DAS BUCH
DER
KÖNIGLICHEN
KUNST
Verlagslogo
ENDGÜLTIGE GESTALTUNG NACH DEN
UNVOLLENDETEN AUSGABEN VON 1913 BIS 1920
BÔ YIN RÂ
IST DER DICHTER, PHILOSOPH UND MALER
JOSEPH SCHNEIDERFRANKEN
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASLE 1932
BUCHDRUCKEREI WERNER-RIEHM IN BASEL
INHALT Seite
Einleitung 5
I.Teil
Der Leuchtende dem Suchenden 11
Die Ernte 21
Das unendlichfältige Eine 35
Erkenne dich selbst 49
Von den geistigen Meistern 65
Gefahr der Eitelkeit 79
II.Teil
Die Schwelle 91
Die Frage des Königs 117
Die Wanderung 131
Osternacht 141
Vereinung 159
III.Teil
Allen, die zum Lichte streben 175
Die Lehre 181
AUSKLANG 207
Originalscan1  Originalscan2
Einleitung
.Es ist Torheit, zu glauben, das Zeugnis OO
höchster Erfahrung der Erfahrensten einer OO
Rasse sei in dem Schrifttum eines Volkes OO
dieser Rasse zu finden.
.Es ist noch größere Torheit, unbedenklich OO
anzunehmen, man brauche nur alle Texte OO
eines solchen Schrifttums säuberlich zu über‐ OO
setzen, um dadurch die Lichtsplitter, die sich OO
in ihm verfangen haben, der eigenen Rasse, OO
‒ dem eigenen Volke, ‒ zu retten.
.Gewiss: ‒ solange die Erde sich um die OO
Sonne dreht, kam Lichtesaufgang allem Irdi‐ OO
schen aus dem Osten, ‒ und vom aller‐ OO
ersten Anfang menschlicher Selbstfindungs‐ OO
versuche an waren die erfahrensten Finder OO
im Osten zu finden.
5 Das Buch der königlichen Kunst
.Unsäglich Weniges aber nur von ihren OO
Funden ging in das Werk der Völker ihrer OO
Rasse ein. ‒
.Geheimgut blieb, ‒ selbst für die „hei‐ OO
ligen Schriften”, ‒ das, was jederzeit Ge‐ OO
heimnis bleiben wird Allen, die es nicht OO
selbst in sich erfahren!
.Solche Erfahrung in der ihm gemäßen OO
Weise zu erlangen, soll dieses Buch den Er‐ OO
lebenden lehren.
.Die hier gegebenen Lehren gründen in OO
den Felsgründen ewiger Wirklichkeit.
.Aber diese Lehren sind nicht Selbstzweck OO
und wollen keine „Dogmen” schaffen, son‐ OO
dern nur nötige Erklärung.
.Erst wenn sie zu innerer ErfahrungOO
führten, hat sie der Suchende sich zu eigen OO
gemacht. ‒
6 Das Buch der königlichen Kunst
DAS LICHT VOM
HIMAVAT UND DIE WORTE
DER MEISTER
SUCHST DU DAS LICHT,
SO WISSE:
DASS DEIN WEG BEHÜTET IST
DURCH DIE LEUCHTENDEN
IM EWIGEN TAG!
9 Das Buch der königlichen Kunst
Der Leuchtende dem
Suchenden
.Ich will dir vom Wege sagen, den ich OO
selbst gegangen bin!
.Ich will den Weg dir zeigen, zu dem OO
ich selbst geworden bin!
.Ich war der Sonne so nahe gekommen, OO
daß sie den ganzen Himmel bedeckte.
.Alles stand in Flammen, über und unter OO
mir.
.Ich war Wanderer auf dem Wege ins OO
Licht, und ehe ich es versah, war ich WegOO
geworden ohne Wahl...
.Zum Wege geworden aber, schoß ich wie OO
ein Pfeil ins Ziel: ‒ verbrannte mich selbst OO
in der glühenden Sonne.
.So ward ich selber Glut und Leuchten. OO
13 Das Buch der königlichen Kunst
.Mich selbst verzehre ich in meinem OO
Feuerlicht: ‒ wie könnte ich anderes wollen, OO
als daß Alles zu Licht und Feuer werde! OO
.Alle Sonnen brennen im selben Licht! OO
.Wer zur Sonne verbrannte, ist mit allenOO
Sonnen vereinigt. ‒
.Du weißt nicht, welcher Sonnen Licht OO
in meinem Lichte dir leuchtet!
.Ziehe nicht Grenzen der Willkür!
.Im Lichte verschwinden alle willkür‐ OO
lichen Grenzen. ‒
.Suche das Licht in den Sonnen und OO
die Sonnen in ihrem Licht!
.Liebe ein wenig das Licht in allem OO
Leuchten, ‒ du Suchender!
.Willst du dem Lichte nahen, so gib OO
den Widerstand auf!
14 Das Buch der königlichen Kunst
.Alles in dir ist noch Widerstand!
.Alles in dir ist noch Rede: ‒ darum OO
hörst du nicht...
.Alles in dir ist noch Blick: ‒ darum OO
kannst du nicht sehen....
.Gebiete dir selber Schweigen und halte OO
die Blicke gesammelt, damit die StilleOO
Einkehr bei dir halte!
.Nur in der lautlosen Stille vernimmst OO
du das ewige Wort! ‒
.Noch aber sind tausend Widerstände in OO
dir, die gegen ein anderes Tausend streiten. OO
.Noch bist du nicht frei in dir selbst!
.Noch bist du nicht wunschlos willig, mit OO
mir deinen Pfad zum Lichte zu wandeln. OO
.Der „Anfang”: ‒ das Ursein, ‒ zeugt OO
aus sich das Urlicht, und das Urlicht zeugt OO
das Wort.
15 Das Buch der königlichen Kunst
.Das Wort aber hat das Licht des LeOO
bens, und das Licht leuchtet im Wort, OO
das den „Vater” zeugt: ‒ den Urgeist‐ OO
Menschen, ‒ in der tiefen Stille der Ewig‐ OO
keit, die heute ist, wie sie allzeit war und OO
immerdar bleibt.
.Was wir dir aus dem Wort verkünden, OO
ward nicht von Menschenhirnen ersonnen... OO
.Es ist Aufschluss der Ewigkeit und hat OO
nichts mit erdachter Erdenweisheit zu OO
schaffen.
.Was du hier empfängst, ist LichtOO
aus dem Wort!
.Im Wort sind wir alle, denen du diese OO
Worte dankst, vereint in ErkenntnisOO
und Bewußtsein.
.Wir schaffen geistgesetzte OrdnungOO
durch das Wort: ‒ im Chaos der Spie‐ OO
gelbilder, die sich bedrängen und verdrän‐ OO
16 Das Buch der königlichen Kunst
gen auf der Oberfläche stetig bewegter, in OO
Alleräußerstes strebender Kräftewellen.
.Wenn wir lehren, lehren wir uns selbstOO
erkennen.
.Nur in vorgelebter Lehre kann man OO
dir lebendiges Licht vor Augen stellen, OO
ohne dich durch seinen Urglanz zu blenden. OO
.Willst du zum Lichte, so mußt du glauOO
ben lernen!
.Glauben heißt: Kraft entfalten, um OO
höhere Kraft zu erwecken.
.Gläubige Worte allein schon könnenOO
Kraftentfaltung sein, aber in Worten alleinOO
sollst du nicht glauben lernen.
.Glaube ist Wille!
.Nach deinem Glauben wird dir geOO
schehen wie du gewollt!
.Wie dein Glaube, so sind deine Kräfte! OO
17 Das Buch der königlichen Kunst
.Nur deine eigene Kraft löst alle OO
heren helfenden Kräfte für dich aus!
.Wenn du zum Lichte willst, lerne beten! OO
.Wenn du betest, so bitte vor allem um OO
Flügel! ‒
.Siehe: es gibt Flügel, die höher tragen OO
als Adlerschwingen...
.Es gibt Flügel, die dich über alle Sterne OO
tragen.
.Um solche Flügel bitte, wenn du beten OO
willst!
.Ein jedes andere Gebet wird Lästerung, OO
wenn du in dir nicht auch zugleich um OO
diese Flügel bittest. ‒ ‒
.Wer um Flügel bittet, dem werden OO
wahrlich auch Flügel gegeben...
.Indem du fliegen willst, werden dir OO
Schwingen wachsen!
18 Das Buch der königlichen Kunst
.Noch während du betest, wirst du erOO
hoben sein!
.Und nun, du Suchender, zerstöre die OO
falschen Götter, willst du dem Einzigen, OO
Ewigen nahen: ‒ deinem lebendigenOO
Gott!
.Dein Gott ist in dir selbst, und nurOO
in dir selber kannst du seiner innewerden! OO
.Nur in dir selber kann er sich dir ge‐ OO
bären...
.Nur in dir selber sich dir vernehmbar OO
machen!
.Du sollst keinen „Gott” suchen außerOO
dem Gotte in dir!
.Du sollst keinem anderen „Gotte” dieOO
nen wollen!
.Höre die uralten, irrig gedeutetenOO
Worte!
19 Das Buch der königlichen Kunst
.Höre sie neu im Verstehen!
.Höre mit bebendem Herzen: ‒
.ICH” ‒ „bin der Herr!” ‒ spricht OO
dein Gott...
.„Du sollst keine anderen Götter su‐ OO
chen!” ‒
.„Du sollst dir keine Vorstellung ge‐ OO
stalten, um dir selber einen „Gott” zu OO
schaffen, der als monströses Zerrbild deiner OO
selbst in nur durch dich bedingtem Da‐ OO
sein wäre, bis du selbst dem Irdischen ent‐ OO
schwunden bist! ‒ ‒ ”
.Hier, o Suchender, stehst du vorOO
aller Wahrheit Anfang und niemalsOO
endendem Ende!
.Wohl dir, wenn du erkennst, was dir OO
die Worte dessen, dem sein Gott einst also OO
sprach, ‒ zu sagen haben. ‒
.Mit Absicht gab ich dir hier dieser Worte OO
ewigkeitsgezeugten Sinn!
20 Das Buch der königlichen Kunst
Die Ernte
.Wir wollen einen bedeckenden Schleier OO
über alle Worte werfen, die in den letzten OO
Menschenaltern wechselnd als unsere Äuße‐ OO
rung galten.
.Es wird so besser sein, denn Vieles braucht OO
zarte Schonung, was wir rücksichtslos durch‐ OO
jäten müßten, wollten wir in aller Lehre OO
das, was wir zu säen wußten, von allem Un‐ OO
kraut säubern.
.Unsere geistig „jüngeren” Menschen‐ OO
brüder ‒ und Schwestern ‒ rechnen mit weit‐ OO
aus kürzeren Zeitenfolgen als wir.
.So fühlten sich manche dazu berufen, OO
dem Werke nachzuhelfen, das wir zu wirken OO
haben.
23 Das Buch der königlichen Kunst
.Wie würde das Tempo unseres Wirkens OO
diesen „Ungestümen ohne böse Absicht” erst OO
mißfallen, wüßten sie, daß wir heute noch OO
am Anfang unseres Werkes stehen, und OO
kaum begonnen sehen, was ihnen längst OO
schon als abgetan erscheint...
.Wir streuen Samen auf gepflügtes Land. OO
.Es kommt auf euch an, ob der Samen OO
keimen kann! ‒
.Sehet zu, daß ihr naschhaften Vögeln OO
wehrt die Körner zu verzehren, bevor sich OO
Wurzeln und Halme bilden können!
.Hütet, was man euch anvertraut!
.Es müssen viele im Dunkel sitzen und OO
viele müssen im Schatten wohnen, denn OO
die Tage sind finster: ‒ sie fressen das OO
Licht. OO
24 Das Buch der königlichen Kunst
.Denen aber, die auch des Nachts waOO
chen, wird die Sonne am mitternächtigen OO
Himmel aufgehen!
.Zu diesen werden Arbeiter in die Ernte OO
kommen um die Ähren zu Garben zu binden! OO
.Danach werden weißgekleidete Hirten OO
kommen und mit Flötenspiel ihre Herden OO
sammeln!
.Dann wird jeder, der Führung sucht, den OO
Führenden finden!
.Der Führer aber wird ihn leiten, durch die OO
ehernen Tore und den Wüstenweg, zu OO
den Höhen von Himavat!
.Dort ist die Sonne im Lichte ertrunken OO
und die Erde hat ihre Schwere verloren. OO
.Dort ist der Himmel ewiger Feuerbrand und OO
alle Sterne glühen hell in seinem Licht. OO
25 Das Buch der königlichen Kunst
.Alles, was brennreif ist, wird dort zu FeuerOO
und ewigem Leuchten...
.Vieles aber ist grün noch und wasser‐ OO
geschwängert.
.So widersteht es dem Brande, ‒ wächst, OO
verwelkt und verfault. ‒ ‒
.Sicher ersehen die ewigen Väter des Licht‐ OO
feuers Nahrung.
.Sterne um Sterne entzünden sie in der OO
leuchtenden Glut...
.Höre! ‒ Entbrennen, Glühen, LeuchOO
ten, oder: ‒ Verfaulen, ‒ ‒ eines da‐ OO
von ist dein Los!
.Suchst du dem zu entrinnen, so betrügt OO
dich nur eigene Torheit!
.Du hast nur die Wahl in der Hand! OO
26 Das Buch der königlichen Kunst
.Wer seine eigene Meinung ewiger GotOO
tesweisheit gleich zu achten wagt, der steht OO
dem Werk im Wege, das wir hier auf Erden OO
wirken müssen.
.Er lästert das Licht, das die Erde durch‐ OO
leuchtet, und sündigt gegen den Geist aus OO
dem er selber lebt.
.Wehe dem Menschen, der seine GeOO
danken solcherart frevelnd an Stelle des OO
Wortes setzt!
.Ehe die Welten wurden, war das WortOO
und in ihm das Licht als des Wortes ErOO
kennen.
.Nicht im Denken wird dieses Erkennen OO
dem Menschen erfahrbar, denn das Denken OO
ist nur des Wortes Diener.
.Wer immer die leuchtende Gabe des OO
Herrn empfangen will, der gebiete dem OO
Diener Schweigen!
27 Das Buch der königlichen Kunst
.Wir wirken das Werk des innersten OO
Ostens: ‒ das Werk des lichten Tages der OO
Ewigkeit.
.Wir sollen die Seelen dem lebendigenOO
Lichte öffnen.
.Wer Führung sucht, die Keinen in die OO
Irre führt, der möge unsere Worte bei sich OO
im Herzen verwahren!
.Wir aber werden ihm nahe sein, auch OO
wenn er auf der anderen Seite der Erde lebt. OO
.Wir sind in dieses Erdenleben geboren OO
als Abgesandte der Söhne des Urlichts: ‒ OO
der Väter des Lichtes im Wort...
.Durch uns ward, seit Jahrtausenden im‐ OO
mer erneut, das Licht im Wort den Men‐ OO
schen menschlich erkennbar, ohne die OO
Augen der Sterblichen zu blenden.
28 Das Buch der königlichen Kunst
.Wir leben im Fleische das Leben der OO
Ewigkeit.
.Wer durch uns auf den engen Pfad geleitet OO
wird, der zu unserem Reiche im Geiste führt, OO
der geht seinem eigenen Sein im Ewigen OO
entgegen.
.Wir führen zu den Sternen ewigen Lebens, OO
die eins sind mit uns ‒ aus wesenhaftemOO
Lichte geboren ‒ im Lichte lebend, das OO
von Urbeginn war, das allzeit ist und nieOO
mals verlöschen kann.
.Wir sind sehr Wenige, die wir diese OO
uralte Einheit des Willens auf Erden verOO
körpern.
.Viele aber sind wir mit denen, die OO
vor uns die gleiche Bürde trugen, ‒ mit OO
denen, die sie nach uns tragen werden.
.Wir sind weder durch Volkstum und OO
Nation, weder durch Landessprache, noch OO
29 Das Buch der königlichen Kunst
durch räumliche und zeitliche Entfernung OO
getrennt, oder jemals zu trennen, auch wenn OO
in jedem aus uns die irdischen Eigenschaften OO
seiner Rasse erhalten bleiben.
.In uns selbst beten wir an, was durchOO
uns sich offenbaren will...
.Wir haben darauf verzichtet, noch OO
Anderes zu sein, als Seine Offenbarung in OO
der Welt der Sichtbarkeit.
.Wir sind absolute Einheit in uns selbst, OO
und unser erdenhaft Verwesliches ist uns OO
nur Werkzeug in der Welt des Werdens OO
und Vergehens.
.Wir haben uns alle nicht dazu gedrängt, OO
zu werden, was wir ohne davon zu wissen, OO
waren, und bewußt nun sind.
.Vor Urzeiten wurden wir erwählt, durch OO
die Einzigen, die erwählen können, und OO
30 Das Buch der königlichen Kunst
nahmen die Pflicht des Erwählten auf uns OO
wie eine schwere, heilige Last.
.Jeder aus uns denkt mit Entsetzen an OO
den Tag zurück, der ihm das irdische Wissen OO
brachte um die Pflichten und Verant‐ OO
wortungen, denen er im Geistigen schon seit OO
Jahrtausenden dargeboten war...
.Wo immer einer der Unseren lebt, dort OO
ist einer unserer geistigen Tempel.
.Keiner aus uns gibt durch sein Wort OO
etwa nur auf subjektivem Erkennen alleinOO
gegründete Lehre.
.In dem Worte des Lehrenden sprechen OO
alle Wirkenden aus dem ewigen Urlicht OO
in Ver-einung.
.Vergeblich würde man einen aus uns, OO
von seinen geistgeeinten Brüdern je zu OO
sondern suchen!
31 Das Buch der königlichen Kunst
.Man kann auch keinen aus uns lösen OO
von den Anderen durch den Tod, denn alle OO
leben wir ineinander, einer den Anderen OO
durchdringend, ‒ ob wir nun noch im OO
Erdenleib sind, oder ob wir ihn abgelegt OO
haben.
.Wir haben Denken und Schauen über‐ OO
stiegen und fanden das Reich der einfach‐ OO
sten Zeichen: ‒ das Land der Wirklichkeit. OO
.Dort leben, und von dort aus wirkenOO
wir, im Innersten vereint, auch wenn OO
Tausende von Meilen überwunden werden OO
müßten, wollten wir in unseren Erden‐ OO
körpern zueinander kommen.
.Wer zu einem aus unserem Kreise geistig OO
Zutritt fand, der hat einen Tempel desOO
Geistes auf dieser Erde betreten...
.Wir wollen die Herzen der Menschen OO
erreichen, damit die Herzen den Pfad zum OO
32 Das Buch der königlichen Kunst
Geiste finden, der allem Denken der Gehirne OO
unauffindbar bleibt, solange ihn das GeiOO
stige des Menschen nicht zu finden wußte. OO
.Die Auswahl leitet geisterwachsenesOO
Gesetz, das nicht zu beugen, nicht zu OO
brechen ist.
.Keinem aus uns steht es frei, einen Je‐ OO
den, der da kommen mag, auch in den OO
geistigen Bezirken sich zu vereinen.
