrem Stammesgotte
rede, obwohl er diesem „Gott der Rache”,
der „zu den Alten” sprach, mit aller Deut‐
lichkeit den Dienst verweigert, ja dessen
vermeintliches „Gebot” aus Geisteskraft
vernichtend, lehrt: ‒ „
Ich aber sage
euch...”
.Er spricht von seiner hohen
Sendung,
und sie wähnen, er wolle ihres Erden‐
reiches
äußere Herrschaft neu errichten,
obwohl er ihnen längst verkündet hatte,
daß
er eines Reiches König sei, das „
nicht
von dieser Erde” Macht seinen ewigen Be‐
stand empfange.
.Er spricht von dem, was in ihm „
Fleisch
und Blut” geworden war und lehrt
Ver‐
körperung des Geistes, ‒ doch sie ver‐
stehen, daß sein
Leib, den ihm die Erde
einst gegeben hatte,
ihre Erdenspeise
werden müsse.
.Jene Armen, die er von Gebresten heilen
konnte, aus der
Heilungskraft, die seinem
Erdenkörper eigen war und kaum die
Geistigkeit
berührte, die er als sein
wesen‐
haftes Sein erkannte, ‒ vertrauten ihm
als ihrem Helfer, doch sie ahnten nicht,
daß er die gleiche physische Hilfe hätte
spenden können, auch wenn er geistig
nicht
gewesen wäre, der er
war...
.Will man es ihm verdenken, wenn sein
Erdenhaftes einer schwachen Stunde Beute
wurde, so daß er den
Hosannahrufen
traute, die ihm
Erdenmacht versprachen,
‒ daß ihm solche Macht verlockend nahe
schien, auch wenn
er sie nur den
Seelen
nutzbar machen wollte?! ‒
.Hier ist die kurze Schuldverstrickung,
der selbst dieses Leben nicht entgehen
konnte, denn
keiner, den die Erde je ge‐
tragen hat, bleibt frei von
Schuld!
.Wohl
suchte er geradezu, um seiner
höchsten geistigen Aufgabe willen,
den Tod
durch Menschenhand, weil er in
sol‐
chem Tode nur
das Letzte geben konnte,
was
nur er zu geben hatte; ‒ doch wahr‐
lich war ihm dieser Tod
zu früh gekom‐
men und es bedurfte höchster Kraft, ihn
willig hinzunehmen, so daß er aus tiefster
Seele seinen „Vater” bitten konnte, er möge
noch das Schicksal anders wenden, ‒ „wenn
es möglich” sei. ‒
.„Vieles” glaubte er seinen Schülern einst
noch sagen zu können, was sie zu jener Zeit,
wie er deutlich sah, „noch nicht tragen”
konnten...
.Als aber ein Bote der
Lichtgemein‐
schaft, der er angehörte, in jener angst‐
erfüllten Nacht zu Gethsemane ihm endlich
zeigte, daß sein Weg, so wie er ihn
sich
selbst gestaltet hatte, auch durch den
„
Vater” aller derer, die in dieser Licht‐
gemeinschaft wirken, nicht mehr abzulenken
sei, ‒ da kehrt er
in sich selbst zurück um
sich im
Priesterkönigtum des Leuch‐
tenden zu finden, und geht als
Held den
letzten, schweren Gang, belastet mit dem
Holz des Kreuzesgalgens. ‒
.An diesem Martergalgen, der dann später
einem uralt-heiligen Zeichen längst ver‐
gangener ehrwürdiger Kulte
neue Deutung
gab, erfüllte er das letzte Liebeswerk ‒
Geheimnis allen, die ihn dort umstanden,
‒ und
noch Geheimnis allen, außer selte‐
nen Sehern, bis auf den heutigen Tag!
— — — — — — — — — — — — —
.Möge keiner wähnen, daß dieser
Tod
an sich dieses
letzten Liebeswerkes In‐
halt war!
.Hier ist ein Mysterium, das ich an anderer
Stelle schon, mit Scheu nur, zu enthüllen
wagte, ‒ und nur, weil Pflicht es mir ge‐
bot...
.Wer es erfassen kann, der fasse es!
.Hier ward ein
Geisteskraftstrom allem
Menschengeist erschlossen durch die
Liebe,
die dieses Buch dir kündet, ein Kraftstrom,
der nur durch das Opfer eines allgewaltig
Liebenden erschließbar war. ‒
.Hier wurde der „Gott” der
Rache, ‒
der ärgste Dämon der Unsichtbaren im
physischen Kosmos, ‒ von einem Erden‐
menschen überwunden
durch die absolute
Austilgung jeglicher Racheregung: ‒
ein Werk, das nur der höchsten Form ur‐
geistiger
Liebe möglich werden konnte...
.Was dir die alte Kunde noch berichtet
von dem, was
nach dem Tode des größten
Liebenden sich dann ereignet haben soll,
ist, wenn du es
geschichtlich fassen woll‐
test: ‒
Mythe, doch diese Mythe schließt
in sich die tiefste
Wahrheit ein.
.Wohl ist der Meister aus dem Grabe
„
auferstanden”; ‒ es hätte ihm dabei
sein
Erdenleib jedoch wahrhaftig nichts
mehr nützen können. ‒
.Wohl war der „
Jüngling in weißem
Gewande” keine Täuschung schreckerfüll‐
ter Frauen, ‒ jedoch beachte auch die weiter
weisende Spur der Wahrheit, die der Schrei‐
ber jener alten Kunde nicht vertilgen konnte,
‒ die ihm sichtlich unerkennbar und un‐
verständlich war, ‒ und die er dennoch
gegen seinen Willen niederschreiben mußte,
so sehr er sich auch dann bemüht, sie wie‐
der zu verwischen: ‒
.Zwar waren es
nicht die
Schüler des
hohen Meisters, die den Erdenleichnam
holten, so daß mit gutem Grunde der
Chronist behaupten konnte, hier sei ein
irriges „
Gerücht” erhalten.
.Allein der Meister war in seinen Erden‐
tagen oftmals, fern von anderen Menschen,
in der Einsamkeit der Berge auch noch
anderen begegnet, die
nicht aus seinem
Volke, aber
Seinesgleichen waren, vereint
mit ihm in jener
Lichtgemeinschaft, der
er Bruder, ‒ der er geistig einverwoben
war...
.Als er die drei aus seinen Zwölfen einst‐
mals mit sich nahm auf den Berg, wo er
zu „beten” pflegte, und sie ihn dann in
der „Verklärung” seiner
Geistgestalt er‐
blicken durften, da glaubten die Getreuen,
als sie zwei Männer in weißen Gewändern
neben ihrem Meister sahen, dies müßten
sicher zwei der
alten Propheten sein, ‒
„Moses” und „Elias”, ‒ so daß der Meister,
als er voll Enttäuschung ihren Irrtum sah, ‒
verbot, den anderen davon zu reden. ‒ ‒ ‒
.Er sah, daß all sein Lehren nicht ver‐
mochte, sie aus der
Enge ihres Stammes‐
glaubens zu befreien, und daß es nur Ver‐
wirrung stiften würde, wollte er den Irrtum
klären. ‒
.Doch, jene „Männer in weißen Gewän‐
dern” und der „Jüngling”, den die Frauen
noch im Grabe fanden, waren sich nicht
fremd, und da sie keinen Kultus um des
hohen Bruders
Leichnam entstehen sehen
wollten, so taten sie, was man nach ihres
Landes Sitte mit dem Erdenüberrest des
Menschen auch noch heute zu tun pflegt:
‒ ‒ sie übergaben ihn der verzehrenden
Flamme, nachdem sie alles dafür an wohl‐
gewählter, vor aller Störung geschützter
Stelle vorbereitet hatten...
.Ich spreche hier, belehrt von
dem, der
von sich wahrlich sagen durfte, daß er bei
den Menschen bleibe, „bis an das Ende der
Welt”, ‒ belehrt von
jenen, die ich meine
hohen Brüder nennen darf, und die in jener
Nacht einst
selbst die Wächter tief in
starren Schlaf versenkten, um des Bruders
eigenem Willen, der zugleich der ihre war,
mit Umsicht zu entsprechen. ‒
.Wohl weiß ich, daß mich viele hier der
Selbsttäuschung zeihen werden, ja daß noch
Schlimmeres von „blinden Blindenleitern”
meinen Worten selbstgerecht als Anwurf
werden mag.
.Es ist das Kennmal verkrüppelter Seelen,
jede Lebensbekundung zu verneinen, zu
deren Aufnahme ihnen die geistigen Organe
fehlen!
.Wohl weiß ich, daß ich hier an Dinge
rühre, die gar manchem als „
unantastbar”
gelten, ‒ allein des größten Liebenden Er‐
lösungslehre wird durch die
Wahrheit
wahrlich
mehr verklärt, als durch den älte‐
sten, gewohnheitsmäßig weiterüberlieferten,
unbewußten frommen
Trug, ‒ der über‐
dies nicht mehr länger Trug bleibt, sobald
man ihn als
Dichtung wertet, die nur
der Wahrheit ein symbolisches Gewand zu
weben suchte...
.Auch jene
Massenerweckung, die
dann am „Pfingstfest der Juden” zu Jeru‐
salem sich ereignete, war nicht imstande,
alle Hüllen von den Seelen derer zu ent‐
fernen, die nun an den Meister
glaubten,
da sie ihn nach seinem Erdentode wieder‐
holt „gesehen” hatten.
.Zu enge Bindung war um diese Seelen,
als daß der „
Geist der Wahrheit”, den
der Meister einst verheißen hatte, sie aus
sich vollenden konnte.
.So hatte
Paulus, dieser wahrhaft
Lie‐
bende, den man den „Heidenapostel” und
„Völkerlehrer” nennt, gar harten Stand, als
er, der
wirklich einst in tiefsten Schauern
den „
Geist der Wahrheit” in sich erlebte,
und dann
wußte, wer der hohe Meister
war, ‒ jenen allzu eng Gebundenen be‐
gegnete, die sich die
Schüler des „Gesalb‐
ten” nennen durften! ‒
.Und doch war auch der zum Christus‐
verkünder gewordene frühere Pharisäer‐
schüler nicht von allem Vor-Urteil frei ge‐
worden und mengte guten Glaubens manches
Alte, ihm Vertraute, in der Folgezeit des
Meisters Lehre bei, obwohl er
weitaus
klarer sah als jene andern, die sich die
„Boten” einer Lehre nannten, von der einst
der Meister selbst als von der „
frohen
Botschaft” sprach. ‒
.Recht
unfroh ist leider die Lehre aus‐
gefallen, die im Laufe der Jahrhunderte
zur Macht über die Seelen gelangte, auf
das Meisterwort von der „frohen Botschaft”
gar selbstgerecht gestützt! ‒ ‒
.Johannes aber, den der Meister nach
dem Wort der alten Kunde „
liebte”, hielt
sich
in der Stille und die Stillen hielten
sich zu ihm.
.Nur
er besaß, was einst
der Meister
selbst mit eigener Hand ihm
nieder‐
schrieb, und spät erst ließ er Wenige,
die ihm würdig schienen, davon Abschrift
nehmen.
.Hätte Jesus wirklich, wie man gemein‐
hin glaubt,
nur mündlich gelehrt und
nichts niedergeschrieben, so wäre wahrlich
auch nicht ein einziges von ihm ge‐
formte Wort auf uns gekommen! ‒ ‒
.Die Urschrift wie das Nachgeschriebene
sind dann, wie ich schon anderen Ortes sagte,
durch jene selbst vernichtet worden, die
in diesen
Meisterschriften ihren höch‐
sten Schatz besaßen, aus Furcht, das
Heilige
könne dereinst
Entweihung finden.
.Auch
dieses Faktum ist mir nur er‐
wiesen, durch die mir im Urlicht geistig
Vereinten, die
allein hier „
wissen” kön‐
nen, doch mag es sein, daß spätere Ge‐
schlechter hier auch noch auf textliche und
andere Spuren stoßen, die dann auch
äußer‐
lich die Wahrheit meiner Worte offenbaren
werden, denn in geistigem Schauen sehe ich
solche Fragmente und Textstücke noch im
Bereiche der Erde, wenn ich auch nicht den
Ort, an dem sie ruhen, zu bestimmen weiß...
.Gewisse Spuren sind ja
für alle weit‐
hin sichtbar in jenem Teil der alten Kunde,
der eben jenem Einen
zugeschrieben wird,
den einst der Meister „liebte”. ‒
.Die Unzulänglichkeiten dieses Teils der
alten Kunde werden leicht verstehbar, wenn
man weiß, daß ihr Verfasser, der dem Schüler‐
kreis des Johannes nahestand, auf den „Mei‐
sterschriften”
fußte, und nur damit
ver‐
binden wollte, was er sonst noch an Über‐
liefertem und Legendärem, bruchstückhaft,
besaß.
.Von dem, was man dem Schüler
zu‐
schreibt, den der Meister „liebte”, ist
freilich
nichts von dessen Hand geschrie‐
ben, allein die Art der Schriften, die man
seinen Namen tragen ließ, ist nicht gar
weit von dem entfernt, was er geschrieben
haben
könnte, ‒ hätte er geschrieben.
.Doch, alle diese Fragen sind nur
denen
wichtig, die von
außen her erfassen möchten,
was sich
nur im Innersten erfassen läßt. ‒
.Diese allein auch sind es, die danach
fragen, wer einst dem hohen Meister
Lehre
gab, und die mit willigem Gehör so manche
Mär beachten, die zu erzählen weiß, daß
Jesus in der Zeit, von der die Kunde
schweigt, in
Indien gewesen sei, ‒ und
anders wieder: daß er in
Ägypten sich
vollendet habe.
