DAS BUCH
VOM
JENSEITS
Verlagslogo
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1929
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASLE 1929
(Anm.: Erstausgabe 1921)
BUCHDRUCKEREI WERNER RIEHM IN BASEL
INHALT Seite
Einleitung 5
Die Kunst zu sterben 13
Vom „Tempel der Ewigkeit”
und der Welt des Geistes
71
Das einzig Wirkliche 111
Was ist zu tun? 149
Originalscan
EINLEITUNG
.Diese drei Abhandlungen sollen dir,
‒ soweit es durch Vermittlung in Worten
möglich wird, ‒ eine Vorstellung davon
geben, was deiner wartet, wenn das Erlö‐
schen deines erdenkörperlichen Lebens dich
aus dieser physisch-sinnlichen Erschei‐
nungswelt löst.
.Wie ein Reisehandbuch dir von Gegen‐
den der Erde spricht, die du nie gesehen
hast, so soll dir allhier nun das Nötigste
gesagt werden über das dir noch unbekannte
„Land”, in dem du dich nach dem Tode
dereinst erlebensfähig finden wirst, ‒ einer‐
lei, ob du jetzt an die Möglichkeit solchen
Erlebens glauben kannst, oder nicht.
.Gleichzeitig soll dich dieses Buch von so
manchen Irrtümern befreien, die dich vor‐
7 Das Buch vom Jenseits
erst noch in Banden halten, wenn du an
jene Gestorbenen denkst, die du auf Erden
liebtest.
.Ängstlicher Glaube wie verstiegener
Aberglaube alter und neuerer Zeit haben
so zahlreiche Phantasiegebilde in Bezug auf
das „Jenseits” aufgeschichtet, daß es notwen‐
dig ist, diesen Wust zu sichten, damit er
deine Vorstellung nicht weiterhin verwirre.
.Die einzigen, die über das Leben nach
dem Tode des sichtbaren Erdenkörpers wirk‐
lich Authentisches zu sagen haben, sind
einige wenige Erdenmenschen die jenes
Leben, das des Erdenleibes nicht bedarf,
aus eigener, gesicherter Erfahrung her
kennen, obwohl sie zugleich auch noch, in
irdischer Erscheinung, dieser Erde Leid und
Freude kosten, gleich dir.
.Als einer dieser wenigen Jenseitsbewuß‐
ten, gebe ich hier, was sich durch Worte
8 Das Buch vom Jenseits
als mitteilbar erweist, da wir die Sehnsucht
der Zeit erfühlen, die zu Recht erwartet, daß
nicht länger als „geheimes Wissen” gehütet
werde, was an geistigem Erleben irgendwo
und -wann, auch nur weniger Menschen
Bewußtsein erreichte.
.Möge dir das, was ich dir sagen kann,
zum Besten dienen!
.Möge es meinen Worten gelingen, dein
innerstes Selbstempfinden zu wecken, damit
dir aus dir selbst heraus jene Gewiß
heit wird, die allein dich wahrhaft sichern
kann vor sterilem Skeptizismus sowohl, wie
vor kritikloser Hingabe an allerlei Traum‐
gebilde betörter, oder allzu erregter mensch‐
licher Gehirne!
.In dir selbst sollst du den Maßstab fin‐
den, an dem du fortan nachprüfen kannst,
wieviel Wahres und wieviel Wahn in den
Vorstellungen enthalten ist, die sich der
Erdenmensch von den ältesten Zeiten her
9 Das Buch vom Jenseits
schuf, um das Dunkel abgründiger Rätsel
ertragen zu können, das sich jedesmal vor
ihm auftat, sobald er vor einem Leichnam
stand.
.Nicht auf dein Für-wahr-halten kommt
es hier an, denn die Dinge von denen ich rede,
sind unabhängig von deiner Zustimmung
oder Ablehnung, und ich gebe dir hier keine
Glaubenslehre, sondern zeige dir eine Er‐
scheinungsform der Wirklichkeit, die du vor‐
erst noch nicht anders kennen lernen kannst,
als in der Vermittlung des Vorstellungsbil‐
des durch das Wort der Menschensprache.
.Frühe genug wirst du den dir entsprechen‐
den Bezirk in diesem Darstellungsbereich der
Wirklichkeit auch selbsterlebend kennen
lernen...
.Zu allen Zeiten haben Jenseitsbewußte
die Wirklichkeit bezeugt, aber ihr Zeugnis
wurde Freibeute Unberufener und verant‐
10 Das Buch vom Jenseits
wortungsloser Wortverfälscher, so daß dir
heute Hilfe nötig ist, willst du entwirren
lernen, was entwirrt werden muß, soll nicht
zugleich mit den Ausgeburten wirrer Phan‐
tasten, auch die Kunde wahrhaft Wissender
der Mißachtung aller reinlich und redlich
Empfindenden verfallen.
.Willst du erkennen, was dir hier gegeben
wird, so entschlage dich allen Vor-Urteils,
aber höre zuweilen in dein Innerstes hin‐
ein, denn allda wird dir, so du nur willig
aufmerken magst, alle Antwort werden auf
die Fragen, die meine Worte noch offen
lassen, weil du sie selbst allein dir beant‐
worten lernen mußt. ‒ ‒
.Es handelt sich ja hier wahrlich nicht
um Werbung von Anhängern für eine reli‐
gionsphilosophische Hypothese, oder gar um
den Versuch, eine neue Religionsform ins
Leben zu rufen, ‒ sondern um ein Zeugnis
für das geistige (nicht „gehirnliche”!) Ur
11 Das Buch vom Jenseits
erlebnis, das an der Wiege aller großen
alten, aus dem Geiste Gottes geborenen
Religionen stand...
.Somit setzt auch das lebendige Erfühlen
des hier Dargebotenen keineswegs eine Ab
kehr von angestammter und heiliggehalte‐
ner Religion voraus, sondern wird vielmehr
dort, wo altehrwürdige religiöse Formen
und Glaubenssätze wirklich noch Lebens‐
bedürfnis sind, nur Vertiefung, Befesti
gung des Glaubens und Erleichterung des
Glauben-könnens bringen.
.Denen aber, die längst aller konfessio‐
nellen Bindung entwachsen sind, werden
meine Worte erneut den Zugang zu geistigen
Bezirken freilegen, die zu erreichen höchste
Sehnsucht des Erdenmenschen bleibt,
auch wenn die Glaubensweise seiner Vor‐
fahren ihn nicht zu der, seiner Fassungs‐
form gemäßen, heiß verlangten Erfüllung
führte.
12 Das Buch vom Jenseits
DIE KUNST ZU STERBEN
.Du wirst gewiß glauben, es sei keine
Kunst”, zu sterben, ‒ es sei vielmehr
ein böses Müssen, und es lerne sich von
selbst. ‒ ‒
.Gleich dir denken Unzählige, und tag‐
täglich verlassen Unzählige durch ihr Ster‐
ben den irdischen Körper, ohne daß sie
jemals die Kunst des Sterbens gelernt
hätten.
.Vielen kommt der Tod unerwartet „wie
ein Dieb in der Nacht”, ‒ anderen kommt
er wie ein gefürchtetes Gespenst, ‒ an‐
deren als endlich erscheinender Erlöser von
ihren Leiden, ‒ und wieder andere rufen
ihn selbst herbei, weil sie durch ihn Be‐
freiung von Sorge und Not, des Leibes und der
Seele, erwarten.
15 Das Buch vom Jenseits
.Selten aber trifft der Tod einen, der die
Kunst zu sterben versteht. ‒ ‒
.Um diese Kunst zu verstehen, mußt du
zu lebensfrischer Zeit gelernt haben, was
der „Tod” ist, was „Sterben” bedeutet!
.Du mußt gleichsam in der Fülle deiner
Kräfte „auf Probe” sterben, damit du zu
sterben verstehst, wenn der Tod dich
überrascht. ‒ ‒
.Sterben ist nicht ganz so leicht, wie
viele meinen, aber es ist auch nicht allzu
schwer, wenn man es vorher in krafter‐
füllter Zeit gelernt hat...
.Jede Kunst will geübt sein, und ohne
Übung lernt man auch nicht das Sterben.
.Gleichwohl hat man es eines Tages durch‐
zumachen, ob man es nun versteht, oder
nicht. ‒
16 Das Buch vom Jenseits
.Die meisten Menschen fürchten sich
vor dem Sterben, weil sie nicht recht wis‐
sen, was dabei vorgeht.
.Jene aber, die sagen, sie fürchteten sich
nicht, gleichen Kindern die in einem Boot
aufs hohe Meer hinausfahren, ohne die Ge‐
fahren des Meeres zu kennen. ‒ ‒
.Du aber sollst wie ein Steuermann sein,
der Winde und Strömungen kennt, und der
da weiß, welche Länder ihn auf der anderen
Seite des Meeres erwarten.
.Du sollst lernen, den Kurs deiner wohl‐
ausgerüsteten Barke zu bestimmen. ‒ ‒
.Sterben” nennt man das Aufgeben‐
müssen des irdischen Leibes und seiner
Sinnesorgane, wenn dieses Aufgeben für
immer und ohne Widerruf erfolgen muß,
weil der Leib aus physischen Gründen nicht
mehr imstande ist, sich zu erhalten.
17 Das Buch vom Jenseits
.Ein sehr ähnlicher Vorgang erfüllt sich
jedesmal wenn du dich zur Ruhe nieder‐
legst und dem Schlafe überantwortest, ‒
nur verlierst du dabei bloß zum Teil die
Herrschaft über Leib und Sinne, während
sie dir im Tode vollständig und unwieder
bringlich verlorengeht.
.Du siehst, wie Natur dich gleichsam auf
solche Weise selbst das Sterben lehrt!
.Du kannst das Sterben auch ähnlich vor‐
aus erfahren bei einer Ohnmacht, oder bei
künstlicher Verdrängung des Bewußtseins
aus deinem Körper.
.Allein du erfährst bei alledem immer
nur den allerersten Teil des Vorganges,
‒ es sei denn, deine inneren, geistigen
„Sinne” wären bereits soweit in dir erwacht,
daß du „auf der anderen Seite” des Daseins
zu dir selber kommen kannst, und dich
dann, zu deinem Erstaunen, auch ohne den
Körper der Erde im Leben findest...
18 Das Buch vom Jenseits
.Besitzest du diese Erfahrung aber noch
nicht, dann können dir deine Träume im
nächtlichen Schlafe dazu dienen, dir wenig‐
stens ein Verstehen des bewußten Lebens
ohne physischen Körper zu vermitteln, ob‐
wohl das „jenseitige” Leben wahrlich An
deres ist als nur ein „Traum”. ‒
.Ich muß hier nur an das Leben im
Traume erinnern um deinem Verstehen
zuhilfe zu kommen.
.So, wie du im Traume dich bewußt,
empfindungsfähig, denkend und han
delnd findest, ‒ so, wie du auch im Traume
in einem „Körper” lebst und ihn frei ge‐
brauchst, obwohl dein physischer Leib ruhig
auf seinem Lager im tiefen Schlafe liegt,
‒ so findest du dich auch körperlich ge‐
staltet, bewußt, empfindend, denkend
und handelnd, wenn du auf der anderen
Seite des Daseins deine geistigen „Sinne”
gebrauchen kannst und dadurch dort zu
dir selbst kommst, sei es nun bloß vor‐
19 Das Buch vom Jenseits
übergehend, oder ‒ wie im Tode des Er‐
denleibes ‒ für die Dauer.
.Ein wesentlicher Unterschied besteht nur
darin, daß du im Traume lediglich die stets
wieder zerfließenden Gebilde deiner plasti‐
schen Phantasie erblickst, die durch tausend
physische und psychische Anreize schein‐
bares Eigenleben gewinnen, während du,
um wach zu werden in der objektiv ge‐
gebenen geistigen Welt, ‒ gleichviel in
welchem ihrer Bereiche dein Erwachen er‐
folgen kann, ‒ das Reich der Träume eben‐
so verlassen mußt, wie du es verläßt um
wach zu werden in der physisch-sinnlichen
Erscheinungswelt. ‒
.Hast du das Reich der Träume „über
stiegen”, dann erst betrittst du das Reich
des Geistes, das unschwer auch von deinen
lebhaftesten und „natürlichsten” Träumen
zu unterscheiden ist, denn du bist dort ver‐
möge deiner geistigen Sinne in einem Zu‐
20 Das Buch vom Jenseits
stand des Bewußtseins, dem gegenüber selbst
das wacheste Tagesleben auf dieser Erde nur
wie ein Schlafwandeln erscheint. ‒
.Du siehst, hörst und fühlst die gleiche
ursächliche „Welt”, die du im tagwachen
Bewußtsein deines physischen Daseins als
physische Erscheinungswelt wahrnimmst,
‒ nur empfindest du sie „von der an
deren Seite”. ‒ ‒
.Die dir im physischen Erdenkörper un
wahrnehmbare Gestaltung der ursäch
lichen, wesenhaften Welt ist dir plötzlich
wahrnehmbar geworden, und die nur phy
sisch-sinnlich wahrnehmbaren Dinge, die
du bisher die „reale” Welt nanntest, wer‐
den dir: ‒ „leere Luft”. ‒
.Wenn es auch relativ wenig Menschen
sein mögen, die diesen Zustand, noch im
Erdenleibe lebend, in sich erfahren haben
und auch in der gegenwärtigen Zeit erfahren,
so sind es doch viel mehr als man ahnt,
21 Das Buch vom Jenseits
denn die meisten Menschen denen solches
Erleben wurde, verbergen es instinktiv vor
Anderen, sei es aus Furcht vor dem Un
glauben ihrer Mitmenschen und dem von
ihnen zu erwartenden „Fluch der Lächer
lichkeit”, oder aber aus Besorgnis, das
geistige Erleben, das als besondere Begna‐
dung empfunden wird, könne entzogen
werden, wenn man nicht zu schweigen ver‐
stünde.
.Es sind zuerst noch keineswegs hohe
geistige Bereiche, die von solchen innerlich
bewußt Erlebenden betreten werden können,
allein es ist stets doch bereits „das andere
Ufer” erreicht, auch wenn die dort zum
Bewußtsein Erwachten noch lange nicht
fähig sind, ins „Innere” des entdeckten
„Landes” vorzudringen, oder gar seine ragen‐
den „Gebirge” zu ersteigen. ‒
.Dahin gelangen während des Erden‐
lebens nur die überaus Wenigen, denen
22 Das Buch vom Jenseits
hier auf dieser physischen Seite der ur‐
sächlichen Welt das uralte „Erbgut” ver‐
borgener geistiger Erfahrung anvertraut
wurde: ‒ die geborenen „Hohenpriester”,
die „Meister” des verhüllten geistigen
Wirkens und ihre als solche geborenen,
legitimen Nachfolger.
.Was uns in bewußtem Erleben des
„Jenseits” zu gesichertem Erfahrungswissen
wurde, wird dir hier gegeben!
.Wir sehen täglich und stündlich Tau‐
sende von Menschen „das andere Ufer” für
die Dauer betreten, ohne daß wir ihnen
helfen könnten, denn sie verstanden in
ihrem Erdenleben nicht die Kunst des Ster‐
bens, und so kommen sie unbereitet am
„anderen Ufer” an, wie Schiffbrüchige, die
der Sturm ans Land wirft...
.Ratlos irren sie in der ihnen neuen Da‐
seinsform umher und sind nicht imstande,
23 Das Buch vom Jenseits
die helfenden Hände zu ergreifen, die sich
ihnen entgegenstrecken.
.Noch fehlt ihnen jegliches Urteil, ob das,
was ihnen begegnet, Gefahr oder Hilfe bringt,
und angstvoll schrecken sie zurück, will
einer, der sie leiten könnte, ihnen nahen...
.So irren sie allein weiter, stets nahe
dem „Strande” des Meeres, das sie, ‒ wenig‐
stens für ihr Gefühl, ‒ noch mit der ver‐
lassenen physischen Seite des Daseins ver‐
bindet, bis sie, gleichsam „magnetisch” an‐
gezogen, eines jener kleinen „Strandreiche”:
‒ jener niedersten Gebiete der irdischen
Sinnen unerfaßbaren geistigen Seite des Kos‐
mos entdecken, das ihren Vorstellungen,
ihrem im physischen Erdenleben gehegten
Sehnen und Hoffen entspricht.
.Dann wähnen sie, ihren „Himmel” ge‐
funden zu haben, umsomehr, als dies von
allen anderen die sie alldort antreffen, ja
ebenfalls geglaubt wird...
24 Das Buch vom Jenseits
.Die einmal da anlangten, sind ihrem
Schicksal für unendlich lange Zeit ver‐
fallen.
.Nur äußerst selten, und dann nur unter
größten Schwierigkeiten, gelingt es uns,
einen so Verirrten empor- und herauszu‐
ziehen aus seiner selbsterwählten trüge‐
rischen „Seligkeit”. ‒
.Da wir aber Umwege vermeiden lehren
wollen, und da uns die ewige Liebe also
handeln heißt, lehren wir euch die Kunst
des rechten Sterbens.
.Das Wesentliche dieser Kunst besteht
darin, daß man jederzeit, ‒ inmitten
von Zukunftsplänen und regester Tätigkeit,
bei blühender Gesundheit und frischester
Kraft, ‒ in fröhlicher Heiterkeit und siche‐
rer Zuversicht bereit ist, das „andere Ufer”
für die Dauer zu betreten, ‒ ohne die Mög‐
lichkeit einer Rückkehr.
25 Das Buch vom Jenseits
.Es ist ein Zustand des Gemüts, der da
gefordert wird.
.Mag er auch nicht jedem Menschen leicht
erreichbar erscheinen, so darf doch keiner
vergessen, daß dieser Zustand allein das
rechte Sterbenkönnen bedingt. ‒
.Wen die Dinge des physischen Erden‐
lebens so festzuhalten vermögen, daß er
ihrer nicht entraten zu können meint, ‒
wer sich keinen Zustand vorstellen kann,
in dem alle Ziele erdenhaften Begehrens
belanglos werden, ‒ der wird schwerlich
die Kunst des rechten Sterbens erlernen. ‒
.Richtig und froh auf der Erde zu leben,
versteht aber erst der Mensch, der den Zu‐
stand der Bereitschaft zu sterben, täglich
und stündlich willkürlich in sich zu er‐
zeugen vermag, ‒ frei von jeglicher Furcht
und von jeder Traurigkeit. ‒ ‒
26 Das Buch vom Jenseits
.Er weiß, daß nichts von dem, was er
hier zurücklassen müßte, ‒ und seien es
auch die liebsten Menschen, die sorgebedürf‐
tigsten Wesen, ‒ jemals von ihm getrennt
werden kann, wenn er nicht selbst die wirk‐
liche Trennung will und durch seinen Wil‐
len schafft. ‒
.Er weiß, daß er „hier” bleibt, am glei‐
chen kosmischen „Ort”, ‒ noch näher den
Menschen die er liebt, als er ihnen je im
Erdenkörper nahekommen konnte. ‒
.Er weiß, daß er nach dem Sterben gewiß
nicht göttergleich verwandelt, und keines‐
wegs irdisch „allmächtig” sein wird, daß er
aber denen, die seiner Hilfe bedürfen, weit‐
aus mehr zu helfen imstande sein wird, als
dies jemals im physischen Leben möglich
werden konnte. ‒ ‒
.Wer die Kunst des Sterbens auf solche
Weise übt, der weiß fortan, daß es für ihn
leicht werden wird, wirklich und un
27 Das Buch vom Jenseits
widerruflich zu sterben, auch wenn der
Tod ihn gänzlich unerwartet treffen sollte...
.Daß der physische Vorgang des Ster‐
bens nur für den Zuschauer unter Um‐
ständen qualvoll ist, daß aber der Sterbende
selbst nicht darunter leidet, sondern die
Schmerzen seines etwaigen Leidens nur so‐
lange noch fühlt, solange er noch nicht
gestorben ist, hat die prüfende Beobachtung
ärztlicher Forscher längst bezeugt.
.Wir aber haben hier nur darzustellen,
auf welche Weise das Bewußtsein des
Sterbenden den Akt des Sterbens über
dauert.
.Ist der Sterbende auch bis zum letzten
Augenblick vollbewußt, so tritt dennoch im
Moment der beginnenden Loslösung des
geistigen Organismus von dem bis dahin
ihm vereinten, tierhaften Erdenleib, eine
28 Das Buch vom Jenseits
Art des „Schlummers” ein, aus dem das Be‐
wußtsein erst wieder zu sich selbst erwacht,
wenn das „Sterben” bereits vollzogen ist.
.Im Augenblick dieses Erwachens, das
einige Sekunden oder Minuten nach dem
äußerlich konstatierbaren „Tode” erfolgt,
findet sich der Mensch bereits in seinem,
ihm nun allein noch Erfahrung vermitteln‐
den geistigen Organismus auf der nur
geistig wahrnehmbaren „anderen Seite”
der ursächlichen Welt: ‒ der ewigen
„Wirklichkeit”, die alle geistige, wie alle
physische Daseinsform aus sich ausstrahlt,
je nach der sie erregenden Anschauungs‐
weise.
