DIE EHE
KOBERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
Bô Yin Râ ist der geistliche Name von
Joseph Anton Schneiderfranken
6.Auflage
Erste Auflage: Richard Hummel Verlag Leipzig 1925
Ungekürzte wohlfeile Auflage daselbst 1929
© 1950, 1978, 1986 und 1988
Kobersche Verlagsbuchhandlung AG
3001 Bern
ALLEN,
DIE DAS GLÜCK DER EHE
SUCHEN!
HEILIG dreimal heilig,
die Ver‐
einigung von Weib und Mann
zu engverschmolzener Gemein‐
samkeit des Erdenlebens! ‒
Heilig der Geschlechter
Inbrunst, sich
zu
einen! ‒
Heilig das Mysterium des
Zeugens
und
Gebärens! ‒
Heilig das
unsichtbare Band, das
längst
Gewordenes vereint, auf
daß es
neuem Werden eine Stätte
schaffe! ‒ ‒ ‒
Glückselig Mann und Weib, die solches
fassen, und sich in liebender Vereinung
zu
erkennen wissen, so wie
der Ur‐
sprung alles Seins als „
Mann”
und
„
Weib”
sich selbst erkennt, in
ewig‐
licher Liebeseinung! ‒ ‒ ‒
Glückselig ist das Haus, das
Gottes
hehrster Tempel hier auf Erden wird,
da eine wahre
Ehe sich in ihm vollzieht,
geschlossen
vor dem Angesicht der
Ewigkeit, von Menschen, die
um
ihres Menschtums hohe Würde wis‐
sen! ‒ ‒ ‒
Was hier
Erfüllung findet, ist
geheim‐
nisreiches Wunder, Wenigen auf die‐
ser Welt nur kund, und
denen selbst
verborgen, die es
wirken! ‒ ‒ ‒
Wie so unsagbar
töricht klingt es
meinen Ohren, ‒ wie aller Weisheit
wüstenweit entfernt, ‒ so man mir
von „
Vollendung” reden möchte, dort,
wo sich Mann und Weib auf ihren Le‐
benswegen
meiden, um der vermeint‐
lich höheren Entfaltung ihrer Seelen
willen! ‒ ‒
Teilgestaltung wähnt
Vollendung
sich zu schaffen, ‒ jeder
Ahnung bar,
daß sie ihr nur
erreichbar wäre in
Ver‐
schmelzung mit dem
anderen, einst im
Geiste ihr
vereinten, nur hier im
Er‐
dendasein körperlich von ihr
getrenn‐
ten Teil! ‒ ‒
Beklagenswert vielmehr der
Mann,
beklagenswert das
Weib auf dieser Erde,
wenn es dem
einen Teile hier in seinem
Dasein
nicht gelingt, den ihm gemäßen
anderen Teil zu finden, mit dem
ver‐
eint er erst ein
Ganzes bilden würde,
er-
gänzt in
dem, was seines Einzel‐
poles
Eigenschwingung ihm nicht ge‐
ben
kann! ‒ ‒
Beklagenswert, wie manches
Andere
in dieser Erdenwelt, das gleicherweise
sich
behindert findet, die
Entfaltung
wirklich zu
erreichen, zu der
latent
die
Möglichkeit sehr wohl
gegeben
wäre...
Oft bietet
Sehenden in solchen Fällen
sich der
Anschein dar, als wolle selbst
Natur sich dieser armen, auf ihr uner‐
löstes,
halbes Menschtum nur Ver‐
wiesenen
erbarmen, indem sie ihre
schöpferische Phantasie erregt, sich
irgend ein
Idol des anderen Geschlechts
im
Außerweltlichen zu schaffen, das den
auf Erden hier vermißten
Ausgleich
durch den körperlichen Gegenpol, auf
kümmerliche Weise dann
ersetzt. ‒ ‒
Wer die Geschichte der
Ekstase und der
Mystik kennt, wird unschwer
Beispiel
hier auf
Beispiel häufen können...
Gewiß wird dann das so Erlebte
umge‐
deutet und als sublimste
geistige Er‐
fahrung aufgewertet, allein, was solcher‐
art erfahren werden
kann, ist
immer
nur aus
körperlicher Regung und Er‐
regung zu erklären! ‒ ‒ ‒
Kein Mensch der Erde ‒ mag er
Mann
sein oder
Weib ‒ der
körperlich zur
Ehe
tauglich, und nicht durch unerbitt‐
lich hartes
Schicksal oder
unbehebbar
schweren Grund von ihr sich
ausge‐
schlossen sieht, wird hier auf Erden
schon sein
Geistiges in
letzter Klar‐
heit zu
erleben fähig, solange er
aus
freien Stücken den realen, hier
natur‐
gegebenen Ausgleich der Geschlech‐
ter flieht! ‒ ‒ ‒
Hier ist nichts „
abzuhandeln”,
nichts
zu drehen und zu deuteln!!
Keiner derer, die sich selbst auf Erden
zu „
vollenden” wähnen, und die
Ehe
als
Behinderung im Vorwärtsschreiten,
oder gar als etwas
zu Vermeidendes
betrachten, kann sein Ziel
erreichen, ‒
sei es, daß nur verkappte
Eigensucht
ihn zu verblenden weiß, ‒ sei es, daß
„
religiöser”
Wahn ihn zu dem irren
Glauben führt, ‒ hier, wo
die Gottheit
sich zutiefst zu ihm herabneigt,
müsse er sich vor des „
Teufels”
Schlin‐
gen hüten, um einer „
Heiligkeit” teil‐
haft zu werden, die nur als
tolle Aus‐
geburt phantastischer Asketenhirne
Scheindasein genießt, und leider hier in
dieser Scheinwelt
wahrlich unheil‐
bringende Verehrung fand, ja stets
noch findet! ‒
Dem
Wüstling wird
das heiligste
Mysterium des
Menschen nur zum An‐
laß,
Nervenreiz zu schaffen, und in
Be‐
friedigung des Reizes:
Lust zu suchen.
Er ist ein
Verirrter, der
die Würde
seines Menschtums nicht erfühlt, und
Heiligstes mit
Schmutz besudelt! ‒
Verirrte aber sind nicht minder
alle
jene, die auf dem Wege zur Vollkom‐
menheit
vorangelangen wollen, ohne
zu
erkennen, daß sie des
Gegenpols
bedürfen, sollen sie ein
Ganzes wer‐
den! ‒ ‒ ‒
Verirrte sind die
töricht Überhebli‐
chen, die gar in ihrer Ehelosigkeit
Ge‐
währ zu haben glauben, daß sie auf dem
rechten Wege seien, und die sich
hoch
erhaben wähnen, weil sie, ‒
vermeint‐
lich um des „
Himmelreiches” willen, ‒
auf der Ehe Einung mit dem ande‐
ren Geschlecht verzichten! ‒ ‒ ‒
Wohl kann zwar auch der
Ehelose
seinen
Weg zur Vollendung wahrlich
allein durchmessen und sein höchstes
Ziel auf
seine Art dereinst erreichen,
auch wenn ihm
während seiner Er‐
dentage niemals
die Erfüllung werden
kann, die nur die
Ehe ihm
erreichbar
machen würde. ‒ ‒
Stets kann er nur
als Teil sich
Teilvoll‐
endung zu erringen suchen, und wird im
Erdenleben nie zu jener
Klarheit kom‐
men, die nur erreicht wird, wo der Mensch
die neue Einheit eines Ganzen, ‒
aus
Männlichem und
Weiblichem ver‐
eint, ‒ in einer wahren
Ehe schuf. ‒ ‒
Doch wird
der Ehelose
dann nur sich auf
seine Weise
Teilvollendung schaffen
können, wenn wirklich
Gründe, die nicht
Menschenwahnwitz erst ergrub,
vor
Gott die
Ehelosigkeit als
nicht ge‐
wollt bezeugen! ‒ ‒
Weit seltener jedoch als
Wahn es will,
sind
solche Gründe vor dem
Urteil Got‐
tes aufzufinden...
Keiner möge sich
auf sie berufen, der
nicht
in tiefster Einkehr mit sich
selbst zu Rate ging, und nicht
gewiß
ward, daß er
Gottes Stimme, in der
Stille ruhevoller Selbstversenkung,
hör‐
te! ‒ ‒ ‒
Keiner aber möge andererseits
Verei‐
nigung mit einem Gegenpole ande‐
ren Geschlechts nur aus
Begier erstre‐
ben, und
bevor er
in sich selber sich
belehrt fand, daß solche Einigung
nur
dann ihm
Heil verheißt, wenn er sich
willig weiß,
allein für sie
die ewige
Verantwortung zu tragen, ‒
ganz
einerlei, ob auch der
andere Eheteil sie
für sich selber tragen will, oder von
solcher Pflicht
nichts ahnen mag! ‒ ‒
Der
Irrwahn ist
alt, daß: „
heiraten
gut” sei, „
nichtheiraten” aber „bes‐
ser”, ‒ und der ‒ vor solcher Torheit
nicht geschützt ‒
ihn erstmals aus‐
sprach, hatte wahrlich hohe Einsicht in
gar manche geistige Verborgenheiten, so
daß hier
geistiges Gewicht von unge‐
heuerlicher
Schwere seitdem
auf den
Gewissen aller Nachgeborenen
lastet...
Es ist an der Zeit, daß
endlich hier
der
Wahn des Weisen seine
Macht ver‐
liere!
Es ist an der Zeit, daß endlich nun die
Ehe, die man als „
Sakrament”, zu
deutsch ‒ als Mittel, seine
Heiligung
sich zu erwirken, ‒ betrachtet sehen will,
obwohl man
Ehelosigkeit als unver‐
gleichbar „
heiligmäßiger” erklärt, der
Schändung enthoben werde, die
darin
ausgesprochen ist, daß man: ‒ das reife
Weib, dem höchstes, heiligstes
Erfüllen
seines Weibtums
fremd bleibt,
höher
stellt, als jede Frau die ihre
Mutter‐
würde zu erlangen wußte, ‒ den ste‐
rilen
Selbstling aber, der seine
Man‐
neskraft in sich
verzehrt und seines
Blutes Wert der Erde
raubt, im Wahn
befangen,
über jeden Mann zu stellen
sucht, der hier auf Erden
Vater neuen
Lebens wurde! ‒ ‒ ‒
Es ist wahrhaftig
an der Zeit, daß sich
die
Ehe ihres
Heiligsten zu
wehren
wisse, wenn man den Zeugungsakt: „
Be‐
fleckung” nennt, so daß man sich nicht
scheut, der alten „
Heiden” Wundermär
zu übernehmen, um die Geburt des
Gott‐
erhabensten der Menschen, nach alter
Mythen Weise, einer „
Jungfrau” zu‐
zuschreiben, ‒ nicht ahnend, daß die
alten Mythen von der Gottgeburt
im
Menschenherzen tiefverhüllte Kunde
geben, ‒ der Geburt des „Gottessohnes”
in der
Seele, die nur der
Gottesgeist
befruchten kann...
Hoch aller Ehrung würdig ist wahr‐
haftig
jene Frau, die
Mutter eines
Sohnes werden konnte, dessen
lichte
Lehre aller Welt das
Heil bereiten wür‐
de, wollte man nach ihr zu
handeln sich
bequemen, soweit man sie noch wahrhaft
kennt! ‒
Allein, nicht minder sollte man den
Vater
eines solchen Sohnes ehren, denn: wer
den
Sohn hier sieht, der sieht auch
den,
der ihn
erzeugte, da Bluteserbe sich be‐
reits
im Dasein finden muß, bevor es
Erbe werden kann! ‒ ‒ ‒
Hier ist die
Ableugnung der Zeugung
aus des Vaters Blut nur Ausdruck je‐
ner
Mißachtung, die anderenortes auch
die
Ehelosigkeit für „
heiligmäßiger”
erklärt, als
Ehe! ‒ ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir freilich
nicht: ein
dumpfes, triebversklavtes
Beieinander‐
leben, um gegenseitig
seiner Sinne
trübe Glut zu löschen! ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir nicht die Mischung der
Geschlechter, die im
Kinde nur das
Übel
sieht, das ihre
Lust bedroht! ‒ ‒
„
Ehe” aber ist auch nicht:
die unver‐
antwortliche Zeugung neuen Le‐
bens,
dem die Bedingungen zu se‐
gensreicher Selbstentfaltung nicht
gegeben werden können! ‒ ‒ ‒
Wahrhaftig: es gibt auf dieser Erde
keinen Lebenszustand, der
mehr Be‐
herrschung seiner selbst,
mehr Mit‐
empfinden mit dem Anderen,
mehr
Verantwortungsbewußtsein for‐
dern würde, als die rechte
Ehe! ‒ ‒ ‒
Nur, wer hier
alle hohe Forderung
er‐
füllt, darf hoffen, daß er auch das
Glück
der Ehe finde, das doch so viele
suchen,
und so wenige
erfahren, da es die
allermeisten
heischend ‒ als ihr „
gutes
Recht” ‒ erlangbar glauben, statt ein‐
zusehen, daß es der Mensch ‒ wie
alles
Glück ‒ sich selber
auferbauen, sich
selber
schaffen muß! ‒ ‒ ‒
In diesem Buche wird nunmehr von
dem
die Rede sein,
was wahre Ehe ist, und
was sie
fordert.
Ich werde zeigen, daß es zwar
unbeirr‐
bare Bereitschaft,
geschulten Willen
und
erzogene Kraft verlangt, die
Ehe,
wie sie sein muß, aufzurichten, ‒ daß
es jedoch
viel leichter ist,
die wahr‐
haft gute Ehe und ihr Glück zu schaf‐
fen, als die vielen
unglücklichen Ehen
glauben machen möchten...
Für alle, die noch
vor der Ehe stehen,
möge das Folgende zur
Vorbereitung
dienen.
Die längst
in einer Ehe leben, ‒
sei sie nun
glücklich, oder
getrübt, ‒
mögen aus meinen Worten wählen, was
ihnen noch nützen kann!
Wer aber vor der furchtbar ernsten Frage
keinen Ausweg sieht, ob er die
Ehe, die
er einst in froher Glückserhoffung
schloß,
nun
lösen soll, da alle Glückes-
Mög‐
lichkeit ihr längst erstorben scheint, der
frage sich nach der Lektüre dieses Buches,
ob er zu solcher Lösung wirklich sich
berechtigt weiß, und ob er die
Ver‐
antwortung dafür auch
vor dem An‐
gesicht der Ewigkeit noch
tragen
will?! ‒ ‒ ‒
Gewiß soll unrettbar
Zerrüttetes nicht
jedem
neuen Glück im Lichte stehen
bleiben!
Gewiß soll man in einem Lebensbunde,
der
Enttäuschung an
Enttäuschung
reihte, und nun Tag für Tag nur
Gram
und
Unheil schafft, nicht bis zum
letz‐
ten Fluch verharren!
Allein: ‒ gar manche Ehe wurde unter
Menschen schon
gelöst, obwohl sie
keineswegs
vor Gott die
Schäden
zeigte, die zur Lösung die
Berechtigung
gegeben hätten...
Gar oftmals hätte ernster
Neubeginn
der Ehe, auch zu
neuem und nun
dau‐
erbaren Glück den Grund gelegt, wären
nicht
vorschnell alle Brücken zuein‐
ander abgebrochen worden, da man
bereits nach neuem Glück an eines
an‐
deren Menschen Seite schielte. ‒ ‒ ‒
Wer da hören will,
und fühlt,
daß
es ihn angeht, ‒
möge hören!
Der aber der Ehe
fernbleiben muß, ‒
sei es nun
Schicksal, daß sie ihm
ver‐
sagt bleibt, oder werde er durch
Pflicht
gezwungen,
ehelos zu bleiben, weil er
Verantwortung für eine
Ehe niemals
tragen könnte, ‒ ‒
der lege dieses
Buch zur Seite, denn nicht für
ihn ist
es geschrieben worden! ‒
Ich schreibe hier für Menschen, die durch
keinen unabänderlichen und
vor Gott
gegebenen Grund
behindert werden,
die Vollendung
in der Einheit einer
Ehe zu erstreben. ‒
Nur diesen gilt, was hier zu
Worte
wird!
Wohl sind mir auch
die Truggespen‐
ster irren Fühlens sehr bekannt, die
an dem Heiligtum der Ehe
rütteln wie
an altersgrauen Mauern, die man
stür‐
zen müsse, wolle man den
Weg zur
Freiheit finden.
Hier aber ist nicht eindringlich ge‐
nug zu warnen,
vor verhängnis‐
voller Täuschung!
Aus wilder
Herdengemeinschaft, in
der sich ‒ kurz und derb gesprochen ‒
jedes Weib noch
jedem Mann
ergeben
mußte, der es zu
bezwingen fähig war,
führte
unsagbar weiter Weg den
Erdenmenschen endlich zu dem
hohen
Tempel in der Geisteswelt, der
einen
Mann dem
einen Weibe eint. ‒ ‒ ‒
Die
Tierheit ward dem
Geiste unter‐
tan, auch wenn sie sich noch immer
sträu‐
ben mag, ihm
willig zu
gehorchen. ‒ ‒
Und wenn es auch noch heute
Millionen
gibt, die
nicht auf solcher Stufe stehen,
‒ wenn auch noch
ganze Völker in
dem Weibe einzig die
Gebärerin und
das Gefäß der Lust erblicken, oder gar
das
Arbeitstier, das man
erhandelt
wie das liebe Vieh, so daß
die Anzahl
Frauen, die der Mann „besitzt”, zum
Zeugnis seines
Reichtums wird, wie
seine Herden auf der Weide, ‒ so ward
auf
höherer Stufe doch auch längst er‐
kannt, daß nur die
Ehe, die das
eine
Weib dem
einen Mann
verbindet,
geistig-
göttlichem Gesetz ent‐
spricht. ‒ ‒ ‒
Wehe denen,
die in unbezähmter
Gier die eigene Ehe unterwühlen, ‒
nicht fähig,
einen Menschen anderen
Geschlechts zu sehen, ohne seiner zu
begehren! ‒ ‒
Man nenne es nicht „
Zufall”, sondern
fühle einen
Willen hier am Werke, wenn
die von jeder
anderen Geschlechtsver‐
mischung
sorglichst reingehaltene
Ehe,
aus dem Geschlechtsverkehr
her,
unerreichbar bleibt für jene fürch‐
terliche
Seuche, die aus kurzer Augen‐
blicke unbezähmter
Lustgier:
Fluch
und Unheil über Generationen
bringt! ‒ ‒ ‒
Hier zeigt
Natur mit aller
Deutlichkeit,
was sie, auch schon
von sich aus, von
dem Erdenmenschen dieser Tage
for‐
dert!
Wer es auch sei, und welche
Gründe
ihn bestimmen mögen, ‒:
der Mensch,
der an der
Ehe, die das
eine Weib dem
einen Mann verbindet, freventlich zu
rütteln wagt, indem er solcher Ehe
Bin‐
dung und
Verpflichtung nicht beachtet,
ladet
schwerste Schuld auf sich: ver‐
sündigt sich
an aller Erdenmensch‐
heit, und schafft
kosmische Verwirrung,
‒ ‒ ganz abgesehen von der
unge‐
heuerlichen Schändung eines Tem‐
pels, der dort, wo eine
Ehe sich voll‐
zieht,
im reinen,
wesenhaften Geiste
aufgerichtet wurde! ‒ ‒ ‒
Nur hohe Gnade kann den so mit
Frevelschuld beladenen Verbrecher
an der Ehe noch entsühnen, und nur:
wenn
selber er
die Sühne sucht! ‒ ‒
Doch,
nicht viel kleiner ist auch
jene
Schuld, die jeder auf sich bürdet, der
sich vermißt, hier eine
Form zu
spren‐
gen, die ihm „
überlebt” erscheint, da
er sie nicht mit wahrem Leben zu
er‐
füllen weiß! ‒ ‒
Vergeblich bleibt auf dieser Erde alles
Streben, etwa eine
neue,
bessere Form
der Einung der Geschlechter zu gestalten,
denn: ‒
was die Menschheit in der
Ehe eines Mannes mit dem einen
Weibe zu erringen wußte,
gründet
in der Gottheit innerster Gestal‐
tung! ‒ ‒ ‒
Wer hier
zerstören will, was hohe Ein‐
sicht
auferbaute, der ist sich nicht der
Folge seines Tuns bewußt!
Ein Sanktuarium des Geistes würde
so vernichtet, an dem
Jahrtausende die
Weisesten der Erde
bauen sahen!
‒ ‒ ‒
Es müßten
kommende Jahrtausende
vergehen, sollte es dereinst
erneut
errichtet werden, so dies
möglich wäre,
läge es in seinen Trümmern! ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
*
SO, wie der
Ehe heilighoher Bund,
wie ich ihn sehen lehren will, vor
allem in der
Liebe sich vollendet, und
ohne Liebe nicht bestehen
kann, ‒ so
sei auch hier, vor allem Anderen, nun
der
Liebe ein Betrachtungswort geweiht.
Es wird die Rede sein zuerst von einer
Form der
Liebe, die zwar im
Irdischen
zur
Wirkung kommt, doch tief im
Geiste gründet. ‒
Auch
im Tiere ist diese
Liebe zu finden,
wie
in allem,
was lebt!
Jedoch, das Tier
vermag es nicht, die
Geistbegründung dieser Art der
Liebe
zu
erfühlen, und so bleibt es beschränkt
auf
Trieb und
Brunst, ‒ auf dumpfes
Suchen seiner
Mutterschaft und
Sorge
für den „
Wurf”. ‒
Nur allzuoft ist aber leider auch der
Mensch der Erde ganz in
gleicher Weise
seiner Tierverhaftung Sklave: ohne
jede Sehnsucht, sich als
Herr und Mei‐
ster seiner Tierheit zu bewähren...
Erbarmen faßt den
Sehenden, erblickt
er
solche Schmach an
Wesen seiner
Art, ‒ sieht er die jämmerliche
Selbst‐
erniedrigung, die sich genügen läßt an
geiler Lust und
viehischem Behagen,
wo
Macht gegeben ist,
die göttlich
reinsten Freuden zu erleben! ‒ ‒
So mancher aber, der zwar
nicht die
tiefsten Gründe allen Daseins offen sah,
jedoch in sich die Ahnung von der
Würde
seines Menschtums trug, ward seines
Ekels nicht mehr Herr, sah er den Men‐
schennamen solcherart
entweiht. ‒
Er wähnte nun, daß alle
Liebe, die der
Tierheit Kräfte auslöst um sich zu er‐
leben, auf
gleicher abgrundtiefer
Stufe stehen müsse, und konnte nicht
mehr fassen, daß auch der
Tierheit
Trieb
dem Geiste Anlaß eigenen Er‐
lebens werden kann...
Fluchend grollte er dem Schicksal, das
ihn zwang, in seinen Adern „
Tierisches”
zu fühlen, dem er sich niemals ganz ent‐
winden konnte. ‒ ‒
In solcher Wirrnis qualbefangen, über‐
gab er sich alsdann dem Wahn, daß alle
Liebe, die sich in ihm irdisch-tierhaft
äußern wolle, eine
Ausgeburt der Hölle
sei, und seine
Seele zu
vernichten
drohe. ‒
Wo hätte er auch die
Belehrung suchen
sollen, die seiner Selbstqual
Auflösung
geschaffen hätte durch
Erkenntnis?!?
