DAS
GESPENST
DER
FREIHEIT
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1930
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL 1930
BUCHDRUCKEREI WERNER-RIEHM IN BASEL
.Nicht von der
wirklichen Freiheit,
so wie sie Dichter und Helden fand, soll
hier vornehmlich jetzt die Rede sein, ‒
mögen auch Dichter und Helden oft, wenn
auch
unwissentlich, gerade für
das ge‐
stritten und gelitten haben, wovon wir hier
zumeist nun reden müssen um der Wahr‐
heit willen!
.Nicht das erstrebenswerte Ziel des Seh‐
nens aller, die sich
unfrei fühlen, soll hier
nun etwa der Entwertung dargeboten werden,
‒ sondern das
Spottbild will ich uner‐
bittlich aufzulösen suchen, das, mehr als
je, die Freiheitsdurstigen in unseren Tagen
narrt. ‒
.Hier ist nur zu helfen durch
Erhel‐
lung, und nur
lebendigem Lichte kann
es noch gelingen, einen Trug tagwacher
Träume zu zerstören, der, ‒ getragen von
den schwülen Dünsten allzuerdenhaften Hof‐
fens und Verlangens, ‒ tagtäglich unzählige
Opfer in die hoffnungslose Öde grauen‐
voller Wüsten lockt.
.Aber auch weiterhin wird die Wahrheit
gelten, daß nur denen zu helfen ist, die sich
raten lassen, und so wird denn gewiß mein
Wort nur dort allein zu helfen wissen, wo
der
Wille bereit ist: ‒ mir
zuzuhören ...
.Weltwende wirkt das Wort, wo es wachen
Willens
erworben wird, aber wenig ver‐
mag es der Seele zu vermitteln, wo
Wider‐
stand weisen Erwerb
verwirkt!
.Nicht immer zeugt es von
Klugheit,
wenn sich das Ohr warnendem Worte
ver‐
schließt, und es ist gewiß kein Zeichen
tieferer
Einsicht, sich von Unerwartetem
wegzuwenden.
.Manches werde ich sagen müssen, was
manchen wenig genehm zu Ohren klingt,
und von Dingen werde ich zu reden haben,
die heute den Allermeisten
undinglich
wurden.
.Aber nicht alles, was den Einen
uner‐
faßlich ist, muß darum den Anderen
un‐
begreiflich bleiben, und es ist wahrhaftig
kein Wahrmal der
Wirklichkeit, daß sie
auch denen gefallen müsse, die lieber
träu‐
men, wo sie
denken sollten, so daß sie
erkenntnisblind werden für alles, was die
Höhe ihrer Träume
überragt.
.Nur solche Wüstenwanderer, die selbst
den Weg zur Oase
kennen, werden das
Blendwerk der Luft in den heißen Dünsten
rieselnden Sandes von der vertrauten
Wirk‐
lichkeit zu unterscheiden wissen.
.Mag auch die Reisekarawane, die ein
Wüstenkundiger führen soll, schier unab‐
sehbar sein, so fällt doch aller Neulinge
Meinung nicht ins Gewicht gegenüber dem
Wissen aus Erfahrung, das den Sicheren
zwingt, das Frohlocken zu dämpfen, und
als
Trugbild zu erklären, was nur Trug‐
bild
ist ...
.Ich weiß hier Bescheid und
weiß zu
raten und zu helfen, denen, die sich noch
raten und helfen lassen
wollen!
.Wem meine Worte etwa „überheblich”
klingen mögen, der kennt mich noch nicht!
.Ihm bin ich zu sagen gezwungen, daß
ich aus Ländern der Seele komme, in denen
keiner der daselbst bewußt Lebendigen,
ge‐
sonderter Erkenntnis sich vor Anderen
rühmen könnte.
.Im
gleichen Lichte lebend und bewußt,
wäre uns jegliches Streben nach
Vorrang
voreinander arge
Torheit!
.Um wieviel mehr aber müßte es mir
als ärgerliche Torheit gelten, wollte ich mich
vor
denen brüsten, die noch
nicht in den
Ländern des Lichtes lebendig sind!
.Ich würde aber zum Lügner, wollte ich zu
verbergen suchen, daß mir
noch Anderes
allzeit gegenwärtig ist, als all das, was mir
hier auf Erden nicht näher und nicht ferner
steht, wie
allen meinen Nebenmenschen. ‒
.Millionen sind in diesen Tagen des
Glaubens, daß ihnen nichts anderes zu
ihrem Glücke, als nur „
die Freiheit” fehle.
.So denkt nicht nur der Sträfling in seiner
Zelle, ‒ so denkt auch der Fürst, der sich
mancher Freiheit begeben mußte, die seine
Vorahnen voreinst genossen. ‒
.Aber fast alle sehen nur ein
Gespenst
der Wüste locken, das jeden zur Beute
„wilder Tiere” werden läßt, der ihm guten
Glaubens folgt ...
.Wo leider so Viele eines Glaubens, eines
Hoffens und einer Liebe sind, dort wird
es dem Einzelnen schwer, die Täuschung
zu durchschauen, und nur zu willig läßt,
er sich verleiten durch die Allgewalt des
Massenwahns.
.Des
Un-Heils wahrlich genugsam kundig,
trachtet der Mensch danach, den Ausweg zu
seinem „
Heil” zu finden, und „
heilig”
wird ihm auch jedes
Truggebilde, das ihm
gleißend verheißt, ihn zu seinem Heil zu
führen.
.So kam das
Gespenst der Freiheit in
der Menschenwelt zur
Macht, und droht
schon fast alle in die Irre zu führen, die
nach
wirklicher Freiheit streben.
.Gar unbestimmt, und nach Weise der
Wolken nebelhaft zerfließend, ist das Schein‐
gebilde, das heute den Meisten als „die
Freiheit”
gilt.
.Wirkliche Freiheit aber tritt nur
klar
und
bestimmt in Erscheinung, denn sie
bedarf gefestigter
Form!
.Nur in solcher Selbstfassung vermag es
echte Freiheit, zu
bestehen und befreiend
zu
wirken!
.Nicht in Form gefaßt, würde sie
sich
selbst aufzehren.
.„
Grenzenlose” Freiheit wäre identisch
mit
Selbstvernichtung des Freien. ‒
.Freiheit, die nur
Begriff bleibt und
nicht
erfühlt werden kann, ist
wertlos
für den Menschen!
.Erfühlen läßt sich aber nur
Be‐
grenztes. ‒
.Nur
Grenze verleiht
Form, und nur
vor wohlbegrenzter Form bleibt Fühlen be‐
hütet vor dem Zerfließen.
.Form ist
Ausgleich zwischen allem
„
Zuviel” und allem „
Zuwenig”.
.Wo
wirkliche Freiheit herrscht, dort
kann nicht die Rede sein von „
zuviel”
oder „
zuwenig Freiheit”, denn „zuwenig”
würde ihr Dasein ebenso
verneinen, wie
„zuviel” ...
.Wo solches Messen noch
möglich ist,
dort herrscht nur das
Gespenst, dem der
Mensch die Macht „zumessen” kann nach
seiner Willkür. ‒
.Wirkliche Freiheit ist niemals Selbst‐
zweck!
.Wirkliche Freiheit empfängt allen Wert
von den Zwecken, denen sie
dient!
.Wirkliche Freiheit ist die Frucht erfüllter
Notwendigkeit und soll dazu dienen,
Höheres als Freiheit zu erreichen!
.Niemals wirft sich Freiheit zur Herrin
des Willens auf, denn Freiheit ist
Dienst
am Willen!
.Das
Gespenst der Freiheit aber sucht
des Willens
Unterjochung, strebt allen
Willen
aufzusaugen, um selbst in der
Macht zu bleiben ...
.Das
Gespenst der Freiheit zeugt in allen
die ihm folgen: tolle Sucht ins
Grenzen‐
lose!
.Das
Gespenst der Freiheit
zersetzt alle
Fähigkeit, Form zu
empfinden!
.So zerstört es alle Sicherheit des
Er‐
kennens, denn nur wo
Form empfunden
wird, ist
Erkenntnis möglich ...
.Nicht umsonst aber sprachen die alten
Weisen von der „Nichterkenntnis” als von
einer „
Schuld”, ‒ auf welches Wort ich
auch an anderer Stelle schon zu achten
lehrte ...
.Schuld entsteht, wo
gegebene Kraft
dem Eigner oder seinen Mitgeschöpfen
Schaden schafft, sei es durch
Mißbrauch,
oder aber
Unterlassung rechter An‐
wendung!
.Wer somit dem Trugbild, dem er sich
versklavte, weiterfolgt, obwohl ihn meine
Worte weckten,
selbst sich die
Gewiß‐
heit zu verschaffen, daß ihn nur ein „
Ge‐
spenst” zum Narren hält, der wird sich
schwerlich ledigsprechen können von eigener
Schuld ...
.Da alle Schuld jedoch stets ihre
Folge
fordert und mit aller Sicherheit
erzwingt,
so wird er sich nicht wundern dürfen, wenn
sich ihm die durch ihn selbst gerufene Folge
an die Fersen heftet, und ihn vielleicht
gerade dann erreicht, wenn er zu
greifen
glaubt, was nur die Spiegelung der Dünste
dürren Denkens in leerer Luft: ‒
speku‐
latives Traumbild, ‒ „
Fatamor‐
gana” war. ‒
.So hoch den alten Griechen ihre Götter
stehen mochten, so kannten die Weisen jener
Tage doch noch ein
höheres, geheimnis‐
volles Prinzip, dem sie auch die Götter
unterordnet dachten: ‒ „
Ananke”, = die
Notwendigkeit.
.Wer sich abkehren will von der „Fata‐
morgana” allerwärts wechselnden, wesen‐
losen
Scheines der Freiheit, ‒ wer dem
Gespenst der Freiheit endlich die Gefolg‐
schaft aufsagt, ‒ der mag hier verweilen.
.Die Weisheit der Alten dürfte auch
seiner Seele noch erfühlbar sein ...
.Sicherlich suchte er ja
die wirkliche
Freiheit, als er vormals ihrem
Gespenst
begegnet war, dem er nur deshalb seinen
Glauben dargab, weil er es für die heiß‐
erstrebte,
wirklichkeitsgezeugte Freiheit
hielt.
.Will er nun endlich das Kennmal wirk‐
licher Freiheit erfahren, dann wird es ihm
aufleuchten hier in ungeahnter Helle, sieht
er die Menschen der Vorzeit ihre Götter:
‒
die Freiesten der Freien, ‒ unter‐
ordnen der
Notwendigkeit. ‒ ‒
.Eilfertig weiß das hirngeborene
Ge‐
spenst stets das Kennmal der
wirklichen
Freiheit zu
beschatten, und mit blenden‐
den Bildern die wahnwirre Hoffnung zu
wecken, daß Freiheit auch frei zu machen
vermöge von aller Forderung des Gebotes
der
Notwendigkeit ...
.Wirkliche Freiheit aber erwächst nur
aus dieses Gebotes vollkommenster
Er‐
füllung!
.Es ist noch keiner
wirklich frei ge‐
worden, den die
Notwendigkeit nicht
„freigesprochen” hätte! ‒
.Wem aber das Trugbild als
gleichen
Wertes wie die
wirkliche Freiheit gilt,
der ist wahrlich der Freiheit nicht wert!
.Frei sein, heißt denken, reden und
handeln, wie
Notwendigkeit es will, ‒
und seine Not zu wenden, weiß, wer solcher‐
weise
Freiheit sich erwirkt! ‒
.Wahrhaftig! ‒
keine Macht wird ihm
die so erwirkte Freiheit jemals wieder rauben
können!
.Wenig aber ahnen die Gespenstgeblen‐
deten von dem, was solche Freiheit einem,
der sie zu erlangen wußte, dann er‐
schließt. ‒ ‒
.Notwendigkeit ist nicht „
Zwang”, ‒
sonst
könnte ja wahrlich Keiner ihr ent‐
gegenwirken!
.Notwendigkeit ist das höchste, geistige
Ordnende im Menschen, wie in allem
Leben, und das eben wollten die Alten
bekennen, wenn sie „
Ananke” noch
über
die
Götter stellten! ‒ ‒
.Zwang ist nur
irdisch bedingte Gewalt:
‒ das wahre
Zerrbild der Notwendigkeit!
.Zu gar manchem kann man dich, und
kannst du Andere
zwingen, was gewiß
nicht der
Notwendigkeit entspricht. ‒ ‒
.Notwendigkeit ist die gesetzte Ord‐
nung des Allgefüges,
dem der Einzelne
einbezogen ist.
.Keiner kann diesem Gefüge und seiner
Ordnung sich auch nur für Augenblicke
entwinden, mag er auch alles für seine Vor‐
stellung zu negieren suchen, außer sich selbst!
.Stets bleibt er in Wirklichkeit mit dem
unermeßlichen Ganzen
vereint, ‒ schädigt
sich selbst, wenn er diesem
Ganzen nicht
entspricht, und schädigt das
Ganze, wenn
er
sich selbst nicht aus innerer Ordnung
zu entfalten weiß. ‒
.Nur das
wirkliche Geschehen aber
ist hier entscheidend!
.Der Träumer, der in seiner Höhle sitzt
und seine Phantasie erhitzt bis sie ihm
jedes Geisterreich nach Wahl in seiner Vor‐
stellung erstehen läßt, ‒ der vornehme
Aesthet, der sich von allem äußeren Ge‐
triebe sondert, um nur „in Schönheit” zu
leben und alltagsferne seine Wortewelt zu
gebären, ‒ sie gelten dem unermeßlichen
Ganzen gleichviel wie der brutale Genüß‐
ling, der nur seinen stets erregten Tier‐
sinnen dient. ‒ ‒
.Der solchermaßen Wahnbetörten „
Wirk‐
lichkeit” ist nur ein armer Mensch, der
seiner
Eigensucht erliegt, und nicht er‐
füllt, was „
Ananke”: die über allen Göttern
alles Leben ordnende
Notwendigkeit, von
ihm verlangt. ‒
.Wesenlos bleibt, was immer er sich schuf
als seine
Eigenwelt, mag es ihm auch ge‐
lingen, ihr in tausenden von anderen Men‐
schenhirnen Wiederspiegelung zu schaffen!
.Es ist nichts
Wirkliches damit erreicht!
.Willst du zu
wirklicher Freiheit
kommen, so mußt du
erfüllen, was
Not‐
wendigkeit jeweilens dich erfüllen
heißt!
.Das
Gespenst der Freiheit wird dich
erregen, so daß deine Phantasie alles Den‐
ken überspannt!
.An dich und Andere wirst du Forderung
stellen, die nicht in
Notwendigkeit be‐
gründet ist, sondern im
Zwang deines
„überspannten”
Denkens ...
.Weil du
zu viel „verlangst”, kannst du
nichts, oder
allzuwenig nur „erlangen”,
und was du dir, giertriefend, dann etwa
zu
rauben suchst, wird dir alsbald von
denen wieder abgenommen, die vordem
deine Gefährten waren ...
.Der
Maßstab, der
allein für alles Leben
gilt, geht Allen
verloren, die in wilder
Hast dem
Gespenst der Freiheit folgen!
.„
Berechtigt” nennst du deine
Kritik,
‒ aber wo in dir willst du ein
Recht
zur Verwüstung finden? ‒ ‒
.Kritik ist wie eine Sturzflut, die herab
von eisigen Gletschern fällt.
.Man muß ihr
Dämme bauen, wenn sie
Segen bringen soll! ‒
.Es ist begreiflich, daß du alles um dich
her nach
deinem Wunsch geordnet sehen
möchtest, ‒ aber bist du denn
selbst
bereits
in dir geordnet?!?
.Wie kannst du erwarten, daß das Ganze,
dessen winzige Zelle du darstellst, sich allein
nach
deinen Wünschen richten könne?!?
.Du wirst erst dann erkennen lernen,
was dir zum Heile dient, wenn du der
Not‐
wendigkeit vertrauen lernst!
.Sie nur kann dich lehren, was dir
dauernd erhalten bleibt, wenn du es ein‐
mal erlangtest!
.Erfüllung des Gebotes der
Notwen‐
digkeit kann dir allein die
wirkliche
Freiheit bringen, nach der du dich sehnst,
auch wenn du noch befangen bist im Wahn,
daß Freiheit sich als
Willkür dir zu eigen
geben müsse. ‒ ‒
.Grau und düster wurde das Leben noch
allenthalben, wo man
Freiheit verlangte,
ohne Erfüllung des Gebotes der
Notwen‐
digkeit!
.Grinsend erhebt sich sodann der Frei‐
heit wesenloses
Gespenst über weite Lande
und vergiftet mit seinem lebenertötenden
Hauch alle Keime
wirklichen Freiheits‐
willens. ‒
.Alle Tragkraft der Seele übersteigt die
Verantwortung derer, die es, ‒ wenn
auch guten Glaubens, ‒ auf sich nehmen,
Andere einem Trugbild zuzuführen, das
in solche Verzweiflung lockt! ‒ ‒
.Untragbar aber ist auch schon des
Verlockten Verantwortung, der nicht zu
widerstehen wußte, wenn ihm Unmögliches
verheißen wurde, obwohl er wahrlich wis‐
sen konnte, daß doch alles, was sich je‐
mals hier auf Erden nicht der Fügung ein‐
zufügen strebte, die
Notwendigkeit ihm
darzubieten hatte, unweigerlich zugrunde‐
gehen mußte, mochte auch irdischer Zwang
der Zersetzung oft noch eine Weile wehren ...
.Notwendigkeit rechnet mit
anderen
Zeitwirklichkeiten als jenen, die einem
Erdenmenschenleben überblickbar werden
können! ‒
.Niemals kann sie sich „
verrechnen”,
denn sie ist
Wert und
Inhalt aller Zahl!
.Alle
Wirklichkeit im irdischen und
übererdenhaften Dasein ist in ihr begründet!
.Sie trägt das Firmament der Sonnen‐
schwärme, und ihre ordnenden Gewalten
geben jedem Sandkorn in der Wüste Maß
und Form!
.Vergeblich sucht der Mensch nach einer
Quelle erdenhaften Heils, die
ohne „Fassung”
solcher festen Fügung, dauernd fließen
könnte! ‒
.Vergeblich strebt nach
Freiheit, wer
sie
anders sucht, als in Erfüllung aller
Forderungen der
Notwendigkeit!
.Nicht nur die
Götter müssen sich
„
Ananke” beugen, sondern auch ‒ der
Erdenmensch ...
.Der Mensch bedarf
auf dieser Erde
der Gemeinsamkeit, so wie er auch
im
Geiste gleicherweise sich nur
in Gemein‐
samkeit erleben kann!
.Gemeinsamkeit im
äußeren Leben
heißt: ‒ was dir
zu eigen ist als „
Mei‐
nung”, auch
anderer „Meinung” so zu
einen, daß aus
Aller Meinen ein gemein‐
samer Besitz erwächst.
.Jeder Einzelne ist eines
anderen „Mei‐
nens” in dem er das, was bei so manchem
Fischzug seines Denkens
sein geworden
ist, sich faßbar macht.
.Aber jedes Einzelnen „Meinen” läßt sich
mit dem des Anderen
ver-
einen, und so
entsteht
Gemeinsamkeit.
.Jeder nimmt dann an des Anderen
„Meinen” seinen An-Teil, und es gestaltet
sich, als
All-„Gemeintes”: das
Gemein‐
same.
.Notwendigkeit aber läßt den Menschen
das Gemeinsame auch dort noch suchen,
wo sonst
verbindsame „Meinung”
fehlt,
‒ besonders, wenn es
Not zu wenden gilt,
die
aller „Meinung” nach, sehr schwer er‐
tragbar ist ...
.So besteht in unseren Tagen die
um‐
fassendste Gemeinsamkeit durch allge‐
meine
Unzufriedenheit.
.Wenige nur werden hier auszuschließen
sein.
.Vor allem gilt die Unzufriedenheit den
Formen, die das menschliche
Gemein‐
schaftsleben sich zu eigener Sicherung
erfand, mag solche Sicherung zuweilen auch
den Untergang bedeuten für den Einzelnen.
