DAS BUCH
VOM
JENSEITS
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1929
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASLE 1929
(Anm.: Erstausgabe 1921)
BUCHDRUCKEREI WERNER RIEHM IN BASEL
.Diese drei Abhandlungen sollen dir,
‒ soweit es durch Vermittlung in Worten
möglich wird, ‒ eine Vorstellung davon
geben, was deiner wartet, wenn das Erlö‐
schen deines erdenkörperlichen Lebens dich
aus dieser
physisch-sinnlichen Erschei‐
nungswelt löst.
.Wie ein Reisehandbuch dir von Gegen‐
den der Erde spricht, die du nie gesehen
hast, so soll dir allhier nun das Nötigste
gesagt werden über das dir noch unbekannte
„Land”, in dem du dich nach dem Tode
dereinst erlebensfähig finden wirst, ‒ einer‐
lei, ob du jetzt an die Möglichkeit solchen
Erlebens glauben kannst, oder nicht.
.Gleichzeitig soll dich dieses Buch von so
manchen Irrtümern befreien, die dich vor‐
erst noch in Banden halten, wenn du an
jene Gestorbenen denkst, die du auf Erden
liebtest.
.Ängstlicher Glaube wie verstiegener
Aberglaube alter und neuerer Zeit haben
so zahlreiche Phantasiegebilde in Bezug auf
das „Jenseits” aufgeschichtet, daß es notwen‐
dig ist, diesen Wust zu sichten, damit er
deine Vorstellung nicht weiterhin verwirre.
.Die
einzigen, die über das Leben nach
dem Tode des sichtbaren Erdenkörpers wirk‐
lich
Authentisches zu sagen haben, sind
einige wenige Erdenmenschen die jenes
Leben, das des Erdenleibes
nicht bedarf,
aus eigener, gesicherter
Erfahrung her
kennen, obwohl sie zugleich auch noch, in
irdischer Erscheinung, dieser Erde Leid und
Freude kosten, gleich dir.
.Als einer dieser wenigen Jenseitsbewuß‐
ten, gebe ich hier, was sich durch Worte
als mitteilbar erweist, da wir die Sehnsucht
der Zeit erfühlen, die zu Recht erwartet, daß
nicht länger als „geheimes Wissen” gehütet
werde, was an geistigem Erleben irgendwo
und -wann, auch nur
weniger Menschen
Bewußtsein erreichte.
.Möge dir das, was ich dir sagen kann,
zum Besten dienen!
.Möge es meinen Worten gelingen, dein
innerstes Selbstempfinden zu wecken, damit
dir
aus dir selbst heraus jene
Gewiß‐
heit wird, die allein dich wahrhaft sichern
kann vor sterilem Skeptizismus sowohl, wie
vor kritikloser Hingabe an allerlei Traum‐
gebilde betörter, oder allzu erregter mensch‐
licher Gehirne!
.In dir selbst sollst du den Maßstab fin‐
den, an dem du fortan nachprüfen kannst,
wieviel Wahres und wieviel Wahn in den
Vorstellungen enthalten ist, die sich der
Erdenmensch von den ältesten Zeiten her
schuf, um das Dunkel abgründiger Rätsel
ertragen zu können, das sich jedesmal vor
ihm auftat, sobald er vor einem Leichnam
stand.
.Nicht auf dein
Für-
wahr-
halten kommt
es hier an, denn die Dinge von denen ich rede,
sind unabhängig von deiner Zustimmung
oder Ablehnung, und ich gebe dir hier keine
Glaubenslehre, sondern zeige dir eine Er‐
scheinungsform der Wirklichkeit, die du vor‐
erst noch nicht anders kennen lernen kannst,
als in der Vermittlung des Vorstellungsbil‐
des durch das Wort der Menschensprache.
.Frühe genug wirst du den dir entsprechen‐
den Bezirk in diesem Darstellungsbereich der
Wirklichkeit auch
selbsterlebend kennen
lernen...
.Zu allen Zeiten haben Jenseitsbewußte
die Wirklichkeit bezeugt, aber ihr Zeugnis
wurde Freibeute Unberufener und verant‐
wortungsloser Wortverfälscher, so daß dir
heute Hilfe nötig ist, willst du entwirren
lernen, was entwirrt werden
muß, soll nicht
zugleich mit den Ausgeburten wirrer Phan‐
tasten, auch die Kunde wahrhaft Wissender
der Mißachtung aller reinlich und redlich
Empfindenden verfallen.
.Willst du erkennen, was dir hier gegeben
wird, so entschlage dich allen Vor-Urteils,
aber höre zuweilen in dein Innerstes hin‐
ein, denn allda wird dir, so du nur willig
aufmerken magst, alle Antwort werden auf
die Fragen, die meine Worte noch offen
lassen, weil
du sie
selbst allein dir beant‐
worten lernen mußt. ‒ ‒
.Es handelt sich ja hier wahrlich nicht
um Werbung von Anhängern für eine reli‐
gionsphilosophische Hypothese, oder gar um
den Versuch, eine neue Religionsform ins
Leben zu rufen, ‒ sondern um ein Zeugnis
für das
geistige (nicht „gehirnliche”!)
Ur‐
erlebnis, das an der Wiege aller großen
alten,
aus dem Geiste Gottes geborenen
Religionen stand...
.Somit setzt auch das lebendige Erfühlen
des hier Dargebotenen
keineswegs eine
Ab‐
kehr von angestammter und heiliggehalte‐
ner Religion voraus, sondern wird vielmehr
dort, wo altehrwürdige religiöse Formen
und Glaubenssätze
wirklich noch Lebens‐
bedürfnis sind, nur
Vertiefung,
Befesti‐
gung des Glaubens und
Erleichterung des
Glauben-
könnens bringen.
.Denen aber, die längst aller konfessio‐
nellen Bindung entwachsen sind, werden
meine Worte erneut den Zugang zu geistigen
Bezirken freilegen, die zu erreichen höchste
Sehnsucht des Erdenmenschen
bleibt,
auch wenn die Glaubensweise seiner Vor‐
fahren ihn
nicht zu der, seiner Fassungs‐
form gemäßen, heiß verlangten Erfüllung
führte.
.Du wirst gewiß glauben, es sei keine
„
Kunst”, zu sterben, ‒ es sei vielmehr
ein böses
Müssen, und
es lerne sich von
selbst. ‒ ‒
.Gleich dir denken Unzählige, und tag‐
täglich verlassen Unzählige durch ihr Ster‐
ben den irdischen Körper, ohne daß sie
jemals die Kunst des Sterbens gelernt
hätten.
.Vielen kommt der Tod unerwartet „wie
ein Dieb in der Nacht”, ‒ anderen kommt
er wie ein gefürchtetes Gespenst, ‒ an‐
deren als endlich erscheinender Erlöser von
ihren Leiden, ‒ und wieder andere rufen
ihn selbst herbei, weil sie durch ihn Be‐
freiung von Sorge und Not, des Leibes und der
Seele, erwarten.
.Selten aber trifft der Tod einen, der die
Kunst zu sterben
versteht. ‒ ‒
.Um diese Kunst zu verstehen, mußt du
zu lebensfrischer Zeit
gelernt haben, was
der „Tod”
ist, was „Sterben”
bedeutet!
.Du mußt gleichsam in der Fülle deiner
Kräfte „
auf Probe” sterben, damit du zu
sterben
verstehst, wenn der Tod dich
überrascht. ‒ ‒
.Sterben ist nicht ganz so
leicht, wie
viele meinen, aber es ist auch nicht
allzu‐
schwer, wenn man es vorher in krafter‐
füllter Zeit
gelernt hat...
.Jede Kunst will
geübt sein, und ohne
Übung lernt man auch nicht das Sterben.
.Gleichwohl hat man es eines Tages durch‐
zumachen, ob man es nun versteht, oder
nicht. ‒
.Die meisten Menschen
fürchten sich
vor dem Sterben, weil sie nicht recht wis‐
sen, was dabei vorgeht.
.Jene aber, die sagen, sie fürchteten sich
nicht, gleichen Kindern die in einem Boot
aufs hohe Meer hinausfahren, ohne die Ge‐
fahren des Meeres zu kennen. ‒ ‒
.Du aber sollst wie ein Steuermann sein,
der Winde und Strömungen kennt, und der
da weiß, welche Länder ihn auf der anderen
Seite des Meeres erwarten.
.Du sollst lernen, den Kurs deiner wohl‐
ausgerüsteten Barke zu
bestimmen. ‒ ‒
.„
Sterben” nennt man das Aufgeben‐
müssen des irdischen Leibes und seiner
Sinnesorgane, wenn dieses Aufgeben
für
immer und ohne Widerruf erfolgen muß,
weil der Leib aus physischen Gründen nicht
mehr imstande ist, sich zu erhalten.
.Ein sehr ähnlicher Vorgang erfüllt sich
jedesmal wenn du dich zur Ruhe nieder‐
legst und dem Schlafe überantwortest, ‒
nur verlierst du dabei bloß
zum Teil die
Herrschaft über Leib und Sinne, während
sie dir im Tode vollständig und
unwieder‐
bringlich verlorengeht.
.Du siehst, wie Natur dich gleichsam auf
solche Weise selbst das Sterben lehrt!
.Du kannst das Sterben auch ähnlich vor‐
aus erfahren bei einer Ohnmacht, oder bei
künstlicher Verdrängung des Bewußtseins
aus deinem Körper.
.Allein du erfährst bei alledem immer
nur den
allerersten Teil des Vorganges,
‒ es sei denn, deine inneren, geistigen
„Sinne” wären bereits soweit in dir erwacht,
daß du „auf der anderen Seite” des Daseins
zu dir selber kommen kannst, und dich
dann, zu deinem Erstaunen, auch
ohne den
Körper der Erde
im Leben findest...
.Besitzest du diese Erfahrung aber noch
nicht, dann können dir deine Träume im
nächtlichen Schlafe dazu dienen, dir wenig‐
stens ein
Verstehen des bewußten Lebens
ohne physischen Körper zu vermitteln, ob‐
wohl das „jenseitige” Leben wahrlich
An‐
deres ist als nur ein „Traum”. ‒
.Ich muß hier nur an das Leben im
Traume
erinnern um deinem Verstehen
zuhilfe zu kommen.
.So, wie du im Traume dich
bewußt,
empfindungsfähig,
denkend und
han‐
delnd findest, ‒ so, wie du auch im Traume
in einem „Körper” lebst und ihn frei ge‐
brauchst, obwohl dein physischer Leib ruhig
auf seinem Lager im tiefen Schlafe liegt,
‒ so findest du dich auch
körperlich ge‐
staltet,
bewußt,
empfindend,
denkend
und
handelnd, wenn du auf der anderen
Seite des Daseins deine geistigen „Sinne”
gebrauchen kannst und dadurch dort
zu
dir selbst kommst, sei es nun bloß vor‐
übergehend, oder ‒ wie im Tode des Er‐
denleibes ‒ für die Dauer.
.Ein wesentlicher Unterschied besteht nur
darin, daß du im Traume lediglich die stets
wieder zerfließenden Gebilde deiner plasti‐
schen Phantasie erblickst, die durch tausend
physische und psychische Anreize schein‐
bares Eigenleben gewinnen, während du,
um wach zu werden in der objektiv ge‐
gebenen
geistigen Welt, ‒ gleichviel in
welchem ihrer Bereiche dein Erwachen er‐
folgen kann, ‒ das Reich der Träume eben‐
so
verlassen mußt, wie du es verläßt um
wach zu werden in der
physisch-sinnlichen
Erscheinungswelt. ‒
.Hast du das Reich der Träume „
über‐
stiegen”, dann erst betrittst du das Reich
des
Geistes, das unschwer auch von deinen
lebhaftesten und „natürlichsten” Träumen
zu unterscheiden ist, denn du bist dort ver‐
möge deiner geistigen Sinne in einem Zu‐
stand des Bewußtseins, dem gegenüber selbst
das wacheste Tagesleben auf dieser Erde nur
wie ein Schlafwandeln erscheint. ‒
.Du siehst, hörst und fühlst die gleiche
ursächliche „Welt”, die du im tagwachen
Bewußtsein deines
physischen Daseins als
physische Erscheinungswelt wahrnimmst,
‒ nur empfindest du sie „
von der an‐
deren Seite”. ‒ ‒
.Die dir im physischen Erdenkörper
un‐
wahrnehmbare Gestaltung der
ursäch‐
lichen,
wesenhaften Welt ist dir plötzlich
wahrnehmbar geworden, und die nur
phy‐
sisch-sinnlich wahrnehmbaren Dinge, die
du bisher die „reale” Welt nanntest, wer‐
den dir: ‒ „leere Luft”. ‒
.Wenn es auch relativ wenig Menschen
sein mögen, die diesen Zustand, noch im
Erdenleibe lebend, in sich erfahren haben
und auch in der gegenwärtigen Zeit erfahren,
so sind es doch viel mehr als man ahnt,
denn die meisten Menschen denen solches
Erleben wurde, verbergen es instinktiv vor
Anderen, sei es aus Furcht vor dem
Un‐
glauben ihrer Mitmenschen und dem von
ihnen zu erwartenden „
Fluch der Lächer‐
lichkeit”, oder aber aus Besorgnis, das
geistige Erleben, das als besondere Begna‐
dung empfunden wird, könne
entzogen
werden, wenn man nicht zu schweigen ver‐
stünde.
.Es sind zuerst noch keineswegs
hohe
geistige Bereiche, die von solchen innerlich
bewußt Erlebenden betreten werden können,
allein es ist stets doch bereits „
das andere
Ufer” erreicht, auch wenn die dort zum
Bewußtsein Erwachten noch lange nicht
fähig sind, ins „
Innere” des entdeckten
„Landes” vorzudringen, oder gar seine ragen‐
den „
Gebirge” zu ersteigen. ‒
.Dahin gelangen während des Erden‐
lebens nur die überaus Wenigen, denen
hier auf dieser
physischen Seite der ur‐
sächlichen Welt das uralte „
Erbgut” ver‐
borgener geistiger Erfahrung anvertraut
wurde: ‒ die
geborenen „Hohenpriester”,
die „Meister” des verhüllten
geistigen
Wirkens und ihre als solche
geborenen,
legitimen Nachfolger.
.Was uns in bewußtem Erleben des
„Jenseits” zu gesichertem Erfahrungswissen
wurde, wird dir hier gegeben!
.Wir sehen täglich und stündlich Tau‐
sende von Menschen „das andere Ufer”
für
die Dauer betreten, ohne daß wir ihnen
helfen könnten, denn sie verstanden in
ihrem Erdenleben nicht die Kunst des Ster‐
bens, und so kommen sie
unbereitet am
„anderen Ufer” an, wie Schiffbrüchige, die
der Sturm ans Land wirft...
.Ratlos irren sie in der ihnen neuen Da‐
seinsform umher und sind nicht imstande,
die helfenden Hände zu ergreifen, die sich
ihnen entgegenstrecken.
.Noch fehlt ihnen jegliches Urteil, ob das,
was ihnen begegnet, Gefahr oder Hilfe bringt,
und angstvoll schrecken sie zurück, will
einer, der sie leiten
könnte, ihnen nahen...
.So irren sie
allein weiter, stets nahe
dem „Strande” des Meeres, das sie, ‒ wenig‐
stens für ihr Gefühl, ‒ noch mit der ver‐
lassenen
physischen Seite des Daseins ver‐
bindet, bis sie, gleichsam „magnetisch” an‐
gezogen, eines jener kleinen „Strandreiche”:
‒ jener
niedersten Gebiete der irdischen
Sinnen unerfaßbaren geistigen Seite des Kos‐
mos entdecken, das ihren Vorstellungen,
ihrem im physischen Erdenleben gehegten
Sehnen und Hoffen entspricht.
.Dann wähnen sie, ihren „Himmel” ge‐
funden zu haben, umsomehr, als dies von
allen anderen die sie alldort antreffen, ja
ebenfalls geglaubt wird...
.Die einmal da anlangten, sind ihrem
Schicksal für unendlich lange Zeit ver‐
fallen.
.Nur äußerst selten, und dann nur unter
größten Schwierigkeiten, gelingt es uns,
einen so Verirrten empor- und herauszu‐
ziehen aus seiner selbsterwählten trüge‐
rischen „Seligkeit”. ‒
.Da wir aber Umwege vermeiden lehren
wollen, und da uns die ewige
Liebe also
handeln heißt, lehren wir euch die Kunst
des rechten Sterbens.
.Das Wesentliche dieser Kunst besteht
darin, daß man
jederzeit, ‒ inmitten
von Zukunftsplänen und regester Tätigkeit,
bei blühender Gesundheit und frischester
Kraft, ‒ in fröhlicher Heiterkeit und siche‐
rer Zuversicht
bereit ist, das „andere Ufer”
für die Dauer zu betreten, ‒ ohne die Mög‐
lichkeit einer Rückkehr.
.Es ist ein Zustand des
Gemüts, der da
gefordert wird.
.Mag er auch nicht jedem Menschen leicht
erreichbar erscheinen, so darf doch keiner
vergessen, daß dieser Zustand allein das
rechte Sterbenkönnen bedingt. ‒
.Wen die Dinge des physischen Erden‐
lebens so festzuhalten vermögen, daß er
ihrer nicht entraten zu können meint, ‒
wer sich keinen Zustand vorstellen kann,
in dem alle Ziele erdenhaften Begehrens
belanglos werden, ‒ der wird schwerlich
die Kunst des rechten Sterbens erlernen. ‒
.Richtig und froh auf der Erde zu
leben,
versteht aber erst
der Mensch, der den Zu‐
stand der Bereitschaft zu sterben, täglich
und stündlich willkürlich in sich zu er‐
zeugen vermag, ‒ frei von jeglicher Furcht
und von jeder Traurigkeit. ‒ ‒
.Er weiß, daß nichts von dem, was er
hier zurücklassen müßte, ‒ und seien es
auch die liebsten Menschen, die sorgebedürf‐
tigsten Wesen, ‒ jemals von ihm getrennt
werden
kann, wenn er nicht selbst die wirk‐
liche Trennung
will und durch seinen Wil‐
len
schafft. ‒
.Er weiß, daß er „hier” bleibt, am glei‐
chen kosmischen „Ort”, ‒
noch näher den
Menschen die er liebt, als er ihnen je im
Erdenkörper nahekommen konnte. ‒
.Er weiß, daß er nach dem Sterben gewiß
nicht göttergleich verwandelt, und keines‐
wegs irdisch „allmächtig” sein wird, daß er
aber denen, die seiner Hilfe bedürfen, weit‐
aus mehr zu helfen imstande sein wird, als
dies jemals im
physischen Leben möglich
werden konnte. ‒ ‒
.Wer die Kunst des Sterbens auf solche
Weise übt, der weiß fortan, daß es für ihn
leicht werden wird,
wirklich und
un‐
widerruflich zu sterben, auch wenn der
Tod ihn gänzlich
unerwartet treffen sollte...
.Daß der
physische Vorgang des Ster‐
bens
nur für den Zuschauer unter Um‐
ständen qualvoll ist, daß aber der Sterbende
selbst
nicht darunter leidet, sondern die
Schmerzen seines etwaigen Leidens nur so‐
lange noch fühlt, solange er
noch nicht
gestorben ist, hat die prüfende Beobachtung
ärztlicher Forscher längst bezeugt.
.Wir aber haben hier nur darzustellen,
auf welche Weise das
Bewußtsein des
Sterbenden den Akt des Sterbens
über‐
dauert.
.Ist der Sterbende auch bis zum letzten
Augenblick vollbewußt, so tritt dennoch im
Moment der beginnenden Loslösung des
geistigen Organismus von dem bis dahin
ihm vereinten, tierhaften Erdenleib, eine
Art des „Schlummers” ein, aus dem das Be‐
wußtsein erst wieder zu sich selbst erwacht,
wenn das „Sterben” bereits vollzogen ist.
.Im Augenblick dieses Erwachens, das
einige Sekunden oder Minuten nach dem
äußerlich konstatierbaren „Tode” erfolgt,
findet sich der Mensch bereits in seinem,
ihm nun allein noch Erfahrung vermitteln‐
den
geistigen Organismus auf der nur
geistig wahrnehmbaren „anderen Seite”
der
ursächlichen Welt: ‒ der ewigen
„Wirklichkeit”, die alle
geistige, wie alle
physische Daseinsform aus sich ausstrahlt,
je nach der sie erregenden Anschauungs‐
weise.
.Die bisher durch seine
physischen
Sinne bedingte Wahrnehmungsfähigkeit des
nun Gestorbenen wurde vertauscht mit einer
neuen, ihm vorher normalerweise noch nicht
bekannten Art des
Wahrnehmens, wäh‐
rend seine formzeugende
Anschauungs‐
weise vorerst noch unverändert bleibt.