Die
Einen suchten nur sein Wähnen
zu
bestärken, da sie selbst im
gleichen
Wahn befangen waren, ‒ die
Anderen
‒ ‒
verlachten ihn...
Die aber selbst das Glück des seligsten
Gewährens
kannten, ‒
das Glück der
Liebe,
die das „
Tier”
der Gottheit
eint: die alle „Ächtung” von ihm nimmt,
indem sie seine Triebe
läutert und
zum
Dienste seelischen Erlebens schult,
‒ wußten nur selten über das zu
reden,
was ihnen
heiligste Erfahrung war.
‒ ‒ ‒
Wo aber wird Belehrung
mehr ent‐
behrt, als auf den Wegen durch
der
Liebe irdische Gefilde, da allenthalben
giftgeschwängerte Gewächse in den
gleichen gluterfüllten
Farben sprießen,
wie jene reinsten Blütenkelche, die in
ihrer Tiefe
Tau des Himmels bergen!?
‒ ‒
Man wird nicht lange suchen, will man
Menschen finden, die nur
ironisch‐
bitter lächeln können, hören sie die
Liebe preisen...
Man wird die
Ehen leichthin
zählen
können, in denen Mann und Weib in
solcher Art die
Liebe kennen, wie sie
jede Menschenehe
kennen sollte! ‒ ‒
Die Einen glauben, wahre
Liebe müsse
sich allein im
Seelischen erschöpfen
lassen, und ihre
Leiber werden ihnen
gegenseitig fast zum
Greuel, da sie eben
doch noch
Anderes heischen...
Die
Anderen aber glauben ihre
Liebe
nur in der
Befriedigung der Triebe
zu genießen, bis sie zuletzt in
Über‐
sättigung sich voneinander wen‐
den. ‒ ‒
Beides ist freilich
nicht die rechte Art,
um jene Form der
Liebe zu erleben, die
eine wahre Ehe
braucht!
Die Liebe, die allhier allein
Erfüllung
geistigen Gesetzes schafft, will
weder
Geistiges,
noch Tierhaftes in ihrer
Auswirkung
entbehren.
Das durch die Tiernatur des Erdenmen‐
schen aber einmal nun Gegebene, soll
keineswegs nur
tierisch, „
viehisch”,
ausgekostet werden, sondern, vom Gei‐
stigen
durchdrungen und dadurch
ver‐
wandelt: ‒
selbst ins Geistige er‐
hoben, ‒ zu Bewußtsein kommen.
So sollen
Mann und Weib,
in geistig‐
körperlicher Einung, sich
ineinander
nun
erkennen, wie
Mann und Weib
im Göttlichen vereinigt waren, einst
vor dem „Fall” in diese physisch-sinn‐
liche Erscheinungswelt, ‒ und wie das
Männliche dem Weiblichen
erneut ver‐
einigt wird, sobald erst beide Mensch‐
tumsteile die
Erlösung sich erwirkten
in der
Geisteswelt...
Für diese Worte wird dem geilen
Wüst‐
ling ganz in
gleicher Weise das
Ver‐
ständnis fehlen, wie dem
Asketen, der
in jeder Regung seiner ‒ durch
ihn
selbst allein beschmutzten ‒ Tiernatur,
nur „
teuflische”
Versuchung wit‐
tert. ‒ ‒
Die aber Ähnliches, wie das, was meine
Worte
darzustellen suchen, auch nur
einmal in sich selbst
erfahren haben,
werden wahrlich
wissen, was die Worte
meinen! ‒ ‒ ‒
Wer aber auch
nicht aus
Erfahrung
weiß, von welchem
heiligen Myste‐
rium, ‒ erlebbar in der körperlichen
Leibvereinung, ‒ ich hier rede, der wird,
so er nur
reinen Herzens ist,
erahnen
können, was er
dann erst wissen kann,
wenn er es selbst
erlebt! ‒
Jegliches Weib, und
jeder Mann, wird
nur in diesem, hier auf Erden
höchsten,
körpersinnlich-
geistigen Erleben
neuer Einheit die
Erfüllung finden,
die ‒
ohne jeden schalen Rest an
unbefriedigter Empfindung ‒ erst
völlig jenes heiße
seelisch-
körper‐
liche Sehnen stillt, das die Geschlech‐
ter, ‒ wo nicht
Tierbrunst nur Befrie‐
digung erheischt, ‒
in Liebe bis zum
Selbstvergessen,
zueinander zieht!
‒ ‒ ‒
Doch nur in einer wahren
Ehe, die Mann
und Weib in neuer
Einheit faßt, und ‒
mindestens dem
ernsten,
festen Wil‐
len nach ‒ für beider
Lebenszeit ge‐
schlossen wurde, kann sich Geschlechts‐
vereinigung
zu solcher Höhe heben,
da
hier nur jene
Einheitsform im we‐
senhaften Geiste sich
gestaltet fin‐
det, die so
erlebbar wird. ‒
Immer aber wird nur höchste Zucht
der Sinne,
höchste Zucht der Phan‐
tasie,
das Unbegreifliche:
Ereignis
werden lassen im Erleben! ‒ ‒ ‒
Gewiß ist
das Kind jeder wahren Ehe
Ziel und
Wunsch!
Und dennoch ist,
nach geistigem Ge‐
setz, das durch die
Ehe zur
Erfüllung
kommen will, ‒
die Zeugung und Ge‐
bärung neuen Lebens erst der
zweite
Zweck der ehelichen Einung! ‒ ‒ ‒
Ihr
erster ist die Bildung einer neuen
Geisteseinheit, in der sich Teil und an‐
derer Teil zu jenem
Ganzen ineinander‐
schmelzen, das nur auf
geistig-
kör‐
perliche Weise für den Menschen dieser
Erde
noch empfindbar ist, ‒
dann
aber auch, in
Auswirkung des so Er‐
lebten, ‒ dem ganzen Dasein einen
Kräftezuwachs schafft, den nur das
geistige
Ganze spenden
kann, und den
kein Teil, wie immer er sich strebend
recken mag,
für sich allein erreicht!
‒ ‒ ‒
So ist die
Ehe, schon um der
in ihr
allein nur möglichen Erfüllung allen
Sehnens reiner geistig-
körperlicher
Liebe willen,
eine hohe Hilfe auf dem
Wege zur Vollendung, ‒
eine tief
geheimnisvolle Vorbereitung auf
die Rückkehr in das Reich des we‐
senhaften Geistes, ‒
eine Pforte,
die zu seligstem Erahnen überer‐
denhaften Lebens alle jene führt,
die willens sind,
den Schlüssel zu
gebrauchen, der ihnen hier in diesem
Buche
dargeboten wird! ‒ ‒ ‒
Wäre der Erdenmensch
nur wesenhafte
Geistgestaltung, so würde wahrlich
alles, was die
Ehe ihm
erlebnisnahe
bringt, auch nur in seiner
Geistgestalt
erlebbar sein.
So aber ist der Mensch, der einst aus sei‐
nem hohen, göttergleichen „
Leuchten”
fiel, um sich in
physisch-
sinnlicher Er‐
scheinungswelt nun zu erleben, ‒ ‒
wie er vermeinte:
als sein eigener,
seinem Ursprung nicht mehr einge‐
borener „
Gott”, ‒ ‒ allhier dem
Tie‐
rischen verhaftet worden, so daß ihm
alles, was er noch im
Geistigen emp‐
finden will, nur
faßbar wird in
leib‐
hafter Empfindung durch der
Tierheit
ihm vertraute Kräfte. ‒ ‒
Und fühlt er sich, ‒ obwohl ihn nur des
Erdentieres Körper
trägt, solange er auf
Erden lebt, ‒ in eitlem Wahn dem Tier‐
haften
enthoben, so
trügt er nur sich
selbst und hindert seine eigene Ent‐
faltung, vermeintlich „
geistiges” Er‐
leben kennend, das ‒ ‒:
nur des
„
Tieres”
irrgeleitetes Empfinden
ist! ‒ ‒ ‒
Nichts aber
schützt vor solcher
Irre‐
leitung tierhaften Empfindens
wir‐
kungsvoller, als die rechte
Ehe, in der
die
geistig-
körperliche Liebe ihre
reinste,
höchste Form gefunden hat!
Doch ist die
Liebe, die in einer wahren
Ehe
alles lenkt und leitet, keineswegs
allein darauf verwiesen, sich ausschließ‐
lich nur in
geistig-
körperlicher Art
zu zeigen: ‒ gebunden an die Sehnsucht
der Geschlechter, sich zu einen.
Bleibt diese
geistig-
körperliche Liebe
auch stets
Vorbedingung einer ehe‐
lichen Einung, ansonst ein „Ehebund”
zum eklen
Spottbild seiner selbst her‐
abgeschändet wird, so überstrahlt doch
auch zu gleicher Zeit die
Liebe noch in
anderer Form das Leben zweier Men‐
schen, die sich in der
Ehe fanden und um
ihre
Zweieinheit im
Geiste wissen...
Ich rede hier jetzt von der Liebe
ohne
Gegenstand der Liebe: ‒ von einer
Form der Liebe, die des
Gegenstandes
nicht bedarf! ‒
Auch sie wird
Irdischem nur dann
empfindbar sein, wenn sie durch Ir‐
disches
vermittelt wird...
Wenn aber
geistig-
körperliche Liebe,
wie sie zur
Einung der Geschlechter
in der Ehe führt, stets ihren Liebes‐
Gegenstand benötigt, um sich in Ver‐
einungsglut zu fühlen, ‒ ja, wenn selbst
jene Liebe, die das
Kind umhegt, und
rückstrahlt auf das
Elternpaar, nicht
ohne
Gegenstand der Liebe ist, so han‐
delt es sich
hier nun um die
völlig los‐
gelöste Liebe, die
nichts im Äußeren
begehrt, und auch nicht
Gegenliebe
fordert, da sie
Erfüllung findet in sich
selbst, wo immer sie im Dasein ist. ‒ ‒
Nicht allzuvielen ist
diese Liebe
bekannt!
Nicht allzuoft wird sie im
Erdenleben
ausgewirkt!
Und doch ist sie
weit häufiger zu fin‐
den, als jene
höchste Form der
ehe‐
lichen Liebe, die es vordem zu um‐
schreiben galt!
Schon
darum, weil sie
durchaus nicht
nur in der Ehe sich allein
Erfüllung
schaffen kann...
Es darf jedoch die
Ehe, soll sie wahr‐
haft
glücklich sein, auch diese Liebe
ohne Gegenstand der Liebe nicht ent‐
behren müssen! ‒
Nicht nur im heilighehren Tempel
ehelicher Lagerstätte, ‒ zu dem die
kleinste, engste, arme Hütte wird, in der
sich Mann und Weib vereint in jener
höchsten Form der
geistig-
körper‐
lichen Liebe finden, ‒ wirkt sich das
Leben zweier Ehegatten aus!
Die wahre
Ehe ist
Gemeinsamkeit des
Lebens in der
weitesten Bedeutung
dieses Wortes!
Es läßt sich aber dieses Erdenleben nicht
gemeinsam führen, ohne beiden Teilen
stets auf Schritt und Tritt zu zeigen, daß
sie
trotz aller geistig-
körperlichen
Einung, doch in der Außenwelt
noch
zwei getrennte Teile eines
Geistes‐
Ganzen bleiben, deren
jeder von Na‐
tur aus
eigenen Gesetzen unterordnet
ist. ‒ ‒
Zwei
Eigenleben stehen sich auf solche
Weise gegenüber, und sollen doch
in
einem neuen Leben der Gemein‐
samkeit vereinigt werden!
Sie müssen
diese Einung
ebenso er‐
reichen, ‒ wollen sie ihr
Glück nicht
von sich jagen, wie sie in ihrer
geistig‐
körperlichen Liebe eine neue Einheit
wurden...
Hier aber ist die
geistig-
körperliche
Liebe
nicht mehr tauglich,
Einung zu
bewirken, ‒ und so liegt hier die Wur‐
zel jenes Wahnes bloß, der da vom an‐
geborenen „
Hasse der Geschlechter”
zu orakeln weiß. ‒
Ach nein,
meine Freunde, ‒
wahr‐
lich,
solcher Haß ist nicht begründet
im Geschlecht an sich, wenn er zu‐
weilen
dort sich zeigt,
wo Menschen
im Zusammenleben sich begegnen,
die
verschiedenen Geschlechtes sind!
‒ ‒
Stets handelt es sich dann nur um
den
Widerstreit erotischen Vereinungs‐
willens gegen jenen
anderen Willen,
der den
Teil allein als
Ganzes aner‐
kannt, und
seines Eigenlebens Norm
allein in Geltung sehen möchte!
Aus solchem Widerstreit kann dann ein
Haß erstehen, den man
sehr zu Unrecht
so zu deuten sucht,
als sei er schon
naturgegeben im Geschlecht!
Ihn aber zu
besiegen ist nur
jene Art
der
Liebe fähig, die
nicht durch einen
Gegenstand der Liebe erst
entzündet
wird, und die sich
auswirkt, ohne einen
Gegenstand zu
suchen, da sie
in sich
selbst Erfüllung ist. ‒ ‒
Nur diese
Liebe um der Liebe willen
lehrt auch stets
die rechte Weise fin‐
den, nach der sich
Teil und anderer
Teil in einer Ehe immerdar zu for‐
men und zu schleifen suchen müssen,
wollen sie
in Lebenseinheit zuein‐
anderpassen! ‒ ‒
Selbst manche
sogenannte „Ehe”, die
von der wahren Ehe nur den
Namen
borgt, wird oftmals noch zu einer leid‐
lichen Gemeinsamkeit geformt, wenn in
dem
einen dieser Ehegatten, oder gar
in
beiden, etwas von der
Liebe um
der Liebe willen wirkt, ‒ auch wenn
die
geistig-
körperliche Liebe nie zu
ihrer höchsten Form gefunden hatte, ja
wenn sie selbst in
niederen Formen
kaum vorhanden war...
Sprichwörtlich ist die „
heiße Liebe”,
die dann später zum „
Erkalten” kam!
Doch: ‒
echte Liebe
kann niemals „
er‐
kalten”, weil sie nur dort
entzündet
wird, wo ihre helle Lichtglut
uner‐
schöpflich reiche Nahrung findet! ‒ ‒
Sie kann zum
wilden Feuer werden,
aber
niemals, ‒
möge man sie auch
mit allen Mitteln zu ersticken su‐
chen, ‒ kann sie
verlöschen: kann sie
zum
Erkalten kommen!
Was
solcher Glut der Liebe aber
nicht
entspricht, mag
sinnlicher Rausch sein,
oder
eine künstlich aufgestachelte
Erotik, ‒ mag
Freundschaft miß‐
verstehen, mag
Bewunderung,
mag
Dankbarkeit vielleicht in „
Liebe”
fälschen, ‒ ‒ mit
echter Liebe aber hat
dann dieses Fühlen nur
das Wort ge‐
mein...
Niemand soll sich viel verwundern,
wenn hier
Pseudo-Liebe früher oder
später zum „
Erkalten” kommt!
Nie aber darf derartig aufgenährtes
Scheingefühl in einem Menschen so zur
Macht gelangen,
daß er sich selbst
betört und überredet,
als sei der Un‐
terbau gegeben,
eine Ehe aufzurich‐
ten! ‒ ‒
Unsägliches Unglück würde auch
ver‐
mieden, wollten Mann und Weib, die
sich im Leben irgendwie begegnen,
nicht
gleich aus jeder leisen Regung der
Erotik einen Fetisch machen, den sie
ihre „
Liebe” nennen!
Es ist
naturbegründet, daß zwischen
jedem Mann und
jedem Weibe
Schwin‐
gung der Erotik stets vibriert, und sei
auch
dieses feine,
stetige Vibrieren
unsichtbarer Kräftewellen, ‒ wie
bei allen Menschen
seelisch reiner Art,
‒
so leise,
daß es im Bewußtsein
völlig unbeachtet bleibt.
Gefahr liegt hier nur
dadurch vor, daß
ungefestigte Naturen,
deren Phan‐
tasie nicht ahnt,
was Zucht und Herr‐
schaft eines reinen Herzens heißt,
an solcher leisen Schwingung schon
die
Freude der Berauschung suchen,
von
sich aus stetig dann
die Schwingung
steigern, und nicht eher ruhen, als bis
aus Übersteigerung: ‒
Begehren wird...
Dieses
Begehren aber nennen sie dann
„
Liebe”, und leiten gar das Recht, ein
eheliches Bündnis zu erstreben, aus
solcher Ausgeburt
haltloser Phanta‐
sie-
Entartung ab, ‒ um Wüstenweite
ferne jeglicher Oase des
Verantwor‐
tungsbewußtseins, ‒ fast monoma‐
nisch nach
Erfüllung des Begehrens
strebend, ‒ um schließlich, nach
Errei‐
chung ihres Zieles, dem einst so heiß
begehrten
anderen Teil der so erstreb‐
ten „Ehe”
jede Neigung zu entziehen,
da ja längst schon wieder
anderes Be‐
gehren lockt...
Ich brauche kaum zu sagen, daß es sich
in solchen Fällen meistens nur um
Män‐
ner handelt, die das
Weib begehren,
denn
selten nur ist auch die Phantasie
des
Weibes so
entartet, daß sie das
Weib die
gleichen Wege gehen heißt.
Wer
anders über Weibesart Bescheid
zu wissen glaubt, der möge sich erinnern,
daß seine Weisheit
solchenfalles
sicherlich von ‒ ‒
Männern stammt,
die allzuunverhohlen
ihre Wesensart
am liebsten auch im
Weibe wiederfinden
möchten, ‒ es sei denn, daß er
selber
nur die
Dirne kenne, und
Dirnenart
in
jedem Weibe wittere! ‒ ‒
Gar vielfach aber läßt sich leider auch
das Weib verleiten eine „Ehe”
ohne
Liebe anzustreben, um später in die
Klage auszubrechen, daß es „
kein Glück”
in seiner „Ehe” finde.
Doch schafft
das Weib sein Unheil meist
aus
anderen Gründen, und vielfach sind
sie
weit verzeihlicher als die des
Mannes. ‒
Ehrgeiz, den Mann, den es
bestaunt
in irgend einer Leistung,
sich vor an‐
deren zu erringen, ‒ der Wunsch,
„
versorgt” zu sein, oder
dem allzu‐
strengen Elternhause zu entfliehen,
‒ das sind
zumeist die Gründe, die
das
Weib bestimmen können, eine „Ehe”
einzugehen, ohne
Liebe zu empfinden,
wenn nur
die Schwingung der Erotik
soweit
steigerbar erscheint, daß sie
ihm einen sinnlich-äußeren
Ersatz für
Liebe bildet. ‒
Auf welcher Seite aber auch die Schuld
am schwersten lasten möge: ‒ stets
wird ein solcher „Lebensbund”, der oft
kaum
Jahre schlecht und recht noch
überdauert, nur arges
Zerrbild einer
wahren Ehe sein! ‒ ‒
Das
geistige Gesetz, das unerbittlich
fordert, daß man
ihm genüge, wo sich
Mann und Weib zur
Ehe einen wollen,
ist
nicht zu „
biegen” und zu „
brechen”,
wie man eine „
Ehe” biegt und bricht,
die da in Wahrheit keine
ist, und nie‐
mals eine
war, wenn solches sich ereig‐
nen kann, ‒ auch
wenn die beiden Ehe‐
gatten einstmals
glaubten, daß sie
die
Ehe eine, und es
solange glauben
mochten, bis dann
Prüfung dieser Ehe
Unterbau erprobte. ‒ ‒ ‒
Wo darum wahre
Ehe werden soll,
dort frage man vor allem nach der wahren
Liebe! ‒ ‒ ‒
Sie ist
gar leicht zu
erkennen, und
unmöglich wird es ihr, sich zu
ver‐
bergen! ‒ ‒ ‒
Man kann sich aber niemals
früh genug
aus Träumen reißen, die eine
Pseudo‐
Liebe hätscheln wollen, und niemals
kann man
streng genug sich selber
jedes Tun verweisen, das einen Ne‐
benmenschen, der,
gefühlsbetört, in
solcher
Pseudoliebe sich gefällt, auch
noch in seinem Wahn
bestärken
könnte...
Doch, wahre
Liebe ist nicht nur „
Ge‐
fühl”, und nicht im
Fühlen läßt sie sich
erschöpfen! ‒
Liebe ist vor allem
Kraft! ‒
Wer sie mißbraucht, kann diese gleiche
Kraft im ‒
Hasse kennenlernen!
Dort wirkt sie dann in ihrer
Selbst‐
verzerrung...
Wer
aber Liebeskraft
in ihrer höchsten
und erhabensten Entfaltung in sich
selbst
empfindet, der
strahlt Liebe
aus und wird sie sicherlich auch dort
erwecken, wo sie noch im
Schlafe ruht,
sobald er fühlt, daß ihm der Mensch be‐
gegnet ist, den ihm sein Schicksal zube‐
stimmte, um in einer wahren
Ehe sich mit
ihm zu
einen. ‒ ‒ ‒ ‒
Wo beide Teile fühlend voneinander
wissen, daß sie echte
Liebe eint, dort
soll wahrhaftig aus der Liebe auch die
Ehe aufgerichtet werden!
Glückselig jede Ehe,
die auf solchem
Fundamente baut!
Sie wird durch keinen Sturm, der sie um‐
tost,
erschüttert werden, und keine
Brandung kann sie jemals
unter‐
wühlen!
* *
*
AUCH das allerengste
Beieinander‐
leben zweier Eheleute schafft noch
lange nicht
Gemeinsamkeit, während
sie
dort gar oft besteht, wo Mann und
Weib ‒
sehr gegen Wunsch und
Willen ‒
gezwungen sind, meist lange
Zeit
in äußerer Entfernung zu ver‐
harren: nur kurz und selten unter glei‐
chem Dach vereint. ‒
Wenn aber auch Gemeinsamkeit nicht
abhängt von der steten Bindung an die
gleichen Räume, so wird doch jede wahre
Ehe
Raumgemeinschaft zu
erstreben
suchen, wo immer dies mit der gebotenen
Sorge für des Lebens Notdurft, mit den
Pflichten, die Beruf und Stand erheischen,
zu vereinen ist.
Aber ein Anderes ist das
Beieinander‐
leben in den gleichen Räumen, nur weil
man
das Alleinsein nicht erträgt: die
Gegenwart des Anderen
nicht missen
möchte, ‒ und wieder ein Anderes ist
Gemeinsamkeit! ‒
Gemeinsamkeit ist Einung zweier
Menschen,
auch in allem Denken,
al‐
lem Fühlen,
allem Handeln!
Sie wird nicht durch das nahe Beiein‐
anderleben etwa erst
erzeugt!