.Der Strom muß dem Meere naheOO
sein, soll er des Meeres Schiffe schonOO
tragen können. ‒ So auch muß der Such‐ OO
ende bereits bereitet sein, zu überOO
nehmen, was wir ihm zu geben haben.
.Einem Jeden der geistig zu uns kommt, OO
kann zwar auf die ihm gemäße Weise Hilfe, OO
und in bestimmter Art auch Führung wer‐ OO
den, soweit ihm Hilfe wirklich von Nutzen OO
sein wird, und soweit er Führung schon OO
33 Das Buch der königlichen Kunst
zu entdecken weiß, wenn sie auch nur seinen OO
Alltag lenkt. ‒
.Die Führung auf den höchsten Höhen‐ OO
wegen aber dürfen wir dem nur bieten, OO
den wir am Ende des Pfades durch die OO
Wüsten dürren Denkens finden, aus seiner OO
eigenen Kraft.
.Ihn allein hat das Gesetz dazu bestimmtOO
die höchsten Höhen geistiger Erkenntnis OO
zu erreichen.
.Jeder Andere würde nur tief zu FalleOO
kommen, wollten wir ihn in geistiger Füh‐ OO
rung auf die Hochpfade geleiten, die nur OO
den allerwenigsten aus allen gleichzeitig OO
Lebenden auf dieser Erde gangbar sind. ‒ OO
34 Das Buch der königlichen Kunst
Das unendlichfältige Eine
.Es liegt uns ferne, die keusche Weis‐ OO
heit, deren erwählte Priester wir sind, vor OO
dem lüsternen Auge der Neugier zu ent‐ OO
schleiern.
.Wir selbst verwirren durch geistigen Ein‐ OO
griff alles, was ohne oder gegen unseren OO
Willen dann und wann durch UnberufeneOO
vernommen wurde, damit es nicht zum Scha‐ OO
den derer führen kann, die wahllos Lehre su‐ OO
chen wo die Wahrheit sich nicht finden läßt. OO
.Nach jeder Kunde, die ein Nichtgerufener OO
sich zu erschleichen wußte, sind wir gezwun‐ OO
gen, die Mauer des Schweigens zu erhöhen, OO
die um das Heilige gezogen ist, da das Ge‐ OO
setz des Geistes solchen Schutz verlangt, OO
wir aber das Gebot erfüllen müssen.
37 Das Buch der königlichen Kunst
.Man hat euch in alter und neuerer Zeit OO
gar vieles gegeben, das denen nicht geOO
hörte, die es euch brachten.
.Lernet erwachend erkennen, wie das Ge‐ OO
setz des Geistes solche Gaben immer wieder OO
zu vernichten weiß, um nicht das ursprüng‐ OO
lich Gute zur Nahrung keimenden Unheils OO
werden zu lassen!
.Nur was wir selber den Seelen geben, OO
verantworten wir im Geiste als unser auf‐ OO
getragenes Werk.
.Glaubt nicht, daß ihr im irdischenOO
Osten, ‒ ja selbst an den Hängen des OO
Himavat, wo die geheiligten „Schwäne” an OO
den Ufern der höchsten Tempelteiche nisten, OO
‒ der reinen, lichtlebendigen Weisheit OO
des geistigen „Ostens”: ‒ des SonnenOO
aufgangs in der Seele ‒ etwa näherOO
wäret! OO
38 Das Buch der königlichen Kunst
.Nicht alles, was vom geographischen OO
Osten kommt, ist deshalb Licht vom Lichte OO
des geistigen Ostens! ‒
.Auch der sengende Wind dürrer Speku‐ OO
lationen, wie der Fieberhauch wüstesten OO
Aberglaubens, wehen vom Osten her.
.Die größte Torheit und die höchste WeisOO
heit finden sich im irdischen Osten. ‒
.Das Licht aus dem innersten geistigenOO
Osten aber ist ewige, kosmische Weisheit! OO
.Wir wissen jedes Volk und jeden EinOO
zelnen ohne Umwege zu erreichen.
.An den so Erreichten liegt es allein, OO
ob das, was wir zu geben haben, aufgeOO
nommen wird, oder zu uns zurückkehrt, OO
wie wenn es abgeprallt wäre an hartem OO
Stein...
.Suchet, und ihr werdet ‒ gefunden!
39 Das Buch der königlichen Kunst
.Doch dieses Suchen nötigt euch nicht, OO
auch nur aus dem Hause zu gehen. ‒
.Nur in euch selbst sollt ihr suchenOO
und nur in eurem Allerinnersten wird OO
man euch zu finden wissen.
.Glaubt nicht, daß eitle Mystagogen, die OO
euch in Hörigkeit haben möchten und dar‐ OO
um ähnliche Macht sich anzudichten ver‐ OO
stehen, jemals solches vermögen!
.Glaubt nicht, daß wir, die allein zu OO
solchem Finden fähig sind, dabei AnderesOO
wahrzunehmen vermöchten, als was euch OO
im geistlebendigen Lebenskern auf OO
höchste seelische Weise bewegt!
.Wir kennen keine Neugier, und sehen OO
geistig nur was lichtempfängnisfähig ist OO
in euch.
.All' unser Tun ist nur darauf gerichtet: OO
Licht zu entzünden, wo es aufgenommenOO
wird. OO
40 Das Buch der königlichen Kunst
.Hütet, was wir euch vertrauen!
.Es ist Licht aus dem innersten Osten! OO
.Das Licht, das ewig ist und ewig seinOO
wird, leuchtet zwar allenthalben in der OO
Finsternis, aber die im Finstern Träu‐ OO
menden erkennen es nicht.
.Siehe: ‒ noch bist du selbst nur deinOO
Traum, ‒ du, der sich selbst als LichtOO
im Urwort erkennen lernen soll! ‒
.Niemals warst du wirklich in der OO
Finsternis, die du dir träumend schaffst, OO
denn was du auch immer als finster emp‐ OO
finden magst, hat in der Wahrheit keinen OO
Bestand.
.Du warst Licht vom Anbeginn, der OO
niemals Vergangenheit werden kann, OO
weil er in Ewigkeit Gegenwart ist! ‒
41 Das Buch der königlichen Kunst
.Leuchten wollen sollst du in dir selbst, OO
auf daß du deine Lichtesfülle erkennst, ‒ OO
und erwachen sollst du aus dem Traum der OO
Finsternis!
.Heute noch bist du des Traumes Sklave. OO
.Morgen schon kannst du vielleicht er‐ OO
wachen, und dein Tag wird ewig sein!
.Keine Nacht wird dir dann die Fülle OO
des Lichtes mehr rauben können!
.Aus eigener Willenswahl: ‒ durch dei‐ OO
nen Glauben an die Nacht, ‒ bist du zu OO
einem Traum der Finsternis geworden. ‒ OO
.Nun sollst du deine Finsternis, in glei‐ OO
cher Weise, durch den Glauben an den OO
Tag erhellen, damit Licht in dir werde OO
und dein Traum ein Ende finde.
42 Das Buch der königlichen Kunst
.Nimm dich in acht vor deinen Träumen, OO
denn die Geister des Traumes sind herrsch‐ OO
süchtig und tyrannisch!
.Leicht können sie dich länger im Schlafe OO
halten als du schlafen müßtest, und dann OO
verschläfst du deinen Tag und mußt bis OO
zu einem anderen Tage warten...
.Noch suchst du im Traum ‒ in leerem OO
starren Nichts über Wolken den Einen, OO
der nur in unzählbaren Einzelnen sich OO
offenbaren will.
.Siehe, ‒ Er wohnt auch in dir und OO
spricht:
.Ich bin in ihrer Mitte, doch sie verOO
nehmen nicht mein Wort, denn meineOO
Stimme ist sanft wie ferner Vogelruf!” OO
.Lerne darum die Welt der VorstellungOO
scheiden von der Welt der Wirklichkeit! OO
43 Das Buch der königlichen Kunst
.Die Vorstellung muß überwunden wer‐ OO
den, aber nicht die Wirklichkeit der Welt, OO
die auch „ein Gott” nicht wirklich über‐ OO
winden könnte...
.Suche nach der Einfalt des KindesOO
in dir, wenn du Geistiges erkennen ler‐ OO
nen willst!
.Meide alle erdachte „Weisheit”!
.Fliehe die Welten, die nur dein DenkenOO
dir erstehen läßt, und die mit deinem letz‐ OO
ten Hirngedanken wie ein wirrer Spuk OO
zerstieben!
.Verlasse die Welt der wechselnden VorOO
stellung, wie sie nur in deinem KopfeOO
lebt und west!
.Das ist „die große Entsagung”!
.Das ist der Anfang des Schreitens auf OO
dem Pfade, bei dem der Wanderer all‐ OO
44 Das Buch der königlichen Kunst
mählich selbst zu wahrhafter WirklichOO
keit gewandelt wird.
.In heiliger Ordnung waltet das Gesetz OO
des geistigen Geschehens.
.Soll das Licht aus dem Wort die Her‐ OO
zen der Menschen erreichen, so muß es zu‐ OO
vor die Farbe der Erde zeigen.
.Wir sind nicht das Licht, sondern des OO
Urlichtes Leuchtende!
.In uns wird dem Lichte der Ewigkeit OO
die Farbe der Erde!
.Vertraue dem Leuchtenden, der dir zum OO
geistigen Führer wird in dir selbst, aber OO
liebe in ihm allein das Licht, das ‒ ihn OO
durchflutend ‒ sich dir nahen will.
.Befreie deine Seele von jedem Bilde OO
sterblicher Formen, wenn du das LichtOO
durch ihn empfangen willst!
45 Das Buch der königlichen Kunst
.Was in dir wirken will, ist nicht der OO
Erdenmensch, durch den des Lichtes Strah‐ OO
len dir erkennbar werden, sondern dasOO
Licht im Wort.
.Nennst du den dich Leitenden: ‒ „MeiOO
ster”, so wisse, daß nur Einer „der Mei‐ OO
ster” ist in jedem aus uns!
.Wir sind, was wir sind, um euch zu OO
helfen.
.Nichts anderes will das Gesetz von uns. OO
.Wir sollen Kräfte in euch erwecken, OO
durch die eure Herzen aller Finsternis ent‐ OO
rissen werden: ‒ Kräfte, die in euch selber OO
sind! ‒ Kräfte, die euch zu BewußtseinOO
kommen müssen, wenn ihr sie gebrauchen OO
lernen wollt!
.Wir sollen euch zu euch selber führen! OO
46 Das Buch der königlichen Kunst
.Wir sollen das ewige Licht des Wortes OO
in euch entzünden!
.Wir sollen das Wort in euch zum Wider‐ OO
klang bringen!
.Wir aber können nichts für euch tun, OO
wenn ihr keine Hilfe wollt!
.Wir können euch nicht helfen, wenn OO
ihr nicht unerschütterlich wenigstens an OO
die Möglichkeit geistiger Hilfe glaubt, so OO
wie ein Seefahrer glaubt, auf der anderen OO
Seite des Meeres festes Land zu finden.
.Wir sind Menschen der Erde wie ihr, OO
und müssen wie ihr den Zoll an die Erde OO
entrichten.
.Wir wirken als Menschen der Erde und OO
wissen Irdisches wahrlich zu achten.
.Aber wir wissen auch um das VollOO
kommene, als um das ewige Ziel, dem OO
47 Das Buch der königlichen Kunst
alles Geistgeborene ewig zustrebt ohne es OO
jemals erreichen zu können.
.re die absolute Vollkommenheit je‐ OO
mals erreichbar, so würde im Augenblick OO
des Erreichens jegliches Leben enden, und OO
nur durch ihre Unerreichbarkeit gibt sie OO
allen Ewigkeiten stets neuen Lebensgrund. OO
.Vollkommen ist nur der ewig unendlich‐ OO
fältige Eine, der sich in unzählbarer Ge‐ OO
staltung im Ursein, Urlicht und UrwortOO
ewig neu als sich selbst erlebt...
48 Das Buch der königlichen Kunst
Erkenne dich selbst
.Glaube nicht irregeleiteten Schwärmern OO
wenn sie dir etwa sagen: es könne jeder, OO
der es begehrt, zum Leuchtenden des Ur‐ OO
lichts werden.
.Es gibt leider nur allzuviele, die gerne OO
bereit sind, jeglichem Worte zu glauben, OO
wenn es nur ihre zehrende Eitelkeit be‐ OO
tört, ‒ und die dann mit allem gierenden OO
Streben nicht weiter gelangen, als bis zur OO
Zerstörung ihrer ureigenen Lebensbahn... OO
.Wer nicht als Leuchtender im Urlicht OO
schon geboren wird, nachdem er seit JahrOO
tausenden bereits im Geiste war, was OO
er nunmehr auch hier im ErdenlebenOO
sein soll, der wird nur vergeblich jemals OO
zu „werden” suchen, was er nicht vom OO
Geiste her längst ist.
51 Das Buch der königlichen Kunst
.Suchet nicht, was euch nicht selber sucht! OO
.Ihr könnt sonst gar leicht recht teuf‐ OO
lischen Selbsttäuschungen erliegen.
.Die Menschen, denen die Natur ihre OO
Siegel öffnen muss, sind zu jeder Zeit so OO
selten, dass nur pathologische Vermessenheit OO
den törichten Glauben nähren kann, man OO
gehöre vielleicht zu dieser verschwindend OO
kleinen Zahl.
.Wer wirklich dazu gehört, der weiß OO
es im irdischen Bewußtsein erst dann, wenn OO
ihm durch den Leiter seiner Bewußtseins‐ OO
erziehung die Kräfte zum geistigen Wirken OO
auf Erden übertragen wurden.
.Vorher ist kein Erdenmensch fähig, die OO
unerhörte Belastung seines Bewußtseins, OO
auch nur einen Augenblick lang ertragen OO
zu können ohne daran zu zerbrechen, ‒ OO
die mit dem Erlebnis der Identität des ir‐ OO
dischen Selbsterlebens mit einem unfaßbar OO
52 Das Buch der königlichen Kunst
weit älteren, individuell gestalteten vorge‐ OO
burtlichen Leben im ewigen Geiste natur‐ OO
notwendig verbunden ist.
.Der hier auf sicherem Boden fußt, weiß OO
sich frei von allem Geltungstrieb von Jugend OO
auf.
.Er hat seine Aufgabe niemals selbst er‐ OO
sehnt.
.Im Geiste aber war er dafür bereitet OO
worden ehe er geboren wurde, und als er OO
seine Zeit erreichte, fanden die Väter OO
im Urlicht ihn vollendet wie man eine reife OO
Frucht am Baum findet.
.In seinem Erdenleben strebte er vielleicht OO
zu Zeiten streng nach Weisheit, allein er OO
war gewiss unendlich weit davon entfernt, OO
geheime Kräfte sich zu wünschen.
.Wohl suchte er in Demut Führung, OO
doch er erstrebte sicher nicht die Weihe, die OO
ihm nachmals wurde, ohne daß er vordem OO
53 Das Buch der königlichen Kunst
darum wußte, daß sie Einzelnen im Erden‐ OO
leben Schicksal sei.
.Selbst wenn er von Ähnlichem hörte, OO
galt es ihm nur als Sagenstoff oder Gebilde OO
allzu erregter Phantasie.
.So ward er Meister in dem, was er ohne OO
es zu ahnen, von Geburt an war...
.Macht über okkulte Kräfte, wie sie OO
menschliche Märchenlust geistiger Meister‐ OO
schaft allezeit zuschrieb, galt aber jederzeit OO
jedem wirklichen Leuchtenden des Urlichts OO
nur als verächtlich und keineswegs erstrebens‐ OO
wert.
.Ihr habt gehört, daß es Mittel und Wege OO
geben kann, solche abenteuerlichen Kräfte OO
zu erlangen?
.Es wäre wahrlich für euch besser, ihr OO
wüßtet von solchen Dingen nichts!
54 Das Buch der königlichen Kunst
.Den Allermeisten die danach strebten OO
wurden solche Kräfte zu Schlingen, und OO
traurig war das Schicksal derer, die in diesen OO
Schlingen hängenblieben.
.Wer okkulte Kräfte als BerufenerOO
meistern soll, der wird in langen Jahren OO
der Vorbereitung durch einen Berufenen OO
zu ihrer sicheren Beherrschung und Abwehr OO
geschult. Selbst dann noch können sie ihm OO
zum Verderben gereichen.
.Die in harter Erziehung erlangte Macht, OO
durch die allein okkulte Kräfte zu beherrOO
schen sind, verpflichtet den der Macht ein‐ OO
mal Sicheren zu steter Betätigung seines OO
Könnens, und rächt sich furchtbar, wenn OO
der Wille auch nur einmal erlahmt.
.Ein Moment des Zögerns, und des Zwei‐ OO
felns an der eigenen Macht, kehrt alle Kräfte, OO
denen sie gebieten kann, gegen den Be‐ OO
schwörer, und bringt Unheil mit unüber‐ OO
sehbaren Folgen.
55 Das Buch der königlichen Kunst
.Wahnsinn und geheimnisvoller Tod sind OO
noch nicht die schrecklichsten Wirkungen, OO
die solcherart entstehen können.
.Schuld trifft dann den, der diese Macht OO
in Hände gab, die nicht für sie geschaffen OO
waren.
.Kein wirklicher geistiger Meister würde OO
sich mit solcher Schuld beladen, obwohl er OO
wahrlich die hier Macht gewährenden Prak‐ OO
tiken bis ins kleinste kennt.
.Wirkliche Geistesmacht steht unbe‐ OO
schreiblich hoch über allen okkulten Fähig‐ OO
keiten irgendwelcher Art.
.Der Schüler, den ein geistiger Meister OO
zum Sohn annimmt muß ein Mensch sein, OO
der vordem im Willen der Erde sich selbst OO
„gestorben” ist und nun im Willen Gottes OO
lebt, in dem er „geboren” wurde.
.Was dann der Meister tut, besteht einzig OO
darin, daß er aus Gott den Menschen leitet, OO
56 Das Buch der königlichen Kunst
Gottes Wille in sich zu benützen und ihm OO
sich anzugleichen, was freilich oft wunder‐ OO
same Wirkung haben kann.
.Die Erde der Menschen ist dann des OO
erwählten Sohnes Arbeitsfeld, und das Reich OO
des ewigen Willens seine Heimat.
.Wer hingegen nach okkulten Kräften OO
strebt und sie durch äußere Übung zu be‐ OO
meistern sucht, ist erst in das schwüle Däm‐ OO
merland verderblicher Wünsche und gefahr‐ OO
voller Versuchung gelangt.
.Magie im höchsten Sinne, als die KönigOO
liche Kunst der Geistgeeinten, hat mit OO
diesem Dämmerland allerdings nichts ge‐ OO
mein!
.Die wahre Wunderkraft der Königlichen OO
Kunst ist nur des Gottesgeistes nie beOO
siegbarer Wille...
.Der Mensch besitzt Anteil an diesem OO
Willen in sich selbst, sobald er sich un‐ OO
57 Das Buch der königlichen Kunst
widerruflich dem Willen der Erde in sich OO
versagt.