.Er ist weit davon entfernt, sich etwa
für gestorben zu halten, denn er findet sich
ja seiner selbst
bewußt,
wollend, und
wahrnehmungsfähig, wenn er auch noch
nicht erkennt, daß es
geistige Organe sind,
die allein ihm jetzt dienen.
.Er empfindet sich keineswegs als „gestalt‐
los”, denn sein bisheriger
physischer Kör‐
per war ja nur ein mehr oder weniger voll‐
endetes
Abbild des durch eigenen ewigen
Willen, ‒ wenn auch dem Gehirnwissen
„unbewußt” ‒ gestalteten
geistigen Or‐
ganismus, den jetzt das Bewußtsein
wahr‐
zunehmen fähig wurde, obwohl es ihn
noch nicht als ein vom
physischen Körper
Verschiedenes erkennt.
.So aber, wie der physische Schmerz so‐
fort aufhört, sobald durch entsprechende
Mittel ein schmerzendes Glied des irdischen
Leibes unempfindlich gemacht wird, ‒ so
sind auch die physischen Schmerzen, die
etwa ein Sterbender noch kurz vor seinem
Tode erlitt, im Augenblick des „jenseitigen”
Erwachens völlig verschwunden, da ja der
physische Körper, in dem die
Ursache der
Schmerzempfindung liegt, nun dauernd von
dem nunmehr nur sich
allein empfindenden
geistigen Organismus
getrennt bleibt. ‒
.Noch aber ist eine gewisse „
fluidische”
Bindung durch unsichtbare, subtile und auch
dem geistigen Organismus fühlbare, fein‐
materielle Ausstrahlungen des bisher ge‐
brauchten physischen Körpers vorhanden,
und
diese Bindung ist Ursache, daß der
jenseitig Erwachte noch mancherlei Vorgänge
in der Nähe des Leichnams auf
geistige
Weise wahrnimmt, obwohl sie in der
phy‐
sischen Welt geschehen.
.So empfindet der nun „Jenseitige” die
„fluidischen” Influenzen aus der Gegenstrah‐
lung der Menschen die seinen verlassenen
Erdenkörper umgeben, empfindet den „
Ge‐
fühlswert” ihrer
Berührungen, wie ihrer
Worte, und hat, ähnlich wie ein Blinder,
noch ein ziemlich genaues Vorstellungsbild
des verlassenen äußeren Raumes, ‒ wenn
auch die Täuschung besteht, als werde der
Raum noch mit den
physischen Sinnen
wahrgenommen.
.Diese letzten Beziehungen zur
physisch‐
sinnlichen Seite der ursächlichen Welt blei‐
ben noch einige Zeit erhalten, wenn auch
die Leiche längst erkaltet ist, aber was
solcherart noch empfunden werden kann,
verliert von Stunde zu Stunde an Kraft,
und die Wahrnehmungsfähigkeit dafür hört
vollständig auf, sobald die ersten Zersetzungs‐
erscheinungen beginnen.
.Denen, die an dem Akt der Leichen‐
verbrennung Anstoß nehmen, oder die gar
glauben, der Gestorbene könne dadurch in
seinem jenseitigen Leben „geschädigt” wer‐
den, sei hier gesagt, daß nach der Zeit, die
in den Kulturländern eingehalten wird, be‐
vor man einen Leichnam bestattet, längst
jegliche Wahrnehmungsbeziehung zwischen
dem geistigen Organismus des Gestorbenen
und seinem ehemaligen Erdenleibe auf‐
gehört hat.
.Wo aber Feuer als
Ursache des Todes
wirkt, dort wird, wie bei jeder
anderen
Todesursache, Schmerz
nur bis zum Ver‐
lust des
physisch gebundenen Bewußt‐
seins empfunden, während nach dem jen‐
seitigen „Erwachen”
jede Beziehung zum
früheren Erdenkörper erloschen ist, durch
die Zersetzung, die das
Feuer bewirkte.
.Was
nicht erlischt, ist das nun durch
den
geistigen Organismus empfundene Be‐
wußtsein der eigenen
Gegenwart, und das
klare Sehen und Erkennen aller physisch
gegenwärtigen Menschen in ihren
geistigen
Formen, die ja ‒ abgesehen von den phy‐
sischen Behinderungen ihrer Darstellung
auf Erden ‒ durchaus den
irdischen
Formen
entsprechen.
.Gestorbene, deren Bewußtsein während
ihrer Erdentage nur wenig über den Be‐
reich des physisch-tierhaften Daseins hinaus‐
wuchs, täuscht der neue Zustand oft so sehr,
daß sie auch noch längere Zeit nach ihrem
Erdentode nicht bemerken, daß sie nicht
mehr im physischen Leibe sind.
.Sie wähnen sich nur „genesen”, da ja
die frühere Ursache ihrer Leiden nicht mehr
besteht.
.Vorerst noch in eine Art traumhaften Vor‐
stellens irdischen Erlebens gebannt, mischt
sich ihnen die Wahrnehmung der
geistigen
Form ihrer Angehörigen mit den selbster‐
zeugten Gestalten des eigenen Traumlebens,
und die Gestorbenen begreifen nicht, wes‐
halb man um sie trauert.
.Sie versuchen dann oft mit allen Kräften,
die wirklich im physischen Dasein Trauern‐
den zu überzeugen, daß kein Grund zum
Trauern bestehe, ‒ allein dieses Bemühen
wird in der Erregung des Schmerzes von
den im Physischen Zurückgebliebenen nicht
empfunden.
.Erst in der Machtlosigkeit über solche
vermeintliche Torheit seiner Angehörigen
und Freunde entdeckt dann plötzlich der Ge‐
storbene, daß er nicht mehr mit einem
phy‐
sischen Körper behaftet ist, und erwacht
so aus seinem selbstgeschaffenen Traum.
.Dann erst beginnt er wirklich „sehen zu
lernen”, und seine geistigen Augen öffnen
sich für die neue
geistige Seite der ursäch‐
lichen Welt, deren
physisch-sinnlichen An‐
schauungskreis er verlassen hat, ohne den
kosmischen „Ort” zu wechseln.
.Hier fängt dann für jene, die nicht „
die
Kunst des Sterbens” während ihrer Er‐
dentage übten, das
geistige Irren an, denn
der geistige Organismus eines Menschen wird
durch den Tod keineswegs etwa über die
bis dahin erlangte Sicherheit im Erkennen
hinaufgesteigert.
.Zwar sind sogleich hilfreiche Helfer nahe,
aber sie werden nicht als solche
erkannt.
.Statt dessen werden sie von dem in seine
physisch-irdischen Meinungen noch verrann‐
ten Gestorbenen sehr entschieden und selbst‐
bewußt
abgelehnt, so daß sie an aller Hilfe‐
leistung verhindert sind.
.Die Gewißheit, das „jenseitige” Leben
tatsächlich erlangt zu haben, erweckt auch
nicht selten einen grenzenlosen Hochmut,
der die von ihm Befallenen erst recht in
ihren Torheiten bestärkt.
.Wer ganz ans Irdische verhaftet war, oder
zu sehr mit seinen Sorgen an Dingen und
Menschen hing, zu denen er nun nicht mehr,
physisch wirkend, zurückkehren
kann,
wird bei der Einsicht in die Unmöglichkeit
des Zurückkehrens von einer qualvollen Ver‐
zweiflung erfaßt, die erst durchgekämpft sein
will, bevor er fähig wird, seine
neuen Wir‐
kungsmöglichkeiten gegenüber der irdischen
Welt, die nun rein
geistiger Art sind, zu
erkennen. ‒
.Solche aber, die im physischen Leben
ganz mit dem Streben nach irdischer Ver‐
wirklichung einer „Idee”, und mit den in
solchem Streben erzeugten Vorstellungen
verwachsen waren, verlieren ziemlich bald
fast alles Interesse an der verlassenen phy‐
sischen Welt.
.Sie suchen nur nach einer Gelegenheit,
ihre „Idee” nun innerhalb ihres
neuen
Lebensbereiches
verwirklichen zu können
und sind blind gegenüber allen neuen Er‐
lebnismöglichkeiten.
.Andere wieder suchen nach der ihnen
verheißenen und von ihnen gläubig erwar‐
teten „
Seligkeit”, und sind nicht wenig
erstaunt, sie nicht
sofort, und in der Form,
die sie sich auf Erden doch so schön
er‐
träumten, im „Jenseits” gefunden zu haben.
.Allen diesen, mit sich selbst und dem
eigenen mitgebrachten Vorstellungsleben Be‐
schäftigten wird schließlich eine Art Erfül‐
lung ihrer Wünsche, indem sie in eines jener
niederen geistigen Reiche gelangen, deren
unbewußte Mitschöpfer sie schon auf Erden
waren...
.Auch dieser Übergang ist keine „Orts‐
veränderung”, denn
alle geistigen Welten,
‒ und es gibt
deren unzählige, bis hin‐
auf zu der höchsten und reinsten Welt
gott‐
gebärenden Geistes, ‒ sind, einander durch‐
dringend, am gleichen kosmischen „Ort”. ‒
.Das bewußte Erleben geistiger Welten,
sowie der Übergang aus einer in die an‐
dere, ist jeweils von einer gewissen Wahr‐
nehmungswandlung abhängig, die das gei‐
stige Bewußtsein für bestimmte Erscheinun‐
gen gleichsam „blind”, für andere dagegen
„sehend” macht.
.Aber gerade diese Wahrnehmungswand‐
lung läßt sich
nicht willkürlich hervor‐
rufen, außer von den Meistern der ewigen
Darstellung des Menschen im
höchsten
geistigen Reiche, oder ihren Beauftragten:
ihren erwählten Schülern, soweit deren ei‐
gene psychophysische Veranlagung dazu ge‐
eignet ist.
.Jeder Mensch aber, auch wenn er
nicht
zu den hier bezeichneten Wenigen gehört,
kann sich doch immerhin
in der Vorstel‐
lung mit den Gefühlen, Empfindungen und
Bewußtseinszuständen
vertraut zu machen
suchen, die ihn, entsprechend den hier von
uns gegebenen Aufschlüssen, nach dem Tode
des Erdenleibes erwarten.
.Ich lasse unbesorgt den Einwand gelten,
daß ein solches gewolltes Erregen des Vor‐
stellungsvermögens doch immer nur bloße
„
Bilder” hervorbringen könne, aber keines‐
falls zu einem Erleben des
wirklichen
nachirdischen Seins zu führen vermöge.
.Eben darum verlange ich ja, daß man
sich bei der Gestaltung der hier nötigen
Vorstellungsbilder
strengstens an die Dar‐
stellungen halte, die ich in diesem Buche
gebe, denn nur
sehr wenigen Menschen
ist es möglich, schon
während ihres Er‐
dendaseins den Bereich nachirdischen Seins
bewußt kennenzulernen, während es
allen
Menschen möglich ist, durch das Erwecken
wirklichkeitsentsprechender Vorstel‐
lungsbilder die
Gefühle,
Empfindungen
und
Bewußtseinszustände, die nach dem
irdischen Tode zu erwarten sind, gleichsam
im voraus zu durchleben.
.Ein solches, öfteres
Vorauserleben aber
ist nötig, will man sicher sein, daß man
nach dem erfolgten Abscheiden des Bewußt‐
seins aus der erdensinnlichen Erfahrungs‐
weise sogleich sich zurechtzufinden wisse,
und vor allem erkenne, was zu
suchen,
was zu
meiden sei!
.Nur wer solche Sicherheit bereits
wäh‐
rend seines Erdendaseins erlangte, wird
nach dem Übergang in die neue, rein
gei‐
stessinnliche Wahrnehmungsart auch so‐
gleich die helfenden Hände entdecken, die
sich ihm dort entgegenstrecken, und wird
vertrauend sie zu ergreifen wissen...
.Ihm können wir helfen!
.Er wußte die Kunst des Sterbens wäh‐
rend seiner Erdentage schon zu „erlernen”,
und sein Vertrauen auf unsere Belehrung
ließ alle Erkenntnisfähigkeit in ihm reifen,
deren er nun bedarf.
.Vor jeglicher Täuschung und Enttäu‐
schung wird er nunmehr gesichert sein!
.Ihn führen wir ‒ vorbei an den man‐
cherlei „Strandreichen”, die irdisches Er‐
träumen und Wähnen sich durch die Kräfte
des mißleiteten Willens schuf ‒ sogleich in
das „
Innere” des nun betretenen „Landes”,
allwo liebevolle Leitung ihn dann näher und
näher seiner Vollendung bringt.
.Er ist ja durch das Aufgeben seines ir‐
dischen Leibes durchaus
kein „
Anderer”
geworden!
.Es kann ihm nicht
plötzlich gegeben
werden, was ihm noch fehlt. ‒
.Nur was er
auf Erden bereits zu er‐
langen wußte, bringt er mit, als Besitz.
.Was er auf Erden zu
binden verstand,
bleibt auch im geistessinnlichen Leben für
ihn „
gebunden”, und was er im Erden‐
leben zur
Lösung brachte, bleibt auch jetzt
für ihn „
gelöst”...
.Allmählich nur kann man ihn immer
höher führen, bis er dereinst fähig wird,
das erhabenste aller geistigen Reiche zu be‐
treten: ‒ die reine
Lichtwelt seligster und
absoluter
Erfüllung. ‒ ‒
.Die „Zeiten”, die zu diesem Aufstieg
nötig sind, werden bestimmt durch den auf
Erden bereits erreichten Grad relativer gei‐
stiger Vollendung und durch die aus solcher
Vollendung heraus erfolgte Abgeklärtheit des
ewigen
Willens, innerhalb seiner Bewußt‐
seinsempfindung.
.Das „Sterben” aus der
irdischen Er‐
fahrungsweise in die
geistig-sinnliche Wahr‐
nehmungsart vollzieht sich zwar auch
ohne
deine Absicht, und was dich „jenseitig” er‐
wartet, wird da sein, auch wenn du an
kein
„Jenseits” glaubst.
.Es ist deinem ewigen
Willen aber eine
große
Macht eingeräumt, da du fähig bist,
durch Vorarbeit hier auf der
physisch
wahrnehmbaren Seite der Welt, all dein
weiteres Schicksal sehr wesentlich zu be‐
stimmen.
.Voraussetzung ist allerdings ein verant‐
wortungsbewußter
Lebenswandel, stets
orientiert nach dem hohen geistigen Ziel,
das nur in der uneigennützigen
Liebe zu
allem Lebendigen erreichbar wird.
.Auf der „anderen Seite” der Welt, ‒
dort, wo nur mit
geistigen Sinnen wahr‐
genommen wird, ‒ herrscht nicht nur die
„Wonne der Seligen”. ‒
.Es gibt dort wahrlich auch Reiche der
Qual und
Verzweiflung, der zehrenden
Reue, und des
Wunsches nach Selbst‐
vernichtung, obgleich diesem Wunsche
niemals entsprochen werden kann...
.Durch
diese Reiche aber müssen un‐
fehlbar alle hindurch, die hier auf Erden
das Gesetz nicht erfüllen, das
Liebe zu sich
selbst und allen Mitgeschöpfen von jedem
Erdenmenschen verlangt.
.Solche „
Liebe” ist
sehr weit entfernt
von jeglicher Art sentimentaler Schwärmerei
und allem Gefühlsüberschwang!
.Die hier gemeinte,
durch geistiges Gesetz
geforderte
Liebe ist vielmehr die höchste
und stärkste
Selbst- und
Allbejahung so
daß der von ihr durchdrungene Mensch so‐
wohl in sich selbst wie in allem Mit-Dasein
nur das
Positive, das
Geistgewollte er‐
fühlt, auch dann, wenn er sich genötigt sieht,
sich aufs schärfste der gleichzeitig wirksamen
negativen Kräfte der gleichen Erscheinung
zu
erwehren. ‒ ‒
.Schwersten Verstoß gegen das geistige
Gesetz von dem hier die Rede ist, begehen
alle, die auf Erden Hand an ihr Leibesleben
legen, um aus irgend einem Grunde dem
irdischen Dasein und seinen Forderungen
feige zu entfliehen.
.Solches Tun ist überdies
sinnlos und
zweckwidrig, denn statt der gesuchten
Befreiung findet der durch eigene Hand ir‐
disch Entleibte tausendfach qualvollere Fes‐
selung in wahrlich nicht gewünschte Be‐
wußtseinszustände, denen er nun Aeonen
hindurch nicht mehr entfliehen kann.
.Es liegt ein gewisser Trost für die Zu‐
rückbleibenden in der Tatsache, daß die
allermeisten Morde am eigenen Leben von
Menschen begangen werden, deren Bewußt‐
sein im entscheidenden Moment krankhaft
umdüstert ist, so daß die furchtbare Ver‐
neinungstat in einem Zustand erfolgt, den
man wohl als
spontan einbrechenden
Wahnsinn bezeichnen darf, auch wenn die‐
ser Zustand seit langem vorbereitet wurde,
durch ein verantwortungsloses „
Spielen”
mit dem Gedanken an die
Möglichkeit
der Leibeszerstörung.
.Mörder und Gemordeter sind zwar in
solchem Falle in
einer Person „
in Er‐
scheinung” gewesen, aber der Mord ist
das Werk eines übermächtig gewordenen
Gedankens, den das Opfer solange mit
seinen eigenen Kräften belebte, bis er es zu‐
letzt verschlang. ‒
.In solchem Falle trägt dann der Zer‐
störer seines Erdenleibes nicht die Verant‐
wortung für den Akt des
Mordes, sondern
das geistige Gesetz erheischt von ihm
Aus‐
gleich für alles verkehrte Denken und
Handeln, aus dem zuletzt die Tat im Wahn
erwuchs. ‒
.Dieser Ausgleich ist zumeist nur erreich‐
bar durch das Ertragen einer zweiten Ein‐
verleibung in den tiermenschlichen Körper
auf der Erde.
.Es handelt sich hier um einen jener
Ausnahmefälle, in denen allein die soge‐
nannte „Reinkarnation” als
Möglichkeit
in Betracht kommt, während sie bei
gesetzes‐
gemäßem Ablauf des irdischen mensch‐
lichen Lebens, eben
durch den vollzogenen
Ablauf, ein für allemal unmöglich wird.
.Obwohl aber die Nützung des Erden‐
lebens zur Vorbereitung auf nachirdische
Bewußtseinszustände von größter Wichtig‐
keit ist,
sollst du doch keineswegs glauben,
du müßtest nun auf dieser Erde das ängst‐
liche, stets um gesichertes „Seelenheil” be‐
sorgte Leben eines kleingläubigen „Heiligen”
führen, ‒ eines jener Selbstsüchtigen des Her‐
zens, die sich gar sehr jeder „Sünde” fürchten,
aber innerlich frohlockend der „Verdamm‐
nis der bösen Welt” gewiß zu sein glauben.
.Solche Lebenshaltung würde dich nur
dereinst mit aller Sicherheit in eines jener
täuschenden „Strandreiche” des Geistes ge‐
langen lassen, die menschlicher Wahn ge‐
staltet hat, ohne um seine eigene Urheber‐
schaft zu wissen.
.Ein Leben treuer
Pflichterfüllung,
voll
Liebe zu allem Lebenden, voll Stre‐
ben nach Herzensgüte und Wahrhaftigkeit,
nach
Ordnung in deinem Willenshaus‐
halt und nach
Veredelung deiner Freu‐
den, ‒ ein Leben voll fröhlichen
Glaubens
an die endgültige Erfüllung deiner höchsten
und geläutertsten Sehnsucht, ‒ wird jederzeit
hier auf Erden für dich
das beste Leben
sein, besonders, wenn du gleichzeitig bestrebt
bist,
das zu lernen, was ich in dieser Abhand‐
lung „
Die Kunst zu sterben” nenne.
.Es gibt dann freilich auch noch einen
besonderen geistigen Höhenweg, von dem
ich schon an anderer Stelle sprach, aber
bevor du dein Leben so gestaltet hast, wie
mein Rat es dich hier gestalten lehrt, wirst
du auf solchem Pfade kaum vorankommen
können...
.Wer diesen Weg betreten will, der muß
frei sein von allem, was etwa seinen sicheren
Schritt behindern könnte.
.Das kopfhängerische „Muckertum” ist
ebenso verwerflich, wie die hohle Geste der
„Weltverneinung”!
.Nicht allen wird der Weg schon gangbar
erscheinen, auf dem der Mensch dahin ge‐
langen kann, daß sein „
Gott” in ihm ge‐
boren wird, aber jeder sollte dennoch von
diesem Wege wenigstens
wissen, ‒ jeder
sollte sich vorbereiten, um ihn hier auf
Erden schon, wenn irgend möglich, auch
zu beschreiten.