.Nichts von dem ist wahr!
.Wohl suchte einst sein irdischer Vater
in
Ägypten, wo man dazumal das Hand‐
werk lohnte, Arbeit, um die Seinen zu er‐
halten und mit dem übrigen Erlös zurück‐
zukehren in die Heimat, so wie dies heute
noch die Handwerker Italiens und anderer
Länder halten, jedoch zu jener Zeit war
der, dem später seine
Lichtnatur sich
zeigte, noch ein
Kind, und wirklich noch
nicht reif, um die Vollendung seines Irdi‐
schen zu finden, wie sie Vorbedingung ist
für jeden, der sein Leuchten im Urlicht
irdisch bewußt erleben soll.
.Nach
Indien aber brauchte er seine
Schritte wahrlich nicht zu lenken, denn was
„
aus Indien” ihm kommen mußte,
kam
zu ihm, und jenes wundervolle Bild der
„Weisen aus dem Morgenlande”, der
Prie‐
sterkönige, die „seinen Stern” erblickten
und ihm ihre Gaben brachten, ‒ ward nur
zurückdatiert in frühe Kindheit, weil hier
den Schreibern selbst nur dunkle Kunde
wurde, und weil es so dem Wunderbaren,
das sie mit des Meisters erster Kindheit
schon vermählen wollten, besser diente.
.Daß
Geistiges aber
nur im Geiste
faßbar werden kann, war den frommen
alten Chronisten ein eben so ferner Ge‐
danke, wie den Wundersüchtigen unserer
Zeit, obwohl doch der Meister Gott nur „
im
Geiste” suchen hieß. ‒
.Im Äußeren war naturnotwendig in des
Meisters Kinderjahren
nicht das mindeste
des „Wunderbaren”.
.Er war ein Kind wie seine Spielgenos‐
sen, und als er Kraft genug besaß um bei
dem schweren Handwerk seines Vaters mit‐
zuhelfen, lernte er das Handwerk, so wie
jeder Zimmermann, dem in jener Zeit
außer dem Hausbau auch noch mancherlei
andere Holzbearbeitung oblag.
.Die
innere Entfaltung aber
blieb
geheim, wie sie bei
jedem bleibt, der
gleicher Geistesartung ist, und was diese
geistige Entfaltung für sich verlangte, hin‐
derte in keiner Weise äußeres Tun.
.Der so als Erdenmensch seine
Geistes‐
macht erfassen lernte, die längst vollendet
war, bevor ihm seiner Mutter Leib das Kleid
der Erde geben konnte, war auch kein Ab‐
seitssteher wo das
Leben rief, denn nie‐
mals hätte er sein hohes Ziel erreicht, wenn
er dem Leben
fremd geblieben wäre.
.Er war ein
Handwerksmann, bis ihm
die Stunde kam, die ihn zu
anderem rief,
wo er alsdann erweisen konnte, daß er
besser als die „Schrift-
Gelehrten” in der
„Schrift” zu „
lesen” wußte, ‒ ohne sie,
wie jene, einst „gelernt” zu haben.
.Die Fakirwunder, die ihm die Chronisten
überbürdet haben, hat er
nie gewirkt, ‒
jedoch ist manches „Wunder”, das ihm zu‐
„geschrieben” wurde, ein tief gehaltvolles
Symbol, und so: voll
Wahrheit, während
seine angeborene
Kraft der Kranken‐
heilung ihn zu mancher Tat befähigte,
die wohl für seine Umwelt großes „
Wun‐
der” war, aber nicht das mindeste zu tun
hatte mit seiner geistigen Sendung.
.Daß er
sich selbst auf seine „Wunder‐
zeichen” je berufen hätte, um so den Glauben
an sein
Wort zu fordern, ‒ heißt ihn, der
wirklich
wußte, was
des Körpers, was des
Geistes ist, in unerhörter Weise
schmä‐
hen, ‒ ‒ und nur naive Nichterkenntnis
konnte jene Worte, in denen er angeblich
auf seine Wunder verwies, ihm zu eigen
geben, in der Erwartung, dadurch der Lehre
des Meisters äußerliche Bestätigung zu ver‐
schaffen.
.Es wurde so
unsäglich an seiner Lehre
gesündigt um des
Menschenfischfangs
willen, und noch heute wirken diese Sünden
törichter Verbreiter der arg entstellten Lehre
fort, und ist kein Ende dieser Irreführung
abzusehen!
.Möge es mir gelingen, hier doch ein
Weniges
aufzuhellen, für alle, die noch
„
guten Willens” sind!
.Die
Glaubensnot der vielen, die des
Meisters Lehre nur in der
Entstellung
kennen und durch die neuere
äußere Er‐
forschung jener alten Kunden stets auf
neue
Zweifel hingeleitet werden, ist wahrlich
längst in solchem Maße unerträglich, daß
endlich eine Klärung nötig wird, die nur
von denen zu erwarten war, die
selbst
den Künder dieser Lehre,
lebend ihrem
Kreise einverwoben, ‒ kennen,
dem
Kreise, von dem er
ausging: gesandt vom
„
Vater”, und dem er
wiederkehrte, als
sein Erdenwerk
vollbracht erschien!
.Von
hier aus nur kann der
Gegen‐
wart und der
Zukunft manchen „Rätsels”
Lösung werden, und auch die
Wissenschaft
wird in solcher Einstellung ihres Suchens
einst zu
finden wissen, was sie finden
kann, um solche Lösung
denen dann ge‐
recht zu machen, die nur erfassen können,
was sich „
greifen” läßt. ‒
.Alle über das bloße irdische Tierdasein
des Menschen hinausreichenden Fragen der
suchenden Menschheit werden dereinst ihre
Antwort finden, nachdem man mehr und
mehr das Wirken der geistigen Hierarchie
erkennen lernte, deren bedeutendster und
wichtigster Abgesandter der Meister von
Nazareth war...
.Wie fälschlich sind doch alle beraten,
die in
dieses Weisen hoher Lehre das
schwächliche
Gefühl empfohlen glauben,
das man so gemeinhin „
Menschenliebe”
nennt! ‒ ‒
.Ihren Beratern ward es oftmals schwer,
des Meisters Handeln, wie es die Berichte
künden,
so zu
deuten, daß die Deutung,
ihrer Meinung nach, zu Recht bestehen
konnte. ‒
.Da gibt es Dinge, die
nicht recht pas‐
sen wollen, will man den sanften Säusel‐
bold, den fromme Kanzelrede schuf, in die
Berichte strecken...
.Der
Krafterfüllte, der, trotz aller Ver‐
schüttung reiner Kunde, dort noch lebt,
will sich gar schwer den süßlichen Bildern
ähnlich finden lassen, die dünner Glaube
sich nach
eigenem Ausmaß, hold und
schwächlich ausersann...
.So manches Wort der „Schrift” läßt sich
mit solchen Bildern nur vereinen, wenn
ausgeweitetes Gewissen dieses „Schriftwort”
sich nach eigenem Bedürfnis in „
Er‐
klärung” umfälscht, bis selbst das
Wenige
geschwunden ist, das die Verschüttung frü‐
her Zeit noch übrig ließ. ‒
.Blasphemisch würde solchem süßen
„Schrift”-Erklärer der Gedanke dünken, der
hohe Meister könne je in seinem Leben
jene Kraft der Liebe in sich selbst emp‐
funden haben, die zwar sein „Diener”, mag
sie ihm nach seines Glaubens Meinung nun
„erlaubt” sein oder nicht, sehr wohl im
eigenen Fleische fühlt, ‒ doch „sündhaft”
nennen muß, da er von ihrer
Göttlich‐
keit nichts ahnt!
.Blasphemisch dünkt es ihm, daß
diese
Form der Liebe
gleicher Kraft entströmen
soll, die jene
höchste Form der Liebe
schafft, wie sie in des hohen Meisters Leben
Lehre ward und
Tat, ‒ die ihn zu
jener
Liebestat erkraften konnte, durch die der
Priesterkönig, der er war, am
Kreuzes‐
galgen alle Menschheit krönte!
.Und doch, mein Freund, wirst du
die
Liebe, die der Meister kannte, nimmer
finden, wenn du in dir nur süßliche
Ge‐
fühle weckst und deine
Menschenfreund‐
lichkeit gepaart mit
Mitleid, ‒ „Liebe”
nennst! ‒ ‒
.Schlecht paßt zu diesem
Schwächebild
vermeinter „
Liebe”: der von Verachtung
des Verächtlichen erfüllte Meister, der sich
im Gefolge der Seinen
Stricke dreht,
das
Händlervolk der Tempelschänder aus‐
zutreiben, ‒
der für der Wechsler
Gold nur einen Fußtritt hat, und
der
die Priester seines Volkes jene bösen
Worte hören läßt,
die sie in ihrer Rach‐
sucht nimmermehr vergeben konnten!
.Um solches Tun der eigenen
Unbe‐
rufung anzuähneln, mußte das Wort vom
„göttlichen Zorn” erfunden werden, und
man entblödete sich nicht, dem „
Vater im
Himmel” des hohen
Meisters jene
Laster
anzudichten, die, verängstigender alter Prie‐
sterlehre nach, einen düsteren
Stammes‐
gott erfüllten, den einst der hohe Meister
geistig niederschlug mit seinem gewaltigen
Wort:
.„
Ich aber sage euch...!”
.Ach nein, ‒ wenn du die
Liebe in dir
Wirklichkeit und
Leben zeugen sehen
willst, dann mußt du wahrlich
andere
Wege gehen, als jene, die man dir zu zeigen
wußte!
.Kannst du denn nicht verstehen, daß
die Kraft der
Liebe sich auf ihrer
höch‐
sten Stufe keineswegs in
schwächerer Be‐
kundung zeigen wird, als dort, wo sie in
niederer Form schon all dein Sinnen,
Tun und Trachten steigert, so daß du oft
Fesseln sprengst, die vorher nie dir lösbar
schienen?!? ‒
.Nur, wenn du etwas in dir suchst, das
auch in
höchster Geistigkeit die
gleichen
Kräfte weckt, und
alles meistert,
was
dich sonst in Banden hält, wirst du die
Liebe, die der Meister
lebte, in dir finden
können! ‒ ‒
.Dann erst wirst du die
Freiheit der
„
Kinder des Lichtes” erlangen und jenen
„
Frieden,
den die Welt nicht geben
kann”!
.Du darfst in den Worten der alten Kunde
auch nicht neue „
Gebote” sehen!
.Glaube mir und lasse dich nicht durch
Verschüttung täuschen: ‒
der Meister hat
niemals das Wort „
Gebot” gebraucht,
und
niemals hat er „
Gebote” gegeben!
.Selbst das „Gebot” der
Liebe, das die
Kunde meldet, hat er
nie geformt!
.Allenfalls hat er gelegentlich aus der
„Schrift”
zitiert:... „Du sollst deinen
Nächsten lieben, wie dich selbst!” ‒ wenn
er orthodoxen Fanatikern seines Volkes
zeigen wollte, daß auch er ihr „Gesetz”
sehr wohl kenne...
.Seiner Schüler gewohnte Bindung durch
„
Gebote” und „Gebote
halten”, hat die
Umformung seiner Räte in Gebote bewirkt!
Nicht anders konnten sie seine Räte
ver‐
stehen, es sei denn als „Gebote”!
.Sie brauchten, alter Observanz des Juden‐
tums getreu,
Gebot, ‒ ‒ und
Strafan‐
drohung für
Verletzung des Gebots! ‒
.Wenn der Meister nun vom
Seligwer‐
den sprach, so formten sie sich frei nach
seiner Rede ein „
Rezept” zum Selig‐
werden! Man brauchte, ihrer engen Mei‐
nung nach, nur die „Gebote” zu halten, um
des Erfolges „in
jener Welt” dereinst sicher
sein zu dürfen.
.Nicht anders, wie heute unklare Köpfe
glauben, Licht und Sicherheit des Erken‐
nens sei durch irgendwelche mysteriöse
„
Übungen” erlangbar, die in bedenk‐
lichen Traktätchen immer wieder angeprie‐
sen werden.
.Was nun jene alte Kunde aber auch
schon in ihrer
allerersten Niederschrift
an Echtem allein enthielt, war doch nur
Nachklang von des Meisters Lehre, und
allerbestenfalls Erinnerungsbericht aus da‐
mals schon jahrzehntelang vergangenen
Tagen...
.Es ist wahrhaftig
lästerliches Unter‐
fangen, den
Geist der Ewigkeit für solche
Aufzeichnung
verantwortlich zu machen,
bei der
die Schreiber selbst, in
alter
Götterlehren Wahn, der ihre Zeit in
neuer Abart durchschwirrte,
schon be‐
fangen, und
längst noch nicht gelöst
von eines argen
Stammesgottes Hörig‐
keit, des Meisters schwach noch in Er‐
innerung zurückgerufene Lehre aus
eigener
verschwommener Erkenntnis
neu zu for‐
men suchten, und gar nicht merken konn‐
ten,
wie sie fälschten! ‒ ‒
.Niemals hat der hohe
Meister seinen
Schülern „
Gebote” gegeben, sonst wäre er
nicht der hohe Leuchtende gewesen, der
er
war und
ist und
ewig bleiben wird!
.Seine Lehre war ein „
Wohl dir!” und
„
Wehe dir!” ‒ wie
aller Lehre, die seine
Brüder: ‒ seine im Reiche des Geistes ihm
geeinten Mitarbeiter sind...
.Er wußte
seligzupreisen und wußte
zu
verdammen, aber ferne lag es ihm,
jemals zu „gebieten”!