.Die bisher durch seine physischen
Sinne bedingte Wahrnehmungsfähigkeit des
nun Gestorbenen wurde vertauscht mit einer
neuen, ihm vorher normalerweise noch nicht
bekannten Art des Wahrnehmens, wäh‐
rend seine formzeugende Anschauungs
weise vorerst noch unverändert bleibt.
29 Das Buch vom Jenseits
.Er ist weit davon entfernt, sich etwa
für gestorben zu halten, denn er findet sich
ja seiner selbst bewußt, wollend, und
wahrnehmungsfähig, wenn er auch noch
nicht erkennt, daß es geistige Organe sind,
die allein ihm jetzt dienen.
.Er empfindet sich keineswegs als „gestalt‐
los”, denn sein bisheriger physischer Kör‐
per war ja nur ein mehr oder weniger voll‐
endetes Abbild des durch eigenen ewigen
Willen, ‒ wenn auch dem Gehirnwissen
„unbewußt” ‒ gestalteten geistigen Or‐
ganismus, den jetzt das Bewußtsein wahr
zunehmen fähig wurde, obwohl es ihn
noch nicht als ein vom physischen Körper
Verschiedenes erkennt.
.So aber, wie der physische Schmerz so‐
fort aufhört, sobald durch entsprechende
Mittel ein schmerzendes Glied des irdischen
Leibes unempfindlich gemacht wird, ‒ so
sind auch die physischen Schmerzen, die
etwa ein Sterbender noch kurz vor seinem
30 Das Buch vom Jenseits
Tode erlitt, im Augenblick des „jenseitigen”
Erwachens völlig verschwunden, da ja der
physische Körper, in dem die Ursache der
Schmerzempfindung liegt, nun dauernd von
dem nunmehr nur sich allein empfindenden
geistigen Organismus getrennt bleibt. ‒
.Noch aber ist eine gewisse „fluidische
Bindung durch unsichtbare, subtile und auch
dem geistigen Organismus fühlbare, fein‐
materielle Ausstrahlungen des bisher ge‐
brauchten physischen Körpers vorhanden,
und diese Bindung ist Ursache, daß der
jenseitig Erwachte noch mancherlei Vorgänge
in der Nähe des Leichnams auf geistige
Weise wahrnimmt, obwohl sie in der phy
sischen Welt geschehen.
.So empfindet der nun „Jenseitige” die
„fluidischen” Influenzen aus der Gegenstrah‐
lung der Menschen die seinen verlassenen
Erdenkörper umgeben, empfindet den „Ge
fühlswert” ihrer Berührungen, wie ihrer
31 Das Buch vom Jenseits
Worte, und hat, ähnlich wie ein Blinder,
noch ein ziemlich genaues Vorstellungsbild
des verlassenen äußeren Raumes, ‒ wenn
auch die Täuschung besteht, als werde der
Raum noch mit den physischen Sinnen
wahrgenommen.
.Diese letzten Beziehungen zur physisch
sinnlichen Seite der ursächlichen Welt blei‐
ben noch einige Zeit erhalten, wenn auch
die Leiche längst erkaltet ist, aber was
solcherart noch empfunden werden kann,
verliert von Stunde zu Stunde an Kraft,
und die Wahrnehmungsfähigkeit dafür hört
vollständig auf, sobald die ersten Zersetzungs‐
erscheinungen beginnen.
.Denen, die an dem Akt der Leichen‐
verbrennung Anstoß nehmen, oder die gar
glauben, der Gestorbene könne dadurch in
seinem jenseitigen Leben „geschädigt” wer‐
den, sei hier gesagt, daß nach der Zeit, die
in den Kulturländern eingehalten wird, be‐
vor man einen Leichnam bestattet, längst
32 Das Buch vom Jenseits
jegliche Wahrnehmungsbeziehung zwischen
dem geistigen Organismus des Gestorbenen
und seinem ehemaligen Erdenleibe auf‐
gehört hat.
.Wo aber Feuer als Ursache des Todes
wirkt, dort wird, wie bei jeder anderen
Todesursache, Schmerz nur bis zum Ver‐
lust des physisch gebundenen Bewußt‐
seins empfunden, während nach dem jen‐
seitigen „Erwachen” jede Beziehung zum
früheren Erdenkörper erloschen ist, durch
die Zersetzung, die das Feuer bewirkte.
.Was nicht erlischt, ist das nun durch
den geistigen Organismus empfundene Be‐
wußtsein der eigenen Gegenwart, und das
klare Sehen und Erkennen aller physisch
gegenwärtigen Menschen in ihren geistigen
Formen, die ja ‒ abgesehen von den phy‐
sischen Behinderungen ihrer Darstellung
auf Erden ‒ durchaus den irdischen
Formen entsprechen.
33 Das Buch vom Jenseits
.Gestorbene, deren Bewußtsein während
ihrer Erdentage nur wenig über den Be‐
reich des physisch-tierhaften Daseins hinaus‐
wuchs, täuscht der neue Zustand oft so sehr,
daß sie auch noch längere Zeit nach ihrem
Erdentode nicht bemerken, daß sie nicht
mehr im physischen Leibe sind.
.Sie wähnen sich nur „genesen”, da ja
die frühere Ursache ihrer Leiden nicht mehr
besteht.
.Vorerst noch in eine Art traumhaften Vor‐
stellens irdischen Erlebens gebannt, mischt
sich ihnen die Wahrnehmung der geistigen
Form ihrer Angehörigen mit den selbster‐
zeugten Gestalten des eigenen Traumlebens,
und die Gestorbenen begreifen nicht, wes‐
halb man um sie trauert.
.Sie versuchen dann oft mit allen Kräften,
die wirklich im physischen Dasein Trauern‐
den zu überzeugen, daß kein Grund zum
Trauern bestehe, ‒ allein dieses Bemühen
34 Das Buch vom Jenseits
wird in der Erregung des Schmerzes von
den im Physischen Zurückgebliebenen nicht
empfunden.
.Erst in der Machtlosigkeit über solche
vermeintliche Torheit seiner Angehörigen
und Freunde entdeckt dann plötzlich der Ge‐
storbene, daß er nicht mehr mit einem phy
sischen Körper behaftet ist, und erwacht
so aus seinem selbstgeschaffenen Traum.
.Dann erst beginnt er wirklich „sehen zu
lernen”, und seine geistigen Augen öffnen
sich für die neue geistige Seite der ursäch‐
lichen Welt, deren physisch-sinnlichen An‐
schauungskreis er verlassen hat, ohne den
kosmischen „Ort” zu wechseln.
.Hier fängt dann für jene, die nicht „die
Kunst des Sterbens” während ihrer Er‐
dentage übten, das geistige Irren an, denn
der geistige Organismus eines Menschen wird
durch den Tod keineswegs etwa über die
35 Das Buch vom Jenseits
bis dahin erlangte Sicherheit im Erkennen
hinaufgesteigert.
.Zwar sind sogleich hilfreiche Helfer nahe,
aber sie werden nicht als solche erkannt.
.Statt dessen werden sie von dem in seine
physisch-irdischen Meinungen noch verrann‐
ten Gestorbenen sehr entschieden und selbst‐
bewußt abgelehnt, so daß sie an aller Hilfe‐
leistung verhindert sind.
.Die Gewißheit, das „jenseitige” Leben
tatsächlich erlangt zu haben, erweckt auch
nicht selten einen grenzenlosen Hochmut,
der die von ihm Befallenen erst recht in
ihren Torheiten bestärkt.
.Wer ganz ans Irdische verhaftet war, oder
zu sehr mit seinen Sorgen an Dingen und
Menschen hing, zu denen er nun nicht mehr,
physisch wirkend, zurückkehren kann,
wird bei der Einsicht in die Unmöglichkeit
des Zurückkehrens von einer qualvollen Ver‐
36 Das Buch vom Jenseits
zweiflung erfaßt, die erst durchgekämpft sein
will, bevor er fähig wird, seine neuen Wir‐
kungsmöglichkeiten gegenüber der irdischen
Welt, die nun rein geistiger Art sind, zu
erkennen. ‒
.Solche aber, die im physischen Leben
ganz mit dem Streben nach irdischer Ver‐
wirklichung einer „Idee”, und mit den in
solchem Streben erzeugten Vorstellungen
verwachsen waren, verlieren ziemlich bald
fast alles Interesse an der verlassenen phy‐
sischen Welt.
.Sie suchen nur nach einer Gelegenheit,
ihre „Idee” nun innerhalb ihres neuen
Lebensbereiches verwirklichen zu können
und sind blind gegenüber allen neuen Er‐
lebnismöglichkeiten.
.Andere wieder suchen nach der ihnen
verheißenen und von ihnen gläubig erwar‐
teten „Seligkeit”, und sind nicht wenig
erstaunt, sie nicht sofort, und in der Form,
37 Das Buch vom Jenseits
die sie sich auf Erden doch so schön er
träumten, im „Jenseits” gefunden zu haben.
.Allen diesen, mit sich selbst und dem
eigenen mitgebrachten Vorstellungsleben Be‐
schäftigten wird schließlich eine Art Erfül‐
lung ihrer Wünsche, indem sie in eines jener
niederen geistigen Reiche gelangen, deren
unbewußte Mitschöpfer sie schon auf Erden
waren...
.Auch dieser Übergang ist keine „Orts‐
veränderung”, denn alle geistigen Welten,
‒ und es gibt deren unzählige, bis hin‐
auf zu der höchsten und reinsten Welt gott
gebärenden Geistes, ‒ sind, einander durch‐
dringend, am gleichen kosmischen „Ort”. ‒
.Das bewußte Erleben geistiger Welten,
sowie der Übergang aus einer in die an‐
dere, ist jeweils von einer gewissen Wahr‐
nehmungswandlung abhängig, die das gei‐
stige Bewußtsein für bestimmte Erscheinun‐
38 Das Buch vom Jenseits
gen gleichsam „blind”, für andere dagegen
„sehend” macht.
.Aber gerade diese Wahrnehmungswand‐
lung läßt sich nicht willkürlich hervor‐
rufen, außer von den Meistern der ewigen
Darstellung des Menschen im höchsten
geistigen Reiche, oder ihren Beauftragten:
ihren erwählten Schülern, soweit deren ei‐
gene psychophysische Veranlagung dazu ge‐
eignet ist.
.Jeder Mensch aber, auch wenn er nicht
zu den hier bezeichneten Wenigen gehört,
kann sich doch immerhin in der Vorstel
lung mit den Gefühlen, Empfindungen und
Bewußtseinszuständen vertraut zu machen
suchen, die ihn, entsprechend den hier von
uns gegebenen Aufschlüssen, nach dem Tode
des Erdenleibes erwarten.
.Ich lasse unbesorgt den Einwand gelten,
daß ein solches gewolltes Erregen des Vor‐
stellungsvermögens doch immer nur bloße
39 Das Buch vom Jenseits
Bilder” hervorbringen könne, aber keines‐
falls zu einem Erleben des wirklichen
nachirdischen Seins zu führen vermöge.
.Eben darum verlange ich ja, daß man
sich bei der Gestaltung der hier nötigen
Vorstellungsbilder strengstens an die Dar‐
stellungen halte, die ich in diesem Buche
gebe, denn nur sehr wenigen Menschen
ist es möglich, schon während ihres Er
dendaseins den Bereich nachirdischen Seins
bewußt kennenzulernen, während es allen
Menschen möglich ist, durch das Erwecken
wirklichkeitsentsprechender Vorstel‐
lungsbilder die Gefühle, Empfindungen
und Bewußtseinszustände, die nach dem
irdischen Tode zu erwarten sind, gleichsam
im voraus zu durchleben.
.Ein solches, öfteres Vorauserleben aber
ist nötig, will man sicher sein, daß man
nach dem erfolgten Abscheiden des Bewußt‐
seins aus der erdensinnlichen Erfahrungs‐
weise sogleich sich zurechtzufinden wisse,
40 Das Buch vom Jenseits
und vor allem erkenne, was zu suchen,
was zu meiden sei!
.Nur wer solche Sicherheit bereits wäh
rend seines Erdendaseins erlangte, wird
nach dem Übergang in die neue, rein gei
stessinnliche Wahrnehmungsart auch so‐
gleich die helfenden Hände entdecken, die
sich ihm dort entgegenstrecken, und wird
vertrauend sie zu ergreifen wissen...
.Ihm können wir helfen!
.Er wußte die Kunst des Sterbens wäh‐
rend seiner Erdentage schon zu „erlernen”,
und sein Vertrauen auf unsere Belehrung
ließ alle Erkenntnisfähigkeit in ihm reifen,
deren er nun bedarf.
.Vor jeglicher Täuschung und Enttäu‐
schung wird er nunmehr gesichert sein!
.Ihn führen wir ‒ vorbei an den man‐
cherlei „Strandreichen”, die irdisches Er‐
41 Das Buch vom Jenseits
träumen und Wähnen sich durch die Kräfte
des mißleiteten Willens schuf ‒ sogleich in
das „Innere” des nun betretenen „Landes”,
allwo liebevolle Leitung ihn dann näher und
näher seiner Vollendung bringt.
.Er ist ja durch das Aufgeben seines ir‐
dischen Leibes durchaus keinAnderer
geworden!
.Es kann ihm nicht plötzlich gegeben
werden, was ihm noch fehlt. ‒
.Nur was er auf Erden bereits zu er‐
langen wußte, bringt er mit, als Besitz.
.Was er auf Erden zu binden verstand,
bleibt auch im geistessinnlichen Leben für
ihn „gebunden”, und was er im Erden‐
leben zur Lösung brachte, bleibt auch jetzt
für ihn „gelöst”...
.Allmählich nur kann man ihn immer
höher führen, bis er dereinst fähig wird,
42 Das Buch vom Jenseits
das erhabenste aller geistigen Reiche zu be‐
treten: ‒ die reine Lichtwelt seligster und
absoluter Erfüllung. ‒ ‒
.Die „Zeiten”, die zu diesem Aufstieg
nötig sind, werden bestimmt durch den auf
Erden bereits erreichten Grad relativer gei‐
stiger Vollendung und durch die aus solcher
Vollendung heraus erfolgte Abgeklärtheit des
ewigen Willens, innerhalb seiner Bewußt‐
seinsempfindung.
.Das „Sterben” aus der irdischen Er‐
fahrungsweise in die geistig-sinnliche Wahr‐
nehmungsart vollzieht sich zwar auch ohne
deine Absicht, und was dich „jenseitig” er‐
wartet, wird da sein, auch wenn du an kein
„Jenseits” glaubst.
.Es ist deinem ewigen Willen aber eine
große Macht eingeräumt, da du fähig bist,
durch Vorarbeit hier auf der physisch
wahrnehmbaren Seite der Welt, all dein
43 Das Buch vom Jenseits
weiteres Schicksal sehr wesentlich zu be‐
stimmen.
.Voraussetzung ist allerdings ein verant‐
wortungsbewußter Lebenswandel, stets
orientiert nach dem hohen geistigen Ziel,
das nur in der uneigennützigen Liebe zu
allem Lebendigen erreichbar wird.
.Auf der „anderen Seite” der Welt, ‒
dort, wo nur mit geistigen Sinnen wahr‐
genommen wird, ‒ herrscht nicht nur die
„Wonne der Seligen”. ‒
.Es gibt dort wahrlich auch Reiche der
Qual und Verzweiflung, der zehrenden
Reue, und des Wunsches nach Selbst
vernichtung, obgleich diesem Wunsche
niemals entsprochen werden kann...
.Durch diese Reiche aber müssen un‐
fehlbar alle hindurch, die hier auf Erden
das Gesetz nicht erfüllen, das Liebe zu sich
selbst und allen Mitgeschöpfen von jedem
Erdenmenschen verlangt.
44 Das Buch vom Jenseits
.Solche „Liebe” ist sehr weit entfernt
von jeglicher Art sentimentaler Schwärmerei
und allem Gefühlsüberschwang!
.Die hier gemeinte, durch geistiges Gesetz
geforderte Liebe ist vielmehr die höchste
und stärkste Selbst- und Allbejahung so
daß der von ihr durchdrungene Mensch so‐
wohl in sich selbst wie in allem Mit-Dasein
nur das Positive, das Geistgewollte er‐
fühlt, auch dann, wenn er sich genötigt sieht,
sich aufs schärfste der gleichzeitig wirksamen
negativen Kräfte der gleichen Erscheinung
zu erwehren. ‒ ‒
.Schwersten Verstoß gegen das geistige
Gesetz von dem hier die Rede ist, begehen
alle, die auf Erden Hand an ihr Leibesleben
legen, um aus irgend einem Grunde dem
irdischen Dasein und seinen Forderungen
feige zu entfliehen.
.Solches Tun ist überdies sinnlos und
zweckwidrig, denn statt der gesuchten
45 Das Buch vom Jenseits
Befreiung findet der durch eigene Hand ir‐
disch Entleibte tausendfach qualvollere Fes‐
selung in wahrlich nicht gewünschte Be‐
wußtseinszustände, denen er nun Aeonen
hindurch nicht mehr entfliehen kann.
.Es liegt ein gewisser Trost für die Zu‐
rückbleibenden in der Tatsache, daß die
allermeisten Morde am eigenen Leben von
Menschen begangen werden, deren Bewußt‐
sein im entscheidenden Moment krankhaft
umdüstert ist, so daß die furchtbare Ver‐
neinungstat in einem Zustand erfolgt, den
man wohl als spontan einbrechenden
Wahnsinn bezeichnen darf, auch wenn die‐
ser Zustand seit langem vorbereitet wurde,
durch ein verantwortungsloses „Spielen
mit dem Gedanken an die Möglichkeit
der Leibeszerstörung.
.Mörder und Gemordeter sind zwar in
solchem Falle in einer Person „in Er
scheinung” gewesen, aber der Mord ist
das Werk eines übermächtig gewordenen
46 Das Buch vom Jenseits
Gedankens, den das Opfer solange mit
seinen eigenen Kräften belebte, bis er es zu‐
letzt verschlang. ‒
.In solchem Falle trägt dann der Zer‐
störer seines Erdenleibes nicht die Verant‐
wortung für den Akt des Mordes, sondern
das geistige Gesetz erheischt von ihm Aus
gleich für alles verkehrte Denken und
Handeln, aus dem zuletzt die Tat im Wahn
erwuchs. ‒
.Dieser Ausgleich ist zumeist nur erreich‐
bar durch das Ertragen einer zweiten Ein‐
verleibung in den tiermenschlichen Körper
auf der Erde.
.Es handelt sich hier um einen jener
Ausnahmefälle, in denen allein die soge‐
nannte „Reinkarnation” als Möglichkeit
in Betracht kommt, während sie bei gesetzes
gemäßem Ablauf des irdischen mensch‐
lichen Lebens, eben durch den vollzogenen
Ablauf, ein für allemal unmöglich wird.
47 Das Buch vom Jenseits
.Obwohl aber die Nützung des Erden‐
lebens zur Vorbereitung auf nachirdische
Bewußtseinszustände von größter Wichtig‐
keit ist, sollst du doch keineswegs glauben,
du müßtest nun auf dieser Erde das ängst‐
liche, stets um gesichertes „Seelenheil” be‐
sorgte Leben eines kleingläubigen „Heiligen”
führen, ‒ eines jener Selbstsüchtigen des Her‐
zens, die sich gar sehr jeder „Sünde” fürchten,
aber innerlich frohlockend der „Verdamm‐
nis der bösen Welt” gewiß zu sein glauben.
.Solche Lebenshaltung würde dich nur
dereinst mit aller Sicherheit in eines jener
täuschenden „Strandreiche” des Geistes ge‐
langen lassen, die menschlicher Wahn ge‐
staltet hat, ohne um seine eigene Urheber‐
schaft zu wissen.
.Ein Leben treuer Pflichterfüllung,
voll Liebe zu allem Lebenden, voll Stre‐
ben nach Herzensgüte und Wahrhaftigkeit,
nach Ordnung in deinem Willenshaus
halt und nach Veredelung deiner Freu
48 Das Buch vom Jenseits
den, ‒ ein Leben voll fröhlichen Glaubens
an die endgültige Erfüllung deiner höchsten
und geläutertsten Sehnsucht, ‒ wird jederzeit
hier auf Erden für dich das beste Leben
sein, besonders, wenn du gleichzeitig bestrebt
bist, das zu lernen, was ich in dieser Abhand‐
lung „Die Kunst zu sterben” nenne.
.Es gibt dann freilich auch noch einen
besonderen geistigen Höhenweg, von dem
ich schon an anderer Stelle sprach, aber
bevor du dein Leben so gestaltet hast, wie
mein Rat es dich hier gestalten lehrt, wirst
du auf solchem Pfade kaum vorankommen
können...
.Wer diesen Weg betreten will, der muß
frei sein von allem, was etwa seinen sicheren
Schritt behindern könnte.
.Das kopfhängerische „Muckertum” ist
ebenso verwerflich, wie die hohle Geste der
„Weltverneinung”!