.Vielen mag zwar noch die Kraft und
Ausdauer fehlen, die dort nötig ist, aber
auch alle
geistigen Kräfte wachsen
durch
die Anwendung, und
Ausdauer ist auch
hier nur denen verliehen, die einem Tun
ihre ganze
Liebe widmen. ‒ ‒
.Alles,
was auf dieser
physisch wahr‐
nehmbaren Seite der Welt gedacht, emp‐
funden und gewirkt wird, übt eine stete
Wirkung aus in die „
jenseitige” Welt.
.Die Früchte aller Werke der Tat, die
der Mensch
hier im Irdischen erstehen
läßt, bleiben ihm erhalten, weit über den
Tod hinaus, auch wenn seine Werke auf
Erden nur
physischen Zwecken dienen.
.Die moralische Verantwortungsmög‐
lichkeit vorausgesetzt, kommt es bei all
deinem Tun hier im Irdischen nicht darauf
an,
was du tust, sondern
wie du es tust. ‒ ‒
.Niedrigste Arbeit hier auf Erden kann
dir ungeahnte Kräfte für dein späteres
Leben auf der
geistigen Seite der Welt
zuströmen lassen, wenn du das dir Über‐
tragene nur
in treuester Pflichterfül‐
lung, freudig und nach besten Kräften also
ausführst, als sei der Bestand des ganzen
Weltalls allein von der Güte deiner Arbeits‐
leistung abhängig...
.Fü
r
dich selbst bist einzig und allein
nur
du selbst verantwortlich!
.Bei allem was du denken oder tun magst,
‒ bei allem, was du auf dieser
physisch‐
sinnlich erfahrbaren Seite der Welt treibst,
‒ bist du stets der unbewußte Schöpfer
deines späteren Schicksals in der
geistig‐
sinnlichen Wahrnehmungswelt. ‒
.Was du hier auf Erden dein „
Schick‐
sal” nennst, ist nur ein lächerlich kleiner
Ausschnitt eines unermeßlichen
Ganzen,
und wenn du hier etwa mit deinem Schick‐
sal haderst, so mag dein Mißmut mensch‐
lich ja sehr verständlich und gewiß auch
entschuldbar sein, aber dennoch gleichst
du dann nur dem Kinde, das törichterweise
Dinge verlangt, die ihm heute noch nicht
gegeben werden
können, weil sie ihm
schaden würden, während ihm
später das
Verlangte
in reichster Fülle zu Gebote
stehen wird...
.Erst auf
hoher Stufe der geistigen Welt
angelangt, wirst du dereinst dein Schicksal
verstehen können, und dann wirst du lä‐
cheln, gedenkst du noch deines früheren
Urteils. ‒ ‒
.Dann wirst du sehen, daß deine besten
Verstandesgründe, die dich ehedem zu dei‐
nem Urteil verführten, ebensoviele
Tor‐
heiten waren, weil du die Schönheit der
Blüte und die süße Köstlichkeit der Frucht
aus dem Wurzelgefaser erschließen wolltest,
das deine Hände aus der dunklen Erde
wühlten.
.Nur wer sich selbst zu lösen weiß aus
den beengenden Vorstellungsbildern, die ihm
aus seiner
physisch-sinnlichen Anschau‐
ungsform notgedrungen erwachsen sind, der
wird allmählich auch ein Weniges ahnen
von dem großen Ganzen in dem er wurzelt,
und dem er niemals mit den Mitteln
phy‐
sisch-sinnlicher Erkenntnis näherkommen
kann...
.Es war keine leere Phrase, wenn vor‐
maleinst ein Wissender, vom Glanze des
Erschauten fast überwältigt, die Worte fand:
.„
Kein Auge hat es gesehen,
kein
Ohr gehört,
was Gott denen bereitet
hat,
die ihn lieben!”
.„
Gott lieben” aber heißt: ‒ alle
Müh‐
sal und allen
Schmerz der Erde so „lie‐
ben”, so
willig hinnehmen, als habe man
das alles gerade so
gewollt und
erstrebt,
wie es in unser Leben tritt! ‒
.„
Gott lieben” heißt: ‒
die Erde lieben
und
alles was auf ihr lebt, ‒ so,
wie
es ist, ‒ mag es unseren
Wünschen auch
zuwider sein! ‒
.„
Gott lieben” heißt: ‒
sich selbst
lieben und
sich zuliebe alle Beschwernis
freudig auf sich nehmen, die uns zu tragen
gegeben wird auf dem langen und beschwer‐
lichen Wege, der aus Irrung und Verwirrung
zuletzt zu
uns selber führt, so, wie wir
ewig sind
in Gott! ‒ ‒
.Nach alledem wirst du nun auch wissen,
wie du am besten deine „
Verstorbenen”
ehrst: ‒ jene, die dir vordem hier im Er‐
denleben nahestanden und die auch heute
noch, nach wie vor,
im Dasein sind, nur
deiner physisch-sinnlichen
Wahrnehmungs‐
fähigkeit nunmehr entrückt...
.Du wirst nun wissen, wie
du ihnen auch
weiterhin
helfen kannst, und wie du, etwa
selbst der Hilfe bedürftig, solche von ihnen
erlangst.
.Es ist wahrlich verkehrtes Beginnen,
„
spiritistische Zirkel” zu errichten, um
mit den der Erde Gestorbenen in Verbin‐
dung zu kommen!
.Die Ehrlichkeit aller Teilnehmer und
die Sicherung gegen jeden, auch
unbe‐
wußten Betrug vorausgesetzt, habt ihr
doch zu
wenig Wissen von den Kräften,
die sich in solchen „Sitzungen” manifestie‐
ren, und seid nicht imstande, die
wirk‐
lichen Urheber der Phaenomene festzu‐
stellen.
.Auch dann nicht, wenn ihr jeden vor‐
gefaßten Glauben ablehnt, um erst zu er‐
forschen, was etwa Wahres an der Sache sei!
.Die Kräfte, um die es sich bei
echten
spiritistischen Manifestationen handelt, sind
voll Lüge,
Laune und Trug, ‒ stets be‐
reit, sich mit Hilfe eurer eigenen Kraft
be‐
merkbar zu machen, ‒ aber gar weit davon
entfernt, sich zu willigen Untersuchungs‐
objekten zu wandeln... (Die mannigfachen
Betrugsmöglichkeiten durch „
Medien”
und
Sitzungsgenossen lasse ich natürlich
hier
außer Betracht.)
.Die Manifestationen, in denen ihr Kräfte
des „Jenseits” am Werke glaubt, sind, wenn
irdische Täuschung ausgeschaltet ist, nichts
anderes als das Spiel unsichtbarer Wesen einer
noch fast unbekannten Region der
phy‐
sischen Welt. ‒
.Für wirklich im Geiste „
Erwachte”,
‒ die als Jenseitsbewußte schon zu den
„
Jenseitigen” gezählt werden dürfen, auch
wenn sie noch im Erdenleibe auf der
phy‐
sisch wahrnehmbaren Seite der Welt leben,
ist es zwar
möglich, sich in vereinzelten
Fällen der hier genannten Wesen zu
be‐
dienen, wie man sich auch sonst irgend
einer erreichbaren Hilfskraft bedient, allein
es wird gewiß keiner dieser wirklich im
Geiste Erwachten auf den Einfall kommen,
zur Unterhaltung der Teilnehmer einer
spiritistischen Sitzung beizutragen, oder die
Versuche eines Experimentators „interessant”
gestalten zu wollen...
.Auch wo man unter dem Eindruck steht,
es „zweifellos” mit der Entelechie eines frü‐
heren Erdenmenschen zu tun zu haben, über‐
steigt die Gefahr der
Täuschung durch Le‐
murenwesen so sehr alle Wahrscheinlichkeit
einer
echten Kommunikation, daß nicht ein‐
dringlich genug
gewarnt werden kann vor
dem Betreten jedes Weges, der zu
irgendwel‐
chen „spiritistischen” Erscheinungen führt.
.Der euch hier warnt, kennt alle auf
„spiritistischem” Gebiet möglichen Mani‐
festationen aus eigener, gesicherter und reich‐
haltigster Erfahrung.
.Ebenso aber kennt er auch jene unsicht‐
bare physische Zwischenwelt, die das urei‐
gene Lebenselement der „spiritistischen”
vermeintlichen „Geister” bildet, und er weiß
sich dieser Wesen und ihrer Kräfte gege‐
benenfalls zu
bedienen, wie man sich eines
Reitpferdes oder eines Spürhundes bedient,
wo es die Umstände erfordern.
.Dem geistig dazu Ermächtigten dienen
diese Wesen mit ihren Kräften, wenn er
es verlangt, ohne daß er erst nötig hätte,
ein „Medium” zu gebrauchen und „spiri‐
tistische Sitzungen” abzuhalten.
.Er betritt die Bereiche dieser Zwischen‐
wesen mit der gleichen Sicherheit, wie er
bewußt sich in die rein
geistigen Welten
begibt.
.Angenehm ist es freilich
nicht, diesen
Wesen nahezukommen, und keiner der
es vermag, sich ihrer nach seinem Willen
zu bedienen, wird das jemals
ohne Not
tun, und immer wird er dabei ein Gefühl
des
Ekels zu überwinden haben.
.Mit diesen, etwa den Quallen südlicher
Meere irdisch vergleichbaren, aber normaler‐
weise
nicht wie diese,
physisch wahr‐
nehmbaren Geschöpfen, sowie mit ihren
dennoch rein
physischen Kräften, kommt
ihr zumeist in Verbindung, während ihr mit
euren „
verstorbenen Lieben” im Verkehr
zu sein wähnt, ‒ es sei denn, daß
eure
eigenen, euch unbewußten Kräfte aus der
gleichen Region, der diese unsichtbaren
physischen Geschöpfe angehören, alle Mani‐
festationen
allein bewirken, und ihr euch
auf solche Weise unwissentlich
selbst ein
Geistertheater vorspielt...
.Für euer seelisches und leibliches Wohl
ist solcher nichterkannte Selbstbetrug aber
immer noch
weniger verhängnisvoll, als
der
echte Konnex mit den hier geschilderten
Lemurenwesen, die eure Kräfte aussaugen
wie Blutegel, und nur mit Hilfe der
euch
entzogenen Energien die vermeintlichen
„Wunder” eurer „spiritistischen Seancen”
hervorzubringen vermögen.
.Auch der vorurteilsfreieste Forscher, der
diesen Erscheinungen
nur als Beobachter
gegenübertritt, ist keineswegs gefeit gegen die
Kraft der Polypenfangarme, die ihn vom
Unsichtbaren her umschlingen.
.So sehr er auch „über der Situation” zu
stehen meint, muß er sich doch seine ge‐
heimsten Eigenkräfte entziehen lassen, ohne
den Mißbrauch auch nur zu ahnen, den die,
sein Interesse fesselnden, unsichtbaren Para‐
siten seines „Mediums” mit ihm treiben. ‒ ‒
.Der
wirkliche „Verkehr”, ‒ der ein‐
zige
sichere Verkehr mit den ins „Jenseits”
Vorangegangenen, ‒ spielt sich
allein im
Innern, in der „Seele” ab, und ist rein
geistiger Art.
.Euer eigener
geistiger „
Leib” ist das
Organ des Vernehmens der „Abgeschie‐
denen” für euch! ‒
.Jeder „durchgefühlte”
Gedanke, jedes
euch ganz durchdringende
Gefühl, wird
„auf der anderen Seite” vernommen wie hier
in der physisch-sinnlichen Welt das gespro‐
chene Wort.
.Ebenso aber vernehmt auch ihr, ‒
wenn ihr „in der Stille” und feinfühlig
genug dazu seid, ‒ die Äußerungen derer,
die bereits auf der
geistigen Seite der
Welt sich erleben, als leise
Gedanken und
wie von außen in euch eindringende
Ge‐
fühle, die bei einiger Übung des Unter‐
scheidungsvermögens ganz sicher von „
eige‐
nen” Gedanken und Gefühlen zu sondern
sind. ‒
.Aber auch
abgesehen von dem was euch
bewußt werden mag, besteht eine dauernde,
unterbewußte Influenzwirkung, und ihr
seid in solcher Weise oft in einem
viel
richtigeren Sinne das „Medium” eines Vor‐
angegangenen, als jemals ein sogenanntes
„spiritistisches Medium” dies sein
könnte,
auch wenn die „Jenseitigen” sich seiner be‐
dienen
wollten...
.Wäret ihr gewohnt, die alltäglichen Ge‐
schehnisse eures Lebens nüchternen Sinnes,
aber doch auf das Geheimnisvolle aufmer‐
kend, zu beobachten, so würdet ihr euch
gar oft im Sinne eines geliebten „Verstor‐
benen” handeln sehen, auch wenn nicht
die leiseste bewußte
Absicht in euch be‐
stand, so zu handeln, wie es der Abge‐
schiedene gewünscht haben würde, lebte er
noch in
physisch wahrnehmbarer Erschei‐
nung. ‒
.Andererseits würde es euch gewiß auch
zu denken geben, daß recht oft von seiten
völlig Fremder irgend etwas geschieht, was
man geradezu als endliche Erfüllung eines
Wunsches ansprechen darf, den ein Ge‐
storbener zur Zeit seines Erdenlebens heiß
hegte, der ihm aber dazumal unerfüllt ge‐
blieben war. ‒ ‒
.Freilich ist das alles viel weniger effekt‐
voll als ein tanzender oder schwebender
Tisch, dessen Beine „Botschaften” klopfen,
oder gar als die „materialisierte” Gestalt,
in der man, hypnotisch gebannt ohne sich
dessen bewußt zu sein, einen Gestorbenen
„mit aller Sicherheit” erkennt und sprechen
hört, obwohl das, was da vor einem steht,
nichts weiter ist als eine Art „astraler”
Panoptikumsfigur.
.Wohl sind die äußeren Züge der ehe‐
maligen erdenhaften Erscheinung des Ge‐
storbenen entliehen, und sogar das Kleid,
der Anzug, feiert seine scheinbare Aufer‐
stehung, ‒ aber aus solchem Popanz spricht
ein Lebewesen, das euch mit
Entsetzen
erfüllen würde, könntet ihr es in seiner
wahren, von aller Maskierung befreiten
Gestalt einmal plötzlich neben euch stehen
sehen. ‒ ‒
.Menschen, die niemals
echte und wirk‐
lich bemerkenswerte spiritistische Phäno‐
mene erlebten, werden zwar kaum begreifen
können, daß solche Dinge ernst zu nehmen
sind, ‒ aber das hindert leider nicht, daß
der sogenannte „Spiritismus” Millionen heim‐
licher und offener Anhänger zählt und stets
neue „Bekehrte” in seinen Bannkreis zieht.
.Eine ungeheure, teils phantastische, teils
pseudowissenschaftliche Literatur über spiri‐
tistische Theorie und Praxis findet noch
immerfort fiebernde Leser, und was die
Gläubigen angeht, so schützt hier auch alle
wissenschaftliche Bedeutung die auf anderen
Gebieten erworben wurde, keinesfalls vor
gröblichster Täuschung, ‒ besonders dann
nicht, wenn ein Todesfall den heißen
Wunsch
erweckt, mit dem geliebten Verstorbenen
auf irgend eine Weise wieder in Kontakt
zu kommen...
.Der Doktorhut bildet keine zureichende
Isolation gegenüber den hypnotischen Beein‐
flussungen aus dem Unsichtbaren, und die
Talare akademischer Würden sind leider
durchläßig wie Spinngewebe für die Saug‐
rüssel unsichtbarer physischer Mollusken.
.Aus allen diesen Gründen dürfte meine
Warnung wohl kaum überflüssig sein.
.Der ganze
physische und
geistige Kos‐
mos ist
ein einheitliches Ganzes, auch
wenn dieses Ganze sich
in sehr unter‐
schiedlichen Aspekten darstellt.
.Die eigentliche
Wirklichkeit die hin‐
ter den Aspekten steht, war und ist immer
nur
sehr wenigen Erdenmenschen aufge‐
schlossen.
.Sie entzieht sich sowohl dem Experiment
wie dem spekulierenden Denken.
.Auf der
physisch-sinnlichen, wie auf
der
geistigen Seite des Alls gibt es jeweils
wieder die verschiedensten Abwandlungen
der
Anschauungsform, und alles solcher‐
art ins Bewußtsein gelangende tritt mit dem
gleichen Anspruch auf, ‒ „
das Wirkliche”
zu sein.
.Die Wesen, die sich im All erleben,
sehen fast alle nur
Teile des Wirklichen,
und selbst diese Teile nur
in unbewußter
eigenschöpferischer Umgestaltung.
.So ist auch das Leben nach dem „Tode”
des physischen Körpers bestimmt durch einen
Wechsel der Anschauungsform.
.Es wird das gleiche
Wirkliche empfun‐
den und erlebt, ‒ nur in
geistiger An‐
schauungsform, ‒ da die
physischen Sinne
mit dem Erlöschen der einheitlichen Lebens‐
funktionen des irdischen Körpers aufhören,
brauchbare Vermittlungsorgane für das Er‐
leben zu sein.
.Sinnlich wahrnehmbar aber ist das
Leben in
allen seinen Regionen, auch wenn
die
Art der Sinnesorgane sehr verschieden
ist. ‒
.„Sterben”
ist für den Erdenmenschen
nur ein Vorgang, der
zwangsweise dazu
führt, bisher
im Unterbewußten verbor‐
gene Sinne
bewußt gebrauchen zu lernen...
.Auch während des Erdenlebens sind diese
geistigen Sinne schon
vorhanden, ‒ ja,
sie allein sind die Ursache, daß der Mensch
aus seiner tierleiblichen Sinneswahrnehmung
Eindrücke empfangen kann, die dem Tiere,
auch auf höchster Stufe,
unerlebbar bleiben,
so sehr auch seine physische Sinnesschärfe
die des Menschen übertreffen mag. ‒ ‒
.Nur in relativ seltenen Sonderfällen
wird es
möglich, daß die Sinne des
geistigen
„Leibes” im Menschen
schon während die‐
ses Erdenlebens sich eröffnen, und es ge‐
schieht dies
niemals in der Form einer
plötzlich sich einstellenden Fähigkeit, die
geistigen Sinnesorgane gebrauchen zu können,
sondern immer nur in der Art eines sukzes‐
siven „
Wachwerdens”, das zwar
sanft ge‐
fördert, aber keinesfalls durch willkürliche
Mittel
erzwungen werden kann.
.Wer nun schon im
physisch-sinnlichen
Leben auch zum Gebrauch seiner
geistigen
Sinne erwachte, der sieht die verschiedenen,
ihm schon erfahrbaren, niederen „Welten”
der einen und einzigen
ursächlichen Welt
der Wirklichkeit wie ineinander „ver‐
schachtelt”, so daß es ihm oft schwer werden
kann, augenblicklich zu unterscheiden, was
den Regionen der
physischen, und was den
Reichen der
geistigen Sinnenwelten ange‐
hört.
.Nur die ganz wenigen Menschen, denen
sich auch
die Welt der Ursache: ‒ das
„Ding an sich”, von innen her aufgeschlos‐
sen hat, empfinden zugleich die eine, letzt‐
gründige
Wirklichkeit, durch die sowohl
jede
geistige, wie jede
physisch-sinnlich
wahrnehmbare Welt „gewirkt” wird.
.Diese Urwirklichkeit ist
Urgrund allen
Lebens, mag es nun auf
geistige oder auf
physische Art zum sinnlichen Erfahren
und Selbsterleben kommen! ‒
.Der „Mensch” aber, ‒
ob er sich nun
in
geistiger Erscheinungsform oder
im Er‐
dentierkörper erlebt, ist, in ewiger Wirk‐
lichkeit gesehen:
.Ewiges Leben in der Form
individu‐
eller,
bewußter Erlebnisfähigkeit.
.Durch die
physisch-sinnliche Anschau‐
ungsweise hier auf Erden bestimmt, fällt es
freilich dem auf eine tierhafte Gestalt allein
verwiesenen ewigen Leben recht schwer,
sich individuell geformt, und doch dabei als
Konzentrationspunkt eines unermeßlichen
Ganzen zu empfinden: ‒ eines Ganzen, das
in sich keine Lücke und keine Trennung
kennt, obwohl es sich in unendlichfältigen
Aspekten erfaßt. ‒
.Allzusehr hängt erdgebundene Vorstel‐
lung von dem
Augen-
Schein ab, der
Indi‐
viduelles nur als ein von anderem
Ge‐
trenntes kennt.
.In geistiger
Anschauungsweise aber ist
Individualität
ewige Darstellungsfunk‐
tion innerhalb des untrennbaren Ganzen: ‒
nicht etwa
Spaltung in sich selbst, sondern
Darstellung eigener Viel-
Einheit.