.Wer aber dem Willen der Erde sichOO
entziehen will, der darf nicht glauben, OO
nun auch „der Erde entsagen” zu müssen. ‒ OO
.Weltverneinung ist Torheit!
.Weltverneinung ist der narkotischeOO
Trank schwächlicher Seelen, die derOO
Wirklichkeit entwischen zu könnenOO
glauben...
.Durch Weltverneinung wirst du gerade OO
am engsten dem Willen der Erde verOO
haftet, denn: ‒ was dich die Welt „verOO
neinen” heißt, ist nur der unbefriedigteOO
Wille der Erde, nicht aber des ewigenOO
Geistes sieghaft starker Urkraftwille, OO
dem alles durch ihn im Dasein Erschienene OO
dienen muss, und dem nichts widerstehen OO
kann. ‒
58 Das Buch der königlichen Kunst
.Dem Willen der Erde kannst du dich OO
nur entziehen durch aktive eigene Willens‐ OO
haltung.
.Der Erde aber entsagen wollen, ver‐ OO
langt nichts anderes von dem Entsagenden, OO
als müde Passivität.
.Die Flucht aus der Welt ist wahrlich OO
nicht als aktives Handeln zu werten, und OO
in den allermeisten Fällen ist sie nur folgen‐ OO
schwere Auswirkung psychophysischer Stö‐ OO
rung, vereint mit dem Trieb zu überstei‐ OO
gertem Selbstgenuß.
.Töricht sind sonderlich alle „Ich”-Ver‐ OO
ächter, denn sie wissen nicht, was sie ver‐ OO
achten.
.Wenn sie sagen: „Bekämpfe in dir OO
dein Ich!” ‒ so raten sie dir schlecht! OO
.Lösche „Ich” aus, und Alles ist aus‐ OO
gelöscht, ‒ denn alles Sein und alles OO
59 Das Buch der königlichen Kunst
Scheinen ist nur durchIch”, fürIchOO
gewirkt: ‒ wird wirkend nur inIchOO
empfindbar...
.Du kannst „Ich” nicht auslöschen, wenn OO
du auch aus allen Kräften zu einem NichtOO
„Ich” werden möchtest.
.Ewig ist das Ur-„Ich”, das ewig dich OO
aus sich erzeugt.
.Nicht eine Sekunde wärest du im Da‐ OO
sein, würde diese geistige Zeugung auch nur OO
während einer Millionstel-Sekunde dich OO
nicht im Dasein wollen. ‒
.Sage denen, die da behaupten, in ihnen OO
sei „Ich” erloschen: ‒
.„Nicht ihr seid Nicht-„Ich” geworden, OO
sondern eure Torheit glaubt nur an dieses OO
Unwesen eurer Ein-bildung!”
.„Ihr unterdrückt zwar, was „Ich” ist OO
in euch, aber ihr könnt „Ich” nicht töten!” OO
60 Das Buch der königlichen Kunst
.Irrig habt ihr die Worte der Weisen OO
verstanden, denn der Weise ist „Ich” von OO
Grund auf! ‒ Alles in ihm ist untertanOO
seinem „Ich”! ‒ ”
.Was ihr aber abtun sollt, ist: ‒ dasOO
Angenommene!”
.Ich” bist du, o Suchender, von EwigOO
keit her, auch wenn du deine eigene Iden‐ OO
tität noch nicht in der ewigen Spirale OO
geistiger Aufeinanderfolge erkennst!
.Alles, ‒ außer „Ich”, ‒ ist zeitweilig OO
angenommen! ‒
.Du verteidigst zwar das Angenommene, OO
als sei es dein Eigentum, ‒ aber alles, OO
was an-genommen ist, gehört dir nicht von OO
deinem Urgrund her zu eigen!
.Alles, was angenommen ist, wird dir OO
wieder genommen!
61 Das Buch der königlichen Kunst
.Unzähliges Angenommene ist dir schon OO
unzählige Male wieder genommen worden... OO
.Dein „eigener” rper ist nur an-geOO
nommen in dieser Welt der ‒ Annahme. ‒ OO
.Du aber bist „Ich”! ‒
.„Ich” ist einmalig, einzigartig und OO
unzerstörbar in jeder seiner Emanationen! OO
.Auflösung” des „Ich” ist unmöglich! OO
.Was man wohl der Kürze halber so OO
nennt, ist ein sehr komplizierter Vorgang OO
der Bewußtseinszerstörung, bei dem das OO
vorher „Ich”-vereinte Bewußtsein sich löstOO
vom „Ich”, und somit sein ewiges „Ich” OO
verliert.
.„Ich” ist unerklärbar, denn „Ich” ist OO
absolute Einheit, ‒ „Licht an sich”, OO
und vollendete Klarheit.
62 Das Buch der königlichen Kunst
.Scheinbare Klarheits-DifferenzieOO
rung im „Ich” ist nur Wirkung der BewußtOO
seinsbewegung, die du wahrnimmstOO
im „Ich”.
.„Ich” ist ewig aus Ur-„Ich” gezeugtOO
und bleibt ewiges Zeugnis ewiger Zeugung! OO
.Zerstören kannst du nur dein BewußtOO
sein um dein unzerstörbares „Ich”. ‒ ‒ OO
.Geistig bewußt werden aber kannst du OO
nur, indem dein Bewußtsein AufnahmeOO
findet in „Ich”, so, wie „Ich” im GeisteOO
lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit...
.Nicht anders wird der „Vater”, nicht OO
anders das „Urwort”, nicht anders das OO
Urlicht” erkannt und geliebt, als im OO
Ich”!
.Dieses aber bist du: ‒ du jedesmal OO
einziges „Ich”, ‒ wenn du Alles von dir OO
abgetan hast, was nur AngenommenesOO
ist! ‒ ‒
63 Das Buch der königlichen Kunst
.Suche nicht außen, du Suchender, OO
was nur im Innersten lebt!
.Nie und nimmer kannst du außenOO
finden, was du suchst!
.Nie wirst du wissen um „Ich”, wenn du OO
nicht vorher „Ich” im Innersten deinesOO
Innern gesucht und gefunden hast!
.Du wirst „Ich” jedoch nur dann finOO
den in dir selbst, wenn du geistig nüchternOO
bleibst und dein Bewußtsein nicht beirren OO
läßt durch Gaukelspiel, wie es deine und OO
Anderer Phantasie so reichlich darzubieten OO
hat. ‒
.„Ich” ist nur einmal in dir im Dasein, OO
‒ aber Unzähliges sucht sich in dir zu OO
behaupten, indem es unter diesem Namen OO
dir verbirgt, daß es nur Angenommenes ist. OO
64 Das Buch der königlichen Kunst
Von den geistigen Meistern
.Wie steht es aber um die hohe Gemein‐ OO
samkeit der geistigen Lehrer?
.Wie gelangst du zu ihnen, die dich vom OO
Geiste her helfend führen, wenn du „außen” OO
nicht suchen sollst?
.Was sollen dir diese Worte hier, die OO
doch von außen her dich erreichen müssen, OO
wenn du nur in deinem AllerinnerstenOO
die Führung erwarten darfst?
.O Suchender! ‒ Diese geistige Führer‐ OO
schaft ist dir sehr nahe und du weißt es OO
nicht! ‒
.In dir wirkt sie und in dir bist du mit OO
ihr verbunden, ohne die Spur der Ver‐ OO
bindung zu ahnen.
67 Das Buch der königlichen Kunst
.Du könntest im äußeren Leben auch OO
Tage und Nächte lang mit einem der gei‐ OO
stigen „Meister”, wie man die Leuchtenden OO
des Urlichts zu nennen pflegt, in einemOO
Raume zusammen leben, und du würdest OO
ihn doch nicht als das, was er ist, erkennen, OO
denn gut hat der eine Meister, der uns zu OO
geistigen Meistern schuf, unsere Meister‐ OO
schaft vor trübsichtigen Augen verhüllt... OO
.Wenn du aber sehend unserer Geistes‐ OO
gemeinschaft nahen willst, so achte darauf, OO
in dir selbst die geistige Atmosphäre zu OO
erreichen in der wir leben, ‒ wir, die wir OO
selber sehend wurden durch das eine ewigeOO
Auge, dem kein irdischer Sinn entspricht. OO
.Nicht eher wirst du innerlich uns ver‐ OO
nehmen, als bis zu jenem Tage, der dich OO
zum erstenmal in innerster wunschloser OO
Stille, voll Sicherheit und vertrauender OO
Furchtfreiheit findet!
.Äußere Ruhe nützt dir dabei nur wenig. OO
68 Das Buch der königlichen Kunst
.Je reicher du beschäftigt bist in deiner OO
Alltagswelt, ‒ je intensiver du die Arbeit, OO
die dein Tagewerk von dir verlangt, zu för‐ OO
dern weißt, ‒ desto näher kommst du in OO
deinem Innern der geistigen Atmosphäre, OO
die uns Lebensnotwendigkeit ist, und in OO
der allein die unstörbare Stille herrscht, OO
die du erreichen mußt. ‒ ‒
.Du liebst vielleicht die romantische Vor‐ OO
stellung, wir „Löwen der Stille”, wie man OO
uns nannte, seien müßige Träumer, phan‐ OO
tastische Hierophanten, oder gar „Yogis” OO
von der zweifelhaften Sorte, die man an den OO
Märkten sieht?!
.Du glaubst, die Klar-Augen, denen die OO
Mythe aller Völker erhabene Einsicht dankt, OO
seien wohl Priester mysteriöser Kulte in OO
weihrauchdurchzogenen geheimen Krypten?! OO
.Du kannst dich nicht lösen von der Vor‐ OO
stellung, wir seien irgend einem irdischen OO
Willen dienstbar, ‒ irgend einer macht‐ OO
69 Das Buch der königlichen Kunst
erstrebenden Religion oder Weltansicht OO
gemeinsam verhaftet?! ‒ ‒
.Wenn du, o Suchender, jedoch auf die OO
Spur der Wahrheit finden willst, dann lass' OO
dich nicht täuschen durch die Gaukelspiele OO
deiner übersatten Phantasie!
.Wisse, daß unter den geistigen Meistern, OO
die auf dieser Erde wirkten, Meister desOO
Schwertes sind!
.Wisse, daß andere die Geschicke großer OO
Länder lenkten!
.Einige aus uns pflegten hohe Künste, OO
andere hohe Wissenschaft, und wieder andere OO
flohen und fliehen jede Wissenschaft, jede OO
Kunst.
.Einige lebten in großen Städten inmitten OO
des Weltgetriebes ihrer Zeit, ‒ andere aber OO
hausten in ferner, unnahbarer Einsamkeit, OO
die auch heute noch fast aller Zuflucht blieb. OO
70 Das Buch der königlichen Kunst
.Wechselnd im Wechsel der Zeiten, fin‐ OO
den sich in gar verschiedenen Situationen OO
menschlichen Erdendaseins unsere Spuren. OO
.Keineswegs aber sind alle aus uns ein‐ OO
ander in jeglicher geistiger Hinsicht gleich, OO
und jeder einzelne behält die Freiheit der OO
Entscheidung, ob und wie lange er auf seiner OO
erreichten Stufe stehen bleiben, oder aber: OO
ob und wann er die darauffolgende ersteigen OO
will.
.Alle der Unseren aber hören immerdar OO
den Ruf, der sie berufen hat...
.Vielleicht würde nur Weniges deiner OO
übersteigerten Vorstellung von dem Wesen OO
gotteiniger Menschen entsprechen, könntest OO
du einen aus uns, die man „Meister derOO
sieben Tore” zur Gottheit nennt, in seiner OO
irdischen Einkleidung erkennen!?!
.Jedoch: ‒ das Äußere ist dem Weisen OO
nur gültig als notwendig irdisch geforderter OO
71 Das Buch der königlichen Kunst
Schein, und jeder Schein ist an sich trügeOO
risch, ‒ auch wenn er wahrlich nicht als OO
bloßes „Nichts” gewertet werden darf. ‒ OO
.Wie sollten aber die „Wolken derOO
Erkenntnis” das Land befruchten kön‐ OO
nen, wenn sie nicht ‒ in eine Welt des OO
Scheines gesandt ‒ als Schein im Schein OO
zu wirken wüßten?! ‒
.Glaube aber nicht, daß du einem aus OO
uns begegnen müßtest, um sein geistiger OO
Schüler werden zu können!
.„Von außen her” lehrt keiner aus uns OO
die letzten Dinge!
.Was ich dir hier sage, kann dir wohl OO
Anstoß deines Willens werden, die Wahr‐ OO
heit zu suchen, aber alle Lehre, die ich dir OO
in Worten meiner Sprache geben kann, OO
bleibt stets nur Weckruf an dein Inneres, OO
denn die Weisheit des Himavat wird andersOO
„gelehrt”...
72 Das Buch der königlichen Kunst
.Sie ist tiefer gegründet, als nur auf die OO
Auffassungsfähigkeit der Gehirne!
.Tiefer als alle menschlich vergänglichen, OO
irdisch veränderlichen Lehren und Schulen! OO
.Du kannst aber nicht im Innersten dei‐ OO
nes Innern mit den lebendigen „SteinenOO
der großen Mauer” leben, bevor du ge‐ OO
wohnt bist, in ihrer Luft, hoch über allen OO
Nichtigkeiten von vermeintlicher Wichtig‐ OO
keit, und hoch über aller bramarbasierenden OO
Marktschreierklugheit zu atmen.
.Wie aber der Ton auf allen Harfen im OO
Saale mitklingt, wenn der Finger des Spie‐ OO
lers die Saite einer Harfe berührt, so klin‐ OO
gen alle heiligen Klänge für jeden Schüler OO
der geistig eingeordnet wurde, nachdem OO
er die „Stimmung” der „Harfen des geOO
weihten Berges” in sich erreichte...
.Dein innerer Zustand ist der Schlüssel, OO
der dir die Pforte öffnet zum geheimen OO
geistigen Tempelraum!
73 Das Buch der königlichen Kunst
.Nichts kann dir verschwiegen, nichts dir OO
vorenthalten werden, wenn du diesen Schlüs‐ OO
sel wirklich dir erworben hast, ‒ der aber OO
auch nur so lange aufzuschließen vermag, OO
solange du in dem durch geistiges Gesetz OO
geforderten Zustand verharren wirst. ‒ OO
.Suche aber nicht etwa Klänge in dir zu OO
hören, Visionen zu haben, oder Worte der‐ OO
art zu vernehmen, als wenn sie von außen‐ OO
her zu dir gesprochen würden!
.Prüfe dich selbst und bleibe seelisch wach, OO
damit du nicht Wahn- und Wunschträumen OO
zu willen wirst, wo du die WirklichkeitOO
erkennen lernen willst!
.Suche nichts, außer dem ZustandOO
innerster, wunschlos vertrauender seeOO
lischer Stille!
.In dem gleichen Grade, in dem du dich OO
diesem Zustand näherst, wirst du dich DenenOO
nähern, die mit dir den Weg zur Wahrheit OO
74 Das Buch der königlichen Kunst
geleitet werden, und ebenso wirst du dich OO
von ihnen entfernen, wenn du versäumst, OO
den Zustand allerinnerster wunschloser Stille OO
ungestört in dir zu erhalten.
.Keine äußere Unrast kann diese hierOO
gemeinte Stille stören, die nurOO
durch dein eigenes Verhalten alleinOO
bestimmt wird in dir. ‒
.Suche nicht in seelischem Zwielicht nach OO
den geahnten Gefährten.
.Du kannst nur teilhaben an ihrer bereits OO
erlangten Kraft, und du wirst dieser Stär‐ OO
kung deiner eigenen Kräfte gewiss bewußt OO
zu werden vermögen, ‒ doch um die mit OO
dir im Streben zum Geiste Vereinten weiß OO
nur der, dessen Schüler du bist, wie auch OO
jene seine Schüler sind.
.Grüble nicht, sondern sei dir nur stets OO
der ehrlichen Anspannung aller deiner dirOO
bekannten inneren Fähigkeiten bewußt! OO
75 Das Buch der königlichen Kunst
.Keinen Augenblick darfst du dichOO
selbst aus dem Auge der Seele verlieren! OO
.Du könntest sonst den Weg verfehlen, OO
und würdest erst nach langer Zeit gewahr, OO
daß du nicht mehr auf dem Wege bist... OO
.Wenn du zu denen gehörst, die auf dieser OO
Erde ihre Zeit nicht ungenützt versäumen, OO
dann wird dir schon während diesesOO
Erdenlebens in deinem eigenen Innern OO
der strahlende Tag erscheinen.
.Dann wirst du allen Gefahren entronnen OO
sein, denn du wirst alsdann deinen Weg OO
aus deiner eigenen Klarheit erleuchtetOO
sehen.
.Doch heute darf deine Sorge gewiss noch OO
nicht jenem Tage gelten, dem du nur in OO
Geduld entgegenwachen lernen sollst!
.Du weißt es nicht, wann er dir be‐ OO
schieden ist, und niemand weiß es...
76 Das Buch der königlichen Kunst
.Du selbst bestimmst deine Zeit, und OO
mußt „deine Zeit” erfüllen!
.Es genüge dir das Wort, das ich dir OO
hier zu sagen habe:
.In der vollendeten Zeit wird auchOO
dir die Vollendung nahen!
.Alle Ungeduld trübt nur deinen Blick OO
und verzögert dadurch das Werk.
.Ewig bist du, und dein ist dieOO
Ewigkeit!
.Beharrlich harre aus!
.Gelassen lasse das „Angenommene”!
.Du hast es nur gut zu verwalten!
.Es ist keineswegs dein Besitz. ‒
.Erstrebe täglich und stündlich den hohen OO
Zustand innerer Stille, mitten im Lärm der OO
Außenwelt!
77 Das Buch der königlichen Kunst
.Erfülle dich mit gläubigem VertrauenOO
und halte dich frei von aller Furcht! OO
.So kommst du im Geiste dem nahe, OO
der dich geistig leiten kann, ‒ soOO
wirst du im Geiste die hohe GemeinOO
schaft gewahr, aus der er dich erreicht, OO
so kommst du endlich zu dirOO
selbst in deinem lebendigen Gott!
78 Das Buch der königlichen Kunst
Gefahr der Eitelkeit
.Hüte dich aber, du Suchender, vor OO
deinem eigenen Wankelmut!
.Hüte dich vor den Dornenhecken der OO
Zweifel! ‒
.Du ahnst vielleicht die Stätte des Lichtes, OO
so wie ein nächtiger Wanderer durch die OO
Frühnebel hindurch jene Stelle am Himmel OO
schon ahnt, an der das Tagesgestirn bald OO
aufleuchten wird.
.Zwischen dir und jener Stätte aber wurzelt OO
das Dornengestrüpp stets sich erneuernder OO
Zweifel...
.So viel du ihrer auch ausrotten magst, OO
so viele wachsen wieder aufs neue nach.
81 Das Buch der königlichen Kunst
.Versäume deine Zeit nicht mit törich‐ OO
tem Tun!