49 Das Buch vom Jenseits
.Nicht allen wird der Weg schon gangbar
erscheinen, auf dem der Mensch dahin ge‐
langen kann, daß sein „Gott” in ihm ge‐
boren wird, aber jeder sollte dennoch von
diesem Wege wenigstens wissen, ‒ jeder
sollte sich vorbereiten, um ihn hier auf
Erden schon, wenn irgend möglich, auch
zu beschreiten.
.Vielen mag zwar noch die Kraft und
Ausdauer fehlen, die dort nötig ist, aber
auch alle geistigen Kräfte wachsen durch
die Anwendung, und Ausdauer ist auch
hier nur denen verliehen, die einem Tun
ihre ganze Liebe widmen. ‒ ‒
.Alles, was auf dieser physisch wahr‐
nehmbaren Seite der Welt gedacht, emp‐
funden und gewirkt wird, übt eine stete
Wirkung aus in die „jenseitige” Welt.
.Die Früchte aller Werke der Tat, die
der Mensch hier im Irdischen erstehen
50 Das Buch vom Jenseits
läßt, bleiben ihm erhalten, weit über den
Tod hinaus, auch wenn seine Werke auf
Erden nur physischen Zwecken dienen.
.Die moralische Verantwortungsmög
lichkeit vorausgesetzt, kommt es bei all
deinem Tun hier im Irdischen nicht darauf
an, was du tust, sondern wie du es tust. ‒ ‒
.Niedrigste Arbeit hier auf Erden kann
dir ungeahnte Kräfte für dein späteres
Leben auf der geistigen Seite der Welt
zuströmen lassen, wenn du das dir Über‐
tragene nur in treuester Pflichterfül
lung, freudig und nach besten Kräften also
ausführst, als sei der Bestand des ganzen
Weltalls allein von der Güte deiner Arbeits‐
leistung abhängig...
.r dich selbst bist einzig und allein
nur du selbst verantwortlich!
.Bei allem was du denken oder tun magst,
‒ bei allem, was du auf dieser physisch
sinnlich erfahrbaren Seite der Welt treibst,
51 Das Buch vom Jenseits
‒ bist du stets der unbewußte Schöpfer
deines späteren Schicksals in der geistig
sinnlichen Wahrnehmungswelt. ‒
.Was du hier auf Erden dein „Schick
sal” nennst, ist nur ein lächerlich kleiner
Ausschnitt eines unermeßlichen Ganzen,
und wenn du hier etwa mit deinem Schick‐
sal haderst, so mag dein Mißmut mensch‐
lich ja sehr verständlich und gewiß auch
entschuldbar sein, aber dennoch gleichst
du dann nur dem Kinde, das törichterweise
Dinge verlangt, die ihm heute noch nicht
gegeben werden können, weil sie ihm
schaden würden, während ihm später das
Verlangte in reichster Fülle zu Gebote
stehen wird...
.Erst auf hoher Stufe der geistigen Welt
angelangt, wirst du dereinst dein Schicksal
verstehen können, und dann wirst du lä‐
cheln, gedenkst du noch deines früheren
Urteils. ‒ ‒
52 Das Buch vom Jenseits
.Dann wirst du sehen, daß deine besten
Verstandesgründe, die dich ehedem zu dei‐
nem Urteil verführten, ebensoviele Tor
heiten waren, weil du die Schönheit der
Blüte und die süße Köstlichkeit der Frucht
aus dem Wurzelgefaser erschließen wolltest,
das deine Hände aus der dunklen Erde
wühlten.
.Nur wer sich selbst zu lösen weiß aus
den beengenden Vorstellungsbildern, die ihm
aus seiner physisch-sinnlichen Anschau‐
ungsform notgedrungen erwachsen sind, der
wird allmählich auch ein Weniges ahnen
von dem großen Ganzen in dem er wurzelt,
und dem er niemals mit den Mitteln phy
sisch-sinnlicher Erkenntnis näherkommen
kann...
.Es war keine leere Phrase, wenn vor‐
maleinst ein Wissender, vom Glanze des
Erschauten fast überwältigt, die Worte fand:
.Kein Auge hat es gesehen, kein
53 Das Buch vom Jenseits
Ohr gehört, was Gott denen bereitet
hat, die ihn lieben!”
.Gott lieben” aber heißt: ‒ alle Müh
sal und allen Schmerz der Erde so „lie‐
ben”, so willig hinnehmen, als habe man
das alles gerade so gewollt und erstrebt,
wie es in unser Leben tritt! ‒
.Gott lieben” heißt: ‒ die Erde lieben
und alles was auf ihr lebt, ‒ so, wie
es ist, ‒ mag es unseren Wünschen auch
zuwider sein! ‒
.Gott lieben” heißt: ‒ sich selbst
lieben und sich zuliebe alle Beschwernis
freudig auf sich nehmen, die uns zu tragen
gegeben wird auf dem langen und beschwer‐
lichen Wege, der aus Irrung und Verwirrung
zuletzt zu uns selber führt, so, wie wir
ewig sind in Gott! ‒ ‒
.Nach alledem wirst du nun auch wissen,
wie du am besten deine „Verstorbenen
54 Das Buch vom Jenseits
ehrst: ‒ jene, die dir vordem hier im Er‐
denleben nahestanden und die auch heute
noch, nach wie vor, im Dasein sind, nur
deiner physisch-sinnlichen Wahrnehmungs
fähigkeit nunmehr entrückt...
.Du wirst nun wissen, wie du ihnen auch
weiterhin helfen kannst, und wie du, etwa
selbst der Hilfe bedürftig, solche von ihnen
erlangst.
.Es ist wahrlich verkehrtes Beginnen,
spiritistische Zirkel” zu errichten, um
mit den der Erde Gestorbenen in Verbin‐
dung zu kommen!
.Die Ehrlichkeit aller Teilnehmer und
die Sicherung gegen jeden, auch unbe
wußten Betrug vorausgesetzt, habt ihr
doch zu wenig Wissen von den Kräften,
die sich in solchen „Sitzungen” manifestie‐
ren, und seid nicht imstande, die wirk
lichen Urheber der Phaenomene festzu‐
stellen.
55 Das Buch vom Jenseits
.Auch dann nicht, wenn ihr jeden vor‐
gefaßten Glauben ablehnt, um erst zu er‐
forschen, was etwa Wahres an der Sache sei!
.Die Kräfte, um die es sich bei echten
spiritistischen Manifestationen handelt, sind
voll Lüge, Laune und Trug, ‒ stets be‐
reit, sich mit Hilfe eurer eigenen Kraft be
merkbar zu machen, ‒ aber gar weit davon
entfernt, sich zu willigen Untersuchungs‐
objekten zu wandeln... (Die mannigfachen
Betrugsmöglichkeiten durch „Medien
und Sitzungsgenossen lasse ich natürlich
hier außer Betracht.)
.Die Manifestationen, in denen ihr Kräfte
des „Jenseits” am Werke glaubt, sind, wenn
irdische Täuschung ausgeschaltet ist, nichts
anderes als das Spiel unsichtbarer Wesen einer
noch fast unbekannten Region der phy
sischen Welt. ‒
.Für wirklich im Geiste „Erwachte”,
‒ die als Jenseitsbewußte schon zu den
56 Das Buch vom Jenseits
Jenseitigen” gezählt werden dürfen, auch
wenn sie noch im Erdenleibe auf der phy
sisch wahrnehmbaren Seite der Welt leben,
ist es zwar möglich, sich in vereinzelten
Fällen der hier genannten Wesen zu be
dienen, wie man sich auch sonst irgend
einer erreichbaren Hilfskraft bedient, allein
es wird gewiß keiner dieser wirklich im
Geiste Erwachten auf den Einfall kommen,
zur Unterhaltung der Teilnehmer einer
spiritistischen Sitzung beizutragen, oder die
Versuche eines Experimentators „interessant”
gestalten zu wollen...
.Auch wo man unter dem Eindruck steht,
es „zweifellos” mit der Entelechie eines frü‐
heren Erdenmenschen zu tun zu haben, über‐
steigt die Gefahr der Täuschung durch Le‐
murenwesen so sehr alle Wahrscheinlichkeit
einer echten Kommunikation, daß nicht ein‐
dringlich genug gewarnt werden kann vor
dem Betreten jedes Weges, der zu irgendwel
chen „spiritistischen” Erscheinungen führt.
57 Das Buch vom Jenseits
.Der euch hier warnt, kennt alle auf
„spiritistischem” Gebiet möglichen Mani‐
festationen aus eigener, gesicherter und reich‐
haltigster Erfahrung.
.Ebenso aber kennt er auch jene unsicht‐
bare physische Zwischenwelt, die das urei‐
gene Lebenselement der „spiritistischen”
vermeintlichen „Geister” bildet, und er weiß
sich dieser Wesen und ihrer Kräfte gege‐
benenfalls zu bedienen, wie man sich eines
Reitpferdes oder eines Spürhundes bedient,
wo es die Umstände erfordern.
.Dem geistig dazu Ermächtigten dienen
diese Wesen mit ihren Kräften, wenn er
es verlangt, ohne daß er erst nötig hätte,
ein „Medium” zu gebrauchen und „spiri‐
tistische Sitzungen” abzuhalten.
.Er betritt die Bereiche dieser Zwischen‐
wesen mit der gleichen Sicherheit, wie er
bewußt sich in die rein geistigen Welten
begibt.
58 Das Buch vom Jenseits
.Angenehm ist es freilich nicht, diesen
Wesen nahezukommen, und keiner der
es vermag, sich ihrer nach seinem Willen
zu bedienen, wird das jemals ohne Not
tun, und immer wird er dabei ein Gefühl
des Ekels zu überwinden haben.
.Mit diesen, etwa den Quallen südlicher
Meere irdisch vergleichbaren, aber normaler‐
weise nicht wie diese, physisch wahr‐
nehmbaren Geschöpfen, sowie mit ihren
dennoch rein physischen Kräften, kommt
ihr zumeist in Verbindung, während ihr mit
euren „verstorbenen Lieben” im Verkehr
zu sein wähnt, ‒ es sei denn, daß eure
eigenen, euch unbewußten Kräfte aus der
gleichen Region, der diese unsichtbaren
physischen Geschöpfe angehören, alle Mani‐
festationen allein bewirken, und ihr euch
auf solche Weise unwissentlich selbst ein
Geistertheater vorspielt...
.Für euer seelisches und leibliches Wohl
ist solcher nichterkannte Selbstbetrug aber
59 Das Buch vom Jenseits
immer noch weniger verhängnisvoll, als
der echte Konnex mit den hier geschilderten
Lemurenwesen, die eure Kräfte aussaugen
wie Blutegel, und nur mit Hilfe der euch
entzogenen Energien die vermeintlichen
„Wunder” eurer „spiritistischen Seancen”
hervorzubringen vermögen.
.Auch der vorurteilsfreieste Forscher, der
diesen Erscheinungen nur als Beobachter
gegenübertritt, ist keineswegs gefeit gegen die
Kraft der Polypenfangarme, die ihn vom
Unsichtbaren her umschlingen.
.So sehr er auch „über der Situation” zu
stehen meint, muß er sich doch seine ge‐
heimsten Eigenkräfte entziehen lassen, ohne
den Mißbrauch auch nur zu ahnen, den die,
sein Interesse fesselnden, unsichtbaren Para‐
siten seines „Mediums” mit ihm treiben. ‒ ‒
.Der wirkliche „Verkehr”, ‒ der ein‐
zige sichere Verkehr mit den ins „Jenseits”
60 Das Buch vom Jenseits
Vorangegangenen, ‒ spielt sich allein im
Innern, in der „Seele” ab, und ist rein
geistiger Art.
.Euer eigener geistigerLeib” ist das
Organ des Vernehmens der „Abgeschie‐
denen” für euch! ‒
.Jeder „durchgefühlte” Gedanke, jedes
euch ganz durchdringende Gefühl, wird
„auf der anderen Seite” vernommen wie hier
in der physisch-sinnlichen Welt das gespro‐
chene Wort.
.Ebenso aber vernehmt auch ihr, ‒
wenn ihr „in der Stille” und feinfühlig
genug dazu seid, ‒ die Äußerungen derer,
die bereits auf der geistigen Seite der
Welt sich erleben, als leise Gedanken und
wie von außen in euch eindringende Ge
fühle, die bei einiger Übung des Unter‐
scheidungsvermögens ganz sicher von „eige
nen” Gedanken und Gefühlen zu sondern
sind. ‒
61 Das Buch vom Jenseits
.Aber auch abgesehen von dem was euch
bewußt werden mag, besteht eine dauernde,
unterbewußte Influenzwirkung, und ihr
seid in solcher Weise oft in einem viel
richtigeren Sinne das „Medium” eines Vor‐
angegangenen, als jemals ein sogenanntes
„spiritistisches Medium” dies sein könnte,
auch wenn die „Jenseitigen” sich seiner be‐
dienen wollten...
.Wäret ihr gewohnt, die alltäglichen Ge‐
schehnisse eures Lebens nüchternen Sinnes,
aber doch auf das Geheimnisvolle aufmer‐
kend, zu beobachten, so würdet ihr euch
gar oft im Sinne eines geliebten „Verstor‐
benen” handeln sehen, auch wenn nicht
die leiseste bewußte Absicht in euch be‐
stand, so zu handeln, wie es der Abge‐
schiedene gewünscht haben würde, lebte er
noch in physisch wahrnehmbarer Erschei‐
nung. ‒
.Andererseits würde es euch gewiß auch
zu denken geben, daß recht oft von seiten
62 Das Buch vom Jenseits
völlig Fremder irgend etwas geschieht, was
man geradezu als endliche Erfüllung eines
Wunsches ansprechen darf, den ein Ge‐
storbener zur Zeit seines Erdenlebens heiß
hegte, der ihm aber dazumal unerfüllt ge‐
blieben war. ‒ ‒
.Freilich ist das alles viel weniger effekt‐
voll als ein tanzender oder schwebender
Tisch, dessen Beine „Botschaften” klopfen,
oder gar als die „materialisierte” Gestalt,
in der man, hypnotisch gebannt ohne sich
dessen bewußt zu sein, einen Gestorbenen
„mit aller Sicherheit” erkennt und sprechen
hört, obwohl das, was da vor einem steht,
nichts weiter ist als eine Art „astraler”
Panoptikumsfigur.
.Wohl sind die äußeren Züge der ehe‐
maligen erdenhaften Erscheinung des Ge‐
storbenen entliehen, und sogar das Kleid,
der Anzug, feiert seine scheinbare Aufer‐
stehung, ‒ aber aus solchem Popanz spricht
63 Das Buch vom Jenseits
ein Lebewesen, das euch mit Entsetzen
erfüllen würde, könntet ihr es in seiner
wahren, von aller Maskierung befreiten
Gestalt einmal plötzlich neben euch stehen
sehen. ‒ ‒
.Menschen, die niemals echte und wirk‐
lich bemerkenswerte spiritistische Phäno‐
mene erlebten, werden zwar kaum begreifen
können, daß solche Dinge ernst zu nehmen
sind, ‒ aber das hindert leider nicht, daß
der sogenannte „Spiritismus” Millionen heim‐
licher und offener Anhänger zählt und stets
neue „Bekehrte” in seinen Bannkreis zieht.
.Eine ungeheure, teils phantastische, teils
pseudowissenschaftliche Literatur über spiri‐
tistische Theorie und Praxis findet noch
immerfort fiebernde Leser, und was die
Gläubigen angeht, so schützt hier auch alle
wissenschaftliche Bedeutung die auf anderen
Gebieten erworben wurde, keinesfalls vor
gröblichster Täuschung, ‒ besonders dann
nicht, wenn ein Todesfall den heißen Wunsch
64 Das Buch vom Jenseits
erweckt, mit dem geliebten Verstorbenen
auf irgend eine Weise wieder in Kontakt
zu kommen...
.Der Doktorhut bildet keine zureichende
Isolation gegenüber den hypnotischen Beein‐
flussungen aus dem Unsichtbaren, und die
Talare akademischer Würden sind leider
durchläßig wie Spinngewebe für die Saug‐
rüssel unsichtbarer physischer Mollusken.
.Aus allen diesen Gründen dürfte meine
Warnung wohl kaum überflüssig sein.
.Der ganze physische und geistige Kos‐
mos ist ein einheitliches Ganzes, auch
wenn dieses Ganze sich in sehr unter
schiedlichen Aspekten darstellt.
.Die eigentliche Wirklichkeit die hin‐
ter den Aspekten steht, war und ist immer
nur sehr wenigen Erdenmenschen aufge‐
schlossen.
65 Das Buch vom Jenseits
.Sie entzieht sich sowohl dem Experiment
wie dem spekulierenden Denken.
.Auf der physisch-sinnlichen, wie auf
der geistigen Seite des Alls gibt es jeweils
wieder die verschiedensten Abwandlungen
der Anschauungsform, und alles solcher‐
art ins Bewußtsein gelangende tritt mit dem
gleichen Anspruch auf, ‒ „das Wirkliche
zu sein.
.Die Wesen, die sich im All erleben,
sehen fast alle nur Teile des Wirklichen,
und selbst diese Teile nur in unbewußter
eigenschöpferischer Umgestaltung.
.So ist auch das Leben nach dem „Tode”
des physischen Körpers bestimmt durch einen
Wechsel der Anschauungsform.
.Es wird das gleiche Wirkliche empfun‐
den und erlebt, ‒ nur in geistiger An‐
schauungsform, ‒ da die physischen Sinne
mit dem Erlöschen der einheitlichen Lebens‐
funktionen des irdischen Körpers aufhören,
66 Das Buch vom Jenseits
brauchbare Vermittlungsorgane für das Er‐
leben zu sein.
.Sinnlich wahrnehmbar aber ist das
Leben in allen seinen Regionen, auch wenn
die Art der Sinnesorgane sehr verschieden
ist. ‒
.„Sterben” ist für den Erdenmenschen
nur ein Vorgang, der zwangsweise dazu
führt, bisher im Unterbewußten verbor‐
gene Sinne bewußt gebrauchen zu lernen...
.Auch während des Erdenlebens sind diese
geistigen Sinne schon vorhanden, ‒ ja,
sie allein sind die Ursache, daß der Mensch
aus seiner tierleiblichen Sinneswahrnehmung
Eindrücke empfangen kann, die dem Tiere,
auch auf höchster Stufe, unerlebbar bleiben,
so sehr auch seine physische Sinnesschärfe
die des Menschen übertreffen mag. ‒ ‒
.Nur in relativ seltenen Sonderfällen
wird es möglich, daß die Sinne des geistigen
„Leibes” im Menschen schon während die
67 Das Buch vom Jenseits
ses Erdenlebens sich eröffnen, und es ge‐
schieht dies niemals in der Form einer
plötzlich sich einstellenden Fähigkeit, die
geistigen Sinnesorgane gebrauchen zu können,
sondern immer nur in der Art eines sukzes‐
siven „Wachwerdens”, das zwar sanft ge
fördert, aber keinesfalls durch willkürliche
Mittel erzwungen werden kann.
.Wer nun schon im physisch-sinnlichen
Leben auch zum Gebrauch seiner geistigen
Sinne erwachte, der sieht die verschiedenen,
ihm schon erfahrbaren, niederen „Welten”
der einen und einzigen ursächlichen Welt
der Wirklichkeit wie ineinander „ver‐
schachtelt”, so daß es ihm oft schwer werden
kann, augenblicklich zu unterscheiden, was
den Regionen der physischen, und was den
Reichen der geistigen Sinnenwelten ange‐
hört.
.Nur die ganz wenigen Menschen, denen
sich auch die Welt der Ursache: ‒ das
68 Das Buch vom Jenseits
„Ding an sich”, von innen her aufgeschlos‐
sen hat, empfinden zugleich die eine, letzt‐
gründige Wirklichkeit, durch die sowohl
jede geistige, wie jede physisch-sinnlich
wahrnehmbare Welt „gewirkt” wird.
.Diese Urwirklichkeit ist Urgrund allen
Lebens, mag es nun auf geistige oder auf
physische Art zum sinnlichen Erfahren
und Selbsterleben kommen! ‒
.Der „Mensch” aber, ‒ ob er sich nun
in geistiger Erscheinungsform oder im Er
dentierkörper erlebt, ist, in ewiger Wirk‐
lichkeit gesehen:
.Ewiges Leben in der Form individu
eller, bewußter Erlebnisfähigkeit.
.Durch die physisch-sinnliche Anschau‐
ungsweise hier auf Erden bestimmt, fällt es
freilich dem auf eine tierhafte Gestalt allein
verwiesenen ewigen Leben recht schwer,
sich individuell geformt, und doch dabei als
69 Das Buch vom Jenseits
Konzentrationspunkt eines unermeßlichen
Ganzen zu empfinden: ‒ eines Ganzen, das
in sich keine Lücke und keine Trennung
kennt, obwohl es sich in unendlichfältigen
Aspekten erfaßt. ‒
.Allzusehr hängt erdgebundene Vorstel‐
lung von dem Augen-Schein ab, der Indi
viduelles nur als ein von anderem Ge
trenntes kennt.