.Immer ist es
das ganze,
unteilbare
Leben, das sich in
jeder seiner unendlich
vielen individuellen Selbstformungen in ei‐
nem bestimmten, einmaligen Aspekt erlebt...
.Wir, die wir hier auf Erden mit euch
dieser Erde Leben teilen und doch zugleich
vom
Geiste euch zu künden kommen, ‒
wir leben wahrlich in einer
anderen Welt
als ihr, obwohl auch wir mit unseren Füßen
fest auf dieser Erde stehen.
.Es mag euch scheinen, als seien wir euch
allzuferne, und doch könnte keiner euch
näher sein als wir.
.Wohl leben wir nicht allein in
eurer,
sondern auch in der ewigen Welt des rei‐
nen, wesenhaften
Geistes, aber auch
eure
Welt wird von der ewigen Welt des Geistes
durchdrungen, ‒ wie ein Schwamm, der
im Meere wächst, vom Wasser des Meeres
durchdrungen wird...
.Gewiß könnt ihr die reine, wesenhafte
Geisteswelt in der wir
geistig leben, nicht
mit Erdensinnen fassen.
.Ihr müßt erst
geistig zur Wahrnehmung
fähig werden, wollt ihr Geistiges
erfahren!
.Und selbst dann noch werdet ihr erst
alle
niederen geistigen Welten
überstei‐
gen müssen, bevor ihr in das
innere Reich
gelangt, aus dem die Kunde zu euch dringt,
die euch allhier erreicht...
.Viele von euch suchen nach uns und
glauben, sie könnten sogleich geistig
mit
uns vereinigt sein, wenn sie nur unsere
menschlichen Wohnstätten auf der Erde auf‐
suchen würden... Aber auch wenn sie uns
hier dann wirklich
finden, sind sie uns
keinesfalls etwa „näher” gekommen. ‒
.Sie sehen nur unseren irdischen Leib,
hören unsere irdische Stimme, und gewah‐
ren allenfalls das Alleräußerlichste unseres
äußeren Erdenlebens.
.Unseren „
Tempel” aber können sie
gleichwohl
nicht betreten, denn der liegt
auf der
geistigen Seite der ursächlichen
Welt, und
nicht etwa „an den Abhängen
des Himalaja”.
.Dort, in den verborgenen Einöden des
höchsten irdischen Gebirges, leben nur seit
Urzeittagen stets einige unserer Brüder aus
der jeweiligen Generation: ‒ Männer, die
jede auf Erden mögliche Größe überstiegen
haben und nun in unzugänglicher Abge‐
schiedenheit verharren, um den Pfad stets
von Verschüttung freizuhalten, der uns an‐
deren, im Weltleben Wirkenden gangbar
bleiben muß, wenn wir der Aufgabe ob‐
liegen sollen, die uns aufgetragen ist...
.Jahrtausendelang haben wir an unserem
geistigen Tempel gebaut, und stets bauen
wir weiter, ohne den Tempel jemals ganz
zu Ende zu bauen.
.Jedes Jahrhundert läßt uns neue Kapel‐
len und Altäre, neue Säulen und Pfeiler
einfügen, ‒ nach geistig bestimmtem Rhyth‐
mus und dem vorordnenden, weisen Plan,
der in den Fundamenten des Tempels ruht.
.All eure Tempel und Altäre auf der
Erde sind nur dieses geistgestalteten Tem‐
pels
Spiegelbilder.
.Mehr oder weniger klar, ‒ mehr oder
weniger verzerrt, ‒ ist an allen seinen irdi‐
schen Widerspiegelungen zu erkennen, was
die alten Baumeister ahnend erfühlten, und
sofern sie wahre
Künstler waren, in hoher
Intuition erschauten, von der Maßgerechtig‐
keit und Zierde unseres hehren
Tempels der
Ewigkeit. ‒
.Dieser Tempel aber ist nicht etwa ein
Werk des
Gedankens, und ich rede hier
keineswegs nur in
symbolischer Weise!
.Er besteht vielmehr als ein geistsinnlich
immerdar wahrnehmbares Bauwerk aus gei‐
stiger Substanz, und wird von
geistig wahr‐
nehmenden Wesenheiten ebenso als ein festes
Gefüge erkannt, wie von euch die Tempel
der Erde und die irdischen, himmelragen‐
den Dome...
.In der geistigen Welt wird alles als eben‐
so „greifbar” und „real” empfunden, wie in
eurer Welt der physischen Sinne, und ihr
unterliegt einer großen Täuschung, wenn
ihr etwa glaubt, hier seien nur vage Traum‐
gebilde zu finden! ‒
.Es handelt sich hier nicht um Visionen,
Halluzinationen oder sonstwie selbstgeschaf‐
fene Vorstellungsbilder, noch um das Auf‐
tauchen bildgeformten Erfahrungsbesitzes
aus unterbewußten Regionen! ‒
.Was durch die
geistigen Sinne wahrge‐
nommen wird, ist in
gleichem Grade „
ob‐
jektiv” gegenwärtig, wie das, was die
phy‐
sischen Sinne des
Erdenkörpers wahr‐
zunehmen vermögen, und aus diesem Grunde
entspricht das
geistig-sinnlich Wahrgenom‐
mene auch bis zu den
höchsten Stufen
geistiger Selbstdarstellung „objektiv” durch‐
aus den Formen der physisch-sinnlichen An‐
schauungswelt, wenn auch in geistbedingter
Abwandlung.
.Auch in der
geistigen Welt gibt es
„Länder und Meere”, tiefe Schluchten und
hohe Berge, Firnen mit ewigem Schnee be‐
deckt, und weite, stille Täler voll von An‐
mut und Frieden...
.Wem das „allzuirdisch” zu klingen
scheint, der werde sich darüber klar, daß
ja auch seine
physisch-sinnlichen Wahr‐
nehmungen hier auf der Erde nur aus
bestimmten
Eindrücken entstehen, die
durch äußere Mittel hervorgebracht werden.
Dann aber möge er beachten, daß dabei im‐
mer nur physisch-sinnlich wahrnehmbare
Wirkungen gewisser
Energien in Betracht
kommen, so daß wir mit allen
Bezeich‐
nungen, die wir den Dingen geben, streng
genommen, stets nur gewisse
Komplexe
stereotyp wahrzunehmender Einzelein‐
drücke fixieren. ‒ So empfängt z.B. das
Auge den Eindruck:
Weiß, die Hand fühlt
Kälte und
eine gewisse Konsistenz der
berührten Masse, das Ohr empfängt den Ein‐
druck eines
knirschenden Geräusches
sobald die gleiche Masse betreten wird, wo‐
nach wir den Komplex dieser Wahrnehmun‐
gen (zu denen noch manche andere hinzu‐
kommen können, wie z. B. die Wahrnehmung
der leichten Schmelzbarkeit oder der Kristall‐
form der einzelnen „Flocken”) als „Schnee”
bezeichnen.
.Um die
physisch-sinnliche Wahrneh‐
mung dieses Eindruckskomplexes zu bewir‐
ken, sind gewiß
physikalische Eindrucks‐
erzeuger notwendig, hingegen wird der gleiche
Eindruckskomplex für
geistige Sinne
nur
dann wahrnehmbar, wenn
geistige Ener‐
gien sich zu der nämlichen Eindruckserzeu‐
gung vereinen. ‒ ‒
.Auch auf der
geistigen Seite der
ursächlichen Welt gibt es „
Raum und
Zeit”, „
Ursache und
Wirkung”, wenn
wir auch zu alledem in wesentlich an‐
derer
Beziehung stehen, als wir es auf
der Erde und im physisch-sinnlichen Leben
gewohnt sind. ‒
.Alles was hier in der
geistigen Welt
erlebt wird, ist von gleicher
Realität wie
die Dinge der mit
physischen Sinnen
wahrnehmbaren Welt, kann aber nur auf
geistige Weise
zu Bewußtsein gelangen.
.Was solcherart wahrgenommen wird, ist
auch keineswegs
örtlich ferne der physi‐
schen Welt, aber es untersteht
nicht mehr
den in der physischen Erscheinungswelt wirk‐
samen Gesetzen. ‒
.Wirkender
Wille läßt im Geistigen er‐
wachsen, was uns im geistigen Leibe dienen
soll, und der gleiche Wille läßt die reife
Frucht ohne Mühe geerntet sein.
.Wir kennen nur keine
Tiere in dem
Bereiche der geistigen Welt, von dem hier
die Rede ist, obwohl die reine
Formen‐
welt tierhafter Erscheinung auch hier kei‐
neswegs fehlt.
.Alles aber, was am Menschen auf Erden
„
des Tieres” ist, hat hier seine
Macht
über uns in gleicher Weise verloren, wie
alles
Feindliche, das uns auf Erden in
der Erscheinungsform des Tieres gegen‐
übertritt.
.Was im Geistigen sich uns offenbart in
Formen, die denen der
Tiere auf der Erde
in höchster Schönheit
entsprechen, hat
nicht das mindeste zu tun mit
tierhaf‐
ter Natur, wie sie sich uns auf Erden in
tierischen Formen zeigt...
.Auf Erden mögen Menschen, um sich
irdisch zu
nähren, das Fleisch der Tiere
genießen, andere es
meiden, ‒ hier im
geistig-sinnlichen Erleben aber gibt es keine
andere „Speise”, als die geistigen Aequiva‐
lente irdischer
Pflanzenfrüchte, sowie der
irdischen Erscheinung von
Wein und
Brot.
.(Es wird kaum nötig sein, zu sagen, daß
es sich hier um „Brot” handelt, das ohne
Backofen wurde, und um „Wein” der wahr‐
lich nicht „berauscht”...)
.Aber „Speise” und „Trank” ist auch auf
der
geistigen Seite der ursächlichen Welt
die geistsinnliche
Form der Krafterneue‐
rung, gleichwie es einen Zustand der Er‐
quickung gibt im geistigen Erleben, der sich
vergleichen läßt mit dem gesunden Schlafe
der irdisch Ermüdeten.
.Da „Speise” und „Trank” im Geistigen
jedoch
Erzeugnisse der Kraft des Willens
sind, so ist auch ihre
Wirkung nur Ver‐
wandlung der gleichen Kraft in geistleib‐
liche Elemente und es entfällt somit für
den Leib des Geistes alle auf Erden tier‐
bedingte Ausscheidung.
.Das alles aber erscheint vielen aus euch
freilich gar zu „sinnlich”, gar zu sehr dem
Leben auf Erden ähnlich, als daß es euer
williges Verstehen finden könnte.
.Ihr vergeßt dabei, daß ja auch auf der
Erde alles sinnlich faßbare Geschehen immer
„Symbol” eines Vorganges ist, der den Sin‐
nen
unerfaßlich bleibt. ‒
.Alles Leben im
physisch-sinnlichen,
wie im
geistigen Kosmos äußert sich als
Bewegung.
.Alle Bewegung aber zeugt
Form.
.Da
alles Leben
immer das gleiche
eine Leben ist, so ist auch alle
Form: der
gleichen
Bewegung entsprechendes
Symbol
in
allen Anschauungsregionen des Alls. ‒
.Ein Reich des Geistes wie
ihr es euch
erträumt und wie man seit Jahrtausenden
es immer wieder euch erträumen
lehrte:
‒
ohne Formen,
ohne Symbole ‒ gibt es
nirgends, es sei denn, man nähme vorlieb
mit den verblasenen Nebelreichen, die in
manchen
Köpfen als „Wirklichkeit” gelten.
.Das „
gestaltlose Meer der ungeformten
Gottheit”, von dem die Mystiker reden, ist
über allem Dasein, aber einmal verloren
in diesem Meere, würdet ihr euch nie mehr
wiederfinden.
.Aus ihm seid ihr
hervorgegangen um
Gestalt und
Ausdruck eures Willens zu
werden, aber was euch nun einmal
indivi‐
dueller Formung übergab, müßte ewig einen
jeden abstoßen und stets wieder ins All hin‐
ausschleudern, falls einer in die unbegrenzte
Urflut zurückkehren
könnte. ‒ ‒
.Gar weit von dieser Urflut sind die armen
Träumer entfernt, die in ihrem Unterbe‐
wußtsein das verborgene Erfahrungsgut fern‐
ster Vorahnen fanden und deren
Unfähig‐
keit zu
individuellem Selbsterleben in
sich erneut durchkosteten, als vermeintliches
„Gottheitserleben”...
.Die innerste Lichtwelt geistiger Anschau‐
ung aus der wir euch Kunde bringen, ist
zwar der
Formung nach das Werk
aller,
die diese Geisteswelt zu erleben vermögen,
und dennoch bleibt jeder Einzelne der Ge‐
stalter seines
eigenen Erlebens.
.In der
Gemeinsamkeit der Willenswir‐
kung erstrebt jeder Einzelwille hier die
gleiche Formung.
.Für sich selbst aber schafft der Einzel‐
wille
innerhalb unserer Gemeinsamkeit
dennoch sein
eigenes Erleben, das hin‐
wieder keinen
anderen Einzelwillen stört,
wie es ja auch niemals
anderem Einzel‐
willen
erlebbar werden könnte, es sei denn,
infolge gegenseitiger
Durchdringung.
.Wenn aber nun auch die ganze
geistig‐
sinnliche Weltgestaltung in gleicher Weise
als „
reale” Welt empfunden wird wie die
Welt der
physisch-sinnlichen Wahrneh‐
mung, so stellen sich doch unserem
Willen
innerhalb der
geistigen Welt keine der
Widerstände entgegen, die ihn auf Erden
hemmen und beschränken.
.Wollen wir, daß etwas
sei, so genügt
unser
Wille, damit es
werde...
.Es
wird, ‒ je nach der
Kraft unseres
Willens, früher oder später, ‒ aber es wird
so, wie wir es
wollen.
.Die schöpferischen Kräfte des
Willens
allein lassen in der geistigen Welt ins Dasein
treten was
gewollt wird, und andererseits
entschwindet das bisher Gewollte ohne
jede Spur, sobald der Wille es
verneint,
so daß hier dann in Wahrheit die Macht
des Willens nahe an den Begriff der „All‐
macht” grenzt...
.Nur die von allen, die des hier beschrie‐
benen Erlebens innewerden,
gemeinsam
gewollte geistige Welt, ‒ als Ergebnis ge‐
meinsamer
geistig-sinnlicher Anschauungs‐
form, ‒ läßt sich ebensowenig verändern
oder vernichten wie die
physische Sinnen‐
welt.
.Es gibt aber auch noch
andere Welten
geistig-sinnlicher Anschauung: ‒ Welten
getrübter Erkenntnis und
mißleiteten
Willens.
.Das sind die Welten derer, die ins Gei‐
stige gerieten ohne sich lösen zu können
aus den engen Fesseln irdischer Hirnge‐
spinste und Gedankenketten.
.Unfähig, sich vollbewußt zu den
er‐
kenntnisklaren Höhen schöpferischen
Geistes zu erheben, schafft jeder, der auf
solche Art Gefesselten sich eine niedere
geistsinnliche
Scheinwelt, die den Vor‐
stellungen gleicht an die er auf der Erde
schon gebunden war, ‒ aber das Erzeugnis
seines Willens hat keinen dauernden Bestand.
.Da jeder
Anderes will als der andere,
so zerstört immer einer des anderen Werk.
.Dennoch bleiben auch solche Trugwelten
viele Jahrtausende hindurch erhalten,
sofern sie ihr Dasein
gemeinsamen Vor‐
stellungen danken, die auf Erden lange
Zeit mit großer Glaubenskraft gehegt und
genährt wurden. ‒
.Die unbewußten Schöpfer dieser Welten
stehen jedoch immerfort im Kampfe gegen
ihre Widersacher: ‒ gegen alle Willens‐
kräfte die ein
anderes Ziel erstreben.
.Ihr wißt nicht, wieviel religiöse Un‐
duldsamkeit, wieviel nationaler Hader und
wieviel andere Zwistigkeiten auf Erden
nur
Rückwirkungen sind, hervorgerufen
durch wuterfüllte Verteidigungskämpfe in
den Trugreichen, die sich der Mensch in
den
niederen Regionen geistig-sinnlicher
Anschauungsform seit Urzeiten schuf. ‒ ‒
.Alles, was auf der Erde ernstlich
ge‐
glaubt oder
gewollt wird, erzeugt in den
niederen Bereichen geistig sinnlicher Wahr‐
nehmung eine dem gleichen Glauben und
Wollen entsprechende „Welt”, die so lange
bestehen bleibt, wie dieser Glaube oder Wille
auf Erden besteht und Glaubende oder Wol‐
lende hinübersendet in jene Bereiche.
.Alles, was sich auf Erden
bekämpft,
ist sich auch Feind in der Welt scheinbarer
Erfüllung, die es sich unwissenderweise in
diesen
geistig-sinnlichen Bezirken schafft,
und was da
geistig gegeneinander wütet,
wirkt mit seinen feindlichen Kräften zurück
auf die Erdenmenschheit. ‒
.Durch Wechselwirkung wird Feindschaft
und Haß auf beiden Seiten genährt.
.Aber alle diese Sonderwelten, ‒ diese
geistigen „Strandreiche”, ‒ gehen dereinst
zugrunde, mag auch ihr Bestand gesichert
erscheinen für Aeonen!
.Ewigen Bestand hat im Geistigen nur
jene Geistesweltgestaltung, die einem er‐
kenntnisdurchlichteten,
ewig geeinten Kol‐
lektivwillen entstammt, der durch nichts
verändert werden
kann, da in ihm der Selbst‐
bejahungswille aller Einzelnen
identisch
ist mit der ewigen
Liebe, als dem Urgrund
unvergänglichen Seins...
.Wir, die wir im
Ewigen leben, unserer
Ewigkeit gewiß, ‒ wir befeinden
keine
Willensrichtung und
keinen Glauben, mö‐
gen sie uns auch noch so absurd oder ver‐
werflich erscheinen.
.Wir haben unsere geistige Welt vor kei‐
nerlei Feinden zu schützen, denn die uns
feind sein
könnten, sind nicht imstande
die Welt in der wir geistig leben, zu er‐
reichen.
.Was immer sie auch von uns gehört
haben, ‒ wie immer auch ihr Wähnen und
Meinen uns beurteilen mag, ‒ so wissen
sie ja doch nicht, wovon wir Zeugnis geben,
und werden es auch nicht erfahren können,
solange ihre geistige Blindheit nicht behoben
ist...
.So würde denn auch ihr uns feindlicher
Wille nur gegen ein
Bild sich richten, das
sie
sich selbst geschaffen haben, ‒ nie‐
mals gegen
uns selbst und
unsere geistige
Welt. ‒
.Wir aber sehen, unermeßlich tief unter
den Firnenhöhen die uns im Geiste Heim‐
statt sind, jene
vergänglichen geistigen Wel‐
ten, die sich
erdversklavter Wille schuf,
und wir sind immerdar bereit, aus ihnen
zu befreien, was sich befreien lassen
will.
.Keinen
können wir erlösen, der nicht
reinen Willens, im Innersten
wahr vor
sich selbst, das
Höchste und
Lichteste
von sich verlangt, und unerschütterlich an
die Hilfe ewiger
Liebe glaubt!
.Selten genug ist der Wille, der sich in
solcher Weise äußert, ‒ selten genug die
Einsicht, daß nur die Erschöpfung
eigener
Kraft ein Anrecht auf Hilfe begründet...
.Dennoch
gibt es solchen Willen und
solche Einsicht.
.Wenn uns auch so mancher Ruf erreicht,
der sich verrät als feiges Selbstbejammern
bei der Flucht vor eigener Verpflichtung, so
hören wir doch auch
andere Rufer, die
wahrlich alles schon
erfüllten, was Erfül‐
lung heischt aus
eigener Kraft.
.Sie allein können wir befreien aus den
Bereichen zeitbedingten Wahns!
.Vor allem anderen was wir geistig zu
wirken vermögen ist uns heilig solches Be‐
freiungswerk!
.Wir kennen keine
größere Freude, als
einem derer, die
sich selbst zu übersteigen
streben, aus der Dunkelheit empor zum
Licht zu helfen...
.Die anderen müssen einen Weg beschrei‐
ten, von dem hier nicht gesprochen werden
soll.
.Auch sie erkennen früher oder später,
daß ihre geistige, selbstgeschaffene Trugwelt
nicht die Welt der dauernden Erfüllung ist.
.Bitter und hart ist dann solche Erkennt‐
nis, und dornenreich der Pfad, der nur allein
noch Verheißung gibt, dereinst das Licht zu
erlangen.