Wo innere und äußere Gemeinsamkeit
nicht schon bestand,
bevor man Raum‐
gemeinschaft suchte, dort kann das enge
Beieinanderwohnen, statt Gemeinsam‐
keit zu
fördern, ihr
die grimmigsten
Gefahren schaffen. ‒ ‒
Es ist darum für Alle, die sich in der
Ehe
einen wollen,
bitter nötig, nach
Ge‐
meinsamkeit, im hier gemeinten Sinn
zu streben, noch
bevor sie ihre Ehe
schließen! ‒
Wie vieles
Unheil wäre schon
verhü‐
tet worden, hätte man zur rechten Zeit
erkannt, daß diese Forderung sich
nicht
umgehen läßt, statt sorglos sich dem
falschen Glauben hinzugeben, daß
Ge‐
meinsamkeit, wie sie
vonnöten ist in
jeder wahren Ehe,
sich ganz von selbst
im Eheleben finde! ‒ ‒
Das Streben nach
Gemeinsamkeit in
allem Denken, allem Fühlen, allem Han‐
deln, wird aber niemals zu Erfolgen füh‐
ren, dort, wo der
eine Teil den anderen
stets
durch Wort-
Turniere überzeu‐
gen will, daß er nur
seiner Ansicht sich
bequemen müsse, um allsogleich „Ge‐
meinsamkeit” mit ihm zu haben...
So kann der
eine Teil gewiß den anderen
ermüden, und ihn dann endlich
zwin‐
gen, um des lieben Friedens willen, sich
zu fügen, allein, was so zustande‐
kommt, ist
alles andere eher, als
Ge‐
meinsamkeit, und früher oder später
hinkt die böse Folge nach!
Nie kann ein
Zwang, ‒ und sei es selbst
der „
süße Zwang der Liebe”, ‒ in
einer Ehe die
Gemeinsamkeit begrün‐
den, die ihr
nicht minder nötig als die
Liebe ist!
Willst du, o Liebender,
Gemeinsam‐
keit zu schaffen suchen, die dich mit dem
geliebten Menschen, dem du in der
Ehe
dich vereinen willst, hinfort nun auch
in allem
Denken, allem
Fühlen, allem
Handeln einen soll, dann wirst du dich
vor allem
selbst an straffem Zügel
halten müssen!
Du mußt dich selber in die „hohe Schule”
nehmen, damit du zu
Beweglichkeit ge‐
langst und dich auch
anderer Gangart
anzupassen lernst!
Bisher warst du dir selbst das Maß
der Dinge!
Ob du vom
Elternhause her die Art
des
Denkens,
Fühlens, und des durch
Beides dann bestimmten
Handelns,
übernommen haben magst, die dir nun
eignet, oder ob
du selbst dich
Schöpfer
der Maximen deines Lebens weißt, ‒
stets bist du nur zu sehr geneigt,
dein
eigenes Ermessen sehr zu überwer‐
ten, und alles, was dir auch entgegen‐
treten mag,
durch deine selbstgefärb‐
te Brille zu betrachten. ‒ ‒
Hier aber steht, mein Freund, nunmehr
ein
zweiter Mensch vor dir, dem es
kaum
anders gehen mag, und der in
gleicher Weise alles nur durch
seine
Brille sehen möchte!
Ihr werdet
beide euch entschließen
müssen, eure „Brillen”
abzulegen, auch
wenn sie euch bisher die Dinge
in den
denkbar schönsten Farben zeigten,
so daß ihr jetzt kaum glauben wollt,
daß man sie offenen Auges auch noch
anders sehen könne...
Ihr werdet aber nicht erwarten dürfen,
daß ihr
von heute auf den anderen
Tag euch schon
verstehen lernen könn‐
tet, denn: wenn ihr auch die gleichen
Worte braucht, so redet ihr doch stets
von anderen
Dingen, weil jeder noch
die Dinge nur nach
seiner Weise sieht,
und nur nach
seiner Weise sie bezeich‐
nen kann!
Es wird euch ja noch kaum recht glaub‐
haft scheinen, daß wirklich jedes Ding
in
jedem von euch beiden
anders zu
Bewußtsein kommt!
Noch glaubt ihr,
von dem gleichen Ding
zu reden, und redet doch
von völlig
Anderem, da jeder nur
von seinem
Bild des Dinges redet! ‒ ‒
Hier ist
Geduld vonnöten, die sich
nicht
erschüttern läßt, wenn man sich einstens
in der
gleichen Weise des Betrachtens
finden will!
Es wird hier
jeder Teil erst zur
Er‐
kenntnis kommen müssen, daß
seine
Art zu sehen, ‒ mochte sie ihm auch
bisher als
Norm erscheinen, ‒
keines‐
wegs die einzige,
ihm mögliche Be‐
trachtungsweise darstellt...
Auch wird man nicht allein die
Worte
hören dürfen, sondern stets auch zu er‐
fühlen suchen müssen,
was der Andere
mit
seinen Worten
meint, und ob sich
dies auch ganz mit jenen Dingen
decke,
die man
selbst mit
gleichen Worten
meinen würde. ‒
Zu oft nur hört man Menschen bitter
streiten, weil sie
Gegensätze zu er‐
kennen glauben, die als
unvereinbar
gelten, wo nur das falsch gewählte
Wort
den
Anschein schafft, als
seien Gegen‐
sätze aufzufinden.
Und oftmals glauben Menschen sich durch
eine „
tiefe Kluft” getrennt, wo nur
die
Nacht der Nichterkenntnis solchen
Trug ermöglicht, weil sie
zu sehen hin‐
dert, daß die scheinbar „tiefe Kluft” nur
ein willkürlich, und mit sehr bezweifel‐
barem Rechte, ausgehobener
seichter
Graben ist, den man mit Leichtigkeit
zu
überschreiten wüßte...
Mit unbeirrbarer
Gelassenheit und
liebevollem
Geltenlassen aber, wird
man
auch dort zuletzt doch zuein‐
anderfinden, wo
wirklich Gegensatz
besteht: wo wahrhaft eine „
tiefe Kluft”
für immerdar zu
trennen schien, weil
man erst
lernen mußte, sie zu
über‐
brücken. ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit in allem Denken, al‐
lem Fühlen, allem Handeln, schafft jeder
Ehe eine hohe Mauer sicherster
Be‐
schützung!
Ehe
verträgt es nicht, daß sie im Außen‐
leben
ohne sichere Umhegung bleibe!
Die Lebenseinung zweier Menschen in
der
Ehe darf niemals
allen Winden,
jedem Wetterwüten,
jeder Überflu‐
tung offenstehen! ‒
Wie immer auch zwei Menschen, die sich
in der
Ehe fanden,
Geselligkeit und
heiteren Verkehr mit anderen Men‐
schen suchen mögen, ‒ stets muß die
sichere
Umhegung ihnen
fühlbar blei‐
ben, und
niemals darf der heilige Be‐
zirk, der ihnen nur
allein gehört, vor
Anderen
eröffnet werden! ‒ ‒ ‒
Auch hier ist, ‒ wie bei
jeglichem Ver‐
hältnis menschlicher Verbundenheit, ‒
das
Schweigenkönnen eine rechte
„Kunst”, die jeder zu
erlernen hat, der
sie
noch nicht beherrscht! ‒ ‒ ‒
Was nur
die Eheleute selber angeht,
hat
niemals laut zu werden
vor den
Ohren Anderer, und wenn die Ande‐
ren auch
die nächsten Freunde und
Verwandten, ‒ ja selbst
die Eltern
wären! ‒ ‒ ‒
Sehr
zweifelswürdig bleibt die
„
Hilfe”, die man vielleicht auf solche
Weise finden mag, ‒ auch
wenn die
Menschen, denen man sich so
vertraut,
den redlichsten und reinsten Willen
haben,
wahre Hilfe darzubieten!
‒ ‒
Weit öfter, als man wirklich
Hilfe fin‐
det, wird das Unheil, dem man wehren
wollte, nur
genährt, so daß es erst
zum
Wachsen und zum rechten Wuchern
kommt, obwohl es anfangs schnell
im
Keim erstickt gewesen wäre, hätte man
sich selbst bemüht, es zu ersticken, und
nicht
den Anderen vorgeklagt, wie
sehr man schon darunter
leide! ‒ ‒ ‒
Doch auch sein
Glück soll man für sich
verwahren und nicht in eitler Rede
zum
Verströmen bringen! ‒
Auch nicht
in Worten soll man es
mit
Anderen teilen wollen! ‒ ‒
Es geht nur
beide Eheteile an, wenn
sie, als geistgeeintes Ganzes,
sich ihr
Glück zu schaffen wußten...
Vor allem aber sei man auf der Hut, den
Neid zu wecken, der ‒ oft nur
künst‐
lich eingeschläfert ‒ sich
gar leicht
erwecken läßt, wenn eine redefrohe Zunge
allzusehr ein
Eheglück lobpreist! ‒
Man schädigt sonst den Neider, wie
sich selbst, da Neid stets
eine Kraft
zur Wirkung bringt, die das
verneint,
was Neid
erregte, und die sich
gegen
Neider und Beneideten in gleicher
Weise richtet, da sie
den Wert ver‐
nichtet sehen will, den der Beneidete
besitzt, der Neider aber
nur zu gern
besitzen möchte...
Ist aber schon bei Glück wie Unheil‐
drohung:
Schweigen angezeigt, so
schweige man
erst recht, wo platte,
widerliche
Witzelei und ein im „Hän‐
seln” Anderer sich sielendes Behagen,
die
Ehe in den seichten, trüben Tüm‐
pel kläglich-armer Geistverlassenheit
herabzuziehen suchen, um meckernd
ihre Hintertreppenweisheit anzubringen
und in Bierbankblödigkeiten sich genug‐
zutun!
Jeder der dies liest, wird unschwer wis‐
sen, was ich meine...
Nur glaube man nicht,
daß solche öde
Witzelei doch wohl zu dulden wäre,
wenn sie Menschen üben,
die sich
gewiß nicht vorzuwerfen haben,
daß sie je im Ernst die Heiligkeit
der Ehe angetastet hätten!
Das Heilige darf
nie zum Stoff des
schalen
Witzes werden, wenn es der
Meltau der
Zersetzung nicht berühren
soll, und selbst
der gütigste Humor
wird sich hier
Zügelung gefallen lassen
müssen, auf daß er nicht
zerstöre, was
er
nicht zerstören
will! ‒ ‒
Heilig bleibt dem Menschen
nur, was
er als „heilig” noch
empfinden kann:
‒ was stets
bewahrt bleibt
vor er‐
niedrigenden Worten, und
unan‐
tastbar aller Lebensäußerung ent‐
rückt, die nicht mit
Ehrfurcht ihm zu
nahen weiß...
Der heilige Bezirk, den
nie ein ande‐
rer Mensch betreten darf, als
nur
die beiden Ehegatten, ist aber wahr‐
lich
weiter ausgesteckt als ihres
Schlaf‐
gemaches Wände!
Es wird von ihm so manches noch um‐
schlossen,
was durchaus nicht an und
für sich schon Verborgenheit erfor‐
dern würde...
Gemeinsamkeit will manches vor der
Außenwelt
verborgen wissen,
auch
wenn es nicht die Ehe selbst be‐
trifft. ‒
Gemeinsamkeit braucht
unverbrüch‐
liches Vertrauen, und fordert, daß man
jederzeit
vor dem vereinten Men‐
schen stehen könne,
wie vor sich
selbst! ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit kennt keinen
Spott
und kein
Verhöhnen!
Gemeinsamkeit weiß nichts von liebe‐
leerem, überheblichen
Verlachen!
Gemeinsamkeit ist stets darauf be‐
dacht, daß man sich gegenseitig
schone:
‒ seine Schwächen zu
bedecken suche,
und sich
Hilfe biete!
Ein Leben in
Gemeinsamkeit ist nur
zu führen, wenn beide Ehegatten
wis‐
sen, daß
keiner etwas,
das er vor sich
selbst gesteht, dem anderen
verber‐
gen muß. ‒ ‒ ‒
Nur so kann die
Gemeinsamkeit zu
einer
äußeren Schule innerer Voll‐
endung werden!
Liebe und
Nachsicht werden aber
we‐
nig nur vermögen, solange nicht
die
absolute Sicherheit besteht, daß dieser
Schule Pforte stetig
fest verschlossen
bleibt, und sich
nur beiden Menschen
öffnet,
die in ihr sich gegenseitig
durch ihr Leben zu belehren suchen!
Es muß erst völlig alle Furcht verschwin‐
den, daß eines Tages unbehütet leichte
Rede
Andere von Dingen
hören lassen
könne, die man
in Gemeinsamkeit be‐
schlossen glaubte!
Niemals darf die
Gefahr bestehen, daß
Anderen zu Ohren kommen kann,
was
Ehegatten gegenseitig sich ver‐
trauten!
So manche werdende Gemeinsam‐
keit ist schon durch unbedachte Rede
früh vernichtet worden! ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit erstreckt sich aber end‐
lich auch auf alles
Ungemach und
Leid,
von dem man seinen anderen Eheteil be‐
troffen findet, auch wenn man selbst
nicht
mitbetroffen ist und auch den
Anlaß
der Bedrückung
nicht in gleicher Weise
wertet, ‒ sei es,
daß man den Um‐
fang seiner Auswirkung nicht kenne,
sei es,
daß man anders ihn empfin‐
den möge.
Hier ist das
Tragenhelfen oftmals
gar‐
nicht möglich, aber
immer wird das
Tragenhelfen-
Wollen möglich sein und
dem von Leid Betroffenen
Erleichte‐
rung gewähren. ‒ ‒ ‒
Man sage sich nicht los von solcher
willigen Bereitschaft, auch wenn man
sicher weiß, daß man nicht helfen
kann,
denn schon der
Wille, Hilfe
darzu‐
bieten, wird dem Anderen Hilfe
bringen
helfen! ‒ ‒ ‒
Auch läßt sich nicht
Gemeinsamkeit er‐
halten, solange
einer beider Eheteile
bitterlich empfindet, wie er mit seiner
Last, ‒ sei sie nun
wirklich, oder nur
in seiner Vorstellung so drückend
schwer ‒
allein zu Berge gehen muß,
und daß der andere Eheteil an solcher
Not kaum Anteil nimmt. ‒
Es ist gewiß nicht mehr als
selbstver‐
ständlich, daß man des Leides Last
ge‐
meinsam trägt,
dort, wo das Schicksal
sie auf
beider Ehegatten Schultern bür‐
det, allein,
sehr oft verkennt auch
tiefste Liebe ihre Pflicht zur Anteil‐
nahme, wenn sie sich
außerstande
sieht, das Leid, dem nur der
Andere
verhaftet ist, in gleicher Weise
mitzu‐
tragen oder auch nur zu
verstehen..
Suchst du das
Glück der Ehe, dann
strebe nach Gemeinsamkeit in
allen Din‐
gen dieses Erdenlebens, die
gemein‐
sam sich erleben lassen, und ziehe
diese Grenze
weiter, als
der erste
Anschein dich bestimmen könnte, sie
zu ziehen! ‒
Es ist für
jeden Teil der Ehe
ratsam,
daß er
auch dort wo ihn des
anderen
Eheteiles Angelegenheiten
nicht von
allem Anbeginn her interessieren,
in sich
Interesse dafür wecke...
Es ist jedoch
nicht minder nötig, daß
man den
anderen Eheteil für die ihm
fremden Angelegenheiten
einzuneh‐
men suche und ihm
den Zugang öffne,
so daß er sie
verstehen lerne...
Doch wisse auch, daß jede Seele ihre
eigenen Bereiche hat, die auch der
aller‐
nächsten anderen Seele sich nicht öffnen
können!
Wisse auch, daß oftmals
Pflicht gebietet,
gewisse Dinge in Verborgenheit zu hal‐
ten, und
ehre dann,
vertrauend, was
deinem Miterleben sich entziehen muß! ‒
Du wirst vertrauen
können, wenn
in
allem,
was Gemeinsamkeit verträgt,
das lauterste Vertrauen zwischen
dir und deinem,
in der Ehe dir ge‐
einten Gegenpole herrscht! ‒ ‒
Hüte dich vor der
Neugier, die so gerne
dich verleiten möchte,
dich in Bereiche
des Erlebens einzudrängen, zu deren
Pforte man den
Schlüssel nicht be‐
sitzt, oder
durch Pflicht gehalten ist,
ihn dir nicht darzureichen! ‒
In einer wahren
Ehe wird auch
dort, wo
sich
das eigene,
gesonderte Erleben
der Gemeinsamkeit
nicht öffnen läßt,
der so Erlebende gewiß den anderen
Teil hinlänglich noch zu
unterrichten
wissen,
von welcher Art das jeder
Mitteilung Entrückte ist, so daß auch
hier
kein Riß durch innigstes Gemein‐
samkeits-Erleben geht...
Wo gegenseitiges
Vertrauen herrscht,
dort wird sich niemals
Argwohn zu er‐
heben suchen, auch wenn nur ganz im
Allgemeinen
angedeutet wird, um was
es sich bei jenen Dingen handelt, die
nicht ausgesprochen werden
können,
oder die durch
Schweigepflicht der
Mitteilung entzogen bleiben müssen, ‒
und wahre
Liebe wird gewiß nicht
wei‐
terforschen wollen, wo sie erfühlt,
daß
ernste Gründe die Verhüllung for‐
dern...
Doch treibe man auch nicht mit Dingen,
die sich nicht in Worte fassen
lassen,
oder die
Verpflichtung ein für allemal
dem Wort verwehrt, unnötige und
künstliche
Geheimniskrämerei, um so
die
Neugier stetig wach zu halten, oder
gar sich selbst mit einem Nimbus des Ge‐
heimnisvollen zu umgeben!
So handelt ärgste
Torheit nur, und sol‐
ches Handeln
straft sich selbst durch
Folgen, die gewiß
sehr weit von seiner
eitlen
Absicht liegen...
Wenn wirkliche
Gemeinsamkeit be‐
stehen und
erhalten werden soll, dann
muß man
ehren, und zuweilen auch
ver‐
ehren können, was der Andere ‒ auch
wenn er gerne davon reden würde, so
er könnte ‒
verborgen halten
muß!
‒ ‒ ‒
Dann aber läßt man sich an dem
ge‐
nügen, was man sich gegenseitig offen‐
baren
kann, und wahrlich:
es wird mehr
sein als genug um einer
Ehe auch im
innersten Erleben beider Teile die
Ge‐
meinsamkeit zu sichern, die sie braucht,
da ohnehin noch
keine Seele hier auf
Erden restlos alles
auszusprechen
wußte, was in ihr
Erlebnis war! ‒ ‒ ‒
* *
*
ES gab noch niemals eine
Ehe, die –
allzeit jedem Leid entrückt –
nur
Freuden kannte.
Leid und Freude mischen dieses Er‐
denlebens ‒ nicht jedem bekömmlichen
‒ Trank, und doch ist es
an uns: die
Art der Mischung zu bestimmen, auch
wenn wir leider nicht verhindern können,
daß sich nun einmal
Leid mit Freuden
mischen
muß!
Besonders aber in der
Ehe wird es
tief
bedeutsam sein, wie weit sich
unsere
Kraft bewährt, das
Leid zu
mindern
und die
Freude zu
vermehren...
Gewiß bleibt Leid stets
Leid, auch wenn
so manches Wort uns trösten möchte,
als könne
Leid sich selbst in
Freude
wandeln.
Hier weiß das Wort der Rede nur von
Aufeinanderfolge: ‒ von Leid-
Ver‐
drängung durch
der Freude Wieder‐
kehr!
Allein, wir haben
Macht, der Freude
Wiederkehr zu
fördern, ‒ wir haben
Macht, der Erde Freuden zu
vermeh‐
ren!
Es ist gewiß nicht nötig, daß man einen
Menschen etwa lehre,
Leid zu schaffen,
‒ und auch wenn
nie ein Mensch dem
anderen
Leid bereitet hätte, wäre
wahrlich
Leid genug auf Erden anzu‐
treffen, denn alles,
was in dieser
Außen‐
Welt:
Erscheinung bildet, hat
Da-
Sein
nur durch
Leid: ‒ vermag sich nur im
Da-Sein zu
erhalten, indem es seinet‐
wegen
Anderes leiden läßt...
Nur dort, wo Güte: ‒
träumendes
Verlangen, Mitleid: ‒
Wahnwitz
zeugte, kann sich des Erdenmenschen
Denken so
ver-
messen, daß es die
Weise findbar glaubt, das
Leid aus
dieser
Außen-Welt, ‒ in der es Folge
ihrer Raum
verdrängenden und Eigen‐
Raum
verschließenden Struktur ist, ‒
zu verbannen. ‒ ‒
Wo immer
Außen-Welt den
an sich
homogenen Raum
zerstückelt, dort
ist
Leid, ‒ und Menschenmacht ver‐
möchte
dann nur dieses Leid zu
tilgen,
wenn sie imstande wäre, alle „
Außen”‐
Welt für immer zu
vernichten, womit
jedoch
zugleich auch alle „
Innen”‐
Welt Vernichtung fände...
Ist aber diese
äußerste der „Außen”‐
Welten, die wir, in tierverhafteter Ge‐
staltung, durch den
Tier-Sinn wahrzu‐
nehmen uns gezwungen fühlen, auch
erfüllt von
Leid, und sind auch weite
unsichtbare Reiche dieser „
Außen”‐
Welt noch ganz in gleicher Weise ‒
manche sogar
mehr ‒ dem
Leide aus‐
geliefert, da auch
dort noch alles
Da‐
Sein nur besteht in Raum-
Verdrän‐
gung und in Eigen-Raum-
Verschlie‐
ßung, so stehen doch dem gegenüber
unzählbare „
Innen”-Welten, in denen
alles
Sein, ‒ dem
homogenen Raume
keineswegs etwa
entrückt, ‒ sich
gegenseitig
öffnet und
durchdringt,
so daß hier jede
Möglichkeit des Lei‐
den-
Könnens völlig
fehlt. ‒ ‒ ‒
Nie aber läßt sich eine Welt vom Leid
befreien, die nur
bestehen kann durch
Leid, ‒ und alles Mühen Einzelner,
durch Da-Seins-
Unterdrückung und
Verzichtleistung auf Da-Sein, dieser
Erde
Leid zu
mindern, bleibt
ergeb‐
nislos: ist nur des
Mit-
Leids tröstende
Betäubung...
In diesem Erdenleben ist des Menschen
ganze Macht darauf allein beschränkt,
daß er zwar dieser Erde
Leid ins
Un‐
gemessene und
niemals Nötige zu
steigern fähig ist, ‒ doch
ebenso ver‐
mag, das Leid
zurückzudrängen in die
urgegebenen Bereiche, aus denen es nicht
lösbar werden
kann, wenn diese „
Au‐
ßen”-Welt ‒ und mit ihr jede „
Innen”‐
Welt ‒ bestehen bleiben soll, und wahr‐
lich „
sollen” sie bestehen! ‒ ‒ ‒
Es kann sich
jeder Mensch von vielem
Leid
befreien, das er in törichter Ver‐
blendung
selbst sich schuf, ‒ und
vieles Leid kann er
vermeiden, macht
er nur Gebrauch von seiner Kraft!
In
gleicher Weise aber hat er
Macht,
gar manches
Leid von seinen
Neben‐
menschen abzuwenden!
Wo immer Menschen sich begegnen
mögen, dort wird es ihnen
Pflicht, ihr
eigenes wie des
Nebenmenschen
Leid zu mindern! ‒ ‒
Wenn aber Menschen, die sich nie im
Leben sahen, niemals wiedersehen wer‐
den, hier ein
Pflichtgebot erkennen
müssen, so gilt es
heiliger und
bin‐
dender fürwahr noch für die
innigste
Vereinung zweier Menschen, die in der
Ehe eine neue
Lebenseinheit bilden,
um sich gegenseitig durch
Er-
gänzung
zu vollenden! ‒ ‒ ‒
Und wo ist
leichter Leid von seinem
Nebenmenschen
abzuwenden, als hier,
wo Weib und Mann in einem Leben der
Gemeinsamkeit von allen Leidgefahren
wissen, die ihnen
gegenseitig und
ge‐
meinsam drohen können!? ‒ ‒
Die Ehe kann
ein Born der Freude
sein, ‒ man kann sie aber auch
zu
einem Pfuhl des Leides wandeln!