.Und hier ist Unzufriedenheit gar oft
im
Recht!
.Es ist Torheit, das Gemeinschaftsleben
aufzubauen, unbekümmert um das Wohl
des Einzelnen der doch des Ganzen
Bau‐
stein darstellt, und der Gemeinschaft
dann
nur freudig dienen kann, wenn sie ihm da‐
zu dient, sich selber zu erhalten.
.Es ist jedoch die gleiche Torheit, wenn
der Einzelne sich selber so verkennt, daß
er
um seines bloßen Daseins willen
schon ein Recht zu haben glaubt, Gemein‐
schaftsdienst für sich zu fordern, sei es in
hoher Sonderstellung, oder um der Not‐
durft seines Lebens zu begegnen ...
.Ich meine
nicht das Gleiche, wenn ich
von „
Gemeinschaft” spreche, oder von
„
Gemeinsamkeit”!
.Was der
Gemeinschaft angehört, ge‐
hört nicht
mir, ‒ wohl aber das, was ich
mit Anderen
gemeinsam habe.
.Vor allem aber ist für mich „
Gemein‐
schaft”: ‒
äußere Zusammenfassung, wäh‐
rend „
Gemeinsamkeit” die
Seele an‐
geht. ‒
.So kann der Einzelne denn auch nicht
Anspruch stellen, daß die
Gemeinschaft,
nur
um seines Daseins willen mit ihm
teile, was an Werten ihr gehört!
.Er selbst muß erst
durch seine eigene
Leistung „Mitbesitzer” werden am
ge‐
meinschaftlich verbundenen Besitz, ‒
und seinen „Anspruch” wird der
Wert be‐
stimmen, den die
Gemeinschaft seiner
Leistung zuerkennt.
.Unsinnig ist es, will man hier ein
an‐
deres Wertmaß fordern!
.Stets wird die Gemeinschaft hoch zu
werten wissen, was sie
entbehren würde,
bliebe es ihr versagt.
.Wie könnte man jedoch erwarten, daß
sie
tausendfältig dargebotenes Talent
so
hoch bewerten solle, wie irgend eine
Son‐
derleistung, deren sie
bedarf!? ‒
.In
keiner Gemeinschaftsform kann das
anders sein!
.So mag der Einzelne zur Unzufrieden‐
heit ein Recht besitzen gegenüber der Ge‐
meinschaft, ‒ doch die Gemeinschaft bleibt
nicht minder auch bei
ihrem Recht.
.Suchst du zu leisten, was sonst die Ge‐
meinschaft, ohne dich,
entbehrt, dann wird
sie dir in
gleichem Maße „Mitbesitz” an
ihrem Eigentum gewähren, wie sie durch
deine Leistung sich „
bereichert” fühlt. ‒
.Die
Zahl, nach der man deine Leistung
wertet, bestimmt deine „
Bezahlung”! ‒
.Sagst du jedoch, du
könntest das, was
die Gemeinschaft braucht, nicht leisten, so
gibst du selbst dein
Unvermögen zu, und
darfst dich nicht beklagen, wenn man dir
keinen
An-
Teil bietet, wo du nichts
mit‐
zuteilen, oder darzubieten hast, was man
zu werten weiß! ‒
.Es wird dir wenig nützen,
klagst du
über die „
geringe Einsicht” der Ge‐
meinschaft, die deine Leistung nicht nach
dem von
dir bestimmten Werte schätzen
könne. ‒ ‒
.Anders bezeugt sich
Gemeinsamkeit!
.Hier wird man das, was du zu bringen
hast, als Zeugnis deiner Fähigkeiten achten,
auch wenn man es gewiß niemals entbehren
würde, und zugleich wird man von dir
erwarten, daß du auch die Leistung jedes
Anderen zu achten weißt, sofern sie nicht
zurückbleibt hinter dem Vermögen seiner
Kraft.
.Man wird dir zu helfen suchen, soweit
man
kann, wird aber auch auf
deine Hilfe
bauen, wo
du helfen kannst.
.Aber vor allem wird man danach fragen:
wer du bist?! ‒
.Gemeinschaft fragt nur nach der
Lei‐
stung, ‒
Gemeinsamkeit fragt nach dem
ganzen Menschen!
.Erst dort, wo sich Gemeinschaft
nicht
in ihrer Form
bescheidet, sondern sich
zu seelischer Gemeinsamkeit erhebt,
wird alle Unzufriedenheit verschwinden, ‒
obwohl die
Ungleichheit bestehen bleiben
muß, da sie natur- und geistbedingt ist
in
Notwendigkeit! ‒ ‒
.Unser
Gemeinschaftsleben krankt an
der
Verhärtung der Arterien, die ihm Blut
zuführen sollen zur Erhaltung ...
.Es wird nur gesunden können, wenn
es mehr und mehr sich wandeln läßt zu
wahrer
Gemeinsamkeit!
.Auch jetzt schon glaubt man ja so
manches „in Gemeinsamkeit” zu tragen,
oder zu besitzen, ‒ aber das Wort Ge‐
meinsamkeit ist da nur bloße Scheidemünze,
und was es rechtens bezeichnet, fehlt noch
allzusehr. ‒
.Noch ist man weit davon entfernt, die
„Meinung” eines Anderen zu achten, weil sie
das „Seinige”: ‒ weil sie
sein Eigentum
darstellt!
.Noch wird die
Leistung allenthalben
nur nach ihrer materiellen, momentanen
Wertvermehrungsfähigkeit gewertet, und der
Mensch bleibt ohne jegliche Beachtung,
wenn er nicht etwa mitbenötigt wird, um
seine Leistung
darzubieten vor der, ihn
für die Darbietung entlohnenden, Gemein‐
schaft.
.Es fehlt noch
gar viel, soll aus der Ge‐
meinschaft die Gemeinsamkeit erstehen! ‒ ‒
.Der Mensch in der
Gemeinsamkeit
ist seines eigenen Wertes
wohlbewußt und
schöpft
aus diesem Selbstbewußtsein
alle Achtung, die er auch dem
Andern
zugesteht.
.Er weiß, daß er nur in dem gleichen
Maße seiner
eigenen Entfaltung nahe kom‐
men kann, wie er auch
Anderen zu helfen
sucht, zu
ihrer Selbstentfaltung zu ge‐
langen.
.„Gemeinsamkeit”
bedingt wahrhafte
Freiheit im Gefüge der
Notwendigkeit,
während „Gemeinschaft” keinesfalls davor
bewahrt, die Beute des
Gespenstes der
Freiheit zu werden!
.Gemeinsamkeit gleicht alle
Gegen‐
sätze aus, da sie nicht minder
das Ge‐
ringe eingefügt weiß der
Notwendigkeit,
wie das die Menge
Ueberragende!
.In der
Familie findet seelische Gemein‐
samkeit ihr erstes Wirkungsfeld.
.Gesegnet sind die Glieder der Familie,
die es zu benützen wissen!
.Weiter dehnt sich dieses Wirkungsfeld
dann über
Gemeinde,
Land und
Länder
aus ...
.Allem Menschenleben bietet es Raum
und Gedeihen!
.Allen vermag es
wirkliche Freiheit
zu sichern, in der Fügung der
Notwen‐
digkeit!
.Ist Freiheit aber allen
gemeinsam, so
wird sie wahrlich keiner dem anderen mehr
entziehen wollen.
.Sie ist gesichert, als eines
jeden Einzelnen
unbedrohtes „
Eigentum”!
.Sie ist
Besitz geworden, ‒ ist nun
nicht mehr Traum der Sehnsucht!
.So kann auch keiner mehr verleitet wer‐
den, dem
Gespenst der Freiheit nachzu‐
jagen, und wo es ihm begegnet, wird er
nur verlachend ihm den Rücken kehren.
.Dann wird auch Keiner seine Freiheit
je
geschmälert glauben, lehrt ihn
Not‐
wendigkeit, mit vielen Anderen sich einem
Willen unterordnen, in dem Gemeinsamkeit
die
vielen Willen
eint! ‒ ‒
.Urbeginn der Vielheit ist die
Ein‐
heit, ‒ aber auch
der Vielheit höchste
Krönung!
.Nur
unter einer Einheit kann in
Vielheit wahre
Freiheit sich erhalten!
.Einheit aber bleibt
starr und
steril,
ragt sie nicht über einer ihr vereinten
Viel‐
heit auf! ‒
.Aus Vielheit
erhebt sich
Einheit, um
Vielheit in sich zu
einen!
.So
vollendet sich
Gemeinsamkeit! ‒
.So baut
Gemeinsamkeit sich selbst
zur
Pyramide auf, und krönt sich selbst
in ihrer höchsten
Einheit! ‒ ‒
.Nicht
Wahl und
Willkür aber darf
bestimmen, was hier nur wahre
Freiheit
aufzurichten weiß!
.Und nur nach Ordnung
eingefügt dem
Ganzen, wird der
Einzelne zum
Träger
jener
Einheit, zu der
Gemeinsamkeit
sich aus sich selbst
erhebt, ist sie in sich
vollendet! ‒
.Menschen sah ich am Werke, die Un‐
erhörtes forderten von allen
Anderen, ‒
aber nicht vermochten, auch nur die ge‐
ringste Forderung an
sich selbst zu stellen.
.Andere sah ich, die fast Übermensch‐
liches von sich verlangten, das Gleiche aber
auch von Anderen erwarteten.
.Beides ist unmöglich, wo
wirkliche
Freiheit herrscht!
.Beides kann keine Rechtfertigung finden
vor den Geboten der
Notwendigkeit!
.Einer mag dem Anderen also gleichen,
daß man beide fast verwechseln könnte,
und doch ist Keiner irgend eines Anderen
seelisches Ebenbild!
.Daß du ein
Maß dir selbst geschaffen
hast, für das, was du von
dir verlangst,
gibt dir kein Recht, das gleiche Maß auch
anzuwenden, wenn es sich um deinen
Nebenmenschen handelt!
.Eines jeden Menschen Maß wird nur
bestimmt durch die ihm
eingeborene
„Maßgerechtigkeit”!
.Viel wird verdorben in der besten Ab‐
sicht, weil man sich „
Rechte” zugesteht
auf Grund erfüllter Pflichten, ohne sich zu
fragen,
wo denn das „Recht” begründet sei,
die freie Forderung, die man an
sich zu
stellen und auch zu erfüllen weiß, auf
An‐
dere zu übertragen?? ‒
.Mit Recht sträubt sich vielmehr das Kind
schon gegen solche aufgedrungene Belastung,
‒ mit Recht verwehrt sich ihr der jugend‐
liche Mensch, soweit er nicht durch Zwang
dazu bewogen wird, sich grollend ihr zu
fügen ...
.Es ist gewiß hier nicht die Rede von der
Beispiels-Einwirkung, die dem, auf den
sie wirkt, noch alle
Freiheit läßt, sondern
von jener argen Art, die das, was sie an
sich als wertvoll achtet, auch mit Ingrimm
Anderen beizubringen sucht, ‒ ganz ohne
Ahnung, daß die
wahren Werte dieser
Anderen vielleicht ihr selber ewig
artfremd
und daher ganz
unerkennbar sind. ‒
.Wie der von seinem Werte Überzeugte
aber tausendmal das Blatt gewendet hat,
so soll es nunmehr auch der Andere wenden,
über den ihm Macht gegeben wurde ...
.Zahllos sind die Beispiele des alltäg‐
lichen Lebens, die Lust am Zwang in solcher
Art am Werke zeigen, aber zahlreich auch
die halbzerstörten Leben, die kaum noch
zur Entfaltung kommen können, weil ihnen
voreinst allzuviel Besorgnis, oder einge‐
steifter Eigensinn, die Freiheit „
auszutrei‐
ben” wußte ...
.Wo aber Freiheit „ausgetrieben” wird
durch Zwang, dort wird alsbald der Zwang
zum
üblen Führer: ‒ zum
Verführer
werden, der dem
Gespenst der Freiheit
Folge leisten lehrt. ‒
.Autorität läßt sich mit
Freiheit derer,
die sich selbst ihr unterordnen, unbedingt
vereinen, und unvereinbar bleibt ihr nur
das
Trugbild, das nur eine Freiheit
vor‐
täuscht, die der ewigen
Notwendigkeit
entrückt erscheint! ‒
.Zwang aber ist ein wühlender
Ver‐
nichter jeglicher Autorität, denn seine
starre Form der Forderung ist Einbruch in
des Anderen
Selbstbestimmungsrecht!
.Selbst dort soll man den Zwang nach
aller Möglichkeit zu meiden suchen, wo des
zu Zwingenden Wohl ihn streng zu fordern
scheint!
.Zwang bleibt stets ein schlimmer
Not‐
behelf, ‒ auch dort, wo seine Anwendung
zu Zeiten nicht umgangen werden
kann!
.In ungezählten Fällen wäre Zwang je‐
doch
vermeidbar, bestünde
wirkliche
Autorität, als selbstgewollter Ausdruck in
Notwendigkeitserfüllung ihrer selbst gewisser
Freiheit. ‒ ‒
.Wo noch der
Zwang vonnöten ist, „
Au‐
torität” zu stützen, dort ist zu fragen: ‒
ob denn
wirklich noch Autorität
bestehe,
oder nur ihr
Spottbild, das sich zwänglich
zu erhalten strebt?!
.Autorität ist nur zu gründen auf in
Freiheit dargebotenes
Vertrauen!
.Wo die Gewißheit fehlt,
sein eigenes
Wohl gewahrt zu sehen, dort ist für jeden
freien Menschen schon
zerstört, was wirk‐
liche Autorität als
Unterbau benötigt.
.Wie alles, was in Sicherheit gefestigt
stehen soll, bedingt ist durch den Boden,
der es trägt, und durch die in den Boden
eingesenkten Fundamente, so auch Autorität,
‒ und dann nur wird sie unbedroht be‐
stehen bleiben, wenn keine Flut sie unter‐
spülen, kein Nachtgetier sie unterwühlen
kann ...
.Nicht was sich selbst berechtigt: ‒ An‐
deren „
Autorität”, zu heißen,
ist dadurch
Autorität, jedoch wird man vergeblich die
Entfaltung irgend einer menschlichen Be‐
fähigung erwarten, wo nicht
Autorität das
Recht der
Lenkung übt! ‒ ‒
.Auch alle, die berechtigte Autorität zu
stürzen suchen, unterstellen sich bewuß‐
ten Willens einer
eigenen Autorität, die
strengste Folgeleistung fordert. ‒
.Es muß sich dann zuletzt erweisen, wo
die
wirkliche Autorität besteht, und wo
nur
Zwang und
Überredung Rechte zu
erhalten suchen, die das Vertrauen voreinst
zwar gegeben hatte, aber fürder nicht mehr
zuerkennen kann ...
.Lange mag Entscheidung sich in solchem
Fall verzögern, ‒ zuletzt jedoch siegt die
Notwendigkeit, die
dort allein Autorität
bestehen lassen kann, wo
Freiheit und
Vertrauen sie begründen.
.Wo das
Gespenst der Freiheit Folge
fand, dort wütet alsbald auch die fressende
Sucht, bestehende Autorität zu stürzen, um
eigene mit Zwangsgewalt an gleicher Stelle
aufzurichten.
.Es kann recht lange währen, bis die
fürchterliche Folge solcher Seuche die Be‐
törten endlich zu der Einsicht zwingt, daß
sie zerstörten, was sie hätten
nützen
sollen ...
.Noch niemals aber ist der Tag der Ein‐
sicht ausgeblieben, und wehe denen, die als‐
dann der Trümmerhagel trifft, wenn ihre ei‐
gene Autorität in sich zusammenstürzt! ‒ ‒
.Jedoch noch immer wußte die
Not‐
wendigkeit auch wieder wirkliche Auto‐
rität, in wahrer Freiheit fest gegründet durch
Vertrauen,
aufzurichten, wenn sie auch
nicht die Opfer rückerstatten konnte, die
irrendes Verlangen vordem forderte.
.Das Leben weiß die unumgänglichen Ge‐
setze seiner Selbsterhaltung immer wieder
zu behaupten, auch wenn sich Willkür an‐
maßt, ihre eigenen Gesetzestafeln aufzu‐
stellen ...
.Auch
reinste Absicht muß zuletzt zu‐
schanden werden, will sie Änderung an
dem bewirken, was
Notwendigkeit ver‐
langt, soll Leben nicht sich selbst zer‐
setzen. ‒ ‒
.Da sich Erkenntnis aber nicht erhandeln
läßt, und allzuoft auch
bloßer Geltungs‐
trieb sich durchzusetzen sucht, im Wahne,
Wandlung zu bewirken nach der Weise, die
er sich erträumte, so fordert schon die
bloße
Klugheit, niemals blind
Autori‐
tätsberechtigung zu geben, wo Sturz
be‐
stehender Autorität als Mittel angeraten
wird, zur Freiheit zu gelangen. ‒
.Stets darf man sicher sein, daß denen,
die mit solchem Rat Gefolgschaft werben,
nur das
Gespenst der Freiheit „vorschwebt”,
dem sie, selbstgeblendet, folgen, nicht das
Unheil ahnend, dem sie sich und Andere
entgegenführen!
.Wo aber wirkliche Autorität
besteht,
gegründet im Vertrauen derer, die in ihr
sich selber Leitung setzen, dort wird die
ihrer selbst gewisse Einsicht keineswegs
die selbstbestimmte Unterordnung als
Ver‐
minderung der
Freiheit fühlen.
.Auch ist die wirkliche Autorität stets
in sich selbst gesichert vor Erstarrung, weil
sie bewegt bleibt durch die Einzelwillen
aller, die sich ihr in freier Anerkennung
einen.
.Gesetzt in der Erkenntnis des Gebotes
der
Notwendigkeit, schafft sie den ihr
Vertrauenden die Hilfe, deren sie bedürfen
zur
Erfüllung des Gebotes, aus der die
wahre Freiheit sich allein ergeben kann. ‒
.Fast unsühnbare Schuld ist darum
jeder
Mißbrauch aufgetragener Autorität,
‒ doch richtet solcher Mißbrauch stets sich
selbst, indem er das
Vertrauen unterwühlt,
in dem allein Autorität
Begründung fin‐
den kann, so daß, wo Mißbrauch sich er‐
eignet, früher oder später in sich selbst
zusammensinken muß, was seinen Fortbe‐
stand verwirkte.
.Urtief begründet in der menschlichen
Natur ist das Zusammenstreben derer, die
nach gleichem Ziele trachten, zur
Ver‐
einigung.
.Was Einzelwille nie bewirken könnte,
wird durch die Sammlung
vieler Willen
oftmals doch noch Wirklichkeit, und eigene
Überzeugung findet Selbstgenuß, wenn sie
der gleichen Überzeugung auch in Anderen
begegnet.
.Vielfältige Betrachtungsweise aber kann
dem gleichen Gegenstande gelten, und recht
verschiedentlicher Sehnsucht Ziele er‐
scheinen Menschen als erstrebenswert.
.So ist es denn gewiß nicht widersinnig,
wenn
mancherlei Vereinigung sich bildet,
um jeweils
anderem Ziele zuzustreben, und
reiches Leben kann aus solcher Vielheit
sich erheben, trachtet sie danach, die Einzel‐
körperschaften
wieder in Vereinigung zu
fassen: einem Ziele zugewandt, das aller
einzelnen Parteiung sonderliche Ziele
über‐
ragt.
.Es ist nicht schwer, ein solches Ziel zu
finden, wird es nur dort gesucht, wo
aller
Wohl es finden lehrt, als solches das
vor
allen Sonderzielen erst erreicht sein muß,
und
nach ihrer Erreichung dann auch das
Erreichte
sichert.
.So, wie dem
Einzelnen gar vieles un‐
erlangbar bleibt, was die
Vereinigung der
Vielen noch erlangt, so bleibt auch jeglicher
Vereinigung noch vieles unerfüllt, dem eine
überragende „
Vereinung der Vereini‐
gungen” zur Erfüllung helfen kann.
.Selten aber ist solche Sammlung, obwohl
sie die Regel bilden sollte!