.Aeonen können auf Aeonen folgen be‐
vor der Suchende dann doch die erste der
Stufen wieder erreicht, die ihn empor zum
ewigen
Lichte leiten, ‒ zu
dauernder Er‐
füllung seines Sehnens, ‒ zum
Urgrund
seines
Seins. ‒ ‒ ‒
.Alles was ich hier bekunde, könnte man
wohl für seltsame Wachträume eines von
seinen Phantasien bedrängten „Mystikers”
halten, und ich verarge es keinem Men‐
schen dieses Jahrhunderts, wenn er sich
meiner Worte auf solche Art zu erwehren
sucht.
.Doch, ich rate euch in
eurem Interesse,
diese Mitteilungen lieber wie den Bericht
eines Mannes aufzufassen, der euch von fernen
Ländern manches zu sagen hat, die ihr selbst
noch nicht kennenlernen konntet.
.Einige aus euch mögen auch vielleicht
Anstoß daran nehmen, daß sie hier
Anderes
hören, als was sie bis jetzt von solchen hörten,
die täuschungsbetört von sich behaupteten,
die Bereiche geistiger Welten wachen inneren
Sinnes betreten zu haben.
.Hier ist zu bedenken, daß es bei be‐
sonderer Veranlagung und nach gewisser
Schulung zwar manchen Menschen möglich
werden kann, die
niedersten und
äußer‐
sten Bezirke des unermeßlichen Reiches
geistig-sinnlicher Wahrnehmung zu betreten,
daß aber
keiner in das lichtklare
innerste
Reich
wesenhaften Geistes gelangt, der
nicht zu den berufenen Hütern des gehei‐
men geistigen „Erbgutes” der Erdenmensch‐
heit gehört.
.Auch die Wenigen, denen dieses Erbgut
anvertraut ist und die mit solcher Berufung
schon geboren wurden, mußten zu jeder Zeit
erst unter hoher Leitung beträchtliches gei‐
stiges Wissen und praktisches Können er‐
werben, bevor sie nach jahrelanger Prüfung
endlich als wirklich „erprobt” befunden
wurden...
.Die „Seher” aber, die mit kühner Stirne
euch „Forschungsergebnisse auf höheren Ebe‐
nen” vortragen zu dürfen glauben, so als
ob es sich da um offene Gebiete zu wissen‐
schaftlicher Durchprüfung handle, sind ‒
ausnahmslos ‒ Menschen, denen im
be‐
sten Falle einer oder der andere jener
nie‐
deren Bezirke zugänglich wurde, die ich
als die „Strandreiche” der geistig-sinnlichen
Anschauungsweise bezeichnet habe.
.Mancher dieser Betörten mag gewiß guten
Glaubens von Dingen berichten, die er in
einem solchen „Strandreich” wirklich ge‐
wahrte, oder die ihm gar ein Jenseitiger,
der ihm als „Meister” erschien, im unge‐
hemmten Wahn täuschungsberauschter „Si‐
cherheit” zu zeigen unternahm. ‒
.Seltener als ihr ahnt, ist wirklich
au‐
thentische Kunde aus unserer Welt im
geistigen Universum!
.Die, denen solche Kunde zuweilen zu‐
kam, hielten sie meistens sehr geheim, und
fürchteten, Heiliges zu profanieren, wenn
sie das, was sie erfahren durften, der Menge
preisgeben würden.
.Immer war
authentische Kunde nur
von uns Wenigen gekommen, als den
ein‐
zigen, die sie geben
konnten.
.Man gab jedoch die Aufschlüsse nur
im
Geheimen, und gab sie nur
Einzelnen,
die sich Tag und Nacht darum mühten, Er‐
leuchtung zu erlangen.
.Allzukärglich aber blieb bei dieser Art
der Austeilung des Saatgutes die geerntete
Frucht, so daß nun
aller Welt gegeben wer‐
den soll, was sich in Menschenworten mit‐
teilen läßt von unserem Erfahrungswissen.
.Ich trete nicht etwa vor euch als Lehrer
hin um Anspruch darauf zu erheben, daß
man mir ein größeres Maß an Vertrauen
schenke, als es unter redlichen Menschen
allgemein üblich ist.
.Die Kunde, die ich euch hier durch mein
Wort vermittle, gebe ich aus meiner
ewigen
Geistnatur, und ich bezeuge hier eine gei‐
stige Welt, in der ich mit meinen Brüdern
im Geiste lebe, während ich,
zu gleicher
Zeit, auch noch das Leben auf dieser Erde
mit euch teile, allem Irdischen verpflichtet,
und weit davon entfernt, mich ihm ent‐
ziehen zu wollen.
.Ich gebe auch nicht nur allein Bezeugung
eigenen Erkennens sondern schreibe jedes
meiner Worte zugleich in stetem geistigen
Einklang mit dem Erkennen derer, die mir
Brüder sind im Geiste, als mir vereinte
Priester im Tempel der Ewigkeit.
.Möge jeder, der diese Worte liest, von
der äußeren Persönlichkeit ihres Schreibers
gänzlich absehen, und nur
im eigenen
Herzen sich fragen, ob dort Übereinstim‐
mung zu finden ist mit dem allhier Ge‐
gebenen!
.Die
Zustimmung des Herzens wird
anfangs erst nur
leise vernommen werden,
wenn der Leser noch in Gedanken und Vor‐
stellungen lebt, die von den niederen Grenz‐
reichen geist-sinnlicher Anschauungsart be‐
einflußt werden.
.Je höher er sich bereits über diese Ein‐
fluß-Zone erhoben hat, desto deutlicher wird
er im eigenen Innersten die Wahrheit meiner
Worte empfinden.
.Wer allerdings, wenn auch dessen nicht
bewußt,
Mitschöpfer niederer Welten im
geistsinnlichen Grenzgebiet ist, und daher
im Banne der
Rückwirkung seiner selbst‐
geschaffenen Vorstellungsgebilde steht, der
wird schwerlich den Drang empfinden, sich
aus seiner Selbstbindung zu befreien.
.Ebenso werden alle, die das Reich des
abstrakten
Denkens für das Reich des
Geistes halten, nur ein Lächeln dafür übrig
haben, daß es eine Welt ewiger
Erfüllung
im Geistigen geben solle, die so viele Ele‐
mente der
physischen Erscheinungswelt
aufweist.
.Die Erkenntnis, daß alle
physisch-sinn‐
liche Erscheinungswelt, im Größten wie im
Kleinsten, Nachformung
geistig-sinnlicher
Erscheinungswelten ist, scheint allzuschwer
erreichbar...
.So wird man sich denn auch berechtigt
glauben, alles, was ich über diese Dinge
sage, ohne Prüfung in das Reich der Fabeln
und der menschlichen Hoffnungsträume zu
verweisen.
.Und doch wird durch solches Fehlurteil
nicht das geringste an der gegebenen Struk‐
tur der Wirklichkeit geändert. ‒
.Wenn es nicht ein jahrtausendealter
Aberglaube wäre, daß geistige Wirklich‐
keit sich durch den Mechanismus logisch
richtigen Denkens erschließen lassen müsse,
dann wäre die hier durch mich bezeugte
Wirklichkeit
längst erschlossen und jedem
weiteren Zweifel entrückt!
.Weit näher der Wahrheit kommen
die
Glaubenslehren der alten Religions‐
systeme, denn in ihrem Bilderschatz hat
sich vieles bis auf den heutigen Tag er‐
halten, was deutlich das Zeichen wirklicher
Jenseitsbewußter trägt.
.Wer heute noch die Sprache dieser Bild‐
lehren zu
deuten weiß, dem sage ich gewiß
nichts Fremdes, wenn ich lehre, daß es keine
andere, wahrhaft
ewige „Seligkeit” für den
bleibenden Menschengeist gibt, als in der
innersten lichtgezeugten Welt des Geistes
mit ihrem unendlichen Reichtum an
Form
und
Ursymbol, ‒ mit ihren unendlich‐
fältigen Möglichkeiten der
Erfüllung höch‐
sten und reinsten Wollens...
.Die aber, nach deren Anschauung des
Menschen Selbstempfinden mit dem Tode
seines Erdenkörpers
endet, mögen erst
nach diesem Tode ihren folgenschweren
Irrtum durch
Erfahrung korrigieren
lassen!
.Sie werden kaum viel halten von der
„
Zustimmung des Herzens”, und trotz
allem Scharfsinn werden sie nicht gewahren,
wie sie sich selbst den einzigen Weg ver‐
bauen, der sie schon
jetzt, und hier in
ihrem Erdenleben, zu klarer Einsicht führen
könnte.
.Es sind gewiß nicht die Schlechtesten,
die, aus vermeintlichen guten Gründen, den
Tod des physischen Erdenkörpers für iden‐
tisch halten mit
endgültiger Bewußt‐
seinsvernichtung, ‒ aber schwer sind sie
aus ihrem Irrtum zu reißen, da der
Augen‐
schein sie engumfesselt hält, so daß sie
die unbestreitbare Erkenntnis
irdischer
Vergänglichkeit auch in einer Sphäre, die
ganz
anderen Gesetzen folgt, noch als be‐
weiskräftig erachten...
.Gewiß
ist der
erdensinnlich faßbare
Mensch mit dem Tode seines irdischen Kör‐
pers auf immer
vernichtet!
.Was
weiterbesteht, ist der aus sich ge‐
formte ewige
Wille, so wie er sich bis zum
Tode des Körpers
in diesem und
durch
dessen Kräfte
Ausdruck schuf, und das in
dieser Willensform sich selbst erkennende
Bewußtsein, so, wie es noch in den letzten
Momenten klaren Empfindens im Körper
sich auch
sinnenhaft empfand.
.Beides aber genügt wahrlich, um den
nachfolgenden Zustand ein „
Weiterleben”
zu nennen, denn auch das
irdische Leben
ist ja nur sinnenfällige „
Äußerung” des
durch seine Eigenformung bestimmten, und
damit sein
Selbstbewußtsein bestimmen‐
den ewigen
Willens.
.Mit Recht wehrt sich vernünftiges Den‐
ken aber gegen die Annahme, es werde
dieser Wille, oder das durch die erlangte
Willensformung bestimmte Selbstbewußt‐
sein sogleich nach dem Tode des Erden‐
körpers etwa in einen Zustand „ewiger
Wonne” erhoben oder hinabgestürzt in
„ewige Qual”.
.Das Unvergängliche, das sich vordem im
Erdenkörper Ausdruck schuf, „entflieht”
auch keineswegs in irgendwelche Wolken‐
höhen, oder „zu den Sternen”.
.Es tritt nur ein
Anschauungswechsel
ein, und das von der
irdischen Wahrneh‐
mungsart
gelöste Bewußtsein des ewigen Wil‐
lens wird wahrnehmungsfähig mit den Sinnes‐
organen seines
geistigen Körpers, durch den
allein es ja auch schon während des Erden‐
lebens zu
geistiger Erfahrung kam, mag sol‐
che Erfahrung reich oder gering gewesen sein.
.Was aber vorerst wahrgenommen wird,
nachdem die physischen Sinnesorgane dem
Bewußtsein entzogen wurden, habe ich be‐
reits in der
ersten Abhandlung dieses Bu‐
ches eingehend beschrieben.
.Die
Anschauungsart ist trotz aller
Sonderformen, die sie umfaßt, die
gleiche
in den
niedersten der nur
geistig-sinn‐
lich erfahrbaren Welten, wie in der
höch‐
sten,
innersten Welt des Geistes.
.Verschieden sind nur die
Gestaltungen,
die wahrgenommen werden, ‒ verschieden
ist die
Klarheit individueller
Erkenntnis
innerhalb des Wahrnehmungsbereiches.
.Je höher diese Erkenntnis, desto reiner
empfindet sich der dann bereits kristall‐
scharf
geformte ewige Wille im Selbst‐
bewußtsein als
Schöpfer der Erscheinungs‐
formen aus geistiger Substanz, ‒ desto
lichtklarer offenbart sich dem Bewußtsein
die ewige, alle Seinsform tragende
Wirk‐
lichkeit.
.Zum „
Gestaltlosen” strebt nur
un‐
klar geformter, seiner selbst noch
nicht
sicherer Wille. ‒
.Geklärter,
formstraff in sich selbst
gefestigter ewiger Wille aber, der
Ord‐
nung nach
Maß und
Zahl in sich begreift,
muß auf
jeder Stufe seiner Auswirkung
zur
Gestaltung in
Erscheinungsformen
führen, und höchstes Glück ist ihm die
Ausgestaltung seiner Eigenschöpfung zu der
in ihr begründeten
Vollkommenheit...
.Wohl kennt jeder wirklich schöpferische
Künstler und auch mancher andere „
Schaf‐
fende” auf der Erde einen fernen
Abglanz
solchen Glückes, aber erst auf der
geistigen
Seite des Universums findet
Erfüllung,
was auf Erden
Vorahnung war.
.Darum ist die
Erziehung des Willens,
durch Nützung seiner eigenen Formungs‐
triebe, die
erste und
nötigste geistige
Schulung und der erste Schritt auf dem
Wege, der zur ewigen Welt im Innersten
des Geistes führt.
.Wir sind euch wahrhaftig näher als ihr
glaubt, ‒ ja wir sind bei euch, wo immer
ihr auch seid, denn was in euch des
Geistes
ist, hat
sein ewiges Sein in der uns er‐
schlossenen geistigen Welt, obwohl ihr noch
nicht imstande seid, eure Identität mit die‐
sem eurem ewigen Geistigen zu empfinden.
.Zu dieser Identitätsempfindung könnt
ihr nicht eher kommen, als bis euer ewiger
Wille sich rein und formklar in Ordnung
und Gesetzlichkeit
vollendet hat.
.Nur wer ohne Unterlaß daran arbeitet,
sich dem Nebel trüber Dämmerdünste zu
entreißen, in dem ihn verschwommene Be‐
griffe vom Geistigen umherirren lassen, der
kann dereinst zu der Klarheit geistigen Lich‐
tes kommen, die uns Lebensodem ist. ‒
.Dann wird der Suchende erfahren, daß
die tausend „
Fragen” die er vergeblich
sich schon am ersten
Anfang seines Weges
stellte, erst am
Ziele dieses Weges ihre
absolut befriedigende
Antwort erhalten
können. ‒
.Das ist der Grund, weshalb alle Führer
zum geistigen Lichte zuerst die Forderung
nach dem „
Glauben” stellen müssen, der
als lebendige Kraft
den Impuls zum Vor‐
anschreiten auslöst.
.Am
Beginn des Weges zum Tempel
der Ewigkeit muß der „
Glaube” stehen,
denn „
Wissen” kann
dem nur werden, der
das
Endziel des Weges in sich erreichte.
.Wer nicht „
glauben” kann, dieses Ziel
dereinst zu erreichen, der wird gewiß die
Mühe nicht auf sich nehmen, die der Weg
von ihm verlangt, und wer diese Mühe
scheut, der kann auf
keinen Fall hier auf
Erden schon zu gewissem „
Wissen” in gei‐
stigen Dingen kommen!
.Solches „Wissen” aber kann euch
wer‐
den, auch wenn ihr
nicht schon während
eures Erdenlebens imstande seid, euch frei
in den höchsten Reichen des Geistes zu
erleben.
.Wer aber zum „Wissenden” in den Din‐
gen des
Geistes wurde, der hat wahrlich
mehr erreicht, als wenn ihm alle Wissen‐
schaft der Erde eigen wäre...
.Er wird
sich selbst in uns
erkennen,
und mit uns vereint wird ihm das Reich
des Lichtes ewige Heimstatt werden!
.Doch soll man wahrlich nicht glauben,
daß
geistiges Wissen etwa nur denen er‐
langbar sei, die hochmütig sich aller welt‐
lichen „Schulweisheit” überhoben wähnen!
.Zwar kann
geistiges Wissen nicht durch
verstandesmäßiges Erschließen
gewonnen
werden, wohl aber kann es dem Verstande
gar manches Neue
erschließen helfen...
.Wissen
im Geiste ist nicht auf gleiche
Weise zu erlangen, wie weltliche Wissen‐
schaft, aber ebensowenig läßt sich
verstan‐
desmäßige Erkenntnis
irdischer Zusam‐
menhänge anders, als durch
Verstandes‐
arbeit erreichen.
.Was irdischer Verstand erkennt aus
erdensinnlicher Erkundung her, kann
niemals Gegenstand der
geistes-sinnlichen
Erkundungsweise sein, und niemals kann
ein
Widerspruch bestehen bleiben zwi‐
schen beiden Arten des Erkennens, es sei
denn, daß er nur durch mangelnde Er‐
kenntnis-
Fähigkeit verschuldet worden
wäre.
.Erst dort, wo alles „Erdenkbare”
endet,
wird Erkenntnis
aus geistigem Anschauen
möglich: ‒
jenseits aller erdenmensch‐
lichen Wissenschaft!
.Du hast nun hoffentlich bereits be‐
gonnen, ein Weniges zu erahnen von dem
Geheimnis der ewig zeugenden, ewig ge‐
bärenden
Ursachenwelt, die sich in allen
Anschauungsreichen offenbart, in unendlich‐
fältiger Erscheinungsfülle...
.Oder ist dein inneres Fühlen doch noch
zu stumpf, weil du nicht gewohnt warst, es
zu schärfen?
.Dann erfühlst du vielleicht noch kaum
etwas von dem
Mysterium, das dir durch
meine Worte enthüllt werden soll, oder du
deutest meine Worte, wie sie nicht gedeutet
werden wollen? ‒
.Ich will aber, daß du „
sehend” wirst,
damit du nicht dereinst als ein „
Verblen‐
deter” das Reich des Geistes betreten wirst,
wenn der Tag kommt, an dem du es be‐
treten
mußt. ‒
.„
Avidyâ”, d.i.:
Nichtwissen, nennt
ö
stliche Weisheit mit Recht eine „
Schuld”,
denn dein eigener
Wille nur vermag es,
dir die Pforte zur Erkenntnis zu versper‐
ren. ‒ ‒
.Du hast jetzt mehrfach bereits gehört,
daß zwischen deiner Welt der
physisch‐
sinnlichen Wahrnehmung und der Welt des
Geistes nur eine Schranke liegt, die zwei
verschiedene Arten der
Wahrnehmungs‐
fähigkeit voneinander trennt.
.Ich habe mich absichtlich des öfteren
wiederholt und werde mich auch weiterhin
noch wiederholen müssen, damit diese Grund‐
wahrheit dir so tief wie möglich zu Bewußt‐
sein kommt.
.So muß ich auch hier dir in die Erin‐
nerung rufen, daß das
Wirkliche immer
das gleiche
Eine und
Ursächliche bleibt,
auch wenn es auf die verschiedenste Art
zur
Wahrnehmung gelangt in den
physi‐
schen oder
geistigen Erscheinungswelten.
.Philosophisches Denken erspürte von fer‐
ne dieses eine „Wirkliche” und nannte es:
„Das Ding
an sich”.
.Bis zu
ihm aber vorzudringen, ist
auch der feinsten und scharfsinnigsten phi‐
losophischen Spekulation absolut
unmög‐
lich.
.Nur in
praktischer Erfahrung wird
es erfaßt, und nur erprobte Meister uralter
verborgener Erkenntnisweise sind dieser
praktischen Erfahrung wirklich
fähig.
.Sie
allein vermögen es auch, ihre schon
dazu geborenen, ausgewählten Nachfolger zu
dieser praktischen Erfahrung zu
führen.
.So habe auch ich voreinst erlangt, was
hier zu erlangen war.
.Wer anders als wir, sollte dir also
das
einzig Wirkliche, das
aller und
jeder
Erscheinung letzte
Ursache ist, wenigstens
durch den Hinweis, den Worte einer Men‐
schensprache zu geben vermögen, hier auf
Erden aufweisen können?!
.Ich will versuchen, ob es mir gelingt,
‒ allein, ich muß dein eigenes innerstes
Fühlen bei diesem Beginnen dringend zu
Hilfe bitten, denn nur, wenn das, was
in
dir des Geistes ist, meinem Lehrwort sich
vereinen kann, wirst du der Wahrheit
innewerden.
.Deine Augen sind bis jetzt noch
geblen‐
det von dem Glanze eines
vergänglichen
Lichtes, das gewiß die Augen blenden
kann!
.Du mußt erst „
sehen” lernen! ‒
.Dein Auge muß
frei werden, so daß es
sehen kann, was es sehen
will, und nicht
mehr gezwungen ist,
nur das sehen zu
müssen, was die allermeisten Menschen
allein zu sehen vermögen. ‒ ‒
.Dein Auge muß nach
innen sehen lernen,
so, wie es bis jetzt nur nach
außen sieht!
.Aber es handelt sich hinwieder auch
nicht nur allein um ein anderes „
Sehen”,
sondern dein ganzes
Fühlen muß Erneue‐
rung erfahren.