.In geistiger Anschauungsweise aber ist
Individualität ewige Darstellungsfunk
tion innerhalb des untrennbaren Ganzen: ‒
nicht etwa Spaltung in sich selbst, sondern
Darstellung eigener Viel-Einheit.
.Immer ist es das ganze, unteilbare
Leben, das sich in jeder seiner unendlich
vielen individuellen Selbstformungen in ei‐
nem bestimmten, einmaligen Aspekt erlebt...
70 Das Buch vom Jenseits
VOM „TEMPEL DER EWIGKEIT”
UND DER WELT DES GEISTES
.Wir, die wir hier auf Erden mit euch
dieser Erde Leben teilen und doch zugleich
vom Geiste euch zu künden kommen, ‒
wir leben wahrlich in einer anderen Welt
als ihr, obwohl auch wir mit unseren Füßen
fest auf dieser Erde stehen.
.Es mag euch scheinen, als seien wir euch
allzuferne, und doch könnte keiner euch
näher sein als wir.
.Wohl leben wir nicht allein in eurer,
sondern auch in der ewigen Welt des rei‐
nen, wesenhaften Geistes, aber auch eure
Welt wird von der ewigen Welt des Geistes
durchdrungen, ‒ wie ein Schwamm, der
im Meere wächst, vom Wasser des Meeres
durchdrungen wird...
73 Das Buch vom Jenseits
.Gewiß könnt ihr die reine, wesenhafte
Geisteswelt in der wir geistig leben, nicht
mit Erdensinnen fassen.
.Ihr müßt erst geistig zur Wahrnehmung
fähig werden, wollt ihr Geistiges erfahren!
.Und selbst dann noch werdet ihr erst
alle niederen geistigen Welten überstei
gen müssen, bevor ihr in das innere Reich
gelangt, aus dem die Kunde zu euch dringt,
die euch allhier erreicht...
.Viele von euch suchen nach uns und
glauben, sie könnten sogleich geistig mit
uns vereinigt sein, wenn sie nur unsere
menschlichen Wohnstätten auf der Erde auf‐
suchen würden... Aber auch wenn sie uns
hier dann wirklich finden, sind sie uns
keinesfalls etwa „näher” gekommen. ‒
.Sie sehen nur unseren irdischen Leib,
hören unsere irdische Stimme, und gewah‐
ren allenfalls das Alleräußerlichste unseres
äußeren Erdenlebens.
74 Das Buch vom Jenseits
.Unseren „Tempel” aber können sie
gleichwohl nicht betreten, denn der liegt
auf der geistigen Seite der ursächlichen
Welt, und nicht etwa „an den Abhängen
des Himalaja”.
.Dort, in den verborgenen Einöden des
höchsten irdischen Gebirges, leben nur seit
Urzeittagen stets einige unserer Brüder aus
der jeweiligen Generation: ‒ Männer, die
jede auf Erden mögliche Größe überstiegen
haben und nun in unzugänglicher Abge‐
schiedenheit verharren, um den Pfad stets
von Verschüttung freizuhalten, der uns an‐
deren, im Weltleben Wirkenden gangbar
bleiben muß, wenn wir der Aufgabe ob‐
liegen sollen, die uns aufgetragen ist...
.Jahrtausendelang haben wir an unserem
geistigen Tempel gebaut, und stets bauen
wir weiter, ohne den Tempel jemals ganz
zu Ende zu bauen.
75 Das Buch vom Jenseits
.Jedes Jahrhundert läßt uns neue Kapel‐
len und Altäre, neue Säulen und Pfeiler
einfügen, ‒ nach geistig bestimmtem Rhyth‐
mus und dem vorordnenden, weisen Plan,
der in den Fundamenten des Tempels ruht.
.All eure Tempel und Altäre auf der
Erde sind nur dieses geistgestalteten Tem‐
pels Spiegelbilder.
.Mehr oder weniger klar, ‒ mehr oder
weniger verzerrt, ‒ ist an allen seinen irdi‐
schen Widerspiegelungen zu erkennen, was
die alten Baumeister ahnend erfühlten, und
sofern sie wahre Künstler waren, in hoher
Intuition erschauten, von der Maßgerechtig‐
keit und Zierde unseres hehren Tempels der
Ewigkeit. ‒
.Dieser Tempel aber ist nicht etwa ein
Werk des Gedankens, und ich rede hier
keineswegs nur in symbolischer Weise!
.Er besteht vielmehr als ein geistsinnlich
immerdar wahrnehmbares Bauwerk aus gei‐
76 Das Buch vom Jenseits
stiger Substanz, und wird von geistig wahr‐
nehmenden Wesenheiten ebenso als ein festes
Gefüge erkannt, wie von euch die Tempel
der Erde und die irdischen, himmelragen‐
den Dome...
.In der geistigen Welt wird alles als eben‐
so „greifbar” und „real” empfunden, wie in
eurer Welt der physischen Sinne, und ihr
unterliegt einer großen Täuschung, wenn
ihr etwa glaubt, hier seien nur vage Traum‐
gebilde zu finden! ‒
.Es handelt sich hier nicht um Visionen,
Halluzinationen oder sonstwie selbstgeschaf‐
fene Vorstellungsbilder, noch um das Auf‐
tauchen bildgeformten Erfahrungsbesitzes
aus unterbewußten Regionen! ‒
.Was durch die geistigen Sinne wahrge‐
nommen wird, ist in gleichem Grade „ob
jektiv” gegenwärtig, wie das, was die phy
sischen Sinne des Erdenkörpers wahr‐
77 Das Buch vom Jenseits
zunehmen vermögen, und aus diesem Grunde
entspricht das geistig-sinnlich Wahrgenom‐
mene auch bis zu den höchsten Stufen
geistiger Selbstdarstellung „objektiv” durch‐
aus den Formen der physisch-sinnlichen An‐
schauungswelt, wenn auch in geistbedingter
Abwandlung.
.Auch in der geistigen Welt gibt es
„Länder und Meere”, tiefe Schluchten und
hohe Berge, Firnen mit ewigem Schnee be‐
deckt, und weite, stille Täler voll von An‐
mut und Frieden...
.Wem das „allzuirdisch” zu klingen
scheint, der werde sich darüber klar, daß
ja auch seine physisch-sinnlichen Wahr‐
nehmungen hier auf der Erde nur aus
bestimmten Eindrücken entstehen, die
durch äußere Mittel hervorgebracht werden.
Dann aber möge er beachten, daß dabei im‐
mer nur physisch-sinnlich wahrnehmbare
Wirkungen gewisser Energien in Betracht
kommen, so daß wir mit allen Bezeich
78 Das Buch vom Jenseits
nungen, die wir den Dingen geben, streng
genommen, stets nur gewisse Komplexe
stereotyp wahrzunehmender Einzelein
drücke fixieren. ‒ So empfängt z.B. das
Auge den Eindruck: Weiß, die Hand fühlt
Kälte und eine gewisse Konsistenz der
berührten Masse, das Ohr empfängt den Ein‐
druck eines knirschenden Geräusches
sobald die gleiche Masse betreten wird, wo‐
nach wir den Komplex dieser Wahrnehmun‐
gen (zu denen noch manche andere hinzu‐
kommen können, wie z. B. die Wahrnehmung
der leichten Schmelzbarkeit oder der Kristall‐
form der einzelnen „Flocken”) als „Schnee”
bezeichnen.
.Um die physisch-sinnliche Wahrneh‐
mung dieses Eindruckskomplexes zu bewir‐
ken, sind gewiß physikalische Eindrucks‐
erzeuger notwendig, hingegen wird der gleiche
Eindruckskomplex für geistige Sinne nur
dann wahrnehmbar, wenn geistige Ener‐
gien sich zu der nämlichen Eindruckserzeu‐
gung vereinen. ‒ ‒
79 Das Buch vom Jenseits
.Auch auf der geistigen Seite der
ursächlichen Welt gibt es „Raum und
Zeit”, „Ursache und Wirkung”, wenn
wir auch zu alledem in wesentlich an‐
derer Beziehung stehen, als wir es auf
der Erde und im physisch-sinnlichen Leben
gewohnt sind. ‒
.Alles was hier in der geistigen Welt
erlebt wird, ist von gleicher Realität wie
die Dinge der mit physischen Sinnen
wahrnehmbaren Welt, kann aber nur auf
geistige Weise zu Bewußtsein gelangen.
.Was solcherart wahrgenommen wird, ist
auch keineswegs örtlich ferne der physi‐
schen Welt, aber es untersteht nicht mehr
den in der physischen Erscheinungswelt wirk‐
samen Gesetzen. ‒
.Wirkender Wille läßt im Geistigen er‐
wachsen, was uns im geistigen Leibe dienen
soll, und der gleiche Wille läßt die reife
Frucht ohne Mühe geerntet sein.
80 Das Buch vom Jenseits
.Wir kennen nur keine Tiere in dem
Bereiche der geistigen Welt, von dem hier
die Rede ist, obwohl die reine Formen
welt tierhafter Erscheinung auch hier kei‐
neswegs fehlt.
.Alles aber, was am Menschen auf Erden
des Tieres” ist, hat hier seine Macht
über uns in gleicher Weise verloren, wie
alles Feindliche, das uns auf Erden in
der Erscheinungsform des Tieres gegen‐
übertritt.
.Was im Geistigen sich uns offenbart in
Formen, die denen der Tiere auf der Erde
in höchster Schönheit entsprechen, hat
nicht das mindeste zu tun mit tierhaf
ter Natur, wie sie sich uns auf Erden in
tierischen Formen zeigt...
.Auf Erden mögen Menschen, um sich
irdisch zu nähren, das Fleisch der Tiere
genießen, andere es meiden, ‒ hier im
geistig-sinnlichen Erleben aber gibt es keine
81 Das Buch vom Jenseits
andere „Speise”, als die geistigen Aequiva‐
lente irdischer Pflanzenfrüchte, sowie der
irdischen Erscheinung von Wein und Brot.
.(Es wird kaum nötig sein, zu sagen, daß
es sich hier um „Brot” handelt, das ohne
Backofen wurde, und um „Wein” der wahr‐
lich nicht „berauscht”...)
.Aber „Speise” und „Trank” ist auch auf
der geistigen Seite der ursächlichen Welt
die geistsinnliche Form der Krafterneue
rung, gleichwie es einen Zustand der Er‐
quickung gibt im geistigen Erleben, der sich
vergleichen läßt mit dem gesunden Schlafe
der irdisch Ermüdeten.
.Da „Speise” und „Trank” im Geistigen
jedoch Erzeugnisse der Kraft des Willens
sind, so ist auch ihre Wirkung nur Ver‐
wandlung der gleichen Kraft in geistleib‐
liche Elemente und es entfällt somit für
den Leib des Geistes alle auf Erden tier‐
bedingte Ausscheidung.
82 Das Buch vom Jenseits
.Das alles aber erscheint vielen aus euch
freilich gar zu „sinnlich”, gar zu sehr dem
Leben auf Erden ähnlich, als daß es euer
williges Verstehen finden könnte.
.Ihr vergeßt dabei, daß ja auch auf der
Erde alles sinnlich faßbare Geschehen immer
„Symbol” eines Vorganges ist, der den Sin‐
nen unerfaßlich bleibt. ‒
.Alles Leben im physisch-sinnlichen,
wie im geistigen Kosmos äußert sich als
Bewegung.
.Alle Bewegung aber zeugt Form.
.Da alles Leben immer das gleiche
eine Leben ist, so ist auch alle Form: der
gleichen Bewegung entsprechendes Symbol
in allen Anschauungsregionen des Alls. ‒
.Ein Reich des Geistes wie ihr es euch
erträumt und wie man seit Jahrtausenden
es immer wieder euch erträumen lehrte:
83 Das Buch vom Jenseits
ohne Formen, ohne Symbole ‒ gibt es
nirgends, es sei denn, man nähme vorlieb
mit den verblasenen Nebelreichen, die in
manchen Köpfen als „Wirklichkeit” gelten.
.Das „gestaltlose Meer der ungeformten
Gottheit”, von dem die Mystiker reden, ist
über allem Dasein, aber einmal verloren
in diesem Meere, würdet ihr euch nie mehr
wiederfinden.
.Aus ihm seid ihr hervorgegangen um
Gestalt und Ausdruck eures Willens zu
werden, aber was euch nun einmal indivi
dueller Formung übergab, müßte ewig einen
jeden abstoßen und stets wieder ins All hin‐
ausschleudern, falls einer in die unbegrenzte
Urflut zurückkehren könnte. ‒ ‒
.Gar weit von dieser Urflut sind die armen
Träumer entfernt, die in ihrem Unterbe‐
wußtsein das verborgene Erfahrungsgut fern‐
ster Vorahnen fanden und deren Unfähig
keit zu individuellem Selbsterleben in
84 Das Buch vom Jenseits
sich erneut durchkosteten, als vermeintliches
„Gottheitserleben”...
.Die innerste Lichtwelt geistiger Anschau‐
ung aus der wir euch Kunde bringen, ist
zwar der Formung nach das Werk aller,
die diese Geisteswelt zu erleben vermögen,
und dennoch bleibt jeder Einzelne der Ge‐
stalter seines eigenen Erlebens.
.In der Gemeinsamkeit der Willenswir‐
kung erstrebt jeder Einzelwille hier die
gleiche Formung.
.Für sich selbst aber schafft der Einzel‐
wille innerhalb unserer Gemeinsamkeit
dennoch sein eigenes Erleben, das hin‐
wieder keinen anderen Einzelwillen stört,
wie es ja auch niemals anderem Einzel‐
willen erlebbar werden könnte, es sei denn,
infolge gegenseitiger Durchdringung.
.Wenn aber nun auch die ganze geistig
sinnliche Weltgestaltung in gleicher Weise
85 Das Buch vom Jenseits
als „reale” Welt empfunden wird wie die
Welt der physisch-sinnlichen Wahrneh‐
mung, so stellen sich doch unserem Willen
innerhalb der geistigen Welt keine der
Widerstände entgegen, die ihn auf Erden
hemmen und beschränken.
.Wollen wir, daß etwas sei, so genügt
unser Wille, damit es werde...
.Es wird, ‒ je nach der Kraft unseres
Willens, früher oder später, ‒ aber es wird
so, wie wir es wollen.
.Die schöpferischen Kräfte des Willens
allein lassen in der geistigen Welt ins Dasein
treten was gewollt wird, und andererseits
entschwindet das bisher Gewollte ohne
jede Spur, sobald der Wille es verneint,
so daß hier dann in Wahrheit die Macht
des Willens nahe an den Begriff der „All‐
macht” grenzt...
.Nur die von allen, die des hier beschrie‐
benen Erlebens innewerden, gemeinsam
86 Das Buch vom Jenseits
gewollte geistige Welt, ‒ als Ergebnis ge‐
meinsamer geistig-sinnlicher Anschauungs‐
form, ‒ läßt sich ebensowenig verändern
oder vernichten wie die physische Sinnen‐
welt.
.Es gibt aber auch noch andere Welten
geistig-sinnlicher Anschauung: ‒ Welten
getrübter Erkenntnis und mißleiteten
Willens.
.Das sind die Welten derer, die ins Gei‐
stige gerieten ohne sich lösen zu können
aus den engen Fesseln irdischer Hirnge‐
spinste und Gedankenketten.
.Unfähig, sich vollbewußt zu den er
kenntnisklaren Höhen schöpferischen
Geistes zu erheben, schafft jeder, der auf
solche Art Gefesselten sich eine niedere
geistsinnliche Scheinwelt, die den Vor‐
stellungen gleicht an die er auf der Erde
schon gebunden war, ‒ aber das Erzeugnis
seines Willens hat keinen dauernden Bestand.
87 Das Buch vom Jenseits
.Da jeder Anderes will als der andere,
so zerstört immer einer des anderen Werk.
.Dennoch bleiben auch solche Trugwelten
viele Jahrtausende hindurch erhalten,
sofern sie ihr Dasein gemeinsamen Vor
stellungen danken, die auf Erden lange
Zeit mit großer Glaubenskraft gehegt und
genährt wurden. ‒
.Die unbewußten Schöpfer dieser Welten
stehen jedoch immerfort im Kampfe gegen
ihre Widersacher: ‒ gegen alle Willens‐
kräfte die ein anderes Ziel erstreben.
.Ihr wißt nicht, wieviel religiöse Un‐
duldsamkeit, wieviel nationaler Hader und
wieviel andere Zwistigkeiten auf Erden
nur Rückwirkungen sind, hervorgerufen
durch wuterfüllte Verteidigungskämpfe in
den Trugreichen, die sich der Mensch in
den niederen Regionen geistig-sinnlicher
Anschauungsform seit Urzeiten schuf. ‒ ‒
88 Das Buch vom Jenseits
.Alles, was auf der Erde ernstlich ge
glaubt oder gewollt wird, erzeugt in den
niederen Bereichen geistig sinnlicher Wahr‐
nehmung eine dem gleichen Glauben und
Wollen entsprechende „Welt”, die so lange
bestehen bleibt, wie dieser Glaube oder Wille
auf Erden besteht und Glaubende oder Wol‐
lende hinübersendet in jene Bereiche.
.Alles, was sich auf Erden bekämpft,
ist sich auch Feind in der Welt scheinbarer
Erfüllung, die es sich unwissenderweise in
diesen geistig-sinnlichen Bezirken schafft,
und was da geistig gegeneinander wütet,
wirkt mit seinen feindlichen Kräften zurück
auf die Erdenmenschheit. ‒
.Durch Wechselwirkung wird Feindschaft
und Haß auf beiden Seiten genährt.
.Aber alle diese Sonderwelten, ‒ diese
geistigen „Strandreiche”, ‒ gehen dereinst
zugrunde, mag auch ihr Bestand gesichert
erscheinen für Aeonen!
89 Das Buch vom Jenseits
.Ewigen Bestand hat im Geistigen nur
jene Geistesweltgestaltung, die einem er‐
kenntnisdurchlichteten, ewig geeinten Kol
lektivwillen entstammt, der durch nichts
verändert werden kann, da in ihm der Selbst‐
bejahungswille aller Einzelnen identisch
ist mit der ewigen Liebe, als dem Urgrund
unvergänglichen Seins...
.Wir, die wir im Ewigen leben, unserer
Ewigkeit gewiß, ‒ wir befeinden keine
Willensrichtung und keinen Glauben, mö‐
gen sie uns auch noch so absurd oder ver‐
werflich erscheinen.
.Wir haben unsere geistige Welt vor kei‐
nerlei Feinden zu schützen, denn die uns
feind sein könnten, sind nicht imstande
die Welt in der wir geistig leben, zu er‐
reichen.
.Was immer sie auch von uns gehört
haben, ‒ wie immer auch ihr Wähnen und
90 Das Buch vom Jenseits
Meinen uns beurteilen mag, ‒ so wissen
sie ja doch nicht, wovon wir Zeugnis geben,
und werden es auch nicht erfahren können,
solange ihre geistige Blindheit nicht behoben
ist...
.So würde denn auch ihr uns feindlicher
Wille nur gegen ein Bild sich richten, das
sie sich selbst geschaffen haben, ‒ nie‐
mals gegen uns selbst und unsere geistige
Welt. ‒
.Wir aber sehen, unermeßlich tief unter
den Firnenhöhen die uns im Geiste Heim‐
statt sind, jene vergänglichen geistigen Wel‐
ten, die sich erdversklavter Wille schuf,
und wir sind immerdar bereit, aus ihnen
zu befreien, was sich befreien lassen will.
.Keinen können wir erlösen, der nicht
reinen Willens, im Innersten wahr vor
sich selbst, das Höchste und Lichteste
von sich verlangt, und unerschütterlich an
die Hilfe ewiger Liebe glaubt!
91 Das Buch vom Jenseits
.Selten genug ist der Wille, der sich in
solcher Weise äußert, ‒ selten genug die
Einsicht, daß nur die Erschöpfung eigener
Kraft ein Anrecht auf Hilfe begründet...
.Dennoch gibt es solchen Willen und
solche Einsicht.
.Wenn uns auch so mancher Ruf erreicht,
der sich verrät als feiges Selbstbejammern
bei der Flucht vor eigener Verpflichtung, so
hören wir doch auch andere Rufer, die
wahrlich alles schon erfüllten, was Erfül‐
lung heischt aus eigener Kraft.
.Sie allein können wir befreien aus den
Bereichen zeitbedingten Wahns!
.Vor allem anderen was wir geistig zu
wirken vermögen ist uns heilig solches Be‐
freiungswerk!
.Wir kennen keine größere Freude, als
einem derer, die sich selbst zu übersteigen
streben, aus der Dunkelheit empor zum
Licht zu helfen...
92 Das Buch vom Jenseits
.Die anderen müssen einen Weg beschrei‐
ten, von dem hier nicht gesprochen werden
soll.
.Auch sie erkennen früher oder später,
daß ihre geistige, selbstgeschaffene Trugwelt
nicht die Welt der dauernden Erfüllung ist.
.Bitter und hart ist dann solche Erkennt‐
nis, und dornenreich der Pfad, der nur allein
noch Verheißung gibt, dereinst das Licht zu
erlangen.