.Niemals ‒ auch nicht in Ewigkeit, ‒ OO
würdest du vorankommen können, wolltest OO
du dich vermessen, die Dornenhecken der OO
Zweifel erst auszuroden! ‒
.Hier hilft allein dein beharrlicher Mut. OO
.Kraftvoll und sicher schreite voran, auch OO
wenn deine Füße aus tausend Wunden der OO
Eitelkeit bluten!
.Dein Fuß muß rein sein, wenn dich OO
der eine ewige Meister, der da Meister ist OO
in jedem aus uns, die klaren kristallenen OO
Wegstufen betreten lassen soll, die zu den OO
Hallen der Anbetung im Geiste und in der OO
Wahrheit führen.
.„Rein” wird dein Fuß erst dann, wenn OO
er in deinem eigenen Blute gereinigt OO
wurde... OO
82 Das Buch der königlichen Kunst
.Tausende haben den Weg zum Lichte OO
gesucht und blieben in den Dornenhecken OO
der Zweifel hängen, weil der Suchenden OO
selbstische Eitelkeit es nicht zuließ, daß sie OO
weiterschritten, ohne die Dornen vorher OO
entfernen zu können.
.Du, o Suchender, sei nicht diesen gleich! OO
.Du bist geborgen, wenn du der ewigen OO
Sonne vertraust, deren Strahl dir im Lichte OO
meiner Worte leuchtet...
.Fühllos für alles, was dich zurückhalten OO
möchte, strecke du deine Hände aus nach OO
jenen hilfreichen Händen die du nun vorOO
dir siehst!
.Schweigend folge dem dich Führenden, OO
der von sich sagen kann:
.Ich suche das Licht nicht mehr, OO
denn ich selbst wurde leuchtend!” OO
83 Das Buch der königlichen Kunst
.Ich suche den Frieden nicht mehr, OO
denn ich selbst wurde Friede!”
.Ich suche kein Wissen mehr, dennOO
ich wurde selbst unvergängliches WisOO
sen!” ‒
.Beziehe alles Gute auf Gott!
.Wiege dich aber nicht in der eitlen OO
Vermessenheit so vieler, als ob Gott dir OO
auf jede Frage antworten müsse.
.Frage getrost, und freue dich, wenn dir OO
Antwort wird, ‒ aber beruhige deine OO
Fragelust, wenn dir die Antwort nicht zu‐ OO
fällt noch während du fragst!
.Die Wunden, die dir die Zweifel reißen, OO
sind nötig für das Wachstum deiner GlauOO
benskraft.
.Fliehe nicht feige, was dir als Hindernis OO
erwächst, damit es dich festhalte bis deine OO
Kraft erstarkt ist zum Weiterschreiten!
84 Das Buch der königlichen Kunst
.Wähne nicht, daß du berufen sein könn‐ OO
test, für dich selbst und Andere alle Hecken OO
der Zweifel zu lichten, wie deine Eitelkeit OO
gerne dir zuraunen wird.
.Erst wenn du die Zweifel lieben lernst, OO
wirst du dich vor ihnen zu hüten wissen! OO
.Erst wenn kein erreichtes Ziel mehr OO
deinem Geltungswillen neue Nahrung OO
schafft, wirst du befähigt befunden, das OO
höchste der Ziele zu erreichen...
.Schweigen muß deine Seele lernen, OO
wenn das Licht ihr nahen soll!
.Schweigen wird deiner Seele tiefsterOO
Ruf nach Erleuchtung sein!
.Schweigend geht deine Seele dereinst OO
dann in das ewige Leuchten ein!
.Je besser du innerlich schweigen lernst, OO
desto näher wirst du den Einsichten kom‐ OO
men, die deine Seele ersehnt.
85 Das Buch der königlichen Kunst
.Die tiefen Einblicke in die Bereiche OO
wahrer Wirklichkeit öffnen sich nur dem, OO
der in sich selbst zur Ruhe kam, weil er OO
das innerliche Schweigenkönnen zu er‐ OO
lernen wußte!
.Unter tausend Masken ist es aber immer OO
wieder deine Eitelkeit, die deine innere OO
Ruhe stört durch immer neue Fragen, OO
denen keine Antwort werden kann, solange OO
du nicht in der großen Stille bist...
.Erst wenn du innerlich zu schweigenOO
weißt, kommst du in der Stille deiner Seele OO
zu der Antwort, die dich auf ewig erlöst! OO
86 Das Buch der königlichen Kunst
AUS DEN LANDEN
DER LEUCHTENDEN
.IN DEINER SEELE IST EINE KLEINE OO
PFORTE, ‒ KLEINER ALS EIN SON‐ OO
NENSTÄUBCHEN.
.WER SIE DURCHSCHREITET, KANN OO
IN FERNE LANDE REISEN OHNE SICH OO
AUS SEINEM HAUSE ZU ENTFERNEN. OO
.DIE ÄLTESTEN ZEITEN KANN ER OO
AM HEUTIGEN TAGE ERLEBEN.
.NUR WENIGE ABER WISSEN SICH OO
SO KLEIN ZU MACHEN, DASS SIE DIESE OO
WINZIGE PFORTE BEWUSST DURCH‐ OO
SCHREITEN KÖNNEN...
89 Das Buch der königlichen Kunst
Die Schwelle
.Im Tempel angelangt, in dem ihm die OO
Weihe werden sollte, fragte der Schüler OO
den Meister:
.„O sage mir doch noch, du Sicherer, OO
dem ich so lange schon mich anvertraue, OO
was du vor dir selber bist in deinem OO
Wissen um dich selbst, ‒ du, der du alles OO
in dir zu bemeistern weißt und von nichts OO
mehr bemeistert wirst!?
.Ist das, was du bist, noch im MenschenOO
beschlossen, oder hast du in dir selbst ein OO
Anderes gefunden, dem der Mensch nur als OO
Maske dienen muß? ‒”
.Und der Meister sprach:
.Ich bin, wie du, ein Mensch, ‒ aber OO
was ich war, bevor mir meine Mutter Leib OO
93 Das Buch der königlichen Kunst
und Leben dieser Erde gab, das wurde ich OO
hier erst, nachdem ich den Schlaf des OO
Menschen dieser Erde überwunden hatte. OO
.Dann erst wurde ich der Meister meiner OO
ewigen Kräfte auch hier auf Erden, als ich OO
den erdbedingten Schlaf bezwingen lernte, OO
in dem die Menschen dieser Erde sich ihr OO
Leben zu erträumen trachten.
.Fragst du mich nun, was ich bin, so OO
kann ich dir nur sagen:
.Ich bin ‒ ich selbst, und nur ‒ ich OO
selbst!”
.„Du selbst?” ‒ stammelte fragend der OO
Schüler...
.„Du selbst? ‒ ‒”
.„Wie soll ich das deuten?! ‒ ”
.Mein wissensdurstiger Schüler”, ant‐ OO
wortete darauf der Meister, ‒ „wie vieles OO
94 Das Buch der königlichen Kunst
hast du bereits von mir gehört, und wie OO
vieles könnte ich dir noch zu sagen haben, OO
‒ aber wie vieles muss ich dir dennoch OO
ewig verschweigen, wenn du es nicht ausOO
dir selber dir zuerst zu sagen weißt! ‒ ‒ OO
.Wirst du mehr um mich wissen, wenn OO
ich dir nun sage:
.Ich bin Herr meiner ewigen Kräfte, denn OO
ich bin dieser ewigen Kräfte SelbstkraftOO
geworden?
.In mir sind sie nun ihrer selbst bewußt, OO
und in meinem Willen wissen sie sich allein OO
gewollt...”
.„So sage mir von den Kräften, deren OO
Selbstkraft du bist, o Großbeseelter!” ‒ OO
bat darauf der Schüler.
.Und der Meister sprach:
.„Höre, du Suchender nach dem Licht, OO
und verstehe in deinem Herzen!
95 Das Buch der königlichen Kunst
.Wenn ihr schlafenden Menschen nach OO
der Weise der Erde sagt: ‒ wir sehen die OO
Welt durch das Auge, wir fühlen oder tasten OO
sie, und unser Ohr gibt von ihr Kunde, OO
dann redet ihr von einem kleinen TeileOO
der Welt, der euch mehr oder weniger er‐ OO
kennbar wird.
.Ich aber weiß das Ganze und lebe beOO
wußt in ihm...
.Ich sehe, höre und fühle mehr wie ihr! OO
.Ich lebe in der ganzen Allwelt, die OO
aus Welten, der euren gleich, gebildet ist OO
und alles, was ist, in sich umfaßt.
.Ineinander verwoben, ‒ einander durch‐ OO
dringend, ‒ sind alle Welten am gleichenOO
Ort.
.In eurer Welt verborgen, ‒ verhüllt OO
durch eurer Welt sichtbare Formen, ‒ OO
steht die Welt der geistigen Kräfte, denen OO
ich Selbstkraft aus dem Geiste bin.
96 Das Buch der königlichen Kunst
.Urschöpferisch, aber auch: ‒ durchOO
Schöpfung zerstörend, ‒ wirken diese OO
Kräfte.
.Ohnmächtig sind sie aus sich allein, da OO
ihnen alle Impulse fehlen, sich aus Eigenem OO
auszuwirken, aber die Selbstkraft eines Ein‐ OO
zigen, der ‒ er selbst ‒ ist, erfüllt sie OO
mit Antrieb zum Selbsterleben, und so OO
werden sie zu geistig gewollten Gewalten... OO
.Die Macht dieser Gewalten fühlen alle, OO
die hier auf Erden leben, ‒ Könige, wie OO
Bettler, ‒ Starke, wie Schwache, ‒ Reiche, OO
wie Arme, ‒ jedoch nur die wenigsten OO
ahnen, aus welchen Welten her solche Aus‐ OO
wirkung sie erreicht.
.Fast allen ist es verborgen, weil sie nur OO
traumwach sind in ihren Erdenleibern, OO
während ihre Seelen schlafen. ‒
.Doch, höre weiter, du, der ein AugeOO
der Welten werden soll!
97 Das Buch der königlichen Kunst
.Verwoben und eingesenkt der Welt, die OO
euch allein als die ganze Allwelt erOO
scheint, und in gleicher Weise auch ver‐ OO
woben der Welt dieser Kräfte des lebenOO
den Feuers von denen ich hier zu dir rede, OO
steht eine Welt des reinen Lichtes, das OO
alle Welten durchleuchtet und in sich zur OO
Offenbarung bringt.
.Diese drei Welten hält, ‒ in sich ge‐ OO
bettet, ‒ sie durchströmend, und in sich OO
selber alle erlebend, ‒ Der Gewaltige, der OO
sich selbst allein in Seinem Namen kennt. OO
.Uns offenbart Er sich im Schweigen... OO
.Aus Ihm und in Ihm lebt jeder, der OO
ein sehendes Auge der Welten wurde.
.Durch Ihn ist Selbstkraft Herrin der OO
Kräfte des lebenden Feuers.
.Du könntest Ihn wahrlich auch ‒ DieOO
‒ Gewaltige nennen, denn Mann und Weib OO
sind in Ihm beschlossen.
98 Das Buch der königlichen Kunst
.Im Urbeginn der Wesen, die sich „Men‐ OO
schen” nennen, war der Mensch in der OO
ewigen Zeugung aus dem „Vater”, EignerOO
der Selbstkraft und Herr aller Kräfte des OO
lebenden Feuers.
.Doch, als die Kräfte des lebenden Feuers OO
das ohne Flamme brennt, dem urgezeugten OO
Menschen ihre Macht in allem Leben zeig‐ OO
ten, vergaß er seiner Selbstkraft, der allein OO
die Kräfte des Feuers ihre Stärke, Größe OO
und Gewalt zu danken hatten, und ‒ OO
fürchtete sich vor ihnen...
.Furcht ist des Menschen Urschuld, OO
‒ denn nur aus Furcht vor den Kräften, OO
deren Herr er war, fiel der Urgezeugte OO
aus dem ewigen Leuchten!
.Siehe, du kennst nun die Ursache allesOO
Bösen hier auf dieser Erde!
.Nicht nur der Mensch allein ist ihm OO
verfallen, sondern auch alle Welten in die OO
der Gefallene seine Urfurcht trug...
99 Das Buch der königlichen Kunst
.Bewundernd stehst du vor den „Wun‐ OO
dern der Natur”, ohne zu ahnen, daß da OO
alles was du wahrnimmst, aus deinem nun OO
gebannten ewigen Geisteswillen stammt, OO
und weitaus wunderbarer wäre, würde das OO
Reich, das du „die Natur” nennst, und dem OO
du selbst nunmehr verhaftet bist, dich heute OO
noch als seinen Herrn erkennen kön‐ OO
nen. ‒
.Nun müssen alle Kräfte in ihm weiter OO
wirken wie die Räder eines Uhrwerks, das OO
man einmal aufgezogen hat.
.Du allein kannst auch „die Natur” OO
er-lösen, und wenn darüber noch Millio‐ OO
nen Jahre vergehen sollten!
.Aber glaube nicht, daß dieser kleine OO
Stern auf dem wir hier jetzt leben, für sich OO
allein die Folgen deines „Falles” trägt!
.Den ganzen physisch wahrnehmbaren OO
Weltenraum mit allen seinen Sonnen und OO
100 Das Buch der königlichen Kunst
Planeten, hat der Mensch, durch seinen Fall OO
aus dem Bewußtsein seiner Geistesmacht, OO
dazu verurteilt, ohne „Gott” zu sein, denn OO
nur dem Menschen allein war urbedingt OO
einst anvertraut, was heute unsichtbare gei‐ OO
stesferne Machtgier sich zu eigenem Herrsch‐ OO
bereich erzwungen hat.
.Unschuldig muss, durch des MenschenOO
Schuld, unzählbares Lebende leiden!
.Schuldhaft hat er über sein eigenes OO
irdisches Leben gleiches Schicksal verhängt. OO
.Nur durch den Menschen, der, in OO
Furcht verfallen, seiner urgegebenen Macht OO
vordem entsagte, kann alle Kreatur der‐ OO
einst auch wieder ihren Peinigern entrissenOO
werden, die an dem unsagbaren Leid sich OO
weiden, das der Fall des Menschengeistes OO
ungewollt bewirken mußte.
.Nun höre weiter vom Schicksal des OO
Menschen, ‒ dem Schicksal, das nicht auf‐ OO
101 Das Buch der königlichen Kunst
gehalten werden könnte, auch wenn ihm OO
ursprünglich nur einer der Menschen alleinOO
verfallen wäre.
.Stets neues Übel neu bewirkend, durch‐ OO
rollt es die Zeiten aller erdmenschlichen OO
Generationen, und mehrt die Furcht: ‒ OO
die Urschuld, ‒ in jedem der neuen Ge‐ OO
schlechter.
.So sank der Mensch herab von seiner OO
geistigen Macht und in Gott gegründeten OO
Größe, bis eine vergängliche TierformOO
seinem Selbsterleben letzte Rettung bot. ‒ OO
.Was ihr „Urmenschen” nennt, waren OO
jene Tiere, denen sich der geistgezeugte OO
Mensch: ‒ der „Herr der Erde”, einte, OO
nachdem er, durch Furcht überwunden, OO
aus seiner Gotteseinung „gefallen” war... OO
.Dennoch hat ihn die Kraft aus der Höhe OO
nicht ganz verlassen!
.Aus urgegebenen Kräften lebend und OO
den tierischen Körper durchdringend, verOO
102 Das Buch der königlichen Kunst
borgen dem Tiere und im Tier verhülltOO
vor sich selbst, ahnt er doch SelbstkraftOO
in sich wie ein fremdes, höheres Wesen. OO
.Das Tier wurde Zuflucht dem Gefallenen, OO
der ohne Heimat irrte, ‒ denn die Heimat OO
kannte ihn nicht mehr, ‒ und des Tieres OO
Leib ward ihm auch zur Höhle der ErOO
lösung...
.Sobald nun Selbstkraft in ihm zu OO
leuchten beginnt, jauchzt er im Tiere, und OO
alle Brunst des Tieres wird in diesem OO
Lichte dunkel. ‒
.Darum verlangt er im Tiere ungestüm OO
nach solchem Licht, ‒ und immer mehr OO
treibt heischendes Begehren ihn diesem OO
Lichte entgegen nach jedem neuen aufge‐ OO
nommenen Strahl.
.Einige der Wesen, die sich hier auf OO
Erden nun „Menschen” nennen, ‒ deren OO
103 Das Buch der königlichen Kunst
Mut gestärkt war, da sie aus dem Geiste OO
her der Tierheit banges Mühen sahen, dem OO
sie selbst entgegengingen, ‒ strebten mit OO
solcher Gewalt dem Lichte zu, daß sie das OO
Licht bereits vor ihrer irdischen Geburt OO
wieder erreichen konnten.
.Diesen wurde Selbstkraft aufs neue OO
zum Eigentum!
.Sie wurden die ersten Helfer ihrer im OO
Tiere schlafenden Brüder und dieser ihrer OO
Brüder Schwestern.
.Sie wurden die sehenden Augen derOO
Welten!
.Sie beherrschen die Kräfte des lebenOO
den Feuers, die ihnen dienen mit feurigem OO
Eifer...”
.Weißt du nun, was ich bin ‒ ? ‒” OO
fragte nach dieser Rede der Meister.
104 Das Buch der königlichen Kunst
.Und sein Schüler, wie aus einem Traume OO
erwachend, antwortete verwirrt, indem er OO
sprach:
.„Ja, Herr! ‒ Ich glaube nun zu ahnen OO
was du bist.
.Allein: ‒ erkläre mir doch, der du so OO
vieles mir schon erklärtest, ‒ war es dein OO
Vater, der dir solche Geisteskraft vererbte, OO
oder gab dir deiner Mutter Leib die Gabe OO
solchen Erkennens?
.Verzeihe mir, wenn meine Frage mehr OO
erfragen sollte, als du mir beantworten willst! OO
.Du weißt, daß ich vor dir mich in Ehr‐ OO
furcht beuge, ‒ aber mein Auge kann nicht OO
vergessen, daß es dich als einen Menschen OO
vor sich sieht, gestaltet gleich anderen Men‐ OO
schen, und vergebens späht es danach, an OO
dir zu entdecken, was deines lichten Er‐ OO
kennens leibliche Ursache ist.”
105 Das Buch der königlichen Kunst
.Törichter!” erwiderte der Meister, „ich OO
glaubte, du fragtest nach mir! ‒ Du woll‐ OO
test wissen, was ich sei!?!
.Indessen hast du nach dem Tiere ge‐ OO
fragt, das mir hier noch zur Nahrung dient, OO
und verzehrt wird von mir, indem ich dieser OO
Welt durch seine Kräfte lebe. ‒
.Woher ich habe, was dir meine Worte OO
gaben, sagte ich dir auch heute wieder.
.Allein, du hörst nicht, was man dir OO
sagt, denn immer schläfst du noch den OO
Schlaf in dem ihr euer Leben denkendOO
euch erträumt!