.Dein eigenes „
Daseinsgefühl” muß sich
aus den Fesseln lösen, die es bislang noch
umstricken, willst du das einzig „
Wirk‐
liche”, das
Ursache aller Erscheinung ist,
mit unbeirrbarer Sicherheit
erfühlen.
.Magische Fäden durchziehen auch diese
äußere,
physische Sinnenwelt, und wenn
du mit Ausdauer dich bestrebst, nach
in‐
nen sehen zu lernen, so wirst du bald die
Erscheinungsform dieser Außenwelt von
dem
Ursächlichen, das sich in ihr offen‐
bart, zu
unterscheiden wissen.
.Du wirst die überraschende Entdeckung
machen, daß das einzig
Wirkliche aller
Erscheinungswelt auch in der
physisch
sinnlichen Erscheinungsart erfaßbar ist, in
Gestalt der
verborgenen geistigen Ur‐
seinskräfte, die zwar oft genug von Men‐
schen
erfahren wurden, aber dennoch von
vielen
geleugnet werden, weil
ihre Er‐
fahrung nichts davon weiß...
.Wer
erfahren durfte, was hier gemeint
ist, den kann kein Zweifel Anderer mehr
beirren, und sein eigenes Erleben wird ihn
davor behüten, diese Kräfte etwa
jenen
gleichzusetzen, die dem
unsichtbaren
Bereich der
physischen Natur entstam‐
men, obwohl man gemeinhin in
beiden
Fällen von „mystischen”, „übernatürlichen”
oder auch „okkulten” Kräften zu sprechen
pflegt.
.Die ganze
physische Erscheinungswelt,
die dich umgibt, ‒ dein eigener Körper
miteingeschlossen, ‒ ist aufgebaut auf der
Auswirkung der den Erdensinnen
verbor‐
genen geistigen Kräfte aus dem
Ursein,
und alle
geistigen Welten sind gleicher‐
weise dieser ursächlichen Kräfte Erschei‐
nungsform.
.Es ist die andere
Anschauungsart,
die das Wirken dieser Kräfte als
physi‐
sche, oder als
geistige „Welt” empfin‐
den läßt.
.Du wirst nun begreifen, daß das „
Jen‐
seits” keine ursächlich andere Welt ist,
sondern nur das Ergebnis einer neuen, dir
noch unbekannten,
anderen Wahrneh‐
mungsart der Auswirkung dieser
gleichen
verborgenen Urseinskräfte, deren Auswir‐
kungsfolge du hier auf Erden als „Dies‐
seits” anschauen lerntest. ‒
.Dein Bewußtsein ist zwar nicht Schöpfer
der
Wirklichkeit, denn es ist
selbst ein
„Teil” dieser Wirklichkeit, ‒ ist
selbst
eine der verborgenen geistigen Urseinskräfte,
‒ aber es ist im „Diesseits” wie im „Jen‐
seits”:
Schöpfer der Erscheinungsform,
die sich hier wie dort aufbaut auf der Aus‐
wirkung der gleichen Kräfte.
.Zu der „
diesseitigen” Anschauungs‐
form gehört eine Auswirkungsfolge dieser
Kräfte, die dir sehr vertraut ist als die
Funktion deiner
physischen Sinne.
.Durch diese, dir hier gegebenen Sinne
wird all dein Anschauen und Anerkennen
der Wirklichkeit auf Erden genau
bestimmt,
und so nimmst du
nichts anderes wahr,
als was sie dich wahrnehmen
lassen.
.Da du aber
selbst ein „Teil” der ewigen
Wirklichkeit bist, gleichwie ein Wasser‐
tropfen im Meere ein Teil des
Meeres ist,
so trägst du auch in dir potentiell alle
Möglichkeiten die der ewigen Wirklich‐
keit innewohnen, wie der Tropfen im
Meere alle Eigenschaften des Meerwassers
aufweist.
.So bist du nicht nur fähig, durch die
Sinnesorgane deines
physischen Organis‐
mus wahrzunehmen, denn
du selbst bist
ja
geistiger Natur und deines
geistigen
Organismus ewiger Eigner.
.In deinem geistigen Organismus besitzest
du
andere Sinnesorgane, die du bis jetzt
noch nicht kennst, und sie entsprechen auf
geistiger Seite durchaus deinen
physi‐
schen Sinnesorganen hier im
irdischen
Leib.
.Durch deine
geistigen Sinne wirst du
im „
Jenseits” ebenso zum Schöpfer deiner
geistigen Erscheinungswelt, wie du hier
auf Erden Schöpfer der dir wahrnehmbar
werdenden
physischen Erscheinungswelt
bist, ohne darum zu wissen...
.Betrachte, um deinem Verstehen zuhilfe
zu kommen, beispielsweise einen Menschen
in der
Hypnose!
.Er sieht, hört und fühlt alles, was du
ihn durch deine Suggestion sehen, hören
oder fühlen lassen willst, und es gilt ihm
als wahrhaft vorhanden.
.Du glaubst mit aller Bestimmtheit, er
unterliege einer von dir gewollten Täuschung,
‒ allein
du bist es, der sich
in dieser
Annahme täuscht!
.Du hast den Hypnotisierten nur für
kurze Zeit von dem
Zwang befreit, seinen
physischen Sinnen
allein glauben zu müs‐
sen, und nun sieht, hört und fühlt er vor‐
übergehend, und dort, wo du es ihm be‐
fiehlst, auch mit seinen
geistigen Sinnen,
und wird durch sie zum Schöpfer dessen,
was ihm wahrzunehmen aufgetragen ist.
.Nicht du zeigst ihm, was er sieht, und
er sieht auch gewiß noch nichts von dem,
was in
geistigen Erscheinungswelten
allen
dort Wahrnehmenden
gemeinsam sichtbar
ist.
.Du leitest nur seine plastische Phantasie,
und da er, bei gehemmter Funktion der
physischen Sinne, zugleich auch mit sei‐
nen
geistigen Sinnen wahrzunehmen ver‐
mag, so gestaltet
sein Wille vorübergehend
in geistiger Substanz die Aequivalente der
Vorstellungsbilder, zu deren Erzeugung du
ihn veranlaßt hast.
.Nicht der
Holzstab mit dem du seine
Hand berührst, ‒ während du suggerierst, es
handle sich um ein
glühendes Eisen, ‒
schafft die
Brandblase, die alsbald auf der
Hand zu sehen ist, ‒ sondern
die geist‐
sinnliche Erscheinungsform eines glü‐
henden Eisenstabes hat sie bewirkt, und
sie
konnte derartiges nur bewirken, weil
sie auf der Auswirkung der verborgenen
Kräfte aufgebaut war, die in
aller Er‐
scheinung
das einzig Wirkliche sind. ‒
.Keinen Augenblick wird der Hypnoti‐
sierte an der
Objektivität seiner Eigen‐
schöpfung zweifeln, und wenn du ihm be‐
fohlen hast, sich seiner Erlebnisse auch
nach dem Erwachen noch zu
erinnern,
so wird er dann im Wachzustand kaum zu
begreifen vermögen, daß seine Wahrneh‐
mungen
nicht in der
physischen Sinnen‐
welt erfolgten.
.So intensiv aber konnte er nur erleben,
weil sein Erleben auf der Auswirkung der
gleichen
Wirklichkeit beruhte, wie die
ihm vertraute
physische Erscheinungs‐
welt. ‒ ‒
.Wenn nun die Hypnose hier auch nur
der Verständigung wegen erwähnt wurde,
und wenn auch gewiß die Einblicke in
geistig-sinnliche Bezirke, die sie gewährt,
sehr beengt und oberflächlich bleiben, so
kann dir dieses Beispiel doch immerhin
zeigen, daß deine gegenwärtige
physisch‐
sinnliche Anschauungsmöglichkeit
nicht
etwa die
einzig vorhandene ist.
.Wir Menschen hier auf der Erde sind
alle gleichsam in einer
Kollektivhypnose,
so daß wir hier nicht auf andere Weise
wahrnehmen
können, als wie unser „Hyp‐
notiseur”, der hier unser eigener „ein-ge‐
borener”
Wille ist, uns wahrnehmen lassen
mag, und er
wäre nicht in irdischem Be‐
reiche, ginge sein Streben nicht nach dem
Selbsterleben in
physisch-sinnlicher Er‐
scheinung.
.Sobald wir unseren zeitlich ins Physische
gerichteten ewigen Willen
umzukehren
verstehen, werden wir
andere Wahrneh‐
mungsarten und
ihre Gesetze kennenler‐
nen. ‒
.Das ist zwar während des physischen
Daseins auf der Erde nur
sehr wenigen
Menschen möglich, ‒ es wird aber allen
zur
Notwendigkeit, sobald der Tod des
Erdenkörpers dem Willensbewußtsein die
bisherigen Sinnesorgane entzieht.
.Alle „
Furcht vor dem Tode” erwächst
aus dem
Widerstreben des ins
Physische
gerichteten
Willens gegen eine
Umkehr
seiner, im Akt des „Falles” aus dem Ur‐
licht eingeschlagenen Richtung. ‒ ‒
.Du wirst nun begreifen können, daß
jeder, der hier auf Erden noch
nicht zum
geistigen „
Erwachen” kam, im „
Jenseits”
zuerst nur eine „Grenzwelt” ertastet, die
seinen Vorstellungen und denen
Gleich‐
gesinnter, entspricht, ‒ daß er aber erst
vollständig
Herr seiner selbst im eigenen
Willen geworden sein muß, bevor er in
die
ewige geistige Lichtwelt absoluter
Erfüllung emporgeführt werden kann. ‒
.Wir können auch keinen brauchen, der
nicht alle seine
selbstsüchtigen Wünsche
aufgegeben hat, denn sein bloßes Dasein
in der uns umschließenden geistigen Region
wäre schon gleichbedeutend mit ihrem Ver‐
sinken in Unordnung und Chaos, ‒ gesetzt,
es
wäre möglich, daß ein solcher die höchste
Licht-Welt im Geiste ersteigen
könnte.
.Vielleicht verstehst du nun, weshalb ich
betonte, daß wir hier alle
eines Willens
sind, der sich in seiner Zielrichtung nicht
verändern kann...
.Wir sind im geistigen Reiche souve‐
räne Beherrscher des einzig Wirklichen ge‐
worden, ‒ durch die mit ihm verschmol‐
zene
Einheit unseres Willens, in dem je‐
der Einzelwille nur noch als
Allwille sich
wiederfindet...
.So wurden wir wissende Bildner der
höchsten und reinsten Erscheinungswelt im
Geistigen.
.Soweit in einem Zustand, der weder An‐
fang noch Ende kennt, da er immerdar
zu‐
gleich Beides selber
ist, dennoch von „Voll‐
endung” gesprochen werden kann, wissen
wir, daß unsere Vollendung bedingt ist,
durch stetes bewußtes Gestalten und Erhalten
der höchsten und lichtklarsten Erscheinungs‐
welt im Geiste, die uns Stätte des Wirkens
wie Tempel der Anbetung wurde...
.Wir „sind”
nichts anderes, als nur das,
was unser geeinter ewiger Wille
will!
.Was man auf Erden und in der Rede
des Alltags „
Wille” nennt, ist nur ein
Wünschen, ein
Begehren, oder irgend
einer
Neigung Ausdruck, bedingt durch
eine Gehirnfunktion.
.Würde der
wirkliche ewige Wille des
Menschen auf der Erde den
Wünschen
folgen, dann müßte sich jeder Wunsch und
jedes Begehren erfüllen.
.Dem ist aber
nicht so, wie jeder weiß,
und wir können wahrlich dem Himmel
danken,
daß allhier nicht hinter jedem
Wunsch ein
Wille steht...
.Auf der Erde „will” unser ewiger
Wille
nur in der Beschränkung, die ihm
die ge‐
wollte physische Anschauungsweise
auferlegt, auch wenn die
Wünsche diese
Schranken nur zu oft und zu gerne
über‐
fliegen möchten.
.Erst im
Geistigen, ‒ in der
anderen
Anschauungsform, ‒ kann unser Wille auch
anders wollen.
.Dort ist der Bann „diesseitiger” Hypnose
gebrochen und die anderen, in uns vor‐
handenen Möglichkeiten der Anschauungs‐
weise können sich offenbaren.
.Du wirst nun auch hier wieder sehen,
weshalb es so unsinnig ist, zu glauben, daß
dieser Erdenwelt Gestorbene sich „materiali‐
sieren” könnten, um mit den Irdischen in
Verkehr zu treten.
.Das würde heißen, daß die der Hypnose
physischen Anschauungszwanges endlich
Ent‐
rückten, aufs neue ihr
verfallen könn‐
ten. ‒
.Selbst wenn es „naturgesetzlich” mög‐
lich
wäre, würden sie solche Rückkehr
nicht mehr
wollen können, da der Wille
längst nun sich selbst aus seinem hypno‐
tischen Bann befreite, ganz abgesehen da‐
von, daß die physisch-sinnliche Anschauungs‐
weise durch die Funktion der physischen
Sinnesorgane bedingt ist.
.Wie ich schon vordem sagte, ist alles,
was jemals in spiritistischen Seancen für
die „Materialisation” eines
Gestorbenen
angesehen wurde, wie auch jede dort wahr‐
genommene
physikalische Manifestation,
nur das Werk von Wesen, die zwar den
menschlichen physischen Sinnen für
gewöhnlich
unwahrnehmbar bleiben,
aber dennoch zur
physischen Natur ge‐
hören.
.Ihr unsichtbarer Organismus ist keines‐
wegs „geistiger” Natur und sie können
nichts Geistiges wahrnehmen.
.Dagegen verfügen sie über hochent‐
wickelte
Sinnesorgane in ihren, dem Er‐
denmenschen normalerweise unsichtbaren
physischen Körpern, ‒ Sinnesorgane die
zwar
physischer Art sind und nur „dies‐
seitige” Anschauungsweise bewirken, aber
doch alle physischen Sinnesfunktionen des
Erdenmenschen außerordentlich übertreffen.
.Dazu kommt noch, daß diese Wesen auch
mit Sinnen begabt sind, die der Mensch der
Erde
nicht besitzt, und nur ‒ so gut es
geht ‒ durch die Funktionen mechanischer
Apparate zu
ersetzen sucht. ‒
.Die, irdischen Menschenaugen Unsicht‐
baren, um die es sich hier handelt, ‒ die
aber von manchen
Tieren der Erde
sehr
scharf wahrgenommen werden, ‒ sind im‐
stande, für kurze Zeit und unter Benutzung
menschlicher Kräfte, Formen anzunehmen,
die auch den
menschlichen physischen
Sinnen wahrnehmbar werden müssen.
.Die zeitweilige Erzeugung und Benutzung
solcher Formen wird bewirkt durch eine Art
Amalgamierung mit dem
Willen gewisser
Menschen (der sogenannten „Medien”) bei
gleichzeitiger Benützung ihrer „Tierseele”.
.Die Bewohner des den Menschensinnen
nicht bewußt wahrnehmbaren Teiles der
physischen Erscheinungswelt sind in ge‐
wissem Sinne dem Menschen recht „ähnlich”,
aber es handelt sich weder um
ehemalige
Menschen, noch können aus diesen Wesen
jemals Menschen
werden.
.Es handelt sich vielmehr um Geschöpfe,
die dem menschlichen
unsichtbaren phy‐
sischen Organismus ebenso nahestehen, wie
die irdische
Tierwelt dem
äußeren phy‐
sischen Menschen.
.Das naturgewollte Wirkungsgebiet dieser
Wesen liegt in den
inneren Bereichen des
organischen Aufbaues der physischen Welt.
.Die „Gnomen”, „Kobolde”, Erd-, Luft‐
und Wassergeister der alten Märchen und
Sagen sind, ‒ von sichtlichen Zugaben der
Volksphantasie abgesehen, ‒ zumeist ganz
so dargestellt, daß die Vermutung recht
nahe liegt, man habe es hier nicht mit
Erdichtungen zu tun, sondern mit Zeug‐
nissen realer erdenmenschlicher Erfahrung.
.Die Bezeichnung als „
Naturgeister”
darf jedoch nicht vergessen lassen, daß es
sich um
physisch-sinnliche Wesen handelt,
denen die
geistige Seite der ursächlichen
Welt nicht nur
unzugänglich, sondern
nicht einmal für ihr Bewußtsein
vorhan‐
den ist...
.Nur die
Unkenntnis dieser naturge‐
gebenen Zusammenhänge läßt es als ent‐
schuldbar erscheinen, wenn Menschen ver‐
muten oder gar glauben, in spiritistischen
Sitzungen mit Wesenheiten aus der
gei‐
stigen Welt zu verkehren.
.Wohl ist es
möglich, daß rein
geistige
Wesenheiten, und mithin auch
Gestorbene,
sich unter gewissen Umständen
sichtbar
und
vernehmbar machen können, ‒ allein,
du siehst und hörst sie dann durch deine
geistigen Sinne, auch wenn du mit phy‐
sischen Augen zu sehen, mit dem physischen
Gehör zu hören meinst.
.Niemals aber werden wirkliche Geist‐
wesenheiten irgendwelche
physikalische
Kraftäußerung hervorbringen! ‒
.Damit du eine wirkliche
geistige Wesen‐
heit durch deine geistigen Sinne wahr‐
nehmen kannst, ist es nötig, daß man dich
von geistiger Seite her vorübergehend aus
der „Hypnose”
physisch-sinnlicher An‐
schauungsart
befreit.
.Deine unbeeinflußte Umgebung wird
dann weder die Gestalt sehen, die du er‐
blickst, noch eines der Worte hören, die
du vernimmst, und doch braucht es sich
bei deinem Erleben keineswegs um eine
„Halluzination” zu handeln, die ja nur ein
Erzeugnis deiner eigenen plastischen Phan‐
tasie wäre...
.Empfängst du ein echtes geistiges Er‐
lebnis, ohne es gesucht zu haben, so nimm
es ehrfürchtig hin und verwahre in deinem
Herzen, was du empfinden durftest!
.Töricht aber wäre es, dir solche Erleb‐
nisse etwa zu
wünschen, denn es gehört
schon
sehr hoch entwickelte Kritikfähig‐
keit dazu,
echte Wahrnehmungen der gei‐
stigen Sinne sicher von lebhaften
Hallu‐
zinationen zu unterscheiden, und du wirst
doch kaum erstreben, einen „Geist” zu
sehen, von dem du nicht wissen kannst,
ob er nicht gar dein eigenes, in einer Maske
agierendes Projektionsbild ist.
.Die Fälle
echter geistigsinnlicher Wahr‐
nehmung sind
so überaus selten, daß man
gut tut,
erst dann an eine tatsächliche Ein‐
wirkung aus geistigen Regionen zu glauben,
wenn
schärfste Kritik die Möglichkeit
einer Halluzination
unter allen Umstän‐
den ausschließt.
.Das zu beurteilen, lehrt aber nur reiche
Erfahrung, und ein
sicheres Urteil steht
hier nur Menschen zu, deren geistige Sinne
schon dauernd
erschlossen sind.
.Das sogenannte „
Hellsehen” ist jedoch
nicht die Fähigkeit,
geistige Gestaltungen
wahrzunehmen.
.Der „Hellseher” ist nur imstande, ihm
räumlich oder zeitlich ferne Dinge der
phy‐
sischen Welt wahrzunehmen, ‒ zuweilen
auch mit Einschluß ihres
unsichtbaren Be‐
reiches und der in ihm lebenden Lemuren‐
wesen, die ihm alsdann als „Geister” gelten.
.Mag ein „Hellseher” auch die verblüf‐
fendsten Beweise seiner Wahrnehmungs‐
fähigkeit in der
Fernschau,
Rückschau,
oder
Vorherschau erbringen, so handelt
es sich doch immer nur um ein Erschauen
innerhalb der
physisch-sinnlich erkenn‐
baren Erscheinungswelt.
.Dort, wo er glaubt,
Geistiges zu erblik‐
ken, berichtet er entweder von dem unsicht‐
baren Teil der
physischen Welt, oder
aber von Dingen, die
seine eigene plasti‐
sche Phantasie ihm vorspielt, wobei er,
guten Glaubens, alles Gesehene für objektive
Bezeugung der Geisterwelt hält.
.Seine Schauungen werden dann immer
deutlich die Färbung der
Vorurteile und
Meinungen aufweisen, die ihn im Alltags‐
leben hier auf Erden beherrschen.
.Ist er
Christ, so wird er von den hei‐
ligen Gestalten der
Evangelien, oder von
kanonisierten „
Heiligen” zu berichten
haben, ‒ ist er in den Vorstellungen
in‐
discher Religionssysteme aufgewachsen, so
wird er die Gottheiten des
Brahmanismus,
in Tibet aber: die der
Mahâyânaschule,
zu schauen glauben.