.Allzuselten sind noch die Einzelnen, in
denen jene blinde Gier des Tieres
über‐
wunden ist, das sich auf seines Artgenossen
Futter stürzt, auch wenn es die ihm selber
dargebotene Nahrung dabei wild zertram‐
pelt ...
.Zu selten ist noch
Achtung fremder
Meinung, ‒ zu selten die Erkenntnis,
daß dem etwa Irrenden nur dann geholfen
werden kann, wenn er schon seines Irrtums
in sich selber kundig wurde. ‒
.Jeder glaubt sich selbst allein des
besten
Wissens sicher, und sieht in jedem Anderen,
der sich auf
gleiche Weise gut beraten
glaubt, nur noch den
Feind. ‒
.So wird
Zersetzung und
Zersplitte‐
rung bewirkt, wo nur die stete
Sammlung
dereinst aller Einzelmeinung wahren
Wert
zutagefördern könnte. ‒ ‒
.Man hat sich mit den Gleichgesinnten
vielfach nur vereinigt, um die eigene Einzel‐
stimme, wie ein Echo, tausendfältig zu ver‐
nehmen, ‒ da man durchaus nicht so ge‐
wissen Wissens ist, wie man zuweilen meint,
und allzubald an seiner Sicherheit den
Zweifel nagen hören würde, übertönte ihn
nicht immerfort der Chor der Vielen, die
auf gleiche Weise ihre Selbstgewißheit zu
erhalten suchen ...
.Es wird dann jede
andere Vereinigung
verachtet und befehdet, da die
ihr Ange‐
hörigen zur jeweils gleichen „
Melodie”
sich
anderen Text ersonnen haben, der
ihnen als nicht minder inhaltsreich, und
gut begründet gilt.
.Da aber jeder Mensch sein
eigenes
Meinen hat, das sich auch immer noch in
mancher Art von dem des scheinbar gänz‐
lich Gleichgesinnten
unterscheidet, so
läßt sich jegliche Vereinigung, soweit nicht
Zwang sie künstlich noch zusammenhält,
in immer kleinere Splitter spalten, bis zu‐
letzt der Einzelne nur noch
für sich allein
„Partei” zu nehmen fähig ist.
.Nur durch das Walten der
Notwen‐
digkeit, der
kein Bezirk des Lebens sich
entziehen
kann, wird solche letzte Spaltung
doch verhütet.
.Es ist jedoch nicht zu verhindern, daß
der Trieb zur Sonderung
inmitten der
bereits gesonderten Vereinigungen argen
Schaden schafft, indem er die Vereinigten
derart verblendet, daß sie selbst nicht mehr
erkennen, was Vereinigung bewirken kann,
bleibt sie getreu gegebener Naturbegründung,
die
Zusammenfassung fordert. ‒ ‒
.Was immer auch der Glaubenssatz be‐
sagen mag, der die Vereinigten verbündet,
‒ wie immer sich die Gleichgesinnten lös‐
bar denken, was nach Lösung schreit, ‒
so bleibt doch aller
Wert vereinten Wirkens
stets bedingt durch lebenskräftigen Beweis,
daß die gewählten Wirkungsmittel
Dauer‐
bares zu gestalten mächtig sind, und nur
die stete
Überprüfung vorgefaßter Mei‐
nung kann aus ihr den Weizen sondern
von der Spreu. ‒
.Gerade aber diese stete
Überprüfung
vorbestimmten Meinens wird unmöglich, wo
Splittertrieb in immer neuen Thesen sich
Befriedigung zu schaffen sucht!
.Wo man nur flüstern sollte, wird als‐
dann
geschrien, und wo man sorglichst
sieben sollte, häuft man Schutt auf die in je‐
der denkgerecht durchpflügten Menschenmei‐
nung auffindbaren keimkräftigen Körner!
.Vergessen ist, daß alle menschliche
Ver‐
einigung nur dort ein
Lebensrecht in sich
besitzt, wo sie zu
sammeln sucht. ‒ ‒
.Soll jemals wirkliche
Gemeinsamkeit
erstehen, so wird sie nur der geistgeborene
Sinn für
Sammlung zu erzeugen wissen, in
notwendigkeitsbedingter wahrer
Freiheit!
.Altgeheiligte Kunde läßt den göttlichsten
der Erdenmenschen sagen:
.„Wer nicht mit mir
sammelt, der
zer‐
streut!”
.Wenn je ein Menschenwort: „
Wort
Gottes” war, so ist es hier gesprochen
worden! ‒ ‒
.Nicht sammeln, ‒
nicht zu sammeln
suchen, ‒
ist schon an sich selbst:
zer‐
streuen! ‒
.Alle Einwirkung des übererdenhaften
Geistes, die dem Menschen hier auf Erden
seelisch faßbar werden kann, sucht stets „zu
sammeln, was verloren war”, ‒ und wenn
du das, was andere als
übererdenhaft
erkennen, da es ihnen so erlebnisnahe
kam wie eigenes Selbsterleben, ‒ beeng‐
ten Blickes, nur in
Irdischem begründet
glaubst, so wirst du doch
auch dann noch
zugestehen, daß der Sinn für
Sammlung
wahrlich einer
höheren Artung ist, als jener
dunkle Trieb, der das organisch in sich
selbst Gesammelte stets wieder zu zerstreuen,
zu zersetzen strebt. ‒
.Wahnsinn würdest du am Werke wissen,
wollte einer eines jener hehren Marmor‐
bilder, die in alter Zeit ein großer Bildner
schuf, in scharfen Säuren aufzulösen suchen,
mit der Begründung, daß alsdann aus dem
zersetzten Stein gewiß ein neues Werk ent‐
stehen werde, das den Verlust des solcherart
vernichteten alsbald verschmerzen ließe ...
.So ist auch wahrlich viel zu wertvoll,
was im
Geistigen gereifte Bildnerkraft
voreinst zu formen wußte, auf daß der
Erdenmenschheit Bestes sich in ihm erhalte,
‒ um es nunmehr schnellfertiger
Zer‐
störung auszuliefern! ‒ ‒
.Zu wertvoll ist, was hohe Menschen‐
geister in Jahrtausenden zu sammeln wußten,
als daß es, ohne schauerliche Schuld an
allen kommenden Geschlechtern, der
Zer‐
streuung dargeboten werden dürfte! ‒ ‒
.Wie deine Finger in der Hand verbunden
sind, obwohl sie einzeln sich bewegen können,
so sind wir Erdenmenschen einer Zeit, auf
unsichtbare Weise in Verbindung.
.Auch wenn du in die Wüste fliehen magst,
oder in Meeresfernen eine öde Insel findest,
die noch nie ein Mensch bewohnte, wirst
du dich dieser unsichtbaren Lebens-Allver‐
bindung nicht entziehen können!
.Zerstörst du um dich her auch alles
Zeugnis gleichzeitigen
anderen Menschen‐
lebens, so wird doch dieses allgemeine Leben,
durch den Rhythmus feinster Vibrationen,
die es selber mitbedingen, dich stets zu
erreichen wissen, und was du denken oder
fühlen magst, wird nie das Signum deiner
Zeit verlieren!
.Du kannst deiner Zeit heute nicht ent‐
fliehen, auch wenn du dich im Fühlen und
im Denken tief in längst vergangene Zeit
„versenkst”, ‒ und wirst kein „Steinzeit‐
leben” führen können, auch wenn du allen
Formen der Kultur dich zu entziehen
suchst! ‒
.Wohl aber kannst du wählen zwischen
Wert und
Wahn, denn jede Zeit läßt
Menschheitsförderndes
zugleich erkeimen
mit Verderblichem.
.Du
mußt nicht zur Beute kosmischer
Dissonanzen werden, auch wenn zu deiner
Zeit solches Geschehen hier auf Erden nun
in Menschenhirnen seinen fernsten Aus‐
klang findet ...
.Nicht zum ersten Male ereignet sich Ähn‐
liches hier auf Erden, aber immer fanden
sich auch Einzelne, die sich zu
sichern
wußten vor den tollen Süchten, die das
Kreisen der Materie im Weltenraum zu‐
weilen wecken kann im Blut des Erden‐
menschen ...
.Sei diesen
Einsichtigen gleich, und
wahre dir vor der Parteisucht, die dich
rings umgibt, ‒ dein
Selbstbestimmungs‐
recht! ‒ ‒
.Nur
du wirst dermaleinst dir
vor dir
selber Rechenschaft zu geben haben über
all' dein Tun im Ablauf dieses Erdenlebens,
‒ und zu nichts wird dir dann nützen, daß
du endlich einsiehst, wie es arge Torheit
war, um einer „Zukunft” willen, die mit
jedem Tage weiter flieht, die eigene
Gegen‐
wart dahinzugeben! ‒
.Willst du dich selber nicht
verneinen,
so mußt du, selbstbestimmt, auch
Anderer
Dasein in dir
fremden Formen, ebenso
entschieden wie dein
eigenes Dasein „
wol‐
len”, denn jeder Einzelne ist durch die
Anderen, ‒ erscheinen sie ihm auch ganz
unerfaßlich „fremd”, ‒ zu seiner Zeit
be‐
dingt und ihnen stets verbunden. ‒
.„
Haßt” du jedoch, was
anders ist, als
du, dann bist du unbewußt
dein eigener
Feind, denn nur aus dem, was
nicht du
selber bist, kannst du dich selbst in Zeit,
wie Ewigkeit
erhalten ...
.Im Grunde wird es durch das
nämliche
Gesetz bestimmt, ob der wohl
winzigste,
wirtschaftlicher Verbände: ‒ der kleine
Haushalt eines jungen Paares, ‒ erfreulich
prosperiert, oder der
größte Volksver‐
band: ‒ ein menschenreicher
Staat!
.Soll
Sorge fernebleiben, so wird hier
wie dort gerechnet werden müssen mit den
Mitteln, die verausgabt werden
dürfen,
weil sie in gleicher Zeit aufs neue zu
er‐
werben sind, ‒ und hier wie dort wird
man auch für die Tage
außerordentlicher
Forderungen, denen der gleichzeitige Erwerb
nicht
Ausgleich schaffen kann, im voraus
Zuschuß sichern müssen ...
.Das alles läßt sich im kleinsten Verbande
kaum leichter bewirken, wie im größten,
wenn auch mit der Größe eines jeglichen Ver‐
bandes
parallel die
Kompliziertheit in
der
Form des, durch
Notwendigkeit be‐
dingten, Ausgleichs wächst.
.Hier wie dort ist wahre
Freiheit nur
erreichbar, wo mit größter Sorgfalt aller
Abgang an zeitweiligem Besitz durch neuen
Zugang ausgeglichen wird, ‒ und hier wie
dort lockt ständig das
Gespenst der Frei‐
heit zur Verausgabung von Mitteln, denen
kein
Ersatz im Haushalt folgen kann, durch
den gegebenen regelmäßigen Erwerb!
.Während aber in den
engbegrenzten
menschlichen Verbänden meist nur
Wenige
zu Schaden kommen, wenn die hier Ver‐
antwortlichen sich verlocken lassen, dem
Gespenst der Freiheit nachzulaufen, muß
der
Staatshaushalt in gleichem Falle
Tau‐
sende und Millionen schädigen, die äußere
Lebenssicherheit im Staat behütet glaubten.
.Verhängnisvoll wird solche Täuschung
des Vertrauens, die zugleich dem Einzelnen
sein wirtschaftliches Selbstvertrauen raubt,
weil ihre Auswirkung
kein Ende findet
und die Tatkraft aller
derer lähmt, aus
deren Arbeitsleistung doch allein noch Aus‐
gleich kommen könnte. ‒
.Daneben aber zeugt sie noch den Wahn,
als ob „
der Staat” nur jenes unpersön‐
liche Gebilde wäre, das stümperhaft geübte
Staatskunst wahrlich, seiner Außenform
nach, aus ihm machen kann, ‒ und läßt
vergessen, daß „
der Staat” ‒ als Wirk‐
lichkeit ‒ nichts anderes ist, als nur
die
Summe aller Staatsgenossen, die in ihm
verbunden sind ...
.So kommt es denn dazu, daß viele
Menschen, die im kleinen Umkreis ihres
Alltagswirkens über allen Zweifel sicher
stehen als
gewissenhaft und
rechtlich
Handelnde, doch plötzlich sich von
anderen
Maximen leiten lassen, sowie „
der Staat”
‒ statt eines Staatsgenossen, ‒ ihnen
gegenübersteht!
.Menschen, die gewiß nicht fähig wären,
sich zu unrechtmäßigem Gewinn zu drängen,
käme er auf Kosten eines
Einzelnen, sind
da zuweilen allsogleich bereit, zu nehmen,
was sich nur erreichen läßt, erscheint „
der
Staat” als Contrahent, oder ist Möglich‐
keit gegeben, sich aus
Staatsvermögen
irgendwelchen, rechtlich ungemäßen Vor‐
teil zu verschaffen.
.Gut entschuldigt glaubt man dann die
eigene Handlungsweise durch den Hinweis,
daß der unrechtmäßige Gewinn ja nur „
auf
Staatskosten” erfolge, und man hält es
nicht für nötig, auch zu fragen: ‒ woher
denn nun „
der Staat” die Mittel
in Ver‐
waltung habe, die man so leichthin ihm
entzieht?? ‒
.Unbedacht, und ohne das Gewissen son‐
derlich beschwert zu fühlen, läßt man sich
so ‒ und zwar durch die kompakte Majestät
des Staatsbegriffes selbst ‒ dazu verleiten,
sich allein
auf Kosten seiner Staats‐
genossen unrechtmäßig zu bereichern ...
.Man weiß nicht, oder will nicht wissen,
daß man doch nur
alle Einzelnen beraubt,
wenn man vom Staate
nimmt, was nicht
erworben ist durch
eigene Gegenleistung
an die Anderen! ‒
.Schnell aber weiß man, daß da
Unrecht
vorgeht, sieht man
Andere auf gleiche
Weise handeln, weil man doch instinktiv
erfühlt, daß man als Staatsgenosse
mitge‐
schädigt wird durch
jeden Schaden, den
„
der Staat” erleidet.
.Freilich glaubt auch mancher, „Unrecht”
solcher Art am Werk zu sehen, den nur
der
Neid plagt, daß vielleicht ein
Anderer
das Staatsschaf scheren könne, dem die
Wolle auch gewachsen wäre für den Übel‐
tatenspäher, hätte er nur selbst an sie her‐
angekonnt ...
.Allzuviele Formen unachtsamer Schädi‐
gung der Staatsgenossen durch ein unbe‐
denkliches Verhalten gegen alles, was „
der
Staat” verwaltet, ließen sich bezeugen, als
daß es praktisch wertvoll wäre, alle hier
nun aufzuzählen.
.Ich will ja meinen Lesern auch in meinen
Büchern stets nur neuen
Hinweis geben
auf die Dinge, deren sie mit Nutzen achten
sollten, und denke nicht daran, den Ruhm
zu suchen, daß ich allerwärts „
erschöpfe”,
was das jeweils aufgenommene Thema in
der Seele und im Denken allbereits schon
angesammelt findet!
.Nur
schlecht wird lesen, was ich nieder‐
schreibe, wer nicht
mitliest, was in jeder
Satzwendung mit Willen „
eingeschlossen”
ist, damit es jene Leser
selber finden mögen,
die noch nicht im Drang der Alltagshast
verlernten,
mitzudenken, wenn sie lesen ...
.So wird auch jeder, der mit wachen
Sinnen liest, was ich hier vorzubringen habe,
keiner Beispielansammlung bedürfen, um
zu wissen, wovon hier die Rede ist.
.Jeder Tag bringt da des üblen Beispiels
wahrlich schon
zuviel, und man wird nicht
erst
suchen müssen, was allerwege
uner‐
wünschterweise uns begegnet ...
.Wo aber
nicht beachtet, und vielleicht
noch nicht einmal
begriffen wird, daß
alles, was „
der Staat” verwaltet und ver‐
geben kann, nur dargeboten ist von denen,
die ihn selber
formen, dort wird bald eine
arge
Wirrnis der Begriffe alle Seelen‐
klarheit überwuchern.
.Als „
staatserhaltend” gilt dann alles,
was die durch den Staat allein
Erhaltenen
betreiben, um das stete Fließen
ihrer Nah‐
rungsquelle sich zu sichern,
ohne Rück‐
sicht auf die Staatsgenossen, die doch erst
zusammenströmen lassen, was den Staat
erhält. ‒ ‒
.Als „
Anspruch” an den Staat wird dann
von Anderen wieder jede
Forderung be‐
zeichnet, die Keiner, der noch sein Ge‐
wissen hört, an alle
Einzelnen zu stellen
wagen würde, die mit ihm zusammen erst
den „Staat”
ergeben. ‒ ‒
.Als „
Staatspflicht” wird erklärt, wo‐
zu
kein aus vernunftgezeugtem Denken
aufgebautes
irdisches, und noch viel weni‐
ger ein
geistiges Gesetz, je eine Korporation
von Einzelnen verpflichten könnte. ‒ ‒
.Und alles das nur, weil das „Staatsver‐
mögen” losgelöst empfunden wird von allen
Einzelnen, die es zu jeder Zeit erst
bil‐
den durch den
Einzelbeitrag, den sie sich
als Staatsgenossen, um des Ganzen willen, auf‐
erlegen lassen!
.Wahnwitziges Verkennen sieht dabei
die Staatsgenossen, die des Staates Gut
ver‐
walten, als die unumschränkten
Herren
dieses Gutes an, und wendet ihnen irre
Wut entgegen, wenn sie außerstande sind,
nach Willkür jedes Maß zu füllen, das nur
Erfüllung finden
könnte, wäre diese Erde:
‒ ein „
Schlaraffenland”, und nicht mehr
einbezogen dem Gefüge der
Notwendig‐
keit ...
.So muß es denn auch aus
Notwendig‐
keit zu
Fehlwirtschaft verführen, wagen
die Staatsgenossen, denen zur
Verwaltung
anvertraut ist, was aus ihrer und der anderen
Staatsvereinten ‒ vielfach
schwer ent‐
behrtem ‒ Beitrag: „
Staatsvermögen”
wurde, dieses Staatsgut allem
heischen‐
den Verlangen darzubieten, obgleich sich
eine neue
Bei-
Steuer, die das Vergebene
ersetzen könnte nur erlangen läßt, durch
zweckwidriges
Abgraben der Zufluß‐
adern, die allein die
Quelle aller
Bei‐
Steuer bewahren vor endgültigem
Ver‐
siegen. ‒ ‒
.In gleicher Weise muß es
Fehlwirt‐
schaft ergeben, wenn der Staatshaushalt
Unzählige, als Helfer der Verwaltung, einer
produktiven Tätigkeit entzieht, der sie
sehr wohl gewachsen wären.
.Zugleich auch schafft es schwere
Demo‐
ralisierung, wird dem Einzelnen der
Glaube anerzogen, als besitze er, durch Staats‐
verbundenheit, vor anderen ein Recht auf
staatliche Ernährung, ‒ sei es nun im
Amte eines leicht entbehrlichen Verwal‐
tungshelfers, oder nur, weil er den Staat
zu zwingen weiß, sich loszukaufen von verant‐
wortungsentäußertem Zerstörungswillen ...
.Es ist
entwürdigend, ein Amt nur um
Erwerbes willen weiter zu verlangen, wenn
man nur allzuleicht erkennen kann, daß
intensive Arbeit einer weit
geringeren
Verwalterzahl den Staatshaushalt bereits in
bester Ordnung halten könnte, ‒ und es
entwürdigt Jeden
vor sich selbst, ver‐
läßt er sich auf seine Macht, das Staats‐
gedeihen zu
verhindern, um seine Staats‐
genossen so zu zwingen, jeweils den
Nicht‐
gebrauch der nur durch
Massenübermaß
erlangten
Über-Macht ihm
abzukaufen,
um den Preis der immer weiter um sich
fressenden
Verwüstung aller Arbeits‐
möglichkeiten, die dem in seinem Macht‐
rausch arg Betörten wieder Brot und aus‐
kömmlichen Wohlstand durch Bewertung
seiner
eigenen Leistung darzubieten hätten,
würden sie nicht solcherweise durch ihn
selbst zerstört ...