Wer nicht des
anderen Eheteiles
Glück
in seiner
Ehe als sein höchstes Ziel er‐
strebt, der wird gar leicht sich um sein
eigenes Glück
betrügen, ohne es zu
ahnen! ‒ ‒
Wer aber wirklich
in der Liebe ist, der
wird weit eher
selber leiden wollen,
als daß er
je den anderen Eheteil im
Leide sehen könnte. ‒ ‒ ‒
Es wird ihm nichts beschwerlich fallen,
wenn er weiß, daß er des
anderen Tei‐
les
Leid dadurch
vermindern kann...
Nun aber
ist es keineswegs damit
getan, daß man sich nur darauf be‐
schränke,
allem Leid zu wehren, dem
man
wehren kann! ‒
Erst dort ist höchste, schönste Menschen‐
pflicht
erfüllt, wo man das
Leid des
Anderen durch
Freude, die man in sein
Leben bringt, verdrängt!
Wo aber läßt sich
schöner noch, als in
der
Ehe, solche Liebespflicht erfüllen?! ‒
Es sind im Leben einer Ehe
viele Dinge
aufzufinden, die der
Freude Anlaß wer‐
den können, sich zu äußern und ein
großes
Leid im Keime zu
ersticken...
Doch ist es hier vonnöten, daß man zu
erfühlen suche,
was der Andere
er‐
sehnt: was
er als Freude zu
empfin‐
den weiß, denn allzuleicht kann hier
auch
bester Wille irren, wenn er dazu
verleitet, nur das
eigene Empfinden und
Ersehnen als das allgerechte Maß der
Dinge anzusehen. ‒ ‒
Was
dir gewißlich
höchste Freude
wäre, kann deinem Gegenpole
kaum
beachtsam scheinen, und
seine Freude
mag vielleicht
nur dort erstehen, wo
dein Empfinden völlig
unberührt ge‐
blieben wäre...
Wie aber dem auch sei, und wie gar sehr
du auch „
daneben greifen” magst, so
darfst du doch in
keinem Falle eine
„
Kränkung” darin sehen, daß dein Be‐
streben nicht zum Ziele führte, weil deine
liebevoll erdachte
Freude für den An‐
deren
nicht als solche
aufgenommen
wurde! ‒ ‒
Soll dir
Erfahrung wirklich
Nutzen
bringen, dann wirst du mit dir selbst zu
Rate gehen müssen, um am Ende zu er‐
kennen, daß du verabsäumt hattest, dich
in
anderes Empfinden
einzufühlen,
denn wenn auch
innigste Gemein‐
samkeit euch beide eint, so bleibt doch
jeder von euch beiden noch in seinem,
ihm nur eigenen Empfindungs-Leben,
und dessen Ablaufsrhythmus wird be‐
stimmen, was er, im jeweils sich erge‐
benden Moment,
als Freude werten
kann...
Suche also nicht
dich selbst, in deinem
Willen,
Freude für den Anderen zu
bereiten! ‒
Wer
sich stets
Freude schaffen will, der
suche stetig
seine Freude
darin: Ande‐
ren
auf ihre Weise Freude zu bereiten!
‒ ‒ ‒
Vergeblich aber wirst du
Freude
spenden wollen, solange du noch
Zweifel hegst an deiner
Kraft, die
Freude zu
erzeugen! ‒
Nie darfst du etwa glauben, daß dir
nicht gelingen könne, was dir, aus
irgend einem Grunde, leider
oftmals
nicht gelang!
Du mußt
dich selber aber erst zur Freude
„
stimmen”, bevor du dem mit dir ver‐
einten Menschen Freude
bringen willst!
‒ ‒
Nur, wer im Überflusse „
hat”, kann
Freude
überfließen lassen
in den An‐
deren! ‒
So suche denn vor allem eine Quelle
steter Freude
in dir selber zu erschür‐
fen, so daß du
unabhängig wirst von
allem äußeren Geschehen, und nicht der
Freude
Anlaß erst von außenher
er‐
warten mußt,
auch wenn du solchen
Anlaß, wo er sich auch immer
bieten
mag, stets
nützen sollst! ‒
Du wirst jedoch am besten
jene Freude
übertragen können, für die du
keinen
Grund im Außenleben anzugeben weißt!
Durch
solche Freude wirst du
mehr be‐
glücken können als durch jede
andere
Art der Freude, die
von außenher ver‐
anlaßt wird! ‒ ‒ ‒
Vergesse aber trotzdem auch die
klei‐
nen Freuden nicht, zu denen
jeder Tag
dir ja so manchen
Wink und
Hinweis
bringt!
Achte nichts als
zu gering, wenn es dir
dazu dienen kann, auch nur die
aller‐
kleinste Freude zu bereiten! ‒ ‒
Oftmals gebar die kleinste Freude
schon ein großes,
lang ersehntes
Glück! ‒ ‒ ‒
Im Leben einer
Ehe gibt es täglich „tau‐
send” Möglichkeiten,
kleine Freuden
zu
er-
finden, die gegenseitige
Be‐
glückung bringen, und sei es auch für
kurze Augenblicke nur...
An
keiner solchen Möglichkeit darf man
vorübergehen,
ohne sie zu nützen! ‒ ‒
Wo immer du das
Glück in einer Ehe
dauernd heimisch weißt, dort wirst du
auch bemerken, daß man sehr erfinde‐
risch die
kleinen Freuden zu gestalten
sucht, zu denen jede Stunde neuen An‐
laß bringt...
Der gute Gärtner wird in seinem Blüten‐
garten auch die
allerkleinsten Blüm‐
lein niemals
übersehen, mögen sie auch
recht bescheiden scheinen, neben jenen
hochgestielten Farbenwundern, deren
Beet sie rings umfassen.
So aber ist auch in der
Ehe: selbst der
kleinste Freuden-Anlaß
nicht bedeu‐
tungslos, und darf nicht
übersehen
werden, will man des ehelichen Blüten‐
gartens schönste
Harmonie gestalten!
‒ ‒ ‒
Ist aber
Ehe einer Zweiheit wahre
Ei‐
nung, und muß
Leid ertragen werden
im Verlauf des Lebens, das oft nur in
Vereinung zweier Willen noch ertrag‐
bar ist, ‒ so bleibt auch
Freude zu er‐
streben, wie sie die Zweiheit
dann nur
schaffen kann, wenn sie
Verschmelzung
fand in
neuer Lebenseinheit. ‒ ‒
Hier ist dann
jeder Teil der
Schen‐
kende und der
Beschenkte, und beide
nur
gemeinsam sind imstande,
diese
Freude, die der
Einheit Farbe trägt, zu
mehren!...
Nur wo der
Wille beider Teile völlig
sich
geeinigt findet, ist solcherart dem
Leide zu begegnen, und kann in gleicher
Weise höchste
Freude aus der Einung
sprießen! ‒
Die Ehe, die hier
weiß um ihre Macht,
und sie
gebraucht, wird
nie im Leide
Schaden nehmen können, und
nie an
Freude Mangel leiden! ‒ ‒ ‒
Sie kennt die Kunst, das
Leid in seine
engste Grenze einzubannen!
Sie weiß von einer
Freude, die auch
alles
Leid nicht mehr
verdunkeln kann!
Und solche
Freude, solche
Kraft der
Leidverdrängung wird aus dieser
Ehe
auch auf alle
anderen Menschen über‐
strahlen, die mit den Ehegatten in Be‐
rührung kommen...
So wird dann diese Ehe
segensreiche
Wirkung schaffen,
weit über ihren
eigenen Bereich hinaus, und wahrlich
unvergleichlich
mehr an Gutem för‐
dern als so mancher andere Ehebund,
in dem die beiden Ehegatten längst
ver‐
lernten, sich noch
gegenseitig Freude
zu bereiten, und von der Freude, die
aus
ihrer Einung kommen könnte,
keine
Ahnung haben, ‒ weil sie vor lauter
Sorge,
anderen Menschen
in geschäf‐
tiger Betätigung zu
helfen, nicht mehr
die
erste Pflicht erkennen,
ihre eigene
Ehe erst harmonisch zu gestalten.
‒ ‒ ‒
Im stärksten
Gegensatz zu einer sol‐
chen
irrig überwerteten Geschäftig‐
keit, die ihre Pflicht zur „
Nächsten‐
liebe” bei den
Allerfernsten erst be‐
ginnen fühlt, und
Andere beglücken
will, derweil sie
alles Glück aus ihrem
eigenen Hause scheucht, ‒ wird eine
Ehe, die das Glück der Einheit
in der
Freude aus der Einung kennt, kaum
wissen, daß sie
Anderen hilft, indem
sie, nur
in ihrem eigenen Bereich,
das
Leid der Erde mindert, und das den‐
noch
unvermeidbar bleibende
durch
Freude zu verdrängen sucht. ‒ ‒ ‒
Solche Ehe aber ist ein wahres
Heilig‐
tum der Freude, aus dem noch fernsten,
kommenden Geschlechtern
Segen strö‐
men wird! ‒ ‒ ‒
Ein Heiligtum der
Freude in der Welt
des
Leides aber sollte
jede Ehe hier
auf Erden sein, und eine
jede Ehe
kann
zu solcher Höhe sich erheben, so es nur
nicht am
Willen beider Eheteile fehlt,
die reine, hehre Freude zu gestalten, die
nur in der geeinten Zweisamkeit der
Ehe sich gestalten
läßt! ‒ ‒
Soll diese Erdenmenschheit einst zu der
Vollendung kommen, die ihr auch hier:
in dieser „
Außen”-Welt schon werden
kann, ‒ dann wird allein die wahre
Ehe
dieses Wunder wirken müssen: ‒
die
Ehe,
die sich selbst in Freude zu
vollenden weiß! ‒ ‒ ‒
Damit sie es auch wirken
könne, muß
sie
vertausendfacht erstehen,
wis‐
send um die hohe Macht, der Erde
Leid
zu
bannen und der Erde reinste
Freu‐
den zu
vermehren! ‒ ‒ ‒
* *
*
WO
Liebe eine
Ehe schuf, dort ist
die
Einheit beider Eheteile so
gegründet und
umhegt, daß
selten
nur von außenher noch
Störung gegen‐
seitigen Empfindens kommen kann...
Und doch bleibt
keine Ehe
so geschützt,
daß ihr
Versuchung nicht zu nahen
wüßte!
Stets aber wird es sich beim Nahen der
Versuchung
zeigen, ob eine Ehe
wirk‐
lich in der echten
Liebe wurzelt, oder
ob nur
Neigung Mann und Weib zu‐
sammenführte, ‒
Neigung, die auf bei‐
den Seiten auch sehr leicht durch
andere
Neigung wieder zu
verdrängen ist...
Wo eine Ehe wurzelfest in echter
Liebe
gründet, dort wird auch
heftigste Ver‐
suchung ihr nicht
Schaden bringen
können!
Selbst wenn Versuchung nur durch
schweren
Kampf sich noch besiegen
läßt, wird doch zuletzt die
Liebe Sieg
erringen, denn alle Kräfte der Versu‐
chung sind nicht fähig, weiter
Wider‐
stand zu leisten, sobald sich echte
Liebe
ihrer
Kraft bewußt wird, und aus dieser
Kraft heraus
bekämpft, was sie be‐
drohen will! ‒ ‒
Trotz allem aber sollst du
wachsam
sein, und nicht erst warten, bis Versu‐
chung so
erstarkt, daß sie
nur noch
durch schweren Kampf besiegbar ist!
Du kannst dich selbst zu solcher Wach‐
samkeit
erziehen, so wie du dich auch
leichten Sinnes der Versuchung
über‐
lassen kannst, bis sie dich
hart be‐
drängt und
starke Gegenwehr er‐
fordert. ‒ ‒
Versuchung kann dir
allerorten nahen,
auch wenn du sie gewiß
nicht suchst,
ja
dann auch, wenn du sorglichst deine
Wege wählst, um ihr nur ja nicht zu be‐
gegnen, da sie deine
Furcht erregt. ‒
Versuchung aber ist
noch keine
„
Schuld”!
Erst, wenn du anfängst,
ihr Gehör zu
schenken, ‒ sie dir
zu nahe kommen
läßt, ‒ sie
hegst und
mit ihr spielst,
‒ wirst du dich wahrlich
nicht mehr
schuldfrei wähnen dürfen! ‒ ‒
Auch wenn du noch zu gutem Ende
Sieger bleibst, hast du dich doch mit
schwerer Schuld beladen, und wirst
nunmehr nicht ruhen dürfen, bis alle
Folge dieser Schuld aus deinem Leben
schwindet! ‒ ‒ ‒
Vielleicht wirst du dir selbst gestehen
müssen, daß du gar oft
nicht wachsam
warst, wo
Wachsamkeit von dir
ge‐
fordert werden konnte? ‒
Vergeblich wäre es, wenn du dich nun
in
Selbstqual winden wolltest!
Du wirst nun jetzt mit allen
Selbstvor‐
würfen nichts mehr
ungeschehen ma‐
chen können, und deines Fehlers
Spu‐
ren kannst du nur aus deinem Leben
tilgen, wenn du dafür sorgst, daß alles
Übel, das aus ihm entstand und noch
entstehen könnte,
an seiner Auswir‐
kung verhindert wird. ‒ ‒
Aus jeglicher
Erfahrung sollst du
Lehre
ziehen, und so wird dich dein
Strau‐
cheln lehren können, wie du durch
Wachsamkeit dich künftig
frei von
Schuld erhalten kannst, auch wenn du
nicht imstande sein wirst, der
Versu‐
chung immer auszuweichen...
Die leiseste Empfindung mußt du
kontrollieren lernen, mußt sie
wägen,
und
im selben Augenblicke von dir
weisen, in dem du fühlst, daß sich in
ihr bereits
Versuchung zu verbergen
trachtet!
Erkennst du so das Feindliche
so‐
gleich,
wenn es sich naht, dann wird
es immer
leicht sein, es zu
überwin‐
den, und niemals wirst du wirklich ‒
in des Wortes letztlicher Bedeutung ‒
„in Versuchung
fallen”! ‒ ‒ ‒
Nur, wenn du
Wohlgefallen an der
ersten Regung der Versuchung findest,
wird
Versuchung dir zur
Schuld!
Es kann dir großer
Kraftzuwachs aus
der Versuchung kommen, wenn du stets
wachsam bleibst und sie in jeglicher
Verkleidung zu
erkennen suchst, um ihr
den Zugang in dein Inneres zu wehren.
‒ Ein jeder Mensch hat irgendeine
„
schwache Seite”, und stets wird die
Versuchung
seine Schwäche auszu‐
spüren wissen. ‒
Begegnest du jedoch
dem ersten Na‐
hen schon mit
Abwehr, und mit einem
„
Nein”, das kein
Paktieren kennt, dann
wirst du immer mehr, ‒ gerade dort, wo
Stärkung dir
vonnöten ist, ‒
erstar‐
ken! ‒ ‒
Du wirst durch deine
Wachsamkeit dich
gänzlich
wandeln, so daß dir jegliche
Versuchung
ungefährlich wird, weil
Abwehr dir
Gewohnheit wurde, und
die Versuchung dann
vergeblich eine
unbewachte Pforte sucht, durch die sie
Einlaß zu dir finden könnte!...
Dann aber erst bist du
geborgen, und
dann erst darf man dir
Vertrauen
schenken!
Dann erst wird deine
Ehe so
behütet
sein, daß sie dir alles geben
kann, was
sie,
in unerschöpflich reicher Fülle,
Mann und Weib, die
wert sind, ihr My‐
sterium zu
erleben, stetig neu zu geben
hat! ‒ ‒ ‒
Du trägst nicht nur
für dich allein die
heiligste
Verantwortung, sobald du
dich dem Anderen verpflichtet hast, mit
ihm die Geisteseinheit einer
Ehe aufzu‐
richten!
Die
Ehe ist auch nicht nur: ‒ „
mensch‐
licher Vertrag”, obwohl der
andere
Eheteil ein
un-
bedingtes Recht an dich
erlangte, und du ihm
dann selbst noch
die „
Treue” schuldest,
wenn er be‐
trügerisch sie bricht. ‒ ‒ ‒
Ein jegliches Gelöbnis zwischen Mann
und Weib, in dem sich beide Teile
ehe‐
liche Einung dargeloben, stellt vielmehr
ein kosmisches Geschehen dar, und
bindet nicht nur
beide Ehegatten, ‒
bindet nicht nur
aller Menschheit ge‐
genüber, sondern reicht mit seinem
„
Jawort” auch hinein
in höchste Gei‐
steswelt! ‒ ‒ ‒
Es
wird nur
lösbar, wenn der „
Tod”
die beiden Eheteile scheidet, oder, wenn
‒
durch triftigste und schwerste
Gründe ‒ beide Teile sich gezwungen
sehen, sich gegenseitig voneinander zu
befreien, indem sie, ‒
ebenso gemein‐
sam,
wie es einst geschlossen wur‐
de, ‒ ihr
Gelöbnis vor einander,
vor aller Menschheit, wie auch
vor
dem wesenhaften Geiste wider‐
rufen, ‒ es sei denn, daß der
eine Teil,
auch
ohne solchen Widerruf,
den an‐
deren verlasse, oder
sonstwie ihm
unmöglich mache, das Gelöbnis
auf‐
rechtzuerhalten...
Solange also dein Gelöbnis noch
zu
Recht besteht, bist du
in dreifacher
Verpflichtung, aus der
kein „
Gott”
dich zu befreien wüßte! ‒ ‒
Es wird
Verantwortung von dir ge‐
fordert werden, auch wenn du während
dieser kurzen Spanne Zeit, ‒ die auch
das
längste Erdenleben darstellt vor
der
Ewigkeit, ‒ dich jeglicher Verant‐
wortung
entzogen wähnst! ‒ ‒ ‒
Daß
Andere Versuchung
suchen und
ihr keinen Widerstand entgegensetzen,
kann niemals
dich von
deiner Schuld
entlasten!
In deiner Ehe bleibst du
für dich selbst
verantwortlich, und
Niemand kann dir
helfen die Verantwortung
zu tragen,
‒
Niemand kann sie von dir neh‐
men, ‒ wenn man dich hier auf Erden
auch
entschuldbar finden mag!
Auch
vor dem Angesicht der Ewig‐
keit magst du vielleicht „
entschuld‐
bar” sein,
und doch bleibst du verhaftet
der
Verantwortung, so daß du
alle
Folge deiner selbstgeschaffenen Im‐
pulse tragen mußt, bis auch der letzte
seine
Auswirkung erreichte in der
Kette des Geschehens! ‒ ‒ ‒
Einst lehrte Einer, der dies wahrlich
aus dem Geiste lehren durfte, daß da
ein Jeglicher schon
Ehebruch begehe,
der durch den Anblick eines Weibes sich
verführen lasse, es auch leiblich zu
be‐
gehren.
Man hat an diesem Wort vielfach sehr
wenig Wohlgefallen, und suchte es zu
drehen und zu deuteln, da es so manchen
nicht behagen will. ‒
Ich aber muß
dir sagen, daß auch schon
jedes Hegen und
geflissentliche
Steigern der naturbedingten
Schwingung der Erotik zwischen
Mann und Weib, ‒ sobald es einem
anderen Menschen, als dem
eigenen
Ehegatten gilt, ‒ die Ehe
schändet,
auch wenn sich solche Steigerung noch
keineswegs dem leiblichen
Begehren
nähert, und somit noch
nicht zum
Ehe‐
bruch im Unsichtbaren führt! ‒ ‒ ‒
Selbst wenn du durch ein
Abbild dich
verleiten läßt,
geschlechtsbewußte
Regung zu empfinden und dich ihr
zu überlassen, ‒
schändest du die
Ehe! ‒ ‒ ‒
Du mußt dich selbst dazu erziehen,
Schönheit auch am anderen Ge‐
schlecht bewundernd zu betrachten,
ohne auch die leiseste Erregung der
Erotik ins Bewußtsein einzulassen!
Jeder wahre
Künstler, dem die mensch‐
liche Gestalt zum Vorbild seiner Schöp‐
fung wird, muß
solcherart sein Vor‐
bild sehen lernen und kann dir sagen,
daß in seinem,
von Erotik völlig los‐
gelösten Schauen,
wundersame see‐
lische Beglückung möglich ist, die
jedem sich versagt,
der hier ge‐
schlechtsbewußte Regung hegt,
und
niemals dem Begehrenden erreich‐
bar wird...
Daß du auch Künstler finden kannst, die
selbst ihr Können noch zum Makler
der Begehrlichkeit erniedrigen, kann
dir nur zeigen, daß auch
Künstlertum
nicht
schützt vor
niedriger Verskla‐
vung an die Tiernatur, wenn sich der
Mensch nicht selbst aus solcher Skla‐
verei befreien
will. ‒ ‒ ‒ ‒
Du kannst
nicht streng genug dich
selber
kontrollieren, willst du dich
lösen aus der
Hörigkeit, und dein
Geschlechtliches
beherrschen lernen!
‒ ‒ ‒
Jede dich umschleichende Empfindung,
die vor
allerstrengster Prüfung
nicht
bestehen kann, mußt du entweder
von
dir weisen, oder aber sie in Bahnen
zwingen, die sie völlig der Geschlecht‐
lichkeit
entziehen!
Laß' dich nicht irreführen durch die laxe
Art, in der man meistens diesen Dingen
gegenübersteht und sie als leichthin läß‐
lich „
Menschliches” betrachtet, ohne
sich der
Schmach bewußt zu werden,
die man
schon durch das Wort allein
auf seinen
Menschennamen wirft! ‒ ‒
Wo immer du es
nicht vermagst, die
Anderen aus ihrer Tiergebundenheit in‐
soweit loszulösen, daß
sie selbst zu
Willen kommen um sich
völlig ihr
dann
zu entwinden, dort sollst du
Nach‐
sicht üben, bis auch einst noch
ihre
Stunde schlagen wird!
Wo sie jedoch
dich selbst behindern
wollen, deine
Freiheit zu erringen,
dort ist
Abkehr heilig-hohe
Pflicht!
‒ ‒ ‒
Ich lehre nicht, daß man Versuchung
immer
meiden könne, sondern zeige,
wie man ihrer sich
erwehren kann!
Auch wenn du aus der Welt
entfliehen
wolltest, würde dich Versuchung
noch
in deiner fernsten Einsamkeit zu
finden wissen...
Du mußt dich so erziehen, daß du ihr
allerorten und zu jeder Zeit begeg‐
nen kannst, ‒ des
Sieges schon im
voraus
sicher, ‒ nicht mehr
erregbar,
mag sie auch mit allen Künsten locken:
‒
gelassen in der Abwehr,
und be‐
stimmten Willens!