.Dazu wußte er, als ein
Leuchtender
des Urlichtes, denn doch wahrlich viel zu
gewiß, daß durch „Gebote” niemals
Segen
werden kann, ‒ und daß das
Heil nur zu
erlangen ist, wenn man aus
freier Wahl
danach verlangt.
— — — — — — — — — — — — —
.Wirst du
so des Meisters Lehre aus der
alten Kunde dir zu
retten suchen, dann
wirst du freilich vieles
streichen müssen,
was dir lieb und wert geworden war von
Jugend auf! Manches andere wirst du dir
dennoch wohl verwahren können, gerade
weil du es als fremde Zutat erkanntest.
.Hüte dich, damit du nicht
Allzuvieles
als irrig tilgen wirst!
.Du darfst beileibe nicht etwa modernen
Rationalismus als Probierstein wählen!
.Warte erst eine gute Weile, bis dir der
wahre
Sinn meiner Worte
eigene Be‐
stätigung weckte!
.Ich gab dir alle Kriterien der
echten
„Worte des Herrn”!
.So höre auch weiter noch das Folgende:
.„
Kyrios” = „
Herr”, redet man auch
noch heute allerorten, so man
griechisch
spricht, jeden Menschen an, der nicht ge‐
rade ein Bettler ist!
.„
Kyrie eleyson” fleht der Bettler, der
an der Straße sitzt, zu dem Vorübergehen‐
den hinauf.
.Das möge dich belehren, damit du nicht
aus falscher Scheu das Wort: „
Der Herr”,
in jener alten Kunde, irrig deutest und ihm
einen Sinn gibst, den es erst lange nach
des Meisters Tod im werdenden neuen Kult
erhielt.
.„
Rabbi” sagten seine Schüler zu dem
Meister, und auch
dieses Wort könnte irrige
Deutung bewirken, führt diesen Titel in
der Öffentlichkeit doch heute nur einer, der
wohlbestallter Prediger einer Synagoge ist.
.Ich darf dir aber sagen, daß man auch
heute noch dem frommen Schriftbewan‐
derten in der jüdischen Gemeinde, mag er
auch im Alltag Handel oder Handwerk
treiben, den Ehrennamen „
Rabbi” gibt!
.Nicht anders führte ihn
der Zimmer‐
mann, der den Seinen „die Schrift auf‐
schloß”, da er ein
Meister des hohen
Leuchtens war, ein Glied der
Licht‐
gemeinde hier auf Erden, von der dir
wohl auch Kunde ward als von der „
Weißen
Loge”, ‒ eine Bezeichnung, die erst in
neuerer Zeit entstand, und von mir nur
beibehalten wird, da sie bildhaft brauch‐
bar ist!
.Die seine Brüder sind, ‒ ihm völlig
geeint in Geistvereinigung wie er ihnen, ‒
nennen ihn: „
den großen Liebenden”,
da keiner
vor ihm jene
große Liebestat
vollbrachte, der er aus
freiem Willen sich
zum Opfer weihte, ‒ da keiner
nach ihm
jemals eine Tat vollbringen kann, die nur
vergleichbar seinem Liebeswerke wäre,
durch das die
Geistes-„Aura” dieser Erde
sich
verwandelte für
alle Zeiten und für
alle Erdenmenschen, so daß seitdem allen
Menschen geistige Regionen zugänglich wur‐
den, die vorher nur wenige Einzelne in
unerhörter Selbstbezwingung erreichten.
.Ich bin mir wohl bewußt, daß meine
Worte dir nicht
sagen können,
was die
Liebe
ist, die Leben wurde in dem
größ‐
ten Liebenden, den je die Erde trug...
.Ich kann dir nur zeigen, wie du die
Spur dieses
Lebens finden kannst, trotz
aller
Verschüttung, unter der die Kunde
liegt, die von diesem Leben dir berichten
will.
.Möchtest du dieses Lebens
Lehre rein
in deinem
Innersten empfinden, wo sie
allein in ihrer Kraft empfangen werden
kann, damit der Meister in dir einen würdi‐
gen Schüler fände!
.Aber wisse, daß auch alles, was
ich dir
hier geben darf, der
gleichen Quelle ent‐
stammt, aus der einst
Jehoschuah, als
Leuchtender des Urlichts, schöpfte!
.Es gibt
kein Wort, das der „große
Liebende” von sich einst sprach, das
ich
nicht in
gleicher Weise von mir sagen
dürfte, wenn es nötig wäre...
.In
einem nur muß auch ich vor ihm
voll Bewunderung mich beugen, und wie
ich wahrlich um dieses eine
weiß, so weiß
ich auch, daß
keiner meiner Brüder ist,
der hier
nicht ehrfurchtsvoll vor ihm sich
neigen müßte.
.Dieses Eine aber ist das
Maß der Liebe,
die in
ihm und
seinem Wirken zur leben‐
digen Entäußerung kam!
.Aus seiner
Liebe wird auch
dir das
Leben werden, wenn du
erfassen kannst,
was ich in allen meinen Schriften dir zu
künden komme!
.Wohl dir, wenn du an meinen Worten
dich nicht „
ärgerst”, da der Mann, von
dem ich hier rede, vielleicht auch dir zum
„
Gotte” ward, wie er es Unzähligen in
ihrer eigenen oder von anderen vermittel‐
ten Vorstellung wurde, obwohl ihm in seinen
Erdentagen kein Wort scharf genug gewesen
wäre, um solche Vergötterung von sich weg‐
zuweisen! ‒ ‒
.Ich rede aber hier
nicht etwa von dei‐
nem, durch die erdenhaften, hirnerzeugten
Meinungen Unzähliger in den letzten zwei
Jahrtausenden aufgerichteten „Gotte”, dem
du den
Namen des großen Liebenden gibst,
wie deine blickbeschränkten, angstgetriebe‐
nen Lehrer dich geheißen haben.
.Ich rede
allein von dem
geistgeeinten
Erdenmenschen, der nach seines Erden‐
leibes Marter und Tod,
entgegen seinem
Willen, solcher allzumenschlich begrenzten
Gottgestaltung gesuchtes Vorbild wurde...
.Bis in seine tiefsten Wurzeln ist mir das
menschliche Drängen vertraut, sich Götter
zu gestalten nach Menschenebenbild, und
ich ehre gewiß mit dir die hohen Menschen‐
formen, die im Verlaufe der Jahrhunderte,
deinem glaubenstreu, nach menschlichem
Ermessen dargestellten Anbetungsbilde die‐
nen mußten.
.Allein: ‒ ich bin auch untrennbar ver‐
eint mit der Geisteswesenheit des histori‐
schen
Menschen, der so ungewollt
Ursache
wurde, daß dieses Anbetungsbild in seinem
Namen aufgerichtet werden konnte.
.Dieser Geisteswesenheit Stimme und
Zeugnis zu geben, ist mir geboten durch
die geistige Struktur des Lebens, das mich
aus sich gebar wie es sie einst in einem
Menschenleib geboren hatte...
.Ich kann die Zeit erwarten, der diese
Worte weder als Vermessenheit, noch als Aus‐
druck psychischer Trübung gelten werden!
.Sage nicht, du habest die
Liebe, so‐
lange du noch Sorge trägst
um dich selbst!
.Den „Lilien des Feldes”, ‒ die im Orient
wild über weite Strecken wachsen, ‒ und
den „Vögeln des Himmels” gleich, darfst du
die Sorge um dich selbst nicht mehr
kennen, wenn du der
Liebe fähig werden
willst, in ihrer
höchsten Form!
.Solange dich noch die gemeine angst‐
genährte
Sorge um dich und
dein Erden‐
schicksal quält, ‒ die nichts anderes als
offenkundiger Mangel an Vertrauen zum
Ewigen ist, ‒ weißt du wahrlich noch nichts
von der
Liebe, die einst der hohe Meister
lehrte, ‒ der
Liebe, die allein dir die
Frei‐
heit geben kann. ‒ ‒
.Du versklavst
dich selbst deiner Sorge
und kannst doch bei allem Sorgen
nichts
dadurch
gewinnen!
.Die göttlichste Kraft aber ruht
un‐
genutzt in dir, da du sie
nicht zu ge‐
brauchen weißt!
.Du „liebst” vielleicht „aus ganzem
Herzen” alle, die dir „teuer” sind, die du
nie in diesem Erdenleben
verlieren möch‐
test, und du hast dich wohl gar zu einer
„allgemeinen Menschenliebe” überredet, ‒
ja du „liebst” die
Tiere und die
Pflan‐
zen, „liebst”
alles, was du erblicken magst?
.Du wirst erstaunt sein, wenn ich dir
sage, daß du
trotz alldem, schwerlich schon
in der Liebe lebst!
.Die
Sprache deines Landes kann dich
hier belehren, denn du pflegst von einem,
den du auf deine Weise „liebst” zu sagen:
„
Ich habe ihn gern.” ‒
.Auf das „
Haben” kommt es dir bei
deiner „Liebe” an und auf ein
Wohl‐
gefühl bei diesem „Haben”, ‒ sei es auch
nur ein „Haben” durch Sehen und Hören,
oder durch bloßes Bewußtsein, daß ein
nahe oder ferne weilender Mitmensch dir
zugehöre! ‒ ‒
.Die
Liebe aber, von der des „großen
Liebenden” Lehre redet, die
Liebe, von der
dieses Buch hier dir künden soll, ist eine
geistige und zugleich auch irdisch, allem
Leben einverwobene urweltliche
Kraft, die
dich so durchströmen muß, wie dich die
niedere Form der
gleichen Kraft durch‐
strömt in alles überwindendem Erschauern,
wenn du die Liebesflammen
deiner Erden‐
tierheit in dir brennen fühlst! ‒
.In dieser „
irdischen” Liebe
begehrst
du noch, denn hier will die
Liebe den
Gegenstand der Liebe; ‒ in ihrer „himm‐
lischen” Form aber wird sie
sich selbst
zum Gegenstand, so daß hier jedes
Be‐
gehren dich
verläßt! ‒
.In der „
irdischen” Form der Liebe
ist stets ein
Ver-
langen, ein
Daneben‐
langen, ‒ ein
Greifen nach
außen und
ein
Heranziehen; ‒ in ihrer „himm‐
lischen” Form jedoch wird sie inneres
Leuchten, ein
Strahlen und
Wärme‐
geben, ‒ ein
Überströmen aus dem
In‐
nern über alles Äußere...
.Diese
hohe Form der Liebe erst wirkt
alle wahren
Geisteswunder innerer Er‐
weckung, läßt alles das „
von selbst” in
dir werden, um das du dich noch mühst,
es zu erlangen, im Glauben, irgend eine
mysteriöse Methode, irgend ein „Training”
könne es dir eines Tages bringen!
.Deine
Menschenfreundlichkeit aber,
und dein
geistiges Besitzverlangen, das
du „Liebe” nennst, können dir freilich
niemals die
Kraft zu eigen werden lassen,
die in wörtlichster Wahrheit „
stärker ist
als der Tod”! ‒ ‒
.Alles, was du bis jetzt mit dem Worte
„Liebe” zu bezeichnen pflegtest, wenn du
nicht nur an die
tiefere Stufe der Liebe
dachtest, in der sich die Leiber begehren,
‒ alles das wird erst wahrhaft
vollendet
werden, wenn du selbst
erfüllt bist von
der
Urfeuerkraft der Liebe!
.Deinem ganzen
Sein wird alsdann
ent‐
strömen, was du
jetzt noch mit mancher
Mühe zu verwirklichen suchst! ‒
.Was dir heute noch „
Pflicht” und
„
Tugend” heißt, wird dann die selbstver‐
ständlichste
Erfüllung deines Daseins
werden! ‒
.Du kannst auch die Urfeuerkraft der
Liebe nicht in dir entflammen, ohne in
einemfort ihre
Strahlen aus dir zu
er‐
gießen, und alles, was dir nahekommt,
wird dieses stete Strahlen empfinden.
.Was ehedem nur Widerstand oder An‐
griff war, wenn es dir begegnete, wird dann
dir entgegenkommen, um sich mit dir aus
freien Stücken zu verbünden!
.Eine innere
Umkehr aber wird von dir
verlangt, willst du zu einem
Sonnenfeuer
höchster Liebeskraft
entbrennen. ‒
.Ohne diese bewußte Umkehr, ohne solche
dauernd festgehaltene neue Einstellung dei‐
nes Strebens, wirst du gewiß nicht in die
Liebe gelangen!
.Du wirst dich wandeln
wollen müssen,
willst du dich verwandelt sehen! ‒ ‒
.Bisher warst du
auch im Geistigen
ein
Verlangender, ‒ aber man kann dir
hier nur
geben, was du noch
nicht be‐
sitzest, einerlei, um was immer du bitten
magst, und ob du um deinen geistigen
Besitzstand weißt, oder nicht. ‒
.Du aber
besitzest bereits, wenn auch
ohne dein Wissen, in dir die hohe Kraft
der
Liebe, von der ich rede, so daß man
sie dir nicht erst zu
geben braucht, und
es kommt nur auf
dich an, ob du sie
gebrauchen willst, damit sie sich dir offen‐
bare! ‒
.Du mußt zur „
Sonne” werden wollen, ‒
zur „Sonne”, die
aus sich selber leuchtet,
‒ ‒ und sobald du diesen Willen dauernd
hegst, wirst du mehr und mehr im Feuer
höchster Wirkungsweise der
Liebe erglühen!
.Noch hast du zu viel
Furcht vor diesem
Entbrennen!
.Deine törichte Angst, dich etwa zu ver‐
lieren, hält dich von dem Wagnis zurück,
das du wagen solltest!