.Unzählige Wahnvorstellungen vom „Jen‐
seits” sind unter willigen Gläubigen durch
„Hellseher” verbreitet worden und finden
immer noch Anhänger, weil man naiver‐
weise aus der Bestätigung irgend einer
Fern‐
oder
Vorherschau schließt, daß dem „Hell‐
seher” auch
geistige Gebiete erschlossen
seien.
.Das Organ des „Hellsehens” ist aber
nichts anderes als ein rudimentäres
phy‐
sisches Sinnesorgan aus den Urzeittagen
der Menschheit auf dieser Erde.
.Als Beispiel von „Atavismus” findet sich
zuweilen dieses Sinnesorgan auch in Men‐
schen der heutigen Tage leidlich funktions‐
fähig ausgebildet vor.
.Alles „Hell-
sehen”, „Hell-
fühlen”
„Hell-
hören” beruht auf der Möglichkeit,
dieses Sinnesorgan gebrauchen zu können.
.Hieher gehört auch die sogenannte „Psy‐
chometrie”, oder das Schauen der früheren
Schicksale eines Gegenstandes bei der bloßen
Berührung, sowie manche Spielart der Fähig‐
keit zum „Wahrsagen”, auch wenn dabei
ein Modus befolgt wird, der den eigent‐
lichen Vorgang, absichtlich oder ungewußt,
verschleiert.
.Damit du
verstehen lernst, was das
„Jenseits” ist, wirst du drei Reiche im Kos‐
mos unterscheiden lernen müssen.
.Einmal das Reich der
physisch-sinn‐
lichen Anschauungsart, oder die
physische
Welt.
.Dann das Reich
geistig-sinnlicher An‐
schauung, oder die Welt des
Geistes.
.Drittens aber das Reich der
verborge‐
nen, ursacheschaffenden Kräfte des
Ur‐
seins: ‒ das
einzig Wirkliche, auf des‐
sen Auswirkung
alle Anschauungsformen
und ihre Erscheinungswelten, sowohl auf
der
geistigen wie auf der
physischen Seite
des Kosmos, beruhen.
.Diese verborgenen, ursacheschaffenden
Kräfte des Seins wirken im Erdenmenschen
als seine „
Seelenkräfte”.
.Einmal in einem Menschenleben zu zeit‐
weiliger Kollektivform kristallisiert, nehmen
sie gleichsam die individuelle „Färbung” des
Menschen an und werden durch den in ihm
sich manifestierenden ewigen
Willen, für
alle weitere Zeit
bestimmt, so daß sie dem
einmal empfangenen Impuls fortan folgen
müssen, bis er
Erfüllung fand.
.Ist diese Erfüllung im Erdenleben des
Menschen, der den Impuls gab,
nicht zu
finden, dann äußern sich die einmal nun
nach bestimmter Richtung strebenden „See‐
lenkräfte”
immer wieder in neuen Men‐
schenleben, bis sie zuletzt
Erfüllung er‐
reichen, indem sie sich dem
Willen, der sich
in einem Menschen manifestiert,
verschmel‐
zen und mit ihm zur
Einheit werden.
.Unrichtige Deutung dessen, was sie von
diesem Geschehen wahrzunehmen vermoch‐
ten, verführte die Völker des Ostens zu dem
Glauben an eine oftmalige „Wiedereinver‐
leibung” des Menschen durch Geburt auf
der Erde.
.Der Wahrheit nach ist aber solche Wieder‐
einverleibung, ‒ also ein Zurückfallen in
die Selbsthypnose
physisch-sinnlicher An‐
schauungsart, ‒ nur möglich bei Menschen,
die bewußt und absichtlich selbst ihren Kör‐
per zerstören (was
keinesfalls ein Werk des
ewigen
Willens, sondern
immer nur ein
Ausbruchsversuch des
Wunsches ist! ‒ ‒)
ferner: bei Kindern, die starben, bevor der
ewige Wille Erfüllung seines Dranges zu
physisch-sinnlicher Erfahrung fand, und drit‐
tens: bei Menschen in denen der Drang zu
solcher Erfahrung gleichsam in Hypertrophie
ausartete, so daß selbst der Tod des Erden‐
körpers nur für kurze Zeit die Selbsthyp‐
nose zu unterbrechen vermochte.
.Die Lehre von der Re-inkarnation ent‐
spricht also ebensowenig dem
normalen
Geschehen, wie die Selbstentleibung, oder
der Tod im frühen Kindesalter als die
allen
Menschen gesetzte Abschlußform des irdi‐
schen Lebens anzusehen sind...
.Wenn in dir „Erinnerungen” oder auch
nur leise Ahnungen auftauchen, die dir den
Glauben nahelegen, du könntest schon frü‐
her einmal ein Erdenleben durchlebt haben,
so ist es zwar
möglich, daß dich solcher
Glaube nicht täuscht, und daß du selbst
ein Beispiel bildest zu einem der drei
Son‐
derfälle, die allein eine Wiederverkörpe‐
rung zulassen, ‒ aber du wirst besser tun,
wenn du die Frage ruhen läßt, bis dir
nach
diesem Erdendasein dereinst im
Geistigen
die einzig
sichere Antwort wird.
.Das Gefühl, ehedem als eine
von dir
verschiedene Individualität auf Erden
gelebt zu haben, ist
immer und
mit aller
Sicherheit eine
Täuschung, denn in den
genannten drei Sonderfällen, die allein mehr‐
malige Verkörperung auf Erden erlauben,
bleibt auch in der neuen Einverleibung im‐
mer die
gleiche Individualität in Erlebnis‐
bereitschaft ihrer selbst im Erdendasein.
.Dagegen ist fast von jedem innerlich
nicht ganz empfindungsträgen Menschen mit
Gewißheit anzunehmen, daß er in sich zu‐
weilen „Seelenkräfte” am Werke gewahrt,
die ihren Impuls von Menschen früherer
Zeiten empfingen und ihn nun zur Erfüllung
zu bringen suchen.
.Dann kann es sein, daß sich dem Men‐
schen der solches in sich erfährt, sehr leb‐
haft geformte
Erinnerungsbilder zeigen,
die dem Leben
jener Menschen entstammen,
die voreinst den nun in einem neuen Men‐
schenleben tätigen „Seelenkräften” ihren Im‐
puls gegeben haben.
.Der Irrtum, dann zu glauben, man sei
selbst voreinst
der gewesen, von dem diese
Erinnerungsbilder an Selbsterlebtes stam‐
men, ist zwar sehr leicht
erklärlich, aber
doch nur durch allzu oberflächliche Erfahrung
zur Not zu stützen.
.Jeder einzelne Mensch ist eine
ein‐
malige und
einzigartige Emanation des
Urwillens, ‒ ist hervorgegangen aus dem
ewigen „ungeformten Meere der Gottheit”
um
seine, von
allen anderen Mitemana‐
tionen verschiedene, individuelle
Formvol‐
lendung zu erlangen.
.Wer auf dieser Erde geboren wurde und
nun die Mühen, Bedrängnisse und Schmer‐
zen zu erdulden hat, die mit dem Dasein
im tierhaften Leibe untrennbar verbunden
sind, der hat sich dieses Schicksal
selbst
geschaffen, denn um des Daseins in dieser
physisch-sinnlichen Erscheinung willen, hat
er den Weg zu seiner Formvollendung im
Geiste selber
unterbrochen.
.Zwangsläufig muß er früher oder später
zur Rückkehr kommen, um dann aufs neue
seiner geistigen Formvollendung zuzustreben.
.Je eher er schon in seinem Erdendasein
diese einzige Art, seine „Not” zu „wenden”
erkennt, desto mehr Förderung kann er
aus seinem Erdenleben für den weiteren
Verlauf des Vollendungsweges ziehen, ‒
desto leichter wird es, hier auf Erden schon
die Hindernisse zu beseitigen, die sonst zu
argen Hemmungen auf diesem geistigen Wege
werden können. ‒
.Wenn aber auch der Mensch in diesem
Erdendasein
noch nicht zu
eigenem be‐
wußtem Erleben mit seinen
geistigen Sinnen
gelangt, so ist doch schon Bedeutsames er‐
reicht, sobald er durch jene seiner Mitmen‐
schen, die bereits in solchem Erleben stehen,
mitteilungsweise über die wirkliche Ge‐
staltung des „
Jenseits” orientiert wird, das
ihn nach seinem Erdentode erwartet.
.So, wie in der
physisch-sinnlich wahr‐
nehmbaren Welt zwar
die gleiche An‐
schauungsart erscheinungschaffend am
Werke ist, aber doch die Welt der Ameise,
oder die des Vogels, sich sehr wesentlich
von der deinen unterscheidet, so gibt es
auch gar mannigfache Unterschiede zwischen
den Welten der
geistig-sinnlich wahrneh‐
menden Wesen.
.Es gibt unzählige
geistige Welten, so
wie es unzählige Welten
physisch-sinnlicher
Erscheinungsform gibt!
.Höchste Formvollendung aber findet
der individualisierte ewige
Wille erst dann,
wenn er sein individuelles Wollen, ohne
jeglichen Rest einer Sonderstrebung, dem
Allwillen zu einen vermag, im innersten
Reich des Geistes: ‒ dem Reiche der ur‐
sachesetzenden ewigen Wirkungskräfte des
Seins: ‒ in der Lichtwelt des
einzig Wirk‐
lichen...
.Darüber hinaus gibt es für den Men‐
schengeist
nichts, denn diese erhabenste
aller Welten ist zeitlich, räumlich, und ihren
Erfüllungsmöglichkeiten nach
unendlich.
.Soweit das „
unbegrenzte” Sein, das
„uferlose, unergründliche Meer der Gott‐
heit”, dem durch die
Formung des
Wil‐
lens bestimmten und darum
begrenzten,
‒ obgleich „unendlichen”, ‒ Bewußtsein
zugänglich ist, wird es
in dieser höch‐
sten Lichtwelt allein, in jedem der all‐
hier geeinten ewigen Willen,
seiner selbst
bewußt. ‒ ‒
.Was ich dir in diesen drei Abhand‐
lungen zu erklären suchte, schließt alles in
sich ein, was der Mensch auf Erden und
während dieses Erdenlebens erfassen kann
vom innersten Mysterium seines Daseins,
hier wie in der
anderen Welt, die
nach
dem Erdentode ihn erwartet.
.Alles übrige, was man dir über das
„
Jenseits” erzählt, ‒ mag es phantastische
Erfindung überhitzten Glaubens sein, oder
gedankliche Spekulation, ‒ ist:
graue
Theorie und
wesenloses Hirngespinst!
.Du sollst aber nicht an irgend ein „Welt‐
bild” glauben, nur weil es auch andere Gläu‐
bige fand, denn nicht eher wird deine Seele
im Frieden sein, als bis sie sich wiederer‐
kannte: ‒ als
Selbstbezeugung des ein‐
zig Wirklichen.
.In den drei Büchern: „
vom lebendigen
Gott”, „
vom Jenseits”, und „
vom Men‐
schen”, gab ich die erste ausführliche Be‐
schreibung des innerlichen Weges, den jeder
einschlagen muß, dem es im Herzen ernst
ist, seine
Geistnatur in sich selber finden
zu wollen.
.Ich habe gezeigt, was der Mensch, der
diesen Weg beschreitet, zu
tun, und was
er zu
unterlassen hat.
.Trotzdem wurde ich immer wieder ge‐
fragt: „Was sollen wir nun
tun? ‒ Wie
sollen wir
anfangen?”
.Aus der Fassung und Motivierung
aller
dieser Fragen ist klar zu ersehen, daß man
präzise Vorschriften erwartet um danach
eine alltäglich zu wiederholende, möglichst
mysteriöse „
Übung” auszuführen, die zum
Ziel führen soll, wenn man sie mehr oder
weniger „mechanisch” befolgt.
.Es geht mir hier aber, den also Fra‐
genden gegenüber, wie manchem Arzte, der
nur die einfachsten natürlichen Heilmittel
verordnet, und seine Patienten unbefriedigt
läßt, weil er kein „Rezept” verschreibt...
.Die meisten dieser Fragenden und Frag‐
seligen waren vorher auf den von ihnen ein‐
geschlagenen Wegen in das Labyrinth mo‐
derner „theosophischer” oder „okkultisti‐
scher” Literatur geraten und hatten sich nur,
dank ihren gesunden Instinkten, aber doch
ziemlich mühevoll, wieder herausgefunden.
.Dennoch hatte solches Irren die Suchen‐
den in gewisser Weise
gefördert, denn es
gibt keinen Irrtum, der nicht auf Umwegen
doch zur Wahrheit führen könnte.
.Darum soll keiner die Zeit seines Irrens
„
verfluchen”, denn er ahnt vielleicht nicht,
was er ihr zu danken hat. ‒
.So ist auch das Durchtasten des Laby‐
rinths „theosophischer”, „anthroposophi‐
scher”, oder „okkultistischer” Glaubens‐
lehren für keinen der endlich Befreiten
ganz nutzlos gewesen.
.In vielen wurde durch ihr tastendes
Suchen die Überzeugung begründet, daß
hinter all dem
Irrtum der vernommenen
Lehren
doch irgend eine
Wahrheit ver‐
borgen sein müsse.
.In anderen wurde die Ahnung erweckt,
daß die Sage von den sogenannten „Mahât‐
mas”, ‒ den mysteriösen, angeblichen Be‐
gründern der neueren „Theosophie” ‒ nur
entstehen konnte, weil der Orient von der
Existenz geistvereinter Männer weiß, die
zwar nicht Zaubereien aller Art verüben,
wie man sie den erwähnten phantasiege‐
borenen Fakiren zuschrieb, aber dafür
wirk‐
lich im
Geistigen bewußt und heimisch
sind, schon während ihres Erdenlebens.
.Allerdings nahmen aber auch die mei‐
sten Suchenden aus den genannten laby‐
rinthischen Irrgärten den törichten Glauben
mit, daß es nur der Kenntnis einer geheim‐
gehaltenen, sicher sehr mysteriösen „Tech‐
nik” bedürfe, um durch deren Ausübung
dann aus einem Alltagsmenschen alsbald zu
einem „Seher höherer Ordnung”, einem
„Eingeweihten”, ja gar einem „Meister”
geistigen Wirkens zu werden.
.So
richtig die beiden
erstgenannten
Annahmen sind, so
falsch ist natürlich
dieser hier
zuletzt erwähnte Glaube!
.Gewissenlose Charlatane und geschickte
Seelenfänger aber
benützen ihn, und gaben
ihren Schülern allerlei mehr oder weniger
bedenkliche Anweisungen aus alten mysti‐
schen Schriften, wobei die „Geheimlehrer”
zumeist selber nicht ahnten, welche
Wir‐
kungen die getreue Befolgung dieser Vor‐
schriften auszulösen vermag.
.Der Schüler aber glaubt sich auf rechtem
Wege, denn er sieht ja, daß durch Befol‐
gung der ihm gewordenen Anweisungen tat‐
sächlich gewisse Resultate zu erlangen sind,
von denen sich landläufige Seelenkunde
nichts träumen läßt, ‒
trotz allem psycho‐
logischen Forschen und allem Aushorchen
des „
Unterbewußten” im Menschen.
.Mancher der „Geheimlehrer” mag nur
seiner
Eitelkeit fröhnen, wenn er An‐
weisungen zu vermeintlicher „Eröffnung
innerer Sinne” weitergibt, die er aus irgend
einem alten Pergamentband ergrub, und die
nichts anderes eröffnen, als die trüben Mo‐
dergrüfte, in denen eine
aktive Form
spiritistischer Medialität gedeiht, deren
Züchtung man mit Fug und Recht gewissen
asiatischen Gauklern überlassen sollte. ‒
.Der Herr „Geheimlehrer” braucht kei‐
neswegs selbst an die Wirksamkeit seiner
Anweisungen
zu glauben.
.Wie ein „Bazillenträger”
selbst gesund
sein kann, und doch die furchtbarsten
Krankheitskeime verbreitet, so ist es auch
keineswegs nötig, daß der Verbreiter von
Methoden zur vermeintlichen „Eröffnung
innerer Sinne”, darüber unterrichtet ist,
daß er nur die Entwicklung
aktiver spiri‐
tistischer Medialität in seinen armen
Opfern fördert. ‒
.Den Schülern solcher Schädlinge ver‐
schiedenen Grades aber wird es
leicht ge‐
macht, moderner wissenschaftlicher Kritik
zu begegnen, denn sie können jedem Wort
der gelehrten Kritiker entnehmen, wie
ah‐
nungslos diese höchst achtbaren Forscher
auf einem Gebiet experimentieren, das
eine
Fata Morgana hinter der
anderen aufweist,
um den seiner selbst so gewissen Experi‐
mentator immer tiefer in die Wüste zu
locken, je sicherer sein Glaube wird, nun
der endgültigen
Antwort auf seine Fragen
„
ganz nahe” zu sein. ‒ ‒
.Man würde den Versuch neuerer Psy‐
chologie, gewisse recht fragwürdige, soge‐
nannte „übersinnliche” Erscheinungen end‐
gültig
entwerten zu wollen, gewiß nur
begrüßen können, wenn dieser Versuch sich
nicht
selbst entwerten würde, durch die
jedem Kundigen sofort auffallenden
fal‐
schen Folgerungen, die aus zweifellos
richtig beobachteten Vorgängen seitens der
Forscher gezogen werden. ‒
.Auch unantastbar reiner Drang nach
Wahrheitserkenntnis wird im
Irrtum enden,
wenn
Vor-Urteile den Sucher der Wahrheit
gebunden halten!
.Die Folge ist, daß die kritikunfähige,
im Nebel krauser Vorstellungen tastende
Gemeinde schlauer Seelenfänger längst ver‐
lernt hat,
Wahrheit in Erkenntnissen der
Wissenschaft zu suchen, ‒ statt dessen
aber sich von jedem Eulenspiegel gerne
imponieren läßt, wenn er nur versteht,
seinen bunten Plunder als angebliche „
Ge‐
heimwissenschaft” zu vermarkten...
.Ist dann noch gar nach seiner „Methode”
die erwähnte
mediale Entwicklung zu
erzielen, dann hat er gewonnenes Spiel, und
man glaubt ihm aufs Wort, wenn er in ge‐
heimnisvollen Andeutungen zu verbreiten
weiß, daß er die Wiederinkarnation irgend
eines erhabenen Menschengeistes der Vor‐
zeit sei.
.Für jeden, der meine Warnungen mit
einiger Einsicht liest, dürfte es längst klar
sein, daß ich die dabei charakterisierten
alten und neuen „Methoden” alle genaue‐
stens kenne, ‒ daß es mir aber auch ein
leichtes wäre, darüber hinaus noch so manche
Wege zu sogenannter „Übersinnlicher Ent‐
wicklung” anzugeben, von denen
keiner
der sonderbaren Heiligen etwas wußte, die
in der neueren Zeit ihren Anhängern als
„
Eingeweihte” und „
Geheimwissen‐
schaftler” galten.
.Es gibt da Möglichkeiten, Resultate zu
erzielen, die nicht nur den besten Schülern
solcher „Geheimlehrer” als unerreichbar
erscheinen müßten, sondern auch der scharf‐
sinnigsten psychologischen Kritik einiges
zu raten aufgeben würden.
.Wäre es nicht unsühnbares
Verbrechen,
die hier in Rede stehenden gefährlichen
Wege
auch nur andeutungsweise zu zei‐
gen, dann könnte ein Hinweis vielleicht dazu
führen, manches aufzuklären, was sich vor‐
läufig noch durch kein psychologisches Expe‐
riment und keine metapsychische Forschung
entschleiern läßt.
.So herzlich gerne ich aber auch der
Wissenschaft diesen Dienst leisten würde,
bin ich doch dazu außerstande, und das
nicht nur aus dem
schon angegebenen
Grunde, wie um der
Verpflichtung willen,
die mich, gleich allen meinen geistigen
„Brüdern” für Zeit und Ewigkeit bindet,
sondern auch deshalb, weil es sich hier um
ein Gebiet handelt, dessen
berechtigtes Be‐
treten vom Menschen
mehr verlangt als
nur „wissenschaftlichen Forschungseifer”...
.Es ist wohl kaum nötig, zu betonen, daß
hier
anderes in Frage steht, als die längst
hinlänglich bekannten „
Hata-
Yoga-Übun‐
gen” und die aus ihnen abgeleiteten „Metho‐
den”, gewisse
Fakirwunder zu vollbringen!
.Aber wenn ich auch in keiner Weise
verpflichtet wäre, würde ich
dennoch
mich niemals dazu verstehen können, das
aus so triftigen Gründen Verborgengehaltene
zu enthüllen, denn ich weiß zu gut, welches
Unheil dann unvermeidbar durch die Hände
Machthungriger angerichtet würde.
