LEBEN
IM
LICHT
Verlagslogo
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL
UM DEN FORDERUNGEN DES URHEBERRECHTES
ZU ENTSPRECHEN, SEI HIER VERMERKT, DASS
ICH IM ZEITBEDINGTEN LEBEN DEN NAMEN
JOSEPH ANTON SCHNEIDERFRANKEN FÜHRE,
WIE ICH IN MEINEM EWIGEN GEISTIGEN SEIN
URBEDINGT BIN IN DEN DREI SILBEN:
BÔ YIN RÂ
BASEL 1934
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
INHALT Seite
Bekenntnis 5
Wesentlich 9
Frage und Antwort 13
Vereinung 17
Drei in Einem 21
Inkommensurabel 25
Identisch 29
Bestimmung 33
Soll ich euch „Weg” sein 37
Notgedrungen 41
Gott 45
Ewige Ehe 49
Ineinanderverschmolzen 53
Unendlichfältige Einheit 57
Allmacht 61
Sinnfällig 65
Übersinnlich 69
Geistiges Erfahren 73
Unerläßlich 77
Angst 81
Ausgleich 85
Undarstellbar 89
Erhellung 93
Leben im Licht 97
Selbstverwandlung 101
Die Seele 105
Und abermals 109
Die Erdentrückten 113
Die Harrenden 117
Unbeschreiblich nah' 121
Ewiges Leben 125
Vollendung 129
Originalscan1  Originalscan2
BEKENNTNIS
Mich selber zu mir selber
Zu bekennen: ‒
Hier mit mir Lebenden zu sagen,
Daß ich anders bin als sie: ‒
Zu sagen, daß ich bin
Was ich nun einmal bin
Seit Ewigkeiten,
Und aus dem Ewigen zu zeugen
Für des Menschen Ewigkeit, ‒
Vermochte ich erst dann,
Als ich, gedrungen,
Den Widerspruch des Irdischen
In mir bezwungen.
Nachdem ich harte Jahre
Mit mir selbst gerungen,
Ist endlich Überwindung
Mir gelungen,
Und mußte mir gelingen,
Sollte ich mein Werk vollenden,
Noch ehe es der Zeit gelang,
Mein Irdisches zu enden.
*
7 Leben im Licht
WESENTLICH
Ich erhebe nicht „Anspruch”
Zu sein, was ich bin,
Denn ich bin es!
Unabhängig von meinem Meinen, ‒
Unabhängig von anderer Meinung.
Aber das, was ich bin,
Könnte ich nicht sein
Wenn ich nicht allen Geltungsdrang
Des Irdischen an mir
Dem Ewigen dahingegeben hätte.
Was ich bin, kann keiner sein,
Der noch etwas „sein” will
Vor sich selbst und denen,
Die mit ihm die Zeit erfahren.
Ver-west sein muß der Wahn,
Wo der Wahrhaftige, Urewige
Sich selbst im Erdenmenschen
Wesenhaft erfahren lassen soll.
*
11 Leben im Licht
FRAGE
UND
ANTWORT
Bist du der Wiedergekehrte?”
Nein!
Ich bin der Erstmalsgekommene.
Kein Lichtbringender kehrt wieder,
Auch wenn im Irdischen er
Seine Wiederkehr wähnen würde.
Was wiederkehrt wechselnden Welten
Ist einzig das Urwort,
Das im Urlicht
Aus dem Ursein strahlt.
Das Urwort,
In dem alle „Worte” wesen
Die es ewig aus dem Ewigen
Sich selbst zu „Söhnen” zeugt: ‒
Als „Vater” ewig ihnen geeint, ‒
Ewiges Leben zeugend den Gezeugten.
So nur wird es in Irdischen
Die sich vor Ewigkeiten dargeboten,
Erdenhafte Offenbarung, ‒
Faßbar Kommenden und Zeitvereinten.
*
15 Leben im Licht
VEREINUNG
Ich weiß euch nicht zu sagen,
Wann es war, ‒
Und wüßte ich es euch zu künden,
Würde irdischer Begriff versagen,
Dieser Zeitbestimmung
Sich noch zu verbünden.