.Du fühlst in dir wohl
eine mäßige
Wärme, nennst sie „die Liebe”, und läßt
dir gerne daran genügen, ‒ nur wunderst
du dich dann, daß dieser schwachen Wärme
Strahlen nichts
in dir und nichts
nach
außen hin vermögen, ja daß sie auch in
deinem Erdenschicksal
völlig machtlos
bleiben! ‒
.Du ahnst noch nicht, zu welcher
Strah‐
lungskraft du gelangen
könntest, wenn
du dich selbst zur „
Sonne” wandeln woll‐
test, statt träge nur von
anderen Sonnen
erwärmende oder stärkende geistige Strahlen
zu erwarten!
.Alles in dir muß fortan
geben wollen,
wenn du das Höchste, das
in dir selber
ist, aus dir
empfangen willst! ‒ ‒
.Mag dir auch nur ärmlich
wenig schei‐
nen, was du vorerst
zu geben hast, so
wird doch selbst dieses Wenige schon völlig
genügen, um dich zum „
Strahlen” zu
bringen, wenn nur dein Wille intakt bleibt,
mehr
geben zu wollen als von anderen
zu
erwarten!
.Von einem indischen Fürsten wird
berichtet, daß er einst einen Yogi fragte,
welches die Empfindungen eines Vollende‐
ten seien? Der Yogi aber sagte darauf, man
habe ihn ebenso einst nach den Gefühlen
eines Liebenden gefragt und er habe nur
antworten können:
.„
Wenn du ein Liebender bist,
wirst
du es wissen.” ‒
.So kann auch
ich hier von der
höch‐
sten Form der
Liebe, als einer ewigen,
urweltlichen
Kraft nur immer
in Bildern
reden, denn ich kann dir ebensowenig diese
„
himmlische” Liebe in Worten
erklären,
wie ich dir jene
andere Form der Liebe
in Worten faßbar machen könnte, die man,
da sie nur allein im
Erdendasein sich
auswirkt, die „
irdische” Liebe nennt. ‒
.Du mußt in beiden Fällen dich von der
Liebe
entflammen lassen, wenn du
wissen
willst,
was die Liebe in ihrer ans
Physi‐
sche gebundenen, oder in ihrer höchsten
geistigen Form in Wirklichkeit ist!
.Wie du als ein erdenhaft Liebender die
„
irdische” Form der Liebe in dir trägst,
auch
dann, wenn ihre Glut zur Zeit dich
nicht entbrennen läßt, so ist auch
jeder‐
zeit, obwohl sie dir noch nicht bewußt
ward, zugleich die „
himmlische” Form
der gleichen Kraft in dir, die über dieses
Erdendasein weit hinaus in Wirkung tritt,
und dir auf Erden eine
Götterfreiheit
gibt, weil
alles sich ihr beugen muß, was
dir begegnen kann. ‒ ‒
.Von
solcher Liebe und ihrer Allgewalt
sprach einst der hohe Meister aus Nazareth,
und
er selbst nahm
alle seine Kraft aus
dieser
Liebe...
.Von solcher Liebe sprach jener Liebende,
der des Meisters Lehre größter Verkünder
ward, wenn er von sich selbst sagt: „Hätte
ich die
Liebe nicht, so wäre ich
tönendes
Erz nur, oder gleich einer
klingenden
Schelle!” ‒ Beides gibt wohl
Klang,
wenn es von außen
angestoßen wird, doch
fehlt ihm inneres
Leben, das den Klang
aus sich heraus erzeugen könnte. ‒
.Die Liebe, von der wir hier reden, aber
wirkt stets aus sich selber,
ohne Anstoß
von außenher!
.Wie lange noch soll sich der Mensch der
Erde
dieser Liebe verschließen?! ‒
.Wenige nur haben um sie
gewußt, ‒
wenige nur wurden ihr zum
Gefäße, ‒ aus
all den Geschlechtern, die je dieser Erden‐
sonne Licht empfingen.
.Die Kräfte der
äußeren Erdnatur
lernten längst den Menschen als
Herrscher
kennen, jedoch in seinem
inneren Bereich
begnügt er sich in schwächlichen Versuchen,
mit seinen Kräften zu
paktieren, da er die
hohe Kraft in sich nicht
kennt, durch die
er nicht nur
Herr der Innenkräfte sei‐
ner physischen Natur geworden wäre,
‒ sondern auch nach
außen hin der höch‐
sten Wirkung mächtig, ‒ würde auch nur
ein größerer Teil der Erdenmenschheit ge‐
meinsam sich in dieser Kraft ver-
einen...
.Wo jemals Seelen
aus dem Dunkel
fanden, wo jemals
hohe Tat geschah, um
durch Jahrhunderte zu leuchten, wo je das
Tier im Menschen sich dem
Geistesmen‐
schen unterwerfen mußte, dort war diese
hohe Kraft
im Einzelnen erwacht und
konnte in die Vielen überströmen um sie
zu entflammen. ‒
.Immer wieder aber haben die so Ent‐
flammten alsbald das himmlische Feuer wie‐
der
erlöschen lassen, weil sie
zu träge
wurden, ihm aus Eigenem neue Nahrung
darzubieten...
.Auch diesen dunklen Tagen irren Hasses,
die den „Gott der Rache” wieder mächtig
werden ließen, dem
der große Liebende
aus Nazareth einst seine Macht
entwin‐
den lehrte, ‒ diesen Tagen babylonischer
Verwirrung der Gehirne, ‒ tarantel‐
süchtiger
Vernichtungswut aus Schöpfer‐
wille, ‒ diesen Tagen, die wie
Hammer‐
schläge einer Hölle irrer Teufel auf die
arme Menschheit niederfallen, um in
Bar‐
barenchaos, um in
Unrathaufen zu ver‐
wandeln, was einst
Geisteslicht im Siege
über Tierheitsdumpfheit
auferbaute, wird
erst ein
Ende angesetzt, wenn die Gewalt
der
Liebe dieses Ende bringt. ‒ ‒
.Der schwelende
Brand, der heute seine
schwarzen Schwaden erstickenden Gift‐
rauches über Länder und Meere schickt, ist
nicht mit den Schlagwörter-Wasserfällen
großgebärdiger
Sprecher zu löschen! ‒
.Das grüne Laub, das nun verschwelt,
wollte
Sonnenwärme, ‒ doch da es keine
„
Sonne” fand in diesen Tagen, ward es in
seinem Sehnen nach Licht und Wärme
unterirdischer Feuerbrände Beute.
.Wohl dem, der hier nicht vor sich selbst
bekennen
muß: ‒ „
Auch ich war einst‐
mals einer derer,
durch die der junge
Wald,
der hier in einem Welt-
Wald‐
brand vernichtet wird,
um seine Son‐
nenwärme sich betrogen fühlte!”...
.Hier ist nicht zu „
löschen” mehr, was
in sich selbst verglimmen muß; ‒ aber
man
täusche sich nicht: ‒ ‒ die
Sehn‐
sucht nach Licht und Wärme wird auch
die Herzen
derer nicht verlassen, die die‐
sem Brande
nicht zum Opfer fallen, denn
ihr ward
urgrundtiefer Wille Wecker,
und keine Macht der Erde wird verhindern,
daß sie sich
erfüllt!
.Diese Sehnsucht verlangt nach strahlen‐
den „Sonnen”, die im Erwärmen und Leuch‐
ten nicht müde werden. ‒
.Sie wird zu unterscheiden wissen, und
alles ablehnen, was nicht aus der
Liebe
strahlt!
.Was jetzt verschwelt, ist gewiß
ver‐
loren, und
mit ihm teures Gut, das einst
der Menschheit eigen war, allein das wieder
neu ersprossende junge Grün der Erde wird
nicht ein
zweites Mal vernichtet werden,
wird
nicht aufs neue
unter-irdischen
Feuers lüstern erlangter, leckerer Fraß!
.Auch
hier sind wahrlich
hohe Hüter
am Werk, auch wenn sie
nicht verhindern
durften, daß
Vernichtung fand, was
in
sich selbst den
Willen zur Vernichtung
trug, ohne darum zu wissen...
.Die hohen Hüter, die hier wirken, wer‐
den weislich jedes neue junge Grün vor der
Vernichtung Feuer
zu bewahren wissen,
und werden, als des Menschen wahre Freunde,
voll Verstehen und voll Rat, die knochen‐
klappernden Gerippe, die gleich ungeheuren
Fledermäusen, in faltenweiten Mänteln vor
der Sonne schwirren, mitleiderfüllt zurück
in ihre
Gräber senden, so daß das
Licht
der Ur-Sonne ewigen Geistes endlich
alle
Wärme seiner Strahlen allem Leben
spenden kann. ‒
.Aus dieser Ursonne nur strömt alle
Strahlungskraft den einzelnen geistigen
„Sonnen” zu, die diese Erdenmenschheit
braucht, wie die Schwärme der Wandelsterne
des Firmamentes ihre Myriaden Sonnen‐
feuer brauchen, um in geordneter Bahn
sich selbst zu erhalten...
.Nicht vor dem „
Untergang” des Abend‐
landes ist die Menschheit angelangt, wie
manche wähnen, sondern sein späterer höch‐
ster
Aufstieg fordert die Opfer, die der
wache Mensch des Abendlandes heute zu
beklagen hat!!!
.„
Wer Ohren hat zu hören, ‒
höre!”
— — — — — — — — — — — — —
.Die
Zeichen dieser Zeit sind wahrlich
anders zu deuten, als klügelnde Skepsis,
akrobatengleich mit Gedankenkugeln jon‐
glierend und der Menge Beifall heischend,
sich erträumen läßt!!!
.Hier ist „Geduld und Glaube der Heili‐
gen” vonnöten!
.Nicht solcher, die sich „heilig” dünken,
weil sie nach Art der schleichenden Ge‐
würme sich aus jeder Schuldverstrickung
wanden, sondern jener, wahrhaft das
Heil
erahnenden
Erdenhaften, die noch zu
aller Zeit das „
Salz der Erde” waren! ‒
.Schon
unsere Enkel werden diese Tage
der
Wahnverblendung, die sich ihrem
Ende zuneigen, mag auch das endliche
Ende noch gar fern erscheinen,
nicht mehr
kennen.
.Sie werden kaum in sich noch
ein Ver‐
stehen finden für den Krankheitszustand
der Gehirne, die heute toller Tänze Tanz‐
plan sind, weil sie in der Verstrickung
dunkler Mächte, denen sie sich selbst er‐
gaben, der
Torheit Tür und Tore offen
ließen, als sei „
der Mensch” nur das arme
Erdentier, ‒ viel ärmer noch, als alle
andern Tiere dieser Erde, ‒ als das er sich
empfindet,
solange er nicht weiß, daß er
des
Geistesmenschen Pforte zur Erlösung
darstellt.
.Erst dieses Wissen aber bringt Gewiß‐
heit, daß ihm die höchste Form der
Liebe
allein die unerhörte Macht verleihen kann,
dieser Erde Angesicht derart zu
verwan‐
deln, daß alle Trübsal, die der Mensch auf
Erden fand, ‒ daß
Krankheit,
Not und
Jammer von der Erde
schwinden muß,
wie jene Ungeheuer schwanden, die einst
das frühe Menschentier erst
floh und dann
besiegen lernte! ‒ ‒
.Wir alle, die wir heute dieser dunklen
Tage Todesschatten über unsern Häuptern
lasten fühlen, sind
die Totengräber einer
alten Zeit und sind zugleich
die Zeugen‐
den des neuen Lebens, das diese Erde
einst be-leben soll! ‒ ‒ ‒
.Von
uns allen wird alle Menschheit, die
noch dieser Erdball tragen soll,
Verant‐
wortung verlangen, wenn jenes kosmische:
„Es ist vollbracht!”
durch alle jene Sphären tönen wird, die Zu‐
fluchtsort dem
Geistesmenschen wurden,
nachdem
er selbst sich einstens aus der
Gottheit
losgelöst, und
ungeahntem
Schicksal sich als edles
Treibgut über‐
geben hatte! ‒
.Wir alle sind es, die der Erde Antlitz
wandeln werden, oder seiner Wandlung
Hemmung bleiben, wenngleich erst
spä‐
tere Geschlechter
Frucht erernten können,
die der Saat entspricht, die
wir der Erde
anvertrauten! ‒ ‒
.Doch glaube nicht, daß wir nicht
selbst
schon unsrer Tat
Erfüllung sehen könn‐
ten, auch wenn nur
Blühen uns erst wer‐
den mag, wo Spätere die
Früchte ernten
werden!
.Je eher wir uns selbst zu wacher
Tat
ermannen, desto gewisser werden wir aus
dieser
Tat, die eine
Tat des Herzens ist,
die
Blütenknospen sich erschließen sehen,
die einst den Nachgeborenen zu
Früchten
werden!
.Ein
unerfaßlich Großes hat das Schick‐
sal
unserm Willen anvertraut in diesen
ernsten Tagen, und ‒ wahrlich: „
es ist
eine Lust,
zu leben” in solcher Zeit, ‒
für jeden, der seines
Eigenlebens Wert
für alle Zukunft kommender Geschlechter,
in
Wachheit und Verantwortung zu
wer‐
ten weiß!
.Wo sind sie denn, die
Toren, die
einst glaubten,
ihrer Hirne Werk erhalte
ewigen Bestand!?! ‒
.Dahingeschwunden wie der letzte
Bettler, dessen Namen keine Kunde meldet,
erstirbt ihr Werk in einer neuen Zeit,
die sie, bei aller Trunkenheit des Wissens,
nicht erahnen konnten, die sie nicht kom‐
men sehen konnten, weil sie glaubten,
ihres
Denkens Helle leuchte allen kommenden
Geschlechtern. ‒
.So sind auch
heute unter uns noch gar
manche eitle Toren, die sich weise wähnen
und in der großen Geste weiser Wissender
ihr Wohlgefallen finden.