.Wisse, daß meine Worte dir WissenOO
im Urlicht gaben, und daß nur, wer SelbstOO
kraft besitzt, Wissen im Urlicht erlangt! ‒ OO
.Nun aber, ‒ nun sage du mir, was du OO
bist? ‒ ‒ denn also verlangt es das Gesetz, OO
daß ich an dich die gleiche Frage richten OO
106 Das Buch der königlichen Kunst
muss, die du in diesem Heiligtum an mich OO
gerichtet hast.
.Was bist du?! ‒ Der du von vielem OO
gemeistert wirst und noch so weniges mei‐ OO
stern lerntest! ‒ ‒ ”
.Da antwortete der Schüler:
.„Meister, du fragst mit harten Worten, OO
was wohl nur du mir sagen könntest. ‒ OO
.Ich ‒ ‒ weiß es nicht!”
.Und der Meister sprach:
.„Nie war ein Mensch so kühn wie du! OO
.Wie konntest du diesen Tempel betreten, OO
‒ diesen Tempel, der Keinen entläßt, der OO
meiner Frage keine Antwort weiß, ‒ wenn OO
du nicht einmal sagen kannst, was du bist!? ‒ OO
.Unseliges Nichts! ‒ Wenn du nicht OO
weise genug zur Antwort bist, so laß' meine OO
107 Das Buch der königlichen Kunst
Frage wenigstens deine Klugheit wecken, OO
damit diese Mauern nicht dein Verderben OO
sehen!”
.Kaum seiner Stimme mächtig vor Er‐ OO
regung, und an allen Gliedern bebend, gab OO
nun der Schüler diese Antwort:
.„Du, der alles liebt, ‒ wie dürftest du OO
deinen Schüler töten lassen, nur weil er auf OO
deine Frage hier keine Antwort weiß? ‒ ‒ OO
.Ich mag vielleicht wirklich Nichts sein, OO
wie du ja sagst, ‒ mag auch dein Wort OO
verborgenen Sinn in sich beschließen. ‒” OO
.Du Tor!” sagte darauf der Meister mit OO
kalter Stimme und mit hartem Spott, ‒ OO
„du bist nicht nur Nichts in irgendwelchem OO
geheimen Sinne, sondern dem allgemeiOO
nen Wortsinn nach!
.Nichts sehe ich, dem ich die große OO
Weihe übertragen könnte, die einer von OO
108 Das Buch der königlichen Kunst
uns dem anderen weitergibt, seitdem der OO
erste aus uns sie durch das Urwort aus dem OO
Urlicht empfing.
.Nichts sehe ich vor mir, was diese Weihe OO
tragen könnte, solange du noch nicht weißt, OO
was du bist!
.Vordem stand noch mein Schüler hier. OO
.Nun sehe ich Nichts, und rede zu OO
Nichts.”
.Da schrie der Schüler auf wie ein Fieber‐ OO
kranker:
.„Meister! ‒ Mein Lehrer! ‒ ‒ Du OO
höhnst deinen Schüler!
.Du willst mich verderben!
.Du redest, wie du nie vorher zu mir OO
geredet hast!
.Du weißt, wer vor dir steht!
109 Das Buch der königlichen Kunst
.Du weißt, was ich bin!
.Du weißt, daß ich nicht hier vor dir OO
stünde, wenn ihr mich nicht gerufenOO
hättet!”
.Was wagt mich hier zu schmähen?” OO
erwiderte verächtlich der Meister.
.Und der Schüler schrie so laut, daß seine OO
Stimme schrill von den dunklen Wänden OO
widerhallte:
.„ICH bin es!! ‒ ‒ Aber ich schmäheOO
nicht!
.ICH, dein Schüler!!
.ICH SELBST bin es, der ich hier vor OO
dir stehe!!”
.Als der Schüler diese Worte hinausge‐ OO
schrien hatte, verließ ihn die Macht über OO
seine Sinne, und er sank hin wie leblos. OO
110 Das Buch der königlichen Kunst
.Endlich, nach einem langen und tiefen OO
Schlafe, erwachte er.
.An dem Lager, auf das man den fast OO
Leblosen gebettet hatte, stand der Meister. OO
.Der Schüler sah um sich und erkannte OO
den Ort nicht mehr, denn er war nun in OO
den inneren Räumen des Tempels.
.Dann erkannte er aber den Meister, OO
und sah, dass sein Angesicht leuchtete vor OO
Freude.
.„Stehe auf”, sagte der Meister mit liebe‐ OO
erfüllter Stimme, ‒ „stehe auf und ersteige OO
jetzt die erste der sieben Stufen, die dich OO
zum Heiligsten des Tempels bringen.
.Dort wirst du die Kraft erlangen, der OO
die feurigen Kräfte gehorchen...
.Du hast nun die Probe der SchwelleOO
bestanden, denn zum ersten Male ward jede OO
Faser deines Körpers zum ‒ Wort! ‒
111 Das Buch der königlichen Kunst
.Vorher waren nur Kopf und HerzOO
lebendig.
.Nun ist im Schrei deiner Todesangst OO
Alles in dir zum Leben erwacht!
.Nun ist der Mensch im Tiere zu sichOO
selbst gekommen und sein Schlaf ist überOO
wunden!”
.Der Schüler hörte diese Worte und wußte OO
nicht wie ihm geschah.
.Halb zweifelnd noch ergriff er die Hand OO
des Meisters und sprach:
.„O du Gütiger! ‒ Wie groß ist doch OO
dein Herz! ‒ Was soll ich tun, dir zu OO
danken?!”
.Aber der Meister schüttelte das Haupt OO
und sagte mit ruheerfüllter Stimme:
.„Steige die Stufen!
112 Das Buch der königlichen Kunst
.Und wenn du vermagst, dieser Aufgabe OO
zu entsprechen, wie ihr entsprochen wer‐ OO
den muß, ‒ dann werde ich dich wieder‐ OO
sehen.
.Wer reif zum Finden ist, der wirdOO
hier gefunden.
.Wenn du aber zu früh gekommen bist, OO
dann wirst du diesen Mauern auch jetztOO
noch nicht entrinnen.
.Lebe wohl!
.Vielleicht ‒ siehst du mich wieder!
.Noch stehst du vor dem Letzten!”
.Darauf führte der Meister seinen Schüler OO
schweigend durch lange und gewundene OO
dunkle Gänge, ‒ und schweigend verließ er OO
ihn, als sie angelangt waren vor den sieben OO
hohen Stufen.
113 Das Buch der königlichen Kunst
.Allein, ‒ ohne jede Hilfe, ‒ mußte OO
der Schüler zu steigen versuchen.
.Fest, gesammelt, und mit eisernem Willen, OO
gelang es ihm, nach langewährendem, im‐ OO
mer vergeblichen Bemühen, endlich die OO
Höhe der ersten Stufe zu erreichen.
.Jede neue Stufe war noch weit schwererOO
zu erklimmen als die vorher erstiegene. OO
.Oft drohten seine Kräfte ihn zu verlassen. OO
.Die siebente Stufe aber war kaum zu OO
ersteigen, denn sie war ‒ so hoch wieOO
er selbst...
.Mit seiner letzten Kraft mußte der OO
Schüler versuchen, über sich selbst hinauf‐ OO
zugelangen, bis er, nach unsäglicher An‐ OO
strengung, endlich vermochte, sich auf diese OO
höchste der Stufen emporzuschwingen.
.Hier zeigte endlich sich der Weg nun OO
frei, zum Heiligsten des Heiligtums.
114 Das Buch der königlichen Kunst
.Im Heiligsten des Tempels angelangt, OO
fand der Schüler hier Alle, die vor ihm OO
die gleichen Stufen erklommen hatten, und OO
unter den allhier Versammelten gewahrte er OO
auch den Meister, dessen Schüler er war. OO
.Als er ihn erblickte, wollte er dankbar OO
des Meisters Hände küssen, denn wohl fühlte OO
er, welche Veränderung mit ihm selber vor‐ OO
gegangen war, und daß er die Kraft nun OO
besaß, die ihm der Meister verheißen hatte, OO
falls er die sieben Stufen zu ersteigen ver‐ OO
möchte.
.Aber der Älteste derer, die sich im OO
Heiligsten des Tempels gefunden hatten, OO
wehrte gütig ab und sprach:
.Wem willst du noch danken, ‒ es OO
sei denn Dem, in dessen Namen du zuOO
Worte wurdest?! ‒
.Siehe, wir Alle sind: ‒ Einer inOO
Einem! ‒ ‒
115 Das Buch der königlichen Kunst
.In dir war, was uns zu dir rief! ‒
.In dir war, was zu sich selbst gelangen OO
wollte! ‒
.In dir war, was in dir vollendet OO
wurde! ‒ ‒
.Du lebst nun in uns, und wir in dir! OO
.Wir, ‒ Alle Einer, ‒ aber leben in OO
Dem, der uns eint!
.Ihn erkennend, beten wir Ihn anOO
in uns selbst...”
.So war der Schüler selbst zum Meister OO
geworden, und nun Allen vereint die vor‐ OO
dem ihn geleitet hatten, da sie ihn bereitet OO
fanden zur ewigen Einung, ‒ schon ehe OO
er hier auf Erden geboren worden war.
116 Das Buch der königlichen Kunst
Die Frage des Königs
.Erkläre mir, Unsterblicher,” ‒ begann OO
der König, ‒ „warum die Weisheit eines OO
jeden Weisen eine andere ist? ‒
.Der eine, wie der andere nennt seine OO
Lehre: Wahrheit, und doch sind ihre OO
Lehren grundverschieden.”
.Sie lehren alle das Gleiche!” ‒ OO
sprach jener, von dem sie sagten, daß er OO
die große Einung erlangt habe, die jeden, OO
der sie erreicht hat, all-einig macht, so OO
daß er nie mehr mit sich selbst im Streite OO
liegen kann, und nie mehr zu scheidenOO
ist von den ewig einigen ErkennendenOO
im urgezeugten Licht.
.Verzeihe, Großer Lehrer, daß ich dir OO
widersprechen muß!” ‒ erwiderte der König. OO
119 Das Buch der königlichen Kunst
.„Ich habe vieler Weisen Lehren ein‐ OO
gesogen, und jede schmeckte anders.
.Der eine sprach von vielen leiblichenOO
Geburten des gleichen individuellen Lebens OO
in vielen, nach jedem Körperverlust erneut OO
entstehenden Leibern, ‒ der andere aber OO
wußte vielmehr von vielen seelischenOO
Geburten in nur einem, einmalig dar‐ OO
gebotenen Erdenleib, während eines einOO
zigen Lebens auf dieser Erde. ‒
.Dem einen galten Götter als Richter, ‒ OO
dem anderen aber stand der Mensch hoch OO
über allen Göttern, und nach solcher Lehre OO
sollte der Vollendete Göttern gebietenOO
können.
.Wie willst du das alles vereinen?! ‒ ” OO
.Es ist die Rede von einer Wahrheit OO
in allen diesen Lehren!” ‒ sagte der Weise. OO
.Wie aber können denn diese Lehren OO
so Verschiedenes künden, wenn sie im OO
120 Das Buch der königlichen Kunst
Grunde nur eine und die ewig gleicheOO
Wahrheit bergen? ‒” fragte darauf der OO
König.
.Und der Weise antwortete ihm:
.Grosser König, vernimm ein Gleichnis! OO
.Ein Meister saß an einem strahlenden OO
Tage mit seinen Schülern am Ufer des Meeres. OO
.Keine Welle zerriß den grenzenlosen OO
Spiegel, und die Kuppel des Himmels leuch‐ OO
tete wie ein einziger Edelstein.
.Da baten die Schüler den Meister, daß OO
er mit ihnen in ein Boot steige, um sich OO
von ihnen durch Ruderschlag hinausführen OO
zu lassen auf die Höhe der Meeresweite. OO
.Der Meister bestieg das geräumige Boot, OO
und seine Schüler zogen die Ruder an, bis OO
das Land ihren Blicken entschwunden war. OO
.Als sie dann Ruhe hielten unter einem OO
ausgespannten Sonnensegel, sagte der Meister: OO
121 Das Buch der königlichen Kunst
.„Ich will euch prüfen an euren eigenen OO
Worten, ob ihr schon seht, was ich euch OO
sehen zu lehren suche.
.Sagt mir darum, was ihr seht!”
.Da fing der erste der Schüler sein Bild OO
auf dem glatten Wasserspiegel und bewun‐ OO
derte sehr, wie getreu ihn die Oberfläche OO
des Meeres widerstrahle.
.Der zweite sah über die Wasser und OO
fand ihr Ende dort, wo das Gewölbe des OO
Himmels sie berührte, ‒ und da er wohl OO
wußte, daß ihm in dieser Ferne das gleiche OO
Rundbild beschieden sein würde, so wurde OO
sein Herz ergriffen vom Erfühlen solcher OO
unfaßbaren Weite, worauf er denn ergreifend OO
in ehrfurchtsvollen Worten die Unendlichkeit OO
pries.
.Als nun der dritte reden sollte, sprach OO
dieser von dem Schwarm der Fische, die OO
in dem tiefen klaren Wasser das Boot OO
122 Das Buch der königlichen Kunst
umschwärmten, und er beschrieb mit Liebe OO
die geschmeidigen Formen in ihrem farben‐ OO
schillernden Schuppenglanz.
.So redeten sie alle von anderen Dingen OO
und waren doch alle am gleichen Ort. ‒ OO
.Als nun noch der vierte vom LichteOO
gesprochen hatte, das alles umstrahle, ‒ OO
und nachdem er, dieses Lichtes trunken, OO
laut, in wohlgesetzter Rede des feuer‐ OO
glänzenden Gestirnes Lob zu verkünden OO
wußte, dem alles Erdenlicht zu danken ist, OO
‒ sahen die Schüler erwartungsvoll ihren OO
Meister an, denn es schien den dreien die OO
zuerst gesprochen hatten, gewiß, daß nur OO
der vierte die Antwort gegeben habe, die OO
der Meister erwarte.
.Und der Meister sprach:
.„Ich sehe die Sonne und sehe das Licht, OO
‒ ich sehe die scheinbar grenzenlose Weite, OO
‒ sehe die Tiere des Meeres, die den Schat‐ OO
123 Das Buch der königlichen Kunst
ten unseres Bootes umdrängen, ‒ und ich OO
sehe auch mich selbst in dem flüssigen OO
Spiegel, ‒ ‒ aber ‒ ich sehe mehr, OO
und mehr als das alles will ich euch sehen OO
lehren!”
.„O sage uns, was du außer dem allen OO
noch anderes siehst, geliebter Lehrer!” ‒ OO
baten nun die vier Schüler wie aus einem OO
Munde.
.Der Meister aber sprach:
.„Habe ich euch denn noch immer nicht OO
genug davon gesagt?
.Seit vielen Monden sage ich euch von OO
dem, was ich sehe, und ihr wißt es noch OO
nicht?”
.Da riefen alle:
.„Noch nie, Meister, sind wir zusammen OO
auf dem Meere gewesen, und du willst uns OO
davon gesprochen haben!? ‒”
124 Das Buch der königlichen Kunst
.„Sagte ich denn, daß ich vom MeereOO
erzählt hätte, oder sprach ich nicht vielmehr OO
von dem, was ich sehe!?” erwiderte der OO
Meister, und fuhr dann in seiner Rede also OO
fort:
.„Ihr habt mich auf das Meer heraus‐ OO
gerudert, und ihr wart des Glaubens, daß OO
ich euch vom Meere reden hören wolle, OO
von der Weite der Wasser, und dem Lichte, OO
das sich über sie ergießt.
.Das Meer aber erzählt sich selbst, und OO
alles erzählt sich selbst, was uns hier umgibt! OO
.Wären tausend Schüler hier um mich OO
in ihren Booten, so hätten meine Ohren OO
tausend Erzählungen des Meeres, des Lichtes OO
und der Unendlichkeit vernommen, ‒ hör‐ OO
bar geworden in der Sprache des Menschen‐ OO
mundes...
.Aber wäre das im Palmwalde anders? ‒ OO
125 Das Buch der königlichen Kunst
.Oder auf den schneebedeckten Bergen OO
des Himavat? ‒
.Auch Wald und Berge erzählen sich OO
selbst, und ich bin nicht genötigt, euch zu OO
fragen, wenn ich ihre Erzählung vernehmen OO
will.
.Wohl aber wollte ich durch euch hören OO
von dem, was ich an allen Orten sehe, OO
und das dennoch zeit- und ortlos ist! ‒ OO
.Wer das erschaut, der vergißt darüber OO
die Erzählungen des Himmels und des OO
Meeres, der Berge und der Wälder! ‒ ‒ OO
.Ihr sucht noch draußen, weil euer OO
inneres Reich noch keine Sonne sieht und OO
darum finster ist...
.Wenn ihr aber eurer Reiche „KönigeOO
einst geworden seid, dann muß alles, was OO
draußen liegt, zu euch kommen, und euch OO
Tribut entrichten, wann immer ihr es ver‐ OO
langt. ‒
126 Das Buch der königlichen Kunst
.Laßt also alles was draußen liegt, ruhig OO
sich selbst erzählen, wie es sich euch erzäh‐ OO
len mag, und stellt keine Fragen, die euch OO
von draußen her vorerst ja doch nicht beant‐ OO
wortet werden!
.Wartet, bis ihr Herren in euch selberOO
seid, auf daß man euch draußen geben OO
müsse, was ihr verlangt, denn wenn ihr OO
als Bettler hinauszieht, gibt man euch, OO
was man mag! ‒ ‒ ”
.Als die Schüler diese Rede vernommen OO
hatten, schwiegen sie beschämt, und jeder OO
bewegte des Meisters Worte im eigenen OO
Herzen.
.Da der Abend nahe war, suchte man OO
nun mit scharfen Ruderschlägen wieder dem OO
Lande sich zu nähern, und jeder Ruder‐ OO
schlag wurde den Schülern zum Gelöbnis, OO
vor aller Frage an das, was draußen liegt, OO
zuerst die Herrschaft in sich selbst zu OO
erstreben.”
127 Das Buch der königlichen Kunst
.Demnach”, sagte der König, als der OO
Weise seine Erzählung hier beendet hatte, OO
‒ „demnach möchte ich glauben, daß Ver‐ OO
schiedenheit der Lehre nur bei denen sei, OO
die noch „draußen” stehen? ‒”
.So ist es wohl, o König”, ‒ sprach OO
der Vollendete, ‒ „aber vergiß dabei den‐ OO
noch nicht, daß jene, die von ihrem InnenOO
künden, nachdem sie Herren in sich selbst OO
geworden sind, doch auch nur in ihrerOO
Zunge reden können! ‒
.Wenn du die Wahrheit ganz nach deinerOO
Art erkennen willst, mußt du sie selbst inOO
dir selber suchen!”
.Da nun der König schwieg, erhob sich OO
der Weise, wie einer, der weiß, daß man OO
ihn nicht mehr braucht, durchschritt das OO
Gefolge und ging von dannen, versunken OO
in sein inneres Licht.