Ich weiß euch nur zu sagen
Daß im Weltenraum kein Stern ist,
Der zu jener Weltenzeit bestand,
In der sich meine Seele mir,
Dem ewig Leuchtenden, verband,
Mit dem sie heute sich vereinigt findet,
So, daß ein Leben, Fühlen und Erfahren
Mich, den Irdischen, und meine Seele
Nun mit mir, dem Ewigkeitsgezeugten,
Unlösbar vereint im Geistigen verbindet.
Nur was an mir
Aus Irdischem entstanden,
Bleibt in der Erde Bann
Und der Verwesung Banden.
*
19 Leben im Licht
DREI
IN
EINEM
Ich bin in mir stets Einer
Und doch Zwei, ‒
Und, einsgeworden,
Sind wir Beide Drei, ‒
Denn jeder ist: er selbst
Und der, dem er geeint,
Und allzugleich auch der,
Der Beide in sich eint.
Im Irdischen
Kann dort, wo Einer ist
Nicht auch ein Zweiter sein, ‒
In jedem Leuchtenden jedoch
Schließt Einer in sich selbst
Nicht nur den Anderen,
Sondern in gleicher Weise
Beide in der eigenen
Einheit ein.
*
23 Leben im Licht
INKOMMENSURABEL
Ich bin kein „Seher”,
Der an seine „Schauung” glaubt,
Und kein Verzückter,
Dem sein Nervenrausch
Das Urteil raubt.
Ich bin kein Dichter,
Der ‒ zu nichts verpflichtet ‒
Sich eine „Überwelt”
Nach Lust und Kunst errichtet.
Ich bin kein Denker,
Der sich eine Welt erdenkt,
Wie sie sich denkgerecht
Erdachter Meinung schenkt.
Ich stehe immerdar
Im ewigen Erleben,
Und meine Worte wollen Kunde geben,
Von Wahrheit, die nur Ewig-Wirkliches ge‐
. staltet: ‒
Und Wahrheit bleibt,
Wenn auch der Leib erkaltet,
Wenn kein Gedanke mehr das Hirn bewegt,
27 Leben im Licht
Das solcher Wahrheit Wissen
Liebend einst gehegt.
*
28 Leben im Licht
IDENTISCH
Wenn ich hier zu euch spreche,
Spricht zu euch
Der Geistgezeugte,
Und Künder ist ihm hier
Der Erdgebeugte,
In dem die Seele sich
Allhier gefunden,
Die sich vor Ewigkeiten
Mir im Geist verbunden.
Doch sind nun ewiger
Und erdenhafter Offenbarer
Hier nicht mehr zu trennen,
Wo sich in gleichem
Liebenden Erkennen
Urirdisches der Seele,
Und die Seele Göttlichem vereint,
Und Beides ewigliche Einheit meint.
So, wie seit aller Ewigkeit
Der Geistgezeugte,
So bin ich heute in der Zeit,
Der Erdgebeugte.
*
31 Leben im Licht
BESTIMMUNG
Ich bin nicht „Weg” euch, wie der Strom,
Der aus den Bergen drängt
Und Weg wird allen Schiffen,
Die das Meer erreichen wollen!
Ich ward euch Weg
Aus Erde und aus Stein, ‒
Doch denen nur erkennbar,
Die aus sich allein
In sich, zu ihrer Zeit,
Als Weg mich finden sollen.
So ist mir selber
Keine Wahl gelassen: ‒
Ich kann nur Weiser ihrer Schritte
Werden, jenen Suchenden
Die in sich selber mich
Als ihren Weg erkennen,
Und lichtbereiten Herzens
Meine Worte fassen.
*
35 Leben im Licht
SOLL ICH EUCH
„WEG”
SEIN
Soll ich euch „Weg” sein,
Muß ich seelisches Erleben
Urtief in eurem Innersten
Bewegen, und zu Ewigem erheben.