.Nicht alle
wissen, daß sie täuschen, und
mancher glaubt, er sei der
Wahrheit Die‐
ner, ‒ jedoch gebar die Zeit in diesen
Tagen der
Entwertung aller Werte allzu‐
viele, die kein „
Gewissen” mehr zu hin‐
dern weiß, wo ihres
Wähnens Wahn
sie
selbst erfaßte, so daß sie
Tausende durch
ihre Lehre ins Verderben ziehen,
berauscht
durch ihre Macht,
die Seelen zu ver‐
wirren, und
eitelkeitumnebelt durch
die Zahl der Hörigen,
die ihren Fahnen
folgen. ‒
.„Es werden aber
falsche Gesalbte und
falsche Propheten kommen...”
.Achtet auf solche Zeichen der Zeit und
rettet euch selbst vor der Verstrickung in
teuflische Netze, aus denen nur selten einer
wieder entfliehen kann!
.So wie du dich keinem
Quacksalber
anvertrauen wirst, wenn es um deines
Erdenleibes Leben geht, so darfst du dich
auch nicht jedem mit der
Seele übergeben,
der dir sagen mag, er wisse
deiner Seele
Leben zu erhalten!
.Wenn du auch nur
in wenigem dich
sicher fühlst, so trägst du doch in dir be‐
stimmt eine Sicherheit,
Gefahr zu wittern,
die
nie dich verlassen wird, sobald es
dei‐
nes armen Erdenleibes Erhaltung gilt!
.Die
gleiche Sicherheit besitzest du zwar
auch, wo es sich um deiner
Seele Leben
handelt, doch da du deine Seele
verlieren
kannst,
ohne des
Erdenleibes Leben ein‐
zubüßen, so achtest du kaum mehr der War‐
nungszeichen, die dir im Innern werden,
wenn der
Seele Leben in Gefahr zu kom‐
men droht! ‒
.So wie jedoch, wenn du auch nur leid‐
lich urteilsfähig bist, in dir alsobald ein
Mißtrauen sich aufbäumt, falls dir in des
Leibes Not ein
Unberufener sich naht,
so wirst du in gleicher Weise „Warnung”
fühlen, wird dir in deiner
Seelennot ein
Lehrer sich erbieten, der
selbst der Lehre
wahrlich
bedürftiger sein mag als
du, der
ihn zu Hilfe rief, da du von keiner anderen
Hilfe wußtest! ‒ ‒
.Du bist darum mitnichten etwa
ent‐
schuldigt, wenn du dich
irrenden Leh‐
rern anvertraust, denn dir gab
Urnatur in
deinem Gefühlsvermögen die
Kraft der
Unterscheidung, und es ist nur deine
eigene
Lässigkeit, wenn du nicht alsbald
erkennst, daß du einer „
Seelenführung”
dich ergabst, die selbst
zu-
recht geführt zu
werden nötig hätte! ‒
.Du mußt in diesen ernsten Tagen dop‐
pelt
Vorsicht walten lassen, da du nun
durch meine Worte weißt, daß ungezählte
kommende Geschlechter durch dich
ge‐
fördert, aber auch ‒
gehindert werden
können!
.Das Urfeuer der Liebe will in dir
Leben werden, damit
sein Leben, aus
dir
weiterzeugend,
neues Leben einst gestalte,
‒ hier, in den Herzen der auf dieser
Erde sich ihre
ewige Form erkämpfenden
Menschen.
.Wenn du nicht
selbst aus der
Liebe
zu
Leben wurdest, wie willst du
neuen
Lebens Ursprung werden? ‒
.Darum mußte ich dir, soweit das Worte
vermögen, hier zeigen, was die Liebe
ist, ‒
die Liebe, von der alte Kunde redet, die
dir von
Liebenden im
höchsten göttlichen
Sinne, zu berichten weiß. ‒
.Darum mußte ich dir jenes „
größten
Liebenden”
Leben enthüllen, der einst die
gewaltigste Tat der Liebe zu vollbringen
wußte.
.In seiner
Liebe letzter Vollendung löste
siegessicher er jene starre Fessel, die, seit der
Bindung durch die allererste Einkehr
gei‐
stesmenschlicher Gestaltung in die Form
des
Erdentieres, alles Menschsein hier auf
Erden eisenstark umwunden hielt! ‒
.Er aber gab auch die Lehre:
.„
Wer mein Schüler sein will,
der
folge mir nach.” ‒
.Lächerlich töricht sind jene Träumer,
die da glauben, sie brauchten nur in äußeren
Allüren dieses
Urgewaltigen vermeint‐
liche Gebärde nachzuahmen, um sich als
seine Jünger, seine „Schüler”, wie die Schrift
in Wahrheit sagt, von ihm erkannt zu wissen.
.Würden sie
ahnen, wer er
war und
ist,
dann würden sie wahrhaftig ihre Torheit
fahren lassen. ‒
.Du aber, zu dem ich hier rede, ‒ sei du
nicht
auch eines solchen Wahns gehorsamer
Höriger!
.Du bist nun wahrlich genugsam belehrt!
.Wenn du des
Zimmermanns, der des
Urlichts Leuchtender war, wie der, dem
diese Worte Formung danken, dich wahr‐
haft
würdig willst erweisen, dann sei bereit,
die hohe
Liebe in dir zu erwecken, die
dich
verzehren muß, will sie
dich selbst
zu einem neuen
Sein verwandeln!
.Dann erst wirst du
wahrhaft sein
Schüler, sein Jünger sein!
.Dann erst wird er dich in
seiner Liebe
wissen, so wie er sich selbst in seines
„
Vaters” Liebe wußte! ‒
.Dann erst wird er dich als einen
derer
anerkennen können, die der „
Vater” liebt,
weil sie in des Vaters „
Sohn” Vollendung
fanden...
.Dann erst wird
Jehoschuah, der
Zim‐
mermann aus Nazareth, von dem die alte
Kunde dir erzählt, und der dir
entfremdet
ward durch alter Göttersagen Hörige, ‒ die
ihn der
Menschheit viel
zu nahe gewahr‐
ten, so daß sie ihn mit ihrem Götterwahn
drapierten, ‒ ‒ dann erst wird er dir
nahe
kommen, und
dann erst wirst du in
Wahr‐
heit sagen dürfen:
.„
Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt!”
‒ ‒ des
Menschen-„Sohn”, der einst den
Seinen bestätigen durfte, daß er bei ihnen
bleibe „bis ans Ende der Welt”!
— — — — — — — — — — — — —
.Aus der Urfeuerkraft der
Liebe allein
ist es möglich, ein solches Versprechen
auch
einzuhalten! ‒
.Wohl ist es dem in sich Vollendeten
ein unbeschreiblich hartes, dauernd dar‐
gebrachtes Opfer, sich nach dem Tode des
Erdenkörpers in einem Zustande zu erhal‐
ten, in dem er irdisch-eingeengtem mensch‐
lichem Erfühlen noch erreichbar bleibt...
.Aber man darf sich unter diesem, mir
und den mir Artgemeinsamen wohlbekann‐
ten Verharren im Fühlfelde erdenmensch‐
licher Bewußtseinsreichweite gewiß nicht
ein mysteriös umwittertes „Wunder” vor‐
zustellen suchen!
.Es handelt sich um nichts anderes, als
um eine geistgesetzlich genau begründete
Be‐
wußtseinsfixierung, ‒ weit über die Ver‐
brauchsdauer des irdischen Menschenkörpers
hinaus, ‒ bis zum letzten Vibrieren seeli‐
schen Suchens im Bereiche dieses Planeten.
.Daß hier kein geringes Opfer gebracht
wird, ergibt sich schon aus der Notwendig‐
keit, in einem selbstgestalteten, zwar erden‐
sinnlich unwahrnehmbaren, und doch der
unsichtbaren
physischen Welt noch ein‐
geordneten Körper ‒ als dem Bewußtseins‐
träger ‒ zu verbleiben...
.Solcher Bewußtseinsfixierung aber ist zu‐
gleich
naturgeboten: alles seelische
Leid
der ganzen Menschheit
mitempfinden zu
müssen, und nur die Urfeuerkraft der
Liebe
vermag es, solches Miterleiden allen mensch‐
lichen Leides dem selbstgebundenen Bewußt‐
sein des Leuchtenden ertragbar zu machen,
bis auch der letzte seiner irdischen Menschen‐
brüder einging ins Licht
.Die in der heutigen Zeit diese Worte
lesen, sind sehr verschiedener
Glaubens‐
lehren Kinder, und schwer sind ihre Herzen
jenem
einen Hochziel zuzulenken, aus
dem der
Liebe lösend lichte Strahlen ewig
sich ergießen in die Welt der Seelen, ‒
be‐
freiend was
gebunden war, um dann zu‐
rückzukehren in den
Urborn aller Liebe,
der Liebe
spendet, da er selbst nur Liebe
ist. ‒
.So mancher selbstgerechte „
Gläubige”
mag sich finden, der, lächelnd, solcher Lehre
sich
hoch enthoben dünkt, in seiner hyp‐
notischen Selbstberuhigung, daß nur sein
Herdenglaube allein „der wahre Glaube”
sei...
.Und
andere, die längst
kein Glaubens‐
band mehr bindet, werden gegen blinden
Argwohn sich zu wehren haben, als sei die
Lehre, die mein Wort hier kündet, nur
Auf‐
erstehung alten Menschheits-
Wähnens,
umgeformt in
neuen Glaubenswahn, der, ‒
wenn es also wäre, ‒ gewiß nur neues
Dunkel um die Seelen breiten würde.
.Ich aber gebe hier dem
einen wie dem
andern nur die
Be-
gründung seines
eige‐
nen Erkennens, ‒ denn letzter
Grund
fehlt allem
Glauben, der seiner Lehren
tiefste Fundamente nicht erreicht, und
alles
Wissen ist nur dann
gegründet,
wenn es in Felsentiefen ankert, die der
Ewigkeit ihr Dasein danken...
.Erlösungslicht ist jene hohe
Liebe,
die mein Wort in dir entzünden will, ob du
nun gläubig fromm nach
alter Satzung
leben magst, oder
selbst dir
deine Satzung
setzest! ‒
.Und wenn von jenem „
großen Lieben‐
den” ich zeuge, den eine enge Glaubens‐
meinung sich
allein erstanden glaubt, trotz‐
dem in ihren
Taten oft genug sein Bild als
Schild des
Hasses diente, so ist mein Zeug‐
nis seines
eigenen Willens Werk, da er in
letzter Liebestat vor seinem Erdentode
alle
Menschheit weihte, und
allen zum „Er‐
löser” ward aus einer Bindung, die nur ein
Liebender zu lösen wußte, der
alle, die
auf Erden in der Liebe lebten,
übertraf,
an
Liebesfeuerkraftentfaltung! ‒
.Er, der
sich selbst in Lichtvollendung
einst
der ganzen Menschheit gab, nach‐
dem er vorher nur dem Volke, dem sein
Erdenleib entstammte, die Erfüllung brin‐
gen wollte, ist
allen, die ihn rufen, nah,
und läßt sich finden, wenn du ihn in seiner
Liebe suchst, ‒ magst du die
alten For‐
men üben, die so manche hohe
Weisheit
in sich bergen, der du wahrlich, wenn dein
Geist sie dir enthüllt,
Verehrung zollen
darfst, ‒ ‒ magst du, nach deiner Artung,
solchen Formen
fremd dich fühlen und
nur aus deines Herzens Grund in
deiner
Weise ihn zu rufen wissen! ‒
.Mit denen, deren
Lichtkreis er
ver‐
eint war, ehe ihm der Erde Leib einst
wurde, lebt er
im geistigen Bereich der
Erde in aller
Wirklichkeit der
geistigen
Gestaltung, die ihm ward, als seine Seele
sich zurück in seines „
Vaters” Hände gab!
— — — — — — — — — — — — —
.Ich sagte dir auch schon, soweit es sag‐
bar wird, in einem anderen Buche, daß
dieser „
Vater”
aller Leuchtenden des Ur‐
lichts, der ewig aus dem
Urwort licht‐
gezeugte
Geistmensch ist, selbst „Wort”
im „Wort” und „Gott bei Gott” ‒ der
große „
Alte”, der im „
Anfang” ist, ‒
der selbst des
Urworts erste
Selbstgestal‐
tung darstellt, der „
Mensch der Ewig‐
keit”
in seiner ersten Zeugung ewig‐
lich verharrend.
.In alter Lehre wird er als der höchste
aller „Engel” aufgefaßt, ‒ die „
Krone”
jener
Hierarchie der Geister, die in den
Leuchtenden des Urlichts hier auf Erden
sich die „
Brückenbauer” schuf für jene
„große Brücke”, die den Erdenmenschen
aus dem Reich des
Tieres leitet, so daß er
seine
Geistesheimat wiederfinden kann,
der er sich vor Aeonen einst entwand! ‒
.In jedem Leuchtenden des Urlichts ist
dieser „
Vater”, ewig weiterzeugend seinen
„
Sohn”, den Leuchtenden, ‒ in Wahrheit
eines Wesens mit dessen Lichtnatur, der
dieser Erde Leib nur
äußeres Vehikel ist,
um erdenhaft zu wirken, was
der Erde For‐
mung braucht, soll es im Erdenmenschen‐
leben in Erscheinung treten! ‒
.So konnte in Wahrheit der Meister von
Nazareth seinen Schülern sagen: „
Wer mich
sieht,
der sieht auch den Vater”, ‒ und
„
Niemand kommt zum '
Vater'
denn
durch mich”: ‒ durch das,
was in mir
Leben ist, als des „Vaters” geistgezeugter
„Sohn”...