128 Das Buch der königlichen Kunst
.Der König aber beratschlagte bei sich, OO
ob er wohl selbst ein Seher der Wahrheit OO
werden möchte?
.Nach einer Weile jedoch gab er seine OO
Gedanken auf und sprach zu sich selbst: OO
.„Wer weiß, ob ich die Wahrheit in mir OO
finden würde?!
.Wer weiß auch nur, ob sie mich nicht OO
längst schon verlassen hat, da sie sich von OO
mir verlassen sah?!
.Weshalb soll ich auch selbst der Wahr‐ OO
heit ins Auge sehen müssen?!
.Vielleicht wäre ich meiner Wahrheit OO
selbst nicht sicher, und wie sollte ich dann OO
wissen können, was Wahrheit sei?!
.In meinen Landen aber leben so viele OO
Weise, und allenthalben lehren erfahrene OO
Lehrer.
129 Das Buch der königlichen Kunst
.Mir, dem Könige, müssen sie um ihre OO
reinste Erkenntnis sagen, und ich kann OO
annehmen, was ich mag.
.Auch meine Vorväter ließen vor sich OO
nur das als Wahrheit gelten, was sie wahrOO
haben wollten, und ich will mir die gleiche OO
Freiheit wahren!”
.So kam es, daß dieser König OO
ohne Wahrheitserkenntnis blieb bis an sein OO
Ende.
130 Das Buch der königlichen Kunst
Die Wanderung
.Der Schüler, dessen Heimat im Abend‐ OO
lande gelegen war, fern von dem großen OO
Gebirge an dessen Abhang der Meister OO
lebte, hatte eben die Frage gestellt nach OO
dem erhabenen Lehrer aus Nazareth, OO
und bat um Belehrung.
.„In meinem Lande”, sagte der Schüler, OO
„gibt es viele berühmte Lehrer, die nicht OO
glauben, daß Jener einst über die Erde OO
geschritten sei, und sie meinen, daß die OO
Sage seine Züge gebildet habe, ‒ ja, es OO
gibt einzelne die des Glaubens sind, die OO
Erzählungen seines Lebens seien nur ver‐ OO
hüllte Berichte von einem Sternenmythos, OO
der einst den Menschen der Vorzeit heilig OO
gewesen sei.
.Du, o Lauterer, aber hast schon des OO
133 Das Buch der königlichen Kunst
öfteren Worte zu mir gesprochen, die du OO
wohl mit Absicht den Büchern entlehntest, OO
die von dem Leben des jüdischen Lehrers OO
und seiner Lehre zu erzählen wissen.
.Du warst voll Ehrfurcht, wenn du seinen OO
Namen nanntest, und so ich dich recht ver‐ OO
standen habe, steht er dir höher als alleOO
anderen, die jemals den Weg der Einung OO
gegangen sind? ‒
.Weshalb nun finde ich dich nicht unter OO
denen, die sich als Gläubige des auch von OO
dir so hoch verehrten jüdischen Meisters OO
bekennen?”
.So fragte der Schüler, da er noch nicht OO
wußte, wer „der Meister” in jedem geist‐ OO
geborenen Meister ist...
.Der Befragte aber lächelte nur gütig OO
und verstehend, aber er antwortete nicht. OO
134 Das Buch der königlichen Kunst
.Da sagte der Schüler, der nun in Zweifel OO
geriet, ob seine Frage nicht am Ende un‐ OO
gehörig gewesen sei, in einiger Verlegenheit: OO
.„Wohl hast du recht, du Gebieter über OO
geistige Kräfte, von denen meine Lehrer OO
im Abendlande mir nichts zu sagen wußten, OO
wenn du meine Frage bei dir verlachst!
.Wie magst du uns Menschen des Westens OO
voll Mitleid betrachten. ‒
.Aber dennoch bitte ich dich, du wollest OO
wenigstens die eine Frage deiner Antwort OO
würdigen: ‒
.Wäre es nicht weit besser für uns Abend‐ OO
länder, wenn wir dieses jüdischen Lehrers OO
Lehre auf sich beruhen und unbeachtet lassen OO
würden, gleich einer Sage, die uns heute nichts OO
mehr zu sagen hat?
.Jede Zeit hat doch ihre zeitgerechte eiOO
gene Weise, sich der Wahrheit zu nähern.” OO
135 Das Buch der königlichen Kunst
.Bei diesen Worten stand der Meister still. OO
.Die beiden Wanderer waren jetzt auf der OO
Höhe angelangt, die eines Flusses Wasser OO
von dem eines anderen schied.
.Eine mächtige, vierkantig flächige Stein‐ OO
säule, die aus einem einzigen Felsen vor‐ OO
einst herausgehauen worden war, bezeich‐ OO
nete den Ort.
.In der Schrift des Landes trug sie OO
in erhabener Größe tief eingemeißelt die hei‐ OO
ligen Silben:
.OM MANI PADME HUM ‒
was da bedeutet: „Wahrhaftig! Die Lotos‐ OO
blüte birgt das Geheimnis!”
.Unterhalb dieser Worte aber war ein OO
Zeichen, das den fremden Pilgern den Weg OO
zum Ziel ihrer Wallfahrt angab.
.Meinst du nicht, daß es besser wäre”, OO
‒ begann der Meister, so als ob er die OO
136 Das Buch der königlichen Kunst
Frage des Schülers, wohl in eigene Gedanken OO
versunken, überhört haben möchte, ‒ „wenn OO
diese riesengroße alte Säule hier verschwinden OO
würde?
.Ich habe bei den Völkern deiner Rasse OO
Anderes gesehen, und ich gedenke dahin OO
zu wirken, daß aus der großen Stadt im OO
Süden einer der zeitentsprechenden neuen OO
Wegzeiger hier heraufgebracht wird, ge‐ OO
fällig bemalt und mit allerlei Zier versehen, OO
so, wie ihr Menschen des Westens sie aus OO
Eisen zu gießen wißt.
.Die Pilger sollen sehen, daß die Mönche OO
unten im Kloster nicht so weltferne sind, OO
dass sie nicht doch ihrer Zeit zu genügen OO
wüßten!
.Die längst schon der Zeit recht ungemäße OO
Säule mag man dann stürzen und in der OO
Schlucht dort neben dem Pilgerpfad zer‐ OO
schellen lassen.
137 Das Buch der königlichen Kunst
.Was hätte uns auch dieser Felsblock OO
heute noch zu sagen?! ‒”
.Du redest doch nicht im Ernst, Mei‐ OO
ster?” erwiderte der Schüler erschreckt. OO
.„Zwar sieht man der Säule wohl an, OO
daß sie alt ist, aber sie zeigt die großen OO
einfachen Formen, die zu keiner Zeit ver‐ OO
alten können, und die heiligen Silben sind OO
in einer Schriftform eingemeißelt, die an OO
Schönheit wahrlich ihresgleichen sucht.
.Wie könntest du dieses gewaltige Werk, OO
das von erhabenster Würde zeugt, zerstören OO
lassen, um an seiner Stelle eine aller Größe OO
entratende, barbarisch geschmacklose Tafel OO
aus Eisenguß aufzurichten, wie man sie OO
leider heute an allen Straßen sieht!?!
.Wie könnten die heiligen Silben dir OO
derart gleichgültig sein, daß du es ertragen OO
möchtest, wenn man sie auf einen solchen OO
erbärmlichen bunten Firnis malen wollte?! ‒ OO
138 Das Buch der königlichen Kunst
.Auch ist auf solcher Höhe, allen Stür‐ OO
men dargeboten, dergleichen nur von kür‐ OO
zester Dauer!
.Die Säule, aus einem einzigen Felsen OO
geformt von erhabener Hand, steht aber OO
schon mehr als tausend Jahre hier und OO
kann noch viele tausend Jahre hindurch OO
allen Pilgern, die sie schon von ferne sehen, OO
ihren Weg zum Tempel zeigen, ‒ und sie OO
selbst ist schon ein hohes Heiligtum: ‒ OO
wahrhaft der Gottheit würdig!
.Du redest doch sicher nicht in vollem OO
Ernst, denn wie könnte das, was hier ent‐ OO
gegenspricht, dir, dem doch alles mensch‐ OO
liche Fühlen sich offenbart, auch nur einen OO
Augenblick lang verborgen gewesen sein?? ‒” OO
.Da lächelte der Meister wieder, und OO
schwieg, wie er vordem geschwiegen hatte. OO
.Dann gingen sie.
139 Das Buch der königlichen Kunst
.Schweigend wanderten sie zu Tale, ‒ OO
den ausgedehnten Gebäuden des alten Lama‐ OO
klosters zu, in dessen Nähe der Meister sich OO
zurückgezogen hatte.
.Der Schüler aber sann darüber nach, OO
warum wohl sein Lehrer ihn immer wieder OO
zu zwingen wußte, sich auf jede Frage selbstOO
die Antwort zu geben, ‒ wie es nun auch OO
hier geschehen war, bei der Frage nach dem OO
Meister von Nazareth...
140 Das Buch der königlichen Kunst
Osternacht
.Die Zinnen und Türme der Tempel‐ OO
stadt zeichnen zarte Schattenrisse in die vom OO
Lichte des Vollmonds trunkene Luft.
.Die Talweite ist erfüllt von silber‐ OO
schimmerndem Leuchten und über die OO
kahlen Höhen des judäischen Gebirges legt OO
es sich wie ein glänzender Reif.
.Wir sind ferne der Stadtmauer und vor OO
uns liegt ein Ölhain.
.Wie eine graugrüne Wolke schmiegt er OO
sich an den schroffen Absturz eines Hügels. OO
.Nahe der senkrechten Felswand aber hat OO
man eine Zeile ernster dunkler Bäume ge‐ OO
pflanzt ‒ man kann sehen, daß Menschen‐ OO
wille sie also setzte ‒ und nun streben OO
143 Das Buch der königlichen Kunst
sie über die graugrüne Laubwolkenmasse OO
empor wie eine Schar schwarzgepanzerter OO
Wächter.
.Es herrscht tiefste Stille.
.Aber war es nicht eben wie eine weiße OO
Gestalt, dort am Rande des Ölhains, wo OO
lichte Schatten ihn von der Asphodeloshalde OO
trennen? ‒
.Doch! ‒ Es bewegt sich dort etwas! OO
.Ein Mensch!
.Einer im weißen Gewande tritt behutsam OO
hervor, hebt den Arm über die Augen, weil OO
ihn wohl das Mondlicht blendet, und sucht OO
sorglich das freie Gelände ab...
.Nahebei führt ein Weg dem Gebirge zu. OO
.Wie ein helles Seil, das einer achtlos OO
fallen ließ, liegt der Weg da.
144 Das Buch der königlichen Kunst
.Man kann ihn gut mit dem Auge ver‐ OO
folgen, bis er auf mäßiger Höhe sich zwi‐ OO
schen vorgelagerten Felsen verliert.
.Der Späher sucht noch immer nach allen OO
Seiten hin, aber er findet offenbar nichts, OO
das ihn beunruhigen könnte.
.Jetzt tritt er wieder in die blauen Schatten OO
zurück und verschwindet unter den Ölbäumen. OO
.Was wollte er nur?...
.Aber schon sieht man wieder Weißes OO
aufleuchten; doch diesmal müssen es Meh‐ OO
rere sein, denn gleichzeitig gewahrt man da OO
und dort zwischen den gewundenen Stäm‐ OO
men einen weißen Fleck aufblinken und OO
wieder verschwinden.
.Eben tritt einer heraus ins Freie.
.Nein, ‒ noch einer!
.Sie tragen etwas.
145 Das Buch der königlichen Kunst
.Es scheint eine schwere, kostbare Last OO
zu sein...
.Nun kommen noch zwei, und jetzt sieht OO
man deutlich, daß es ein Mensch sein muß, OO
oder gar eines Menschen Leichnam, den die OO
Vier so behutsam zu bergen trachten.
.Er ist auch in Weiß gehüllt wie sie selbst. OO
.Was mag sich da nur ereignet haben? ‒ OO
.Jetzt haben sie lautlos die Asphodelos‐ OO
halde durchschritten und sind auf den Weg OO
gelangt.
.Nun sieht man es noch deutlicher, daß OO
sie einen der Ihren tragen.
.Aber es muß ein Toter sein!
.Unter seinen Knien haben sie eine lange OO
Zeugbahn durchgezogen, die bis über der OO
beiden Vorderen Schultern reicht.
.Die beiden vorderen Träger halten mit OO
beiden Händen das zusammengedrehte Tuch, OO
146 Das Buch der königlichen Kunst
das über ihren Schultern liegt, und sie tra‐ OO
gen schwere Last.
.Die zuletzt gehen, aber tragen den Ober‐ OO
körper des Toten: ‒ fassen ihn um den OO
Rücken und unter den Armen.
.Sein Haupt scheint zwischen ihren Schul‐ OO
tern gestützt zu sein.
.Es ist ein schweres Gehen für die Vier... OO
.Nur langsam schreiten sie voran.
.Nachdem sie schon geraume Weile ge‐ OO
gangen sind und unseren Blicken undeut‐ OO
licher werden, sieht man, daß sie vorsichtig OO
Rast halten.
.Man kann auch glauben, daß sie wieder OO
das Gelände spähend durchforschen; aber OO
auch während der Rast halten sie sorglichst OO
ihren Toten in der gleichen Lage, in der OO
sie ihn trugen seither.
.Sie müssen ihn sehr geliebt haben, als OO
er noch im Leben war! ‒
147 Das Buch der königlichen Kunst
.So trägt man keinen, den man nicht OO
liebte!
.Es ist Ehrfurcht in der Art, wie sie ihn OO
tragen...
.Sie sind weitergegangen.
.Nun sind sie dem Gebirge schon sehr OO
nahe.
.Man sieht sie nur noch als etwas Weißes, OO
das sich langsam fortbewegt, und wer sie OO
vordem nicht gesehen hatte, würde sie OO
schwerlich auf dem weißen Wege noch OO
entdecken.
.Jetzt biegen sie hinter die Felsen, die OO
den Weg verschwinden lassen.
.Nun sieht man nichts mehr von ihnen... OO
.Silberflimmernd liegt das Licht des Mon‐ OO
des über dem Gelände.
148 Das Buch der königlichen Kunst
.Es ist wieder so, als ob der Weg noch OO
niemals beschritten worden wäre...
.Plötzlich ein wilder Schrei ‒ von dort‐ OO
her, wo die dunkle Baumzeile über den OO
Ölwald ragt!
.Dann andere Schreie ‒ ungebärdig wie OO
lautes Fluchen tobender Kriegsknechte ‒ OO
und aus dem Dunkel leuchtet roter Fackel‐ OO
schein, der sich der Stadtmauer zu, gleich OO
dem Getöse, rasch entfernt.
.Man sah das Fackellicht nur, solange es OO
die dunkle Felswand bestrahlte und die Zeile OO
der schwarzen Bäume.
.Dann wurde sein Schein völlig aufgesogen OO
im hellen Mondlicht.
.Nun war nichts mehr zu erkennen.
.Den Weg zum Stadttor hin kann man OO
hier nicht sehen, sonst müßte man wohl OO
149 Das Buch der königlichen Kunst
die roten Fackeln wieder im Schatten der OO
Stadtmauer gewahren.
.Aber man sieht auf dem kahlen Scherben‐ OO
berg vor der Stadt drei Kreuzgalgen auf‐ OO
gerichtet.
.An zweien scheinen noch die Gehängten OO
sichtbar, aber es ist, als sei der dritte Gal‐ OO
gen leer...
.Ja, man kann es deutlich gewahren, daß OO
er leer ist!
.Es ist ja so hell in dieser Nacht.
.Aber warum wurde er denn aufgerichtet?! OO
.Es muß doch einer daran gehangen haben! OO
.Weshalb der wohl abgenommen wur‐ OO
de? ‒ ‒
.War es vielleicht jener, den die weißen OO
Männer davongetragen haben??
150 Das Buch der königlichen Kunst
.Dann wäre er aber schnell verendet, OO
denn manchmal hängen sie noch tagelang OO
dort, fast wie tot, bis sie plötzlich wie wilde OO
Tiere aufheulen und man sieht, daß es mit OO
ihnen doch noch nicht zu Ende ist.
.Vielleicht war es einer, der nicht viel OO
Schmerz ertragen konnte, oder einer, der OO
schon fast gestorben war unter den Miß‐ OO
handlungen der römischen Rotte, bevor sie OO
ihn hängten...
.Aber wie kommt es nur, daß man ihn OO
herunternahm? ‒
.In dem Ölhain herrscht wieder Ruhe. OO
.Wir wollen hinübergehen und sehen, OO
was dort den Grund solchen Lärmens gab. OO
.Jetzt ist sicher niemand mehr dort.
.Das ist ja kein Ölwald!
151 Das Buch der königlichen Kunst
.Das ist ja ein offener Garten eines Reichen! OO
.Auf guten Wegen sind wir schon bis zu OO
den dunklen hohen Bäumen gelangt.
.Ist dort nicht eine Öffnung in die Fels‐ OO
wand gemeißelt?
.Wahrhaftig! ‒ Es ist ein Grab!
.Es ist dunkel hier, denn des Mondes OO
Licht wird durch die Felswand aufgehalten OO
und wir haben keine Leuchte.
.Da scheint es tief hineinzugehen, aber OO
man darf sich nicht vorwagen, will man OO
nicht in einen verborgenen Abgrund stürzen. OO
.Doch, da kommt ja wieder eine solche OO
weiße Gestalt!!
.Wer mag das sein?
.Sicher der Besitzer des Gartens!
.Aber was macht er nur zur Nachtzeit OO
hier??...
152 Das Buch der königlichen Kunst
.Seid ihr solche, die den suchen, den OO
man hier begraben hatte?!”
.„Nein, wir wissen von keinem, der hier OO
begraben sein soll, ‒ wir sahen nur, wie OO
vier Männer, gleich dir gekleidet, einen OO
Toten aus diesem Garten trugen, dem Ge‐ OO
birge zu, und wir hörten dann hier großen OO
Lärm und sahen Fackelschein.”
.„So bewahrt als euer Geheimnis, was OO
ihr sehen durftet, ‒ ‒ aber wisset: der, OO
den ihr hinaustragen saht, ist zwar seiner OO
Marter erlegen, aber dennoch lebt er!”
.„Wir sahen vordem, daß an einem der OO
Galgen auf dem Scherbenberge keiner mehr OO
hängt, und muß doch einer dort gehangen OO
haben. ‒ Ist es etwa der gewesen, von dem OO
du sprichst?!”
.Der war es! ‒ Und er ist mein OO
Bruder! ‒ Und die ihr ihn tragen saht, OO
waren meine und seine Brüder! ‒”
153 Das Buch der königlichen Kunst
.„O, warum wurde er dann gerichtet?! OO
‒ Du siehst wahrhaftig nicht aus, als wenn OO
du eines Räubers und Mörders Bruder OO
wärest! ‒ ‒”
.Weil er die Menschen aus dem TodeOO
löste, und weil die ewig Toten RacheOO
heischten!”