Soll ich euch „Weg” sein,
Müßt ihr selbst euch
An mir „finden” lernen,
Und dürft euch
Von euch selber
Dennoch nicht entfernen.
Soll ich euch „Weg” sein,
Müßt ihr selber „gehen”,
Wie ich euch gehen lehren muß,
Will ich im Licht euch sehen.
Soll ich euch „Weg” sein,
Muß ich euch indessen
Von Herzen bitten,
Niemals zu vergessen: ‒
Daß es so töricht wäre,
39 Leben im Licht
Wie im Maß ver-messen,
Wenn ihr erwarten wolltet,
Hier schon zu erleben,
Was nur dem Leuchtenden
Im Licht gegeben,
Um alle, die sein Wort erreicht,
Erneut zum Ewigen
An sich emporzuheben!
*
40 Leben im Licht
NOTGEDRUNGEN
Nicht um im Wahn euch zu erhalten,
Als könne Worte-Wissen Sein gestalten, ‒
Nicht um Bekenntnistafeln aufzurichten,
Und nicht um flacher Neugier zu berichten, ‒
Bin ich berufen, euch im Geisteslicht zu
.zeigen:
Die ewige Gestaltung Gottes,
Die nur dann erfaßbar wird,
Wenn ihr die Seele ehrerbietig
Naht im tiefsten Schweigen.
Mein Wort will euer Fühlen
Wahr empfinden lehren,
Und als ein Wahrbild
Göttlicher Entfaltung,
Falscher Gottesdeutung wehren.
Was ich im Ewigen
In Gott erfahren,
Soll euch vor Götzendienst
Und Schuld bewahren. ‒
43 Leben im Licht
GOTT
In allen Formen
Former und Gestaltung,
In allem Leben
Zeugung und Erhaltung,
In Einheit bergend
Aller Zahlen Fülle
Ist Gott sich selber Inhalt
Und des Inhalts Hülle.
Der Ewig-Eine
Setzt sich selbst
Im „Raum” die „Zeit”,
Und bleibt doch ewig
Selbst die Ewigkeit.
*
47 Leben im Licht
EWIGE EHE
Ursein
Ist Weib-Sein
Und Mann-Sein.
Weib-Sein
Und Mann-Sein
Ist alles
Aus Ursein Seiende
In myriadenfach
Verschiedener Vermischung.
In Gott
Nur Mann-Sein glauben
Ist wahrheitsferner Glaube!
Gott ist Weib-Sein
Wie Mann-Sein!
Der „Vater”
Ist Vater
Als weibliche
Wie männliche
Urewigliche Selbstgestaltung:
Beider Pole ewige Einung.
*
51 Leben im Licht
INEINANDERVERSCHMOLZEN
Der „Vater”
Ist im „Ursein” einbeschlossen,
Das sich als „Urlicht”
In das „Urwort” ausgegossen,
Aus dem der Vater,
Selbstgezeugt, sich selber lebt,
Und jeden in ihm „Leuchtenden”
Zum Urlicht in sich selbst erhebt.
In gleicher Weise
Leben alle ineinander,
Die im Vater
Aus dem Vater leben,
Und allen ist im Vater
Sein, und Licht, und Wort gegeben.
*
55 Leben im Licht
UNENDLICHFÄLTIGE
EINHEIT
Ewig Einer
In sich selber
Ist der Vater!
Doch faßt er zwiefach sich:
Denn er ist „Weib” in sich und „Mann”, ‒
Und allzugleich ist er, ‒
Als „Sein” und „Licht” und „Wort”, ‒
In dreigestaltiger Entfaltung
Selbst sich selber eigen.
So ist er gleicherweise auch
Die großen Vier:
Die viergestaltig gleichen
„Lenker” geistiger Impulse,
Geistigen Geschehens, ‒
Gleichwie er zehnfach in sich selbst
Die aus ihm wirkenden
Urgeistigen „Gewalten” ist,
Die aller Formung Former sind, ‒
Und zwölf der „Väter”:
Aller Offenbarung Gründer,
Deren jeder in der Einheit
59 Leben im Licht
Selbst der Vater bleibt, ‒
Sich selbst ‒ dem Ewig-Einen ‒
Eigenhafte Selbstbezeugung,
Und in geistiger Gestaltung
Geistig leibhaft „einverleibt”.