.Hilfreiche Helfer sind dir so in dein
Erdendasein gegeben, ‒ stets deinem
Geiste
nah, wenn du sie geistig in der
Tat zu
„rufen” weißt! ‒ ‒
.„Nicht wer: Herr, Herr! zu mir sagt,
wird in das Reich der Himmel aufgenom‐
men, sondern wer den
Willen meines
Vaters tut,” ‒ wer diesen Willen in sich
fühlt, und ihn in seiner
Tat erfüllt! ‒
.Dein bloßer
Wunsch wird dir nichts
nützen; ‒ du wirst durch dein ganzes
Ver‐
halten in deinem Leben, durch dein Tun
und Wirken „rufen” müssen, und mancher
arme Unbeachtete, der nur in Treue seiner
Hände Werk verrichtete, hat oftmals besser
„gerufen” als so mancher Erhabene, der
alle tiefen Schriften kannte und sich längst
für würdig hielt, daß ihm ein Helfer nahen
„müsse”, damit er so vor sich und anderen
noch mehr „Erhabenheit” erhalte! ‒ ‒
.Des Menschen Verstand hat ein
Fern‐
rohr ersonnen, in dem ein System ver‐
schiedener Gläser und Spiegel verborgen ist,
die allesamt in ihrer weisen Anordnung
bewirken, daß weiteste Weite dem Auge
ganz nahe und körperhaft erscheint.
.Wenn du ein solches Fernrohr benützen
willst, dann wirst du durch die kleine Linse
allein zu blicken haben, die der Verfertiger
dafür bestimmte, daß sie zunächst deinem
Auge sei.
.Du wirst dann die Strahlen des Lichtes
der Außenwelt in
solcher Art erhalten,
daß das
Ferne dir
nahe kommt, und du
unterscheiden kannst, was dein bloßes Auge
niemals unterschieden hätte.
.So auch kannst du im
Geistigen allein
das
Göttliche erfassen, wenn du dich zu‐
nächst
an jene wendest, die ewiges Urlicht
selbst dazu
bereitet hat, dir seine Strah‐
len zu vermitteln! ‒
.Du wirst dann in dem Leuchtenden
nur
das Göttliche zu sehen bekommen, und
er selbst wird dabei
verschwinden, so
wie du ja auch, wenn du durch jenes Fern‐
rohr blickst, gewiß
die Linse an sich nicht
siehst, sondern den Gegenstand der Ferne,
den du suchst. ‒
.So wie dir aber die Linse des Fernrohrs,
die deinem Auge am nächsten ist,
für sich
allein gewiß nicht viel helfen könnte, wären
nicht in dem Fernrohr
andere Gläser und
gewisse Spiegelsysteme enthalten, so würde
auch der
Leuchtende dir
nicht helfen
können, wäre nicht jene
hohe Hierarchie
des Geistes noch zwischen ihm und dem
innersten
Ursein Gottes, das es zu fassen
gilt! ‒
.Du blickst gleichsam
durch alle Reiche
dieser geistigen Hierarchie
hindurch in die
innerste Gottheit hinein, wenn dir ein
Leuchtender des Urlichts sich aus seinem
Geistigen heraus offenbart. ‒
.In diesem Bilde kann dir manches Wort
des Meisters aus Nazareth verstehbarer wer‐
den und du wirst auch so
unterscheiden
lernen, was er
von sich aus, als
Erden‐
mensch seiner Zeit, einst sprach, ‒ oder
wo er in anderen Momenten völlig
ver‐
schwindet und dich nur
das Innerste
der Gottheit, das
Ur-
Wort hören lassen
will, ‒ ‒ denn was in dem obigen Bilde
nur vom
Sehen gilt, kannst du dir leicht
auch aufs
Hören übertragen denken...
.Und nun ein
anderes Bild, um dir
Anderes zu klären:
.So wie aus einem Brunnen mit vielen
Ausflußröhren stets aus
jeder Röhre das
gleichgeartete Wasser der einen Quelle
quillt, die er umfaßt, wie aber die
eine
Röhre, durch
ihre Form bedingt, dem
Wasserstrahl eine
andere Formung mit‐
geben kann, als die andere, die wieder
an‐
dere Form erteilt aus
ihrer Eigenformung
her, so wird dir auch jeder
Einzelne die‐
ser
Lichtgemeinschaft, aus der ich rede,
stets die
gleiche Weisheit, die
gleiche
Lehre geben, auch wenn sie äußerlich, der
Eigenart des Lehrenden entsprechend, sehr
verschiedene
Formung zeigen mag.
.Dies zu beachten wird dir sehr nötig
sein, damit du auch in der
verschieden‐
sten äußeren Formung stets
die eine ewige
Wahrheit finden lernst, die sich
in jede
Eigenart des Formers fügen kann, und
dennoch niemals
ihre Art verändert. ‒ ‒
.So wird dir denn in aller Lehre, der ich
Wort verleihen darf, gewiß nichts anderes
zuteil, als was der Lehre des
Jehoschuah,
des „
großen Liebenden”, entströmte, und
du wirst hier verschiedene Art zu lehren,
aus
gleicher Quelle Speisung finden sehen...
.Ja du wirst dieses „
großen Liebenden”
gewaltig Wort, so wie es dir,
selbst noch
aus der Verschüttung, leuchtet, erst wahr‐
haft
deuten lernen, wenn du
meine Lehre
kennst, und meine Lehre wirst du in den
letzten Tiefen erst
verstehen, wenn
seine
Art dir so erkennbar wurde, wie du sie
erkennen
mußt, willst du sein Bild dir
nicht durch alter Zeiten Zutat so
entstellen
lassen, daß wenig übrigbleibt, was noch an
ihn,
so wie er war und ist, erinnert! ‒
.Es ist dem Menschen dieser Zeit, als
der ich heute hier zu wirken habe, wahr‐
lich schwer, der Wahrheit eine Gasse zu
bereiten und
tausendjährige Verdunke‐
lung zu lichten, ‒ doch
schwerer wird es
mir wahrhaftig, alle äußere schützende Um‐
hüllung zu lösen und meines
Geistes‐
lebens Sein in nackter Nüchternheit den
Geierblicken darzubieten, die unabwendbar
sind, wo
Wahrheit sich enthüllt auf dieser
Erde, bevor die hohe
Liebe alle Seelen in
wahrer
Liebeslichtglut hell erstrahlen
läßt. ‒ ‒
.Die allerbitterste und schwerste
Pflicht
ward hier erfüllt, und keiner kann die
Kämpfe ahnen, in denen Innerstes hier
mit dem Außenmenschen, als der ich hier
auf Erden lebe, ringen mußte, um das Be‐
kenntnis zu sich selbst ihm abzuzwingen. ‒
.Gewiß wäre die Lehre, die durch mich
der Menschheit werden sollte, in keinem
Punkte
weniger der Wahrheit Zeugnis,
wenn ich von mir, als einem
Zugehöri‐
gen der geistigen Vieleinheit, aus der auch
einst der „
große Liebende” die Lehre
nahm, mit keinem Wort gesprochen hätte.
.Doch heischte hier
Notwendigkeit Er‐
füllung, und wahrlich wäre auch ein steter
Eiertanz und ein Versteckenspiel entstanden,
hätte ich sagen wollen, was ich sagen
mußte,
ohne dabei der eigenen
Urteilsmöglich‐
keit, ‒ des
urgewissen Wissens aus mir
selbst, ‒ als der gegebenen
Vorbedingung
meiner Lehre zu erwähnen.
.Es wird zu viel des
Dunkels, das die
Seelen lange irrte, durch dieses Bekennt‐
nis
licht und
klar, als daß hier meinem
Wunsche Entsprechung hätte werden dürfen,
sorglichst meiner eigenen Art Geheimnis zu
verbergen.
.So mußte ich hier innerster Verpflich‐
tung dienen, die mir nicht abgenommen
werden konnte.
.Jedoch nicht
allen meinen Brüdern ist
solche Selbsteröffnung Pflicht, und nur wo
Liebe es
erheischt, unzähligen Mitmen‐
schen dadurch zu dienen, wird solche Pflicht
dem Bruder auferlegt.
.Wer würde denn auch, und sei es um
alle Schätze der Erde, sich jemals bereit fin‐
den lassen, dieserart sein Allerinnerstes dar‐
zubringen,
ohne härteste, unabänderliche
Geistespflicht!? ‒
.Was ich in meiner Schriften Wort der
Welt zu geben habe, wird noch
fernsten
Zeiten leuchten, da längst in sich erschöpft
sein wird, was heute sich
gefährdet sieht
durch solche Lehre, oder aber sich im Rechte
glaubt, sich selbst ihren Forderungen ent‐
ziehen zu dürfen!
.Wie jener „
große Liebende” so
muß
auch
ich bekennen: ‒ ich lehre wahrlich
nicht „
aus mir selbst”, ‒ aus meiner
irdischen Erschauung, sondern was der
„
Vater”, dem ich in der
Liebe diene,
mir
übergeben hat,
das gebe ich
euch! ‒
.Was ich lehre, ist nur in Worte gefaßte
Darstellung ewigen und ewiggültigen Ge‐
schehens, das mir jederzeit, sobald ich mich
in ihm bewußt finden will, gegenwärtig ist...
.Die Fähigkeit, das einzige Urgewisse
solcherart zu erfassen, ist das heilige Erb‐
gut aller derer, die des „
Vaters” licht‐
gezeugte „
Söhne” sind!
.So lehre ich euch aus der Fülle des
„
Wortes”, wie mich der „Vater”
lehren
heißt und verkünde euch
Erlösung in der
höchsten
Liebe!
.Wohl denen, die meine Lehre nicht nur
lesen, sondern sie
in sich zur
Auswir‐
kung gelangen lassen, so daß sie
ihres
Lebens Sinn erhellen und
ihre Tat be‐
fruchten kann!
.Sie werden aus
Leben und geistiger
Tat
alsbald auch in die
Liebe gelangen, und
in der Liebe entbrannt, dereinst zu
ewigem
Leuchten!
.Dieses Leuchten aber aus dem Urlicht,
ist dein unvergängliches
Ziel, und damit
du es dereinst erreichen wirst, suche ich
allen Schutt, der dich noch anfüllt und im
Dunkel hält, aus deinem Innern zu ent‐
fernen...
.Glaube mir, oder glaube mir nicht, ‒
nur
handle nach meinen Worten und
ver‐
halte dich folgerichtig ihrem Sinne
gemäß, damit du in dir selbst zu geistiger
Erfahrung kommst und dann nicht mehr
abhängig bist von der Bestätigung oder
dem Zweifel deiner selbstgesponnenen Ge‐
danken!
.Es ist wahrhaftig nicht Überheblichkeit,
wenn ich dir sagen muß, daß mir so wenig
an deiner Zustimmung liegt...
.Wie du jetzt, ‒
bevor du zu geistiger
Erfahrung kamst, ‒ über die hier durch
mich vermittelte Lehre urteilen magst, hat
nur insofern Bedeutung, als dein Urteil
dich zum
Handeln nach meinen Anweisun‐
gen bewegen, aber auch ‒ davon abhalten
kann.
.Der Wahrheit meiner Worte aber kann
dein Urteil weder etwas zufügen, noch etwas
nehmen.
.Nicht dein Verstandesurteil, sondern nur
deine
Liebe kann diese Wahrheit dir er‐
reichbar werden lassen! ‒
.In urgewaltigem Drang offenbart sich
Liebe schon in ihrer irdisch
niederen
Form, und hier schon zeigt sie sich als
Schöpferkraft, so daß älteste Kulte be‐
reits in dieser
niederen Form der Liebe
letztes Geheimnis zu finden hofften. ‒
.Bis auf die heutige Zeit sind solche Kul‐
te erhalten, und irreleitende Lehren haben
das verderblichste Wähnen asiatischer Ge‐
heimsekten auf düsteren Wegen neuerdings
aufgegriffen, damit es auch im
Abendlande
Verbreitung fände. Leider hat es
weitere
Verbreitung gefunden, als die „aufgeklärte”
Öffentlichkeit der westlichen Weltstädte heute
noch ahnt! ‒
.Verhängnisvolle
Zerstörungskräfte,
ausgesandt aus nachtschwarzen Tempelgrüf‐
ten teuflisch fanatisierter Asiaten,
suchen
so ihre Opfer in der weißen Rasse!
.Das törichte Verlangen nach „geheimen
Kräften” und verborgener Macht über die
nicht in gleicher Art „eingeweihten” Neben‐
menschen, ist dabei der beste Kuppler.
.Die armen Betörten aber fühlen weder,
daß sie
an unsichtbaren Gängelbanden
hängen, noch ahnen sie, daß sie ihr Tun
einem Ziele zutreibt, das sie wahrhaftig
nicht erstreben möchten, würden sie es
kennen.
.Sie glauben der
Lösung des
Rätsels
aller Rätsel auf der Spur zu sein, und
lassen sich von selbstbetrogenen „Adepten”
sagen, auf diesem Wege werde
göttliche
Freiheit winken, während sie nur der Schar
der höllischen „
Hunde des Abgrundes”
harmlos entgegenlaufen, denen schon die
Lefzen triefen vor Gier, ihre Seelen zerreißen
zu können, so wie sie
jene bereits zerrissen
haben, die diesen Arglosen heute als macht‐
erfüllte Meister ihres
teuflisch verwirrten
Glaubens dünken. ‒
.Wohl waren
Phallus und
Yoni seit ur‐
alten Zeiten heilige Symbole, und beide
Gegenpole bilden der tiefsten Mysterien hei‐
lige Anker im Erdenleben, doch ‒ wer hier
suchen möchte, bevor man
ihn sucht, der
hüte sich wohl, daß er nicht die Wirkungs‐
region verwechsle, und statt der „heiligen
Anker”:
schlüpfrige Schlangen aus der
Tiefe hole!