.Allüberall verwirrt das gleißende
Ge‐
spenst der Freiheit die Gehirne, und man
glaubt leicht die ‒ wahrlich nicht geringe
‒
Not zu
wenden, weil man ja die Ge‐
bote der Notwendigkeit straflos
umgehbar
glaubt, die auch im Wirtschaftsleben
nie‐
mals sich umgehen lassen, ohne in der Folge
weitaus drückendere Not zu zeugen! ‒ ‒
.Die gleiche Lockung trugerfüllter Spiege‐
lung verirrten Hoffens und Verlangens hat
auch längst in allen Landen alles
Wirt‐
schaftsleben schwer durchseucht.
.Die wirtschaftliche Not ist allenthalben
derart angewachsen, daß die in ihr schon fast
Erstickenden nur allzusehr bereit sind, jedem
hirnverkrampft gezeugten
Fehlschluß zu
vertrauen, und die letzte Fähigkeit zu ei‐
genem vernunftbedingten Denken eiligst
aufzugeben, scheint die heiß ersehnte Ret‐
tung nahe ...
.In fieberhafter Angst vor immer weiterer
Bedrückung durch die Sorgenlast des Da‐
seins, wird verkannt, daß nur „
Fatamor‐
gana” ist, was allzu selbstgewisse Führung
als die längst erstrebte, alle Nöte stillende
Oase anzupreisen weiß ...
.Längst hat die wirtschaftliche Not, die
alles ringsumher verdunkelt, alle
Unter‐
scheidungskraft gelähmt, so daß man gerne
sich betören läßt, auch wenn noch letzte
Regung richtiger Instinkte, immer wieder
an der Seele Pforte pocht, um schlafgebannte
Einsicht aufzuwecken, daß sie verhüte,
was sich noch verhüten
läßt!
.Daß man auch selber wahrlich
mitver‐
schuldet ist an solcher Not, wird nur
den
Wenigsten bewußt ...
.Zu sehr entspricht es künstlich hochge‐
züchteter Kritiksucht, alle
Schuld am selbst‐
gezeugten Übel nur bei
Anderen zu suchen!
.Ist es nun dort der unpersönlich auf‐
gefaßte „
Staat”, dem man die Folge eigener
Torheit überbürden möchte, so sind es im
internen Wirtschaftsleben
kleinere, aus
Einzelmenschen sich gestaltende Gebilde,
die in gleicher Weise als der Wurzelboden
allen Unheils gelten, und, ‒ da der Fehl‐
schluß sich im Kreis zu drehen liebt, ‒
glaubt man der Nöte Wende schnell er‐
reichbar, würde nur der
Staatsverwaltung
unterstellt, was zwar die
Sicherheit be‐
nötigt, die ihm zweifellos
der Staat ge‐
währen kann, doch,
aller Eigenart und
Proportion nach,
nur zu früchtetra‐
gendem Gedeihen kommt, wenn es, ‒
im Außenrahmen staatlicher Gesetze, ‒ sich
nach
eigenem, notwendigkeitsbegründeten
Gesetz entfaltet ...
.So aber auch, wie man das „Staatsver‐
mögen” als ein
Niemandsgut betrachtet,
läßt man sich hier verleiten, das im wirt‐
schaftlichen Leben
produktiv gemachte Gut
der
Einzelnen, von menschlicher Bezieh‐
ung
losgelöst zu denken.
.Wie man sich gut entschuldigt glaubt,
vermag man,
ohne wertgleich angesetzte
Gegenleistung, sich „
auf Staatskosten”
Bereicherung und unrechtmäßige Bevortei‐
lung zu sichern, ‒ so glaubt man sich zu
jeder
Aus‐„
Beutung” des Gutes
Anderer
berechtigt, sobald der
Einzelne zurücktritt
hinter einen
Wirtschaftsorganismus, dem
er freiwillig zur
Verwaltung anvertraut, was
nur steril und ohne Produktionskraft bleiben
müßte, wollte es der Einzelne bei sich ver‐
wahren.
.Es gibt gar viele, die nur solchem
pro‐
duktiv gemachten Gut aus dem Besitze
Einzelner
Ernährung und
Erhaltung
danken, und gewiß auch niemals fähig wären,
widerrechtlich das bestimmte Gut des
Ein‐
zelnen sich anzueignen, ‒ die aber kaum
noch ihr Gewissen hören wollen, gilt es,
Gut der Anderen zu schmälern, das in
einem wirtschaftlichen Organismus
Arbeits‐
werkzeug wurde, um mit seinem Eigen‐
tümer, auch zugleich noch manche seiner
Nebenmenschen zu erhalten ...
.Die „
Firma”, die „
Gesellschaft” wird
als etwas
Unpersönliches betrachtet, und
was
persönliches Besitztum
Einzelner
allein aus freien Stücken auferbaute, er‐
scheint so manchem, der in solchem Aufbau
seine Stellung fand, als
Freigut, das er
unbedenklich
eigener Nützung dargeboten
glaubt, soweit nur staatliches Gesetz ihn
nicht zu hindern weiß.
.Engstirniges Verkennen eigener Lei‐
stungswerte läßt dabei den Fehlenden noch
vor sich selbst Beschwichtigung des eigenen
Gewissens finden, in der Scheinbegründung
eines „Rechtes”, sich „
bezahlt zu machen”,
wo
vereinbarte Entlohnung der verlang‐
ten Tätigkeit, dem Arbeitleistenden
nicht
auszureichen scheint als Gegenwert.
.Ob seine Arbeit aber auch
dem wirt‐
schaftlichen Organismus, der
allein sie
erst zu einem produktiven Faktor macht,
die Werte einbringt, die vonnöten sind,
um sich auf solcher Höhe zu erhalten, daß
er selbst die ehedem
vereinbarte Ent‐
lohnung auf die Dauer darzubieten hat,
‒ danach wird selten einer fragen, obwohl
von der Beantwortung, die diese Frage findet,
alle Zukunft abhängt für die Unterneh‐
mung selbst, wie den, dem sie Erwerb ver‐
schafft ...
.Auch das private Wirtschaftsleben wird
zur
Fehlwirtschaft, wenn nicht zum
Aus‐
gleich kommt, was „
aus-
gegeben” und
was „
ein-
genommen” werden kann!
.Auch hier ist es
entwürdigend für
jeden Einzelnen, sucht er die Stellung, die
er innehat, sich zu erhalten, nur um des
Erwerbes willen, obwohl er sieht, daß er
nicht
nötig ist, und daß der wirtschaft‐
liche Organismus, der ihn nährt,
zu Scha‐
den kommt, weil die vorhandenen Arbeits‐
kräfte
überzählig sind, im Hinblick auf
die Arbeit, die zu leisten ist.
.Das bleibt gewiß im Einzelfall für den
Betroffenen schwer einzusehen, besonders,
wenn er Weib und Kind ernähren und den
eigenen Hausstand wirtschaftlich erhalten
soll, obgleich ihm
anderer Erwerb nicht
dargeboten
scheint.
.Jedoch: wo unbezweifelbarer Arbeits‐
Wille ist, dort findet sich zu jeder Zeit
auch bald ein
Weg, um sich auf neue,
würdigere Art Erwerb zu sichern, auch
wenn die
Form der Tätigkeit
gewechselt
werden muß.
.Wenn früher viele nur in
fernem,
fremden Lande über weitem Meere, sich
Erwerb zu schaffen wußten, weil sie lernten,
Arbeit, die man
brauchte, auszuführen,
obwohl sie
nicht der altgewohnten Tätig‐
keit entsprach, so ist die Zeit nun nicht
mehr ferne jetzt, in der man sich des glei‐
chen Strebens auch in seinem
Heimat‐
lande keineswegs zu „schämen” haben wird!
.Wirklicher Arbeits-
Wille schafft in
diesen Tagen schon an allen Orten auch
die neue Arbeits-
Möglichkeit!
.Arbeit
gebührt ihr Lohn, und auch
in dieser schweren Zeit wird echter Arbeits‐
Wille sich gebührende
Entlohnung
sichern, versteht er nur sich freizumachen
von dem überlebten Zwang der Konvention,
der in der „alten” Welt Europas noch so
viele bindet, und sie festzubannen sucht
in ausgefahrenen Geleisen! ‒ ‒
.Wird Arbeit „
schlecht bezahlt” so ist
das immer nur ein Zeichen, daß gerade
dieser Arbeit ein zu großes
Angebot von
Arbeitswilligen verfügbar bleibt, und jeder,
der sich weiterhin darauf versteift, nur eben
diese Art der Arbeit weiterhin zu leisten,
obwohl sie längst genug der Köpfe oder
Hände
fand, wird nur zum
Schädling
für die hier bereits Beschäftigten, obgleich
er selbst dabei auch nicht das mindeste
gewinnt und sich nur selber seinen Weg
verbaut! ‒
.Es gilt, die Arbeit
dort zu suchen, wo
sie sich
finden läßt!
.Auch wenn es eine Arbeitsart ist, die
dir wenig „
angepaßt” sein mag, und die
du ehedem
ver-achtet hast, kann sie dich
doch zuletzt zu einem Ziele bringen, das dir
keineswegs zu unbedeutend wäre, könntest
du es
heute, ‒ ohne Übergang, ‒
so‐
gleich erreichen! ‒
.Es fehlt auf dieser Erde nie an Arbeits‐
Möglichkeit, ‒ hingegen aber fehlt es
allzusehr an Menschen, die sich
jeder Ar‐
beitsmöglichkeit
bequemen wollen! ‒ ‒
.„
Gesunden” aber kann das Wirtschafts‐
leben nur, wenn alle
Scheinbetätigung
fortan
unmöglich wird, ‒ und auch der
Staatshaushalt in allen Landen wird nur
auf die
gleiche Weise zur Gesundung
kommen!
.Wo heute noch mit abgebrauchtem Pa‐
thos von dem „
Recht auf Arbeit” phra‐
senrauscherfüllt gesprochen wird, dort ist
zu fragen: ‒ ob man wirklich auch
die
Arbeit meint, und nicht etwa nur die ver‐
meintliche Berechtigung, auf Grund der
Geste scheinbar dargebrachter Arbeitswillig‐
keit,
Versorgung zu erhalten, die doch
nur durch Ertrag der Arbeit
Anderer be‐
wirkbar werden könnte ...
.Das
Recht auf Arbeit muß nicht erst
zu einer „Forderung” erniedrigt werden,
da die
Pflicht zur Arbeit
keinem Erd‐
geborenen
erlassen werden kann! ‒ ‒
.Nur glauben Allzuviele dieser Pflicht
schon zu genügen, wenn sie nur dem bloßen
Schein zur Not genügeleisten ...
.Wahrer
Arbeitswille aber sieht aus
gutem Recht nur mit
Bedauern auf den
Scheinbeschäftigten hinab, der äußer‐
liche
Geste darzubieten sucht, statt geistbe‐
dingter
Selbstverwirklichung der Seele,
wie sie in
jeder, auch der
gröbsten Ar‐
beit sich zum Ausdruck bringt!
.Daß Arbeit auch ein Mittel ist,
Erwerb
zu schaffen, ist nicht anders in der
Geist‐
natur des Erdenmenschen eingegründet,
wie der
tierischen Natur die
Wollust
eingeboren ist, um aller Tiergestaltung
Fort‐
pflanzung zu sichern. ‒ ‒
.Wer arbeits-
fähig ist, und nicht die
Ar‐
beit, als die Selbstdarstellungsweise seiner
Seele,
liebt, der ist noch weit davon ent‐
fernt, sein
übererdenhaft bedingtes Sein
in sich zu
ahnen, ‒ auch wenn er eines
anerzogenen Seelenglaubens eifrigster Ver‐
fechter sein mag! ‒ ‒
.Auch das
Wirtschaftsleben dieses
Erdendaseins ist in allen seinen Äußer‐
ungen streng bedingt durch die
Notwen‐
digkeit!
.Was sich der Ordnung des Gefüges der
Notwendigkeit nicht einzuformen weiß,
das muß
zugrundegehen, mag auch
Wissenschaft und kühnste Technik ihm zu
anderem Unterbau verhelfen wollen! ‒
.Alles Leben ist ein stetes
Nehmen und
ein stetes
Geben!
.Ewiggültiges Gesetz allein kann hier
bestimmen, ob der rechte
Ausgleich sich
ergibt.
.Was Menschenwahnwitz aber sich
er‐
klügelt, um sich dem Bereiche des Ge‐
setzes zu
entwinden, schafft nur
Schein‐
gebilde, so vergänglich, wie der Wolken
stets verwandlungsunterworfene Gestaltung.
.Bleibendes, das erst,
nachdem es
Generationen Wohlfahrt kennen lehrte,
mählich und der Menschheit kaum ver‐
merkbar, neue Form aus sich erzeugt, ‒
kann nur erstehen, wo sich ewigkeitsgemäßer
Ausgleich einstellt, dem sich jeder Ein‐
zelne miteinbezogen weiß.
.Nur wenn der Einzelne erkennt, daß
er
sich selber Schaden zufügt, wo er
An‐
deren um seines Vorteils willen
Nach‐
teil schafft, wird alle
Fehlwirtschaft, die
heute ganze Völker zu entkräften droht,
verschwinden!
.Hier helfen aber keine wohlerdachten
Theorien, mögen sie auch in sich selber
gut gegründet scheinen!
.Hier kann nur
praktisches Erproben
zur Erkenntnis führen, und
Erfahrung
lehrt im Großen wie im Kleinen dann am
sichersten, wie zu
vermeiden ist, was
Fehlwirtschaft ergeben müßte ...
.Wo der Form nach gleiche Leistung
von
verschiedenen Menschen dargeboten
wird, dort ist es keinem Menschen, der auf
solche Leistung Wert legt, zu verargen,
wenn er auch auf die
Qualität der Leistung
achtet, und der besseren den Vorzug gibt.
.Es ist dabei ganz einerlei, ob es sich
nur um
Arbeitsleistung handelt, oder
das
Erzeugnis einer Arbeit, ‒ ob es um
niedere Dienste und
geringen Klein‐
kram geht, oder um
hohe Fähigkeiten
und
erhaben großes Werk.
.Aller Zuwachs menschlichen Vermögens:
‒ geschickten
Könnens, weisen
Ordnens,
bis zu höchster,
künstlerisch begründeter
Gestaltungsfähigkeit, ‒ ist stets in
hohem Maße mitbedingt durch den zu allen
Zeiten dem Vollkommenen gewährten Vor‐
rang vor dem Unvollkommenen.
.Dient
Leistung, oder ihr
Erzeugnis,
dem
alltäglichen Gebrauch, so zwingt
schon eigener
Schutz vor
Schaden zur
Bevorzugung des Besten, und soll die Lei‐
stung
höherem Bedürfen gelten, so wird
Kenntnis dessen, was schon
Andere zu
leisten wußten, sich nicht mit
Geringem
begnügen.
.Die Folge solcher steten Auswahl ist
der Wettbewerb der Leistung
Bietenden
um Gunst und Wahl der Leistung
Brau‐
chenden.
.Soweit ist Konkurrenz begründet in
Notwendigkeit, und Ausdruck wirklich‐
keitsgezeugter
Freiheit!
.Es steht dir
frei, zu
wählen, was dir
dienen soll, und was du dir
erwerben
willst durch Darbietung bestimmten
Gegen‐
wertes, ‒ doch ebenso bleibt es dir frei‐
gestellt, die Leistung, die du selbst zum
Markte bringen willst, den Forderungen
anzupassen, die man dort an sie zu stel‐
len weiß.
.Du wirst kein Unrecht leiden, geht der
Wählende an deiner „
Leistung”, ‒ deinem
„
Werk”,
vorüber, weil er
Besseres
finden kann!
.Auch
du hast ja die Wahl, ob du be‐
quem bei
minderer Leistung dich be‐
scheiden, oder dein
Bestes bieten willst!
.Entscheidest du dich aber auch, aus
freien Stücken, oder durch Notwendigkeit
bestimmt,
dein Bestes darzubieten, so wird
sich doch erst zeigen müssen, ob du auch
den Umfang deiner Leistungs-
Fähigkeit er‐
kennst, ‒ ob du auch an dich selbst den
rechten
Maßstab anzulegen weißt ...
.Du klagst mir über „
Mißerfolg”, und
findest bittere Worte für das „Unrecht”,
das man,
deiner Meinung nach, an dir
begeht, ‒ jedoch: du fragst dich nicht, ob
du dich selber nicht an dir
vermessen
hast, und eine Leistung darzubieten suchst,
der du gewiß niemals „gewachsen” sein
wirst! ‒
.Vielleicht kannst du in
kleinem Rah‐
men
Allerbestes leisten, während du ver‐
geblich dich bemühst, im Wettbewerb mit
denen zu obsiegen, die
von Natur aus
schon zu weitaus Größerem befähigt sind! ‒
.So glauben Ungezählte sich „vom Miß‐
geschick verfolgt”, und schielen neidvoll
auf die Anderen, die ihnen vorgezogen
werden, weil sie besser wußten,
welcher
Forderungshöhe ihre höchste Leistung noch
entsprechen könne. ‒ ‒
.Unzählige erleiden Schiffbruch, weil sie
zwar ein gutes, aber
allzukleines Boot
besitzen, um damit den Ozean zu über‐
queren, und doch dem Ehrgeiz nicht ge‐
bieten können, der sie verleitet, sich aufs
hohe Meer zu wagen. ‒
.Wer sich in einen Wettbewerb begeben
will, der muß vor allem
seine Mitbe‐
werber kennen! Er darf sich nicht mit
denen messen wollen, die nach gänzlich
anderem Maß als er zu messen sind!
.Er darf nicht in den Mitbewerbern seine
„
Feinde” sehen, nur weil sie ihn zu
über‐
flügeln fähig sind!
.Er darf nur dort für sich den Sieg er‐
hoffen, wo seine Kräfte wahrhaft den
Ver‐
gleich ertragen, mit denen, die mit ihm
zugleich den Sieg erstreben.
.Besser ist es gewiß, im
allerkleinsten
Rahmen das
Vollkommene zu leisten, als
mit Unzulänglichem zu konkurrieren, wo
nur größtes Ausmaß eigener Kraft auf Sieg
ein Anrecht geben kann! ‒
.Jeder trägt in sich die Macht, auf irgend
einem Tätigkeitsgebiet, das ihm wahrhaft
entspricht,
Vollkommenes zu leisten!
.Jeder kann erleben, daß sich seine
Kräfte
steigern, wenn er sie sorglichst zu
entfalten strebt!
.Aber nur mit dem, was
dir zu eigenem
„Besitz”
gegeben ist, wirst du zu rechnen
haben!
.Du kannst zwar in beschränktem Maße
Anderes
dazu erwerben, aber immer wer‐
den Art und Spannung deiner
einge‐
borenen Kräfte streng bestimmen, was
dir zukommt, und was dir sicher uner‐
reichbar bleiben muß!
.So wirst du auch im Wettbewerb nur
dann zum Siege kommen, wenn du
deine
Grenzen kennst, und fern dem Wahne
bleibst, als ließen sie sich je nach Willkür
weitern, nur weil du
siegen möchtest!
.Bewerb um Vorrang vor den Mitbe‐
werbern muß aber keineswegs zum „Kampf”
erniedrigt werden!
.(Ich rede freilich nicht von
jener Art
des Wettbewerbes, die nur in Kämpfen
ausgetragen werden
kann, weil „
Kämpfer”
ihre Kräfte messen wollen.)
.Hier soll allein die Forderung der
Leistung uns bewegen, die der
Alltag aller‐
wärts von
allen heischt!
.Da aber ist der „
Kampf” der Kon‐
kurrenz gewiß
vermeidbar!
.Ich weiß zwar, daß ein solches Wort
bei Allen, die in eben diesem Kampfe stehen,
nur ein müdes Lächeln lösen wird, ‒ aber
ich weiß auch, daß sich vieles rascher
wandeln läßt, als viele glauben, wenn nur
der
Wille sich zu wandeln weiß ...