Aus dieser Selbstbezeugung aber
Gehen alle „Leuchtenden” hervor,
Die in der Zeiten Folge,
Folgend ihrem „Lenker”,
Zu den Menschen dieser Erde finden,
Und hier die Lichtbestimmten
Wieder mit dem Licht verbinden.
So findet Vielheit
Sich zurück zum Ewig-Einen
Der alle Zahl setzt in sich selber,
Um unendlichfältig, ‒
Ewig in Erneuung, ‒
Brennend in den höchsten Liebesgluten,
Selbst sich selber zu vereinen.
*
60 Leben im Licht
ALLMACHT
Sich selbst Gesetz
Und nur sich selbst verpflichtet, ‒
Als „Ur-Sein”: dunkeltiefste Nacht,
Die sich als „Ur-Licht” lichtet, ‒
Als „Ur-Sein”: hartes Schweigen,
Das als „Ur-Wort” von sich selbst berichtet, ‒
Hält in sich selbst der Ewig-Eine
Alle Macht umschlossen,
Und hegt in sich
Was ihr in Ihm entflossen.
Wo sich jedoch das Innere
Erstarrt nach außen kehrt,
Hat Gottes Allmacht selbst
Sich manche Macht verwehrt, ‒
Im Reiche irdischer Gestaltung,
Und in irdischem Geschehen,
Muß diese Macht nun Irdischem erstehen.
In allem urgesetzten Werden und Vergehen
Lenkt die im All versenkte, allgeschenkte Macht
Der körperhaften Formen Trieb und Streben,
Und sie allein gebietet über Tod und Leben.
*
63 Leben im Licht
SINNFÄLLIG
Die sich verwegen
„Wissend” nannten,
Wußten euch zu sagen,
Daß dieser Erde
Zeitlich wechselnde Gestaltung
Wahn der Wähnenden:
Trugbild der Sinne sei.
Wer aus der Sinne Macht
Sich nicht befreien könne,
Werde nie und nimmer
Von der selbsterzeugten
Erdbedingten Täuschung frei.
Die solches lehrten,
Waren wahrlich ihrer Sinne Sklaven!
Denn, wer noch Furcht hegt
Vor der Sinne Macht,
Ist seiner Sinne noch nicht
Wahrhaft mächtig
Und gewiß noch nicht
Im Über-Sinnlichen erwacht.
*
67 Leben im Licht
ÜBERSINNLICH
Mit gutem Recht
Wird Wirkliches,
Das Erdensinnen nicht erfaßbar ist,
Als „Übersinnliches” bezeichnet.
Doch darf man,
Will man sich nicht täuschen,
Auch nicht etwa glauben:
Was Körpersinne nicht erfassen können,
Könne ohne sinnesgleiche Fähigkeiten
Geistig wahrgenommen werden!
Mit gutem Rechte
Dürfte man von „Übersinnen” sprechen,
Spricht man von jenen geistigen Organen,
Die im ewiglichen Geiste
Gleiches wirken,
Wie körperhafte Erdensinne
Hier in irdischen Bezirken.
*
71 Leben im Licht
GEISTIGES
ERFAHREN
Allem irdisch-sinnlichen Erfahren
Setzt das Vorstellungsvermögen
Des Erfahrenden die Grenzen.
Grenzen, die keiner überschreitet,
Der sie in seiner Vorstellung
Sich selber zog.
Die Sinne können ihm nur geben,
Was der selbstgefügten Vorstellung
Entsprechend sich erweist,
Und füglich ihr sich fügt.
Ihr Fremdes bleibt ihr unerkennbar,
Und alle Kraft der Erdensinne
Bringt es dem Erfahrenden nicht nah'.
So auch im Geistigen!