.Aeonen können auf Aeonen folgen be‐
vor der Suchende dann doch die erste der
Stufen wieder erreicht, die ihn empor zum
ewigen Lichte leiten, ‒ zu dauernder Er‐
füllung seines Sehnens, ‒ zum Urgrund
seines Seins. ‒ ‒ ‒
.Alles was ich hier bekunde, könnte man
wohl für seltsame Wachträume eines von
seinen Phantasien bedrängten „Mystikers”
halten, und ich verarge es keinem Men‐
93 Das Buch vom Jenseits
schen dieses Jahrhunderts, wenn er sich
meiner Worte auf solche Art zu erwehren
sucht.
.Doch, ich rate euch in eurem Interesse,
diese Mitteilungen lieber wie den Bericht
eines Mannes aufzufassen, der euch von fernen
Ländern manches zu sagen hat, die ihr selbst
noch nicht kennenlernen konntet.
.Einige aus euch mögen auch vielleicht
Anstoß daran nehmen, daß sie hier Anderes
hören, als was sie bis jetzt von solchen hörten,
die täuschungsbetört von sich behaupteten,
die Bereiche geistiger Welten wachen inneren
Sinnes betreten zu haben.
.Hier ist zu bedenken, daß es bei be‐
sonderer Veranlagung und nach gewisser
Schulung zwar manchen Menschen möglich
werden kann, die niedersten und äußer
sten Bezirke des unermeßlichen Reiches
geistig-sinnlicher Wahrnehmung zu betreten,
daß aber keiner in das lichtklare innerste
94 Das Buch vom Jenseits
Reich wesenhaften Geistes gelangt, der
nicht zu den berufenen Hütern des gehei‐
men geistigen „Erbgutes” der Erdenmensch‐
heit gehört.
.Auch die Wenigen, denen dieses Erbgut
anvertraut ist und die mit solcher Berufung
schon geboren wurden, mußten zu jeder Zeit
erst unter hoher Leitung beträchtliches gei‐
stiges Wissen und praktisches Können er‐
werben, bevor sie nach jahrelanger Prüfung
endlich als wirklich „erprobt” befunden
wurden...
.Die „Seher” aber, die mit kühner Stirne
euch „Forschungsergebnisse auf höheren Ebe‐
nen” vortragen zu dürfen glauben, so als
ob es sich da um offene Gebiete zu wissen‐
schaftlicher Durchprüfung handle, sind ‒
ausnahmslos ‒ Menschen, denen im be
sten Falle einer oder der andere jener nie
deren Bezirke zugänglich wurde, die ich
als die „Strandreiche” der geistig-sinnlichen
Anschauungsweise bezeichnet habe.
95 Das Buch vom Jenseits
.Mancher dieser Betörten mag gewiß guten
Glaubens von Dingen berichten, die er in
einem solchen „Strandreich” wirklich ge‐
wahrte, oder die ihm gar ein Jenseitiger,
der ihm als „Meister” erschien, im unge‐
hemmten Wahn täuschungsberauschter „Si‐
cherheit” zu zeigen unternahm. ‒
.Seltener als ihr ahnt, ist wirklich au
thentische Kunde aus unserer Welt im
geistigen Universum!
.Die, denen solche Kunde zuweilen zu‐
kam, hielten sie meistens sehr geheim, und
fürchteten, Heiliges zu profanieren, wenn
sie das, was sie erfahren durften, der Menge
preisgeben würden.
.Immer war authentische Kunde nur
von uns Wenigen gekommen, als den ein
zigen, die sie geben konnten.
.Man gab jedoch die Aufschlüsse nur im
Geheimen, und gab sie nur Einzelnen,
96 Das Buch vom Jenseits
die sich Tag und Nacht darum mühten, Er‐
leuchtung zu erlangen.
.Allzukärglich aber blieb bei dieser Art
der Austeilung des Saatgutes die geerntete
Frucht, so daß nun aller Welt gegeben wer‐
den soll, was sich in Menschenworten mit‐
teilen läßt von unserem Erfahrungswissen.
.Ich trete nicht etwa vor euch als Lehrer
hin um Anspruch darauf zu erheben, daß
man mir ein größeres Maß an Vertrauen
schenke, als es unter redlichen Menschen
allgemein üblich ist.
.Die Kunde, die ich euch hier durch mein
Wort vermittle, gebe ich aus meiner ewigen
Geistnatur, und ich bezeuge hier eine gei‐
stige Welt, in der ich mit meinen Brüdern
im Geiste lebe, während ich, zu gleicher
Zeit, auch noch das Leben auf dieser Erde
mit euch teile, allem Irdischen verpflichtet,
und weit davon entfernt, mich ihm ent‐
ziehen zu wollen.
97 Das Buch vom Jenseits
.Ich gebe auch nicht nur allein Bezeugung
eigenen Erkennens sondern schreibe jedes
meiner Worte zugleich in stetem geistigen
Einklang mit dem Erkennen derer, die mir
Brüder sind im Geiste, als mir vereinte
Priester im Tempel der Ewigkeit.
.Möge jeder, der diese Worte liest, von
der äußeren Persönlichkeit ihres Schreibers
gänzlich absehen, und nur im eigenen
Herzen sich fragen, ob dort Übereinstim‐
mung zu finden ist mit dem allhier Ge‐
gebenen!
.Die Zustimmung des Herzens wird
anfangs erst nur leise vernommen werden,
wenn der Leser noch in Gedanken und Vor‐
stellungen lebt, die von den niederen Grenz‐
reichen geist-sinnlicher Anschauungsart be‐
einflußt werden.
.Je höher er sich bereits über diese Ein‐
fluß-Zone erhoben hat, desto deutlicher wird
98 Das Buch vom Jenseits
er im eigenen Innersten die Wahrheit meiner
Worte empfinden.
.Wer allerdings, wenn auch dessen nicht
bewußt, Mitschöpfer niederer Welten im
geistsinnlichen Grenzgebiet ist, und daher
im Banne der Rückwirkung seiner selbst‐
geschaffenen Vorstellungsgebilde steht, der
wird schwerlich den Drang empfinden, sich
aus seiner Selbstbindung zu befreien.
.Ebenso werden alle, die das Reich des
abstrakten Denkens für das Reich des
Geistes halten, nur ein Lächeln dafür übrig
haben, daß es eine Welt ewiger Erfüllung
im Geistigen geben solle, die so viele Ele‐
mente der physischen Erscheinungswelt
aufweist.
.Die Erkenntnis, daß alle physisch-sinn‐
liche Erscheinungswelt, im Größten wie im
Kleinsten, Nachformung geistig-sinnlicher
Erscheinungswelten ist, scheint allzuschwer
erreichbar...
99 Das Buch vom Jenseits
.So wird man sich denn auch berechtigt
glauben, alles, was ich über diese Dinge
sage, ohne Prüfung in das Reich der Fabeln
und der menschlichen Hoffnungsträume zu
verweisen.
.Und doch wird durch solches Fehlurteil
nicht das geringste an der gegebenen Struk‐
tur der Wirklichkeit geändert. ‒
.Wenn es nicht ein jahrtausendealter
Aberglaube wäre, daß geistige Wirklich‐
keit sich durch den Mechanismus logisch
richtigen Denkens erschließen lassen müsse,
dann wäre die hier durch mich bezeugte
Wirklichkeit längst erschlossen und jedem
weiteren Zweifel entrückt!
.Weit näher der Wahrheit kommen die
Glaubenslehren der alten Religions
systeme, denn in ihrem Bilderschatz hat
sich vieles bis auf den heutigen Tag er‐
halten, was deutlich das Zeichen wirklicher
Jenseitsbewußter trägt.
100 Das Buch vom Jenseits
.Wer heute noch die Sprache dieser Bild‐
lehren zu deuten weiß, dem sage ich gewiß
nichts Fremdes, wenn ich lehre, daß es keine
andere, wahrhaft ewige „Seligkeit” für den
bleibenden Menschengeist gibt, als in der
innersten lichtgezeugten Welt des Geistes
mit ihrem unendlichen Reichtum an Form
und Ursymbol, ‒ mit ihren unendlich‐
fältigen Möglichkeiten der Erfüllung höch‐
sten und reinsten Wollens...
.Die aber, nach deren Anschauung des
Menschen Selbstempfinden mit dem Tode
seines Erdenkörpers endet, mögen erst
nach diesem Tode ihren folgenschweren
Irrtum durch Erfahrung korrigieren
lassen!
.Sie werden kaum viel halten von der
Zustimmung des Herzens”, und trotz
allem Scharfsinn werden sie nicht gewahren,
wie sie sich selbst den einzigen Weg ver‐
bauen, der sie schon jetzt, und hier in
101 Das Buch vom Jenseits
ihrem Erdenleben, zu klarer Einsicht führen
könnte.
.Es sind gewiß nicht die Schlechtesten,
die, aus vermeintlichen guten Gründen, den
Tod des physischen Erdenkörpers für iden‐
tisch halten mit endgültiger Bewußt
seinsvernichtung, ‒ aber schwer sind sie
aus ihrem Irrtum zu reißen, da der Augen
schein sie engumfesselt hält, so daß sie
die unbestreitbare Erkenntnis irdischer
Vergänglichkeit auch in einer Sphäre, die
ganz anderen Gesetzen folgt, noch als be‐
weiskräftig erachten...
.Gewiß ist der erdensinnlich faßbare
Mensch mit dem Tode seines irdischen Kör‐
pers auf immer vernichtet!
.Was weiterbesteht, ist der aus sich ge‐
formte ewige Wille, so wie er sich bis zum
Tode des Körpers in diesem und durch
dessen Kräfte Ausdruck schuf, und das in
dieser Willensform sich selbst erkennende
102 Das Buch vom Jenseits
Bewußtsein, so, wie es noch in den letzten
Momenten klaren Empfindens im Körper
sich auch sinnenhaft empfand.
.Beides aber genügt wahrlich, um den
nachfolgenden Zustand ein „Weiterleben
zu nennen, denn auch das irdische Leben
ist ja nur sinnenfällige „Äußerung” des
durch seine Eigenformung bestimmten, und
damit sein Selbstbewußtsein bestimmen‐
den ewigen Willens.
.Mit Recht wehrt sich vernünftiges Den‐
ken aber gegen die Annahme, es werde
dieser Wille, oder das durch die erlangte
Willensformung bestimmte Selbstbewußt‐
sein sogleich nach dem Tode des Erden‐
körpers etwa in einen Zustand „ewiger
Wonne” erhoben oder hinabgestürzt in
„ewige Qual”.
.Das Unvergängliche, das sich vordem im
Erdenkörper Ausdruck schuf, „entflieht”
103 Das Buch vom Jenseits
auch keineswegs in irgendwelche Wolken‐
höhen, oder „zu den Sternen”.
.Es tritt nur ein Anschauungswechsel
ein, und das von der irdischen Wahrneh‐
mungsart gelöste Bewußtsein des ewigen Wil‐
lens wird wahrnehmungsfähig mit den Sinnes‐
organen seines geistigen Körpers, durch den
allein es ja auch schon während des Erden‐
lebens zu geistiger Erfahrung kam, mag sol‐
che Erfahrung reich oder gering gewesen sein.
.Was aber vorerst wahrgenommen wird,
nachdem die physischen Sinnesorgane dem
Bewußtsein entzogen wurden, habe ich be‐
reits in der ersten Abhandlung dieses Bu‐
ches eingehend beschrieben.
.Die Anschauungsart ist trotz aller
Sonderformen, die sie umfaßt, die gleiche
in den niedersten der nur geistig-sinn‐
lich erfahrbaren Welten, wie in der höch
sten, innersten Welt des Geistes.
104 Das Buch vom Jenseits
.Verschieden sind nur die Gestaltungen,
die wahrgenommen werden, ‒ verschieden
ist die Klarheit individueller Erkenntnis
innerhalb des Wahrnehmungsbereiches.
.Je höher diese Erkenntnis, desto reiner
empfindet sich der dann bereits kristall‐
scharf geformte ewige Wille im Selbst‐
bewußtsein als Schöpfer der Erscheinungs‐
formen aus geistiger Substanz, ‒ desto
lichtklarer offenbart sich dem Bewußtsein
die ewige, alle Seinsform tragende Wirk
lichkeit.
.Zum „Gestaltlosen” strebt nur un
klar geformter, seiner selbst noch nicht
sicherer Wille. ‒
.Geklärter, formstraff in sich selbst
gefestigter ewiger Wille aber, der Ord
nung nach Maß und Zahl in sich begreift,
muß auf jeder Stufe seiner Auswirkung
zur Gestaltung in Erscheinungsformen
führen, und höchstes Glück ist ihm die
105 Das Buch vom Jenseits
Ausgestaltung seiner Eigenschöpfung zu der
in ihr begründeten Vollkommenheit...
.Wohl kennt jeder wirklich schöpferische
Künstler und auch mancher andere „Schaf
fende” auf der Erde einen fernen Abglanz
solchen Glückes, aber erst auf der geistigen
Seite des Universums findet Erfüllung,
was auf Erden Vorahnung war.
.Darum ist die Erziehung des Willens,
durch Nützung seiner eigenen Formungs‐
triebe, die erste und nötigste geistige
Schulung und der erste Schritt auf dem
Wege, der zur ewigen Welt im Innersten
des Geistes führt.
.Wir sind euch wahrhaftig näher als ihr
glaubt, ‒ ja wir sind bei euch, wo immer
ihr auch seid, denn was in euch des Geistes
ist, hat sein ewiges Sein in der uns er‐
schlossenen geistigen Welt, obwohl ihr noch
106 Das Buch vom Jenseits
nicht imstande seid, eure Identität mit die‐
sem eurem ewigen Geistigen zu empfinden.
.Zu dieser Identitätsempfindung könnt
ihr nicht eher kommen, als bis euer ewiger
Wille sich rein und formklar in Ordnung
und Gesetzlichkeit vollendet hat.
.Nur wer ohne Unterlaß daran arbeitet,
sich dem Nebel trüber Dämmerdünste zu
entreißen, in dem ihn verschwommene Be‐
griffe vom Geistigen umherirren lassen, der
kann dereinst zu der Klarheit geistigen Lich‐
tes kommen, die uns Lebensodem ist. ‒
.Dann wird der Suchende erfahren, daß
die tausend „Fragen” die er vergeblich
sich schon am ersten Anfang seines Weges
stellte, erst am Ziele dieses Weges ihre
absolut befriedigende Antwort erhalten
können. ‒
.Das ist der Grund, weshalb alle Führer
zum geistigen Lichte zuerst die Forderung
107 Das Buch vom Jenseits
nach dem „Glauben” stellen müssen, der
als lebendige Kraft den Impuls zum Vor
anschreiten auslöst.
.Am Beginn des Weges zum Tempel
der Ewigkeit muß der „Glaube” stehen,
denn „Wissen” kann dem nur werden, der
das Endziel des Weges in sich erreichte.
.Wer nicht „glauben” kann, dieses Ziel
dereinst zu erreichen, der wird gewiß die
Mühe nicht auf sich nehmen, die der Weg
von ihm verlangt, und wer diese Mühe
scheut, der kann auf keinen Fall hier auf
Erden schon zu gewissem „Wissen” in gei‐
stigen Dingen kommen!
.Solches „Wissen” aber kann euch wer
den, auch wenn ihr nicht schon während
eures Erdenlebens imstande seid, euch frei
in den höchsten Reichen des Geistes zu
erleben.
108 Das Buch vom Jenseits
.Wer aber zum „Wissenden” in den Din‐
gen des Geistes wurde, der hat wahrlich
mehr erreicht, als wenn ihm alle Wissen‐
schaft der Erde eigen wäre...
.Er wird sich selbst in uns erkennen,
und mit uns vereint wird ihm das Reich
des Lichtes ewige Heimstatt werden!
.Doch soll man wahrlich nicht glauben,
daß geistiges Wissen etwa nur denen er‐
langbar sei, die hochmütig sich aller welt‐
lichen „Schulweisheit” überhoben wähnen!
.Zwar kann geistiges Wissen nicht durch
verstandesmäßiges Erschließen gewonnen
werden, wohl aber kann es dem Verstande
gar manches Neue erschließen helfen...
.Wissen im Geiste ist nicht auf gleiche
Weise zu erlangen, wie weltliche Wissen‐
schaft, aber ebensowenig läßt sich verstan
desmäßige Erkenntnis irdischer Zusam‐
menhänge anders, als durch Verstandes
arbeit erreichen.
109 Das Buch vom Jenseits
.Was irdischer Verstand erkennt aus
erdensinnlicher Erkundung her, kann
niemals Gegenstand der geistes-sinnlichen
Erkundungsweise sein, und niemals kann
ein Widerspruch bestehen bleiben zwi‐
schen beiden Arten des Erkennens, es sei
denn, daß er nur durch mangelnde Er‐
kenntnis-Fähigkeit verschuldet worden
wäre.
.Erst dort, wo alles „Erdenkbare” endet,
wird Erkenntnis aus geistigem Anschauen
möglich: ‒ jenseits aller erdenmensch‐
lichen Wissenschaft!
110 Das Buch vom Jenseits
DAS EINZIG WIRKLICHE
.Du hast nun hoffentlich bereits be‐
gonnen, ein Weniges zu erahnen von dem
Geheimnis der ewig zeugenden, ewig ge‐
bärenden Ursachenwelt, die sich in allen
Anschauungsreichen offenbart, in unendlich‐
fältiger Erscheinungsfülle...
.Oder ist dein inneres Fühlen doch noch
zu stumpf, weil du nicht gewohnt warst, es
zu schärfen?
.Dann erfühlst du vielleicht noch kaum
etwas von dem Mysterium, das dir durch
meine Worte enthüllt werden soll, oder du
deutest meine Worte, wie sie nicht gedeutet
werden wollen? ‒
.Ich will aber, daß du „sehend” wirst,
damit du nicht dereinst als ein „Verblen
113 Das Buch vom Jenseits
deter” das Reich des Geistes betreten wirst,
wenn der Tag kommt, an dem du es be‐
treten mußt. ‒
.Avidyâ”, d.i.: Nichtwissen, nennt
östliche Weisheit mit Recht eine „Schuld”,
denn dein eigener Wille nur vermag es,
dir die Pforte zur Erkenntnis zu versper‐
ren. ‒ ‒
.Du hast jetzt mehrfach bereits gehört,
daß zwischen deiner Welt der physisch
sinnlichen Wahrnehmung und der Welt des
Geistes nur eine Schranke liegt, die zwei
verschiedene Arten der Wahrnehmungs
fähigkeit voneinander trennt.
.Ich habe mich absichtlich des öfteren
wiederholt und werde mich auch weiterhin
noch wiederholen müssen, damit diese Grund‐
wahrheit dir so tief wie möglich zu Bewußt‐
sein kommt.
114 Das Buch vom Jenseits
.So muß ich auch hier dir in die Erin‐
nerung rufen, daß das Wirkliche immer
das gleiche Eine und Ursächliche bleibt,
auch wenn es auf die verschiedenste Art
zur Wahrnehmung gelangt in den physi
schen oder geistigen Erscheinungswelten.
.Philosophisches Denken erspürte von fer‐
ne dieses eine „Wirkliche” und nannte es:
„Das Ding an sich”.
.Bis zu ihm aber vorzudringen, ist
auch der feinsten und scharfsinnigsten phi‐
losophischen Spekulation absolut unmög
lich.
.Nur in praktischer Erfahrung wird
es erfaßt, und nur erprobte Meister uralter
verborgener Erkenntnisweise sind dieser
praktischen Erfahrung wirklich fähig.
.Sie allein vermögen es auch, ihre schon
dazu geborenen, ausgewählten Nachfolger zu
dieser praktischen Erfahrung zu führen.
115 Das Buch vom Jenseits
.So habe auch ich voreinst erlangt, was
hier zu erlangen war.
.Wer anders als wir, sollte dir also das
einzig Wirkliche, das aller und jeder
Erscheinung letzte Ursache ist, wenigstens
durch den Hinweis, den Worte einer Men‐
schensprache zu geben vermögen, hier auf
Erden aufweisen können?!
.Ich will versuchen, ob es mir gelingt,
‒ allein, ich muß dein eigenes innerstes
Fühlen bei diesem Beginnen dringend zu
Hilfe bitten, denn nur, wenn das, was in
dir des Geistes ist, meinem Lehrwort sich
vereinen kann, wirst du der Wahrheit
innewerden.
.Deine Augen sind bis jetzt noch geblen
det von dem Glanze eines vergänglichen
Lichtes, das gewiß die Augen blenden kann!
.Du mußt erst „sehen” lernen! ‒
116 Das Buch vom Jenseits
.Dein Auge muß frei werden, so daß es
sehen kann, was es sehen will, und nicht
mehr gezwungen ist, nur das sehen zu
müssen, was die allermeisten Menschen
allein zu sehen vermögen. ‒ ‒
.Dein Auge muß nach innen sehen lernen,
so, wie es bis jetzt nur nach außen sieht!