.„Das sind uns ferne Worte, seltsam zu OO
hören, aber du redest so, daß man dir OO
glauben muß.
.Weshalb aber war der Lärm, den wir OO
vordem hörten? ‒”
.„Das waren die Wächter, die wir in OO
magischen Schlaf bannten, um unseres Bru‐ OO
ders Erdenleichnam holen zu können, der OO
für kurze Zeit in diesem Grabe ruhte, auf OO
des reichen Freundes Bitte, die der Mächtige OO
in dieser Stadt gewährte.
.Sie sollten das Grab bewachen, und als OO
ich sie erweckte, so als ob ich des Weges OO
154 Das Buch der königlichen Kunst
gekommen sei und nicht wüßte, weshalb OO
sie hier schliefen, zündeten sie ihre Fackeln OO
an, fanden das Grab geöffnet und leer.
.Darum ihr wüstes Schelten!
.Nun suchen sie in der Stadt nach denen, OO
die das Grab geöffnet haben könnten und OO
möchten den Leichnam finden.
.Ich aber bleibe hier, um die Freunde OO
und Schüler des Bruders zu trösten, wenn OO
sie kommen werden, vor seinem Grabe zu OO
klagen.
.Ich bleibe hier, um ihnen zu sagen, daß OO
er lebt!”
.Aber wir sahen doch, wie deine Brü‐ OO
der seinen Leichnam von dannen trugen!” OO
.„Dennoch lebt er, dem dieser Leichnam OO
Kleid und Hülle war, solange er Kleid OO
und Hülle brauchte um denen, die nur OO
Kleid und Hülle sehen, den Geist zu offen‐ OO
baren! ‒”
155 Das Buch der königlichen Kunst
.„Wenn du Wahrheit redest, so sage auch OO
uns denn, wo dieser Lebende zu finden ist, OO
denn du redest wie von einem, den man OO
suchen möchte, und müßte man auch wan‐ OO
dern bis an der Erde Grenzen! ‒ ‒”
.In euch selbst!”
.Und während wir verwundert uns an‐ OO
sahen, nicht wissend, was diese Worte be‐ OO
sagen wollten, war der Weißgekleidete von OO
uns gegangen ehe wir es bemerkten, und OO
als wir nach ihm riefen, erhielten wir OO
keinerlei Antwort...
.Erst in späteren Tagen wurde uns Licht OO
gegeben und wir sahen den Lebenden und OO
wir erfaßten seine hohe Lehre und er war OO
von da an in uns selbst!
.Während der Weißgekleidete da zu den OO
Fragenden gesprochen hatte, warteten zwei OO
seiner Brüder in einer nicht allzufernen OO
156 Das Buch der königlichen Kunst
Felsenschlucht im Gebirge auf jene anderen OO
vier, die den Leichnam des Bruders brachten. OO
.Die Wartenden hatten Holz und Reisig OO
herbeigetragen und hochgeschichtet, so daß OO
der Leichnam darauf ruhen konnte.
.Nun sahen sie die Träger herannahen OO
und eilten den Ermüdeten entgegen, um OO
ihnen tragen zu helfen.
.Erschüttert ‒ in worteloser Ergriffen‐ OO
heit ‒ hoben die sechs Männer den Leich‐ OO
nam des Bruders, dessen Werk vollbrachtOO
war, auf den Holzstoß und übergaben ihn OO
der am Steine entzündeten Flamme...
.Von der Ferne her konnte man kaum OO
eine leise Rauchspur gewahren, die sich OO
mählig über dem Gebirge verzog, als schon OO
die Strahlen des ersten Frührots die Höhen‐ OO
rücken färbten.
.Der wahrhaft Auferstandene aber hatte OO
157 Das Buch der königlichen Kunst
alles so gewollt, und seine Brüder hatten nur OO
getan nach seinem Geheiß.
.Es sollten seines Erdenleibes modernde OO
Reste nicht die Auferstehung hindern, OO
die er in der Seinen Seelen sich bereitet OO
hatte. ‒ ‒
.Er aber war nun von allem gelöst, was OO
nicht des Geistes war an ihm, und frei OO
geworden, war er nur mehr seiner geistigen OO
Gestalt bewußt, ‒ nicht wissend mehr die OO
Unbill, die dem Erdenleibe widerfahren war. OO
.Selbst auferstanden in seiner Geist‐ OO
gestalt, ist er seit jenen Tagen in der Geistes‐ OO
sphäre dieser Erde in erhöhtem Leben, OO
allen Auferstehung, die in Tat und LebenOO
seiner Lehre wahre Jünger sind. ‒
.So lebt er mitten unter den Seinen wie OO
er einst verheißen hatte: ‒ „bis ans EndeOO
der Welt!”
158 Das Buch der königlichen Kunst
Vereinung
.Als ich angelangt war vor dem Hause OO
der Weisen des Lichtes, begann ich an die OO
Pforte zu pochen, wie einer der da mit Be‐ OO
rechtigung Einlaß begehrt, ‒ aber niemand OO
kam, der geöffnet hätte.
.Da überfiel Traurigkeit meine Seele, und OO
ermattet schlief ich ein vor der Schwelle. OO
.Als ich nach wüsten, angstvollen Träumen OO
erwachte, stand ein Mann vor mir, der ein OO
Lasttier mit sich führte, und das Tier war OO
beladen mit geflochtenen Rohrkörben voll OO
frischen Brotes.
.Was willst du hier, Fremdling”, sprach der OO
Mann zu mir.
.„Weißt du nicht, daß diese Pforte sich OO
161 Das Buch der königlichen Kunst
keinem öffnet, der nicht zuvor aus ihr her‐ OO
ausgetreten ist?”
.Ich aber erwiderte:
.„Wehe mir, wenn deine Worte Wahr‐ OO
heit künden, denn ich komme weiten Weges, OO
da mich der Meister also gehen hieß zu OO
denen, die in diesem Hause wohnen, damit OO
ich aufgenommen werden könne in den OO
Kreis ihrer Gemeinsamkeit.”
.Da sprach der Mann zu mir:
.„Auch ich gehöre zu denen, die in diesem OO
Hause wohnen, und dein Verlangen ist OO
meinem Geiste wohlbekannt, ‒ allein, ich OO
sage dir: ‒ Keiner ist je über dieseOO
Schwelle geschritten, der nicht vorherOO
gestorben wäre!
.Findet er sich nach seinem Tode in die‐ OO
sem Hause wieder, dann geht er fortan un‐ OO
gehindert ein und aus.
162 Das Buch der königlichen Kunst
.Willst du also sterben um zu uns zu OO
kommen, dann mag dich dieses Tier als OO
einen Toten über die Schwelle tragen!”
.Wie sollte ich nicht sterben wollen”, OO
war meine Antwort, ‒ „wenn ich anders OO
nicht in eure Gemeinsamkeit gelange?! ‒ OO
.Töte mich eilends, auf daß ich über die OO
Schwelle komme, denn ich weiß, daß jen‐ OO
seits dieser Pforte mein Tod beendet ist! OO
.Bist nicht auch du vormals gestorben, OO
ehe du durch diese Pforte gelangtest, und OO
stehst nun doch lebend vor mir?! ‒”
.Es geschehe dir nach deinem Willen”, OO
antwortete der Mann, und allsogleich fühlte OO
ich, wie mein Körper leblos wurde: ‒ wie OO
mein Wissen um mich selbst erschauerte... OO
.Aber ehe ich noch erkannte, daß ich OO
gänzlich meinen Leib verlassen hatte, fand OO
163 Das Buch der königlichen Kunst
ich mich seltsamerweise wieder als eines OO
der Brote, die in den Rohrkorbbeuteln waren. OO
.Ich wollte rufen, aber ich konnte nicht. OO
.Es war nicht anders, als wenn man aus OO
schwerer Traumnot rufen möchte und es OO
nicht vermag.
.Ich wollte entfliehen, aber das Brot war OO
mein Leib geworden und bewegte sich nicht. OO
.Da ermattete mein Bewußtsein, und so OO
muß man mich wohl in das Haus und auf OO
die Tafel gebracht haben, wo ich mich bald OO
darauf, neben anderen Speisen vor der OO
Schüssel des Ältesten der Weisen liegend, OO
wiederfand.
.Nicht lange lag ich so ‒ immer noch OO
wie in einem schweren dumpfen Traume ‒ OO
als ich die Stimme des Ältesten der Weisen OO
vernahm, die da sprach:
164 Das Buch der königlichen Kunst
.„Gesegnet und geheiligt sei dieses Brot, OO
das Nahrung werden will dem ewigen Geiste! OO
.Ewig sei es im Ewigen Nahrung der OO
verhüllten Gottheit!”
.Nach diesen Worten brach er das Brot, OO
das ich selber war, entzwei, und ich fühlte OO
den Riß durch meinen Leib hindurch, als OO
wenn man meine menschliche Gestalt zer‐ OO
teilt hätte.
.Bebend vor Schmerz schien mir Ver‐ OO
nichtung nun gewiß, und ich ersehnte sie OO
als Erlösung, denn der Gewalt, der ich aus OO
freiem Willen mich dahingegeben hatte, war OO
nicht mehr zu entfliehen.
.In immer mehr Bissen zerbrach der OO
Älteste das Brot, um allen seinen Brüdern OO
davon zu geben, und in jedem der Bissen OO
war ich selbst lebendig.
.Mein Wissen um mich selbst umnachtete OO
abermals...
165 Das Buch der königlichen Kunst
.Doch nicht lange sollte diese Umnach‐ OO
tung währen, denn bald schon entstand um OO
mich eine Klarheit, die ich noch nicht kannte, OO
so hell auch vordem einst jenes Leuchten OO
war, in dem mich der Meister die Dinge OO
der drei Welten sehen lehrte, ehe er mich OO
den Weg zu dem Hause der Weisen er‐ OO
wandern hieß.
.Auch fand ich mich plötzlich wieder in OO
einem menschlichen Leibe und wußte kaum OO
zu fassen, daß ich nicht mehr ein Brotring OO
war, von jener Form des Brotes, wie ich OO
sie in den Rohrkorbbeuteln gesehen hatte, OO
die das Lasttier vor der Pforte trug.
.Und siehe: ‒ ich sprach, ‒ und was OO
ich sagte, waren Worte des Ältesten der OO
Weisen...
.Sein Leib war der meine geworden, und OO
mein Geist von dem seinen nicht zu trennen. OO
.Als aber die Weisen: ‒ seine Brüder, OO
‒ bemerkten, was sich ereignet hatte, sprach OO
166 Das Buch der königlichen Kunst
ihr Sprecher, in dem ich den Mann erkannte, OO
der mich vordem vor der Schwelle fand: OO
.„Jubel sei in unserem Kreise, denn es OO
ist uns ein neuer Bruder geboren, und du, OO
o Ältester, der die ewige Kette der Leuchten‐ OO
den schmiedet, ‒ du hast mit dem Hammer OO
den offenen Ring zum Glied der Kette OO
geschlossen!”
.Ihr sagt es!
.Diese, deine Worte künden meine An‐ OO
kunft.”
.So sprach ich nun aus dem Munde des OO
Ältesten der Weisen.
.„Als Speise bin ich euch gekommen um OO
in eurem Geiste geboren zu werden.
.Doch, nun gebt mir meinen Mantel wie‐ OO
der, damit ich nicht in eines Anderen Kleid OO
hier bei euch bin, während der Andere sich OO
verborgen hält!”
167 Das Buch der königlichen Kunst
.Auf meine Worte hin verließen die OO
Weisen ihre Sitze an den Tischen, und ge‐ OO
führt von dem Ältesten, dem mein Geist ge‐ OO
eint war, zogen sie alle hinaus vor die Pforte. OO
.Da aber lag mein Erdenleib leblos und OO
starr wie tot.
.Der Älteste jedoch neigte sich über ihn, OO
und sprach überaus leise, so daß es mehr OO
wie ein Anhauchen war, diese Worte:
.Du bist ich!
.Diene dir in mir und mir in dir nun OO
aus diesem, deinem Erdenleibe!
.Du bist nun geboren als Speise dem OO
Leben des Lichtes, das alles ernährt!”
.Als er diese Worte ausgesprochen hatte, OO
fühlte ich, wie mein Empfinden aus dem OO
Erdenleibe des Ältesten auszog, während OO
mein Geist dem seinen vereinigt blieb.
168 Das Buch der königlichen Kunst
.Zugleich aber fand sich mein Bewußtsein OO
wieder in dem Leib in dem ich vor die OO
Pforte gekommen war, und doch war es OO
nicht mehr ganz der gleiche Körper von OO
ehedem...
.Es war etwas in ihm verwandelt wor‐ OO
den, und ich konnte jetzt im InnerenOO
meines Leibes die Dinge der drei Welten OO
sehen, so, wie ich vordem nur im Äußeren OO
durch das äußere Auge sah.
.Nachdem ich mich nun erhoben hatte, OO
empfingen mich die Weisen, wie einen auf OO
den man lange gewartet hat, in überschweng‐ OO
licher Freude.
.Und als sie den Neugewordenen durch OO
die Pforte ins Innere des Hauses führten, OO
begann der Älteste, in Gottheit trunken, OO
eine Weise zu singen, deren Worte sich OO
also fügten:
169 Das Buch der königlichen Kunst
.„Lebe der Liebe, zur Nahrung dem Lichte! OO
‒ Lehrend Erleuchteter, leuchte der Welt!” OO
.Und der Chor der Weisen, die mir nun OO
zu Brüdern gegeben waren, ließ sich ver‐ OO
nehmen im Wechselgesang:
.„Lerne im Lichte dein Leuchten erkennen! OO
‒ Lebe der Liebe und leuchte der Welt!” OO
.In meiner Seele aber war das geistige OO
Erkennen aller derer, die um mich ver‐ OO
sammelt waren.
.Ich fand sie alle mir vereint, und war OO
in jedem von ihnen bewußt geworden, wie OO
ich es vordem nur in mir selber war... OO
170 Das Buch der königlichen Kunst
DER WILLE ZUR FREUDE
GOTT LEBT IN DER FREUDE, ‒
 NICHT IM LEID!
DES LEIDES SKLAVEN SCHUFEN
SICH DEN „LEIDENDEN” GOTT!
DEIN LEID SOLLST DU DIR
DIENSTBAR MACHEN, DAMIT ES
DEINER FREUDE KNECHT
UND HELFER WERDE!
173 Das Buch der königlichen Kunst
Allen, die zum Lichte streben!
.Frage nicht nach Gott!
.Überlasse die Frage nach Gott den Gott‐ OO
losen und den Götzendienern!
.Du zweifelst mit guten Gründen, wenn OO
du Zweifel hegst, daß Gott unvernehmOO
bar sei.
.Wir jedoch wissen, daß Gott keinem OO
antworten wird, der Ihn in Frage stellt! OO
.Wir wissen, daß Gott den Lärm der OO
Frager scheut...
.Wer aber weiß, ob er Gott nicht verOO
nähme, wenn er nur Gottes Sprache hörenOO
lernen würde?! ‒
.Dazu bedarf es der Stille!
177 Das Buch der königlichen Kunst
.Alles Schaffende bleibt in der Stille.
.Bereite der Stille in dir eine Stätte, ‒ OO
auf daß Gott dir zum Freunde und Haus‐ OO
genossen werden kann!
.Zur großen Stille sollen diese Worte OO
deine Seele leiten.
.Wir werden dir hier eine Weile vomOO
Menschen reden.
.Vom Menschen aus müssen wir zu Gott OO
gelangen, sonst bleibt uns Gott in Ewigkeit OO
ein Fremder!
.Wir wollen Gott nicht in der TrübsalOO
des Herzens suchen, denn uns erzeugte OO
Gottes Wille zur Freude! ‒
.Wir wollen Gott nicht für dich durch OO
Fragen erkunden, denn auch in der leise‐ OO
sten Frage lärmt schon der Zweifel...
178 Das Buch der königlichen Kunst
.Wir lehren Gott in der Stille finden: OO
‒ im Willen zur Freude!
.Von denen, die aus den Ängsten ihres OO
Herzens nach der Gottheit lärmen, kehren OO
wir uns bewußten Willens ab, denn wie OO
könnten wir sonst mit dir in die Stille ge‐ OO
langen.
.Wir müssen allein sein mit dem Men‐ OO
schen, den wir in die Stille bringen wollen. OO
.Der Mensch, der Gott vernehmen lernen OO
will, muss erst sich selbst vernehmen OO
lernen...
.Sich selbst muß er zu beantwortenOO
trachten!
.Er muß sich selbst zu stummer FrageOO
werden, und seine Antwort ist dann lautOO
lose Tat.
179 Das Buch der königlichen Kunst
.Mit diesem, sich selbst erhörenden Men‐ OO
schen nur können wir in die große StilleOO
kommen!
.Mit ihm können wir die Wege wandeln, OO
auf denen allein Gott zu er-hören ist... OO
.Nur dem, der sich selbst vernehmen OO
lernte, kann die Lehre gelten, die wir hier OO
formen.
180 Das Buch der königlichen Kunst
Die Lehre
.Am Ufer des Meeres sah ich eine Mutter OO
sitzen mit ihrem Kinde.
.Das Kind spielte im Sande mit Muscheln OO
und bunten Steinen.
.All sein Spiel aber war ein WählenOO
und Verwerfen.
.Sind wir nicht selbst derart spielende OO
Kinder?! ‒
.Wir wählen und verwerfen, und trei‐ OO
ben es so durch Jahre und Jahrzehnte, OO
bis wir zum Ende rüsten.
.Ist nicht der gleiche Trieb das Treibende, OO
der jenes Kind mit Muscheln und Steinen OO
spielen ließ?! ‒
183 Das Buch der königlichen Kunst
.Hier wollen wir verweilen!
.Wir werden an dieser Stelle den Sonnen‐ OO
aufgang sehen.
.Weshalb sollten wir um die Erde reisen OO
durch die Nacht, der Sonne nachzulaufen? OO
.Schon haben wir den Menschen gefun‐ OO
den, der selbst sich Frage, selbst sich Ant‐ OO
wort ist.
.Wählen und Verwerfen ist sein Tun. OO
.Du wirst den Menschen nie bei etwas OO
anderem finden!
.Freilich wird er dir große Gründe nennen, OO
wenn du ihn fragst, weshalb er das tut. OO
.Der Mensch belügt sich aber nie so sehr, OO
als wenn er selbst die Gründe seines Tuns OO
ergraben will...
184 Das Buch der königlichen Kunst
.Aus gleicher Tiefe quellen die Impulse OO
für das Spiel des Kindes wie für alle Tat. ‒ OO
.Hier wie dort ist im tiefsten Grunde OO
der Wille zur Freude zu finden!
.Letzte Lösung wird er vielen Rätseln. OO
.All deine Gedanken und Taten sind OO
deine „Muscheln” und „bunten Steine”.
.Nach deinem eigenen Werte wirst du OO
wählen und verwerfen. ‒
.Bald wirst du erkennen, daß vieles „ver‐ OO
werflich” ist, da es zu bleibender Freude OO
nicht taugt.