.Es gibt wahrlich
kein Gebiet okkulter
Kräfte, das so der
Täuschung Raum ge‐
währt, wie der Bereich des
Sexualmyste‐
riums!
— — — — — — — — — — — — —
.Wehe denen, die hier zu
finden glau‐
ben was sie suchen! ‒
.Sie werden im
besten Fall ihre
som‐
nambulen Kräfte wecken, die ihnen
jedes
Trugbild gerne gewähren, das ihr Wähnen
nährt, bis sie, in solcher Verstrickung sich
„
wie die Götter” wähnend,
zu spät, und
unerlösbar geworden, einst in Verzweiflung
entdecken, daß sie der „
Schlange des Pa‐
radieses” Gehör gegeben hatten. ‒
.Wer auf
diesen Wegen sich weiß, der
reiße sich eilends los von
allem, was
ihn an diese Wege binden mag, denn
die
Gefahr ist unnennbar groß! ‒
.Wer aber nicht
alles, was ihm lieb war,
nötigenfalls verlassen kann um des „
Him‐
melreichs” willen, der ist wahrhaftig des
„Reiches”
nicht wert, und wird nicht hin‐
dern können, daß er hinausgeschleudert wird
„
in die äußerste Finsternis”, ‒ wenn
nicht zu
dauernder Vernichtung, so doch
zu
äonenlanger dumpfer
Qual im
Wissen
um die eigene Schuld!
.Alles, was hohe und oft dunkle Worte
von jenem
Geheimnis sagen, das
irdische
Zeugungskraft und ihre
Organe umgibt,
wird
erst dann in
Wahrheit erfaßt, wenn
man weiß, daß die hier verborgenen Kräfte
sich in ihrer
segenbringenden Form nur
dem
Vollendeten des Urlichts ergeben,
und nur als ungesuchte
Folge der Vollen‐
dung!
.Allerdings verhält sich die dem wahr‐
haft Berufenen mögliche geistige Lösung die‐
ser Kräfte zu dem, was da in gewissen „eso‐
terischen” Zirkeln vorgeht, wie höchstent‐
wickelte Chemie zu dem absurden Treiben
wahnwitziger Sudelköche. ‒
.Wer
nicht zu den geistig Vollendeten
gehört, die,
ehe sie auf Erden geboren
wurden, höchste „Meisterschaft” erlangten,
der bleibe hier allem Suchen
fern, denn
was er zu finden
vermeint, wird er hier
niemals finden, und was er finden
kann,
würde ihn nur zur
Beute dunkler Ge‐
walten werden lassen, der seit der Urzeit
Tausende und
Abertausende in die Netze
gerieten, oft noch für geraume Zeit in die‐
sem Erdenleben angestaunt als wahre „Adep‐
ten”, und ihren Vernichtern so als
Köder
dienend für weitere Vernichtungsopfer! ‒
.Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß
ich hier
alle geheimgehaltenen „Methoden”
kenne, die solche vermeintliche „Geistes‐
kräfte” entfesseln können.
.Ich kenne jedoch auch das
Schicksal
derer, die sie entfesselt
haben, und darum
wird mir die Pflicht der
Warnung, ‒ für
alle, die sich warnen lassen wollen. ‒ ‒
.„
Wer Ohren hat zu hören,
der höre!”
.Die es angeht, werden kaum den Vor‐
wurf erheben dürfen, ich hätte
nicht deut‐
lich genug bezeichnet, was ich lieber
nicht
deutlicher noch bezeichnen
will. ‒
.Euch allen aber, die ihr nach
Licht und
Erleuchtung sucht, und nicht euch trü‐
gerischen
Täuschungskräften übergeben
möchtet, denen nichts anderes zugänglich
wird, als was
in eurer Körperzellen
Ahnenreihe aufgespeichert wurde, ‒
euch allen will ich hier der Liebe
Schöpfer‐
kräfte am Werke zeigen, so wie sie euch
zuteil werden können ohne jegliche Gefahr:
‒ in jener hohen „himmlischen” Bekundung
ewiger Liebe, die lebendes
Licht in euch
gießt und
leuchtendes Sonnenfeuer,
gleichwie sie in „
irdischer” niederer Form
nur den Brand der Sinne entfacht,
um eure
Art zu erhalten und euch
ahnen zu las‐
sen in dieser Glut, daß sie auch wahrlich
Höheres vermag. ‒ ‒
.Auch in der
niederen Form der Liebe
ist wahrhaft
Göttliches zu finden, für alle,
die bereits erkannten, daß
diese und die
höchste Form der Liebe
eines Wesens
sind und nur in ihrer
Wirkungsart ver‐
schieden...
.„Okkulte Kräfte” werden allerdings in
der „irdischen” Liebe
nicht von solchen
gesucht, ‒ wohl aber können sie in ihr,
wenn
seelisches Empfinden leibliche Ver‐
einung
überhöht, die ersten
Ahnungs‐
schauer finden, die sie empor zu
höchster
Form der Liebe leiten, ‒ dorthin, wo sie
„
himmlisch” wird, da sich ihr Wirken über
dieses Erdenleben hoch hinauferhebt,
über
die fernsten Sterne hoch empor, bis in
das reine Lichtreich
ewiger Gestaltung, das
nur denen sich erschließt, die „
reinen Her‐
zens” sind.
— — — — — — — — — — — — —
.Doch
muß dir
nicht auf Erden „
irdi‐
sche” Liebe werden, um zu der höchsten
„himmlischen” Form der
gleichen Kraft
zu gelangen!
.Wohl sollst du gewiß die „
irdische”
Form
nicht fliehen, wenn sie dir nahen will
in
seelischer Überhöhung, ‒ in wahr‐
haft heilig gehaltener Ehe, ‒ doch wenn
du sie
nur als bloße Befriedigung
leibli‐
chen Begehrens finden könntest, dann rate
auch ich dir
zur Enthaltung, obwohl ich
wahrhaftig weit, weit von jenem Wahn mich
weiß, als sei Enthaltung von „irdischer”
Liebe der geforderte Preis für höchste see‐
lische Entfaltung. ‒
.Lieber aber noch sollst du
mit wachem
Willen auf eine Erdenglückesmöglich‐
keit verzichten, als daß du in
tierhafter
Brunst das heilige Feuer
entweihst. ‒ ‒
.Die höchste, „
himmlische” Form der
Liebe kann sich dir enthüllen, selbst in
deinem nüchternsten Tagewerk, und gar
mancher saß schon am
Webstuhl oder ging
hinter dem
Pfluge her, dem sie in all seiner
Einfalt
zu eigen ward, während andere sie
auf hohen Kanzeln verkünden konnten
ihr Leben lang,
ohne sie jemals in sich
selbst zu finden. ‒ ‒
.Selbst dort, wo du wahrhaftig nur in
Mühsal
werkeltäglich Tun zu treiben
glaubst, kann sie in dir sich
schöpferisch
entfalten...
.Weit stärker noch empfindet sie wohl ein
jeder am Werke, der sich zu
schöpferischem
Tun berufen weiß: ‒ der selbst
gestaltend
formt, wozu der Geist ihn treibt.
.Kein großes Werk echter
Kunst ist hier
auf Erden je entstanden, ohne die
Schöpfer‐
kraft der Liebe, die den Formenden er‐
füllte!
.Doch wäre es wahrlich ein enger Irrtum,
wollte der
Künstler allein sich solcherart
begnadet wähnen!
.Es gibt gar vieles Tun in diesem Erden‐
leben, bei dem in
anderer Art, auf weniger
sichtbare Weise, der
Liebe Schöpferkraft
den Wirkenden erfüllen muß, soll seines
Lebens Werk die höchste
Weihe tragen!
.So manches Tun, das recht
ferne dem
Bereich der hohen
Kunst sich auswirkt,
kann in höherer Betrachtungsweise der
glei‐
chen Urgesetze Offenbarung zeigen, und
den
gleichen schöpferischen Drang ver‐
langen, der sich im Werk des
Künstlers
nur in
augenfälligerer Art bekundet.
.Es gibt
kein Erdenwirken für den Men‐
schen, das nicht der Liebe hohe
Schöpfer‐
kraft aus seiner Enge Fessel
lösen könnte!
.Doch, willst du die Schöpferkraft der
„himmlischen” Liebe in ihrer
wundersam‐
sten Auswirkung erkennen, dann mußt du
selbst dich ihr
als Material der Formung
überlassen!
.Vergeblich wirst du
aus dir selbst
heraus versuchen,
deine höchste Form
zu finden, solange du nicht willig durch der
Liebe Schöpferkraft
dich wandeln lassen
willst!
.Vergeblich wirst du Tag um Tag an dir
zu feilen und zu schleifen suchen, solange
du die Schöpferkraft der „
himmlischen”
Form der Liebe hinderst,
aus dir selbst
das Götterbild zu formen, das den Geist
in dir
verkörpert zeigen soll!
.Aus
deiner Formkraft Auswirkung
al‐
lein kann es sich
nie gestalten, so sehr
auch die ewige
Schöpferkraft der Liebe
deines Wirkens Kräfte, die sie selbst dir
gab,
zu ihrem Werk bedarf! ‒
.Du sollst gewiß
nicht müßig sein, und
deine
Eigenkräfte können nur durch stete
Übung so erstarken, daß sie der hohen
Schöpferkraft der Liebe wahrhaft
Werk‐
zeug werden bei der Formung deiner selbst;
‒ allein du wirst das Werkzeug nur der
geistigen
Meisterschaft höchster Liebe an‐
vertrauen dürfen, willst
du dich selbst in
höchster Form erstehen sehen!
— — — — — — — — — — — — —
.Auch
dann noch wird, solange du auf
Erden leben magst, gar manches
Äußere
der höchsten Formung sich nicht stetig
fü‐
gen wollen und du wirst immerfort das
Werkzeug
tauglich halten müssen, damit
die hohe Form, die dir verliehen ward, nicht
wieder
schwindet, und nur ein Torso übrig
bleibt, der
schmerzvoll ahnen läßt, was
hier einst schon gestaltet war...
.Noch ward auf dieser Erde keiner je
vollendet durch die
Schöpferkraft der
Liebe, dem nicht des Erdenlebens nimmer
ruhende Zerstörungskräfte seine hohe Form
bedrohten, und wenn du etwa glaubst, die
Leuchtenden des Urlichts seien hier wohl
aller Sorge ledig, ‒ so lasse dir sagen, daß
auch sie, wie
jeder, der des
Tieres Leben
seinem
Ewigen zu
einen sucht, sich stünd‐
lich
wach erhalten müssen, wollen sie nicht
aus dem hohen Leuchten fallen, wie ein
Stern, der plötzlich in den Abgrund fährt,
und dort zerstäubt in seine Uratome!
.Es sind solche Fälle zwar
überaus selten,
aber sie sind immerhin
möglich.
.Im äußeren Leben wird aus einem sol‐
chen Gefallenen dann ein furchtbarer
Fana‐
tiker der Bosheit: ‒ ein Mensch, der
„über Leichen geht”, und seinen größten
Selbstgenuß darin findet, alles allenthalben
zu
zerstören, an dessen
Aufbau er einst
beteiligt war...
.Es bleibt daher immer ein unerhörtes
Wagnis für jeden im Geiste dazu Vorberei‐
teten, die Berufung zur Einung des Geist‐
menschen mit dem Menschentiere freiwillig
anzunehmen, denn sein Erdenweg ist, weit
mehr als der aller anderen Menschen, von
zahllosen unsichtbaren Gefahren umdroht.
.Du wirst daher auch in dem
Leuchten‐
den des Urlichts einen
Menschen-Bruder
sehen lernen müssen, der, ‒ wahrlich allem
Erdenmenschenfehlen
nicht entrückt, ‒
zu
kämpfen hat wie du, um aus dem Kampf
des Lichtes mit der Finsternis hervorzugehen
als ein
Sieger, wenn einst sein Erdenlauf
vollendet ist!
.Daß
man dich lehrte, jenen hohen Leuch‐
tenden, den wir den „
großen Liebenden”
nennen, als sündelosen „
Gott” und aller
Fähigkeit zur Schuld
entrückt, zu werten,
‒ das hat dein Urteil
tief umnachtet,
und dich dann
weit zurückgeschleudert
in ein Reich der
Ohnmacht und
Erbärm‐
lichkeit, in dem dich
jene gerne halten
möchten, die
nur so sich ihrer
Macht er‐
freuen können, deiner Seele auferlegter
Sklavenarmut als die
Herren ihres
Schicksals zu erscheinen. ‒
.Wohl sind
nicht alle, die dir solche be‐
denkliche Lehre geben, ihres Tuns
bewußt.
.Die meisten wähnen, ‒ dich zu deinem
Glücke, dich zu ewig wahrem
Heil zu
führen.
.Sie ahnen heute kaum mehr die
Ver‐
derblichkeit des bei ihrem Tun zutage‐
tretenden Menschenhochmutes, der durch
Jahrhunderte hindurch längst zur Gewohn‐
heit ward, und glauben
wirklich deiner
Seele Heil gefährdet, sobald du ihren Leh‐
ren
dich entziehen willst, weil dir in dei‐
nes Herzens tiefster Wahrheitsahnung end‐
lich doch der
Irrtum solcher Lehre offenbar
geworden war. ‒
.Ich
bitte dich, wolle solche selbst um‐
nachtete Lehrer nicht den Irrtum ihrer
Lehre entgelten lassen, der sie in über‐
wiegender Zahl doch wirklich nur „guten
Glaubens” folgen!