.Aber es handelt sich hinwieder auch
nicht nur allein um ein anderes „Sehen”,
sondern dein ganzes Fühlen muß Erneue‐
rung erfahren.
.Dein eigenes „Daseinsgefühl” muß sich
aus den Fesseln lösen, die es bislang noch
umstricken, willst du das einzig „Wirk
liche”, das Ursache aller Erscheinung ist,
mit unbeirrbarer Sicherheit erfühlen.
.Magische Fäden durchziehen auch diese
äußere, physische Sinnenwelt, und wenn
du mit Ausdauer dich bestrebst, nach in
nen sehen zu lernen, so wirst du bald die
117 Das Buch vom Jenseits
Erscheinungsform dieser Außenwelt von
dem Ursächlichen, das sich in ihr offen‐
bart, zu unterscheiden wissen.
.Du wirst die überraschende Entdeckung
machen, daß das einzig Wirkliche aller
Erscheinungswelt auch in der physisch
sinnlichen Erscheinungsart erfaßbar ist, in
Gestalt der verborgenen geistigen Ur
seinskräfte, die zwar oft genug von Men‐
schen erfahren wurden, aber dennoch von
vielen geleugnet werden, weil ihre Er‐
fahrung nichts davon weiß...
.Wer erfahren durfte, was hier gemeint
ist, den kann kein Zweifel Anderer mehr
beirren, und sein eigenes Erleben wird ihn
davor behüten, diese Kräfte etwa jenen
gleichzusetzen, die dem unsichtbaren
Bereich der physischen Natur entstam‐
men, obwohl man gemeinhin in beiden
Fällen von „mystischen”, „übernatürlichen”
oder auch „okkulten” Kräften zu sprechen
pflegt.
118 Das Buch vom Jenseits
.Die ganze physische Erscheinungswelt,
die dich umgibt, ‒ dein eigener Körper
miteingeschlossen, ‒ ist aufgebaut auf der
Auswirkung der den Erdensinnen verbor
genen geistigen Kräfte aus dem Ursein,
und alle geistigen Welten sind gleicher‐
weise dieser ursächlichen Kräfte Erschei‐
nungsform.
.Es ist die andere Anschauungsart,
die das Wirken dieser Kräfte als physi
sche, oder als geistige „Welt” empfin‐
den läßt.
.Du wirst nun begreifen, daß das „Jen
seits” keine ursächlich andere Welt ist,
sondern nur das Ergebnis einer neuen, dir
noch unbekannten, anderen Wahrneh
mungsart der Auswirkung dieser gleichen
verborgenen Urseinskräfte, deren Auswir‐
kungsfolge du hier auf Erden als „Dies‐
seits” anschauen lerntest. ‒
119 Das Buch vom Jenseits
.Dein Bewußtsein ist zwar nicht Schöpfer
der Wirklichkeit, denn es ist selbst ein
„Teil” dieser Wirklichkeit, ‒ ist selbst
eine der verborgenen geistigen Urseinskräfte,
‒ aber es ist im „Diesseits” wie im „Jen‐
seits”: Schöpfer der Erscheinungsform,
die sich hier wie dort aufbaut auf der Aus‐
wirkung der gleichen Kräfte.
.Zu der „diesseitigen” Anschauungs‐
form gehört eine Auswirkungsfolge dieser
Kräfte, die dir sehr vertraut ist als die
Funktion deiner physischen Sinne.
.Durch diese, dir hier gegebenen Sinne
wird all dein Anschauen und Anerkennen
der Wirklichkeit auf Erden genau bestimmt,
und so nimmst du nichts anderes wahr,
als was sie dich wahrnehmen lassen.
.Da du aber selbst ein „Teil” der ewigen
Wirklichkeit bist, gleichwie ein Wasser‐
tropfen im Meere ein Teil des Meeres ist,
so trägst du auch in dir potentiell alle
120 Das Buch vom Jenseits
Möglichkeiten die der ewigen Wirklich‐
keit innewohnen, wie der Tropfen im
Meere alle Eigenschaften des Meerwassers
aufweist.
.So bist du nicht nur fähig, durch die
Sinnesorgane deines physischen Organis‐
mus wahrzunehmen, denn du selbst bist
ja geistiger Natur und deines geistigen
Organismus ewiger Eigner.
.In deinem geistigen Organismus besitzest
du andere Sinnesorgane, die du bis jetzt
noch nicht kennst, und sie entsprechen auf
geistiger Seite durchaus deinen physi
schen Sinnesorganen hier im irdischen
Leib.
.Durch deine geistigen Sinne wirst du
im „Jenseits” ebenso zum Schöpfer deiner
geistigen Erscheinungswelt, wie du hier
auf Erden Schöpfer der dir wahrnehmbar
werdenden physischen Erscheinungswelt
bist, ohne darum zu wissen...
121 Das Buch vom Jenseits
.Betrachte, um deinem Verstehen zuhilfe
zu kommen, beispielsweise einen Menschen
in der Hypnose!
.Er sieht, hört und fühlt alles, was du
ihn durch deine Suggestion sehen, hören
oder fühlen lassen willst, und es gilt ihm
als wahrhaft vorhanden.
.Du glaubst mit aller Bestimmtheit, er
unterliege einer von dir gewollten Täuschung,
‒ allein du bist es, der sich in dieser
Annahme täuscht!
.Du hast den Hypnotisierten nur für
kurze Zeit von dem Zwang befreit, seinen
physischen Sinnen allein glauben zu müs‐
sen, und nun sieht, hört und fühlt er vor‐
übergehend, und dort, wo du es ihm be‐
fiehlst, auch mit seinen geistigen Sinnen,
und wird durch sie zum Schöpfer dessen,
was ihm wahrzunehmen aufgetragen ist.
.Nicht du zeigst ihm, was er sieht, und
er sieht auch gewiß noch nichts von dem,
122 Das Buch vom Jenseits
was in geistigen Erscheinungswelten allen
dort Wahrnehmenden gemeinsam sichtbar
ist.
.Du leitest nur seine plastische Phantasie,
und da er, bei gehemmter Funktion der
physischen Sinne, zugleich auch mit sei‐
nen geistigen Sinnen wahrzunehmen ver‐
mag, so gestaltet sein Wille vorübergehend
in geistiger Substanz die Aequivalente der
Vorstellungsbilder, zu deren Erzeugung du
ihn veranlaßt hast.
.Nicht der Holzstab mit dem du seine
Hand berührst, ‒ während du suggerierst, es
handle sich um ein glühendes Eisen, ‒
schafft die Brandblase, die alsbald auf der
Hand zu sehen ist, ‒ sondern die geist
sinnliche Erscheinungsform eines glü
henden Eisenstabes hat sie bewirkt, und
sie konnte derartiges nur bewirken, weil
sie auf der Auswirkung der verborgenen
Kräfte aufgebaut war, die in aller Er‐
scheinung das einzig Wirkliche sind. ‒
123 Das Buch vom Jenseits
.Keinen Augenblick wird der Hypnoti‐
sierte an der Objektivität seiner Eigen‐
schöpfung zweifeln, und wenn du ihm be‐
fohlen hast, sich seiner Erlebnisse auch
nach dem Erwachen noch zu erinnern,
so wird er dann im Wachzustand kaum zu
begreifen vermögen, daß seine Wahrneh‐
mungen nicht in der physischen Sinnen‐
welt erfolgten.
.So intensiv aber konnte er nur erleben,
weil sein Erleben auf der Auswirkung der
gleichen Wirklichkeit beruhte, wie die
ihm vertraute physische Erscheinungs‐
welt. ‒ ‒
.Wenn nun die Hypnose hier auch nur
der Verständigung wegen erwähnt wurde,
und wenn auch gewiß die Einblicke in
geistig-sinnliche Bezirke, die sie gewährt,
sehr beengt und oberflächlich bleiben, so
kann dir dieses Beispiel doch immerhin
zeigen, daß deine gegenwärtige physisch
124 Das Buch vom Jenseits
sinnliche Anschauungsmöglichkeit nicht
etwa die einzig vorhandene ist.
.Wir Menschen hier auf der Erde sind
alle gleichsam in einer Kollektivhypnose,
so daß wir hier nicht auf andere Weise
wahrnehmen können, als wie unser „Hyp‐
notiseur”, der hier unser eigener „ein-ge‐
borener” Wille ist, uns wahrnehmen lassen
mag, und er wäre nicht in irdischem Be‐
reiche, ginge sein Streben nicht nach dem
Selbsterleben in physisch-sinnlicher Er‐
scheinung.
.Sobald wir unseren zeitlich ins Physische
gerichteten ewigen Willen umzukehren
verstehen, werden wir andere Wahrneh‐
mungsarten und ihre Gesetze kennenler‐
nen. ‒
.Das ist zwar während des physischen
Daseins auf der Erde nur sehr wenigen
Menschen möglich, ‒ es wird aber allen
zur Notwendigkeit, sobald der Tod des
125 Das Buch vom Jenseits
Erdenkörpers dem Willensbewußtsein die
bisherigen Sinnesorgane entzieht.
.Alle „Furcht vor dem Tode” erwächst
aus dem Widerstreben des ins Physische
gerichteten Willens gegen eine Umkehr
seiner, im Akt des „Falles” aus dem Ur‐
licht eingeschlagenen Richtung. ‒ ‒
.Du wirst nun begreifen können, daß
jeder, der hier auf Erden noch nicht zum
geistigen „Erwachen” kam, im „Jenseits
zuerst nur eine „Grenzwelt” ertastet, die
seinen Vorstellungen und denen Gleich
gesinnter, entspricht, ‒ daß er aber erst
vollständig Herr seiner selbst im eigenen
Willen geworden sein muß, bevor er in
die ewige geistige Lichtwelt absoluter
Erfüllung emporgeführt werden kann. ‒
.Wir können auch keinen brauchen, der
nicht alle seine selbstsüchtigen Wünsche
aufgegeben hat, denn sein bloßes Dasein
126 Das Buch vom Jenseits
in der uns umschließenden geistigen Region
wäre schon gleichbedeutend mit ihrem Ver‐
sinken in Unordnung und Chaos, ‒ gesetzt,
es wäre möglich, daß ein solcher die höchste
Licht-Welt im Geiste ersteigen könnte.
.Vielleicht verstehst du nun, weshalb ich
betonte, daß wir hier alle eines Willens
sind, der sich in seiner Zielrichtung nicht
verändern kann...
.Wir sind im geistigen Reiche souve‐
räne Beherrscher des einzig Wirklichen ge‐
worden, ‒ durch die mit ihm verschmol‐
zene Einheit unseres Willens, in dem je‐
der Einzelwille nur noch als Allwille sich
wiederfindet...
.So wurden wir wissende Bildner der
höchsten und reinsten Erscheinungswelt im
Geistigen.
.Soweit in einem Zustand, der weder An‐
fang noch Ende kennt, da er immerdar zu
127 Das Buch vom Jenseits
gleich Beides selber ist, dennoch von „Voll‐
endung” gesprochen werden kann, wissen
wir, daß unsere Vollendung bedingt ist,
durch stetes bewußtes Gestalten und Erhalten
der höchsten und lichtklarsten Erscheinungs‐
welt im Geiste, die uns Stätte des Wirkens
wie Tempel der Anbetung wurde...
.Wir „sind” nichts anderes, als nur das,
was unser geeinter ewiger Wille will!
.Was man auf Erden und in der Rede
des Alltags „Wille” nennt, ist nur ein
Wünschen, ein Begehren, oder irgend
einer Neigung Ausdruck, bedingt durch
eine Gehirnfunktion.
.Würde der wirkliche ewige Wille des
Menschen auf der Erde den Wünschen
folgen, dann müßte sich jeder Wunsch und
jedes Begehren erfüllen.
.Dem ist aber nicht so, wie jeder weiß,
und wir können wahrlich dem Himmel
128 Das Buch vom Jenseits
danken, daß allhier nicht hinter jedem
Wunsch ein Wille steht...
.Auf der Erde „will” unser ewiger Wille
nur in der Beschränkung, die ihm die ge
wollte physische Anschauungsweise
auferlegt, auch wenn die Wünsche diese
Schranken nur zu oft und zu gerne über
fliegen möchten.
.Erst im Geistigen, ‒ in der anderen
Anschauungsform, ‒ kann unser Wille auch
anders wollen.
.Dort ist der Bann „diesseitiger” Hypnose
gebrochen und die anderen, in uns vor‐
handenen Möglichkeiten der Anschauungs‐
weise können sich offenbaren.
.Du wirst nun auch hier wieder sehen,
weshalb es so unsinnig ist, zu glauben, daß
dieser Erdenwelt Gestorbene sich „materiali‐
sieren” könnten, um mit den Irdischen in
Verkehr zu treten.
129 Das Buch vom Jenseits
.Das würde heißen, daß die der Hypnose
physischen Anschauungszwanges endlich Ent
rückten, aufs neue ihr verfallen könn‐
ten. ‒
.Selbst wenn es „naturgesetzlich” mög‐
lich wäre, würden sie solche Rückkehr
nicht mehr wollen können, da der Wille
längst nun sich selbst aus seinem hypno‐
tischen Bann befreite, ganz abgesehen da‐
von, daß die physisch-sinnliche Anschauungs‐
weise durch die Funktion der physischen
Sinnesorgane bedingt ist.
.Wie ich schon vordem sagte, ist alles,
was jemals in spiritistischen Seancen für
die „Materialisation” eines Gestorbenen
angesehen wurde, wie auch jede dort wahr‐
genommene physikalische Manifestation,
nur das Werk von Wesen, die zwar den
menschlichen physischen Sinnen für
gewöhnlich unwahrnehmbar bleiben,
aber dennoch zur physischen Natur ge‐
hören.
130 Das Buch vom Jenseits
.Ihr unsichtbarer Organismus ist keines‐
wegs „geistiger” Natur und sie können
nichts Geistiges wahrnehmen.
.Dagegen verfügen sie über hochent‐
wickelte Sinnesorgane in ihren, dem Er‐
denmenschen normalerweise unsichtbaren
physischen Körpern, ‒ Sinnesorgane die
zwar physischer Art sind und nur „dies‐
seitige” Anschauungsweise bewirken, aber
doch alle physischen Sinnesfunktionen des
Erdenmenschen außerordentlich übertreffen.
.Dazu kommt noch, daß diese Wesen auch
mit Sinnen begabt sind, die der Mensch der
Erde nicht besitzt, und nur ‒ so gut es
geht ‒ durch die Funktionen mechanischer
Apparate zu ersetzen sucht. ‒
.Die, irdischen Menschenaugen Unsicht‐
baren, um die es sich hier handelt, ‒ die
aber von manchen Tieren der Erde sehr
scharf wahrgenommen werden, ‒ sind im‐
131 Das Buch vom Jenseits
stande, für kurze Zeit und unter Benutzung
menschlicher Kräfte, Formen anzunehmen,
die auch den menschlichen physischen
Sinnen wahrnehmbar werden müssen.
.Die zeitweilige Erzeugung und Benutzung
solcher Formen wird bewirkt durch eine Art
Amalgamierung mit dem Willen gewisser
Menschen (der sogenannten „Medien”) bei
gleichzeitiger Benützung ihrer „Tierseele”.
.Die Bewohner des den Menschensinnen
nicht bewußt wahrnehmbaren Teiles der
physischen Erscheinungswelt sind in ge‐
wissem Sinne dem Menschen recht „ähnlich”,
aber es handelt sich weder um ehemalige
Menschen, noch können aus diesen Wesen
jemals Menschen werden.
.Es handelt sich vielmehr um Geschöpfe,
die dem menschlichen unsichtbaren phy‐
sischen Organismus ebenso nahestehen, wie
die irdische Tierwelt dem äußeren phy‐
sischen Menschen.
132 Das Buch vom Jenseits
.Das naturgewollte Wirkungsgebiet dieser
Wesen liegt in den inneren Bereichen des
organischen Aufbaues der physischen Welt.
.Die „Gnomen”, „Kobolde”, Erd-, Luft‐
und Wassergeister der alten Märchen und
Sagen sind, ‒ von sichtlichen Zugaben der
Volksphantasie abgesehen, ‒ zumeist ganz
so dargestellt, daß die Vermutung recht
nahe liegt, man habe es hier nicht mit
Erdichtungen zu tun, sondern mit Zeug‐
nissen realer erdenmenschlicher Erfahrung.
.Die Bezeichnung als „Naturgeister
darf jedoch nicht vergessen lassen, daß es
sich um physisch-sinnliche Wesen handelt,
denen die geistige Seite der ursächlichen
Welt nicht nur unzugänglich, sondern
nicht einmal für ihr Bewußtsein vorhan
den ist...
.Nur die Unkenntnis dieser naturge‐
gebenen Zusammenhänge läßt es als ent‐
schuldbar erscheinen, wenn Menschen ver‐
133 Das Buch vom Jenseits
muten oder gar glauben, in spiritistischen
Sitzungen mit Wesenheiten aus der gei
stigen Welt zu verkehren.
.Wohl ist es möglich, daß rein geistige
Wesenheiten, und mithin auch Gestorbene,
sich unter gewissen Umständen sichtbar
und vernehmbar machen können, ‒ allein,
du siehst und hörst sie dann durch deine
geistigen Sinne, auch wenn du mit phy‐
sischen Augen zu sehen, mit dem physischen
Gehör zu hören meinst.
.Niemals aber werden wirkliche Geist‐
wesenheiten irgendwelche physikalische
Kraftäußerung hervorbringen! ‒
.Damit du eine wirkliche geistige Wesen‐
heit durch deine geistigen Sinne wahr‐
nehmen kannst, ist es nötig, daß man dich
von geistiger Seite her vorübergehend aus
der „Hypnose” physisch-sinnlicher An‐
schauungsart befreit.
134 Das Buch vom Jenseits
.Deine unbeeinflußte Umgebung wird
dann weder die Gestalt sehen, die du er‐
blickst, noch eines der Worte hören, die
du vernimmst, und doch braucht es sich
bei deinem Erleben keineswegs um eine
„Halluzination” zu handeln, die ja nur ein
Erzeugnis deiner eigenen plastischen Phan‐
tasie wäre...
.Empfängst du ein echtes geistiges Er‐
lebnis, ohne es gesucht zu haben, so nimm
es ehrfürchtig hin und verwahre in deinem
Herzen, was du empfinden durftest!
.Töricht aber wäre es, dir solche Erleb‐
nisse etwa zu wünschen, denn es gehört
schon sehr hoch entwickelte Kritikfähig‐
keit dazu, echte Wahrnehmungen der gei‐
stigen Sinne sicher von lebhaften Hallu
zinationen zu unterscheiden, und du wirst
doch kaum erstreben, einen „Geist” zu
sehen, von dem du nicht wissen kannst,
ob er nicht gar dein eigenes, in einer Maske
agierendes Projektionsbild ist.
135 Das Buch vom Jenseits
.Die Fälle echter geistigsinnlicher Wahr‐
nehmung sind so überaus selten, daß man
gut tut, erst dann an eine tatsächliche Ein‐
wirkung aus geistigen Regionen zu glauben,
wenn schärfste Kritik die Möglichkeit
einer Halluzination unter allen Umstän
den ausschließt.
.Das zu beurteilen, lehrt aber nur reiche
Erfahrung, und ein sicheres Urteil steht
hier nur Menschen zu, deren geistige Sinne
schon dauernd erschlossen sind.
.Das sogenannte „Hellsehen” ist jedoch
nicht die Fähigkeit, geistige Gestaltungen
wahrzunehmen.
.Der „Hellseher” ist nur imstande, ihm
räumlich oder zeitlich ferne Dinge der phy
sischen Welt wahrzunehmen, ‒ zuweilen
auch mit Einschluß ihres unsichtbaren Be‐
reiches und der in ihm lebenden Lemuren‐
wesen, die ihm alsdann als „Geister” gelten.
136 Das Buch vom Jenseits
.Mag ein „Hellseher” auch die verblüf‐
fendsten Beweise seiner Wahrnehmungs‐
fähigkeit in der Fernschau, Rückschau,
oder Vorherschau erbringen, so handelt
es sich doch immer nur um ein Erschauen
innerhalb der physisch-sinnlich erkenn‐
baren Erscheinungswelt.
.Dort, wo er glaubt, Geistiges zu erblik‐
ken, berichtet er entweder von dem unsicht‐
baren Teil der physischen Welt, oder
aber von Dingen, die seine eigene plasti
sche Phantasie ihm vorspielt, wobei er,
guten Glaubens, alles Gesehene für objektive
Bezeugung der Geisterwelt hält.
.Seine Schauungen werden dann immer
deutlich die Färbung der Vorurteile und
Meinungen aufweisen, die ihn im Alltags‐
leben hier auf Erden beherrschen.
.Ist er Christ, so wird er von den hei‐
ligen Gestalten der Evangelien, oder von
kanonisierten „Heiligen” zu berichten
137 Das Buch vom Jenseits
haben, ‒ ist er in den Vorstellungen in
discher Religionssysteme aufgewachsen, so
wird er die Gottheiten des Brahmanismus,
in Tibet aber: die der Mahâyânaschule,
zu schauen glauben.