.Kaum dürfte es gewagt sein, zu be‐
haupten, daß heute schon die Meisten,
die im „Konkurrenzkampf” bluten,
wider
Willen kämpfen, weil sie längst erkannten,
daß die Kräfte, die der Kampf sie kostet,
besser anzuwenden wären. ‒
.Noch aber gilt auch hier das gleißende
Gespenst der Freiheit für die Freiheit
selbst, und lockt Unzählige in Zahlen‐
wüsten, allwo sie, seelisch ausgedörrt, zu
Mumien erstarren, denen aller Goldsand,
der sie überhäuft, der Seele freies Leben
nicht mehr rückerstatten kann ...
.Machtlos aber wird das Gespenst, so‐
bald erneut erkannt wird, daß nur dort,
wo man der
Seele ihre Rechte läßt,
wirk‐
liche Freiheit sich entfalten kann!
.Es ist
erbärmlich, und gewiß nicht
eines
Menschen würdig, läßt sich der Wer‐
ber um die Gunst des Käufers derart von
der Gier des Tieres in sich packen, daß
er den Mitbewerber wirtschaftlich zugrunde
richtet, oder doch nach solchem Endziel
schamlos
strebt!
.Es ist
erbärmlich, wird der Wettbe‐
werb in einer Art betrieben, die auch die
Lüge nicht mehr scheut, läßt sich ein
Strick aus ihren eklen Fäden drehen, um
den Mitbewerber zu
erdrosseln!
.Unwürdig und zugleich auch
töricht
ist es, eigenen
Erfolg zu suchen, der nur
erlangbar wird, nachdem
in Trümmer
fiel, was andere
auferbauten!
.Man wird mir sagen wollen, daß doch
sehr erhebliche Erfolge sich durch solche
Handlungsweise möglich machen ließen,
und daß das so Bewirkte heute „fest ge‐
gründet” stehe.
.Auch das ist mir gewiß nicht fremd,
allein ich rechne hier mit anderen Zeit‐
begriffen, und weiß um sichere Gesetze,
deren Auswirkung es selten eilt ...
.Nicht nur der
Einzelne, der sich um
solchen Preis Erfolg ergatterte, für sich und
seine Sippe, die ihn nutzt, kann dieser
Auswirkung sich nicht entziehen, sondern
auch
den Wohlstand ganzer Länder,
ganzer Kontinente, bringt sein Handeln
in Gefahr! ‒ ‒
.Es ist noch lange nicht das Schlimmste,
wenn ein dunkler Börsentag zusammen‐
schlägt, was seelenlose Gier auf Trümmern
ehrsam auferbauter Speicher zu errichten
wußte! ‒
.Wo menschliche Gemeinschaft nicht zu
hemmen weiß, was Menschenseele
schän‐
det, dort werden noch die
Enkel und der
Enkel
Söhne, teuer zu „
bezahlen” haben,
was ein Einzelner, auch wenn er
nicht
der so Betroffenen
Ahne war, voreinst
verschuldet hat!
.Der aber, der sich solcher grauenvollen
Schuld nicht
scheute, wird, auch wenn
er auf dem Totenbett sich noch als Sieger
fühlte,
keinen finden in der Ewigkeit, der
seiner sich erbarmen dürfte, ehe alle
Aus‐
wirkung der Schuld, auf Erden hier,
er‐
loschen ist ...
.Gottgezeugte
Liebe darf nur dort
Ver‐
gebung schaffen, wo auch die
Schuld,
der
Liebe Folge war!
.Auch dort, wo
tierbedingte „Liebe”
einen Menschen „
schuldig” werden ließ,
wird „
Gottesliebe” ihn
ent-
schulden,
sobald der Selbstbeschuldete
entlastet
wurde durch den
Mitverschuldeten der
gleichen Schuld! ‒
.Wo aber
Eigennutz zur Schuld ver‐
führte, dort kann auch nur die
eigene
Entlastung Schuld-
Befreiung bringen!
.Nicht eher aber kann der, seiner
Selbstsucht Wahnverhaftete, sich seiner
Taten
Folge frei entwinden, als bis
er‐
schöpft ist, was er selbst
erzeugte, um auf
Erden seinem Trieb zu
dienen! ‒ ‒
.Es läßt sich nie und nimmer
eine
Scheidewand errichten, zwischen den
Im‐
pulsen, die der Erdenmensch
in seinem
Alltag schafft, und ihren
Folgen, die erst
Auswirkung erlangen, wenn er längst
schon aus dem Erdendasein ausgeschie‐
den ist! ‒
.Weniges hat noch im menschlichen
Gemeinschaftsleben so viel Schaden ange‐
richtet, wie das „
Schlagwort”: ‒ diese
Mißgeburt aus Denkträgheit und Über‐
redungswillen!
.Opfer über Opfer fordert es in allen
Lebens- und Erlebnisreichen dieses Erden‐
daseins!
.Vor allem aber hindert jedes Schlag‐
wort die ihm Hörigen, zu eigener
Denk‐
selbständigkeit zu kommen.
.Willig läßt sich jeder Denkbequeme
fangen, wird nur das rechte Schlagwort‐
lasso über seinen Hals geworfen, und ist
er einmal dieser Schlinge Beute, dann wird
frühere Freiheit schnell vergessen ...
.Es wandelt aller Widerstand sich schnell
zu ausgeprägt perverser
Unterwürfigkeit,
und schließlich wird es wahre Wollust, stets
der Leine Zug zu folgen, bis ein Pferch
erreicht ist, den die Schlagwortmatadore
ihrem Fange vorbereitet halten. ‒
.Aus solchem Pferche gibt es selten ein
Entrinnen, und selten kommt auch nur
der
Wunsch zur Flucht in den dort Ein‐
gepferchten zum Erwachen.
.Die Meisten fühlen sich in schöner
„Sicherheit”, und alle Denkselbständigkeit
kam ihnen längst abhanden.
.So werden sie auch denen, die noch
außerhalb des Pferches sind, zu ständiger
Gefahr, in gleicher Weise, wie gezähmte
Elefanten sich gebrauchen lassen, um die
noch freien Tiere ihrer Gattung einzu‐
fangen ...
.Vieles kann ein Schlagwort zu umfassen
scheinen, was keineswegs in seinem Sinn
enthalten ist, ‒ und was als „Schlag” emp‐
funden wird, dem man sich, innerlich ge‐
troffen, beugt, ist meist nur
Übertölpe‐
lung der
Denkbequemlichkeit. ‒
.So zweifellos gewiß das Denken auch
zum ärgsten
Feind des Menschen werden
kann, so nötig ist es ihm als
Waffe, überall,
wo Worte
wehrlos machen wollen.
.Das Schlagwort aber ist nichts anderes,
als ein Wort, das
wehrlos machen will durch
Lähmung sinngerechten Denkens!
.Es kann nur siegen, wo kein
Wider‐
stand sich gegen seine „schlagende Gewalt”
zu
wehren wagt!
.Weiß einer aber ihm mit wachen Sinnen
zu
begegnen, und die Waffe konsequenten
Denkens wehrhaft zu gebrauchen, dann
ist dem Schlagwort schnell die Macht
ent‐
wunden, und als wunderlicher Wechsel‐
balg fällt es in sich zusammen ...
.Was es bewirken wollte, zeigt sich dann
als leerer
Wahn, ‒ und nur die Willig‐
keit, dem Wahn zu
folgen, war wirklich
vordem drohende
Gefahr ...
.Sie sind kaum alle aufzuzählen, die
solchem Wahn, der sich
in mannigfache
Form zu wandeln weiß, getreu Gefolg‐
schaft leisten müssen, weil sie versäumten,
sich zu
wehren, als ein Schlagwort sie zu
überrumpeln suchte! ‒
.Männer und Frauen, Weise und Un‐
weise, Alte und Junge, Dumme und ge‐
waltiglich Gescheite sind in diesem uner‐
meßlich langen Zuge der durch Schlagwort‐
wahn Genarrten aufzufinden, und immer
neuer Zustrom wendet sich dem Zuge zu,
weil nur die Allerwenigsten sich noch des
freien
Denkens zu bedienen wagen, sobald
das rechte Schlagwort sie geschickt zu über‐
fallen weiß ...
.Unüberschätzbare
Gefahr bringt diese
Willigkeit zur Folgeleistung, wo ein Schlag‐
wort einbricht, über alles Menschenleben!
.Es ist in vielen Fällen niemals wieder
gutzumachen, was solcherart in großen und
auch kleineren Verbänden, die sich mensch‐
liches Zusammenleben schuf, an Schaden
angerichtet wird!
.Und selbst im kleinsten der Verbände,
‒ der Verbindung zweier Menschen in der
Ehe, ‒ richtet oft genug der Schlagwort‐
wahn sein arges Unheil an. ‒ ‒
.In die Familie bringt der kleinste Knirps
schon, als Geschenk der Schulgenossen,
sein, ihm selbst noch unfaßbares Schlag‐
wort mit, ‒ Kinder und Eltern lassen
sich betören und zu kämpfenden Parteien
machen, deren jede einem anderen Schlag‐
wort folgt.
.Am schauerlichsten wird dann aber die
Gefahr, dort, wo
das ganze öffentliche
Leben sich widerstandslos durch ein Schlag‐
wort gängeln läßt! ‒
.Durch alle Spalten dringt das Schlag‐
wort dann in jedes Haus, und hindert,
daß sich wache Gegenwehr zum Wider‐
stande rüste.
.Hilflos können
ganze Völker solchem
Schlagwortwahn verfallen, zum Triumphe
derer, die ihr Denken
nicht zuschanden
werden ließen, und keine Mühe, keinen
Hirnzwang scheuten, um zur Meisterschaft
als Schlagwortwerfer zu gelangen ...
.Was hilft es dann den schwer
Ge‐
schädigten, wenn sie zuletzt sich
doch noch
ihrer Knechtschaft zu erwehren suchen?!
.Allzulange hatten
selbst sie sich der
Schlagworte bedient, um
Andere zu gängeln,
bis sie nunmehr ihre Meister fanden, die
besser noch verstanden, Schlagworte zu
werfen ...
.Nur die bewußte,
strengste Abkehr
von der Täuschungswelt des Schlagwort‐
wesens, kann hier Rettung bringen! ‒ ‒
.Es ist wahrhaftig an der Zeit!
.Zu lange war man dem
Gespenst der
Freiheit nachgefolgt, ‒ zu lange war man
selbst in seinem Bann, und suchte Andere
durch manches Schlagwort zu betören, um
Gefolgschaft zu erhalten.
.Jetzt muß man endlich doch erkennen,
daß Schlagwortwahn niemals zu
wahrer
Freiheit führen kann.
.Noch aber ist man seiner alten Schlag‐
wortweisheit so verhaftet, daß man unwill‐
kürlich, auch um
anderem Schlagwort‐
wahn zu
wehren, erneut den Schlagworten
verfällt, die man voreinst zu prägen wußte,
um sie Anderen zuzuschleudern ...
.Zu selbstgewisse Überheblichkeit ist noch
dabei der sehr naiven Meinung, daß der
Gegner es „
nicht merken” würde, wenn
man
seinem Schlagwort nur das
eigene
entgegenwirft, weil man nicht anders sich
des Angriffs zu erwehren weiß.
.Die aber
Meister ihrer Schlagwort‐
Kampfesweise wurden, weil sie Meister‐
schaft erlangen
wollten, ‒ erkennen sehr
genau, daß ihnen nur mit
Schlagworten
begegnet wird, die
weniger schlagkräftig,
als die ihren wirken ...
.So sind sie ihres Sieges schon im vor‐
aus sicher, ‒ es sei denn, ihre Gegner
könnten sich doch noch entschließen,
end‐
lich auf das Kampfesmittel zu
verzichten,
das sie ja doch nur
halb beherrschen, weil
sie ihr ‒
Gewissen nicht zu sehr be‐
schweren wollen, um der Schlagkraft ihres
Schlagworts willen. ‒ ‒
.Gewissen-
los muß der sein, der das
Schlagwort meistern will, denn wer noch
ein Gewissen in sich trägt, der ist nicht
fähig,
die Belastung zu ertragen, um deren
Preis allein im Schlagwortkampf der Sieg
erreichbar wird! ‒
.Denen, die erkannten, daß das Schlag‐
wort nie zur
Freiheit führen kann, ist
heute nur zu helfen, wenn sie konsequent
das Schlagwort
meiden!
.Andere Waffen müssen ihrer Abwehr
Wirkung sichern!
.Ihre Worte müssen fortan wohl „
er‐
wogen” sein, und dürfen nur durch
Wahr‐
heit wirken wollen!
.Nicht
jede Wahrheit aber ist zur
Ab‐
wehr wirksam, denn nicht jede Wahrheit
läßt sich von dem ungeübten Blick sofort
erkennen. ‒
.Nur dort, wo Wahrheit
augenblick‐
lich sich empfinden läßt, kann sie dem
Irrwahn wirklich
wehren, den das Schlag‐
wort zu verbreiten sucht!
.Wer endlich sich zu der Erkenntnis
durchgerungen hat, daß hinter allem Schlag‐
wortwahn sich nur die
Wüste weitet, ‒
wer das
Gespenst der Freiheit hier in
einer seiner fürchterlichsten Formen wüten
weiß, ‒ der wird wahrhaftig sich auch
gleicher Mühe,
gleicher Anspannung zu
unterziehen wissen, um der
Wahrheit
zweckgerechte Form zu finden, wie jene,
die das
Schlagwort schleifen bis zur
schärfsten Schärfe, sie sich auferlegen ohne
Unterlaß. ‒ ‒
.Sein Wort darf nicht nur
Selbstbe‐
rauschung wirken, ‒ darf nicht billige
Bestätigung der
eigenen Meinung sein!
.Niemals darf er vergessen, daß er noch
zu „
Feinden” spricht, die ihm erst durch
Erkenntnis Freunde werden sollen!
.Er wird vermeiden müssen,
anzugrei‐
fen, und nur durch
Abwehr wirken dürfen,
‒ durch eine Abwehr, die der Gegner
achten muß, selbst wenn er Gegner
blei‐
ben sollte. ‒
.Man kann von denen, die in einem
Schlagwortwahn sich wohlgefallen, nicht
etwa erwarten, daß sie allsogleich der
Wirk‐
lichkeit zurückgewinnbar wären!
.Gleichwie ein Arzt, der das umnachtete
Gehirn des
Irren wieder heilen will, vor‐
erst gezwungen ist, dem Wahn des Kranken
sich zu
fügen, soll der noch Gesundungs‐
fähige sich wiederfinden in der Wirklich‐
keit, ‒ so wird auch jeder, der die Seele
seines Nebenmenschen einem
Schlagwort‐
wahn entreißen will, bedenken müssen,
daß dem Wahnbetörten noch als „
Wahr‐
heit”
gilt, was er verlassen soll, um wieder
zu sich selbst zu kommen! ‒ ‒
.Noch ist der Arme, durch die
Sugge‐
stionsgewalt des Schlagworts Eingefangene,
nicht
fähig, sich aus den, ihn engum‐
schnürenden Gedankenfesseln, zu befreien!
.Noch
wagt er nicht, nach
eigener Er‐
kenntnisfähigkeit sich einzustellen!
.Das Schlagwort hält ihn allzufest im
Bann, und wenn er auch sich zu
befreien
sucht, so fehlt ihm doch der
Mut, der
Freiheit
dort zu folgen, wo sie allzuweit von
dem geliebten Schlagwort sich entfernt. ‒ ‒
.Man wird den so Verirrten nicht mehr
anders retten können, als durch ein gütiges
Beachten seiner Torheit, und nur wenn
man ihm zeigt, daß man ihn
gelten läßt,
wird er zuletzt doch auch
die Kraft in
sich erwecken, die ihm Einsicht bringt,
daß nur ein
Schlagwort ihn am Gängel‐
bande hielt, wo er vermeinte, wohlbe‐
gründeter
Erkenntnis frei zu folgen.
.Nicht die Schlechtesten sind es, die gerne
„
mehr” sein möchten, als sie vor ihren und
anderen Augen
gelten.
.Dennoch aber schwebt den meisten dieser
Unzufriedenen mit sich selbst, eine „Fata‐
morgana” vor, ‒ dennoch läßt sich auch
hier so mancher von dem
Gespenst der
Freiheit gerade dorthin verlocken, wo es
keine echte Freiheit für ihn gibt, so daß
er seine Erdentage in
Verbitterung be‐
endet, weil seine Mitmenschheit ‒ nach
seiner Meinung ‒ ihm nicht zugestand,
was ihm gebührte ...
.Der eine haßt die Stellung, die er aus‐
füllt, um sich seinen Lebensunterhalt zu
sichern, weil er sein
Wissen und sein
Kön‐
nen höher einschätzt als die Forderung,
die seine Stellung an ihn stellt, ‒ der An‐
dere geht nur voll Überdruß an seine Ar‐
beit, weil sie ihm nicht
entlohnt erscheint,
wie er sie selbst bewertet sehen möchte.
.Einer hadert Tag für Tag mit seinem
Schicksal, weil es ihm die
Vorbildung ver‐
sagte, deren Ausweis er besitzen müßte,
wollte er den Wirkungskreis erobern, der
allein ihm angemessen scheint, ‒ ein an‐
derer flucht aller Menschheit, weil ihm nicht
die
Erdengüter von Geburt an mitgegeben
wurden, die er sich selber zuzusprechen
wissen würde, hätte er die Macht dazu.
.Jeder glaubt ein
anderes Ziel für sich
verloren, ‒ einig aber fühlen alle sich in
ihrer starken Überzeugung, daß sie „
mehr”
sein könnten, als sie sind, ‒ und diese Über‐
zeugung ist gewiß
begründet, wenn auch in
anderer Weise als die Überzeugten meinen!
.Du willst „
mehr” sein, als du bist?!
.Demnach „
bist” du zu wenig! ‒
.Zu wenig an dir „
ist”! ‒ ‒
.Du fühlst, daß du „
mehr”, aber wohl
auch „
weniger” sein kannst, als die Geltung
ausmacht, die du vor dir selbst und anderen
zu erlangen wußtest.
.Du fühlst, daß eine
Vielheit sich in
dir empfindet, ‒ daß diese Vielheit „größer”
oder auch „geringer”
werden kann. ‒
.Willst du also „mehr” sein, als du bist,
so
werde mehr!
.Lass' es nicht dabei, so „wenig” zu
sein,
wie du heute
bist!
.Begnüge dich nicht mit
Wünschen, son‐
dern
werde „mehr”, weil du „mehr” sein
willst!
.Es ist noch viel mehr in dir als du auch
nur zu ahnen wagen würdest!
.Gar vieles ist aus Urzeittagen her auch
heute noch in dir, was du gewiß nicht mehr
zu
sein verlangst, und du wirst ihm dein
Sein sogar mit aller Macht
entziehen
müssen, willst du
dich selbst nicht zer‐
stören, indem du
Andere zerstörst ...
.Unnennbar vieles aber ist
zugleich in
dir, was du bis heute noch
nicht zu er‐
langen wußtest, und Vieles ist dabei, um
das du auch in deinen kühnsten Träumen
noch nicht weißt! ‒ ‒
.Zwischen dem, was du nun
nicht mehr
sein sollst, und diesem anderen, das du
noch
nicht bist, liegt jenes Wenige, das heute dir
mit Recht als „
viel zu wenig” gilt, um
deine Selbstdarstellung zu bestimmen ...
.Es ist
der Geistesfunke Gottes, der
sich in deinem eigenen „
Ich” erlebt, und
wahrlich weiß, daß du viel „mehr” sein
könntest, als du bisher bist!
.Du nimmst nur in dein irdisches Bewußt‐
sein auf, was in den
innersten Bereichen
deines Seins empfunden wird.
.Dort aber dürstet dein Sein nach Er‐
füllung mit allem, was es noch nicht
ist!
.Darum willst du „mehr” sein in den
Formen der
Vergänglichkeit, ‒ darum
strebst du „mehr” zu werden in deinem
Alltagsleben, allwo
Notwendigkeit al‐
lein bestimmt, was dir erlangbar wird! ‒
.Hier aber wirst du nur „mehr” werden
können als du heute bist, wenn du in dir
„mehr”
aufzunehmen weißt in deinem
Sein!