Dann wirst du nicht nur deine
Ehe heilig
halten und vor jeglicher
Beschmutzung
wahren, sondern dir und dem mit dir
vereinten Menschen auch
gar vieles
Leid ersparen, selbst wenn es nur das
Leid
vorübergehender Betrübung
wäre, was der nächste Tag schon wieder
wenden könnte. ‒ ‒ ‒
Noch
andere Gefahr jedoch, ‒ kaum
minder groß als die
Versuchung, die
von außenher zu kommen
scheint, da
du im Äußeren den
Anlaß ihrer Aus‐
lösung gewahrst, ‒ kann aus Empfin‐
dungstiefen her der Ehe
Glück bedrohen.
Auch hier ist
Warnung nötig, und auch
hier ist vieles Unheil leicht noch
abzu‐
wehren, wird
sogleich erkannt, daß
Pflicht besteht,
Gefahr zu bannen...
Es gibt in jedem Menschen dieser Erde
einen inneren Bereich, den er
kaum sel‐
ber kennt, und den er noch viel weniger
vor irgend einem Nebenmenschen
völlig
offenbaren kann, ‒ nicht, weil hier
Heimliches verschwiegen werden
müßte, oder
zu Erhabenes sich nicht
in Worte fassen ließe, ‒ sondern:
weil der Mensch hier selbst zu we‐
nig von sich selber weiß...
Nun kann es kommen, daß die Einung
zweier Menschen in der
Ehe sie
ver‐
leitet, auch noch dort nach gegenseitiger
Entschleierung zu streben, wo unab‐
weisliches Gebot:
Verhüllung heischt,
‒ und daß sie dann urplötzlich in Ent‐
setzen sich vor einer gegenseitigen
Ent‐
täuschung sehen, die sie selbst herauf‐
beschworen haben, und der nur
selbst‐
geschaffene Phantome, die das Eigen‐
bild in wahrheitswidriger
Verzerrung
zeigen,
mehr als fragliche Gewähr
verleihen. ‒ ‒
Man glaubt, man müsse sich einander
bis ins Innerste enthüllen, und
schreckt alsdann zurück, wenn man sich
endlich
seelisch nackt zu sehen meint,
‒ nicht ahnend, daß man vor einander
gegenseitig nur
Popanze schuf und
ihnen nun
mehr glaubt als aller Wirk‐
lichkeit. ‒
Zwei Menschen, die sich stets im Aller‐
tiefsten nur als
Eines fühlten, werden
sich nun
fremd, weil sie in
Worten wahr
sein wollten, dort, wo Worte nie die
Wahrheit
wissen können...
Ein äußeres Geschehen, ein Begegnen,
oder sonst ein Anlaß, der von außen
kam, läßt unversehens
Zweifel keimen:
ob man sich noch ganz „
gehöre”, und
allsobald
mißtraut man aller Sicher‐
heit des Fühlens, um in sich zu wühlen
und zu bohren, bis man sich endlich nun
in Herz und Nieren
aufgefunden wähnt.
Lebendigen Leibes hat man sich
seziert,
und da man sich auf diese Weise nie‐
mals finden
konnte, formte man aus
eigenen Eingeweiden
das Phantom, in
dem man so recht eigentlich
sich selbst
zu
haben meint. ‒
So
zeigt man nun einander diese Aus‐
geburt des Wahns, und, schreckerfüllt,
fühlt man sich von dem Anblick
abge‐
stoßen. ‒ ‒
Gar arges
Unheil ist auf solche Art aus
reiner
Torheit nur geschaffen worden,
und manche
Ehe, die vor Gott
bestehen
bleiben sollte, wurde so
zerstört durch
einen
Wahrheitswillen, der zum
Irr‐
tum führen
mußte, da er
den Worten
mehr vertraute, als der inneren
Ge‐
wißheit fühlenden Erlebens, in der
allein die
Wahrheit für ihn
auffind‐
bar gewesen wäre...
Es ist jedoch nicht nur
nicht nötig, daß
man alles voreinander auszukramen
suche, was dort, wo man sich selbst kaum
kennt,
als dunkle Regung das Ge‐
fühl beirren will: ‒ es ist vielmehr in
jedem Fall
verderblich, diese Dinge,
die im Lichte eigenen Bewußtseins noch
molluskenhafte Formen zeigen, und
bald hell, bald dunkel,
in der wider‐
streitendsten Verfärbung schillern,
geflissentlich
hervorzuzerren, um sie
in die Form bestimmter
Worte einzu‐
pressen! ‒ ‒
Schnell ist ein Wort
gesprochen, dessen
Folgen selbst in einem langen Menschen‐
leben
nicht mehr auszumerzen sind!
Bei solchen
dunklen Regungen jedoch,
die keine klarbestimmten Formen zeigen
können, wird außerdem das
Wort stets
fälschen, wird
vergröbern und
ver‐
stärken müssen, soll es das noch
Un‐
sagbare,
Ungeformte formen und zu
sagen suchen...
Es werden Worte dann gesprochen, vor
denen man
erschrickt, noch während
sie die Zunge schrill hervorzustoßen sich
gezwungen fühlt, als hetzten sie Dä‐
monen...
Im nächsten Augenblicke möchte man
das so Gesagte auch schon
widerrufen,
hätte man nicht,
ungewollt, schon wie‐
der
weit verletzenderes Wort auf
seinen Lippen...
Worte die man gar nicht sagen
wollte, tauchen aus Tiefen auf,
um die
man niemals wußte, und diese Worte
haben
überzeugende Gewalt, für
uns, wie für
den Andern, obwohl sie
alles Andere eher, nur nicht der
Wahr‐
heit Zeugnis sind...
Wurden sie jedoch nun einmal
ausge‐
sprochen, so holt sie keine Macht der
Erde wieder
in das Unerkennbare zu‐
rück, und selbst dem späteren, ernsten
Widerruf wird man nur
zögernd
schwachen Glauben schenken können.
‒ ‒
Und doch hat man sich gegenseitig nur
aus einem tollen Wahn heraus
belo‐
gen, ‒ derweil man sich nun endlich,
‒ so als ob es
nie geschehen wäre, ‒
„
die Wahrheit” sagen wollte! ‒ ‒
Besonders dann, wenn gar noch
Zorn
und
Heftigkeit den Worten
Wirkungs‐
kraft zu sichern suchten! ‒ ‒ ‒
Bei ruhigem Betrachten wird man
bald bemerken, wie der
Schein der
Wahrheit solchen Worten
schwindet,
‒ ja, oft wird man entdecken, daß nur
das Gegenteil von dem,
was man in
seinem Wahn als „
wahr”
empfun‐
den hatte, der Wahrheit
unverfälschte
Darstellung geschaffen hätte...
Nun aber kommt Erkenntnis leider
viel
zu spät, und
Reue wird jetzt
wenig
ändern können. ‒ ‒
Will man das
Unheil, das sich aus zu
früh geborenen Worten immer neue
Nahrung saugt, dann
wieder aus der
Welt zu schaffen suchen, so hat man
wahrlich seine bittere Not, ‒ und
schafft
man es auch endlich fort, so wird es
doch
noch immer
Spuren hinterlassen, die
niemals gänzlich zu verwischen
sind. ‒ ‒
Unendlich leichter aber wäre es ge‐
wesen,
sich die Rede vorher zu ver‐
wehren, und Dinge, die
kein Recht be‐
saßen,
Wort zu werden,
niemals aus‐
zusprechen! ‒ ‒ ‒
Was sich in jenem inneren Bereich, in
dem der Mensch sich selber
fremd
bleibt,
zu verbergen trachtet, das hat
guten Grund, Verborgenheit zu for‐
dern, und niemals soll man es gewalt‐
sam
in das grelle Licht des Tages
zwingen wollen!
Was
Ruhe braucht, wird man am besten
stets in seiner Ruhe lassen, damit es
nicht in wilder Wut
zerstöre, was es
auferbauen soll! ‒ ‒
Auch in dem Streben,
seine eigene
Tiefe zu ergründen muß man sich
be‐
meistern lernen, damit man nicht ver‐
sucht wird, Tiefen auszuloten, die
grund‐
los sind, ‒ und
dort das Leben störe,
wo es erst nach Formung drängt,
die nur
in steter Ruhe sich gestalten
kann...
Dann aber wird sich
jede dunkle Re‐
gung innerer Beirrung als ein
Durch‐
gangsstadium völlig andersartiger
Empfindungsbildung zeigen, ‒ denn
stets, wenn sich Empfindung
feste Form
erschaffen will, bedarf sie eines
Gegen‐
satzes, den sie
sich selber setzen
muß, um ihn zu
überwinden! ‒ ‒ ‒
Zwei Menschen, die in ihrer Ehe
ihrer
Liebe sicher sind, und
doch sich täglich
neu
erproben wollen, um sich auch
in
Worten ihre Liebe zu „
beweisen”,
begeben sich nur in
Gefahr, das
Glück,
das sie sich schaffen sollen, zu
zerstö‐
ren, noch bevor es sich aus seinen Fun‐
damenten frei erheben kann! ‒
Was dir dein innerstes
Gefühl beweist,
dem sollst du nicht noch
Wortbeweis
zur Seite stellen wollen!
Auch dann nicht, wenn dich eine dunkle
Regung unklar wogenden Empfindungs‐
webens
in dir selbst beirrt, so daß,
was vorher im Gefühl
gesichert war,
dir nun zur
Frage wird! ‒ ‒
Warte gelassen in dir selber Ant‐
wort ab, und übe
Schweigen, bis du
sie
erhalten hast!
Im
Schweigen wirst du alle Störung
deines Fühlens
sicher meistern!
Im
Schweigen wird dir
deine Ruhe
wiederkehren, und bald wirst du erneut
auch wieder
deines Fühlens sicher
sein!
Dann aber wirst du dich
vor jedem
Wort entsetzen, das da
vordem schon
auf deiner Zunge schwebte!
Dankbar wirst du deinem Schwei‐
gen sein!...
Vor vielem Unheil hat es deine Ehe
dir
behütet. ‒ ‒ ‒
Jetzt aber wirst du wahrlich
reden
dürfen!
Glück und
Freude hast du
neu errun‐
gen, und
von Glück und Freude wird
nun jedes deiner Worte zeugen!
Nur schaudernd denkst du noch zurück
an jenen dunklen Tag, der dich schon in
Versuchung und Gefahr sah, zu
verflu‐
chen, was du nunmehr aus ganzer Seele
segnen mußt! ‒
Wahrhaftig: ‒ daß du
schweigen konn‐
test, wo die Rede
Fluch gewesen wäre,
‒ das wird nun
deiner Ehe Segen!
‒ ‒ ‒
* *
*
UNZÄHLIG sind die „
unglückli‐
chen Ehen”, in denen sich einst
beide Teile als
zu allem Glück berech‐
tigt glaubten, bis dieser Traum in
Reue
und
Verzicht sein armes Ende fand. ‒ ‒
Es gibt ja leider
nur zu viele Gründe,
die zu so bitterer
Enttäuschung führen
können! ‒
Doch geht man sicherlich nicht fehl, wenn
man
sehr vieler Ehen vornehmlich‐
stes Unglück darin grundverankert
sucht, daß beide Teile
in der Ehe die
Erfüllung eines Lebenswunsches zu
erreichen glaubten, der, ‒
durch Ver‐
stiegenheiten töricht-
lebensferner
Vorstellung genährt, ‒ im Glück der
Ehe sich
ein Glück des steten fest‐
lichen Erlebens vorbehalten sah. ‒ ‒
Die
Ehe aber ist gewiß
kein ewiger
Feiertag und läßt sich niemals aus dem
Zwang des Alltags lösen!
Man kann in ihr nicht immer
Feste
feiern und,
beglückt im Liebesrausch,
die Welt vergessen! ‒
Gedeihliches Leben braucht seinen
Rhythmus: braucht
Steigerung und
Senkung seines Ablaufs,
ohne Unter‐
laß! ‒
So aber muß auch in der
Ehe steter
Lebensrhythmus herrschen!
Auch dort, wo aller
Reichtum dieser
Erde zur Verfügung steht, kann eine
Ehe nur
gedeihen, wenn sie,
außer
ihren
Festen, einen
Alltag kennt! ‒
So aber ist auch da,
wo sich die Not
des Daseins solchen Alltag zu er‐
zwingen weiß, durchaus kein Grund
gegeben, einer Ehe Glück
gefährdet zu
erachten, wenn nur die beiden Ehegatten
diesen
Zwang des Alltags so zu
nützen suchen, daß er dem inneren Le‐
bensrhythmus ihrer Ehe
Kräfte bringt,
aus denen ihm auch
Feste einst erstehen
werden. ‒ ‒
Wohl ist es freilich
leichter, sich im
Festgewande zu gefallen, als im
All‐
tagskleide! ‒
Und
leichter ist es, sich gemeinsam
heiterem Genießen hinzugeben, als
des Alltags schwere Forderungen
zu erfüllen! ‒
Die
Ehe aber kann kein stetes „
Arm‐
in-
Arm”, ‒ kein stetes
Liebeskosen
sein und wenn auch jeder Eheteil dem
anderen
nur zu gerne stete Zärtlich‐
keit bezeigen möchte, so wird gar oft
die Sorge um des Lebens Notdurft, oder
sonstige Verpflichtung,
Anderes erhei‐
schen, und Liebesstunden werden
Feier‐
stunden bleiben! ‒ ‒
Hierfür fehlt aber allzuoft das rich‐
tige Verstehen!
Man möchte auch den
Alltag in der Ehe
nur als
Fest erleben, und fühlt sich „
um
sein Glück betrogen”, wenn er sich
als Alltag zeigt. ‒ ‒ ‒
Zu allem Überfluß läßt es sich meistens
nicht verhüten, daß
jeder Eheteil in sei‐
nem Alltag einem
anderen Bereich des
Lebens dienen muß.
Nun kann es sich ereignen, daß der
eine
nach getanem Werke
sich auf einer
Wellen-
Höhe des Empfindens fühlt,
indessen sich der
andere in einer Nie‐
derung weiß, die er erst
überwinden
muß, um
seine Höhe wieder zu
er‐
reichen.
Wenn man sich nun begegnet, und nicht
liebendes Verstehen alsbald aus‐
zuspähen sucht,
wie es dem ande‐
ren Teil zumute ist, dann
müssen
beide Teile
aneinander leiden, ob‐
wohl sich dieses Leid so leicht
vermei‐
den ließe, würde man nicht gar zu sehr
von seinem
eigenen Erleben einge‐
nommen sein. ‒ ‒
So mancher
Zwist wird nur hervorge‐
rufen, weil der
eine Eheteil nur
seinen
Alltag kennen will, und
für den Alltag
seines Gegenpoles kein Verstehen
zeigt!
Man spricht da
aus verschiedenen Er‐
lebnishöhen zueinander, und ist „
ge‐
kränkt”, wenn man sich
nicht ver‐
standen sieht, statt erst einmal
des
Anderen Erlebnislage zu
erfassen...
Dies alles aber ist nur Folge einer Sucht,
den Alltag um sein Recht zu brin‐
gen: ‒ sich
seinen Forderungen
möglichst zu entziehen! ‒ ‒ ‒
Die Sitte, seine Ehe, nach erfolgter äuße‐
rer Bestätigung, sogleich mit einer
Reise
zu beginnen, mag manches
für sich
haben, und doch trägt sie recht oft die
Schuld daran, wenn
glückliches Be‐
ginnen in
Enttäuschung endet. ‒ ‒
Frei von Alltagspflicht, und nur allein
dem heiteren Genießen hingegeben, be‐
ginnt ein Ehepaar auf solcher Reise sein
Gemeinsamkeitserleben unter Vorbedin‐
gungen, die selten oder nie im Leben
wiederkehren.
Zu leicht wird man verführt, in diesem
ungestörten Beieinandersein nunmehr
des Ehelebens Inbegriff zu sehen.
‒ ‒
Die Tage dieser Reise schaffen eine holde
Täuschung, der man gerne sich ergibt,
und die man nie beendet sehen möchte. ‒
Doch, ist das Ehepaar, das nun schon
glaubt,
die Ehe recht zu kennen, end‐
lich
heimgekehrt, so meldet sich zu‐
meist auch schon der
Alltag an und
heischt die Pflicht
gesonderten Er‐
lebens.
Die eigenen vier Wände sind der jungen
Gattin fremd wie eine Gasthofstätte, ‒
nur ist
der eigene Haushalt jetzt da‐
zugekommen und macht das Leben nicht
mehr ganz so leicht, wie es erschienen
war, solange auf der Reise
Andere für
alles sorgten, was man zum Behagen
brauchte. ‒
Zum erstenmal ist in der jungen Ehe
viele Stunden währende, ja oftmals
tagelange Trennung beider Ehegatten
nötig, und jeder Teil sieht sich vor Auf‐
gaben gestellt, die dem bisherigen Er‐
leben seiner Ehe völlig fremd geblieben
waren. ‒ ‒
Schon hier beginnt zuweilen
die Er‐
nüchterung des ersten Liebesrau‐
sches, und wahre
Liebe sieht sich schon
vor ihrer ersten Probe stehen...
Es ist nicht gar so leicht, sich aus der
Übersteigerung der Freuden seiner
Reisetage nun zu
lösen und den „
All‐
tag” zu bezwingen! ‒ ‒
In vielen Fällen hätte sicherlich sich
Besseres ergeben, wenn die Ehe erst
im Alltag aufgerichtet worden wäre,
bevor man sie in stetem
Feiertage,
und
losgelöst von jeder Alltagspflicht,
erlebte. ‒ ‒ ‒
Wie aber dem auch immer sei, so läßt
sich doch hier sagen, daß recht Erheb‐
liches gelungen ist, wenn sich das junge
Paar allmählich auch vertraut mit seinem
Alltag zeigt, denn
Ehe findet stets
erst
dann sich in
Bewährung, wenn sie den
Alltag zu bemeistern weiß. ‒
Ihr, die der
Ehe heilig-hehre Bindung
nun
vereint, wart euch vielleicht vor
gar nicht langer Zeit noch völlig
fremd!
Jeder von euch Beiden lebte noch sein
eigenes Leben, und der Kreis von Men‐
schen, der ihn dort umgab, war ihm ver‐
traut, wie er dem Kreise...
War es bisher das
Elternhaus, das euch
umhegte, dann mag auch innigstes Ver‐
bundensein euch täglich neu umfangen
haben, und treue Eltern- und Geschwi‐
sterliebe war um euer Wohl besorgt.
Vielleicht jedoch wart ihr schon längst
dem Elternhaus
entwachsen und eure
Freunde waren in der
Fremde euch er‐
standen?
Jetzt aber habt
ihr Beide euch gefun‐
den, und damit trat ein
neues Fühlen
nun in seine Rechte, das
anderer Ar‐
tung ist als
Eltern-
und Geschwister‐
liebe, ‒
anderer Artung als die tiefste
Freundschaft, und das
allein euch
Beiden gegenseitig gilt:
niemals mit
Anderen zu teilen ist...
Glaubt nicht, daß dieses neue Fühlen nur
bedingt sei durch das erdenhafte Glück
des
körperlichen Angehörens!
Wenn echte
Liebe euch vereint, dann
ist hier wahrlich
Anderes in euch er‐
blüht, das euch zwar nun auch
körper‐
lich vereint, zugleich jedoch die körper‐
liche Einung
überstrahlt mit über‐
erdenhaftem Lichte! ‒ ‒ ‒
Nun seid ihr
für das Erdenleben, ‒
zumindest eurem
Willen nach, ‒
ver‐
einigt, ‒ doch noch sind hier
zwei
Leben, die sich keineswegs von einem
Tage auf den anderen so
verschmel‐
zen lassen, daß sie schon wirklich jenes
eine neue Leben auch im äußeren Da‐
sein bilden könnten, das höchstes
Ziel
und hehrste
Hoffnung eurer jungen Ehe
ist! ‒ ‒
Vorerst müßt ihr euch noch
gedulden,
und alles Streben muß darauf gerichtet
sein, in gegenseitigem Gewähren zu
er‐
fühlen, wo sich: ‒ die
Trennungs‐
punkte eurer beider Lebensläufe zeigen,
und: ‒ wo etwa der eine schon dem
anderen
Einungspunkte darzubieten
habe...
Der Zwang des Alltags wird euch
hier ein guter Lehrer sein! ‒
Ihr werdet sicher
sehr viel mehr an
Trennendem gewahren,
als euch lieb
und wünschenswert erscheint, ‒
doch, wenn die
Liebe eure Augen schärft,
dann werdet ihr auch bald bemerken, wo
das eine Leben sich dem anderen am
ehesten
vereinen kann...
Was aber eure Leben bisher
trennte,
‒ in der ganzen
Auffassung des Le‐
bens, ‒ das sollt ihr klug, und völlig
eures Tuns
bewußt, stets mehr und
mehr zu
übersehen suchen, ‒ doch,
was zur
Einung eurer Beider, bis vor
kurzem noch getrennten Leben führen
kann, muß ebenso bewußt
gesucht und
gegenseitig dargeboten werden.
‒ ‒ ‒
Der Alltag wird euch manche harte
Probe
bringen, die ihr nur dann
bestehen
werdet, wenn ihr euch
Beide in dem ste‐
ten Streben findet: ‒ das
Einigende
eurer Beider Art, dem Leben zu begeg‐
nen, in und an euch
aufzusuchen, das
bisher
Trennende jedoch zu
ignorie‐
ren!
Die neue
häusliche Gemeinsamkeit
schon bringt so manche, oftmals nicht
ganz leichte Probe, die
bestanden
werden will...
‒ Solange ihr im
Einzel-Leben wart,
bewohnte jeder von euch Beiden seinen
eigenen Raum, den er nach
seiner Weise
schmückte, und in dem er alles, was ihm
lieb und wertvoll war, nach
seiner Weise
unterbrachte.
Jetzt aber lebt ihr in den
gleichen Räu‐
men, und wenn auch äußere Bedingungen
es euch erlauben sollten, daß dennoch
jeder außerdem sich einen
eigenen Be‐
reich für sich allein gestalten kann, so
wird
auch das gewiß
nicht ganz das
Gleiche sein, wie
eure frühere Allein‐
herrschaft in dem euch zugemessenen
Raum...
In allem seid ihr Beide
aufeinander
angewiesen, und eure
Liebe schon
wird euch bewegen, euer Heim doch
wohl zu
gegen-seitigem Gefallen aus‐
zubauen. ‒
Manche liebgewordene Gestaltung wird,
‒ aus welchen Gründen immer es ge‐
schehen möge, ‒ letzten Endes doch
dem
Anderen zuliebe aufgegeben werden
müssen, und manche alte Neigung wird
zu
wandeln sein, wenn eure Räume
wirklich eurer
Beider Heimstatt werden
sollen, in der sich
jeder Eheteil „
zu‐
hause” fühlt! ‒ ‒ ‒
Nicht minder wichtig als die Woh‐
nung ist die Speise!
Ich rede
nicht hier von der Frage, ob
man
Tierisches genießen solle, oder
alles, was vom Tiere stammt,
zu meiden
habe, ‒ und auch nicht von
anderen
„Reformen” der Ernährung!
Wer sich
der Sünde fürchtet, ‒ ein
Tier zu schlachten, oder zu erjagen, der
unterlasse solches, aber er glaube nicht
etwa, ein
besserer Mensch zu sein,
und öde Andere nicht an mit Lehren,
die allzubillig sich erhandeln lassen
auf dem bunten Jahrmarkt mensch‐
licher Verstiegenheiten! ‒ ‒ ‒
Ich aber rede hier nunmehr nur von der
Zubereitung dessen, was dem Erden‐
körper neue Aufbaustoffe bieten soll.