.Unzählige Wahnvorstellungen vom „Jen‐
seits” sind unter willigen Gläubigen durch
„Hellseher” verbreitet worden und finden
immer noch Anhänger, weil man naiver‐
weise aus der Bestätigung irgend einer Fern
oder Vorherschau schließt, daß dem „Hell‐
seher” auch geistige Gebiete erschlossen
seien.
.Das Organ des „Hellsehens” ist aber
nichts anderes als ein rudimentäres phy
sisches Sinnesorgan aus den Urzeittagen
der Menschheit auf dieser Erde.
.Als Beispiel von „Atavismus” findet sich
zuweilen dieses Sinnesorgan auch in Men‐
schen der heutigen Tage leidlich funktions‐
fähig ausgebildet vor.
138 Das Buch vom Jenseits
.Alles „Hell-sehen”, „Hell-fühlen
„Hell-hören” beruht auf der Möglichkeit,
dieses Sinnesorgan gebrauchen zu können.
.Hieher gehört auch die sogenannte „Psy‐
chometrie”, oder das Schauen der früheren
Schicksale eines Gegenstandes bei der bloßen
Berührung, sowie manche Spielart der Fähig‐
keit zum „Wahrsagen”, auch wenn dabei
ein Modus befolgt wird, der den eigent‐
lichen Vorgang, absichtlich oder ungewußt,
verschleiert.
.Damit du verstehen lernst, was das
„Jenseits” ist, wirst du drei Reiche im Kos‐
mos unterscheiden lernen müssen.
.Einmal das Reich der physisch-sinn‐
lichen Anschauungsart, oder die physische
Welt.
.Dann das Reich geistig-sinnlicher An‐
schauung, oder die Welt des Geistes.
139 Das Buch vom Jenseits
.Drittens aber das Reich der verborge
nen, ursacheschaffenden Kräfte des Ur
seins: ‒ das einzig Wirkliche, auf des‐
sen Auswirkung alle Anschauungsformen
und ihre Erscheinungswelten, sowohl auf
der geistigen wie auf der physischen Seite
des Kosmos, beruhen.
.Diese verborgenen, ursacheschaffenden
Kräfte des Seins wirken im Erdenmenschen
als seine „Seelenkräfte”.
.Einmal in einem Menschenleben zu zeit‐
weiliger Kollektivform kristallisiert, nehmen
sie gleichsam die individuelle „Färbung” des
Menschen an und werden durch den in ihm
sich manifestierenden ewigen Willen, für
alle weitere Zeit bestimmt, so daß sie dem
einmal empfangenen Impuls fortan folgen
müssen, bis er Erfüllung fand.
.Ist diese Erfüllung im Erdenleben des
Menschen, der den Impuls gab, nicht zu
finden, dann äußern sich die einmal nun
140 Das Buch vom Jenseits
nach bestimmter Richtung strebenden „See‐
lenkräfte” immer wieder in neuen Men
schenleben, bis sie zuletzt Erfüllung er‐
reichen, indem sie sich dem Willen, der sich
in einem Menschen manifestiert, verschmel
zen und mit ihm zur Einheit werden.
.Unrichtige Deutung dessen, was sie von
diesem Geschehen wahrzunehmen vermoch‐
ten, verführte die Völker des Ostens zu dem
Glauben an eine oftmalige „Wiedereinver‐
leibung” des Menschen durch Geburt auf
der Erde.
.Der Wahrheit nach ist aber solche Wieder‐
einverleibung, ‒ also ein Zurückfallen in
die Selbsthypnose physisch-sinnlicher An‐
schauungsart, ‒ nur möglich bei Menschen,
die bewußt und absichtlich selbst ihren Kör‐
per zerstören (was keinesfalls ein Werk des
ewigen Willens, sondern immer nur ein
Ausbruchsversuch des Wunsches ist! ‒ ‒)
ferner: bei Kindern, die starben, bevor der
ewige Wille Erfüllung seines Dranges zu
141 Das Buch vom Jenseits
physisch-sinnlicher Erfahrung fand, und drit‐
tens: bei Menschen in denen der Drang zu
solcher Erfahrung gleichsam in Hypertrophie
ausartete, so daß selbst der Tod des Erden‐
körpers nur für kurze Zeit die Selbsthyp‐
nose zu unterbrechen vermochte.
.Die Lehre von der Re-inkarnation ent‐
spricht also ebensowenig dem normalen
Geschehen, wie die Selbstentleibung, oder
der Tod im frühen Kindesalter als die allen
Menschen gesetzte Abschlußform des irdi‐
schen Lebens anzusehen sind...
.Wenn in dir „Erinnerungen” oder auch
nur leise Ahnungen auftauchen, die dir den
Glauben nahelegen, du könntest schon frü‐
her einmal ein Erdenleben durchlebt haben,
so ist es zwar möglich, daß dich solcher
Glaube nicht täuscht, und daß du selbst
ein Beispiel bildest zu einem der drei Son
derfälle, die allein eine Wiederverkörpe‐
rung zulassen, ‒ aber du wirst besser tun,
wenn du die Frage ruhen läßt, bis dir nach
142 Das Buch vom Jenseits
diesem Erdendasein dereinst im Geistigen
die einzig sichere Antwort wird.
.Das Gefühl, ehedem als eine von dir
verschiedene Individualität auf Erden
gelebt zu haben, ist immer und mit aller
Sicherheit eine Täuschung, denn in den
genannten drei Sonderfällen, die allein mehr‐
malige Verkörperung auf Erden erlauben,
bleibt auch in der neuen Einverleibung im‐
mer die gleiche Individualität in Erlebnis‐
bereitschaft ihrer selbst im Erdendasein.
.Dagegen ist fast von jedem innerlich
nicht ganz empfindungsträgen Menschen mit
Gewißheit anzunehmen, daß er in sich zu‐
weilen „Seelenkräfte” am Werke gewahrt,
die ihren Impuls von Menschen früherer
Zeiten empfingen und ihn nun zur Erfüllung
zu bringen suchen.
.Dann kann es sein, daß sich dem Men‐
schen der solches in sich erfährt, sehr leb‐
haft geformte Erinnerungsbilder zeigen,
143 Das Buch vom Jenseits
die dem Leben jener Menschen entstammen,
die voreinst den nun in einem neuen Men‐
schenleben tätigen „Seelenkräften” ihren Im‐
puls gegeben haben.
.Der Irrtum, dann zu glauben, man sei
selbst voreinst der gewesen, von dem diese
Erinnerungsbilder an Selbsterlebtes stam‐
men, ist zwar sehr leicht erklärlich, aber
doch nur durch allzu oberflächliche Erfahrung
zur Not zu stützen.
.Jeder einzelne Mensch ist eine ein
malige und einzigartige Emanation des
Urwillens, ‒ ist hervorgegangen aus dem
ewigen „ungeformten Meere der Gottheit”
um seine, von allen anderen Mitemana‐
tionen verschiedene, individuelle Formvol
lendung zu erlangen.
.Wer auf dieser Erde geboren wurde und
nun die Mühen, Bedrängnisse und Schmer‐
zen zu erdulden hat, die mit dem Dasein
im tierhaften Leibe untrennbar verbunden
144 Das Buch vom Jenseits
sind, der hat sich dieses Schicksal selbst
geschaffen, denn um des Daseins in dieser
physisch-sinnlichen Erscheinung willen, hat
er den Weg zu seiner Formvollendung im
Geiste selber unterbrochen.
.Zwangsläufig muß er früher oder später
zur Rückkehr kommen, um dann aufs neue
seiner geistigen Formvollendung zuzustreben.
.Je eher er schon in seinem Erdendasein
diese einzige Art, seine „Not” zu „wenden”
erkennt, desto mehr Förderung kann er
aus seinem Erdenleben für den weiteren
Verlauf des Vollendungsweges ziehen, ‒
desto leichter wird es, hier auf Erden schon
die Hindernisse zu beseitigen, die sonst zu
argen Hemmungen auf diesem geistigen Wege
werden können. ‒
.Wenn aber auch der Mensch in diesem
Erdendasein noch nicht zu eigenem be‐
wußtem Erleben mit seinen geistigen Sinnen
gelangt, so ist doch schon Bedeutsames er‐
145 Das Buch vom Jenseits
reicht, sobald er durch jene seiner Mitmen‐
schen, die bereits in solchem Erleben stehen,
mitteilungsweise über die wirkliche Ge‐
staltung des „Jenseits” orientiert wird, das
ihn nach seinem Erdentode erwartet.
.So, wie in der physisch-sinnlich wahr‐
nehmbaren Welt zwar die gleiche An
schauungsart erscheinungschaffend am
Werke ist, aber doch die Welt der Ameise,
oder die des Vogels, sich sehr wesentlich
von der deinen unterscheidet, so gibt es
auch gar mannigfache Unterschiede zwischen
den Welten der geistig-sinnlich wahrneh‐
menden Wesen.
.Es gibt unzählige geistige Welten, so
wie es unzählige Welten physisch-sinnlicher
Erscheinungsform gibt!
.chste Formvollendung aber findet
der individualisierte ewige Wille erst dann,
wenn er sein individuelles Wollen, ohne
jeglichen Rest einer Sonderstrebung, dem
146 Das Buch vom Jenseits
Allwillen zu einen vermag, im innersten
Reich des Geistes: ‒ dem Reiche der ur‐
sachesetzenden ewigen Wirkungskräfte des
Seins: ‒ in der Lichtwelt des einzig Wirk
lichen...
.Darüber hinaus gibt es für den Men‐
schengeist nichts, denn diese erhabenste
aller Welten ist zeitlich, räumlich, und ihren
Erfüllungsmöglichkeiten nach unendlich.
.Soweit das „unbegrenzte” Sein, das
„uferlose, unergründliche Meer der Gott‐
heit”, dem durch die Formung des Wil
lens bestimmten und darum begrenzten,
‒ obgleich „unendlichen”, ‒ Bewußtsein
zugänglich ist, wird es in dieser höch
sten Lichtwelt allein, in jedem der all‐
hier geeinten ewigen Willen, seiner selbst
bewußt. ‒ ‒
.Was ich dir in diesen drei Abhand‐
lungen zu erklären suchte, schließt alles in
147 Das Buch vom Jenseits
sich ein, was der Mensch auf Erden und
während dieses Erdenlebens erfassen kann
vom innersten Mysterium seines Daseins,
hier wie in der anderen Welt, die nach
dem Erdentode ihn erwartet.
.Alles übrige, was man dir über das
Jenseits” erzählt, ‒ mag es phantastische
Erfindung überhitzten Glaubens sein, oder
gedankliche Spekulation, ‒ ist: graue
Theorie und wesenloses Hirngespinst!
.Du sollst aber nicht an irgend ein „Welt‐
bild” glauben, nur weil es auch andere Gläu‐
bige fand, denn nicht eher wird deine Seele
im Frieden sein, als bis sie sich wiederer‐
kannte: ‒ als Selbstbezeugung des ein
zig Wirklichen.
148 Das Buch vom Jenseits
WAS IST ZU TUN?
.In den drei Büchern: „vom lebendigen
Gott”, „vom Jenseits”, und „vom Men
schen”, gab ich die erste ausführliche Be‐
schreibung des innerlichen Weges, den jeder
einschlagen muß, dem es im Herzen ernst
ist, seine Geistnatur in sich selber finden
zu wollen.
.Ich habe gezeigt, was der Mensch, der
diesen Weg beschreitet, zu tun, und was
er zu unterlassen hat.
.Trotzdem wurde ich immer wieder ge‐
fragt: „Was sollen wir nun tun? ‒ Wie
sollen wir anfangen?”
.Aus der Fassung und Motivierung aller
dieser Fragen ist klar zu ersehen, daß man
präzise Vorschriften erwartet um danach
151 Das Buch vom Jenseits
eine alltäglich zu wiederholende, möglichst
mysteriöse „Übung” auszuführen, die zum
Ziel führen soll, wenn man sie mehr oder
weniger „mechanisch” befolgt.
.Es geht mir hier aber, den also Fra‐
genden gegenüber, wie manchem Arzte, der
nur die einfachsten natürlichen Heilmittel
verordnet, und seine Patienten unbefriedigt
läßt, weil er kein „Rezept” verschreibt...
.Die meisten dieser Fragenden und Frag‐
seligen waren vorher auf den von ihnen ein‐
geschlagenen Wegen in das Labyrinth mo‐
derner „theosophischer” oder „okkultisti‐
scher” Literatur geraten und hatten sich nur,
dank ihren gesunden Instinkten, aber doch
ziemlich mühevoll, wieder herausgefunden.
.Dennoch hatte solches Irren die Suchen‐
den in gewisser Weise gefördert, denn es
gibt keinen Irrtum, der nicht auf Umwegen
doch zur Wahrheit führen könnte.
152 Das Buch vom Jenseits
.Darum soll keiner die Zeit seines Irrens
verfluchen”, denn er ahnt vielleicht nicht,
was er ihr zu danken hat. ‒
.So ist auch das Durchtasten des Laby‐
rinths „theosophischer”, „anthroposophi‐
scher”, oder „okkultistischer” Glaubens‐
lehren für keinen der endlich Befreiten
ganz nutzlos gewesen.
.In vielen wurde durch ihr tastendes
Suchen die Überzeugung begründet, daß
hinter all dem Irrtum der vernommenen
Lehren doch irgend eine Wahrheit ver‐
borgen sein müsse.
.In anderen wurde die Ahnung erweckt,
daß die Sage von den sogenannten „Mahât‐
mas”, ‒ den mysteriösen, angeblichen Be‐
gründern der neueren „Theosophie” ‒ nur
entstehen konnte, weil der Orient von der
Existenz geistvereinter Männer weiß, die
zwar nicht Zaubereien aller Art verüben,
wie man sie den erwähnten phantasiege‐
153 Das Buch vom Jenseits
borenen Fakiren zuschrieb, aber dafür wirk
lich im Geistigen bewußt und heimisch
sind, schon während ihres Erdenlebens.
.Allerdings nahmen aber auch die mei‐
sten Suchenden aus den genannten laby‐
rinthischen Irrgärten den törichten Glauben
mit, daß es nur der Kenntnis einer geheim‐
gehaltenen, sicher sehr mysteriösen „Tech‐
nik” bedürfe, um durch deren Ausübung
dann aus einem Alltagsmenschen alsbald zu
einem „Seher höherer Ordnung”, einem
„Eingeweihten”, ja gar einem „Meister”
geistigen Wirkens zu werden.
.So richtig die beiden erstgenannten
Annahmen sind, so falsch ist natürlich
dieser hier zuletzt erwähnte Glaube!
.Gewissenlose Charlatane und geschickte
Seelenfänger aber benützen ihn, und gaben
ihren Schülern allerlei mehr oder weniger
bedenkliche Anweisungen aus alten mysti‐
154 Das Buch vom Jenseits
schen Schriften, wobei die „Geheimlehrer”
zumeist selber nicht ahnten, welche Wir
kungen die getreue Befolgung dieser Vor‐
schriften auszulösen vermag.
.Der Schüler aber glaubt sich auf rechtem
Wege, denn er sieht ja, daß durch Befol‐
gung der ihm gewordenen Anweisungen tat‐
sächlich gewisse Resultate zu erlangen sind,
von denen sich landläufige Seelenkunde
nichts träumen läßt, ‒ trotz allem psycho‐
logischen Forschen und allem Aushorchen
des „Unterbewußten” im Menschen.
.Mancher der „Geheimlehrer” mag nur
seiner Eitelkeit fröhnen, wenn er An‐
weisungen zu vermeintlicher „Eröffnung
innerer Sinne” weitergibt, die er aus irgend
einem alten Pergamentband ergrub, und die
nichts anderes eröffnen, als die trüben Mo‐
dergrüfte, in denen eine aktive Form
spiritistischer Medialität gedeiht, deren
Züchtung man mit Fug und Recht gewissen
asiatischen Gauklern überlassen sollte. ‒
155 Das Buch vom Jenseits
.Der Herr „Geheimlehrer” braucht kei‐
neswegs selbst an die Wirksamkeit seiner
Anweisungen zu glauben.
.Wie ein „Bazillenträger” selbst gesund
sein kann, und doch die furchtbarsten
Krankheitskeime verbreitet, so ist es auch
keineswegs nötig, daß der Verbreiter von
Methoden zur vermeintlichen „Eröffnung
innerer Sinne”, darüber unterrichtet ist,
daß er nur die Entwicklung aktiver spiri
tistischer Medialität in seinen armen
Opfern fördert. ‒
.Den Schülern solcher Schädlinge ver‐
schiedenen Grades aber wird es leicht ge‐
macht, moderner wissenschaftlicher Kritik
zu begegnen, denn sie können jedem Wort
der gelehrten Kritiker entnehmen, wie ah
nungslos diese höchst achtbaren Forscher
auf einem Gebiet experimentieren, das eine
Fata Morgana hinter der anderen aufweist,
um den seiner selbst so gewissen Experi‐
mentator immer tiefer in die Wüste zu
156 Das Buch vom Jenseits
locken, je sicherer sein Glaube wird, nun
der endgültigen Antwort auf seine Fragen
ganz nahe” zu sein. ‒ ‒
.Man würde den Versuch neuerer Psy‐
chologie, gewisse recht fragwürdige, soge‐
nannte „übersinnliche” Erscheinungen end‐
gültig entwerten zu wollen, gewiß nur
begrüßen können, wenn dieser Versuch sich
nicht selbst entwerten würde, durch die
jedem Kundigen sofort auffallenden fal
schen Folgerungen, die aus zweifellos
richtig beobachteten Vorgängen seitens der
Forscher gezogen werden. ‒
.Auch unantastbar reiner Drang nach
Wahrheitserkenntnis wird im Irrtum enden,
wenn Vor-Urteile den Sucher der Wahrheit
gebunden halten!
.Die Folge ist, daß die kritikunfähige,
im Nebel krauser Vorstellungen tastende
Gemeinde schlauer Seelenfänger längst ver‐
157 Das Buch vom Jenseits
lernt hat, Wahrheit in Erkenntnissen der
Wissenschaft zu suchen, ‒ statt dessen
aber sich von jedem Eulenspiegel gerne
imponieren läßt, wenn er nur versteht,
seinen bunten Plunder als angebliche „Ge
heimwissenschaft” zu vermarkten...
.Ist dann noch gar nach seiner „Methode”
die erwähnte mediale Entwicklung zu
erzielen, dann hat er gewonnenes Spiel, und
man glaubt ihm aufs Wort, wenn er in ge‐
heimnisvollen Andeutungen zu verbreiten
weiß, daß er die Wiederinkarnation irgend
eines erhabenen Menschengeistes der Vor‐
zeit sei.
.Für jeden, der meine Warnungen mit
einiger Einsicht liest, dürfte es längst klar
sein, daß ich die dabei charakterisierten
alten und neuen „Methoden” alle genaue‐
stens kenne, ‒ daß es mir aber auch ein
leichtes wäre, darüber hinaus noch so manche
Wege zu sogenannter „Übersinnlicher Ent‐
158 Das Buch vom Jenseits
wicklung” anzugeben, von denen keiner
der sonderbaren Heiligen etwas wußte, die
in der neueren Zeit ihren Anhängern als
Eingeweihte” und „Geheimwissen
schaftler” galten.
.Es gibt da Möglichkeiten, Resultate zu
erzielen, die nicht nur den besten Schülern
solcher „Geheimlehrer” als unerreichbar
erscheinen müßten, sondern auch der scharf‐
sinnigsten psychologischen Kritik einiges
zu raten aufgeben würden.
.Wäre es nicht unsühnbares Verbrechen,
die hier in Rede stehenden gefährlichen
Wege auch nur andeutungsweise zu zei‐
gen, dann könnte ein Hinweis vielleicht dazu
führen, manches aufzuklären, was sich vor‐
läufig noch durch kein psychologisches Expe‐
riment und keine metapsychische Forschung
entschleiern läßt.
.So herzlich gerne ich aber auch der
Wissenschaft diesen Dienst leisten würde,
159 Das Buch vom Jenseits
bin ich doch dazu außerstande, und das
nicht nur aus dem schon angegebenen
Grunde, wie um der Verpflichtung willen,
die mich, gleich allen meinen geistigen
„Brüdern” für Zeit und Ewigkeit bindet,
sondern auch deshalb, weil es sich hier um
ein Gebiet handelt, dessen berechtigtes Be‐
treten vom Menschen mehr verlangt als
nur „wissenschaftlichen Forschungseifer”...
.Es ist wohl kaum nötig, zu betonen, daß
hier anderes in Frage steht, als die längst
hinlänglich bekannten „Hata-Yoga-Übun‐
gen” und die aus ihnen abgeleiteten „Metho‐
den”, gewisse Fakirwunder zu vollbringen!
.Aber wenn ich auch in keiner Weise
verpflichtet wäre, würde ich dennoch
mich niemals dazu verstehen können, das
aus so triftigen Gründen Verborgengehaltene
zu enthüllen, denn ich weiß zu gut, welches
Unheil dann unvermeidbar durch die Hände
Machthungriger angerichtet würde.