Auch da kann übererdenhafter Sinne Kraft
Die Grenzen niemals überschreiten,
Die ihr jeweilen Vorstellungen setzen,
Und immer wird die Seele nur erfahren,
Was sich den Vorstellungen fügen kann,
Die sie sich selber voreinst fügte.
Alles Andere nimmt sie nicht wahr.
75 Leben im Licht
Im Geiste weiterschreiten
Heißt: ‒ der Seele Vorstellungen wandeln,
Und die sie wandeln wollen,
Wissen hier zu handeln, ‒
Wissen die dunklen Mächte zu bezwingen,
Die in der Seele um die Seele ringen.
Wer in sich selbst
Um Hilfe bittet,
Wird sie in sich selbst erlangen,
Und in der Seele
Vorstellung um Vorstellung empfangen,
Bis seine geistgewirkten „Sinne”
Nicht mehr Hinderung
In ihm erfahren,
Und endlich in ihm selbst
Das Ewig-Wirkliche gewahren.
*
76 Leben im Licht
UNERLÄSSLICH
Auch mit dem besten Willen
Wißt ihr nicht mehr
Gott zu finden,
Weil euren Sinn
Die selbstgezeugten
Wie die nachgeformten
Vorstellungen binden.
Nur allzuviele Menschen
Haben solcherart verlernt,
Gott in sich selbst zu suchen,
Derweilen andere schon lange
Allem Suchen fluchen.
Ihr müßt die Vorstellungen,
Die euch binden,
In euch selber überwinden, ‒
Nicht eher dürft ihr hoffen,
Gott in euch zu finden!
*
79 Leben im Licht
ANGST
Viele, die Gott erfragten,
Hätten Ihn längst gefunden,
Wären die arg Verzagten
Nicht durch die Angst gebunden.
Sie hörten stets verkünden,
Den „Rächer” aller Sünden,
Und wissen doch beladen
Sich selbst mit Sündenschaden.
Sie glauben sich verloren
Und zum Verderb geboren.
Sie fürchten sich gerichtet
Durch Den, der alles sichtet.
So flehen nun die Armen
Für sich nur um „Erbarmen”,
Und wagen nicht zum Leben
In Gott sich zu erheben.
Erst muß der Angstfluch schwinden
Ehdenn sie endlich finden:
Den, der die Liebe selber ist
Und keinen Liebenden vergißt...
*
83 Leben im Licht
AUSGLEICH
Gott findest du erst dann
In dir,
Wenn du dich vordem
Selbst in Gott verloren...
Bevor dir solches
Wach in Gott geschah,
Bleiben der Seele „Sinne”
Noch dem Traum verschworen.
Erst dann vermag dein Gott
Sich in dich einzusenken,
Wenn es dir selbst gelang,
Dich selber ihm zu schenken.
Hast du dich dargebracht
Und dich in Gott verloren, ‒
Dann wird in heiliger Nacht
Dein Gott in dir „geboren”.
*
87 Leben im Licht
UNDARSTELLBAR
Wie wir im Irdischen
Den Raum
Nur in der Zeit erfahren,
So wird im Ewigen
Dem liebenden Gewahren
Das zu Erkennende allraumhaft kund.
Raumhaft ist jedes Wort aus Gottes Mund!
Auch alle „Zeit”
Ist hier im Raum gebunden
Und wird von aller Seele
Raumumfaßt empfunden.
Doch läßt sich ewiges Erfahren
Nicht in Worten
Einer Erdensprache schildern,
Und die es dennoch
Darzustellen suchten,
Konnten nur in Bildern
Und dunklen Zeichen
Anzudeuten trachten,
Was die allein erfahren,
Die in Gott erwachten.
*
91 Leben im Licht
ERHELLUNG
Wie irdisches Erkennen uns erwächst
Aus der Beobachtung durch Körpersinne, ‒
Aus Gedankenschlüssen,
Die in Gleichungsworten und Begriffen
.    gründen, ‒
So wird im Ewigen urgründende Erkenntnis
Ewiglich erlangt als raumhafte Erfüllung
Lichtbereiten Seelenraumes.
Doch solche Offenbarung wird erst Seelen,
Die den Erdenleib verlassen haben.