Ihr stammt aus zwei verschiedenen El‐
ternhäusern, vielleicht sogar aus von ein‐
ander weit entfernten Heimatsgauen, ‒
und in jedem dieser,
schon durch Lan‐
desart vielleicht bestimmten Eltern‐
häuser herrschte eine
andere Art der
Nahrungszubereitung.
Was jeder aber stets
gewohnt war,
schätzt er über alle Maßen, ‒ und wie
die Speise
zubereitet wurde, die man
ihm von Kindheit auf zu reichen wußte,
so will er sie
auch weiter zubereitet
sehen...
Auch hier gibt euch der Alltag reich‐
liche Gelegenheit euch anzuglei‐
chen!
Mag man auch lächeln, finde ich hier diese
Dinge der Erwähnung wert, so wird
doch manche Ehe leider
aus Erfahrung
wissen, daß schon oft ein sorglichst
wohlbereitetes Gericht
die Zwietracht
an den Tisch des Hauses brachte. ‒ ‒
Ihr seid nunmehr
zu Zweien, und ver‐
pflichtet,
euch einander anzupassen,
obwohl da jeder nur auf
seines Eltern‐
hauses Küche schwört, und jeder
seine
eigenen Vorlieben und Abneigungen
gegenüber manchen Speisen hegt.
Sehr oft jedoch ist
eines Ehegatten
„Lieblingsspeise”
darum nur
dem an‐
deren ein Greuel, weil sie im Aufbau
seines Körpers
nicht die gleiche Wir‐
kung zeitigt, ‒ und manche
Ableh‐
nung der Zubereitung resultiert aus
instinktivem Fühlen,
daß sie dem
physiologischen Bedürfnis eigener
Natur
zuwiderläuft...
Da man jedoch
gemeinsam speisen will,
so ist es oft recht schwer, weit ausein‐
anderstrebendes Bedürfnis zu befriedi‐
gen, zumal, da vielfach der
Geruchsinn
schon durch diese oder jene, nicht der
eigenen Natur gemäße Speise
bis zur
Unerträglichkeit gefoltert wird. ‒
Hier wird nun jeder Eheteil erst zu
er‐
fühlen suchen müssen, was dem ande‐
ren
Gewohnheit lieb zu machen wußte,
oder was er
aus Instinkt begehrt, und
aus dem gleichen, gut begründeten In‐
stinkt,
zu meiden strebt. ‒
Auch hier wird jeder von euch Beiden
auszuspüren haben, wo die „
Tren‐
nungspunkte” liegen, und wo ihr euch
von selbst
beim gleichen Wählen und
Verwerfen findet!
Glaubt nicht, daß
solches gegensei‐
tige Verstehen etwa
überflüssig wäre,
oder, daß ich gar
von jenen wunder‐
lichen Ehen rede, in denen nur des
Mannes Gaumenlust bestimmt, was auf
den Tisch des Hauses aufgetragen wer‐
den darf! ‒ ‒
Der
Zwang des Alltags: stetig wieder
neue
Nahrung darzubieten, gibt für
beide Teile einer Ehe reichliche Gele‐
genheit,
sich gegenseitig Freude zu
bereiten und die eheliche Harmonie
zu fördern, ‒ denn
körperliches
Wohlbehagen löst auch
seelisches Be‐
hagen aus! ‒ ‒ ‒
So mag man, wo es
möglich ist, auch
zu gewissen Tagen dafür Sorge tragen,
daß
nicht nur Allernötigstes den
Tisch des Hauses decke, obwohl ich
weit
davon entfernt bin, hier etwa der
Es‐
sens-
Schwelgerei das Wort zu re‐
den...
Es läßt sich aber oft mit
kleinen Dingen
recht viel Freude schaffen, ‒ beson‐
ders wenn aus ihrer Darbietung ersicht‐
lich wird, daß man sich gegenseitig
Freude
bringen wollte, durch
Erfül‐
lung irgend eines kleinen Lieb‐
lingswunsches, der sich mit Leichtig‐
keit erfüllen ließ. ‒ ‒
Wie hier die
Frau des Hauses
ihres
Gatten Neigung liebevoll erspähen
wird, so möge aber auch
der Mann ver‐
suchen, ihr
die kleinen Überraschun‐
gen zu bieten,
die Frauen meist so
sehr zu schätzen wissen! ‒ ‒
Ein wenig „
Überfluß” ‒ und halte er
sich auch
in sehr bescheidenen Gren‐
zen ‒ wird in der
Ehe, wie auch sonst
in diesem Erdendasein, stets das Mit‐
einanderleben
freudiger und
leichter
machen, so daß man dort, wo er sich ir‐
gend noch
bereiten läßt, gewiß nicht
von „
Verschwendung” reden darf!
‒ ‒ ‒
Hier aber führt ein Schritt nur uns zu
einer gegensätzlich
anderen Art, den
Zwang des Alltags in der Ehe zu
empfinden, ‒ und wahrlich: ‒ hier ist
bitterer Zwang!
Ich denke an den oft so
schweren
Kampf, um auch nur
unentbehrlichste
Ernährung aufzutreiben, ‒ an den
Zwang zu
unerbittlichster Erschöp‐
fung aller Kraft, um soviel zu verdie‐
nen, daß man die
dringendsten Er‐
fordernisse seines Lebens
gerade noch
bestreiten kann. ‒ ‒
Wahrlich: ‒ die
Ehe, die mit
solchem
harten
Zwang des Alltags rechnen
muß, sieht beider Eheteile
Liebe täglich
neu vor
ernster Prüfung stehen! ‒ ‒ ‒
Zugleich ist aber beiden Teilen hier ‒
wie nirgends sonst ‒ Gelegenheit ge‐
schaffen, sich ihre
Liebe zueinander
täglich neu zu offenbaren durch die
Tat: ‒ sich gegenseitig
Hilfe darzu‐
bieten, und sich das Allzuschwere ge‐
genseitig zu
erleichtern, wie nur
Liebe
hier erleichtern
kann. ‒ ‒ ‒
‒
Mehr noch, als in
erfreulicheren
Lebenslagen, werdet ihr euch
seelisch
ineinanderschmiegen müssen, wenn
sich der
Zwang des Alltags eurer
Ehe
in so
harter Weise fühlbar macht!
Gebt
nicht dem leisesten Empfinden
in euch Raum, das euch gerade
hier die
innere Gemeinsamkeit
verlieren lehren
könnte, wo sie
am allernötigsten ge‐
fordert wird, wollt ihr als
Sieger einst
aus solchem Kampfe schreiten!
Auf Schritt und Tritt könnt ihr euch
hel‐
fen, ‒ selbst, wenn es nicht
von
außen her geschehen kann, wenn nur
der
eine Eheteil auf
seine Weise stets
des
anderen verbrauchte
Kraft in Liebe
zu
erneuern: ‒ des anderen Teiles
schon gesunkenen
Mut aufs neue
auf‐
zurichten sucht! ‒ ‒ ‒
Vergeßt
jedoch auch nicht, daß ihr euch
zum
Verhängnis werden könnt, wenn
beide Teile, ‒ statt sich aneinander im‐
mer wieder zu
erheben, ‒ einander
niederziehen, weil euch die
Not ver‐
führt, zu glauben, daß sie
leichter trag‐
bar sei, wenn man sie stetig sich
vor
Augen halte, und auch Sorge trage,
daß
der Andere sich
ja nicht etwa da‐
zu aufzuschwingen wisse,
seiner Last
zu spotten! ‒ ‒ ‒
Ihr könnt euch
dann nur wirklich hel‐
fen, wenn
Einer stets im Anderen
lebt, und ihr die Zwangslast, die der
Alltag auf euch bürdet,
gemeinsam zu
ertragen sucht, ‒
verbergend,
daß
sie euch in gleicher Weise wie den
Anderen drückt! ‒ ‒
Nichts ist törichter, als
einen Zustand
zu bejammern und durch stete Kla‐
gen unerträglich zu gestalten, den
man
durch eigenes Tun nicht ändern
kann!
Ist man jedoch
imstande, ihn zu
än‐
dern, dann wird
erst recht die stete
Klage
nichts verbessern, sondern nur
den Antrieb hemmen, der
in ganzer
Kraft vonnöten ist, will man aus sei‐
ner üblen Lage sich
befreien. ‒ ‒ ‒
In welcher Weise aber auch der
Zwang des Alltags sich in eurer Ehe
äußern mag: ‒ er kann in
jeder Form
euch
Segen bringen, wenn ihr ihm
richtig zu genügen wißt!
Und ist auch
anderes Leben in ihn ein‐
bezogen, so wird auch
dieses Leben
Segen oder
Fluch erfahren, je nach
eurer Art, dem Alltag
zu begegnen...
Man kann nicht
segnen und
zugleich
auch an der gleichen Stelle
fluchen, ‒
und so auch kann man
anvertrautes
Leben nicht mit
Segen und mit
Glück
erfüllen, wenn man zugleich sein
eige‐
nes Leben ‒ durch das eigene Verhal‐
ten ‒ nur mit
Fluch belädt, und ihm
auf solche Weise
jede Glückesmög‐
lichkeit entzieht! ‒ ‒ ‒
Erfüllung aller eurer Wünsche aber
wird euch werden, wenn ihr dem
Zwang des Alltags so Genüge leistet,
daß ihr zuletzt ihn ganz
beherrschen
lernt!
Dann werdet ihr auch
Feste feiern kön‐
nen, so, wie sie zu feiern
sind, soll
euch aus ihnen wieder neue Kraft er‐
stehen, um den Alltag zu
ertragen,
‒ ‒ den gleichen
Alltag, der doch
letzten Endes immer wieder eurer
Feste frohen
Anlaß schafft! ‒ ‒ ‒
* *
*
ES
könnte so unendlich viel mehr
Glück in mancher Ehe sich entfalten,
würde man sich mehr
bemühen, stets
nach
Einigkeit zu streben! ‒ ‒
Man
unterschätzt gar sehr
den Wert
der Eintracht,
als Erhalterin des
Glückes, sonst würde man sie nicht so
oft um eitler Dinge willen
stören: ‒
um „
Meinungen” und „
Ansichten”
zum Sieg zu bringen voreinander, die
wahrlich
wenig wiegen, wägt man in
der anderen Hand sein
Glück! ‒ ‒ ‒
Durch jegliche
Lappalie bringt man
seiner Ehe
Eintracht in Gefahr, ‒ und
wenn sich alle Eheleute, die ihr Glück in
Scherben gehen sahen,
fragen wollten,
was der dann folgenden Zertrümmerung
einst
ersten Anlaß dargeboten habe,
dann würde sich, weit öfter als man
glauben möchte, zeigen, daß meist
ganz
lächerliche Störungen der Einigkeit
Vernichtung ehelichen Glückes
wirkten, ‒ auch wenn man
später dann
noch
andere Gründe schuf,
die nie
geschaffen worden wären, hätte man
sich vorher nicht entzweit. ‒ ‒ ‒
Ich rede nicht nur von „
Rechthaberei”
und „
Eigensinn”, die beide nur als
Wehr der Dummheit, oder als das
kläglich armselige Schild
verknöcher‐
ter Erstarrung anzusehen sind, als
welche sie bekanntlich ja in
allen
Lebensbindungen zum „Schrecken” aller
Denkbeweglichen und
seelisch
Freien werden: ‒ zu einem „Schrecken”
den nur
Mitleid bannt und
Ironie ver‐
scheucht! ‒ ‒
Ich rede hier vielmehr von
jener Art
der
Eintrachtstörung bei der die
Gegensätze tatsächlich
bedeutsam sind,
und dennoch
Ausgleich möglich wäre,
würden
Klugheit und
Vertrauen
liebevoll versuchen,
die Basis der
Vereinungsmöglichkeit zu finden, ‒
und schließlich rede ich von einer
Tor‐
heit, der ihr Weltbild schon vernichtet
scheint, wenn um der
Eintracht willen,
Weiß als „
Schwarz” und
Schwarz
als „
Weiß” bezeichnet werden soll!
‒ ‒
Selbst wenn ganz unbestreitbar alles
„
Recht” auf
deiner Seite ist, wirst
dennoch du versuchen müssen, einen
Ausgleich herzustellen, ‒ auch wenn
der Augenblick erfordert, daß du
um
der Eintracht willen auf dein „Recht”
verzichtest, bis es der Andere
aus
freien Stücken dir dann später viel‐
leicht
zugesteht!
Betrachte,
was dein eheliches
Glück dir
gilt, und wäge dann
den Wert der
Dinge,
die es in Gefahr zu bringen
suchen! ‒
Dann wähle, was dir
mehr am Herzen
liegt! ‒ ‒
Sehr selten wird es sich um Dinge
handeln,
die so bedeutsam sind, daß
sie dich in Bereitschaft finden
müssen,
selbst dein
Eheglück zu opfern,
wenn
sie nicht
in solcher Weise zwischen
euch Entscheidung finden, daß ihre
strenge Forderung
auch im Bestehen
deines Glücks erfüllbar bleibt. ‒
Zu allermeist wird eheliche Eintracht
nur gestört durch Streiten über Fragen,
die sehr wohl
Antwort der ver‐
schiedensten Gestaltung finden
können...
Es kommt nur darauf an, daß du den
Anderen alsdann
gewähren läßt, wie
er nun einmal
will, und ruhig
wartest,
bis er seinen Irrtum einsieht, oder
‒ ‒
bis du selbst erkennst,
daß du
im Irrtum warst. ‒ ‒ ‒
So wird dann
Harmonie erhalten und
euer
Eheglück wird durch ein wenig
Selbstbeherrschung der Gefahr ent‐
zogen.
Wille zur Einigkeit muß euch
zur
unbedingten Forderung des
Glückes werden, und
keiner beider
Teile darf sich dieser Forderung
ent‐
ziehen wollen!
Es hängt zu viel von ihrer stetigen
Erfüllung ab! ‒ ‒
Bei jeder
Möglichkeit, die zur
Ent‐
zweiung führen
könnte, ‒ und sei es
auch Entzweiung nur für eine kurze
Stunde, ‒ müßt ihr euch klar zu machen
suchen, daß doch
der Mensch vor
allen Dingen steht, so daß die Auf‐
fassung der
Dinge, die in Frage
kommt, doch wahrlich erst in
zweiter
Linie der Beachtung würdig bleibt, wenn
sie nicht
ganz und gar belanglos
wird, wo
Menschenglück Beachtung
heischt!...
Ihr dürft auch
nie vergessen, daß diese
Auffassung der
Dinge, die euch heute
„
wichtig” scheinen will, zu einer
anderen Zeit ganz
in Bedeutungs‐
losigkeit versinken kann! ‒ ‒
Vor allem aber lernt erkennen, daß
Gegensatz nicht
aus der Welt zu
schaffen ist durch
Streit! ‒ ‒ ‒
Auch dort, wo ihr empfindlich
leiden
möget, weil euch plötzlich
Gegensätze
zu Bewußtsein kamen, die als
völlig
unvereinbar gelten, werdet ihr mit
allem
Streiten, allem
Überzeugen‐
wollen nichts gewinnen! ‒ ‒
Ihr werdet euch nur selbst auf solche
Weise schließlich um die Möglichkeit zu
bringen wissen, eine
Brücke aufzu‐
richten,
auf der ihr euch begegnen
und erneut vereinen könntet...
So manche Ehe wäre heute
nicht zer‐
stört, wenn man den Gegensatz, der zur
Zerstörung führte, einst
in sich be‐
ruhen hätte lassen, ‒
der Zeit und
ihrer Ausgleichswirkung sich ver‐
trauend, ‒ statt sich in Kämpferstellung
aufzurecken und sein
vermeintlich
oder
wahres „gutes Recht” in Wort
und Tat zu suchen, ‒ Verletzung
durch
Verletzung fordernd, ‒ bis das
letzte Fünklein
Liebe sich in
Haß ge‐
wandelt hatte. ‒ ‒ ‒
Ihr aber, die ihr eure
Ehe erst
be‐
ginnen wollt, ‒
ihr habt die Macht
noch in den Händen, die so mancher
anderen Ehe längst
verloren ging: ‒
‒ die Macht, euch bitterste Enttäuschung
zu
ersparen! ‒ ‒ ‒
So hütet euch denn vor dem ersten
Streit! ‒ ‒ ‒
Sobald ihr
einmal nur im
Streite
euch begegnet seid,
habt ihr schon
viel von eurer Macht verloren!
Zwar mag der Streit durch eure
Liebe
bald
geschlichtet werden, aber in den
dunklen Schächten
unbewußten Füh‐
lens bleibt
Erinnerung zurück, auch
wenn
im Denken alles längst ver‐
gessen wurde...
Bei jedem
neuen Anlaß, der zum
Streite führen
könnte, fühlt ihr euch
aus dem Unbewußten nun zur
Wieder‐
holung aufgefordert, und ihr
erliegt
dem dunklen Raunen, ohne recht zu
wissen, wie euch das geschieht...
Wo
einmal Streit war,
will er immer
wiederkehren, wie sehr der Mensch
sich auch
dagegen sträuben mag, ‒
und stetig wird er
neue Gründe auszu‐
heben wissen, aus denen er gespenstig
sich beleben kann, wenn man ihn nicht
begräbt,
noch während er versucht,
aufs neue zu erstehen! ‒ ‒ ‒
Darum: ‒ solange ihr den
ersten Streit
vermeiden könnt,
strengt alle eure
Kräfte an und sucht ihn zu ver‐
meiden! ‒ ‒ ‒
Es wird euch
weitaus schwerer,
seine
Wiederkehr ihm zu versagen,
als es euch schwer sein mag, ihm
seinen ersten Eintritt in das Leben
eurer Ehe zu verwehren!
Habt ihr ihm
einmal Rechte
zuge‐
standen, so wird er sie zu
wahren
wissen, ‒ und schließlich wird es euch
unmöglich scheinen, in eurer Ehe
ohne
Streit zu leben...
Es gibt genugsam Menschen, die es
niemals fassen können, daß auch der
kleine Streit, der ihnen längst
alltäg‐
liche Gewohnheit wurde, aus einer
Ehe zu
verbannen ist, wenn
beide
Teile ernstlich ihn verbannen
wollen!
So, wie dem Fuchs der Fabel jene
Trauben „sauer” heißen, die er sich nicht
holen kann, so suchen sie nun sich
und anderen Eheleuten einzureden, daß
eine
Ehe, die nur
Eintracht kennt, für
sie
ganz unerträglich wäre, und wohl
nur bei Menschen möglich werden könne,
die
zu keiner resoluten Lebens‐
äußerung befähigt seien...
So töricht solche Rede ist,
so frevel‐
haft ist es, den
Streit gleichsam
als
integrierenden Bestandteil ehe‐
lichen Lebens aufzufassen!
Wie
oft ward leider schon der
kleinste,
halb aus
Scherz geführte
Streit, zum
ersten Anlaß ehelicher Auseinander‐
setzungen, die endlich alles Glück
zer‐
rütten mußten! ‒ ‒
Wo solches aber
möglich ist, da ist
fürwahr die
Pflicht gegeben,
alle
Kräfte aufzubieten, um die
Eintracht
stetig in der Ehe zu
erhalten! ‒ ‒ ‒
Doch, auch das beste Wollen mag zu‐
weilen
unterliegen, wenn
Affekt es
plötzlich rücklings überfällt...
Ist so der Streit
hereingebrochen,
gleich einer Wasserflut, die ihre Dämme
brach und nun das blühende Gefilde
plötzlich in ein Schlammfeld wandelt,
dann muß es eure erste Sorge sein,
so bald als irgend möglich solchen
Zustand wieder aufzuheben, ‒ und
nie ist es zu früh, will man die alte
Ordnung
wiederkehren sehen...
Jetzt ist es
mehr als sonst noch nötig,
daß ihr Beide
guten Willens seid und
gegenseitig euch zu helfen sucht,
damit euch
Harmonie in eurer Ehe
wiederkehre!
Nie darf es dazu kommen, daß der
eine
Eheteil dem anderen
weiter grollt,
auch wenn er dessen Absicht sieht,
Ver‐
söhnung anzubahnen!
Doch sollt ihr euch auch jetzt nicht
vor‐
einander reinzuwaschen suchen,
ängstlich bestrebt, nur ja die liebe eigene
Eitelkeit vor Schaden zu bewahren!
Und noch viel weniger sollt ihr nun‐
mehr beginnen, festzustellen, wen die
Schuld an dem Zerwürfnis trifft: ‒ wer
etwa
mehr, wer
nicht so sehr im Un‐
recht war!
Es ist töricht, und kann nur zu leicht zu
neuem Streite führen, wenn ihr nunmehr
mit vielen Worten euch beweisen wollt:
‒ „
warum” ‒ „
weshalb” ‒ „
wie‐
so” ‒
ihr euch vergessen konntet!
Stets sucht dann nur die
Eitelkeit des
Einzelnen, ‒ und sei es auch nur völlig
unbewußt ‒ zu Wort zu kommen, und
will
um jeden Preis verhüten,
daß
sie bei dem Friedensschluß etwa
„
Terrain verliere”...
Oft ist der
eine Eheteil schon längst
bereit,
den Frieden anzubieten, und
nur die Furcht,
durch Abweisung in
seiner Eitelkeit gekränkt zu wer‐
den, hält ihn zurück, und läßt ihn nicht
zum
ersten guten Worte kommen. ‒ ‒
So steht ihr Beide euch dann gegenüber,
und keiner wagt,
sich selbst zu über‐
winden, ‒ keiner will „
der Erste”
sein, der sich
versöhnlich zeige...
In kindlich lächerlicher „
Pädagogik”,
wollt
ihr, die ihr euch eben noch so
unerzogen zeigtet, nun euch gegen‐
seitig
zu erziehen suchen, wobei ihr
ganz im Stillen hofft,
erneuten Streit
am besten
dadurch abzuhalten, daß
ihr euch jetzt, ‒ im Herzen längst ver‐
zeihend, ‒
nach außenhin recht un‐
versöhnlich zeigt, da so der Andere
sehen könne, wie es
schwer sei,
nach
dem Streite wieder
Frieden zu er‐
langen...
Ihr solltet euch fürwahr ein wenig vor‐
einander
schämen, ‒ vielleicht, daß
dann die
Scham euch schneller zu‐
einander führen könnte! ‒ ‒
In
eurer Art,
Versöhnung zu ver‐
suchen, werdet ihr euch gegenseitig nur
stets
weiter quälen und wenn kein
äußeres Geschehen euch zuhilfe
kommt,
das euch zu zwingen weiß,
euch wieder zu vereinen, dann könnt
ihr
tagelang so weiterschmollen, ohne
euch zu finden! ‒ ‒
Ihr
kompliziert das ohnehin euch nicht
ganz einfach Scheinende
in eurer Vor‐
stellung nur immer mehr, und
immer
schwerer wird es euch,
Nächst‐
liegendes zu tun, indem ihr gegen‐
seitig eines jeden Mund, ‒
der doch
nicht weiß wie er die erste Rede
formen soll, ‒ mit einem resoluten,
heißen
Kuß verschließen würdet...