160 Das Buch vom Jenseits
.Mich gelüstet aber keineswegs nach einem
„Prometheusschicksal”, wie ich ihm un‐
weigerlich verfallen müßte, wollte ich zum
verantwortlichen Urheber solchen Unheils
werden.
.Zur Erlangung der geistigen Vereini
gung mit dem Urlicht, ‒ zum Erwachen
der geistigen Natur des Menschen aus
ihrem Schlafe, ‒ zu dem, was erhabene
Erkenntnis die „Wiedergeburt” nannte,
‒ sind die hier gemeinten Kenntnisse
weder nötig noch nützlich.
.Wie alle Künste, die auf einer Möglich‐
keit der Anwendung hoch gespannter, gemein‐
hin unbekannter psycho-physischer Kräfte
beruhen, haben auch die, von denen hier
gesprochen wird, nicht das mindeste zu
tun mit der Erweckung und Entfaltung des
ewigen Geistmenschen.
.Was zu dieser Erweckung und Entfal‐
tung gefordert wird, ist in erster Linie eine
161 Das Buch vom Jenseits
kontinuierlich beibehaltene Einstellung des
ganzen Denkens, Fühlens und irdischen
Wollens auf das zu erstrebende Ziel.
.Der ganze irdische Mensch muß sich
aus eigener Kraft erst selbst allmählich
umgestalten, bevor ihm geistige Hilfe zu‐
teil werden kann.
.Es nutzt wenig oder nichts, diese Ein‐
stellung nur hin und wieder vorzunehmen,
so wie der Fromme einer Gemeinde alle
sieben Tage einen Tag gewohnheitsmäßig
seinem Gotte weiht...
.Jede Minute des weiteren Lebens,
jede alltägliche Handlung, jeder auf
tauchende Gedanke, jeder Wunsch und
jeder Impuls des irdischen, gehirnbe
dingten Willens muß hinfort unter dem
formenden Einfluß der geforderten Ein‐
stellung stehen, wenn der Mensch, der diesen
Weg einmal betreten hat, zu wirklichen
162 Das Buch vom Jenseits
und nicht nur eingebildeten Erfolgen
kommen soll.
.Periodisch auszuführende „Übungen”
könnten im besten Falle nur in einem wie‐
derholten Aufraffen zu vertiefter Empfin
dung solcher Einstellung bestehen.
.Alles, was in dieser Hinsicht empfohlen
werden mag, hat nur den einen Zweck, die
neue Einstellung allen Sinnens und Trach‐
tens im Bewußtsein wachzuerhalten, so daß
sie keinen Moment mehr vergessen werden
kann.
.Wird aber diese Einstellung wirklich
dauernd festgehalten, so daß sie das ganze
Leben des Alltags wirksam bestimmt, ‒
einerlei durch welche, der individuellen Ei‐
genart angepaßten Hilfsmittel man das er‐
reicht, dann erfolgt bald alles weitere ‒
„von selbst”, d.h. ohne unser bewußtes
Zutun.
163 Das Buch vom Jenseits
.Es bildet sich dann in einem solcher‐
art gefestigten Menschen ein Kräftezen
trum, das zu immer größerer Wirkung
kommt und zuletzt die geistige Verbindung
mit den schon vollendeten ähnlichen
Kräftezentren hier auf Erden herstellt, ohne
daß es dazu eines besonderen Willensaktes
bedürfte.
.Sobald diese Verbindung möglich ist,
erhält der Suchende die geistige Hilfe derer,
die bereits gefunden haben, und die nun
keine höhere Pflicht kennen, als überall dort
zu helfen, wo man ihre geistige Hilfe auf
zunehmen vermag, einerlei ob sie im Be‐
wußtsein schon empfunden werden kann,
oder noch nicht.
.Der Suchende ist dann gleichsam zu einem
„Empfangsapparat” geworden für eine ge‐
wisse Art von geistigen Einstrahlungen die
allerdings nur innerlich wahrzunehmen,
aber nicht durch wissenschaftliches Ex
periment zu erfassen sind.
164 Das Buch vom Jenseits
.Die Wirkungen aus dem Reiche substan‐
tiellen Geistes sind nur durch Innewerden
zu erfahren und können niemals fremder ge‐
lehrter Untersuchung Material zu gedankli‐
cher Definition bieten, denn es handelt sich
hier um Lebendiges, das sich sofort zurück‐
zieht, wo auch nur der leiseste Versuch ge‐
macht wird, es zu betasten. ‒
.Man glaube aber ja nicht, daß man im
Handumdrehen ein solcher „Empfangsap‐
parat” werden könne!
.Wer bei den Ewigen zur Lehre angenom‐
men werden will, der muß sich selber in
den Werkschurz der Geduld zu kleiden
wissen...
.Auch der intensivste, irdisch erzeugte
Wille, ‒ der als bloße Äußerung von Ge
hirnfunktionen sehr genau von dem im
Menschengeiste sich manifestierenden sub
stantiellen ewigen Willen zu unterschei
165 Das Buch vom Jenseits
den ist, ‒ vermag die Entfaltung der gei‐
stigen Aufnahmeorgane nicht zu beschleu‐
nigen.
.Ein verbissenes, „eigensinniges”, hirn‐
gezeugtes „Wollen” stört nur den Kristal‐
lisationsprozeß der hier in Betracht kom‐
menden Kräfte, die zu einem neuen Kräfte‐
zentrum zusammenschießen sollen, das den
Gehirnfunktionen dann nicht unterworfen
ist. ‒
.Je konsequenter aber die hier immer
wieder bezeichnete innere „Einstellung
des ganzen Menschen festgehalten wird, ‒
wie ein Fernrohr eingestellt bleiben muß
auf das Beobachtungsobjekt, ‒ desto eher
kann der Zeitpunkt erreicht werden, der
den Suchenden auch in fühlbaren Kontakt
bringt mit seinen geistigen Helfern.
.Das praktische Verhalten des Suchen‐
den in seinem täglichen Leben ist allein
maßgebend, ‒ nicht etwa das Befolgen oder
166 Das Buch vom Jenseits
Nichtbefolgen von „Übungen” irgendwelcher
Art.
.Es soll jedoch damit nicht gesagt sein,
daß man sich nicht etwa einer beson
deren Form geistiger Versenkung in
periodisch wiederkehrender Folge hingeben
dürfe, wenn man bemerkt hat, daß dadurch
auch das Verhalten im Alltagsleben die er‐
wünschte Sicherung der Einstellung aufs
Geistige erfährt.
.Ist der Suchende in hinreichenden Kon‐
takt mit seinen geistigen Helfern gekommen,
dann erfolgt zuerst eine Art Prüfung seiner
Kräfte, und je nach deren Ausfall wird die
weitere geistige Einwirkung auf ihn „abge‐
stimmt”.
.Die Skala möglicher geistiger Einstrah‐
lungen beginnt mit der bloßen Verstär
kung der Eigenkräfte des Suchenden und
reicht hinauf bis zu persönlicher geistiger
Führung.
167 Das Buch vom Jenseits
.Bei den Wenigen, die schon vor ihrer
irdischen Geburt unter solcher Führung
stehen, da sie sich zu „Meistern” geistigen
Wirkens auf der Erde vollenden sollen,
kommt es zuletzt zu völliger geistiger Ver‐
schmelzung mit dem Führer, obwohl dieser
vielleicht in einem fernen Weltteil lebt, so
daß der Schüler nicht mehr begriffliche
Lehre empfängt, sondern alles miterlebt,
was im Geiste (nicht etwa dem „Gehirn
bewußtsein”!) seines Lehrers vorgeht.
.Die Absicht des „Meisters” gewisse in
ihm lebendige geistige Vorgänge auch sei
nem Schüler empfindbar zu machen, ge‐
nügt, damit der Schüler diese Vorgänge so
wahrnimmt, als erfolgten sie in ihm selbst,
obwohl er zweifelsfrei weiß, auf welche
Weise er zu solchem Miterleben kommt.
.Da der „Meister” für seine Individua‐
lität, die Vereinung mit dem „Urlicht”
längst erreicht hat, so erlebt der Schüler
diese Vereinung zuerst in der Verschmel
168 Das Buch vom Jenseits
zung mit der durchlichteten Seele seines
Lehrers.
.Allmählich wird dann der Schüler reif
dazu, die Vereinung mit dem Urlicht selbst
ständig zu erreichen.
.An diesem Ziele angelangt, steht er
nicht nur im Bewußtsein seiner eigenen
geistigen und ewig unzerstörbaren In‐
dividualität, sondern empfindet in sich auch
gleichzeitig das Bewußtsein aller Indivi‐
dualitäten im Geiste, die jemals zur Offen‐
barung in einem Menschenbewußtsein ka‐
men...
.Der so Vollendete gewahrt sich mit allen
in gleicher Weise zur Vollendung Gelangten
verschmolzen zu einem ihm neuen Ge
meinschaftsbewußtsein, dem nichts auf
Erden Bekanntes vergleichbar ist.
.Sein eigenes individuelles Bewußtsein
ruht in diesem gemeinsamen Bewußtsein
eingebettet.
169 Das Buch vom Jenseits
.Niemals jedoch kann das individu‐
elle Bewußtsein des Vollendeten etwa in
dem Gemeinschaftsbewußtsein „aufgelöst”
werden.
.Das einzelne Individuum lebt in die‐
ser Verschmelzung für alle Ewigkeit das
Leben des Ganzen, alle anderen Indivi‐
dualitäten dieses Ganzen durchdringend
und selbst von ihnen durchdrungen,
ohne daß eine der so geeinten Individu‐
alitäten des Geistes jemals ihr durch sich
selbst bestimmtes Eigendasein verlieren
könnte.
.Absolute Gewißheit in Bezug auf das
Fortbestehen des menschlichen Bewußtseins,
das über den Tod des irdischen Leibes hin‐
aus, ewig in geistiger Anschauungsform
sich erlebt, gibt es naturgemäß nur für
die Wenigen, die das hier aufgezeigte
Ziel in ihrem Erdendasein schon erreicht
haben.
170 Das Buch vom Jenseits
.Alle anderen Menschen sind nur auf
Mutmaßungen oder die Beruhigung
durch eine Glaubenslehre angewiesen, ‒
wenn sie nicht vorziehen, doch lieber den
Mitteilungen der wenigen unter ihren Mit‐
menschen zu vertrauen, die bereits zu Leb‐
zeiten auf Erden auch „das Leben nach dem
Tode” aus eigener Erfahrung kennen.
.Die echten Zeugnisse solcher, die wirk
lich, und nicht nur im Rausch der Ekstase,
oder gebannt durch irgend eine Form der
Hypnose, dieses Ziel erreichten, sind einer
unbefangenen, durch kein Vor-Urteil ge‐
bundenen Kritik sehr wohl unterscheid
bar von den phantastischen Konstruktionen
irrer Schwärmer oder dichterisch begabter
Phantasten.
.Unter allen Völkern kann man die
echten Bekundungen Jenseitsbewußter fin‐
den, und zu allen Zeiten lebten einzelne
Menschen, die vom Leben im Geiste wahren
Bericht zu geben hatten.
171 Das Buch vom Jenseits
.Das Kleid, in dem ein solcher Bericht
sich verhüllt, mag nach der Mode der Zeit
zugeschnitten sein und die Farbe des in ihr
allein anerkannten Glaubens zeigen, ‒
aber wer sich hier nicht mit dem Anblick
allein zufriedengibt, der faßt in allen die‐
sen Gewändern immer wieder den Men
schen und des Menschen allertiefstes Er‐
leben: ‒ das Einsgewordensein mit
dem Quellgrund allen Seins der Ewig
keit und allen Daseins in allen Be
reichen von Raum und Zeit.
.Wer einmal begriffen hat, was der Hö‐
henweg von ihm will, den meine Schriften
ihm zeigen, und zu welchem Ziel auch der
Wenigtaugliche auf diesem Wege schon
gelangen kann in diesen Erdentagen, der
wird fürderhin nicht mehr die Frage an
mich richten, was er denn „tun” solle, und
als Antwort die Bekanntgabe einer seltsamen
„Übung” erwarten.
172 Das Buch vom Jenseits
.Er dürfte erkannt haben, daß es sich hier
um unermeßlich Höheres handelt als um
wundersame „Fakirkräfte”, ‒ um unermeß
lich Höheres als die bestaunenswertesten
„Wunder des Okkultismus”, ‒ und um
unermeßlich Höheres als die mit natur‐
wissenschaftlichen Erkenntnisfetzen skurril
verbrämten „Geheimlehren” hirngefesselter
Konventikel...
.Wenn ich auch genötigt bin, ‒ um
wenigstens von denen verstanden zu wer‐
den, die am meisten in Gefahr sind, ‒ an
schon Bekanntes, und zuweilen auch an
die Terminologie des Orients anzuknüpfen,
so wie sie durch „theosophische” Schriften
alltagsbekannt geworden ist, so wird doch
der Tieferschürfende bald herausfinden,
daß ich von Dingen rede, von denen bis‐
her nur recht verzerrte Bilder Kunde
gaben.
.Auch der gelehrte Orientalist, der alle
bis heute zugänglichen Texte des Ostens
173 Das Buch vom Jenseits
kennt, wird darin nur verschleierten
Hinweisen auf das Verborgene begegnen,
denn die alten, heilig gehaltenen Schriften
waren ausnahmslos für Menschen geschrie‐
ben, die bereits „von Mund zu Ohr” ge
heime Belehrung erhalten hatten.
.Die Gestalter der alten religiösen Bücher
mengten mit Absicht nüchterne Berichte,
Chroniken oder Erzählungen, die nicht
das Mindeste an verborgener Lehre ent‐
halten, unter die Niederschriften, die nur
dem dafür Vorbereiteten verstehbar sein
sollten, während der bloße wörtliche Sinn
oft das Gegenteil von dem besagt, was die
Kundigen dem gleichen Schriftteil entneh‐
men konnten.
.Die Lehren, denen ich hier zum Sprecher
werde, sind überdies auch, selbst in ver
hüllender Form, nur äußerst selten, und
dann immer nur bruchstückweise auf‐
gezeichnet worden.
174 Das Buch vom Jenseits
.Die Handschriften aber, in denen diese
Bruchstücke vereint zu finden sind, wer‐
den auch heute und in künftiger Zeit nie
mals Unberufenen zugänglich sein, und
„unberufen” ist hier jeder, der noch nicht
auf geistige Weise in sich erfahren hat,
was lapidar, als „Kanon” gedacht, in diesen
Handschriften als erfahrungsmöglich dar‐
gestellt erscheint.
.Bis vor kurzem wurden seitens der
wenigen Menschen, die diese Lehren leben
und sie darum auch „lehren” können, ur‐
alte Vorschriften streng respektiert, die eine
öffentliche Weitergabe auch nur so weniger
Andeutungen, wie ich sie zu geben nun
verpflichtet bin, unter allen Umständen
untersagten.
.Erst eine Milderung der rigorosen Auf‐
fassung jener Vorschriften konnte die öffent‐
liche Darlegung dieser Lehren im hier ge‐
175 Das Buch vom Jenseits
gebenen Zusammenhang möglich machen,
nachdem die erhabenen Lenker der gei‐
stigen Hierarchie, deren niederste Stufe
ihre wenigen Glieder auf unserem Planeten
bilden, diese mildere Auslegung, als dem
Wohl der Zeit entsprechend, angeordnet
hatten.
.Wer das, was ich nun öffentlich lehre,
erfassen will, der wird die Meinung auf‐
geben müssen, als handle es sich hier um
eine neue Abart irgendwelcher Glaubens‐
lehren, oder gar um Werbung für eines der
Systeme östlicher Philosophie.
.Wer Spuren des Erkennens, dem ich
diene, in der Menschheitsgeschichte zu fin‐
den sucht, der wird sie gewiß zu finden
wissen.
.Am reinsten war dieses Erkennen in
Menschen lebendig, zur Frühzeit antiker
Mysterienkulte.
176 Das Buch vom Jenseits
.Geübten Ohren sprechen allerdings die
Stimmen aller Jahrhunderte eine deut‐
liche Sprache, und es kostet nicht allzuviel
Mühe, um festzustellen, daß der Ausgangs
ort dieser hier vorliegenden Erkenntnis‐
bezeugung bis in die neueste Zeit weithin
wirksam war auf der Erde, als inspirato‐
rische Quelle für jede Menschenvereinung,
deren erhabenstes Ziel die Erreichung höch
ster Menschenwürde bildete, oder auch
heute noch bildet. ‒
.Vieles wäre hier zu sagen, was zurzeit
nicht besprochen werden kann, weil es Dinge
betrifft, die von denen selbst gefunden wer‐
den müssen, die das hier Verschwiegene
angeht.
.Wer immer aber die Früchte ernten
will, die im Garten der hier vorgetragenen
Lehren wachsen, der muß sein ganzes
Leben zu einer immerwährenden „Übung”
machen!
177 Das Buch vom Jenseits
.Das neue Leben, das er finden will,
ist bereits in seinem Alltagsleben enthalten,
‒ nur vermag er das ihm Neue nocht nicht
zu erkennen. ‒
.Er hat nicht nötig, sich von „Geheim‐
lehrern” übelwirkende „Übungen” auftragen
zu lassen, denn sein alltägliches Leben ist
selbst die wirksamste, wirklich geistige
„Übung”, die ihm das ewige Urlicht täg‐
lich neu zur Bearbeitung gibt. ‒
.Im alltäglichen Leben, ‒ in aller
einfachster Form und ohne jede my
steriöse Geste, ‒ wird er im Laufe der
Zeit seine ihm erreichbare Vollendung hier
auf Erden finden, ‒ niemals aber in „esote‐
rischen Schulen” und überheblichen Zirkeln
angeblicher Eingeweihter die ihre Unver‐
frorenheit die Rolle geistiger „Lehrer” spielen
läßt, und denen man nur Vergebung er‐
bitten kann, weil sie nicht wissen, was
sie tun...
178 Das Buch vom Jenseits
.Die geistige Vollendung verlangt den
ganzen Menschen!
.Körper” und „Seele” sind bei der
Erstrebung dieser Vollendung niemals ge
trennt zu empfinden!
.Es gibt kein „Körperliches”, das nicht
zugleich ein „Seelisches” wäre, und es
handelt sich nicht um „Vergeistigung” des
Körpers, sondern um die irdisch mögliche
und irdisch faßbare Verkörperung des
ewigen Geistes durch die Kräfte der
Seele. ‒ ‒
.Die den Körper verachten und den
noch in das Reich des wesenhaften ewigen
Geistes zu gelangen hoffen, finden statt
dessen nur ein neues Reich der Illusion!
.Vom Körper aber wird verlangt, daß er
glauben” lerne an das in ihm verborgene
ewige, überpersönliche „Ich”, dem er Dar
stellung werden soll.
179 Das Buch vom Jenseits
.Das ewige, geistgezeugte „Ich” ist die
reine Quelle der geistigen Kräfte im Men‐
schen der Erde, aber der Körper ist der
Schöpfeimer, um diese Kräfte aufzuneh‐
men und heraufzuholen ins irdische Leben.
.In diesem ewigen „Ich” finden wir uns
selbst, so wie wir ewig sind im Ewigen!
.Nur in diesem innersten „Ich” finden
wir den allumfassenden ewigen, substan
tiellen Geist!
.In deinem, dich selber erzeugenden „Ich
allein findest du deinenlebendigen
Gott! ‒
.Nicht durch Verstand und reiche Schrift‐
gelahrtheit” wird das Höchste erlangt, was
Menschen zu erlangen vermögen!
.Die geistige Vollendung ist eine Aus‐
wirkung des Lebens, ‒ nicht etwa Er‐
arbeitung des messerscharfen Denkens!
180 Das Buch vom Jenseits
.Es gibt wahrlich etwas, das nur mit dem
Verstande erlangt werden kann.
.Dieses soll man zu erdenken suchen
um es zu „wissen”!
.Alsdann aber erhebt sich der Weise
über das Wissen, bis er denken lernt, wie
Kinder denken! ‒
.Nicht „kindisch” sollst du denken ler‐
nen, sondern erneut zur Einheit des Den
kenden und des Gedachten kommen.
.In solcher Einheit hast du voreinst, als
du ein Kind warst, deine ersten Gedanken
gefaßt, und in gleicher Einheit nur lassen
sich die letzten und höchsten Gedanken
denken.
.So, wie dein frühestes Denken sein Ma‐
terial nicht „erdachte”, sondern in erster
irdischer Erfahrung fand, so muß dir zuletzt
deine geistige Erfahrung die Bausteine
181 Das Buch vom Jenseits
liefern, mit denen du deiner Erkenntnis
hohen Dom überwölben sollst...
.Dann hast du dein Erdenleben nicht
umsonst durchlebt und nicht fruchtlos sein
Leid durchlitten!
.Sicher in deinem „Diesseits” geborgen,
wirst du dein „Jenseits” getrost erwarten
können, ‒ schon heute gewiß deines
ewigen Lebens im göttlichen Licht!
182 Das Buch vom Jenseits
ENDE