Auf Erden wird sie nur den Geistgezeugten,
Die, gleich mir, zwar hier im Erdenleben
.    stehen,
Aber dennoch hier, als ihrer Artung Folge,
So wie ich, das Ewige, Unendliche
Im eigenen Seelenraum,
Im eigenen Liebeslichte sehen.
Euch aber, ‒ denen ich hier niederschreibe,
Was euch und Kommenden als Erbe bleibe, ‒
Ist geistig andere Erfahrungsweise zugeteilt,
Solange ihr noch hier im Irdischen verweilt!
*
95 Leben im Licht
LEBEN
IM
LICHT
Leben im Licht
Läßt sich nur in Bezirken,
Die Licht-erzeugt
Und Licht-gestaltet sind,
Erwirken.
Hier hält der „Raum
In sich die „Zeit” umschlossen,
Und alle Zeit
Ist in den Raum ergossen.
Und aller Raum
Ist ungetrenntes Leben
Im Licht gelebt:
Ihm liebend hingegeben.
Erfahrung und Erkenntnis
Einen sich im Sein
Und gehen raumgestaltet
In die Seele ein,
Die selber Raum ist,
Der in sich
Die Zeit verwahrt,
In der das Licht sich, ‒
Raumgestaltet, ‒ offenbart.
*
99 Leben im Licht
SELBSTVERWANDLUNG
Im „Licht”
Das aus dem Urlicht quillt
Und wie das Urlicht,
„Raum” ist als Gestaltung,
Wandeln alle seelischen Impulse
Allsogleich sich selbst zu krafterfüllten
Lichtbelebten Raumgebilden,
Die in gegenseitigem Durchdringen
Ineinanderwirken:
Sich erkennen und erfahren,
Und dennoch ihrer Formen
Sprechende Gestalt bewahren.
Hier sind nicht mehr
Gehirngedankenformen aufzufinden,
Wie sie das irdische Erkennen braucht
Um das Erkannte im „Begriff” zu binden.
Hier wandelt sich die Seele selbst
In das Erkannte,
Das vordem sie auf Erden
Zu erkennen meinte,
Wenn sie einen Namen nannte...
*
103 Leben im Licht
DIE SEELE
Die Seele kann ein Meer sein,
Aber auch ‒ ein Tümpel,
Verjaucht, und angefüllt
Mit irdischem Gerümpel...
Ist sie ein Meer,
So hält sie, gleich den Meeren,
Sich selber immerfort bewegt und rein.
Ist sie ein See,
So wird in gleicher Weise
Sie selbst sich Klärung
Durch lebendige Bewegung sein.
Und auch als Teich
Kann sie sich selber klären,
Mag das nach Stürmen
Auch recht lange währen.
Ist sie jedoch ein Tümpel,
Gibt sie allem Abfall Raum,
Verwest als trüber Pfuhl
Und ‒ fühlt es kaum.
*
107 Leben im Licht
UND
ABERMALS
Die Seele kann ein Dom sein,
Aber auch ‒ ein Stall, ‒
Ein enger Pferch ‒
Und auch ‒ ein Weltenall...
Durch alles, was sie geben kann,
Und was sie nimmt,
Wird ihr die innere Gestalt,
Und wird ihr Fassungsraum bestimmt.
Was ihrem Raume nicht entspricht,
Muß sie gelassen lassen, ‒
Nur was er in sich faßt,
Kann sie in Wahrheit „fassen”.
Zum Segen aber wird der Seele
Alles, was den Raum ihr weitet,
Und wieder Segen
Durch sie selbst verbreitet.
Doch muß sie ständig auf der Hut
Vor Neid und Haß und Härte sein,
Denn Neid, wie Haß und liebelose Härte
Engt jeder Seele Raum bis zur Vernichtung ein.
*
111 Leben im Licht
DIE
ERDENTRÜCKTEN
Sie sind gegangen,
Wie sie gekommen.