.Du mußt mehr von dir
verlangen,
wenn du mehr erhalten willst!
.Klaren, selbstsicheren Willens mußt du
in dir selber das als
Anspruch fordern,
was du „
sein” willst, ‒ mit jenem Willen,
den jeder Sportsmann kennt, wenn er von
sich weiß, daß ihm sein Training ein ge‐
wisses
Recht gibt, seine „Klasse” zu be‐
haupten!
.So, wie der Sportsmann, aber wirst du
auch alles aufbieten müssen, um stets „bei
Form” zu bleiben, ‒ was dir, wie ihm, nur
möglich ist, durch Verzicht auf so Manches,
das zwar Anderen erlaubt sein kann, nicht
aber dem, der „mehr” zu
werden strebt,
‒ selbst wenn er schon vieles
ist! ‒ ‒
.Hinter dem Wunsche, „mehr” zu sein
als „
Andere”, versteckt sich nur der An‐
trieb, mehr zu sein, als
du selber bist,
denn noch bist du, gleichwie die Anderen:
‒ nur zum
geringsten Teil, was du zu
sein
vermagst! ‒
.Es handelt sich um den Gebrauch von
Kräften, die
allen Menschen dieser Erde,
ausnahmslos, in Freiheit stets erlangbar sind.
.Diese „
Seelenkräfte” aber kann kein
Mensch „gebrauchen”, solange er noch nicht:
sie seinem eigenen Sein zu
einen wußte.
.Man muß
selbst zu der Seelenkraft
werden, die man gebrauchen, und durch
die man seine Selbstdarstellung bestimmt
sein lassen will!
.Auch über
niedere Kräfte in dir kannst
du nur dann verfügen, wenn sie dein
Sein
erfüllen und dadurch mit dir identisch
wurden.
.Nur was du selber „
bist”, ist dir
hörig:
‒ es „
gehört” zu dir und „
hört” auf
deinen Willen!
.So wenig du zu
Gott gelangen kannst,
es sei denn, Er habe sich selbst deinem
eigenen Sein
geeint, ‒ so wenig kannst
du auch aus einer
Seelenkraft wirken,
die du aus dir selbst nicht
geeinigt hast
in deinem
Sein! ‒ ‒
.Doch darfst du hier gewiß nicht etwa
schematisch verfahren wollen, indem du
die Seelenkräfte gleichsam einzeln aufzu‐
rufen beginnst, die fortan dein Sein er‐
füllen sollen!
.Du darfst
die auslösende Macht nicht
unterschätzen, die stets in dir zur Aus‐
wirkung erwacht, wenn du vor einem bloß
Erahnten stehst! ‒ ‒
.Achte in dir auch das, was sich dir
noch
verhüllt! ‒
.Es ist nichts anderes dir vonnöten, willst
du hohe Seelenkräfte, die noch nicht in
deinem
Sein lebendig wurden: ‒ die du
demnach noch nicht „
bist” ‒ dir dereinst
einen, als daß du deine allgemeine
Ziel‐
richtung zu wahren weißt!
.Auch unter Verbrechern gibt es solche,
die „mehr” als andere sind, ‒ aber ihr
Zielen geht nach der Abgrundstiefe tier‐
haften
Vormenschentums auf dieser Erde,
während
dein hohes Ziel
der ewige
Geistmensch ist, in dem du dich dereinst,
nach dieses Erdenlebens stetem Ringen
mit dir selbst, geeinigt allen Geistgeborenen,
wiederfinden willst! ‒
.Hältst du dein
Ziel stets im Auge, dann
kannst du sicher vorwärts schreiten, ohne
Besorgnis und ohne Ängstlichkeit!
.Du wirst dir während deines Erden‐
lebens dann immer mehr der Seelenkräfte
einen, deren du zu deinem höchsten Auf‐
stieg einst bedarfst!
.Je mehr du aber selbst in deinem Sein
dich zu erfüllen weißt mit hohen Seelen‐
kräften, desto leichter wird es dir gelingen,
zu erkennen, daß du dich in
allen Gel‐
tungsstufen dieses Erdenlebens frei zur
Selbstdarstellung bringen kannst!
.Kein menschlicher Beruf ist so gering,
als daß er eines Menschen, der sich viel
zu einen wußte,
wirkungsweite Selbst‐
darstellung nicht ertragen würde!
.In
jeglichem Beruf, ‒ in
jeder Stel‐
lung, die Notwendigkeit zur Zeit dir dar‐
zubieten hat, ‒ kannst du weit „mehr”
sein, als du
scheinen magst!
.Du wirst dich aber auch nicht wundern
dürfen, wenn du bald bemerkst, daß auch
die
Anderen dein reiches
Sein erkennen,
und dich dann allein nach
seiner Fülle
Strahlgewalt bewerten, wie immer auch
der Geltungswert der Stellung, die du hier
auf Erden einnimmst, sich bemessen las‐
sen mag! ‒ ‒
.Du bist dann
wirklich „mehr” ge‐
worden als die Andern, und wirst Anderen
zum Antrieb dienen, „mehr” zu werden,
als sie vorerst sind, ‒ so wie ein Mensch,
der auszog, Gold zu graben, und reich zu‐
rückkam, Anderen den Willen wecken wird,
ein Gleiches zu beginnen.
.Irrend, weil du deine Unzufriedenheit
allein
im Äußeren begründet glaubtest,
hast du bisher nur stets
Vergebliches ver‐
sucht, um deinem Triebe, „mehr” zu sein
als was du
bist, Befriedigung zu schaffen.
.Sie bleibt dir aber keinesfalls versagt,
wenn du nunmehr dein Streben in
dein
Inneres verlegst!
.Hier, wo du selber eine Vielheit dar‐
stellst, die sich
mehren oder
mindern
kann, ‒ hier wird dir keine äußere Macht
die
Freiheit schmälern, ‒ und bist du
wirklich „mehr” geworden, als du bis zu
diesem Tage werden konntest, dann wird
auch deine
Selbstdarstellung in der
Außenwelt dich nur mit
Glücksgefühl
und innerer
Zufriedenheit erfüllen!
.Erst wenn du alles darzustellen weißt,
was du verborgen in dir trägst, damit es
sich in dir
vollende, ‒ erst dann hast
du
dich selbst erreicht und bist wahr‐
haftig nun
zu dir gekommen! ‒
.In deiner
Selbstdarstellung schaffst
du dir die
ewig währende Bewußtseins‐
form, die du in deinen heimlichsten und
innerlichsten Bitten an dein Schicksal dir
ersehnst ...
.Nur
du allein jedoch bist
Bildner
deines Schicksals, ‒ und wie du hier auf
Erden auszukosten hast, was du dir
vor
dem Fall ins
irdische Bewußtsein zube‐
stimmtest, so wirst du auch
nach deinem
letzten Atemzuge dich nur in der
von
dir selbst gewirkten Form des Selbstbe‐
wußtseins: ‒ deiner Selbstdarstellung, ‒
dereinst wiederfinden. ‒ ‒
.In Asien, dem Mutterschoß Europas, und
dem Urquellgrunde aller großen Religionen,
fließt verborgen eine stille Quelle, die
alles
speist, was in der Erdenmenschheit je an
echtem religiösen Fühlen keimte und
erwuchs, wie alles, was in diesen Tagen
noch die Kruste materiell gebundenen Den‐
kens zu durchstoßen weiß.
.Auch in der fernsten Zukunft wird aus
gleicher Quelle
gleiches Fühlen Nahrung
nehmen!
.Wie nirgends wahrnehmbar wird, was
dem Leben seine
Keimkraft gibt, und
Keimkraft dennoch sich bezeugt durch das,
was ihr entsprießt, so ist auch diese Quelle
allen echten religiösen Fühlens nur in
ihrer
Auswirkung bezeugbar, und selten
nur wird Seltenen
sie selber kund.
.Bis in die neuesten Tage zwar geht
lächerlichste Zaubermär durchs Land und
findet Gläubige, die ihrer wahrlich „wert”
sein müssen, allein die Wundermeister all‐
zukenntlichen Gewandes, die in solchen
„
Märchenbüchern für die Allzuvielen”
sich ergehen, leben nur in den geschäfts‐
gewandten Köpfen ihrer, mit dem Zubehör
des Zaubers niemals geizenden, Erzeuger.
.Wirkliche Meisterschaft berufenen Er‐
kennens ist romanhaften Gebilden solcher
Spekulanten auf die Lesegier der Wunder‐
süchtigen so wenig ähnlich, daß jeder Maß‐
stab der Vergleichung fehlt, auch wenn die
rührigen Erfinder wundersamer Meister‐
mären sich aus allenthalben zugänglichen
fremden Schriften Material zu „borgen”
wußten, wo es galt, den allenfalls erregten
Argwohn harmlos gläubiger Gemüter zu
betäuben.
.Es ist wahrhaftig kein erfreulicher Ge‐
danke, daß sich zu dieser Zeit noch, ‒
mitten im Getriebe der modernen Welt,
‒ nicht wenig Menschen finden, deren
Hirne ohne jeden Widerstand die würde‐
lose Vorstellung ertragen,
das Licht der
Ewigkeit bekunde sich in Fakirwundern
und geheimen Künsten, wie man sie allen‐
falls dem Magus einer alten Zauberoper
zugestehen kann! ‒
.Ich bin genötigt, diese peinlich wunder‐
lichen Blüten jahrmarktsmäßiger Romantik
zu zerpflücken, damit man das, was ich
nunmehr zu sagen haben werde, nicht
miß‐
brauchen kann, indem man sich aus
meinen Worten Eideshelfer macht für irgend‐
welchen Wahn!
.Wir Menschen hier auf dieser Erde
leben keineswegs
nur unser individuelles
Eigenleben, sondern sind mit
allem denk‐
bewußten Dasein, ‒ nicht nur dem, was
dieser Erdball trägt, ‒ tiefinnerlich
ver‐
bunden!
.Wirkt diese
Allverbundenheit sich
schon bedeutsam in uns aus, so wird, was
sie bewirken kann, doch weitaus
über‐
troffen durch die Wirkungskraft des
erd‐
begrenzten Lebens denkbewußter Wesen,
dem wir hier irdisch einverwoben sind!
.Weit folgenreicher noch als
All- und
Erdverbundenheit an sich ist für den
Einzelnen jedoch die durch
Impulsver‐
wandtschaft scharf umgrenzte
Gruppe,
der er seelisch zugehört! ‒
.Ihren unsichtbaren Einwirkungen ist er
ohne Unterbrechung ausgesetzt, wie alle,
die der
gleichen Gruppe zugehören, ständig
auch durch
seine Einwirkung beeinflußt
werden! ‒ ‒
.Zu solcher „
Gruppe” können Menschen
eng verbunden sein, die nie in diesem
Erdendasein sich begegnen werden, nichts
hier im Außenleben voneinander wissen,
keine Sprachgemeinschaft haben, und in
gänzlich fremden Vorstellungsbereichen auf‐
gewachsen sind. ‒ ‒
.Alle Weiten werden in den Gruppen
der Impulsverwandten überbrückt!
.Entfernung bildet für die gegenseitige Be‐
eindruckung der Gruppenzugehörigen kein
Hindernis ...
.Wie elektrische Wellen heute den ganzen
Erdkreis umspannen, und doch nur von
Antennen aufgenommen werden können,
die für gleiche „Wellenlänge” eingerichtet
sind, so strahlen unsichtbare Kräfte auch
von jedem Erdenmenschen aus und bringen
jede Menschheitsgruppe der jeweils Impuls‐
verwandten in die sicherste Verbindung,
ohne anderen Gruppen wahrnehmbar zu
werden.
.Es ist ganz einerlei, an welchem Ort
der Erde du zu finden bist: ‒ du wirst
auf alle Fälle dort erreicht von
allen Ein‐
wirkungen
deiner Gruppe, mögen die dir
so Verbundenen in deinem, oder irgend
einem anderen Erdteil leben!
.Es liegt auch keineswegs in deiner Macht,
die so geschaffene Verbindung
aufzuhe‐
ben, ‒ es sei denn, daß du die Impulse,
denen du zu folgen pflegst, zu
wechseln
weißt, so daß du „automatisch” einer anderen
Gruppe dich verbindest. ‒
.Dem
Umfang und der
Art nach
sehr
verschieden, durchsetzen viele Tausende
von solchen unsichtbar vereinten Seelen‐
gruppen alles Menschendasein auf der Erde,
‒
verbinden räumlich weit
Getrennte,
wie sie auch recht oft die räumlich
Nächsten
voneinander
scheiden ...
.An
allem nimmst du, ohne es zu ahnen,
Anteil, was in jeder Seele vorgeht, die in
deiner Gruppe der Impulsverwandten sich
erlebt! ‒ ‒
.Du glaubst in dir nur
eigene Seelen‐
regung zu vernehmen, und bist doch, mehr
als du vermuten könntest, bewegt durch
seelisches Geschehen, das in einem,
deiner
Gruppe Zugehörigen zur Zeit erfahren
wird, so wie auch
dein Erleben
allen dir
Impulsverwandten fühlbar wird zu jeder
Zeit! ‒ ‒
.Was ich dir hier begreiflich nahe bringen
will, kann dir gar viel erklären, das oft,
und bis zu diesem Tage dir so manches
„Rätsel” aufzugeben hatte ...
.Du hast nun Einsicht in die
innere
Struktur der
Formen seelischer Verbun‐
denheit, und weißt zugleich, daß du
be‐
stimmen kannst, was dich am stärksten
mitbestimmen soll in deinem seelischen Er‐
leben, ‒ denn: läßt
du selber die Impulse
fahren, die dir
unerwünscht erscheinen,
kommen sie zu dir
als Einwirkung Im‐
pulsverwandter, so
entschwindest du
der Gruppe, der du eben noch verbunden
warst, und findest allsogleich dich einer
anderen geeinigt, die
dem entspricht, was
du in dir nun hegst. ‒ ‒
.Verantwortung für all dein Denken,
Reden, oder Handeln trägst
nur du allein,
auch wenn die dich bestimmenden Impulse
dir von
anderer Seite unsichtbar und un‐
vermerkt vermittelt wurden!
.Auch die Impulsverwandten deiner See‐
lengruppe, die von
dir beeindruckt werden
ohne es zu ahnen, tragen in der gleichen
Weise die Verantwortung für
ihr Ver‐
halten.
.Leicht kannst du dir nun aber sagen,
daß die tausendfältig unterschiedenen Seelen‐
gruppen sich in Tausenden verschiedener
Erlebnisstufen „übereinander” schichten,
und daß du nur zu einem
höheren Er‐
leben deiner Seele kommen kannst, wenn
du dich unermüdlich selbst dazu bestimmst,
die niederen Impulse aufzugeben, und
stets
höhere in dir zur Auswirkung zu
bringen! ‒
.Vielleicht wirst du auch jetzt verstehen,
was ich von der stillen „
Quelle” sagte,
die heute noch, wie vor Jahrtausenden,
vom Urquellgrunde aller geistbelebten Reli‐
gionen her das
echte religiöse Fühlen
in der Erdenmenschheit speist, ‒ aus
welcher Form der Vorstellung auch solches
Fühlen keimen mag! ‒ ‒
.Vielleicht wirst du nunmehr begreifen,
daß ich deutlichst warnen mußte vor den
Ausgeburten aberglaubenübersättigter Phan‐
tasterei! ‒
.Vielleicht erkennst du jetzt auch schon,
daß ich von einer „Quelle” spreche, deren
Wasser aus dem
Innersten des
Lebens
quellen, und daß hier von nichts anderem
die Rede ist, als von der
höchsten und
zugleich auch
kleinsten Seelengruppe irdi‐
scher Impulsverwandter, die hineinreicht
in den Lichtkreis urgewissen
Seins, ‒
weil sie in ihm schon im Bewußtsein war,
längst ehe
irdisches Bewußtsein sie er‐
reichte! ‒ ‒
.Du wirst wohl auch begreifen, daß ihr
Einfluß
denen nur zustatten kommen kann,
die sich zum Lichte sehnen, ‒ auf
welcher
Stufe auch die Gruppe der Impulsver‐
wandten stehen mag, der sie verbunden
sind. ‒
.Nicht durch die engere Impulsverwandt‐
schaft, die die Wenigen der Lichtvereinten
unter sich verbindet, können sie den
anderen Gruppen sich vernehmlich machen,
sondern nur allein kraft jener
allgemeinen
inneren Verbindung, in die
alle Erden‐
menschen einverwoben sind, ‒ und wohl‐
verstehbar wird es dir erscheinen, daß sie
auch da nur Seelen nahekommen können,
die bereits ihr ganzes Streben
aufwärts
führt!
.Hier handelt es sich nur um
Aller‐
innerstes, und keine Neugier, keine Art
des Wissenstriebes, keine Macht der Erde,
kann hier
mehr erspähen, als was der
Seele zuströmt, die sich selbst bereitet, um
die
geistgezeugten „Sendewellen” zu emp‐
fangen, die aus dieser Gruppe Lichtver‐
einter ohne Unterlaß zu allen ihren Mit‐
menschen auf Erden strömen! ‒
.Unzählige sind diesem Lichtkreis längst
verbunden, mögen sie auch das, was sie
erreicht, nach Weise ihrer angestammten
Glaubenslehren
deuten!
.Die „Quelle”, die hier fließt, kann
jede
Form erfüllen, die sich ein geistbelebter
Glaube schuf, ‒ und
jedes würdige Ge‐
fäß wird wertgeachtet, aufzunehmen, was
es „fassen” kann ...
.Unfähig zu empfangen, sind nur die
mit Erdenschlamm
gefüllten „Becher”, und
die „Siebe”, die nichts in sich selbst
be‐
wahren können!
.Es werden deine
Glaubenslehren aber
dich
gewiß nicht hindern, und dein
Be‐
kenntnis kann dir nur die
Fassungs‐
fähigkeit erweitern für das
Lebendige,
das es hier aufzunehmen gilt ...
.Nur wirst du mit dem
Herzen zu be‐
kennen wissen müssen, und dein Glaube
darf nicht nur
gehirnbegründetes Ver‐
messen sein!
.Gehe deinem Glauben
auf den Grund
und prüfe, ob er auch in deiner
Seele
Wurzel faßte!
.Siehst du ihn so begründet und im Leben
stehen, dann werden ihm gewiß die licht‐
durchströmten Wasser wachen Wissens nie‐
mals schaden, sondern ihn vielmehr erst
zum
Erblühen bringen und alsdann zur
Frucht! ‒ ‒
.Allen
Aberglauben wirst du freilich
sorgsam
roden müssen, denn er
raubt, um
sich zu nähren, deinem Glauben nur die
Kraft, aus der er sich entfalten soll! ‒
.Doch darfst du hier gewiß nicht
bloßen
Scherz und
alter Vätersitte harmlosen
Gebrauch mit
wüstem Wahn verwechseln,
der
die Seele überwuchern will! ‒
.Noch weniger sollst du die Formen
alten Glaubens zu vernichten suchen, die
dir nur „fremd” geworden sind, weil sie
Symbole in sich bergen, die du nicht mehr
deuten kannst!
.Torheit allein reißt alles, was sie nicht
erkennt, gleich aus dem Boden, und zer‐
trampelt wild, was sie nicht nützen kann!
.Auch Religion kann nur in wahrer
Freiheit sich entfalten, obgleich zumeist
die Bahnen
vorgezeichnet sind seit alter
Zeit, in denen sich die unterschiedlichen
Gebilde religiöser Formgestaltungsfreudig‐
keit allein
beweglich und
als Lebens‐
überformer zu erweisen wissen.
.So kann auch Religion in ihrer Aus‐
wirkung gewiß zu wahrer Freiheit
führen,
und dir deine Freiheit
sichern! ‒
.Tief in
Notwendigkeit begründet ist
die vielfache
Verschiedenheit der Lehren
und der Kulte!