Damit es aber
niemals euch begegnen
kann, daß ihr wie trotzig-ungezogene
Kinder aufeinander wartet: ‒ „
Wer
wird nun der Erste sein,
der nach‐
gibt?” ‒ so will ich euch raten, daß ihr
gegenseitig euch in
guten Tagen
streng
gelobt,
euch niemals abzuweisen,
wenn, nach einer Trübung eures Einver‐
nehmens, der
eine Eheteil
den anderen
versöhnen will! ‒ ‒
Ihr sollt euch dabei
feierlich ver‐
pflichten, daß eure Aussöhnung auch
niemals durch die liebe Eitelkeit
behindert werden darf, und daß
der
Erste, der Versöhnungswillen zeigt,
nicht etwa fürchten muß, sich durch sein
Wiedernahenwollen
als am meisten
schuldhaft zu bekennen! ‒ ‒
Ihr sollt euch weiter
streng geloben,
daß nach erfolgter
Aussöhnung, der
„
Grund” des beigelegten Streites
nicht
mehr Gegenstand erklärender Erör‐
terungen werden darf, und daß es
nie
für einen von euch Beiden etwa „
Unter‐
werfung” heißen soll, wenn er,
als‐
bald nach einem Zwist,
dem anderen
Teile in Versöhnlichkeit zu nahen
sucht! ‒ ‒
Wenn es euch schon unmöglich wurde,
stete Eintracht zu erhalten, so wird
euch wenigstens nun
das bestehende
Gelöbnis helfen,
Trotz und Eitel‐
keit zu überwinden, wenn sie euch
hindern wollen, euch
erneut in Eintracht
zu begegnen. ‒ ‒ ‒
Besser freilich ist es, ihr erzieht euch
gegenseitig durch das
Beispiel und die
Tat, und gegenseitig
wissend, daß ihr
euch dazu erziehen
wollt: ‒ zum
Wil‐
len zur Einigkeit!
Auch da muß aber
alle Eitelkeit von
vornherein beseitigt werden!
Es muß
unmöglich sein, daß einer von
euch Beiden etwa „
triumphiert”, weil
er den anderen
in Schwäche sah, und
nur durch
eigenes kluges Handeln
einen Streit vermied! ‒ ‒
Ihr sollt vielmehr, ‒ des Glückes einge‐
denk, daß ihr euch helfen
könnt, ‒ in
jedem Augenblicke eures Lebens euch
auch helfen
wollen, ohne aber jemals
euch zu
überheben, wenn ihr helfen
durftet! ‒
Der einen Streit
vermeiden half, weil
er in kluger Weise „
einzulenken”, ‒
„
nachzugeben” wußte und nicht noch
Öl ins Feuer goß, darf sich wahrhaftig
seiner Kraft der Mäßigung er‐
freuen, ‒ allein, in gleicher Weise
wird der
andere Teil, der sich
zur
Ruhe wenden ließ, auch wenn ihn
schon
Erregung fassen wollte,
sich
in Freude fühlen dürfen, weil es ihm
gelang,
sich selbst erneut in eigene
Gewalt zu bringen. ‒ ‒
Nur dann seid ihr in rechter Auffassung
der Dinge, wenn ihr euch
gegenseitig
immerdar zu danken wißt,
daß es
durch eurer Beider guten Willen
wieder möglich war,
die Glücksge‐
fahr zu bannen!
Es ist jedoch
auch hier nicht gut, etwa
nachher davon zu sprechen,
wie man
der Gefahr entronnen sei, ‒
wo
sich der Fehler finde, der sie immer‐
hin
heraufbeschwor, und wer wohl
richtiger gehandelt habe...
Auch
ohne jegliche Erwähnung
weiß
der Teil, der sich vorher „
vergessen”
hatte,
daß er fehlte.
Er wird dir
sehr zu
danken wissen,
wenn du es
ihm allein nun überlassen
willst, in sich die rechte Art und Weise
aufzufinden,
wie solches Fehlen künf‐
tig meidbar werden könne! ‒ ‒
Nichts aber rächt sich bitterer in
einer Ehe,
als ein Zwang,
sich ge‐
genseitig voreinander zu ernied‐
rigen!
Demütigungen voreinander sind
das
fürchterlichste Gift für eine jede Ehe,
und
nach Jahrzehnten noch kann die‐
ses Gift zur
Wirkung kommen! ‒ ‒ ‒
Ihr sollt euch gegenseitig nur
in Ehr‐
furcht sehen wollen, und
müßt ihr
euch zuweilen auch in euren Schwä‐
chen sehen, so dürft ihr doch die
Ehr‐
furcht voreinander
nicht verlieren!
Überseht,
bewußt, die Schwächen, ‒
redet
nie davon, ‒ und
zeigt einander
nicht, daß einer um des anderen Schwäche
weiß! ‒ ‒ ‒
Stärkt ständig gegenseitig euer
Selbstvertrauen, und lehrt euch, durch
die Art, wie ihr euch zu begegnen wißt,
die Achtung vor euch selbst! ‒ ‒ ‒
Verpflichtet euch, daß ihr allein das
Gute,
Starke und
Erfreuliche an euch
beachten, ‒ was
fehlerhaft und
schwach ist, aber
ignorieren wollt!
‒ ‒ ‒
In
keinem menschlichen Verhältnis ist
es so
verhängnisvoll, dem Neben‐
menschen
seine Fehler vorzuhalten,
als in einer
Ehe...
Was man sich in der Ehe gegenseitig
lehren kann, das muß für jeden beider
Teile
aus dem eigenen Erleben re‐
sultieren!
Nie darf man etwa gegenseitig sich „
be‐
lehren” wollen, so wie der
Lehrer
seinen
Schüler lehrt! ‒ ‒ ‒
Es ist zu tief schon im
Geschlechtlichen
begründet, daß jeder Teil vom anderen
nur in der denkbar schönsten Form
gesehen werden will, als daß ein stetes
Lehrenwollen, oder gar ein täppisch‐
tölpelhaftes stetes
Fehlerkorrigieren,
nicht die
unheilvollsten Folgen haben
müßte, selbst wenn sich diese Folgen
nicht im Augenblicke zeigen! ‒ ‒ ‒
Wie sollen in der
körperlichen Einung
sich
die Seelen einen können, wenn
stetig der Gedanke Störung schafft, daß
hier nur
körperlicher Trieb befriedigt
werden will, derweil dem anderen Teil
nichts recht an einem ist, ‒ es sei
denn eben dieser
Leib, der sich
miß‐
braucht fühlt, wird er nur
zum Spiel‐
ball der Begierde von dem Anderen
herabgewürdigt!? ‒ ‒ ‒
Kein Mensch ist ganz von allen Fehlern
frei, doch ist es nur
naturbedingt, daß
er sie dort, wo er
Geschlechtsverei‐
nung sucht, von seinem Gegenpole
übersehen wissen will! ‒
So mancher
Ehebruch ist nur begangen
worden, weil ein Mensch in seiner eige‐
nen
Ehe sich
um seiner Mängel wil‐
len so gering geachtet wußte, daß es
ihm wie „
Erlösung” schien, als er den
anderen Menschen
außer seiner Ehe
fand, der ihn ‒
trotz seiner Mängel ‒
schätzte, und ihn
in jener Art zu
sehen suchte,
wie er selbst gesehen
werden wollte...
Gewiß ist hier zu sagen, daß das Leben
einer
Ehe einen Menschen
anders zeigt,
als er sich
dort gibt, wo
kein rechter
Anlaß ist, der seine Fehler offenbaren
könnte!
Allein: ‒ gerade
so, wie er sich
ohne
seine Fehler gibt, will
jeder Mensch
von Anderen „
genommen” werden...
Da es nun in der
Ehe aber
unvermeid‐
bar bleibt, daß man sich auch
in seinen
Fehlern kennenlernt, so ist da nur zu
helfen, wenn man
gegenseitig sich
verpflichtet, daß man
mit aller Ab‐
sicht seine Fehler übersehen will.
‒ ‒ ‒
So nur wird man sich
vieles Leid er‐
sparen und sich gegenseitig wirklich
Glück ins Leben bringen!
Versteht ihr,
was es heißen will, ein
Glück der
Einheit als ein
Glück zu
Zweien in der innigsten Vereinung
aufzurichten, dann wird es euch gewiß
gelingen,
eure Ehe rein zu halten von
Verärgerung und Zwist!
Ihr werdet jeglicher Gefahr
begegnen
können, wenn ihr nur euch vereinigt
wißt im
Willen zur Einigkeit! ‒
Auch hier wird bloßer „
Wunsch” nur
wenig helfen können!
Es wird nur selten Menschen geben, die
nicht „
wünschen” würden, Einigkeit in
ihrer Ehe zu erhalten...
Wenn es nun
trotzdem so viel
Streit
und
Zank in manchen Ehen gibt, und
auch die scheinbar „guten” Ehen sich
noch
Überfluß an Leid durch manche
Trübung ehelichen Einvernehmens schaf‐
fen, so ist das
daran nur gelegen, daß
der
Wille mangelt! ‒ ‒ ‒
Meist ist man solchen Mangels
nicht
bewußt, da man den „Wunsch” schon
für den
Willen hält...
Wille zur Einigkeit lebt aber nicht, wie
jeder bloße „
Wunsch”, nur aus der
Hoffnung, daß
vielleicht gelingen
möge, was man wünscht!
Wille zur Einigkeit ist unverbrüchliche
Gewißheit, daß man Einigkeit erhal‐
ten
kann und Einigkeit erhalten
wird!
‒ ‒ ‒
Wille zur Einigkeit
kennt keine
Grenze des Vertrauens zu sich
selbst, und weiß sich
unbesiegbar
auch wenn ständig ihn
Gefahr um‐
droht! ‒ ‒ ‒
Von solchem
Willen aber, ‒ nicht von
„Wünschen” hängt es ab, ob eurer Ehe
stete
Einigkeit erhalten bleibt! ‒
So werdet ihr euch nun entschließen
müssen, diesen
Willen aus dem „Wun‐
sche” zu
erwecken und ihn stetig in
euch
wach zu halten! ‒ ‒ ‒
Seid ihr im wahren
Willen zur Einig‐
keit, dann wird
Zwietracht eure Ehe
nicht erreichen können!
Nichts wird euch
gleichen Wertes dün‐
ken, wie euer
Glück, das nur errichtet
werden kann, wenn Eintracht in der Ehe
unverletzlich bleibt! ‒ ‒ ‒
Dann aber wird die
Liebe erst in eurer
Ehe die
Erfüllung finden, die sie in
jeder Ehe finden sollte!
Dann ist die
Liebe eurer Ehe wahrlich
„
stärker als der Tod”, und
bleibt
bestehen,
wenn auch dieses Erd‐
balls Trümmer längst im Raum zu
Weltenstaub zermahlen wurden! ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
* *
*
WO jemals hier auf Erden Glück
erstand, da mehrte es die Glückes‐
Möglichkeiten dieser Erde noch für
fernste Generationen!
Glück aber läßt sich in
gewissem Sinne
auch „
vererben”, und wie sich
erden‐
hafter Reichtum fortvererben läßt auf
Kind und Kindeskinder, so kann ein
Elternhaus sein
Glück: ‒
das Glück
der wahren Ehe, allem was aus ihm
hervorgeht,
hinterlassen...
‒ Von seinen frühesten Tagen an wird
es dem Kinde einer Ehe
fühlbar
werden, ob seiner Eltern Lebensbund
mit Glück gesegnet ist, wie es auch
fühlen muß, ob
Hader und
Zerwürf‐
nis beide Menschen trennt, die ihm sein
erdenhaftes Leben gaben. ‒ ‒
Wohl kommt es dem Kinde noch nicht
zu Bewußtsein, was es fühlt, und doch
ist es, ‒ noch
nicht imstande, sein
Empfinden sich
zu deuten, ‒
ge‐
zwungen,
jede Schwingung auf‐
zunehmen, die aus dem Blute
derer
kommt, die sich in ihm
auf Erden
irdisch weiterzeugten...
Man weiß sehr wohl, daß sich im Blute
Kraft wie
Krankheit fortvererben: ‒
Begabung und
Talent, wie stumpfes
Unvermögen, allein man ahnt zur Zeit
noch nicht,
daß Blut Aussender und
Empfänger feinster Strahlen ist, für
die das Instrument, das sie
bezeugen
könnte, noch nicht erfunden wurde, ‒
vielleicht auch nie erfunden werden
kann. ‒ ‒
So weiß man denn auch nicht,
daß
dieser Strahlen Schwingungsart
bestimmt wird durch das Eltern‐
paar, ‒ durch
Zeit und
Ort der väter‐
lichen
Zeugung, wie der mütterlichen
Schwangerschaft, ‒ und daß natur‐
gegebene
Verbindung zwischen Kind
und Eltern
bleibt, solange dieser Eltern
Erdenleben währt. ‒ ‒ ‒
Man weiß nicht, daß hier
steter
Schwingungsaustausch wirkt, durch
den der
Vater unbewußt des Kindes
Seele formt, die
Mutter aber
noch
weit stärker dieser Seele Formung
mitbestimmt vom ersten Tage an. ‒ ‒
Auch wenn das Kind
erwachsen ist,
bleibt dieser Schwingungsaustausch stets
bestehen, mag ihm dann auch des
Kindes
Eigenleben stärkere
Verdrän‐
gung schaffen, oder mag er nach wie
vor in
gleicher Weise
aufgenommen
werden. ‒
Nur dann ist eine Art der
Trennung
hier bewirkbar, wenn das Kind
bewußt,
durch eine neue intensive Einstellung
des Fühlens, sich einem
anderen Men‐
schen durch die Strahlungen des Blutes
zu verbinden sucht.
Dann wird der Austausch zwischen Kind
und Eltern zwar nicht völlig
auf‐
gehoben, jedoch
in seiner Wirkung
ausgelöscht.
Doch kann er jederzeit
erneut in Wir‐
kung treten, durch bloße
Willens-Ein‐
stellung. ‒
Von diesen Dingen wußten immer nur
sehr Wenige auf Erden, obwohl auch
Andere sie
erahnten, so daß man von
dem „
Band des Blutes” sprach, und
„
Blutsfreundschaft” besiegelt wähnte,
wenn zwei Menschen sich zusammen‐
fanden und symbolisch Tropfen ihres
Blutes mischten...
Soll ich hier aber geben, was zu geben
ist, so muß ich das Bestehen dieser
Strahlungen des Blutes vorerst zur
Erwähnung bringen, da auf ihnen jene
Möglichkeit beruht, das Kind vom ersten
Tage seines Daseins an
zur Glücks‐
gestaltung anzuregen, wie auch, der
Kindesseele Kräfte
umzukehren, so
daß sie dann in seinem ganzen Leben
triebhaft alles aufzusuchen streben, was
dem Kinde
Unheil bringen muß. ‒ ‒ ‒
Sobald das
Kind ins Dasein tritt, wird
einer Ehe
neue unerhörte
Pflicht er‐
wachsen,
durch Verantwortung für
neues Leben, dem man
Glück nur dann
„
vererben” kann, wenn man
sich
selber Glück zu schaffen wußte...
Während
irdischer Besitz dem über‐
lebenden Geschlechte aber
dann erst
„
Erbe” werden mag, wenn die Voran‐
gegangenen von dieser Erde
scheiden,
wird
Glück und
Unglück schon
vom
Mutterleibe her „
vererbt”. ‒ ‒
Und stets wird
dieses Erbe dann
ver‐
mehrt, und auch
vermindert werden
können, bis an der Eltern Lebensende
auf der Erde...
Ausschlaggebend aber bleibt, was
in
der Kinderzeit dem neuen Leben dar‐
geboten wurde!
Zwar kann das Kind auch später
gegen
dieses Erbe kämpfen, ‒ mag es
sein Glückeserbe
nicht zu schätzen
wissen, oder sich aus seinem Unheils‐
erbe
lösen wollen, ‒ allein, was ihm
die Eltern
in der Kinderzeit „vererb‐
ten”, wird
niemals gänzlich zu ver‐
nichten sein, ‒ ‒ wie mancher dank‐
bar anerkennen wird,
der sich sein
Glück zu schaffen wußte auf dem
Unterbau,
den ihm das Elternhaus
bereitet hatte, und was auch leider
mancher täglich neu bestätigt findet,
der
schwer zu kämpfen hat,
um sich
von seinem Unheilserbe zu be‐
freien. ‒ ‒ ‒
Ich muß jedoch ausdrücklich hier beto‐
nen, daß ich noch immer von dem „
Erbe”
rede, das
durch des Blutes Strahlung
jedem Kinde mitgegeben wird, und daß
es sich dabei
um weitaus Wichtigeres
und Bedeutenderes handelt,
als
alles darstellt,
was durch äußere Er‐
ziehung dargeboten werden kann!
‒ ‒ ‒
Wo eine
Ehe sich ihr
eigenes Glück
noch nicht zu schaffen wußte, dort ist
das Kind sehr in Gefahr, durch Strahlun‐
gen geformt zu werden in der Seele, die
aus dem Blute noch sehr
schwanken‐
der und
disharmonischer Erzeuger
kommen, so daß es dann ein „
Erbe”
mit durchs Leben schleppen muß,
das
ihm wahrhaftig nicht viel Segen
bringen kann...
Nicht unbekannt ist vielen Ehepaaren,
die arm an äußeren Gütern sind, die
Sorge, ob sie auch ein Kind
ernähren
könnten, ‒ und manches neue Leben
muß durch solche Sorge seiner Zeuger
schon im Mutterleib erfahren, daß es
unerwünscht ins Dasein treten wird.
Viel wichtiger jedoch als
diese Eltern‐
sorge, die ja doch dann meistens irgend‐
wie noch
zu beheben ist, muß stets
die Sorge bleiben um das
Glückeserbe,
das man seinem Kinde darzubieten hat.
‒ ‒ ‒
Doch ist auch
diese Sorge weitaus
leichter aus der Welt zu schaffen,
wenn man nur selbst sich zur Erkenntnis
durchzuringen weiß, daß man
ver‐
pflichtet ist, sein
Eheglück sich zu ge‐
stalten, wodurch man dann auch seinem
Kinde Glück „
vererben” kann. ‒ ‒
Wie aber Eheglück
zu schaffen ist, das
wurde hier in mannigfacher Weise
wahrlich schon genugsam dargelegt.
‒ ‒
Zwar weiß ich nur zu gut, daß dieses
Buch
nicht all'
die tausendfältigen
Gegebenheiten in Betrachtung zie‐
hen kann, die da
im Einzelfall von
denen, die es angeht, weise zu beachten
sind, ‒ doch sind hier
alle Einzelfälle
durchaus einbezogen, so daß sich jede
Ehe das, was ihren Sonderfall betrifft,
leicht aus des Buches Worten abzuleiten
wissen wird...
Ich aber weiß auch, daß es mir
unmög‐
lich bleibt, durch Worte der Belehrung
nun auf einmal
allen Ehen,
die bisher
ihr Glück versäumten,
ohne Zutun
der zunächst Beteiligten,
das große
Glück zu bringen. ‒
Bei
keiner menschlichen Beziehung hier
auf Erden
läßt sich von außenher so
wenig helfen,
Glück zu schaffen, als
bei der Ehe!
Hier finden
die nur Hilfe, die sich lehren
lassen wollen,
wie sie selbst sich hel‐
fen können! ‒ ‒ ‒
Ihnen nur ist dieses Buch gewidmet!
Wo wahres Eheglück
besteht, dort
wird das
Kind der Ehe aber nicht nur
jenes Glückeserbe mitbekommen, das
aus dem
Blut der Eltern auf das neue
Leben überstrahlt und
seinem Blute
Rat und Richtung gibt, sondern solches
Erbe wird auch
Zuwachs finden in dem
Außenleben eines Elternhauses. ‒
So wie das
Wort nur dann „
erzieht”,
wenn es durch
Beispiel die
Bestäti‐
gung empfängt, so wird, was
Gutes
aus dem
Blute überstrahlt,
verdoppelt
wirken, wenn das Elternhaus in dem ein
Kind heranwächst und in dem es selbst
als mitbeteiligt sich erlebt,
von Glück
und Frieden zeugt und ihm den Ein‐
druck in die Seele prägt,
daß eine an‐
dere Art zu leben,
als sie hier sich
auswirkt,
gar nicht möglich sei.
‒ ‒
Mag auch dann später arges Ungemach
in eines solchen Kindes Leben treten, so
wird es dennoch
über dem Geschehen
stehen, denn, was das Elternhaus ihm
mitgegeben hat,
bleibt starker Halt,
auch dann,
wenn alles Andere wankt!
Wer da aus eigener Erfahrung aus dem
Elternhause her noch weiß, wie reich die
Glückes-
Möglichkeiten dieses Erden‐
lebens sind,
der wird dem Leben nie‐
mals fluchen können, auch wenn, ‒
verschuldet, oder unverschuldet, ‒
bit‐
teres Leid durch Andere ihm wider‐
fahren mag! ‒
Er findet in sich selbst die Kraft zum
Neubeginn, und wird sich, ‒ selbst
aus Trümmern noch, ‒ sein
neues
Glück zu schaffen wissen! ‒ ‒ ‒
Alles Glückeserbe trägt ja dadurch in
sich selbst den hohen Wert, daß es den
„Erben”
lehrt,
sein eigenes Glück zu
schaffen! ‒ ‒
Es ist ein „
Erbe”,
das man nur ge‐
nießt,
indem man es benützt zu eige‐
nem Wirken! ‒ ‒ ‒
Vergeblich suchen
die nach
Glück, die
immerfort nach neuen Wegen Ausschau
halten, auf denen sie ihm wohl
begeg‐
nen könnten! ‒
Vergeblich wird man auch das Glück
erwarten, so als ob es eines Tages
kommen
müsse, weil man
ein Recht zu
haben glaubt auf Glück! ‒ ‒
Man hat kein „
Recht” auf Glück, ‒ wohl
aber hat ein jeder Mensch die
Pflicht,
sein Glück
zu schaffen, was schon das
Volkswort ahnt, wenn es von einem,
den es „glücklich” nennt, zu sagen weiß:
Er hat sein Glück „
gemacht”! ‒ ‒ ‒
Nirgends wird man wahres Glück
auf Erden finden, ‒
es sei denn,
daß es einer sich geschaffen hätte!
‒ ‒ ‒
Auch jenes Glückeserbe,
das dem Kinde
durch die Eltern werden kann, muß
erst
geschaffen werden
von den El‐
tern! ‒ ‒
Es wird erst dann dem Kinde
wirken‐
der Besitz, wenn sich das Kind, bereits
herangewachsen, nicht mehr nur an sei‐
nem Glückeserbe
freut, sondern er‐
kennt, daß ihm nun
Pflicht erwächst,
sein Erbe zu
gebrauchen, und auf ihm
sein eigenes Glück sich zu erbauen.
‒ ‒
Die aber werden es am besten bauen
lernen,
die schon im Elternhause mit‐
erlebten,
wie ein Glück sich aufer‐
bauen läßt...
Die werden nie die Kraft verlieren,
neues Glück zu schaffen, auf die in ihrer
Jugend einst die Kraft von Eltern über‐
strömte,
die da selbst das Glück zu
schaffen wußten! ‒ ‒ ‒
So wird das Glück der guten
Ehe noch
auf Kindeskinder überströmen, und
immer wieder
neue Glückesmöglichkeit
erzeugen!