Hatten gegeben,
Hatten genommen,
Und konnten doch
Nichts Erdgehöriges behalten,
Wenn sich im mählig wachsenden Erkalten
Der Erdenleib selbst irdisch Seelischem
Nunmehr verwehrte,
Das vordem ihn gestaltet und erhalten,
Und sein irdisches Erfahren mehrte.
Nur was der geistgezeugten
Seele sie allhier gewonnen,
Ist ihnen nicht
Im Todeslicht zerronnen,
Und was aus ihrer Zeit
Sie mitgenommen haben,
Ist die Gestaltung
Die sie selbst der Seele gaben.
*
115 Leben im Licht
DIE
HARRENDEN
Die ‒ erdentrückt ‒
Doch noch in „Zeit”-bedingten Banden,
Die seelische Erlösung
Noch nicht in sich fanden,
Sind keineswegs in sich
Auf gleicher Stufe,
Und keineswegs erreichbar
Gleichem Rufe.
Die einen sind auch weiterhin
Verloren im Erleben ihrer Erdenzeit,
Die anderen, ‒ dem Lichte näher, ‒
Finden sich schon weit
Von alledem entfernt,
Was sie einst irdisch lebten,
Und ferne allen Zielen,
Die sie einst erstrebten.
Sind so die einen
Nah' dem reinen Lichte,
So sind die anderen
Noch in der Erde Dichte!
*
119 Leben im Licht
UNBESCHREIBLICH NAH
Die, deren sichtbare Gestaltung ‒
Durch jeder Erdenzeugung zubestimmte
Wandlung alles Wandelbaren ‒
Nun nicht mehr sichtbar,
Nicht mehr körpersinnlich fühlbar ist,
Sind dennoch, seelenraumhaft,
Uns, die wir sie wahrhaft lieben,
Weit näher als sie waren,
In der Seele Raum verblieben.
Selbst, wenn sie auch zuerst,
In anderseitigem Erfahren,
An erdenhaften Irrtum,
Erdenhaften Tagestraum gebunden,
Noch nicht zu ihrer wahrhaften
Erlösung aus dem ihnen nun
Nicht mehr Gemäßen hingefunden,
So lehrt sie doch alsbald
Das raumhafte Erleben ihrer Seelen,
Alles Seelische das noch im Erdenleibe
Lebt, nun ‒ in sich selber ‒ finden,
Und sich den in der „Zeit” Gefesselten
In deren Seelenraum verbinden.
*
123 Leben im Licht
EWIGES LEBEN
Nicht das Erleben
Einer gleichsam zeitentrückten „Zeit”
Ist Ewigkeitserleben!
„Ewiges Leben” ist:
Das auch in jeglicher Sekunde ‒
Wollte man zeithaft deuten ‒
Ewigkeitserfüllte Leben
Geistgezeugter Geisteswirklichkeit.
Gar viele sind den gleichen Weg gegangen
Um durch das Tor der „Zeit”
In raumhaftes Erleben zu gelangen,
Und dennoch waren sie
Noch lange nicht bereit,
Sich an der Hand der Helfer zu erheben,
„Ewiges Leben” zu empfangen
Und fortan zu leben...
Erst als sie alle Erdenziele aufgegeben,
Fanden auch sie an ihrer Helfer Hand
„Ewiges Leben”.
*
127 Leben im Licht
VOLLENDUNG
Erst, wenn die erdentrückte Seele
Nichts mehr in sich findet,
Das sie ‒ im Bösen wie im Guten ‒
Noch an irdisches Erleben bindet,
Vermag sie sich zum Lichte zu erheben
Und sieht im Ewigen
Ihr erdgelebtes Leben
Nun lichtgelöst,
Und frei von erdenhaftem Streben,
Als klares Wahrbild
Sich zurückgegeben.
Hier erst geschieht
Geheimnisreiche Wendung: ‒
Hier offenbart sich jeder Seele
Ihre geistgelenkte Sendung...
In lichtdurchlohtem Seelenraum
Erlebt die Seele hier,
Nun aus der Liebe leuchtend,
Ihre ewige Vollendung.
*
131 Leben im Licht
ENDE