.Es ist nur
Selbsttäuschung, glaubt
man Verschiedenheit des
religiösen Füh‐
lens dadurch ausgetilgt, daß man die Formen
einer
einzigen Lehre und die Formen
ihres Kultes über manches Land ver‐
breitet hat! ‒
.Worte können wohl an
allen Orten
ihre „
Diener” finden, und nur
begriff‐
liches Erfassen heischende Symbole lassen
sich gewiß von
allen Völkern in der
gleichen Weise deuten.
.Das
religiöse Fühlen aber wird sich
immer ‒ trotz erzielter äußerlicher Gleich‐
heit in Bekenntnisform und Kult ‒ aus
Seelensicherheit heraus die
eigenen Wege
bahnen, die
seiner Sonderart entsprechen
in
Notwendigkeit.
.Äußerlich scheint ja in
vielerlei Lan‐
den
gleiche Religion zu herrschen, weil
gleicher Kult sich auswirkt, und die
gleichen Worte überall erklingen, ‒
innerlich aber bleibt bestehen, was schon
vor Jahrtausenden bestand und
niemals
auszutilgen ist, da es in
tieferen Tiefen
wurzelfest gegründet steht, als die viel‐
leicht ihm „seelenfremde”
Lehre und ihr
Kult. ‒ ‒
.Es war
nicht, wie die Heutigen meinen,
törichter „Götzendienst”, wenn alte Völker
ihre
Landesgötter zu ehren wußten! ‒
.Wirkliches wußten sie so erreichbar,
und dieses
gleiche Wirkliche wird auch
in vielen Landen und an vielen Orten dieser
Erde
heute noch erreicht, wenn auch die
Vorstellung sich andere
Bilder schuf, um
es zu fassen, und das äußere Bekenntnis
neue
Namen für die ihm verhüllten Mächte
fand! ‒ ‒
.Gar wenig kommt es darauf an, was von
dem sagenhaften „
Helden” eines Volkes auf‐
gezeichnet steht, und was die Heiligenlegende
von dem „
Heiligen des Ortes” weiß!
.Held, wie
Heiliger sind „
Wahrheit”
nur: als
Bild der Vorstellung, und
hin‐
ter solchem Bilde steht die geistgezeugte
Wirklichkeit, für die es ganz belanglos
ist, ob sie den Irdischen in
diesem oder
jenem Bilde faßbar wird, ‒ ob man dem
Göttlichen in ihr Altäre baut, oder den
Geistes-
Menschen in ihr ehrt und ihm
als „Schutzpatron” des Landes Kirchen
weiht. ‒ ‒
.Es ist darum
nicht immer richtig, Re‐
ligion von alledem zu „
reinigen”, was
noch in ihr an Formgebilden lebt, die einer
Vorzeitreligion ihr Dasein danken! ‒
.So wie ein altes Bild, das unter Kerzen‐
ruß und Kirchenstaub kaum noch erkenn‐
bar ist, nur durch die Hand des
Kundigen
gereinigt werden darf, soll es in seiner
alten Pracht erneut erkennbar werden, ‒
so ist auch
mehr, als nur der Drang nach
rationeller Klarheit nötig, soll Religion
„
gereinigt” werden von der Trübnis, die
ihr klares Antlitz zu zerstören droht ...
.Zu teuer ist der Preis, um den die Lehre
„
Reinigung” erreicht, wenn allzugleich
dabei in törichter Verkennung „
Zeichen”
ausgewaschen werden, die man in späteren
Tagen dereinst wieder mühevoll dem Bild
der Lehre
einzufügen haben wird, soll
sie auch noch zu denen sprechen, die als‐
dann erneut zu
deuten wissen werden, was
einer Zwischenzeit nicht deutbar war! ‒ ‒
.Höher aber als die Lehre, steht das
Leben!
.In deinem
Alltagsdasein kann sich erst
erweisen, ob die Lehre, der dein Herz er‐
geben ist,
wirklicher Freiheit dich ent‐
gegenführt, oder ob du einer Lehre Knecht
bist, die dich
blendet, damit du nicht
gewahrst, daß nur
Gespenst ist, was sie
dir als „Freiheit” zeigt! ‒ ‒
.„Nicht um des Sabbaths willen lebt der
Mensch auf Erden, sondern der Sabbath
ist nur
um des Menschen willen ein‐
gesetzt!”
.Erst wenn die Lehre eingeht in das
Leben, kann sie sich
bewähren!
.Bekenntnis, das nur im
Gehirnver‐
stande ankert, ist nicht viel mehr als
jedes „
auswendige” Wissen, das nur Wert
besitzt, ‒ wenn man ihm Wert „
ver‐
leiht”. ‒ ‒
.Solange noch dein Leben nicht „
durch‐
drungen” ist mit Religion, solange weißt
du dein Bekenntnis nicht zu
nützen! ‒
.Nur dann „
lebt” Religion in dir, wenn
sie vom ersten Augenblicke deines Wieder‐
findens im Erwachen, bis zum letzten kla‐
ren Selbstempfinden, das der Schlaf als‐
dann verhüllt, dir ständig
gegenwärtig
ist! ‒
.Nur dann, wenn
jegliches Geschehen
deines Tages
überstrahlt wird durch dein
religiöses Fühlen, ‒ gleichviel in wel‐
cher
Form du es zu fassen suchst, ‒ darfst
du gewiß sein, daß du dem, was „
ewig”
ist in dir, entsprichst! ‒ ‒
.Vorher bist du nur selbst ein
Hemm‐
schuh deiner
Seele, weil du sie hinderst,
sich
in diesem Erdenleben auszu‐
wirken! ‒
.Vorher bist du nur
tierhaft deiner
selbst bewußt, auch wenn du
glaubst, im
Geistigen dich zu erkennen! ‒
.Auch wenn dich alle Welt als einen
ihrer Großen ehren mag, so bist du doch
im Geiste dem Geringsten unterordnet, der
sein Tagewerk in krafterfüllte Strahlen
ech‐
ten religiösen Fühlens einzutauchen weiß,
um so mit allem, was er tun mag, seiner
Seele neue
Nahrung darzubieten! ‒ ‒
.Aus
solcher innerer
Durchdringung
allen Tagewerks mit
Religion, ist hier auf
Erden
jede der Kulturen vormaleinst ge‐
boren worden, die du heute hoch bewun‐
derst und kaum mehr erreichbar glaubst ...
.Auch
unsere Zeit verlangt nach neuer
Weltkultur, ‒ doch sucht sie nur Kultur
zu „
konstruieren”, wie man eine Eisen‐
brücke konstruiert ...
.Erst dann jedoch wird diese Zeit
Kul‐
tur aus sich „
gebären” können, wenn sie
wieder sich mit
echtem religiösen Füh‐
len zu
durchdringen weiß! ‒ ‒
.Du aber, der du selbst, als „
Kind der
Zeit”, heute auf Erden hier im Dasein
stehst, ‒ beginne
bei dir selbst! ‒
.Hast du erst
selbst dein Dasein
ein‐
getaucht in
Religion, dann wirst du bald
auf Schritt und Tritt auch
Anderen be‐
gegnen, die aus bloßen Erdentieren wieder
geistgeeinte Menschen werden wollen ...
.Ihnen wird alsdann
dein Leben beste
Lehre sein, ‒ und
wenig Worte wird
man brauchen, diese Lehre zu
bekräf‐
tigen! ‒
.Wenn man auch deinen Worten Glauben
schenken mag, so glaubt man doch viel mehr
noch deinem
Tun!
.So, wie du
vorzuleben weißt, was dich
im Innersten erfüllt, so werden es die An‐
deren
nacherleben können!
.Du sollst jedoch gewiß kein „Spielver‐
derber” sein, wo andere die kargen
Freu‐
den ihres Erdenlebens irdisch auszukosten
suchen, ‒ und nicht als „Frömmler” sollst
du dich mit himmelwärts verdrehten Au‐
gen über jede harmlos-tolle Torheit Fröh‐
licher „entrüsten”!
.Ist all dein Alltagsdasein
wirklich durch
die dir gemäße Religion bestimmt, dann
wirst du wahrlich auch zu
lachen wissen,
wo sich sündlos lachen läßt!
.Bald wirst du dann entdecken, daß ein
heiteres Wort denn doch noch Besseres
vermag, als alle sauertöpfisch-überernste
Mahnung und Belehrung.
.Wahre Religion ist frohgemute
Freiheit!
.Mißtraue darum allem, was als „religiöses”
Fühlen gelten möchte, ohne in der
Heiter‐
keit des Herzens sich
bestätigt zu er‐
weisen! ‒ ‒
.Aller
Erkenntnis weltweise
Mutter
ist die
Sprache!
.Weit aber wurde der Weg von dem
lallenden Lautegebell, das unseren tierhaften
Vorahnen voreinst
Verständigungsmittel
kümmerlichsten Verstandes war, bis zum
ersten geistgezeugten
Wort!
.Nicht eher konnte bloßer Stimmklang
„
Sprache” werden, als bis die Urmensch‐
tiergehirne sich soweit beeindruckbar ge‐
staltet hatten, um den Splitterregen
körper‐
lichen Lichtes, der sie allenthalben über‐
sprühte, in sich
umzuformen zu
Erfas‐
sungskräften, die auch
Ungreifbares zu
umschließen wissen.
.Es ist nicht etwa nur ein sprachlicher
Vergleich allein, wenn man vom „
Lichte”
des
Verstandes, der
Vernunft, des
Den‐
kens, und vom „
Licht” des
Geistes
spricht! ‒
.Was uns als
körperliches Licht der
Sonne und der
Sterne durch das körper‐
liche
Auge wahrnehmbar wird, ‒ was der
Mond an abgeschwächter Sonnenstrahlung
wiederspiegelt, ‒ das alles ist
zugleich
auch
geistige Substanz, die zwar dem un‐
erschlossenen Gehirn der anderen Tiere
unwahrnehmbar bleibt, jedoch im längst
dafür empfindlichen Gehirn des Erden‐
menschentieres
aufgenommen und
ver‐
wandelt wird zu einer Kraft, aus der die
Seele sich ihr inneres
Erkenntnis-Reich
gestaltet. ‒ ‒
.Wir würden selbst im
Außendasein
kaum viel mehr erfassen können als den
höchstentwickelten der bloßen
Tiere dieser
Erde faßbar wird, wenn sich die
Seele
nicht aus reiner, umgeformter
Lichtkraft
denkfaßbare
Bilder aller Außendinge schaf‐
fen könnte. ‒
.Mit Hilfe dieser „
Bilder” äußerer Ge‐
staltung können wir uns erst „
begreiflich”
machen, was unsere Nebentiere, ‒ seien
sie auch auf der höchsten Stufe tierhafter
Entwicklung angelangt, ‒
niemals, den
sinnlich unerkennbaren Zusammenhängen
nach,
begreifen.
.„
Denken” aber, dessen Gegenstände
nicht mehr Wiederspiegelungen
außen‐
weltlicher Gestaltung, sondern
unsere ei‐
gene innere Schöpfung sind, wäre erst
recht unmöglich, hätten wir die umgewandelte
Substanz des körperlichen
Lichtes nicht in
unserem Gehirn in reicher Fülle zur Ver‐
fügung.
.Jegliche „
Vorstellung”, die sich im
Innenleben eines Erdenmenschen bildet, ‒
jeglicher
Gedanke, den ein Mensch erfassen
kann, ‒ ist nur ein
Bild aus
umgeformter
körperlicher Lichtsubstanz, und nur
in solcherart erzeugtem „Niederschlag” kann
seelische und geistsubstantielle
Wirklich‐
keit uns hier auf Erden faßbar werden.
.Die
lautgemäße Wiedergabe dieser
inneren Bilder aber ist die
Sprache, deren
Sonderart bestimmt wird, durch den, jeder
Einzelvolksgestaltung eingeprägten Lebens‐
rhythmus.
.Nun lassen sich aus dieser in Gehirnen
umgeformten Lichtsubstanz, ‒ die immer‐
fort in Wellenwogen
unerfaßlich kleiner
körperlicher Lichtkraftsplitter alles
Erdenkörperliche zu
durchdringen weiß,
‒ die mannigfaltigsten Gebilde formen,
die keineswegs auch irgend einem
Wirk‐
lichen entsprechen müssen, sei es ein nur
allgemeinem Sprachgebrauch nach „Wirk‐
liches” der
Außenwelt, oder das
abso‐
lute Wirkliche, das nur in
seelischen und
geistsubstantiellen Formen seinsgewal‐
tig ist. ‒
.Erfahrung ließ daher den denkbewußten
Erdenmenschen schon in alter Zeit gewahren,
daß die innere Bildnerkraft
in strenger
Zucht gehalten werden müsse, damit sie wahr‐
haft
Wirkliches erkenntnisnahe bringe.
.Fehlschluß, oder
falsches Urteil,
waren jederzeit die Folge unbesorgter Art
des inneren Gestaltens.
.Es bedurfte aber einer Selbstkontrolle un‐
gezählter Einzelner in langen Generationen‐
reihen, um endlich die
Gewißheit zu er‐
langen,
welche innerlichen Formbildungs‐
methoden dauernd
auszuscheiden seien,
wenn das
Resultat des Denkens und Er‐
schließens zum
gesicherten Erkennen des
Geschehens im Bereiche einer
Wirklich‐
keitsbezeugung führen solle.
.So erst entstand, was man zu Recht als
„
Wissenschaft” bezeichnen darf.
.Da aber solche strenge
Selbstzucht,
wie man hier sie in
Notwendigkeit be‐
gründet fand, gar manche liebgewordene
Illusion zerstörte, konnte es auch nicht
an Selbstbetörten fehlen, die
nicht ge‐
sonnen waren, ihre Art des
hemmungs‐
losen Bildgestaltens aufzugeben, und aller‐
orten kann man darum hohlem Wahn be‐
gegnen, der sich aller strengbedingten Wissen‐
schaftlichkeit
enthoben glaubt ...
.Man fühlt die „
Freiheit” seines Den‐
kens durch die Wissenschaft bedroht, und
merkt nicht, daß man dem
Gespenst der
Freiheit folgt, weil man sich der
Notwen‐
digkeit entwinden möchte, die auch alles
innere Gestalten ordnen muß, soll es ein
Bild der
Wirklichkeit ergeben ...
.Gewiß sind manche Diener der „exakten”
Wissenschaft nur arme „
Kärrner”, die
nicht über ihres kleinen Karrens Last
hin‐
auszublicken wissen!
.Gewiß muß vorgebliche „Wissenschaft”
auch manchen
Dünkel decken!
.Wenn aber auch ein Werkzeug
schlecht
gehandhabt wird, so ist damit noch keines‐
wegs erwiesen, daß es nicht zu rechtem
Werke
taugt!
.Es ist nur
Torheit, glaubt man echtes
religiöses Fühlen durch die Denkgesetz‐
lichkeit der Wissenschaft
bedroht, ‒ und
Torheit nur wähnt wahrer Wissenschaft
den Weg verbaut zu höchstem
geistigen
Erkennen, nur weil die
Vorsicht heute
noch den wissenschaftlich Denkenden ver‐
hindert, sich auch in Bereiche vorzuwagen,
die man „wissenschaftlich” erst durch‐
dringen kann, wenn man sie im
Erlebnis
sich
eröffnet hat. ‒ ‒
.Unwissenschaftlich wäre es, zu fol‐
gern, daß sich niemals wissenschaftlich
Wirkende dazu entschließen könnten, geistige
Erlebnismöglichkeiten in sich aufzu‐
suchen, nur weil heute noch den Meisten
alles, was sich nicht
erdenken läßt, da
es
erlebt sein will, im Anruch alten
Aber‐
glaubens steht ...
.Wer freilich Wissenschaft in einer Weise
treibt, die ihn dem wachen
Leben fremd
macht, dem allein das Denken
dienen
sollte, der ist in gleicher Weise
seiner
Träume Narr, wie irgend ein Besessener
der Ausgeburten wirrer Wahnideen!
.Alles menschliche Beginnen muß dem
Leben dienen, muß das Erdendasein zu
bereichern trachten, soll der Mensch nicht
selbst zum
Sklaven werden, wo er
Herr‐
schaft aufzurichten sucht!
.Da alle Wissenschaft sich aus der
Sprache
nährt, die wiederum nur lautgerechte
Dar‐
stellung der inneren Gestaltung umgeform‐
ter körperhafter Lichtkraft ist, so hängt
auch
wissenschaftliche Entfaltung in
erheblich hohem Grade von der ihr gemäßen
Ausfragung der
Sprache ab. ‒
.Viel zu wenig wird solche „Ausfragung”
betrieben, wo sie als zuverlässigstes Mittel,
neue Intuitionen zu erlangen, längst be‐
kannt sein sollte ...
.Nicht alle Erkenntnis ergibt sich aus
dem Verhalten der zu erprüfenden Stoffe
in Retorten und Gläsern, oder erschließt
sich allein nur der steten Beobachtung!
.Wichtigstes wurde entdeckt, weil
ein
Wort den
Gedanken weckte, der darum
wußte, wo die von Vielen gesuchte Er‐
kenntnis sich verborgen hielt. ‒
.So wird auch vieles noch zu finden sein,
zu dem die
Sprache dem die Wege weisen
wird, der sie in rechter Weise „
auszufra‐
gen” weiß!
.Es gibt in diesem Erdenleben schlecht‐
hin keinerlei Erkenntnis, deren rechter Zu‐
gangsweg nicht aus der
Sprache zu er‐
fahren wäre!
.Auch wenn wir glauben,
mit den
Dingen selbst zu tun zu haben, sind es
doch nur die aus umgeformter Lichtkraft
nachgeschaffenen
Innenbilder, die uns als
Beobachtungsobjekte zur Verfügung stehen,
und ihre lautgerechte
Darstellung besitzen
wir dann in der
Sprache.
.Du meinst, dein äußerliches Auge
sähe
doch die Dinge und gewahre noch die
feinsten Formenteilchen ihrer Oberfläche?! ‒
.Jedoch, dein „
Sehen” ist nur eine
kon‐
zentrierte Umwandlung der Lichtkraft‐
splitter in die
Formsubstanz, aus der sich
deine ganze „
Innenwelt” erbaut, ‒ in
der
allein du
wirklich lebst, auch wenn
du glaubst, nur in der
Außenwelt zu leben.
.Die „Linse” deines Auges sammelt aus
der dich umgebenden Lichtsplitterstrahlen‐
masse stets ein unbezeichenbar
Vielfaches
von dem ein, was stets auch
ohne sie die
Aufnahmemembranen deines Hirnes er‐
reichen würde, ‒ sendet aber dieses Einge‐
sammelte dann
konzentriert, sogleich der
„Netzhaut” zu, die ein System von „
Rastern”
ist, und gleichsam automatisch, jeden körper‐
lichen Lichtkraftsplitter, augenblicklich zu
gestaltungsbildender Substanz gewan‐
delt,
dorthin weiterleitet, wo das innere
Bild der Außenform seiner
bedarf. ‒ ‒
.So lebst du nur in einer unbegreiflich
reichen, wechselvollen Welt von inneren
„
Bildern”, und nur als
Folge dieser stets
belebten Innenwelt empfängst du all dein
Fühlen,
Denken und
Empfinden! ‒ ‒
.„
Wissenschaft” ist nun nichts anderes,
als Aufnahmebereitsein für die aus
Not‐
wendigkeit bestimmte
Ordnung innerer
Bildgestaltung, bei gleichzeitiger Enthaltung
von der Aufnahme
willkürlichkeitser‐
zeugter Bilder.
.Jeder, dem das Streben nach Erkenntnis
nicht nur
Spiel bedeutet, treibt schon für
sich selber „
Wissenschaft”, auch wenn
sein anerlerntes Wissen nur gering, und
nicht etwa die Frucht der hohen Schulen ist.
.Sich von wissenschaftlich strenggefügtem
Denken
abzuwenden, wo es sich um das
Erkennen
außenweltlicher Zusammen‐
hänge handelt, bedeutet
selbstgewollte
Täuschung, selbstbereiteten
Betrug des
eigenen
Erkenntniswillens!