.Mich gelüstet aber keineswegs nach einem
„Prometheusschicksal”, wie ich ihm un‐
weigerlich verfallen müßte, wollte ich zum
verantwortlichen Urheber solchen Unheils
werden.
.Zur Erlangung der
geistigen Vereini‐
gung mit dem Urlicht, ‒ zum
Erwachen
der
geistigen Natur des Menschen aus
ihrem Schlafe, ‒ zu dem, was erhabene
Erkenntnis die „
Wiedergeburt” nannte,
‒ sind die hier gemeinten Kenntnisse
weder nötig noch nützlich.
.Wie
alle Künste, die auf einer Möglich‐
keit der Anwendung hoch gespannter, gemein‐
hin unbekannter psycho-physischer Kräfte
beruhen, haben auch die, von denen hier
gesprochen wird,
nicht das mindeste zu
tun mit der Erweckung und Entfaltung des
ewigen
Geistmenschen.
.Was zu
dieser Erweckung und Entfal‐
tung gefordert wird, ist in erster Linie eine
kontinuierlich beibehaltene Einstellung des
ganzen Denkens, Fühlens und irdischen
Wollens auf das zu erstrebende Ziel.
.Der ganze irdische Mensch muß sich
aus
eigener Kraft erst
selbst allmählich
umgestalten, bevor ihm
geistige Hilfe zu‐
teil werden kann.
.Es nutzt
wenig oder
nichts, diese Ein‐
stellung
nur hin und wieder vorzunehmen,
so wie der Fromme einer Gemeinde alle
sieben Tage
einen Tag gewohnheitsmäßig
seinem Gotte weiht...
.Jede Minute des weiteren Lebens,
jede alltägliche Handlung,
jeder auf‐
tauchende Gedanke,
jeder Wunsch und
jeder Impuls des irdischen,
gehirnbe‐
dingten Willens muß hinfort unter dem
formenden Einfluß der geforderten Ein‐
stellung stehen, wenn der Mensch, der diesen
Weg einmal betreten hat, zu
wirklichen
und nicht nur
eingebildeten Erfolgen
kommen soll.
.Periodisch auszuführende „Übungen”
könnten im besten Falle nur in einem wie‐
derholten Aufraffen zu
vertiefter Empfin‐
dung solcher Einstellung bestehen.
.Alles, was in dieser Hinsicht empfohlen
werden mag, hat nur den
einen Zweck, die
neue Einstellung allen Sinnens und Trach‐
tens im Bewußtsein wachzuerhalten, so daß
sie keinen Moment mehr vergessen werden
kann.
.Wird aber diese Einstellung wirklich
dauernd festgehalten, so daß sie
das ganze
Leben des Alltags wirksam bestimmt, ‒
einerlei durch welche, der individuellen Ei‐
genart angepaßten Hilfsmittel man das er‐
reicht, dann erfolgt bald alles weitere ‒
„von selbst”, d.h. ohne unser bewußtes
Zutun.
.Es bildet sich dann in einem solcher‐
art gefestigten Menschen ein
Kräftezen‐
trum, das zu immer größerer Wirkung
kommt und zuletzt die geistige Verbindung
mit den schon
vollendeten ähnlichen
Kräftezentren hier auf Erden herstellt, ohne
daß es dazu eines besonderen Willensaktes
bedürfte.
.Sobald diese Verbindung
möglich ist,
erhält der Suchende die geistige Hilfe derer,
die bereits
gefunden haben, und die nun
keine höhere Pflicht kennen, als überall dort
zu helfen, wo man ihre geistige Hilfe
auf‐
zunehmen vermag, einerlei ob sie im Be‐
wußtsein schon empfunden werden kann,
oder noch nicht.
.Der Suchende ist dann gleichsam zu einem
„Empfangsapparat” geworden für eine ge‐
wisse Art von geistigen Einstrahlungen die
allerdings nur
innerlich wahrzunehmen,
aber
nicht durch
wissenschaftliches Ex‐
periment zu erfassen sind.
.Die Wirkungen aus dem Reiche substan‐
tiellen Geistes sind nur durch
Innewerden
zu erfahren und können niemals fremder ge‐
lehrter Untersuchung Material zu gedankli‐
cher Definition bieten, denn es handelt sich
hier um
Lebendiges, das sich sofort zurück‐
zieht, wo auch nur der leiseste Versuch ge‐
macht wird, es zu betasten. ‒
.Man glaube aber ja nicht, daß man im
Handumdrehen ein solcher „Empfangsap‐
parat” werden könne!
.Wer bei den Ewigen zur Lehre angenom‐
men werden will, der muß sich selber in
den Werkschurz der Geduld zu kleiden
wissen...
.Auch der intensivste,
irdisch erzeugte
Wille, ‒ der als bloße Äußerung von
Ge‐
hirnfunktionen sehr genau von dem im
Menschengeiste sich manifestierenden
sub‐
stantiellen ewigen Willen zu
unterschei‐
den ist, ‒ vermag die Entfaltung der gei‐
stigen Aufnahmeorgane nicht zu beschleu‐
nigen.
.Ein verbissenes, „eigensinniges”, hirn‐
gezeugtes „Wollen”
stört nur den Kristal‐
lisationsprozeß der hier in Betracht kom‐
menden Kräfte, die zu einem neuen Kräfte‐
zentrum zusammenschießen sollen, das den
Gehirnfunktionen dann
nicht unterworfen
ist. ‒
.Je konsequenter aber die hier immer
wieder bezeichnete innere „
Einstellung”
des ganzen Menschen festgehalten wird, ‒
wie ein Fernrohr eingestellt bleiben muß
auf das Beobachtungsobjekt, ‒ desto eher
kann der Zeitpunkt erreicht werden, der
den Suchenden auch in
fühlbaren Kontakt
bringt mit seinen geistigen Helfern.
.Das
praktische Verhalten des Suchen‐
den
in seinem täglichen Leben ist
allein
maßgebend, ‒ nicht etwa das Befolgen oder
Nichtbefolgen von „Übungen” irgendwelcher
Art.
.Es soll jedoch damit
nicht gesagt sein,
daß man sich nicht etwa
einer beson‐
deren Form geistiger Versenkung in
periodisch wiederkehrender Folge hingeben
dürfe, wenn man bemerkt hat, daß dadurch
auch das Verhalten im Alltagsleben die er‐
wünschte Sicherung der Einstellung aufs
Geistige erfährt.
.Ist der Suchende in hinreichenden Kon‐
takt mit seinen geistigen Helfern gekommen,
dann erfolgt zuerst eine Art Prüfung seiner
Kräfte, und je nach deren Ausfall wird die
weitere geistige Einwirkung auf ihn „abge‐
stimmt”.
.Die Skala möglicher geistiger Einstrah‐
lungen beginnt mit der bloßen
Verstär‐
kung der
Eigenkräfte des Suchenden und
reicht hinauf bis zu
persönlicher geistiger
Führung.
.Bei den Wenigen, die schon
vor ihrer
irdischen Geburt unter solcher Führung
stehen, da sie sich zu „Meistern” geistigen
Wirkens auf der Erde vollenden sollen,
kommt es zuletzt zu völliger
geistiger Ver‐
schmelzung mit dem Führer, obwohl dieser
vielleicht in einem fernen Weltteil lebt, so
daß der Schüler nicht mehr
begriffliche
Lehre empfängt, sondern alles
miterlebt,
was im Geiste (nicht etwa dem „
Gehirn‐
bewußtsein”!) seines Lehrers vorgeht.
.Die Absicht des „Meisters” gewisse in
ihm lebendige geistige Vorgänge
auch sei‐
nem Schüler empfindbar zu machen, ge‐
nügt, damit der Schüler diese Vorgänge so
wahrnimmt, als erfolgten sie in ihm selbst,
obwohl er zweifelsfrei weiß,
auf welche
Weise er zu solchem Miterleben kommt.
.Da der „Meister” für
seine Individua‐
lität, die Vereinung mit dem „Urlicht”
längst
erreicht hat, so erlebt der Schüler
diese Vereinung zuerst
in der Verschmel‐
zung mit der durchlichteten Seele
seines
Lehrers.
.Allmählich wird dann der Schüler reif
dazu, die Vereinung mit dem Urlicht
selbst‐
ständig zu erreichen.
.An diesem Ziele
angelangt, steht er
nicht nur im Bewußtsein seiner
eigenen
geistigen und
ewig unzerstörbaren In‐
dividualität, sondern empfindet in sich auch
gleichzeitig das Bewußtsein
aller Indivi‐
dualitäten im Geiste, die jemals zur Offen‐
barung in einem Menschenbewußtsein ka‐
men...
.Der so Vollendete gewahrt sich mit allen
in gleicher Weise zur Vollendung Gelangten
verschmolzen zu einem ihm neuen
Ge‐
meinschaftsbewußtsein, dem nichts auf
Erden Bekanntes vergleichbar ist.
.Sein eigenes
individuelles Bewußtsein
ruht in diesem gemeinsamen Bewußtsein
eingebettet.
.Niemals jedoch kann das individu‐
elle Bewußtsein des Vollendeten etwa in
dem Gemeinschaftsbewußtsein „aufgelöst”
werden.
.Das einzelne Individuum lebt in die‐
ser Verschmelzung für alle Ewigkeit das
Leben des
Ganzen, alle anderen Indivi‐
dualitäten dieses Ganzen
durchdringend
und selbst von ihnen durchdrungen,
ohne daß eine der so geeinten Individu‐
alitäten des Geistes jemals ihr durch sich
selbst bestimmtes
Eigendasein verlieren
könnte.
.Absolute
Gewißheit in Bezug auf das
Fortbestehen des menschlichen Bewußtseins,
das über den Tod des irdischen Leibes hin‐
aus, ewig in
geistiger Anschauungsform
sich erlebt, gibt es naturgemäß
nur für
die Wenigen, die das hier aufgezeigte
Ziel in ihrem Erdendasein schon
erreicht
haben.
.Alle
anderen Menschen sind nur auf
Mutmaßungen oder die
Beruhigung
durch eine Glaubenslehre angewiesen, ‒
wenn sie nicht vorziehen, doch lieber den
Mitteilungen der wenigen unter ihren Mit‐
menschen zu vertrauen, die bereits zu Leb‐
zeiten auf Erden auch „das Leben nach dem
Tode”
aus eigener Erfahrung kennen.
.Die echten Zeugnisse solcher, die
wirk‐
lich, und nicht nur im Rausch der Ekstase,
oder gebannt durch irgend eine Form der
Hypnose, dieses Ziel erreichten, sind einer
unbefangenen, durch kein
Vor-Urteil ge‐
bundenen Kritik
sehr wohl unterscheid‐
bar von den phantastischen Konstruktionen
irrer Schwärmer oder dichterisch begabter
Phantasten.
.Unter allen Völkern kann man die
echten Bekundungen Jenseitsbewußter fin‐
den, und
zu allen Zeiten lebten einzelne
Menschen, die vom Leben im Geiste wahren
Bericht zu geben hatten.
.Das
Kleid, in dem ein solcher Bericht
sich verhüllt, mag nach der Mode der
Zeit
zugeschnitten sein und die Farbe des in ihr
allein anerkannten
Glaubens zeigen, ‒
aber wer sich hier nicht mit dem
Anblick
allein zufriedengibt, der faßt in
allen die‐
sen Gewändern immer wieder den
Men‐
schen und des Menschen allertiefstes Er‐
leben: ‒
das Einsgewordensein mit
dem Quellgrund allen Seins der Ewig‐
keit und allen Daseins in allen Be‐
reichen von Raum und Zeit.
.Wer einmal begriffen hat,
was der Hö‐
henweg von ihm will, den meine Schriften
ihm zeigen, und zu welchem Ziel auch der
Wenigtaugliche auf diesem Wege schon
gelangen kann in diesen Erdentagen, der
wird fürderhin
nicht mehr die Frage an
mich richten, was er denn „
tun” solle, und
als Antwort die Bekanntgabe einer seltsamen
„Übung” erwarten.
.Er dürfte erkannt haben, daß es sich hier
um
unermeßlich Höheres handelt als um
wundersame „Fakirkräfte”, ‒ um
unermeß‐
lich Höheres als die bestaunenswertesten
„Wunder des Okkultismus”, ‒ und um
unermeßlich Höheres als die mit natur‐
wissenschaftlichen Erkenntnisfetzen skurril
verbrämten „Geheimlehren” hirngefesselter
Konventikel...
.Wenn ich auch genötigt bin, ‒ um
wenigstens von denen verstanden zu wer‐
den, die am meisten in Gefahr sind, ‒ an
schon Bekanntes, und zuweilen auch an
die Terminologie des Orients anzuknüpfen,
so wie sie durch „theosophische” Schriften
alltagsbekannt geworden ist, so wird doch
der Tieferschürfende bald herausfinden,
daß ich von Dingen rede, von denen bis‐
her nur recht
verzerrte Bilder Kunde
gaben.
.Auch der gelehrte Orientalist, der alle
bis heute zugänglichen Texte des Ostens
kennt, wird darin nur
verschleierten
Hinweisen auf das Verborgene begegnen,
denn die alten, heilig gehaltenen Schriften
waren ausnahmslos für Menschen geschrie‐
ben, die bereits „von Mund zu Ohr”
ge‐
heime Belehrung erhalten hatten.
.Die Gestalter der alten religiösen Bücher
mengten
mit Absicht nüchterne Berichte,
Chroniken oder Erzählungen, die
nicht
das Mindeste an verborgener Lehre ent‐
halten, unter die Niederschriften, die
nur
dem dafür Vorbereiteten verstehbar sein
sollten, während der bloße wörtliche Sinn
oft das Gegenteil von dem besagt, was die
Kundigen dem gleichen Schriftteil entneh‐
men konnten.
.Die Lehren, denen ich hier zum Sprecher
werde, sind überdies auch, selbst in
ver‐
hüllender Form, nur
äußerst selten, und
dann
immer nur bruchstückweise auf‐
gezeichnet worden.
.Die Handschriften aber, in denen diese
Bruchstücke
vereint zu finden sind, wer‐
den auch heute und in künftiger Zeit
nie‐
mals Unberufenen zugänglich sein, und
„unberufen” ist hier
jeder, der noch nicht
auf
geistige Weise in sich
erfahren hat,
was lapidar, als „Kanon” gedacht, in diesen
Handschriften als
erfahrungsmöglich dar‐
gestellt erscheint.
.Bis vor kurzem wurden seitens der
wenigen Menschen, die diese Lehren
leben
und sie darum auch „lehren”
können, ur‐
alte Vorschriften streng respektiert, die eine
öffentliche Weitergabe auch nur so weniger
Andeutungen, wie ich sie zu geben nun
verpflichtet bin, unter allen Umständen
untersagten.
.Erst eine
Milderung der rigorosen Auf‐
fassung jener Vorschriften konnte die öffent‐
liche Darlegung dieser Lehren im hier ge‐
gebenen Zusammenhang möglich machen,
nachdem die erhabenen Lenker der gei‐
stigen Hierarchie, deren
niederste Stufe
ihre wenigen Glieder auf unserem Planeten
bilden, diese mildere Auslegung, als dem
Wohl der Zeit entsprechend, angeordnet
hatten.
.Wer das, was ich nun öffentlich lehre,
erfassen will, der wird die Meinung auf‐
geben müssen, als handle es sich hier um
eine neue Abart irgendwelcher Glaubens‐
lehren, oder gar um Werbung für eines der
Systeme östlicher Philosophie.
.Wer Spuren des Erkennens, dem ich
diene, in der Menschheitsgeschichte zu fin‐
den sucht, der wird sie gewiß zu finden
wissen.
.Am
reinsten war dieses Erkennen in
Menschen lebendig,
zur Frühzeit antiker
Mysterienkulte.
.Geübten Ohren sprechen allerdings die
Stimmen
aller Jahrhunderte eine deut‐
liche Sprache, und es kostet nicht allzuviel
Mühe, um festzustellen, daß der
Ausgangs‐
ort dieser hier vorliegenden Erkenntnis‐
bezeugung bis in die neueste Zeit weithin
wirksam war auf der Erde, als inspirato‐
rische Quelle für
jede Menschenvereinung,
deren erhabenstes Ziel die Erreichung
höch‐
ster Menschenwürde bildete, oder auch
heute noch bildet. ‒
.Vieles wäre hier zu sagen, was zurzeit
nicht besprochen werden kann, weil es Dinge
betrifft, die von denen
selbst gefunden wer‐
den müssen, die das hier Verschwiegene
angeht.
.Wer immer aber die Früchte
ernten
will, die im Garten der hier vorgetragenen
Lehren wachsen, der muß
sein ganzes
Leben zu einer immerwährenden „Übung”
machen!
.Das
neue Leben, das er finden will,
ist bereits in seinem Alltagsleben enthalten,
‒ nur vermag er das ihm Neue nocht nicht
zu
erkennen. ‒
.Er hat nicht nötig, sich von „Geheim‐
lehrern” übelwirkende „Übungen” auftragen
zu lassen, denn sein alltägliches Leben ist
selbst die wirksamste,
wirklich geistige
„Übung”, die ihm
das ewige Urlicht täg‐
lich neu zur Bearbeitung gibt. ‒
.Im
alltäglichen Leben, ‒
in aller‐
einfachster Form und ohne jede my‐
steriöse Geste, ‒ wird er im Laufe der
Zeit seine ihm erreichbare Vollendung hier
auf Erden finden, ‒
niemals aber in „esote‐
rischen Schulen” und überheblichen Zirkeln
angeblicher Eingeweihter die ihre Unver‐
frorenheit die Rolle geistiger „Lehrer” spielen
läßt, und denen man nur
Vergebung er‐
bitten kann, weil sie
nicht wissen, was
sie tun...
.Die geistige Vollendung verlangt den
ganzen Menschen!
.„
Körper” und „
Seele” sind bei der
Erstrebung dieser Vollendung
niemals ge‐
trennt zu empfinden!
.Es gibt kein „
Körperliches”, das nicht
zugleich ein „
Seelisches” wäre, und es
handelt sich
nicht um „Vergeistigung” des
Körpers, sondern um die irdisch mögliche
und irdisch faßbare
Verkörperung des
ewigen Geistes durch die Kräfte der
Seele. ‒ ‒
.Die den Körper
verachten und
den‐
noch in das Reich des wesenhaften ewigen
Geistes zu gelangen hoffen, finden statt
dessen nur ein neues
Reich der
Illusion!
.Vom
Körper aber wird verlangt, daß er
„
glauben” lerne an das in ihm verborgene
ewige, überpersönliche „
Ich”, dem er
Dar‐
stellung werden soll.
.Das ewige, geistgezeugte „
Ich” ist die
reine
Quelle der geistigen Kräfte im Men‐
schen der Erde, aber der Körper ist der
Schöpfeimer, um diese Kräfte aufzuneh‐
men und heraufzuholen ins irdische Leben.
.In diesem ewigen „
Ich” finden wir
uns
selbst, so wie wir
ewig sind im
Ewigen!
.Nur in diesem innersten „
Ich” finden
wir den allumfassenden
ewigen,
substan‐
tiellen Geist!
.In deinem, dich selber erzeugenden „
Ich”
allein findest du
deinen „
lebendigen”
Gott! ‒
.„
Nicht durch Verstand und reiche Schrift‐
gelahrtheit” wird das
Höchste erlangt, was
Menschen zu erlangen vermögen!
.Die geistige
Vollendung ist eine Aus‐
wirkung des
Lebens, ‒
nicht etwa Er‐
arbeitung des messerscharfen
Denkens!
.Es gibt wahrlich etwas, das
nur mit dem
Verstande erlangt werden
kann.
.Dieses soll man zu
erdenken suchen
um es zu „wissen”!
.Alsdann aber erhebt sich der Weise
über das Wissen, bis er denken lernt,
wie
Kinder denken! ‒
.Nicht „
kindisch” sollst du denken ler‐
nen, sondern erneut zur
Einheit des Den‐
kenden und des Gedachten kommen.
.In solcher Einheit hast du voreinst, als
du ein Kind warst, deine
ersten Gedanken
gefaßt, und in gleicher Einheit nur lassen
sich die
letzten und
höchsten Gedanken
denken.
.So, wie dein frühestes Denken sein Ma‐
terial nicht „erdachte”, sondern in erster
irdischer Erfahrung fand, so muß dir zuletzt
deine
geistige Erfahrung die Bausteine
liefern, mit denen du deiner Erkenntnis
hohen Dom überwölben sollst...
.Dann hast du dein Erdenleben nicht
umsonst durchlebt und nicht fruchtlos sein
Leid durchlitten!
.Sicher in deinem „Diesseits” geborgen,
wirst du dein „Jenseits” getrost erwarten
können, ‒
schon heute gewiß deines
ewigen Lebens im göttlichen Licht!
ENDE