.Sie würden dich gewiß auch auf
besseren
Wegen gut zu leiten wissen, sobald
sie
selbst die besseren Wege gefunden hätten,
denn sie erfüllt, ‒ weit häufiger als du
vielleicht glauben möchtest, ‒ doch auch
der hohe Wille,
dir zu helfen! ‒
.Keiner aber, der
wahrhaft Sorge trägt
um deine
Seele und deiner Seele ewiges
Heil, wird dir verweigern, einen Weg zu
prüfen, den du
ohne ihn gefunden hast,
denn längst kennt er ja die schwere Bürde
der
Verantwortung, die ihm sein Amt
einst auferlegte! ‒
.Nur der, den Hochmut treibt, und der
da fürchtet, seine
Macht durch deine Kennt‐
nis zu verlieren, wird dir „entrüstet” einen
Schwall von Worten hoch „von oben her”
entgegenschleudern, ‒ wird dir
tausend
„
Gründe” nennen, dich zur
Rückkehr in
das abgesteckte Weideland des
ihm so teuren
Pferches zu bewegen, ‒ nur den
einen nicht,
der ihn im Tiefsten treibt: ‒ dich
dort
zu halten wo du standest, bevor die
Wahr‐
heit aus der
Liebe dich erreichen konnte. ‒
.Ein solcherart um seine
Macht Besorgter
ist denn auch wahrlich aller
Schöpferkraft
der Liebe längst
entrückt!
.Ihm darfst du
nicht in seine
Labyrinthe
folgen, die
er und
seinesgleichen klug
ersannen,
für alle, die sich ihrer
Macht
entwinden möchten, ‒ einer Macht, die
denen, die sie üben,
köstlich dünkt, ‒
auch wenn sie
selbst, die also „Mächtigen”,
in ihres Herzens Grund gar wohl
erkennen,
daß ihre Macht nur in der
Nichterkennt‐
nis ihrer Sklaven sich begründet. ‒ ‒
.Die solcher Machtlust
Rausch einmal
genossen haben, sind fürderhin
verloren
für die Stimme der
Wahrheit, sind
ver‐
loren für der Wahrheit unerbittlich fixierte,
geistige Voraussetzungen...
.Doch sollst du auch den für die Wahr‐
heit Verlorenen gewiß nicht zürnen, wenn
du der
Liebe Schöpferkraft zu deiner
eigenen, höchsten Formung dich überlassen
willst!
.Du würdest sonst ein
Hemmnis schaf‐
fen, das deiner Eigenformung
schwere Schä‐
digung bewirken müßte! ‒ ‒
.Du,
den nach
Licht und
Leuchten
verlangt, ‒ ‒ lerne
Barmherzigkeit üben
auch gegen
jene, die dich am liebsten in
ihrem
Dämmerdunkel halten möchten!
.Sie haben es meistens
nicht selbst ver‐
schuldet, daß sie also
werden mußten, wie
sie heute
sind, ‒ und
allzu schwer ist es für
viele, sich furchtlos
Fesseln zu entwinden,
die oft für sie
die einzige Errettung vor
dem Sturz in noch weit
tiefere Verfinste‐
rung bedeuten, für sie, die nur zu sehr in
allen Fasern fühlen, daß nur die feste
Fes‐
sel ihnen
Halt verleihen kann. ‒ ‒
.Für viele dieser blinden Blindenführer
ist auch die Angst vor dem Versiegen der
Ernährungsquelle Grund genug um dem er‐
kannten Irrtum weiterhin zu dienen, dem
sie nur zu gern entsagen würden, wüßten
sie, wovon sie fernerhin leben sollten, mit
denen, die bislang ihre Pfründe leidlich
ernährt.
.Der „Sünde” längstvergessener Geschlech‐
ter dargebrachte
Opfer hat die Menschheit
heute nun in den Nachkommen zu beklagen,
und
neue Schuld nur würde sie zur alten
häufen, wollte sie die armen Engumfesselten
entgelten lassen, daß sie der
Vorzeit starre
Banden noch tragen! ‒
.Die noch die Arme regen
können, wer‐
den jedoch
mit einem Male, und
ohne
daß einer der Ihren
fehlen würde bei dem
Werke, die Welt in
Erstaunen setzen!
.Sie werden in aller Stille den Tag sich
bereiten, an dem sie ihre Banden
sprengen
werden, ‒
ohne Altgeheiligtes zu verletzen!
.Sie werden „den Greuel der Verwüstung
an heiliger Stätte” nicht mehr dulden und
werden neu das Heiligtum errichten!
.Sie werden denen nicht mehr glauben,
die ihnen sagen:
da und
dort ist der „Ge‐
salbte”, und werden gar manche, die „in
seinem Namen” kamen, ihres Ruhmes ent‐
kleiden!
.Sie werden wahrlich
nicht zerstören,
und
dennoch wird das Abgelebte sich
er‐
neuern, weil sie die
alte Form erst mit
der Fülle allen
Lebens, das sie fassen kann,
durchlichten werden! ‒ ‒
.Noch ist der Tag, an dem solches begin‐
nen wird, gewiß nicht zu bestimmen, ‒
doch daß er dereinst erscheint, ist so sicher
wie das Erscheinen eines neuen Tages nach
dunkelschwangerer Nacht!
.Lasse deinen Lehrern
Zeit zum
Suchen,
und wenn sie
gefunden haben, oder gar
gefunden
wurden, werden sie dich ‒ oder
erst deiner Urenkel Kinder ‒ gewißlich
anders leiten als sie heute es vermögen. ‒
.Die besten unter ihnen bekennen
selbst,
daß auch sie noch
suchen, was sie einst
gefunden glaubten, als sie voll heiliger
Begeisterung sich zu der Bürde ihres Amtes
drängten. ‒
.Glaube auch nicht, du fändest je in ir‐
gendeiner
anderen Gemeinschaft dieser Er‐
de, auch wenn sie tief sich in die ausgetra‐
genen Mäntel alter Mystik hüllen mag, und
dir mit vielbedeutsamer Gebärde kündet,
daß
sie nur allein urgründiges „Geheim‐
nis” hüte, ‒ der lichten Wahrheit flecken‐
lose Spur!
.Wohl sind auch da gar manche ernste
Sucher an der Arbeit, um in den Hierogly‐
phen alter Tempelüberreste jenes
Wort zu
suchen, das sie einst erlösen könne.
.Aber auch
hier ward längst schon allen
Kundigen bekannt, daß
neue Wege sich er‐
öffnen müssen, soll die ernste Schar der
Sucher nicht in
dunklen Krypten sich ver‐
lieren, die stets aufs neue endlich „
Licht”
verheißen und doch den mühsam Tastenden
am Ende seines Weges in
Enttäuschung
stürzen lassen, es sei denn, daß die hohle
Geste eines „Wissenden” ihm schon genüge,
‒ daß er beirrt, und keinen Ausweg mehr
erlangend, sich wohlgefällt in einer „Würde”
Schein, ‒ des guten Glaubens der Betörten
froh, die ihn am Ziele wähnen...
.Hier sucht so mancher schon nach sehr
bedenklichem
Ersatz, da man den
Gold‐
schatz, den das Innerste des Heiligtums
verbirgt, ‒ des hehren
Bauplans seiner
hohen Hallen nicht mehr kundig, ‒ für
unauffindbar hält.
.Begierig werden alle okkulten
Kloaken
durchwühlt nach dem, was nur auf sonnen‐
überstrahlten
Gipfeln dem Mutigen erlang‐
bar wäre...
.Aber auch hier wird die
Erneuerung
kommen durch die
Schöpferkraft der
Liebe in ihrer höchsten, „
himmlischen”
Form, obwohl hier manche neuerbaute
Sei‐
tenhallen schon unterwühlt von jener
nachtgeborenen Lehre sind, die im Bereich
der
erdgebundenen Form der Liebe letzte
Lösung aller Rätsel sucht...
.Wen es
angeht, der wird mich
verste‐
hen, und wem von
fremden Dingen hier
die Rede ist, der wisse, daß ich diese letzten
Worte nicht für ihn geschrieben habe.
.Was ich in diesem Buche gebe, soll
Allen
Licht auf ihre Wege bringen, und jeder
suche hier, was
seinem Wege dienen kann!
.Es wird
keiner vergeblich suchen, und
jeder wird das
Seinige finden können!
.Die
Schöpferkraft der Liebe aber
wird allen das zu
Licht und
Leben werden
lassen, was ich hier nur in
Worte formen
durfte, um denen, die in diesen Tagen im
Dunkel sind, des
Lichtes Spur zu weisen,
auf der das
Leben sich in
Glück und
Freu‐
de strahlenhell
entfalten kann. ‒
.Freilich verlangt aber alle
Ernte vor‐
herige
Saat, und so wirst du, mit dem ich
hier rede, gewiß nicht nur durch die vor‐
übergehende Beschäftigung mit meinen Wor‐
ten zu Frucht gelangen, sondern nur durch
entschlossenes
Wirken im Sinne meiner
Lehre!
.Die mit mir aus dem „
Vater” leben in
der
Liebe, erachten diese Zeit bereitet, sol‐
che Lehre zu empfangen.
.Nur weil auch ich die Not der Zeit er‐
kenne, ließ ich mich zu dieser Niederschrift
bewegen.
.Ich gab auch hier
kein Wort, das einer
meiner hohen Brüder nicht zu billigen ver‐
möchte, und
sie allein nur sind imstande,
hier zu werten, ob ich dem Auftrag, der
mir wurde, so entsprach wie mir
geboten
war, ‒ ob ich nur lehrte, wie der „
Vater”
mich lehren hieß. ‒ ‒
.Ich aber trage jegliche Verantwortung
für jedes meiner Worte!
.Möchten die Menschen, denen hohe Fü‐
gung, ‒ die sie „Zufall” nennen, ‒ dieses
Buch zu eigen gibt, durch meine Worte sich
zur
höchsten Liebe leiten lassen!
.Möchte das
Licht, das, laut jener from‐
men Sage, einst den Hirten „bei der
Nacht‐
wache” wurde, die Herzen
aller erreichen,
die heute in der Finsternis dieser Zeit sich
noch wach erhalten, und möchte es so den
Frieden bringen nach diesen kampfdurch‐
tobten Tagen, für alle, die noch voll „
guten
Willens” sind!
.Die hohe
Schöpferkraft der Liebe
wird alsdann die so Erwachten lehren, dem
Leben neue
Form zu schaffen!
.Sie werden ferne sein dem Wahn, daß
nur aus
Trümmern sich der
Menschheit
hoher Tempel auferbauen lasse, und jeder
wird
sich selbst zum „Baustein” weihen,
sobald er erst erkannte, daß das höchste
Heiligtum des
Lebens nur aus
Lebendi‐
gem errichtet werden kann!
— — — — — — — — — — — — —
.Ich habe in diesem Buche gewiß nichts
unbesprochen gelassen, was dir zu wissen
nötig, oder auch nur nützlich ist, und wo
ich in seiner ersten Fassung noch Fragen
offen fand, erhielten sie hier, in des Buches
definitiver Gestaltung, ausreichende Ant‐
wort.
.Ich wende mich nicht an romantische
Schwarmgeister irgendwelcher Bereiche der
Wundersucht, ‒ und nicht an die zahl‐
reichen Leute, denen die Wirklichkeit wesen‐
los erscheint, weil sie nur das selbstgeschaf‐
fene Flimmerbild ihrer eigenen phantasti‐
schen Träume noch zu sehen vermögen.
.Dieses Buch ist, wie
alle meine Bücher,
für
reife,
nüchterne Menschen geschrie‐
ben, ‒ für Menschen, die, in stiller Arbeit
an sich selbst, mithelfen wollen an der
geistigen Umgestaltung einer Welt, deren
Antlitz nur durch die höchste
geistige
Form der
Liebe aus den Verzerrungs‐
krämpfen zu lösen ist, in denen es nahezu
zur Maske irren Schreckens erstarrte.
.Nur dann, wenn die Erkenntnis aufzu‐
glühen beginnt, daß die Form des mensch‐
lichen Zusammenlebens auf dieser Erde
durch die Arbeit des Einzelnen an sich
selbst bestimmt wird und nur in sehr
bedingtem Maße von außen her zu beein‐
flussen ist, darf man sicher sein, sich auf
dem Wege zu befinden, auf den ich die mir
Vertrauenden zu leiten suche.
.Es ist der
einzige Weg, der aus der
Wirrnis dieser Tage hinaus und hinauf
zur Klarheit wertbestimmender Überblicke
führt, und zugleich der einzige Weg, der
den verirrten Einzelnen in sich den
Frie‐
den finden läßt, nach dem alle noch nicht
völlig verhärteten Herzen so heiß verlangen.
.Tierhafte
Kampflust wird sich dann
nicht mehr
ungezähmt, als Zerstörungs‐
faktor inmitten menschlicher Gemeinschaft
austoben können, sondern, zu
geistiger
Wehrhaftigkeit
sublimiert, die Vielheit
der Einzelnen fähig machen, alle Angriffe
niederer planetarischer Gewalten auf die
eigene Seele
in sich selber zurückzuweisen,
‒ im sicheren Bewußtsein der
einzigen
Kraft, die alle auf Erden drohenden, glück‐
zerstörenden Triebkräfte siegend bezwingt!
ENDE