.Wo es sich aber um Erkenntnisresultate
handelt, die nur im
Erlebnis zu gewinnen
sind, dort wird der wissenschaftlich streng
geregelte Prozeß des denkgerechten Prüfens
dem, der ihn auch als
Erlebender des
Übererdenhaften zu
beherrschen weiß,
nur stets willkommene Kontrolle eigener
Erlebens-Sicherheit verschaffen.
.Was nicht zuletzt auch noch dem folge‐
recht geschulten Denken standzuhalten weiß,
so wie es Wissenschaft von ihren Dienern
streng verlangt, das ist gewiß auch im
Er‐
lebnis nicht begründet, und vermag nur
für begrenzte Zeit ein
Scheinbild wirk‐
licher Erkenntnis
denen vorzutäuschen, die
sich lieber täuschen lassen
wollen, als der
ihnen un-heimlichen „
Wissenschaft” die
hohe Stelle im Erkenntnisstreben dieser
Erdenmenschheit zuzubilligen, die solcher
schwer erzielten Zucht des Denkens hier
unweigerlich gebührt.
.Es ist nicht sehr erfreulich, daß man
diese Binsenwahrheit erst noch feierlich
bezeugen muß, wenn es auch leider bitter
nötig ist um jener Vielen willen, die am
Gängelbande wirrer Schwärmer laufen,
denen alle „Schulweisheit” gar sehr ver‐
dächtig scheint, weil sie auf Denkprämissen
fußt, die keine
Selbsttäuschungen dulden.
.Kann man gewiß auch nicht behaupten,
daß sich Wissenschaft zu jeder Zeit von
allem Irrtum freigehalten habe, so wurde
doch noch jeder Trugschluß, dem sich wissen‐
schaftlich Forschende ergeben hatten, früher
oder später durch die
gleiche Wissenschaft
als
unzulässig aufgezeigt.
.Wie
alles erdenmenschliche Erkennen,
ist auch Wissenschaft der Möglichkeit des
Irrens unterworfen.
.Aber dort,
wo
wirklich reine
Wissen‐
schaft betrieben wird, ‒ und nicht nur
Götzendienst vor ihren
Dienern, ‒ dort
ist noch immer
weitaus mehr Gewähr für
sichere Erkenntnis dargeboten, als jemals
jene wilden Wüsten darzubieten haben wer‐
den, in die sich urteilslose Eigenbrötelei
durch das
Gespenst der Freiheit allzuleicht
verlocken läßt.
.Jeder,
seines Denkvermögens und der
Sinne mächtige der Erdenmenschen, glaubt
auf seine Art sich
seiner selbst bewußt,
da er um
seinen Körper weiß, und um die
durch Organe dieses Körpers wahrnehm‐
baren
Reaktionen aus der
Außenwelt, die
ihn umgibt.
.Des weiteren weiß jeder um den
Namen,
den ihm voreinst Andere gegeben haben,
und kennt bis zu bestimmten Graden die
Familienzweige, denen er, als Frucht der
Einigung, sein körperliches Dasein zu ver‐
danken hat, selbst wenn er eher denen
fluchen möchte, die es ihm gegeben haben ...
.Er weiß um seine Stellung in der Welt,
‒ weiß, was er tätig zu
erwerben wußte,
und was noch an Erwünschtem ihm
ver‐
sagt zu bleiben scheint.
.Ganz sicher weiß er auch um seine
Titel
und
Bevorrechtungen, falls ihm solche von
Geburt an, oder im Verlaufe seines Erden‐
wandels dargeboten wurden ...
.Mit alledem jedoch weiß er noch keines‐
wegs um seine
Wirklichkeit, denn alles,
was er an sich kennt, ist nur zeitweilig
An‐
genommenes, das mit ganz unbezweifel‐
barer Sicherheit dereinst ihm wieder
ab‐
genommen werden wird. ‒ ‒
.Es gibt jedoch etwas, das keiner
an‐
zunehmen, oder abzulegen braucht, da er
es ewig
war und
ist und
sein wird, selbst
wenn er die Macht
verwirkt, sich ewig mit
dem so Bestimmten als
identisch zu emp‐
finden ...
.Es gibt etwas in uns, das
nicht von
dieser Erde ist, auch wenn es sich in unserem
Erdendasein nur in
erdenhaft bestimmter
Form
erfassen läßt. ‒ ‒
.Dieses gilt es zu
ergründen!
.Dieses, vor allem, gilt es
an sich
wahrzunehmen!
.Wer dieses
Eine nicht in sich ergründet
hat, der ist gleich einem Bettler, der durch
dunkle Gassen zwischen wohlverschlossenen
Häusern irrt, und in Verzweiflung aufspäht
zu den hellen Fenstern, die ihm zeigen, daß
die Anderen ihr Fest begehen, ‒ während
er zu
seinem Feste längst noch nicht „ge‐
laden” ist ...
.Es gibt so viele, die gleich einem solchen
Bettler noch in „dunklen Gassen” irren,
und sich in jeder „Kellerkneipe” seelischer
Betäubungsgifte zu
berauschen suchen, um
ihr Elend zu
vergessen, während andere
sich seiner kaum noch schämen, und es brüsk
zur Schau zu tragen trachten. ‒
.Wenn
Egoismus, guten Rechtes, als
ver‐
werflich gilt, soweit er Selbstbetonung ist,
die
neben sich nichts gelten lassen will,
so ist man doch versucht, nach ihm zu fragen,
sieht man, wie so viele Tausende sich selbst
„
vergessen”, und wahrlich nicht, um An‐
deren dadurch zu nützen ...
.Eingekeilt in eine Masse, deren Einzel‐
glieder, bis auf Wenige, die leicht zu zählen
wären, längst schon
sich „
vergaßen”, und
statt dessen sich genannt zu haben glauben,
wenn sie ihre äußerlichen „Namen” sagen,
gewahrt der Mitgerissene nur selten, daß er
um
sich selbst nicht weiß, und nur die
zeitlich zugefügten bunten Fetzen kennt, die
ihn „
bezeichnen”. ‒
.Es liegt wahrhaftig
allzuviel Genüg‐
samkeit in dieser Selbstaufgabe, nur um
jener Anderen willen, die in gleicher Weise
auch nicht um sich selber wissen!
.Hier könnte Egoismus „
Tugend” heißen,
sofern der Einzelne, durch Sorge um sich
selbst zum Anlaß würde, daß auch
Andere
Ermutigung empfingen, nach sich selbst zu
suchen ...
.Fast bleibt es unbegreiflich für den Nüch‐
ternen, daß sich in diesem Erdendasein
Millionen an dem
Maskenkram berauschen,
den sie sich ersonnen haben, weil sie nicht
mehr wissen, wer sie
sind!
.Wo aber
Wirkliches dem bloßen
An‐
schein weichen muß, dort triumphiert in
Sicherheit der
Trug, ‒ und selbst betrügt
sich
jeder, der nicht mehr weiß,
wer
er von Ewigkeit her
ist!
.Die höchste Ehrung, die das äußere Ge‐
meinschaftsleben zu vergeben hat, kann
immer nur wie eine Mantelhülle, oder wie
ein Schmuck getragen werden.
.Als was der Träger dann
erscheint,
das „
gilt” er denen, die auf seine Ehrung
„
Wert” zu „legen” trachten, doch was er
ist, wird keineswegs durch solchen Wert
verändert. ‒
.Fühlt er in dem ihm zugestandenen Ge‐
wande sich etwa
erhabener, als in der
Nacktheit seiner Menschentiergestaltung,
dann lebt er nur in einer Traumwelt, als
das arme Opfer der Hypnose seiner Eitel‐
keit, und ist noch himmelweit davon ent‐
fernt, auch nur zu „ahnen”,
wer er ist! ‒
.Aus längst vergessenem Bewußtsein seiner
selbst erreicht den Erdenmenschen noch die
leise Ahnung, daß alles, was ihn heute
un‐
frei macht, ihm
ungemäß, und
nicht in
seinem wahren Sein beschlossen ist.
.So wird ein unbewußtes Streben zu
sich
selbst, verwandelt in den wohlbewußten
Drang nach
Freiheit.
.Durch diesen Drang jedoch weiß hier,
wie überall im Erdendasein, das
Gespenst
der Freiheit alsobald sich aufgerufen, um
die Klarheit wachen Denkens zu umnebeln
durch die Truggebilde gleißender Verheis‐
sungen, die nie Erfüllung finden können.
.Nun sucht der Mensch auch hier nach
einer „Freiheit”, die nicht in
Notwendig‐
keit begründet ist, ‒ und als die „
Wirk
lichkeit” gilt ihm das Scheingebilde irgend‐
einer irren Theorie, das ihn von Tag zu
Tag nur immer weiter von der Wirklich‐
keit hinwegverlockt.
.Wenn nicht zuletzt noch schreckerfüllte
Einsicht doch zur
Umkehr zu bewegen
weiß, dann ist das Ende eines solchen armen
Wüstenwanderers ein elendes
Verschmach‐
ten seiner Seele, oder ihr
Ersticken in
den sturmgepeitschten Glutsandschwaden
auferweckten Urzeitwahns ...
.Solchem Ende gilt es aber wahrlich doch
zuvorzukommen durch die aus vernunftge‐
mäßem
Denken schon erschließbare Er‐
kenntnis, daß sich
wirklichkeitsgezeugte
Freiheit nur erreichen läßt bei wacher
Nüchternheit, die alle unbegründete Ver‐
heißung, mag sie auch die farbenprächtigste
Gestaltung zeigen, allsogleich als leeren
Trug
durchschaut.
.Wie sollte
Freiheit eines Menschen
Fundgut werden, der sich
selbst in Fesseln
legt, um seinen instinktiven Widerstand zu
überwinden, sobald ein wahngezeugter Spuk
erregten
Eigendünkel zu betören sucht!?
.Wie sollte
Freiheit zu erlangen sein für
einen Menschen, der sich selbst die Ketten
emsig
schmiedet, denen er entfliehen
möchte!? ‒
.Alles Streben nach erahnter
Freiheit
aber gilt ja hier doch nur dem
Wieder‐
findenwollen seiner selbst! ‒
.Man wagt sich selbst nicht zu
gestehen,
daß man
sich „verloren” hat, und so
ver‐
steckt man seine Not denn hinter bitter‐
licher Klage um die
Freiheit, die nur in
Verlust geraten
konnte, weil man in dem
Maskenwogen äußerlichsten Geltungstriebes
auch
sich selbst verlor ...
.Zwar kennt man seine Maske noch, doch
weiß man nicht mehr, in dem
Wirklichen
bewußt zu werden, dem diese Maske nur als
irdische
Verhüllung dient! ‒
.Und längst hat man sich so in seine
Maske „
eingelebt”, daß man sich selbst
mit ihr
identisch fühlt.
.Man weiß nicht mehr, und
will es nicht
mehr wissen, daß man doch noch
An‐
deres als seine Maske „
ist”. ‒ ‒
.Zuweilen freilich kommen doch die
Zweifel, ‒ aber ist man nur erst wieder
mitten in dem langgewohnten Mummen‐
schanz, dann ist auch jede Frage bald ver‐
flogen, jeder Zweifel bald zerteilt!
.Von Jugend auf daran gewohnt, sich
immerfort in seiner
Maske zu bewegen,
fürchtet man, sie abzulegen.
.In allen Spiegeln sah man sich bisher,
wie man sich sehen
wollte, und argwöhnt
nun, sich selbst
nicht mehr zu kennen,
legte man die wohlvertraute Maske ab.
.Es ist jedoch auch ganz unsagbar
schwer,
sich heute wieder unter seiner Maske zu
entdecken!
.Von allen Seiten stürmen auf den Suchen‐
den, der seiner Urnatur sich vergewissern
will, die wunderlichsten Lehren, ‒ meist
aus
unberufener Lehrer Munde, ‒ ein,
und alle treten mit dem Anspruch auf, als
unbestreitbare, gewisse „
Wahrheit” Aner‐
kennung zu verdienen.
.In allen diesen Lehren, ob sie nun die
Weisheit
alter Zeiten neu beleben wollen,
oder den Gehirnen
Heutiger erwachsen
sind, ‒ kann man gewiß auch manchen
Niederschlag
bedingter Wahrheit
finden.
.So manche Weisheitsworte sind da auf‐
gezeichnet ‒ neugestaltet, oder aus dem
Schatze alter Völker übernommen, ‒ die
von jedem ehrlich Suchenden gewiß „
er‐
wogen” werden wollen.
.Wie wenig aber hat das alles dennoch
mit der
Wirklichkeit zu tun, in der des
Erdenmenschen
stärkste,
tiefstreichende
Wurzeln gründen!? ‒
.Wir müssen dieser Wirklichkeit in uns
bewußt zu werden trachten, wollen wir
nach den Jahrtausenden der steten
Raub‐
tierbalgereien um den Fraß, zuletzt denn
doch noch Lebensformen Ausdruck schaffen,
die uns zum wenigsten soweit erheben, daß
des Menschen Nebentiere dieser Erde, ‒
hätten sie des Menschen Urteils-
Fähigkeit,
‒ sich seiner nicht für alle Zeit zu
schämen brauchten. ‒ ‒
.Um solches
Wirklichkeitsbewußt‐
sein zu erlangen, bedarf es weder einer
Glaubenslehre, noch der
philosophi‐
schen Systeme!
.Noch keine Glaubenslehre wußte zu
verhüten, daß die Menschen sich
er‐
schlugen, oder noch viel grausamer zer‐
fetzten
vor der endlichen Erlösung durch
den Tod, als je ein Tiger seine Nahrungs‐
beute hungergierberauscht zerriß! ‒
.Kein Denkergebnis aus der hochgemuten
Hirnarbeit der großen Philosophen war
imstande, Völker von der gegenseitigen Zer‐
fleischung
abzuhalten, sobald durch
Haß
und
Neid und
Herrschsucht in Drei‐
einigkeit, die Tierinstinkte
überreizt, und
die Gedanken
dem Vernichtungstrieb
verflochten wurden! ‒
.Wir müssen
tiefer graben, wollen wir
die nährungsfrohe Erde in uns finden, in
der wir Alle
allverwachsen sind!
.Wir müssen endlich
tiefer denken,
wollen wir auch die Bewußtheit in den
Wurzeln unseres Seins erreichen, die erst
erkennen lehrt, wie wir
uns selbst die
Lebensadern unterbinden, schnüren wir, im
Trieb uns hochzuranken,
Anderen den
Lebenszustrom ab ...
.Voll Ehrfurcht müssen wir das
Wirk‐
liche in uns ergründen, um den „Grund”
zu einer
Willenswandlung zu erfühlen,
die aller Erdenmenschheit
unerläßlich
bleibt, will sie nicht in rapider Rückbildung
zu einem Schuttgezücht des Tiergestaltungs‐
willens dieser Erde werden. ‒ ‒
.Der blutbesudelte, vom Schlammschleim
der Verwesung überspülte Weg zu solcher
Rückbildung in eine Tierart, der die Ur‐
waldaffen dermaleinst als hohe „Götter”
gelten müßten, ist leider heute schon von
Scharen selbstbetörter Erdenmenschen längst
beschritten, so daß es wahrlich an der
Zeit ist, laut vor der Gefahr zu
warnen, die
durch kein Verlachen aus dem Munde tollen
Irrmuts aufzuhalten ist! ‒ ‒
.Willst du, der diese Worte liest, zu
Wirklichkeitsbewußtsein kommen, dann
mußt du jegliche Vermutung fahren lassen,
als sei das hier dem Streben deines Wil‐
lens dargezeigte Ziel etwa erreichbar durch
absonderliche Hirnverrenkung, oder irgend‐
welche Akrobatenkünste der Gedanken, bei
denen meistens der vermeintliche „
Be‐
herrscher” des Gedankenlebens zum
Be‐
herrschten wird: ‒ besessen von dem
Wunschgedanken nach geheimer Macht!
.Du mußt auch keineswegs ein Wissen
dir erwerben, wie es
Wissenschaft verlangt!
.Wer das Bewußtsein seiner
Wirklich‐
keit in sich zu suchen unternimmt, der
kann nur dann zu dem von ihm erstrebten
Ziele kommen, wenn er vom Anfang an
den Weg verfolgt, den ihm die Wirklichkeit
in seinem Erdendasein dargeboten hat.
.Hier gilt es nicht, in Parallele zu der
Frage des Pilatus, nun die Frage aufzu‐
werfen: „
Was ist Wirklichkeit?” ‒
.Wir wollen das getrost den „
Neunmal‐
weisen” überlassen, die beim
zehnten‐
male stets zu
Toren werden!
.Hier soll dir vorerst
das als „wirklich”
gelten, was auch ein
Kind als seine Wirk‐
lichkeit empfindet!
.Benenne ruhig diese „Wirklichkeit” mit
Worten, die dir deine Schulung an die Hand
gab um der Unterscheidung der im Denken
nötigen „Begriffe” willen!
.Auch wenn du solcher Unterscheidung
denkgeübter Meister bist, wirst du dein
intellektuelles Wissen wahrlich nicht zu
opfern brauchen, denn auch die
Aus‐
wirkung der Wirklichkeit darf um des
hier erstrebten Zieles willen einmal hin‐
genommen werden als das
erdensinnlich
faßbar „Wirkliche” ...
.Auch wenn du
nicht mehr „wirklich”
nennen magst, was deine Körpersinne dich
erkennen lassen, so bleibt doch dieses körper‐
sinnenhaft Erkannte Ausgangspunkt für den
Begriff der Wirklichkeit, wie hoch du ihn
auch denkend überhöhen mochtest. ‒
.In gleicher Weise muß dir jetzt das
erdensinnlich „
Wirkliche” zum
Aus‐
gangspunkte deines Weges werden!
.Das
allernächste erdensinnlich „Wirk‐
liche” ist dir
dein eigener Erdenleib,
und nur von ihm aus wirst du sicheren,
geraden Weges weiterkommen, willst du
schließlich auch das
absolute Wirkliche
erreichen. ‒ ‒
.Es ist ein ziemlich langer Weg, den du
bedachtsam und
gemessenen Schrittes
nun erwandern mußt!
.Das Ziel jedoch, dem du auf solche Weise
immer näher kommst, wird dir auch Kraft
verleihen, auf dem Wege auszuharren. ‒
.Beginne mit der Sicherheit, die jedes
menschliche Bestreben fordert, wenn man
es erfolgreich einstens enden will!
.Auch hier gilt jene alte Sprichwort‐
weisheit, daß nichts schwerer, als der
An‐
fang ist.
.Es steht dir aber frei, die Weise des
Beginnens
selber zu bestimmen.
.Verlangt wird nichts von dir, als daß
du
deinen ganzen Körper von den Füßen
bis zum Scheitel
in dein Selbstbewußt‐
sein aufzunehmen suchst!
.Du wirst zwar meinen, das sei längst
geschehen und bedürfe keiner Mühe mehr,
‒ allein, du darfst mir dennoch glauben,
daß du sicherlich dich irrst!
.Wenn du den Weg der hier beschritten
werden soll, noch nicht betreten hast, dann
weißt du noch nicht, was er von dir fordert.
.Es ist ein Anderes, ob deine
Körper‐
zellen dir
gehirnbewußt sind, oder ob
dein ganzer Erdenleib
durchströmt von
deinem Selbstbewußtsein ist!
.Was hier
Notwendigkeit verlangt, er‐
fordert
vieles Mühen, äußerste
Beständig‐
keit und unermüdbare
Geduld!
.Dann aber wirst du auch dein Ziel mit
aller Sicherheit
erreichen, und endlich an‐
gelangt, wird all dein Mühen dir nur als
ein gar geringer Preis erscheinen für den un‐
verlierbaren Gewinn, den du errungen hast!
.Die
höchste Form der
Freiheit hast
du im gesicherten
Bewußtsein deiner
ewigkeitsgezeugten Wirklichkeit er‐
reicht, und schaudernd nur wirst du der
Tage noch gedenken, die auch dich vor‐
einst inmitten der Betörten sahen, denen
ein
Gespenst aus Grüften irrenden Ver‐
langens für die heißersehnte Freiheit galt ...
ENDE