.Aber gar viele „bunte Steine” schichtest OO
du doch zu Haufen, und dein Auge erfreut OO
sich an ihnen für einige Zeit.
.Dann aber wirst du des Spielens müde. OO
185 Das Buch der königlichen Kunst
.Du lernst Werte unterscheiden.
.Edelsteine möchtest du finden und OO
echte Perlen, ‒ nicht nur leere Muscheln OO
und bunte Kiesel...
.Zuerst entfällt dir der Mut.
.Du siehst deine erste Freude an deiner OO
Erkenntnis sterben. ‒
.Umdüstert streift dein Auge über den OO
Sand.
.Doch siehe: ‒ dort leuchtet etwas OO
zwischen den Kieseln!
.Eilend wirfst du deine bunten Steine OO
beiseite um jenes Leuchtende zu erlangen. OO
.Du findest deinen ersten Edelstein!
.Von diesem Tage an bist du weise ge‐ OO
worden!
186 Das Buch der königlichen Kunst
.Du wirst nicht mehr an Kieseln deine OO
Freude finden, die nur glänzen solange sie OO
das Meer umspült.
.Von heute an wirst du vieles verwerfen OO
von dem, was deinem Auge reizvoll er‐ OO
scheint, und wirst nur nach dem wenigen OO
suchen, das dauernd leuchtet.
.So verlangt es der Wille zur Freude:
.Freude ohne Enttäuschung,
.Freude ohne Unterlass,
.Freude ohne ein Ende!
.Du wirst nun fragen:
.„Wenn diese Lehre die Wahrheit birgt, OO
woher dann ‒ das Leid? ‒”
.Und ich antworte dir:
187 Das Buch der königlichen Kunst
.Leid ist der Freude Bedingnis und OO
Unterpfand!
.Alles im Kosmos lebt aus polaren Gegen‐ OO
sätzen.
.Klein und groß, nieder und hoch, OO
Leid und Freude, Lüge und Wahrheit, OO
Schwäche und Kraft, ‒ daraus lebt alles OO
Leben!
.Ohne das Leid könnte die Freude nicht OO
zu sich selber kommen, denn alles Tren‐ OO
nen und Teilen schafft Leid: ‒ Trennung OO
und Teilung aber ist vonnöten, damit OO
Freude sich in allen Formen offenbaren OO
kann, die ihr unendlichfältig verschiedenes OO
Wirken braucht, aus dem alles Leben sich OO
erhält.
.Aber dein Wille zur Freude wird dich OO
im Leid die Lüge sehen lehren und dir OO
so das Leid ent-werten.
188 Das Buch der königlichen Kunst
.Leid und Freude brauchen einander, OO
aber Leid und Freude bekämpfen auch OO
einander ohne zum Frieden zu gelangen. OO
.Leid wie Freude wollen deine Kräfte OO
an sich ziehen.
.Leid wie Freude wollen durch dich geOO
wertet werden.
.Soviel du der Freude Wert beimessenOO
wirst, soviel Wert entziehst du dem Leid, OO
‒ bis es dereinst zum willigen DienerOO
deiner Freude wird! ‒
.Ich rate dir gewiß nicht, allem Ungemach OO
feige zu entfliehen!
.Der Wille zur Freude will den Menschen OO
oft durch trübe Schicksalschluchten zu hellen OO
Höhen führen...
.Aller Sieg braucht Kampf.
189 Das Buch der königlichen Kunst
.Kampf heißt: Wunden erleiden und OO
Wunden schlagen!
.Leid wird dir durch Andere kommen OO
und du wirst Ursache werden für der AnOO
deren Leid.
.Hüte dich aber in deinem Willen zur OO
Freude, auch an den Wunden dich zu er‐ OO
freuen, die du im Kampfe schlagen mußt! OO
.Du sollst dein Leid in Fesseln legen, OO
wenn es dich nutzlos leiden macht.
.Wo aber dein Leid zum Kampfe forOO
dert, dort sollst du dir den Sieg erkämpfen! OO
.Alles Leid ist Lüge!
.Alles Leid geht dereinst unter in der OO
Wahrheit!
.Das Leid ist nichts Bleibendes!
.Nur die Freude ist ewig, weil sie der OO
Ewigkeit entstammt!
190 Das Buch der königlichen Kunst
.Alles Leid ist dein Gegner und WiderOO
part!
.Alles Leid mußt du binden und zum OO
Dienen zwingen, damit die Freude frei sei OO
und herrsche!
.Du sollst jedoch dein Leid nicht hassen! OO
.Hass ist die Farbe der Ohnmacht.
.Der Wille zur Freude aber wird dich OO
die Liebe des Siegers lehren!
.Im Willen zur Freude wird dir alles OO
leicht.
.Du hast des Lebens wirkensgewaltigste OO
Macht zur Seite!
.Auch einer, der dem Leide Zuwachs OO
schafft, strebt heimlich nach Freude...
.Sein Wille zur Freude ist zwar geOO
191 Das Buch der königlichen Kunst
fesselt, und dennoch bleibt er Quelle der OO
Kraft.
.Wille zur Freude zeugt alle Tat! OO
.Wille zur Freude erhält alles Leben! OO
.Wähle du selbst, ob, als betrogener OO
Kämpfer, du dem Leide dienen willst, ‒ OO
oder ‒ als Sieger ‒ das Leid überwinden?! OO
.Du kannst nur dann unterliegen, wenn OO
du vor dem Leide Furcht bezeugst!
.Zum furchtlosen Sieger aber will dich OO
der Wille zur Freude vollenden!
.Du findest den Willen zur Freude am OO
Werk in allem Dasein.
.Form und Maß will der Wille zur OO
Freude, damit die Freude geboren werden OO
könne aus der Liebe.
192 Das Buch der königlichen Kunst
.Liebe ist Streben nach Einigung alles OO
Ent-zweiten!
.Liebe allein zwingt Haß zum Dienste! OO
.Liebe vereinigt alles Entgegen-ge‐ OO
setzte!
.Aus der Liebe allein kann Wille zur OO
Freude die Freude zeugen!
.Wille zur Freude ist männlicher Wille, OO
‒ er bedarf der Gebärerin: ‒ der OO
Liebe! ‒
.Ohne Liebe wäre der Wille zur Freude OO
wie ein ruheloser Verdammter...
.Liebe erst gibt ihm Ziel und sichere OO
Richtung.
.Liebe schafft Ausgleich zwischen gegen‐ OO
sätzlichen Polen.
.Liebe ordnet alles Kleine dem Großen ein. OO
193 Das Buch der königlichen Kunst
.Liebe einigt Wert und Unwert nach OO
ewigen Gesetzen in umfassender Einheit. OO
.Jeder Unwert ist ihr lieb um des Wertes OO
willen, dem er dienen muss, ‒ denn es OO
gibt keine isolierten Werte und Unwerte OO
im Bereich der Wirklichkeit.
.Ungleichen Ranges, bedingen doch Wert OO
und Unwert immerdar einander.
.Alles was wachsen will, muß Wert und OO
Unwert zu vereinen streben.
.Alles Lebendige braucht VereinigungOO
ungleicher Teile in der Liebe.
.So nur erwächst das Bleibende!
.Du siehst die Menschen sterben und OO
du fragst:
.„Wo ist hier nun das Bleibende?! ‒” OO
.Frage lieber:
194 Das Buch der königlichen Kunst
.„Wo ist hier das Vergängliche?!”
.Die liebsten Menschen sah ich sterben, OO
und nichts Vergängliches konnte ich finden. OO
.Betrachte, was zurückblieb von allen, OO
die auf dieser Erde lebten, und du wirst OO
nur neue Einigung der Teile gewahren, OO
soweit dein äußeres Auge sieht!
.Wer will dir dort, wohin dein Erden‐ OO
körperauge nicht zu sehen weiß, etwa VerOO
gängliches zeigen??
.Dorthin, wohin zu sehen es nicht taugt, OO
sah es auch damals nicht, als die dir nun OO
entrückten Menschen noch deinen Sinnen OO
faßbar waren.
.Deine Sinne hatten ehedem dir nur ge‐ OO
zeigt, daß da etwas Bestimmtes sei, von dem OO
dir nur die Wirkung auf deine Sinne OO
Kenntnis gab.
.Glaubst du nun das vernichtet, was du OO
voreinst seiend wußtest, als es noch aufOO
195 Das Buch der königlichen Kunst
deine Sinne wirken konnte, ‒ dann bist OO
du wahrhaftig nur ein „Sklave” deiner OO
Sinne! ‒
.Auch alle Totentrauer entstammt nur OO
dem Willen zur Freude, der sich in Ohn‐ OO
macht findet, das zurückzuholen, was ihm OO
als Anlaß der Freude entschwunden ist. OO
.Trügerisch betört dich diese Trauer, will OO
sie dir den Glauben an das Dasein derer OO
nehmen, die dein körperliches Auge nicht OO
mehr sehen kann, weil es nur KörperOO
sinnenfälliges zu sehen tauglich ist.
.Dich selbst kannst du betrauern, weil OO
du einer Täuschung erlegen warst!
.Nur was die Sinne deines Körpers be‐ OO
rührte, hattest du für das Seiende gehalten... OO
.Nun mußt du sehen, daß die vergängliche OO
Freude am Sinnenfälligen des Men‐ OO
schen etwas sehr wesentlich anderes ist, OO
196 Das Buch der königlichen Kunst
als die bleibende Freude am MenschenOO
selbst.
.Nun mußt du erkennen lernen, daß alle OO
„Sichtbarkeit” nur unsichtbarer WirkOO
lichkeit zeitliches Zeugnis ist.
.Alle Wirklichkeit wirkt aus dem UnOO
sichtbaren!
.Willst du die Wirklichkeit des MenOO
schen finden, so wirst du sie nur im UnOO
sichtbaren, durch dein Unsichtbares er‐ OO
reichen können! ‒
.Du darfst der Sichtbarkeit zwar vieles, OO
aber nicht alles glauben!
.Du mußt die Sichtbarkeit als Gegenpol OO
deines Unsichtbaren erkennen lernen!
.Wir könnten nicht in diesem Dasein OO
uns erleben, ohne den ins Äußere streben‐ OO
den Willen zum erdensinnenhaften Sicht‐ OO
barsein.
197 Das Buch der königlichen Kunst
.Unsichtbar wirkender und sichtbar geOO
wirkter Wille sind in uns zeitlich vereint. OO
.Noch nähern wir uns nicht der geist‐ OO
gesetzlich bestimmten Bedingung zu bleiOO
bender Einung beider Willenspole.
.Erlösung vom Zuviel, ‒
.Ergänzung des Zuwenig: ‒
nichts anderes ist in Wahrheit der „Tod”, OO
der unser Unsichtbares aus dem Sichtbaren OO
löst.
.Nicht mehr gehemmt durch sichtbare OO
Formen, werden wir dennoch auch in der OO
Sichtbarkeit leben und wirken: ‒ ein jeder OO
als Ganzes, bewußt seiner selbst nun aus OO
dem allewigen Ganzen...
.Weil ihr „Außen” ein „Innen” wurde, OO
dein „Innen” aber noch mit deinem OO
„Außen” ringt, ‒ darum findest du keinen OO
198 Das Buch der königlichen Kunst
Weg zu denen, die du: „die TotenOO
nennst. ‒
.Es gibt zwar einen Weg zu ihnen, aber OO
nur wenige Menschen sind jeweils im Leibes‐ OO
leben, die diesen Weg gefahrlos betreten OO
können.
.Er beginnt im Äußeren und führt durch OO
die innersten Hallen der Natur, bevor er OO
sein Ziel erreicht.
.Der Mensch, der ihn betreten will, muß OO
selbst diesen Weg erleuchten, sonst ver‐ OO
irrt sich der Wandernde in den Labyrinthen OO
die zu „durchwandern” sind.
.Nacht und Verwirrung umfängt ihn dort, OO
bis er selbst in Nacht und Verwirrung OO
untergeht.
.Irrsinn ist dann das Ende!
.Alle, die gefahrlos diesen Weg betreten OO
können, ‒ meiden ihn.
199 Das Buch der königlichen Kunst
.Alle könnten die Wahrheit meiner Worte OO
bezeugen.
.Du kannst dich selbst kaum in deinem OO
„Innen” erkennen, ‒ wie dürftest du hoffen, OO
die zarten Stimmen der Entrückten dort OO
zu vernehmen!?!
.Es bleibt aber gänzlich unnütz, etwa im OO
„Außen” nach Beweis für etwas zu suchen, OO
was nur im allerinnersten „Innen” zu fin‐ OO
den ist.
.Ewiges Leben ist Ruhe und Tat.
.Ruhe und Tat sind in ewigem Wechsel OO
wie Ebbe und Flut, im ewigen Meere inner‐ OO
sten Geschehens.
.Ewige Ruhe wäre wirklicher Tod!
.Ewige Tat wäre wirkliche Verdammnis! OO
.Ruhe und Tat in Freude vereinigt, OO
sind seliges Leben!
200 Das Buch der königlichen Kunst
.Du deutest irrig deine Sehnsucht, wenn OO
du nach „ewiger Ruhe” zu verlangen glaubst. OO
.Deine Sehnsucht will ewige Freude in OO
Ruhe und Tat!
.Freude ist menschliches FühlenOO
göttlicher Vollkommenheit!
.Darum sollst du dem Willen zur Freude OO
Macht in dir geben!
.Du kannst nie zuviel nach Freude OO
verlangen!
.Und was jetzt dir an bleibender Freude OO
gegeben wird, kann niemals dir wieder OO
genommen werden...
.Allüberall stellt Natur ihre Wegzeiger OO
auf.
.Die Menschen tollen daran vorüber wie OO
tanzende Kinder...
201 Das Buch der königlichen Kunst
.Ihr solltet besser auf die Wegzeiger achOO
ten lernen! ‒
.Noch strebt ihr nach Lust, und laßt von OO
Gelüsten euch verzehren, indessen allein OO
nur die Freude ins dauernde Leben führt... OO
.Gott ist in der Freude!
.Freude ist klares Licht!
.Lust und Gelüste sind schwelenderOO
Brand!
.Der Wille zur Freude ist Wille zu Gott! OO
.Erkenne dich selbst: ‒
.Schlafender Wille warst du, bevorOO
der eine Pol in dir zur SichtbarkeitOO
drängte.
.Träumender Wille bist du noch jetzt! OO
.Mehr und mehr aber wirst du zu waOO
chem Willen werden, bis du dereinst in OO
202 Das Buch der königlichen Kunst
Freude und Klarheit alles in dir lebendig OO
durch-willst.
.Alle Gesetzestafeln sind durch den Willen OO
zur Freude errichtet.
.Du selbst bist Wille zur Freude und OO
folgst nur eigenem Gesetz, wenn du in der OO
Freude zu dir selber kommen willst und OO
in Freude zu Gott!
.Alles, was bleibende Freude bewirkt, OO
wird dir dienen.
.Alles, was bleibender Freude nicht OO
dient, muß dir schaden.
.Du selbst bist dein Richter, und dein OO
Richterspruch ist deine Tat!
.Du kannst dich selbst für lange Zeit OO
„verdammen”, und kannst dich durch dein OO
Tun zur höchsten „Seligkeit” erheben... OO
203 Das Buch der königlichen Kunst
.So lange du aber auch irren magst, ‒ OO
du mußt zuletzt, und wenn es auch nach OO
Äonen wäre, dir selber folgen!
.Sobald du dich selber erkennst, wirst OO
du im Lichte der Gottheit dich finden. OO
.Noch strebst du hinaus in ein leeres, OO
starres Nichts.
.Noch spähst du nach tausend Zielen OO
irgendwo „da draußen”...
.Dereinst aber mußt du erfahren, daß OO
du nur selbst dir zum Ziel werden sollst, OO
im Willen zur Freude an dir selbst. OO
.Du hältst in deiner Hand die Macht, OO
dich zu binden und dich zu lösen!
.Noch bist du deiner Macht dir nicht OO
bewußt.
204 Das Buch der königlichen Kunst
.Du erwartest „außen”, was nur im InnerOO
sten geschieht.
.„Außen” und „Innen” aber werden dir OO
zu Einem werden, wenn du dich selbstOO
erst im Willen zur Freude erkennst!
.Lange hatte man dich belehrt, daß „Trüb‐ OO
sal des Herzens” und „Zerknirschung” dich OO
Gott nahe bringen könnten.
.Du hattest diesen Lehren vertraut, und OO
nun fürchtest du dich auf dem Wege zu OO
dir selbst und zu deinem Gott.
.Fürchte aber nichts, als was dichOO
fürchten machen will!
.Du wirst furchtlos in der Kraft der OO
Freude schreiten, sobald du dich selbstOO
im Willen zur Freude willst.
.Im Willen zur Freude wirst du ewiOO
ges Leben erleben!
205 Das Buch der königlichen Kunst
.Im Willen zur Freude offenbart sich OO
dir dein lebendiger Gott!
.Im Willen zur Freude wird sich Gott OO
dir dereinst auf ewig einen!
.Dann wirst du erkennen, daß es nur OO
düstere Götzen waren, die vordem dich OO
der Freude an dir selber, als der Ur‐ OO
quelle deines Willens zur Freude, fernzu‐ OO
halten suchten!
.Dann wirst du entdecken, daß es ‒ OO
Angst war, was dich nicht zu deiner Freude OO
kommen ließ!
.Dann wirst du erfahren, daß dein Sein OO
dir nur sicher ist, wenn du dich an dirOO
selber freuen kannst!
.In heiliger Freude dir ewig selber ge‐ OO
schenkt, wirst du auf ewig im Willen zurOO
Freude sein!
206 Das Buch der königlichen Kunst
AUSKLANG
WAS DIE SO WENIGEN, MIR IM GEISTE
.VEREINTEN,
ABER DURCH BLUTÜBERTRAGENES
.DENKEN
URALTER FORM VERPFLICHTETEN,
.MEINER BRÜDER,
HEUTE NOCH SO VERBORGEN
.HALTEN,
DASS SIE NUR HART UND VIELFACH
.GESCHULTEN
NACH LANGER PRÜFUNG
SPARSAMEN EINBLICK GEWÄHREN,
DAS DURFTE ICH ALLEN MENSCHEN
.OFFENBAREN,
DIE MEINE WORTE ERFASSEN.
ALLE BEDENKEN WURDEN ENTKRÄFTET,
DIE SOLCHE KÜNDUNG AUFHALTEN
.WOLLTEN, ‒
207 Das Buch der königlichen Kunst
BLEIBT DOCH VERHÜLLT AUCH DAS
.OFFENBARE,
ALLEN, DIE SELBST NOCH NICHT
.SEHEN KÖNNEN.
WISSEND ABER MIED ICH WESTLICHE
.WEISE:
„WIRKLICHKEIT” DAS NUR ZU
.NENNEN,
WAS DAS GEHIRN DAFÜR HÄLT. ‒
DENN ICH BIN EINGEFÜGT EWIGER
.ORDNUNG
UND BEFOLGE GESETZE
.ÜBERZEITLICHER ART.
208 Das Buch der königlichen Kunst
ENDE