Selig die Ehe, die auf solche Art zu
einem Schatzhaus wird, das seinen
Glückesreichtum
nie vermindert sieht,
wie überreich er sich auch in die Welt
ergießen mag!
‒ Und alles, was man sonst auf dieser
Erde finden kann, bleibt nur
ein klei‐
nes neben jenem
Glück, das in der
Ehe
aufgerichtet werden soll! ‒
Was hier auf Erden sonst noch als be‐
gehrenswert erscheint, ist selten in des
Menschen freie Macht gegeben.
Stets zeigt es sich bedingt durch
Außendinge: ‒
kann durch Andere
behindert und vernichtet werden!
Das wahre Glück der
Ehe aber ist im
inneren Leben nur zu gründen, und
ward es da auf festen Fundamenten
auf‐
erbaut, dann
kann nichts Äußeres
es jemals mehr zerstören, ‒ ja selbst
den
Erden-
Tod wird es zu
über‐
dauern wissen, wollen die es
sich er‐
halten sehen, die es sich einst schufen!
‒ ‒ ‒
So aber wird auch
eines Kindes
Glückeserbe aus der guten Ehe sei‐
ner Eltern tief verankert sein im
in‐
neren Leben, und keine Macht der Erde
wird dem Kinde je sein „Erbe”
rauben
können, das ihm
erhalten bleibt, selbst
in der
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
* *
*
ALLES Glücksverlangen, das hin‐
aufreicht über niederes irdisches
Begehren, ist nur
Sehnsucht nach Ver‐
einigung der Geister in dem Geistes‐
Urgrund, der sie ewig
zeugt, und ewig
sie
aus sich entläßt, um ewig wieder
sie in sich zurückzunehmen...
Noch aber ist der Menschengeist der
Erde
Irdischem verhaftet, das dort, wo
seine Sehnsucht
Einung will, nur
Tren‐
nung schafft. ‒ ‒
Freundschaft entsteht, und sucht die
Trennung
aufzuheben, ‒ aber siehe:
‒ Freund und Freund verbleiben den‐
noch
Einer nur und
Einer, die sich beide
nie im Innersten zu
Einheit ineinander‐
schmelzen können! ‒ ‒
Nur die
Ehe, die
das Männliche dem
Weiblichen vereint, schafft
wirklich
eine neue Einheit! ‒ ‒ ‒
Hier ist nun Mensch und Mensch zu
übererdenhaftem
Ganzen neu ver‐
schmolzen, so wie einst beide
vor dem
„Fall” in irdische Erscheinungswelt ver‐
einigt waren! ‒ ‒ ‒
Mag das auch den Vereinten
nur in sel‐
tenen hohen Fällen zu Bewußtsein
kommen, so ändert dies nicht, daß die
Einung nun erneut
im gleichen Ur‐
grund allen Seins Ereignis wurde,
in dem sie einstmals
urgegebenes Er‐
eignis war. ‒ ‒ ‒
Das
Allerwenigste von dem, was
wirklich ist, wird Menschen je „
be‐
wußt”, und was im
Un-
Bewußten,
Un-
Gewußten bleibt, ist dennoch
für
den Menschen mehr bestimmend,
als alles was ihm
zu Bewußtsein
kommt. ‒ ‒ ‒
Sobald auf dieser Erde
Mann und
Weib sich gegenseitig angeloben, ‒
im festen Willen,
ihr Gelöbnis immer‐
dar bis an das Ende ihres Erden‐
daseins aufrecht zu erhalten, ‒ er‐
steht im wesenhaften Geiste eine neue
Einheit: der
Form nach völlig
jener
Einheit gleich, in der einst
jeder dieser
beiden, auf der Erde nun geeinten Men‐
schengeister,
im Geistigen mit seinem
urgegebenen Gegenpol vereinigt
war.
Für diese Erdenzeit ist stets
der leib‐
lich sichtbare, dem anderen Teile
ehe‐
lich verbundene Gegenpol,
allein in
Wirksamkeit,
ganz einerlei,
ob es
sich, ‒ wie in äußerst seltenen Fällen,
‒
wirklich um zwei Pole handelt,
die dermaleinst vereint gewesen
waren und in der Zeiten Fülle wie‐
der sich für alle Ewigkeit vereinen
werden, oder um zwei
urgegeben
„
fremde” Pole! ‒ ‒ ‒
Jeder Eheteil hat darum
nur in dem ihm
hier auf Erden angelobten anderen
Eheteile seinen ihm vereinten Ge‐
genpol zu sehen,
da während die‐
ser Erdenzeit kein anderer sich ihm
einen kann...
Nur mit ihm hat er die
Geistes-
Ein‐
heit aufgerichtet, von der allhier die
Rede ist, und
niemals weiß hier auch
der Weiseste mit aller Sicherheit,
ob dieser,
für die Erdenlebenszeit
vereinte Gegenpol ihm nicht auch
ewig als sein urgegebener Er-
gän‐
zungsteil verbunden bleiben wird.
‒ ‒ ‒
Nur ganz bestimmte geistige Erfah‐
rungsfähigkeit kann da zuweilen, ‒
wenn auch nicht ganz leicht, ‒
den
Schleier lüften...
Um aber keiner Frage Raum zu lassen,
muß ich hier erwähnen, daß
auch dort,
wo sicherste Gewähr besteht,
daß
zwei im Urzustand einst in Verei‐
nung geistgezeugte Gegenpole sich
als
Erden-Menschen hier begegnet sind,
‒ die
neue Einheitsform von der ich
rede,
nur dann zu schaffen ist,
wenn
diese beiden Erdenmenschen sich in
einer wahren Ehe hier für dieses
Erdenleben einen. ‒ ‒ ‒
Es ist diese „
Einheitsform” eine gei‐
stige Gestaltung, die gleichsam
latent,
im Geiste stets
als Möglichkeit gege‐
ben ist, doch aber nur, wenn
Ehe‐
wille sie erneut „
erregt”, zur
Seins‐
wirkung gelangt, wonach sie dann
bestehen bleibt, solange dieser Ehe‐
Wille sich erhält. ‒ ‒
Erlischt er durch den
Tod des Erden‐
körpers eines beider Eheteile, oder
durch die
Lösung einer Ehe, so tritt
auch diese Einheitsform nun
in Latenz
zurück, um stetig wieder
neu zur
Seinswirkung zu kommen, wo
immer neuer,
anderer Ehe-
Wille sie
„erregt”. ‒ ‒ ‒
Man wähne nicht,
im Ewigen sei
solches Werden und Vergehen,
Ver‐
sinken und dann wieder
Auferstehen
bestimmter Formen doch „
unmöglich”,
da
Ewiges doch keinen „
Anfang” und
kein „
Ende” dulde! ‒
Hier tat der menschliche
Verstand dem
Menschen wahrlich
schlechten Dienst,
wenn er ihn zu verleiten wußte, sich nach
seinen,
nur im Irdischen begründeten
Gesetzen, ein
Bild des Ewigen zu
konstruieren!...
Da
hier auf dieser Erde, wie im gan‐
zen sichtbarlichen Kosmos, alles, was da
„
Anfang” nimmt, auch „
Ende” finden
wird, ‒ da
hier, was sich aus „Ele‐
menten” einst
zusammenfügte, auch
unerbittlich wieder
auseinanderfallen
muß, ‒ so glaubt der
irdische Verstand
sich sehr berechtigt zu dem billigen
Schluß: ‒ daß
Ewiges dann nur
im
Gegensatz zum Irdischen bestehen
könne, ‒ ‒
falls es überhaupt bestehe.
Und die in solcher Weise klügelnd kal‐
kulieren, ‒ ihrer „Weisheit” froh, die
sie in unerschütterbaren „
Denkge‐
setzen” felsenfest gegründet wähnen,
‒ ahnen nicht,
daß sie mit einem
Maße messen, das im Ewigen
nicht
existiert, da nur
der wesenlose
Schein gewisser Denkvorgänge ihm
den Schein des Daseins schenkt.
‒ ‒ ‒
Mag es für irdisch-menschliche Gehirne
aber auch als völlig „
unbegreifbar”
gelten, so bleibt doch
Ewigkeit, ‒ und
„Ewigkeit” ist nur
das Sein des we‐
senhaften Geistes ‒ anfang- und
endlos immerdar nur Sein
als stets
bewegtes Leben, von dem das
„Leben” dieser Erdenwelt, wie alles
physisch-kosmische Geschehen, nur
fer‐
ner,
letzter Abglanz ist,
getrübt
durch der „
Materie” rauhen, dunklen
Spiegel. ‒ ‒ ‒
In wesenhafter
Ewigkeit, ‒ im reinen
Geiste, ‒ ist die
Ehe zweier Erden‐
menschen nur allein
begründet! ‒ ‒ ‒
Wäre diese letztliche Begründung
nicht
gegeben, dann wäre füglich nicht von
„
Ehe” mehr zu reden, sondern nur von
der Verbindung der Geschlechter:
aus
eigenem Wohlgefallen aneinander,
und, um dieser Erdenmenschheit
Nach‐
wuchs zu erzeugen...
Dann bliebe freilich alles Miteinander‐
leben der Geschlechter auch am besten
freier Willkür überlassen, ‒ nur dort
etwa noch eingedämmt, wo Dämme auf‐
zuwerfen wären um der
Gesamtheit
Wohl nicht zu gefährden. ‒
Nun aber
ist es Erdenmenschen
mög‐
lich, in männlich weiblicher Verschmel‐
zung einen
Tempel aufzurichten, der
bis ins Innerste der Gottheit ragt!
‒ ‒ ‒
„
Mann und Weib und Weib und
Mann,
reichen an die Gottheit an”
‒ singt Weisheit wie aus Kindermund
in einem Texte, den ein naiver „Wissen‐
der” dem größten Künstlergenius seiner
Zeit zur Tongestaltung bot. ‒ ‒ ‒
Im
reinen Geiste wird die
Ehe zweier
Erdenmenschen
geistiges Geschehen!
Auf
solche Art, und
nicht etwa durch
Priesterwort, noch weniger gar durch die
Anerkennung staatlicher Behörden, die
allein der Ordnung
irdischen Geschehens
dient, empfängt die
Ehe ihre hohe
Weihe in der
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
Dunkles Ahnen dieses
wirklichen Ver‐
bundenwerdens in der Ewigkeit, spricht
Volksweisheit im Sprichwort aus, wenn
sie zu sagen weiß, daß „Ehen
im Him‐
mel geschlossen” würden...
Und selbst die machtbewußte
Kirche
Roms hat längst entschieden, daß
das
Versprechen zwischen Mann und
Weib,
einander bis zum Tode in der
Ehe zu gehören,
an sich bereits die
Ehe schließt, und daß der Weiheakt
des Priesters nur die so
geschlossene
Ehe
segnen könne, ‒ ‒ auch wenn
man es geflissentlich vermeidet, diese,
nach dem Dogma
durch den „
heiligen
Geist”
gegebene, Konzilsentscheidung
allem Volk bekanntzugeben. ‒ ‒
Noch wirkt die alte Weisheit Wissender
auch dort sich aus, wo man
den
Schlüssel längst
verloren hat, der
heutigen und kommenden Geschlechtern
uralt hehre Tabernakel öffnen
könnte...
Doch auch im innersten
Gefühl des
Menschen,
der die Ehe kennt,
wie
sie Gestaltung hier auf Erden finden
soll, wird leise zu ertasten sein, daß
ein
Mysterium in der wahren
Ehe sich
erfüllt, ‒ ‒ auch wenn man nicht die
letzte
Wirklichkeit erschaut, die strah‐
lend über jeder wahren Ehe auf zum
Himmel ragt. ‒ ‒ ‒
Diese
Wirklichkeit jedoch wird jedes
Ehepaar allmählich mehr und mehr
er‐
fühlen lernen müssen, wenn es er‐
kennen will, daß es
im Ewigen ver‐
bunden ist. ‒ ‒ ‒
Im
Irdischen herrscht Auswirkung des
kosmischen, unbeugsamen
Gesetzes,
und
Liebe kann hier nur
begrenzt ins
Dasein wirken. ‒
Was man auf Erden „
Liebe” nennt, ist
nur ein schwacher Wiederschein
der
Liebe, die
des Geistes Ewigkeit im
Sein durchflutet: ‒ der
Liebe, die
in
Gott und
Gottes Leben ist, ‒ die alles
was das kosmische
Gesetz erstrebt und
nie erreichen kann, erst zur
Erfüllung
bringt! ‒ ‒ ‒
Ihr
wirkungsvollster Wiederschein
auf Erden wird
Erlebnis in der wahren
Ehe!
Ihn zu
erleben und erlebend zu
emp‐
finden, ist der Ehe höchstes,
ihr allein
nur vorbehaltenes
Glück! ‒ ‒ ‒
Wo immer dieser reinste Wiederschein
der
Liebe, die da
Gottes Leben ist, in
Einheit geistigkörperlicher Ineinander‐
schmelzung zum
Erlebnis wird, dort
hat
das Reich des wesenhaften Gei‐
stes sich dem Irdischen verbunden,
‒ und ‒ wie einst
alle Menschen‐
geister sich in
Liebe einen werden in
der
Ewigkeit, so wurden
Mann und
Weib,
die solches heiligste Erleben
kennen,
hier auf Erden schon ge‐
eint. ‒ ‒ ‒
Wo aber diese
Geistereinigung ein‐
mal
besteht, dort wird sie auch
nicht
aufgehoben, wenn in der
Ewigkeit
dereinst sich
jene urgegebenen Pole
wiederfinden, die
hier getrennt und
meist
nicht umeinander wissend, im
Menschentieresleibe über diese Erde
schreiten. ‒ ‒ ‒
Im Geistigen
durchdringt das Ein‐
zelne sich gegenseitig, und so auch
lebt der Geistesmensch, der in Vereini‐
gung mit seinem Gegenpol den urgege‐
benen Zustand seines
Seins zurück‐
errungen hat,
in gegenseitiger Durch‐
dringung aller anderen erneut Ge‐
einten. ‒ ‒ ‒
Es ist nicht etwa so, daß eine
Ehe, die
sich hier auf Erden in der höchsten
Glücksvollendung fand, obwohl die
beiden Eheteile
keineswegs etwa
auch urgegebene Einheitspole wa‐
ren, nun in der
Geisteswelt durch un‐
gewollte
Trennung leiden könnte!
Nur, was getrennt sein
will, ist dort ge‐
trennt, und schon der Wille
eines Teils
genügt, um solche Trennung zu bewir‐
ken, bis einst
beide Teile auf der glei‐
chen
höchsten Stufe stehen, auf der es
keinen Trennungs-
Willen gibt...
Auf jenen
niederen Stufen geistig‐
wachen Seins jedoch, die nach dem „Tode”
dieses Erdenkörpers erst durchschritten
werden müssen, herrscht in gleicher
Weise
Trennungs-, wie
Vereinungs‐
wille. ‒
Wenn aber
Trennungswille wirksam
ist,
durchdringt das Einzelne einander
ohne gegenseitig seiner Gegenwart
bewußt zu sein, wogegen der
Ver‐
einungswille gegenseitiges
Erleben
im
Durchdringen schafft, das
über jede
erdenhafte Vorstellung erhaben ist,
und sich in Worten niemals schildern
lassen würde. ‒ ‒ ‒
Schwacher Abglanz solchen geistigen
Erlebens mag sich noch
erahnen lassen
in der Vorstellung, als könne man hier
auf der Erde seinen Erdenleib verlassen,
um in dem geliebten Menschen, ‒
mehr
noch als ihm selbst je zu Bewußt‐
sein käme, ‒
jegliche körperliche,
jede Seelenregung intensiv und
klarbewußt mitzuempfinden...
Höchstes Sehnen aller wahrhaft
Liebenden auf dieser Erde
findet so
im Geistes-
Sein Erfüllung! ‒ ‒ ‒
Es ist die wahre
Ehe wahrlich
niemals
lösbar, und auch
in aller Ewigkeit
wird sie
bestehen bleiben!
Jedoch ist sie auch keineswegs in einem
Menschenleben auf der Erde
einmal
nur erlebbar!
Wo „Tod” die irdische Verbindung schei‐
det, dort kann der Überlebende sehr
wohl auch eine
neue Ehe schließen, und
somit
eine neue Einigung im Geiste
schaffen, die der ersten keinen Abbruch
anzutun vermag. ‒ ‒
Die geistige Durchdringung derer, die
in
Liebe ewiglich verbunden bleiben,
kennt keine „
Eifersucht”, da
nichts im
Geiste ist, das sie
begründen könnte,
‒ wie denn alle Eifersucht der Lieben‐
den auf Erden
letzten Endes aus der
Seele banger Sorge kommt, erstrebte
Einung könne in
Gefahr geraten,
nicht
bewirkt zu werden...
Im Geiste aber
ist die Einigung
bewirkt
und
nichts kann sie gefährden!
In gegenseitiger Durchdringung ist
im Geiste
alles in
Ver-
Einung, was
sich nur jemals auf der Erde hier in wah‐
rer
Liebe fand! ‒ ‒ ‒
Was aber einmal in der
Ehe hier auf
Erden schon zur
Einung kam, das kann
durch Erdentod zwar
körperlich ge‐
schieden werden, doch ist es
niemals
mehr
im Geistesreich zu trennen!
‒ ‒ ‒
Dort
mehrt es nur den
Einungswillen,
der einst
aller Erdenmenschheit
Geist‐
vereinung schaffen soll, und
der in
jeder neuen wahren Ehe Mann und
Weib bereits zu solcher Einung
führt. ‒ ‒ ‒
So schafft die wahre
Ehe wahrlich
ewige Verbundenheit, ‒ und nicht
nur
zwischen beiden Menschenpo‐
len,
die sie geistig eint, sondern, in
anderer Weise, dann auch
zwischen
ihnen und den schon im wesenhaf‐
ten Geist Geeinten in der Ewigkeit!
‒ ‒ ‒
Wohl denen,
die hier fassen,
was
da zu erfassen ist!
Wohl denen, die es
in der Ehe zu er‐
leben wissen!
An allen Orten dieser Erde sollten „
Tem‐
pel der Ehe” sich erheben, ‒ Weihe‐
stätten, deren Priesteramt nur Menschen
führen dürften,
die um die Möglich‐
keit der Geisteseinung in der Ehe
wissen, und
gewillt sind,
sie mit
allen Kräften zu erstreben!
Hier sollten alle Dinge
würdige Bera‐
tung dann erfahren, die irgendwie ge‐
eignet scheinen, um in dieser Welt:
der
Ehe hehrer Heiligkeit zu dienen!
Von hier aus sollte man versuchen, allen
Ehen auch die
äußeren Bedingungen
zu schaffen, unter denen sie
gedeihen
könnten!
Von solchen hohen Weihestätten sollte
alle Sorge um die Jugend ihren Aus‐
gang nehmen!
Hier sollten
alle Liebenden die sich
zur Ehe einen wollen,
gütigen Er‐
fahrungsrat empfangen!
Hier sollte
allen denen Hilfe darge‐
boten werden,
die ihrer Ehe Glück
nicht schaffen konnten und sich vor
der
Lösung ihrer Ehe sehen!
Wahrhaftig, ‒ hier wäre
Großes
noch zu tun, und
aller Menschheit
würde
Segen über Segen kommen
aus dem Wirken derer, die
als wahre
Sorger um die Seelen, ‒
frei von
jeder Sucht nach Seelenfang für eine
Glaubensmeinung, ‒ hier zu helfen
suchen wollten,
daß die Ehe werde,
was sie hier auf Erden sein kann,
weiß man von ihrer geistigen Be‐
gründung vor dem Angesicht der
Ewigkeit!!
Noch hat die Erdenmenschheit aber
nicht
erkannt,
daß alles Heil ihr aus der
Ehe werden könnte...
Noch sucht man nur „
Verbesserung”
zu schaffen da und dort mit redlichstem
Bemühen, und niemand scheint zu sehen,
daß der Menschheit nur zu helfen
wäre,
würde diese Hilfe aus der
wahren Ehe sich von selbst erge‐
ben! ‒ ‒ ‒
Niemand scheint zu wissen, daß
die
menschliche Vereinung die das Leben
zeugt, natur- und geistgewollter
Aus‐
gangspunkt für seine rechte
Führung,
seine rechte
Lenkung ist! ‒ ‒ ‒
Wenn
Übel in der Menschheit zu be‐
kämpfen sind, ‒ und wer vermöchte
das zu leugnen? ‒ ‒ dann sind
die
Wurzeln dieser Übel dort zu suchen,
wo man nicht um die hehre Heilig‐
keit der Ehe weiß, ‒ oder
wo geile
Gier in Wort und Bild und Tat sie
schänden darf, ‒ oft noch des Beifalls
Solcher sicher, die ihre
eigene Ehe
rein zu halten wissen! ‒ ‒ ‒
Hier muß
Wandlung werden, soll die
Menschheit nicht in
Lüsternheit und
seichtem Wohlbehagen an der steten,
nur zu gern gesuchten
Überreizung im
Geschlechtlichen zugrunde gehen! ‒
Vor allem aber wird das
neue Leben, ‒
wird die
Jugend,
selbst sich schützen
müssen vor Verfall, und das kann
nur geschehen, wenn sie selbst
die Ehr‐
furcht vor der Heiligkeit der Ehe in
den Herzen zu erwecken sucht!
‒ ‒ ‒
Nur einer Generation
die um die Hei‐
ligkeit der Ehe weiß und so
in tief‐
ster Ehrfurcht vor dem hocherha‐
bensten Mysterium des Menschen
steht, kann
jene Menschheitszukunft
werden, die, von den Besten aller Völker
längst herbeigesehnt, gewiß
erreichbar
ist, ‒ jedoch
nur dann, wenn man sie
selber ‒ ‒
schafft! ‒ ‒ ‒
Der Wille nur, ‒
niemals der Wunsch!
‒ ‒ kann hier das hohe Wunder
wir‐
ken!! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Dann wird so manche „Frage”
lösbar
werden, die heute noch
unlösbar
scheint, ‒ und
großes Leid wird
aus der Erdenwelt verschwinden!
‒ ‒ ‒
Noch sind wir leider
allzuweit von
dieser
neuen Zeit die jedem Men‐
schen seines Menschtums heilig‐
hohe Würde zu Bewußtsein brin‐
gen wird! ‒
Und doch wird diese Zeit dereinst
erscheinen, ‒ wenn jeder Mensch der
hier
zur Einsicht kommt, in sich die
Pflicht empfindet, alles was an
seinen
Kräften liegt
daranzugeben, um so
bald als möglich
sie herbeizuführen!
Keiner glaube etwa, daß an
seinen
Kräften
allzuwenig nur gelegen sei!
Hier wird Jeder zum Verstärker
eines
Willens, der schon in der Welt
vorhan‐
den ist, und dieser so geeinte
Wille
wird sich seine Wege
schaffen, um den
Willen
Aller zu erreichen! ‒ ‒ ‒
Heilig wird dann
allen heißen: ‒
der
Geschlechter Inbrunst,
sich zu
einen! ‒ ‒ ‒
Heilig: ‒
das Mysterium des Zeu‐
gens und Gebärens! ‒ ‒ ‒
Heilig, ‒
dreimal heilig: ‒
die Ver‐
einung die das Weib dem Manne
eint,
zu engverschmolzener Ge‐
meinsamkeit für Zeit und Ewigkeit!
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
* *
*
ENDE